Lösungen zu Arbeitsblättern
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Überlebensstrategien des Feuersalamanders – Kann sich der Feuersalamander an neue Umweltbedingungen anpassen? Ergänzung zum gleichnamigen Beitrag in: Praxis der Naturwissenschaften Biologie in der Schule, Heft 2/62, März 2013, S. 28-35 Lösungsvorschläge zu den Aufgaben auf den Arbeitsblättern M. Waldhelm Arbeitsblatt 1 (Kurzporträt und Gefährdung) [1 bis 9] 1. In Deutschland insgesamt ist aktuell keine Gefährdung des Feuersalamanders erkennbar, wohl aber in den meisten Bundesländern sowie in den Nachbarländern Österreich und Schweiz. In vier Bundesländern ist der Gefährdungsgrad seit 1997 konstant geblieben, in fünf Ländern sind die Bestände (weiter) zurückgegangen. In Hamburg und Schleswig-Holstein ist der Feuersalamander inzwischen ausgestorben. Nur in Nordrhein-Westfalen und im Saarland ist der Feuersalamander ungefährdet. In Thüringen haben sich die Bestände erholt. Wenn sich der Trend fortsetzen sollte, könnte der Feuersalamander in Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt aussterben und vielleicht in ganz Deutschland wieder gefährdet sein. Zusatzinformation: Beim Feuersalamander ist die Bestandserfassung aufgrund der Tatsache, dass er nachtaktiv ist und sich die meiste Zeit versteckt hält, recht schwierig. Auch die Larvendichte lässt nur beschränkt Rückschlüsse auf die Größe einer Population zu. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Bewertungskriterien für die Einstufung in Rote Listen leicht verändert, so dass die Daten nur bedingt vergleichbar sind. In Frankreich ist der Feuersalamander nicht gefährdet. 2. Fragen: Wo liegen die Ursachen für die Gefährdung des Feuersalamanders? Warum sind die Gefährdungsgrade in den einzelnen Ländern unterschiedlich? Haben sich die Bestände in Deutschland und im Bundesland Thüringen tatsächlich erholt? Wenn ja, worauf ist dies zurückzuführen? Über welche Überlebensstrategien verfügt der Feuersalamander? Hat er eine Chance zu überleben? Über welche Maßnahmen kann er vor dem Aussterben bewahrt werden? Arbeitsblatt 2 (Verbreitung) [5, 7, 8] 1. Die Karte zeigt, dass das Verbreitungsgebiet des Feuersalamanders insgesamt recht groß ist, dass aber innerhalb dieses Gebietes weite Landstriche unbesiedelt sind. Grenzen des Verbreitungsgebietes: Im Norden: Norddeutschland, Belgien, Nord-Frankreich. Im Westen: Atlantikküste. Im Süden: nördliche Mittelmeerküste. Im Osten: Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Süd-Polen. Es gibt eine klare Grenze nach Norden, keine Besiedlung von England, Irland und den Mittelmeerinseln, regionale Vorkommen auf der iberischen Halbinsel. Die Art gliedert sich in elf geografisch begrenzte Unterarten, deren Verbreitungsareale fingerförmig in unbesiedelte Gebiete ragen. Wahrscheinlich gibt es nur in bestimmten Landschaften geeignete Lebensräume. Wo sich die Areale zweier Unterarten überlappen, kommen Bastarde vor. Paarungen zwischen den Unterarten sind also mancherorts möglich. Andererseits ist S. salamandra longirostris von den anderen Unterarten völlig isoliert und hat sich vielleicht deshalb zu einer eigenen Art entwickelt. Die Verbreitung weist Lücken auf: Allgäu, Tirol, Ostschweiz, Ungarn. Die Besiedlungsdichte ist in den einzelnen Gebieten unterschiedlich. Teilweise sind die Populationen klein und voneinander isoliert. Dies könnte der Grund dafür sein, dass die östliche Verbreitungsgrenze unklar und nur durch konkrete Fundorte markiert ist. Vielleicht sind dort nicht alle Populationen bekannt. Zusatzinformationen: In Portugal und Spanien ist die Verbreitung oft (aber nicht immer) an die kühleren und feuchteren Gebirgszüge gebunden, die durch flache Landschaften unterbrochen sind. Die diversen Unterarten unterscheiden sich morphologisch (dorsales Färbungsmuster und Körperproportionen) und genetisch. Dieses Ausmaß an Diversität ist für Schwanzlurche sehr ungewöhnlich. Man unterscheidet heute fünf Feuersalamander-Arten, die früher alle als Unteraten von Salamandra salamandra betrachtet wurden: S. salamandra mit mindestens 15 Unterarten, S. longirostris (Südspanien), S. corsica (Korsika), S. infraimmaculata (Vorderasien) und S. algira (Nordafrika). 2. Einerseits bietet die Größe des Verbreitungsgebietes gute Chancen, dass der Feuersalamander überleben kann. Die subspezifische Gliederung in Unterarten zeugt von einem weiten Spektrum genetisch determinierter morphologischer Heterogenität und Variabilität, als Voraussetzung dafür, dass sich eine Art an unterschiedliche Lebensbedingungen anpassen kann. So werden sich die heute vorkommenden Unterarten aus geografischen Rassen entwickelt haben, die sich an unterschiedliche klimatische und geografische Bedingungen angepasst haben. Andererseits sind kleine, isoliert lebende Populationen gefährdet, da der Genaustausch mit anderen Populationen fehlt, wodurch die Anpassungsfähigkeit reduziert ist. Außerdem wird ein Gebiet, in dem die Tiere wie auf einer Insel leben, auf natürliche Weise kaum wiederbesiedelt, wenn die dortige Population aus irgendwelchen Gründen erlischt. Zusatzinformation: In Spanien steht S. s. almanzoris aufgrund des geringen Vorkommens auf der Roten Liste. 3. Körper langgestreckt, kurze Beine, runder Schwanz, glatte Haut. Kopf flach und breit, mit hervorstehenden Augen, beiderseits große Ohrdrüsen (Parotiden) mit schwarzen Drüsenausgängen. Weitere Giftdrüsen am Rücken, in zwei Reihen angeordnet. Oberseite schwarz mit gelber Zeichnung. S. s. salamandra (Nominatform): Gelbe Partien in Form unregelmäßig angeordneter Flecken. S. s. terrestris: Gelbe Partien in Längsstreifen angeordnet. Bezüglich des Zeichnungsmusters (Lage, Größe und Form der gelben Flecken) zeigen sich individuelle Unterschiede. Man kann davon ausgehen, dass das Zeichnungsmuster eine Angepasstheit an die jeweiligen Umweltbedingungen darstellt. Die Körperzeichnung könnte zur Tarnung dienen, je nachdem wie der Untergrund beschaffen ist. Sie könnte auch der Abschreckung potenzieller Fressfeinde dienen, die lernen, dass schwarz-gelbe Tiere giftig sind. In beiden Fällen hätte sie einen Selektionswert und hätte Einfluss auf die Überlebenschancen eines Einzeltieres, einer Population oder einer Unterart. Falls sich die Struktur von Laubwäldern, z. B. durch eine andere Form der Bewirtschaftung so verändert, dass die Tiere mit ihrer an die ursprünglichen Verhältnisse angepassten Körperzeichnung nicht mehr hinreichend getarnt wären, könnte diese Veränderung den Fortbestand der Art gefährden. Zusatzinformationen: Bezüglich des dorsalen Zeichnungsmusters ist besonders in Mischpopulationen die Heterogenität überaus groß. In Anbetracht der Tatsache, dass Feuersalamander überwiegend im Dunkeln unterwegs sind, wird der Färbung eher eine somatolytische (Gestalt auflösende) Funktion bei Tage zugemessen. Je nach Farbe des Untergrunds während der Larvalentwicklung ist bei den metamorphosierten Tieren der Gelbanteil am Farbmuster größer oder kleiner. Arbeitsblatt 3 (Habitat) [7, 8, 12, 13] 1. Da bei Amphibien in der terrestrischen Phase die Atmung zu einem beträchtlichen Teil über die Haut erfolgt, ist die Haut dünn und durchlässig. Nachtaktivität und cavernicoles Verhalten stellen für den Feuersalamander eine wichtige Überlebensstrategie dar, denn niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verringern das Austrocknungsrisiko. Während der Sommermonate hängt die Aktivität der Tiere stark von der umgebenden Luftfeuchtigkeit ab: Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto mehr Tiere sind unterwegs. Auch dieses Verhalten ist biologisch sinnvoll, weil es verhindert, dass die Tiere austrocknen und nicht mehr atmen können. Das Laichgewässer ist günstig gewählt, da die Larven dort keinen räuberischen Fischen ausgesetzt sind und normalerweise nicht in die Gefahr geraten, in Fischregionen verdriftet zu werden. Die konstante Wassertemperatur ermöglicht eine gleichmäßige Larvenentwicklung über viele Monate. 2. Sämtliche Waldtypen, die als Lebensraum für Feuersalamander in Frage kommen, stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen. Sie sind als „gefährdet“ oder „(sehr) stark gefährdet“ eingestuft. Dies gilt in besonderem Maße für Birken-Eichenwälder. Die Gefährdungsursachen liegen meist gleichermaßen im Flächenverlust, d. h. dass die Biotope als solche vernichtet werden, beispielsweise durch Abholzung, wie im Qualitätsverlust, wenn z. B. ein naturnaher Wald forstwirtschaftlich stärker genutzt wird, andere Baumarten gepflanzt oder Wege angelegt werden. Hinzu kommt, dass eine mögliche Regenerierung dieser Biotoptypen sehr lange dauern würde, wenn diese erst einmal zerstört sind. Die Gewässertypen, die Feuersalamander für das Absetzen der Larven bevorzugen, sind noch stärker gefährdet, teilweise von vollständiger Vernichtung bedroht. Selbst Bachläufe, deren Qualität bereits gemindert ist, z. B. durch den Eintrag von Schadstoffen aus der Landwirtschaft oder menschlichen Siedlungen, gelten als (stark) gefährdet. Auch diese Lebensräume können in absehbarer Zeit nicht regeneriert werden. Hieraus lässt sich ableiten, dass der Verlust geeigneter Habitate eine erhebliche Gefährdung darstellt und dass dieser vielleicht die wichtigste Ursache für die rückläufige Entwicklung der Bestände in den vergangenen Jahrzehnten ist. Insbesondere die Veränderung oder Zerstörung typischer Laichgewässer dürfte ein entscheidender Grund für den Rückgang der Art sein, obwohl der Feuersalamander bezüglich der Gewässerwahl eine gewisse Flexibilität aufweist. 3. Der Klimawandel wird sich sowohl auf die terrestrischen als auch auf die aquatischen Lebensräume des Feuersalamanders nachteilig auswirken. Höhere Sommertemperaturen, verbunden mit größerer Trockenheit, können dazu führen, dass Laichgewässer austrocknen, bevor die Larven metamorphosiert sind, und dass es an Land weniger Verstecke mit geeignetem Mikroklima gibt. Auch werden die Tiere, aufgrund der geringeren Luftfeuchtigkeit, ihre Verstecke seltener verlassen, was sich negativ auf die Nahrungssuche und auf die Fortpflanzung auswirkt. Da sommerliche Hitze und Trockenheit vor allem in Spanien zunehmen, werden die dort lebenden Feuersalamander vom Klimawandel am stärksten betroffen sein. Starke Niederschläge können in Bächen zu Hochwasser führen, durch das die Larven in Gewässerabschnitte gespült werden, in denen sie nicht überleben. Wenn man bedenkt, dass die Bestandsrückgänge beim Feuersalamander anscheinend wesentlich auf den Verlust oder die Beeinträchtigung arttypischer Biotope zurückzuführen sind, bedeutet der Klimawandel für die Art eine ernstzunehmende Gefährdung. Arbeitsblatt 4 (Fortpflanzung) [7, 8, 15, 17] 1. Bei der Ovoparie der Amphibien erfolgt die Befruchtung der Eizellen im Wasser, außerhalb des Körpers (äußere Befruchtung). Obwohl aufgrund des differenzierten Paarungsverhaltens bei Molchen, Fröschen und Kröten die Befruchtung relativ sicher ist, müssen viel mehr Eizellen produziert und besamt werden, als wenn die Befruchtung, wie beim Feuersalamander, im Innern des Körpers stattfindet (innere Befruchtung). Auch ist die Verlustrate von Eiern und Embryonen im Wasser höher, da sie von Anfang an zahlreichen Fressfeinden ausgesetzt sind, während sich beim Feuersalamander die Eier und Embryonen geschützt im Muttertier entwickeln. Da bei den übrigen Amphibien Paarung und Ablaichen zeitlich zusammenfallen, sind diese stärker von Witterungsbedingungen abhängig als Tiere, die sich in einem breiteren Zeitfenster an Land paaren, den Befruchtungsvorgang hinausschieben können und die Larven später absetzen, wenn der Winter vorbei ist, und auch dies erst, wenn die Bedingungen günstig sind. Ferner steht den Feuersalamanderembryonen lange Zeit Nahrung in Form des Dottervorrats zur Verfügung, während der Frosch- und Krötennachwuchs bereits kurz nach dem Schlüpfen auf Nahrungssuche gehen muss. In Gegenden, in denen es keine oder nur wenige geeignete Laichgewässer gibt, haben diejenigen Formen einen Selektionsvorteil, bei denen auch die Larvalentwicklung im Muttertier stattfindet. Ein evolutionärer Anpassungsprozess an wasserarme Habitate setzt voraus, dass die Dauer der intrauterinen Entwicklung genetisch determiniert ist. Als Ansatzpunkt für die natürliche Selektion muss es innerhalb der Ausgangspopulation diesbezüglich eine gewisse Variationsbreite geben, die letztlich auf Mutationen zurückgeht. Ein evolutionärer Zwischenschritt zwischen der Larviparie und der obligatorischen Juviparie ist die fakultative Juviparie, bei der sich die Tiere innerhalb einer ebenfalls genetisch festgelegten Reaktionsnorm individuell an die aktuellen Umweltbedingungen anpassen können. 2. Die Vielfalt der Fortpflanzungsstrategien und Entwicklungsabläufe zeigt, dass der Feuersalamander ein hohes Maß an Flexibilität und Plastizität aufweist. Wenn in den kommenden Jahrzehnten die Sommer wärmer und trockener werden, vor allem in Spanien, hat dies Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Laichgewässern. Eine entsprechende Variationsbreite vorausgesetzt, könnte es bei verschiedenen Unterarten, wie bei S. s. bernadezi, eine Tendenz zur Verlängerung der intrauterinen Entwicklung geben. Muttertiere, die geburtsreife Larven länger zurückhalten können, wenn die Laichbedingungen ungünstig sind, bedeuten einen Selektionsvorteil. In Deutschland geht das Absetzen von Frühjahrslarven in diese Richtung, eine geeignete Überlebensstrategie, wenn die Larven so der Gefahr durch Hochwasser entgehen. Die Beobachtungen im Kölner Raum zeigen, dass über assortative Paarung eine evolutionäre Anpassung an andere als die typischen Laichgewässer möglich ist. Falls sich die klimatischen Verhältnisse nicht zu schnell verändern, können sich Art und Unterarten anpassen und somit überleben. 3. Die Larven tragen seitlich am Kopf Außenkiemen in Form von verzweigten Hautausstülpungen, die den Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid mit dem umgebenden Wasser ermöglichen. Die Länge der Kiemen hängt vom Sauerstoffgehalt des Wassers ab: Je weniger Sauerstoff zur Verfügung steht, desto länger sind die Kiemen. Das bedeutet, dass sich die Larven individuell an ungünstige Sauerverhältnisse anpassen können, indem sie die Oberfläche der Kiemen vergrößern, was ihre Überlebenschancen erhöht. Andererseits können über die dünnwandigen Kiemen auch Schadstoffe in den Blutkreislauf gelangen. Je größer die Oberfläche ist, desto mehr Schadstoffe dringen ein und schädigen die Tiere. Wenn durch die Einleitung von Nährstoffen der Sauerstoffgehalt des Gewässers sinkt und das Gewässer zusätzlich mit Pestiziden und Düngemitteln belastet ist, haben Feuersalamanderlarven nur geringe Überlebenschancen. Zusatzinformation: Wenn der Sauerstoffgehalt eines Gewässers unter einen kritischen Wert sinkt, können die Larven nicht überleben. Auch pH-Werte unterhalb von 4 sind für die Larven tödlich. Verschiedene Herbizide führen zu einer Deformierung von Kiemen und Zehen, rufen Hautveränderungen hervor und beenden vorzeitig die Larvalentwicklung, so dass die Tiere mit geringeren Größen metamorphosieren und an Land gehen. In siedlungsnahen Bereichen wird oft Oberflächenwasser von versiegelten Flächen (Dächer, Straßen) direkt in einen Bach geleitet. Arbeitsblatt 5 (Nahrung) [7, 8, 10] 1. Feuersalamander sind in allen Entwicklungsphasen Nahrungsgeneralisten. Sie fressen alles, was in ihr Beuteschema passt. Insbesondere der Vergleich der Nahrungsspektren der Salamanderlarven zeigt, dass sie beim Beutefang nicht wählerisch sind, sondern genau die Nahrung aufnehmen, die sie in ihrem Gewässer vorfinden: Insekten und kleine Krebse, und zwar im gleichen Mengenverhältnis wie im Gewässer vorhanden, selbst wenn unter energetischen Gesichtspunkten eine andere Verteilung vorteilhafter wäre. In dem Stillgewässer bei Köln z. B. machen Ruderfußkrebse und Wasserflöhe zusammen fast drei Viertel der Beutetiere aus, tragen aber nur mit 5 % zur Deckung des Energiebedarfs bei. Zuckmückenlarven (12 % der Beute) dagegen liefern 58 % der Energie. Ähnliche Abweichungen treten in dem untersuchten Fließgewässer bei Köln auf. Obwohl Muschelkrebse über die Hälfte der Beutetiere stellen, machen sie energetisch weniger als 1 % der Nahrung aus. Im Niederbergischen Land setzt sich die Nahrung ganz anders zusammen. Hier besteht sie zu fast 60 % aus Insekten(-larven). Angaben zum Energiegehalt der Beutetiergruppen fehlen hier. In der terrestrischen Phase fressen Feuersalamander alle Arten von nachtaktiven Wirbellosen, wobei die Beute nicht zu groß und nicht zu wehrhaft sein darf. Zusatzinformation: Prozentzahlen zu den Kreisdiagrammen: a) Copepoda 53 %, Ostracoda 12 %, Cladocera 19 %, Chironomidae 12 % b) Copepoda 19 %, Ostracoda 55 %, Chironomidae 10 %, Sonstige Insekten(-larven) 16 % c) Amphipoda 37 %, Plecoptera 33 %, Trichoptera 10 %, Sonstige Insekten(-larven) 16 % 2. Sowohl die Juvenilen/Adulten als auch die Larven des Feuersalamanders sind bezüglich ihrer Ernährung wenig spezialisiert und dadurch vermutlich recht anpassungsfähig. Die Beobachtung, dass der Magen der metamorphosierten Tiere sehr unterschiedlich gefüllt sein kann, zeigt, dass die Tiere nur unregelmäßig Nahrung aufnehmen und bei entsprechendem Angebot viel auf einmal fressen können. Das ermöglicht ihnen, ungünstige Zeiten, seien sie witterungs- oder jahreszeitlich bedingt, unbeschadet zu überstehen und Gewichtsverluste schnell wieder auszugleichen. Insofern könnten sie – innerhalb eines gewissen Toleranzbereiches – grundsätzlich auf Änderungen der Umweltbedingungen bezüglich des Nahrungsangebotes flexibel reagieren. Allerdings muss insgesamt der Energieaufwand für die Nahrungssuche dem Energiegewinn, der durch die Nahrung erzielt wird, entsprechen, was nach einer Kosten-Nutzen-Analyse bei den Larven nicht unbedingt der Fall ist. Es kann also sein, dass sich die Tiere zwar flexibel verhalten, langfristig aber entsprechend der Energiebilanz eine höhere oder geringere Fitness aufweisen. 3. Versuchsergebnis: Bei häufiger Fütterung wachsen die Larven schneller, metamorphosieren früher und halten sich weniger lange versteckt, als wenn sie seltener gefüttert werden. Daraus folgt, dass das Nahrungsangebot im Laichgewässer während der Larvalentwicklung entscheidend ist für die Fitness und die Überlebenschancen der Tiere. Dass sich die schlecht ernährten Larven häufiger in Verstecken aufhalten, könnte eine Überlebensstrategie sein. Vielleicht wären sie sonst aufgrund ihrer geringen Größe und ihres schlechten Allgemeinzustandes zu stark gefährdet. Andererseits führen die langen Versteckzeiten in der Natur zu noch geringerer Nahrungsaufnahme, was einen zusätzlichen Nachteil bringt. Zusatzinformationen: Gut genährte Larven sind nicht nur größer, sondern auch schwerer. Längere Versteckzeiten findet man auch bei Larven, die einem hohen Druck durch Prädatoren ausgesetzt sind. Es wird diskutiert, ob der versteckte Aufenthalt bei geringer Körpergröße, hier aufgrund von Nahrungsmangel, in der Natur dem Schutz vor möglichen Fressfeinden dient. Kleine Larven werden häufiger in untere Gewässerabschnitte verdriftet als größere Larven. Daher könnte der längere Aufenthalt in Verstecken auch ein Schutzverhalten gegenüber dieser Art von Gefahr sein. Arbeitsblatt 6 (Prädatoren und Pathogene) [7, 8, 11, 16] 1. Hypothese: Möglicherweise bindet Samandarin an die Na+-Kanäle in der subsynaptischen Membran, so dass sich die Kanäle nach einem Impuls langsamer oder gar nicht mehr schließen. Dadurch strömt immer weiter Na+ in die nachgeschaltete Nervenzelle und das EPSP (erregendes postsynaptisches Potenzial) steigt. Am postsynaptischen Neuron werden ununterbrochen Aktionspotenziale ausgelöst, die an motorischen Endplatten zu andauernden Muskelkontraktionen und damit zu Krämpfen führen. Mit zunehmendem Gehalt an Na+ im Zellinneren werden die Nervenzellen unerregbar. Eine Weiterleitung der Erregung ist nicht mehr möglich. Muskelkontraktionen bleiben aus. Ist die Atemmuskulatur betroffen, folgt der Tod durch (primäre) Atemlähmung. Zusatzinformation: Der molekulare Wirkungsmechanismus von Samandarin an den zentralen Synapsen ist noch nicht erforscht. Samandarin weist in der chemischen Struktur gewisse Ähnlichkeiten mit dem Batrachotoxin, dem auch für Menschen tödlichen Gift der Pfeilgiftfrösche auf und führt zu teilweise gleichen Symptomen. Für Batrachotoxin ist bekannt, dass es an neuromuskulären Synapsen nach einer Erregung die Schließung der Na+-Kanäle verhindert. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Salamandergift auch für Menschen gefährlich sein kann, wenn es in höheren Dosen über die Haut in den Körper gelangt, z. B. wenn man nacheinander mehrere frei lebende Feuersalamander in die Hand nimmt und aus nächster Nähe betrachtet. Heftige Übelkeit und krampfartige Brechattacken über mehrere Stunden können die Folge sein. Vor allzu innigem Kontakt mit Feuersalamandern sei hiermit gewarnt. Verstecken Warn/Tarnfarbe Drohhaltung, Gift 2. Adulte Tarnfarbe Verstecken viele Nachkommen Juvenile Larven Flucht (Gift) Tarnfarbe Embryonen Entwicklung im Mutterleib Die Überlebensstrategien des Feuersalamanders bezüglich des Prädatorendrucks scheinen effektiv zu sein, da unter natürlichen Bedingungen relativ wenig Tiere gefressen werden. Wenn allerdings Bäche künstlich ausgebaut oder begradigt werden, gehen die kleinen Nischen, in denen sich die Salamanderlarven verstecken können, verloren und die Strömungsgeschwindigkeit nimmt zu. Dadurch können die Larven in Gewässerabschnitte verdriftet werden, wo sie räuberischen Fischen ausgesetzt sind. Auch der Besatz ursprünglich fischfreier Quellregionen mit Bachforellen vermindert die Überlebenschancen der Larven. 3. Individuelle Anpassung: Feuersalamander könnten gegen den Chytridpilz Antikörper bilden und über Gedächtniszellen eine langfristige Immunität erreichen. Evolutionäre Anpassung: Falls es auch beim Salamander Bakterienformen gibt, die den Pilz hemmen, haben diejenigen Tiere, die diese Bakterien auf ihrer Haut „dulden“, einen Selektionsvorteil gegenüber denjenigen, bei denen die Bakterien bekämpft werden. So könnten durch natürliche Auslese resistente Feuersalamanderstämme entstehen. Voraussetzung hierfür sind möglichst gute Lebensbedingungen, in Form artgerechter Lebensräume und Umweltbedingungen, also intakte Biotope, ohne Schadstoffe, geeignete Temperaturen. Die Tiere müssen fit und kräftig sein, um eine Infektion zu überstehen. Tiere, die unter suboptimalen oder gar pessimalen Bedingungen leben, wie in der Laborsituation, sterben unmittelbar nach der Infektion. Ergebnis: Der Feuersalamander ist – wie alle Arten – morphologisch, physiologisch und ethologisch an seine Umwelt angepasst. Diese Angepasstheit ist genetisch determiniert. Die wichtigste Überlebensstrategie ist seine Fähigkeit, sich an unterschiedliche und wechselnde Umweltbedingungen anzupassen. Diese Anpassung geschieht individuell, innerhalb genetisch begrenzter, aber breiter Reaktionsnormen, wie auch evolutionär, durch natürliche Selektion bestimmter Genotypen bzw. Phänotypen. Trotzdem ist der Feuersalamander in mehreren Roten Listen als potenziell gefährdet, stark oder sehr stark gefährdet eingestuft und in einigen Gebieten ausgestorben. Hauptursache hierfür ist der Verlust geeigneter Biotope. Nur wenn die Lebensräume, an die der Feuersalamander angepasst ist, intakt sind und optimale Bedingungen stellen, sind die Tiere im biologischen Sinne fit genug, um sich kurz- und mittelfristig an neue Situationen anzupassen, seien es veränderte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte infolge des Klimawandels, oder seien es neue Parasiten wie der Chytridpilz. Dabei kann es u. U. zu einem Verdrängungswettbewerb zwischen einzelnen Unterarten sowie zu Arealverschiebungen kommen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass die vorhandenen Lebensräume geschützt werden müssen und die Entwicklung der Populationen genau beobachtet werden muss, um der Gefahr, dass der Feuersalamander – wie so viele andere Amphibienarten – ausstirbt, rechtzeitig begegnen zu können. Die Literaturangaben zu den Arbeitsblättern beziehen sich auf die gedruckte Literaturliste.