Sonderbetone - Estriche
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Sonderbetone - Estriche
Institut für Werkstoffe des Bauwesens Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen Sonderbetone Estriche Univ.-Prof. Dr.-Ing. K.-Ch. Thienel Dr.-Ing. A. Kustermann Dipl.-Ing. K. Anneser Frühjahrstrimester 2011 Inhaltsverzeichnis 1 2 3 Definition 3 1.1 Unterscheidungsmöglichkeiten 3 1.2 Technische Eigenschaften 4 Estricharten 7 2.1 Zementestrich CT 7 2.2 Calciumsulfatestrich CA [Lit. 4, Lit. 15] 9 2.3 Magnesiaestrich MA [Lit. 4, Lit. 17] 11 2.4 Gussasphaltestrich AS 12 2.5 Kunstharzestrich SR 13 2.6 Bitumenemulsionsestrich [Lit. 4] 14 2.7 Fertigteilestrich / Trockenestrich 15 Verlegearten [Lit. 4; Lit. 17] 16 3.1 Estrich auf Dämmschicht (schwimmender Estrich) 16 3.2 Estrich auf Trennschicht 17 3.3 Verbundestrich 18 3.4 Heizestrich [Lit. 4] 20 3.5 Ausgleichsestrich – Gefälleestrich 22 3.6 Hohlböden 23 3.7 Terrazzo 23 4 Bewehrungen 25 5 Fugen – Risse [Lit. 4; Lit. 17] 26 6 5.1 Arbeitsfugen 26 5.2 Scheinfugen 27 5.3 Bewegungsfugen 28 5.4 Randfugen 29 5.5 Risse 29 Literatur 30 2 1 Definition Estriche sind Mörtelschichten, bestehend aus Bindemitteln, Gesteinskörnung, Zusatzmitteln, Zusatzstoffen und Wasser. Die Funktion des Estrichs besteht im Wesentlichen darin, als Lastverteilungsschicht Höhendifferenzen der Rohdecke auszugleichen, um entweder selbst unmittelbar nutzfähig zu sein oder einen planebenen Untergrund für einen abschließenden Bodenbelag zu gewährleisten. Er kann entweder direkt auf einem tragfähigen Untergrund oder auf dazwischen liegenden Trenn- oder Dämmschichten aufgebracht werden. In Verbindung mit einer darunterliegenden Dämmschicht erfüllt der Estrich Anforderungen an Wärme- und Schallschutz. 1.1 Unterscheidungsmöglichkeiten Die gängigste Art der Unterscheidung ist die Unterteilung nach DIN 13813 [Lit. 2], in der nach Art des verwendeten Bindemittels unterteilt wird. Man kann den Estrich auch in Baustellen- und Fertigteilestrichen aufteilen, wobei der Baustellenestrich in konventioneller Bauart (erdfeuchte/plastische Konsistenz) oder als Fließestrich (fließfähige Konsistenz) eingebaut werden kann. Desweiteren kann man den Estrich nach seiner Verlegeart differenzieren, so kann er entweder direkt auf einem tragfähigen Untergrund oder auf zwischenliegenden Trennoder Dämmschichten aufgebracht werden. Neben normenkonformen Estrichen gibt es auch ungenormte Estricharten, die uneingeschränkt gebrauchstauglich sind. 1.1.1 Unterscheidung nach Bindemittel nach DIN EN 13813 [Lit. 2] Tabelle 1 listet die nach Bindemitteln unterschiedenen Estricharten mit ihren neuen und alten Kurzzeichen auf. Tabelle 1: Gegenüberstellung alter und neuer Bezeichnungen [Lit. 5] 1.1.2 Unterscheidung nach Herstellungsart • • Baustellenestrich, konventionell in erdfeuchter / plastischer Konsistenz oder als Fließestrich (in fließfähiger Konsistenz) Fertigteilestrich (Trockenestrich) 3 1.1.3 Unterscheidung nach Verlegeart • • • • • • • Estrich auf Dämmschicht (= schwimmender Estrich) Estrich auf Trennschicht Verbundestrich Heizestrich Ausgleichsestrich / Gefälleestrich Hohlböden Terrazzo 1.2 Technische Eigenschaften 1.2.1 Allgemeines Grundlage für die Anforderungen an die Eigenschaften der Estriche und Estrichmörtel und deren Prüfung sind die in Tabelle 2 aufgelisteten Normen. Nach DIN 18560 [Lit.6] muss ein Estrich „in jeder Schicht hinsichtlich Dicke, Rohdichte und mechanischer Eigenschaften möglichst gleichmäßig sein…“ und die in DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“ [Lit. 8] festgelegten Toleranzen einhalten. Ist das nicht gegeben, müssen bei einem Estrich auf Trennschicht und einem schwimmenden Estrich Ausgleichsschichten eingebracht werden. Tabelle 2: Grundlegende Normen für Estriche [Lit. 3] 1.2.2 Prüfverfahren Die Eigenschaften des Estrichs müssen durch Prüfungen nachgewiesen werden. Hierbei unterscheidet man in „normative Prüfungen“ (zwingend) und in „optionale Prüfungen“ (nur wenn vereinbart). Tabelle 3 listet diese nach DIN 13813 auf [Lit. 2, Lit. 5]. Zwingend erforderlich sind die Prüfungen der Druckfestigkeit und der Biegezugfestigkeit. Geprüft werden drei Prüfkörper mit den Maßen 40 mm × 40 mm × 160 mm nach DIN 13892 [Lit. 5]. 4 Optional können Prüfungen erforderlich werden, wenn für besondere Anwendungsgebiete zusätzliche Anforderungen an den Verschleißwiderstand (z. B. A – nach Böhme), an die Oberflächenhärte, die Eindringtiefe, den Widerstand gegen Rollbeanspruchung, die Verarbeitungszeit, das Schwinden und Quellen, die Konsistenz, den pH-Wert, den Biegezugelastizitätsmodul, die Schlagfestigkeit oder die Haftzugfestigkeit gestellt werden. [Lit. 2]. Tabelle 3: Estrichmörtel und zugehörige Prüfungen [Lit. 2] Entsprechend der Prüfwerte nach DIN EN 13892 [Lit. 5] werden die Estriche bzw. Estrichmörtel in DIN 13813 [Lit. 2] in verschiedene Klassen unterteilt. 1.2.3 Druckfestigkeit und Biegezugfestigkeit Vom Entwurfsverfasser der Leistungsbeschreibung müssen mindestens die Druckfestigkeitsklasse (C) und die Biegezugfestigkeit (F) angegeben werden [Tabelle 4, Tabelle 5]. Tabelle 4: Druckfestigkeitsklassen für Estrichmörtel [Lit. 2] 5 Tabelle 5: Biegezugfestigkeitsklassen für Estrichmörtel [Lit. 2] 1.2.4 Dicke Hinsichtlich der Estrichdicken ist in den Normen „keine Festlegung getroffen, weshalb jede Mörtelschicht im Bereich zwischen Spachtelmasse, Beschichtung und Betonfußboden als Estrich einzuordnen ist“ [Lit. 5]. Nach DIN 18560 [Lit. 6] ist die Estrichdicke auf die jeweilige Estrichbauart und den jeweiligen Verwendungszweck des Estrichs abzustimmen. Generell gilt aber, den Estrich nicht unnötig dick herzustellen. 1.2.5 Bestätigungsprüfung [Lit. 4] „Die Bestätigungsprüfung dient dem Nachweis der Dicke oder der Festigkeit oder gegebenenfalls anderer Eigenschaften, z. B. des Verschleißwiderstandes, eingebauter Calciumsulfat-, Magnesia-, Kunstharz- oder Zementestriche; bei Magnesiaestrichen dient sie gegebenenfalls zusätzlich dem Nachweis der Trockenrohdichte oder bei Gussasphaltestrichen dem Nachweis der Härte. Die Bestätigungsprüfung ist nur in Sonderfällen durchzuführen, wenn z. B. erhebliche Zweifel an der Güte des Estrichs im Bauwerk bestehen. Es kann nötig werden, die Eigenschaften durch Entnahme von Proben aus dem Estrich zu bestimmen. Die Proben sind möglichst erschütterungsfrei so zu entnehmen, dass sie ein ausreichendes Bild über die Beschaffenheit des Estrichs geben. Die Art der Bestätigungsprüfung ist abhängig von der Estrichart. Nähere Angaben zur Bestätigungsprüfung bei den verschiedenen Estricharten sind den weiteren Normen der Reihe DIN 18560 zu entnehmen.“ 1.2.6 Brandverhalten Zementestrichmörtel, Calciumsulfatestrichmörtel und Magnesiaestrichmörtel werden der Baustoffklasse A 1 zugeordnet, wenn der Massenanteil organischer Substanzen 1 % nicht überschreitet. [Lit. 6] 1.2.7 Weitere besondere Eigenschaften Anforderungen an besondere Eigenschaften sind in DIN EN 13813 [Lit. 2] beschrieben. Sie sind anzugeben, wenn sie durch gesetzliche Anforderungen verlangt werden oder wenn der Hersteller sich für die Angabe einer Leistung entscheidet, dazu zählen zum Beispiel: Elektrischer Widerstand, chemische Beständigkeit, Freisetzung korrosiver Stoffe oder Korrosivität von Estrichmörteln, Wasserdampfdurchlässigkeit, Wärmedämmung, Wasserdurchlässigkeit, Trittschallisolierung, Schallabsorption. Trittschallschutz und Wärmedämmung werden über ein zusammengebautes System, dem schwimmenden Estrich erreicht (siehe 3.1). 6 2 Estricharten 2.1 Zementestrich CT 2.1.1 Allgemein Zementestrich besteht aus Sand bzw. Kies, dem Bindemittel Zement, evtl. Zusatzmitteln und Wasser. Er zählt zu den meist genutzten Estricharten in Deutschland, da er relativ kostengünstig, einfach herzustellen, als Baustellenmischung, Siloware oder Sackware lieferbar (pulverförmig als Werktrockenmörtel oder in plastischer bis fließfähiger Konsistenz als Nassmörtel) und sowohl für den Einsatz im Innen- als auch im Außenbereich geeignet ist. 2.1.2 Bindemittel Als Bindemittel zugelassen sind Zemente nach DIN EN 197 [Lit. 9], DIN 1164 [Lit. 10] oder bauaufsichtlich zugelassene Zemente [Lit. 3]. Bisher wurden in der Regel ein Portlandzement CEM I in den Festigkeitsklassen 32,5 und 42,5 verwendet, in Einzelfällen auch 52,5. Im Zuge der weltweiten Bemühungen um den Klimaschutz wurde der vermehrte Einsatz von CEM II und CEM III Zementen angestrebt. [Lit. 7] 2.1.3 Gesteinskörnung Wurde die VOB/C [Lit. 24] vertraglich vereinbart, soll die Gesteinskörnung der DIN EN 12620 [Lit. 11] „Gesteinskörnungen für Beton“ entsprechen, wobei gilt: • • Estrichdicke ≤ 40mm: Größtkorn ≤ 8mm Estrichdicke > 40mm: Größtkorn ≥ 16mm Das Größtkorn ist so groß wie möglich zu wählen, allerdings „ist zu beachten, dass zu grobe Sande das Bluten fördern und zu feine Sande eine erhöhte Wasserzugabe erfordern und zum Absanden der Estrichoberfläche führen können“ [Lit. 3]. 2.1.4 Zusatzstoffe und Zusatzmittel Durch Zugabe von Zusatzstoffen können bestimmte Eigenschaften wie besonders hoher Verschleißwiderstand (Hartstoff- oder Hartkornestrich), erhöhte Biegezugfestigkeit (z. B. durch Zugabe von Kunstharzdispersionen….), Frost- und Tausalzwiderstand etc. erreicht werden. Durch Zugabe von Zusatzmitteln, wie Fließmittel mit Stabilisierern und Luftporenbildner werden Fließ-Zementestriche hergestellt, die sich durch ihre selbstnivellierende Oberfläche auszeichnen. Plastifizierende Zusatzmittel helfen Wasser einzusparen, oder können zu einer schnelleren Erhärtung oder beschleunigten Austrocknung führen. 2.1.5 Technische Eigenschaften Als Empfehlung für die Dicke werden Werte in 5 mm-Abstufungen, ab 50 mm Estrichdicke in 10 mm-Abstufungen aufgeführt, bei Hartstoffestrichen liegen die Werte enger. Bei Abmessungen über 80 mm sind betontechnologische Grundsätze nach DIN EN 206-1 [Lit. 12] zu berücksichtigen; der Estrich ist als Betonplatte zu bemessen und auszuführen. Tabelle 6 zeigt die normativen Anforderungen für Zementestriche nach DIN EN 13813 [Lit. 3]. 7 Tabelle 6: Anforderungen (normativ) für Zementestriche nach DIN EN 13813 [Lit. 3] Zementestrich ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und auch in Nassräumen einsetzbar. Weiterhin hat er sich aufgrund seiner hohen Lastaufnahmefähigkeit bewährt. Wenn keine besonderen Maßnahmen getroffen werden, können Zementestriche nach etwa 2 bis 3 Tagen begangen werden. Eine volle Belastung ist erst nach etwa 10 Tagen möglich [Lit. 3]. Die Belegreife wird erst nach vollständiger Aushärtung (Feuchtigkeitsgehalt < 2 %) erreicht, d. h. nach 20 – 30 Tagen (Tabelle 7). Tabelle 7: Nutzungsbeginn und Belegreife von Zementestrichen [Lit. 3] Eine nachteilige Eigenschaft des Zementestrichs ist sein Schwindverhalten. Bei Behinderungen des Schwindens des Zementestrichs, werden Spannungen aufgebaut, die zu Rissbildungen führen. Das kann z. B. bei unterschiedlicher Austrocknung oder bei nicht fachgerechtem Einbau von Trennschichten (siehe 3.2) oder Randfugen (siehe 5.4) passieren. Das Schwinden nimmt mit der Erhöhung des Zementleims zu. [Lit. 5] 2.1.6 Einbauempfehlungen [Lit. 5] • • • • • • Zementleimmenge auf das für die Festigkeit und Verarbeitbarkeit notwendige Maß beschränken. Wassermenge durch Zusatzmittel und eine optimierte Gesteinskörnung begrenzen. Mörteltemperatur mind. 5 °C bei Einbau und in den ersten 3 Tagen. Oberfläche möglichst nur abreiben. Glätten nur, wenn unbedingt erforderlich. Schutz vor hohen und niedrigen Temperaturen sowie vor Zugluft mind. in den ersten 7 Tagen, bei niedrigen Temperaturen und langsam erhärtenden Zementen auch länger. Estriche auf Dämm- und Trennschicht sollte in geschlossenen Räumen wegen der Gefahr eines deutlich stärkeren Aufschüsselns bei Luftbewegung und künstlichem Nachtrocknen nicht mit Folie abgedeckt werden. Idealerweise ist eine langsame, aber unbehinderte Austrocknung möglich (z. B. durch Frühimprägnierung). 8 • Zur mechanischen Reinigung und zur Entfernung labiler Feinstteilschichten ist immer ein Anschleifen zu empfehlen. 2.2 Calciumsulfatestrich CA [Lit. 5, Lit. 15] 2.2.1 Allgemein Früher war ausschließlich die Bezeichnung Anhydritestrich (AE) geläufig. Aufgrund der größeren Anzahl der verwendeten Bindemittel wird inzwischen der Überbegriff Calciumsulfatestrich verwendet. Dieser wird überwiegend als Fließestrich eingebaut und kann im gesamten Wohnbereich, auch in häuslichen Feuchträumen (allerdings nicht in Nassräumen mit Gefälle und Bodenablauf), und als Heizestrich verlegt werden. CalciumsulfatFließestriche kommen als fertiges Trockengemisch (Sackware oder Siloware) oder als Werkfrischmörtel im Transportmischer auf die Baustelle [Lit. 22]. 2.2.2 Bindemittel Calciumsulfat-Bindemittel sind in DIN EN 13454 [Lit. 13] genormt. Es werden Anhydrit, REA-Anhydrit, Alpha-Halbhydrat, oder Kombinationen verwendet. Das Reaktionsprodukt ist immer das Calciumsulfathydrat, also Gips. 2.2.3 Gesteinskörnung Als Gesteinskörnung werden mineralische Stoffe wie Quarzsand, Kalkstein oder Naturanhydrit verwendet. Dabei haben sich – je nach Anwendungsfall – die Korngruppen 0/2 mm, 0/4 mm, 0/6 mm und 0/8mm (auch „Estrichsand“ genannt) bewährt [Lit. 11; Lit. 14]. 2.2.4 Zusatzstoffe und Zusatzmittel Durch Zugabe von Zusatzmitteln, wie Verflüssigern in fließfähiger Konsistenz entsteht Calciumsulfat-Fließestrich CAF. Zudem können z. B. Verzögerer oder Zusatzstoffe, wie Kunststoffdispersionen zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit und/oder der späteren Eigenschaften beigemischt werden [Lit. 22]. 2.2.5 Technische Eigenschaften Der wesentliche Vorteil eines Calciumsulfatestrichs liegt in der hohen Raumbeständigkeit. Das Schwinden ist nach einem anfänglichen leichten Quellen vernachlässigbar, weshalb große Flächen ohne Fugen hergestellt werden können. Zudem darf und sollte die Restfeuchte sehr schnell ausgetrieben werden. Calciumsulfat-Fließestriche besitzen eine gute Fließfähigkeit, sind selbstnivellierend und bilden eine feste und glatte Oberfläche, die für alle üblichen Bodenbeläge geeignet ist [Lit. 22]. Die von Calciumsulfatestrichen erreichbare Druck- und Biegezugfestigkeit wird durch Art, Qualität und Menge des verwendeten Bindemittels und der gegebenenfalls zugegebenen Gesteinskörnung sowie durch das angewendete Wasserfeststoffverhältnis bestimmt. Die für die Praxis erforderlichen Festigkeitsklassen sind in DIN EN 13813 [Lit. 2] getrennt für die Druck- und Biegezugfestigkeit festgelegt. Eine Zuordnung der Druckfestigkeit zur Biegezug9 festigkeit ist dabei nicht gegeben. In Tabelle 4 und 5 sind die für Calciumsulfatestriche maßgebenden Festigkeitsklassen angegeben. Die Estrichdicke ist von der zu erwartenden Belastung, der Art der Estrichkonstruktion und von der Festigkeit des eingesetzten Mörtels abhängig. Da Fließestriche bei gleicher Festigkeitsklasse in der Regel höhere Biegezugfestigkeiten als erdfeucht eingebrachte Estriche erreichen, können sie im Allgemeinen in geringeren Schichtdicken eingebaut werden. Fließestrich wird in einer plastischen Konsistenz eingebaut, der Mörtel ist somit selbstverlaufend und selbstverdichtend. Da sie sehr dicht sind, trocknen sie bei großer Dicke sehr langsam aus. Im normalen Dickebereich haben Calciumsulfatestriche im Vergleich zu Zementestrichen Vorteile in der Austrocknungsgeschwindigkeit, da die Belegreife auch bei etwas höherer Luftfeuchte erreicht wird. Tabelle 8 zeigt Estrichnenndicken von Calciumsulfatestrichen. Tabelle 8: Estrichnenndicken von Calciumsulfatestrichen [Lit. 15] Als Hauptnachteil wird immer die Empfindlichkeit gegenüber Feuchte genannt. Daher eignet sich Calciumsulfatestrich nicht in Außen- und Nassbereichen, ist aber im trockenen Innenbereich einschließlich des häuslichen Bades bedenkenlos zu verlegen. In Bädern wird der Einbau einer Abdichtungsebene zwischen Estrich und Bodenbelag empfohlen. Bei einer vorübergehenden Durchfeuchtung baut sich die Festigkeit wieder auf, sofern eine anschließende Trocknung möglich ist. Hat durch die Feuchtigkeit ein erhebliches Aufquellen stattgefunden, ist mit der Rückbildung des Volumens nicht mehr zu rechnen. In diesem Bereich können Risse und Verwölbungen im Rissbereich entstehen. Rissbildungen sind ebenfalls möglich, wenn sich durch Nachhydratation Kristalle bilden, die durch ihr großes Volumen zu einem Spannungsaufbau führen. Bei Fließestrichen entstehen sogenannte „Sinterschichten“. Hier wird Calciumcarbonat an der Oberfläche abgelagert, das abgeschliffen werden muss, bevor weitere Beläge aufgebracht werden. 2.2.6 Einbauempfehlungen • • • • • Verlegung nicht unter 5 °C Mörteltemperatur über 3 Tage ab Verlegung. 2 Tage vor Zugluft und anderen schädlichen Einwirkungen wie Wärme und Regen schützen, aber nie mit Folie abdecken. Der geschlossene Bau genügt als Schutz. Unbehinderte Austrocknung ermöglichen und ggf. ab dem 5. Tag forcieren. Diffusionstechnisch darf sich keine Feuchte im Estrich über die Zeit anreichern können. Begehen in der Regel nach 2 Tagen und Belastung nach 5 Tagen möglich. Der Festigkeitsaufbau ist u. U. von der Umgebungsfeuchte abhängig. 10 • • Nicht fließfähige Estriche möglichst nur abreiben und nur bei Bedarf glätten. Oberfläche immer zur mechanischen Reinigung anschleifen, wenn verklebte Bodenbeläge verlegt werden sollen. 2.3 Magnesiaestrich MA [Lit. 5, Lit. 17] 2.3.1 Allgemein Magnesiaestrich ist ein Estrich, der aus Kaustischer Magnesia, Gesteinskörnung oder organischen Zuschlagstoffen (Quarz-, Holz oder Korkmehl) und einer wässrigen Salzlösung - im allgemeinen Magnesiumchlorid - hergestellt wird. Schon vor 1900 wurden Magnesiaestriche vor allem als Verbundestriche auf Holzbalkendecken im Wohn- und Gewerbebau eingesetzt. Als Zuschlagstoff wurde überwiegend Holz verwendet, worauf auch die Bezeichnung „Steinholzestrich“ zurückzuführen ist. Heute wird der sehr leichte Steinholzestrich mit einer Rohdichte bis zu 1,6 kg/dm³ vor allem im Sanierungsbereich verwendet. Ansonsten findet sich Magnesiastrich als hochfester Industrieestrich im nicht feuchtebelasteten Industrie- und Gewerbebau entsprechend DIN 18560, Teil 7 [Lit. 6]. Er kann nicht nur auf Beton, sondern auch auf Calciumsulfatestrichen, sowie auf bitumengebundenen und aus Holz bestehenden Untergründen verlegt werden. Magnesiaestriche werden ausschließlich als Verbundestrich ausgeführt. Hierbei wird der Estrich direkt und kraftschlüssig auf den Untergrund aufgebracht. Magnesiaestrich kann wegen der kurzen Ansteifzeit von 40 Minuten nur auf der Baustelle gemischt werden. Magnesiumchlorid wird dabei als Salz angeliefert, in der erforderlichen Menge Wasser aufgelöst und dem Magnesia-Gesteinskörnung-Gemisch, das bei größeren Bauvorhaben meist fertig in Silos bereit liegt, zugegeben [Lit. 22]. 2.3.2 Bindemittel Die Magnesiabindung wurde 1867 von dem französischen Chemiker Stanislaus Sorel entwickelt (Sorelzement). Sie besteht aus den Bindemittelkomponenten Magnesiumoxid MgO (durch mildes Brennen von Magnesiumkarbonat gewonnen) und Magnesiumchlorid MgCl2 (erhalten durch den Kalibergbau und aus Meerwasser) und ist genormt in DIN EN 14016 [Lit. 16]. 2.3.3 Gesteinskörnung Die Gesteinskörnung bei Magnesia-Industrieestrichen besteht aus einer hochwertigen Quarzkornmischung, Sägespänen, Weidholzfasern, Kork, Gummi, Textilfasern, Papiermehl mit Anteilen organischer Zuschläge (Holzspäne). Steinholzestrich hat einen sehr hohen Anteil an organischen Füllstoffen, wie Sägespäne, Weidholzfasern, Kork, Gummi, Textilfasern oder Papiermehl). Da dadurch Rohdichten um und unter 1 kg/dm³ herstellbar sind, ist dieser Estrich besonders für Decken geringer Tragfähigkeit geeignet. 2.3.4 Zusatzstoffe Eventuell werden Farbpigmente beigemengt. 11 2.3.5 Technische Eigenschaften Die Vorteile im industriellen Bereich, in dem der Magnesiaestrich als Fließestrich im Verbund verlegt wird, liegen in hohen Druckfestigkeitswerten von 40 bis 80 N/mm², der guten Durchfärbbarkeit, der Raumbeständigkeit und der hohen praktischen Verschleißfestigkeit. Das Schwinden liegt etwa zwischen dem Wert eines Zementestrichs und dem eines Calciumsulfatestrichs, ist also eher unkritisch. Außerdem leiten Magnesiaestriche elektrostatische Ladungen üblicherweise ohne zusätzliche Maßnahmen ab und besitzen eine gute Wärmedämmung und Schallisolierung. Magnesiaestriche sind nicht beständig gegenüber einer längeren Durchfeuchtung. Sie dürfen daher nicht in Bereichen mit dauernder oder regelmäßiger Wassereinwirkung eingesetzt werden. Nachteilig ist außerdem die korrosionsfördernde Eigenschaft bei Metallen, aufgrund des Chloridgehalts. Stahlteile müssen deshalb komplett vom Estrich getrennt oder mit einem geeigneten Anstrich versehen werden. 2.3.6 Einbauempfehlungen • • • • • Verlegung nicht unter 5 °C Mörteltemperatur über 3 Tage ab Verlegung 2 Tage vor Zugluft und anderen schädlichen Einwirkungen wie Wärme und Regen schützen, aber nie mit Folie abdecken. Der geschlossene Bau genügt als Schutz. Unbehinderte Austrocknung ermöglichen Diffusionstechnisch darf sich keine Feuchte im Estrich über die Zeit anreichern können. Begehen in der Regel nach 2 Tagen und Belastung nach 5 Tagen möglich. 2.4 Gussasphaltestrich AS 2.4.1 Allgemein Gussasphaltestrich wird häufig als Abdichtung eingesetzt. Dafür kommt er vorwiegend im Hochbau und in Industriebauten, aber auch regelmäßig im Straßenbau (z. B. als Deckschicht auf Autobahnen) sowie in Tunneln und auf Brücken zum Einsatz. In Innenräumen wird Gussasphalt als Untergrund für verschiedene Fußbodenbeläge oder auch als Oberboden eingesetzt. Dafür wird er durch mehrere Schleifvorgänge zu einer manchmal sogar glänzenden Oberfläche verarbeitet. Im Vergleich zu mineralisch gebundenen Estrichen müssen beim Gussasphaltestrich die Gesteinskörnung trocken sein. Sie werden in der Regel feuergetrocknet. Das Bitumen und die Gesteinskörnung werden daraufhin normalerweise bei ca. 210 – 250 °C in Werken gemischt. Der Gussasphalt wird per LKW in beheizten Rührkesseln auf die Baustelle geliefert. Die dabei verlorengehende Wärme wird mit fest installierten Gasöfen kompensiert [Lit. 22] 2.4.2 Bindemittel Bindemittel ist Bitumen nach DIN 1995 [Lit. 18] und zwar Straßenbaubitumen, Hartbitumen und polymermodifizierte Bitumen. Gussasphalt (AS) hat im Gegensatz zu den anderen Estricharten einen vergleichsweise geringen Bindemittelanteil von ca. 7 bis 10 Masse-% (Zementestrich bis zu 16 Masse-%) [Lit. 22]. 12 2.4.3 Gesteinskörnung In der Regel verwendet man Gesteinskörnung wie Kalksteinmehle oder Quarzmehle als Füller < 0,09 mm (im chemisch belasteten Bereich). Die Gesteinskörnung ist dickenabhängig und beträgt bis zu 11 mm. [Lit. 5]. 2.4.4 Technische Eigenschaften Die Einbauhöhe bei Gussasphaltestrich ist aufgrund der thermoplastischen Verformbarkeit im Regelfall geringer als bei anderen Estrich-Arten, aber dennoch hoch tragfähig. Zudem können schwankende Temperaturen und damit einhergehende Spannungen sehr gut absorbiert werden. Durch seine Elastizität kann der Gussasphaltestrich auch mit schweren Fahrzeugen befahren werden. Ein weiterer großer Vorteil des Estrichs liegt in der sofortigen Belegbarkeit nach dem Erkalten (ca. 8 h, wobei das Abkühlen nicht forciert werden darf). Gussasphaltestrich ist ein schlechter Wärmeleiter und kann daher sehr gut zur Dämmung eingesetzt werden. Außerdem wird der Baustoff als sehr angenehm und warm empfunden. Auch besitzt der Estrich eine sehr gute Trittschalldämmung - wesentlich besser als beispielsweise Beton. Zu beachten ist, dass dieser Estrich auf Spannungen aus dickeren zementären Spachtel- und Nivellierschichten (ab ca. 2,5 mm) mit Trennrissen oder auch hochgewölbten Rissrändern reagiert [Lit. 5]. 2.5 Kunstharzestrich SR 2.5.1 Allgemein Kunstharzestrich wird vor allem im Industriebau für höchstbelastete Böden oder Maschinenfundamente eingesetzt. Er wird ausschließlich auf der Baustelle nach den Angaben des Herstellers verarbeitet. Die Kunstharze werden in Mehrwegcontainern, die Gesteinskörnungen mit der gewünschten Sieblinie oder in einzelnen Kornfraktionen in Säcken auf die Baustelle gebracht. Dort wird das meist lösemittelfreie Kunstharz bei Raumtemperatur mit den Gesteinskörnungen, dem Härter und ggf. Zusatzstoffen vermischt. Die Rezeptur muss dabei genau auf den jeweiligen Verwendungszweck und die Verarbeitungsbedingungen abgestimmt sein und exakt eingehalten werden, um Mischfehler und damit Härtungsstörungen zu vermeiden. Die Verarbeitung von Kunstharzestrichen ist anspruchsvoll. Der frische Estrich wird auf dem vorbereiteten, trockenen Untergrund aufgebracht, verteilt und geebnet. Ein Verdichten ist nur eingeschränkt notwendig [Lit. 22]. 2.5.2 Bindemittel Als Bindemittel wird ein synthetisches Reaktionsharz eingesetzt, das durch eine chemische Reaktion (Polyaddition oder Polymerisation) erhärtet. Jedes Reaktionsharz hat seine eigenen besonderen Eigenschaften und daher auch typische Einsatzgebiete [Lit. 5]: • • • • Epoxidharz EP Polyurethanharz PUR Methylmethacrylat MMA / Polymethylmethacrylat PMMA Ungesättigtes Polyesterharz UP 2.5.3 Gesteinskörnung Füllstoffe sind in der Regel Quarzmehle und –sande, aber auch Hartstoffe [Lit. 5]. 13 2.5.4 Zusatzstoffe Zur Verbesserung späterer Eigenschaften, z. B. zur Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit können organische Füllstoffe eingesetzt werden. Auch Farbpigmente können verwendet werden [Lit. 22]. 2.5.5 Technische Eigenschaften Hochbeanspruchbare Kunstharzestriche müssen nach DIN 18560-7 [Lit. 4] eine Mindestnenndicke von 5 mm besitzen. Beschichtungen mit geringerer Dicke sind möglich, in der Regel aber nicht hoch beanspruchbar [Lit. 5]. Kunstharzestrich wird normalerweise als Verbundestrich einschichtig aufgebracht. Er kann, sofern es der Untergrund zulässt, fugenlos verlegt werden und ist nach spätestens 7 Tagen voll belastbar [Lit. 22]. Die Vorteile liegen in den sehr hohen Druckfestigkeiten mit bis zu 100 N/mm², einer hohen Chemikalienbeständigkeit und hoher Abriebfestigkeit. [Lit. 19]. Als Nachteile sind z. B. die Anfälligkeit gegenüber Feuchte und Temperatur in der Einbauphase, die Anfälligkeit gegenüber Mischfehlern, die obere Temperaturbeanspruchungsgrenze von ca. 50 °C Dauertemperatur und die hohen Kosten, sowie relativ hohe Kratzempfindlichkeit bei einigen Systemen zu nennen [Lit. 5]. Das Harz kann zudem als "reizend", der Härter als "reizend" oder "ätzend" eingestuft sein [Lit. 22]. Oft wird nach einiger Zeit eine osmotische Blasenbildung in der Beschichtung beobachtet, bei der sich Blasen bilden, die teilweise mit einer hochalkalischen Flüssigkeit gefüllt sind [Lit. 5]. 2.6 Bitumenemulsionsestrich [Lit. 5] Bitumenemulsionsestrich wird zwar in DIN EN 13318 [Lit. 21] und DIN 18353 [Lit. 23] erwähnt, ist bisher aber noch nicht genormt. Er ist vorwiegend für Lagerhallen (Speditionen), Messehallen, etc. und Tiefgaragen geeignet. Er wird kalt als Verbundestrich mit einer Haftbrücke aus Bitumenemulsion eingebaut und vorverdichtet. Seine endgültige Dichte erhält er erst durch den einwirkenden Fahrverkehr (Nachverdichtung), weshalb er auch als Kompressionsestrich bezeichnet wird. 2.6.1 Bindemittel Bindemittel sind Bitumen (fein in einer Emulsion verteilt vorliegend) und Zement (wirkt wasserbindend und stabilisierend). 2.6.2 Gesteinskörnung Als Gesteinskörnung sind analog dem Gussasphaltestrich Füller <0,09 mm, Sand bis 2 mm und Splitt oder Kies enthalten. 2.6.3 Technische Eigenschaften Die aufgebrachte Normaldicke beträgt 15-20 mm. Der Estrich kann fugenlos eingebracht werden. Das Schwindverhalten ist relativ gering, in Bereichen mit Verbundstörungen (Hohllagen) können allerdings Risse entstehen, die aber wegen der guten thermoplastischen Verformbarkeit des Estrichs weitestgehend unkritisch sind. 14 2.7 Fertigteilestrich / Trockenestrich Fertigteilestriche bzw. Trockenestriche werden werkseitig in Plattenform hergestellt und benötigen beim Einbau kein Wasser. Dazu zählen z. B. • • • • Platten auf Basis Gipskarton oder Gipsfaser, Holzspanplatten, auch zementgebunden, Vorgefertigte Platten aus Zementestrich, Ziegeln o. ä. sowie Hohlbodensysteme, die ohne eine weitere Lastverteilungsschicht verlegt werden können. Die Trockenbauweise hat den Vorteil, dass keine weitere Baufeuchte eingebracht wird. Außerdem sind die Verlegezeiten sehr kurz und unaufwändig. Zudem kann sofort im Anschluss mit dem weiteren Aufbau begonnen werden. Die Fertigteilplatten können, sofern sie nicht mit den weiteren Bodenbelägen verklebt wurden, sortenrein rückgebaut und in den Rohstoffkreislauf rückgeführt werden [Lit. 22]. 15 3 Verlegearten [Lit. 5; Lit. 17] 3.1 Estrich auf Dämmschicht (schwimmender Estrich) Estriche auf Dämmschichten nach DIN 18560 Teil 2 [Lit. 4] werden zur Verbesserung der Wärme-, Luft-, und Trittschalldämmung eingesetzt. Wie der Begriff „schwimmender Estrich“ bereits impliziert, ist der Estrich einer gewissen Bewegung unterworfen. Die Bewegungen entstehen z. B. durch Schwindvorgänge oder Erweiterungen durch Temperaturerhöhungen. Der Estrich darf daher an keiner Stelle Kontakt zu aufgehenden und hindurchführenden Bauteilen haben und sollte von diesen durch einen Randstreifen getrennt sein, der immer bis zur Oberkante des Belags reicht. Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass durch die Verbindungen von Estrichplatten und anderen Bauteilen neben Schall- und Wärmebrücken Spannungen entstehen, die zu Rissen führen (siehe Kap. 5.4). Für die Dämmschicht können auch nicht genormte Dämmstoffe verwendet werden, sofern geeignete Prüfzeugnisse vorliegen. Die Dämmschichten müssen für die vorgegebene Nutzlast zugelassen bzw. nachgewiesen sein und sollten dicht gestoßen und möglichst im Verband verlegt werden. Trittschalldämmungen dürfen nicht unterbrochen werden. Kabel, Rohre o. Ä. sollen nicht auf dem Untergrund verlegt sein, sondern in eine Ausgleichschicht eingebettet werden (siehe Kap. 4.5). Zur Verfüllung der Aussparungen im Bereich der Rohre muss ein gebundenes Material verwendet werden, da loses Material unter die Ausgleichsschicht rutschen könnte, was zu lokalen Verformungen führen würde. Auch dürfen Dämmschichten nie auf Kabel oder andere dünne Erhebungen gelegt werden, weil sich auch hier die Unebenheiten durchdrücken und zur Verformung im Estrich und im Belag führen können. Die Dämmschicht wird mit einer PE-Folie von mind. 0,1 mm Dicke oder anderen Abdeckstoffen mit gleichwertigen Eigenschaften abgedeckt. Die Funktion der Abdeckung als Dampfsperre muss extra ausgeschrieben werden. Wird die Konstruktion im erdberührten Bereich verlegt und muss daher gegen Feuchtigkeit aus dem Untergrund geschützt werden, kann unterhalb der Dämmschicht eine Bauwerksabdichtung und eine zwischenliegende Trennschicht verlegt werden. Der Aufbau ist in Bild 1 schematisch dargestellt. Bild 1: Prinzipdarstellung Schwimmender Estrich [Lit. 17] Da in einem Estrich auf Dämmschicht unter Last Biegespannungen wirksam werden, müssen Dicke und Biegezugfestigkeit auf die vorgesehene Belastung abgestimmt werden. Die am verlegten Estrich erreichte Biegezugfestigkeit kann im Rahmen einer Bestätigungsprüfung geprüft werden (Tabelle 9). 16 Estriche auf Dämmschicht werden durch das Kurzzeichen „S“ für schwimmend gekennzeichnet. Ein Estrich DIN 18560 – CA – F 4 – S 40 ist ein Calciumsulfatestrich der Biegezugfestigkeitsklasse F 4 auf Dämmschicht mit einer Nenndicke von 40 mm; genormt nach DIN 18560 [Lit. 4]. Tabelle 9: Estrich auf Dämmschicht - Biegezugfestigkeit – Bestätigungsprüfung [Lit. 5] 3.2 Estrich auf Trennschicht Ein Estrich auf Trennschicht wird immer dann eingesetzt, wenn keine Anforderungen an Wärme- oder Trittschallschutz bestehen, z. B. in Keller- oder Lagerräumen. Sie werden in DIN 18560 Teil 4 [Lit. 4] geregelt. Trennschichten sind dünne Lagen aus Pappe oder Folie und auch Abdichtungsbahnen. Letztere sollten allerdings durch eine weitere Trennschicht vom Estrich getrennt werden, damit Estrichbewegungen oder thermische Einflüsse die Abdichtung nicht beeinträchtigen. Die Vollständigkeit der Trennschichten ist sehr wichtig. Es darf keine feste Verbindung zum Untergrund sowie zu aufgehenden Bauteilen bestehen, um auch hier Längenveränderungen des Estrichs zu ermöglichen. Die Trennlage unter dem Estrich sollte zweilagig verlegt werden. Ebenso ist ein gesonderter Randstreifen zu empfehlen. Somit werden Reibungen am Untergrund und Festpunkte verhindert, die ansonsten zur Rissbildung führen könnten. Bild 2 zeigt die Prinzipdarstellung von einem Estrich, auf Trennschicht verlegt. Bild 2: Prinzipdarstellung Estrich auf Trennschicht [Lit. 17] 17 Da in einem Estrich auf Trennschicht unter Last Biegespannungen wirksam werden, müssen Dicke und Biegezugfestigkeit auf die vorgesehene Belastung abgestimmt werden. Die am verlegten Estrich erreichte Biegezugfestigkeit kann im Rahmen einer Bestätigungsprüfung geprüft werden. (Tabelle 10). [Lit. 5] korrigiert in dieser Tabelle die DIN 18560 im Bereich CAF. Estriche auf Trennschicht werden durch das Kurzzeichen „T“ gekennzeichnet. Ein Estrich DIN 18560 – CT – F 4 – T 50 ist ein Zementestrich der Biegezugfestigkeitsklasse F 4 auf Trennschicht mit einer Nenndicke von 40 mm; genormt nach DIN 18560 [Lit. 4]. Tabelle 10: Estrich auf Trennschicht - Biegezugfestigkeit – Bestätigungsprüfung [Lit. 5] 3.3 Verbundestrich Bei dieser Verlegeart wird der Estrich fest mit dem Untergrund verbunden. Der Untergrund muss daher sehr hohen Anforderungen genügen. Er muss griffig, sauber und offenporig sein, darf keine groben Verunreinigungen, Ausblühungen, Verölungen, aufgefrorene Stellen oder Risse aufweisen. Auf die Verlegung von Rohren und Kabeln auf dem Untergrund sollte verzichtet werden, da bei Zementestrichen, die den höchsten Marktanteil bei den Verbundestrichen innehaben durch die Dickeneinschnürung mit Rissen zu rechnen ist. Auch lose Bestandteile wie Schlämpeschalen und Mörtelreste müssen entfernt werden. Ebenso dürfen Feinstteilanreicherungen, Betonzusatzmittel und Nachbehandlungsmittel den Verbund nicht beeinträchtigen. An der Oberfläche des Betons lagern z. B. Harze und Carbonatschichten, die einen wirksamen Verbund zu den darauffolgenden Schichten verhindern können. Daher ist der besenreine Untergrund mit Hilfe eines Kugelstrahlgerätes oder mit einer Fräse zu bearbeiten und die Fläche im Anschluss mit Hochdruckwasserstrahl zu reinigen und abzusaugen, da zurückbleibende Staubschichten wieder verbundverhindernd wirken können. Im Anschluss dazu wird eine Haftbrücke aufgebracht, durch die sich der Estrich fest mit dem Untergrund verbindet. Grundsätzlich sind bei dieser Verlegeart keine Randstreifen notwendig. Bild 3 zeigt den schematischen Aufbau eines Verbundestrichs. 18 Bild 3: Prinzipdarstellung Verbundestrich [Lit. 17] Für die Tragfähigkeit ist die Dicke des Verbundestrichs unbedeutend, da durch den Verbund die Gesamtkonstruktion ausschlaggebend ist. Um die Gefahr von Verbundunterbrechungen (Hohllagen) zu minimieren, wird in [Lit. 5] eine Dicke von maximal 40 mm empfohlen. Bei einer Bestätigungsprüfung wird in Abhängigkeit der Nenndicke die Druckfestigkeit und die Biegezugfestigkeit geprüft (Tabelle 11 und 12). Verbundestriche werden durch das Kurzzeichen „V“ gekennzeichnet. Ein Estrich DIN 18560 – CT – C 35 – A 15 - V 25 ist ein Zementestrich der Druckfestigkeitsklasse C 35 mit dem Verschleißwiderstand A 15 und einer Nenndicke von 25 mm im Verbund; genormt nach DIN 18560 [Lit. 4]. Tabelle 11: Verbundestrich ab 45 mm Nenndicke - Druckfestigkeit – Bestätigungsprüfung [Lit. 5]. 19 Tabelle 12: Verbundestrich bis 40 mm Nenndicke - Biegezugfestigkeit – Bestätigungsprüfung [Lit. 5]. 3.4 Heizestrich [Lit. 5] Heizestriche wirken allein oder zusammen mit Heizkörpern als Flächenheizkörper. Es gibt drei unterschiedliche Bauarten: • Bauart A: Die Heizelemente werden an Noppenelementen oder Trägermatten befestigt und direkt in den Estrichmörtel gebettet. Dort liegen sie in der Regel im unteren Drittel. Nachteilig ist hier, dass sich die Heizkreise nach den im Estrich notwendigen Fugen richten müssen. Außerdem ist die erforderliche Estrichdicke sehr hoch, da das Heizrohr ausreichend mit Estrich überdeckt sein muss. Bild 4 zeigt eine schematische Darstellung der Bauart A. Bild 4: Heizestrich Bauart A: (1) Lastverteilungsschicht, (2) Heizelemente, (3) Dämmschichtabdeckung, (4) Dämmschicht, (5) Untergrund [Lit. 5] • Bauart B: Das Heizelement liegt in besonders profilierten Platten unter dem Estrich. Die Platten sind in der Regel wärmeleitend abgedeckt. Hier können die Heizkreise unabhängig von den Fugen angelegt werden und die Estrichdicke beschränkt sich auf die für die Tragfähigkeit notwendige Mindestdicke. Bild 5 zeigt eine Prinzipdarstellung der Bauart B. 20 Bild 5: Heizestrich Bauart B: (1) Lastverteilungsschicht, (2) Dämmschichtabdeckung (3) Heizelemente mit oberseitigem Kontakt zum Estrich liegen in der Regel in einer wärmeverteilenden Schicht, (4) profilierte Dämmschicht zur Aufnahme der Heizelemente, (5) Untergrund [Lit. 5] • Bauart C: Die Heizelemente werden in eine Ausgleichsschicht eingebettet. Diese wird nach ausreichender Trocknung, die auch über die Heizung gesteuert werden kann, mit einer zweilagigen Folie als Gleitschicht abgedeckt. Darauf wird der eigentliche Estrich in seiner notwendigen Dicke verlegt. Hier sind die Heizkreise auch unabhängig von der Fugenbildung im Estrich. Außerdem schützt der Ausgleichsestrich die Heizelemente während der Bauphase. Bild 6: Heizestrich Bauart C: (1) Lastverteilungsschicht, (2) Gleitschicht, (3) Ausgleichsestrich zur Einbettung der Heizelemente, (4) Heizelemente, (5) Dämmschichtabdeckung, (6) Dämmschicht, (7) Untergrund [Lit. 5] Die Nenndicken von Heizestrichen liegen etwas über den Dicken für unbeheizte Estriche. Anforderungen an Heizestriche sind in DIN 18560 [Lit. 4] beschrieben (siehe Tabelle 13). 21 Tabelle 13: Mindestnenndicken von Heizestrichen für flächige Nutzlasten bis 2 kN/m² [Lit. 5] 3.5 Ausgleichsestrich – Gefälleestrich Ausgleichsestriche werden nicht direkt genutzt und auch nicht mit Bodenbelägen belegt. Sie sind keine Lastverteilungsschichten und nicht unmittelbar belastbar. Da heutzutage eine zunehmende Anzahl von Rohren und Kabeln, Dosen, Kanälen etc. verlegt wird, ist bei der Planung der Einbau einer Ausgleichsschicht zu berücksichtigen, um die Konstruktionshöhe für eine nötige Überdeckung der Einbauten zu gewährleisten und Schallbrücken oder Rissbildungen zu vermeiden. Ausgleichsestriche werden zudem zu Einbettung von Heizelementen, zum Ausgleich von großen Unebenheiten und Neigungen, zum Auffüllen von Untergründen oder zur Ausbildung von Gefällestrecken unter Abdichtungen angewendet. Hierzu eignet sich grobkörniges Granulat wie Blähton, Perlite oder Recycling-Polystyrol, das mit einem speziellen Bindemittel locker gebunden wird. Eine schematische Beispieldarstellung einer Ausgleichsschicht bei Unterflurkanälen o. Ä. findet sich in Bild 7. Bild 8 zeigt eine Situation, die mit Ausgleichsestrich oder Wärmedämmschicht ausgeglichen wird. Bild 7: Prinzipdarstellung einer Ausgleichsschicht bei Unterflurkanälen o. Ä.: (1) Lastverteilungsschicht, (2) Gleitschicht, (3) Ausgleichsschicht oder Ausgleichsestrich, (4) Untergrund [Lit. 5] 22 Bild 8: Fußbodensituation, in der mit einer Wärmedämmschicht, besser mit einem Ausgleichsestrich ausgeglichen werden kann [Lit. 5] 3.6 Hohlböden Streng genommen zählen auch Systemböden, die als monolithische oder mehrschichtige Hohlböden ausgeführt werden zu den Estrichen. Hier werden Schalungselemente als verlorene Schalung aufgestellt und mit einem Fließestrich verfüllt. Zwischen den Tragfüßen der Schalungen entstehen zusammenhängende Hohlräume, die als Installationsebenen z. B. in Büro- oder Laborbereichen dienen können (Bild 9). Grundlage für die Ausführung ist die DIN EN 13213 [Lit. 20]. Bild 9: Monolithischer Hohlboden (Quelle: Maxit Deutschland GmbH): (1) Randstreifen mit Folienlappen, der in die Schalung eingelegt werden muss, (2) Fließestrich CAF, (3) Untergrund [Lit. 5] 3.7 Terrazzo Erste Terrazzoböden gab es bereits in der Antike. Der Terrazzo zählt einerseits zu den Betonwerksteinen, entspricht aber andererseits vom Aufbau her einem typischen Estrich nach DIN 23 EN 13318 [Lit. 21]. Im Gegensatz zu Betonwerkstein, der als Formatplatte in Werken hergestellt wird, ist Terrazzo ein Belag, der vor Ort trocken gemischt, mit Wasser und hydraulischen Kalken oder Zement vermengt und auf den Boden verteilt wird. Das Bindemittel ist ein grauer oder weißer Portlandzement. Die Gesteinskörnungen waren schon fast immer aus Marmor, Kalkstein, Dolomit usw. Sie haben in der Regel ein Größtkorn von 16 mm. Durch das Schleifen werden die Körner der Gesteinskörnungen sichtbar und bestimmen so das Erscheinungsbild des Bodens. Durch die Mischung aus dem gegebenenfalls eingefärbten Bindemittel und verschiedenfarbigen Gesteinskörnungen kann die Farbigkeit des Bodens beeinflusst werden. Neben homogenen Flächen gibt es auch aufwändiger gearbeitete Böden, in denen verschiedene Felder und Muster aus Mosaiksteinen eingearbeitet sind (Bild 10). Der Mörtel (Vorsatzschicht) wird auf eine Unterschicht (CT – C 35 – F 5) frisch-in-frisch aufgebracht und gewalzt, um eine hohe Dichte zu erzielen. Terrazzoböden können durch die Zugabe von korrosionsfesten Metallspänen oder Graphit elektrisch leitend hergestellt werden. Diese Methode wird heutzutage beispielsweise in Operationssälen angewendet, um elektrostatische Aufladungen zu vermeiden. Die Aufladung wird durch eine eingearbeitete geerdete Metallgittermatte abgeleitet. Bild 11 zeigt einen Terrazzo-Schleifer beim Feinschliff des neuen Terrazzo im Nass-Schleifverfahren. Bild 10: Geschliffener und polierter Terrazzoboden http://www.heicolith.de/leistungen/terrazzo.html) (Quelle HeicoLithGmbH, Bild 11: Terrazzo-Schleifer beim Feinschliff des neuen Terrazzo im Nass-Schleifverfahren, eingesetzt wird eine leistungsstarke 3-Scheiben Fußbodenschleifmaschine mit Planetengetriebe und hohem Anpressdruck. (Quelle: Hollerung Terrazzo GmbH, http://www.hollerung.com/terrazzo-leistung/nass-trockenschliff.htm) 24 4 Bewehrungen Das Thema Bewehrung im Estrichbereich wird bis heute sehr kontrovers diskutiert. Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass Bewehrungen zu einer erhöhten Festigkeit und Tragfähigkeit führen. Seit 10-2006 hat sich die DIN 18353 [Lit. 23] der DIN 18560 [Lit. 4] angepasst. Seither werden auch keine Bewehrungen mehr unter Fliesen und Platten gefordert. Es gibt allerdings Situationen, in denen der Einbau von Bewehrungen von der DIN 18560-2 [Lit. 4] als sinnvoll beschrieben wird. Wenn eine Bewehrung gewünscht wird, so muss sie explizit beschrieben und ausgeschrieben werden. Grundsätzlich werden in Fußbodenkonstruktionen folgende Hauptbewehrungsarten unterschieden: • • • • • Baustahlmatten (statisch wirksam) Baustahlgitter (nicht statisch wirksam) Stahlfasern Glasfasern Polypropylenfasern In Tabelle 14 und 15 werden die generellen Eigenschaften der Hauptbewehrungsarten zusammengefasst. Tabellen 14 und 15: Generelle Eigenschaften der Estrichbewehrungen [Lit. 17] Bewehrungsart Sicherung gegen Risseversatz Schwindrissreduzierung Wärmeleitfähigkeitserhöhung Einfluss auf W/Z-Wert Baustahlmatten Baustahlgitter Stahlfasern Glasfasern Propylenfasern + + + o o o o + ++ ++ + + ++ o o o o o o - Bewehrungsart Verbindung mit Estrichmatrix Wasserrückhaltevermögen Transport zum Verarbeitungsort Einfluss auf die Estrichoberfläche o ++ ++ ++ o o o/o/- Baustahlmatten o Baustahlgitter o o Stahlfasern + o Glasfasern + + Propylenfasern + ++ ++ = sehr günstig += günstig o = neutral - = ungünstig 25 5 Fugen – Risse [Lit. 5; Lit. 17] Fugen gehören zu den unerwünschten, aber nicht immer vermeidbaren Details einer Fußbodenkonstruktion. Hier wird unterschieden nach • • • • Arbeitsfugen Scheinfugen Bewegungsfugen Randfugen / Raumfugen Die unterschiedlichen Fugen sind in Bild 12 zu sehen. Laut DIN 18560 – 2 [Lit. 4] ist vom Bauwerksplaner ein Fugenplan über die Anordnung und Ausbildung der Fugen zu erstellen, wobei thermische, schalltechnische, optische und belastungstechnische Erfordernisse zu berücksichtigen sind. Bild 12: Fugenarten – Prinzipdarstellung [Lit. 5] 5.1 Arbeitsfugen Arbeitsfugen entstehen, wenn ein Arbeitsvorgang unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt weiter ausgeführt wird. In diesem Fall wird die bereits eingebrachte Fläche z. B. durch eine Holzbohle abgeschalt. Außerdem ist es ratsam, beim Anlegen der Arbeitsfuge Dübelhülsen in den abgeschalten Estrich einzulegen (siehe Bild 13). Somit können Höhenversätze vermieden werden. Wird dann das nächste Estrichfeld angeschlossen, sollte die Anbindungsstelle kraftschlüssig verharzt werden (siehe 5.2.). Ist das der Fall, muss die Fuge nicht in den Belag mit aufgenommen werden. 26 Bild 13: Einlegen von Dübelhülsen in den abgeschalten Frischestrich [Lit. 17] 5.2 Scheinfugen Scheinfugen werden hauptsächlich bei Zementestrichen auf Dämm- und Trennschicht angewendet. Hierbei wird der Estrich während der Verlegung um 1/3 bis maximal ½ der Estrichdicke eingekerbt und so eine Sollbruchstelle an Stellen erzeugt, an denen sonst durch Schwinden des Estrichs Risse entstehen würden, z. B. • • • • • • bei Flächeneinschnürungen (z. B. Türdurchgängen) bei Flächenversprüngen (L-Form, Vorsprünge usw.) bei Aussparungen (Auslassdosen, Abläufe usw.) an Stützen, Säulen u. Ä. zur Unterteilung großer Flächen zur Unterteilung schmaler Flächen mit ungünstigem Seitenverhältnis 1: ca. >2 Der Schwindprozess verläuft vereinfacht um einen Kreismittelpunkt (siehe Schema Bild 14). Daher wird die Estrichfläche in möglichst quadratische Felder eingeteilt, die durch Scheinfugen von einander abgegrenzt werden. 27 Bild 14: Schema Schwindprozess von Zementestrich [Lit. 17] Nach Erreichen der Belegreife wird die Fuge kraftschlüssig „festgelegt“. Hierbei wird der Estrich mit einer Trennscheibe quer zur Fuge z. B. im Abstand von 10 cm bis 15 cm etwa bis zur Estrichmitte eingeschnitten. In diese Einschnitte werden dann Querdübel in ein Reaktionsharz eingebettet. Wird die Scheinfuge auch längs ausgegossen, kann der Abstand der Querdübel auf 20 cm vergrößert werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Einlegen von Scheinfugenprofilen (Bild 15), die geradefluchtend in den frischen Estrich eingebracht werden und dort verbleiben. Bild 15: Scheinfugenprofil (hier 40 x 40 mm) [Lit. 17] 5.3 Bewegungsfugen Bewegungsfugen werden oft auch als Dehnungsfugen bezeichnet. Sie trennen den gesamten Querschnitt des Estrichs, auch den Bodenbelag. Das Ziel besteht darin, eine horizontale Längenänderung der Fußbodenkonstruktion zu ermöglichen und gleichzeitig Wärme- und Schallweiterleitung weitgehend zu reduzieren. Für die Ausführung ist ein detaillierter Fugenplan notwendig. Zu Bewegungsfugen zählen Bauwerksfugen, über denen Bewegungsfugen deckungsgleich in allen Schichten einschließlich der des Bodenbelags angeordnet werden müssen, sowie Fußbodenbewegungsfugen, die zwar den gesamten Fußboden trennen, nicht aber die Tragkonstruktion (z. B. die Rohbetonplatte). Es kann sinnvoll sein, die Fugenkanten des Estrichs mit geeigneten Bewegungsfugenprofilen zu schützen (z. B. bei befahrenen Flächen oder breiten Fugen). 28 5.4 Randfugen / Raumfugen Randfugen trennen den Estrich einschließlich Belag von allen aufgehenden und hindurchführenden Bauteilen. Bei Estrichen auf Dämmschicht sind Randfugen Bewegungsfugen und schalltechnische Fugen zugleich. Für Randstreifen werden unterschiedliche Materialien, wie Mineralwolle, Polystyrol, Wellpappe, Polyurethanschäume etc. eingesetzt. Empfohlen wird ein Randstreifen, der dem Fußboden eine Bewegungsmöglichkeit von mindestens 5 mm erlaubt. Er muss mindestens bis Oberkante Belag reichen. Überstände dürfen erst nach dem Einbau des Fußbodenbelags abgeschnitten werden. Bei starren Wandanschlüssen besteht die Gefahr der Rissbildung (Bild 16). Die Bewegungsmöglichkeit der gesamten Fußbodenkonstruktion ist bereits bei wenigen Anschlusspunkten gegen Null reduziert. Bild 16: Die fehlende Raumfuge an der Stütze führte zu Rissbildung [Lit. 5] 5.5 Risse Risse werden durch Zwängungen, Überbeanspruchungen, fehlerhafte Fugen o. ä. hervorgerufen und basieren auf Planungsfehlern, Ausführungsfehlern oder einer nicht bestimmungsgemäßen Nutzung. Schwindrisse sind nie mit letzter Sicherheit zu verhindern und können daher als eine Art Fuge bezeichnet werden, die sich der Estrich selbst erzeugt. Unkritische Risse können kraftübertragend festgelegt werden (siehe 5.2.). Nach der Festlegung gilt die Fläche technisch als rissfrei. Es gibt auch Rissarten, die nach sachverständiger Beurteilung als unkritisch gelten. 29 6 Literatur Lit. 1: Bundesfachgruppe Estrich und Belag im Zentralverband Deutsches Baugewerbe e.V. und Bundesverband Estrich und Belag e.V. und Bundesfachschule Estrich und Belag e.V.: Handbuch für das Estrich- und Belaggewerbe - Technik. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG, Köln 2011 Lit. 2: DIN EN 13813: Estrichmörtel und Estrichmassen – Eigenschaften und Anforderungen. Deutsches Institut für Normung, 01/2003 Lit. 3: Verein Deutscher Zementwerke e.V.: Zement-Merkblatt Betontechnik, B19 Zementestrich . 8.2010. www.beton.org; www.vdz-online.de Lit. 4: DIN 18560: Estriche im Bauwesen – Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung. Deutsches Institut für Normung, 09/2009. Teil 2: Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (Schwimmende Estriche). Deutsches Institut für Normung, 09/2009. Teil 3: Verbundestriche. Deutsches Institut für Normung, 03/2006. Teil 4: Estriche Trennschicht. Deutsches Institut für Normung, 04/2004 Teil 7: Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche). Deutsches Institut für Normung, 04/2004 Lit. 5: Timm, Harry: Estriche und Bodenbeläge. Arbeitshilfen für die Planung, Ausführung und Beurteilung. Verlag Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2010 Lit. 6: DIN EN 13892: Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen – Teil 2: Bestimmung der Biegezug- und Druckfestigkeit. Deutsches Institut für Normung, 02/2003 Lit. 7: DIN 18202: Toleranzen im Hochbau – Bauwerke. Deutsches Institut für Normung, 10/2005 Lit. 21: DIN EN 13318: Estrichmörtel und Estriche - Begriffe. Deutsches Institut für Normung, 12/2000 Lit. 9: DIN EN 197: Zement. Deutsches Institut für Normung, 08/2004 Lit. 10: DIN 1164: Zement mit besonderen Eigenschaften - Teil 10: Zusammensetzung, Anforderungen und Übereinstimmungsnachweis von Normalzement mit besonderen Eigenschaften. Deutsches Institut für Normung, 08/2004 Lit. 11: DIN EN 12620: Gesteinskörnungen für Beton. Deutsches Institut für Normung, 04/2003 Lit. 12: DIN EN 206-1: Beton - Teil 1: Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität. Deutsches Institut für Normung, 07/2001 Lit. 13: DIN 13454: Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und Calciumsulfat-Werkmörtel für Estriche. Deutsches Institut für Normung, 1/2005 und 11/2007 Lit. 14: DIN EN 13139: Gesteinskörnungen für Mörtel. Deutsches Institut für Normung, 08/2002 30 Lit. 15: Bundesverband der Gipsindustrie e.V.: Gipsdatenbuch Calciumsulfatestriche. Darmstadt 2006. www.gips.de – Teil 7: Lit. 16: DIN EN 14016: Bindemittel für Magnesiaestriche - Kaustische Magnesia und Magnesiumchlorid - Teil 1: Begriffe und Anforderungen. Deutsches Institut für Normung, 04/2004. Teil 2: Prüfverfahren. Deutsches Institut für Normung, 02/2004 Lit. 17: Unger, Alexander: Fußboden Atlas. Richtig Planen – Schäden vermeiden. Verlag Quo Vado, Chemnitz 2000 Lit. 18: DIN 1995: DIN 1995 - Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel - Anforderungen an die Bindemittel – Teil 4: Kaltbitumen. Deutsches Institut für Normung, 08/2005 Lit. 19: DIN EN 1504: Produkte und Systeme für den Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken - Definitionen, Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung der Konformität - Teil 2: Oberflächenschutzsysteme für Beton. Deutsches Institut für Normung, 02/2004 Lit. 20: DIN EN 13213: Hohlböden. Deutsches Institut für Normung, 12/2001 Lit. 21: DIN EN 13318: Estrichmörtel und Estriche - Begriffe. Deutsches Institut für Normung, 12/2000 Lit. 22: Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), zusammen mit der Bayerischen Architektenkammer: WECOBIS – Ökologisches Baustoffinformationssystem. http://www.wecobis.de/jahia/Jahia/Home/Bauproduktgruppen/Moertel_Estriche Lit. 23: DIN 18353: VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) Estricharbeiten. . Deutsches Institut für Normung, 04/2010 Lit. 24: VOB Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen, Beck Verlag Lit. 25: Wesche, Karlhans: Baustoffe für tragende Bauteile. Band 2: Beton, Mauerwerk. Bauverlag GmbH, Wiesbaden und Berlin 1993 31