PDF - Felicitas Freise
Transcription
PDF - Felicitas Freise
EIN LIEBHABER DER S-KLASSE Er schien beim Küssen einfach nicht die Augen zu schließen. Sooft sie zwischendurch einen Blick riskierte, sah sie in seine seltsam dunklen Pupillen. Doch vielleicht waren sie ja zu, wenn sie nicht hinsah und genau dann offen, wenn sie es tat. Schließlich war sein ganzes Verhalten eigenartig synchron zu ihrem. Auf jeden ihrer leisen Seufzer schien einer von ihm zu folgen, auf jede ihrer Bewegungen eine seiner. Die ganze Nummer war ebenso seltsam wie das, was ihr vorangegangen war. Andererseits durfte sie sich nicht beklagen, denn schließlich war sie es gewesen, die in Champagner-Laune bei Mike’s aufgekreuzt war. Lag es an ihrem Training oder an dem verrückten Film, den sie sich vorher aus dem Internet runtergeladen hatte ? Ein Uralt-Streifen aus der Frühzeit des Fernsehens, irgendwann in den 70er Jahren des vorigen Jahrtausends im damaligen Frankreich gedreht. Sie hatte etwas Historisches erwartet, da sie mit der Bezeichnung SoftPorno nichts anfangen konnte, war dann aber angenehm überrascht gewesen, als sie merkte, worum es ging. Unglaublich, wie das damals ablief. Ein Mann lernte in einem Lokal eine Frau kennen und anstatt über ihre Sozialisation, ihre Genstrukturen oder das ökologische Gleichgewicht ihrer Biosphären zu kommunizieren, machte er ihr Komplimente über ihre Brüste, woraufhin sie ihn mit zu sich nahm und sie es bereits im Vorzimmer miteinander trieben. Als Gipfel der Absurdität fragten sie einander sogar erst beim Abschied nach ihren Namen! Grotesk und doch reizvoll und so völlig anders als heutzutage. Das war ja geradezu Sodom und Gomorrha, mit dem nächstbesten Unbekannten ins Bett zu gehen, nur weil man Lust auf ihn hatte und ohne an die Konsequenzen zu denken. Was mußte das für ein unbekümmertes Leben gewesen sein ? Heute, wo man bereits mit einer Schwäche des Immunsystems geboren wurde, und jeder bestrebt war, sowenig Keime und Gift wie möglich aufzunehmen, war solch’ ungeschützter Sex völlig undenkbar. Erst wenn man die Krankengeschichte des anderen kannte und sie zusammen mit seiner Genstruktur analysierte, kannte man auch das Risiko, mit ihm auf Tuchfühlung zu gehen. Bei einem Wert unter 1:200 sollte man daher im eigenen Überlebens-Interesse, die Finger von ihm lassen. Und wer an Kinder dachte, sollte die Marke überhaupt erst bei 1:600 ansetzen. Dann aber gab es noch die “Tausender”, Männer und Frauen, die so gesund waren, daß es relativ ungefährlich war, mit ihnen ins Bett zu gehen. Das Problem war nur, daß diese “Übermenschen” aus Angst vor Kontamination meist unter sich blieben und für “Normal-Verseuchte” wie sie eine war als unerreichbar galten. Tja damals, das war noch was anderes. Die Probleme der Menschen schienen erst beim Sex anzufangen, nicht bereits Lichtjahre davor. Der Film hatte sie nervös gemacht, nein, geradezu unruhig. Wann hatte sie das letzte Mal Sex gehabt ? Es mußte etwa vor zwei Jahren gewesen sein, mit diesem Typen, dessen Genstruktur genauso grundsolide war wie die Nummer, die er schließlich in ihrem Bett lieferte. Sie beschloß, sich abzulenken. Es war früher Abend und eine Einheit im Center würde ihr Ablenkung und Ausgeglichenheit bringen. Der Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at Schweiß lief ihr in Strömen Rücken und Bauch hinunter und gab ihr das befriedigende Gefühl, jung und stark zu sein. Ihr Körper war in Bestform und hatte mit 32 fast seine volle Reife erreicht. Zufrieden betrachtete sie ihre kräftigen Schenkel, den halbwegs flachen Bauch und ihren straffen Po. Sie fühlte sich wohl in ihrer Haut und ließ es sich durchaus anmerken. Wohlig entspannt zog sie für den Heimweg nur ihr Sweatshirt über das durchgeschwitzte Trikot. Sie hatte keine weiteren Pläne für den restlichen Abend und dementsprechend auch keine Ambitionen, sich nochmals aufzurüschen. Kurz bevor sie wieder in ihrer Wohnung ankam, fiel ihr jedoch ein, daß sie nicht mehr genügend Mineralwasser im Haus hatte, und verschwitzt und durstig wie sie war beschloß sie, noch bei Mike’s reinzuschauen, um welches zu kaufen. Mike’s war Restaurant, Bar, Treffpunkt, Supermarkt und Apotheke in einem. Es gab fast nichts, was es dort nicht gab und suchte man tatsächlich etwas, das Mike nicht vorrätig hatte, so besorgte er es innerhalb einer Stunde per mouseclick und stellte es zu. Sie sah ihn sofort, als sie Mike’s betrat. Er saß alleine an einem der Tische im Barbereich und sah verdammt gut aus. Ziemlich groß, braungebrannt, toller Body und ... er sah sie an ! Schnell steuerte sie auf die Getränkeabteilung zu, fort aus seinem Blickfeld und begann fieberhaft zu überlegen. Der französische Film fiel ihr wieder ein und ihr Herz schlug rascher. Sollte sie es riskieren, sich einfach an seinen Tisch zu setzen ? Warum nicht, sich dazuzusetzen bedeutete ja noch gar nichts ! Beladen mit zwei Flaschen Mineralwasser ging sie mit wackligen Knien auf ihn zu. “Ist hier noch frei ?” Er lächelte: “Für Sie immer.” Errötend sank sie auf den Sessel neben ihn und stellte die Flaschen vorsichtig auf den Boden. Sie bestellte einen Energy-Drink und bemerkte mit Verwunderung, daß er aus seinem Glas noch keinen Schluck genommen hatte. “Sie müssen durstig sein.” Mit einem Kopfnicken deutete er auf ihre Einkäufe. “Oh ja, ich komme aus dem Center. Ich habe gerade trainiert.” “Also daher haben Sie ihre tolle Figur.” ,antwortete er ruhig und sah ihr dabei tief in die Augen. Ihr wurde heiß und ein leises Kribbeln lief langsam von ihrem Scheitel zu ihren Sohlen. “Sie machen sich über mich lustig.” ,protestierte sie, mußte sich aber zugleich eingestehen, daß ihr seine Bemerkung durchaus schmeichelte. “Nein, ganz und gar nicht. Schon als Sie reingekommen sind, fiel mir auf, was für grandiose Beine Sie haben und welch’ wundervolle Brüste. Ich würde liebend gerne mit Ihnen schlafen.” Sie schnappte nach Luft. Ihr französischer Film war ja gar nichts dagegen ! Da lag das Abenteuer vor ihr, sie brauchte nur noch zuzugreifen. Doch sie zögerte: “Das geht mir ein bißchen zu rasch, wer sagt mir denn, daß ....” “Sie meinen den Kontaminierungsstatus.” ,half er ihr weiter, “Da kann ich Sie beruhigen.” Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at Aus seiner Reverstasche zog er einige Persönlichkeitskarten und reichte ihr eine davon. Er war ein Tausender ! Ihre Verblüffung brachte ihn zum schmunzeln: “Und so wie Sie aussehen, sind Sie mindestens eine 800erin ....” Sie war zwar nur eine 600erin, aber ihre Kombination ergab immer noch einen ausgezeichneten Wert. Außerdem schien es ihrem Immunsystem derzeit ziemlich gut zu gehen und für den “Morgen danach” hatte sie auch alle möglichen Desinfektionsmittelchen im Haus. Man wußte ja doch nie ! Die Raubkatze in ihr war erwacht, und hatte keine Lust, sich dieses prachtvolle Beutestück entgehen lassen. Immerhin hatte sie noch nie einen Tausender gehabt. Jetzt galt es nur noch, keine Angst vor der eigenen Courage zu haben. Sie grinste ihn an: “OK. Gehen wir, ich wohne in der Nähe.” Obwohl die ganze Sache wie ihr eigener, französischer Film begonnen hatte, wurde sie - sozusagen - zunehmend österreichischer. Auf seine forsche Einladung in ihr Bett folgte gnadenlose Zurückhaltung, sodaß sie die Initiative ergriff und begann, sein Gesicht mit ihren Küssen zu erforschen. Er machte es ihr nach und erkundete seinerseits die Landschaft ihres Gesichtes mit seinen Lippen Sie schloß die Augen und genoß die ausgedehnten Zärtlichkeiten. Langsam nahm ihre Erregung zu, doch er traf keine Anstalten, die nächsten Schritte zu setzen. Sie blinzelte und merkte, daß seine Augen geöffnet waren, so als beobachtete er sie. Da fuhr sie fort, ihn auszuziehen. Sakko, T-Shirt, Jeans, Socken. Als er schließlich in Boxershorts vor ihr stand, sah sie, daß er tatsächlich fantastisch gebaut war, aber dort, wo man die Auswirkungen ihrer heißen Küsse hätte bemerken müssen, noch immer Flaute herrschte. Er bemerkte ihren überraschten Gesichtsausdruck und flüsterte beruhigend: “Kommt schon noch...” Endlich begann er, sie auszuziehen. Sofern man von ausziehen sprechen konnte. Zwar gelang ihm, ihr das Sweatshirt über den Kopf zu streifen, bei ihrem Trikot benahm er sich allerdings, als hätte er sowas noch nie gesehen. Offensichtlich hielt er es für einen Body, denn verzweifelt tastete er nach den Druckknöpfen im Schritt. Als ihr das Gegrabsche schließlich zuviel wurde, streifte sie die Träger von den Schultern und schälte sich aus dem Stretchmaterial. Verblüfft nahm er das Stück Stoff und betrachtete es interessiert. Als sie sich bückte, um ihre Socken abzustreifen, durchzuckte ein Lichtblitz den Raum. Erschrocken richtetet sie sich auf: “Was war das ?” “Was denn ?” “Na dieses Blitzen !” “Welches Blitzen ?” “Jetzt gerade.” “???” “Hast Du denn nichts bemerkt ?” “Nein.” “Dann wird es wohl doch draußen gewesen sein.” ,versuchte sie mehr sich als ihn zu beruhigen. Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at Schließlich standen sie fast nackt voreinander, nur seine Boxershorts verhinderten den totalen Hautkontakt. Als sie danach griff, zuckte er zurück: “Moment - ich komme gleich wieder.” Er lächelte verlegen, nahm etwas aus seiner Sakkotasche und verschwand im Badezimmer. Das konnte ja heiter werden. Der mutmaßliche Macho schien zusammen mit seinen Kleidern seine Kühnheit zu verlieren. Sie ging voraus ins Schlafzimmer. Auf diese Weise blieb ihnen zumindest die Peinlichkeit erspart, einander unauffälig dorthin zu bekommen. Eine Ewigkeit später tauchte er wieder auf und streckte sich neben ihr auf dem Bett aus. Nach wie vor in Boxershorts. Nachdem er keine Anstalten machte, seine neugewonnene Schüchternheit ihr zuliebe aufzugeben, begann sie, ihn zu streicheln. Er folgte mit minimaler zeitlicher Verzögerung aber derselben Intensität, sodaß es ihr nach einer Weile erschien, als würde sie sich selbst berühren. Ebenso verhielt es sich mit seinem Atem und dem Grad seiner Erregung. Es schien, als wären sie beide nur noch ein Atem - und zwar IHR Atem, und ein Herzschlag, nämlich IHRER. Irritierend war nur, daß sich bei aller Leidenschaft noch immer keine charakteristische Ausbuchtung seiner Shorts zeigte. Nach dem längsten Vorspiel, dessen sie sich erinnern konnte, beschloß sie, handgreiflich zu werden und ihm seine Boxershorts endlich auszuziehen. Diesmal ließ er sie gewähren. Zu ihrer großen Freude kam ein ebenso gutproportionierter Penis zum Vorschein, über den bereits ein Kondom aus eigenartigem hautfarbenen Material gestreift war und der vor ihren Augen regelrecht hochklappte. Fehlte nur noch, daß er mit einem mechanischen “Klick” einrastete. Verwundert wollte sie ihn berühren, doch er hielt ihre Hand fest: “Bitte nicht, das ist ein Spezialgummi, der darf nicht verrutschen.” “???” “Ich bin etwas empfindlich” ,murmelte er, “Und so ist es auch sicherer für Dich.” “Aber vögeln kannst Du damit schon, oder ?” Er lachte nervös auf, zog sie zu sich heran und flüsterte in ihr Ohr: “Wie hast Du’s denn gern ? Zeig’s mir.” Das klang schon wieder eher nach dem vermeintlichen Hauptgewinn, den sie sich mit einem Tausender erhofft hatte. Zu erregt, um weiter über sein seltsames Verhalten nachzudenken, ließ sie sich von ihm nehmen, gab ihm Stellung, Tempo und Rhythmus vor, und segelte auf diese Weise von einem Höhepunkt zum nächsten. Der Mann bewies Steherqualität. Zwar schien er ebenso gut drauf zu sein wie sie, war jedoch nach ihrem vierten oder fünften Orgasmus noch immer nicht gekommen. Da stimmte ‘was nicht. Sie beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen und zog ein Paar Handschellen unter ihrem Bett hervor. Irritiert beobachtete er, wie sie ihn kurzerhand ans Bett fesselte. “Was hast Du vor ?” ,fragte er verunsichert. “Laß dich überraschen ....” “Tust Du das für Dich oder für mich ?” Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at “Für uns beide, Liebling.” “Aber ich will, daß Du es für DICH tust !” ,protestierte er. “Tu’ ich ja. Keine Angst, ich komm’ schon auf meine Kosten.”,lächelte sie süffisant. Sie beugte sich über seinen Penis, der unverändert aufrecht emporragte, und riß mit einem raschen Ruck das eigenartige Kondom herunter. Er schrie auf. Sie starrte fassungslos auf den kleinen Sensor, der statt des prachtvollen Teiles nun in die Höhe stand, und auf das dickgepolsterte Etwas in ihrer Hand. “Oh mein Gott, was ist DAS !!?? Und wer oder was bist DU ??!!” ,ihre Stimme war kurz vor dem Überkippen. “Es ist alles in Ordnung !” ,keuchte er, “Ich kann Dir alles erklären. Aber binde mich erst ’mal los.” Sie löste seine Fesseln und stürzte ins Badezimmer. Nachmittag und Abend waren offensichtlich zu viel für ihren Magen gewesen. Als sie zurückkam, trug er bereits wieder seine Boxershorts und das seltsame Kondom war verschwunden. Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und verschränkte die Hände vor der Brust: “Ich glaube, Du bist mir ein paar Erklärungen schuldig.” Er nickte verlegen. “Zuerst einmal: bist Du überhaupt ein Mensch ?” “Ja, ... das heißt ... nicht so ganz... vielmehr ... Jein.” “Also was ?!” Sie wurde langsam ungeduldig. Er starrte auf seine Fingerkuppen, anscheinend überlegte er, ob er ihr vertrauen konnte und entschloß sich schließlich, mit der Wahrheit rauszurücken: “Hast Du schon ‘mal von den technogenen Forschungsprogrammen gehört ?” “Du meinst Experimente, Technik und Genforschung miteinander zu verbinden ?” “Genau. Ich bin Teil eines wissenschaftlichen Projektes, das versucht, Androide - das heißt menschenähnliche Wesen - zu schaffen, die durch eine optimale Kombination von Technik und Genmaterial überlebensfähiger, robuster oder leistungsstärker sind, um komplizierte Arbeiten auszuführen, bei denen die Konzentration nicht nachlassen darf zum Beispiel. Die Forschungsreihe, aus der ich komme, beschäftigt sich damit, Ersatzpartner für Freizeitgestaltung zu züchten, wie beispielsweise konditionsstarke Aerobic-Trainer.” “OK. Aber zwischen Aerobic und Sex ist doch wohl ein kleiner Unterschied.” ,warf sie pikiert ein. Betreten fuhr er fort: “Die ganze Sache ist absolut Top Secret. Tatsache ist, daß die Kontaminierung von uns - oder besser gesagt: Euch - und Eurer Umwelt immer noch zunimmt und in ein paar Jahren wird Sex unmöglich sein, da die Risikofaktoren zu hoch sein werden. Das Bedürfnis danach wird allerdings nicht geringer werden, und daher müssen rechtzeitig künstliche Sexpartner geschaffen werden, damit es nicht zu Unruhen kommt. Die Wissenschaftler arbeiten auf Hochtouren und dank der Unterstützung durch die Regierung hat dieses Projekt Vorrang vor allen anderen.” Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at Sie schnappte nach Luft. Da glaubte man, alle verfügbaren Kräfte der Wissenschaft würden dazu eingesetzt, den Weltfrieden zu erhalten, die Klimakatastrophe zu verhindern, die Kontaminierung zu stoppen, aber nein: es ging wieder ‘mal nur um Sex ! “Und welche Rolle spiele ich dabei ?” ,wollte sie wissen. “Die S-Klasse, das sind diese Sex-Androiden, steckt zum Teil noch in den Kinderschuhen. Wenn man das in diesem Zusammenhang so formulieren darf.” Sie grinsten sich an. “Das bedeutet, die Datensammlung ist noch nicht abgeschlossen. Und bevor das nicht geschehen ist, kann mit der Produktion nicht begonnen werden. Ich selbst bin also kein richtiger S-Klasse-Android sondern sozusagen ein Prototyp, vielmehr ein Research-Typ.” Langsam wurde ihr einiges klar: “Du hast mich also beobachtet, wie ich mich verhalte und reagiere und all das.” “Genau. Schließlich müssen wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, um einer Frau größtmögliche Lust bereiten zu können.” Sie war fasziniert. Da hatte sie gerade eine der besten Nummern ihres Lebens erlebt und war gleichzeitig Maßstab für eine ganze Baureihe von Androiden gewesen ! “Und hast Du irgendwie mitgeschrieben oder so ?” Er lächelte: “Nein. Eines meiner Augen ist eine Kamera, das andere ein Projektor. Sieh her.” Ein dünner Lichtstrahl traf aus seinem rechten Auge auf die Zimmerwand. Mit einem Lidschlag setzte er die Projektion in Gang. Sie sah sich, wie sie Mike’s betrat. Am rechten Bildrand erschienen ihre Größe, Maße, Alter und Gewicht. Für eine Schätzung verdammt nah dran. Dann folgten Bilder von ihrem Drink bei Mike’s, Aufnahmen ihrer Wohnung und schließlich Nahaufnahmen von ihrem Trikot inklusive Materialanalyse und Schnittmuster. Das also war der Lichtblitz gewesen, den sie gesehen hatte, ein Scanner ! Sie sah Studien ihres Körpers und schließlich ihr Liebesspiel. Sie erblickte sich in verschiedenen Stellungen, wobei ihre Pulsfrequenz und Erregungskurve akribisch am rechten Bildrand notiert waren. Ihre Höhepunkte waren mit kleinen, roten Kreuzchen markiert. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Jetzt wußte sie auch, warum er ein Spezialkondom angelegt hatte. Der empfindliche Sensor zwischen seinen Beinen diente der Datensammlung, nicht der Lust. Und ebenso wie sein Körper, mußte er vor Feuchtigkeit geschützt werden. Das erklärte auch, warum er seinen Drink bei Mike’s nicht angerührt hatte. “Aber warum hast Du gerade mich ausgewählt ?” Er lächelte: “Tja. Das hängt mit deinem Videokonsum zusammen. Wir registrieren, wer sich Soft-Pornos aus dem Internet runterlädt, sehen uns seine Personaldaten an und wenn uns seine Aspekte in unserer Datensammlung fehlen, versuchen wir, Kontakt aufzunehmen und ihn oder sie ins Bett zu bekommen. Und nachdem Du Dir heute nachmittag diesen französischen Streifen angesehen hast, habe ich mir gedacht, Du hättest vielleicht Lust, so etwas einmal selbst zu erleben....” Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at Seine Rechnung war aufgegangen. Doch nicht nur das, sie hatte auch noch mächtig Spaß dabei gehabt. Gleichzeitig tat es ihr leid, daß sie die alleinige Nutznießerin ihrer Zweisamkeit gewesen war. Doch andererseits war er ja schließlich nicht zum Vergnügen hier... Langsam zog er seine Kleider an: “Ich muß los, habe noch zu arbeiten.” “Mich auswerten ?” ,lachte sie. “Ja, genau.” Sie begleitete ihn zur Tür: “Apropos französischer Soft-Porno: wie heißt Du überhaupt ?” “N.o.a.h. 3/497.” “Ist das eine Abkürzung ?” “Mmmh.” “Und wofür ?” Errötend senkte er den Blick: “Nicht orgasmusfähiger Android-Hetero.” Sie mußte ein Grinsen unterdrücken: “Kann man da gar nichts machen ?” Er dachte kurz nach, bevor er zögernd antwortete: “Na ja, vielleicht doch, wenn man ein Lernmodul einbaut ?!” “Hättest Du Lust ... ?” ,fragte sie vorsichtig. Er strahlte: “Und ob. Nach allem, was ich bis jetzt aus den Daten geschlossen habe, dürfte das ein ziemlich großartiges Gefühl sein.” Zärtlich schlang sie ihm die Arme um den Hals und flüsterte: ”Eines der großartigsten, Darling. Ruf’ mich an, sobald Du das Modul eingebaut hast. Ich glaube, Deine Datensammlung ist noch lange nicht abgeschlossen.” Seine Antwort war ein langer Kuß mit einem komplizenhaften Grinsen um die Mundwinkel - und geschlossenen Augen ! © 1998 Bankverbindung: Erste Österreichische Sparkasse BLZ 20.111 Kto.Nr. 325 789 46 UID ATU 601 846 05 Texte aller (Un)Art Lerchenfelderstr. 50/2/21 A-1080 Wien Tel. 0650 / 403 83 25 felicitas@freise.at www.freise.at