EPB 31
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EURO PENSION BULLETIN AEIRSP - EAPSPI - EVVÖD Das Informationsblatt des Europäischen Verbandes der Versorgungseinrichtungen des öffentlichen Dienstes Übersicht · Demographische Veränderungen in Europa auf nationaler und regionaler Ebene S. 1 Prof. Dr. Herwig Birg - Deutschland · Aktuelles aus Schottland Ian Clapperton, SPPA - Großbritannien S. 3 · Pension Watch Tim Pullman, CDC - Frankreich S. 5 · Wie bewältigt KLP die aktuelle Finanzkrise? Björn Hamre, KLP - Norwegen S. 8 · Rentenreform in Europa Dr. Jean J. Pfitzmann, ASIP - Schweiz S. 10 Nr. 31 www.evvod.eu 01/2009 LEITARTIKEL Demographische Veränderungen in Europa auf nationaler und regionaler Ebene Die Finanzkrise steht derzeit in allen Ländern im Zentrum der öffentlichen Diskussion. In den letzten Wochen und Monaten wurden an sämtlichen Finanzplätzen Werte in unvorstellbarem Ausmaß vernichtet. Von diesem Abwärtssog wurde eine Vielzahl namhafter Unternehmen und sogar gesamte Volkswirtschaften erfasst, so dass sich die Frage stellt, wo die Altersvorsorgesysteme im Allgemeinen und die des öffentlichen Dienstes im Speziellen stehen. Die Antwort hängt dabei entscheidend vom jeweiligen Finanzierungsverfahren ab. Positiv ist in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Untersuchung der britischen Pensionskassenvereinigung NAPF vom Januar 2009, die belegt, dass die Altersversorgung im Vergleich zu anderen Anlageformen immer noch ein relativ hohes Vertrauen genießt. 82 % der Zusatzrentenberechtigten erklärten, dass sie ungeachtet der momentanen Verwerfungen auf den Finanzmärkten keine Änderungen bei ihren Verträgen vornehmen werden. Weitere 7 % wollen sogar ihre Beitragszahlungen ausbauen. Zusammenfassung der Präsentation bei der EAPSPI-Konferenz in Helsinki am 09.10.2008 Gerade in derartig schwierigen Phasen auf den Kapitalanlagemärkten offenbaren die umlagefinanzierten Rentensysteme ihre Vorteile, ohne dass an dieser Stelle ihre Nachteile, nämlich insbesondere ihre Anfälligkeit aufgrund der demographische Entwicklungen, zu leugnen wären. Deren Auswirkungen auf die Sozialsysteme war das Hauptthema der letzten EAPSPIJahreskonferenz in Helsinki, die zusätzlich durch die Erfahrungsberichte der Mitglieder im Rahmen des „Pensions’ Update“ abgerundet wurde. Hagen Hügelschäffer Originalsprache: Deutsch Ob die Bevölkerung eines Kontinents, eines Landes, einer Stadt oder eines Stadtteils wächst, schrumpft oder konstant bleibt, hängt vom Zusammenspiel von vier demographischen Prozessen ab: Die Geburten und die Einwanderungen über die Grenzen des betreffenden Gebietes erhöhen die Bevölkerungszahl, die Sterbefälle und die Abwanderungen verringern sie. Bei Einwanderungsländern hat die Zahl der jährlichen Einwanderungen etwa das gleiche Ausmaß oder ist wie im Falle Deutschlands sogar größer als die Zahl der Geburten. Auf regionaler Ebene entfallen pro Geburt in der Regel das Dreibis Fünffache an Zuwanderungen aus anderen Regionen oder aus anderen Ländern. Alle vier Komponenten der Bevölkerungsveränderung - die Zahl der Geburten, Sterbefälle, Ein- und Auswanderungen - hängen äußerst stark von der Alterstruktur ab. Deshalb müssen bei internationalen und intertemporalen Vergleichen altersstandardisierte Indikatoren verwendet werden. Besonders wichtig ist die altersstandardisierte Geburtenrate (Total Fertility Rate). Sie gibt an, wie viele Lebendgeborene in der jeweiligen Region pro Frau entfallen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert nahm die Geburtenrate der Weltbevölkerung (Total Fertility Rate) von 5,0 Lebendgeborenen pro Frau auf 2,7 ab - mit weiter fallender Tendenz. In Europa sank die Geburtenrate im gleichen Zeitraum von 2,7 auf 1,4 Lebendgeborene pro Frau. Europa ist der einzige Kontinent, der jedes Jahr mehr Sterbefälle hat als Geburten. Ohne Ausgleich durch Einwanderungen Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN wäre die Bevölkerungszahl Europas seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ständig rückläufig. Die Geburtenraten unterscheiden sich im internationalen und interregionalen Vergleich stärker als im intertemporalen Vergleich. Im Zeitraum 2005 - 2010 betrug die Kinderzahl pro Frau in Nordeuropa 1,8, in Westeuropa 1,6, in Südeuropa 1,4 und in Osteuropa 1,3. Innerhalb der europäischen Länder differieren die Geburtenraten zwischen den Regionen wesentlich stärker als zwischen den Nationen. Die internationalen und interregionalen Unterschiede der Mortalitätsraten und der Lebenserwartung sind wesentlich geringer als die der Geburtenraten. Im Zeitraum 2005 - 2010 betrug die Lebenserwartung in Nordeuropa 79,0 Jahre, in Westeuropa 79,9, in Südeuropa 79,4 und in Osteuropa 68,6 (jeweils Durchschnitt für Männer und Frauen). Die wichtigsten Auswirkungen der demographischen Veränderungen sind die Alterung, die Schrumpfung und die Internationalisierung der Bevölkerungsentwicklung durch Migrationströme. Die drei Auswirkungen differieren auf regionaler Ebene wesentlich stärker als auf nationaler Ebene. Für das soziale Sicherungssystem (Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung) ist die demographische Alterung, gemessen beispielsweise durch das Medianalter, die entscheidende Einflussgröße. In Europa betrug das Medianalter im Jahr 2005 38,9 Jahre. In Nordeuropa waren es 38,8, in Westeuropa 40,5, in Südeuropa 39,8 und in Osteuropa 37,5 Jahre. Bis 2050 wird das Medianalter in Europa nach den Bevölkerungsprojektionen der Vereinten Nationen von 38,9 auf 47,3 Jahre steigen, in Nordeuropa von 38,8 auf 43,7, in Westeuropa von 40,5 auf 46,7, in Südeuropa von 39,8 auf 49,3 und in Osteuropa von 37,5 auf 48,3 Jahre. Der Anstieg des Medianalters beruht zu vier Fünfteln auf der niedrigen Geburtenrate und nur zu einem Fünftel auf der zunehmenden Lebenserwartung. Da der Rückgang der Geburtenrate und der Geburtenzahl in den letzten vier Jahrzehnten nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, nimmt die Elternzahl und damit die Geburtenzahl in der Zukunft weiter ab - nicht Geborene haben keine Kinder. Die demographische Alterung läuft ab wie ein Uhrwerk, sie ist für mehr als ein halbes Jahrhundert nicht mehr zu stoppen. 2 In Regionen mit überdurchschnittlicher Geburtenrate und Bevölkerungswachstum durch die Einwanderung jüngerer Menschen ist die demographische Alterung geringer als in Regionen mit unterdurchschnittlicher Geburtenrate und Bevölkerungsschrumpfung. Verstärkt wird die demographische Alterung in Regionen mit Zuwanderungen von älteren und Abwanderungen von jüngeren Personen. Zu den Regionen mit geringerer Alterung zählen Wien, Brüssel, Sydsverige, die West Midlands und Inner London. Zu den Regionen mit besonders starker Alterung gehören Gebiete in der Slowakei (Bratislavsky), Polen (11 von 16 Regionen) und Rumänien (3 von 8 Regionen). Zu den Regionen mit überdurchschnittlicher Alterung gehören in Italien Puglia, Basilicata, Calabria und Sardegna. In Spanien sind dies die Regionen Galicia, Principado Asturias, Cantabria, Pais Vasco, Castilla y Leon, Extramedura, Ceuta und Canarias. In Deutschland ist die Alterung in den neuen Bundesländern besonders intensiv, vor allem in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Dessau, Halle, Magdeburg und Thüringen. Für die Analyse der Konsequenzen der demographischen Alterung für das soziale Sicherungssystem ist der Altenquotient (= über 60 Jährig in Prozent der 20- bis unter 60 Jährigen) ein entscheidender Indikator. In Europa wird sich der Altenquotient bis zur Jahrhundertmitte mehr als verdoppeln. Im Vergleich zum Anstieg des Altenquotienten ist der Rückgang des Jugendquotienten (= unter 20jährige in Prozent der 20- bis unter 60-Jährigen) wesentlich geringer, so dass die Summe aus beiden Belastungen stark wächst. Am Beispiel Deutschland kann gezeigt werden, dass sich die Alterung weder durch eine Erhöhung der Geburtenrate noch durch die Einwanderung Jüngerer verhindern lässt: Wollte man den Anstieg des Altenquotienten durch die Einwanderung Jüngerer stoppen, müssten bis 2050 188 Mio. Menschen mehr nach Deutschland einwandern als auswandern. Alternativ müsste die Geburtenrate auf rund vier Kinder je Frau zunehmen - eine Utopie. Prof. Dr. Herwig Birg, Deutschland Originalsprache: Deutsch EURO PENSION BULLETIN Nr. 31 - 01/2009 3 alt Aktuelles aus Schottland Zusammenfassung der Präsentation bei der EAPSPI-Konferenz in Helsinki am 09.10.2008 Die Reformen Alle Systeme des öffentlichen Dienstes waren gezwungen, Änderungen vorzunehmen. Diese Reformen haben zwei Gründe: 1. Regierungspolitik 2. Steuervereinfachung Betrachtet man den ersten Grund der Reformen, nämlich die Regierungspolitik, so stellt man fest, dass die Regierung mehrere Schlüsselfaktoren untersucht hat, bevor sie die Entscheidung traf, das Ruhealter im öffentlichen Dienst heraufzusetzen. Das normale Ruhealter der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst ist 65 Jahre. Gründe 1. Kosten der Systeme des öffentlichen Dienstes 2. Steigende Lebenserwartung 3. Im privaten Sektor ist das normale Rentenalter 65 Jahre 4. Fazit des Turner-Berichts: (mehr einzahlen oder länger arbeiten oder beides) 5. Rentenalter im gesetzlichen System ist 65 Jahre Kommunen NHS (Gesundheitswe60 65 April 2008 sen) Lehrer 60 65 April 2007 Polizei 50 55 April 2006 Feuerwehr 55 60 April 2006 NB - Arbeitnehmer, die schon vor der Reform der Systeme des Gesundheitswesens, Lehrkräfte, Polizei und Feuerwehr versichert waren, können weiterhin im früheren Ruhealter ausscheiden. Bei der kommunalen Altersversorgung wird die 85er-Regel, dank der Versicherte schon mit 60 in den Ruhestand treten konnten, allmählich abgebaut. Die meisten Systeme sind auf ein Ruhealter von 65 Jahren übergegangen, außer Polizei und Feuerwehr, die wegen der Härte der Arbeitsbedingungen ein jüngeres Ruhealter beibehalten haben. Steuervereinfachung Der zweite Grund der Rentenreform bestand in der Steuervereinfachung. Die alten Vorschriften waren unverständlich und sehr einschränkend. Sie waren seit über 50 Jahren nicht mehr überarbeitet worden. Zu den jetzt abgebauten Einschränkungen für Systeme und Versicherte gehören: • Die Obergrenzen der einzahlbaren Beträge wurden von 15 % auf 100 % des Gehalts oder £ 215,000 pro Jahr heraufgesetzt. • Die Vorschrift, dass die Pension 2/3 des letzten Gehalts oder 40/80 des letzten Gehalts plus Auszahlung eines Kapitals in dreifacher Höhe der Pension nicht überschreiten darf, wurde abgeschafft. • Die Einkommensobergrenze (zur Zeit £ 112,800) für seit 1989 eingetretene Versicherte wurde abgeschafft. Änderungen in den Systemen des öffentlichen Dienstes (Ruhealter) Als Ergebnis dieser politischen Entwicklungen haben alle Systeme des öffentlichen Dienstes das normale Ruhestandsalter für ihre Versicherten geändert. In den meisten Systemen dürfen langjährig Versicherte weiterhin ausscheiden, wenn sie die ehemaligen Altersgrenzen erreicht haben, die neuen Regelungen des Ruhealters gelten nur für neu eintretende Versicherte. Manche Systeme bieten auch den langjährig Versicherten an, gegen bessere Leistungen gemäß der neuen Regelung erst im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand zu treten. 65 neue Einführung 85er-Regel wird 65 ab 2006 abgebaut Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN • Für die Versicherten einer betrieblichen Altersversorgung gelten keine Einschränkungen mehr beim Aufbau einer individuellen Altersversorgung. • Keine Verpflichtung mehr, in den Ruhestand zu treten, um Versorgungsleistungen des Arbeitgebers zu erhalten. Die Systeme waren in der Lage, durch einfachere Steuervorschriften die Leistungen zu verbessern. Hier nun die wichtigsten Änderungen dieser Steuervorschriften: • Versorgungsleistungen genießen weiterhin die bestehenden Steuererleichterungen, aber mit zwei neuen Höchstgrenzen. (i) Die während des gesamten Lebens für eine Altersversorgung beliebiger Art eingezahlten Beträge werden auf einen Gesamtwert (lifetime allowance) festgelegt (£ 1,5 Mio.). (ii) Die jährliche Wertzunahme der Vorsorge einschließlich Beiträge darf £ 215,000 nicht überschreiten. • • • Förderung des flexiblen Ruhestands durch die Möglichkeit, als Ruheständler beim gleichen Arbeitgeber weiterzuarbeiten und weitere Versorgungsansprüche zu erwerben. Die Versorgungssysteme dürfen 25 % des Gesamtwerts der Altersvorsorge als steuerfreies Kapital auszahlen. Für die Altersversorgung keine Beschränkung der Anzahl der Dienstjahre. Unter “Lifetime Allowance” ist der Gesamtwert der Beiträge zu verstehen, der das ganze Arbeitsleben angespart und steuerlich abgesetzt werden kann. Beträge über dieser Höchstgrenze werden hoch besteuert. Um den Gesamtwert der angesparten Versorgung in einem auf dem letzten Gehalt basierenden System zu berechnen, wird die Pension mit 20 multipliziert und eventuelles Kapital hinzuaddiert. Liegt das Ergebnis bei über 1,5 Mio. £, muss der Anspruchsberechtigte den darüber hinaus gehenden Betrag versteuern. 4 Das Gleiche gilt für die jährliche Einzahlungsgrenze (annual allowance). Liegen die Einzahlungen nicht über 215 000 £ (oder 100 % des Gehalts), gilt totale Steuerbefreiung. Bei Überschreiten der Einzahlungsgrenze muss versteuert werden. Die lebenslangen und die jährlichen Einzahlungsgrenzen werden im Laufe der Zeit entsprechend der Entwicklung der Lebenshaltungskosten steigen. Wer sich 25 % des angesparten Gesamtwerts seiner Altersversorgung als steuerfreies Kapital auszahlen lässt, erhält eine entsprechend geminderte Pension. Bei den Versorgungssystemen des öffentlichen Dienstes sorgen die Steuererleichterungen für eine Verbesserung der Versorgungsleistungen: Änderungen bei Systemen des öffentlichen Dienstes (Besteuerung) NHS Lehrer Aufheben der Höchstgrenzen für freiw. Höhereinzahl. (AVC - 3. Säule) Option zum Erwerb einer zusätzlichen Versorgung Kommunen Polizei √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ √ Keine Einkommenshöchstgrenze mehr √ √ √ Versicherungsmathematischer Zuwachs für länger arbeitende Arbeitnehmer √ √ √ Erhöhung der möglichen Versicherungszeiten Option der Auszahlung von 25 % als unversteuertes Kapital Option des flexiblen Ruhestands Feuerwehr √ √ √ √ Die Option zum Erwerb einer zusätzlichen Altersversorgung, bietet den Arbeitnehmern die Möglichkeit, bis zu 5000 £ zusätzlich zu ihrer Pension zu erwerben. Die Kosten hängen vom Alter ab. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN Die Versorgungssysteme von Polizei und Feuerwehr bieten weniger Optionen, da es den Versicherten nicht gestattet ist, nach Erreichen des Ruhealters weiterzuarbeiten. Die Option des flexiblen Ruhestands bietet den Versicherten die Möglichkeit, einen Teil der Versorgung vorzeitig in Anspruch zu nehmen und trotzdem weiterzuarbeiten. Die Versorgungsleistungen werden aber versicherungsmathematisch gekürzt. Die Vereinfachung der Besteuerung bringt eine Reihe von Vorteilen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Dazu gehören: 5 her liegen würden. Ähnlich Ergebnisse lassen sich auch für das Gesundheitswesen errechnen. Die Regierung hat von den Versorgungssystemen des öffentlichen Dienstes verlangt, dass sie ihre Zukunftssicherheit unter Beweis stellen und dieses Ziel wurde mit der Reform erreicht. Dank einer Vereinbarung mit den Gewerkschaften über die Kostenteilung wurden die Kosten für die Arbeitgeber begrenzt, da die Mehrkosten durch die höhere Lebenserwartung von den Arbeitnehmern getragen werden. Ian Clapperton, SPPA 1. 2. 3. 4. 5. 6. Mehr Wahlmöglichkeiten für das Rentensparen Flexibler Ruhestand Anreiz für Arbeitnehmer länger zu arbeiten Erfahrene Arbeitskräfte bleiben länger erhalten Höhere Einzahlungen für die Altersversorgung Möglichkeit der Auszahlung eines größeren steuerfreien Betrags 7. Vereinfachung der Steuervorschriften für Beiträge und Gesamtwert der Versorgung bis zu einer pauschalen Höchstgrenze von 1,5 Mio. £. Reform der Altersversorgung im öffentlichen Dienst Vielleicht noch wichtiger: Die Kombination von höherem Ruhealter im öffentlichen Dienst und Vereinfachungen der Besteuerung führt zu geringeren Kosten für den Arbeitgeber, in diesem Falle für den Staat. Originalsprache: Englisch Pension Watch Tim Pullman arbeitet in der Abteilung Research & Development (R&D) des Geschäftsbereichs Altersversorgung der Caisse des dépôts und beschreibt aus seiner Sicht das Projekt der Einrichtung eines koordinierten Systems zum Sammeln, Abfragen und Verwalten von Informationen für die 2000 Mitarbeiter des Geschäftsbereichs. Das Pension Watch Projekt und die Strategie Fazit 1. Kostenreduzierung für den Arbeitgeber (z.B. Lehkräfte): 2008 wurde im Geschäftsbereich Altersversorgung der Caisse des Dépôts ein Projekt begonnen, um innerhalb und außerhalb der Einrichtung anfallende Informationen so zu strukturieren, dass sie den Entscheidungsträgern leichter zugänglich sind. – 0.65 % auf Grund der Änderung des Ruhealters – 0.90 % auf Grund der Änderung der Versteuerung Der Geschäftsbereich setzt zur Zeit einen strategischen Dreijahresplan mit dem Namen CAP2010 um (CAP steht für Conforter nos gestions, Anticiper les nouveaux mandats, Piloter la performance). 2. Die Systeme sind zukunftssicherer geworden. 3. Es wurde eine Vereinbarung zur Kostenteilung getroffen, um die Arbeitgeberkosten zu begrenzen und Mehrkosten (z.B. durch Sterberaten) auf die Versicherten abzuwälzen. Neuere Berechnungen für das System der Lehrkräfte haben ergeben, dass die Kosten für die Arbeitgeber ohne die Reformen mindestens um 1,55 % hö- Der Strategieplan wurde Ende 2007 verabschiedet und im Juni 2008 offiziell in den drei Einrichtungen des Geschäftsbereichs Altersversorgung gestartet. Er soll den 2004 mit einem ersten Dreijahresplan begonnenen Modernisierungsprozess des Geschäftsbereichs fortsetzen. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN Zur Umsetzung wurde der Plan CAP2010 in zehn Projekte um vier Hauptthemen unterteilt: • • • • Customer Relationship Human resources Organisation, Prozesse und Governance Entwicklung Eines der Projekte zum letzten Thema betrifft die Einführung von Pension Watch1, einem System zum Sammeln und Analysieren von Informationen, das für die Führungskräfte des Geschäftsbereichs Altersversorgung strategische Intelligenz produzieren soll. Das Projekt wird wichtigen Input für Entscheidungsfindungen liefern, aber auch dafür sorgen, dass Informationen allen Managern zugänglich sind und beim Sammeln der Informationen wertvolle Ressourcen wirksam genutzt werden. Unterschiedliche Kompetenzen, Unterschiedliche Standorte, unterschiedlicher Bedarf Der Geschäftsbereich Altersversorgung beschäftigt über 2000 Mitarbeiter an drei Standorten in Frankreich (Bordeaux und Angers in Westfrankreich und Paris). Einige der allgemeinen Verwaltungsfunktionen (Finanzen, Controlling, IT, R&D…) des Geschäftsbereichs sind in Paris zentral zusammengefasst. Die Standorte Bordeaux und Angers wurden vor 20 Jahren errichtet und jeder Standort ist für die Verwaltung bestimmter Versorgungssysteme zuständig. Der Geschäftsbereich Altersversorgung verwaltet nämlich insgesamt 50 verschiedene Versorgungssysteme, von den großen Rentenkassen des öffentlichen Dienstes bis hin zu Entschädigungs- und Ausgleichsfonds verschiedenster Berufssparten. Der Geschäftsbereich wuchs vor vier Jahren noch weiter an, als mit dem Sonderrentensystem der französischen Bergleute eine weitere Einrichtung hinzukam. Die vom Geschäftsbereich Altersversorgung verwalteten Systeme sind breit gefächert und betreffen deshalb unterschiedliche institutionelle Interessenvertreter. Eine wichtige Aufgabe des Pension Watch Projekts ist deshalb, Manager in ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern und mit ganz unterschiedlichem Bedarf mit relevanten Informationen zu versorgen. 1 Auf Französisch « Veille retraite ». 6 Start und Anfangsphasen des Projekts Um aus dieser Vielfalt das Beste zu machen, wurde der Aufbau eines Netzwerks für die Einspeisung, Verbreitung und Verarbeitung von Schlüsselinformationen in den einzelnen Abteilungen des Geschäftsbereichs beschlossen. Im Herbst 2008 wurde ein Lenkungsausschuss eingerichtet, der die Umsetzung des neuen Systems überwachen soll. Die Verwaltung des Projekts und die Animation des Netzwerks wurden der Ende 2006 eingerichteten R&D-Abteilung übertragen. Diese Abteilung liefert bereits Informationen zu europäischen und internationalen Angelegenheiten, zu Rechtsfragen und Vorschriften, zu möglichen Partnerschaften und zum akademischen research. Von Anfang an wurde das Informationsmanagement in dieser Abteilung als ein strategisch wichtiger Belang angesehen und eines der ersten Projekte nach ihrer Einrichtung war der Aufbau einer einfachen IT-Plattform, um leichten Zugang zu gemeinsamen Ressourcen zu gewähren. Das Projekt startete im Herbst 2008 mit einer ersten Sitzung des Lenkungsausschusses. Er legte fest, wie das Netzwerk umgesetzt werden sollte und initiierte drei Aktionen: • Zunächst wurden 80 Manager in den einzelnen Abteilungen des Geschäftsbereichs interviewt, um den Bedarf und die Ressourcen zu identifizieren. Daraus wurde ein Generalplan für das Projekt erstellt, der die internen Ressourcen festlegt, die beim Sammeln der Informationen und bei der Überwachung mitmachen. Darin werden auch die Informationsquellen, die zu überwachenden Elemente sowie die vorrangigen Themen jeder Abteilung benannt. • Die zweite Aktion betrifft den Aufbau und die Animation eines Netzwerks von Informationsbeauftragten innerhalb des Geschäftsbereichs, das die Informationen über die vorab identifizierten Themen sammeln und analysieren soll. • Die dritte Aktion betrifft technische Fragen im Zusammenhang mit dem Projekt, speziell die Wahl eines IT-Systems zur Verwaltung der gesammelten Informationen und mit dessen Hilfe die Mitglieder des Netzwerks ihre Daten teilen und den Managern mitteilen können. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN Das Projekt ist nicht nur wegen der technischen Fragen komplex, sondern auch weil es die Art und Weise betrifft, wie Informationen zwischen Menschen zirkulieren. Der Lenkungsausschuss ist sich dieser Schwierigkeiten bewusst und hat eine Reihe von Erkundungen über Informationsdienste in unterschiedlichen Einrichtungen des öffentlichen und des privaten Sektors in Auftrag gegeben. Kulturelle Gewohnheiten spielen offensichtliche eine Rolle und das Informationsmanagement wird je nach Branche, nationaler Kultur und auch Unternehmenskultur unterschiedlich gehandhabt. Was in einer Branche funktioniert, kann in einem anderen Umfeld gar nicht klappen. Wir haben sehr viel aus der privaten Finanz- und Versicherungsbranche in Frankreich gelernt, denn der Zugang der Führungskräfte zu stets aktuellen Informationen ist in diesem wissensintensiven Wirtschaftssektor eine Überlebensfrage. Definition der erwarteten Leistung Um die hohen Erwartungen der verschiedenen Akteure zu erfüllen, definieren wir gerade verschiedene Produkte, von denen jedes auf einen bestimmten Zweck zugeschnitten ist. Strukturierte Daten über europäische und internationale Fragen werden von der R&D-Abteilung geliefert, die dazu u.a. auf Material der Arbeitsgruppen von EAPSPI und seiner Seminare zurückgreift. Anfragen anderer Abteilungen betreffen oft Unterstützung beim Benchmarking, denn als eine Einrichtung des öffentlichen Sektors ist die CDC ständig bemüht, die Effizienz, den Preis und die Qualität ihrer Dienstleistungen zu verbessern. So wird zur Zeit die Möglichkeit geprüft, ein Wissenszentrum aufzubauen, das praktische und methodische Unterstützung beim Benchmarking liefern kann. Manchmal ist es hilfreich, grenzüberschreitende Vergleiche anzustellen; unsere Kontakte zu den Mitgliedern von EAPSPI erschließen uns hierbei viele Möglichkeiten. Erste Lehren aus den Anfangsphasen und Ausblick 7 Die technischen Probleme sind komplex und spannend zugleich. So liegt ein größeres Problem darin, die Bedeutung von Konzepten abzuschätzen, die heute noch als Science fiction erscheinen, in den nächsten fünf Jahren aber ein neues Zeitalter des Internets einläuten. Ein Beispiel dafür ist das Web 3.0 oder Intelligent Web. Nach Expertenmeinung wird das Internet „Intelligenz“ erlangen, schon in den nächsten Jahren wird das Web den Bedarf von Menschen und Maschinen verstehen und befriedigen können. Um nicht ein Informationsüberwachungstool zu entwerfen, das nach kurzer Zeit wieder veraltet ist, müssen wir uns schon heute die neuen Konzepte wie „Ontologie“ und „MetadataTags“ aneignen und sicherstellen, dass wir unsere Tools ohne größere Umgestaltung weiterentwickeln können. Eine weitere praktische und schon sichtbare Entwicklung ist die wachsende Verfügbarkeit von RSS2-Feeds auf den Webseiten, die eine früher zeitraubende Aufgabe in einen äußerst einfachen Überwachungsprozess umgestalten. Im Geschäftsbereich Altersversorgung werden unsere Internet- und Intranetseiten umfassend im Design verändert und modernisiert, und mit den neuen Systemen verfügt der Geschäftsbereich über hochmoderne Plattformen für die interne und externe Kommunikation, die mit kollaborativen Technologien arbeiten. Ein anderer Abschnitt des Plans CAP2010 sieht den Aufbau einer Wissensdatenbank vor, um die meist per Telefon gestellten Fragen der Kunden besser beantworten zu können. Das Pension Watch Projekt wird einige dieser interessanten neuen Möglichkeiten für das Informationsmanagement nutzen. Doch letztlich bin ich überzeugt, dass der technische Fortschritt für unser Projekt nur einer von vielen Aspekten ist. Der wirklich kritische Faktor für den Erfolg betrifft die Mitarbeiter im Geschäftsbereich Altersversorgung und die von ihnen individuell oder gemeinsam gehaltenen Informationen. Tim Pullman, CDC Originalsprache: Englisch Die vergangenen Monate Projektarbeit waren eine reiche Lernerfahrung und meine frühere Beschäftigung in der Abteilung für europäische Angelegenheiten hat mir dabei geholfen, denn die Bedeutung von „soft questions“, das heißt von kulturellen Problemen in Organisationen, trat deutlich zutage. Der Aufbau dieses Netzwerks im Geschäftsbereich ist eine Herausforderung und sein Management ist einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg des Projekts. 2 Rich site syndication. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN Wie bewältigt KLP die aktuelle Finanzkrise? Wir mussten auf dem norwegischen Markt einen signifikanten Wertverfall der an der Osloer Börse notierten Finanzgesellschaften hinnehmen. Der Preis für eine Aktie von KLPs größtem Mitbewerber, der Firma Storebrand fiel bis auf 10,50 NOK während sie Anfang September 2008 noch bei rund 40 NOK stand.1 Ganz ähnlich fiel die Aktie von Norwegens größter Bank DnBNOR und ihrer Tochtergesellschaft, der Lebensversicherungsgesellschaft Vital, von rund 60 NOK auf 22 NOK im Dezember 2008. Solche Verluste des Marktwerts stellen nicht nur eine echte Bedrohung des operativen Geschäfts, sondern auch der Unabhängigkeit der Firmen dar. Die Hoffnungen der Aktionäre auf eine Jahresdividende schwinden und eine Prämie im Falle eines Übernahmeversuchs wird immer wahrscheinlicher. Für die Versorgungseinrichtung KLP liegen solche Probleme in weiter Ferne. Als führende Einrichtung für die betriebliche Altersversorgung des öffentlichen Dienstes und verwandter Organisationen in Norwegen ist die Kommunal Landspensjonskasse (KLP) eine Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit im Besitz ihrer Mitglieder. Diese Unternehmensform lässt den Wertzuwachs den Versicherten zugute kommen und zwar direkt durch Ausschüttung von Überschüssen und indirekt durch Stärkung des Deckungskapitals und damit der Solidität des Unternehmens. 8 Die Eigenmittelausstattung kann zur Deckung eines Verlustes oder Defizits aus normalen Geschäften verwendet werden, und ein Gewinn wird nur im Einklang mit dem Betriebsergebnis des Geschäftsjahrs ausgezahlt. Eigenbeteiligungen werden nur zurückgezahlt, wenn die Mitgliedschaft bei KLP beendet wird und die norwegischen Finanzaufsichtsbehörden zustimmen. Zurückgezahlt wird der Anteil des Mitglieds am zum Zeitpunkt des Austritts angehäuften Eigenmittelausstattung, der auf der Grundlage des Anteils des Mitglieds an den gesamten technischen Rückstellungen der Kasse berechnet wird. Geschäftsergebnisse 2007 konnte KLP mit einem wertangepassten Erlös von 6,7 % und einem Bruttoerlös von 7,5 % solide Ergebnisse erzielen, was für das Geschäftsjahr ein Nominalergebnis von 5,1 Mrd. NOK ergibt. Davon wurden 3,6 Mrd. NOK dem Deckungskapital der Mitglieder zugewiesen. Mit diesem Ergebnis konnten auch alle Rückstellungen für Langlebigkeit vorgenommen und die sogenannten „Zusatzrückstellungen“ aufgestockt werden. Am Ende des Geschäftsjahrs beliefen sich die Aktiva auf 195 Mrd. NOK. Das Solvenzkapital belief sich auf über 25 Mrd. NOK. Anfang 2008 sah alles sehr vielversprechend aus. Am Ende des dritten Quartals 2008 verzeichnete KLP ein kumuliertes wertangepasstes Ergebnis von -3,2 % und einen Bruttoerlös von 0,4 %, konnte aber seine hohe Solvabilität halten, obwohl sich das Solvenzkapital auf 14,5 Mrd. NOK reduziert hatte. Kapitalstruktur von KLP Gemäß der Satzung von KLP sind die Mitglieder verpflichtet, soviel Eigenmittelausstattung einzuzahlen wie notwendig, damit KLP eine ausreichende finanzielle Stärke hat. Dieser Beitrag wird im Verhältnis zum Deckungskapital festgelegt und wird vom Vorstand der Kasse getrennt für die Mitgliedergruppen des Versorgungssystems pro Kalenderjahr berechnet. Auf diese Weise verfügt KLP über zwei Kategorien von Kapital: von den Mitgliedern laufend in Form von Beiträgen eingezahltes Kapital und einen regulären Anlagekapitalfonds aus nicht ausgezahlten Gewinnen. 1 Der Artikel ist am 19. Dezember 2008 verfasst worden. 1 EUR entspricht Mitte Januar 2009 rund 9,3 NOK. Die Versorgungsverpflichtungen von KLP werden auf der Grundlage einer garantierten Verzinsung des Kapitals von 3,2 % berechnet. Wird in einem Jahr der Bruttoerlös von 3,2 % nicht erzielt, muss der Unterschied zunächst durch Verwendung der Zusatzrückstellungen ausgeglichen werden, die speziell zu diesem Zweck gebildet werden. Negativer Erlös (unter null) muss durch das Eigenkapital der Gesellschaft gedeckt werden. Am 30. September 2008 wies KLP buchmäßig gemäß der geltenden Regeln für die Rechnungslegung ein Defizit von 2,819 Mrd. NOK auf. Dies beruht auf der Vorschrift, dass Zuwendungen aus den Zusatzrückstellungen erst am Ende des Geschäftsjahrs verwendet werden dürfen und deshalb nicht im Lau- Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN fe des Geschäftsjahrs zur Deckung des garantierten Zinssatzes verwendet werden dürfen. Wären die Quartalszahlen vom 30. September das Jahresergebnis, würde das Zinsdefizit zwischen 0,4 % und 3,2 % durch die Zusatzrückstellungen gedeckt und der Jahresabschluss wurde einen Bruttoüberschuss von 581 Mio. NOK aufweisen. Die Verteilung der Aktiva im gemeinsamen Portfolio der Versicherten sah nach den ersten neun Monaten des Jahres 2008 so aus: Kurzfristige Anleihen 20,4 %; Geldmarkt 5,9 %; langfristige und bis zur Fälligkeit gehaltene Anleihen 36 %; Darlehen 9,8 %; Immobilien 11,6 %; kurzfristige Dividendenpapiere 16,3 %. Einschließlich Derivate betrug die Equity Exposure 7,2 %. Seitdem wurden die Aktienpositionen weiter reduziert. KLP hat seinen Versicherungsfonds auf der Grundlage von niedrigeren garantierten Zinsen als die meisten Mitbewerber aufgebaut, was für das Unternehmen von relativem Vorteil ist. Bei derart gebeutelten Finanzmärkten wie 2008 wird aber das Hauptziel ein positives Gewinnergebnis sein, um so das Eigenkapital zu schützen. Dynamische, aber umsichtige Anlagepolitik Das norwegische Versorgungssystem ist verpflichtet, jederzeit alle technischen Rückstellungen voll zu decken. In einem flüchtigen und auf fallende Tendenz eingestellten globalen Finanzmarkt stellt dies eine beträchtliche Herausforderung dar, zumal 95 % der norwegischen Versorgungssysteme leistungsorientiert sind und garantierte Zinsen bieten. KLP geht nach den Prinzipien des CPPI (constant proportion portfolio insurance) vor. Es handelt sich dabei um ein Derivat mit Garantie des Kapitals, das eine dynamische Tradingstrategie einbindet, um auch an gewissen impliziten Leistungen teilzuhaben. Dieses Produkt ist so konzipiert, dass man entweder jederzeit oder typischerweise zu einem bestimmten Datum in der Zukunft eine feste Mindestrentabilität erreicht. Im Wesentlichen wird bei dieser Strategie das Anlagenportfolio während der Laufzeit des Produkts ständig zwischen risikoreichen und sicheren Anlagen ausbalanciert, wobei eine feste Formel oder mathematische Algorithmen verwendet werden. Der Schutz des Grundkapitals wird durch das Justieren der Gefährdung durch risikoreiche Anlagen 9 erzielt, so dass der eigentliche Bestand (d.h. der Mix aus sicheren und aus risikoreicheren Anlagen) in der Lage ist, einen bestimmten Wertverlust aufzufangen, bevor der Wert des Portfolios unter das zum Schutz des Grundkapitals erforderliche Niveau fällt. Bis November 2008 hat KLP entsprechend der für das Anlagemodell festgelegten Regeln zehnmal Anlagen reduziert und zweimal im Jahr 2008 Anlagen erworben. Das Hauptproblem: langfristig niedrige Zinsen Als die Finanzkrise Anfang September in den USA begann, lag der norwegische Leitzins bei 5,75 %. Im Oktober und November wurde er um jeweils 0,5 % gesenkt. Am 17. Dezember 2008 beschloss die norwegische Staatsbank, ihren Leitzinssatz um 1,75 % auf 3,0 % zu senken mit dem Ziel, ihn bis zur Veröffentlichung des nächsten Berichts über die Geldpolitik am 25. März 2009 zwischen 2 % und 3 % zu belassen, es sei denn, die norwegische Wirtschaft wird erneut empfindlich gestört. Diese Haltung dürfte für die norwegischen Lebensversicherungen zu einem Problem werden, die eine leistungsorientierte Altersversorgung mit einer jährlichen garantierten Rendite zwischen 3 und 4 % anbieten – auch vor dem Hintergrund der insgesamt extrem niedrigen Leitzinssätze (USA 0,25 %, EU 2,50 %, GB 2,0 %, JPN 0,3 % usw.). Wenn der Aktienmarkt 2009 weiter durch die weltweite Rezession beeinflusst wird, wenn die Zinsen weiter niedrig gehalten werden, um dem Kreditmarkt auf die Sprünge zu helfen, wenn die Arbeitslosigkeit wächst und wenn der Immobilienmarkt weiter fällt, dann werden die leistungsorientierten Versorgungseinrichtungen vor einem beträchtlichen Problem stehen. Zum Schluss: Ölpreis und Konkurrenz Die norwegische Wirtschaft und damit die norwegische Gesellschaft ist schrittweise von einem stabilen Öl- und Gasmarkt abhängig geworden. Im Staatshaushalt 2009 stammen ein Drittel der Einnahmen aus Erdölaktivitäten. Der Haushaltsentwurf beruht auf einem Ölpreis von 500 NOK, das sind rund 80 US $ pro Barrel. Mit seinen über 2200 Mrd. NOK ist der staatliche Pensionsfonds immer noch ein beträchtlicher Puffer, aber er ist verwundbar. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN Das Börsenflaggschiff StatoilHydro stellt ein Drittel des Marktwerts der Osloer Börse dar und der Aktienpreis ist seit seinem Höchststand im Mai 2008 um fast 50 % gefallen. Gleichzeitig ist die norwegische Währung sehr schwach. Der Grund dafür ist schwer auszumachen, abgesehen von der Tatsache, dass die norwegische Krone nur eine kleine Währung in einem nervös reagierenden globalen Zins- und Geldmarkt ist. Der Kurs zum Euro stand normalerweise 1 EUR = 8 NOK, jetzt ist der Euro um 20 % teurer. Um unabsehbare Risiken zu vermeiden ist die Strategie von KLP 100 % Kurssicherung für Wertpapiere mit festem Ertrag und 90 % für Aktien. 10 Säule dagegen ist weit weniger entwickelt als in vielen anderen europäischen Ländern. Die gesetzliche Pflichtversicherung wird in Frankreich durch 36 Systeme getragen. Das größte Pflichtsystem für die Grundversorgung ist die CNAV (Caisse Nationale d’Assurance Vieillesse – Nationale Rentenversicherungskasse) mit 16,5 Mio. Versicherten. Die größten Zusatzversorgungssysteme sind AGIRC/ARRCO für Arbeitnehmer des privaten Sektors (17,7 Mio.) und IRCANTEC für nicht beamtete Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes (2,47 Mio.). Der Staat selbst hat fast 4,5 Mio. Versicherte in drei verschiedenen Systemen (Staatsbeamte, Beamte der Gebietskörperschaften, öffentliches Gesundheitswesen). Björn Hamre, KLP Insurance Originalsprache: Englisch Rentenreform in Europa Dieser Artikel fasst den Beitrag von Dr. Jean J. Pfitzmann anlässlich einer Podiumsdiskussion zusammen, die am 16. September 2008 von der Französischen Nationalversammlung organisiert wurde und zu der auch EAPSPI eingeladen worden war. Zweck dieser Veranstaltung unter dem Vorsitz des Ministers für Arbeit und Soziales, des Präsidenten der Nationalversammlung und des Staatssekretärs für Solidarität war unter anderem auch ein Blick auf die Erfahrungen mit Rentenreformen in anderen Ländern der Europäischen Union, da auch in Frankreich fortlaufend über Reformen und Weiterentwicklungen der Altersvorsorgesysteme diskutiert wird. Vor diesem Hintergrund muss man den Aufbau der Altersversorgung in Frankreich zumindest in Grundzügen kennen. Obwohl Frankreich prinzipiell auch ein Drei-Säulen-System hat, passt dieses Bild nicht genau auf das französische System. Die Altersversorgung der Arbeitnehmer wird weitgehend durch Pflichtversicherungen sichergestellt, von denen eine den Charakter einer gesetzlichen Rentenversicherung und die andere den Charakter einer Zusatzversorgung hat. Da die Zusatzversorgungssysteme genau wie die gesetzliche Rentenversicherung umlagefinanziert sind, gehören sie statistisch und satzungsmäßig zur ersten Säule. Die dritte Säule ist gut entwickelt mit einem breit gefächerten Angebot an individuellen Versicherungsprodukten. Die zweite Angesichts der überall festzustellenden Herausforderungen für die Altersvorsorgesysteme hat in allen europäischen Ländern der Countdown begonnen und wir stellen fest, dass man wieder einmal viel diskutiert, aber wenig handelt. Heute kommt ein Rentner auf drei oder vier Erwerbstätige. 2050 kommt ein Rentner auf zwei Erwerbstätige. Auch die Entwicklung des Arbeitsmarkts in manchen Ländern wie in Großbritannien oder Mitteleuropa gibt zu denken, denn Perioden der Erwerbslosigkeit werden zu Löchern im Versicherungsverlauf. Auch entstehen immer mehr Niedriglohnjobs. Obwohl in Deutschland eine sozialdemokratische Partei in der Koalitionsregierung mitregiert, wurde ein System eingerichtet, in dem höchst minimale Versicherungsbeiträge geleistet werden (Ein-Euro-Job). Auch kann man feststellen, dass das tatsächliche Rentenalter in Wirklichkeit weiter sinkt, denn immer mehr Arbeitnehmer stellen so früh wie möglich ihre Erwerbstätigkeit ein. Eine Reform der europäischen Rentensysteme ist deshalb unumgänglich, selbst wenn sie Wählerstimmen kosten sollte. Wir müssen Modelle finden, die außerhalb der politischen Einflusssphäre liegen. So könnte man sich ein gemischtes System vorstellen, in dem Fachleute Reformvorschläge vortragen, gegen die ein Parlament nur Einwände erheben dürfte, wenn es eindeutige Beweise für die Richtigkeit dieser Einwände gibt. In der Politik denkt man meist nicht weiter als bis zu den nächsten Wahlen und das Thema Rentenreform wirft viel zu viel Antagonismen auf, um als Politiker in dieser Frage rationelle Entscheidungen treffen zu können. Das ist zum Beispiel in Deutschland der Fall, wo man beschloss, das Rentenalter erst ab 2031 heraufzusetzen, was ganz eindeutig viel zu spät ist, zumindest aus der Sicht von Finanzfachleuten und Versicherungsmathematikern. Diese Lösung beruht eindeutig auf zu viel rein politischem Kalkül. Nr. 31 - 01/2009 EURO PENSION BULLETIN 11 Die aktuelle Tendenz neigt dazu, eine Wechselwirkung zwischen den einzelnen Rentenversicherungsbeiträgen zu schaffen, wobei die Systeme auf geringeren Beiträgen und folglich auch auf geringeren Leistungen basieren. Es kann sich auch um ein System handeln, dass auf zwei oder drei Säulen beruht, darunter eine umlagefinanzierte Säule. Die große Gefahr für umlagefinanzierte Systeme liegt in der Alterung der Bevölkerung, aber auch die kapitalgedeckten Systeme stellen keine absolut sichere Alternative dazu dar, denn für solche Systeme liegt die Gefährdung in der Inflation, in einer mangelnden Rentabilität und in der Sicherheit des Kapitals, wie wir es gerade erleben. Deshalb muss man beide Systeme kombinieren. Es wurde beschlossen, das System alle fünf Jahre zu revidieren, jedoch außerhalb der politischen Einflusssphäre. In die Gesetzgebung wurden nämlich Sicherungen eingebaut, die den Versicherungsmathematikern, den Technikern, Finanzfachleuten und Juristen Entscheidungsbefugnis einräumen und die Frage der Altersversorgung aus der politischen Entscheidungssphäre ausklammern. Meist werden niedrigere Leistungen des gesetzlichen Systems durch eine betriebliche Altersversorgung ausgeglichen. Es handelt sich dabei oft um spezifische Lösungen für einen Wirtschaftszweig wie die Polizei, die Feuerwehr oder das Baugewerbe. Das Rentensparen kann aber auch die Form des privaten und vom Staat durch Steuererleichterungen geförderten Sparens annehmen, wie es in Deutschland der Fall ist. In den Niederlanden beruht das System auf einer einheitlichen Grundversorgung - einer allgemeinen Tendenz in ganz Europa - mit einer zweiten Säule auf der Grundlage von Tarifverträgen pro Branche. Damit werden 91 % aller Arbeitnehmer abgedeckt. Mit der Reform von 2002 haben die Niederländer entdeckt, dass eine Kapitaldeckung finanzielle Risiken in sich birgt, was sich ihnen in den letzten Monaten bestätigt hat. Aus diesem Grunde haben sie die Solvabilität der Versorgungskassen erhöht. Früher gab es hohe steuerliche Vorteile für Arbeitnehmer, die in Frührente gingen. Das ist heute nicht mehr der Fall, denn auch die Niederländer werden dazu angereizt, länger zu arbeiten. Ein weiterer aktueller Trend bei den Beitragszahlungen geht hin zu einer geringeren Belastung der Arbeitgeber. Diese sind nämlich der Ansicht, dass in einer globalisierten Wirtschaftswelt der globale Wettbewerb immer stärker wird und zur Auslagerung der Produktionstätigkeit führt. Man versucht, nur eine Grundversorgung vorzuhalten, weil es Sache des Versicherten sei, sich seine Altersversorgung selbst aufzubauen. In Großbritannien wurde eine Grundversorgung zusammen mit einer Zusatzrente eingeführt. Interessant ist dort ein besonderer Punkt: man kann aus dem System der Zusatzrente austreten, wenn man der Ansicht ist, dass man sich selbst seine eigene Versorgung geschaffen hat. Dr. Jean J. Pfitzmann, ASIP Originalsprache: Französisch Eine der probatesten Lösungen ist die verlängerte Erwerbstätigkeit, also einen späteren Eintritt in das Rentenalter. Ich möchte in diesem Zusammenhang Dänemark als Beispiel nennen. Die Dänen haben eine umlagefinanzierte Mindestversorgung geschaffen, die nicht von Beitragszahlungen abhängt. Diese Grundversorgung wird ergänzt durch zwei kapitalgedeckte Rentensparsysteme. Außerdem haben die Dänen den Mut aufgebracht, das Rentenalter langfristig von 65 Jahren auf 67 Jahre zu erhöhen. Europäischer Verband der Versorgungseinrichtungen des öffentlichen Dienstes Generalsekretariat: Denninger Straße 37, 81925 München, Deutschland Tel.: + 49 (0) 89 9235-7575 – Fax.: + 49 (0) 89 9235-8599 – eapspi@versorgungskammer.de - www.evvod.eu