fachmagazin der österreichischen e-wirtschaft
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FEBRUAR 2014 P.b.b. Verlagspostamt 2340 Mödling · Zul.-Nr. GZ 02Z031249 M · Postnummer: 2 FA C H M A G A Z I N D E R Ö S T E R R E I C H I S C H E N E - W I R T S C H A F T Oesterreichs Energie Kongress 2014 24.–25. September 2014 Save the Date für den Branchentreffpunkt des Jahres 2014. Hochkarätige Referenten und Diskussionspartner aus dem In- und Ausland werden Ihnen ihre Sicht auf die Herausforderungen der E-Wirtschaft präsentieren und Handlungsoptionen darlegen. Nutzen Sie dazu den Rahmen für einen intensiven Erfahrungsaustausch. Denn nirgendwo sonst kommen so viele hochkarätige Branchenvertreter in Österreich zusammen! 24.–25. September 2014 , Messe Congress Graz Tel +43 1 501 98-304 | Fax +43 1 501 98-902 www.energiekongress.at | akademie@oesterreichsenergie.at Reservieren Sie sich den Termin bereits heute – wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! Inhalt · Editorial 4 Europa sucht den Weg aus der Energiekrise 17 Der Aufstand der Gänse Milan Frübauer über die Kunst der Besteuerung, die Gans so zu rupfen, dass man viel Federn bei wenig Geschrei erhält 18 Brennpunkt Europa 20 Energiewende – Hoffnung am Ende des Regenbogens? Die Sympathie für die Energiewende bröckelt in Deutschland immer mehr, jetzt wird ein breiter Energiekonsens angestrebt Die EU will beim Klimaschutz künftig leiser treten, weil überhöhte Förderungen und Egoismen die Situation an den Rand des Erträglichen gebracht haben. Seite 4 25 Smart in die Zukunft Christof Zernatto postuliert, dass smarte Lösungen breite Akzeptanz und keine „Hauruck-Aktionen“ brauchen 28 Seltene Erden – geheime Zutaten zur Energiewende Seltene Erden stecken in fast jedem HightechProdukt und der Hunger der Industrie nach ihnen ist groß 34 Strompreis – rauf, runter oder seitwärts Erste Szenarien zeichnen vor, wohin es mit dem Strompreis im heurigen Jahr geht Foto: Fotolia.com 38 Neue Stromspotbörse in Wien eröffnet Im europäischen Stromhandel schreitet die Integration voran – in Wien wurde ein neues Epex Spot-Büro eröffnet 44 „Die Zeit wird knapp“ Bei der Kelag-Konferenz „Erneuerbare Energie“ standen vor allem die Speicher im Mittelpunkt der Diskussionen 49 Nichts bleibt, wie es war Zukunftsforscher Andreas Reiter über das hoch komplexe, instabile System, in dem die Störung zum Normalfall wird 50 Hochspannungsprüftechnik nimmt an Wichtigkeit zu An der TU Graz wurde mit finanzieller Unterstützung der E-Wirtschaft im Nikola-Tesla-Labor eine neue Wechselspannungsanlage eröffnet 54 Starke „Innovationsunion“ gefordert Forschung im Elektrizitätssektor kann niemals nur „Beipack“ sein, zeigte wieder eine Veranstaltung von Oesterreichs Energie Akademie 59 Standardisation Corner Die Änderungen bei der Ökostromförderung in Deutschland machen es schwer, Strompreisvorhersagen abzugeben. Seite 34 Wendezeiten, Denkzeiten Die Mitteilung der EU-Kommission zur Klima- und Energiepolitik bis 2030 ist ein Signal für die Zukunft. Erstens, weil die Kommission ein flexibles System vorschlägt, zweitens, weil sie bewusst Raum für Diskussion gelassen hat, und drittens, weil sie bescheidener geworden ist. Energiekommissar Günther Oettinger postulierte bei der Präsentation des „Eurelectric Manifesto“ für eine ausgewogene und effizientere Energiepolitik in Brüssel jenen direkten Zusammenhang zwischen Energiekosten und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, den der Welt-Vorreiter EU in der Klimapolitik in den vergangenen Jahren nicht gerade vor Augen hatte. Aktuell droht der EU die Deindustrialisierung, während die USA und die Schwellenländer in die andere Richtung marschieren. Dienstleistung und Finanzsektor sind wichtig, aber nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur Industrie, fand Oettinger. Wenn er sagt, Europa brauche einen funktionierenden Markt für Energie, kann man ihm nur zustimmen. Die erneuerbaren Energien müssen in diesen Markt integriert werden und wir brauchen eine konsistente Energiepolitik statt 28 nationaler Systeme. Es soll also kräftig nachgedacht werden. Oesterreichs Energie hat bereits im vergangenen Jahr Szenarien für die Zukunft entwickelt; 2014 sollen darauf aufbauend Strategien entwickelt werden. Als erstes wollen wir uns in einem Trendforum am 18. März 2013 aber dem Industriestandort widmen. Eine wichtige Rolle in diesem Heft findet auch das Thema Stromhandel. Oesterreichs Energie hat dazu wichtige Handelsakteure befragt. Ihre 60 Blitzlichter 62 Termine 63 Impressum Februar 2014 Oesterreichs Energıe. · 3 Foto: Christian Fischer Foto: Siemens Mit dem Papier der EU-Kommission zur Klimaund Energiepolitik bis 2030 sucht Europa nun seinen Weg aus der teilweise hausgemachten Energiekrise Foto: Fotolia.com Coverstory Europa sucht aus der 4 · Oesterreichs Energıe. Februar 2014 Coverstory den Weg Energiekrise MIT DER IM JÄNNER VORGELEGTEN MITTEILUNG DER EU-KOMMISSION ZUR KLIMAUND ENERGIEPOLITIK BIS 2030, DIE GLEICHZEITIG MIT DER EU-INITIATIVE ZUR STÄRKUNG DES INDUSTRIESTANDORTS PRÄSENTIERT WURDE, SUCHT EUROPA EINEN WEG AUS DER TEILWEISE SELBSTGEMACHTEN ENERGIEKRISE. VON ERNST BRANDSTETTER Februar 2014 Oesterreichs Energıe. · 5 Coverstory M it einer guten Balance zwischen Standort- und Klimapolitik und mehr Flexibilität bei den Zielen steigert Europa die Akzeptanz“, kommentierte Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie, das Konzept, das nun auf den Weg durch die Institutionen geschickt wird. Denn die EU will beim Klimaschutz künftig leiser treten, haben doch überzogene Pläne, überhöhte Förderungen, Egoismen und darauf folgende Wettbewerbsnachteile die Situation an den Rand des Erträglichen gebracht. Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erklärte bei der Präsentation, das neue CO2-Ziel sei kostengünstig, und Energiekommissar Günther Oettinger verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass man so dafür sorgen wolle, dass Strom für die Haushalte leistbar bleibt. Und sogar Umweltkommissarin Connie Hedegaard, die bisher stets Die Pläne der Europäischen Union ■■ Bis 2030 soll der Kohlendioxidausstoß um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verpflichtend abgesenkt werden. ■■ Für erneuerbare Energien soll es ein EU-weites Ziel von 27 Prozent geben, aber keine nationalen Ziele mehr, wobei die Mitgliedstaaten ihren Beitrag in nationalen Aktionsplänen festhalten sollen. Wer das CO2-Ziel beispielsweise mittels Ausbaus der Kernenergie erreichen will, hat es somit in Zukunft einfacher. ■■ Je nach Ergebnis könnten die Erneuerbaren-Richtlinie überarbeitet und bei einer allfälligen Lücke statt eines Ziels Maßnahmen beschlossen werden. Grundlage hierfür bilden Horizon 2020, Förderung der Infrastruktur, jährliche Fortschrittsberichte und die Europäisierung der Fördersysteme als wichtigste Grundlage im nächsten Jahrzehnt. ■■ Für Energieeffizienz wird kein konkretes Ziel genannt. Die nächsten Schritte werden auf Basis der Ergebnisse der Evaluierung der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie Mitte 2014 erfolgen. ■■ Die Europäische Kommission möchte die Erreichung der 2030-Ziele durch eine neue „Governance“ sicherstellen. Hierfür sollen die Mitgliedstaaten Pläne für eine wettbewerbsorientierte, sichere und nachhaltige Energieversorgung vorbereiten. Ein iterativer Prozess zwischen der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten soll zu mehr Investitionssicherheit und Transparenz führen. ■■ Dieses Paket wird von den Staats- und Regierungschefs beim Frühjahrsgipfel am 20. und 21. März behandelt. Aufgrund der äußerst heterogenen Positionen der Mitgliedstaaten ist noch nicht mit konkreten Ergebnissen, also dem Beschluss von Zielen, zu rechnen, eventuell könnte ein Fahrplan festgelegt werden, wie bzw. wann man zu konkreten Zielen kommen sollte. 6 · Oesterreichs Energıe. dem Klimaschutz höchste Priorität gegeben hatte, bekannte sich ebenfalls zum neuen Schlagwort Kosteneffizienz. Kern der neuen Bescheidenheit ist wohl, dass die schwierige Situation Europas in Energie- und Wirtschaftsfragen nicht mehr zu übersehen war und in Expertengespräche bereits als „europäische Energiekrise“ bezeichnet wurde. Die Datengrundlage dazu hatte zuletzt die Internationale Energieagentur in ihrem Bericht 2013 dokumentiert. EU verliert, USA gewinnt Die EU, die derzeit am Weltmarkt für energieintensive Güter einen Anteil von 36 Prozent hat, könnte unter diesen Bedingungen bis 2035 zehn Prozentpunkte verlieren, was dem Verlust von Millionen Arbeitsplätzen gleichkäme. Dagegen gewinnen die USA, die derzeit bei zehn Prozent liegen, einen Prozentpunkt dazu, Japan verliert drei seiner sieben Prozent, China steigt von sieben auf zehn Prozent. Auch Indien und der Mittlere Osten gehören zu den Profiteuren dieser Entwicklung. Aktuell kostet Gas in Europa das Dreifache des Preises in den USA und Strom ist zumindest doppelt so teuer wie in den USA, zeigt die Internationale Energieagentur (IEA) auf. Europa ist zudem bei Weitem nicht der größte Energieverbraucher, sondern liegt mit 1710 Mio. t Rohöläquivalent nur noch knapp vor Indien (1504) und hinter den USA (2240). Größter Verbraucher ist China mit 4060 Mio. t. Deutschland skizziert Wendereform Die deutsche Koalitionsregierung von CDU/ CSU und SPD hatte im Jänner ihre Reformvorschläge für die Energiewende auf den Weg gebracht. 2014 werden in Deutschland demnach rund 23,5 Mrd. Euro an Vergütungen an Windkraft-, Solar- und Biogasanlagenbetreiber fließen, die Förderung bereits errichteter Anlagen ist auf 20 Jahre Februar 2014 Coverstory garantiert. Also kann nur bei neuen Anlagen gekürzt werden: Die Vergütung je kWh soll auf 12 Cent im Schnitt sinken. So soll die Differenz zum am Markt für den Strom erzielten Preis reduziert werden, denn diese wird auf die Strompreise umgelegt. Bisher liegt die durchschnittliche Vergütung bei 17 Cent für alle seit 2000 angeschlossenen Anlagen, wobei durch bereits erfolgte Kürzungen neue Anlagen 2013 im Schnitt nur noch 12,7 Cent bekamen. Seit 2010 ist die über den Strompreis zu zahlende Ökostromumlage von 2,0 auf 6,2 Cent je kWh gestiegen. Ein Durchschnittshaushalt zahlt damit statt 71 nun 220 Euro im Jahr. Pro Jahr sollen künftig nur noch Anlagen mit einer Leistung von 2500 MW (ca. 1000 Windräder) an Land gebaut werden. Wenn es mehr wird, werden Vergütungen automatisch gekürzt. An windstarken Standorten soll um bis zu 20 Prozent gekürzt werden. Bei Windkraft im Meer sollen es statt 10.000 MW bis 2020 nur noch 6500 MW und bis 2030 15.000 MW werden. Um den Ausbau zu forcieren und um Jobs zu retten, wird es bis 2017 eine Vergütung über acht Jahre von 19 Cent geben, diese Anfangsvergütung wird für Windparks, die bis Ende 2019 ans Netz gehen, dann schrittweise auf 17 Cent gesenkt. Industrierabatte werden eingeschränkt Bei Solaranlagen wird das Ziel von über 7500 MW auf 2500 MW im Jahr gesenkt – allerdings gibt es hier schon das System automatischer Kürzungen, wenn der Ausbaupfad überschritten wird. Bei Biomasse wird nur noch ein jährlicher Zubau von höchstens 100 MW angestrebt – durch Verwertung von Abfall- und Reststoffen. Künftig soll zudem die Eigenstromerzeugung an der Ökostromumlage beteiligt werden. Industrierabatte auf die EEG-Umlage sollen auf Drängen der EU-Kommission eingeschränkt werden. Wind- und Solarparkbetreiber sollen sich mehr dem Wettbewerb stellen und ihren Februar 2014 Strom zu bestmöglichen Preisen verkaufen. Anstelle von Festvergütungen sollen sie nur noch einen Bonus (Marktprämie) bekommen. Dies soll 2015 für alle Neuanlagen ab einer Leistung von 500 kW gelten, 2017 ab 100 kW. Die deutsche Regierung hat zudem verabredet, „mittelfristig einen zweiten Markt für das Vorhalten von Kapazität zu schaffen“. Das bis 2017 befristete Notgesetz, wonach die Abschaltung von Kohle- und Gaskraftwerken zur Vermeidung von Black-outs gegen Entschädigungen untersagt werden kann, könnte dabei durch ein Subventionssystem mit Boni für eine gesicherte Leistung abgelöst werden – womöglich nur für CO2-ärmere Gaskraftwerke, um den Kohleboom zu bremsen. Teure Erneuerbare Bis 2035 erwartet die IEA im Energiesektor weltweit Investitionen von mehr als 17.000 Mrd. US-Dollar, von denen mehr als 40 Prozent auf Netzinvestitionen entfallen dürften. Im Erzeugungsbereich dagegen wird sichtbar, warum Strom in Europa teurer wird als in den USA (wo man auf unkonventionelle Gas- und Öllagerstätten setzt) und in China – mit direkten Folgen für Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Für Europa sieht die IEA einen Zuwachs der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien bis 2035 von etwas weniger als 1800 TWh, wobei etwa die Hälfte auf Windkraft entfallen werden, 20 Prozent auf Fotovoltaik und mehr als ein Viertel auf andere erneuerbare Energien, während Wasserkraft nur den verschwindend geringen Rest ausmachen dürfte. Macht in Summe also über 95 Prozent Stromproduktion, die Förderungen benötigt. In China wird das Wachstum dagegen nicht nur in Summe stärker sein, sondern auch ein Viertel Wasserkraft enthalten, ein Viertel Wind und lediglich gut zehn Prozent Fotovoltaik. Betrachtet man Indien, Lateinamerika, den südostasiatischen Raum und Afrika gemeinsam, kommt die Wasserkraft Info Die EU, die derzeit am Weltmarkt für energieintensive Güter einen Anteil von 36 Prozent hat, könnte bis 2035 zehn Prozentpunkte verlieren. Dagegen gewinnen die USA, die derzeit bei zehn Prozent liegen, einen Prozentpunkt dazu, Japan verliert drei seiner sieben Prozent, China steigert sich von sieben auf zehn Prozent. Aktuell kostet Gas in Europa das Dreifache des Preises in den USA, Strom ist zumindest doppelt so teuer wie in den USA, zeigt die Internationale Energieagentur (IEA) auf. Oesterreichs Energıe. · 7 Coverstory sogar auf mehr als die Hälfte des Erneuerbaren-Zuwachses. Europa wirkt dagegen wie der sprichwörtliche „kranke Mann“. Die Industrieproduktion Europas ist inzwischen auf 15,1 Prozent Weltmarktanteil gefallen und fernab von dem in Lissabon formulierten 20-Prozent-Ziel. Statt eines Binnenmarkts bei Strom, der uns zu mehr Wohlstand ver- Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Wolfgang Anzengruber: Die aktuelle Situation in der E-Wirtschaft stellt sich durchaus dramatisch dar. Das oberste klimapolitische Ziel, die Reduktion der CO2-Emissionen, wurde aus den Augen verloren. Statt dessen gibt es eine Fülle von Zielen, eine Überbestimmung des Systems. Zu den Absurditäten der Energiewende zählt, dass es jetzt zwar mehr erneuerbare Anlagen im System gibt, aber gleichzeitig die CO2-Emissionen steigen, in Deutschland ist die Stromproduktion aus Braunkohle auf einem Rekordwert. Zudem ist die Stromversorgung aufgrund der Netzbelastungen unsicherer geworden und der Strompreis ist für den Privatkonsumenten schmerzlich gestiegen. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Wolfgang Anzengruber: Wir agieren in einem gemeinsamen europäischen Energiemarkt und bekommen alle die Auswirkungen zu spüren: Wir leiden unter den niedrigen Strompreisen an den Großhandelsbörsen. Der Handel mit Verschmutzungszertifikaten funktioniert nicht – wie geplant – als Regulativ. Gaskraftwerke, obwohl topmodern und emissionsarm, sind nicht wirtschaftlich zu betreiben. Selbst die Wasserkraft gerät in diesem Umfeld unter Druck. Auch wir konzentrieren uns auf die Fertigstellung von laufenden Bauprojekten, wie zum Beispiel dem Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II sowie auf effizienzsteigernde Maßnahmen bei bestehenden Kraftwerken. Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Wolfgang Anzengruber: Die EU-Kommission hat die Notwendigkeit zur Reform erkannt: Die neue Zielsetzung ist ein deutliches Zeichen für einen marktwirtschaftlichen Zugang, den Verbund immer gefordert hat. Mit der Verdopplung des CO2-Zieles von – 20 auf – 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 verdeutlicht die Kommission, dass die Reduktion von CO2-Emissionen oberstes gemeinsames Ziel ist. Wird dieses Ziel konsequent verfolgt, erreicht man nahezu von selbst die weiteren Ziele wie mehr erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz. Da das neue Erneuerbaren-Ziel der Europäischen Kommission nur auf europäischer Ebene und nicht auf Länderebene verbindlich festgelegt wurde, haben die Mitgliedstaaten ausreichend Flexibilität, um ihren Gegebenheiten entsprechend Erneuerbaren-Ziele zu setzen. Wichtig dabei sind ein Monitoring des Erreichens der Zielvorgaben sowie die Abstimmung der einzelnen Staaten mit den Nachbarländern. Die Energiewende kann nur gemeinsam gelingen. 8 · Oesterreichs Energıe. helfen sollte, steigen durch Förderregimes, Steuern und Abgaben die Preisunterschiede zwischen den nationalen Märkten; das ist Gift für die industrielle Entwicklung. Europa hängt zudem noch immer in einer überaus schwachen Konjunkturphase fest – Grund genug für eine Neuorientierung der Energiepolitik, ohne vom Pfad der CO2Reduktion abzugehen. Das bedeutet eine Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? Wolfgang Anzengruber: Die aktuellen Entscheidungen sind definitiv eine Kurskorrektur in die richtige Richtung, aber es wird noch weitere, mutigere Schritte brauchen. Verbund plädiert für den marktwirtschaftlichen Zugang: Wenn die Verringerung der CO2-Abgase unser oberstes Ziel ist, dann muss die Verschmutzung ihren Preis haben und emissionsarme Technologien werden sich im Wettbewerb Dipl.-Ing. Wolfgang durchsetzen. Förderungen sind Anzengruber, Verbundwichtig, um Innovationen und Vorstandsvorsitzender Technologien anzukurbeln, aber und Vizepräsident von langfristige Output-Förderungen Oesterreichs Energie verzerren nur den Markt. Und auch Foto: Verbund die Energieversorger werden sich mit neuen Angeboten und innovativen Produkten und Dienstleistungen am Markt bewähren müssen. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Wolfgang Anzengruber: Europa muss zwei große Themen gleichzeitig angehen: Die Lösungen für sichere, energieeffiziente und leistbare Energieversorgung sowie das Thema Beschäftigung. Arbeitsplätze und Wohlstand lassen sich aber langfristig nur mit einer gesunden wettbewerbsfähigen Industrie sichern. Die Kommission strebt an, den Anteil der Industrie am europäischen Bruttoinlandsprodukt der EU von bisher fünfzehn auf 20 Prozent zu steigern. Wir müssen gemeinsam die Vision von einem Europa als Vorreiter in einem neuen Industriezeitalter entwicklen, in dem alle, vor allem alle jungen Menschen Beschäftigung haben und in dem nachhaltig und emissionsarm wettbewerbsfähige Spitzentechnologie produziert wird. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiewirtschaft? Wolfgang Anzengruber: Die großen Herausforderungen der Energiewende werden uns auch in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen. Mit dem Ziel der Reduktion der CO2Emissionen – bei einer gleichzeitig sicheren und leistbaren Energieversorgung – soll unser Branche bewusst auf Wachstum und Innovation setzen. Februar 2014 Coverstory stärkere Einbeziehung jener Sektoren, die bisher wenig zur Treibhausgasreduktion beitrugen, und eine Stärkung der E-Wirtschaft. Europa braucht nämlich nicht nur einen Umstieg in der Stromerzeugung, sondern auch im Bereich der Netze. Ein E-Wirtschaftssektor, dem durch fehlgeleitete Marktentwicklungen systematisch Erträge entzogen werden, wird nämlich nicht in der Lage sein, die enormen Investitionen zu tragen. Erfolgreiche Emissionsreduktion Die Ergebnisse der Treibhausgas-(THG-) Inventur für 2012 belegen jedenfalls, dass insbesondere Österreichs E-Wirtschaft maßgeblich zur Reduktion der Emissionen des Treibhausgases CO2 beigetragen hat. Laut Angaben des Umweltbundesamts wurd im Sektor Energieaufbringung 2012 mit 12,4 Mio. t Kohlendioxidäquivalent um ca. 10,1 Prozent weniger CO2 emittiert, das sind 1,4 Mio. t weniger als 2011. Mit 157 g CO2 pro erzeugter kWh Strom ist Österreich, das auf Atomkraft verzichtet, nach Frankreich und Schweden aktuell das Land mit den drittgeringsten CO2-Emissionen pro erzeugter kWh Strom in der EU. Seit 1990 ist die Inlandsstromproduktion um 39 Prozent gestiegen, die THG-Emissionen aus der Energieaufbringung hingegen sind um rund zehn Prozent gesunken. Österreich verzeichnete einen Rückgang beim Stromverbrauch; der Energieverbrauch liegt heute mehr als einem Prozent unter dem Wert von 2008 und bei Strom wurde gerade einmal das Niveau von 2008 wieder erreicht. Europaweit ist die Situation ähnlich, für 2013 gehen aktuelle Schätzungen von einem Gesamtminus im Energieverbrauch in Höhe von 0,7 Prozent aus. Auch wenn das Wachstum der Wirtschaft sich wieder verstärken sollte, ist aufgrund von Effizienzmaßnahmen höchstens eine Stagnation des Energieverbrauchs zu erwarten. Geringe wirtschaftliche Aktivität hat zudem in Kombination mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zu einem Verfall der Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum bzw. wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen und wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Reinhard Brehmer: Derzeit gibt es keinen wirklichen Erzeugungsmarkt mehr, sondern ein ÜberFördersystem für erneuerbare Energien vor allem in Deutschland. Windparks oder FotovoltaikanlaDipl.-Ing. Reinhard gen können immer öfter nicht ohne Brehmer, Wiener Netze Netzverstärkungen angeschlossen GmbH-Geschäftsführer werden, was aber gewisse Vorund Sprecher Netze von laufzeiten erfordert. Die GenehOesterreichs Energie migungen, die notwendigen – oft Foto: Wiener Netze GmbH europaweiten – Ausschreibungen und schlussendlich der Bau von Leitungen und Umspannwerken dauern deutlich länger als die Errichtung eines Windparks. Unter anderem dadurch hängt der Netzausbau den Erfordernissen der erneuerbaren Einspeisung dramatisch nach. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich auch zukünftig Netzinvestitionen in den Netzgebühren nachhaltig widerspiegeln müssen. Februar 2014 Das österreichische Netzregulierungssystem, das fünfzehn Jahre lang Netztarife gesenkt hat, fand ab 1. Jänner 2014 für weitere fünf Jahre seine Fortsetzung mit ca. 2,5 Prozent Abschlag pro Jahr. Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? Reinhard Brehmer: Wir erhoffen und erwarten ein steigendes Bewusstsein für die Netzinvestitionen. Die Investitionen in die Verteilnetze waren und sind deutlich höher als in die Übertragungsnetze, und die Gesamtinvestitionen in die Stromnetze wiederum etwas höher als in die Erzeugungsanlagen. Das gilt weltweit und dem ist Rechnung zu tragen. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Reinhard Brehmer: Die Stärkung des Industriestandortes Europa sehe ich derzeit durch die Situation der Energiewirtschaft massiv gefährdet. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Reinhard Brehmer: Für zwei der wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik halte ich das Überdenken der derzeitigen Förderungspolitik und den Ausbau der Netze, der sich im Netzpreis wiederspiegeln muss. Oesterreichs Energıe. · 9 Coverstory Zertifikatspreise geführt. 2007 kostete eine Tonne CO2 noch 20 Euro, im August 2013 war man bei fünf Euro angelangt. Oesterreichs Energie geht dabei konform mit dem im Rahmen von Eurelectric befürworteten Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990, insbesondere wenn dies mit effizienten und ökonomisch sinnvollen Rahmenbedingungen und Maßnahmen einhergeht. Oesterreichs EnergiePräsident Peter Layr: „Das 2030-Ziel ist ambitioniert, kann aber erreicht werden.“ Wichtig sei jedoch, parallel zu den Umweltzielen auch die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten und den Stellenwert der erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Dass es in Zukunft keine verbindlichen nationalen Ziele für den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch mehr geben soll, sondern lediglich ein EU-Ziel von 27 Prozent, wird aus Sicht der E-Wirtschaft zielgenauere Investi tionen ermöglichen. Layr: „ Wir sehen darin ein wichtiges Signal für Investitionen in das europäische Energieversorgungssys- Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Wolfgang Dopf: Die EU und speziell Deutschland haben ambitionierte Klimaziele. Viele andere Länder nicht. Dieses Antreten gegen globale Entwicklungen hat Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Die begonnene Geschwindigkeit der Wende hat ein funktionierendes Energiesystem zerstört, jetzt ist man am Reparieren und Korrigieren – hoffentlich auch mit der entsprechenden Geschwindigkeit und Entschiedenheit. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Wolfgang Dopf: Der moderne, hocheffiziente Kraftwerkspark wurde vom Ergebnisbringer zum „Pferdefuß“ des Unternehmens. Effizienz wird bestraft. Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Wolfgang Dopf: Flexibilität ist grundsätzlich positiv zu beurteilen, weil sie zu Kosteneffizienz – die günstigste Technologie für den jeweiligen Standort – führen kann. Nicht ausgeschlossen sind trotzdem nationale Alleingänge aus weniger rationalen Motiven. 10 · Oesterreichs Energıe. tem und die Zielerreichung für ein ressourcenschonendes Europa 2050.“ Der rasant wachsende Ökostrom aus Deutschland stellt nicht nur die österreichischen, sondern auch die französischen Netzbetreiber vor immer größere Probleme. Netzprobleme überall „Die Leitungen unseres Landes werden immer mehr belastet, in manchen Momenten sind sie nahe an der Sättigung“, warnte etwa der Chef des Netzbetreibers RTE, Dominique Maillard. An den Übergabepunkten der Elektrizitätsnetze sei das Limit im vergangenen Jahr durchschnittlich an jedem zweiten Tag erreicht worden und damit vier Mal so oft wie noch im Jahr 2009. Hintergrund ist, dass der deutsche Ökostrom Einspeisevorrang in die Netze genießt. Der Ökostrom-Boom in Deutschland führte demnach das zweite Jahr in Folge dazu, dass Frankreich trotz seines Status als größter Stromexporteur in Europa von Deutschland unter dem Strich mehr Elek- Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? Wolfgang Dopf: Ich erwarte erste Schritte in die richtige Richtung. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Wolfgang Dopf: Es wird schwierig werden, wenn global ein derart unterschiedlicher Zugang zur empfundenen Erfordernis, auf Klimathemen zu reagieren, besteht. Dipl.-Ing. Wolfgang Dopf, Oesterreichs Energie: Was sind Linz AG-Geschäftsführer aus Ihrer Sicht in den kommenden Foto: Linz AG Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Wolfgang Dopf: Eine der wichtigsten Aufgaben wird sein, dem Dreieck der Energieziele Umweltfreundlichkeit, Leistbarkeit, Versorgungssicherheit eine höhere Gewichtung zu geben – dies würde mehr Bewusstsein für die Zusammenhänge des Gesamtsystems bringen. Es hilft nicht, billige, saubere Energie nicht zu haben. Februar 2014 Coverstory trizität importierte als dorthin lieferte. So kletterte der deutsche Stromexport-Überschuss mit Frankreich im vergangenen Jahr auf 9,8 TWh (2012: 8,7 TWh). Mit allen anderen Nachbarländern erzielte Frankreich dagegen einen Stromexport-Überschuss. Insgesamt führten die französischen Energieversorger unter dem Strich 47,2 TWh aus. Rund 73 Prozent des französischen Stroms stammt dabei aus Atomkraftwerken. Die unbegrenzte Einspeisung von gefördertem Strom aus erneuerbaren Energien, vor allem in Deutschland, hat zu För- Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Ulrike Baumgartner-Gabitzer: Die ökonomische Lage der E-Wirtschaft ist derzeit zugespitzt. Gerade in Deutschland sind die großen Unternehmen der Branche durch politische Entscheidungen massiv in ihrem unternehmerischen Handeln irritiert geworden. Denken wir zum Beispiel an das Atomkraft-Moratorium der deutschen Bundesregierung nach dem Dr. Ulrike BaumgartnerReaktorunglück in Fukushima. Gabitzer, APGWas dann an Dynamik in unserer Vorstandsvorsitzende Branche passierte sucht seinesFoto: APG gleichen. Der Ausbau an erneuerbaren Energien ist rasant gestiegen. Das Stromnetz muss strukturell adaptiert und ausgebaut werden, der dringend notwendige Netzausbau kann jedoch mit dem Ausbautempo der volatilen Stromerzeugung nicht Schritt halten. Wichtige Regelkraftwerke wie Gaskraftwerke, die zur Netzstabilisierung dringend benötigt werden, sind derzeit wirtschaftlich nicht mehr darstellbar und fallen aus dem Markt. Das ist einerseits aus energiewirtschaftlicher Sicht beunruhigend und andererseits spiegelt es die damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheit eines Unternehmens der Branche wider. Leider sind in der Vergangenheit von politischer Seite oftmals partikuläre Entscheidungen getroffen worden, die den Blick aufs Ganze, nämlich ein auf Wettbewerb basierendes, leistbares, sicheres, europäisches Energiesystem, verloren haben. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Ulrike Baumgartner-Gabitzer: Die derzeitige energiewirtschaftliche Schieflage spüren wir als Übertragungsnetzbetreiber tagtäglich hautnah. Wir liegen im Herzen Europas und haben damit nicht nur eine besondere Verantwortung bei der Verwirklichung der europäischen Energiezukunft, sondern wir nehmen auch die innereuropäischen Lastflüsse ganz besonders wahr. Der sichere Netzbetrieb wird für uns immer anspruchsvoller. Planbare Erzeugungskapazitäten werden von fluktuierenden erneuerbaren Energieformen abgelöst. Bei wichtigen Regelkraftwerken, die zur Ausbalancierung des Systems notwendig sind, kommt es zu einer Verknappung, und die Transportwege von elektrischer Energie werden immer länger, weil die Erzeugungsstandorte von Windkraft und Fotovoltaik meist weg von den Stromverbrauchszentren liegen. Wir benötigen Februar 2014 dringend eine Netzverstärkung. Dabei geht aber nicht nur um den Netzzubau. Das Wesentliche ist, dass wir Leitungen dort verstärken müssen, wo es zunehmend neue erneuerbare Kraftwerksstandorte gibt, wie zum Beispiel im Osten Österreichs. Die Windparks, die hier entstehen, müssen in das bestehende Übertragungsnetz integriert werden. Umspannwerke müssen ausgebaut und bestehende Leitungen verstärkt werden, indem beispielsweise eine schwache 220-kV-Leitung durch eine starke 380-kV-Leitung ersetzt wird. Beispiel Salzburgleitung: Ohne diese sind wir nicht in der Lage, die ungeplanten Erzeugungsmengen, wie sie bei Wind anfallen, mit den Pumpspeichern auszugleichen. Und eines dürfen wir auf unserer Agenda auch nicht vergessen: Die Realisierung des einheitlichen europäischen Binnenmarktes ist noch nicht abgeschlossen. Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Ulrike Baumgartner-Gabitzer: Flexibilität ist grundsätzlich zu begrüßen, denn sie stellt die Fähigkeit zur Selbstorganisation dar. Im Sinne eines vitalen europäischen Energiesystems muss aber den Partikularinteressen der Nationalstaaten vorgebeugt und primär die integrale Sicht verfolgt werden. Wir brauchen eine Klima- und Energiepolitik, die einen verzahnten systemischen Ansatz im Fokus behält. Es darf zu keinen einseitigen Belastungen kommen. Elektrische Energie muss sicher und leistbar zur Verfügung gestellt werden können. Das ist die Basis für den österreichischen und den europäischen Lebensund Wirtschaftsstandort. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Ulrike Baumgartner-Gabitzer: Es klingt mittlerweile zwar ein wenig abgedroschen, hat aber an Aktualität nichts verloren: Wir brauchen Stabilität – eine langfristig orientierte Energiepolitik, die in der zeitlichen Dimension annähernd den Investitionszyklen unserer Branche folgt. Der Markt muss zugelassen werden und die richtigen Investitionssignale für den intelligenten, gesamtheitlichen Umbau zu einer emissionsfreien Energieordnung aussenden. Die Vergangenheit hat oftmals gezeigt, dass es „Kommunikationsstörungen“ beim Informationsaustausch zwischen Politik und Wirtschaft gab. Da wurden oftmals globale politische Ziele definiert, die die tatsächliche Umsetzbarkeit nur marginal in Betracht gezogen haben. Wir stehen der Politik jederzeit mit unserer Expertise und ehrlichen Antworten zur Verfügung. Wir müssen uns alle an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Energiezukunft entwerfen, die einen ausgewogenen Blick auf ein stabiles physikalisches System und einen intakten Wettbewerbsmarkt zulässt. Das ist wichtig für ein funktionsfähiges Energiesystem und das ist von entscheidender Bedeutung für die Energieversorgungssicherheit Europas. Oesterreichs Energıe. · 11 Coverstory derkosten von erwarteten 24 Mrd. Euro 2014 geführt (6,24 Cent/kWh und damit mehr als der Arbeitspreis für Strom) und den Energy-only-Strommarkt erheblich gestört. In Ländern, die hohe Erneuerbaren-Anteile aufweisen, sanken die Einsatzzeiten der Gaskraftwerke weit unter die Rentabilitätsschwelle. Die IEA geht von einer Profitabilitätsschwelle für Gaskraftwerke von 57 Prozent des Jahres aus, also 4993 Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Leo Windtner: 2013 war definitiv eines der schwierigsten Jahre für die gesamte Energiebranche und hat alle Energieunternehmen voll getroffen. Grund dafür sind hauptsächlich die Verwerfungen auf den Energiemärkten, insbesondere die Überförderung der neuen erneuerbaren Energien Sonne und Wind, die konventionelle Erzeugungskapazitäten aus den Markt drängen und dies begleitet von einem irrelevanten CO2-Preis. Das ist eine geradezu latente Re-Regulierung und widerspricht dem Gedanken vom freien Markt. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Leo Windtner: Wir befinden uns aktuell in einem Prozess der Neuausrichtung. Auslöser dafür sind die schon erwähnten Umbrüche auf den Energiemärkten. Nicht nur die Energie AG, alle Unternehmen am Markt sind davon betroffen und müssen sich teilweise neu aufstellen, neu orientieren und nach alternativen Geschäftsmodellen umsehen. Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die Aussage der EUKommission hinsichtlich der geplanten Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Leo Windtner: In den Plänen der EU zur Klimapolitik von 2020 bis 2030 lässt sich Flexibilität meiner Meinung nach nicht orten: Die Reduktionsziele für Treibhausgase wurden erhöht, der Mindestanteil an erneuerbarer Energie ebenfalls. Meiner Einschätzung nach wird man auch die Effizienzziele noch diskutieren, wenn sich herausstellt, ob und wie die Effizienzrichtlinie gegriffen hat. Der Bereich Energieeffizienz bleibt somit der einzige Bereich, in dem Flexibilität aus österreichischer Sicht erzielt wird. Andere Alternativen, sei es die Nutzung der Kernkraft und Carbon Capturing and Storage (CCS), hat Österreich als Möglichkeiten kategorisch ausgeschlossen. Wie weit andere Mitglied staaten derartige Optionen zur Zielerreichung für notwendig und nützlich erachten, bleibt abzuwarten und kritisch zu beobachten. Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? Leo Windtner: Die ganze Branche wird sich noch stärker darauf konzentrieren müssen, sich an die geänderten Bedin- 12 · Oesterreichs Energıe. Betriebsstunden. In Deutschland steht man derzeit bei 21 Prozent, in Spanien bei elf Prozent und in Österreich bei dreizehn bis 17 Prozent. Der Energie-Informationsdienst IHS (Information Handling Services) schätzt, das europaweit 130.000 WM installierte Kapazität bei Gasturbinen, das sind etwa 60 Prozent der gesamten installierten Leistung, ihre Fixkosten nicht erwirtschaften und bis 2016 von Schließung bedroht sind. gungen anzupassen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann eine Chance sein. Es liegt im Interesse der EU, weiter eine beschäftigungs- und energieintensive Industrie in Europa zu haben. Das bedeutet aber notwendigerweise auch, dass die Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz in allen Bereichen weiter verstärkt werden müssen, um in der Energie- und Klimapolitik erfolgreich zu bleiben. Die Herausforderung, Versorgungssicherheit bei günstigen Energiepreisen zu garantieren und dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine große, die die Branche zukünftig weiter massiv beschäftigen wird. Dr. Leo Windtner, Energie AG OberösterreichGeneraldirektor Foto: Energie AG Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Leo Windtner: Der Wirtschaftsstandort muss gestärkt werden, denn derzeit werden in vielen Fällen gerade durch Energieabgaben und überbordende Vorschriften im Effizienz- und Emissionsbereich Betriebe eher vertrieben als angelockt. Europa und Österreich brauchen auch eine starke, produzierende Industrie und genau hier muss die richtige Balance gefunden werden. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Leo Windtner: Die Frage der Energiezukunft kann meiner Meinung nach nur auf europäischer Ebene gelöst werden. Wenn hier nicht rasch entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden, die auch wichtige Ausgleichskraftwerke wie Gasund Dampfkraftwerke oder Pumpspeicherkraftwerke wieder wirtschaftlich machen, ist die Versorgungssicherheit in Gefahr und es droht nach der Finanzkrise eine Energiekrise. In Österreich muss man sich die Frage stellen, wie viel ist vom liberalisierten Markt übrig geblieben. Derzeit gibt es eine geradezu totale „Re-Regulierung“, die unter dem Strich für die Unternehmen der E-Wirtschaft enorme Kosten und damit für die Kunden höhere Preise verursacht. Februar 2014 Coverstory Im Zuge der Diskussionen über die Probleme an den Strommärkten entstand eine Auseinandersetzung über Förderungen. Für 2010 errechnete die IEA ein weltweites Volumen der Verbrauchssubventionen von mindestens 409 Mrd. US-Dollar. Erneuerbare Energie wurde 2010 laut IEA mit 66 Mrd. Dollar gefördert, andere Energieformen demnach mit 343 Mrd. Dollar. Allerdings beschränkt sich die IEA in der Schätzung von Subventionen auf Maßnahmen, die den Energiepreis unter das Niveau senken, das auf einem liberalisierten Markt erzielt würde. Die IEA-Zahlen berücksichtigen somit nur Maßnahmen, die den Verbraucherpreis senken, ignorieren aber insbesondere Preisverzerrungen zwischen den Energieträgern, solange deren Preise nicht unter das Marktniveau gedrückt werden. Zudem wird das Ergebnis der Untersuchung in seiner Aussagekraft entwertet, weil die Subventionsstaaten selbst keine freien Märkte darstellen. Iran, Saudi-Arabien, Russland, Indien und China nehmen die ersten fünf Plätze ein. In der Analyse der 37 größten „EnergieSubventionierer“ liegt kein westlicher Staat unter den ersten 25. Zu hinterfragen ist freilich auch die Definition von „Subventionen“ durch die IEA: So können damit beispielsweise Besteuerungsdifferenzen (Diesel/Benzin) als Subvention dargestellt werden. Subventionierte Treibstoffe sind im Iran etwa eher eine Folge der massiven Fehlsteuerung der Planwirtschaft als Verzerrungen des Marktgefüges, billige Treibstoffe in Ölförderländern können nicht als weltweite Subventionstatbestände in einen Vergleich eingebracht werden. Subventions-Primus Atomenergie Eine wesentliche Rolle in der Diskussion spielt auch eine Studie im Auftrag von Greenpeace. Demnach wurden in Deutschland seit 1950 Steinkohle mit etwa 331 Mrd. Euro gefördert, Braunkohle mit etwa 101 Mrd. Euro. Hinzu kämen externe Kosten der Kohle sowie sonstige Förderungen, deren Subventionscharakter nicht eindeutig belegt werden konnte oder für die eine Quantifizierung nicht möglich war. Darunter findet sich zum Beispiel der „unvollständige Wettbewerb“ in der E-Wirt- Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Hermann Egger: Die Situation ist bedrohlich – wegen der aktuellen Förderpolitik für neue Erneuerbare. Sie hat dazu geführt, dass bestehende Erzeugungskapazitäten Gefahr laufen, zu „stranded investments“ zu werden. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Hermann Egger: Der Einfluss ist ganz massiv, weil die Strom-Großhandelspreise verfallen sind. Die stark geförderten regenerativen Energien setzen die klassischen Erzeugungskapazitäten massiv unter Druck. Dipl.-Ing. Dr. Hermann Egger, Kelag-Vorstandssprecher Foto: Kelag Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Februar 2014 Hermann Egger: Dies ist grundsätzlich positiv zu bewerten, vorausgesetzt, dass die stark geförderten Regenerativen in Zukunft auch einen Beitrag zur Stabilität und Verfügbarkeit des Gesamtsystems leisten und Flexibilität tatsächlich einen Wert haben wird. Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? Hermann Egger: Wir erwarten ein Regelwerk, das Planbarkeit über längere Zeiträume verlässlich zulässt. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Hermann Egger: Diese Initiative beurteilen wir natürlich positiv im Hinblick auf die globale Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Europa. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Hermann Egger: Die Politik muss Bedingungen definieren, die Planbarkeit schaffen und die dazu führen, dass die Lasten für ein funktionierendes Energiegesamtsystem auf alle Teilnehmer im Energiemarkt gerecht verteilt werden. Oesterreichs Energıe. · 13 Coverstory schaft, der in Vergangenheit geherrscht habe und zu ungerechtfertigten Mehreinnahmen geführt habe. Braunkohle gilt laut offiziellen Zahlen dagegen als subventionsfreier Energieträger. Auch für Kernkraftwerke gibt es eine Auflistung: Atomenergie sei in Deutschland mit 131,8 Mrd. Euro gefördert worden, heißt es weiter. Im gesamten Zeitraum 1970–2010 wurde laut Greenpeace erneuerbarer Strom mit durchschnittlich 2,2 Ct/kWh gefördert. Braunkohle profitierte demnach im selben Zeitraum von staatlichen Förderungen von Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation der E-Wirtschaft im deutschsprachigen Raum? Susanna Zapreva: Die europäische E-Wirtschaft hat innerhalb von fünf Jahren 500 Mrd. Euro an Börsenkapitalisierung eingebüßt. Damit, würde ich meinen, geht es der E- Wirtschaft schlechter denn je. Dazu kommt noch die Fülle von Konflikten. Energie soll für Haushalte günstig sein, die Industrie soll auch nicht belastet werden, um nicht aus Europa auszuwandern. Gleichzeitig werden in Europa durch die jetzige Energiepolitik und Importabhängigkeit auch in Zukunft die höchsten Energiepreise weltweit erwartet. Und von den Unternehmen in der E-Wirtschaft wird die Quadratur des Kreises verlangt. Oesterreichs Energie: Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihr Unternehmen? Susanna Zapreva: Wie alle anderen sind auch wir sehr stark betroffen. Investentscheidungen unter so unsicheren und schwierigen Rahmenbedingungen zu treffen ist eine große Herausforderung. Wir setzen aber weiterhin auf die Themen Energieeffizienz und den Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energien. Wir versorgen unsere Kunden nicht nur mit Strom, Gas und Fernwärme, sondern zunehmend mit allen Dienstleistungen rund um das Thema Energie. Dabei ist uns Effizienz und Nachhaltigkeit ganz wichtig. Oesterreichs Energie: Wie beurteilen Sie die geplante Wende der Klima- und Energiepolitik hin zu mehr Flexibilität? Susanna Zapreva: Das CO2-Reduktionsziel beurteilen wir grundsätzlich als gut. Auf die anderen zwei Ziele – Nutzung von erneuerbaren Energien und Effizienz – zu verzichten, könnte als mehr Flexibilität gesehen werden. Es kann aber auch zu einer Renaissance der Atomstromproduktion führen, was ich für problematisch halte. Gerade im Bereich der Energieeffizenz gäbe es noch so viel Potenzial. Ich glaube, dass hier noch ein Nachschärfungsbedarf vorhanden ist, und ich hoffe auch, dass dies erfolgt. Oesterreichs Energie: Was erwarten Sie auf dieser Basis für die kommenden Jahre? 14 · Oesterreichs Energıe. umgerechnet 1,2 Ct/kWh und Steinkohle von 3,2 Ct/kWh. Atomenergie weise mit 4,1 Ct/kWh den höchsten Förderwert auf, heißt es in der Studie. Weiters hat Greenpeace dann eine alternative Kostenrechnung aufgestellt, die die „gesamtgesellschaftlichen Kosten“ der einzelnen Energieträger erfassen soll. Neben dem Strompreis selbst werden die Kosten der staatlichen Förderungen und die „externen Kosten“ von Strom aus Atomenergie, Kohle und erneuerbaren Energien aufsummiert. Im Ergebnis trägt die Gesell- Susanna Zapreva: Ich erwarte eine Reform des gesamten Marktmodells hin zu einem funktionierenden wettbewerbsorientierten Markt. Allein die Reform der Förderpolitik für erneuerbare Produktion ist nicht ausreichend. Es bedarf einer Reform aller Förderungen. Damit sind aber die Probleme nicht gelöst. Es ist eine Reform des CO2-Marktes und hier vor allem eine Regelung zur Bereitstellung der Ersatzkapazitäten für volatile Energieproduktion Dr. Susanna Zapreva, Wien erforderlich. Erst wenn diese drei Energie-Geschäftsführerin Eckpunkte neu geregelt werden, Foto: Wien Energie kann eine Entspannung eintreten, die es unsere Branche ermöglicht, weiterhin sicher, nachhaltig und umweltschonend Energie bereitzustellen. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie die Initiative zur Stärkung des Industriestandorts Europa? Susanna Zapreva: Wesentlich sind die Beschäftigung und Wertschöpfung vor Ort in Europa. Dazu leisten die Energieunternehmen einen sehr wesentlichen Beitrag, der gestärkt gehört. Aber auch die anderen Industriezweige sind wichtig für Europa. Um den Industriestandort Europa zu stärken, müssen viele Komponenten unseres Wirtschaftssystems geändert werden, so zum Beispiel das Steuersystem oder die Kosten für Arbeit. Nur über Energiekosten für die Industrie zu sprechen ist zu kurz gegriffen. Oesterreichs Energie: Was sind aus Ihrer Sicht in den kommenden Monaten bzw. Jahren die wichtigsten Aufgaben der Energiepolitik? Susanna Zapreva: Die Politik ist gefordert, Investitionssicherheit zu garantieren. Das erfordert ein stabiles Marktmodell mit den drei Eckpfeilern CO2-Markt, Fördersystem und Kapazitätsregelung, das den gegebenen neuen Umständen Rechnung trägt. Februar 2014 Coverstory schaft dann bei einer kWh Windstrom Kosten von 7,6 Cent und bei Wasserstrom von 6,5 Cent. Die Gesamtkosten für Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken summieren sich hingegen bei Greenpeace auf 12,1 Cent und für Atomkraft sogar auf 12,8 Cent je kWh. Nicht internalisierte Kosten sind allerdings keine Kosten, so lange sie nicht tatsächlich realisiert werden, beispielsweise Kosten des Klimawandels. Zudem enthält dieses Greenpeace-Rechenmodell einen Umkehrschluss, da weder Kausalität noch Zuordnung der Kosten zu einzelnen Verursachergruppen geklärt sind und Wohlstandsgewinne nicht gegengerechnet werden. Auch eine Zurechnung auf Basis der Emissionsanteile ist nicht sinnvoll, ansonsten müsste man den normalen Kohlepreis schon als Subvention bezeichnen. Kritik am Kostenmodell Ein weiterer Kritikpunkt ist die Wahl des Zeitrahmens. Es macht einen Unterschied, ob Summen aufgrund jahrzehntelanger Rahmenbedingungen zustande kommen, oder ob aktuell Kosten explodieren. Im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wurden in Deutschland in den dreizehn Jahren seit seinem Inkrafttreten Förderungen im Ausmaß von 83,6 Mrd. Euro ausgeschüttet. Das heißt, 64 Jahre Kohleförderung – selbst unter Einrechnung nicht internalisierter Kosten – summierten sich auf 432 Mrd. Euro oder 6,75 Mrd. pro Jahr. Beim EEG kommt man auf einen Durchschnittswert von 6,4 Mrd. Euro pro Jahr. Allerdings liegt man derzeit bei 20,3 Mrd. Euro. Peter Altmaier, Vorgänger von Sigmar Gabriel als deutscher Umweltminister, hat die Gesamtkosten des EEG über die Laufzeit der bisher geförderten Anlagen auf eine Billion Euro beziffert, also das Zweieinhalbfache der gesamten Kohleförderung in 64 Jahren – selbst wenn man den überhöhten Ansatz von Greenpeace als Vergleichsbasis heranzieht. Februar 2014 Wichtigstes Ziel der österreichischen E-Wirtschaft für die kommenden Jahre ist jedenfalls dezidiert die Absicherung einer leistbaren, sicheren und wirtschaftlich erfolgreichen Stromversorgung. Verantwortung dafür trägt primär die Energiepolitik, die eine Anpassung der Rahmenbedingungen vorzunehmen hat, unter denen die Stromversorgung der Zukunft zu entwickeln ist. Das aktuelle Marktdesign muss dringen reformiert werden. Treibhausgasreduktion, Wettbewerb, sichere Versorgung und Strombinnenmarkt dürfen nicht in Konkurrenz zueinander angestrebt werden, sondern benötigen ein förderndes Umfeld. Das gilt auch für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Europa droht sonst zurückzufallen, während durch Schiefergas und Öl neue globale Energiekonkurrenz entsteht. Wichtigstes Ziel der E-Wirtschaft ist die Absicherung einer leistbaren, sicheren und erfolgreichen Stromversorgung. Integrierter europäischer Strommarkt Vor dem Hintergrund der steigenden Einspeisung erneuerbarer Energien wird ein integrierter europäischer Strommarkt immer wichtiger. Nach wie vor bestehen keine ausreichenden Netzkapazitäten, die anstehenden Investitionen für den Umbau der Versorgung von bis zu einer Billiarde Euro europaweit (Berechnung: Economist) überfordern die Branche. Es fehlen zudem ausreichende Investitions- und Preissignale. Die ungünstigen Rahmenbedingungen auf den Strommärkten wirken sich bereits auf die Investitionstätigkeit der österreichischen E-Wirtschaft aus. Während zu Spitzenzeiten im Jahr 2009 noch über 800 Mio. Euro an Investitionen in den heimischen Kraftwerkspark geflossen sind, waren es 2012 rund ein Drittel weniger. Besonders im Bereich der thermischen Kraftwerke zeigt Oesterreichs Energıe. · 15 Coverstory der Ausblick 2020 weiter sinkende Investitionsanreize. Ausreichend starke Investitionssignale für Kraftwerke und Speicher sind aber notwendiger denn je, um in Zeiten geringer Verfügbarkeit volatiler erneuerbarer Energien eine ausreichende Leistungsbereitstellung sicherzustellen. Im Rahmen der Modernisierung des EUBeihilfenrechts hat die Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission einen Entwurf für neue „Leitlinien für Umwelt- und Energiebeihilfen“ veröffentlicht, bei dem Energieinfrastruktur, Kapazitätsmechanismen, CCS, handelbare Zertifikate und Ausnahmen für energieintensive Industrien neu in den Anwendungsbereich aufgenommen werden. Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie Beihilfen für die Fördeund EVN-Vorstandssprecher rung von erneuerbaren Energien sollen dabei maximal für einen Zeitraum von zehn Jahren genehmigt werden und müssen anschließend renotifiziert werden. Österreich ist in Bezug auf die Energieeffizienz bereits jetzt Vorbild für Europa. Zuschläge zum Marktpreis möglich Als ein möglicher Fördermechanismus werden Zuschläge zum Marktpreis („market premium“) genannt. Einspeisevergütungen sind nur noch für Technologien möglich, die zum ersten Mal kommerziell genutzt werden, und für kleine Anlagen (unter ein MW, bei Wind unter fünf MW bzw. unter drei Erzeugungseinheiten). Für Investitionsförderungen erneuerbarer Energien gelten die allgemeinen Regeln des Entwurfs, so etwa, dass je nach Unternehmensgröße maximal 45 bis 65 Prozent der beihilfefähigen Zusatzkosten des Projekts erstattet werden dürfen. Eine Erstattung im Ausmaß von 100 Prozent ist nur möglich, wenn ein wettbewerblicher Ausschreibungsprozess durchgeführt wird. Hinsichtlich der Förderung von Kraftwerkskapazitäten sollen die Mitgliedstaa16 · Oesterreichs Energıe. ten unter Berücksichtigung von Markt- und Technologieentwicklungen genau darlegen, warum die Einführung eines Kapazitätsmechanismus notwendig erscheint. Die endgültigen neuen Leitlinien sollen zum 1. Juli 2014 in Kraft treten und bis Ende 2020 gelten. Effizienzvorbild Österreich Bereits jetzt Vorbild für Europa ist Österreich in Bezug auf Energieeffizienz. Präsident Layr: „Die bestehenden europäischen Zielvorgaben kann Österreich weitgehend durch den Ausbau bzw. die Fortführung politisch-strategischer Maßnahmen erfüllen.“ Ergänzend dazu kann durch Branchenverpflichtungen der Energieunternehmen und der energieverbrauchenden Unternehmen ein zusätzlicher Beitrag zur Energieeffizienz in diesen Sektoren geleistet und damit die Zielerreichung Österreichs auf Basis der Richtlinie Energieeffizienz unterstützt werden. Damit zeigt sich schon heute aus wirtschaftlicher und technischer Sicht ein praktikabler Weg, der die Potenziale für Energieeffizienzmaßnahmen berücksichtigt und auf bestehenden Instrumenten aufbaut. Die EU-Richtlinie Energieeffizienz ist jedenfalls bis 5. Juni 2014 in nationales Recht umzusetzen. Das Regierungsprogramm sieht zum Thema Energieeffizienz vor, die EU-Energieeffizienzrichtlinie umzusetzen und bis 2020 den Endenergieverbrauch bei 1100 PJ pro Jahr zu stabilisieren. Das 1,5-Prozent-Energieeffizienzziel soll durch bundesweit einheitliche gesetzliche Regelungen, Anreize und Motivation, Weiterführung und Optimierung bestehender Programme sowie verbindliche Branchenverpflichtungen auf gesetzlicher Basis – mit laufendem Monitoring – für alle Energieträger erreicht werden. Das Ziel: 40 Prozent dieser Maßnahmen sollen bei den Haushalten wirksam werden. n Februar 2014 D as Bonmot stammt aus Zeiten, in denen Spitzensteuersätze von 50 oder gar mehr Prozent völlig unbekannt waren. Und wären sie bekannt gewesen, so wären die Herrschenden mit Schimpf, Schande und Gewalt aus den Palästen getrieben worden. Jean Baptiste Colbert, seines Zeichens Finanzminister unter Ludwig dem XIV., meinte dereinst zur stets aktuellen Steuerfrage: „Die Kunst der Besteuerung liegt einfach darin, die Gans so zu rupfen, dass man möglichst viel Federn bei möglichst wenig Geschrei erhält.“ Nun, die Gänse beginnen gar jämmerlich zu schreien, gerade hierzulande. Im vergangenen Jahr sind beispielsweise die Lohnsteuereinnahmen des Bundes um 5,4 Prozent gestiegen, während der Realeinkommenszuwachs der unselbständig Erwerbstätigen kaum einen Prozentpunkt erreichte. Der Spitzensteuersatz von 50 Prozent Steuervermeidung bzw. der Steuerumgehung. Es bedurfte wohl kaum der nunmehr ruchbar gewordenen „steuerschonenden Strategien“ von Alice Schwarzer oder eines der Sozialdemokratie angehörenden Berliner Senators, um den Steuerwiderstand als gesamtgesellschaftliches Phänomen zu orten. Die Wechselwirkung zwischen der gesamtwirtschaftlichen Steuerquote und der Steuerethik ist seit vielen Jahren bekannt. Weder die in den westlichen Industriestaaten viel beschworene „fiscal correctness“ noch offensives Herausstreichen des steuerehrlichen Gutmenschentums haben an diesem Zusammenhang viel geändert. Verhaltenspsychologen mit ökonomischem Sensorium kennen die Gründe: Nicht eine Zunahme der kriminellen Energie heizt den Steuerwiderstand an, sondern dass wohl genetisch bedingte Gefühl, dass ein Grenzsteuersatz von 50 Prozent konfiskatorische Züge trägt. Zumal es ja stets der zusätzlich Dkfm. Milan Frühbauer, langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „industrie“, Journalist und Universitätslektor für Öffentlichkeitsarbeit Der Aufstand der Gänse greift mittlerweile schon bei besseren Facharbeitereinkommen oder im mittleren Angestelltenbereich mit einiger Leistungsbereitschaft. Der Einstiegssteuersatz wiederum ist die Hauptantriebsfeder dafür, dass möglichst viele offiziell im unteren Einkommenssegment – also steuerfrei bis 11.000 Euro jährlich – verharren möchten und die „Differenz“ zu einem einigermaßen erträglichen Lebensstandard in der belegfreien Wirtschaft suchen und meist auch finden. Schon berufstätige Studenten wissen mittlerweile mit der Professionalität von Steuerberatern, wie man den Einstiegssteuersatz von horrenden 36,5 Prozent für den ersten zu versteuernden Euro möglichst lange vermeidet. Bereits die Väter der Wiener Schule der Nationalökonomie wussten, dass ein großer Teil des Wirtschaftens auf Psychologie basiert und sie machten sich schon vor 150 Jahren wissenschaftliche Gedanken zum Steuerwiderstand. Auch Schumpeter und Co. war klar, dass kaum ein ökonomischer Tatbestand so viel kreative Energie freisetzt wie die Suche nach Wegen der Februar 2014 erwirtschaftete Euro ist, der im Regelfall mehr Leistung, mehr Bildungsvorarbeit oder Verzicht auf Freizeit bedeutet. Das ist also der psychologische Frust der Leistungsträger: Ab einer bestimmten Engagementbereitschaft nimmt mir die öffentliche Hand die Hälfte des Zusatzeinkommens. So einfach ist diese Formel, gegen die auch jede Argumentation mit der Sechstel-Begünstigung (13. und 14. Monatsgehalt) oder dem Gewinnfreibetrag für Selbständige völlig wirkungslos bleibt. Deshalb gibt es in Österreich derzeit auch eine massive Mehrheit gegen jedwede Steuererhöhung bzw. Steuerinnovation, auch wenn diese nur ganz bestimmte Bevölkerungsschichten beträfe. Zu tief sitzen Frust und Misstrauen gegen eine öffentliche Hand, die im Durchschnitt mehr als 48 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung für Steuern und Abgaben abverlangt. Solange dieser Wert nicht sinkt, werden hingegen die Präferenzwerte der Regierenden bei der Sonntagsfrage sinken. Auch das ist ein kommunizierendes Gefäß. Oesterreichs Energıe. · 17 Brennpunkt Europa EU-Kommission präsentiert klima- und energiepolitische Ziele für die Zeit bis 2030 DIE EU MÖCHTE EINEN GERINGEREN AUSSTOSS AN TREIBHAUSGASEN, EINEN HÖHEREN ANTEIL AN ERNEUERBAREN ENERGIEN AM ENERGIEVERBRAUCH UND EINEN REFORMIERTEN EMISSIONSHANDEL. VON RALF PASTLEITNER Die Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen um 40 Prozent unter den Stand von 1990, ein bindendes EUweites Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien von mindestens 27 Prozent, eine neu geregelte Governance und die Weiterentwicklung des EUEmissionshandelssystems (EU-EHS) – dies sind die Eckpfeiler des neuen EU-Rahmens für die Klima- und Energiepolitik bis 2030, den die Europäische Kommission am 22. Jänner 2014 vorgestellt hat. Der neue Klima- und Energierahmen berücksichtigt die potenziellen Auswirkungen der Energiepreisentwicklung auf längere Sicht und soll so die Fortschritte auf dem Weg zu einer CO2-armen Wirtschaft und einem wettbewerbsorientierten, sicheren Energiesystem vorantreiben. Die EU-Kommission möchte erreichen, dass allen Verbrauchern Energie zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung steht, dass die Sicherheit der Energieversorgung der EU erhöht und die Abhängigkeit von Energieimporten verringert wird und neue Chancen für Wachstum und Beschäftigung geschaffen werden. Hintergrund des Vorschlags ist die langfristige Verpflichtung, bis 2050 Info Ralf Pastleitner ist Leiter des Brüsseler Büros von Oesterreichs Energie und berichtet in dieser Rubrik über die aktuellen Themen aus der EU-Zentrale. Oesterreichs Energie garantiert mit einem starken Team und einer effizienten Branchenvertretung in Brüssel, dass die Stimme der österreichischen E-Wirtschaft in der EU gehört wird und Entscheidungen im Sinne der Branche getroffen werden. 18 · Oesterreichs Energıe. die Treibhausgasemissionen um 80 Prozent zu reduzieren, einen Beitrag zur Erreichung des Zwei-GradZiels zu leisten und die globalen Klimaverhandlungen, die 2015 in Paris ihre Fortsetzung finden werden, erfolgreich abzuschließen. Erneuerbaren-Ziel: 27 Prozent Das 27-Prozent-Ziel sieht keine spezifischen nationalen Ziele vor, wobei die Mitgliedstaaten jedoch ihren Beitrag in nationalen Aktionsplänen festhalten sollen. Je nach Ergebnis könnten die Erneuerbaren-Richtlinie überarbeitet und bei einer allfälligen Lücke statt eines EU-weiten Ziels Maßnahmen beschlossen werden. Zum Thema Energieeffizienz hat die Kommission zunächst kein konkretes neues Ziel genannt. Die nächsten Schritte werden allerdings auf Basis der Ergebnisse der Evaluierung der Umsetzung der Energieeffizienzrichtlinie wohl noch Mitte des Jahres 2014 erfolgen. Die Europäische Kommission möchte die Erreichung der 2030-Ziele durch eine neue Governance sicherstellen. Hierfür sollen die Mitgliedstaaten Pläne für eine wettbewerbsorientierte, sichere und nachhaltige Energieversorgung vorbereiten. Ein enger Abstimmungsprozess zwischen der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten soll zu harmonisierten nationalen Plänen, mehr Investitionssicherheit und größerer Transparenz führen. Das 2030-Paket wird von den Staatsund Regierungschefs beim Frühjahrsgipfel am 20. und 21. März 2014 behandelt. Aufgrund der derzeit äußerst heterogenen Positionen der Mitgliedstaaten ist dabei noch nicht unbedingt mit konkreten Ergebnissen (Beschluss von Zielen) zu rechnen, sondern es wird möglicherweise zunächst ein Fahrplan festgelegt, wie bzw. bis wann man EU-weit zu konkreten Zielen kommen möchte. Die Mitteilung über den Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 wird von einem Bericht über Energiepreise und -kosten begleitet, in dem die wichtigsten Preis- und Kostentreiber bewertet und die Preise in der EU mit denen ihrer wichtigsten Handelspartner verglichen werden. Seit 2008 sind die Energiepreise in beinahe jedem Mitgliedstaat gestiegen, dies vor allem aufgrund von Steuern und Abgaben, aber auch wegen höherer Netzkosten. Der Vergleich mit den internationalen Partnern verdeutlicht ein wachsendes Preisgefälle, namentlich im Hinblick auf die Erdgaspreise in den USA, das die Wettbewerbsfähigkeit Europas und vor allem der energieintensiven Branchen untergraben könnte. Reform des EU-Emissionshandels Die Kommission hat außerdem vorgeschlagen, zu Beginn des neuen EUEHS-Handelszeitraums im Jahr 2021 eine Marktstabilitätsreserve einzuführen. Die Reserve wäre auf den in den letzten Jahren entstandenen Überschuss an Emissionszertifikaten gerichtet und würde gleichzeitig die Resilienz des Systems gegen größere Schocks stärken, indem sie das Angebot an zu versteigernden Zertifikaten automatisch anpasst. Diese Marktstabilitätsreserve soll zusätzlich zu der jüngst beschlossenen Verschiebung der Versteigerung von 900 Mio. Zertifikaten auf 2019–2020 („Back-loading“) eingerichtet werden. Februar 2014 Politik Das Land Salzburg startete Anfang Februar ein Projekt zur Fotovoltaik-Speicherförderung. Mit dem bereitgestellten Budget von 200.000 Euro sollen 50 Anlagen gestützt werden, erläuterte Energie-Landesrat Josef Schwaiger. Das neue Förderprogramm soll einen zusätzlichen Anreiz für den vermehrten Speichereinsatz schaffen und den Energiespeichermarkt ankurbeln. Vorzeigbare Treibhausgasbilanz Foto: Earthy Report Im Vergleich zum Jahr 2011 sind die CO2Werte im Jahr 2012 in Österreich um 3,3 Prozent gesunken. Das geht aus der aktuellen Treibhausgasbilanz hervor, die von Umweltbundesamt und Lebensministerium vorgelegt wurde. 80,2 Mio. t Kohlendioxidäquivalent wurden 2012 ausgestoßen. Die Treibhausgasemissionen sind damit um 2,7 Mio. t gesunken. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter sagte, er wolle Österreich „zum Umwelt-Vorreiter Europas machen“. Berlin und Paris planen Energiewende-Plattform Deutschland und Frankreich haben in ihrer Kooperation im Bereich erneuerbare Energien eine Reihe konkreter Projekte Februar 2014 vorbereitet. Wie der Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (dena), Stephan Kohler, sagte, werde möglicherweise ein Projekt zu intelligenten Stromnetzen in der deutsch-französischen Grenzregion vorgeschlagen. Dena soll auf deutscher Seite die Kooperation federführend umsetzen, für die Frankreichs Präsident François Hollande sogar die Gründung eines gemeinsamen Großunternehmens vorgeschlagen hatte. „Eurelectric Manifesto“ präsentiert Die europäische Vereinigung der E-Wirtschaft (Eurelectric) hat in Brüssel ein Manifest für eine ausgewogene und effizientere Energiepolitik übergeben, das aus Sicht von Oesterreichs Energie einen Meilenstein darstellt. Es besteht aus drei Teilen: Vorschläge für einen neuen Rahmen der Energiemärkte, der Fehlentwicklungen sowohl im Bereich der Förderungen als auch bei Regulierungsfragen und Investitionssicherheit korrigiert, Vorschläge zur Weiterentwicklung der europäischen Elektrizitätsversorgung und Vorschläge zur Dekarbonisierung der Stromversorgung. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, unterstrich: „Das Manifest ist deshalb so wichtig, weil sich Europas E-Wirtschaft nach langen Diskussionen gemeinsam zu allgemein gültigen Handelsprinzipien und zur Dekarbonisierung bekennt.“ Hier sei man viel weiter als die Politik, sagte Schmidt. Einen direkten Zusammenhang zwischen Energiekosten und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft postulierte wiederum Energiekommissar Günther Oettinger bei der Präsentation des Manifestes: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Energiepolitik, Preisen und Klimapolitik“, erklärte er. Die von Schiefergas und -öl getragene Energierevolution in den USA sei ein „game changer“ und ändere die Situation vollkommen. Die Differenz bei den Energiekosten müsse reduzieren werden. Weiters unterstrich er, dass es an Stelle der 28 nation alen Systeme wieder mehr Abstimmung und Kosteneffizienz geben müsse. Oettinger: „Wir brauchen einen gesamteuropäischen Approach“. Korrekturen möglich Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich bei einer Ökostromreform offen für Korrekturen gezeigt. Er sei bereit, „berechtigte Interessen“ noch in sein Konzept einzuarbeiten, erklärte Gabriel im deutschen Bundesrat vor einem Spitzentreffen mit Ländervertretern. Diese fürchten unter anderem um ihre Windanlagen an Land und um Biomasse standorte. Mehrere Länder wehren sich auch gegen zu starke Einschnitte bei der Förderung von Windkraft an Land. Torsten Albig, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, kritisierte etwa geplante feste Ausbau- und Mengenziele. Neue Impulse durch neues Design Neue Impulse für die kommenden Jahre sieht Österreichs E-Wirtschaft in der vorgelegten Mitteilung der EU-Kommission zur Klima- und Energiepolitik bis 2030, die Ende Jänner, gleichzeitig mit der EU-Initiative zur Stärkung des Industriestandortes, präsentiert wurde. „Mit einer guten Balance zwischen Standort- und Klimapolitik und mehr Flexibilität bei den Zielen steigert Europa die Akzeptanz“, erklärte Peter Layr, Präsident von Oesterreichs Energie. Man gehe mit dem, im Rahmen von Eurelectric befürworteten Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 – insbesondere wenn diese mit effizienten und ökonomisch sinnvollen Rahmenbedingungen und Maßnahmen einhergeht – konform. Layr: „Das Ziel ist ambitioniert, kann aber erreicht werden.“ Oesterreichs Energıe. · 19 Foto: SPD Foto: Architekturbüro Weiss Salzburg startet Fotovoltaikförderung Politik Energiewe Hoffnung am Ende des ALS VOR WENIGEN JAHREN DIE ENERGIEWENDE IN DEUTSCHLAND AUSGERUFEN WURDE, STANDEN NOCH ALLE ZIEMLICH GESCHLOSSEN HINTER IHR. DOCH DIE SYMPATHIE BEGANN ZU BRÖCKELN, JE HÖHER DER STROMPREIS STIEG. UND IN DER E-WIRTSCHAFT DOMINIERTE IN DEN LETZTEN MONATEN ERST UNZUFRIEDENHEIT, DANN ÄRGER UND SCHLIESSLICH FAST PURE VERZWEIFLUNG. VON STEFAN MAY N ach Bildung der großen Regierungskoalition im Herbst 2013 war bei der deutschen Energiewirtschaft zuerst Hoffnung aufgekeimt. Der Blick in den Koalitionsvertrag machte die Erwartungen auf einen großen Wurf im Energiebereich aber schnell wieder zunichte und rief neue Verzagtheit hervor. 20 · Oesterreichs Energıe. Nach der Wahl waren zwar alle zufrieden gewesen, dass die Energieagenden nun in einem Ressort gebündelt sein sollten, einige aber hatten gemurrt, weil dies im Wirtschafts- und nicht im Umweltministerium geschah. Dass Vizekanzler und Energieminister Sigmar Gabriel einen Grünen als Staatssekretär berief, sollte hingegen Februar 2014 Politik nde Foto: Fotolia.com Regenbogens? signalisieren, dass man in der neuen Regierung in Deutschland einen breit angelegten Energiekonsens anstrebt. Hauptthema: Energie Bei der Handelsblatt-Jahrestagung, die im Jänner zur gleichen Zeit wie die Regierungsklausur in Meseberg stattfand, war das Drängen auf rasche Entscheidungen unüberhörbar und auch wieder Aufbruchsstimmung zu spüren. Das lag unter anderem am Eckpunktepapier von Gabriel, das er am Wochenende zuvor präsentiert hatte und das wenige Tage später von der Regierung abgesegnet wurde, nachdem das Thema „Energie“ das erste große Thema der Gespräche gewesen war. Februar 2014 Die Handelsblatt-Tagung war denn auch die erste Gelegenheit, wo Minister Gabriel für sein Positionspapier werben konnte. „Wir sind an der Grenze angekommen, was wir unserer Volkswirtschaft zumuten können“, sagte er. Deshalb soll die Vergütung für Ökostrom von derzeit durchschnittlich 17 auf zwölf Cent pro KWh gesenkt werden. Da aber in bestehende Verträge nicht eingegriffen werden soll und diese auf 20 Jahre abgeschlossen sind, gilt das nur für Neuverträge. Die Altschulden werden weiter mitgetragen, weshalb auf eine Senkung der Stromkosten in absehbarer Zeit nicht gehofft werden darf. Der Minister kann damit lediglich ein weiteres Ansteigen verhindern. Info Beim Ausbau der erneuerbaren Energien will die deutsche Bundesregierung den bisherigen Wildwuchs der Standorte beenden und nur mehr produktive Standorte zulassen. Sowohl für die Windkraft an Land als auch für Sonnenenergie soll die Grenze für neue Anlagen bei 2500 MW pro Jahr liegen, bei Biomasse wird sie sogar bei nur 100 MW gezogen. Oesterreichs Energıe. · 21 Politik Zudem soll der Ausbau der erneuerbaren Energien auf produktive Standorte eingeschränkt und bisheriger Wildwuchs beendet werden. Sowohl für die Windkraft an Land als auch Sonnenenergie soll die Grenze für neue Anlagen bei 2500 MW pro Jahr liegen, bei Biomasse gar nur bei 100 MW. Sie sei die teuerste Erzeugungsform, die sich in den letzten 20 Jahren nicht habe preiswerter machen lassen. „Voraussetzung der Energiewende ist, dass uns in der Welt gefolgt wird, wenn wir den Weg wirtschaftlich erfolgreich beschreiten“, sagte Gabriel, ganz Wirtschaftsminister. Andererseits: „300.000 neue Jobs sind durch die erneuerbaSigmar Gabriel, deutscher Vizekanzler und Energieminister ren Energien entstanden, zehnmal so viel, wie in der Kernenergie beschäftigt waren.“ Doch seien die Herausforderungen von allen in der Politik unterschätzt worden: „24 Mrd. Euro im Jahr zu schultern ist etwas, wo man aufpassen muss, dass man es nicht übertreibt“, sagte er über die Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG)-Vergütungen. Der Ausbau der Erneuerbaren soll auf produktive Standorte eingeschränkt werden. „Wir haben eine totale Verunsicherung von Wirtschaft und Verbraucher erreicht, das ist vielleicht der schwerste Fehler der vergangenen Jahre“, kritisierte der deutsche Vizekanzler. „Wir müssen auf eine für zehn, 15 Jahre verlässliche Energiepolitik zurückkommen.“ Das EEG sei ein hervorragendes Gesetz zur Entwicklung gewesen und heute das vielleicht größte Hindernis der Energiewende. Start der Reform im Sommer Mit August dieses Jahres soll es reformiert in Geltung gelangen. Als „zentral“ bezeichnete Gabriel den Ausbaukorridor der Erneuerbaren: Bis 2025 sollen es 40 bis 45 Prozent sein, 2035 zwischen 55 und 60 Prozent. Nach der EEG-Reform wolle sich die Regierung den konventionellen Kraftwerken und dem Ausbau der Netzinfrastruktur widmen, versprach der Energieminister. Bei den Grünen und selbst in seiner eigenen Partei, der SPD, stieß Gabriel mit seinen Plänen bereits auf Widerstand. RWE-Chef Peter Terium, der sich grundsätzlich zu den Absichten des Energieministers bekannte und die HandelsblattTagung als „unsere traditionelle Wohlfühl- Warnung vor dem „Ende der Fotovoltaik“ Klarere Aussagen habe man sich im Koalitionsvertrag gewünscht. Das meinte Franzjosef Schafhausen, für die Energiewende zuständiger Unterabteilungsleiter im deutschen Umweltministerium und damit eines seiner „Gründungsmitglieder“. „Am Text kann man ablesen, wo man sich gestritten hat, dort sind nämlich die Aussagen nebulös“, sagt er bei der ETP-Konferenz zum Thema „Fotovoltaik ohne ErneuerbareEnergie-Gesetz-(EEG-)Förderung“ in Berlin. Für die Beamten wird es da schwer. Noch dazu, da die Vorgabe lautet, dass bis Ostern 2014 die EEG-Reform vorliegen soll. „Wenn alles nach Gesetz abläuft, müssten wir Ende Januar den Entwurf vorlegen“, rechnet Schafhausen vor. Die „Beschimpfung des EEG“ scheine im Augenblick weit vorne zu stehen, man habe den Eindruck, dass es der Hauptverursacher der Probleme bei der Energiewende sei, doch gebe es andere Gesetze, die geändert werden müssten: So müsse man sich intensiv um Wärme und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) kümmern, drängt der Ministerialbeamte. „Wir haben uns kräftig gewehrt“ Zudem enthalte der Koalitionsvertrag „eine gefährliche Passage“: Die erneuerbaren Energien sollten Grundlastfähigkeit herstellen. Das klinge zwar unverfänglich, die Fotovoltaik anlagen müssten also Back-up-Leistungen zukaufen. Aber laut Berechnung Schafhausens würde ein KW Leistung auf 60 Euro im Jahr kommen, also sechs Cent pro kWh, die belastet würden. „Das hieße: das Ende der Fotovoltaik“, sagt Schafhausen. „Wir haben uns kräftig gewehrt, aber es war nicht möglich, das aus dem Text herauszubekommen. Das ist ein verkappter Kapa- 22 · Oesterreichs Energıe. zitätsmarkt, den wir da haben.“ Auch an anderer Stelle opponiere sein Ministerium derzeit heftig, nämlich gegenüber den Vorstellungen der EU-Kommission, betreffend: Ermittlung der Vergütung durch den Markt, technologieoffene Ausschreibung in allen Bereichen und Öffnung der EU-Grenzen für Bieter. Rentabilität nimmt ab Gleichfalls unzufrieden ist der Hauptgeschäftsführer im Bundesverband Solarwirtschaft, Carsten Körnig: Er sieht „eine Rückwärtsentwicklung und Glättung im Fotovoltaikzubau in den letzten Monaten“. Die Rentabilität nehme sprunghaft ab, ein weiterer Marktrückgang sei wahrscheinlich. „Zu schnelle Fördereinschnitte lassen die Fotovoltaiknachfrage einbrechen“, konstatiert Körnig. Fotovoltaik decke heute fünf Prozent des deutschen Stromverbrauchs und könnte ihren Anteil am Strommix bis 2020 verdoppeln, weshalb der solare Energieverbrauch gefördert und nicht verhindert werden solle, verlangt der Interessenvertreter der Solarbranche. Die Vertreter der Erneuerbaren finden die Regierungsübereinkunft nicht gut: Gemäß „gesetzlich festgelegtem Ausbaukorridor“ für Erneuerbare soll ihr Ausbau gedeckelt werden auf 40 bis 45 Prozent im Jahre 2025 bzw. 55 bis 60 Prozent im Jahr 2035. Sollte der Korridor politischer Rahmen werden und Kohlekraftwerke den Rest der Versorgung übernehmen, fiele die Energie- und Klimapolitik der nächsten vier Jahre hinter das Niveau von „Vor-Fukushima-Zeiten“ zurück, fürchtet der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Zudem fehlten konkrete Maßnahmen für den Erneuerbaren-Ausbau im Wärmesektor. Februar 2014 Politik tagung“ bezeichnete, sagte: „Mir ist aber nicht nach Wohlfühlen, ich fühle mich nämlich schon lange nicht mehr wohl. Die Lage in der Energiewirtschaft ist miserabel. Wir stecken in der schlimmsten Strukturkrise, seit es Energieversorger gibt.“ Ohne Marktordnung funktioniere die Energiewende nicht. Es sei nicht fair, mit dem EEG einige Privilegierte zu unterstützten und unbeteiligte Dritte damit zu belasten: „So kann es nicht weitergehen. Auf die Dauer hält der Energiemarkt das nicht aus.“ „Eine Energiewende ohne Wettbewerbsfähigkeit wäre ein Desaster für die Welt“, sagte auch E.ON-Vorstand Leonhard Birnbaum. Auf der Handelsblatt-Tagung sprach er von einem weichenstellenden Jahr: „Heuer fällt die Richtungsentscheidung, ob wir die europäische Ebene erreichen. Die große Koalition könnte einiges bewirken.“ E-Wirtschaft drängt auf Tempo Birnbaum drängte auf Beschleunigung, insbesondere was Gabriels Versprechen anlangte, Überlegungen zu Kapazitätsmärkten anzustellen: „Wenn ich das erst in zwei Jahren anfange, hat sich ein großer Teil der Diskussion schon erledigt.“ Beim Kapazitätsmarkt seien die Summen, über die geredet werde, „um eine Dimension kleiner im Vergleich mit den erneuerbaren Energien“. Mit einem Kapazitätsmarkt ließe sich aber kein Geschäft machen, auch mit Kohle ließe sich keine „goldene Nase verdienen“. Und die Wasserkraft? „Der österreichische Verbund-Konzern verdient noch Geld, denn die Anlagen sind abgeschrieben, auch die Schweiz wird damit verdienen. Aber Neuanlagen rechnen sich gar nicht.“ Doch auch Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber hat sein Problem mit der deutschen Energiewende und sprach offen aus, was deutsche Kollegen vermutlich nicht so scharf formuliert hätten: „Die Blutspur der Energiewende schlägt sich auch in unseren Bilanzen nieder“, sagte er und kritisierte ein „plötzliches Umschalten in einen planwirtschaftlichen Ansatz“ in Deutschland. In den Zielsetzungen der Energiewende sei nichts erreicht worden. Im grenzüberschreitenden Handel sei hingegen eine dramatische Entwicklung eingetreten: Die Aussetzung des Handels habe sich da verzehnfacht, klagte er. Während Anzengruber vor der Gefahr von Renationalisierungsbestrebungen warnte, Februar 2014 hatte Energieminister Gabriel der Europäischen Kommission vorgeworfen, die Energiewende zu instrumentalisieren, um die einzelnen nationalen Energiepolitiken zu europäisieren. „Unsere Politik darf nicht durch Fehlentscheidungen aus Brüssel tangiert werden“, grollte der deutsche Energieminister. Weniger nationale Eingriffe Doch gerade das unterstrich der – dem Kongress aus Brüssel zugeschaltete – Energiekommissar Günther Oettinger, der zwar versicherte, Gabriels Vorschläge „uneingeschränkt“ zu unterstützen, dann aber sagte: „Die EU will eine Europäisierung der Energiepolitik, sie will weniger nationale Eingriffe.“ Nun müssten deutsche Leonhard Birnbaum, E.ON-Vorstand Industrieunternehmen, die derzeit Ermäßigungen erhalten, überprüft werden: „Der eine hat dreizehn, der andere 16 Prozent des Stromverbrauchs“, sagte Oettinger. „Der eine erhält Befreiung, der andere nicht, das könnte Wettbewerbsverzerrung sein.“ Eine Energiewende ohne Wettbewerbsfähigkeit wäre ein Desaster. An erster Stelle: Klimaschutz „Die Energiewende ist Klimaschutz, nicht bloß reiner Technologiewechsel“, sagte Ludwig Möhring, Geschäftsführer des Gashandelsunternehmens Wingas bei der 19. Euroforum-Jahrestagung „Erdgas“ in Berlin. Die Beziehung zu ernsthaftem Klimaschutz könne nur mit Gas hergestellt werden. Allerdings sei im zweiten Jahr in Folge ein Anstieg der Kohleverstromung festzustellen. „Wir werden, wenn wir so weitermachen, unser Klimaziel bis 2020 im Wärme-, Strom- und Verkehrsmarkt grandios verfehlen“, sagte Möhring. Die Energiewende habe zu Verwerfungen geführt, die für das Erdgas sehr gefährlich geworden seien, fügte der Manager hinzu. „Gas wird gerade noch geduldet“ Anders als im Rest der Welt, wo versucht werde, mittels Gas die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen, habe man in Deutschland den Eindruck, „Gas wird gerade noch geduldet.“ Dabei werde man an traditionellen Energieträgern, angesichts eines weltweit massiv steigenden Energieverbrauchs, nicht vorbeikommen. Zumal man wegen deren hohen „Vergiftungsgrads aus der Kohle raus“ müsse. Dem stimmte der Vorstandsvorsitzende der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber, Ralph Bahke, zu: „Wir haben einen Koalitionsvertrag, der uns ein Stück weit aus der Energiewende ausschließt“, sagte er. „Dass wir als fossile Dinosaurier gemeinsam mit Kohle in die Ecke gestellt werden, ärgert natürlich.“ Durch den Anstieg der Kohleverstromung nach dem Verfall der CO2-Zertifikate seien die Strompreise gesunken und Gaskraftwerke unwirtschaftlich geworden. „Das ist das Ende auch von existierenden Kraftwerken“, klagte Ludwig Möhring. „Wir sitzen zusammen und sind ratlos.“ Um laut Koalitionsvertrag 40 Prozent weniger CO2 bis 2020 zu erhalten, müsste zwecks Einsparung der Wärmemarkt angegangen werden, insbesondere die privaten Haushalte. Im Koalitionsvertrag sei aber nicht auf Technologieoffenheit, sondern nur auf die Erneuerbaren abgestellt worden, sagte Möhring. „Wir brauchen für die Energiewende Erfolge.“ In der Bevölkerung sei das Herz dafür zwar noch vorhanden, der Verstand beginne zu zweifeln. Oesterreichs Energıe. · 23 Politik Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Netzagentur (mit Moderatorin Nina Ruge), vermisste beim dena-Kongress den großen Wurf für das ErneuerbareEnergien-Gesetz. Foto: May Der Wegfall der Entlastungen würde zum sofortigen Wegfall von tausenden Arbeitsplätzen führen, warnte demgegenüber der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo. Er verglich die Aufgaben der großen Koalition im Energiebereich mit dem Apollo-Raumfahrtprogramm der USA und mahnte zur Eile: „Bei der energieintensiven Industrie beginnt ein schleichender Abwanderungsprozess. Wir verzehren unsere Substanz.“ Sie gehöre aber „zur wirtschaftlichen DNA dieses Landes“. Als Grillo forderte, deshalb die erneuerbaren Energien dem Markt auszusetzen, erhielt er Unterstützung vom Präsidenten des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt: „Probleme haben wir, weil wir die Erneuerbaren aus dem Markt herausgenommen haben“, sagte er. „Wir haben auch noch Vergütungssätze, die abenteuerlich sind. Das EEG wimmelt vor Paradoxien, weil dort null Markt ist“, sagte Mundt. ■ ■ „Anschlusszwang und Abnahmeverpflichtung sind nicht smart“ Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Netzagentur dena, ist enttäuscht. „Nicht Fisch und nicht Fleisch“ sei es, was die neue Regierung da geplant habe, klagt er beim dena-Energieeffizienzkongress. Bei einer so großen politischen Mehrheit hätte ein größerer Wurf für das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) herauskommen müssen. Beim Smart Grid bestehe dringender Handlungsbedarf, sagt er. „Wir müssen das EEG grundlegend ändern, denn Anschlusszwang und Abnahmeverpflichtung sind nicht smart, ich halte das für relativ dumm.“ EEG braucht Systemwechsel Das EEG sei in den letzten dreizehn Jahren gut gewesen, nun bedürfe es eines Systemwechsels. Viel zu wenig habe die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag zur Energieeffizienz gesagt, der europäische Energiemarkt komme gar nicht vor. Dabei werde man europäisch abgestimmte Kapazitätsmärkte brauchen, sagt Kohler. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hingegen hält die Einführung von Kapazitätsmärkten für einen „mas- 24 · Oesterreichs Energıe. siven Eingriff, verführt und riskant“. Der Energy-only-Markt müsse weiterentwickelt, dann mikroinvasiv eingegriffen werden, erst in einem dritten Schritt dürfe die Frage nach Kapazitätsmärkten gestellt werden. Bei Deutschland handle es sich in der Energiepolitik um „einen sehr kranken Patienten“. Im EEG seien 4000 verschiedene Fördersätze eingebaut, „das macht uns so schnell keiner nach“, sagt Mundt. „Die Politiker sind sehr gut im Ziele setzen, die dann andere erreichen sollen.“ Aus Sicht der Maschinenbauer ist es aber nicht möglich, auf dem Energy-only-Markt erneuerbare Energien zu integrieren. „Er kann nur ergänzt werden“, meint Thorsten Herdan, Sprecher im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Das Damoklesschwert der Beihilfen hängt nicht nur über uns, es wird auch abgeschnitten“, warnt Herdan. „Gnade uns Gott, wenn wir in aller Hektik ein EEG bis Ostern entwickeln, und es ist nicht europakonform.“ Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender des Stadtwerke-Verbunds Thüga, hingegen spricht sich für einen europäischen Markt aus, „aber er wird uns in dunkler Flaute nicht helfen, denn dann ist es auch für polnische oder französische Erneuerbare Nacht.“ Februar 2014 B is 2019 müssen 95 Prozent aller österreichischen Haushalte mit digitalen Stromzählern, also Smart Meters, ausgestattet sein. Das schreibt das ElWOG vor, eine Verordnung regelt weitere Umstände. Für die rund fünf Mio. Zählpunkte in Österreich wird das nach Ansicht der E-Control zwischen 800 Mio. Euro und 1,1 Mrd. Euro kosten; die E-Wirtschaft rechnet mit bis zu zwei Mrd. Euro. Ein Smart Meter selbst kostet rund 100 Euro. Der Rest der Kosten entfällt auf Vernetzung, Installation und die notwendigen Informationstechnologien – von Servern über Programme bis hin zu Übertragungs- aber wohl eine missverstandene Interpretation einer Versuchsanordnung mit sehr eingeschränkter Aussagekraft, Zweiteres ist wohl möglich, aber nicht besonders spannend. Fest steht: Die smarte Zukunft hat einige Haken und Ösen, die noch nicht richtig sitzen. Welche Daten und wie viele werden beispielsweise benötigt? Was muss ein Zähler wirklich können? Braucht Österreich wirklich frühzeitig Zähler, während große Länder noch nicht festgelegt haben, wie ihre Zähler ausgestattet sein sollen? Wäre es nicht besser, ein System zu nehmen, das international in großen Stückzahlen installiert wird, um an billigere Dr. Christof Zernatto, Sprecher des Forums Versorgungssicherheit Smart in die Zukunft systemen und den Betrieb dieser Systeme. Die Einsparungen, die sich daraus ergeben können, weil Stromkunden Verbrauch auf Zeiten verschieben können, in denen Strom günstig ist, werden von der E-Control mit 3,5 Prozent angegeben. Das wären bei einem Durchschnittshaushalt vielleicht ein paar Euro monatlich und würde gerade ausreichen, um die hiesigen Ökostromzuschläge zu kompensieren. Sicher ist das aber nicht, das zeigen Vergleichsstudien aus anderen Ländern. Auch die Netzgesellschaften sparen sich – im Vergleich zu den Aufwendungen und Kosten – praktisch nichts. Die Netzbetreiber erhalten mit den Smart Meters die Chance, ihre Netze besser zu steuern und tagesaktuelle Rechnungen zu legen, die Stromvertriebe können neue Produkte anbieten, die Anreize enthalten, die nachgefragte Leistung an die Lastsituation im Netz anzupassen. Angeblich kann man via Smart Meter auch ausspionieren, welches Fernsehprogramm der Kunde gerade schaut, oder wann jemand in der Wohnung anwesend ist. Ersteres ist Februar 2014 Geräte zu kommen? Soll man wirklich die Fernabschaltung ermöglichen, oder ist die Hacker-Gefahr doch zu groß? Wie werden die Datenschutzmaßnahmen geregelt und abgesichert? Wie werden die Kosten der Umstellung im Rahmen der Netzfinanzierung geregelt? Viele Fragen sind also offen, und je näher die Umsetzung rückt, desto akzentuierter wird die Diskussion. Jedoch ist auch klar, dass an den smarten Zählern kein Weg vorbeiführt. Über kurz oder lang werden die alten analogen Zähler nicht mehr produziert werden. Mittelfristig wird auch der Bedarf an smarten Verteilnetzlösungen steigen, wenn die Zahl der installierten Fotovoltaikanlagen weiter steigt. Langfristig wird schließlich noch das Thema „Speicher im Netz“ virulent. Das alles sollte man – wenn man smart ist – mitbedenken. Smarte Lösungen brauchen Akzeptanz und keine „Hauruck-Aktionen“, denn es geht auch darum, gemeinsam mit den Stromkunden eine sichere Stromversorgung der Zukunft zu gestalten. Das Forum Versorgungssicherheit ist ein gemeinnütziger Verein. Es setzt sich für die langfristige Sicherung und Erhaltung der hohen Qualitätsstandards der österreichischen Energie- und Wasserversorgung ein. Es wird bereits von über 220 bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport getragen. Oesterreichs Energıe. · 25 Wirtschaft EVN beendet Aktienrückkauf vorzeitig Die EVN hat ein Aktienrückkaufprogramm vorzeitig beendet. Der Gesamtwert der rückerworbenen Aktien betrug 17,58 Mio. Euro. Zwischen 6. Juni 2012 und 15. Jänner 2014 wurden über die Wiener Börse insgesamt 1.640.030 Stückaktien zu einem Durchschnittspreis von 10,72 Euro zurückgekauft. Der niedrigste Preis betrug dabei 9,42 Euro, der höchste Preis 12,49 Euro. In einer EVN-Hauptversammlung wurde eine Ermächtigung zum Rückerwerb eigener Aktien im Ausmaß von höchstens zehn Prozent des Grundkapitals beschlossen. 26 · Oesterreichs Energıe. Hamburg kauft Vattenfall-Stromnetz Strommarkt wächst enger zusammen Der europäische Strommarkt wächst enger zusammen. Wie die Europäische Kommission mitteilte, ist ein Verbund von Strombörsen und Netzbetreibern aus Deutschland und dreizehn anderen EU-Staaten in Nordwesteuropa mit einem Pilotprojekt für mehr Wettbewerb gestartet worden. Foto: Wechseljetzt Foto: EU Die Verbund AG plant ein 600 Mio. Euro schweres Projekt im Tiroler Zillertal. Dabei soll das Wasserkraftwerk in Mayrhofen über einen 27 km langen Stollen mit dem Inn verbunden werden, hieß es in einem Bericht der Tiroler Tageszeitung. Der Stollen soll sich zunächst tief im Felsgestein bis zur Gemeinde Rotholz erstrecken und anschließend mit dem Inn verbunden werden. Auf 640 m Seehöhe würde der Stollen rund einen km im Berginneren talauswärts führen, zitierte die Tageszeitung Projektleiter Marco Fiegl. Derzeit mündet das Wasser unter anderem über zwei Kraftwerke in den Stillupspeichersee und gelangt von dort via Mayrhofner Kraftwerk in den Ziller, einem Nebenfluss des Inn. Sollte das Projekt Wirklichkeit werden, würde das Wasser stattdessen im Stollen und weiterführend im Inn landen. In Rotholz sei zudem ein Krafthaus mit Pumpturbinen geplant. Dadurch würde das Wasser retour gepumpt und somit gespeichert. So könnte man die bisherige Stromerzeugung der Kraftwerksgruppe Zillertal um zehn Prozent steigern, erklärte Werksgruppenleiter Heinz Nyvelt. In weniger als acht Jahren wird nach Ansicht von EU-Energiekommissar Günther Oettinger erstmals Gas aus Vorkommen im östlichen Mittelmeer in die EU geliefert werden. „Ich bin sicher, vor 2022 wird das erste Gas in die EU fließen“, sagte Oettinger auf einer Münchner Sicherheitskonferenz. Im Frühjahr solle die Entscheidung fallen, auf welchem Weg das Gas aus dem Mittelmeer transportiert werden solle – durch Pipelines oder etwa durch Flüssiggasterminals auf Zypern. In den vergangenen Jahren waren im östlichen Mittelmeer zwischen Zypern, der Türkei und vor den Küsten des Libanons und Israels erhebliche Gasmengen gefunden worden. Geologen vermuten, dass die erschließbaren Reserven rund 3,45 Mrd. m3 betragen – genug, um den gesamten Gasverbrauch der Europäischen Union für sieben Jahre zu decken. Die bislang noch fragmentierten Strommärkte in der EU würden durch dieses und ähnliche Projekte „bald Geschichte sein“, hieß es in Brüssel. Das Projekt, an dem unter anderem die Übertragungsnetzbetreiber Tennet, Amprion, 50Hertz und TransnetBW für Deutschland beteiligt sind, soll für einen einheitlicheren Markt sorgen. Die Großhandelspreise für den Strom werden zwischen mehr Beteiligten ausgehandelt, was letztlich auch zu sinkenden Verbraucherpreisen führen soll. Herzstück des Projekts ist nach Angaben der Kommission eine „gemeinsame Berechnungsmethode“ für den Strompreis. So könnten die verschiedenen Angebote leichter verglichen werden. Foto: Vattenfall Verbund plant Großprojekt im Zillertal Gaslieferung aus dem Mittelmeer Vier Monate nach dem Hamburger Volksentscheid für den Rückkauf der Energienetze haben sich die Stadt und der Energiekonzern Vattenfall auf Details geeinigt. Demnach übernimmt Hamburg für mindestens eine halbe Mrd. Euro das Stromnetz des Energiekonzerns. Auch über das Fernwärmenetz wurde eine Einigung erzielt, die allerdings erst in fünf Jahren wirksam wird. Im Einzelnen wird die Hamburger Vermögensholding HGV 100 Prozent an der Stromnetz Hamburg GmbH sowie später an mehreren weiteren VattenfallGesellschaften übernehmen. Den genauen Kaufpreis sollen unabhängige Gutachter ermitteln. Er soll vorläufig 550 Mio. Euro für die Stromnetz GmbH betragen. Für das Vattenfall-Fernwärmenetz erhält die Stadt 2019 eine Kaufoption. Februar 2014 Wirtschaft Für das geplante Murkraftwerk in Graz-Puntigam gibt es nun doch wieder Hoffnung. Nachdem der Verwaltungsgerichtshof inzwischen entschieden hat, den Beschwerden von Bürgerinitiativen und der Umweltanwältin gegen das Vorhaben keine aufschiebende Wirkung zuzuerkennen, arbeitet man bei der Energie Steiermark daran, einen Weg zu finden, das Grazer Stadtkraftwerk doch noch zu realisieren. „Mit dem jetzt vorliegenden Bescheid könnten wir im Prinzip sofort zu bauen beginnen“, sagt Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris. Die wirtschaftliche Lage am Energiemarkt beeinträchtigt die Rentabilität des Projekts aber stark. Bei der Energie Steiermark arbeitet man nun an einer Lösung. Man überlegt unter anderem, zusätzliche Investoren an Bord zu holen. RWE kostet Energie wende Milliarden Die Lage beim Energiekonzern RWE spitzt sich weiter zu. Die Folgen der Energiewende zwingen den Essener Konzern erneut zu Abschreibungen in Milliardenhöhe auf seine Kohle- und Gaskraftwerke in Europa. Insgesamt kündigte der Energieriese Wertberichtigungen in Höhe von 3,3 Mrd. Euro an, die auch auf das Nettoergebnis für 2013 durchschlagen werden. Mit 2,9 Mrd. Euro entfällt der Großteil davon demnach auf die konventionelle Stromerzeugung. Eine schwache Nachfrage und der immer größere Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung schwächen die Ertragslage nachhaltig. Februar 2014 Jobschwund bei den Erneuerbaren Energiebranche meldet Rekord bei Erneuer baren In der Branche der erneuerbaren Energien sind im vergangenen Jahr zahlreiche Arbeitsplätze weggefallen. In der Solarindustrie verschwanden laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes und des Bundesverbands der Solarwirtschaft (BSW) tausende Jobs. Im Jahr 2011 hat es umgerechnet 22.000 Vollzeitstellen in der Produktion von Solarstromanlagen gegeben, erklärte der BSW. Nach seinen Erkenntnissen habe sich diese Zahl in den vergangenen zwei Jahren halbiert. Dabei seien allein 2012 etwa 25 bis 30 Prozent der Stellen verloren gegangen. Und auch in der OffshoreWindindustrie gingen Jobs verloren. 2013 wurden mehr als 2000 Arbeitsplätze gestrichen. In Deutschland wird immer mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. Im vergangenen Jahr sei der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromproduktion mit 23,4 Prozent so hoch wie nie gewesen, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin mit. Zugleich sei aber auch der Anteil des Kohlestroms gestiegen. Die Stromproduktion aus Erdgas ging – vorläufigen Schätzungen zufolge – im Vergleich stark zurück. Bei den erneuerbaren Energien legte den Angaben zufolge vor allem die Stromproduktion aus Solaranlagen zu, und zwar um 7,3 Prozent im Vergleich zu 2012. Dagegen sei das „Windjahr 2013 eher schwach“ gewesen, sagte BDEWGeschäftsführerin Hildegard Müller. Der Verband rechne mit einem Minus von 3,5 Prozent. EnBW geht gegen Netzagentur vor Gegen eine Entscheidung der deutschen Bundesnetzagentur, wonach mehrere unrentable Kraftwerke des Unternehmens nicht abgeschaltet werden dürfen, wehrt sich nun der EnBW-Konzern. Das Unternehmen werde gegen den Beschluss Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf einlegen, hieß es. Vorstandsvorsitzender Frank Mastiaux beklagte in einem Interview, dass ein einzelnes Unternehmen nicht gezwungen werden dürfe, eine Leistung unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Die Netzagentur hatte zuvor mitgeteilt, dass die Gas- und Kohlekraftwerke nicht abgeschaltet werden dürfen, weil sie für eine sichere Energieversorgung unverzichtbar seien. Energie Burgen land erzielt höheren Umsatz Foto: EnBW Foto: Energie Steiermark Energie Steiermark will Staustufe retten Die Energie Burgenland hat im Geschäftsjahr 2012/2013 ihren Konzernumsatz um 5,3 Prozent auf 319,6 Mio. Euro gesteigert. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) ist hingegen von 24,1 Mio. Euro auf rund 18 Mio. Euro gesunken. Das teilte das Unternehmen Ende Jänner mit. Der Rückgang beim EGT resultiere im Wesentlichen aus dem Wegfall von positiven Einmaleffekten im Geschäftsjahr 2011/2012, hieß es. Der Konzernüberschuss ist um 9,8 Prozent auf 22,3 Mio. Euro gestiegen, die Eigenkapitalquote von 43,5 auf 46,2 Prozent. Oesterreichs Energıe. · 27 Wirtschaft Seltene Erden – Zutaten zur E SELTENE ERDEN STECKEN IN FAST JEDEM HIGHTECH-PRODUKT. DIE VOLKSREPUBLIK CHINA DOMINIERT DERZEIT DEN WELTMARKT BEI DEN 17 INDUSTRIEMETALLEN UND BREMST DIE RESTLICHEN INDUSTRIENATIONEN AUS. EINE BESTANDSAUFNAHME. I n einem Hybridauto stecken fast 20 kg Seltene Erden und in Windrädern für Offshore-Windparks werden bis zu 300 kg von ihnen verbaut. Seltene Erden sind 17 Industriemetalle, ohne die in der Hightech-Industrie also kaum mehr etwas geht. Nicht zuletzt führt die Energiewende dazu, dass die für sie benötigten Rohstoffe knapp werden und der Hauptlieferant China die Industrienationen zusehends ausbremst. Röntgengeräte, Mobiltelefone, Batterien, Glasfaserkabel, Energiesparlampen, Flugzeug- und Elektromotoren, Fernsehgeräte oder Festplattenlaufwerke würden ohne Seltene Erden nicht laufen. Neodym, 28 · Oesterreichs Energıe. VON ANNA OFFNER Dysprosium, Cer, Samarium, Lanthan, Terbium oder Yttrium sind die von der Industrie am stärksten nachgefragten Seltenen Erden. Doch so selten, wie ihr Name es impliziert, sind Seltene Erden gar nicht, und um Erden handelt es sich auch nicht wirklich. Einige von ihnen kommen sogar häufiger vor als Blei. Tatsächlich handelt es sich um Metalle, die sich recht gleichmäßig in der Erdkruste verteilen und in rund 200 verschiedenen Mineralien vorkommen. Diese Mineralien sind allerdings weit verstreut und enthalten die Metalle nur in sehr geringen Konzentrationen, was sie dann doch wieder selten macht. Fast 100 Mio. t Februar 2014 Wirtschaft geheime nergiewende Foto: fotolia.com Seltene Erden lagern, Schätzungen der U. S. Geological Survey zufolge, in der Erdkruste. Damit kann die weltweite Nachfrage, die sich derzeit bei rund 130.000 t im Jahr bewegt, auf Jahrhunderte gesichert werden – theoretisch. Praktisch sieht es jedoch anders aus. Der Grund für die angespannte Versorgungslage bei Seltenen Erden ist, dass sie nur in sehr wenigen Ländern abgebaut werden – konkret fast ausschließlich in China. Über 90 Prozent der weltweiten Produktion kontrolliert China. Bei den schweren Seltenen Erden, jener Untergruppe, die vor allem für grüne Technologien zum Einsatz kommt, sind es sogar 100 Prozent. Die Hersteller so genannter grüner Technologien benötigen derzeit weltweit rund 9000 t davon; bis 2017 soll der Bedarf auf 17.000 t im Jahr steigen. China ist sich seiner Marktmacht wohl bewusst und schränkt den Export der SelteFebruar 2014 nen Erden massiv ein. „The idea is to develop the resource advantage into economic superiority“, sagte der ehemalige Präsident der Volksrepublik, Jiang Zemin schon 1999. Vierzehn Jahre später scheint dies dem Land gelungen zu sein. Hausgemachte Abhängigkeit der Abnehmerstaaten Die Abhängigkeit der Industrienationen von China ist allerdings hausgemacht. So schlummern in den USA, Australien oder Kanada große Vorkommen Seltener Erden, doch wurden diese Jahrzehnte lang brach liegen gelassen. Der Abbau von Seltenen Erden ist nämlich äußerst aufwendig und oft mit großen Umweltschäden verbunden, weil giftige oder radioaktive Stoffe dabei freigesetzt werden. Bergwerke für Seltene Erden enthalten sehr häufig auch radioaktive Elemente wie Uran und Thorium. Info Die EU hat eine eigene EURohstoffstrategie festgelegt. Für diese Initiative stehen ab 2014 rund 90 Mio. Euro im Jahr zur Verfügung. Deutschland hat von den 27 EU-Staaten dabei den größten Bedarf an Seltenen Erden. Deshalb startet die deutsche Industrieelite zusätzlich ihre eigene „Allianz zur Rohstoffsicherung“. Im Fokus stehen dabei Seltene Erden, Wolfram und Kokskohle. In Österreich hat die Industriellenvereinigung ein Positionspapier entworfen, das demnächst aktualisiert wird. Oesterreichs Energıe. · 29 Wirtschaft Die Abhängigkeit von China gilt freilich auch für Europa: „Europa ist ein Kontinent, der verlernt hat, in den Dreck zu greifen“, formuliert Dieter Drexel, der in der Industriellenvereinigung (IV) für Ressourcen und Infrastruktur verantwortlich ist, griffig. Fazit: Die Industrienationen haben ihre Rohstoffversorgung nach China ausgelagert und per Mausklick die benötigten Mengen geordert. Mit den chinesischen Minenbetreibern, die auch dank niedriger Umweltstandards billig abbauen, konnten die Industrienationen laut Drexel nicht mithalten. Das rächt sich jetzt, denn China will die Seltenen Erden zunehmend für die eigene Industrie nutzen und erhöht nicht nur systematisch die Steuern darauf, sondern schränkt auch die Exportquoten massiv ein. Kanada, die USA und Australien haben bereits reagiert und errichten bzw. beleben derzeit fünf Minenprojekte für Seltene Erden wieder, deren Produktionen spätestens 2015 anlaufen sollen. Name Anwendungsbeispiele Scandium Stadionbeleuchtung, Brennstoffzellen, Rennräder, Röntgentechnik, Laser, Flugzeugbau, Quecksilberdampflampen Yttrium Energiesparlampen, LCD- und Plasmabildschirme, LED, Brennstoffzellen Lanthan Nickel-Metallhydrid-Akkus (z. B. in Elektro- und Hybridautos, Laptops), Katalysatoren, Rußpartikelfilter, Brennstoffzellen, Gläser mit hohem Brechungsindex Cer Auto-Katalysatoren, Rußpartikelfilter, Ultraviolettstrahlung-Schutzgläser, Poliermittel Praseodym Dauermagnete, Flugzeugmotoren, Elektromotoren, Glas- und Emaillefärbung Neodym Dauermagnete (z. B. Windkraftanlagen, Kernspintomografen, Festplatten), Glasfärbung, Laser, CD-Player Promethium Leuchtziffern, Wärmequellen in Raumsonden und Satelliten (radioaktives Element) Samarium Dauermagnete (in Diktiergeräten, Kopfhörern, Festplattenlaufwerken), Raumfahrt, Gläser, Laser, Medizin Europium LED, Energiesparlampen, Plasmafernseher (roter Leuchtstoff) Gadolinium Kontrastmittel (Kernspintomografie), Radar-Bildschirme (grüner Leuchtstoff), AKW-Brennelemente Terbium Leuchtstoffe, Dauermagnete Dysprosium Dauermagnete (z. B. Windkraftanlagen), Leuchtstoffe, Laser, Atomreaktoren Holmium Hochleistungsmagnete, Medizintechnik, Laser, Atomreaktoren Erbium Laser (Medizin), Glasfaserkabel Thulium Energiesparlampen, Röntgentechnik, Fernsehgeräte Ytterbium Energiesparlampen, Röntgentechnik, Fernsehgeräte Lutetium Positronen-Emissions-Tomografen Seltene Erden und ihre Verwendung 30 · Oesterreichs Energıe. Quelle: Industriellenvereinigung Auch die EU will nun im Kampf um die begehrten Rohstoffe vermehrt eigene Quellen anzapfen. Im Boden der EU-Staaten lagern laut EU-Industriekommissar Antonio Tajani nicht ausgeschöpfte Schätze im Wert von hundert Mrd. Euro. Die EU-Rohstoffstrategie soll deshalb Abhilfe schaffen. Diese stützt sich auf drei Säulen: ■■ die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen auf den Weltmärkten, ■■ die Wiederaufnahme des Abbaus innerhalb der EU und ■■ die Wiederverwertung von Altstoffen Für die Initiative der EU stehen laut Tajani ab 2014 rund 90 Mio. Euro im Jahr zur Verfügung. Deutschland hat dabei von den 27 EU-Staaten den größten Bedarf an Seltenen Erden. Deshalb startet die deutsche Industrieelite zusätzlich ihre eigene „Allianz zur Rohstoffsicherung“. Ein Dutzend Unternehmen, wie etwa BASF, ThyssenKrupp und Evonik, zahlen zu Beginn je 300.000 Euro im Jahr in dieses Bündnis ein. Der Investitionsbedarf für fünf bis zehn Jahre wird mit einer Mrd. Euro beziffert. Das Bündnis soll Rohstoffvorkommen erkunden und Abbauprojekte vorantreiben. Im Fokus stehen dabei Seltene Erden, Wolfram und Kokskohle. Sind die Projekte einmal ausgereift, soll das Bündnis entweder die Abbaurechte verkaufen oder an den Projekten beteiligt bleiben. Rohstoffplan für Österreich So weit ist man in Österreich freilich noch nicht. Doch auch in der IV gibt es ein Positionspapier zur Rohstoffsicherheit 2020, das demnächst aktualisiert wird. Für ein Bündnis nach deutschem Vorbild sei Österreichs Industrie wohl zu klein, meint IVVizegeneralsekretär Peter Koren, das hindere aber „kein Unternehmen, sich am deutschen Bündnis anzuhängen“. Bei der Industriellenvereinigung unterstützt man die EU-Rohstoffstrategie deshalb tatkräftig. „Ich sehe diese Strategie als Teil der europäischen Reindustrialisierungsstrategie“, sagt Koren. Industriekommissar Tajani plant nämlich, bis 2020 den Anteil der Industrie an der gesamten europäischen Wertschöpfung von derzeit 15 auf 20 Prozent anzuheben. Wenngleich Österreichs Industrie nicht groß ist, kann das Land sehr wohl einen Februar 2014 Wirtschaft bedeutenden Beitrag zur EU-Rohstoffstrategie leisten. Das Wirtschaftsministerium hat in einer umfassenden Erhebung den so genannten „Rohstoffplan“ erstellen lassen. Damit hat Österreich als einziges EU-Land eine katastermäßige Erfassung aller Rohstoffvorkommen, was international als Best Practice gilt. Hinzu kommen das Know-how der heimischen Wissenschaftler der Montanuniversität Leoben. Diese bewirbt sich derzeit als EU-Kompetenzzentrum im Rohstoffbereich. 2014 will die EU nämlich eine Knowledge and Innovation Community für Rohstoffe implementieren. Ein Zuschlag würde für die Montanuniversität nicht nur eine enorme Reputation im Bereich der Rohstoffkompetenz bedeuten, sondern auch jede Menge EU-Fördergelder nach Leoben ziehen. Umdenken beim Recycling Seltene Erden werden bisher kaum recycelt. Doch die unausweichlichen Engpässe bei den Rohstoffen zwingen die Unternehmen und die EU in ihrem Strategiepapier zum Umdenken. Bislang landet lediglich ein Drittel des Elektro- und Elektronikschrotts in Recylingbetrieben, der Großteil der Geräte verstaubt in Kellern oder wird – oftmals illegal – irgendwo abgeladen. Aber Februar 2014 selbst wenn Seltene Erden an der richtigen Stelle landen, wird nur ein Bruchteil verwertet. Die Recycler gewinnen lediglich Stahl, Zink, Aluminium, Eisen, Nickel, Kupfer, Zinn und einige Spezialelemente zurück. Auf dem Müll bleiben selbst edle Substanzen wie Platin, Gold oder Silber. Sie sind schlicht in zu kleinen Mengen vorhanden, als dass sich die „Aufreinigung“ lohnt. Das galt bis vor wenigen Jahren auch für Seltene Erden. Doch die Magnete, die dafür sorgen, dass sich Windräder drehen, können je MW installierter Leistung bis zu einer halben Tonne schwer sein. Künftig dürften all diese Magnete jedenfalls zu gefragtem Abfall werden. In Deutschland haben sich Firmen wie Siemens, Daimler und die Vacuumschmelze als größter Hersteller von Dauermagneten mit Wissenschaftlern zusammengeschlossen, um die Seltenen Erden aus den Magneten der Autos, Windräder oder Magnetresonanztomografen zu holen. Doch beim Wiederverwerten ist Vorsicht geboten, denn der Umgang mit Magneten ist gefährlich. So entfalten beispielsweise schon neodymhaltige Magnete in der China: Abbau von Seltenen Erden Foto: chinafeature im großen Stil Seltene Erden wurden bisher kaum recycelt. Oesterreichs Energıe. · 31 Wirtschaft Preisentwicklung Jänner 2005 bis Juni 2012 Neodym USD/kg Dysprosium USD/kg 500 3500 450 3000 400 350 2500 300 2000 250 200 1500 150 1000 100 50 0 500 0 2005 2 006 20 8 2009 2010 2 Finanz 011 20 12 krise Preisentwicklung von Neodym und Dysprosium Quelle: Roland Berger Unternehmensberatung 2005 2 006 20 07 200 –– Export FOB China –– China lokal Größe einer Streichholzschachtel Riesenkräfte. Hoher technologischer Aufwand Zudem ist das Auftrennen der Seltenen Erden technologisch sehr aufwendig und die Anzahl der retournierten Magnete oft so gering, dass eine gewerbliche Auftrennung schwer umzusetzen ist. Neben den Magneten bergen auch Batterien und Akkus reichlich Seltene Erden. Nickel-Metallhydrid-Zellen bestehen sogar zu sechs bis zehn Prozent daraus. Schon heute werden Batterien gesondert gesammelt. Doch bislang werden bei über tausend Grad Celsius vorwiegend die Hauptbestandteile Nickel und Eisen herausgeschmolzen. Die Seltenen Erden Lanthan, Cer, Praseodym und Neodym blieben bisher ungenutzt in der Schlacke zurück. Das französische Unternehmen Rhodia hat 2012 in La Rochelle die weltweit erste Fabrik in den Dienst gestellt, um die Seltenen Erden im großen Stil wiederzuverwerten. Auch Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren und LED sind reich an den seltenen Metallen. Bisher wurde aber nur das Glas zerschlagen und die Splitter zu neuem Glas geschmolzen. Die kostbaren Verbindungen aus Yttrium, Lanthan, Cer, Terbium, Gadolinium und Europium, ein pulverförmiger Staub, waren bislang sogar lästig, weil sie mit giftigem Quecksilber verunreinigt sind. Tausend Tonnen Leuchtstaub werden so in der EU Jahr für Jahr als Sondermüll China sichert sich durch Produktionsdrosselung ein Quasi-Monopol. 32 · Oesterreichs Energıe. 07 200 8 2009 2010 2 Finanz 011 20 12 krise vergraben. Rhodia in La Rochelle weihte jedoch im April eine Anlage ein, die Leuchtstäube erhitzt und so die Seltenen Erden voneinander trennt. Doch solche Geschäftsmodelle rechnen sich nur, solange sich der Preis für Seltene Erden in lichten Höhen bewegt. Eine Investition in eine SeltenerdRecyclinganlage können sich deshalb auch nur Großbetriebe leisten. Harsche Preisrallye Der Hauptgrund für die Bemühungen der Industrie, eigene Abbaugebiete zu etablieren oder das Recycling zu forcieren, liegt in den enormen Preisen der Rohstoffe. Weil das aber nicht immer so war, haben fast alle Nationen den Abbau eingestellt. Erst seit PC, Smartphone und erneuerbare Energie in die moderne Welt Einzug halten und die Preise für Seltene Erden antreiben, lohnt es sich auch, die Stoffe zu fördern. Der 2010 von China verhängte Exportstopp mit der resultierenden Preisexplosion hat die Industrie wachgerüttelt. Der Preis für die Metalle ist in den vergangenen Jahren durch die Decke geschossen. Die Preise pro kg Neodym und Dysprosium, den laut Unternehmensberater Roland Berger von der Industrie am häufigsten eingesetzten Seltenen Erden, sind seit 2005 extrem angestiegen. Die chinesische Politik quittiert dies mit einem Lächeln: „In the beginning oft the ’80s we sold Rare Earth at the price of salt. But they deserve the price of gold. We are just starting to protect our interests“, sagte Chinas damaliger Premierminister Wen Jiabao 2010. Die Auswirkung dieser chinesischen Politik spiegelt sich in den Preisen der Metalle wider. Zwischen 2011 und Februar 2014 Wirtschaft 2012 brachen die Seltenerd-Preise zwar um durchschnittlich 40 Prozent ein, derzeit ziehen sie aber wieder kräftig an. China hatte lange versucht, den illegalen Minenabbau, der zu einem immer üppigeren Angebot und den fallenden Preisen führte, Einhalt zu gebieten. Erst jetzt kann Peking positive Resultate vorweisen. So konnte man dank einer Belohnung von 500 US-Dollar für Hinweise auf unerlaubte Minenaktivitäten 23 illegale Minen und fast 60 Verarbeitungsanlagen stilllegen. Berichten der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge schmuggelten Kriminelle 2008 insgesamt 20.000 t Seltener Erden außer Landes – fast ein Drittel der gesamten Exportmenge. Die chinesische Regierung zeigt sich bei der Erteilung von Explorations- und Bergbaulizenzen derzeit also bewusst zurückhaltend und hat sogar die Produktion in einigen bestehenden Anlagen gestoppt. Durch Produktionsdrosselung versucht man im Reich der Mitte die Preise zu beeinflussen und sich sein Quasi-Monopol zu sichern. Denn bei fallenden Preisen lohnt sich der Abbau nicht und Minenbetreiber außerhalb Chinas überlegen ihr Investment zweimal. So geschehen bei der australischen Lynas, die aufgrund der geringeren Preise die Entwicklungsarbeiten für ihr „Duncan-Projekt“ vorerst auf Eis legt. Kenner der Seltenerd-Branche sind jedenfalls optimistisch, was eine Preis-Hausse anbelangt. An der australischen Curtin University in Perth rechnet man bis 2020 mit einem Anstieg der Seltenerd-Nachfrage auf 200.000 bis 240.000 t im Jahr. Damit einher gingen natürlich auch Preissteigerungen. Treibacher auf Siegeszug Richtig gut wirkt sich die Preisrallye und der Nachfrageboom nach Seltenen Erden auch bei der Treibacher Industrie AG im Kärntner Althofen aus. Bei der Verarbeitung von Seltenen Erden zu maßgeschneiderten Produkten sind die Kärntner nämlich Weltspitze. So liefern die Treibacher beispielsweise mit Seltenen Erden versetzte Hochleistungskeramik zum Gießen von Titanbauteilen an die Flugzeugindustrie. 15 Prozent aller Seltenerd-Exporte aus China gehen nach Althofen und sorgen dafür, dass die Treibacher Industrie AG neben der französischen Rhodia der größte Importeur Seltener Erden ist. 1992/93 war Februar 2014 die Sparte Seltene Erden innerhalb des Treibacher Konzerns mit knapp fünf Prozent winzig. Heute trägt sie mehr als 50 Prozent zum Ergebnis des Konzerns bei. Wer Europas – und insbesondere Österreichs – Geschwindigkeit bei der Genehmigung von Großprojekten, wie es ein Abbau von Seltenen Erden zweifelsohne ist, kennt und die restriktiven Umweltauflagen der Nationalstaaten in Betracht zieht, kann sich jedoch selbst ausmalen, wann hierzulande die erste Tonne Industriemetall abgebaut wird, gerade da sich auch die Akzeptanz der Bevölkerung für jegliche Eingriffe in die Natur in überschaubaren Grenzen hält. n Leichte Seltene Erden Ordnungszahl Scandium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (21) Lanthan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (57) Cer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (58) Praseodym. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (59) Neodym . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (60) Promethium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (61) Samarium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (62) Europium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (63) Schwere Seltene Erden Ordnungszahl Yttrium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (39) Gadolinium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (64) Terbium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (65) Dysprosium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (66) Holmium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (67) Erbium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (68) Thulium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (69) Ytterbium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (70) Lutetium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (71) Seltene Erden als aufgearbeitete Rohstoffe Foto: Senatsverwaltung Berlin Oesterreichs Energıe. · 33 Wirtschaft Strompreis – rauf, ru Fo t o: Fo t ol ia .c om 34 · Oesterreichs Energıe. Februar 2014 Wirtschaft nter oder seitwärts DIE WEITERE ENTWICKLUNG DES STROMPREISES WIRD ANFANG 2014 BEHANDELT WIE DER HEILIGE GRAL. KAUM JEMAND WILL SICH DAZU OFFIZIELL ÄUSSERN. VERANTWORTLICH DAFÜR SIND IN ERSTER LINIE DIE NOCH NICHT ABZUSCHÄTZENDEN FOLGEN DER ÄNDERUNGEN BEI DER ÖKOSTROMFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND. V orweg: Österreichische Strompreise sind ausgesprochen stabil und stiegen in den vergangenen Jahren geringer als im EU-Schnitt und teilweise deutlich geringer als in vergleichbaren Ländern. Der Strompreis wirkt inflationshemmend. Im Jahr 2012 lag der Strompreisanstieg mit rund einem Prozent erneut deutlich unter der Jahresinflation von 2,4 Prozent. Auch langfristig liegt der Anstieg der Strompreise deutlich hinter der Entwicklung der Inflation oder anderer Energieträger. Seit 1996 hat sich hingegen die Steuerund Abgabenbelastung auf Strom mehr als verdoppelt. Die Großhandelspreise für Strom bewegen sich in den letzten Jahren mit leicht fallender Tendenz seitwärts und liegen aktuell bei rund 40 Euro/MWh für Grundlast-Futures für 2014 bzw. bei rund 50 Euro für Spitzenlast. Die aktuellen Preisentwicklungen und der Druck auf den Strompreis sind auch auf die Krise des Merit-Order-Prinzips als preissetzend für den Großhandel zurückzuführen, heißt es bei Oesterreichs Energie. Großhandelspreise zu niedrig Der massive Ausbau der Erneuerbaren führt zu Überkapazitäten, die über den Endkundenpreis subventioniert werden. Gleichzeitig sind thermische Kraftwerke oft nicht mehr kostendeckend zu betreiben. Die Großhandelspreise sind damit eigentlich zu niedrig, um kostendeckend Strom zu erzeugen und anzubieten, und kein Indikator mehr für eine markgerechte Preissetzung. Das Merit-Order-Prinzip ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr zeitgemäß oder geeignet, die tatsächlichen Kosten abzubilden. Vielmehr müsste das System reformiert werden und auch Faktoren wie Leistungsbereitstellung und FlexiFebruar 2014 VON HARALD HORNACEK bilität (Stichwort: Ausgleichskapazitäten) in die Preisbildung einfließen. Doch wie geht es weiter mit dem Strompreis? Wer versucht, sich ein Bild über die Strompreisentwicklung 2014 zu machen, steht bald vor einem Rätsel. Rekordpreise, massive Erhöhungen, keine Veränderungen, zum wiederholten Mal in Folge ein Jahr des Strompreisrückgangs: Alle erdenklichen Szenarien werden derzeit durchgespielt. Doch offiziell will sich niemand aus der E-Wirtschaft dazu äußern, das Thema ist gerade in Österreich hochsensibel, geradezu emotional besetzt. Bestenfalls gelangt ein „moderates Wachstum, aber über das Jahr am ehesten eine Seitwärtsbewegung“ zu Protokoll. Bankenexperten erwarten 2014 leichten Preisverfall Die Frage ist jedoch auch an andere Experten zu richten: an Analysten von Banken und an Experten von Beratungsunternehmen aus dem Energiemarkt. Einer von ihnen ist Tobias Federico, Geschäftsführer von Energy Brainpool, einem unabhängigen Analyse- und Beratungshaus für die Energiebranche mit Sitz in Berlin. Federico und sein Team bieten Prognosen und Fundamentalmodellierung sowie individuelle Trainings- und Beratungsdienstleistungen für die Strom- und Gasmärkte und den CO2Handel. Was also sagt der Experte zur weiteren Entwicklung der Großhandelspreise? „Wir erwarten einen leichten Preisverfall in 2014 in Deutschland und Österreich, wobei es davon abhängig ist, wie wind- und sonnenreich das Jahr wird. Je mehr Wind und Sonne, um so tiefere Preise.“ Der zunehmende Ausbau der Erneuerbaren, vor allem aber das damit verbundene Förderwesen bzw. seine angedachte Novel- Info Die Erneuerbaren kannibalisieren die Nachfrage, das entzieht dem Großhandelsmarkt die Nachfragedynamik. Daher sorgen die Erneuerbaren auch für Verwerfungen auf dem Energiemarkt. Gaskraftwerke in Deutschland sind praktisch tot, sagen Experten. Oesterreichs Energıe. · 35 Wirtschaft lierung sorgen derzeit sowohl in Deutschland als auch in Österreich für heftige Diskussionen. Federico rechnet hier durchaus mit stärkeren Auswirkungen: „Die Erneuerbaren machen einen signifikanten Anteil an der Preisvolatilität und dem Preisniveau der Großhandelsstrompreise aus. In manchen Ländern, wie Deutschland, auch bei den Haushaltskundenpreisen wegen der EEG-Umlage.“ Aber Federico schließt auch nicht aus, dass der Strompreis durchaus sigIngo Becker, Aktienanalyst und Energiemarktexperte, Kepler Cheuvreux nifikant steigen könnte: „Emissions- und Gaspreise sind die wichtigsten Faktoren neben den erneuerbaren Energien. Hier würde ein Anstieg auch zu hohen Großhandelsmarktpreisen führen.“ Wir gehen davon aus, dass ein Strompreisrückgang eintreten wird. Strompreisrückgang erwartet Ingo Becker, Aktienanalyst und Energiemarktexperte bei Kepler Cheuvreux, findet klare Worte zur weiteren Entwicklung auf dem Großhandelsmarkt: „Wir gehen davon aus, dass nun das sechste Jahr in Folge ein Strompreisrückgang eintreten wird. Wir haben in den letzten Jahren ein Gesamtminus von 20 Prozent auf dem ForwardMarkt gesehen. Wenn wir früher noch von einer Schätzung von mehr als 40 Euro ausgegangen sind, so halten wir heute (28. Jänner 2014, Anm.) bei etwas mehr als 36 Euro. Für einen Preis von 35 Euro haben wir 2013 noch entsprechende Modelle hinterlegt, wir haben also einen weiteren moderaten Rückgang eingepreist.“ 35-Euro-Marke könnte fallen Bei der Frage nach einer etwaigen Untergrenze sieht Becker noch einiges Potenzial nach unten. „Es wäre fast logisch, dass die Marke von 35 Euro fällt. Dieser Forecast ist nun ein Jahr alt. Ich würde einen Strompreis von 30 Euro aus heutiger Sicht nicht ausrufen wollen. Aber wenn er einträte, würde mich das auch nicht allzu sehr überraschen.“ Denn der Downsize-Prozess, ist Becker überzeugt, wird weitergehen: „Der CO2-Preis wird sich de facto auflösen und fast gegen null tendieren. Auch der Kohlepreis wird eher fallen als steigen. Der Eurowert der Kohle wird weiter abrutschen, das wird sich mittelfristig nicht umkehren. Schiefergaszuwächse in den USA und in Australien sind strukturell nicht gut für die Kohle. Wenn jedoch der Kohlepreis aus verschiedenen Gründen steigen sollte, könnte das auch den Strompreis eventuell wieder erhöhen.“ Auch die Bedeutung der erneuerbaren Energie und des CO2-Handels ist in diesem Szenario nicht zu unterschätzen. „Die deutsche Regierung hat klargemacht, dass man formal hinter dem CO2-Handel steht, aber an sich ist dieser in seiner jetzigen Form sinnlos. Es ist ein inflationäres System zu einer an sich geplanten, aber aus dem System nicht generierten Emissionsreduktion“, merkt Becker kritisch an. Er geht davon aus, „Starker politischer Druck“ Klaus Bergsmann, Head of Group Environmental Management Erste Group, rechnet mit weiteren massiven Veränderungen im Energiemarkt und wegweisenden politischen Entscheidungen. Oesterreichs Energie: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Strompreise ein – und welche Konsequenzen ziehen Sie als Erste Group daraus? Klaus Bergsmann: Der Strompreis tendiert seit Jahren nach unten. Aufgrund der speziellen Vereinbarung mit unserem Stromlieferanten fixieren wir den Strompreis bis zu 24 Monate im Voraus. Der aktuelle Vertrag endet 2015 und wir verhandeln über einen neuen. Der Grund dafür: Die neue deutsche Regierung wird in die Ökostromförderung eingreifen. Der Eindruck, dass sich wegen der Ökostromförderung die Bevölkerung den Strom nicht mehr leisten kann, darf aus politischen Gründen nicht aufkommen. Daher ist ein starker politischer Druck da, denn die Industrie zahlt in Deutschland praktisch keine Ökostromabgabe. Sollte eine Reduktion der Ökostromförderung erfolgen, lässt der Druck der Ökoenergie nach und der Preis geht nach oben. 36 · Oesterreichs Energıe. Oesterreichs Energie: Andererseits müssen in jedem Fall Lösungen für die großen deutschen Stromanbieter gefunden werden. Klaus Bergsmann: Das ist sicherlich richtig, denn gerade die großen Energieunternehmen waren in der Vergangenheit Cashcows und auch für die Politik als unterstützende Kapitalgeber, um es so zu nennen, enorm wichtig. Ein Kraftwerk wird auf 30 bis 50 Jahre geplant, und das wurde unter der Annahme tendenziell höherer Preise gemacht. Beim aktuellen Strompreis rechnen sich viele Anlagen nicht mehr – zu Lasten der großen Energieunternehmen. Oesterreichs Energie: Wie könnte eine solche Lösung aussehen? Klaus Bergsmann: Eine Möglichkeit, die allerdings die Politik zu beantworten hat, ist die Frage der Abschreibung. Und hier könnte es durchaus zu Änderungen kommen, ähnlich wie das früher bei PC war: Die wurden früher auch auf Jahre abgeschrieben, bis die Technologie die Abschreibungsdauer bei Weitem überholt hat. In den USA wird derzeit im Schnitt jede Woche ein Kohlekraftwerk zugesperrt. Das sind klare Anzeichen massiver Veränderungen im Energiemarkt. Februar 2014 Wirtschaft dass das System daher „fallen bzw. kollabieren wird“. Die Erneuerbaren schlagen bereits in vollem Umfang durch. Sie sollen in Deutschland von derzeit rund 25 Prozent in den nächsten Jahren auf 45 bis 50 Prozent Anteil steigen. Der Druck auf die Nachfrage bleibt somit bestehen. Und auch die weiteren Auswirkungen der Ökostromförderung sind laut Ingo Becker nicht zu unterschätzen. „Die Ökostromförderung hat sicherlich dazu geführt, dass für manche Anleger eine in gewissen Bereichen und Erwartungshaltungen zufriedenstellende Rendite entsteht. Auf der anderen Seite nimmt der Druck auf die Anlagen auf dem Versorgermarkt enorm zu. Das ist ein logischer Kollateralschaden, wenn man das Ziel hat, alte Energie aus dem Markt zu drängen und durch neue zu ersetzen.“ Verwerfungen durch Erneuerbare Die Erneuerbaren kannibalisieren die Nachfrage, das entzieht dem Großhandelsmarkt die Nachfragedynamik. Daher sorgen die Erneuerbaren auch für Verwerfungen auf dem Energiemarkt. „Gaskraftwerke in Deutschland sind praktisch tot, Kohlekraftwerke ebenso. Logische Folge: Wenn der Kohlepreis nicht steigt, wird der Druck auf den Strom, der durch die Erneuerbaren entsteht, weiter anhalten“, ist der Energiemarktexperte überzeugt. Teresa Schinwald, Analystin bei der Raiffeisen Centrobank, geht bei den Großhandelspreisen von einer „verhaltenen Preis- entwicklung“ aus. „Angebotsseitig sehen wir keinen ausreichenden Rückbau von thermischen Kraftwerken, der den Ausbau bei den erneuerbaren Energien ausgleicht. Wir sehen auch wenig Wachstumsimpulse durch eine bessere Wirtschaftsentwicklung, da gleichzeitig Energieeffizienzmaßnahmen wirken sollten.“ Somit bleiben, sagt Schinwald, nur Energie- und CO2-Preise als Kostentreiber übrig: „Bei Steinkohle rechnen wir aufgrund der Nachfrageschwäche in den asiatischen Wachstumsmärkten mit keiner Erholung und die CO2-Preisentwicklung ist sehr stark von den politischen Entscheidungen in Brüssel abhängig. Die EU Kommission 2 konnte erste Fortschritte bei der Eindämmung des Überangebots verbuchen, Ingo Becker, Aktienanalyst und Energiemarktexperte, ist aber von einer RepaKepler Cheuvreux ratur des Marktes noch einige Schritte entfernt.“ Und beim Verbund geht man wiederum davon aus, dass der Strompreis weiterhin unter Druck bleiben wird, und zwar aus mehreren Gründen. Die Stromnachfrage bleibe konjunktur- und zunehmend effizienzbedingt schwach, das Stromüberangebot aufgrund der massiven Förderung der Erneuerbaren sowie aufgrund von Stilllegeverboten und schwacher Nachfrage bestehen. Und nicht zuletzt habe das Backloading an CO2-Zertifikaten nicht den erwarteten CO2-Preisanstieg gebracht.■ ■ Der CO -Preis wird sich de facto auflösen und fast gegen null tendieren. " Megger & SebaKMT on Tour Neuheiten aus der Mess- & Prüftechnik Roadshow-Termine 2014 16.09.14 / Wien 17.09.14 / Salzburg 18.09.14 / Graz - Erfahre ne Refer enten - Hochak tuelle Fa chvorträ - Produk ge tneuheit en - Diskus sionsrun den Februar 2014 Teilnahmegebühr pro Person 199,- EURO zzgl. 19% MwSt. Detailierte Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter: Oesterreichs Energıe. · 37 www.megger-on-tour.at Wirtschaft Neues Büro der Strom IM EUROPÄISCHEN STROMHANDEL SCHREITET DIE VON DER EU GEWÜNSCHTE INTEGRATION WEITER VORAN. EIN MASSGEBLICHER TREIBER DABEI SIND DIE STROMBÖRSEN DER EINZELNEN EU-LÄNDER. SO IST ES WOHL KEIN ZUFALL, DASS DIE EPEX SPOT NUN AUCH IN WIEN EIN BÜRO ERÖFFNET HAT. A uch wenn Jean-François Conil-Lacoste aufgrund des Fluglotsen-Streiks am Morgen der Epex Spot-Büroeröffnung mit Verspätung in Wien gelandet war, lässt er sich als Akteur im europäischen Stromhandel nicht aufhalten. Der Vorstandsvorsitzende der deutsch-französischen Strombörse hieß mit seinem Büroleiter Arnold Weiß rund 38 · Oesterreichs Energıe. VON GERLINDE MASCHLER 100 Gäste aus der E-Wirtschaft zur Eröffnung der Wiener Dependance willkommen. Weiß selbst bezeichnete sich dabei als Lobbyist im positiven Sinne, der künftig vor Ort die Kontakte zu den politischen Entscheidungsträgern, zur E-Wirtschaft und zur Regulierungsbehörde in Österreich intensivieren will: „Meine Aufgabe wird es sein, Februar 2014 Wirtschaft Foto: Fotolia.com spotbörse in Wien einen regelmäßigen Austausch zu führen“, erklärte er. Dass dies just zu einem Zeitpunkt erfolgt, an dem sich der europäische Stromhandel im Umbruch befindet und die Rollen der einzelnen Börsen neu festgelegt werden, kann jedenfalls kein Zufall sein. Kollateralschaden der Finanzkrise Derzeit werden rund zwei Drittel des Tradings direkt im traditionell bedeutenderen OTC-Handel (Over the Counter) und rund ein Drittel über die Spotbörsen abgewickelt, wobei aufgrund neuer Rahmenbedingungen eine steigende Tendenz zugunsten der Börsen wahrscheinlich ist. Februar 2014 Von den bisher in Europa tätigen maßgeblichen Börsen am Spotmarkt – derzeit sind das rund zehn – werden in ein paar Jahren wohl maximal nicht mehr als drei bis vier übrig bleiben. Vor mehr als zehn Jahren mit der Liberalisierung der Strommärkte gründeten Energieerzeuger ihre eigenen Handelsabteilungen. Händler und Energiebörsen etablierten einen Markt auf dem auch Finanzakteure mitmischten. Seit einigen Jahren versucht nun die Europäische Union, die Geister, die sie rief, wieder einzufangen und gegenzusteuern, unter anderem mit der EU-Verordnung über „Integrität und Transparenz des Energiemarkts“ Remit. Info: Epex Spot mit Hauptsitz in Paris wurde 2008 durch den Zusammenschluss der Stromspotaktivitäten der Energiebörsen Powernext SA/Frankreich und der EEX AG/Leipzig/ Deutschland, der führenden Börse in Europa, gegründet. Im transnationalen Dayahead- und Intraday-Handel deckt Epex Spot die Märkte Frankreich, Deutschland, Österreich und Schweiz ab. Diese Länder repräsentieren mehr als ein Drittel des europäischen Stromverbrauchs. Oesterreichs Energıe. · 39 Wirtschaft Mit dieser Verordnung sind nicht alle glücklich. „Gebraucht hätten wir es nicht“, sagt etwa Werner Fleischer, Vorstand der Verbund Trading AG. „Für mich ist der Umstand, dass die Energiewirtschaft in die Regulierung der Finanzmärkte einbezogen wurde, eine Art Kollateralschaden der Finanzkrise. Und natürlich verursacht Remit zusätzliche Kosten. In Österreich müssen wir zudem die verlangten Meldungen nicht nur auf eine Plattform stellen, sondern auch dem Regulator melden.“ Bedeutung der Börsen steigt Indirekt verlagert sich durch die neuen Marktregeln der Wettbewerb zu den Börsen, da die offiziellen Handelsplätze einen institutionalisertern Schutz bieten und sich daher auch vehement für die Sinnhaftigkeit von Remit aussprechen. Sie übernehmen das Clearing, also die finanzielle Abrechnung, und tragen auch das Risiko, falls der Handelspartner seine Vereinbarungen nicht einhält. 40 · Oesterreichs Energıe. Das Thema der Stunde ist aber für die Stromspotbörsen nicht Remit, sondern die Implementierung neuer Handelsstrukturen und Preisfindungsmechanismen, die sich im Begriff „Pricecoupling of Regions“ (PCR) zusammenfassen lassen: Vereinfacht gesagt werden in jedem Land durch einen Börsenplatz, dem so genannten NEMO („Nominated Electricity Market Operator“), die Angebote in einen Rechner eingegeben. Ein komplexer Algorithmus koppelt alle angebotenen Preise, woraus sich ein Marktpreis ergibt, von dem sich die beteiligten Marktbetreiber nicht nur eine ideale Ausnutzung der Übertragungskapazitäten, sondern auch einen sicheren Marktzugang und Absatz erwarten. Der erste konkrete Schritt wurde am 4. Februar 2014 gesetzt, als PCR für Nordwesteuropa von Frankreich bis Finnland von vier europäischen Strombörsen (APX, Belpex, Epex Spot and Nord Pool Spot) und dreizehn Übertragungsnetzbetreibern geFebruar 2014 Wirtschaft Foto: photocorporate startet wurde (siehe Interview). In Südwesteuropa soll PCR in wenigen Monaten in der Region Frankreich, Spanien und Portugal gelauncht werden. Überkapazitäten abschöpfen Der offiziell immer wieder genannte Hintergrund für diese Entwicklung ist der derzeit mangelnde Informationsfluss zwischen den einzelnen Ländern: Bisher kann etwa ein Stromkunde aus Deutschland nicht auf Überkapazitäten aus Spanien zurückgreifen, da diese Überkapazitäten den Strombörsen außerhalb der iberischen Halbinsel nicht bekannt sind. Dass der Handel zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten nicht funktioniert, liegt zwar auch daran, dass vielerorts die nötige Leitungsinfrastruktur zwischen den Staaten fehlt, aber selbst dort, wo es die nötigen Leitungen gibt, kann kein Strom gehandelt werden, wenn die Börsen nicht ausreichend vernetzt sind und Informationen über die Februar 2014 vorhandenen und benötigten Strommengen transnational nicht ausgetauscht werden können. Kritik an Planwirtschaft Neben den durchaus plausiblen Begründungen für eine institutionalisierte Abstimmung von Angebot und Preisen ruft die zunehmende Regulierungswut innerhalb Europas, die somit den einstmals liberalisierten Stromhandel voll erfasst hat, auch Kritiker auf den Plan: Hansjörg Tengg, Aufsichtsratsvorsitzender der führenden österreichischen Energiebörse EXAA, vermutet hinter den Bestrebungen zur zentralen Preisfestsetzung massive Interessen Deutschlands, das mit seinen „erratischen Erzeugungsprozessen im Rahmen der Energiewende eine massive Unruhe in den Strommarkt“ gebracht habe, sodass der Markt nicht mehr funktioniere: „Wir entwickeln uns hin zu einer zentralen Planwirtschaft im Energiebereich“, findet Tengg unmissverständliche Worte. ■ ■ Oesterreichs Energıe. · 41 Wirtschaft „Österreich ist be des europäischen JEAN-FRANÇOIS CONIL-LACOSTE, VORSTANDSVORSITZENDER DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN STROMSPOTBÖRSE EPEX SPOT, ZUR ZUKÜNFTIGEN ENTWICKLUNG DER SPOTMÄRKTE UND ZUM NEUEN BÜRO IN DER BUNDESHAUPTSTADT. Oesterreichs Energie: Was sind die Gründe für die Eröffnung Ihres Wiener Büros? Jean-François Conil-Lacoste: Wir stehen seit langer Zeit in enger Geschäftbeziehung mit Österreich. Seit wir vor rund fünf Jahren die Epex Spot eröffnet haben, bilden wir Preise am Day-ahead-Markt für die beiden integrierten Märkte Deutschland und Österreich. Seit Oktober 2012 betreiben wir für Österreich zusätzlich auch den Intraday-Markt, der mit dem deutschfranzösischen Markt von Beginn an verbunden wurde. Dieser Markt entwickelt sich sehr gut. Ein Zeichen unserer guten Zusammenarbeit ist auch der Umstand, dass Günther Rabensteiner, Vorstand der Verbund AG, der erste Vorsitzende unseres Börsenrates, der im Wesentlichen als offizielles Börsenorgan über unsere Regeln, Handelssysteme und Kontrakte entscheidet, war. Derzeit ist Österreich im Börsenrat durch Werner Fleischer, Vorstand der Verbund Trading, repräsentiert. Österreich ist zudem aufgrund der geografischen Lage und des gemischten Produktangebotes ein bedeutender Teil des europäischen Strommarktes, dessen Integration zügig voranschreitet. Weil wir mitten in der Entwicklung zu diesem integrierten europäischen Strommarkt stehen, ist es aktuell für uns wichtig, dass wir auch Der Stromhandel braucht Transparenz, Effizienz und Sicherheit. 42 · Oesterreichs Energıe. lokal vertreten sind. Wir setzen sozusagen nur einen weiteren Schritt unserer bisherigen Zusammenarbeit mit Österreich, indem wir hier ein Büro gegründet haben, dessen Gesicht und Stimme der Österreicher Arnold Weiß ist. Wir wollen die Beziehungen zu den Partnern in Österreich intensivieren. Das Büro wird den Dialog vereinfachen. Oesterreichs Energie: Wie sehen Sie grundsätzlich die zukünftige Entwicklung des Stromhandels? Jean-François Conil-Lacoste: Der Stromhandel braucht Transparenz, Effizienz und Sicherheit. Die Strombörsen können all dies garantieren. Zudem braucht der Strommarkt einen gut funktionierenden und ausbalancierten Handel, da man den Strom ja nicht lagern kann. Daher gewinnen die Börsen rasch an Bedeutung. Wir launchen zurzeit das Price Coupling of Regions (PCR), also die Methode der Preiskalkulation in verbundenen Märkten, zwischen Nord- und Westeuropa, und ich habe die herausfordernde Aufgabe, dieses Projekt drei Jahre lang zu leiten. Mit der Realisierung werden 66 Prozent des europäischen Stromverbrauchermarktes verbunden sein. Ein paar Monate danach werden es schon 75 Prozent sein. Man sieht also, dass wir uns der vollen Integration des Marktes nähern und dies ist nur durch eine enge Vernetzung der Börsen möglich, die dafür sorgen können, dass Über- und Unterkapazitäten ausgeglichen und somit teure Ineffizienzen vermieden werden. Februar 2014 Wirtschaft deutender Teil Strommarktes“ Oesterreichs Energie: Wie wird sich der Anteil des an den Spotbörsen gehandelten Stroms entwickeln? Jean-François Conil-Lacoste: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern, denn jedes Land hat hier verschieden Muster. In Deutschland liegt der Anteil derzeit bei mehr als 40 Prozent, in der Schweiz bei 33 Prozent und in Frankreich aufgrund spezieller Handelsmechanismen bei nur dreizehn Prozent. Doch der Anteil des Stromhandels über die Börse wird überall wachsen. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Anteil des Handels über die Spotmärkte auf mehr als 50 Prozent ansteigt. Oesterreichs Energie: Sehen Sie noch irgendwelche Risiken für das Funktionieren des PCR-Systems? Jean-François Conil-Lacoste: Die Spotbörsen haben eine riesige Verantwortung auf ihren Schultern, denn sie müssen in einem immer komplexer werdenden Umfeld tagtäglich Preise bilden und zur Verfügung stellen. PCR ist ein Algorithmus, den wir über den vergangenen Sommer mehrmals getestet haben, sodass wir zuversichtlich sind, dass das System robust ist und funktioniert. Wenn wir nun erstmals PCR für die Nordwestregion launchen, wollen und können wir es uns nicht leisten, damit zu scheitern, und ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Technik funktionieren wird. Oesterreichs Energie: Die EU hat mit Remit strenge Kontrollen für den Energiehandel eingeführt. Wie sinnvoll sind diese Regeln aus Ihrer Sicht für die Marktteilnehmer? Jean-François Conil-Lacoste: Wir brauchen diese Regulierungen, damit Insiderhandel und Missbrauch vermieden werden, Februar 2014 und wir treten dafür auch ein. Die Einführung von Kontrollen und Regeln stellt eine Art Demokratisierungsprozess für alle Marktteilnehmer dar. Mehr Transparenz und mehr Vertrauen werden dazu führen, dass mehr Player auf diesem Markt teilnehmen wollen. Man muss aber natürlich auch darauf achten, dass das Reporting für die Marktteilnehmer nicht zu teuer wird und man Remit klug implementiert. Oesterreichs Energie: Gibt es Überlegungen zu einer engeren Kooperation oder Verschränkung mit der österreichischen Spotbörse EXAA? Jean-François Conil-Lacoste: Es gibt derzeit keine speziellen diesbezüglichen Überlegungen. Beide Börsen stellen dem Markt unterschiedliche Services zur Verfügung, EXAA betreibt die Auktion am Morgen und unsere folgt mittags. Doch wenn es in Zukunft Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zur gemeinsamen Weiterentwicklung gibt, sind wir dafür offen. n Zur Person Jean-François Conil-Lacoste ist CEO der französischen Energiebörse Powernext SA seit ihrer Gründung 2001. 2008 wurde er ebenso zum CEO der neuen, in Paris ansässigen European Power Exchange Epex Spot berufen. Seit 2012 ist er Vorstandsvorsitzender der Epex Spot, darüber hinaus organisiert er den ungarischen Markt für die Börse HUPX. Conil-Lacoste schloss die Handelshochschule Exxec 1976 ab und verbrachte anschließend zehn Jahre als Commodity Trader bei LouisDreyfuss in Paris und Buenos Aires. Oesterreichs Energıe. · 43 Wirtschaft Foto: Kelag „Die Zeit wird knapp“ 44 · Oesterreichs Energıe. Februar 2014 Wirtschaft SPEICHER SOLLEN DAS HAUPTPROBLEM DER ENERGIEWENDE, DIE ZEITLICHE VERZÖGERUNG ZWISCHEN ENERGIEERZEUGUNG UND -VERBRAUCH, ÜBERBRÜCKEN HELFEN. ÜBER DAS „WIE UND WANN“ WAR MAN BEI DER KELAG-KONFERENZ „ERNEUERBARE ENERGIE“ JEDOCH UNTERSCHIEDLICHER AUFFASSUNG. M ehr als 200 Fachleute nahmen Ende des Vorjahres an der Konferenz „Erneuerbare Energie“ der Kelag zum Thema „Weichenstellungen“ in Velden am Wörthersee teil. Dabei betonte Kelag-Vorstandssprecher Hermann Egger gleich vorneweg, dass „die Zeit zur Erreichung der Klimaschutzziele knapp wird“. Er betonte, dass nur noch zehn Jahre Zeit bleibe, die Klimaschutzziele der 20-20-20Ziele der EU zu erreichen. Es sei notwendig, verstärkt regenerative Energiequellen zu nutzen und gleichzeitig die Leitungsinfrastruktur zu verbessern. Die Kelag habe im Sommer den ersten Maschinensatz im Pumpspeicherkraftwerk Feldsee in Betrieb genommen, die zweite Ausbaustufe sei bereits in Bau. Außerdem habe der Bau der Speicherpumpe Koralpe begonnen, sagte Egger. Die Politik sei gefordert, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, weil auch die Umsetzung von Projekten Zeit brauche. Als weiteres Maßnahmenfeld der Kelag nannte Egger die Verbesserung der Energieeffizienz in den Anlagen der Kunden. Die Kelag biete umfangreiche Beratungsdienstleistungen mit dem Ziel, mit weniger Energieeinsatz den gleichen Nutzen zu erreichen. Schon in seiner Einleitung hatte Egger auch die „Ausgleichsmechanismen“ angesprochen, die nötig sind, um den volatil erzeugten Strom der erneuerbaren Energien dann zur Verfügung stellen zu können, wenn er auch gebraucht wird. Eine großtechnische Lösung dafür habe sich bereits bewährt. Auch bei der Kelag, die laut Egger von ihren 1200 MW Wasserkraft 870 MW in den für diesen Ausgleich benötigten Speicherkraftwerken erzeugt. Blickt man allerdings auf Europas Landkarte, dann erkennt man, dass beim rasanten Wachstum der Erneuerbaren die Kapazitäten für Pumpspeicherkraftwerke mit entsprechendem Gefälle in den Alpen begrenzt sind. Es brauche daher zusätzlich neue Technologien, meinte Egger. Februar 2014 VON GILBERT WALDNER Und das ist nicht das einzige Problem, wie die Expertendiskussion bei der Konferenz dann klarmachte. Zunächst erläuterte Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, dass „ein Energiesystem mit 100 Prozent erneuerbaren Energieträgern langfristig nicht teurer sei als ein konventionelles“. Wind und Solar werden dabei seiner Meinung nach die Hauptträger sein. Allerdings werde man auch noch kräftig in die Umstellung investieren müssen. Die Speicher würden erst ungefähr ab dem Jahr 2020 eine größere Rolle spielen, prognostiziert Stryi-Hipp. Viel früher müsse man dagegen an den Ausbau der Netze denken und zwar beginnend mit den lokalen Netzen, dann den überregionalen und den internationalen, damit dezentrale Erzeugung und Verbraucher näher zusammenrücken. Frage nach der Finanzierung Neben dem physischen Ausbau der Netze dürfe man die Kommunikation in den Smart Grids nicht vergessen, so Stryi-Hipp. Sie schaffen die Grundlage für die Beeinflussung der Lastprofile. Will heißen, dass man etwa über sanften Preisdruck die Verbraucher dazu bringt, sich der Erzeugung anzupassen. Der Fraunhofer-Experte räumt allerdings ein, dass das vor allem im Winter und in Mitteleuropa ziemlich schwierig werden könnte. Vage wird der Physiker dann, wenn es darum geht, wer die Investitionen für den Umbau in das neue Netz stemmen soll. Im Laufe der Konferenz wurde es immer offensichtlicher, dass man im Eifer des Wachstums der Erneuerbaren die systemerhaltenden Komponenten vernachlässigt hat, also Netze und Speicher. Während klassische Batterien, die Speicherung von elektrischer Energie im Gasnetz oder von Wärme in Wasser bzw. anderen Medien großtechnisch noch in den Kinderschuhen stecken, sind die Pumpspeicherkraftwerke in den Alpen längst erprobt. Aber einfach wird es Info Die Kelag-Konferenz „Erneuerbare Energie“ gab einen umfassenden Überblick über den Stand der Technik und energiesystemische Fragen und konnte zudem auf einen Rekordbesuch verweisen. Über 350 Teilnehmer, davon bereits zehn Prozent aus dem Ausland, nahmen an der Konferenz in Kärnten teil. Oesterreichs Energıe. · 45 Wirtschaft den Energieunternehmen nicht gemacht, in diese – für Europa so wichtige – Systemdienstleistung zu investieren. Deren Rentabilität wird auf eine immer härtere Probe gestellt, wie Karl Heinz Gruber, Vorstandsmitglied der Austrian Hydro Power (AHP) deutlich machte. Der von Windkraft und Fotovoltaik ins Netz eingespeiste Strom muss derzeit von den Energieversorgern zum Fixpreis abgenommen werden. Je höher der Anteil der unregelmäßig Strom liefernden Erneuerbaren im Netz, desto teurer wird die Stromproduktion in konventionellen Kraftwerken. Gruber fragt sich deshalb, „wie das mit der Energieliberalisierung Hermann Egger, Kelag-Vorstandssprecher zusammenpasst, wenn ein Großteil der gelieferten Energie vom Markt ausgenommen ist“. Indirekt trifft das natürlich auch die Pumpspeicherkraftwerke. Sie leben davon, dass billiger Strom zum Füllen der Speicher verwendet wird und später in die andere Richtung Wasser über die Turbinen läuft, wenn großer Bedarf den Strompreis hoch hält. Neuerdings ändern sich die Preise jedoch rasend schnell, was häufige Lastwechsel erfordert, und die Preisunterschiede zwischen „pumpen und turbinieren“ sind auch nicht mehr so hoch wie früher; dazu kommen Abgaben und Vorgaben der EU, wie die Wasserrahmenrichtlinie, die an der Effizienz der Anlagen knabbern. Es ist inakzeptabel, die Kosten der Erneuerbaren der Allgemeinheit aufzubürden. Mehr Speicher ab 2020 Wenn sich schon bei Pumpspeicherkraftwerken mit einem Wirkungsgrad von 75 bis 80 Prozent die Rentabilitätsfrage stellt, wie dann erst bei den weniger erprobten Technologien, die vielleicht gerade einmal auf 30 Prozent Wirkungsgrad kommen? Mehrere Experten waren sich im Rahmen der Tagung einig, dass Speicher forciert ab 2020 gebraucht werden. Welche Kapazität sie abdecken sollen, darüber ist man in den vorhandenen Studien jedoch sehr unterschiedlicher Meinung. „Die Prognosefehler liegen bei 10.000 MW“, erläutert Gruber. Unter diesen unsicheren Voraussetzungen ist es relativ unwahrscheinlich, dass Energieunternehmen freiwillig und im großen Stil in die nötige Entwicklung neuer Tech46 · Oesterreichs Energıe. nologien bzw. die Infrastruktur investieren werden. Das wird wohl nur über weitere Reglementierungen funktionieren. Rahmenbedingungen ändern Wolfgang Gawlik vom Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe der TU Wien sagt es deutlich: „Ohne Veränderungen der Rahmenbedingungen wird das, was technisch möglich ist, nicht umgesetzt werden.“ Er stellt sich für die Zukunft ein „universal grid“, also ein Universalnetz, vor, in dem die Speicher die Aufgabe haben, zwischen elektrischem, Wärme- und Gasnetz zu vermitteln und Energie möglichst effizient und mit geringen Umwandlungsverlusten in jeder gerade benötigten Form zur Verfügung stellen. Wie das gehen könnte, stellte er in seinem Projekt „Symbiose“ vor. Auf ähnlichem Gebiet ist auch Gert MüllerSyring, Fachgebietsleiter Gasnetze/Gasanlagen der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH, Deutschland, tätig. Für ihn ist eine solche Umwandlung in chemische Energieträger die einzig sinnvolle Variante der Langzeitspeicherung von elektrischer Energie, etwa aus Erneuerbaren. Sein Institut beschäftigt sich gerade intensiv mit der Frage der Wasserstofftoleranz in Gasnetzen, eine wesentliche Grundlage für den zukünftigen Aufbau von Hybridnetzen. Im Zuge dieser Studien hat man etwa festgestellt, dass durch bivalent betriebene Verdichter- und Vorwärmeanlagen im bestehenden Gasnetz ein GW an Last vom elektrischen ins Gasnetz verschoben werden könnte. Die ökonomischen Parameter dieser Technologie werden gerade in norddeutschen Netzen untersucht. Der Wermutstropfen: „Ohne Deckungsbeiträge aus ,vermiedenem Stromleitungsbau‘, also erhöhten Netzkosten, sind entsprechende Anlagen derzeit nicht wirtschaftlich“, so Müller-Syring. IT-Branche will „abschalten“ Die Energieunternehmen tun sich jedenfalls schwer, der Aufforderung von Stryi-Hipp zu folgen, doch in Speicher zu investieren und durch ihre Aufträge die Weiterentwicklung experimenteller Technologien zu ermöglichen. Die konventionellen Kraftwerke der E-Wirtschaft werden immer unrentabler, weil sie wegen der Erneuerbaren seltener laufen. Gas ist wegen der teuren Gaslieferverträge out, dafür die billige, aber weniFebruar 2014 Wirtschaft ger saubere Braunkohle in. Die Netze, die den Strom besser verteilen sollen, wachsen vor allem wegen der komplexen Genehmigungsverfahren nur sehr langsam. Bleibt das so genannte „Demand-Side-Management“. Die IT-Branche scharrt schon länger in den Startlöchern. Peter Palensky, Chef der Sparte Energiesysteme des Austrian Institute of Technology (AIT), will überall Informationstechnik-Systeme einbauen, welche die Verbraucher an die Kandare nehmen sollen. Wird zu wenig Strom produziert, dann werden einfach einzelne Geräte „abgeworfen“, wie es im Fachjargon heißt, also wie von Geisterhand abgeschaltet. Wer einen hohen Strompreis zahlt, darf seine Klimaanlage durchlaufen lassen oder seinen Wäschetrockner immer einschalten oder seine Wohnung auch zur Primetime am Abend heizen. Wettbewerbsfaktor Energiekosten Die Internationale Energieagentur (IEA) hat jedenfalls Ende des Vorjahres eine brisante Studie präsentiert. In Europa lägen die KosFebruar 2014 ten für die energieintensive Industrie zu hoch, heißt es da. Bis zum Jahr 2035 würden sie immer noch das Doppelte von jenen der USA betragen. Die Konsequenz: Der Exportanteil Europas in diesem Bereich werde um ein Drittel zurückgehen. In diesem Sektor ist ein Viertel der Industriebeschäftigten Europas tätig. Da stießen dann auch die Expertenmeinungen aufeinander. Stryi-Hipp bezeichnet die, aufgrund des Schiefergasbooms in den USA sinkenden Energiepreise, die zu einer Abwanderung der energieintensiven Industrie aus Europa führen, als vorübergehenden „Hype“. Egger hingegen stellte immer wieder ganz klar die Kostenfrage. Für ihn ist es nicht akzeptabel, die Kosten und Folgekosten für den Ausbau der Erneuerbaren allein der Allgemeinheit aufzubürden. Er ist dafür, dass nach dem Auslaufen der Förderungen etwa Fotovoltaikanlagen nur noch für den Eigenverbrauch Strom produzieren sollen, weil ihre Leistung im Netz nicht gebraucht werde. Es fordert neue Regelungen und kann sich da durchaus auch Solidarbeiträge vorstellen.■ ■ Kelag-Vorstandssprecher Hermann Egger: „Es ist notwendig, verstärkt regenerative Energiequellen zu nutzen und gleichzeitig die Leistungsinfrastruktur zu Foto: Kelag verbessern.“ Oesterreichs Energıe. · 47 Technik Intelligente Fenster sparen Energie Das neue automatische Wiedereinschaltgerät „Acti 9 ARA“ von Schneider Electric kann die Effizienz und Kontinuität der Stromversorgung erhöhen. Nach einer Fehlerauslösung sorgt ARA für eine sofortige Wiedereinschaltung und Versorgung des Stromkreises in einem bestimmten Zeitabstand. So können Kosten durch Produktions- und Sendeausfälle – etwa bei Mobilfunkstationen – ebenso gering gehalten werden wie im privaten Bereich durch verdorbenes Tiefkühlgut. Insbesondere an entfernten Außenstandorten kann die Wiedereinschaltung schnell und ohne sofortigen Einsatz von Wartungspersonal durchgeführt werden. Für eine einfache Fernsteuerung und Wartung hat das Gerät integrierte Meldekontakte für Schaltstellungen und den finalen Einschaltversuch. Eine optische Anzeige an der Vorderseite ermöglicht eine schnelle Statusprüfung. Die Installationszeit wird durch vier vordefinierte Wiedereinschaltprogramme so kurz wie möglich gehalten. 48 · Oesterreichs Energıe. Foto: Climawin Foto: Schneider Electric Ein Konsortium, dem drei europäische Fenster- und Ventilationssystemhersteller und -anbieter angehören, hat eine neue Technologie für energieeffiziente Fenster mit Wärmerückgewinnung entwickelt, die bei der Sanierung von Wohnhäusern und Industriegebäuden eingesetzt werden soll. Die so genannten Climawin-Fenster verfügen über eine selbstständige Kühlfunktion, die vor allem an heißen Tagen zum Einsatz kommt. Die Fenster erkennen die jeweils vorherrschenden Klimabedingungen außerhalb des Gebäudes und eignen sich daher für alle Klimazonen. Testergebnisse haben gezeigt, dass damit eine durchschnittliche Energieeinsparung von 20 Prozent möglich wird. Climawin wurde so konzipiert, dass in kühlen Klimazonen die von Norden, Osten und Westen kommende Lüftungsluft Der Ökostrom-Boom in Deutschland führte demnach das zweite Jahr in Folge dazu, dass Frankreich trotz seines Status als größter Stromexporteur in Europa von Deutschland unter dem Strich mehr Elektrizität importiert als dorthin liefert. Infineon setzt auf E-Mobilität Der Chipherstellter Infineon setzt auf einen Durchbruch der Elektromobilität, um sein Geschäft mit E-Autos bis 2020 zu verzehnfachen. Derzeit sorgten diese Fahrzeuge nur für ein Zehntel des Umsatzes, den Infineon mit Chips für Verbrennungsmotoren macht. Wie viel Luft nach oben ist, zeige das Beispiel des elektrischen BMW i3, sagte der Chef der Autochipsparte Jochen Hanebeck. In jedem Modell stecken laut Hanebeck Infineon-Produkte für mehrere hundert Euro. Im Schnitt aller 2013 gebauten Autos waren es nur rund 20 Euro. Der Trend ist eindeutig: Über alle Segmente hinweg stecken in einem Wagen mit Verbrennungsmotor Halbleiter für 251 Euro. Bei einem Elektroauto ist es fast doppelt so viel. Weltgrößter Solarkollektor aus Tirol vorgewärmt und die südliche Sonneneinstrahlung eingefangen wird. In heißen Klimazonen bietet die neue Technologie eine Selbstkühlfunktion, mit der Tageslichteinfall ohne Wärmeeintrag ermöglicht wird. Frankreichs Netz knotenpunkte am Limit Der rasant wachsende Ökostrom aus Deutschland stellt die französischen Netzbetreiber vor immer größere Probleme. „Die Leitungen unseres Landes werden immer mehr belastet, in manchen Momenten sind sie nahe an der Sättigung“, warnte der Chef des Netzbetreibers RTE, Dominique Maillard Ende Jänner. An den Übergabepunkten des Elektrizitätswerkes sei das Limit im vergangenen Jahr durchschnittlich an jedem zweiten Tag erreicht worden und damit vier Mal so oft wie noch im Jahr 2009. Das Tiroler Familienunternehmen Siko Solar schaffte beim Eröffnungsevent der Hausbau & Energie Messe in Innsbruck Anfang Februar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. 60 Mitarbeiter der Firma und 60 Tiroler Installateurlehrlinge bauten in 52,5 Minuten den größten Solarkollektor der Welt zusammen. Der Kollektor ist 20 m lang und drei Meter breit. Vorgabe waren neben einer geforderten Mindestgröße von 50 m2 eine Temperaturdifferenz des Wassers zwischen Kollektoreingang und -ausgang von mindestens plus fünf Grad. Foto: Siko Solar Neues automatisches Wiedereinschaltgerät Februar 2014 beruhenden Unternehmensphilosophie. Man besinnt sich in den Chefetagen immer öfter alter Tugenden und erkennt, dass nur der Marathonläufer und nicht der Sprinter ein Unternehmen langfristig am Markt hält. „Komplexitätsgerechte Strategien haben eine evolutionäre Logik und kopieren die Strategie der Evolution“, meint der Management-Stratege Fredmund Malik. Die Kunst der guten Unternehmensführung besteht für ihn im Spagat, „gute Gegenwartsergebnisse zu erzielen und die Zukunft zu sichern“. Die richtige Strategie ziele, so Malik, auf das künftige Bestehen am Markt und nicht auf Gewinnmaximierung ab. „Wichtig ist nicht so sehr, ständig zu wachsen, sondern wichtig ist, ständig besser zu werden.“1 Aus diesem Streben nach kontinuierlicher Exzellenz (das Beste für den Kunden) entsteht jedoch in der Regel Innovation und daraus wiederum Wachstum. Erfolgreiche Unternehmen, so eine weltweit erhobene Foto: Reiter W ir leben in einer Zeit der Umbrüche, des disruptiven Wandels. Volatile Märkte, drehende Kapitalflüsse, bei denen Investoren etwa gerade massiv Gelder aus den jahrelang als Wachstumsturbos gehandelten Schwellenländern Türkei und Brasilien abziehen, sowie Start-ups, die aus dem Nichts herausschießen und binnen Kurzem etablierte Branchenführer aushebeln. Unternehmen agieren mehr denn je in einem hoch komplexen, instabilen System, in dem die Störung zum Normalfall wird. Manager werden zunehmend von ihrem Umfeld gesteuert, anstatt dieses selbst zu steuern. Dreijahresplan, strategische Wachstumsziele? In Zeiten der Transformation ist strategische Planung – nicht Strategie – ungefähr so wirksam wie die untergegangene Planwirtschaft. Wer sich starre Ziele wie Rendite oder Marktanteile setzt, könnte diese möglicherweise nie erreichen. Schon Carl von Clausewitz, preußischer Mag. Andreas Reiter, ZTB Zukunftsbüro Nichts bleibt, wie es war Militärtheoretiker des 19. Jahrhunderts und Meister des strategischen Denkens, erkannte, dass eine kluge Strategie flexibel ist und sich stets Optionen offenhält. Und dass sie vor allem nicht nur bei Schönwetter tauglich sein muss, sondern auch im Nebel. Strategie ist die „Lehre eines Krieges nicht unter idealen, sondern unter wirklichen Verhältnissen“. Insbesondere in unserer „flüssigen Moderne“ können Unternehmen nur mit strategischer Elastizität überleben – den einen Masterplan für die Zukunft gibt es nicht. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise hatten noch schrille Guerillataktiker lautstark ihre Kampfparolen in den Orbit gebrüllt. Wer als CEO Erfolg haben wollte, musste sich anscheinend das genetische Profil eines Rockstars mit MBA-Abschluss zulegen und obendrein ein paar schicke Differenzierungsneurosen. Die aktionistische Wachstumslogik erlitt jedoch häufig Schiffbruch. Die Strukturkrise, die Wirtschaft und Gesellschaft derzeit – noch immer – durchlaufen, führt aber nun zur Revision einer auf kurzfristigen Gewinn Februar 2014 Untersuchung, sind „fokussiert auf Veränderungen, innovativer als von den Kunden erwartet, von Natur aus revolutionär“.2 Nur radikale Innovationen sichern das Überleben eines Unternehmens, doch gerade der Eintritt in neue Märkte ist bekanntlich eine der schwierigsten Management-Aufgaben. Noch nie hatten es Unternehmenslenker mit so vielen Unsicherheitsfaktoren zu tun. Da brauchen sie umso mehr jene Fähigkeit, die der Management-Vordenker Ram Charan „Wahrnehmungsschärfe“ nennt: die Signale auf dem Markt vor den Wettbewerbern zu erkennen. Damit dies in einem hoch komplexen Umfeld gelingt, sollten Unternehmen ein Früherkennungssystem etablieren, das die Trends und Treiber künftiger Entwicklungen auf den Schirm holt. Wer diese Einflussfaktoren dann in Szenarien neu zusammensetzt, gestaltet seine Zukunft aktiv – als das, was sie eigentlich ist: ein Möglichkeitsraum, den man sich mit strategischer Kreativität erschließt. Wissend, dass auch „atemberaubende Möglichkeiten als unlösbare Probleme verkleidet sind“. a.reiter@ztb-zukunft.com 1 Fredmund Malik: Strategie. Navigieren in der Komplexität der Neuen Welt, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2013 2 IBM: Global CEO Study, Das Unternehmen der Zukunft, 2008 Oesterreichs Energıe. · 49 Technik Hochspannungsprüftechnik nimmt an Wichtigkeit zu: neue Wechselspannungsanlage an der TU Graz Im November des Vorjahres wurde an der TU Graz im Nikola-Tesla-Labor eine neue Wechselspannungsanlage mit 1,5 Mio. V eröffnet, die mit ihrer Leistungskraft völlig neue Möglichkeiten für Forschung und Prüftechnik eröffnet. Der Großteil der Kosten der Wechselspannungsanlage wurde von der Industrie getragen. Doch zurück zu den Anfängen: 1968 wurde an der TU Graz ein neues Hochspannungslabor gebaut. Außerdem wurde ein neues Institut für Hochspannungstechnik eingerichtet bzw. 1971 gegründet. Das Raumprogramm sah folgende Gebäude vor: das Institut für Bau und Betrieb elektrischer Anlagen, das Institut für Hochspannungstechnik und Technologie der Isolierstoffe und die Versuchs- und Forschungsanstalt für Hochspannungstechnik, zudem das Institut für Hochfrequenztechnik. Nach mehrjähriger Bauzeit wurde im Frühjahr 1972 die Benützungserlaubnis für das neu errichtete große Hochspannungslabor erteilt. Nach der Gründung des Instituts für Hochspannungstechnik wurde auch die Versuchsanstalt für Hochspannungstechnik mit diesem Institut verbunden. Heute wird die Versuchsanstalt für Hochspannungstechnik (VAH) Graz GmbH durch die Hoch- Em. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. tech. Dr. h. c. Michael Muhr war von 1996 bis 2012 Professor am Institut für Hochspannungstechnik und Systemmanagement der TU Graz und ist seit 1990 Leiter der Versuchsanstalt für Hochspannungstechnik (VAH) Graz GmbH. Er ist zudem in internationalen Kooperationen mit Instituten in Tschechien, Polen, der Slowakei, Kroatien, Slowenien, China und Indien sowie mit der E-Wirtschaft engagiert. 50 · Oesterreichs Energıe. Abb. 1: Nikola-Tesla-Labor mit Zugangsschleuse spannungslaboratorien der Technischen Universität gebildet. Dazu zählen neben dem großen Hochspannungslabor (seit 2006 Nikola-TeslaLabor, Abbildung 1) die kleine Hochspannungshalle, Dissertantenlabors, ein Dauerversuchsraum und der Extremklimaraum. Als akkreditierte Versuchsanstalt ist ihr das Recht übertragen, öffentliche Urkunden für vorgenommene Prüfungen, Untersuchungen und Messungen auf dem Gebiet der Hochspannungstechnik sowie der Isolierstofftechnologie auszustellen. Zu den Aufgaben des Instituts zählen neben der Lehre alle wissenschaftlichen Forschungen, Entwicklungen und Untersuchungen. Aufgrund dieser Aufgabenteilung zwischen dem Institut und der VAH ergibt sich eine gute Symbiose für unsere Partner. Hochspannungsprüftechnik Um die elektrische Energieversorgung sicher und zuverlässig zu gestalten, müssen neben einer Reihe von verschiedenen Maßnahmen auch die Fotos: TU Graz Komponenten der Energieversorgung wie Generatoren, Transformatoren, Schaltanlagen und vieles mehr standardisierten Prüfverfahren unterzogen werden. Da sowohl die kommerziellen als auch technischen Anforderungen (leistungsfähiger und gleichzeitig billiger) immer höher wurden, gewann die Hochspannungsprüftechnik massiv an Bedeutung. Mit dem Aufkommen der Ultrahochspannungsübertragung in den letzten Jahren, vor allem in Asien, hat die Hochspannungsprüftechnik noch an Wichtigkeit zugenommen. So ist es möglich, Komponenten auf ihre Sicherheit und Funktionsfähigkeit zu prüfen und die Auslegung dieser Komponenten näher an die tatsächlich auftretende Betriebsbelastung anzupassen. Zudem bringt die zunehmende Kapazität bei Entwicklungs- und Erzeugungsprozessen von Komponenten der elektrischen Energietechnik sowie der praktischen Anwendung von ihnen einen vermehrten Einsatz von Prüf-, Diagnose- und Kontrollmechanismen mit sich. Februar 2014 Technik Abb. 2: Prüfung eines 110-kV-Baueinsatzkabels Die VAH arbeitet daher in jeder Phase eines Projektes direkt mit den zuständigen Entwicklungs-, Erzeugungsund Versorgungsunternehmen zusammen. Dabei werden nicht nur praktische Prüfungen und Untersuchungen in den Hochspannungslabors oder direkt vor Ort durchgeführt, sondern es kommen auch rechnergestützte Simulationsund Auswerteprogramme zum Einsatz. Das benötigte Spezialwissen wird dabei in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hochspannungstechnik erarbeitet, sodass mit der dynamischen Weiterentwicklung der elektrischen Energietechnik Schritt gehalten werden kann. Interdisziplinäre Verknüpfung Unsere Auftraggeber profitieren dabei von der interdisziplinären Verknüpfung aller praktischen Anwendungen und theoretischen Untersuchungen sowie Studien in den unterschiedlichen Projektbereichen. Es werden theoretische Untersuchung und Studien, Beratungstätigkeiten und Gutachten, Entwicklungen sowie praktische Versuchs- und Prüfreihen vom Institut und der VAH angeboten und durchgeführt. Speziell für die österreichischen Energieunternehmen konnten in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Hochspannungsprüfungen und Untersuchungen erfolgreich durchgeführt werden. Februar 2014 Abb. 3: 500-kV-V-Einfachhängekette mit Composite-Isolatoren Im Nikola-Tesla-Labor können alle in der IEC 60060 (Hochspannungsprüftechnik) definierten Prüfspannungen erzeugt werden. Dabei sind die häufigsten Prüfungen die Stehspannungsprüfungen zum Nachweis der in der IEC 60071 (Isolationskoordination) definierten Isolationspegel. Auch werden Teilentladungsmessungen nach IEC 60270 an den verschiedenen Betriebsmitteln der elektrischen Energietechnik sowie Korona- und Funkstörspannungsprüfungen an Freileitungen gemäß IEC 61284 (Freileitungen) durchgeführt. Aber auch Prüfungen an Kabeln, Stützern, Überspannungsableitern, Trennschaltern, Erdungsschaltern, Stromwandlern und Spannungswandlern sind nach den relevanten IEC-, VDEund ÖVE-Normen ausführbar. Neben diesen geregelten Prüfungen werden aber auch Untersuchungen, Prüfungen und Entwicklungen auf dem gesamten Gebiet der Hochspannungstechnik ausgeführt. Diese Bereiche betreffen vor allem alle Arten von Isolierstoffen und Isoliersystemen, ob gasförmig, flüssig oder fest, Langzeit- und Alterungsuntersuchungen an Isoliersystemen, wie etwa an Kabeln (Abbildung 2), und Tests von Freileitungsisolatoren und Armaturen. Daneben werden auch Messungen und numerische Berechnungen von Überspannungen sowie Untersuchungen zu speziel- len Problemen (z. B. Verschmutzung) durchgeführt. Weitere Aufgaben ergeben sich in der Elektrostatik (zum Beispiel elektrostatische Aufladung von Isolierungen), in der thermischen Diagnostik, in der numerische Berechnung von Temperaturverteilungen sowie von elektromagnetischen Feldern, in der optischen Blitzortung sowie der Erarbeitung von Blitzschutzkonzepten, in der Zustandsbewertung von wichtigen Komponenten der Energieversorgung sowie im Systemmanagement, das sich mit Fragen zum Gesamtsystem, wie etwa Qualitätsmanagement, Lebensdaueruntersuchungen, Instandhaltungsstrategie sowie Zuverlässigkeitsanalysen auseinandersetzt. Interessante Arbeiten waren auch die Prüfungen an einer 500-kV-V-Einfachhängekette für eine 400-kV-HVDCVerbindung Australien–Tasmanien (Abbildung 3). Für die Abspann- und Hängeketten auf der 500-kV-Drehstromseite wurden folgende Prüfungen durchgeführt: Korona- und Funkstörspannungsmessung, Blitzstoßprüfung, Schaltstoßprüfung (beregnet) und die Ein-Minuten-Stehwechselspannungsprüfung (beregnet). Erhöhte Anzahl von Gleichspannungsprüfungen Zudem erhöhte sich in den letzten Jahren aufgrund der anwachsenden Übertragungssysteme mit sehr Oesterreichs Energıe. · 51 Technik Abb. 4: Schaltstoßspannungsprüfung einer 22 m langen 800-kV-HGÜ-Wanddurchführung hoher Gleichspannung die Anzahl von Gleichspannungsprüfungen. Auch werden am Institut mehrere Forschungs projekte für Gleichspannungsanwendungen durchgeführt. Dazu zählen neue Gasgemische für gasisolierte Leitungen zur Gleichspannungsübertragung sowie die Konzeption von Öl-Papier-Isoliersystemen für Gleichspannungsanwendungen. Für die Prüftechnik mit Gleichspannung waren vor allem die Funkstörspannungsprüfung einer 400-kV-Glättungsdrossel, Abnahmeprüfungen von 800-kV-HGÜ-Verbunddurchführungen sowie die Prüfung einer 800-kV-HGÜWanddurchführung (Abbildung 4) interessant. Auch Vor-Ort-Prüfungen von bereits installierten Transformatoren und Generatoren werden durchgeführt, wobei ein mobiler Prüfcontainer zum Einsatz kommt. Dabei wird die nötige Prüfspannung bis zu 50 kV (bei 7 A bzw. 350 kVA) mit einem integrierten Resonanzkreis erzeugt; als Messsysteme sind ein Verlustfaktormessgerät sowie ein Messgerät zur Erfassung der Teilentladungsparameter eingebaut. Aufgrund der gewonnenen Messwerte, der Betriebsdaten sowie weiterer Parameter wird der Zustand der Betriebsgeräte mittels einer Risikoanalyse bewertet. 52 · Oesterreichs Energıe. Das Nikola-Tesla-Labor stellt (mit Innenabmessungen 35 m x 25 m x 21 m) für jeden Besucher einen Blickfang dar. Diese Labor ist mit einer Schirmdämpfung von 100 dB bei ein MHz elektrisch vollkommen geschirmt. Auf dem Freigelände ist ein Stahlwerksportal errichtet, welches als Tragwerk für Prüfungen (z. B. Beregnungsprüfungen) im Freien dient. Im Inneren birgt das Labor drei Großgeräte: die dreizehnstufige Stoßspannungsanlage (Abbildung 5) ist fahrbar angeordnet und ermöglicht bei einer maximalen Ladespannung von 350 kV die Erzeugung von Blitzstoßspannungen (1,2 µs/50 µs) bis ± 2600 kV bei 165 kJ sowie für Schaltstoßspannungen (250 µs/2500 µs) bis zu einer Höhe von ± 1900 kV. Für positive Schaltstoßspannungen über +1600 kV muss die Anlage ins Freigelände gefahren werden. Dreistufiger Aufbau Die Gleichspannungsanlage (Abbildung 6) kann durch ihren dreistufigen Aufbau positive und negative Gleichspannungen bis 1500 kV bei einem maximalen Dauerstrom von 25 mA (kurzzeitig 30 mA) erzeugen. Diese Anlage ist fahrbar auf einem Antriebswagen montiert und ermöglicht mit Abb. 5: Stoßspannungsanlage Hilfe einer Thyristoranspeisung eine Schnellumschaltung der Spannungspolarität innerhalb von fünf Sekunden bis ± 1000 kV. Neue Wechselspannungs anlage mitfinanziert Das neueste Gerät, welches wir durch die Unterstützung der E-Wirtschaft und der Industrie erwerben konnten, ist die Wechselspannungsanlage (Abbildung 7) zur Erzeugung von Spannungen bis 1500 kV bei einer Frequenz von 50 Hz. Die maximale Ausgangsleistung dieser Anlage beträgt 1500 kVA. Die Anlage besteht aus zwei Transformatorstufen mit jeweils einer Spannung von 750 kV und ist feststehend aufgebaut. Aufgrund ihrer Größe ist sie aber drehbar montiert. Mit diesen drei Großanlagen sind wir derzeit in der Lage, alle Betriebsmittel bis zu einer Nennspannungshöhe bei Wechselspannung von 1000 kV und bei Gleichspannung von 800 kV zu prüfen. Neben diesen drei Spannungserzeugern befinden sich im Labor weitere Geräte wie Spannungsteiler, ZenFebruar 2014 Technik tralelektrode, Prüfkessel, Prüfdurchführungen, Öl- und Vakuumanlage. In Nebenräumen befinden sich zwei große Ölkessel sowie eine Wasseraufbereitungsanlage. Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Hochspannungslabors, wie etwa die kleine Versuchshalle mit einer Wechselspannungsanlage für Spannungen bis 400 kV, einer Stoßspannungsanlage für Blitzstoßspannungen bis 800 kV mit elf kJ sowie mit einem Stoßstromgenerator für Impulsströme bis 100 kA mit 100 kJ. Weiters die Dissertantenlabors, die mit Hochspannungsbaukästen ausgestattet sind, einen Extremklimaraum für Temperaturen von –4 0 Grad C bis + 80 Grad C mit einer einstellbaren Raumfeuchte von zehn Prozent bis 95 Prozent, einen eigenen Prüfraum für höhere Temperaturen bis +300 Grad C, einen Dauerversuchsraum für Langzeitversuche und kleinere Labors mit Klimaschränken und verschiedenen Mess- und Prüfeinrichtungen.n Abb. 6: Gleichspannungsanlage Abb. 7: Wechselspannungsanlage Kurzfassung | Abstract Hochspannungshalle High Voltage Lab In diesem Beitrag werden die Entwicklung der Hochspannungstechnik in Graz, der Fachbereich Hochspannungsprüftechnik sowie die große Hochspannungshalle der Technischen Universität Graz beschrieben und vorgestellt. Hervorgehoben werden die Bedeutung der Hochspannungsprüftechnik zur Qualitätssicherung der Komponenten der elektrischen Energietechnik und damit ihr Anteil zur sicheren Energieversorgung. Als Beispiele werden besondere Höhepunkte unserer Prüfungen gezeigt. Mit den im letzten Abschnitt dargestellten Einrichtungen sind wir in der Lage, Geräte bis 1000 kV Nennwechselspannung sowie ± 800 kV Nenngleichspannung zu prüfen und zu untersuchen. Damit hat die Technische Universität Graz weltweit eines der modernsten Hochspannungslaboratorien. In this article the development of high voltage engineering in Graz, the field of high voltage test technique and the great high voltage lab of Graz University of Technology are described and presented. The importance of high voltage test technique for the quality assurance of the equipment of the electrical power engineering is stood out and therefore the contribution of the test technique to a safe energy supply. As examples special highlights of our tests are shown. In the last part of this article the equipment of the great lab is described. With this equipment we can test all apparatus with a rated alternative voltage up to 1000 kV and a rated direct voltage up to ± 800 kV. Therefore the Graz University of Technology has one of the world’s most up-to-date high voltage laboratories. Februar 2014 Oesterreichs Energıe. · 53 Technik Foto: Uni Kassel Starke „Innovationsunion“gefordert UNTER DEM TITEL „FORSCHUNG UND INNOVATION – HERAUSFORDERUNGEN DURCH DIE ENERGIEWENDE“ VERANSTALTETE OESTERREICHS ENERGIE AKADEMIE EIN SYMPOSIUM, DAS VOR ALLEM EINES ZEIGTE: FORSCHUNG IM ELEKTRIZITÄTSSEKTOR KANN NIEMALS NUR „BEIPACK“ SEIN. VON PETER KUDLICZA D ie Referenten, die zur Tagung „Forschung und Innovation – Herausforderungen durch die Energiewende“ der Akademie von Oesterreichs Energie nach Wien gekommen waren, hätte hochkarätiger kaum sein können: Vertreter der europäischen sowie der österreichischen Forschungspolitik und des -managements im Energiebereich, aber auch von renommierten Forschungsinstituten und -abteilungen erläuterten den aktuellen Stand der 54 · Oesterreichs Energıe. Energiewende und vermittelten einen Ausblick auf künftige Entwicklungen – Visionen eingeschlossen. Wolfgang Burtscher von der Generaldirektion „Forschung und Innovation“ bei der Europäischen Kommission etwa stellte das neue EU-Rahmenprogramm „Horizon 2020“ vor und betonte, dass Investitionen in F&E ein „Teil des Auswegs aus der Wirtschaftskrise“ seien. Eine „Innovationsunion“ und ein „Europäischer Forschungsraum“ sollten Februar 2014 Technik deshalb die globale Position der EU in Forschung, Innovation und Technologie stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, würden in der Periode von 2014 bis 2020 die EUMittel für Forschung und Innovation um rund 25 Prozent auf 79 Mrd. Euro erhöht werden. Zudem sei die nahtlose Projektunterstützung von der Forschung bis zur Markteinführung vorgesehen. Man werde sich – im Gegensatz zur bisherigen rein themenbezogenen Forschung – auf die Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen konzentrieren und den Zugang zu den Programmen „radikal vereinfachen“. Notwendige öffentliche Akzeptanz Der F&E-Bereich „Sichere, saubere und effiziente Energie“ werde mit mehr als 5,9 Mrd. Euro dotiert. Um die langfristigen Klima-und Energieziele zu erreichen (nach dem Energie-Fahrplan 2050 vor allem die weitere Reduktion der Treibhausgase bis zur Jahrhundertmitte um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zu 1990, die Energieversorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit) würden 85 Prozent des Budgets in den nichtfossilen Energiesektor fließen und für die Bereiche Erneuerbare, Verringerung des Energieverbrauchs, intelligente Netze sowie Energiespeicherung zweckgewidmet. Hiervon sollten wiederum mindestens 15 Prozent für Markteinführungsmaßnahmen von erneuerbaren Energie und Energieeffizienztechnologien aufgewendet werden. Bemerkenswert ist die „wichtige Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften“, sagt Burtscher. Nicht nur die technologische Entwicklung, sondern auch die öffentliche Akzeptanz sei wichtig. Die thematischen Schwerpunkte des ersten „Horizon 2020“-Arbeitsprogramms spiegelten sich in den vier „calls“ (Aufrufe zur Antragstellung bzw. Projekteinreichung, Anm.) wider: wettbewerbsfähige, kohlenstoffarme Energiesysteme, effiziente Energie, intelligente Städte und Gemeinden sowie Klein- und Mittelbetriebe und „fast track“ (Beschleunigung) für Innovationen im Energiebereich. Eine Zusammenfassung des Berichtes „Global Energy Assessment – auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft“ (GEA) präsentierte wiederum Keywan Riahi vom InterFebruar 2014 national Institute for Applied Systems Analysis (iiasa) in Laxenburg. In die Erstellung der, vom iiasa koordinierten, GEA-Studie waren mehr als 500 Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Wirtschaftsund Energieexperten aus 70 Ländern eingebunden. Universeller Zugang zur Elektrizität Weltweit hätten 1,3 Mrd. Menschen keinen Zugang zur Versorgung mit elektrischer Energie; mehr als drei Mrd. leben ohne moderne, saubere Kochmöglichkeiten. Es müsse der universelle Zugang zur Elektrizität auch für die ärmsten Menschen zu erschwinglichen Kosten und weltweit die gesicherte Energieversorgung gewährleistet werden – bei gleichzeitiger Reduktion der Luftverschmutzung und der gesundheitlichen Schäden in Zusammenhang mit der Energienutzung sowie der Eindämmung des Klimawandels durch substanzielle Reduktion der Treibhausgasemissionen, fordert Riahi. Der globale, uneingeschränkte Zugang zu Energie könnte jährlich eine Mio., die Reduktion der Schadstoffbelastung 2,6 Mio. Menschenleben retten, rechnete er vor. Das Dilemma einer „Renaissance der Kohleverstromung“ im Zusammenhang mit niedrigen Börsestrompreisen durch ein Überangebot von Strom auf den Märkten – dies wiederum eine Folge des auf die Einspeisung erneuerbarer Energien nicht flexibel reagierenden Kraftwerkparks – erläuterte Johannes Mayer vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Die Häufigkeit niedriger Börsenstrompreise habe im Halbjahresvergleich von 2012 zu 2013 um etwa den „Faktor vier“ zugenommen; die Stunden negativer Preise hätten sich um knapp 50 Prozent erhöht. Insgesamt sei in den beiden Halbjahren wesentlich mehr Strom exportiert als importiert worden, wobei sich 2013 der Exportüberschuss gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 8,8 TWh auf 15,6 TWh nahezu verdoppelt habe. Renaissance der Kohleverstromung Die Analyse der Kraftwerksauslastung habe ergeben, dass die verschiedenen Kraftwerkstypen unterschiedlich auf einen Stromüberschuss reagierten. Mayer: „Wäh- Info An Förderungen im Bereich der Energieforschung herrscht großes Interesse. Mit rund 22 Mio. Euro sind 53 Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, intelligente Netze und Speicher vom Klimafonds zur Förderung beschlossen und zusätzliche acht Mio. Euro für Leitprojekte reserviert worden. Für Projekte aus dem Bereich „Energieeffizienz“ ist mit 40 Prozent der größte Anteil am Fördertopf reserviert. Hierbei steht das Ziel im Vordergrund, den Energieverbrauch in der Industrie durch neue, innovative Verfahren maßgeblich zu reduzieren. Oesterreichs Energıe. · 55 Technik rend Steinkohle- und Gaskraftwerke auf unter zehn Prozent der in Deutschland installierten Nettoleistung abregeln, laufen Braunkohle- und Kernkraftwerke mit einer Auslastung von bis zu 83 Prozent bzw. 96 Prozent weiter. Unabhängig davon hat die Produktion aus Braunkohle- und Steinkohlekraftwerken – auch zu Niedrigpreiszeiten – 2013 deutlich zugenommen. Dadurch wurden insbesondere Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt.“ Eine wesentliche Ursache sei das historisch niedrige Preisniveau für CO2-Emissionsberechtigungen und der gefallene Weltmarktpreis für Steinkohle. Michael Nickel, Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Berlin „Diese Entwicklung ist insofern bedenklich, als eine Renaissance der Kohleverstromung den Umwelt- und Klimaschutzzielen zuwiderläuft“, betonte Mayer. Darüber hinaus sei die Zunahme niedriger und negativer Börsenstrompreise „ein deutliches Signal mangelnder Flexibilität im Erzeugungspark konventioneller Kraftwerke“, die den Ausbau der fluktuierenden erneuerbaren Energien im Zuge der Energiewende flankieren sollten. Derzeit entfallen in Deutschland von rund 170 GW Stromerzeugungskapazität etwa 33 GW auf Fotovoltaik und 30 GW auf Windenergie. Die auf hohe Volllaststundenzahl ausgelegten Braunkohle- und Kernkraftwerke seien „als klassische Grundlastkraftwerke zur Flankierung der Energiewende ungeeignet“. Die Energiewende bestimmt den Forschungsbedarf. Energiewende bestimmt Forschungsbedarf Steinkohlekraftwerke arbeiteten zwar etwas flexibler, könnten jedoch wegen ihrer langen Anfahrzeiten bei kurzzeitiger Überschussproduktion nicht abgeschaltet werden. Sie liefen auch bei hoher Solareinspeisung meist unvermindert durch. Gaskraftwerke böten sich wegen ihrer hohen Flexibilität und der kurzen Anfahrzeiten als ideale Brückentechnologie zur Ergänzung erneuerbarer Energien an, hätten jedoch beim gegenwärtigen Preisniveau für CO2Emissionsberechtigungen die höchsten Grenzkosten. „Die Energiewende bestimmt den Forschungsbedarf“, postulierte Michael Nickel vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin. Gefordert 56 · Oesterreichs Energıe. werde vor allem „die Verankerung der systemischen Sicht als Leitmotiv der Energieforschung“, die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen, Technologieoffenheit, Unterstützung der Markteinführung und Kommerzialisierung neuer Technologien, verlässliche Forschungsförderung sowie ein innovations- und investitionsfreundliches Umfeld. Von der neuen deutschen Bundesregierung erwarte sich der BDEW, so Nickel, die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2014, Grundsatzentscheidungen über ein neues Energiemarktdesign, eine Stärkung des Wettbewerbsgedankens, die konsequentere Umsetzung des europäischen Binnenmarktes und gemeinsamer europäischer Klimaziele über 2020 hinaus, ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der Energiewende sowie eine transparente Kostendiskussion, ein noch wirksameres Projektmanagement, aber auch eine verstärkte Koordination zwischen Bund, Ländern, Kommunen und der Zivilgesellschaft. „Die Entwicklung von Smart-Grid-Lösungen ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu nachhaltigen Energiesystemen der Zukunft“, sagte Michael Hübner von der Abteilung Energie- und Umwelttechnologien im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). Mit der Entwicklung und der Anwendung von Smart Grids sollen aktuelle und künftige Herausforderungen wie die schwankende Stromerzeugung durch erneuerbare Energieträger, die zunehmend dezentrale Stromerzeugung und -speicherung sowie die verstärkte Nachfrage nach Energiedienstleistungen bewältigt werden. Mit eingeschlossen seien Fragen des überregionalen Zusammenspiels und der Rückwirkungen von neuen Entwicklungen im Verteilnetz auf die Transportebene. Erfolgreiche Smart Grids aus Österreich „Smart Grids aus Österreich sind international sehr erfolgreich“, hob Hübner hervor. So sei etwa die Modellregion Salzburg als „Core Project“, DG Demonet MV und DG Demonet LV als „Support Projects“ im Europäischen Strategieplan für Energietechnologie (SET-Plan) bewertet worden. Es gebe jedoch noch offene Fragen, wobei vor allem die Konvergenz von Energie- und IKT-Systemen – die Infrastruktur für den Februar 2014 Technik Datentransport, das Datenmanagement sowie der Datenzugang für Dienstleistungsentwickler und die Minimierung der damit verbundenen Risken im Fokus stehe. Ungeklärt sei auch, ob der gegenwärtige energierechtliche und regulatorische Rahmen für die Einführung von Smart Grids ausreiche oder Anpassungen notwendig seien. Auch ein Gesamtbild, das die volkswirtschaftliche Perspektive einschließe, fehle derzeit noch. Über anhaltendes großes Interesse an Förderungen im Bereich der Energieforschung berichtete der Klimafonds: Mit rund 22 Mio. Euro sind kürzlich 53 Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, intelligente Netze und Speicher zur Förderung beschlossen und zusätzliche acht Mio. Euro für Leitprojekte reserviert worden. Für Projekte aus dem Bereich „Energieeffizienz“ sei mit 40 Prozent der größte Anteil am Fördertopf reserviert, berichtete KlimaFebruar 2014 fonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel. Hierbei stehe das Ziel im Vordergrund, den Energieverbrauch in der Industrie durch neue, innovative Verfahren maßgeblich zu reduzieren. Etwa ein Viertel der Fördermittel sei für Energieeffizienz und -einsparung vorgesehen, das verbleibende Drittel des Gesamtvolumens für Transformation, Netze und Speicherung. Das Interesse an der Veranstaltung von Oesterreichs Energie Akademie und ihren hochrangigen Referenten war Foto: Oesterreichs Energie groß. Smart-Home-Markt im Fokus Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit seien, so Wolfgang Pell, die energiepolitischen Prioritäten Europas. Der Leiter des Verbund-Kompetenzzentrums Innovation berief sich auf Studien, wonach neue, servicebasierte Geschäftsmodelle Energieeffizienz im Umfang von 1000 TWh – entsprechend einem Wert von 30 Mrd. Euro – erschließen könnten. Das größte Einsparungspotenzial liege bei Gebäuden, weshalb dem Smart-Home-Markt besondere Bedeutung zukomme. Oesterreichs Energıe. · 57 Technik „Moderne Steuerungs- und Kommunikationstechnologien ermöglichen die Verbrauchssteuerung in Echtzeit; Verbraucher werden zu neuen Anbietern von Flexibilität“, beschrieb Pell ein Zukunftsszenario. Aggregate bündelten flexible Systeme; lokale Erzeugungstechnologien deckten den Verbrauch und vermarkten Überschüsse. Innovationen und Investitionen Foto: Oesterreichs Energie Neue Speichertechnologien machten den lokalen Einsatz wirtschaftlich; autarke Einheiten wie Haushalte, Gewerbe und Industrie kombinierten Eigenerzeugung und Speicher mit einer Steuerung des Verbrauchs. Bis 2020 würden die Kosten der Wind- und Solarenergie auf etwa 60 Prozent gegenüber 2011 sinken, was vor allem den von 190 Euro/MWh auf 81 Euro/MWh reduzierten Fotovoltaikkosten zuzuschreiben sein werde. Links zu weiteren Informationen: Fachtagung „Forschung und Innovation“ von Oesterreichs Energie Zugriff auf die Präsentationen zu dieser Veranstaltung: http://eventmaker.at/oesterreichs_energie_akademie/ forschung_und_innovation__herausforderungen_durch_die_energiewende/ dc34ad9221d5 c6bcd1 f57ecd1d1702daf.4070_18806.html Horizon 2020 – das neue EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (2014–2020): www.ec.europa/research/horizon2020 58 · Oesterreichs Energıe. Im Spannungsfeld von Wettbewerb, Versorgungssicherheit und nachhaltigen Elektrizitätssystemen seien Innovationen in der Energieforschung, aber auch ausreichende Investitionen erforderlich, erklärte der Vorsitzende von Oesterreichs Energie Forschung und Innovation, Hermann Egger. Da weder einzelne Unternehmen noch staat liche Institutionen allein tragfähige Lösungen entwickeln könnten, sei gemeinsames Handeln notwendig – von der Kooperation mit staatlichen Stellen und Interessenvertretungen über die Zusammenarbeit mit universitären Forschungseinrichtungen, die Abstimmung mit Normungsinstitutionen und vergleichbaren Regelinstitutionen, dem Einbringen nationaler Erfahrungen in internationale Gremien bis zur Förderung junger Wissenschaftler. In Österreich sei zwar der Anteil von Strom aus erneuerbarer Energie traditionell sehr hoch und damit der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung vergleichsweise niedrig, „aber auch wir müssen die Erzeugungskapazitäten aus erneuerbarer Energie ausbauen“, so Egger. Jedoch werde in den nächsten zehn Jahren nur etwa ein Drittel des realisierbaren Restpotenzials der Wasserkraft tatsächlich genutzt werden können. Notwendig sei jedenfalls eine Erweiterung der vorhandenen Speicherkapazitäten sowie die Entwicklung neuer Speichertechnologien, um auch bei schwankendem, nicht planbarem Ertrag aus erneuerbaren Energien, wie Fotovoltaik und Windkraft, eine zuverlässige und stabile Stromversorgung zu gewährleisten. Mit den vorliegenden Pumpspeicherprojekten in Deutschland, der Schweiz und in Österreich (Investitionsvolumen: 20 Mrd. Euro) könnte die Kapazität der gegenwärtig installierten Anlagen im nächsten Jahrzehnt verdoppelt werden. Voraussetzungen seien, so Egger, vor allem faire regulatorische Rahmenbedingungen und beschleunigte Genehmigungsverfahren. Und: „Das Marktdesign der Zukunft muss CO2-freie Bereitstellung von Systemdienstleistungen durch Pumpspeicher anerkennen und unterstützen.“ Egger: „Die Elektrizitätswirtschaft muss Anforderungen meistern, die uns durch die Verantwortung für die Energieaufbringung, für die Umwelt, aber auch für die Versorgung der Konsumenten gegeben ist.“n Februar 2014 Standardisation Corner Aktuelle Zwischenberichte der Smart Grid Coordination Group Die CEN-CLC-ETSI Smart Grid Coordination Group (SGCG) wurde letztes Jahr durch die Iteration des Mandates M/490 verlängert. Dabei wurde die Struktur der Arbeitsgruppen angepasst und umorganisiert: Neu hinzugekommen ist die Arbeitsgruppe „Interoperability“, welche sich gut in das Gesamtbild einfügt. Insgesamt fanden seit dem Start der SGCG über hundert Sitzungen und Webkonferenzen statt, welche die aktive Arbeit der SGCG widerspiegeln. Gleichzeitig hat die SGCG die internationale Zusammenarbeit mit IEC, US NIST sowie mit den Standardisierungsorganisationen von Kanada und Japan ausgebaut. Weitere Verbindungen zu Kontakten im asiatischen Raum sind in Vorbereitung. Aktuell liegen die Zwischenberichte der vier Gruppen „Set of Standards“, „Methodology and New Applications“, „Interoperability“ und „Smart Grid Information Security“ zur Kommentierung auf. Interoperability Wie der Name bereits sagt, arbeitet die Arbeitsgruppe „Interoperability“ an der Interoperabilität der stetig steigenden Anzahl von IKT-Komponenten (Informations- und Kommunikationstechnik), welche inzwischen in allen Bereichen der Infrastruktur der E-Wirtschaft eingesetzt werden. Erklärtes Ziel ist es, eine verlässliche, resiliente, sichere und eben interoperable Smart-Grid-Infrastruktur zu schaffen. Das von der inzwischen aufgelassenen Arbeitsgruppe Architektur entwickelte Architekturmodell für Smart Grids hat hier schon Vorarbeit geleis- Februar 2014 tet und unterstützt per se die Interoperabilität. Der jetzt zur Kommentierung verteilte Zwischenbericht definiert verschiedene Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit der Interoperabilität stehen, wie etwa Konformität, gegenseitige Verträglichkeit sowie Austauschbarkeit. Mittels Use Cases (Anwendungsfälle) soll die Interoperabilität des Systems untersucht werden und mit eigens dafür erstellten Tests überprüft und verifiziert werden. flexibel auf neue Anwendungen und Marktmodelle angepasst werden kann. Die Arbeit dieser Gruppe versteht sich als Unterstützung für Standardisierungsgremien und soll diesen eine eindeutige und einfach anwendbare Vorgehensweise bieten. Smart Grid Information Security Die Arbeitsgruppe „Set of Standards“ hatte sich ein zweites Mal den Standardisierungslücken gewidmet. Mittels einer Umfrage unter allen Mitgliedern der SGCG wurde erhoben, in welchen Bereichen noch Bedarf für Standardisierung besteht. Der nun vorliegende Zwischenbericht beschreibt die gewählte Vorgehensweise zur Identifizierung der Standardisierungslücken, die aufgedeckten Lücken selber, die Umfrageresultate sowie die Schlussfolgerungen und erarbeiteten Empfehlungen. Sicherheit muss bereits bei der Konstruktion von Systemen berücksichtigt werden: „security-by-design“. Die Grundlagen für die Arbeit der Untergruppe „Smart Grid Information Security“ sind bestehende Sicherheitsstandards, das SGAM, die SGIS-Security Levels (SGIS-SL) sowie einige relevante Anwendungsfälle. Im vorliegenden Zwischenbericht werden diese Grundlagen mit den Empfehlungen der European Union Agency for Network and Information Security (Enisa) verknüpft und stellen somit einen Leitfaden zu den Security Levels dar. Zusätzlich konnte die SGIS-Toolbox, die in der ersten Phase der Arbeitsgruppe erstellt worden war, weiter verbessert werden. Methodology and New Applications Übersicht über Smart-Grid-Standards In der Arbeitsgruppe „Methodology and New Applications“ sind die bisherigen Methoden und Elemente, wie das Smart Grid Architectural Model (SGAM), weitere Architecture Models, die Use-Cases-Methode sowie die SGIS-Toolbox (Smart Grid Information Security) zu vervollständigen und falls notwendig zu vereinheitlichen. Daraus soll eine klar verständliche Methode entstehen, die ein abgerundetes und stimmiges Bild ergibt und Die IEC hat bestehende Smart-GridStandards gesammelt, in eine interaktive Übersicht gepackt und unter der Webadresse http://smartgridstandardsmap.com/ online gestellt. In eine ähnliche Richtung geht die europäische Initiative Stargrid: http://stargrid.eu/. Weiter Informationen erhalten Sie bei Oesterreichs Energie, Technisches Consulting, Dipl.-Ing. Armin Selhofer, MSc; Tel.: +43 1/501 98-232 bzw. a.selhofer@oesterreichsenergie.at Set of Standards Oesterreichs Energıe. · 59 Blitzlichter Sonderrabatt für 100.000 LED-Lampen Foto: Energie AG Anfang Februar waren rund 200 Monteure der KNG-Kärnten Netz GmbH im Dauereinsatz, um Schäden im Stromnetz zu reparieren, nachdem außergewöhnlich starke Schneefälle und Eisregen in Kärnten ein Schneechaos angerichtet hatten. Besonders betroffen von den Schneemassen waren die südlichen Landesteile, vom Lesachtal bis zum unteren Lavanttal, aber auch Gebiete in Ober- und Mittelkärnten. Die Monteure mussten unter extrem schwierigen und gefährlichen Bedingungen arbeiten, Bäume stürzten unter der Schneelast zusammen, Straßen waren gesperrt. Bevor es gelang, die Stromversorgung wiederherzustellen, waren 1500 Kundenanlagen unversorgt. Meist waren umstürzende Bäume die Ursache für Mastbrüche und Leitungsunterbrechungen. Hilfestellung erhielt die KNG-Kärnten Netz von Bundesheersoldaten und von anderen Netzbetreiber, wie etwa durch die Energie AG, die – nach vorangegangener Reparaturhilfe in der Steiermark – auf Anforderung der Kelag Servicetrupps der „Energie AG Oberösterreich Tech Services GmbH“ auch nach Kärnten schickte. 60 · Oesterreichs Energıe. Foto: Energie Steiermark Monteure kämpften mit Schneechaos Spar-Geschäftsführer Christoph Holzer (mi.) mit dem Vorstandssprecher der Energie Steiermark, Dipl.-Ing. Christian Purrer (li.), und dem Geschäftsführer der Energie Graz, Mag. Dr. Gert Heigl Die Energie Steiermark und die Energie Graz haben eine neue Stromspar aktion gestartet. Seit 3. Februar werden 100.000 Philips-LED-Lampen via Spar, Euro- und Interspar mit kräftigem Sonderrabatt verkauft. „Wir wollen das Stromsparen so einfach wie möglich machen“, sagte Energie Steiermark- Vorstandssprecher Christian Purrer, darum stellen wir jetzt exklusiv für unsere K unden diese LED-Lampen mit einem S onderrabatt von 60 Prozent zur Verfügung.“ Kunden der beiden Energieunternehmen bekommen per Post einen Gutschein, mit dem sie je eine dieser Lampen statt um 9,99 Euro um 3,90 Euro kaufen können. Dadurch können bis zu 4,5 Mio. kWh Strom pro Jahr eingespart werden. Das entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von rund 1300 Haushalten. Zusätzlich dazu wird der Kauf eines neuen Haushaltsgeräts höchster Energieeffizienzklasse mit einem 30-Euro-Bonus gefördert. Der Bonus wird mit der nächsten Jahresabrechnung gutgeschrieben. Illwerke starten heuer Obervermunt II Noch heuer werden die Illwerke mit dem Bau des neuen Pumpspeicherkraftwerks Obervermunt II beginnen, nachdem – nach dem Verfassungsgerichtshof – auch der Verwaltungsgerichtshof die Beschwerde einer Bürgerinitiative abgelehnt hatte. „Mit dem Entscheid des Verwaltungsgerichtshofes entsteht für uns Rechtssicher- heit und wir können den Baubeschluss fassen“, zeigt sich Illwerke-Vorstand Chris tof Germann erfreut. Vorarlbergs Landeshauptmann und Eigentümervertreter Markus Wallner bezeichnete das Kraftwerk als „ein wesentliches Zukunftsprojekt im Zusammenhang mit der Energieautonomie 2050“. Damit könnte im Mai 2014 mit dem Bau begonnen werden. Der Baustart hatte sich um rund ein Jahr verzögert, weil eine Bürgerinitiative Nachteile durch den höheren Stromtransport befürchtet hatte. Sie verlangte eine unterirdische Führung der Leitungsstränge, was die Illwerke aus finanziellen Gründen ablehnten. Im Dezember 2012 wurde das Umweltverträglichkeitsverfahren der Landesregierung für das neue Pumpspeicherkraftwerk positiv abgeschlossen. Die Bürgerinitiative erhob aber dagegen Einspruch beim Umweltsenat, der diesen im Frühjahr 2013 abwies. Die Bürgerinitiative wandte sich daraufhin an die Höchstgerichte, die aber nun ebenfalls im Sinne der Illwerke entschieden. Das rund 500 Mio. Euro teure Pumpspeicherkraftwerk zwischen den beiden Montafoner Stauseen Silvretta und Vermunt ist als Parallelkraftwerk zum bestehenden Obervermuntwerk konzipiert und soll Ende 2018 mit einer Leistung von 360 MW im Turbinen- und im Pumpbetrieb ans Netz gehen. Der deutsche Energieversorger EnBW sicherte sich 50 Prozent des Stroms. Dafür finanziert er das Obervermuntwerk II, das rund 40 Mio. Euro teure Rellswerk, das Ende 2016 fertig sein soll, und den Ausbau der Umspannanlage in Bürs (Bezirk Bludenz) in Höhe von 60 Mio. Euro mit. „Privater“ Energiespeicher Erstmals wurde von der Energie Burgenland ein Privathaushalt mit einem Energiespeichersystem für eine Fotovoltaikanlage ausgestattet. Mit diesem System ist es möglich, Strom vom Dach zu speichern und bei Bedarf abzurufen. Mit einer Kapazität von zehn kWh kann ein Haushalt über zehn Stunden mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Eine besonders leistungsstarke Batterie sorgt für sichere Stromversorgung. Februar 2014 Blitzlichter Strom- und Erdgaskunden der Energie Burgenland können bis zu sieben Prozent der Energiekosten sparen. Mit einem Partnerbonus können alle interessierten Kunden ihre Energiekosten senken. Kunden mit einem Stromverbrauch von 4500 kWh zahlen damit bis zu 27 Euro weniger im Jahr. Für Erdgaskunden mit einem Verbrauch von 20.000 kWh beträgt die Ersparnis sogar bis zu 48 Euro. „Als fairer Partner der Burgenländer geben wir mit dem Partnerbonus einen Preisvorteil weiter, der durch die Einkaufssituation am Energiemarkt möglich ist“, erklärte Vorstandssprecher Michael Gerbavsits. „Dazu bekommen die Kunden kompetentes Service, individuelle Beratung in Energiefragen und zu 100 Prozent Ökostrom aus Österreich.“ Um vom Partnerbonus (0,5 Cent/kWh Strom, 0,2 Cent/kWh Erdgas) zu profitieren, wird der Kunde für ein Jahr „Partner“ und die Energie Burgenland kann die, für diesen Zeitraum benötigte Energiemenge bereits im Voraus günstig an der Börse kaufen. Auszeichnung für Energiecomfort Foto: Regi Holz Bei der 4. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz bekam der Energiedienstleister Energiecomfort einen Preis für sein Februar 2014 „Tuning“ für Biomasseanlagen. Dabei kann mit weniger Brennstoffeinsatz mehr Wärme erzeugt werden. Viele unrentable, aber ökologisch sinnvolle Ortswärmenetze können damit profitabler geführt werden. Das „Tuning-Produkt“ von Energiecomfort wird seit der Markteinführung vor einem Jahr sehr gut nachgefragt. Derzeit werden von den Tuning-Spezialisten in ganz Österreich dutzende Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 MW mit dem Ziel analysiert, diese zu optimieren. Maßgeschneiderte Konzepte würden gegenüber Standardlösungen zu einer deutlichen Verbesserung des Betriebsverhaltens und zur Reduktion des Brennstoff einsatzes führen“, hieß es bei der Preisverleihung. Verbund will in Deutschland wachsen Der Verbund will sein Deutschlandgeschäft weiter ausbauen. „Der deutsche Markt ist für uns genauso wichtig wie unser Heimatmarkt. Deutschland ist das größte Stromland Europas“, sagte Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber dazu in einem Interview. „Das ist für uns ein gutes Geschäft.“ Der Konzern wolle weitere Kunden gewinnen. Rund die Hälfte des Stroms werde bereits in Deutschland abgesetzt. Anzengruber kann sich auch eine engere Zusammenarbeit mit deutschen Versorgern vorstellen. „Grundsätzlich ist unsere Tür offen.“ Gesellschaftliche Verflechtungen müssten sich daraus aber nicht ergeben. „Das ist nicht unser Ziel“, so Anzengruber. An Windenergieprojekten auf hoher See, für die etwa RWE Partner sucht, werde sich der Konzern aber nicht beteiligen. „Wir gehen nicht in Offshore. Wir sind kein Finanzinvestor“, so Anzengruber dezidiert. Der Verbund hatte von E.ON Beteiligungen an acht bayerischen Laufwasserkraftwerken übernommen. In Gegenzug erhielt der deutsche Energiekonzern vom Verbund den 50-Prozent-Anteil an dem türkischen Versorger Enerjisa. „Wir haben 21 Wasserkraftwerke im süddeutschen Raum“, sagte Anzengruber. Diese hätten eine Leistung von 660 MW. Dazu kämen noch Windkraftanlagen mit knapp 100 MW in RheinlandPfalz. Tinetz im Wintereinsatz erfolgreich Foto: Tinetz-Stromnetz Tirol AG Foto: Energie Burgenland Energie Burgenland bietet Partnerbonus Der Wintereinbruch machte Anfang Februar auch in Osttirol den Einsatz von zahlreichen Montagetrupps der Tinetz-Stromnetz Tirol AG notwendig. Die Trupps konnten damit trotz Schneemassen die Stromversorgung im ganzen Bezirk Lienz ohne größere Störungen sicherstellen. Dies betonten die TinetzVorstände Franz Hairer und Thomas Trattler mit einem „großen Danke“ an die Meister und Monteure. „Anfang Februar waren die Bäume nur im Holz gefroren und der erste gefallene Schnee war leicht. Dies verhinderte großflächige Schäden im Wald und damit auch an den Leitungen. Zudem haben wir die gefährdeten Bäume in Leitungsnähe bereits vorbeugend entfernt“, berichtete Trattler. Angesichts der kritischen Wetterprognosen hatte die Tinetz die Notfallorganisation aktiviert und ebenso wie bei den letzten Störereignissen zusätzlich vier Bereitschaftstrupps samt mobilen Stromaggregaten nach Osttirol verlegt. Hairer: „Die Trupps konnten wir nach der Entspannung der Lage auch noch zur Unterstützung ins Kärntner Gailtal entsenden.“ Oesterreichs Energıe. · 61 Termine Oesterreichs Akademie Termine 6. März 2014 1. bis 2. April 2014 TAEV 2012 – Neuerungen und ausgewählte Themen Fortbildungsseminar – ArbeitnehmerInnenschutz im EVU mit Schwerpunkt für Büro und Verwaltung Seminar, Wien Informieren Sie sich aus erster Hand über alle ab Erscheinungstermin der TAEV 2012 geltenden Neuerungen zu den technischen Festlegungen der Netzbetreiber über die Ausführungen des Hausanschlusses und die technischen Bedingungen des Anschlusses an das öffentliche Netz. Erhalten Sie darüber hinaus einen kompakten Überblick über die geltenden Errichtungsbestimmungen für elektrische Niederspannungsanlagen. 13. bis 14. März 2014 HR-Personal entwicklungsmanagement Workshop, Fuschl am See Dieser Workshop ist der Treffpunkt der Personalisten aus der österreichischen E-Wirtschaft zu Beginn jedes Jahres. Die Veranstaltung steht ganz im Zeichen des Erfahrungsaustausches mit Impulsreferaten aus dem Bereich der Personalentwicklung der Unternehmen! Dazu behandelt ein externer Experte spannende und aktuelle Themen aus der Personalwirtschaft. 18. bis 19. März 2014 Kraftwerksingenieure in Wärmekraftanlagen Seminar, Linz In Kooperation mit der Linz AG findet das Seminar auch in dessen Räumlichkeiten statt. Das Programm gliedert sich wie immer in spannende und aktuelle Vorträge, die Besichtigung einer Anlage vor Ort sowie den Erfahrungsaustausch in Gruppenarbeiten. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich mit Kollegen aus der österreichischen E-Wirtschaft auszutauschen, und nehmen Sie viele wertvolle Kontakte mit in Ihren Arbeitsalltag. Seminar, Salzburg Dieses Seminar wendet sich an alle Verantwortlichen und Beteiligten, die in Elektrizitätsunternehmen mit Aufgaben des ArbeitnehmerInnenschutzes im Büro- und Verwaltungsbereich befasst sind. Im Rahmen des Seminars können Sie sich über die aktuelle Gesetzeslage informieren und durch den Erfahrungsaustausch über die Unternehmensgrenzen hinweg neue Impulse für Ihre Tätigkeit mitnehmen. 24. April 2014 Sicherer Umgang mit elektrischen Anlagen? Seminar, Wien Das Seminar bietet technischen Hintergrund und Vorführungen zur Bewusstmachung von Gefahren und Risiken im Umgang mit elektrischen Anlagen sowie zu ergreifenden Maßnahmen für die persönliche Sicherheit. 29. April 2014 Dem Widerstand zuvorkommen: frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung Seminar, Wien Wenn Sie mit Ihren Beteiligungsangeboten an die Öffentlichkeit früh dran sind, dann können Sie die Beteiligung aktiv gestalten und mit den konstruktiven Kräften kooperieren. Sie können die strategischen Planungsfragen gemeinsam klären, akzeptierte Lösungen finden und somit auf ein solides Fundament aufbauen. Lernen Sie in diesem interaktiven Seminar die Erfolgsfaktoren für frühzeitige Beteiligungsprozesse kennen. Mai 2014 19. bis 23. Mai Smart Grids Week Kongress, Graz (A) Sympos Veranstaltungsmanagement GmbH, Plenergasse 1, 1180 Wien Tel.: +43 1/409 79 36-66, Fax: +43 1/409 79 36-69 E-Mail: office@sympos.at, Internet: www.sympos.biz Juni 2014 5. bis 6. Juni Energy Talks Ossiach 2014 Kongress, Stift Ossiach (A) Sympos Veranstaltungsmanagement GmbH, Plenergasse 1, 1180 Wien Tel.: +43 1/409 79 36-66, Fax: +43 1/409 79 36-69 E-Mail: karin.auer@sympos.at, Internet: www.energytalks.com 62 · Oesterreichs Energıe. Februar 2014 Termine Oesterreichs Akademie Termine 13. bis 15. Mai 2014 10. bis 11. September 2014 Schutztechnik Anschluss und Parallelbetrieb von PV-Anlagen Seminar, Fuschl am See Die Veranstaltung wendet sich an Betriebstechniker allgemein sowie an alle jene Dienstnehmer eines Unternehmens, die im Kern- oder Randbereich ihres Arbeitsgebietes mit Schutzfragen konfrontiert sind. Bei diesem Seminar werden theoretische Grundlagen der Schutztechnik vermittelt sowie durch Gruppenarbeiten und Übungen vertieft. Darüber hinaus ist genügend Zeit für Diskussion und Erfahrungsaustausch vorgesehen. 24. bis 25. Juni 2014 Österreichs E-Wirtschaft kompakt Seminar, Wien Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen und erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Erzeugung, Netze, Handel & Vertrieb und Recht. Darüber hinaus erhalten Sie Einblicke in die energiewirtschaftlichen Mechanismen der EU und die wichtigsten technischen Regelwerke von Österreichs Energie. Eine Exkursion zur Austrian Power Grid Control rundet das Angebot ab. 9. bis 10. September 2014 Fortbildungsseminar für Brandschutzbeauftragte und Brandschutzwarte Seminar, Wien Im Zuge des verstärkten Ausbaus der erneuerbaren Energien kommt dem Thema Anschluss und Parallelbetrieb von PV-Anlagen eine immer größer werdende Bedeutung zu. Der erste Tag beschäftigt sich mit Inhalten wie Netzintegration, Power Quality, Vorschriften für den Netzanschluss, Anschlussbeurteilung sowie netzstützende Funktionen von dezentralen Erzeugungsanlagen. Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der Praxis mit Demonstrationen und praktischen Übungen im Labor. 24. bis 25. September 2014 Oesterreichs Energie Kongress 2014 Kongress, Wien Reservieren Sie sich bereits heute den Termin für den Branchentreffpunkt des Jahres 2014, bei dem sich die Entscheider der Branche mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Medien auf Oesterreichs Energie Kongress in Graz treffen. Hochkarätige Referenten und Diskussionspartner aus dem In- und Ausland werden Ihnen ihre Sicht auf die Herausforderungen der E-Wirtschaft präsentieren und Handlungsoptionen darlegen. Nutzen Sie dazu den Rahmen mit Abendprogramm und Exkursionen für einen intensiven Erfahrungsaustausch. Denn nirgendwo sonst kommen so viele hochkarätige Branchenvertreter in Österreich zusammen! Information und Anmeldung: Seminar, Linz Entsprechend der Technischen Richtlinie für vorbeugenden Brandschutz – TRVB O 117 – ist für Brandschutzbeauftragte innerhalb von 5 Jahren ein Fortbildungsseminar zu besuchen, um die Verlängerung der Gültigkeit des Brandschutzpasses um darauf folgende 5 Jahre zu erlangen und aktuelle Informa tionen über Neuerungen auf dem Gebiet des Brandschutzes zu erhalten. Für Brandschutzwarte wird ein Fortbildungsseminar empfohlen (die Fortbildung von Brandschutzwarten hat innerhalb von 5 Jahren zumindest innerbetrieblich durch den Brandschutzbeauftragten zu erfolgen). 1040 Wien, Brahmsplatz 3 Tel.: +43 1/501 98-304, Fax: +43 1/501 98-902 E-Mail: akademie@oesterreichsenergie.at Internet: www.akademie.oesterreichsenergie.at IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Österreichs E-Wirtschaft, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien, Telefon: +43 1/501 98-0, Telefax: +43 1/505 12 18, E-Mail: info@oesterreichsenergie.at, Internet: www.oesterreichsenergie.at | Redaktion: Ernst Brandstetter, Chefredakteur; Monika Bachhofer, Chefin vom Dienst; Melanie Krenn, BA, Redakteurin | Verleger: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, Grünbergstraße 15, A-1120 Wien, Telefon: +43 1/546 64-0, Telefax: +43 1/546 64-528 | Anzeigen: Franz-Michael Seidl (Verkaufsleitung), DW 240, m.seidl@wirtschaftsverlag.at; Christina Fürst (Objektleiter), DW 286, c.fuerst@wirtschaftsverlag.at; Renate Weber (Service), DW 482, E-Mail: oesterreichsenergie@wirtschaftsverlag.at | Anzeigentarif: Nr. 20, gültig ab 1. Jänner 2014 | DVR: 0368491 | Abonnement: Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag, Telefon: +43 1/361 70 70-570, Telefax: +43 1/361 70 70-9570, E-Mail: aboservice@wirtschaftsverlag.at | Preise: Abonnement Inland: € 135,–, Ausland: € 171,–; Mitglieder Inland: € 83,–, Mitglieder Ausland: € 119,–; alle Preise inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten. Abonnements, die nicht einen Monat vor Ablauf des Bezugsjahres storniert werden, laufen weiter. | Grafik: Johannes Pufler | Druck: Herstellung: Samson Druck GmbH, A-5581 St. Margarethen 171, www.samsondruck.at | Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung ohne Einwilligung der Redaktion ist nicht g estattet. 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Der Klimawandel zeigt uns, dass ein ausgewogener Energiemix notwendig ist, während Gesellschaft und Wirtschaft gleichzeitig mehr denn je auf eine zuverlässige Stromversorgung angewiesen sind. Mit unserem tiefen Verständnis dieser Herausforderungen entwickeln wir optimale Lösungen. Unseren Werten Verantwortlichkeit, Exzellenz und Innovation folgend bieten wir wegweisende Technologien für eine saubere, effiziente und verlässliche Stromversorgung innerhalb der immer komplexer werdenden Strom-Matrix. Answers for energy.