Der Europäische Oxenweg damals und heute

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Der Europäische Oxenweg damals und heute
–
Der
Europäische Oxenweg
damals und heute
in historischer
E
Reiseführer
Der Europäische Oxenweg
damals und heute
Ein historischer Reiseführer
1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Die historischen Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern 4
6
Anfänge und Ursachen
Der internationale Ochsenhandel
14
Wichtige Schauplätze
20
Finanzierung, Organisation und Logistik
26
Akteure des lukrativen Geschäfts
28
Kosten und wie man sie zu umgehen versuchte
32
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen 8
36
Abstammung der Rasse ­– Legenden und Fakten 38
Ein imposantes Tier mit exzellentem Fleisch 40
Geschlachtet und komplett „ausgeschlachtet“ 44
Das Schicksal der Rasse nach dem 2. Weltkrieg 46
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
Hirten, Viehhändler und Hajduken 48
Die Bedeutung der Rinderzucht und
des Ochsenhandels in Ungarn Die Hajduken und ihre Bedeutung in
der ungarischen Geschichte
54
Die berühmte Puszta und ihre Hirten
56
Reisetipps und Sehenswürdigkeiten rund um Hortobágy
60
2
50
Transitland Österreich
Vom Wiener Ochsengries bis nach Schärding 66
Österreichs Rolle im transkontinentalen Ochsenhandel
68
Wien – der zentrale Umschlagplatz des Ochsenhandels
70
Weitere Handelszentren
72
Triebwege und „Ochsenstraßen“ in Österreich
74
Mautstellen in Österreich
76
Ausflugstipps rund um den Oxenweg
78
Das Mühlviertler Kernland
78
Hausruck Nord
84
Sauwald
89
Linz-Land
95
Endstation Süddeutschland
Die fleischhungrigen Städte 102
Die süddeutschen Städte als Verbraucherzentren und Auftraggeber104
Routen, Mautstellen und Märkte
108
Ausflugsziele am Altbaierischen Oxenweg
112
Das Wittelsbacher Land
113
Dachauer Land
121
Altbayerisches Donaumoos
128
Markt Rohr/ Bachl 134
Die wichtigsten Endstationen des Oxenwegs:
Nürnberg und Augsburg
Das transnationale Projekt
Europäischer Oxenweg 136
140
Danksagung
144
Ortsregister
146
Literaturverzeichnis
148
Bildnachweis
150
Impressum
150
3
Vorwort
Stellen Sie sich vor, Sie müssten 100 bis 200 Och-
Städten wie Augsburg, Nürnberg, Ulm oder
sen von der ungarischen Puszta nach Augsburg
München so perfekt organisiert und beinahe
oder Nürnberg transportieren. Im 21. Jahrhundert
reibungslos funktionierte. Jährlich bis zu 200.000
doch kein unlösbares Problem: Es gibt Züge und
Grauochsen wurden in den Westen getrieben, um
LKWs, Schienen und gut ausgebaute Straßen, Na-
dort den Fleischhunger der aufstrebenden Bürger
vigationssysteme, eine relativ gut funktionierende
zu befriedigen.
Wetter­vorhersage, Telefone, Handys, Internet und
vieles mehr.
Während der Jakobsweg, Handelsstraßen wie die
Bernstein- oder die Seidenstraße und auch die
Doch vor 500 Jahren standen den Menschen all
römischen Heeresstraßen allgemein bekannt sind,
diese Errungenschaften noch nicht zur Verfügung.
ist der „Europäische Oxenweg“ für viele Menschen
Die Ochsenherden mussten damals von ortskundi-
noch ein unbeschriebenes Blatt, obwohl der Och-
gen und kampferprobten Männern über verschie-
senhandel in Europa lange Zeit einen bedeuten-
dene Wege und Pfade quer durch Europa geführt
den Wirtschaftsfaktor darstellte. Der Augsburger
werden: bei Regen und Sonne, bei vielen unvorher-
Altstraßenforscher Dr. Hermann Volkmann liefer-
sehbaren Ereignissen, in Friedens- wie in Kriegs-
te die ersten Impulse, um diesen alten Handelsweg
zeiten, mehrere Wochen lang. Diese „Cowboys“
wieder näher zu erkunden. Mit den Projekten des
des Mittelalters und der Frühen Neuzeit hatten
Wittelsbacher Land e. V. unter der Leitung von
die Aufgabe, Mast- und Ruheplätze, Futter und
Peter Däubler begann im Jahre 2004 die Wieder-
Tränke für die Tiere zu organisieren, die Herde
belebung des historischen Oxenwegs. Immer mehr
vor Räubern und wilden Tieren – wenn nötig, mit
Regionen schlossen sich seitdem dieser Initiative
Waffengewalt – zu verteidigen und verschiedene
an, sodass aus dem „Altbaierischen Oxenweg“
Viehmärkte zu vorgegebenen Zeiten zu erreichen.
mit Beteiligung von weiteren LEADER-Gruppen
Und dabei sollten möglichst keine Tiere unter-
aus Deutschland, Österreich und Ungarn der
wegs verlorengehen, krank werden oder gar von
„Europäische Oxenweg“ entstanden ist.
den Strapazen dahingerafft werden. Keine leichte
Aufgabe, näher betrachtet sogar eine logistische
Die vorliegende Publikation lädt zu einer Zeitrei-
Glanzleistung!
se ins Spätmittelalter und in die Frühe Neuzeit
ein. Sie möchte dem Leser die Geschichte des
Umso erstaunlicher ist es, dass der europäische
europäischen Ochsenhandels näherbringen, die
Ochsenhandel mehrere hundert Jahre lang (von
verschiedenen Wege und Stationen beschreiben,
ca. 1350 bis 1750) zwischen den ungarischen
die zahlreichen Akteure dieses außergewöhnli-
Zuchtgebieten und zahlreichen süddeutschen
chen Geschäfts vorstellen sowie Lust machen,
4
Landschaften, Orte, Wege und Events rund um
ungarischen Ochsen und den Viehtrieb zwischen
den heutigen Oxenweg zu besuchen. Angefangen
der ungarischen Puszta und den süddeutschen
vom Nationalpark Hortobágy, wo die ungarischen
Städten beschränken.
Graurinder auch heute noch zahlreich zu sehen
Die einzelnen Kapitel mit den Überschriften
sind, über das schmucke österreichische Städt-
„Ungarn“, „Österreich“ und „Deutschland“ be-
chen Schärding bis zur berühmten Stadtmetzg
ziehen sich auf die heutigen Länder mit ihren
in Augsburg gibt es noch jede Menge Sehens­
jetzigen Grenzen. Unsere „Zeitreise“ umfasst
würdigkeiten und interessante „Zeugen“, die
mehrere Jahrhunderte (14.–18./19. Jh.). In diesem
vom damaligen Ochsentrieb erzählen.
Zeitraum wurden Grenzen neu gezogen und Gebiete erobert, Kriege fanden statt, manche Orte
Die bisherige Forschung stützt sich in erster Linie
gehörten mal zu Österreich, mal zu Bayern, und
auf schriftliche Quellen wie Zollregister, Maut-
Ungarn stand zeitweise unter der Herrschaft der
rechnungen, Metzgerakten, Abrechnungen der
Osmanen und der Habsburger. Diese historischen
Fürsten, Geschäftsbücher der Kaufleute oder
Veränderungen werden erwähnt, doch für unse-
Prozessakten. Flur- und Ortsnamen, Familien-
re Betrachtungen haben wir die drei Länder in
namen sowie wenige archäologische Funde wie
ihrer heutigen Form als strukturierendes Element
Knochen, Hörner, Geräte, Hufen, Votivfiguren
gewählt.
u. Ä. liefern weitere Anhaltspunkte für die Wissenschaftler. Die Geschichte des Ochsenhandels
kann man aufgrund der vorhandenen Daten und
Fakten teilweise rekonstruieren, wenn auch viele
oxen fleisch
Einzelheiten noch nicht erforscht sind oder auch
mangels historischen Materials vielleicht für im-
Die Schreibweise mit „x“ für den Oxenweg
mer im Dunkeln bleiben werden.
verweist einerseits auf alte historische Quellen,
andererseits wurde diese Schreibweise bewusst
Ochsenhandel gab es in mehreren Gebieten
zur Abgrenzung zum „Ochsenweg“ in Schles-
Europas: Die norddeutschen Städte importier­ten
wig-Holstein und als markenbildende Maßnahme
Ochsen aus Dänemark und Friesland, die mit-
für die LEADER-Projekte in Ungarn, Österreich
tel- und ostdeutschen Städte wurden meist mit
und Deutschland gewählt.
polnischen Rindern versorgt, während Venedig
und andere Städte Süditaliens das Fleisch aus
Folgen Sie nun dem spannenden Oxenweg von
Kroatien und Ungarn einführten. In dieser Pub-
der ungarischen Tiefebene über österreichische
likation werden wir uns nur auf den Handel mit
Landschaften bis nach Süddeutschland!
5
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
6
01–
ie historischen
D
Ochsentriebe
von Ungarn
nach Bayern
7
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Anfänge und Ursachen
Wie ist der Ochsenhandel zwischen Ungarn und Bayern
im 14. Jahrhundert entstanden? Die Ursachen und
begünstigende Faktoren, die zum massiven trans­konti­
nentalen Fleischexport von Ost nach West führten,
waren sehr vielfältig.
Wachstum der Städte und
den. Acker für Futtermittel und Weideland für die
der Bevölkerung
Rinderzucht fehlten daher und Rindfleisch wurde
Im 14. Jahrhundert grassierten große Pestepi-
in diesen Gebieten zunehmend zur Mangelware.
demien in Europa, „der schwarze Tod“, der ein
Mit der Zeit entstand eine Art Arbeitsteilung
Drittel der Bevölkerung erbarmungslos mitriss.
zwischen den Regionen: Textil- und andere Indus-
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wuchsen die
triereviere waren einerseits auf den Fernabsatz
Bevölkerungszahlen in Westeuropa rasch wieder
ihrer Produkte angewiesen, andererseits auf die
an. Dieses Wachstum hielt bis Anfang des 17. Jahr-
Belieferung mit Nahrungsmitteln wie Fleisch aus
hunderts an. Es entstanden immer größere Bal-
anderen Ländern Europas. Dies führte zu regen
lungszentren, Städte mit wachsender wirtschaft-
Tauschgeschäften zwischen Ost und West.
licher Bedeutung wie Augsburg oder Nürnberg.
Diese konnten den erhöhten Lebensmittelbedarf
Klimaveränderungen
der Stadtbevölkerung aus der eigenen Region
Hinzu kamen drastische Klimaveränderungen in
nicht mehr vollständig gewährleisten. Der Textil-
der Frühen Neuzeit, die den ganzjährigen Weide-
stadt Augsburg mit Baumwoll- und Leinenindus-
gang für das Vieh, wie das im Spätmittelalter noch
trie fehlten die umliegenden Weideflächen für die
praktiziert wurde, nicht mehr erlaubten. Der Win-
Viehzucht, da die Ackerflächen vorwiegend mit
ter wurde zu hart, vor allem die höher liegenden
den benötigten Industriepflanzen – wie Flachs
Weideflächen konnten nicht mehr genutzt werden,
und Hanf für die Tuchherstellung oder Waid und
das Vieh musste in der kalten Jahreszeit im Stall
Krapp zum Färben der Stoffe – belegt wurden.
gehalten und gefüttert werden. Diese Kälteperio-
Das verbleibende Weideland wurde teilweise
de, die sogenannte Kleine Eiszeit, beeinflusste das
für die Schafzucht verwendet, um den ebenfalls
Klima von Süddeutschland erheblich und brachte
steigenden Bedarf an Wolle für die Textilindustrie
besonders kalte Temperaturen zwischen 1570 und
decken zu können. Außerdem mussten Hauptnah-
1630 sowie zwischen 1675 bis 1715 mit sich.
rungsmittel wie Getreide sowie leicht verderbliche
Die ungarische Tiefebene und andere, noch ent-
Lebensmittel wie Obst und Gemüse ebenfalls in
fernter liegende Regionen Osteuropas (Rumänien,
der unmittelbaren Nähe der Städte angebaut wer-
Podolien, Ukraine) hatten dagegen klare Vorteile
8
Lucas Schnitzer/Paulus Fürst:
„Prospect des Hern Marcks und der Fleisch Brücken in Nürnberg“, Radierung, 1670
9
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
für die Viehzucht: Erstens standen in diesen eher
Veränderte Essgewohnheiten
dünn besiedelten Regionen riesige Weideflächen
Auch die Ernährungsgewohnheiten der Stadtbe-
zur Verfügung, zweitens war die dort gezüchtete
völkerung änderten sich in der Frühen Neuzeit
Rinderrasse den wechselnden Temperaturen
ganz rapide, vor allem bei der aufstrebenden
oder dem kalten Winter gegenüber resistenter
Bürgerschicht, die sich viel Luxus – wie zum
als andere Rassen. Das ungarische Graurind
Beispiel – ungarisches Rindfleisch oder teure
konnte ganzjährig ohne Stallung draußen gehal-
Gewürze leisten konnte. In der differenzierten
ten werden.
Stadtgesellschaft, in der unterschiedliche soziale
Gruppen zusammenlebten, wurde das Bedürfnis
Bessere Fleischqualität
nach Abgrenzung und Statuspräsentation immer
Ungarisches Ochsenfleisch muss zu diesen
größer. Das üppige Essen, opulente Festmahle und
Zeiten das Nonplusultra auf dem europäischen
bürgerliche Hochzeiten mit einem reichhaltigen
Fleischmarkt gewesen sein. Heimische Ochsen
Fleischangebot wurden zum Statussymbol. Der
unterlagen im Vergleich ihrer ungarischen Kon-
zunehmende Wohlstand der bürgerlichen Schicht
kurrenz in vielerlei Hinsicht, weshalb sich das
führte zu einem vermehrten Fleischkonsum.
Graurind aus Ungarn als begehrte Importware
Das bezeugen auch Vergleiche von historischen
und Fleischlieferant bestens durchsetzen konn-
Kochbüchern ganz anschaulich. Während das
te. Die heimischen Rinder wurden vorwiegend
älteste erhaltene deutsche Kochbuch „das buoch
als Zugtiere in der Landwirtschaft gehalten. Sie
von guoter spîse“ (um 1350 Würzburg) nur einige
wiesen mehr Muskelanteile und weniger Fett auf.
wenige Rezepte mit Rindfleisch enthält, bietet das
Ihr Gewicht betrug nur etwa 200 kg, während das
„Ein new Kochbuch“ von Marx Rumpolt aus dem
ungarische Steppenrind mühelos das zwei- bis
Jahre 1581 (Frankfurt am Main) eine wahre Fülle
zweieinhalbfache (ca. 350–500 kg Lebendgewicht)
und Variationsbreite von 83 Rindfleischgerichten.
davon erreichen konnte. Das Schlachtgewicht
der Importtiere, also das reine Fleisch nach der
Schlachtung, lag bei ca. 200–280 kg. Geschmack
und Qualität des Steppenrindes schnitten ebenfalls besser ab als beim heimischen Schlachtvieh,
sodass die „Ungarochsen“ lange Zeit als Lieferanten des besten und teuersten Fleisches angesehen
wurden. Aber auch im Vergleich zu anderen Importrindern hatte das ungarische Vieh gute Chancen auf dem Markt, es war günstiger zu bekommen als die polnische oder dänische Konkurrenz
und bot dazu auch noch eine bessere Qualität. 1
Fleischhaus zu Nürnberg: „Ungarn giebt uns
wilde Stier desen sich die Metzger freuen
...“ Radierung um 1700
1
Kiss, Die Bedeutung der ungarischen Viehzucht,
10
Seite 107
Vom Ochsenfuß zum Biberschwanz
Historische Kochbücher
„Einen ganzen Ochsenkopf zu kochen“ –
Rezept aus dem Kochbuch von Max
Rumpolt 1581
(14.–16. Jahrhundert)
Was waren die Leibspeisen unserer Vorfahren?
Was wurde im Spätmittelalter und in der Frühen
Neuzeit gekocht? Darüber geben u. a. die historischen Kochbücher Auskunft.
Das älteste erhaltene deutsche Kochbuch, auch
das Würzburger Kochbuch genannt, stammt aus
dem Jahre 1350: „das buoch von guoter spîse“.
Es ist eine handschriftliche Rezeptsammlung in
Rezept, für die bessere Lesbarkeit in die heutige
Mittelhochdeutsch mit 101 Rezepten. Ochsen-
Sprache übertragen:
fleisch kommt hier noch kaum vor.
Das erste gedruckte deutsche Kochbuch ist 1485
Abendessen aus Ochsenfüßen
in Nürnberg erschienen, mit dem Titel „Nürnber­
Koche die Ochsenfüße in Wasser, lasse sie ausküh-
ger Küchenmaistrey“ mit Rezepten für die feine,
len, säubere sie und entbeine sie, dann lege sie in
gehobene Küche. Auch in diesem Kochbuch spielt
Essig, dem du ein wenig Salz beigegeben hast.
Rindfleisch noch keine wichtige Rolle.
Darinnen lasse sie eine Stunde liegen, dann nimm
Besonders beliebt war auch der Renaissance-
sie heraus und schneide sie klein, dass es dünn
Bestseller aus Venedig, eine Übersetzung aus dem
ist. Vor dem Anrichten lege sie in eine Schüssel
Italienischen, mit dem Titel „Von der anständigen
und gieße frischen Essig darüber, streue Ingwer
Wollüstigkeit“ (De Honesta Voluptate), in deut-
und gesäuberte, kleingezupfte grüne Petersilie
scher Sprache und in Druck erschienen 1542.
darüber. Also pflegt man gemeiniglich zu Nacht zu
Mit der Ausbildung des Bürgertums begann auch
einem Salat zu geben, sonderlich im Sommer.2
die Tradition, Rezepte aufzuschreiben und für
die Familie festzuhalten. Typische Gerichte einer
Der Biber als Fisch?
Augsburger Patrizierfamilie enthält das Koch-
Die Fastenzeit war ein wichtiges Thema und viele
buch der Philippine Welser aus dem Jahre 1545.
Kochbücher enthielten einen extra Rezeptteil
Ein Meilenstein der Kochbuchliteratur war das
für die fleischlosen Tage. Auffallend oft enthalten
New Kochbuch von 1581 (Frankfurt am Main)
diese Sammlungen Gerichte aus Biberfleisch. Ob
von Marx Rumpolt. Rumpolt, der ungarischer
aus Unwissenheit oder als kleines Hintertürchen,
Abstammung war, arbeitete als Mundkoch des
um auf Fleisch nicht ganz verzichten zu müssen,
Mainzer Kurfürsten Daniel Brendel von Hom-
wurde der Biber als Wassertier zu den Fischen
burg. Der professionelle Koch verfasste das erste
gezählt und durfte damit auch in der Fastenzeit
Lehrbuch für Köche. Somit war er in Deutschland
zubereitet werden. Als besondere Delikatesse galt
einer der ersten namentlich bekannten Meister,
der Biberschwanz, gedämpft oder als Pastete.
der das Wissen seiner Zunft allgemein zugänglich
Biberschwanz-Rezepte finden sich in zahlreichen
machte. In seinem Werk finden sich zahlreiche
historischen Kochbüchern vom 14. bis ins 19. Jahr-
Ochsenfleischgerichte, wie zum Beispiel folgendes
hundert.
2 http://www.koch-welten.de/Rezeptemarxrumpolt.htm
11
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Den Pro-Kopf-Fleischverbrauch in den süddeut-
Zum Vergleich: Heutzutage verzehrt jeder Deut-
schen Städten um 1600 berechnen verschiedene
sche im Jahr ca. 88 kg Fleisch, davon knapp 13 kg
Autoren sehr unterschiedlich, meistens liegen ihre
Rindfleisch. Am meisten wird Schweinefleisch
Ergebnisse zwischen 42–50 kg pro Person und
gegessen, über 50 kg pro Kopf und Jahr.4
Jahr, manche setzen die Zahl sogar noch höher,
bei ca. 100 kg an.3 Da man jedoch annehmen muss,
Der übermäßige Fleischkonsum, oft in Kombinati-
dass nicht alle Schichten regelmäßig Fleisch
on mit viel Alkohol führte bei zahlreichen Wohlha-
konsumierten und je nach Religionszugehörigkeit
benden zu einer typischen Krankheit der Zeit, zur
auch ein Teil der Bevölkerung an den Fastentagen
Gicht. Berühmte Gichtkranke waren zum Beispiel
kein Fleisch zu sich nahm, bleibt die Berechnung
Kaiser Karl V., Heinrich VIII., Johannes Calvin oder
des Pro-Kopf-Fleischkonsums für eine bestimmte
Michelangelo.
Stadt und eine bestimmte Zeit immer eine Re-
Die unteren Bevölkerungsschichten ernährten
chenoperation mit vielen Unbekannten und kann
sich dagegen eher fleischarm: Getreide, Kraut und
nur annähernd geschätzt werden. Zweifelsohne
Milch waren ihre Hauptnahrungsmittel. Fleisch
stand jedoch beim Fleischverbrauch um 1600 das
kam bei den Ärmeren höchstens an besonderen
Rindfleisch an erster Stelle vor Schweine-, Schaf-
Festtagen auf den Tisch.
und Hühnerfleisch.
Fleisch bis zum Abwinken
Die Landshuter Fürstenhochzeit 1475
und andere üppige Feste
Im Jahre 1475 fand die berühmte Landshuter
Hennen, Enten und anderes Geflügel) aufgetischt,
Hochzeit des bayerischen Herzogs Georg des
dazu 300 Karpfen, Hechte und 140 kleinere Fi-
Reichen mit Hedwig Jagiellonica, der Tochter des
sche, von Brot, Reis, Kuchen, Nüssen und Süßspei-
polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello, statt. Was
sen ganz zu schweigen. Zum Trinken gab es nicht
bei diesem Fest auf den Tisch kam, wissen wir aus
weniger als 537 Liter Wein. Sicher ist hier einiges
historischen Quellen: 323 Ochsen, 285 Schweine,
übriggeblieben, denn auch damals konnte keiner
1.133 Schafe, 1.537 Lämmer, 490 Kälber, 11.500
der Gäste 2 Kilo Fleisch, dazu 3–4 Fische und
Gänse und 40.000 Hühner machten das reichhal-
noch weitere Nahrung verzehren und dazu noch
tige Fleischangebot aus, das neben vielen anderen
5 Liter Wein herunterspülen. Doch die große Fülle
Speisen und Köstlichkeiten von den Hochzeitsgäs-
des Angebots und das Übermaß an Fleisch sind
ten verspeist wurde. An dem Festmahl nahmen
bezeichnend für die Festivitäten der damaligen
mehrere Tausend Leute teil.
Zeit.5
Bei einem anderen Festessen 1452 in Konstanz zu
Ehren des Bürgermeisters waren 100 „Mannen“
eingeladen. Laut Rechnungen der Stadt wurden
hier fast 200 kg Fleisch (Rind, Schwein, Wurst,
3
Angaben von Dirlmeier, Dalhede und Abel, in: Grillmaier, S. 8
4Quelle: www.statista.com
(Angaben aus dem Jahr 2013)
12
5 Hirschfelder, S. 14
Ochsen vor dem Augsburger
Heilig-Geist-Spital,
Kupferstich von Simon Grimm 1677
Politische und gesellschaftliche Ereignisse
Auch größere Hochzeiten und andere gesell-
Wichtige politische und gesellschaftliche Ereig-
schaftlich relevante Ereignisse mit Menschenan-
nisse, wie zum Beispiel die im 16. Jahrhundert in
sammlungen verursachten immer wieder einen
der Stadt Augsburg abgehaltenen Reichstage, zu
Fleischmehrbedarf und veranlassten die Metzger,
denen jeweils 10–15.000 Gäste angereist waren,
noch mehr Ochsen und anderes Vieh aus Ungarn
erforderten von der Stadt, die Fleisch- und über-
einzuführen.
haupt die Nahrungsmittelversorgung für diese
„Events“ zu organisieren und zu gewährleisten.
Ein äußerst lukratives Geschäft
Die historisch bedeutendsten Reichstage fanden
Das Preisgefälle zwischen den Zuchtgebieten im
in den Jahren 1530 (Verkündung der Confessio
Osten und den Verbrauchermärkten im Westen
Augustana) und 1555 (das Jahr des Augsburger
ermöglichte es den Händlern, den Vieheinkauf
Religionsfriedens) statt. Die Reichsstadt Augs-
und den gesamten Trieb mitsamt Personal zu
burg löste diese Versorgungsaufgabe offensicht-
finanzieren und dennoch nach dem Verkauf einen
lich immer wieder vorbildlich und zur Zufrieden-
beträchtlichen Gewinn zu erzielen. Einen beson-
heit aller Teilnehmer. Diese politischen Ereignisse
deren Anreiz bot dabei die sogenante „Preis-Revo-
verursachten zwar nur einen zeitlich begrenzten
lution“, die Tatsache, dass die Schlachtviehpreise
Mehrbedarf an Fleisch, dennoch beeinflussten sie
in den süddeutschen Städten und in Westeuropa
die Entwicklung des Ochsenhandels erheblich.
im 16. Jahrhundert wesentlich schneller stiegen
In Augsburg zum Beispiel wurden die Fleisch-
als in Ungarn.
preise bereits im Vorfeld der Reichstage höher
Die Ochsenzucht und der Ochsenhandel wurden
gesetzt. Viele Ausnahmeregelungen wurden für
somit für viele Beteiligte ein lohnendes Geschäft,
diese Zeit erlassen, um bessere Einkaufsbedin-
das gerade deswegen mehrere Jahrhunderte auf-
gungen für die Metzger zu schaffen.
rechterhalten und ausgebaut wurde und bestens
Für das Reichstagsjahr 1530 wurden 6.774 Och-
funktionierte.
sen geschlachtet, 834 mehr als ein Jahr zuvor.
Durch die Gäste erhöhte sich die Einwohnerzahl
der Stadt um ca. ein Drittel und so musste auch
wesentlich mehr Fleisch zur Verfügung gestellt
werden.6
6 Grillmaier, S. 88
13
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Der internationale
Ochsenhandel
Anfänge, Blütezeit und Ende des Handels
deutsche Viehhändler oder Metzger. Zu Beginn
Die vorhandenen historischen Quellen (Handels-
des 16. Jahrhunderts waren die „Ungarochsen“
und Zollbücher, Mautrechnungen, Metzger­akten
so dominant auf dem Markt, dass aus Nürnberg
u. a.) bezeugen den fast ununterbrochenen
der Satz überliefert ist, wonach „von Ungarn ganz
Ochsenhandel in Europa zwischen dem 14. und
Deutschland mit Fleisch gespeist wird“.8
18. Jahrhundert.
In der Blütezeit des Ochsenhandels tauschten
Schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts gibt es ver-
jährlich 100.000 bis 200.000 ungarische Tiere
einzelte Belege, die die Ausfuhr von ungarischen
ihre Eigentümer auf den europäischen Märkten.
Ochsen dokumentieren. Ein weiterer Beleg für
Selbst die Türkenkriege konnten den Handel nicht
den Ochsenhandel im deutschsprachigen Raum
stoppen: Zwar gab es zeitweise Engpässe bei der
stammt aus dem Jahre 1305. Das Handlungs-
Versorgung, oder aber die Handelsrouten muss-
buch des Nürnberger Fernhändlers Holzschu-
ten von Zeit zu Zeit verlegt werden, um den krie-
her enthält einen Eintrag über den Handel mit
gerischen Handlungen und Gefahren aus dem Weg
ungarischen Ochsenhäuten. Gute 50 Jahre später,
zu gehen. Aber der Handel lief weiter. 1526 bei der
im Jahre 1358, hatte ein Nürnberger Patrizier na-
Schlacht von Mohács wurde ein großer Teil Un-
mens Bertold Holzschuher (vielleicht der Sohn?)
garns von den Türken unter Sultan Süleyman dem
drei Ochsenhändlern 800 Gulden geliehen. Diese
Prächtigen erobert. Ab diesem Zeitpunkt war das
stellten als Sicherheit in Ungarn gekaufte Ochsen,
Land 150 Jahre lang dreigeteilt: in das Habsburgi-
die für die Stadt Mainz bestimmt waren.
sche Königreich, eine Provinz Ungarn des Osmani-
7
schen Reiches und das Fürstentum Siebenbürgen
Zunächst diente der Ochseneinfuhr sicher nur
als Vasallenstaat der Osmanen.
zur Ergänzung des regionalen Angebots. Doch
Während des Krieges zwischen den Habsbur-
gegen Ende des 15. Jahrhunderts stieg der
gern und dem Osmanischen Reich von 1593–1606
Fleischbedarf der süddeutschen Städte so rasant
erhöhte Kaiser Rudolf II. die Zollsätze, was zum
an, dass die regionale Versorgung der Bevölke-
rapiden Rückgang der Ochsentriebe führte. Wann
rung mit Nahrungsmitteln, vor allem mit Fleisch,
immer die Einfuhr der ungarischen Ochsen aus
nicht mehr ausreichte. Das brachte den transkon-
politischen oder anderen Gründen ins Stocken
tinentalen Ochsenhandel erst richtig ins Rollen.
geriet, griffen die Metzger vermehrt auf polnische
Im 16. Jahrhundert florierte das Geschäft und
oder dänische Ochsen aus dem Norden oder auf
erreichte seinen Höhepunkt, indem der Fleisch-
Waldochsen aus dem Bayerischen Wald zurück.
bedarf der süddeutschen Städte größtenteils von
ungarischen Ochsen gedeckt wurde. Allein auf
Engpässe gab es auch durch die italienische
dem Wiener Ochsengries wurden zwischen 1548
Konkurrenz, wie zum Beispiel Ende des 16. Jahr-
und 1558 mehr als eine halbe Million (550.000)
hunderts, als venezianische Viehhändler einen
Ochsen verkauft, die meisten vermutlich an süd-
Großteil der Ochsen bereits an der ungarischen
14
8 zitiert nach Pickl, S. 156
7 Vangerow: Die ungarischen Ochsenherden …, S. 94
Ochsenherde auf der Puszta als Postkartenmotiv
15
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Grenze aufgekauft hatten, so dass nur eine
Herbst: Die Saison für den Ochsentrieb begann
geringe Anzahl von Graurindern auf dem Wie-
im Mai und dauerte in der Regel bis Oktober.
ner Ochsengries angeboten werden konnte. Die
Spitzenmonat war laut verschiedener Mautrech-
finanzkräftigen Venezianer schnappten so einige
nungen der Monat Juli. Die meisten Ochsen er-
Male den süddeutschen Händlern die gute Ware
reichten die süddeutschen Städte in den Monaten
vor der Nase weg. Kaiser Rudolf II. verbot dar-
September und Oktober.
aufhin im Jahre 1597 den Händlern aus Venedig,
direkt in Ungarn einzukaufen und hoffte, dass der
Etappen
Viehhandel damit wieder vermehrt auf dem Wie-
Der Weg vom Aufzuchtgebiet bis zum Bestim-
ner Ochsengries abgewickelt werden würde. Doch
mungsort war sehr lang und betrug meistens
das störte die Venezianer herzlich wenig,
um die 1.000 Kilometer, in manchen Fällen sogar
sie verlegten ihre Handelswege kurzerhand in
mehr. Damit die Rinder unterwegs nicht zu viel an
Richtung Kroatien und umgingen damit einfach
Gewicht verloren, wurden auch Weideflächen als
die Bestimmungen und Zölle der Habsburger.
Rast- und Mastplätze eingeplant, meistens in der
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) bewirkte
Nähe der Fleischmärkte. Die tägliche Marschroute
zwar einen drastischen Rückgang des Handels,
lag bei 20–30 km pro Tag. Eine stolze Leistung!
bedeutete jedoch noch nicht das Ende der Ochsen­
Somit waren die meisten Herden mindestens 4–6
exporte. Eine einschneidende Zäsur brachten die
Wochen, manchmal sogar einige Monate unter-
Jahre von 1670 bis 1720. Die kriegerischen Aus-
wegs zu den Verbrauchern.
9
einandersetzungen zwischen den Habsburgern
und dem Osmanischen Reich zerstörten nach und
Herdengrößen
nach die gesamte Infrastruktur, die dem Handel
Über die Größe der Herden gibt es sehr unter-
zugrunde lag. Ungarische Ausfuhrzölle machten
schiedliche Angaben, meistens in den Mautrech-
außerdem im 18. Jahrhundert den Ochsentrieb
nungen und Zollbüchern. Mal waren es nur 30 bis
unrentabel. Zwar gab es noch Ochsentransporte
50, mal aber auch riesige Herden mit bis zu 1.000
und -handel bis ins 19. Jahrhundert, doch die Men-
Ochsen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Och-
gen und die Bedeutung, die das Ochsengeschäft
sentreiber in den meisten Fällen mit durchschnitt-
im 16. Jahrhundert besaß, wurden nie wieder
lich 100 bis 200 Tieren den langen Weg antraten.
erreicht.
An manchen Engstellen, wie bei Stadttoren, Brü-
10
cken, Furten oder eng bebauten Feldern kamen sie
Der transkontinentale Ochsenhandel bescherte
nur mit kleineren Herden durch. Jede Herde wurde
3–400 Jahre lang verschiedenen Bevölkerungs-
von einem „Ochsenkapitän“ und weiteren Ochsen-
gruppen ein gutes Einkommen, trug in zahlrei-
treibern begleitet. Die Treiber wurden teilweise un-
chen europäischen Städten zur Lebensmittelver-
terwegs gewechselt, oft übernahmen einheimische,
sorgung der Menschen bei und hinterließ seine
ortskundige die Führung für bestimmte Strecken.
Spuren in vielen anderen Bereichen wie in der
Manchmal, wenn auch nur selten, mussten Tie-
Sprache und der Kultur.
re unterwegs wegen Schwäche oder Krankheit
verkauft oder notgeschlachtet werden, die meis-
Triebzeiten
ten Rinder erreichten trotz des strapaziösen und
Die Triebzeiten konzentrierten sich auf die wär-
langen Wegs ihren Bestimmungsort ohne größere
meren Monate im späten Frühjahr, Sommer und
Schäden.
9 nach Pickl, S. 152–153
16
10Schiffkorn, Die Ochsenstraße, S. 17
Herde unterwegs
17
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Preise
seits mit dem Anstieg der Triebkosten wie Löhne,
Die Ochsenpreise variierten stark, sowohl im
Futterpreise oder auch Mautgebühren zu tun,
zeitlichen Verlauf als auch geografisch gesehen.
andererseits spielten Angebot und Nachfrage auf
So stieg der Wert der importierten Tiere zum
den Märkten immer eine entscheidende Rolle.
Beispiel von Ost nach West deutlich an. In Wien
Somit waren die Preise stets größeren Schwan-
betrug der Marktpreis für ein Paar Ochsen leicht
kungen ausgesetzt.
das 2–2,3fache vom ursprünglichen Preis der
Züchter in Ostungarn. In Augsburg konnte der
Im Laufe der Zeit entwickelte sich überdies ein
Ochsenhändler den Preis jedoch noch weiter
differenziertes Angebot: Es gab verschiedene
steigern, da er die Transportkosten (Futter, Löhne
Qualitätsstufen auf dem Markt, die demnach auch
für Treiber usw.) und seinen eigenen Gewinn noch
sehr unterschiedliche Preise bei den Metzgern
mit dazu rechnen musste. Konkrete Beispiele
bzw. den Verbrauchern erzielen konnten.
liegen u. a. aus dem Jahre 1580/90 vor: Erstpreise
in Ungarn lagen in dieser Zeit bei 10 Gulden, beim
Bei den Großhändlern gab es natürlich auch
Wiener Importtor betrug der Preis in der gleichen
Rabatte, diese „Ermäßigungen“ von 3–4 % beim
Zeit ca. 12–17 Gulden, in Nürnberg stieg er sogar
Einkauf von größeren Herden wurden meistens
auf bis zu 18–22 Gulden.
in Form von Dreingaben gegeben, d. h. der Käufer
Auch im Laufe der Zeit stiegen die Preise der
erhielt noch einige Tiere gratis dazu. Im östlichen
„Ungarochsen“ stetig nach oben: Ein Vergleich
Teil Ungarns gaben die Viehhändler den Einkäu-
zwischen den Jahren 1529 und 1560 zeigt eine
fern von Exportochsen auch einige Jungochsen
Steigerung der Preise von ca. 50–60 Prozent.12
als Geschenk dazu.13
11
Die Verteuerung des Ochsenfleisches hat einer-
Was war ein ungarischer Ochse wert?
Im Jahr 1560 zahlte man für ein Paar Ochsen
Haus in Nürnberg für 553 Gulden.15
durchschnittlich 25 Gulden in den süddeutschen
Ca. 30–35 Gulden betrug das Jahreseinkommen
Städten. Aber was bedeutete das für die da-
eines Bauhandwerkers, der also etwa 8–10 Monate
malige Zeit? Welcher Kaufkraft entsprach diese
für ein Paar Ochsen hätte schuften müssen.
Summe in etwa?
Alles in allem kann man behaupten, dass das
Ca. 30 Gulden brauchte man damals als Lebens-
Schlachtvieh aus Ungarn recht viel Wert besaß.
haltungskosten für eine Person für ein ganzes
Heutzutage kostet ein ungarischer Ochse auf dem
Jahr in einer sog. „auskömmlichen“, also weder
Viehmarkt von Hortobágy ca. 500.000 Ft, also ca.
reichen noch besonders armen Familie, davon
1.700 Euro.16
14
waren über 20 Gulden alleine für Lebensmittel
notwendig. Lebensmittel machten damals
70–80 %, also den Löwenanteil der Lebenshaltungskosten aus.
11
Daten nach Vangerow:
Die ungarischen Ochsenherden, S. 90
Ein bürgerliches Haus im 16. Jahrhundert kostete
12Grillmaier, S. 47–48
ca. 500 Gulden, entsprach also dem Preis von 20
13Kiss, S. 101
Paar Ochsen. Dürer kaufte zum Beispiel 1509 sein
14nach Dalhede, S. 74
15
Preis- und Lebenshaltungsangaben nach verschiedenen Tabellen von Dirlmeier. Hier handelt es sich
nicht um wissenschaftlich gesicherte Zahlen,
sondern nur um grob geschätzte Vergleiche.
18
16Angabe aus 2010, www.dehir.hu
Exportartikel auf vier Beinen
19
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Wichtige Schauplätze
Aufzuchtgebiete
Die wichtigsten Aufzuchtgebiete des ungarischen
Viehmärkte
Steppenrindes waren die ungarische Tiefebene,
Neben dem Wiener Ochsengries, dem Hauptum-
die Täler der Flüsse Kőrös und Maros, Sieben­
schlagplatz der ungarischen Graurinder, gab es
bürgen sowie Gebiete weiter östlich von Ungarn
verschiedene andere Märkte in Österreich, jeweils
wie Podolien, die Moldau, die Walachei und die
zu festen Terminen zwischen Mai und September.
Ukraine. Diese weniger dicht besiedelten Land-
So hätte der Kalender des Ochsenhändlers im
schaften boten dem Vieh riesige Weideflächen,
16. Jahrhundert aussehen können:
wo es nach Herzenslust frei grasen konnte. Die
Graurinder wuchsen in größeren Herden auf und
25. Mai (St. Urban) – Bruck an der Leitha
wurden im Alter von 3 bis 5 Jahren für den Export
15. Juni (St. Vitus) – Götzendorf
ausgewählt. Das Gewichtsminimum für einen
04. Juli (St. Ulrich) – Ebenfurth
ungarischen Exportochsen lag bei 4,5 Doppel­
10. August (St. Laurentius oder St. Lorenz) –
zentnern, also bei 450 kg, darunter bestand ein
Himberg
Ausfuhrverbot.
14. September (Hl. Kreuz) – Laxenburg
25. November (Kathreinmarkt) –
In der ungarischen Tiefebene und in Siebenbür-
Wiener Ochsengries
gen wurden im 16. Jahrhundert jährlich um die
3 Millionen Rinder gehalten. Das bedeutete einen
An dieser Auflistung sieht man, dass in den wär-
Viehbestand von 2.000 Rindern pro 1.000 Einwoh-
meren Monaten ziemlich regelmäßig, einmal im
ner, im 17. Jahrhundert stieg die Zahl sogar auf
Monat, Märkte abgehalten wurden. In Wien dage-
3.200 Rinder pro 1.000 Einwohner. Diese Mengen
gen konnte man jeden Freitag und fast ganzjährig
reichten sowohl für den Export als auch für die
ungarische Ochsen ersteigern. Manche Händler
Versorgung der eigenen Bevölkerung.
konnten so auch zwei Marktbesuche, einen in
Viel Brachland, ein gutes Klima, ein für die Bauern
Wien und einen in Niederösterreich, miteinander
günstiges Pachtsystem und die Befreiung der Rin-
verbinden.
derhaltung von staatlichen oder grundherrlichen
Abgaben führten in der ungarischen Tiefebene
zu einem Aufschwung der Rinderzucht und damit
zum Aufblühen und Wachstum der ungarischen
Marktflecken. Zwischen dem 15.–17. Jahrhundert
wurde 50–60 % des ungarischen Nationaleinkommens allein durch die Rinderzucht und die
Ochsenexporte erwirtschaftet. Weitere wichtige
Exportgüter waren Kupfer, rassige Pferde und
ungarischer Wein.
Die ungarische Puszta mit Ziehbrunnen
20
Die Stadt Wien besaß das so genannte Stapel-
Die Triebrouten mussten im Vorfeld mit den je-
recht, damit waren Käufer wie Verkäufer ge-
weiligen Territorialherren abgesprochen werden,
zwungen, ihre Viehkäufe in Wien bzw. in Auspitz
Wasser und Futter für die Tiere waren in regel-
abzuwickeln. Der Wiener Ochsengries befand sich
mäßigen Abständen erforderlich und außerdem
östlich der Innenstadt, im III. Stadtbezirk, auf dem
sollte gewährleistet werden, dass die Ochsen die
Gebiet des heutigen Stadtbahngeländes. Auch in
anliegenden landwirtschaftlichen Flächen nicht
Westungarn fanden regelmäßig Viehmärkte statt:
zertrampeln, kahl fressen oder verunreinigen.
in Raab/Győr, in Altenburg/Magyaróvár sowie in
Um Flurschäden zu verhindern, wurde der Weg in
Sommerein/Hegyeshalom.
manchen Gebieten, wie zum Beispiel auf der Strecke von Raab/Győr bis Wien, durch in gleichen
Triebwege/Triften
Abständen aufgestellte Stangen ausgewiesen und
Im Laufe der Zeit entstand ein ganzes Netz von
markiert. Die Breite des Triebweges betrug hier
zahlreichen einzelnen Ochsenwegen, die teils
stolze 140 Meter.17
parallel zu den vorhandenen Straßen, teils diese
Manche Wege durften infolge der Dreifelderwirt-
kreuzend, quer durch Europa führten und je nach
schaft nur jedes dritte Jahr benutzt werden, wenn
Zustand, Witterung und Jahreszeit unterschied-
die Felder gerade brach lagen, wie in Altomünster,
lich häufig genutzt wurden. Manche Wissenschaft-
Zeitlbach und Friedberg. Es gab auch Verbote, wie
ler gehen davon aus, dass die Ochsentreiber nicht
im Falle des Klosters Scheyern. Hier durften die
die allgemeinen Verkehrswege und Landstraßen
Herden die Wege gar nicht passieren.
benutzten, die von Kutschen, Planwägen, Händ-
Und auch wenn es mal Streitigkeiten mit Terri-
lern, Pilgern und anderen Reisenden frequentiert
torialherren oder Anrainern wegen Flurbeschä-
wurden. Sie vermuten, dass die Ochsenherden
digungen gab, verlief der Trieb in den meisten
diese Wege einerseits komplett verstopft hätten,
Fällen doch relativ reibungslos.
andererseits wären diese schnell von Kot und
Harn verunreinigt und nicht mehr passierbar
Viele Flurnamen wie Ochsenstraße, Ochsen-
gewesen. In Süd- und Mitteldeutschland wurde
weg, Ochsengasse, Ochsenrie usw. entstanden
das Vieh erwiesenermaßen auch auf den norma-
sicherlich im Zusammenhang mit dem transkon-
len Landstraßen bzw. auf alten Handelsstraßen
tinentalen Ochsentrieb und zeugen heute noch
getrieben. Vermutlich führten die Ochsenwege
davon, dass dort große Viehherden aus Ungarn
meist entlang der Flussniederungen und in der
und Osteuropa vorbeizogen. Einige Ortsbezeich-
Nähe von Gewässern, denn so standen Tränke wie
nungen beziehen sich auf die Unterbringung und
Futter für die Tiere praktisch zur Verfügung. An
Versorgung der Tiere wie Ochsenbrunn, Ochsen-
manchen Stellen waren riskante Flussüberque-
weid u. Ä. Die zahlreichen Flurnamen und andere
rungen notwendig, so zum Beispiel bei der Furt
sprachliche Relikte (Familien- und Ortsnamen)
durch den Inn bei Schärding.
müssen jedoch nicht zwangsweise etwas mit den
Je ortskundiger die Ochsenbegleiter waren,
ungarischen Ochsen und dem Viehhandel zu tun
desto besser konnten sie auf die örtlichen Ge-
haben, es können in vielen Fällen auch Hinwei-
gebenheiten oder wetterbedingte Hindernisse
se auf die heimische Ochsenhaltung sein. Einen
reagieren. Der Ochsentrieb erforderte demnach
eindeutigen Bezug zum Ochsentrieb mit ungari-
umfangreiche Vorbereitungen und ortskundige,
schen Ochsen hat zum Beispiel „der Ungarsteig“
kampferprobte, belastbare Männer für die Tour.
in Breitenberg.
17Tobler, S. 305
21
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Triebrouten
Von Wien aus nördlich der Donau führte eine
Die Triebrouten sind aufgrund der bisherigen
Strecke entlang über Pregarten, Klafferwald und
Forschung teilweise bekannt und belegbar, das
das Tal des Schwarzen Regen über Viechtach,
gesamte Netz der Wege ist jedoch nicht lückenlos
Cham, Schwandorf nach Nürnberg.
und vollständig festzulegen.
Der Verlauf der Triebwege von der heutigen
Mehrere Routen führten nach Augsburg:
österreichisch-ungarischen Grenze lässt sich
1.Schärding – Straubing – Langquaid – Neustadt
ziemlich genau anhand der vorhandenen Dokumente nachverfolgen : Von Raab/Győr führte
18
der Weg über Ungarisch Altenburg/Magyaróvár,
Straßsommerein, Nickelsdorf (heutige Grenzstation) bis nach Zurndorf. Von hier aus gabelte sich
der Weg in zwei Richtungen, der eine führte von
Parndorf nach Bruck an der Leitha, der andere
– Geisenfeld – Schrobenhausen – Kühbach –
Aichach – Dasing – Friedberg – Augsburg
2.Schärding – Landshut – Moosburg –
Pfaffenhofen oder
3.Freising – Allershausen – Petershausen –
Altomünster oder
4.Zeitlbach – Friedberg – Augsburg20
über Prellenkirchen, Schönabrunn, Petronell nach
Fischamend und dann entlang der Donau bis nach
Mautstellen
Wien. In Bruck an der Leitha teilte sich der Weg
Überall dort, wo die Ochsenherden Grenzen,
wieder in zwei Stränge, der eine führte von Bruck
Brücken, Furten, Gebirgspässe oder Stadttore
über Stixneusiedl, Trautmannsdorf, Gallbrunn,
passieren mussten, wurden Zölle oder Mautge-
Margarethen am Moos und Schwadorf nach
bühren kassiert und in vielen Fällen auch schrift-
Fischamend und weiter über Schwechat, Manns-
lich festgehalten. Diese Register und Aufzeichnun-
wörth, Ebersdorf und Simmering nach Wien. Der
gen geben über den Umfang und die Dauer des
andere Strang ging von Bruck über Trautmanns-
Ochsenhandels ziemlich gut Auskunft und dienen
dorf, Götzendorf, Ebergassing, Himberg und
den Forschern heute als wichtige Quellen für die
Achau nach Laxenburg.
historische Arbeit.
Bekannte Mautstellen waren zum Beispiel in Ös-
Die Strecke zwischen Wien und Enns sowie
terreich die welserische Viehmaut von Ebelsberg
Ebelsberg bei Linz ist nicht hinreichend erforscht.
(heute ein Stadtteil von Linz), Pregarten oder
Als mögliche Etappenorte sind die Ortschaften
Linz; auf deutschem Boden Niederpöring, Schro-
Wieselburg, St. Pölten, Amstetten und Enns aus
benhausen, Aichach, Friedberg und Riedenburg
einer Quelle (1422) bekannt. Dafür ist die Strecke
im oberpfälzischen Altmühltal.
Ebelsberg – Schärding und von dort weiter nach
Augsburg belegt.19
Mastzonen
Für die Aufmästung der Tiere vor dem Verkauf
Von Ebelsberg führte der Weg über Kleinmünchen
oder vor der Schlachtung standen spezielle Mast-
– Hart – Jetzing – Hitzing – Straßham bis nach
gebiete, kleinere Weideflächen in der Nähe der
Schärding, die Strecke heißt zwischen Schönering
Verbrauchszentren, zur Verfügung. Hier sollten
und Alkoven „Ochsenstraße“. Eine weitere alte
die Ochsen auf ihr endgültiges Schlachtgewicht
„Ochsenstraße“ in Österreich führt von Hitzing
gebracht werden und einen höheren Fleischanteil
nach Leonding und Linz bzw. nach Pasching und
bekommen. Außerdem wurden die Tiere hier als
Traun.
Schlachtviehreserven für die Städte gehalten, um
18Tobler, S. 305
19
Vangerow, Die Fleischversorgung Süddeutschlands,
S. 76
22
20nach Dalhede, S. 17
Ulm
Augsburg
Niederpöring
Regensburg
München
Schrobenhausen
Aichach
Friedberg Altomünster
Riedenburg
Nürnberg
Deutschland
23
Enns
Pregarten
Freistadt
Österreich
Ebelsberg
Linz
Schärding
Wien
Györ
Budapest
Esztergom
Ungarn
Vác
Die wichtigsten Stationen des Ochsentriebs von
Ungarn nach Süddeutschland
Debrecen
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
auch für die Wintermonate vorzusorgen.
Da diese jedoch nach einiger Zeit mit dem Fell
Mastzonen gab es bereits im ungarisch-österrei-
des Tieres verwachsen waren, gab es trotz der
chischen Grenzgebiet, im Seewinkel am Neusied-
Markierungen leidige Diskussionen, wem das eine
ler See. Diese Weideflächen lagen quasi auf dem
oder andere Vieh gehörte.21
Weg, wenn man das Vieh von Raab/Győr oder von
Altenburg/Magyaróvár kommend Richtung Bruck
Auch die Stadt Nürnberg kümmerte sich im
an der Leitha treiben wollte. Hier konnte das Vieh
16. Jahrhundert um Weideflächen für die Import­
noch einmal vor dem Markttermin auf ein besse-
ochsen in der Nähe der Stadt und zahlte die Pacht
res Schlachtgewicht gebracht werden. Eine kleine-
für die Weidennutzung. Nicht verkauftes Vieh
re Mastzone befand sich in der Nähe von Him-
durften die Ochsenhändler kurzfristig im Reichs-
berg, das ebenfalls als Jahrmarktort bekannt war.
wald weiden lassen. Damit wollte der Stadtrat ver-
Diese Mastzonen im Umkreis der österreichischen
hindern, dass das Vieh in andere Städte getrieben
Ochsenmärkte dienten auch als „Zwischenlager“
wurde.
für die Tiere, die auf dem Markt nicht verkauft
Weitere Weidemöglichkeiten fanden die süddeut-
werden konnten und bis zum nächstmöglichen
schen Metzger in der Pfalz, im Nördlinger Ries bei
Verkaufstermin untergebracht werden mussten.
Wemding, in Weißenburg oder in Scherneck.
Direkt an die Viehmärkte angrenzend gab es
ebenfalls „Parkplätze“ für die noch zu verkaufen-
Abnehmerstädte
den Ochsen.
Die ersten historischen Quellen belegen den Handel mit ungarischen Ochsen in Ulm und Nürnberg.
Am bekanntesten von diesen Mastzonen ist die
Weitere Städte wie Augsburg, München, Regens-
Meringer Au, die sich damals im Besitz der baye-
burg, die Residenzstadt Neuburg an der Donau
rischen Herzöge befand. Im Jahre 1526 wurde ein
und andere folgten. Viele Tiere kamen aber noch
Abkommen zwischen Herzog Wilhelm von Bayern
weiter Richtung Westen, nach Frankfurt, Straß-
und der Augsburger Metzgerzunft geschlossen,
burg oder sogar bis nach Köln.
wonach die Augsburger Metzger das günstig
gelegene und relativ große Weideland gegen
Augsburg war im 16. Jahrhundert mit ca. 25.000
Bezahlung nutzen durften. In diesem Schreiben
Einwohnern die viertgrößte Stadt Deutschlands
wurde auch die Anzahl der Weideochsen auf
und mit den Fuggern und Welsern eine der bedeu-
der Meringer Au bei maximal 500 festgeschrie-
tendsten Handelsstätten Europas. Die Augsbur-
ben. Fläche wie Aufnahmekapazität wurden im
ger lagen in den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts
17. Jahrhundert auf 700 Ochsen ausgeweitet. Von
an erster Stelle, was die Anzahl der importierten
den Metzgern selbst wurde festgelegt, wie viele
Ochsen anbelangt.
Ochsen jeder einzelne hier weiden lassen durfte.
1539 waren es 20 Tiere pro Metzger. Die Verwal-
Eine herausragende Rolle im Ochsenhandel spielte
tung der Ochsen auf der Meringer Au oblag dem
neben Augsburg auch Nürnberg, die drittgrößte
so genannten Aumeister, der auch die Zugehörig-
deutsche Stadt im 16. Jahrhundert. Die wohlha-
keit der einzelnen Tiere zu überwachen versuchte.
benden Kaufleute und Handelsgesellschaften in
Während die Ochsen in Ungarn zur Unterschei-
beiden Reichstädten machten mit ihrem Kapital
dung mit Brandzeichen markiert wurden, ver-
die Finanzierung der mehrmonatigen Geschäfte
wendete man in der Meringer Au Schnittzeichen.
in solchem Ausmaß erst möglich. In Nürnberg
24
21nach Grillmaier, S. 69–72
Die Stadtmetzg in Augsburg – Kupferstich von Karl Remshard um 1720
erinnert uns die lebensgroße Ochsenstatue, das
markt, an die Zeiten des großen Viehhandels mit
Ochsenportal über der Fleischbrücke am Haupt-
Ungarn (siehe Seite 136).
Der Vater von Albrecht Dürer –
ein Einwanderer aus Ungarn
Die Vorfahren Albrecht Dürers waren wohlha-
17 Jahren, in Nürnberg. Hier dürfte er auch den
bende Viehzüchter und Viehhändler in Süd­
Namen „Dürer“ angenommen haben, der sich von
ostungarn. Der Vater des Malers, Albrecht Dürer
seinem ungarischen Geburtsort ableitet (ajtó =
der Ältere (Ajtósi Dürer Albrecht) kam in Ajtós,
Tür). Die Tür findet sich deshalb auch im Wappen
in der Nähe der Stadt Gyula zur Welt. Nach einer
seines Sohnes wieder. Der Nachfahre ungarischer
Lehre als Goldschmied begab er sich auf Wan-
Viehhändler wurde in Deutschland ein berühmter
derschaft durch Europa und landete 1444, mit
Künstler.
25
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Finanzierung, Organisation
und Logistik
Der europäische Ochsenhandel war ein bestens
organisiertes Geschäft, mit einem – wie wir heute sagen
würden – internationalen Netzwerk.
Wie das Beispiel von Augsburg zeigt, wurden die
Kreditgeber von Einkaufsgesellschaften auf. Das
Metzger selbst aktiv und beteiligten sich rege an
war bei größeren Transaktionen auch zwingend
diesen Handelsbeziehungen. Für die Beschaffung
notwendig, da die Metzgergesellschaften den Kauf
von Ochsenfleisch wurde viel Kapital benötigt,
von mehreren Tausend Ochsen trotz Zusammen-
deshalb vereinigten sich die Metzger oft und
schluss nicht aus eigenen Mitteln finanzieren
gründeten eigene Gesellschaften, um den Einkauf
konnten. Die Metzger oder Händler, die Kredite
auf dem Wiener Fleischmarkt oder anderen west­
zu tilgen hatten, konnten in bestimmten Fällen
ungarischen oder österreichischen Viehmärkten
ihre Schuld auch in Form von Naturalien, mit
vorfinanzieren zu können. Das bewirkte natürlich
Fellen und Häuten begleichen. Falls Kredite und
eine Chancenungleichheit, da weniger kapital-
Bares nicht ausreichten, wurden Wechsel oder
kräftige Metzger oder kleinere Gesellschaften
Schuldbriefe mit verschiedenen Zahlungszielen
beim Geschäft mit den ungarischen Viehzüchtern
ausgestellt.22 Städtische Kredite für Metzger gab
schlechtere Karten hatten. Die Gesellschafter
es auch in der Stadt Nürnberg, wo ein eigens für
beteiligten sich am Geschäft mit bestimmten
diesen Zweck ins Leben gerufene Ochsenamt die
Anteilen, dadurch wurde auch das Risiko redu-
Gelder für die Fleischbeschaffung bewilligte und
ziert und unter mehreren Teilnehmern verteilt.
vergab.
Ein oder zwei Metzger machten sich dann auf den
Weg nach Wien oder nach Ofen/Pest, um dort im
Tauschgeschäfte zwischen Ost und West waren
Auftrag der Metzgervereinigung das Vieh einzu-
auch sehr üblich: Während die Ungarn ihre Tiere
kaufen. Die Reisezeit für die beauftragten „Ein-
verkauften, brachten sie von westlichen Händlern
käufer“, die meistens auf dem Pferd unterwegs
gefärbte Tücher, Textilien, Metallwaren, Werk-
waren, betrug oft mehrere Wochen oder Monate.
zeug, Waffen oder Gewürze mit nach Hause. Ein
Händler aus Köln lieferte zum Beispiel im Jahre
Die Bezahlung erfolgte dann teilweise bar, teil-
1407 Kanonen gegen Ochsenfleisch an die ungari-
weise in Wechseln. Später beteiligten sich auch
sche Stadt Ödenburg (Sopron).
kapitalkräftige Augsburger Kaufleute an der
Finanzierung größerer Geschäfte und unterstütz-
Eine interessante Episode ist in diesem Zusam-
ten die Metzgerleute als Kreditgeber. Die Fugger
menhang, dass es damals auch Geldtransporte
tauchen in diesem Zusammenhang ebenfalls als
gab. Ein gewisser Mathias Stainher verschickte
22nach Grillmaier, S. 39–44
26
23Dalhede, S. 90–92
Historisches Zunftzeichen der Metzger
Geld in nummerierten „Stockveßlen“ per Schiff
Auch der Ochsentrieb musste genauestens or-
von Regensburg nach Wien. Das Geld diente als
ganisiert und vorbereitet werden. Die Einkäufer
Vorschuss für die Viehkäufer. Wer bar auf dem
sorgten für die Wegvorbereitung, warben Ochsen-
Ochsengries zahlen konnte, war der Konkurrenz
treiber an, bestellten Rastplätze und Futter für
gegenüber eindeutig im Vorteil und konnte sogar
die Tiere und Quartiere für das Begleitpersonal.
die Preise etwas drücken. Für die Vorauszahlun-
Außerdem kümmerten sie sich um Zollfreibrie-
gen wurden oft Schuldbriefe ausgestellt. Häuser
fe oder Mautbestimmungen oder um eventuelle
und sonstige Güter der Metzger und Großvieh-
Schadensregulierung. Eine logistische Herausfor-
händler dienten hier als Sicherheiten und konnten
derung, die damals ohne die schnellen Kommunika-
bei Zahlungsversäumnissen gepfändet werden.
tionswege, die wir heute kennen, zu bewältigen war.
23
27
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Akteure des lukrativen
Geschäfts
Viehzüchter und Hirten
Viele der Augsburger Metzgerfamilien sind
Die ungarischen Viehzüchter waren zum Teil
durch die Augsburger Metzgerakten und diverse
selbst auch Viehhändler und trieben die Tiere zu
Mautrechnungen auch namentlich bekannt, so
den großen Märkten nach Westungarn oder nach
z. B. Burckhard, Hefele, Koch, Kaufinger, Lutz,
Österreich. In einer Liste von Viehverkäufern, die
Lehndorfer, Reischle, Thenn oder Wagner. Die Fa-
auf dem Wiener Ochsengries in den Jahren 1560
milie Burckhart aus Augsburg gehörte zu den flei-
und 1578 Graurinder verkauften, ist ein Großteil
ßigsten Ochsenkäufern auf dem Wiener Ochsen-
ungarischer Herkunft und kam aus Altenburg
gries, ihr Name taucht auch in Mautrechnungen
(Magyaróvár), Pressburg (Pozsony), Raab (Győr)
von Pregarten, Ebelsberg und Niederpöring auf.
oder sogar aus Debrecen. Die meisten von ihnen
Der protestantische Metzger Martin Burckhart25
waren Bauern oder Kleinadlige. Der Viehhandel in
der Ältere war übrigens 1583 und 1584 Bürger-
Westungarn, Österreich und Mähren war größ-
meister von Augsburg.
24
tenteils in ungarischer Hand.
Auch einige ungarische Großgrundbesitzer wie
Viehhändler, Fernhändler und
die Familie Batthyány nutzten die Vorteile des
Handelsgesellschaften
Rinderhandels. Herrscher wie der Palatin Tamás
Neben den einzelnen Viehhändlern und Metzger­
Nádasdy vermehrten mit Ankauf, Mästung und
vereinigungen existierten auch Handelsgesell-
Verkauf ihr Vermögen. Der Fürst Gábor Bethlen
schaften, größere Firmen, die sich rege am Och-
galt in Siebenbürgen als der erste Rinderhändler
senhandel beteiligten. Die großen Handelshäuser
im großen Stil. Der Dichter und Feldherr Miklós
wie die Haller aus Nürnberg und andere hatten
Zrínyi finanzierte mit den Einnahmen aus dem
ihre Agenten und Händler in der Nähe der Zucht-
Ochsenhandel seine Privatarmee und den Kampf
gebiete, in Ofen-Pest postiert, um die Geschäfte
gegen die Osmanen.
noch direkter, schneller und gewinnbringender zu
Die Hüter der Tiere, die Hirten auf der Puszta
gestalten.
mit ihrer typischen Kleidung, ihren Traditionen
und ihrem Handwerk werden im 3. Kapitel näher
Bekannt war auch die Handelsfirma Hans Öster-
vorgestellt (siehe Seite 58).
reichers selige Erben aus Augsburg, die einerseits
im Handel selbst eine Rolle spielte, andererseits
Metzger
aber auch als Kreditgeber der Metzger vorkam.
Wie bereits erwähnt, engagierten sich die Metzger
Allein an den Augsburger Ochsenkäufen im 16.
aus den Großstädten besonders im Ochsenhandel,
Jahrhundert waren 20 Handelsfirmen beteiligt:
einige machten sich selbst auf den Weg zu den
Österreicher, Zobel, Craffter, Hertzl u. a. Diese
Viehmärkten. Es war jedoch auch ein riskantes
handelten meist auch mit feiner Ware wie Seide,
Geschäft, wobei man auch pleitegehen konnte.
Samt, Wolle, anderen Textilien sowie Gewürzen.
24Liste von Dalhede, S. 40
25
Schreibweise in den verschiedenen Quellen unterschiedlich: Purckhart, Burckhart, Burckhard usw.
28
26Stromer, S. 43
Ungarischer Ochsentreiber (hajdú) –
Darstellung aus dem 17. Jh.
Der gefürchtete Niklas Ochsenfuß
Unter den Akteuren des Ochsenhandels gab es
Hinrichtung von Ochsenfuß, der 1468 schließlich
auch mal gefährliche und kriminelle Gestalten, wie
als Raubmörder verurteilt und ge­vierteilt wurde:
der berühmt-berüchtigte Niklas Ochsenfuß, der
„er hatte vil wandels mit burgern, kaufleuten und
zwar als Metzger und Kaufmann nicht schlecht
metzgern, mit ochsen von Ungern, küen und säwen
verdiente, jedoch seine Einkünfte öfters mit
(Säuen)“, heißt es in der Chronik.26
Straßenraub aufzubessern versuchte. Der Augsburger Chronist Burkhart Zink be­rich­tet über die
29
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Ochsenkapitäne und Ochsentreiber
Empfänger von Zoll- und
(Hajduken)
Mautgebühren, Pachteinnahmen
Die Herden wurden meistens von einem Och-
Profiteure des Ochsenhandels waren auch die
senkapitän, dem Chef der Truppe, und weiteren
Grundherren, die für die Nutzung ihrer Wege
fünf bis sechs Ochsentreibern, den so genannten
oder Weiden Gelder einkassieren und dadurch
Hajduken, geführt. Die Ochsenkapitäne wa-
beträchtliche Nebeneinkünfte erzielen konnten.
ren in der Regel Kleinadelige, die sich sonst als
Die bayerischen Herzöge hatten eine profitable
Söldnerführer verdingten und dadurch genug
Einnahmequelle durch die Zollgebühren, doch das
Welt- und Kampferfahrung für dieses oft harte
Herzogtum Bayern spielte auch bei der Verpach-
und raue Geschäft mitbrachten. Die berittenen
tung der Meringer Au eine große Rolle.
27
und bewaffneten Treiber kamen zum Teil aus
den Zuchtgebieten, aber manchmal auch aus den
Die Grundbesitzer von Ungarisch Altenburg (Ma-
Verbraucherzentren wie z. B. aus Augsburg. Diese
gyaróvár) hatten beträchtliche Einnahmen, indem
abenteuerlustigen, mutigen und raubeinigen Män-
sie die Weideflächen im Seewinkel an Ochsen-
ner, die „Cowboys“ der damaligen Zeit, waren im
händler und Metzger verpachteten. In der zweiten
Kampf gegen die Osmanen erprobt und tausch-
Hälfte des 16. Jahrhunderts lag das Weidegeld bei
ten ihre Söldnertätigkeit gerne gegen Dienste als
jährlich 400–500 Gulden.
Rindertreiber ein.
Die Nutznießer der Mautgebühren waren mal die
Wie viele Begleiter, Treiber und Knechte einge-
jeweiligen Landesherren, mal lag die Erhebung
stellt werden mussten, hing von der Herdengröße,
der Maut in städtischer Hand, wie z. B. die Welse-
der Wegbeschaffenheit, aber auf manchen Stre-
rische Maut von Ebelsberg bei der Stadt Wels.
cken auch von der Breite der Wege ab. An besonders engen Stellen brauchte man zusätzliche
Anrainer
Treiber, um die Tiere auf dem vorgegebenen Weg
Wer in der Nähe der Ochsenwege wohnte, konnte
zu halten. So wurden saisonal und regional immer
mit etwas Planung und Weitsicht leicht bei diesem
wieder zusätzliche Leute entlang der Triebwege
profitablen Geschäft mitverdienen und zu einem
für den Ochsentrieb eingestellt. Eine Art „Zeitar-
gewissen Wohlstand kommen. Die anliegenden
beit“ in der damaligen Zeit.
Bauern konnten auf vielerlei Weise etwas dazu
verdienen: Sie verkauften Futter für das Vieh,
Man geht davon aus, dass eine Herde von 200 Tie-
stellten ihre Weiden als Rastplatz für die Herden
ren von einem Ochsenkapitän und 3 bis 4 Knech-
zur Verfügung, versorgten die Ochsentreiber mit
ten begleitet wurden. Neben den Ochsentreibern
Quartier und Essen oder aber verdingten sich als
engagierte man zu manchen Trieben auch einen
Viehtreiber für bestimmte Strecken. Viele von
Koch mit Küchenwagen, doch es ist anzunehmen,
ihnen witterten rasch die guten Verdienstmöglich-
dass mit der Zeit die zahlreichen Gastwirte am
keiten, kauften Heu und Futter in großen Mengen
Ochsenweg die Bewirtung der hungrigen Ochsen-
aus den umliegenden Dörfern auf, um es dann an
begleiter übernahmen.
die vorbeiziehenden Herden mit Gewinn weiterzuverkaufen. Wirte in Gasthöfen boten Weideplätze
und auch Stallungen für die Tiere und Unter27
Es existieren verschiedene Schreibweisen wie
Haiducken, Heiducken, Hajduken, Haiduken:
Wir haben uns für die Schreibweise, die dem unga-
30
rischen Original am nächsten steht, entschieden.
künfte für die erschöpften Treiber. Rund um den
Ochsenweg entstand durch die Anrainer nach und
nach eine Art Infrastruktur, die die Versorgungder Herden bestens gewährleisten konnte.
Manchmal hatte die Aufnahme der fremden Ochsentreiber aber auch negative Folgen für die Gastwirte, wie in dem Fall Kapplerbräu in Altomünster
um 1650. Wie der Klosterchronist Frater Ludwig
Rieger berichtet, schleppte der Viehtreiber in den
Gasthof die Pest ein, woran ein Großteil der
Wirtsfamilie verstarb.28
Das Wirtshaus Kapplerbräu in Altomünster
Der clevere Konrad von Weinsberg
und sein Ochsengeschäft von 1422
Auch Personen höheren Standes beteiligten sich
schuss für die Wegzehrung. Nach drei Monaten
gerne am lukrativen Geschäft des Ochsenhandels,
erreichten 239 Ochsen ihre Zielorte in Mainz und
wie z. B. Konrad von Weinsberg. Er besaß nur ein
Bingen. Doch was ist mit den restlichen 45 Ochsen
winziges Fürstentum in Mittelfranken und nicht
passiert? 25 wurden für Weinsberg selbst „abge-
viel Geld, diente aber vor allem zwischen 1410 und
zweigt“ und auf seine Rechnung in Nürnberg ver-
1445 drei deutschen Kaisern als Reichskämmerer.
kauft. 17 Tiere mussten unterwegs verbilligt ver-
Seine Ochsenhandelsrechnung ist ein Unikum
kauft und zwei Ochsen infolge der oft gefährlichen
in der Geschichte des Ochsenhandels, weil sie
Inndurchquerung bei Schärding notgeschlachtet
über die verschiedenen Kosten, Ausgaben und
werden. Ein Ochse ist spurlos verschwunden.
Einnahmen recht detailliert Auskunft gibt. Der
Durch die Verkäufe unterwegs wurde ein Teil des
clevere Mann führte Geschäfte als Gesandter des
Weges auch bestens dokumentiert: Gran (Eszter-
Kaisers durch, verband die offiziellen Reisen oft
gom), Wieselburg, Wien, St. Pölten, Enns, Schär-
und gerne mit eigenen Geschäften und verdiente
ding, Straubing, Regensburg, Nürnberg, Fürth,
nicht schlecht dabei. 1422 bekam er die Aufgabe,
Aschaffenburg und Bingen.
ungarische Ochsen „in diplomatischer Mission“
Laut Berechnungen29 lag Weinbergs Reingewinn
einzukaufen. Das notwendige Kapital besorgte er
mit 25 verkauften Ochsen bei ca. 88 Gulden, das
bei seinem Schwager Georg von Hohenlohe sowie
gesamte Geschäft brachte insgesamt 536 2/3 Gul-
bei Nürnberger Tuchhändlern. Als Gesandter des
den ein. Ein ansehnlicher Betrag für die damalige
Kaisers hatte er die Möglichkeit, 1.000 Grauoch-
Zeit!
sen komplett zollfrei aus Ungarn auszuführen und
Über die ausgezeichnete Organisation des Triebes
durch Österreich, Bayern und Franken bis zum
zeugt außerdem die Tatsache, dass nur ca. 1 % der
Rhein-Main-Mosel-Dreieck treiben zu lassen.
gesamten Herde (1 verschwundener Ochse plus
Weinsberg kaufte für 1.900 Gulden 284 ungari-
zwei Notschlachtungen, 3 von 284) während des
sche Ochsen, engagierte dazu drei Ochsenkapitä-
Transports verlorengingen. Unter den damaligen
ne mit Knechten und gab ihnen 20 Gulden Vor-
Bedingungen eine hervorragende Leistung.30
28nach Podewils, S. 11
29Lerner, S. 99
30Stromer, S. 43
31
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Kosten und wie man sie
zu umgehen versuchte
Transitabgaben
aus dem Jahre 1627 Auskunft. Hier musste man
Auf dem Weg von Ost nach West waren die
9 Pfennig „Geleitgeld“ pro Ochse entrichten, ab
Ochsenhändler oder Einkäufer verpflichtet, ver-
100 Tieren gab es jedoch Nachlässe. Zuzüglich
schiedene Transitabgaben zu entrichten. Diese
verlangte man ein Zettelgeld, abhängig von der
zusätzlichen Kosten führten auch zu höheren
Herdenstärke. Diese Zettel, die die Anzahl der
Ochsenpreisen bei den Endverbrauchern. Die
Tiere und die Namen ihrer Besitzer dokumentier-
Herden mussten in der Regel bei den Zoll- und
ten, dienten auch als Quittung oder Mautbeleg.31
Mautstellen angemeldet und Zollbriefe sollten
Laut Schätzungen konnten die Zoll- und Maut­
vorgelegt werden.
abgaben im 16. Jahrhundert bis zu 4 Gulden pro
Zollerhöhungen wurden meist nur dann ohne
Ochse ausmachen.32
Zögern akzeptiert, wenn diese zur Sicherstellung von passierbaren Wegen dienten. Die vor-
Weitere Abgaben
handenen Zollbücher bezeugen jedoch, dass
Auf dem Wiener Ochsengries, aber auch auf ande-
das ordnungsgemäß verzollte Vieh die Regel
ren Märkten wurden den Verkäufern noch weitere
war, Schmuggel und Ähnliches dagegen eher die
Abgaben abverlangt wie Stand- und Schreibgeld
Ausnahme. Wenn jemand mit nicht verzollten
sowie Pflasterzoll. Die Standgebühren vermehrten
Tieren erwischt wurde, drohte ihm nämlich eine
zum Beispiel aufgrund eines alten Privilegs die
Pfändung der gesamten Herde, was viele Händler,
Einnahmen der Herrschaft Scharfeneck. Auch das
Metzger und Einkaufsbeauftragte nicht gerne
Hansgrafenamt in Wien forderte Gebühren von
riskieren wollten.
den Händlern ein.
Eine schwere Belastung war die Entrichtung des
Weidegeld
sog. Dreißigstzolls. Der Dreißigstzoll war ein von
Weidegeld zahlten die Ochsenhändler und Metz-
den ungarischen Königen bereits im 14. Jahrhun-
ger für die Benutzung von Weideflächen, die in
dert eingeführter Ausfuhrzoll, der sich im We-
der Nähe der Viehmärkte oder der Endstationen
sentlichen nach dem Wert der ausgeführten Ware
lagen, wie die Mastzonen im Seewinkel oder die
richtete. Die Zolltaxe betrug im Allgemeinen nicht
Meringer Au. Nutznießer waren hier die bayeri-
ein Dreißigstel sondern ein Zwanzigstel der Ware.
schen Herzöge, weltliche oder kirchliche Herr-
Hinzu kamen die Mautgebühren auf dem Weg,
schaften, denen die Nutzflächen gehörten.
einschlägige Mautstellen waren: Enns, Ebelsberg,
Pregarten, Linz, Klafferwald und Mautstellen in
Triebgeld
Bayern. Mautsätze sind zum Beispiel aus Pregar-
Unter dem Begriff Triebgeld werden die Haupt-
ten bekannt, hier zahlte man 1592 einen Pfennig
kosten des Triebes gerechnet, vor allem die
pro Ochsen, 1628 dann einen Kreutzer (zu 4 Pfen-
Arbeitslöhne für die Ochsentreiber, Wegzehrung
nig). Bei der Linzer Mautstelle geben uns Zahlen
31
Vangerow: Die Fleischversorgung Süddeutschlands,
S. 84
32
Vangerow: Die Fleischversorgung Süddeutschlands,
32
S. 77
Graurinder auf der Weide
33
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
eventuell auch die Fütterungskosten. Die Treiber
aber auch von Kroaten ist hier die Rede, die sich
erhielten oft Salz für die Rinder, Nahrung und
intensiv am Ochsenschmuggel beteiligten. Einige
auch Kleidung für den Trieb.
von diesen Kleinadligen wohnten in Ober-, Mittel-
Das Triebgeld – sofern diese Kosten überhaupt
und Unterpullendorf und wurden deshalb als „die
erfasst und festgehalten worden sind – war
Pullendorfer“ genannt. Manche Händler hatten
ebenfalls größeren Schwankungen ausgesetzt
die jeweiligen Zollbeamten bestochen und betrie-
und machte mal 5–8 %, mal sogar fast 15 % des
ben so unbehelligt einen regelmäßigen Schmuggel
Einkaufspreises aus. Es enthielt die Arbeitslöhne
im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Österreich.
und oft auch die „Tischzehrung“ für die Ochsen-
Andere wiederum handelten im Auftrag von Bru-
begleiter. Die Historikerin Christina Dalhede rech-
cker Fleischhauern. Laut Aufzeichnungen hatte
net hier mit 0,5–1 Gulden (1560) bzw. mit 2 Gulden
das Dreißigstzollamt allein durch den illegalen
(1578) Triebgeld pro Ochse. Das war also eine Art
Viehtrieb einen Einnahmeausfall von über 20.000
„Triebgeldpauschale“. Je größer die Herde, desto
Gulden in ca. 27 Jahren. In den 1570er Jahren ge-
mehr musste natürlich auch für die Begleiter
langen über 6.000 unverzollte Ochsen von Ungarn
bezahlt werden.
nach Niederösterreich. Das geschmuggelte Vieh
33
war selbstverständlich günstiger zu haben als
Pfändungen oder
legal eingeführte Tiere auf dem Wiener Ochsen-
Schadenersatzzahlungen
gries. So entstand eine Art Schwarzmarkt, den die
Falls das getriebene Vieh auf die Ackerflächen
Metzger auch von Zeit zu Zeit gerne in Anspruch
auswich, die Ernte zertrampelte oder größe-
nahmen.
re Flurschäden verursachte, kam es auch zu
Pfändungen oder Schadenersatzforderungen.
Die Schmugglergruppen wie die „Pullendorfer“
In Schwechat wurden 1563 zwei Ochsenhändler
waren in der Regel bewaffnete, harte Burschen,
angehalten, denen der wutentbrannte Grundbe-
so dass die Dreißigstbeamten gegen sie keine
sitzer wegen Flurbeschädigung gleich 16 Ochsen
Chancen hatten. Sie vermieden daher lieber die
und etliche Schafe abnahm. Da die Einigung nicht
offene Konfrontation und ließen die Schmuggler
schnell genug erzielt werden konnte, verpassten
vorbeiziehen. Als dann Ende des 16. Jahrhunderts
die Viehhändler den Termin beim Wiener Och-
die Aktivitäten der „Pullendorfer“ immer weiter
sengries, so dass ihnen dadurch noch höhere
stiegen und teilweise über 300 Ochsen pro Woche
Schäden entstanden.34 Auch daran sieht man, das
unverzollt nach Österreich wanderten, ergriff
Geschäft war nicht immer nur lukrativ, sondern in
die Niederösterreichische Kammer Gegenmaß-
vielen Fällen auch mit Risiken behaftet.
nahmen. Eine berittene Mannschaft, eine eigene
„Guardia“ mit einem Leutnant und acht weiteren
Viehschmuggel
Männern wurde gegründet, eine „Spezialeinheit“
Da die Zölle, Mautgebühren und andere Abgaben
zur Bekämpfung und Zerschlagung der Schmugg-
eine hohe finanzielle Hürde darstellten, gab es
lerbanden. „Das Sonderkommando“ hatte an-
natürlich auch „schwarze Schafe“, die versuchten,
fangs einige Erfolge und konnte zwei seit langem
diese Hürden zu umgehen und „unnötige“ Ausga-
gesuchte Pullendorfer auf frischer Tat ertappen
ben einzusparen. Einige Fälle aus dem 16. Jahr-
und festnehmen. Insgesamt war die Aktion jedoch
hundert sind durch Aufzeichnungen bekannt:
nicht so erfolgreich wie erwartet.35
Von ungarischen Viehhändlern und Magnaten,
33Angaben nach Dalhede, S. 80
34Tobler, S. 307
34
35nach Tobler, S. 307–312
Ochsentrieb heute in Tiszaug
35
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
36
02–
Das ungarische
Graurind –
ein Exportartikel
auf vier Beinen
37
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen
Abstammung der Rasse –
Legenden und Fakten
Das berühmte „Feszty-Panorama“ (auf Unga-
auf der Flucht waren, behauptete die eine These.
risch: Feszty-körkép) ist ein etwa 1.800 m² großes
Andere meinten, die Graurinder wurden von den
Rundgemälde, benannt nach dem ungarischen
Ungarn bei ihren Beutezügen aus südlichen Län-
Maler Árpád Feszty. Er stellt mit diesem Werk den
dern mitgebracht. Wieder andere vertraten die
Einzug der Magyaren ins Karpatenbecken, die so
Meinung, sie seien erst während der türkischen
genannte ungarische Landnahme von 896 dar. Das
Herrschaft von Völkern aus dem Balkan mitge-
Monumentalbild, entstanden zum 1.000-jährigen
schleppt worden. Eine neuere Theorie geht eher
Jubiläum dieses historischen Ereignisses, wurde
davon aus, dass die Rasse aus der Kreuzung von
1896 auf der Budapester Millenniumsausstellung
kleineren, rothaarigen Rindern mit dem deut-
gezeigt. Heute ist es im Nationalen Historischen
lich größeren Auerochsen entstanden ist. Diese
Gedenkpark in Ópusztaszer zu sehen. Auf diesem
These von László Matolcsi, die eine Kreuzung von
Gemälde, unweit von Fürst Árpád, sieht der Be-
aus Podolien mitgebrachten Rindern mit den im
trachter mehrere ungarische Grauochsen, einen
Karpatenbecken heimischen Tieren und eine be-
großen Wagen ziehend. Unverwechselbar die aus-
wusste Züchtung annimmt, scheint aufgrund der
ladenden, geschwungenen Hörner der Tiere sowie
bisherigen Forschung am wahrscheinlichsten.
ihr kräftiger Körperbau.
Der Auerochse (Bos primigenius) lebte sehr wahr-
Doch gab es diese Tiere wirklich bereits im
scheinlich schon zu Árpáds Zeiten im Karpatenbe-
9. Jahrhundert auf diesem Gebiet? Die Funde der
cken. Er gilt erwiesenermaßen als Vorfahre aller
Archäozoologen aus dieser Zeit können das nicht
Hausrinderrassen.
bestätigen. Im Gegenteil: Die Knochen, die bei den
Viele Legenden ranken um den bereits ausgestor-
Ausgrabungen ans Tageslicht befördert wurden,
benen Auerochsen. Aufgrund der Beschreibungen
weisen eher auf Tiere mit einer Widerristhöhe
müssen es imposante und respekteinflößende
von nur 105–110 cm (beim Graurind zwischen
Tiere gewesen sein. Abu Hamid al-Gharnati, ein
135–155 cm) und viel kleinere Hörner hin. Größe-
arabischer Reisender aus dem 12. Jahrhundert,
re Exemplare gab es laut Forschung erst ab dem
berichtet folgendermaßen: „In Basgird (Karpaten-
späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit.2
becken) lebt ein großes Wildtier. Das Tier ist so
Fesztys Darstellung ist also höchstwahrschein-
groß wie ein Elefant. Nur das Fell wiegt so viel wie
lich ein Anachronismus, sie zeigt jedoch, dass der
das Gewicht von zwei starken Rindern. Der Kopf
ungarische Grauochse schon damals etwas Sym-
ist so groß wie der von einem Ochsen. Es wird ge-
bolträchtiges für die ungarische Nation darstellte.
jagt. Sein Name ist attaya. Ein wunderbares Tier.
1
Sein Fleisch ist ausgezeichnet und fettreich, seine
Über den Ursprung dieser besonderen Rinderras-
Hörner sind so groß und so lang wie der Rüssel
se stellten Forscher und Wissenschaftler seit dem
eines Elefanten.“3
19. Jahrhundert immer wieder neue Theorien auf:
Die Tiere seien mit den Kumanen und anderen
Völkern ins Land gekommen, die vor den Tataren
1
Der Widerrist ist der erhöhte Übergang vom Hals
zum Rücken bei Vierbeinern.
2
Tugya, In: Oxenweg Konferencia Csorvás,
Csorvás 2009, S. 37–47
3
nach Gencsi, S. 7
4
Münstersagen. Légendes de la cathédrale de Stras-
38
bourg (www.crdp-strasbourg.fr)
Szene aus dem berühmten Bild von Árpád Feszty (Feszty-Panorama)
Ein echtes „Arbeitstier“ in Straßburg
Laut einer Sage wirkte auch beim Bau des Straß-
der ungarische Büffel eine viel schwerere Last
burger Münsters im 11. Jahrhundert ein solch
und Ladung als ein Gespann Pferde oder Ochsen.
gewaltiges Tier mit: „Da kam ein Fuhrmann aus
Mit bewundernswerter Leichtigkeit schleppte er
Ungarn nach Straßburg, mit einem riesigen Büffel
die schwersten Steinquader. […] Jedermann in
oder Auerochsen. Solch einen großen Auerochsen
Straßburg kannte den gewaltigen ungarischen
hatte man in den Ländern am Rhein noch nie ge-
Ochsen und rühmte die Muskelkraft des Riesen-
sehen. Was aber alle noch mehr in Erstaunen ver-
tieres. Nach vielen Jahren schwerer Arbeit starb
setzte, war nicht nur die kolossale Gestalt des Au-
der Büffel. Zur Bewunderung und zum Andenken
erochsen, sondern auch seine gewaltigen Hörner.
hing man eines der gigantischen Hörner an einer
Beide waren gekrümmt und am Ende spitz. Jedes
Kette im Münster auf.“4 Das etwa zwei Meter lange
Horn hatte beinahe sieben Schuh. Das Tier hatte
Horn war dort bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
einen riesigen Körper und Riesenkraft. Allein zog
zu sehen.
39
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen
Ein imposantes Tier mit
exzellentem Fleisch
„Wer kein ungrischer Ochs ist, komm mir nicht
und die Gewichtsverluste aufholen konnten. Somit
zu nah!“, ruft Götz von Berlichingen im gleich-
standen sie nach einer kurzen Mastphase rasch
namigen Drama von Goethe, als er gefangen
wieder als Ware mit einem stattlichen Schlachtge-
genommen werden soll. Nur wer die Kraft eines
wicht zur Verfügung. Wenn man das alles bedenkt,
ungarischen Ochsen hat, hat gegen ihn im Kampf
war das Graurind der optimale Exportartikel: ei-
überhaupt eine Chance. In der deutschen Litera-
ner, der sich selbst transportiert, also auf den ei-
tur wurde das mächtige Tier zur Metapher.
genen vier Beinen vom Züchter zum Fleischmarkt
läuft, wetterfest und transportsicher „verpackt“
„Wie ist das ungarische Graurind? Es ist zäh wie
ist und unterwegs nur relativ wenig Kosten verur-
der Steppenwolf, anspruchslos wie Gras auf salzi-
sacht.
gem Boden und du kannst es noch so viel mästen,
Im Frühjahr und im Sommer wurden ca. 10–15 %
das Fleisch bleibt so mager und muskulös wie
des Ochsenbestandes für den Export ausgewählt.
beim Wildhasen“, fasst der Rinderhirte János Kiss
Ein Beispiel aus dem Jahr 1700 zeigt die Zusam-
vom Hortobágy die Vorteile der Rasse zusam-
mensetzung der Herde: 25 % Jungochsen, 44 %
men.5
Standardochsen mit einem Gewicht von 450–480
kg und 31 Prozent fette Ochsen, die 500 bis 650 kg
Viele Eigenschaften waren geradezu optimal für
wogen. Es gab aber auch Herden, die ausschließ-
den langen Transportweg quer durch Europa: Das
lich aus fetten Ochsen bestanden, diese waren auf
ungarische Graurind ist anspruchslos, braucht
den westlichen Märkten nämlich sehr begehrt.6
keine Stallung, nur Weidegras oder gemähtes Heu.
Das Schlachtgewicht der „Ungarochsen“ erreich-
Es kann sowohl im Winter als auch im Sommer
te oft das 2–2,5fache der heimischen Tiere. Aber
draußen gehalten werden. Das typisch graue Fell
nicht nur die gelieferte Fleischmenge, auch die
wird im Herbst und Winter dicker. Mit Hilfe von
Fleischqualität war ausschlaggebend für den
Muskelbündelchen wird Luft unter den Haaren
Export. Auf den Märkten von Augsburg oder
eingeschlossen, um das Tier vor der Kälte zu
Nürnberg in der Frühen Neuzeit war das Fleisch
schützen. Aber auch die Sommerhitze vertra-
der ungarischen Grauochsen am hochwertigs-
gen die Graurinder problemlos: Im Sommer wird
ten und damit auch am teuersten. In Metzger-,
ihr Fell wieder dünner und die hellgraue Farbe
Handwerks- und Schlachthausordnungen wird
schützt sie vor den Sonnenstrahlen.
das ungarische Ochsenfleisch ganz oben mit dem
Die außerordentlich starken Beine und die ausge-
höchsten Preis gelistet: Ein kulinarischer Lecker-
prägte Muskulatur machten es möglich, dass die
bissen der damaligen Zeit.
Tiere die langen Marschrouten von manchmal bis
zu 1.500 Kilometern ohne Erschöpfungserschei-
Das Fleisch der ungarischen Graurinder ist dun-
nungen überstanden. Ein anderer wichtiger Vor-
kelrot und besitzt eine besonders feine Maserung.
teil war, dass die Herden nach den strapaziösen
Diese dunkle Farbe entsteht durch den hohen
„Ochsentouren“ relativ schnell wieder zunehmen
Muskelpigmentgehalt. Es enthält viel Eiweiß und
5 nach Gencsi, S. 3
40
6 Kiss, S. 95
Ungarisches Graurind mit den typischen Hörnern
41
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen
ist reich an ungesättigten Fettsäuren, an Vitamin
B und E sowie an Mineralstoffen wie Eisen oder
Zink. Beim Braten fällt das Fleisch weniger zusammen, da es nur sehr wenig Wasser enthält. Der
Geschmack ist einzigartig und erinnert an den
Geschmack von Wild.
Die Grauochsen waren auch als Zugtiere sehr
beliebt, da sie Stärke und Ausdauer vereinten.
In vielen Darstellungen sind sie vor Kutschen
oder landwirtschaftlichen Geräten eingespannt
zu sehen. Nachdem sie aber als gewinnträchtige Exportware für die westeuropäischen
Fleischmärkte entdeckt wurden, erfolgte die
So vielfältig sind die Hörner der Grauochsen
Züchtung vorzugsweise für diesen Zweck.
Das besondere Merkmal der Rasse sind die
Breze, Tulpe, Laute, gabelförmig, gedreht oder
geschwungenen, furchteinflößenden Hörner. Die
auch eine etwas asymmetrisch geratene Form, die
Hörner des Stiers sind kürzer, aber wesentlich
man liebevoll „von Jesus berührt“ nannte.7
dicker als die der Kuh. Diese sind länger und dün-
Die Augen sind mandelförmig, dunkel und glän-
ner. Die längsten und größten Hörner besitzen
zend. Das Fell ist hell- bis dunkelgrau, nur die
jedoch die Ochsen. Die meisten Hörner sind an
Kälber kommen mit einem rötlich-rehbraunen Fell
der Spitze schwarz, an der Hornwurzel schmut-
auf die Welt, das ungefähr nach einem halben Jahr
zigweiß und in der Mitte weiß.
die graue Farbe annimmt. Die schwarze Schwanz-
Wenn auch diese Kopfverzierungen auf den ersten
quaste galt jahrhundertelang als Siegel, das die
Blick ziemlich ähnlich aussehen, bei genauerem
Originalität der Ware bezeugte und durfte des-
Betrachten kann man eine große Vielfalt erken-
halb nicht vom Schlachtkörper getrennt werden.8
nen. Der Ethnologe Károly N. Bartha hat 25 ver-
Das ungarische Steppenrind gilt neben anderen
schiedene Bezeichnungen für die verschiedenen
einheimischen Tierrassen wie dem Mangali-
Hörnerformen in der ungarischen Sprache der
ca-Schwein (Wollschwein) oder dem Zackelschaf
Hirten aufgezeichnet. So gibt es z. B. Schnurrbart,
als „Hungaricum“ und steht unter Artenschutz.
Ochse, Stier, Bulle, Kuh
Was ist der Unterschied zwischen einem
bis sie ein passendes Schlachtgewicht erreichen.
Ochsen und einem Stier?
Das Fleisch eines Ochsen ist deswegen wesentlich
Ein Ochse ist ein kastriertes männliches Rind.
feinfaseriger und schmeckt durch den veränder-
Das geschlechtsreife, nicht kastrierte männliche
ten Hormonhaushalt besser.
Tier heißt dagegen Stier oder Bulle. Durch die
Das weibliche Tier heißt Färse oder Kalbin bis
Kastration konnten die Tiere besser für die Arbeit
zum ersten Kalben, erst danach wird es als Kuh
als Zugtiere abgerichtet werden, aber auch das
bezeichnet. In alten historischen Aufzeichnungen
Wachstum wird so verlangsamt und die Ochsen
werden diese Begriffe noch nicht eindeutig ver-
brauchen im Vergleich zu Bullen die doppelte Zeit,
wendet und oft miteinander vermischt.
7 nach Gencsi, S. 9
42
8 nach Gencsi, S. 9–13
Ein besonderes Exemplar: die Hörner des Ochsen namens „Csapos“ in
der Tscharda von Hortobágy (208 cm)
43
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen
Geschlachtet und komplett
„ausgeschlachtet“
Die ungarischen Ochsen waren nicht nur als
nützliche Gegenstände wie Pfeifen, Tiegel, Dös­
Fleischlieferanten wichtig, so gut wie das ganze
chen, Flöten oder Messer herstellen. Knochen und
Tier konnte verwertet werden.
Knorpel dienten außerdem zur Herstellung von
Aus dem Talg (Unschlitt) der geschlachteten Tiere
Leim, den Tischler, Buchbinder oder Hutmacher
wurden weiße Seifen und Wagenschmiere her-
gerne für ihr Handwerk verwendeten. Die langen
gestellt oder Kerzen geformt. Magen und Darm
Hörner der Tiere waren äußerst begehrt, daraus
konnten als Wursthäute verwendet werden. Der
konnten handwerklich begabte Meister die unter-
gereinigte Darm wurde geräuchert, getrocknet
schiedlichsten Gegenstände wie Knöpfe, Kämme,
und mit Öl behandelt, daraus konnten Saiten für
Löffel, Trink- oder Gewürzbehälter, Laternen-
Musikinstrumente oder Armbrustsehnen gemacht
scheiben und Blashörner anfertigen. Viele dieser
werden. Aus der äußeren Haut des Mastdarmes
Gegenstände wurden auch mit eingeritzten wun-
fertigten die Goldschmiede Werkzeug und Formen
derschönen Motiven geschmückt. Aus der rohen
für die Blattgoldherstellung. Aus den Rinder-
Haut bereiteten die Gerber große Lederstücke,
knochen konnten die Zeitgenossen verschiedene
die von Schuhmachern, Sattel- und
Rotgerber – historische Darstellung
44
Gebrauchsgegenstände aus Horn
Kutschenmachern, aber auch von Buchbindern
alles, was nützlich war, verarbeitet und nichts
gerne genommen wurden. Das Ochsenblut diente
weggeschmissen wurde.
als Rohstoff für eine besondere Farbe, die als
„Berliner Blau“ bekannt wurde. Diese Farbe ver-
Zahlreiche Berufe hingen mit der Verwertung
wendete man beim Färben von Holz, Tuch oder
der Schlachttiere zusammen: Fleischer, Gerber,
Garn. Der sogenannte Ochsenziemer oder Och-
Kamm- und Knopfmacher, Seifenkocher, Kerzen-
senfiesel, eine Art Peitsche, wurde aus getrockne-
gießer, Lederer, Sattler, Leinenmacher, Bogner,
tem Bullenpenis hergestellt. Sogar der Mist aus
Schuh- und Stiefelmacher, Instrumentenhersteller
dem Stall fand Verwendung, als Dünger für die
usw. Somit wurden auch diese Berufsgruppen
Felder oder getrocknet als Heizstoff.
am europäischen Ochsenhandel beteiligt und
Diese außerordentliche Vielfalt an Verwendungs-
regelmäßig mit neuen „Rohstoffen“ aus Ungarn
möglichkeiten verweist auf eine Zeit, als noch
versorgt.
45
Das ungarische Graurind – ein Exportartikel auf vier Beinen
Das Schicksal der Rasse nach
dem 2. Weltkrieg
Nach dem 2. Weltkrieg und der Verstaatlichung
Nach der Wende, 1991 wurde die Vereinigung der
der landwirtschaftlichen Betriebe in Ungarn war
Züchter des Ungarischen Steppenrinds (Magyar
das ehemals so gewinnbringende Graurind plötz-
Szürke Szarvasmarhát Tenyésztők Egyesülete)
lich nicht mehr wichtig. Man führte stattdessen
gegründet, die bis heute die Züchtung koordi-
Milchkühe aus der Sowjetunion ein, um diese mit
niert. Die Produkte aus ungarischem Graurind
den ungarischen Rindern zu kreuzen und bessere
sind als markengeschütztes Bio-Fleisch bzw. als
Milcherträge zu erzielen.
Bio-Fleischprodukte erhältlich.
Mitte der 60er-Jahre wurden nur noch 180 Kühe
und sechs Bullen in den ungarischen Staatsbetrieben gezählt. Imre Bodó und einigen anderen
Tierzüchtern ist es zu verdanken, dass die Rasse
damals nicht ausgestorben ist. Im Hortobágyer
Staatsbetrieb konnten sie einige Tiere verstecken.
Ohne diese beherzte Aktion gäbe es womöglich
nur noch einige wenige Exemplare in Ungarn, die
man vielleicht noch im Zoo bestaunen könnte.
Diese Initiative machte es möglich, die Graurinder
zu erhalten und den Bestand später wieder zu
steigern. Heute leben 20.000 Graurinder in Ungarn, vor allem auf dem Gebiet des Nationalparks
Hortobágy sowie im Nationalpark Kiskunság. Eine
neuere Verbreitung verdankt die Rasse auch der
Gründung der länderübergreifenden Kulturlandschaft Fertő-Neusiedler See. So weidet heute das
Graurind auch wieder – wie damals – im Seewinkel
an der ungarisch-österreichischen Grenze.
Hortobágy bietet auch Bio-Fleisch
46
Muttertier mit Kalb
47
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
48
03–
Ungarn – die
„Fleischspeise­kammer“
Europas
Hirten,
Viehhändler und Hajduken
49
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
Die Bedeutung
der Rinderzucht und
des Ochsenhandels in Ungarn
Das 15. Jahrhundert stellte in der ungarischen Geschichte
eine Blütezeit dar: Sigismund von Luxemburg (1368–1437),
der erfolgreiche Heerführer und Staatsmann János Hunyadi
und später sein Sohn König Matthias Corvinus (1458–1490)
machten das Land mit diplomatischem Geschick und
militärischen Erfolgen zu einem wichtigen und florierenden
Staat in Mitteleuropa.
Der in der Bevölkerung äußerst populäre und als
heute noch als ein Synonym für eine große nati-
„der Gerechte“ bezeichnete König Matthias, um
onale Katastrophe. Ab diesem Zeitpunkt begann
dessen Person sich zahlreiche Sagen und Ge-
die 150-jährige türkische Herrschaft und Ungarn
schichten ranken, brachte die Kultur der Renais-
zerfiel in drei Teile: Zentralungarn wurde als Pro-
sance und des Humanismus nach Ungarn. Das
vinz direkt ins Osmanische Reich eingegliedert.
Land wurde im 15. Jahrhundert auch ein geistiges
Das damalige Fürstentum Siebenbürgen im Osten
Zentrum in Europa und verfügte beispielsweise
wurde ein osmanischer Vasallenstaat, wenn auch
über die zweitgrößte Bibliothek nach dem Vati-
mit einer gewissen Autonomie. Der Rest des Kö-
kan. Unter Matthias‘ Herrschaft erreichte Ungarn
nigreichs Ungarn, bestehend aus dem Burgenland,
seine größte Ausdehnung und umfasste kurzzeitig
einem schmalen Streifen im Westen Ungarns, dem
auch Ostösterreich, Mähren und Schlesien. Doch
Westen Kroatiens, der Slowakei und Nordungarn
nach dem Tod des Königs (1490) verfiel das Land
fielen als Erbe an die Habsburger.
dem Chaos, die Machtkämpfe um die Thronfol-
1683 besiegte die Heilige Liga (eine Allianz aus
ge brachten Unruhe und Unzufriedenheit. Der
Polen, Habsburgern, Venedig und Bayern) die
Bauernaufstand gegen die Großgrundbesitzer
Türken bei Wien und bereitete damit der langjäh-
unter der Führung von György Dózsa (1514) wurde
rigen Türkenherrschaft in Ungarn ein Ende. Doch
blutig niedergeschlagen. Die größte Niederlage
frei wurde Ungarn dadurch noch lange nicht. Das
folgte aber erst 1526. Bei Mohács unterlagen die
Land und seine Bewohner kämpften fortan gegen
Soldaten des ungarischen Königs Ludwig II. den
die absolutistische Herrschaft der Habsburger
Truppen des türkischen Sultans Suleiman I. Das
und für die Unabhängigkeit. In diesen – meist
Wort Mohács gilt in der ungarischen Sprache
recht turbulenten – Zeiten spielte sich der trans-
50
Die Schlacht von Mohács – Bild von Mór Than
kontinentale Ochsentrieb ab, der dem von Kriegen
derhaltung boten. Ein günstiges Pachtsystem
und inneren Unruhen stark gebeutelten Land
ermöglichte den Großbauern der umliegenden
einen wirtschaftlichen Antrieb gab und bestimmte
Marktflecken, die Flächen rentabel für die Rin-
Regionen trotz der äußeren Umstände zum öko-
derzucht zu nutzen. Diese Marktflecken mit
nomischen Aufschwung verhalf.
ausgedehnten Weideflächen spezialisierten sich
zunehmend auf die Viehzucht im großen Stil. Die
Im 14. und 15. Jahrhundert kam es vielerorts zu
führende Schicht, die sich als Abgrenzung von den
einer Entvölkerung der Dörfer in Ost- und Mittel-
einfachen Bauern „Bürger“ (cívis) nannte, bestand
europa. Auch in Ungarn führten wirtschaftliche
in erster Linie aus reichen Viehzüchtern.1 Diese
und gesellschaftliche Faktoren, Hungersnöte,
nahmen oft selbst Handelsbeziehungen mit dem
Epidemien und Kriege zum Aussterben von Sied-
Westen auf.
lungen. Diese Entwicklung begann bereits unter
dem Sturm der Tataren und setzte sich unter der
Die wirtschaftlichen Erfolge der Rinderzucht und
türkischen Herrschaft weiter fort. Die Bewohner
des florierenden Viehhandels wirkten sich äu-
kleinerer Dörfer zogen in größere Siedlungen um,
ßerst positiv auf die Entwicklung der größeren
wo sie besseren Schutz fanden. Viele Felder lagen
Siedlungen aus. Der erwirtschaftete Überschuss
längere Zeit brach, so dass sich die natürliche
ermöglichte einigen Marktflecken und Städten die
Vegetation wieder ausbreiten konnte. Auf diese
Unabhängigkeit, die Selbstverwaltung und ebnete
Weise bildeten sich große, unbewohnte Flächen,
somit den Weg zum wirtschaftlichen Aufstieg. Die
die insbesondere in der Weite der ungarischen
größten Zentren der Viehzucht wurden Debrecen
Tiefebene beste Voraussetzungen für die Rin-
und Kecskemét. Weitere Zentren waren Nagy-
1 Makkai, S. 489
51
51
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
kőrös und Cegléd. Um 1550 besaß ein einziger
Bürger von Debrecen, ein Mann namens Gáspár
Bíró allein 10.000 Stück Vieh2 – das bedeutete
damals Reichtum.
Die Einkünfte bereicherten jedoch nicht nur
die Zuchtgebiete und ihre Umgebung. Auch die
entlang der Handelsrouten liegenden Siedlungen
profitierten stark vom transkontinentalen Handel. Die riesigen Herden brauchten unterwegs
Wasser und Weideflächen, die ihnen gegen eine
sogenannte „Grasmiete“ (fűbér) zur Verfügung
gestellt wurden. Die Ochsentreiber wurden in
Tschardas und anderen Gasthäusern mit Speisen
Das dreigeteilte Land während der
türkischen Herrschaft
und Getränken versorgt. Bei der Überquerung
Rolle, da so die Versorgung der Soldaten sicher-
von Flüssen mussten Gebühren entrichtet wer-
gestellt werden konnte. Beispielhaft waren die
den. Insgesamt handelte es sich um beachtliche
Bestrebungen der Familie Zrínyi, die zwar durch
Einnahmequellen. Allein zwischen dem 22. Juli
ihre Güter und Handelstätigkeit große Beträge
1563 und dem 9. März 1564 wurden 30.428 Rinder
erwirtschaftete, diese Einnahmen jedoch größten-
durch den Hafen von Vác (Waitzen) getrieben,
teils für militärische Ausgaben verwendete, um
das an der Hauptverkehrslinie nach Wien und
Kroatien-Slavonien und Ungarn gegen die türki-
Deutschland lag. Einem Bericht des Hafenbuchs
schen Truppen zu verteidigen.4
zufolge stammten alle Tiere aus der ungarischen
Tiefebene. Von den Steuern und Zollgebühren
Zwischen 1541 und 1552 fiel die gesamte ungari-
profitierte aber auch die königliche Schatzkam-
sche Tiefebene in die Hände der Türken. Die os-
mer. Die Dreißigstzolleinnahmen wurden schon
manische Herrschaft verursachte zunächst einmal
während der Regierungszeit von König Matthias
keine wirtschaftliche Verschlechterung, da der
(1458–1490) auf 50.000 Gulden geschätzt. Und
türkische Fiskus auch Abgaben forderte und allzu
die wahre Blütezeit des Handels kam erst später,
gern vom wirtschaftlichen Aufschwung und von
im 16. Jahrhundert.
den Zolleinnahmen profitierte. Die Stadt Debrecen
3
zum Beispiel erkaufte ihre Unabhängigkeit durch
Die Siedlungen, an denen Rindermärkte abgehal-
Tributzahlungen. Deshalb ließen die türkischen
ten wurden, erlebten ebenfalls einen wirtschaftli-
Besetzer die Herden zum Königreich Ungarn und
chen Boom. Bedeutende ungarische Städte waren
weiter in den Westen ziehen und behinderten die
Győr (Raab) und Sopron (Ödenburg), die direkt an
Ausfuhr in der Regel nicht. Die Ochsen wurden
der Handelsroute nach Deutschland lagen.
durch die türkischen und ungarischen Zollstätten
auf die großen Viehmärkte des Königreichs ge-
Aber nicht nur wirtschaftlich, sondern auch poli-
bracht, dort von professionellen Ochsenhändlern
tisch brachte der Ochsenhandel Vorteile mit sich.
aufgekauft, um dann weiter Richtung Deutschland
Die Einnahmen aus dem Viehexport spielten auch
oder Venedig getrieben zu werden.
beim Kampf gegen die Türken eine bedeutende
2 nach Makkai, S. 492
3 nach Fügedi, S. 59
52
4 nach Kiss: Die Rolle der Magnaten …, S. 462
Von den ungarischen Zollpapieren ist leider nur
hundert schätzen Forscher die Zahlen auf etwa
wenig erhalten geblieben, so zum Beispiel eini-
150.000 Rinder pro Jahr.7 Der Löwenanteil des
ge Verzeichnisse der türkischen Zollstätte bei
Exports, 82 % des gesamten Außenhandels, rich-
Vác (Waitzen) zwischen 1560 und 1562, die über
tete sich im 16. Jahrhundert nach Westen, nur ein
Mengen von 140.823 und 30.070 durchgetriebe-
geringer Anteil der Exportgüter verließ das Land
nen Ochsen Auskunft geben. Außerdem sind
in andere Himmelsrichtungen.8
Rechnungsbücher von 19 Dreißigstämtern an der
Zwischen 1500–1700 machte die Rinderzucht in
Westgrenze des Königreichs aus dem Jahre 1542
Ungarn 50–60 % des Nationaleinkommens aus9,
bekannt: In dieser Zeit wurden 27.539 Ochsen
d. h. sie war lange Zeit die wichtigste Einnahme-
aus Ungarn ausgeführt. Das machte damals 85 %
quelle für verschiedene Bevölkerungsschichten
des Exportgesamtwertes aus.6 Für das 16. Jahr-
und damit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
5
Ochsentreiber als Postboten
Die Metzgerpost von Debrecen
nossen, da sie die Post unentgeltlich beförderten.
Die ungarischen Metzger und Viehhändler, die oft
Bevor sie sich auf den Weg machten, übernahmen
selbst hunderttausende Graurinder in Richtung
sie die Briefe vom Stadtrichter und den Bürgern
Westen trieben, kannten die Wege, Wiesen, Furten
der Stadt und beförderten diese meist mittels rei-
wie ihre Westentasche und waren regelmäßig zwi-
tender Boten. In jeder anderen Stadt machten die
schen Ost und West unterwegs. Daher lag es auf
Metzgerboten mit dem Horn auf sich aufmerksam,
der Hand, dass sie ab dem 15. Jahrhundert auch
übergaben die Post und nahmen weitere Sendun-
Nachrichten und Briefe mitbeförderten. So ent-
gen entgegen. Während der türkischen Herrschaft
stand die sogenannte „Metzgerpost“. 1478 erhiel-
gab es zwar Versuche, eine richtige Post zu etab-
ten die Metzger von Debrecen eine Zunftordnung,
lieren, doch eine offizielle Stadtpost von Debrecen
laut der sie Maut- und Steuerermäßigungen ge-
gab es erst ab 1720.10
5 nach Makkai, S. 496
6 nach Ember, S. 101
7 nach Makkai, S. 497
8 nach Ember, S. 8
9
Kiss: Die Bedeutung der ungarischen Viehzucht,
S. 86
10nach Gencsi, S. 45–49
53
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
Die Hajduken und ihre
Bedeutung in der ungarischen
Geschichte
Die Etymologie des Wortes „hajdú“ ist nicht
geklärt. Es könnte von dem ungarischen Wort
„hajtó“, d. h. Treiber, stammen, was auf die Funktion der Hajduken als Ochsentreiber hinweist.
Aber auch im Türkischen und in vielen südslawischen Sprachen gibt es ähnliche Wörter. Die
Türken nannten die ungarischen Infanteristen so,
in vielen anderen slawischen Sprachen bezeichnet
das Wort Räuber und andere zwielichtige Personen. Die Herausbildung der Schicht der Hajduken
hatte zwei grundlegende Ursachen: einerseits die
Anarchie des Feudalismus, der nach dem Tod von
König Matthias entstanden war, andererseits die
türkische Eroberung. Während der türkischen
Besatzung gab es viele Vertriebene: Bauern ohne
Hab und Gut. Die Jüngeren und Kräftigeren unter
ihnen haben sich als Ochsentreiber und/oder als
Söldner verdingt.
Mehrere Adlige und Großgrundbesitzer rekrutierten im 16. Jahrhundert Söldnertruppen, vor allem
gegen die Türken, aber auch für den Kampf gegen
Zeitgenössische Darstellungen der Hajduken
die Habsburger. Leider kam es auch öfters vor,
dass die Kleinadligen ihre Hajduken nicht bezahlen konnten, so starteten diese Raub- und Beutezüge auf Kosten der ärmeren Bevölkerung.11
Die Hajduken spielten bereits im Bauernkrieg von
1514 eine große Rolle und erwarben sich einen
historischen Ruf in den Freiheitskämpfen von
István Bocskai gegen die Habsburger. Sie hatten
den Löwenanteil an seinem militärischen Sieg. Die
Armee von Bocskai bestand im Jahr 1605 bereits
aus 60.000 Soldaten, von denen ungefähr die Hälf-
11Dankó, in: Módy, S. 3–5
12Nagy, László in: Módy, S. 16
13Zitiert nach Nagy, László in: Módy, S. 17
14
Hajdúböszörmény gehörte anfangs noch nicht zu
54
den Hajdukensiedlungen, kam erst 1609 hinzu.
te Hajduken waren. Sie bildeten den kampferprobten und bestens ausgebildeten Kern der Truppen.
Ihre Kampferfahrung sammelten die meisten noch
im Fünfzehnjährigen Krieg gegen das Osmanische
Reich und waren dadurch sowohl mit den Kampftechniken der Türken als auch mit denen der
Habsburger vertraut.12 Die Hajduken von Bocskai
waren anfangs noch Infanteristen, später wurden
sie zunehmend mit Pferden und leichten Waffen
ausgestattet.
„Das ist eine abgehärtete Sorte von Mensch, sie
rauben und stehlen, und da sie gewohnt sind,
selbst im Schnee und im Regen stets unter freiem
Himmel die Herden zu begleiten, werden sie zu
den besten Soldaten gezählt“, schreibt ein zeitgenössischer Chronist. Ein anderer beschreibt diesen Menschenschlag so: „Die Hajduken sind tollkühn, haben einen starken Körperbau, fürchten
sich vor keinerlei Sachen und Gefahren, kämpfen
mit Pfeilen und Speer und mit der Steinschleuder
können sie Steine verschießen.“13 Auf den meisten
zeitgenössischen Darstellungen sieht man kräftige
Männer mit mächtigen Schnurrbärten und furchteinflößendem Gesichtsausdruck, in den typischen „bocskor“, den einfachen Bundschuhen der
damaligen Zeit und bewaffnet mit kurzen Pistolen,
krummen Säbeln oder spitzen Spießen.
Als Belohnung für den erfolgreichen Kampf gegen
die Habsburger wurden im Jahr 1605 knapp
10.000 Hajduken von Bocskai in den Adelsstand
erhoben und im Gebiet östlich der Theiß angesiedelt. Es entstanden die sogenannten Hajdukensiedlungen (auch heute noch in den Ortsnamen
auffindbar wie: Hajdúnánás, Hajdúböszörmény14,
Hajdúszoboszló usw.), die besondere Rechte und
Privilegien genossen.
55
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
Die berühmte Puszta
und ihre Hirten
Die Puszta ruft bei vielen wildromantische Vor-
Ziehbrunnen (gémes kút), die für die Wasserver-
stellungen mit endlosen Steppen, geschickten Rei-
sorgung der Herden unentbehrlich waren. Ein
tern, rassigen Pferden und urigen Tschardas mit
Graurind allein braucht am Tag ca. 30–60 Liter
Zigeunermusik hervor. Auch in der ungarischen
Wasser, es ist kaum vorstellbar, wie viele Male
Dichtung und in der Volksmusik spielen die Puszta
die Hirten beim Tränken der Herde den Eimer
und ihre Bewohner eine wichtige Rolle. Der unga-
hochziehen mussten. Die Brunnen dienten aber
rische Nationaldichter Sándor Petőfi besang die
auch zur Orientierung auf der recht monotonen
Schönheit der Landschaft in zahlreichen Gedich-
Tiefebene und sogar zur Kommunikation.
ten. Die berühmten Zeilen „Weit, wo der Himmel
die Erde berührt“ stammen aus seinem Gedicht
In der Sommerhitze kann man mit etwas Glück auf
„Alföld“, einer Liebeserklärung an die ungarische
der Puszta auch eine Art Fata Morgana (délibáb)
Tiefebene. Die Gegend vermittelt tatsächlich ein
erleben: Die Luft scheint zu flimmern und die Häu-
Gefühl der endlosen Weite und Freiheit.
ser und die Tiere am Horizont stehen plötzlich auf
Bezeichnend für die Landschaft sind die
dem Kopf!
Ziehbrunnen mit Störchen
56
Geheime Botschaften
Ziehbrunnen als
Kommunikationsmittel der Hirten
Was bei den Indianern die Rauchzeichen waren,
waren für die ungarischen Hirten die Ziehbrunnen der Puszta. Bei klarem Wetter konnte man
auf dem flachen Land ziemlich weit sehen und so
konnten die Ziehbrunnen mit ihren verschiedenen
Stellungen Nachrichten in die Ferne transportieren. Andere Hirten sollten mit vereinbarten
Zeichen gewarnt werden, wenn zum Beispiel Gendarmen oder andere Amtspersonen sich näherten, das Wasser des Brunnens vergiftet war oder
aber Tiere, die offiziell nicht zur Herde gehörten,
schnell beiseite geschafft werden sollten. Aber
auch freudige Nachrichten konnten übermittelt
werden, dass etwa das Mittagessen fertig sei oder
Die Geheimsprache der Ziehbrunnen
dass Frauen zu Besuch bei den Hirten waren.
Das Leibgericht der Rinderhirten
Die Ursprünge des Gulaschs reichen bis ins
Mittelalter zurück, es wurde von den ungarischen
Hirten am offenen Feuer in einem Kessel zubereitet. Anfangs war es eine recht einfache Suppe aus
geröstetem Fleisch und Zwiebeln. Kartoffeln und
Paprika kamen später als wichtige Bestandteile
dazu, da diese Lebensmittel erst nach der Entdeckung Amerikas allmählich Einzug in die europäische Küche hielten. Die für die ungarische Küche
heute so unerlässliche und meist scharfe Paprika
als Gewürz verbreitete sich im Land erst ab dem
18. Jahrhundert, zunächst unter dem Namen „türGulasch, das Leibgericht der Pusztahirten
kischer Pfeffer“. Das Gericht, das man in Deutschland als Gulasch bezeichnet, nennen die Ungarn
Gulasch – das ungarische Nationalgericht
eigentlich „pörkölt“ oder „paprikás“. Gulasch bzw.
Mit dem Wort „gulyás“ bezeichnet man im Ungari-
„gulyás“ ist in Ungarn eine Suppe mit Zwiebeln,
schen einen Rinderhirten, aber auch das beliebte
viel Paprika, Fleisch und Kartoffeln.
ungarische Fleischgericht wird so genannt.
57
Ungarn – die „Fleischspeisekammer“ Europas
Eine herausragende Rolle bei der Rinderzucht
Reiherfeder wurden angesteckt. Die Hüte aus
spielten die Hirten. Auch heute werden noch
Schafwolle dienten auch als Regen- oder Sonnen-
zahlreiche von ihnen auf dem Gebiet des Natio-
schirm. Der dichte, mit Fett behandelte Filz war
nalparks beschäftigt. Viele stammen aus Familien,
wasserdicht und ließ das Regenwasser am herun-
die seit Generationen mit diesem Beruf verbunden
tergekrempelten Hut ablaufen. Im Winter wurde
sind. Das Wissen um die Tiere und die Natur, die
die Garderobe des Hirten mit einem – oft reichlich
vielseitigen Erfahrungen wurden von den Vätern
verzierten oder bestickten – Hirtenmantel (szűr,
an die Söhne weitergegeben.
cifra szűr) ergänzt. Dieser wurde aus Schafwolle
Neben der vielerorts bekannten Hierarchie der
hergestellt und schützte den Hirten gegen Wind
Hirten je nach Wert und Prestige der behüte-
und Kälte. Bei Regen und im Winter trugen die
ten Tiere (Pferdehirte, Rinderhirte, Schafhirte,
Hirten auch einen Umhang aus Schafleder oder
Schweinehirte und Gänsehirte) gab es auch den
Schafspelz (suba). Anfangs besaßen die Hirten oft
sogenannten „számadó“, der die Verantwortung
nur einfache Bundschuhe, diese wurden später
für die Herde innehatte und Rechenschaft über
von den widerstandsfähigeren Stiefeln, die auch
Anzahl und Verbleib der Tiere abgeben musste
beim Reiten unerlässlich waren, abgelöst.
und den „bojtár“, der unmittelbar mit dem Hüten
Wichtige Begleiter der Tierhüter waren die
der Tiere beschäftigt war.
Hirtenhunde, die den Menschen beim Treiben
Die Kleidung der Hirten bestand aus einem blauen
der Herde, aber auch beim Beschützen des Viehs
Hemd (früher war der Stoff mit Asche gefärbt
wertvolle Hilfe leisteten.
und eher schwarz) und einer blauen, sehr weiten
Die Fähigkeiten im Kunsthandwerk wurden eben-
Hose, hinzu kamen eine schwarze Weste und der
falls von Generation zu Generation weitergegeben
obligatorische Hirtenhut, geschmückt mit einer
und perfektioniert. Die Hirten konnten aus Leder
Vogelfeder. Die Feder gab oft Auskunft über die
Taschen, Gürtel und Messeretuis anfertigen. Die
Hierarchie der Hirten: Kranich-, Trappen- oder
geflochtene Ringelpeitsche (karikás ostor) war
ein wichtiges „Werkzeug“ beim Trieb der Herden.
Aber auch im Schnitzen hatten die Pusztahirten
viel Erfahrung. Neben Holzschnitzereien (Flöten,
Pfeifen, Stöcke) sind auch die in Horngegenstände
geritzten Motive bekannt: wunderschön geschmückte Trink- und Blashörner, Gefäße für Gewürze u. a. Und nicht zuletzt galten sie als „Archivare“ der Volksliteratur und der Volksmusik, sie
konnten und können heute noch allerlei Märchen
und Geschichten über die Puszta und ihre Bewohner erzählen und zahlreiche Volkslieder singen.
Die Institution der „Ewigen Hirten“ wurde 2007
gegründet. In diesen erlesenen Kreis werden diejenigen gewählt, die besondere Dienste in diesem
Beruf geleistet haben. Der Kreis besteht aus zwölf
Schnitzereien an einer Ringelpeitsche;
Altes Kunsthandwerk: Lederstickerei
58
Personen. Stirbt eines der Mitglieder, so wird ein
neuer Hirte in die Runde gewählt.
Reich verzierter Hirtenmantel (cifra szűr)
59
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Reisetipps und
Sehenswürdigkeiten
rund um Hortobágy
Die ehemaligen Zuchtgebiete der Graurinder, allen voran die
berühmte Puszta von Hortobágy, laden heute mit vielfältigen
Naturschönheiten, Sehenswürdigkeiten und touristischen
Highlights dazu ein, diese Gegend näher zu erkunden.
Hortobágy
52.000 Hektar gegründet und
hügel gebaut wurden, also von
ist seitdem kontinuierlich auf
Menschenhand geformt sind.
82.000 Hektar erweitert worden. Das ist fast so groß wie
In der Nähe der Gewässer kom-
die Gesamtfläche von Berlin.
men 90 Prozent der einheimi-
Seit 1999 gehört das Gebiet
schen Vogelarten vor. Es sind
zum UNESCO-Welterbe.
hier einige seltene und mittler-
Die Puszta erleben:
Der Fluss Theiß und seine Ne-
weile streng geschützte Tier-
Nationalpark Hortobágy
benflüsse formten die Oberflä-
arten zu finden, wie Trappen,
che des Hortobágy zu einer fast
Rotfußfalken, Moorenten, ver-
Der Nationalpark Hortobágy
gleichmäßig flachen Tiefebene.
schiedene Reiherarten, Kormo-
(Hortobágyi Nemzeti Park)
Von oben betrachtet sieht die
rane, Brachschwalben, Seeadler
ist nicht nur das größte,
Landschaft wie ein riesiger
und Kraniche. Insgesamt wurden
sondern auch das bekannteste
Teppich aus, nur der Fluss
über 340 verschiedene Vogel-
Naturschutzgebiet Ungarns.
Hortobágy teilt die Ebene wie
arten gezählt. Ein wahres Para-
Das Wort Hortobágy bezeich-
ein silbernes Band. An manchen
dies für Vogelbeobachter!
net eine landschaftliche Ein-
Stellen gibt es kleinere Erhebun-
heit, einen Fluss und seit 1966
gen, die sogenannten Kumanen-
Eine weitere Sehenswürdigkeit
auch eine Ortschaft auf der
hügel (kunhalom), auch Kurgan
ist die berühmte Neunbögi-
ungarischen Tiefebene. Der
genannt, die von den aus dem
ge Brücke von Hortobágy
Nationalpark wurde am 1. Ja-
Osten eingewanderten Kumanen
(Hortobágyi Kilenclyukú Híd),
nuar 1973 auf einem Gebiet von
als Wachposten oder als Grab-
die zwischen 1827–1833 nach
60
den Plänen von Ferenc Povolni
Gänse gezüchtet, um diese spe-
gebaut wurde. Davor stand hier
ziellen Rassen und ihre Gene zu
bereits eine Holzbrücke, die oft
erhalten. Im Streichelzoo dürfen
von den Viehtreibern benutzt
die Kinder kleine Schafe, Geiß-
wurde. Nachdem die ständige
lein, Esel und andere Tierkinder
Reparatur der Holzbrücke im-
streicheln und füttern. Regel-
mer mehr Geld verschlang, be-
mäßige Veranstaltungen laden
schloss die Stadt Debrecen, eine
Groß und Klein in den Pusz-
Werkstätten wird das Handwerk
stabilere Steinbrücke errichten
ta-Zoo ein: So gibt es Märchen-
von elf verschiedenen Berufen
zu lassen.
abende oder den Abenteuertag
der Region vorgestellt. Gürtel-
In der berühmten Großen
für die ganze Familie. Im März
macher, Trachtennäherinnen,
Tscharda (Nagycsárda) von
werden die zurückkehrenden
Käsemacher, Filzer, Weber, Sei-
Hortobágy, die 1699 als Zoll-
Störche mit einem Fest begrüßt,
fenmacher, Töpfer, Holzschnit-
und Raststätte an der Kreuzung
im September die Schwalben
zer und andere führen hier den
von wichtigen Handelswegen
mit einer Veranstaltung verab-
Besuchern ihr altes Kunsthand-
entstand, serviert man heute
schiedet.
werk vor.
landestypische Gerichte aus
Ein spannendes Naturschauspiel
Biofleisch. Im Hirtenmuseum
ist zweifellos der Herbstzug
Zu den regelmäßigen Events
wird das Leben der Hirten in
der Kraniche. Beim Sonnen-
des Nationalparks gehören u. a.
Bildern und Filmen, aber auch
untergang im Oktober können
das alljährliche Hirtentreffen
durch die typischen Gegenstän-
mehrere zehntausend Vögel be-
mit Gulaschkochwettbewerb
de des Berufs vorgestellt.
obachtet werden, wenn sie über
zu Pfingsten, der Hortobágyer
Der Puszta-Zoo (Pusztai Ál­
die Puszta zu ihren Übernach-
Brückenmarkt im August und
latpark) präsentiert die alten
tungsplätzen ziehen. In dieser
das Kranichfest im Oktober.
ungarischen Haustiere sowie die
Zeit werden auch geführte Kra-
ehemaligen typischen Tierras-
nich-Wanderungen angeboten.
sen der ungarischen Tiefebene.
Hier und auf dem Gebiet des Na-
Berühmt ist auch das Gestüt
tionalparks werden die als Hun-
von Máta mit 280 Pferden. Dank
garicum bezeichneten Tierarten
seiner traditionsreichen und
wie das ungarische Graurind,
einzigartigen Zuchtgeschichte
das Zackelschaf, das Manga-
nimmt es unter den europäi-
licaschwein (Wollschwein),
schen Gestüten eine Sonder-
bestimmte Pferderassen und
stellung ein. Seine Bekanntheit
Besucherzentrum
verdankt es den Reitkünsten der
Hortobágy
Hortobágyer Pferdehirten und
Petőfi tér 9
der Zucht der Noniusrasse.
H-4071 Hortobágy
In Hortobágy befindet sich auch
+36 (0)52 589-000
der größte aktive Handwer-
info@hnp.hu
kerhof Ungarns: In zahlreichen
www.hnp.hu
61
Die historischen
Ochsentriebe von Ungarn
Bayern
Reisetipps
und Sehenswürdigkeiten
rund umnach
Hortobágy
Hajdúböszörmény
sieren die sieben Hajdukenstäd-
mal eingeweiht, die Statue
te und ihre Verbundenheit. Ein
eines Grauochsen, eine Arbeit
moderner Springbrunnen und
des Bildhauers Lajos Bíró. Die
eine Plastik, die die Struktur
lebensgroße Tierfigur steht auf
und die Entwicklung der Stadt
dem ehemaligen Marktplatz von
nachzeichnet, vervollständigen
Hajdúböszörmény und erinnert
Die Stadt nordwestlich von
die harmonische Einheit des neu
an die Zeiten des regen Vieh-
Debrecen war einst die „Haupt-
gestalteten Platzes.
handels.
stadt“ der Hajduken, heute hat
Das Hajdukenmuseum (Haj­
Das Gedenkhaus von
sie 32.000 Einwohner.
dúsági Múzeum) in Hajdú­
Miklós Kárpát ist ein traditi-
Der Bocskai Platz (Bocskai tér),
böszörmény zeigt die Geschich-
onelles Bauernhaus mit drei
der zentrale Platz der Stadt,
te der Region „Hajdúság“ von
Räumen. Hier lebte der Ma-
wurde 2013–14 komplett re-
den archäologischen Funden aus
ler der Puszta, Miklós Kárpát
noviert und neu gestaltet. Das
dem 10. Jahrhundert bis heute.
(1886–1935), der selbst viele
Rathaus und das ehemalige Ver-
Eine besondere Stellung nimmt
Jahre als Hirte arbeitete und
waltungsgebäude, das heute das
die Geschichte der Hajduken
das Leben der Tierhüter sowie
Hajdukenmuseum beherbergt,
ein: Die typischen Waffen und
die Landschaft von Hortobágy
wurden ebenfalls aufwendig
Kleidungsstücke, aber auch
in zahlreichen Bildern auf die
saniert. Im imposanten Innenhof
viele Dokumente und Bilder zum
Leinwand brachte.
des Museums finden im Sommer
Aufstieg der Hajduken und ihrer
kulturelle Veranstaltungen statt.
Siedlungen sind hier ausgestellt.
Zwei Statuen schmücken den
2014 wurde ein neues Denk-
Hajdúsági Múzeum
Platz, die Statue des Fürsten
Kossuth Lajos utca 1
István Bocskai, der die Hajduken
H-4220 Hajdúböszörmény
mitsamt Privilegien angesiedelt
hatte, und eine Skulptur mit den
+36 (0)52 229 038
„Tanzenden Hajduken“. Die sie-
info@hajdusagimuzeum.hu
ben tanzenden Figuren symboli-
www.hajdusagimuzeum.hu
Balmazújváros
Die Stadt mit ca. 18.000 Ein-
zer-Familie Semsey, wurde im
Das Rathaus, das 1909–1911
wohnern ist ein Verwaltungs-
19. Jahrhundert in klassizisti-
erbaut wurde, ist eines der
zentrum direkt in der Nähe
schem Stil erbaut. Nach einer
schönsten Gebäude der Stadt.
von Hortobágy und bietet
umfangreichen Restaurierung
An der Fassade sieht man das
einige Sehenswürdigkeiten. Das
wurde das prächtige Gebäude
Stadtwappen mit einem typi-
Schloss Semsey, das ehemalige
2013 als Museum und Veranstal-
schen Vogel der Puszta, der
Landhaus der Großgrundbesit-
tungsort wieder eröffnet.
Trappe mit drei Ähren: Das Bild
62
symbolisiert einerseits die Frei-
Hutmachers hautnah erleben.
zeigen die in der Region bekann-
heit, andererseits die wichtigste
Die Familie Mihalkó blickt auf
te Hierarchie der Hirten: An
Einnahmequelle der Stadt, die
eine lange Tradition bis zum
erster Stelle – wie man erzählt,
Landwirtschaft.
Jahr 1800 zurück. Wie seine
knapp hinter dem lieben Gott –
Vorfahren stellt Gyula Mihalkó
steht der Pferdehirte (csikós),
aus Schafwolle Hirtenhüte, aber
dann folgt der Rinderhirte
auch andere Kopfbedeckun-
(gulyás), der Schafhirte (juhász),
gen nach alter Tradition und in
der Schweinehirte (kondás) und
Handarbeit her. Bei ihm kann
die arme Gänseliesl schließt die
man die Kunst des Hutmachens
Reihe (libapásztor lány).
selbst ausprobieren und erlernen. Das Haus bietet auch zwei
Zimmer zum Übernachten an.
Das ebenfalls neu eröffnete
Heil-, Thermal- und Strandbad
Kamilla erwartet die Badegäste mit mehreren Becken,
Whirlpool, Sauna, Dampfbad,
Salzgrotte und mit Massage-
Hutmacherwerkstatt
und Wellnessangeboten. Über-
Mihalkó
nachten kann man im Thermal
Szegfű sor 1/A
Hotel Balmaz (4-Sterne-Hotel
H-4060 Balmazújváros
mit Thermalbecken und Sauna)
In der Hutmacherwerkstatt
direkt nebenan.
+36 (0)30 528-8015
von Gyula Mihalkó kann man
Die aus Holz geschnitzten Hir-
mihalkgy@freemail.hu
das traditionelle Handwerk des
tenskulpturen von Béla Mónus
www.mihalkogyula.hu
Die Stadt unweit von Debrecen
auf einem Areal von 30 Hektar.
über 1.000 Metern etwas ande-
ist vor allem für ihren riesigen
Die Sensation des Freibades ist
res nach oben, nämlich das 73
Bäderkomplex Hungarospa be-
„die mediterrane Küste“ mit
Grad warme, bräunliche Ther-
kannt, den größten in ganz Un-
einer Wasserfläche von 6.200
malwasser, das auch heute noch
garn. Hier finden die Badegäste
Quadratmetern, umgeben von
die Bäder speist. Das Wasser
alles, was das Herz begehrt:
Sandstrand und Palmen. Die
enthält Jod, Brom und Koch-
Erlebnisbäder, Aquapark mit
Entdeckung der Heilquellen
salz und wird in erster Linie für
Abenteuerrutschen, Thermalbe-
verdankt die Stadt einem Zufall.
Rheumatiker empfohlen.
cken, Heilbäder, Schwimmhalle,
Bei Bohrungen nach Erdgas im
Weitere Infos:
Sauna, Wellness und Sportplätze
Jahr 1925 kam aus der Tiefe von
www.hungarospa.hu
Hajdúszoboszló
63
Die historischen
Ochsentriebe von Ungarn
den Oxenweg
Bayern
Reisetipps
und Sehenswürdigkeiten
rund umnach
Hortobágy
Hajdúnánás
Strohflechten hat in Hajdú­
nachtungsmöglichkeiten an.
tue (Ochse mit Hund) des Bild-
nánás eine lange Tradition. In
Im Bauernhof „Kendereskert“
hauers Lajos Bíró aufgestellt.
der Werkstatt Aranyszalma
wurde auch eine Grauochsensta-
Alkotóház kann man das alte
Tourinform Hajdúnánás
Handwerk bewundern und er-
Köztársaság tér 6
lernen. Die ständige Ausstellung
H-4080 Hajdúnánás
zeigt allerlei Gegenstände aus
Stroh wie Körbe, Hüte, Ernte-
+ 36 (0)52 382-076
kränze und Taschen. Das alte
hajdunanas@tourinform.hu
Bauernhaus bietet auch Über-
www.hajdunanas.hu
Nádudvar
Der Ort ist für seine Schwarz-
der Endphase der Ofen abge-
keramik bekannt, die hier
dichtet wird und dadurch
bereits seit dem 16. Jahrhundert
rußhaltiger Rauch entsteht.
hergestellt wird. Die schwarze
Farbe erhalten die Tongefäße
dadurch, dass beim Brennen in
Tiszafüred und der Theiß-See
zum Plattensee entwickelt und
Fahrradfahrern zur Verfügung.
zieht nicht nur Badegäste und
Hier entlang verläuft auch der
Wassersportler, sondern auch
internationale Radweg EURO-
Angler an. Der Ort Tiszafüred
Velo 11.
am See ist ein beliebter Urlaubsort. Das Vogelreservat am
Theiß-See ist streng geschützt,
Der Theiß-See (Tisza-tó) ist ein
hier lassen sich bei geführten
Tourinform Tiszafüred
künstlich errichteter Stausee
Bootstouren seltene Vogelarten
Fürdő u. 21
und enstand 1973 im Zuge der
beobachten.
H-5350 Tiszafüred
Theiß-Regulierung. Mittlerwei-
Ungarns zweitgrößten See
le hat sich der See zu einem
kann man auch mit dem Rad
+36 (0)59 511-123
beliebten Naherholungsgebiet
umrunden, ein 120 km langer
tiszafured@tourinform.hu
und einer echten Alternative
asphaltierter Radweg steht den
www.tiszafured.hu
64
Debrecen
Zum Schluss soll das eigentli-
und 35.000 Handschriften.
che Zentrum des Ochsenhan-
Debrecens größte Parkanlage
dels und -triebes in Ungarn,
ist der sogenannte Großwald
die Stadt Debrecen erwähnt
(Nagyerdő). Der Badekomplex
werden. Debrecen ist heute die
Aquaticum, bestehend aus
zweitgrößte Stadt Ungarns und
Thermalbad, mediterranem
als Zentrum der Reformation
Erlebnisbad und einem großen
wird sie auch als „das Rom der
Freibad, lädt Jung und Alt zum
Calvinisten“ bezeichnet. Im
Plantschen ein. Für Familien-
16. Jahrhundert konvertierte
ausflüge geeignet sind der Zoo
ein Großteil der Bevölkerung
von Debrecen und der Vergnü-
zum calvinistischen Glauben.
gungspark mit Fahrgeschäften.
Wahrzeichen der Stadt ist die
Jedes Jahr im August findet in
Große Reformierte Kirche
Debrecen der berühmte Blu-
(Nagytemplom), die auch in
menkarneval statt. Der Umzug
der ungarischen Geschichte
der mit über 3 Millionen Blu-
eine wichtige Rolle spielte. Hier
men geschmückten Wagen wird
verkündete 1849 Lajos Kossuth
von Kapellen, Tanzgruppen,
die Entthronung der Habsbur-
Spielmannszügen und anderen
ger und die Unabhängigkeit
bunten Gruppen begleitet.
Ungarns. Die im klassizistischen
Ein ganz besonderes Erlebnis
Tourinform Debrecen
Stil erbaute Kirche ist in der Tat
bietet die nostalgische Fahrt
Piac utca 20
sehr groß, die Länge des Haupt-
mit der Zsuzsi Schmalspur-
H-4024 Debrecen
schiffes beträgt 55 Meter und
bahn (Zsuzsi Erdei Vasút)
das Gotteshaus bietet den Be-
durch Wald und Puszta. Auf
+36 (0)52 412-250
suchern etwa 3.000 Sitzplätze.
einer Strecke von 16 Kilometern
debrecen@tourinform.hu
Der westliche Turm kann auch
fährt die älteste noch funkti-
www.debrecen.hu
bestiegen werden (213 Trep-
onierende Schmalspurbahn
pen!). Von hier aus bietet sich
Ungarns die Gäste durch die
eine großartige Aussicht auf
Umgebung der Stadt.
das Stadtzentrum. Das 1538
gegründete Reformierte Kollegium von Debrecen brachte
unzählige berühmte Schriftsteller, Dichter und Denker Ungarns
hervor.
Die Bibliothek der Schule beherbergt über 600.000 Bücher
65
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
66
04–
ransitland
T
Österreich
Vom Wiener
Ochsengries bis
nach Schärding
67
Transitland Österreich
Österreichs Rolle
im transkontinentalen
Ochsenhandel
Zwischen den osteuropäischen Aufzuchtgebieten und den
süddeutschen Verbraucherregionen lag das Transitland
Österreich, das mit seinen zahlreichen Viehmärkten, Wegen,
Straßen, Furten und Mautstellen mehrere hundert Jahre
lang am transkontinentalen Ochsentrieb beteiligt war.
Einige Städte, vor allem Wien, waren auch als
Teilung des Hauses Habsburg in eine spanische
Fleischabnehmer in diese Routen integriert, die
und in eine österreichische Linie. Die österreichi-
vorhandenen Quellen weisen jedoch darauf hin,
sche Dynastie erhielt 1526 durch einen Erbvertrag
dass die Mehrzahl der Ochsen in die süddeut-
Böhmen und Ungarn und legte damit den Grund-
schen Städte oder nach Venedig weitergetrieben
stein für den späteren Vielvölkerstaat. Die große
wurde. Viehmärkte, Mauten und andere Tran-
Herausforderung des 16. Jahrhunderts waren
sitabgaben sicherten den Regionen am Oxenweg
die aus dem Osten vordringenden Türken. 1529
dennoch gute Einnahmen.
belagerten die osmanischen Truppen erfolglos
Wie sah die politische Situation dieser Region im
Wien. Die Eindringlinge wurden zwar zurückge-
Mittelalter und in der Frühen Neuzeit aus? Nach
drängt, doch in den nächsten 150 Jahren blieb die
dem Aussterben der Babenberger kam das Her-
Bedrohung weiter akut. 1683 standen die Türken
zogtum Österreich 1282 an die Habsburger. Diese
erneut vor den Toren Wiens. Diesmal konnten sie
bauten durch eine geschickte Heirats- und Bünd-
nicht nur abgewehrt, sondern bis hinter Belgrad
nispolitik eine europäische Großmacht auf. Ab
zurückgedrängt werden. Im 18. Jahrhundert schu-
1452 trugen die Habsburger die Kaiserkrone des
fen die Herrscherin Maria Theresia und ihr Sohn
„Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“
Joseph II. mit ihren Reformen die Grundlagen für
in fast ununterbrochener Folge. 1522 erfolgte die
einen modernen Staat.
68
Viehmarkt in Rohrbach
69
Transitland Österreich
Wien –
der zentrale Umschlagplatz
des Ochsenhandels
Das erste wichtige Ziel auf dem Weg der Ochsenhändler
war der Handels- und Verkehrsknotenpunkt Wien.
Der Hauptumschlagplatz der ungarischen Graurinder
war für lange Zeit der Wiener Ochsengries.
Wiener Zentralviehmarkt Portal
70
Zentrum des Ochsenhandels
Vom Wiener Ochsengries
zum Central-Viehmarkt
Bereits 1503 wurde der Ochsengries vor dem Stubentor urkundlich erwähnt. Der bekannteste und
älteste Lebendviehmarkt von Wien lag anfangs am
südwestlichen Stadtrand, im Bereich des heutigen
Beethovenplatzes. Jeden Freitag konnten hier
Viehzüchter, Händler und Metzger ungarische
Ochsen an- und verkaufen. Später, zu Beginn des
18. Jahrhunderts, wurde dieser Handelsplatz auf
das Gebiet des heutigen Bahnhofs Wien-Mitte
verlegt. Der Viehhandel erfolgte auf dem freien
Feld. Erst 1760 erhielt der Platz eine hölzerne
Umzäunung, den sogenannten Ochsenzwinger.
1797 wechselte der Markt erneut den Standort,
diesmal nach Sankt Marx. Eine Überdachung des
Marktplatzes gab es damals noch nicht. So muss-
markt für die Stadt Wien und ihre Umgebung. Die
ten Züchter und Händler bei schlechtem Wetter
Toranlage mit den beiden gigantischen Stiergrup-
oft knietief in Kot und Schlamm waten oder waren
pen, die ohne Zweifel ungarische Grauochsen
im Sommer der direkten Hitze ausgesetzt. 1846
darstellen, stammt von dem Bildhauer Anton
wurde in Sankt Marx mit dem Bau eines Schlacht-
Schmidgruber. Wien war bis ins 19. Jahrhundert
hofes begonnen.
der Hauptumschlagplatz der ungarischen Ochsen.
Zwischen 1880 und 1883 errichtete die Baufir-
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Tiere
ma Rudolf Frey unter Mitarbeit des Architekten
nicht mehr auf eigenen Beinen aus Ungarn, son-
Adalbert Constantin Swoboda einen Central-Vieh-
dern wurden mit der Eisenbahn transportiert.
Wo sich die Ochsen „stapelten“
Was war das so genannte Stapelrecht?
Das Stapelrecht (lat. Ius emporii, eigentlich
So ein Stapelrecht besaß auch Wien bereits ab
„Marktrecht“ im Sinne von „Verkaufsrecht“) war
1221. Die Ochsenhändler waren damit gezwungen,
im Mittelalter das Recht einer Stadt, das durch-
die Tiere auf dem Wiener Ochsengries feilzubie-
ziehende Kaufleute dazu zwang, ihre Waren in der
ten. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Teile
Stadt für einen bestimmten Zeitraum abzuladen,
des Wiener Stapelrechts aufgehoben.
also zu „stapeln“ und dort anzubieten. Teilweise
konnten sich Händler durch Zahlung eines Stapelgeldes von dieser Pflicht befreien.
71
Transitland Österreich
Weitere Handelszentren
Weitere wichtige Handelsplätze für die „Ungarochsen“
waren die Märkte im Umkreis von Wien: Bruck an der Leitha,
Götzendorf, Ebenfurth, Himberg und Laxenburg, die bereits
im ersten Kapitel erwähnt wurden (siehe Seite 20).
Auf dem Gebiet des heutigen Oberösterreich wurden Viehmärkte in Ebelsberg, Pregarten, Klaffer,
Hitzing, Schärding, Braunau, Ried und Freistadt
abgehalten.
Ein regionales Zentrum des Ochsenhandels war
die Gemeinde Rohrbach im Oberen Mühlviertel.
Der Ort erhielt bereits im Mittelalter Marktprivilegien, die nach den Hussitenkriegen 1459 von
Landesfürst Albrecht VI. erneuert wurden. Der
Rohrbacher Wochenmarkt entwickelte sich im
Laufe der Zeit zum wichtigsten Viehmarkt des
Mühlviertels. In der Blütezeit (15.–16. Jh.) wurden
hier jeden Montag rund 1.300 Stück Vieh zum
Kauf angeboten. Der Ochsenhandel aus Ungarn
nach Bayern stellte für die Bevölkerung für längere Zeit eine wichtige Einnahmequelle dar. Die
montäglichen Ochsenmärkte in Rohrbach fanden
noch bis zum Zweiten Weltkrieg statt.1
Auch in Freistadt fanden Viehmärkte statt
1 nach Klepp, S. 13–19
72
2 nach Klepp, S. 13–19
Viehmarkt in Rohrbach (Zeichnung aus dem 19. Jh.)
Feilschen um das Hornvieh
Ein Markttag in Rohrbach
Jeden Montag fand auf dem Marktplatz von Rohr-
ausschließlich männliche Kundschaft – Landwirte,
bach ein reges Treiben statt.
Metzger und Händler – verglich lange und aus-
Das Vieh wurde durch die Berggasse zum Markt-
giebig die Ware, prüfte Gebisse und Hörner, maß
platz getrieben. Am Platzeingang überprüften ein
die Widerristhöhe nach, fragte nach dem Gewicht.
Tierarzt und je ein Vertreter der Gemeinde und
Das Geschäft wurde per Handschlag getätigt. An
der Gendarmerie den Gesundheitszustand der
den Zahltischen aus Granit, von denen drei noch
Ochsen und die Viehpässe – eine Qualitätssiche-
heute auf dem Rohrbacher Marktplatz stehen,
rungsmaßnahme sozusagen. Auf beiden Seiten
wurden die Zahlungsmittel geprüft, denn am
des Marktes wurden dann die Tiere an ein Ge-
Klang von Silber auf Granit erkannten die Händler
länder angebunden und standen so zum Begut-
die Echtheit der Münzen. 2
achten, Vergleichen und Verkaufen bereit. Die
73
Transitland Österreich
Triebwege und „Ochsenstraßen“
in Österreich
Die Routen des Europäischen Oxenweges in Österreich
sind nur teilweise erforscht und belegt. Durch schriftliche
Dokumente und Flurnamen lassen sich bestimmte Strecken
rekonstruieren, doch es klaffen noch größere Lücken im
Wegenetz, bei denen man nur vermuten kann, wo die Herden
entlanggetrieben wurden.
Südlich der Donau führte eine Ochsenstraße von
schon in der keltischen Zeit benutzte alte Heeres-
Wien über Amstetten, die Ebelsberger Maut,
und Handelswege:4
Eferding, Peuerbach und Raab nach Schärding
• die Ochsenstraße bei Altheim, Flußübergang
und Passau. Von dieser Route gab es eine Abzwei-
der Ache mit dem Flurnamen Hörfurt
gung über Neufelden nach Rohrbach. Aber auch
• die Ochsen- oder Hörstraße bei Eferding
von Pregarten aus konnte man über Linz zwischen
• die Römerstraße Eferding bis Passau
Alkoven und Schönering den Anschluss an die
• die Ochsenstraße von Hartkirchen
südlich der Donau verlaufende Triebroute finden.
Rohrbach stellte als Kreuzungspunkt der Triebwege von Leonfelden und Neufelden sowie als
nach Schlögen
• die vorrömische Ochsenstraße in Leonding
(heute Limesstraße)
Rast- und Handelsplatz vor dem Übergang nach
Bayern über die Klafferstraße ein regionales Zentrum dar. Durch das Mühlviertel führte eine Straße
• die Ochsenstraße zwischen Passau und
Straubing
• Ebelsberg – Kleinmünchen – Hart – Jetzing –
vom Waldviertel kommend über Königs­wiesen
Hitzing – Straßham Richtung Schärding
nach Pregarten und weiter über Schenkenfelden,
(zwischen Schönering und Alkoven ebenfalls
Leonfelden, Haslach, Rohrbach und Aigen bis
als „Ochsenstraße“ bezeichnet)5
Nürnberg. Um die kaiserliche Mautstelle in Linz
und die risikoreiche Innüberquerung bei der Furt
• und eine alte Ochsenstraße führt auch von
Hitzing über Leonding nach Linz.
von Schärding zu umgehen, wählten bayerische
Händler des Öfteren den Weg durchs Mühlviertel
Ein Ochsenhorn im Wappen der Gemeinde Pa-
und dann weiter nach Passau und Regensburg.
sching, unweit von Linz, erinnert ebenfalls an die
Einige Strecken des ehemaligen Ochsenweges
Zeiten des Ochsenhandels. Es verweist vermutlich
werden bis zum heutigen Tage als „Ochsenstraße“
auf die bereits in vorrömischer Zeit benutzte Han-
bezeichnet. Viele dieser Routen waren in Öster-
delsstraße, die später Teil des Donaulimes war.
3
reich bereits zu Zeiten der Römer oder teilweise
3 nach Klepp, S. 13–19
4 nach Jandaurek
74
5 Trathnigg, S. 316
Braunau
75
Altheim
Ried
Raab
Leonding
Peuerbach
Eferding
Straßham
Pasching
Schärding
Pfarrkirchen
Rohrbach
Pregarten
Freistadt
Amstetten
Ebelsberg
Traun
Enns
Linz
Klaffer am Hochficht
St. Pölten
Wieselburg
au
D on
Nickelsdorf
Schönaubrunn
Fischamend
Petronell
Himberg
Prellenkirchen
Laxenburg
Trautmannsdorf
Bruck
Götzendorf
Parndorf
Zurndorf
Schwechat
Wien
Transitland Österreich
Mautstellen in Österreich
Bekannt ist die Welserische Viehmaut von Ebels-
Die Mautstelle Pregarten ist ebenfalls durch
berg . Kaiser Friedrich III. gestattete den Bürgern
Mautrechnungen bekannt (1570–1667).7 Die An-
von Wels, das Stadttor beim Pfarrhaus zu öffnen
zahl der vermauteten Ochsen ist im Vergleich zu
und dort Maut zu erheben. Seit 1452 war das
Ebelsberg wesentlich geringer, was auch daran
Mautrecht an die Stadt verpachtet. Diese Maut
lag, dass es sich hier um eine nördliche Neben-
wird in den schriftlichen Quellen als „Welser Vieh-
route der Ochsentriebe handelte, die nur von
oder Ochsenmaut“ bezeichnet. Die Mautrechnun-
bestimmten Händlern frequentiert wurde: zum
gen aus dem 16. und 17. Jahrhundert (1535–1671)
Beispiel von Händlern aus Nürnberg oder Re-
geben detailliert Auskunft über die Höhe der
gensburg. Die Anzahl der Nürnberger Händler
Mauteinnahmen, die Menge der durchgetriebenen
ist hier auffallend größer als in Ebelsberg, wo
Tiere und die Herkunft der Händler. Im 16. Jahr-
die Augsburger eine dominante Rolle spielten.
hundert stiegen die Einnahmen kontinuierlich. Die
Erst im 17. Jahrhundert tauchen die Augsburger
größten Mauteinnahmen erhielt die Stadt Wels
stärker in den Pregartener Mautrechnungen auf.
im Jahre 1567 mit 104 Gulden. In diesen ertragrei-
Der Mautsatz pro Ochsen betrug bis 1592 einen
chen Jahren wurden jährlich bis zu 14.000 Ochsen
Pfennig, ab 1628 einen Kreuzer (zu 4 Pfennig).
vermautet. Die Listen belegen außerdem, dass ein
Die größte Herde passierte diese Mautstelle am
Großteil der Händler (29 Personen) aus Augsburg
17. August 1570: Ein Vilshofener Bürger trieb eine
stammte, die anderen Gebührenzahler kamen u. a.
Herde mit 400 Ochsen durch.
6
aus Ulm, München, Straubing und Passau. Um
1600 gab es interne Probleme mit dem Mautner,
so dass kurzfristig die Maut gesperrt wurde, 1610
dagegen plünderte das Passauer Kriegsvolk die
Mautkasse. Nach diesen Turbulenzen flossen bis
1650 wieder regelmäßig Mauteinnahmen für die
Stadt Wels. Anschließend reduzierten sich die
Mauteinkünfte ganz plötzlich, so dass diese kaum
noch die Unkosten für die Verwaltung deckten.
Die Stadt versuchte, die nicht mehr so attraktive
Maut weiter zu verpachten, doch das Interesse an
dem „toten Geschäft“ blieb verständlicherweise
gering. Einerseits fällt diese Zeit mit dem allgemeinen Rückgang der Ochsentriebe zwischen
1670–1720 zusammen, andererseits vermutet
man, dass die Route über Ebelsberg ab Mitte des
17. Jahrhunderts kaum noch benutzt wurde.
Enns, die älteste Stadt Österreichs hatte
auch Mautrecht
6 Trathnigg, S. 311–320
7
Vangerow: Die Fleischversorgung Deutschlands,
76
S. 71–112
Niclas Guelher für Herzog Albrecht III. am 30.
November 1386 anfertigte, ist eines der frühesten
Verzeichnisse dieser Art in Österreich. Die breite
Palette von Gütern, die auf Donau und Enns sowie
auf den Straßen die Stadt passierten oder hier
angeboten wurden, ist erstaunlich. Wie hoch die
tatsächlichen Einnahmen aus der Maut für den
Landesherrn waren, ist jedoch nicht überliefert.
Die Herrschaft Falkenstein besaß eine zentrale
Mautstelle in Wildenranna sowie eine weitere
Mautstelle in Niederranna. Doch zahlreiche süddeutsche Viehhändler versuchten diese Herrschaftsmaut zu umgehen und wählten lieber den
Weg durch den Klafferwald. Das gefiel der HerrFreistadt mit mittelalterlicher
Stadtbefestigung
schaft Falkenstein nun gar nicht und so errichtete
Die Hauptmautstelle war in der Stadt Linz. Die
Mautstelle. „Von jedem Hungerischen Oxen ist
Linzer Mautrechnung von 1627 bestätigt den
man der Herrschaft Falckhenstain vier Pfening zu
Durchtrieb von 14.374 Ochsen, die aller Wahr-
Mauth zu raichen schuldig“, lautete die Anweisung
scheinlichkeit nach aus Ungarn stammten. Auch
aus dem Jahre 1607.
diese im 16. Jahrhundert auch in Klaffer eine
hier dominierten die Augsburger und Nürnberger
Ochsenkäufer. Der Mautsatz lag bei 9 Pfennig
Bekannt sind auch die Aufzeichnungen des Maut-
Geleitgeld, ab 100 Stück Vieh räumte man jedoch
ners Jakob Böck von Ulrichsberg aus dem Jahre
gewisse Nachlässe ein. An dieser Mautstelle wur-
1588. Für insgesamt 5.158 Tiere hatte er in diesem
de über den eigentlichen Mautsatz und Zettelgeld
Jahr Maut kassiert, die meisten Händler kamen
hinaus noch eine gesonderte Abgabe von einem
aus Straubing. Diese Mautstelle gehörte dem
Pfennig pro Tier erhoben.
Stift Schlägl. Der Mautner von Ulrichsberg wurde
außerdem verpflichtet, die in Linz ausgestellten
Mautrecht besaß auch die älteste Stadt Öster-
Geleitzettel zu überprüfen. Falls der Händler
reichs, Enns, wo neben der Stadtmaut auch Ge-
keinerlei Bestätigung über geleistete Mautzahlun-
bühren für die Überquerung der Donau erhoben
gen vorweisen konnte, musste er wieder nach Linz
wurden. Die Aufstellung der Maut zu Enns, die
zurück.8
Ein Vergleich der verschiedenen
Mautstellen in den Jahren 1627/28:
Zahl der vermauteten Ochsen:9
Ebelsberg (1627)
Klafferwald (1627)
10.927
1.967
Linz (1627)
1.480
Pregarten (1628)
2.761
8 nach Klepp, S. 13–19
9
Zahlen nach Vangerow: Die Fleischversorgung
Süddeutschlands, S. 102–103
77
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Ausflugstipps rund um
den Oxenweg
Rund um den Oxenweg gibt es auch in Oberösterreich viel zu
ent­decken, egal ob man auf Schusters Rappen, auf dem Fahrrad
oder bequem mit dem Auto die Gegend erkunden möchte. Auf
den folgenden Seiten werden vier österreichische LEADERRegionen entlang des Oxenwegs mit ihren touristischen
Highlights vorgestellt.
Das Mühlviertler Kernland
Band Europas hin, früher Teil
Epochen von der Gotik bis ins
des Eisernen Vorhanges, heute
Barock versetzen die Besucher
spannende, beinahe unberührte
in vergangene Zeiten. Als tradi-
Naturlandschaft. Die Hügelket-
tionelles Handwerk des Mühl-
ten und Berge, Reste eines alten
viertels gilt der Blaudruck mit
Gebirges, bestehen aus hartem
seinen klassischen Stoffmustern,
Granit. Dieses Urgestein prägt
der eng mit der ebenfalls für die
die faszinierende Landschaft.
Region typischen Leinenweberei
Das Mühlviertler Kernland
Rauh wirkt das Land jedoch nur
zusammenhängt. Kulinarisch
nördlich der Landeshauptstadt
auf den ersten Blick, die Hügel
hat das Mühlviertel auch einiges
Linz ist heute eine beliebte
und Wälder laden zum Wandern,
zu bieten: Der Hopfenanbau hat
Urlaubsregion. Das Mühlviertel
Radfahren oder Reiten ein. Im
hier schon lange Tradition und
erhielt seinen Namen von den
Winter bieten Langlaufloipen
die Mühlviertler Bierspezialitä-
Flüssen Große Mühl, Kleine
und Skipisten Möglichkeiten
ten sind nicht nur in Österreich
Mühl und Steinerne Mühl.
für den Wintersport. Pracht-
bekannt.
Im Norden an der Grenze zu
volle Kirchen, alte Burgen und
Tschechien zieht sich das Grüne
Schlösser aus verschiedenen
78
Pregarten
Die Stadt Pregarten war, wie die
Jahr 1230 bis hin zum Weber-
Mautrechungen belegen, eine
markt und zur Stadterhebung in
der Stationen auf dem Europä-
jüngster Zeit.
ischen Oxenweg. Sie lag auf der
Seit 2013 sind hier auch die
Route nördlich der Donau.
spektakulären Funde der „Bach-
Pregarten verfügte bereits
steiner Tannen“ aus Unterwei-
im 13. Jahrhundert über das
tersdorf zu sehen. Hier wurden
Marktrecht und war am Han-
Stadtgeschichte und Spekta-
Hügelgräber mit Grabbeigaben
del des Mittelalters und der
kuläres aus der Bronzezeit:
aus der späten Bronzezeit (etwa
Frühen Neuzeit rege beteiligt.
Heimatmuseum Pregarten
1300 – 1100 v. Chr.) freigelegt.
Die Leinenweberei war für die
Das 2010 völlig neu gestaltete
Stadt seit dem 16. Jahrhundert
Heimatmuseum der Stadt Pre-
lange Zeit der bedeutendste
garten präsentiert die wirt-
Wirtschaftszweig, bis noch in
schaftlichen Schwerpunkte des
die 1860er Jahre wurden im Ort
Ortes: Keramik und Weberei. Im
Textilprodukte gewoben. Zu
Mittelpunkt stehen die Ge-
Beginn des 20. Jahrhunderts
schichte und die Produkte der
siedelte sich mit der Oberös-
„Ersten Oberösterreichischen
terreichischen Steingutfab-
Steingutfabrik Prägarten“.
Heimatmuseum Pregarten
rik im Gebäude der heutigen
Darüber hinaus informiert das
Stadtplatz 13
Bruckmühle der erste größere
Museum über die Geschichte
A-4230 Pregarten
Industriebetrieb in Pregarten
Pregartens von den jungstein-
an. Heute ist Pregarten eines
zeitlichen Anfängen über die
+43 (0)7236 2255
der bedeutendsten Kulturzent-
zahlreichen Münzfunde und die
reinhold.klinger@aon.at
ren des Mühlviertels.
erste urkundliche Erwähnung im
www.heimatmuseumpregarten.at
Freistadt aus der Vogel­
Befestigungsanlagen fast
perspektive: Der Höhenflug
vollständig erhalten sind. Die
Freistadt war zwischen dem
gotische Altstadt mit der mit-
14. und 16. Jahrhundert eine
telalterlichen Stadtbefestigung,
wichtige Handelsstadt zwischen
den Wehrtürmen, den barocken
dem Donauraum und Böhmen.
Fassaden und bezaubernden
Auch Ochsenmärkte fanden hier
Arkadengängen ihrer Bürger-
regelmäßig statt.
häuser ist einen Besuch wert.
Freistadt ist eine der wenigen
Eine Stadtbesichtigung der
Städte in Österreich, deren
besonderen Art bietet das
Freistadt
79
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Kletterprojekt „derHoehenflug“
derHoehenflug ltd & Co KG
men. Auf dem Weg wurde unser
in Freistadt. Mit Hoch- und
GF Dipl.-Päd.
Planetensystem maßstabsgetreu
Niedrigseilelementen, Flying Fox
Klaus Affenzeller
nachgebaut. Ein Meter Weg
entspricht somit 369 Millionen
und Slackline können Mutige die
Altstadt mit ihren verschiede-
Edlau 3/1
Metern im All. Die Sonne befin-
nen Sehenswürdigkeiten aus völ-
A-4291 Lasberg
det sich in Freistadt und wurde
lig ungewöhnlichen Perspektiven
+43 (0)676 930 74 26
als eine 1 Meter große Granit-
erleben. Sightseeing wird mit
office@derhoehenflug.at
kugel dargestellt. Die anderen
körperlichen Aktivitäten kom-
www.derhoehenflug.at
Planeten stehen symbolisch als
biniert und die Stadt aus einer
kleinere Granitkugeln auf Stei-
neu gewonnenen Perspektive
nen. Die tatsächliche Größe der
erfahren: Denn 30 Meter über
einzelnen Planeten im Vergleich
dem Boden sieht Freistadt nicht
zur Sonne wird seitlich an den
nur anders aus, es riecht und
Stationen demonstriert. Der
klingt auch anders. Die Kletterer
Weg bietet neben Wissenswer-
erhalten von oben nicht nur Ein-
tem auch wunderschöne Aus-
blicke in die Altstadt-Architek-
Von der Sonne bis zum Pluto:
sichten in die Hügellandschaft
tur und deren mittelalterlichen
Planetenwanderweg
des Mühlviertels.
Befestigungsring, sondern auch
Freistadt – Grünbach – Sandl
schönste Ausblicke. Neben dem
Von der Sonne bis zum Pluto ist
kulturellen Aspekt bietet „der-
das Licht ca. 5 Stunden unter-
Hoehenflug“ auch Workshops
wegs. Ungefähr so lange braucht
zur Teambildung an.
man auch, um von Freistadt
entlang des 16 km langen Wan-
Weitere Infos:
derweges nach Sandl zu kom-
www.freistadt.at/planetenweg
lungsstätte Lasbergs zu neuem
kern, vom „Gasthaus Sepp’n-
Leben erweckt. Das attraktive
Wirt“ in Elz, vom Wandergasthof
Ausflugsziel belohnt Wande-
„Zur Haltestelle“ in Siegelsdorf
rer mit einer einmaligen Aus-
oder von der Schlossbrauerei
sicht ins Mühlviertel. Der Blick
Weinberg in Kefermarkt. Als
schweift vom Böhmerwald bis
touristische Attraktion wird in
zur entfernt sichtbaren Alpen-
Lasberg auch das „Bouldern“
Mühlviertler Panoramablick:
kette. Ein Infoterminal erzählt
am Buchberg, am Sattlerberg
das Hoh-Haus Buchberg
die Geschichte der Region. Der
und am Schoberstein ange-
Mit der Aussichtsplattform
Buchberg kann von verschiede-
boten. Hier kann man ohne
„Hoh-Haus“ am Buchberg
nen Ausgangspunkten bestiegen
Kletterseil und Klettergurt an
(813 m) wurde die älteste Sied-
werden: vom Lasberger Orts-
Felsblöcken oder Felswänden
Lasberg
80
in Absprunghöhe klettern.
Tourismuskern Lasberg
+43 (0)7947 7255-13
Das Pechöl, das in Lasberg als
Obmann Josef Wittinghofer
tourismuskern@lasberg.at
Wund- und Heilsalbe für Tiere
www.buchberg-hoh-haus.at
gebrannt wird, wurde zum im-
Markt 7
materiellen Kulturerbe ernannt.
A-4291 Lasberg
Gutau
und Hörrohr auch zahlreiche
Färben mit Indigo, wurde früher
Spielstationen zum Klettern,
viel Geheimnisvolles zugedacht,
Rutschen und Hüpfen für Kinder
von den Blaufärbern behaupte-
bereithält.
te man, sie könnten hexen und
zaubern. In Gutau findet jährlich
Ausflugstipp für Familien:
Führungen gibt es von März
am ersten Sonntag im Mai ein
bis November nach telefoni-
internationaler Färbermarkt
scher Voranmeldung.
statt.
Der Vogelkundeweg in Gutau
Die Gemeinde Sandl ist seit
War es die Lerche oder die
dem 19. Jahrhundert für ihre
Nachtigall? Die heimische Vogel-
Hinterglasmalerei, eine beson-
welt kennenlernen und dabei so
dere Technik der Glasmalerei,
richtig Spaß haben – das bietet
bekannt. Das „Sandlbild“ bedeu-
der Vogelkundeweg in Gutau.
tet für viele das Hinterglasbild
Begleitet vom Eisvogel und
schlechthin. Bevorzugte Motive
seiner kleinen Freundin „Meisi“
waren Heiligendarstellungen
erleben Familien und andere
und Wallfahrtsgnadenbilder.
Besucher einen abwechslungs-
Im Hinterglasmuseum Sandl
reichen, rund 1,5 Stunden langen
werden die Entwicklung und Ge-
Spaziergang durch die Natur.
Das „Blaue Wunder“ und
schichte dieses Kunsthandwerks
Der Ausgangspunkt des Vogel-
das „Sandlbild“:
sowie Sammlerstücke gezeigt.
kundeweges liegt beim Schau-
Blaudruck in Gutau und
raum gegenüber dem Gutauer
Hinterglasmalerei in Sandl
Färbermuseum. Hier können
Das Färberhandwerk ist im
heimische Vögel in ihrer natur-
Mühlviertel seit dem 17. Jahr-
Marktgemeinde Gutau
getreu nachgebauten Umgebung
hundert angesiedelt. Im alten
Kefermarkterstraße 4
betrachtet werden. Der Film
„Färberhaus“ in Gutau wurde
A-4293 Gutau
„Sehnsucht des Fliegens“ berei-
Jahrhunderte lang gedruckt
tet die Besucher auf die Wande-
und gefärbt, seit 1982 ist es
+43 (0)7946 6255
rung vor, die neben Stationen
als Museum zu besichtigen.
gemeinde@gutau.ooe.gv.at
mit Vogelstimmen, Nistkästen
Dem Blaudruckverfahren, dem
www.gutau.at
81
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Sandl
und große Besucher spannende
Gemeindeamt Sandl
Informationen über das Feuer-
Melanie Hirnschrodt
wehrwesen und werden zum ak-
Sandl 24
tiven Mitmachen eingeladen. Der
A-4251 Sandl
Weg beginnt am Ortsanfang von
Sandl, führt über den Tafelberg
+43 (0)7944 8255-0
zum Ursprung der Maltsch und
gemeinde@sandl.ooe.gv.at Wissensdurst löschen:
vorbei an der Sternwarte wieder
www.sandl.at
Der Feuerwehr-Erlebnisweg
zurück ins Ortszentrum. Wis-
www.feuerwehrerlebnis-
in Sandl
sensvermittlung mit Spaß und
weg-sandl.at
Der erste Feuerwehr-Erleb-
Aussichtspunkte mit Blick auf
nisweg Österreichs in der
die Landschaft rund um Sandl
Gemeinde Sandl ist ein familien-
machen den Feuerwehr-Erleb-
freundlicher Rundweg mit einer
nisweg zu einem unvergessli-
Länge von vier Kilometern. An
chen Abenteuer.
sechs Stationen erhalten kleine
Windhaag
Besucher grenzüberschreitend
Mit dem Bike nach Südböhmen
auch bei individuellen „Nature
radeln, vorbei an verlassenen
Trails“ durch die Naturland-
Dörfern, auf ehemaligen Panzer-
schaft, erlebnisorientierten
straßen, heute gut markierten
Camps sowie geführten Wan-
Radwegen, ist ein besonderes
dertouren wie Schmuggler-Tour
Erlebnis für den an sanftem
Das Tor zum Grünen
und Flussläufe-Tour an der
Tourismus interessierten Gast.
Band Europas:
Maltsch entdecken.
GREEN BELT CENTER
Das GREEN BELT CENTER hat
am 3. Mai 2015 seine Pforten
Green Belt Center
geöffnet. Das Grüne Band Eu-
Markt 11
ropa präsentiert sich in einem
A-4263 Windhaag bei
spannenden, neu errichteten,
Freistadt
sechzehn Meter hohen Holzbau.
Natur, Geschichte und Zukunft
+43 (0)7943 6111
des Grenzraumes am ehemali-
info@green-belt-center.eu
gen Eisernen Vorhang kann der
www.green-belt-center.eu
82
Leopoldschlag
Zur Förderung und Entwick-
halten sich viele Insekten und
lung dieser Flächen werden im
Käfer auf. Diese sind wiede-
Europaschutzgebiet Maltsch
rum Nahrungsgrundlage für
europäische Wasserbüffel ein-
verschiedene Wiesenvögel und
gesetzt. Bei einer 3-stündigen
Fledermausarten.
Exkursion erfahren die Teilnehmer Wissenswertes über die
Die Büffel sind los!
Schutzgüter im Europaschutz-
Landschaftspflege im
gebiet Maltsch und erleben die
NATURA 2000 Grünes Band
Europaschutzgebiet Maltsch
prächtigen Wasserbüffel vor Ort
Europa Infozentrum des
am Grünen Band Europas
bei der Arbeit auf den Feucht-
Naturschutzbund OÖ
Feuchtwiesen sind seit Jahrhun-
wiesen. Diese interessante
Leitung:
derten ein Teil des mitteleuro-
Nutztierart wird zunehmend für
Wolfgang Sollberger
päischen Landschaftsbildes.
die Landschaftspflege entdeckt.
Sie sind nur schwer zu bewirt-
Die Suhlen und Wasserlöcher,
Marktpatz 2
schaften, weisen jedoch einen
die durch die sich wälzenden
A-4262 Leopoldschlag
großen Reichtum an außerge-
Wasserbüffel entstehen, bieten
wöhnlichen und seltenen Tier-
einzigartige Lebensräume für
+43 (0)664 5143548
und Pflanzenarten auf und sind
viele Amphibien und Reptili-
nat.2000infozentrum@gmx.at
daher besonders schützenswert.
en. Im Dung der Wasserbüffel
www.naturschutzbund-ooe.at
stellung besucht, begibt sich auf
das Verständnis für die wis-
eine Zeitreise mit drei Etappen
senschaftlichen Exponate, die
vom Hochmittelalter bis in die
hauptsächlich aus der Samm-
frühe Neuzeit, gewinnt dabei
lung des Reichensteiner Profes-
Einblicke in die Themen „Burg
sors Alfred Höllhuber stammen,
und Herrschaft“, die Architektur
der größten privaten Mittelal-
von Burgen und erfährt Interes-
ter-Sammlung Österreichs.
Abenteuer Burg:
santes über die Menschen und
Das ebenfalls im Neubau un-
Oberösterreichisches Burgen-
ihre Lebenswelten innerhalb
tergebrachte Informationszen-
museum Reichenstein
der Burg. Dazu gehört auch
trum zum Europaschutzgebiet
Kultur und Natur unter einem
ein einzigartiges Original: die
Waldaist-Naarn vermittelt einen
Dach präsentiert die mittelal-
teilrekonstruierte Badegrotte
Einblick in die Zusammenhänge
terliche Burg Reichenstein in
aus der frühbarocken Blütezeit
der heimischen Fauna und Flora.
der Gemeinde Tragwein. Wer die
der Burg Reichenstein. Groß-
modern gestaltete Daueraus-
zügige Schaubilder erleichtern
Tragwein
83
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
OÖ Burgenmuseum
wachsen natürlich auf.
Reichenstein
Über das Jahr verbringt die
Reichenstein 1
Herde die meiste Zeit auf den
A-4284 Tragwein
Weiden, aber auch das Futter im
Laufstall stammt ausschließlich
+43 (0)72 36 314 00-0
von Wiesen und Feldern des
office@burg-reichenstein.at
Biohofes.
www.burg-reichenstein.at
Spitzenqualität einen Namen
gemacht, hauptsächlich mit der
Pankrazhofer
Der kulinarische Tipp:
Produktion von vielfach ausge-
Eva und Norbert Eder
der Pankrazhofer
zeichneten Mosten sowie Säften,
Lugendorf 7
Den Pankrazhofer gibt es seit
Schaumweinen, Edelbränden
A-4284 Tragwein
Jahrhunderten. Die heutige
und Likören. Eine Spezialität
Generation hat sich in den
des Hofes ist das Pankrazhofer
+43 (0)7263 88295
letzten Jahren mit traditionel-
Bio-Rindfleisch. Die Tiere wer-
mostmacher@pankrazhofer.at
len Getränken in biologischer
den im Pankrazhof geboren und
www.pankrazhofer.at
Die Region Hausruck Nord ist
che Höhenrücken, Flüsse und
lauber und Familien. Gasthäuser
südlich der Schlögener Schlin-
Bäche. Die reizvolle, waldreiche
und Jausenstationen laden zum
ge gelegen und bildet – optisch
Landschaft bietet viele schöne
Rasten und Verweilen ein und
gesehen – einen Kessel. Das
Aussichtsplätze und Sehens-
versprühen den Charme von
Landschaftsbild ist geprägt
würdigkeiten. Die Region gilt
Bodenständigkeit in dieser noch
vom Ausläufer der Böhmischen
als Geheimtipp für sportliche,
naturbelassenen Region.
Granitmasse durch zahlrei-
naturverbundene Individualur-
Hausruck Nord
Natternbach
84
Abenteuerparadies für
Kinderherzen höher schlagen.
Familien: „IKUNA -
Entlang des Indianerschleich­
IndianerKUlturNAtternbach“
pfades warten zahlreiche
„IKUNA – folge deinem Pfad“
Stationen, die mittels Klettern
heißt das Projekt, das am alten
und Balancieren erreicht wer-
Indianerspielgelände in Nat-
den wollen. Ein neu errichtetes
ternbach entstanden ist. Das
Tipidorf bietet hochwertige
attraktive Spielgelände mit
Übernachtungsmöglichkei-
Wasserspielen, verschiedensten
ten für 44 Personen und zwei
Rutschen und Schaukeln lässt
Gruppenzelte für jeweils bis zu
14 Personen. Jedes dieser Tipis
nachempfunden wurde. IKUNA
IKUNA Indianerwelt
ist einem indianischen Thema
lädt sowohl zum kurzweiligen
Indianerpfad 1
gewidmet. Ergänzt wird das
Spielaufenthalt, als auch zum
A-4723 Natternbach
indianische Dorf noch durch ein
längeren Verweilen (mit Über-
Saunazelt samt Ruheraum. Im
nachtung) im Indianerdorf ein,
+43 (0)664 9209 844
Eingangsbereich steht das so
bietet aber auch verschiedene
office@ikuna.at
genannte Longhouse, das in der
Feste und Veranstaltungen an.
www.ikuna.at
Der „Dom im Landl“:
Die Pfarrkirche ist der Mutter-
Pfarrkirche Kallham
gottes geweiht. Das Hochaltar-
Die Pfarrkirche Maria Himmel-
bild zeigt Mariä Himmelfahrt,
fahrt, die durch ihren impo-
die am 15. August gefeiert wird.
santen Zwiebelturm und ihre
An diesem Tag wird – bereits
prächtige Außengestaltung auch
seit über 500 Jahren – der
als „der Dom im Landl“ bezeich-
bekannte Kallhamer Kirtag mit
net wird, wurde 1713 bis 1718
großem Markt, mit Gewerbe-
von Jakob Pawanger erbaut und
schau, Vergnügungspark und
zählt zu den schönsten Gottes-
Festzelten abgehalten.
Architektur zwei Indianerzelten
Kallham
häusern Österreichs.
Peuerbach
Peuerbach ist eine der ältesten
Stadt war der Astronom, Ma-
Siedlungen Oberösterreichs.
thematiker und Humanist Georg
Mit ihrem gotischen Stadtkern
von Peuerbach. Die Rathausuhr
rund um den Kirchenplatz, der
ist eine vergrößerte Nach-
Hauptstraße und der reizenden
bildung des 1457 von Georg
Fleischergasse lädt sie zu Spa-
von Peuerbach vollendeten
ziergängen ein. Besonders die
Original-Astrolabiums, das im
derdaten. Georg von Peuerbach
enge Fleischergasse mit ihren
Germanischen Nationalmuse-
(1423–1461), ein Wegbereiter
Schwibbögen verführt zu einer
um Nürnberg aufbewahrt wird.
des kopernikanischen Weltbilds,
Zeitreise.
Das Astrolabium war über viele
erfand nicht nur die erste zu-
Jahrhunderte ein universelles
verlässige Taschenuhr, sondern
Astronom und Humanist:
Instrument für Astronomen,
auch die Sinus-Cosinus-Rech-
Georg von Peuerbach und
Landvermesser und Astrologen.
nung, die heute zum unverzicht-
die Astrolabium-Uhr
Es diente zudem als Zeitmesser
baren Rüstzeug eines jeden
Der berühmteste Sohn der
und zur Ermittlung von Kalen-
Mathematikers zählt.
85
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
des Spätmittelalters, Georg von
lern: 1626 fand hier die Schlacht
Peuerbach. Ein Überblick über
auf der Ledererwiese statt, die
die Geschichte und Entwicklung
den ersten Sieg für die aufstän-
der Astronomie und deren enge
dischen Bauern brachte.
Verflechtung mit Astrologie und
Alchemie sind Thema dieser
Präsentation.
Von Astronomie bis Bauern­
krieg: Das Schlossmuseum
Schlossmuseum Peuerbach
Peuerbach
Rathausplatz 2
Die Stadt Peuerbach und ihr
A-4722 Peuerbach
Flora und Fauna entdecken:
Schloss spielten in der Geschichte der oberösterrei-
+43 (0)7276 2255-22
Naturschutzgebiet Koaserin
chischen Bauernunruhen des
schlossmuseum@peuerbach.
Das ca. 30 Hektar große
16. und 17. Jahrhunderts eine
ooe.gv.at
Sumpf- und Feuchtwiesengebiet
bedeutende Rolle. Um 1370 von
www.peuerbach.at
liegt zwischen den Gemeinden
Peuerbach, Heiligenberg und
den Grafen von Schaunberg
erbaut, brannte das Schloss mit
Ein Spaziergang durch das
Neukirchen am Walde. Aufgrund
seiner berühmten Bibliothek
Universum: Astro- und
seiner einzigartigen Tier- und
und der Rüstkammer 1571 ab
Naturwanderweg
Pflanzenwelt wurde es 2005
und wurde von Gundaker von
Der Astro- und Naturwander-
zum Naturschutzgebiet erklärt.
Starhemberg in nur drei Jahren
weg wurde gemeinsam von den
265 Farn- und Blütenpflanzen
zu einem stattlichen Renaissan-
Gemeinden Bruck-Waasen und
wurden hier gezählt, über 90
ceschloss wieder aufgebaut.
Peuerbach entlang des Lederer-
Vogelarten, darunter so seltene
Das Schlossmuseum Peuerbach
baches errichtet. Der leichte
wie Bekassine, Braunkehlchen,
beherbergt drei Dauerausstel-
Wanderweg ist 1,1 km lang,
Neuntöter oder Wachtelkönige,
lungen: Das Bauernkriegsmuse-
asphaltiert, eben und somit das
leben hier oder benutzen das
um thematisiert anhand von
ganze Jahr über begehbar. Ent-
Areal als Rastplatz auf ihrem
Dioramen, Grafiken, Waffen und
lang des Weges bieten 29 Infota-
Zug. Auch Biber und Fischot-
Kriegsgeräten die politischen,
feln Wissenswertes zum Thema
ter sind in den Gewässern der
konfessionellen, wirtschaftli-
Astronomie und zum Leben und
Koaserin heimisch. Ein Spazier-
chen und sozialen Ursachen der
Wirken des Naturwissenschaft-
gang mit interessanten Schau-
Bauernaufstände. Die OÖ. Lan-
lers Georg von Peuerbach. Ein
tafeln erklärt die seltenen und
deskrippe zeigt mit über 200
Planetarium zum Selbstkurbeln
geschützten Tier- und Pflanzen-
Figuren typische Hofformen,
demonstriert die Geschwindig-
arten, die im Naturjuwel Koa-
Trachten und Bräuche Oberös-
keiten der Planeten. Auf einer
serin zu entdecken sind. Auch
terreichs. Die Ausstellung mit
beleuchteten Sternenscheibe
Exkursionen mit fachkundiger
dem Titel „Höhepunkte mittel-
kann man die Sternbilder des
Führung werden angeboten.
alterlicher Astronomie“ widmet
Nachthimmels erforschen. Ein
sich dem wohl bedeutendsten
kleiner Abstecher führt zu den
Weitere Infos:
Astronomen und Mathematiker
beiden Bauernkriegsdenkmä-
www.naturschutzbund-ooe.at
86
St. Agatha
Ein Bauernkriegsdenkmal:
Ein Ort der Erholung:
am Etzinger Hügel wurde eine
Stefan Fadinger Museum
Freizeitanlage Steinhügel
Meditationspyramide errichtet,
1626 erhoben sich die oberös-
Wo einst in St. Agatha ein
welche durch einen Serpenti-
terreichischen Bauern gegen
Steinbruch lag, steht heute eine
nenweg zu erreichen ist. Auf
den verhassten bayerischen
idyllische Freizeitanlage mit
diesem Weg können verschie-
Statthalter Graf Herberstorff.
Steinhügelhaus, Steinturm und
denen Mineralien, Kristalle und
Anführer war Stefan Fadinger,
einem Teich. Im Sommer werden
Steine bewundert, gefühlt und
dem hier, in seiner Heimatge-
Veranstaltungen angeboten,
ertastet werden. Die begehbare
meinde, ein Denkmal gesetzt
im Winter wird der Teich zum
Pyramide bietet nicht nur einen
wurde. Morgensterne und
Eisstockschießen und Eislaufen
herrlichen Ausblick auf die
andere, meist selbst gemachte
genutzt.
weite Landschaft, sondern lädt
Waffen der Bauern, sowie Über-
mit einer wunderbaren stim-
blicke über einzelne Schlach-
Meditativer Wanderweg in
mungsvollen Klangatmosphäre
ten zeugen von einem blutigen
St. Agatha: Mein Weg zum Ich
den Besucher zum Meditieren,
Kapitel oberösterreichischer
Eine Antwort auf den schnell-
Verweilen und Innehalten ein.
Geschichte. Das Museum
lebigen, stressgeplagten Alltag
beleuchtet das Leben Stefan
bietet der Themenweg „Weg
Fadingers und das Leben im
zum Ich“ in St. Agatha mit
17. Jahrhundert um die Zeit des
insgesamt 8 Stationen. Der
Tourismusverband St. Agatha Bauernkrieges. Hörstationen
Start beginnt beim Revita Hotel
Kirchenplatz 1
und moderne Museumstechnik
Kocher auf der Flachdachter-
A-4084 St. Agatha
bieten den Besuchern ein zeitge-
rasse mit dem Dodekaeder und
mäßes Museumserlebnis.
der Betrachtung der Gebirgs-
+43 (0)7277 82 55-20
silhouette, welche mit seinen
www.st-agatha.at
Höhen und Tiefen dem Auf und
Stefan Fadinger Museum
Ab des persönlichen Lebens
„Naturwunder“:
Kirchenplatz 1
gleicht. Über einen Steingarten
Schlögener Schlinge und der
A-4084 St. Agatha
führt der Weg vorbei an sinnstif-
Schlögener Blick
tenden Sprüchen hin zu Ruhe-
Die Schlögener Schlinge, eine
+43 (0)7277 82 55-0 plätzen, die zum Innehalten oder
Flussschlinge der Donau in
gemeinde@st-agatha.ooe.gv.at
zum Spüren der Energie einla-
Oberösterreich, etwa auf
www.fadingermuseum.at
den. Auf dem Wasserspeicher
halbem Weg zwischen Passau
87
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
und Linz, wurde 2008 von der
von der „Linetshuber Aussicht“
Bevölkerung zum „Naturwun-
sowie vom „Schlögener Blick“
der Oberösterreichs“ ernannt.
bei St. Agatha. Die Schlögener
Herrliche Ausblicke auf diese
Schlinge gilt auch als Höhepunkt
landschaftlich interessante
des beliebten Donausteig-Wan-
Richtungsänderung des Flusses
derwegs.
gibt es von der Burgruine Hai-
Weitere Infos:
chenbach, vom „Steiner Felsen“,
www.donausteig.com
Waizenkirchen
mit einem Wassergraben um-
Losenstein wurde das Dorf Wai-
gebene Wasserschloss wurde
zenkirchen zum Markt erhoben.
im 13. Jahrhundert erbaut.
Später war das Schloss Weiden-
Neben den Starhembergern,
holz im Besitz von Hans Ludwig
Schaunbergern und Herzog
Grafen von Kuefstein, der 1631
Albrecht III. von Österreich gab
zum Landeshauptmann von
es zahlreiche Eigentümer, die
Oberösterreich und kurz darauf
Ein idyllisches Wasserschloss:
für unterschiedlich lange Zeit
zum Reichsgrafen ernannt wur-
Schloss Weidenholz
dieses Wasserschloss besaßen.
de. Die Besichtigung der Anlage
Das hübsche, von allen Seiten
Unter dem Besitzer Achaz von
ist nur von außen möglich.
Sternenland Mountainbiking:
Mountainbike-Strecken in der Region
Mountainbike-Fans kommen in
Region Hausruck Nord.
der Region Hausruck Nord voll
Die Streckenführung ist an
auf ihre Kosten. Die Mountainbi-
unterschiedliche Schwierigkeits-
kerouten (5 Strecken mit einer
grade angepasst, damit finden
Gesamtlänge von 155 Kilometern
sowohl anspruchsvolle Sportler
und 3.945 Höhenmetern) führen
als auch Hobbybiker die passen-
durch die nördlichen fünf Ge-
de Route.
meinden Natternbach, Neukirchen, Eschenau, St. Agatha
und Peuerbach. Die Strecken
verlaufen größtenteils abseits
88
der Straßen, abwechselnd berg-
Genaue Streckenbeschrei-
auf und bergab, durch die Täler
bungen und weitere Infos
und über die Höhenrücken der
unter: www.sternenland.at
Sauwald
Dort, wo Inn, Donau und Ilz zum
tel – eine der schönsten Ecken
Atemberaubende Fernsichten
Donaustrom zusammenfließen,
von Oberösterreich.
in Richtung Alpen, Alpenvor-
liegt die malerische Bischofs-
land, Innviertel, Niederbayern,
und Universitätsstadt Passau.
Bayerischer Wald und Böhmer-
Direkt hinter der Stadt befindet
wald sind von der Sauwald-
sich bereits auf österreichi-
Panoramastraße oder einem
schem Boden die Region Sau-
der südlichen Aussichtspunkte
wald: ein mächtiger Granithügel,
zu betrachten. Die traditionel-
dessen Name sich vom „Passau-
le, aber qualitativ hochwertige
er Wald“ ableiten lässt. Zwölf
Eine gigantische Vielfalt an
Gast­ronomie mit den bekannten
Gemeinden mit knapp über
Natur- und Kulturjuwelen berei-
Sauwald-Erdäpfeln lädt zu einer
20.000 Einwohnern teilen sich
chern die Region mit altehrwür-
kulinarischen Entdeckungsreise
die wunderschöne Kleinregion
digen, aber nicht minder moder-
ein.
mit dem höchsten (Haugstein)
nen Traditionen in Brauchtum
und tiefsten (Donau bei Schlö-
und Handwerk. Nach wie vor
Weitere Informationen:
gen) Punkt im gesamten Innvier-
gilt die Region als Geheimtipp.
www.sauwald.at
Wander- und Radwege im Sauwald
Ausblicken vor. Aus dieser Idee
de Perspektiven aus der Region
ist später die Sauwald-Panora-
Sauwald auf die gegenüberlie-
mastraße entstanden.
genden reizvollen Landschaf-
Der 25 Kilometer lange Weg
ten. Unterwegs laden mehrere
führt von Wesenufer bis nach
Gastronomiebetriebe zu Rast
Pyrawang und kann als Wan-
und Einkehr ein.
derung oder auch als Radtour
Ein Weg mit atemberaubender
zurückgelegt werden. Die
Fernsicht:
deutlichen Höhenunterschiede
Sauwald-Panoramastraße
sind vor allem für Radler eine
Im Jahr 2005 musste ein Pas-
sportliche Herausforderung. An
sauer Ehepaar wegen Holz-
insgesamt 9 Orten wurden unter
schlagarbeiten einen Umweg
der künstlerischen Leitung von
über Esternberg, Vichtenstein
Michael Lauss Plätze erschlos-
Ein beliebter Wanderweg:
nach St. Aegidi machen, um
sen und mit besonderen, in die
der Donausteig
Kartoffeln einkaufen zu können.
Landschaft integrierten Skulp-
Ein Teil des Donausteigs führt
Bei ihrer Ankunft schwärmten
turen bereichert. Diese beson-
durch die Region Sauwald. Der
sie dem Landwirt von einer „Pa-
deren Aussichtpunkte bieten
450 Kilometer lange Wanderweg
noramastraße“ und herrlichen
dem Betrachter atemberauben-
verbindet die Städte Passau und
89
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Grein und bietet den Wande-
Radeln am Fluss entlang:
Ladestationen), beste Verkehrs­
rern außergewöhnliche Ein- und
Der Donauradweg
anbindungen an Züge und
Ausblicke in die Landschaften
Entlang des großen Stromes
Schiffe sowie eine große Anzahl
entlang der Donau. Der Donau-
führt der berühmte und gut
von Übernachtungsmöglichkei-
steig ist so aufgebaut, dass er
frequentierte Donauradweg
ten und Gastronomiebetrieben
für jeden das passende Angebot
(2.850 km) von Deutschland
erwarten die Radtouristen.
auf Lager hat: Weitwanderer
über Österreich bis nach
können den gesamten Donau-
Ungarn und weiter bis zum
Weitere Infos:
steig in mehreren Tagesetappen
Schwarzen Meer. Ein ruhig-ro-
www.donauradweg.at
schaffen. Speziell für Ausflugs-
mantischer und doch abwechs-
wanderer wurden 41 kürzere
lungsreicher Abschnitt von Pas-
Donausteigrunden konzipiert.
sau Richtung Linz führt durch
die Sauwald-Region. Perfekte In-
Weitere Informationen:
frastruktur für Radler, Radver-
www.donausteig.com
leihstationen (auch E-Bikes mit
Kopfing
durch einen atemberaubenden
aus der Region. Übernachten
Ausblick belohnt. Ein 5.000 m²
kann man in den komfortablen
großer Spielplatz mit Riesenrut-
Baumhotels, mitten im Wald in
sche, Trampolin, Riesenschau-
luftigen 10 Metern Höhe. Bei
keln, Hängematten und anderen
verschiedenen Veranstaltungen
Spielgeräten lässt Kinderherzen
wie der Waldweihnacht oder
höher schlagen.
den Open-Air-Konzerten auf der
Der insgesamt 2 km lange Rund-
Waldbühne im Sommer können
weg bringt Erholung für Natur-
die Besucher kulturelle Events
Ein Spaziergang durch die
liebhaber und bietet Kindern
mitten in der Natur erleben.
Baumwipfel:
mehrere Stunden spielerische
Baumkronenweg Kopfing
Beschäftigung. Neben dem
Verein Baumkronenweg
Der Baumkronenweg in Kop-
Wandern in den Wipfeln gibt es
Knechtelsdorf 1
fing ist einzigartig in Europa.
zahlreiche Erlebnisstationen,
A-4794 Kopfing
Über eine Länge von mehr als
die auf spielerische Weise für
1.000 Meter schwingt sich eine
Wissenszuwachs, Bewegung
+43 (0)7763 2289-0
Konstruktion gänzlich aus Holz
und eine gehörige Portion Spaß
office@baumkronenweg.at
zwischen den Baumkronen
sorgen!
www.baumkronenweg.at
hindurch und gibt Einblick in
die Flora und Fauna des Waldes.
Der Waldgasthof Oachkatzl
Highlight ist der 40 m hohe
mit Biergarten erwartet die
Erlebnisturm, der den Aufstieg
Besucher mit Schmankerln
90
Engelhartszell
Trappistenkloster:
Fließendes Erlebnis:
Engelhartszeller Donau-Welt
Stift Engelszell
Donau-Welt mit Großaquarium
A-4090 Engelhartszell
Stift Engelszell, das einzige
und Mini-Donau
Trappistenkloster Österreichs,
Die Donau-Welt in Engelharts-
+43 (0)7717 8055-16
wurde 1293 gegründet und blickt
zell macht die Donau, den
tourismus@engelhartszell.
auf eine ereignisreiche Ge-
größten Fluss Mitteleuropas,
ooe.gv.at
schichte zurück. Die Stiftskirche
auf innovative und einzigartige
www.donau-welt.at
mit ihrem 76 m hohen Turm ist
Weise erlebbar. Die Donaunixe
eine der stilistisch reinsten Ro-
Isa führt die Besucher durch
koko-Kirchen in Österreich. Sie
folgende Stationen: Sinnesgar-
wurde 1754 bis 1764 erbaut und
ten Mini-Donau, Großaquarium,
ist mit wertvollen Kunstwerken
Donau-Ateliers, Donau-Platz,
von Johann Georg Üblher, Jo-
Donau-Schiff, Donau-Spiel, Do-
seph Deutschmann und Barto-
nau-Geschichten, Donau-Kraft-
lomeo Altomonte ausgestattet.
werk Jochenstein, Haus am
Fischakrobatik an der Mühle:
Nach einer Beschädigung wurde
Strom. Im Großaquarium
Forellenzirkus mit Sägewerk
die Langhausdecke 1957 mit
werden heimische Störarten und
und Mühlenmuseum
einem Gemälde von Prof. Fritz
andere Donaufische in einem
Etwa 5 km oberhalb von Engel-
Fröhlich in eindrucksvoller Wei-
großen Schaubecken gezeigt.
hartszell liegt der wahrschein-
se neu gestaltet.
Das „Wassererlebnis Mini-Do-
lich weltweit einmalige Forellen-
Die Produkte aus der hauseige-
nau“ wurde nach den Kriterien
zirkus. Zahme Forellen zeigen
nen Brauerei und Likörfabrik,
der nachhaltigen Umweltbil-
unter Anleitung ihres „Domp-
das Trappisten-Bier und die
dung angelegt. Das Erleben
teurs“ allerlei Kunststücke. Sie
Engelszeller Spirituosen, sind in
des Elementes Wasser und das
spielen Fußball, springen durch
ganz Österreich bekannt.
selbstständige Gestalten der
Reifen und machen viel Erstaun-
Flusslandschaft sind Leitmotive
liches. Aber auch ein „Venezia-
Stift Engelszell
des Umweltparks. Die Kinder
ner“ Sägegatter aus dem Jahr
Stiftstraße 6
erhalten durch das Wasserer-
1820 können die Besucher in
A-4090 Engelhartszell
lebnis Mini-Donau interaktive
Betrieb sehen und beobachten,
+43 (0)7717 8010
Einblicke in die Flussdynamik,
wie vor fast 200 Jahren Holz
www.stift-engelszell.at
in die Landschaft sowie in das
gesägt wurde.
Leben am Wasser. Die weiteren
Stationen bieten spielerische,
Familie Luger-Sageder
künstlerische und andere An-
Mühlbach 3
näherungsmöglichkeiten an das
A-4090 Engelhartszell
Thema Donau.
+43 (0)7717 7552
91
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Freinberg
Welt mit direktem Blick auf den
gleichzeitig eines der letzten
Passauer Dom. Ein vollkommen
original erhaltenen Exemplare
neues Spielgefühl, selbst für
in diesem geografischen Raum.
erfahrene Golfer.
Vierseithof ist die Bezeichnung
für eine Hofform, bei der der
Erlebnisturm Freinberg
landwirtschaftliche Wirtschafts-
Freinberg 74
hof von allen vier Seiten von
A-4785 Freinberg
Gebäuden umschlossen ist, in
der Regel vom Wohnhaus, der
Über die Dächern von Passau:
+43 (0)7713 8494
Scheune, Getreidespeicher und
Erlebnisturm Freinberg
gcpassau@golf.at
dem Stall. Der alte Hof ist als
Ein alter landwirtschaftlicher
www.topfit-freizeitpark.com
„Altes Forsthaus“ bekannt , weil
Betonsilo wurde am Gelände des
in diesem Anwesen fast 100 Jah-
Golfplatzes Freinberg zu einem
re der Förster der „Gräflichen
Schmuckstück umgewandelt.
Forstverwaltung Faber-Castell“
Der Erlebnisturm mit seiner ku-
mit seiner Familie wohnte.
gelförmigen Haube, die an einen
übergroßen Golfball erinnert,
Kulturkreis Freinberg
ist mittlerweile ein Wahrzeichen
Elisabeth Scharnböck
der Region Sauwald. Gleichzei-
Ein typischer Vierseithof:
Freinberg 101
tig ist der Turm aber auch eine
Altes Forsthaus Freinberg
A-4785 Freinberg
Rarität des Golfsports: Er ist
Die Hofanlage in Freinberg ist
der höchste in einen Golfplatz
ein typischer Vertreter des
kulturkreis@freinberg.at
integrierte Abschlagplatz der
„Innviertler Vierseithofs“ und
www.freinberg.at/forsthaus
mussten die Ochsenherden die
Durch die günstige Lage am
Furt am Inn überqueren, was
Inn entwickelte sich Schärding
je nach Wetter und Wasserpe-
bereits im Mittelalter zu einem
gel immer mit einem gewissen
blühenden Handelszentrum für
Risiko verbunden war. Wer die
Salz, Holz, Erz, Wein, Getreide,
Gefahr meiden und die Tiere
Textilien und Vieh. Ende des
nicht über den Inn führen wollte,
13. Jahrhunderts wurde dem Ort
Das schmucke Barockstädt-
wählte die andere Route durch
das Marktrecht verliehen. Als
chen Schärding am Inn, südlich
das Mühlviertel zum „Ungar-
Grenzstadt zwischen Österreich
von Passau, war eine wichtige
steig“ bei Breitenberg und dann
und Bayern war Schärding oft
Station des Ochsentriebes. Hier
weiter Richtung Regensburg.
Zankapfel zwischen Herrschern
Schärding
92
und Ländern, ca. 500 Jahre lang
vielen „Silberlingen“ in ihren
gen von Schärding mit einigen
gehörte es zu Bayern.
Taschen hin, die einst diese
Stadttoren sind weitgehend er-
Die malerische Stadt mit ihren
Häuser bewohnten. Die bunten
halten geblieben. Das Wassertor
barocken, stuckreichen Fas-
Fassaden mit pastellfarbenen
(das ehemalige Zolltor) mit dem
saden lädt zum Flanieren ein.
Farbtönen gehen auf die mittel-
alten Pranger, das Passauer und
Wahrzeichen des Ortes ist die
alterlichen Zunftfarben zurück,
das Linzer Tor und die Kapuzi-
sogenannte „Silberzeile“, die
die einzelnen Zünften zugeord-
nerschanze können auch heute
Nord-Ost-Seite des Oberen
net waren (z. B. Bäcker blau,
noch besichtigt werden.
Stadtplatzes. Der Name weist
Metzger rot, Gastwirte gelb und
Weitere Infos:
auf die reichen Kaufleute mit
grün). Auch die Stadtbefestigun-
www.schaerding.at
Pfarrkirche Schardenberg
der schönen Aussicht bereits im
Schardenberg 7
Jahre 1886 einen 30 Meter ho-
A-4784 Schardenberg
hen, hölzernen Aussichtsturm,
Schardenberg
der 1931 durch einen steinernen
Neubau ersetzt wurde.
Der Innviertler Dom:
Pfarrkirche Schardenberg
Zwischen 980 und 1000 wurde
die erste Kirche von einem der
drei Söhne des Grafen Thimo
Beliebter
von Vornbach errichtet. Der alte
Marienwallfahrtsort:
Kirchturm wurde 1741 wegen
Fatimakapelle im Fronwald
Baufälligkeit in reinem Barock-
Tausende Wallfahrer besuchen
stil neu gebaut. Die heutige
jährlich die 1948 errichtete
Kirche, die auch als „Innviertler
Fatimakapelle im Fronwald. In
Dom“ bezeichnet wird, wurde
den Monaten Mai bis Oktober
Unberührt und wildroman-
1908 bis 1910 mit Ausnahme
werden jeden 13. des Monats
tisch: Kösslbachtal und Ro-
des Turms völlig neu errichtet,
Wallfahrtstage abgehalten.
mantikdorf Kneiding
nachdem man die alte Kirche
Die Marienstatue stammt von
Das Romantikdorf Kneiding bei
abgerissen hatte. Das Gottes-
demselben Künstler wie das Ori-
Schardenberg liegt idyllisch in
haus im neubarocken Stil mit
ginal in Fatima, in Portugal. Die
einem vom Großen Kösslbach
600 Sitzplätzen wurde 1910 ein-
Kapelle ist eine Station auf dem
in die Landschaft geschnitte-
geweiht. Der Grundstein stammt
europäischen Pilgerweg VIA
nen Granittal. Der wilde Bach
vom Ölberg in Jerusalem.
NOVA. Nahe der Kapelle, auf
schlängelt sich hier durch eine
dem Fronberg, baute man wegen
urtümliche Landschaft.
93
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Zwischen Straße und Bach drän-
für seine alte Kegelbahn, die
schießen. Die Umgebung kann
gen sich die Häuser, die sehens-
quer über den Kösslbach führt.
man auf dem Biber-Wanderweg
werte Kneidinger Dorfkirche
Der Stausee des Kösslbachs ist
und anderen Spazierwegen
und im Anschluss der Felsenkel-
ein unberührtes Naturparadies
erkunden.
ler des Gasthauses „Wirt z‘ Knei-
zum Erholen, Wandern, Fischen
Weitere Infos:
ding“. Das Wirtshaus ist bekannt
und im Winter zum Eisstock-
www.schardenberg.at
reichischen Donauraum anzu-
Schlinge“, zahlreiche Schlösser,
treffen sind. Für eine gemütliche
pittoreske Ruinen, wunderschö-
Zillenfahrt auf der Donau kann
ne Schotterstrände und schmu-
man beim Bootsbauer Anton
cke Ortschaften.
Freizell
Witti von Mai bis September
Zillen mit oder ohne Motor ausleihen und einen der schönsten
Zillenverleih Anton Witti
Das Donautal vom Wasser aus
Abschnitte des Donautals näher
Freizell 4
erleben: Zillenfahren auf der
kennenlernen. Zwischen dem
A-4085 Wesenufer
Donau
Kraftwerk Jochenstein und dem
Zillen sind einfach gebaute
Kraftwerk Aschach auf einer
+43 (0)7285 6390
Boote mit flachem Boden, die bis
Flusslänge von ca. 35 km findet
info@witti.co.at
heute im deutschen und öster-
man die berühmte „Schlögener
www.zillen.at
Verbindung zwischen
lich in die Tallandschaft ein.
zwei Ländern: Mariensteg
Auch in den Nachtstunden setzt
Die einzigartige und asymmetri-
der Mariensteg Akzente. Die
sche Hängebrücke für Fußgän-
Lichtinstallation der Künstle-
ger und Radfahrer über den Inn
rin Waltraut Cooper lässt den
verbindet Wernstein mit seiner
nächtlichen Steg in den Farben
deutschen Nachbargemeinde
des Regenbogens – als Symbol
Neuburg am Inn. Die moderne
des Friedens und des vereinten
und federleicht wirkende Brücke
Europas – erstrahlen. Wernstein
fügt sich leicht und unaufdring-
94
Die tolle Knolle: Genuss-Region Sauwald-Erdäpfel
Winter von Schädlingen und
Die Moosweibchen im Sauwald
Krankheitserregern weitgehend
Der mystische Sauwald birgt
befreit und durch milde Sommer
auch zauberhafte Wesen wie die
begünstigt, geben der Knolle
Moosweibchen, so erzählt es
ihre maximale Reife und ihren
zumindest eine alte Sage. Diese
vollendeten Geschmack. Quali-
Kreaturen sind kaum größer als
Beliebt bei Konsumenten im
tät vor Quantität ist das Motto
ein dreijähriges Kind und doch
Lebensmittelhandel, vor allem
der Sauwald-Landwirte. Dazu
zehnmal älter als die mächtigs-
aber in Restaurants, ist der
gibt es den Sauwald-Wodka, ein
ten Baumriesen im Wald. Ihr
Sauwald-Erdapfel, ein Mar-
Premium-Destillat aus feinsten
Gewand ist aus grünem Moos.
kenzeichen der Region. Die
Sauwald-Erdäpfeln, abgefüllt in
Dazu tragen sie Schürzen aus
Urgesteinsverwitterungsböden
schrägen Flaschen, die Hanglage
Tannenreisig. Das Leben des
des Sauwaldes bieten optima-
im Sauwald symbolisierend.
Moosweibchens ist mit dem
le Grundlagen für den Anbau
Baum verknüpft, der ihm Schutz
höchst geschmackvoller Erdäp-
bietet. Wird der Baum gefällt, so
fel auf etwa 600 m Seehöhe. Luf-
Weitere Infos:
muss das Moosweiberl, das in
tige, karge Böden, durch raue
www.sauwalderdaepfel.at
ihm wohnt, sterben.10
Stadt-Land-Fluss – in Anlehnung
reizende Wanderwege und schö-
höfe, eine typische Hofform der
an das bekannte Spiel könnte
ne Vierkanthöfe zum Verweilen
Region, die einzigartige Traum-
diese Region mit diesen drei
in der Natur.
gärten beherbergen.
Linz-Land
Die Hofgärtnerinnen und Hof-
Worten am besten beschrieben
werden. Es gibt wohl kaum eine
Eine interaktive Regions-
gärtner verbinden Tradition mit
Gegend, die so vielfältig ist und
karte mit Wanderwegen und
Offenheit für Neues. Das Projekt
dabei viele Gegensätze in sich
Sehenswürdigkeiten bietet
bereichert die Region mit einer
vereint. Die Gemeinden von
den Besuchern viele Tipps:
bunten Vielfalt von Gartenträu-
Linz-Land befinden sich allesamt
vwww.linzlandkarte.at
men: „Blühende Gärten“, „Event
& Garten“, „Genussgärten“,
südlich der Donau und sind dem
Traunviertel zuzuordnen. Alte
Blütenpracht nach Themen:
Römersiedlungen, mittelalter-
Hofgärten Linz-Land
liche Städte, Prachtbauten des
Eingebettet in die hügelige
Barock oder die Musik Anton
Kulturlandschaft laden zwölf
Bruckners – die Region atmet
Themengärten im Bezirk
Geschichte und Kultur. Die
Linz-Land zum Verweilen ein. Es
sanfte Hügellandschaft bietet
handelt sich hier um Vierkant-
1 nach Helmut Wittmann, www.sagen.at
„Heilgärten“ und „Erholungsgär-
95
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
ten“. Die Besucher genießen die
Führungen durch die Höfe run-
Rohr im Kremstal, Nieder-
Vielfalt der Blütenpracht, den
den das Erlebnis ab. Die Gärten
neukirchen, Linz-Ebelsberg.
Duft und die Produkte der Gär-
befinden sich in den Gemeinden
ten. Obst- und Gemüseraritäten,
Wilhering, Ansfelden, Allhaming,
Weitere Infos unter:
Kräutervielfalt und fachkundige
Kematen, Piberbach, St. Marien,
www.hofgaerten.at
Enns
Enns an der Mündung des
Mit dem Rad durch die Römer-
gleichnamigen Flusses in die
zeit: Römerradweg
Donau war schon zur Zeit der
Der 242 km lange, familien-
alten Römer ein wichtiger Ver-
freundliche Römerradweg führt
kehrsknotenpunkt. Noch ältere
von Passau über Vöcklabruck
Funde deuten darauf hin, dass
und Wels nach Enns. Es ist kein
hier bereits in der Steinzeit eine
Museum Lauriacum
historischer Weg, verbindet je-
Siedlung lag. Enns gilt als die
Das Museum Lauriacum in Enns
doch wichtige Stätten und Fund-
älteste Stadt Österreichs, die
ist eine der wichtigsten archäo-
orte der römischen Geschichte.
das Stadtrecht seit 1212 besitzt.
logischen Schausammlungen in
Neben der regulären Radweg-
Wichtige Handelswege führten
ganz Österreich. Die Ausstellung
beschilderung ist der Weg auch
durch die Stadt mit Mautrecht,
präsentiert die Vielfalt römi-
mit Römerhelmen markiert. An
unter anderen auch der Europä-
scher Kultur im wichtigsten mili-
wichtigen Stellen geben Infor-
ische Oxenweg.
tärischen Stützpunkt am Donau-
mationstafeln über das Leben in
Die Häuser der Altstadt mit
limes in der Provinz Noricum:
der Römerzeit Auskunft. In Enns
beeindruckenden Fassaden und
Die monumentale Bauinschrift
schließt der Römerradweg an
idyllischen Innenhöfen stammen
des Legionslagers Lauriacum,
den Donauradweg an.
größtenteils aus dem 15. und 16.
militärische Ausrüstungsgegen-
Jahrhundert. Enns vereint viele
stände, Grabdenkmäler, zahl-
Weitere Infos:
vergangene Stilepochen, so sind
reiche Zeugnisse des römischen
www.roemerradweg.info
gotische Tür- und Fensterge-
Alltagslebens, ein einzigartiges
wände, Renaissanceornamente,
Deckenfresko und ein spätan-
prunkvoller Barockstuck und
tikes Stofffragment sind unter
Friese aus der Gründerzeit zu
den zahlreichen Exponaten
entdecken. Sehenswert sind
besonders hervorzuheben.
außerdem das Schloss Ennsegg
und der alles überragende, 60 m
Museum Lauriacum
hohe, freistehende Stadtturm
Hauptplatz 19
aus dem 16. Jahrhundert – das
A-4470 Enns
Wahrzeichen der Stadt. Von sei-
+43 (0)7223 85362
ner Galerie aus kann man eine
office@museum-lauriacum.at
perfekte Aussicht genießen.
www.museum-lauriacum.at
96
Leonding
vor 26 Millionen Jahren zurück-
ältesten und spektakulärsten
reichen, sowie durch Audio- und
Grabfunden Oberösterreichs.
Video-Installationen präsentiert.
Bei der Ausgrabung wurden
Eine Besonderheit des Museums
wertvolle und zum Teil einma-
ist die Darstellung der Maximi-
lige Grabbeigaben wie Kera-
lianischen Befestigungsanlage
mik, Schmuck und Steingeräte
Regionalgeschichte im
mit ursprünglich 32 Türmen um
gefunden.
Wehrturm: Turm 9 –
Linz aus den Jahren 1831–32. Ein
Stadtmuseum Leonding
weiteres Highlight der Ausstel-
Das Stadtmuseum Leonding ist
lung ist „Leondine“, das Mäd-
Turm 9 –
im Turm 9 der Maximilianischen
chen aus der Steinzeit, das vor
Stadtmuseum Leonding
Befestigungsanlage unter-
ungefähr sechseinhalbtausend
Daffingerstraße 55
gebracht, einem imposanten
Jahren beerdigt und im Jahr
A-4060 Leonding
Gebäude der Festungsbaukunst
1994 bei einer archäologischen
aus der Biedermeierzeit. Auf
Grabung an der Paschinger
+43 (0)732 674746
einer Fläche von 800 m wird
Straße entdeckt wurde. Das
stadtmuseum@leonding.at
die Geschichte der Region an-
Grab der „Leondine“ aus der
www.leonding.at/de/frei-
hand von historisch wertvollen
neolithischen Siedlung (ca.
zeit/kultur/turm-9-stadtmu-
Exponaten, die bis in die Zeit
4500–4300 v. Chr.) zählt zu den
seum-leonding
Linzer Baumeister Johann Has-
ler des Barock und des Rokoko
linger wieder errichtet wurde.
erreichen wollten: Eine Kirche
Im Rokoko, so sagt man, wurden
sollte ihren Vorstellungen nach
die allerletzten Möglichkeiten
voller Glanz und Prunk sein und
des Barock verwirklicht und
dadurch eine himmlische Vision
ausgeschöpft. Die prachtvoll ge-
entstehen lassen.
2
Wilhering
schmückte Kirche ist einer der
Rokokojuwel Österreichs:
bedeutendsten Bauten des Ro-
Zisterzienserstift
Die Stiftskirche im Zisterzi-
koko im deutschen Sprachraum.
Wilhering
enserstift Wilhering
Die Ausstattung des Innenraums
Linzer Straße 4
Das Stift wurde 1146 durch die
erfolgte nach einem Gesamtplan
A-4073 Wilhering
Herren von Wilhering gegrün-
von Martino Altomonte, von dem
det. Besonders sehenswert ist
auch der Hochaltar stammt.
+43 (0)7226 2311-12
die Stiftskirche, die nach einem
Der Innenraum demonstriert
abteibuero@stiftwilhering.at
großen Brand von 1733 vom
nachdrücklich, was die Künst-
www.stiftwilhering.at
97
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Querfeldein zu den Bauern:
Wilheringer Födroas
Die sanften Hügel zwischen
Katzing, Edramsberg, Dörnbach
und Appersberg laden zum
Wandern und auch zum Innehalten ein, an jeder Ecke kann
genießen. Die Themen-Aktivwe-
mittel sie produzieren sowie
ge „Wilheringer Födroas“ laden
auch darüber, welche Pflanzen
die Besucher ein, den Alltag und
und Tiere in der Region hei-
die Arbeit von Bauernfamilien
misch sind. An 20 Stationen
in der Region bei einem ange-
können die Wanderer aktiv
nehmen Spaziergang kennen-
werden: Es gibt viel Informatives
zulernen. Die beiden Rundwege
sowie auch lustige Aufgaben
in den Ortschaften Dörnbach
zu Themen wie Kräuter, Brot
und Katzing sind jeweils etwa
und Korn, Jagd, Insektenhotel,
3,5 km lang. Die Infotafeln geben
Baumhoroskop oder Ener-
Auskunft darüber, welche Arbeit
gie-Obstgarten zu lösen.
die Bauernfamilien in ihren
Betrieben verrichten, welche
Feldfrüchte sie anbauen, welche
Weitere Infos:
Tiere sie halten, welche Lebens-
www.foedroas.at
Der „Musikant Gottes“:
Räumen Leben und Werk des
St. Florian, zwei Orte, die den
Anton Bruckner
Musikers gezeigt. Hier ist auch
berühmten Komponisten Anton
Die Gemeinde Ansfelden direkt
der original barocke Spieltisch
Bruckner deutlich geprägt ha-
bei Linz ist als Geburtsort des
der Orgel von St. Florian, ein mit
ben. Jeder Sinfonie des Meis-
Komponisten Anton Bruckner
dem Werk Bruckners besonders
ters ist unterwegs eine Station
(1824–1896) bekannt. Der be-
verbundenes Instrument, zu se-
gewidmet. Beim Ausgangspunkt
rühmte österreichische Kompo-
hen. Hörbeispiele aus Bruckners
des Wanderweges (Anton
nist der Romantik, Organist und
musikalischen Werken ergänzen
Bruckner Centrum oder An-
Musikpädagoge schuf zahlreiche
die Werkschau.
ton-Bruckner-Museum) können
man interessante Ausblicke
Ansfelden
Sinfonien, bereicherte die Kir-
MP3-Player mit Auszügen aus
chenmusik mit drei Messen und
Bruckners zehn Sinfonien ent-
anderen Werken und wurde als
liehen werden. Ein Besuch in der
Organist für sein Improvisati-
Stiftsbasilika in St. Florian lohnt
onstalent bewundert.
sich. Hier war Bruckner schon
als Kind Sängerknabe und hier
Das Anton-Bruckner-Museum in
liegt er auch unter der nach ihm
Ansfelden macht die Besucher
benannten Orgel begraben. Ein
mit dem musikalischen Wer-
Wandern nach Tönen:
besonderes Hörerlebnis bieten
degang des Meisters bekannt.
Der Anton Bruckner
die Konzerte mit der Bruckner­
Neben der Wohnstube, dem
Sinfoniewanderweg
orgel, die mit 4 Manualen, 103
Geburtsraum und einem Klas-
Der 9,2 km lange Sinfoniewan-
Registern und 7.389 Orgelpfeifen
senzimmer wird in weiteren
derweg verbindet Ansfelden und
ausgestattet ist.
98
St. Florian
Der Ort St. Florian bietet viele
berühmten Brucknerorgel, die
von Schriftstellern sind hier auf
Sehenswürdigkeiten aus ver-
Bibliothek mit über 150.000
Tontafeln zu lesen und geben
schiedenen Epochen, außerdem
Bänden und Handschriften, den
dem Besucher vielfältige Denk-
führen zahlreiche touristische
prächtigen Marmorsaal, die 14
anstöße.
Routen durch diese Gemeinde
Kaiserzimmer, die extra für den
wie die Barockstraße, die Ös-
kaiserlichen Besuch eingerichtet
terreichische Romantikstraße
wurden, eine Bildergalerie mit
sowie verschiedene Wander-
den bedeutendsten Werken von
und Radwege.
Albrecht Altdorfer sowie die Gedächtnisräume des „Musikanten
Gottes“, Anton Bruckner.
Löschen und retten früher und
Augustiner Chorherrenstift
heute: Oberösterreichisches
St. Florian
Feuerwehrmuseum St. Florian
Stiftstraße 1
Das Feuerwehrmuseum befindet
A-4490 St. Florian
sich im ehemaligen Meierhof des
Ein Prachtstück des Barocks:
Augustiner Chorherrenstiftes
Augustiner Chorherrenstift
+43 (0)7224 8902-0
St. Florian. Es ist das größte
Das Augustiner Chorherrenstift
info@stift-st-florian.at
Feuerwehrmuseum Österreichs
ist einer der bedeutendsten
www.stift-st-florian.at
und eines der größten seiner
Barockbauten in Österreich.
Art weltweit. Auf einer Aus-
Das ursprüngliche Kloster ist
stellungsfläche von etwa 3.000
um 800 n. Chr. am Grabe des
Quadratmetern werden rund
Märtyrers St. Florian entstan-
15.000 Exponate präsentiert. Die
den, der wegen seines Glau-
Ausstellung spannt den Bogen
bens mit einem Mühlstein um
von den historischen Feuer-
den Hals in der Enns ertränkt
wehrgeräten wie handbedienten
wurde.
Spaziergang für die Sinne:
Spritzen, pferdebespannten
Der barocke Neubau entstand
der Literaturgarten
Fahrzeugen und motorisierten
im 17. und 18. Jahrhundert unter
Nach dem Besuch der Stiftskir-
Oldtimern aus den 1920er-Jah-
der Mitwirkung berühmter
che lädt ein prächtiger Garten
ren bis zur modernen Technik
Baumeister wie Carlo Antonio
zum Verweilen ein. Im ehema-
heute. Feuerwehruniformen und
Carlone und Jakob Prandtauer.
ligen Küchengarten des klös-
Ausrüstungsgegenstände aus
Bei einer Führung kann das Stift
terlichen Meierhofes vom Stift
verschiedenen Epochen ergän-
mit allen seinen Sehenswür-
St. Florian wurde eine blühende
zen die Schau.
digkeiten besichtigt werden.
Parkanlage geschaffen, die seit
Der Rundgang führt durch die
2004 als „Literaturgarten“
prächtige Stiftskirche mit der
bekannt ist. Feinsinnige Zitate
99
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
OÖ Feuerwehrmuseum
einem Mühlstein um den Hals
Einblick in die bürgerlichen
St. Florian
in der Enns zu Tode gekommen
Wohnverhältnisse der wohlha-
Stiftstraße 2
war, bei einem Felsen an Land
benden Bauern des Florianer
A-4490 St. Florian
gespült worden. Ein Adler be-
Landls Ende des 19. Jahrhun-
schützte den Leichnam, bis eine
derts. In Europa einzigartig ist
+43 (0)7224 4219
fromme Frau mit einem Ochsen-
die Sammlung oberösterreichi-
wmuseum.stflorian@aon.at
gespann kam, den Toten auf den
scher Bauernmöbel.
www.feuerwehrmuseum-
Wagen lud und aufbrach, um
stflorian.at
eine geeignete Grabstätte für
Freilichtmuseum
den heiligen Mann zu finden. Als
Sumerauerhof
Eine alte Pilgerstätte:
die müden Zugtiere nicht mehr
Samesleiten 15
Die Florianquelle
weiterkonnten, bat die Frau Gott
A-4490 Sankt Florian
Die Florianquelle auf dem
um Hilfe. Da ließ Gott an dem
Marktplatz von St. Florian er-
Platz eine Quelle sprudeln, die
+43 (0)7224 8031
hielt ihren Namen vom gleich-
Ochsen labten sich daran und
sumerauerhof@landesmuseum.at
namigen Heiligen und wurde
brachten den heiligen Florian zu
www.sumerauerhof.at
im Mittelalter als Heilquelle
seinem Begräbnisort.
verehrt. Zahlreiche Pilger kamen und stärkten sich an dieser
Quelle. Auch heute noch kommen die Gläubigen und holen
das Quellwasser für die Taufe,
besonders dann, wenn auf den
Namen Florian getauft wird.
Vierkanthof par excellence:
Seltene Waffen und Jagd­
Freilichtmuseum
hunde: Schloss Hohenbrunn
Sumerauerhof
mit Jagdmuseum
Das Freilichtmuseum in dem ein-
Westlich vom Stift St. Florian
drucksvollen Vierkanthof prä-
liegt das Schloss Hohenbrunn,
sentiert den Arbeitsalltag und
der einzige urkundlich nach-
die Tätigkeiten auf einem ober-
gewiesene Schlossbau des
österreichischen Bauernhof: die
berühmten Barockbaumeisters
hauseigene „Fleischbank“, den
Jakob Prandtauer. Das ehema-
großen Backofen, die Erzeugung
lige Jagdschloss der geistlichen
des Mosts, die Göpelhütte mit
Herren des Stiftes verfiel nach
Der heilige Florian:
den zum Dreschen benötigten
Kriegsende immer mehr. Dem
Legende um die
Maschinen oder den Pferdestall.
1963 gegründeteten Verein zur
St.-Florian-Quelle
Außerdem bietet der Hof mit
Rettung und Erhaltung des
Die Legende berichtet, der
seiner holzgetäfelten Stube
Schlosses Hohenbrunn gelang
heilige Florian sei, nachdem er
und mit den teilweise original
es, das Gebäude renovieren zu
im römischen Lauriacum mit
erhaltenen Wohnräumen einen
lassen und der Öffentlichkeit
100
wieder zugänglich zu machen.
sammlung sind Jagdporzellan,
ten Lied „Die Forelle“ inspiriert
Das Barockgebäude beherbergt
seltene Waffen und die außerge-
worden sein.
heute ein Jagdmuseum. Die
wöhnliche Sammlung des Frei-
OÖ. Jagdmuseum
Sammlung enthält historische
herrn von Bistram, die Hunde-
Hohenbrunn 1
und kunsthistorische Objekte
halsbänder in vielen Variationen
A-4490 Sankt Florian
wie Waffen, deren Zubehör und
aus der Zeit von 1580 bis 1804
Bilder aus vier Jahrhunder-
zeigt. An dem Bächlein hinter
+43 (0)7224 20083
ten zum Thema Jagd. Weitere
dem Schloss soll übrigens Franz
office@ooeljv.at
Schwerpunkte der Museums-
Schubert zu seinem berühm-
www.ooeljv.at
Wo Anton Bruckner Organist
Organist in Kronstorf und fühlte
war: Kirche und Wohnhaus
sich, wie er schrieb, „wie im
des Komponisten
Himmel“. Sein Wohnhaus ist
Kronstorfs gotische Kirche
heute Museum.
Kronstorf
geht auf das 13. Jahrhundert
zurück. 1999 erhielt sie durch
Museum „Kronstorfer
die Künstlerin Inge Dick neue,
Brucknerzimmer“
blau leuchtende Kirchenfenster.
Brucknerplatz 4
Der Komponist Anton Bruckner
A-4484 Kronstorf
lebte in der Zeit von 1843–1845
als junger Schulgehilfe und
www.kronstorf.at
Ein gotisches Kleinod:
Ecken und trägt ein Zeltdach.
Wallfahrtskirche St. Leonhard
Durch das Südportal betritt
Die schmucke gotische Kirche
man den Innenraum. Hier befin-
wurde zu Beginn des 15. Jahr-
det sich eine Statue des Heiligen
hunderts errichtet. Im nördlich
Leonhard aus dem Jahre 1490.
angebauten Seitenschiff sind die
Sie ist Teil des ehemaligen, lei-
gotischen Fenster noch erhal-
der verschollenen Flügelaltars.
Pucking
ten. Der wuchtige Westturm mit
gotischem Portal hat vom zwei-
Weitere Infos:
ten Geschoss an abgeschrägte
www.pucking.at
101
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
102
05–
Endstation
Süddeutschland
Die
fleischhungrigen
Städte
103
Endstation Süddeutschland
Die süddeutschen Städte
als Verbraucherzentren und
Auftraggeber
Endstation der Lieferungen waren die süddeutschen Städte,
allen voran Augsburg und Nürnberg, aber auch München,
Ulm, Regensburg, Neuburg an der Donau, Straubing und einige
andere Orte werden in schriftlichen Dokumenten erwähnt.
Manche Ochsentriebe führten sogar bis nach Frankfurt,
Straßburg oder Köln.
Die Städte machten in der Frühen Neuzeit eine
Der berühmte Jakob Fugger der Reiche (1459–
enorme Entwicklung durch. Sie erhielten im-
1525) war der größte Kaufherr, Bankier und Mon-
mer mehr Rechte zur Selbstverwaltung und mit
tanunternehmer seiner Zeit. Seine Handelsbezie-
wachsendem Gewerbe und Handel kamen sie zu
hungen reichten bis nach Indien und Südamerika.
Reichtum und Macht. Eine finanzstarke Schicht
Auch wenn der Ochsenhandel in den zahlreichen
bildete sich heraus, reiche Bürger, Kaufleute und
Geschäftsbeziehungen der Fugger und Welser
Fernhändler, die ihr Geld investierten oder gegen
wahrscheinlich eine eher untergeordnete Rolle
Zinsen verliehen. Sie konnten sich auch Luxusgü-
spielte, tauchen dennoch auch ihre Namen als
ter wie teures Fleisch, exotische Gewürze, kostba-
Kreditgeber von Ochsenimporten auf.
re Textilien und anderes mehr leisten, im Gegensatz zu anderen, ärmeren Bevölkerungsschichten.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gehörten Augsburg und Nürnberg mit ca. 25.000 bzw. 36.000
Einwohnern zu den größten und bedeutendsten
deutschen Städten. Augsburg wurde außerdem
durch die Fugger und Welser zu einem wichtigen
internationalen Handels- und Finanzzentrum.
104
105
Ungarische Ochsen in der Jakobervorstadt – Kupferstich von Martin Engelbrecht, 17. Jh.
Endstation Süddeutschland
Einige Städte, allen voran die Stadt Augsburg,
die Augsburger Metzger ab Mitte des 16. Jahr-
nahmen auch direkt als Importeure, als Auftrag-
hunderts an erster Stelle unter den süddeutschen
und Geldgeber am Ochsenhandel teil. Der Rat
Städten.3
der Stadt war daran interessiert, die Versorgung der Stadtbewohner mit Lebensmitteln zu
In Nürnberg wurde im 16. Jahrhundert sogar ein
sichern und legte zum Beispiel Getreidevorräte
Ochsenamt ins Leben gerufen, das zur Finan-
an. Fleisch war aber nur begrenzt haltbar, so war
zierung der Ochsenkäufe Kredite bewilligte und
es im Falle der Fleischversorgung etwas schwie-
vergab. Im Jahre 1574 beantragte ein Konsortium,
riger, praktikable Regelungen zu finden. Um die
bestehend aus 18 Nürnberger Metzgern, ein Dar-
Konkurrenz zwischen den Metzgern gering zu
lehen von 10.000 Gulden, um 600 Ochsen einzu-
halten, führte die Obrigkeit in der Stadt Augsburg
kaufen. 4.000 Gulden wurden schließlich bewilligt,
eine feste Schlachtquote ein. Auch die maximalen
davon konnten die Metzger in Wien 226 ungari-
Fleischpreise wurden vom Rat festgesetzt, um
sche Ochsen und 800 Schafe erwerben.4 Die Höhe
die Konsumenten zu schützen, das waren die so
der Nürnberger Vorschüsse erreichte jedoch nie
genannten Fleischtaxen. Da die Schwankungen
die Summen, die Augsburg oder Venedig ihren
auf dem Viehmarkt jedoch ziemlich groß waren,
Vieheinkäufern gewährten.5
mussten immer wieder Korrekturen durchgeführt
Anlässlich des Reichstages 1358 in Nürnberg
werden, die dem Markt dann doch nicht immer
kümmerte sich Kaiser Karl IV. persönlich um die
gerecht wurden. Entweder waren die Metzger
Versorgung der Reichstagsteilnehmer und order-
unzufrieden, dass die festgelegten Höchstpreise
te neben Brot, Bier und anderen Nahrungsmitteln
zu niedrig waren, oder die Konsumenten be-
auch Schlachtochsen aus Ungarn.
schwerten sich, da sie ohne die Preisregulierung
Im Jahr 1542 stand der Nürnberger Jobst Furtner
das Fleisch vielleicht günstiger bekommen hätten.
mit vier ganzen Herden in den ungarischen Zoll-
Die städtische Obrigkeit kümmerte sich also aktiv
unterlagen an erster Stelle als Ochsenexporteur
um die Fleischbeschaffung, gab Kaufanweisungen
und musste dabei insgesamt 28.420 Forint Zoll
an die Metzgergesellschaften und unterstützte
entrichten.6
die Fleischversorgung mit Krediten oder Subventionen.1 Anlässlich der Hungersnot in den Jahren
Auch der Münchner Hof, vertreten durch den
1570 und 1571 handelte die Reichsstadt Augsburg
Hofmetzger, trat öfters als direkter Käufer in
besonnen und gewährte hohe Vorschüsse für den
Erscheinung. Der Hofmetzger besuchte auf
Ochsenkauf. Im Jahre 1578 erhielten die Augs-
Anweisung seit 1574 jährlich den Laurenzimarkt
burger Metzger sogar ein noch großzügigeres
in Himberg, um dort jeweils ca. 100 ungarische
Darlehen aus der Stadtkasse in Höhe von 109.000
Ochsen, aber auch Hammel einzukaufen. Als Kre-
Gulden. In manchen Jahren der Fleischknappheit
ditgeber fungierte das Craffter’sche Handelshaus
(1530 und 1534) trat der Augsburger Rat als Och-
in Augsburg. So ein Beauftragter des Herzogs
sen-Importeur auf und veranlasste den nötigen
genoss natürlich vielerlei Privilegien beim Einkau-
Einkauf selbst. In den 1590er-Jahren importierten
fen, kaiserliche Freibriefe für die Zollbefreiung
die Augsburger etwa 8.000 ungarische Ochsen
und Vorkaufsrechte bei den Bauern, die sonst als
pro Jahr. Hinsichtlich der Stückzahlen rangierten
Fürkauf streng verpönt waren.
2
1 Nach Grillmaier, S. 77–78
2 Dalhede, S. 60
3 Dalhede; S. 120
4 Schöller, S. 254
5 Dalhede, S. 128
106
6 Gecsényi, S. 8–9
Jakob Fugger der Reiche – Porträt von Albrecht Dürer
DIE „GEIZIGEN“ FUGGER:
Die Etymologie des ungarischen Wortes „fukar“
Die Fugger waren in ganz Europa bekannt, auch in
prägung besaß, sagte man, die Fugger hätten das
Ungarn. Das ungarische Wort „fukar“, das so viel
ganze Land in der Tasche. In der Bevölkerung
bedeutet wie geizig, knauserig, knickerig, ist auf
hatten sie den zweifelhaften Ruf der Wucherer.
den Familiennamen der Fugger zurückzuführen.
Zuerst wurden Geldverleiher und Zolleintreiber
Da auch die ungarischen Könige wie viele andere
als „fukar“ bezeichnet, später (ab dem 19. Jahr-
Herrscher damals ihre Darlehen von den Fuggern
hundert) hatte das Wort seine heutige Bedeutung
erhielten und die Augsburger Handelsfamilie
„geizig“ erhalten.
Monopole an Bergwerken, Zöllen und der Münz-
107
Endstation Süddeutschland
Routen, Mautstellen
und Märkte
Da die Zielorte der Händler unterschiedlich
Für die Herden, die Nürnberg als Endziel an-
waren, gab es auch verschiedene Routen in und
steuerten, führte der Weg über Klafferwald durch
durch Bayern. Belegt sind die zwei Hauptrouten
das Tal des Schwarzen Regen weiter Richtung
nach Augsburg: Der eine Weg verlief von Schär-
Viechtach, Cham, Schwandorf, Amberg, Sulzbach,
ding über Straubing, Langquaid, Neustadt an der
Altensittenbach, Lauf bis Nürnberg oder an der
Donau, Geisenfeld, Schrobenhausen, Kühbach,
Donau entlang bis Passau und von dort weiter
Aichach, Dasing, Friedberg nach Augsburg (die so
über Straubing, Regensburg, Kelheim und Rieden-
genannte „Paar-Route“), der andere führte über
burg.8
Landshut, Freising, Allershausen, Petershausen,
Altomünster oder über Zeitlbach und Friedberg in
Bekannte Weideplätze für die Ochsenherden gab
die Reichsstadt Augsburg. Dokumentiert ist auch
es auch in Bayern vielerorts: am bekanntesten
die Tatsache, dass die Route von Altomünster
ist die Meringer Au bei Augsburg , weitere Plätze
über Zeitlbach nach Friedberg wegen der Drei-
gab es in Scherneck, Wemding oder im Ries (siehe
felderwirtschaft nur jedes 3. Jahr benutzt werden
auch im Kapitel 1, Seite 24), bei Olching an der
durfte, nämlich, wenn die Felder gerade brach
Amper zwischen Dachau und Fürstenfeldbruck im
lagen.7
sogenannten „Grasslfinger Moos“9, im Reichswald
in der Nähe von Nürnberg oder auch bei Haunwöhr bei Ingolstadt.
Nürnberg
Regensburg
Neuburg
Neustadt
Straubing
Rain
Pöttmes
Aichach
Schrobenhausen
Allershausen
Augsburg
Friedberg
Vilshofen
Geisenfeld
Altomünster
Passau
Dingolfing
Landshut
Schärding
Freising
München
Ochsenhandelswege durch Altbayern
7 Schöller, S. 256
8 Schöller, S. 257
9 Liebhart, S. 15
10http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/
108
histkarten/suche?kartenid=303
Die Ochsenschlacht bei Haunwöhr
auf der Karte von Weinerus
„Ochsenschlacht“ in Haunwöhr bei Ingolstadt
Ein Stier auf der historischen Karte
Eine interessante Abbildung findet man sowohl
genannte „Ochsenschlacht“ von Haunwöhr, ein
auf einer der „Bayerischen Landtafeln“ (Tafel 9)
historisch verbürgter Ort, an dem von Ungarn
von Philipp Apian (1531-1589) als auch auf der
kommende Rinder zwischengelagert und auch
historischen Karte von Peter Weinerus um 1579,
geschlachtet wurden.10
die als Hauptwerke der bayerischen Kartogra-
Haunwöhr war eine Zwischenstation und Weide-
phie gelten. Bei Ingolstadt sieht man landesge-
platz des Oxenwegs, die Zollbücher von Ingolstadt
schichtlich relevante Abbildungen des Heerlagers
belegen für das Jahr 1555 ca. 8.000 Tiere. Ge-
Kaiser Karls V. im Schmalkaldischen Krieg 1546
schlachtet wurde hier jedoch nur ein kleiner Teil
und daneben einen Stier im Gatter. Das ist die so
davon.
109
Endstation Süddeutschland
Niederpöring an der Isar (heute ein Ortsteil der
Gemeinde Oberpöring im niederbayerischen
Riedenburg im Altmühltal hatte ebenfalls eine
Landkreis Deggendorf) hatte eine Brückenfunkti-
Mautstelle, an die das Fürstentum Pfalz-Neuburg
on, hier konnten die Herden die Isar überqueren.
und das bischöfliche Eichstätter Gebiet grenzten.
Die Niederpöringer Brücke und die dortige Maut
16 Mautrechnungen aus der Zeit zwischen 1579–
wurden bereits im 14. Jahrhundert schriftlich
1620 sind erhalten geblieben und geben Auskunft
erwähnt. Die Mautrechnungen aus dem Jahre
über 28 Ochsenherden mit insgesamt 1.954 Tie-
1588 belegen, dass hier 15.744 ungarische Och-
ren. Diese Route war vorwiegend von Nürnberger
sen vermautet wurden, die von 44 Metzgern bzw.
Händlern frequentiert, die hier mit unterschied-
Händlern eingeführt wurden. Für die Ochsen
lich großen Herden vorbeizogen.12
gab es feste Mautbeträge je nach Herdengrößen
mit 50, 100, 150 oder 200 Tieren. Das machte
Schrobenhausen gehörte in der Zeit der Ochsen-
die Arbeit des Mautners jedoch nicht einfacher.
triebe zum Herzogtum Bayern, Neuburg dagegen
Laut Aufzeichnungen gab es bei den nicht runden
war eine Residenzstadt des eigenständigen Her-
Herdengrößen oft Unstimmigkeiten oder auch
zogtums Pfalz-Neuburg. An der Grenze mussten
Rechenfehler. Der durchschnittliche Mautsatz
ebenfalls Zölle entrichtet werden. Ein Schro-
lag bei 1,48 Pfennig pro Tier. Was die Herkunft
benhausener Ratsprotokoll aus dem Jahre 1747
der Händler betrifft, so rangierten die Augsbur-
beweist, dass auch noch Mitte des 18. Jahrhun-
ger auch hier an erster Stelle, gefolgt von Ulmer,
derts ungarische Ochsen durch Schrobenhausen
Straubinger und Münchner Viehhändlern. In
getrieben wurden:
Niederpöring fanden auch regelmäßig Viehmärkte
statt, bei denen hauptsächlich ungarische Ochsen
feilgeboten wurden.11
Angst vor Viehseuchen
Ungarische Ochsen übernachten auf dem Kellerberg
Ungarische Ochsen waren „gestern in der früh
beschließt der Rat: Man solle die Äcker, auf denen
um 2 Uhr“ durch den Schrobenhausener Burg-
die Ochsen gestanden, umackern und das „hiesi-
fried getrieben worden. Sie haben auf dem Keller-
ge“ Vieh einige Zeit nicht mehr dorthin treiben.
berger Feld „die Weide“ genossen und sind einige
Wenn aber wieder „derlei Ochsen“ ankommen
Stunden liegen geblieben. Damit nicht wieder
würden, müssten die auf der Straße verbleiben,
ein Schaden wie 1745 geschehe (es ist von einer
wenn solche aber über Nacht bleiben wollten,
Viehseuche die Rede, von der man glaubte, die
müsste das an einem „abseitigen Ort“ geschehen.13
ungarischen Ochsen hätten sie eingeschleppt),
Ochsenmärkte fanden in Deutschland in vielen
berg, Regen, Deggendorf, Dornach, Landshut,
Städten entlang des Oxenweges statt: in Passau,
Petershausen, Regensburg, Bamberg, Augsburg,
Niederpöring, Straubing, Grafenau, Hauzen-
Friedberg und Nürnberg.
11
Vangerow: Die ungarischen Ochsenherden …,
S. 108
12Liebhart, S. 15
13
Quelle: Stadtarchiv Schrobenhausen,
110
Ratsprotokoll 1747
Schrobenhausen – Stich von Michael Wening 1701
111
Die historischen
Ochsentriebe
von Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Ausflugsziele am
Altbaierischen Oxenweg
Der Altbaierische Oxenweg
Der vom Wittelsbacher Land gegründeten Initi-
Oxenweg des Wittelsbacher Landes. Die eine
ative schlossen sich das Dachauer Land und das
Etappe durch das Wittelsbacher Land ist 25 km
Schrobenhausener Land an. Der ausgeschilderte
lang und führt von Tödtenried über Heretshau-
Altbaierische Oxenweg führt somit durch drei
sen, Adelzhausen, Malzhausen, Harthausen, Paar,
Landkreise und umfasst eine Länge von etwa 112
Heimatshausen, Friedberg nach Augsburg. Die
Kilometern.
zweite Strecke verbindet Hörzhausen und Hart-
Die 42 km lange Strecke durch das Dachauer
hausen (27 km).
Land beginnt in Hohenkammer und verläuft
Im Schrobenhausener Land wurde eine 18 km
über Petershausen, Weichs, Markt Indersdorf,
lange Wegstrecke von Hohenwart über Wangen,
Wagenried, Unterzeitlbach, Oberzeitlbach und
Waidhofen, Schrobenhausen bis Hörzhausen aus-
Altomünster bis Tödtenried und mündet in den
geschildert.
Hohenwart
Altbaierische Oxenwege im
Wittelsbacher Land: 52 km
Altbaierischer Oxenweg im
Hörzhausen
Schrobenhausen
Schrobenhausener Land: 18 km
Altbaierischer Oxenweg im
Schrobenhausen – Aichach (21 km):
Dachauer Land: 42 km
ausgeschildert auch als Paartal-Wanderweg
Deutschherren-Radweg: 11 km
Aichach – Harthausen (14 km)
ausgeschildert auch als Paartal-Radweg
Bahnhof der Paartalbahn
Aichach – Tödtenried (Alternative) (11 km):
Augsburg-Ingolstadt
S-Bahn-Verbindung nach
Aichach
ausgeschildert als Deutschherren-Radweg
München
Hohenkammer
Sielenbach
Petershausen
Altomünster
Friedberg
Augsburg
Harthausen
Tödtenried
Adelzhausen
112
Markt Indersdorf
Das Wittelsbacher Land
Der Landkreis Aichach-Fried­
Bayern im 18. Jahrhundert
Paläste, Kirchen und Klöster der
berg, nordöstlich von der
– schafften es sogar bis zum
Region erinnern an die beweg-
Stadt Augsburg, wird seit den
Kaiserthron und wurden zum
te Geschichte und das Wirken
1990er-Jahren als „Wittelsba-
Kaiser des Heiligen Römischen
der Wittelsbacher. Die sanfte,
cher Land“ bezeichnet. Diese
Reiches Deutscher Nation
abwechslungsreiche Hügelland-
Region war nämlich „die Wiege“
gekrönt. Die fast 750 Jahre
schaft lädt zum Wandern und
der Wittelsbacher, eines Adels-
andauernde, ununterbrochene
Radfahren ein. Urige Wirtschaf-
geschlechts, das Bayern 738
Herrschaft der Wittelsbacher
ten und gemütliche Biergärten
Jahre lang regierte. Die Stamm-
ist einmalig in der Geschichte
bieten sich dabei als Rastplätze
burg der Wittelsbacher stand
der europäischen Dynastien.
an. Verschiedene Wanderwege
in Oberwittelsbach, heute ein
Die altbayerischen Städte Fried­
durch das Wittelsbacher Land
Stadtteil von Aichach. Zwei Mit-
berg und Aichach mit ihren
finden Sie im Internet unter:
glieder der Dynastie – Ludwig
malerischen Altstädten sind die
der Bayer im 14. Jahrhundert
wichtigsten Zentren des Wittels-
www.wittelsbacherland.de/
und Kurfürst Albrecht von
bacher Landes. Schlösser und
id-19-wanderrouten.html
kam erst nach dem Dreißig-
Weitere Infos:
jährigen Krieg wieder zu einer
www.friedberg.de,
neuen Blütezeit und wurde zur
www. friedberger-zeit.de
14
Friedberg
europaweit bekannten Uhrmacherstadt. Beim alle drei Jahre
stattfindenden historischen
Altstadtfest „Friedberger Zeit“
Die altbaierische Herzogstadt,
wird der Besucher in die Epo-
die 2014 ihr 750-jähriges Beste-
che zwischen 1680 und 1790
hen feierte, wurde 1264 von Her-
versetzt. Alte Handwerkstra-
zog Ludwig II. und von seinem
ditionen oder der Brauch der
Neffen Konradin zum Schutz
Bäckertaufe werden zu neuem
Wo die Friedberger Uhren
der herzoglichen Grenz- und
Leben erweckt, Gaukler und
ticken: Wittelsbacher Schloss
Zollstelle gegründet. Wichtige
Musiker unterhalten die Gäste,
Das Wittelsbacher Schloss mit
Handelswege führten bereits
Schützen, Wachen und fahren-
Bergfried, ein Wahrzeichen der
im Mittelalter durch Friedberg,
des Volk mischen sich unter die
Stadt Friedberg, steht nördlich
wie die Salzstraße und auch der
Leute. Das Fest zieht Besucher
der Altstadt, auf einem kleinen
Europäische Oxenweg. Die im
aus der ganzen Region an.
Hügel, von einem Burggraben
16. und 17. Jahrhundert von Pest
umgeben. Der Wittelsbacher
und Kämpfen gebeutelte Stadt
Herzog Ludwig II. ließ die
14Hilpert/Schürholz, S. 15–16
113
Die historischen
Ausflugsziele
am
Ochsentriebe
Altbaierischen
von
Oxenweg
Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Burganlage im 13. Jahrhundert
bezeichnet. Laut einer Legende
Eine Perle des bayerischen
auf einer Anhöhe errichten,
gab es abenteuerlustige Schatz-
Rokoko: Wallfahrtskirche
die zunächst als Grenzschutz
sucher, die aus dem Schlosskel-
Herrgottsruh
diente. In der Zeit der Renais-
ler nie wieder herausgekommen
Der Überlieferung zufolge ent-
sance (1550–60) wurde die Burg
sind und auf den Stufen ihr Le-
stand die Kirche auf Initiative
zu einem Schloss umgebaut. In
ben lassen mussten. Eine andere
eines Friedberger Bürgers, der
dem von Arkaden gesäumten
„Spukgeschichte“ erzählt von ei-
bei einer Pilgerreise in Gefan-
Innenhof finden Konzerte und
nem Mönch, der einen Alchemis-
genschaft geriet und gelobte,
Feste statt. Beeindruckend ist
ten betrügen wollte. Er bot ihm
eine Kapelle zu bauen, wenn er
auch der Rittersaal mit seinem
eine geweihte Hostie, da er sich
unversehrt wieder nach Hause
Gewölbe.
im Tausch dafür Gold erhoffte,
gelangen würde. 1496 wurde das
doch letztendlich erhielt er eine
Versprechen eingelöst und die
schreckliche Strafe und wurde
Kapelle errichtet. Der heutige
im Schloss eingemauert.
Kirchenbau mit drei Schiffen,
15
Turm und Chorrotunde ent-
Das städtische Museum im
Museum im
stand erst im 18. Jahrhundert.
Wittelsbacher Schloss
Die prachtvolle Wallfahrtskirche
Schlossstr. 21
„Zu unseres Herrn Ruhe“, kurz
D-86316 Friedberg
nur „Herrgottsruh“ genannt,
ist ein Juwel des bayerischen
Schloss zeigt neben Stadtgeschichtlichem auch eine ein-
+49 (0)821 60021 48
Rokoko. Bei der Ausstattung des
zigartige Uhren- und Fayence-
museum@friedberg.de
Innenraumes mit Fresken und
sammlung. Während des 17. und
www.museum-friedberg.de
Stuck waren namhafte Künstler
18. Jahrhunderts war die Stadt
(Das Museum ist wegen
am Werk wie Cosmas Damian
ein Zentrum des Uhrmacher-
Umbauarbeiten bis 2018
Asam, Matthäus Günther und
handwerks. Die „kurfürstlich
geschlossen.)
die Gebrüder Feichtmayr. Der
privilegierte Porzellanmanu-
Altbaierische Oxenweg führt
faktur“ im Schloss produzierte
direkt an der Kirche vorbei.
von 1754 bis 1768 reich verzier-
Auf den zahlreichen Votivta-
tes Fayence-Geschirr.
feln im Kircheninneren sind
häufig Rinder zu sehen. Ver-
Der „Keller ohne Wiederkehr“
mutlich sind auch Gaben von
und ein eingemauerter Mönch
Ochsenhändlern dabei, die ihre
Spukgeschichten im
Dankbarkeit für den gelunge-
Wittelsbacher Schloss
nen Trieb und die Gesundheit
Im Wittelsbacher Schloss spukt
der Tiere damit zum Ausdruck
es gewaltig, jedenfalls wenn
brachten.
man den alten Sagen Glauben
schenken darf. Das Kellergewölbe des Schlosses wird auch als
der „Keller ohne Wiederkehr“
15http://www.augsburger-allgemeine.de/friedberg/ Es-spukt-im-Wit114
telsbacher-Schloss-id8271646.html
Figur des knienden oder beten-
brannt, weil sie nicht bereit war,
den Stifters sowie der Hinweis
dem christlichen Glauben ab-
„ex voto“ mit Jahreszahl. Die
zuschwören und den römischen
Worte „ex voto“ bedeuten, dass
Göttern zu opfern. Die Wallfahrt
die Spende aufgrund eines
zur Heiligen Afra findet jährlich
religiösen Versprechens (lat.
am 7. August statt.
votum) erfolgte.
Eine erste Kirche wurde hier bereits im 12. Jahrhundert errich-
Kirchenführungen über:
tet, im 15. Jahrhundert wurde
Touristinformation
sie dann im spätgotischen Stil
Friedberg
erneuert. Während des Drei-
Marienplatz 5
ßigjährigen Krieges erlitt das
D-86316 Friedberg
Gebäude schwere Schäden. Die
heutige Barockkirche entstand
Bilder als Danksagung:
zu Beginn des 18. Jahrhun-
Votivbilder in Kirchen
+ 49 (0)821 6002-612
derts, wurde aber lange Zeit als
Seit dem Zeitalter des Barocks
touristinfo@friedberg.de
Munitionslager genutzt. Erst
bis heute sind Votivbilder oder
www.friedberg.de
1878 konnte das Gebäude wieder
Votivtafeln in der katholischen
renoviert und als Wallfahrtskir-
Kirche als Ausdruck der Volks-
che seinem eigentlichen Zweck
frömmigkeit sehr verbreitet.
zurückgeführt werden.
Das Anbringen der Tafel bedeutet eine öffentliche Danksagung
St. Afra im Felde
für die Hilfe Gottes, Marias oder
Afrastraße 142
eines Heiligen, die jemanden aus
D-86316 Friedberg
einer kritischen Lebenssituation
rettete. Die Darstellungen zei-
+49 (0)821 588680
gen häufig kranke oder verletzte
info@sankt-afra-friedberg.de
Menschen und Tiere, bei der
www.sankt-afra-friedberg.de
Arbeit verunglückte Menschen,
Soldaten und Kriegsszenen,
Einer Märtyrerin gewidmet:
Naturkatastrophen, wild gewor-
Die Wallfahrtskirche St. Afra
dene Tiere u. a. Das Aufstellen
im Felde
oder Anbringen eines Votivbil-
Die Kirche St. Afra im Felde süd-
des steht in enger Verbindung
westlich von Friedberg wurde
mit der Wallfahrt. Die auf Holz,
der Überlieferung nach in der
Leinwand, Blech, Karton oder
Nähe von der Stelle gebaut, wo
hinter Glas gemalten Votivbil-
die Heilige Afra starb. St. Afra
der folgen oft einem bestimm-
ist die Patronin des Bistums
ten Schema: In den Wolken die
Augsburg. Sie wurde 304 als
himmlische Person, darunter die
christliche Märtyrerin ver-
115
Die historischen
Ausflugsziele
am
Ochsentriebe
Altbaierischen
von
Oxenweg
Ungarn nach Bayern
Ausflugstipps
rund
um den Oxenweg
Ottmaring
Der als Paar-Route bezeichnete
Teil des Oxenwegs führt entlang
des Flusses Paar. Wo damals die
ungarischen Graurinder vorbeitrabten, kann man heute im
malerischen Flusstal, am Wasser
entlang schöne Wanderungen
und Radtouren machen.
Steinochse in Harthausen
Der Paardurchbruch bei Ott-
Lechleite durchschnitten und
maring/Rederzhausen ist eine
so fanden untere und obere
geologische Besonderheit: Der
Paar zueinander. Das Gebiet um
Fluss mündet nicht in den Lech,
den Paardurchbruch ist Land-
sondern verlässt bei Fried-
schaftsschutzgebiet. Natur-
berg-Ottmaring das Lechtal mit
freunde finden hier noch eine
Unverbrauchte Landschaft :
einer Biegung nach Nordosten.
ursprüngliche Flusslandschaft
Paartalwanderweg und Paar-
Durch die Erosionstätigkeit
mit Silberweidenurwald sowie
durchbruch
der unteren Paar wurde die
seltene Tier- und Pflanzenarten.
Kissing / Gut Mergenthau
Bande überfiel er Amtsstuben
Originalstücken werden die
und andere öffentliche Einrich-
Lebensstationen Klostermayrs
tungen. Das so erbeutete Geld
in Dioramen und Schaubildern
verteilte er des Öfteren unter
nacherzählt.
der armen Bevölkerung, er wurde deshalb als Volksheld ver-
Historischer Förderverein
ehrt. 1771 wurde er in Dillingen
„Bayerischer Hiasl“
Der bayerische Robin Hood:
öffentlich und äußerst grausam
Kissing e.V.
Erlebniswelt
hingerichtet. Der Hiasl soll
„Bayerischer Hiasl“
Schiller als Vorlage für seine Fi-
Südlich vom Altbaierischen
gur Karl Moor im Theaterstück
Oxenweg liegt die Stadt Kis-
„Die Räuber“ gedient haben.
www.kissing.de
sing. Hier wurde 1736 der
2006 wurde auf Gut Mergenthau
www.hiasl.augsburg-
berühmt-berüchtigte Wilderer
bei Kissing die „Hiasl-Erlebnis-
tourismus.de
und Räuberhauptmann Matthä-
welt“ eröffnet, die das span-
(Nur von Mai bis Oktober,
us Klostermayr, der „Bayerische
nende Leben des „bayerischen
an Wochenenden bzw.
Hiasl“ geboren. Mit seiner aus
Robin Hood“ thematisiert.
nach Vereinbarung zu
bis zu 30 Personen bestehenden
Neben einigen ausgestellten
besichtigen.)
116
+49 (0)8233 64 75
Dasing
mer locken jedes Jahr Tausen-
größte bäuerliche Direktver-
de von Besuchern an. Auf der
marktungsprojekt in Bayern.
70 Meter breiten Naturbühne
Neben erntefrischem Obst und
kann man die Geschichten um
Gemüse, Fleisch, Milchproduk-
Winnetou und Old Shatterhand
ten, Backwaren und Getränken
live erleben.
erhalten die Kunden auch von
den Bäuerinnen der Region
Der Familientipp: Western-City
Fred Rai Western-City
selbst gemachte Produkte wie
und Karl-May-Festspiele
Neulwirth 3
Marmelade, Liköre u. Ä. Das
Kaum verlässt man die Auto-
D-86453 Dasing
Selbstbedienungsrestaurant
und der Biergarten im Sommer
bahn München-Stuttgart bei
Dasing, schon befindet man sich
+49 (0)8205-225
bieten bayerisch-schwäbische
im Wilden Westen. Cowboys und
info@western-city.de
Schmankerl.
Indianer bevölkern die bunte
www.western-city.de
Westernstadt. Kleine und große
Besucher können in die Atmo-
Nachhaltig einkaufen:
sphäre der Westernfilme eintau-
Bauernmarkt Dasing
Bauernmarkt Dasing
chen, echte Pferde reiten, Pfeile
Täglich frische Lebensmittel
An der Brandleiten 6
verschießen, Lassos schwingen,
und andere Naturprodukte
D-86453 Dasing
Hufeisen werfen, aufregende
direkt aus der Region bietet der
Reit- und Stuntshows erleben.
Bauernmarkt Dasing an 364
+49 (0)8205 95991-0
Die Karl-May-Festspiele mit
Tagen im Jahr. Die Markthalle
info@bauernmarkt-dasing.de
Freilichtaufführungen im Som-
direkt an der Autobahn ist das
www.bauernmarkt-dasing.de
Ein Rosenkranz für die Seelen
durch Malzhausen getrieben
wurde für die verlorenen Seelen
der Viehtreiber:
wurden, hörten die Anwohner
zur Allerseelenzeit täglich der
Die Legende von Malzhausen
besonders in der Zeit um Aller-
Rosenkranz gebetet – und es
In der kleinen Ortschaft Malz-
seelen nachts die Viehtreiber
wurde still. Die Hofbewohner
hausen ist folgende Geschichte
fluchen und schreien. Die Malz-
sollen diesen Brauch bis Anfang
überliefert: „Als schon längst
hausener glaubten, deren Seelen
des vorigen Jahrhunderts auf-
keine Ochsen mehr aus Ungarn
fänden keine Ruhe. Deshalb
rechterhalten haben.“16
Malzhausen
16Hilpert/Schürholz, S. 31
117
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Sielenbach
baum, ein außergewöhnliches
hohlen Birnbaum. Daraufhin
Schmuckstück der Barockkunst.
ereigneten sich Wunderhei-
Sie wurde 1661–1668 als erste
lungen und immer mehr Pilger
Kuppelkirche nördlich der Alpen
kamen zu diesem Ort. Ein Teil
errichtet. Die silbern schim-
des Birnbaumstammes mit dem
mernden Kuppeln erinnern an
Gnadenbild befindet sich heute
byzantinische Bauten, doch auch
im Hochaltar der Kirche.
italienische Einflüsse spielten
beim Bau des Gotteshauses eine
Wallfahrtskirche Maria
Barock mit byzantinischer
große Rolle. Die Wallfahrt ent-
Birnbaum
Note: Die Wallfahrtskirche
stand, als schwedische Soldaten
Maria-Birnbaum-Straße 51-53
Maria Birnbaum
ein Marienbild verstümmelten
Am Fluss Ecknach, südlich von
und in den Teich warfen. Ein
D-86577 Sielenbach
Sielenbach, steht die imposante
Sielenbacher Dorfhirte rettete
+49 (0)8258 9985-0
Wallfahrtskirche Maria Birn-
das Bild und stellte es in einen
www.maria-birnbaum.de
die spätgotische Stadtpfarr-
erhalten geblieben. Im Unteren
kirche „Mariä Himmelfahrt“
Stadtturm wurde im Juli 1989
oder die hübsch restaurierten
das Wittelsbacher Museum als
Wehrtürme.
Zweigstelle der Archäologischen
Aichach
Staatssammlung München eröffnet. Die Ausgrabungen auf der
Die altbayerische Herzogstadt
Burg Oberwittelsbach bilden
an der Paar war eine wichtige
den Schwerpunkt der Ausstel-
Station auf dem Oxenweg von
lung. Vom Turm aus hat man
Schrobenhausen nach Augs-
einen schönen Ausblick auf die
burg. Kaiser Ludwig der Bayer
Stadt.
verlieh der Siedlung 1347 das
Stadtrecht. Die Geschichte der
Wittelsbacher Museum
Stadt Aichach ist eng mit der
Zweigmuseum der
Geschichte der Wittelsbacher
Archäologische Funde im
Archäologischen
verknüpft. Der mittelalterliche
Stadttor: Wittelsbacher
Staatssammlung München
Stadtkern, eingerahmt von den
Museum
Unteres Stadttor
zwei historischen Stadttoren,
Von der mittelalterlichen
86551 Aichach
bietet einige Sehenswürdigkei-
Stadtbefestigung sind die zwei
+49 (0)8251 827471
ten wie das barocke Rathaus,
Stadttore und einige Türme
www.aichach.de
118
Auf mehr als 1.000 Quadratme-
aus seinem Privatvermögen,
tern werden Exponate zur Lan-
um eine Plünderung der Stadt
des- und Stadtgeschichte, zur
abzuwenden und quartierte viele
bäuerlichen und bürgerlichen
Franzosen unentgeltlich ein. Die
Kultur, zu Handel und Hand-
eigenartige Zettelsammlung
werk, Trachten und Volkskunst
fertigte er wahrscheinlich in der
präsentiert. Eine Kuriosität des
Hoffnung an, nach dem Krieg
Stadtgeschichte und ein legen-
Museums ist die Sammlung von
eine finanzielle Entschädigung
därer Bürgermeister:
Einquartierungszetteln aus der
zu bekommen.
Stadtmuseum Aichach
Zeit der napoleonischen Kriege,
Das 2008 eröffnete Stadtmuse-
die der damalige Bürgermeister
Stadtmuseum Aichach
um Aichach zeigt einen ab-
Lorenz Gerhauser ab dem Jahr
Schulstraße 2
wechslungsreichen Querschnitt
1803 zu einer 15 Meter langen
D-86551 Aichach
durch die Kunst- und Kulturge-
Papierbahn zusammengefügt
schichte der alten Herzogstadt
hat. Er zahlte einem französi-
+49 (0)8251 827472
Aichach und ihrer Umgebung.
schen General 3.000 Gulden
www.stadtmuseum-aichach.de
Aichach / Unterwittelsbach
Filmen mit Romy Schneider so-
ebenfalls restaurieren ließ: Hier
wie aus Musical und Literatur.
verschmilzt der neugotische
Sisis Vater, Herzog Max in
Stil mit maurisch-orientalischen
Bayern, erwarb 1838 das Was-
Elementen.
serschloss in Unterwittelsbach
Das Sisi-Schloss ist von Novem-
als Sommerresidenz, ließ es
ber bis Mitte Mai geschlossen,
rundum erneuern und neu
von innen kann es während der
Wo die kleine Sisi spielte:
möblieren. Eine Lithografie
jährlichen Sisi-Ausstellungen
Das Sisi-Schloss Unterwittels-
aus dem Jahre 1844 zeigt die
besichtigt werden. Unterwit-
bach
ganze Familie: Herzog Max im
telsbach ist auch eine Station
Im Aichacher Stadtteil Unter-
Kahn und seine Frau Ludovika
auf der „Sisi-Straße“, die von
wittelsbach steht das hübsche
mit einem kleinen Mädchen im
Augsburg bis ins ungarische
Wasserschloss, in dem die
Türrahmen des Schlosses, das
Gödöllő oder bis nach Triest in
berühmte Sisi vermutlich einen
die vierjährige Sisi darstellen
Italien führt.
Teil ihrer Kindheit verbrachte.
soll. Die kleine Elisabeth soll
Die legendäre Sisi – Elisabeth,
hier viele vergnügte und unbe-
Kaiserin von Österreich, Königin
schwerte Sommertage als Kind
Sisi-Schloss
von Ungarn, die schönste Frau
verbracht haben. Architekto-
Klausenweg 1
ihrer Zeit – ist bekannt aus der
nisch einzigartig ist auch die
D-86551 Aichach
Geschichte, aus den berühmten
Schlosskapelle, die Herzog Max
+49 (0)8251 891869
119
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Kühbach
rinnen. 1831 kam das Gebäude
de im Privatbesitz der Familie
in den Besitz von Herzog Max in
Beck-Peccoz und kann von innen
Bayern, dem Vater der legendä­
nicht besichtigt werden. Die
ren Sisi. Nach einem verheeren-
bronzenen Steinböcke vor dem
den Brand im Jahre 1860 wurde
Haus stellen die Wappentiere
das Schloss im klassizistischen
der Familie Beck-Peccoz dar.
Stil als Dreiflügelanlage neu
Direkt neben dem Schloss befin-
Wo Sisis Vater rauschende
aufgebaut. Der Herzog nutzte
det sich die Kühbacher Brauerei
Feste feierte:
das Schloss gerne für ausgie-
und ein großzügig angelegter
Schloss Kühbach
bige Feste und ließ den Park
Biergarten im Schlosspark. Se-
Das heutige Schloss entstand
und den prächtigen Schlosssaal
henswert ist auch die ehemalige
aus einem im Jahre 1011 gegrün-
nach seinen Vorstellungen neu
Klosterkirche St. Magnus.
deten Kloster der Benediktine-
gestalten. Heute ist das Gebäu-
Inchenhofen
tela. Noch heute führt aus jeder
res ist der älteste altbaierische
Himmelsrichtung eine Straße
Leonhardiritt Anfang November,
auf die Wallfahrtskirche zu, die
ein farbenprächtiges Ereignis
1450–57 im spätgotischen Stil
mit vielen Besuchern. Auf dem
errichtet wurde. Nach einem
meditativen Wanderweg rund
Brand erhielt das Gotteshaus
um Inchenhofen (7, 2 km) erfährt
eine Neugestaltung im Stil des
man Wissenswertes über die Ge-
Rokoko. Das Hauptfresko vom
schichte der Wallfahrt.
bischöflichen Hofmaler Ignaz
Pilger und Leonhardiritt:
Baldauf stellt das Leben und
Wallfahrtskirche St. Leonhard
Wirken des Heiligen Leonhard
Jahrhundertelang war der
dar. Er war der Schutzpatron
Pfarrkiche St. Leonhard
kleine bayerische Ort Inchen-
der unschuldig Gefangenen,
Zisterzienserplatz 1
hofen eines der wichtigsten
der Geisteskranken, der Ge-
D-86570 Inchenhofen
Wallfahrtsziele in Europa, nur
bärenden und später auch der
noch übertroffen von Jerusalem,
Beschützer des Hausviehs.
+49 (0)8257 1220
Rom und Santiago de Compos-
Höhepunkt des Wallfahrtjah-
www.pfarrei-inchenhofen.de
120
Spezialitätenwirte im Wittelsbacher Land
Region bieten Ochsengerichte in
heimisches Futter, Weidehaltung
höchster Qualität an. Das „Oxen-
und Freilauf. Nach dem Verzehr
fleisch“, das im Mittelalter und
eines zarten „Oxenbratens“
in der Frühen Neuzeit als
kann man bei den Spezialitä-
kulinarische Köstlichkeit und als
tenwirten einen eigens gebrann-
bestes Rindfleisch schlechthin
ten „Oxler-Schnaps“ probieren.
galt, ist besonders feinfaserig,
Wer das Wittelsbacher Land
zart und weist eine feine Mar-
Die Liste der Oxenwirte
besucht, sollte sich auch das
morierung auf. Von der Auf-
mit Adressen finden Sie im
Original Wittelsbacher „Oxen-
zucht bis zur Schlachtung der
Internet unter:
fleisch“ nicht entgehen lassen.
Tiere wird auf vieles geachtet,
www.spezialitaeten-wirte.
Zehn Spezialitätenwirte aus der
wie z. B. auf ausschließlich
de/die-spezialitatenwirte/
terebene mit ihren Moosen.
er Musiksommer, Volks- und
Naturnahe Flüsse wie die Amper
Brauchtumsfeste ziehen jedes
und die Glonn durchfließen die
Jahr zahlreiche Besucher an.
Landschaft, die landschaftlich
Für eine Abkühlung in den hei-
reizvollen Amperauen laden
ßen Sommermonaten sorgen die
zum Wandern ein.
Badeseen, die über den ganzen
Der Landkreis bietet zahl-
Landkreis verteilt sind (Natur-
reiche Sehenswürdigkeiten,
bad Vierkirchen, Karlsfelder
Das Dachauer Land ist land-
Kultur- und Naturschätze sowie
See u. a.). Kulinarisches gibt es
schaftlich vielfältig und facetten-
verschiedene Wander- und
sowohl in den ländlichen Gast-
reich. Zum einen findet man hier
Fahrradrouten, nicht nur für
häusern und Biergärten als auch
das tertiäre Hügelland mit sei-
Tagestouristen. Kulturelle Ver-
in „fürstlicher“ Atmosphäre wie
nen schweren Lehmböden, zum
anstaltungen wie die Dachauer
zum Beispiel direkt im Schloss
anderen die Münchner Schot-
Schlosskonzerte, der Dachau-
Dachau.
Nordwestlich von München,
zurückreicht. Die erste urkund-
aus der Zeit Karls des Großen.
an der Amper, liegt die Große
liche Erwähnung von Dachau
Bereits ab dem 12. Jahrhundert
Kreisstadt Dachau, deren Ge-
stammt aus einer Schenkungs-
diente Dachau als Sommersitz
schichte bis ins frühe Mittelalter
urkunde aus dem Jahre 805,
für zahlreiche bayerische Fürs-
Dachauer Land
Dachau
121
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
ten. Die Wittelsbacher ließen
volle Renaissance-Holzdecke
zeitsfestes wurden nicht weni-
hier im 16. Jahrhundert ein
im Festsaal, die als eine der
ger als 521 ungarische Ochsen
Renaissanceschloss errichten.
bedeutendsten in Süddeutsch-
verspeist“, hielt der Chronist
Im 19. Jahrhundert entdeckten
land gilt. Das Schloss diente den
fest. Das umfangreiche Festpro-
die Maler Dachau und die Stadt
Wittelsbachern als Sommerre-
gramm enthielt neben den üppi-
wurde als Künstlerkolonie be-
sidenz. Heute ist nur noch ein
gen Mahlzeiten auch Schauspiel,
kannt. Viele berühmte Künstler
Teil der Originalanlage erhalten,
Ballett, Maskenball, Schlitten-
waren hier tätig wie Carl Spitz-
da König Max Joseph I. drei der
fahrten und vieles mehr.17
weg, Max Liebermann oder Lovis
vier Flügel abreißen ließ, die
Corinth. Mit der Errichtung des
durch die Einquartierung napo-
Konzentrationslagers 1933 wur-
leonischer Truppen schweren
de die angesehene Künstlerstadt
Schaden genommen hatten. Der
zum Inbegriff des menschenver-
Trakt mit dem barocken Fest-
achtenden NS-Terrors. Heute
saal blieb jedoch erhalten, hier
ist Dachau eine lebendige Stadt,
finden heute Konzerte statt. Die
die mit einer schönen Altstadt,
reizvolle Lage des Hofgartens
Touristeninfo kompakt:
attraktiven Sehenswürdigkeiten
auf dem Schlossberg bietet
Altes Zollhäusl
und kulturellen Veranstaltungen
einen grandiosen Panoramablick
Etwa ab Mitte des 16. Jahrhun-
zum Besuch einlädt.
bis hin zu den Alpen.
derts wurde für die Benutzung
der innerörtlichen Straßen ein
Schloss Dachau
Pflasterzoll erhoben. Um 1820
Kurfürst-Max-Emanuel-Platz
wurde das Zollhaus in Dachau
D-85221 Dachau
zu diesem Zweck gebaut. Das
+49 (0)8131 87923
schnuckelige Häuschen in Gelb-
info@bsv.bayern.de
Blau am Karlsberg mit gerade
www.schloesser.bayern.de
mal 18 Quadratmetern dient
Die Sommerresidenz der
heute als Tourismusinforma-
Wittelsbacher:
Fürstenhochzeit in Dachau
tionsstelle für den Landkreis
Schloss Dachau mit Hofgarten
und München
Dachau.
Das Schloss Dachau geht auf
„Nicht weniger als 521 ungari-
eine frühmittelalterliche Burg
sche Ochsen verspeist“
Informationsbüro
der Grafen von Dachau zurück.
Im Jahre 1568 fand die prunkvol-
im Alten Zollhäusl
Von 1546 bis 1577 wurde es
le und äußerst luxuriöse Hoch-
Karlsberg 1a
unter den Herzögen Wilhelm IV.
zeit des bayerischen Erbfolgers
D-85221 Dachau
und seinem Sohn Albrecht V.
Wilhelm V. mit Renata von
+49 (0)8131 272 8605
durch die Münchner Hofbau-
Lothringen in München statt.
meister Heinrich Schöttl und
Die Feierlichkeiten begannen im
info@tourismus-dachau-
Wilhelm Egkl zu einer mächtigen
Dachauer Schloss und wurden in
er-land.de
Vierflügelanlage im Renaissan-
der Frauenkirche und auf dem
www.tourismus-dachau-
cestil ausgebaut. Aus dieser
Marienplatz fortgesetzt. „Wäh-
er-land.de
Zeit stammt auch die prunk-
rend der Dauer dieses Hoch-
122
17Boser, S. 79–80
Führungen für Gruppen über:
Zeit, sondern auch Monat und
Tourist-Information Dachau
Sternzeichen abzulesen sind.
+49 (0)8131 75287
Dachau und die Kirche St. Jakob
infobuero@dachau.de
liegen übrigens am berühmten
www.kz-gedenkstaette-
Jakobsweg.
dachau.de
Ein Ort des Erinnerns:
KZ-Gedenkstätte Dachau
Am 20. März 1933 gab der
Reichsführer-SS und kommissarische Polizeipräsident von
München, Heinrich Himmler, die
Errichtung des ersten Konzent-
Das Museum der
rationslagers in Bayern bekannt.
Künstler­kolonie:
Das Lager entstand in der
Dachauer Gemäldegalerie
ehemaligen „Königlichen Pulver-
Im 19. Jahrhundert entstand in
und Munitionsfabrik Dachau“,
Klare Renaissancearchitektur:
Dachau eine der kunsthistorisch
die im Ersten Weltkrieg erbaut
Pfarrkirche St. Jakob
wichtigsten Künstlerkolonien
worden war. Das KZ Dachau galt
Die Pfarrkirche St. Jakob ist
Deutschlands, die die Entwick-
in der SS als „Musterlager“ und
schon von weitem sichtbar und
lung der modernen Kunst des
wurde zum Modell für alle ande-
überragt mit ihrem 44 Meter
20. Jahrhunderts maßgeblich
ren Konzentrationslager.
hohen achteckigen Turm die
beeinflusste. Die ständige Aus-
An die Opfer des Konzentra-
Dachauer Altstadt. Sie steht
stellung der Gemäldegalerie
tionslagers erinnert heute die
inmitten von malerischen Bür-
zeigt rund 200 Bilder und einige
KZ-Gedenkstätte Dachau mit
gerhäusern direkt im Stadtzen-
ausgewählte Skulpturen, die die
Museum, Archiv und Bibliothek,
trum. In den Jahren 1624–25
Entstehung und Entwicklung der
die am 9. Mai 1965 – zum zwan-
entstand der heutige Bau im
Landschaftsmalerei in Dachau
zigsten Jahrestag der Befreiung
Stil der Spätrenaissance. An
von ihren Anfängen bis weit ins
des Lagers durch amerikanische
dieser Stelle befand sich zuvor
20. Jahrhundert hinein doku-
Soldaten am 29. April 1945 –
eine kleine spätgotische Kirche,
mentieren. Bekannte Maler, wie
eröffnet wurde.
aus der die Sakristei und das
Christian Morgenstern, Carl
„Der Weg des Erinnerns“ mar-
quadratische Untergeschoss
Spitzweg, Eduard Schleich der
kiert mit zwölf Infotafeln die
noch erhalten sind. Unter der
Ältere oder Adolf Hölzel, Ludwig
etwa 3 km lange Strecke vom
Leitung des Münchner Hof-
Dill und Arthur Langhammer
Bahnhof zur KZ-Gedenkstätte,
baumeisters Friedrich Sustris
verewigten das Dachauer Moos
die die Häftlinge damals zurück-
erfolgte der Chorbau, das Lang-
in ihren Bildern.
legen mussten.
haus wurde nach dem Entwurf
von Hans Krumpper erbaut.
Dachauer Gemäldegalerie
KZ-Gedenkstätte Dachau
Eine stattliche Sonnenuhr aus
Konrad-Adenauer-Str. 3
Alte Römerstraße 75
dem 18. Jahrhundert ziert die
D-85221 Dachau
D-85221 Dachau
Südseite, an der nicht nur die
+49 (0)8131 5675 0
123
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
info@dachauer-galerien-mu-
in privaten Malschulen in der
den Dachauer „Malweibern“ gab
seen.de
Nähe der Künstlerkolonien und
es zahlreiche begabte Künstle-
www.dachauer-galerien-muse-
wurden von vielen abfällig als
rinnen wie Paula Wimmer, Maria
en.de
„Malweiber“ bezeichnet. Die
Langer-Schöller, Emmi Walther,
zeitgenössische Meinung zu
Ida Kerkovius u. a. Führungen zu
Frauen mit Pinsel und Staffelei:
kunstschaffenden Frauen gibt
diesem Thema bietet die Gäste-
Die Dachauer „Malweiber“
Bruno Pauls „Simplicissimus“
führerin Nina Schiffner.
Um 1900 gab es auch zahlreiche
von 1901 passend wieder. „Sehen
Frauen, die sich für die Malerei
Sie Fräulein, es gibt zwei Arten
interessierten, jedoch keine
von Malerinnen: Die einen möch-
Weitere Infos:
Zulassung zum Kunststudium
ten heiraten und die anderen
www.mein-letztes-wort.de/
bekamen. Sie lernten deshalb
haben auch kein Talent.“ Unter
3-MW-Programm.html
unbekannten Quelle trank. Bald
viele spektakuläre Heilungen.
darauf war er von seinem Leiden
In den damaligen Gästebüchern
befreit, das ihn zuvor jahrelang
sind Adelige und andere wohl-
plagte. In großer Dankbarkeit
habende Leute aus ganz Europa
brachte er bei der Quelle ein
verzeichnet, darunter die öster-
Marienbild an. Diese wundersa-
reichische Kaiserin Elisabeth,
me Heilung sprach sich bald in
bekannt als Sisi.
der ganzen Gegend herum und
Ein schöner Radweg führt heute
so kamen viele Leidende zur
von Dachau nach Mariabrunn,
Quelle, um durch das wundersa-
im Sommer kann man im lau-
me Wasser gesund zu werden.
schigen Waldbiergarten eine
Heilquelle und Biergarten:
Kurfürst Ferdinand Maria ließ
Pause einlegen.
Kur- und Wallfahrtsort
daraufhin die Quelle einfassen
Mariabrunn
und eine Kapelle sowie ein Bade-
Nur 8 km von Dachau entfernt,
haus errichten. Seine Blütezeit
von Wäldern umgeben, befindet
erlebte Mariabrunn ab 1863,
Wallfahrtsort Mariabrunn
sich der beliebte Ausflugsort
als es von der „Doktorbäuerin“
D-85244 Mariabrunn
Mariabrunn. Die Geschichte der
Amalie Hohenester gekauft und
Wallfahrt begann im Jahre 1662,
betrieben wurde. Mit verschie-
+49 (0)8139 8661
als ein Holzfäller im Wald arbei-
denen Teesorten, Kräutern,
www.schlosswirtschaft-
tete und aus einer kleinen, noch
Bädern und Diäten erzielte sie
mariabrunn.de
Röhrmoos
124
Bergkirchen
Mit dem Fluss Leben:
Thema Wasser als Lebensraum
zu Baumarten und Biberbauten,
Lebensader Maisach
und Ressource. In 11 Erlebnissta-
zum Dachauer Moos und zur
Der 2,5 km lange flussbegleiten-
tionen entlang der Maisach wird
Energie aus Wasserkraft sowie
de Freizeiterlebnispfad zwischen
die Bedeutung von Wasser unter
auch Bewegungs- und For-
Bergkirchen und Günding bietet
verschiedenen Gesichtspunkten
schungsstationen.
interessante Informationen zum
dargestellt. So gibt es Stationen
Markt Indersdorf
war, dass er König Heinrich V.
Feichtmayr führten einerseits
1111 bei der Gefangennahme
dazu, dass hier eine besonders
von Papst Paschalis II. in Rom
prächtig ausgestattete Kirche
unterstützte. Zur Buße machte
geschaffen wurde, andererseits
ihm der nächste Papst die Grün-
trieben die hohen Kosten das
dung eines Stifts zur Auflage.
Kloster finanziell in den Ruin.
Nach dem großen Brand von
Das Kloster Indersdorf ist eine
1264 wurde das Kloster erneut
der Stationen auf dem 7-Klös-
aufgebaut und die Klosterkirche
ter-Weg, einem Radweg von
als dreischiffige Basilika neu
ca. 100 km Länge. Die sieben
errichtet. Um 1432 wurde sie
Klöster sind: Schönbrunn bei
Rokokopracht auf dem 7-Klös-
im gotischen Stil umgestaltet.
Röhrmoos, Weichs, Indersdorf,
ter-Weg: Augustiner-Chorher-
Damals entstanden die Rosen-
Petersberg, Altomünster, Maria
renstift mit Klosterkirche
kranzkapelle und der Südturm.
Birnbaum und Taxa.
Das ehemalige Kloster der Au-
Die heutige Rokokoausstattung
gustiner-Chorherren im Markt
stammt aus dem 18. Jahrhun-
Indersdorf blickt auf eine lange
dert. Die Umbaumaßnahmen
Kloster Indersdorf
und bewegte Geschichte zurück.
und die Innenraumgestaltung
Marienplatz 4
Pfalzgraf Otto V. von Wittels-
durch berühmte Freskenma-
D-85229 Markt Indersdorf
bach gründete im Jahre 1120
ler wie Matthäus Günther und
das Chorherrenstift, um seine
Georg Dieffenbrunner sowie
+49 (0)8136 80928-0
Schuld zu sühnen. Seine Sünde
den Stuckateur Franz Xaver
www.markt-indersdorf.de
125
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Petershausen
Ein bayerisches Natur­denkmal:
fang von über 10 Metern, sein
Die hohle Linde in
Alter wird auf 300 bis 400 Jahre
Obermarbach
geschätzt. Auf einer Seite ist
In Obermarbach, einem Ortsteil
ein dicker Ast ausgebrochen, so
von Petershausen steht die alte
entstand die große Höhlung, die
„Hohle Linde“, ein eingetrage-
der Linde ihren Namen gab. Da
nes Naturdenkmal. Schief, von
eine Route des Oxenwegs auch
vielen Unwettern gebeutelt und
durch Petershausen führte,
etwas skurril anmutend, steht
kann man davon ausgehen, dass
die urige Linde direkt an einer
hier damals auch ungarische
Straße. Der Baum hat einen Um-
Ochsenherden vorbeizogen.
dem Nonnenorden der Heiligen
dahinter liegen der Nonnenchor,
Birgitta von Schweden. Heute
der Altarraum und dann der
leben nur noch einige wenige
Mönchschor. In der Kirche unter
Schwestern des Ordens hier.
dem Seitenaltar entspringt die
Ein Besuch in Altomünster lohnt
Alto-Quelle, die den Marktbrun-
sich, denn hier befindet sich
nen speist.
Altomünster
eine der prächtigsten Rokoko„Der schönste Turm im König-
kirchen Bayerns. König Ludwig I.
Pfarramt Altomünster
reich“: Klosterkirche St. Alto
bezeichnete den schlanken
St.-Birgittenhof 9
und St. Birgitta
und hübsch gegliederten Turm
D-85250 Altomünster
Auch der Markt Altomünster
der Klosterkirche als „den
war eine wichtige Etappe auf
schönsten Turm in meinem
dem Oxenweg zwischen Frei-
Königreich“. Bereits in spätro-
sing und Augsburg. Auf einer
manischer Zeit stand an dieser
alten Karte von Altomünster
Stelle eine Basilika. Die heutige
findet sich noch die Bezeichnung
Klosterkirche St. Alto und St.
„Ochsengasse“. Den Namen
Birgitta wurde 1763 von dem
erhielt Altomünster von dem
berühmten Baumeister Johann
Wandermönch Alto, der um 750
Michael Fischer errichtet. Eine
hier ein Kloster gründete. Um
Besonderheit des Gotteshauses
970 errichteten die Welfen ein
sind die hintereinander gela-
InSichGehen:
Benediktinerkloster, das ab 1056
gerten Innenräume: Der acht-
Meditativer Wanderweg
von Nonnen bewohnt wurde.
eckige Hauptraum beherbergt
Loslassen und Energie tanken
Seit 1497 gehört das Kloster
die eigentliche Pfarrkirche,
in der Natur: Im Sommer 2012
126
+49 (0)8254 8235
wurde ein meditativer Wander-
Weitere Infos:
liebhaber können sich in die
weg zwischen dem ehemaligen
www.altomuenster.de
Welt des Bierbrauens von anno
Klosterstandort Petersberg
www.erdweg.de
dazumal entführen lassen. Die
und dem Kloster Altomünster
Gastwirtschaft Kapplerbräu ver-
angelegt. Der spirituelle Spa-
Die Welt des Gerstensafts:
bindet eine traurige Geschichte
ziergang führt 9 km lang durch
Brauereimuseum im
mit den Ochsentrieben (siehe
das Dachauer Land. Vierzehn
Kapplerbräu
Seite 31).
Stationen mit Kunstwerken,
Das Brauereimuseum in Alto-
Hörstationen und Sinnsprüchen
münster wurde im September
Brauereimuseum Altomünster
regen zur inneren Einkehr, zum
1985 von Hans Wiedemann sen.
Nerbstraße 8
Nachdenken und zum In-Sich-
errichtet. Hier wird demonst-
D-85250 Altomünster
Gehen bzw. Ins-Ich-Gehen an.
riert, wie in früheren Zeiten das
Bier in der Region hergestellt
+49 (0)8254 777
wurde. Bierkenner und Bier-
www.kapplerbraeu.de
Die Votivfiguren von Pasen-
für das Vieh. Die Votivfiguren
bach: Gaben ungarischer
der Kirche mit den markanten
Ochsentreiber in der
Hörnern stammen aus dem
St.-Leonhard-Kirche
18. Jahrhundert und könnten
Im Ortsteil der Gemeinde Vier-
Gaben der ungarischen Och-
kirchen, in Pasenbach steht die
sentreiber sein. In Pasenbach
St.-Leonhard-Kirche. Der heilige
entsteht ein Schaudepot für die
Leonhard war der Schutzpatron
Motivwagen des Leonhardiritts.
Klar und symmetrisch:
die sich 1042 hier niederließen.
Schloss Hohenkammer
Das Schlossgebäude wurde erst
Bei Schloss Hohenkammer en-
im 15. Jahrhundert errichtet.
det der Dachauer Oxenweg. Das
Im Dreißigjährigen Krieg wurde
Schlossgebäude ist seit 2003 im
es bis auf die Mauern nieder-
Besitz der Münchener Rückver-
gebrannt, beim Wiederaufbau
sicherungs-Gesellschaft, die hier
erhielt das Schloss seine jetzige
ein Hotel mit Gastronomie und
Form im bayerischen Renaissan-
ein Schulungszentrum betreibt.
cestil. Im von Arkaden gesäum-
Begründer des Schlosses Ho-
ten Renaissance-Hof finden
henkammer waren im 11. Jahr-
regelmäßig Konzerte statt.
Pasenbach
Hohenkammer
hundert die Herren von Camer,
127
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Schloss Hohenkammer
Von Tödtenried bis Schloss
Schlossstraße 20
Hohenkammer kann man etwa
D-85411 Hohenkammer
42 km lang nahezu steigungsfrei
+49 (0)8137 93 40
und immer gut beschildert den
www.schlosshohenkammer.de
Spuren der ungarischen Graurinder folgen, ob zu Fuß oder auf
Durch das Dachauer Land:
dem Fahrrad. Bei Pipinsried zeigt
Der Oxenweg als Rad- oder
ein großer Metallochse den Rad-
Wanderweg
lern und Wanderern den Weg.
Altbayerisches Donaumoos
Die LEADER-Region „Altbayeri-
Der Weg führt durch das Tal der
aus Ungarn. Das Donaumoos,
sches Donaumoos“ umfasst das
Paar, eine der letzten naturnahen
das der LEADER-Region ihren
Gebiet des Landkreises Neu-
Flusslandschaften Bayerns mit
Namen gab, war ein unzugängli-
burg-Schrobenhausen und den
vielen seltenen Pflanzen- und
cher Sumpf und wurde erst seit
Markt Hohenwart. Der Altbaie-
Tierarten. Die sanfte Hügel­
dem Ende des 18. Jahrhunderts
rische Oxenweg nach Augsburg
landschaft lädt zu interessanten
trockengelegt und besiedelt. Zur
verläuft durch den Süden des
Wander- und Radtouren ein.
Unterscheidung zum „schwäbi-
Landkreises, durch das Schro-
Neuburg an der Donau war in der
schen“ Donau­moos zwischen Ulm
benhausener Land: von Hohen­
Frühen Neuzeit als Residenzstadt
und Gundelfingen wird es auch
wart über Schrobenhausen
des Fürstentums Pfalz-Neuburg
als „altbayerisches“ Donaumoos
weiter ins Wittelsbacher Land.
auch Ziel der Ochsentriebe
bezeichnet.
Neuburg an der Donau
Als eine der ältesten Städte
sancemenschen: weltoffen und
Bayerns kann Neuburg auf eine
humanistisch geprägt. Zahlrei-
lange und bewegte Geschichte
che wunderbare Bauten, wie das
zurückblicken. Zur Römerzeit
Residenzschloss, die Schloss-
hieß die Siedlung Venaxamo-
kapelle und das Jagdschloss
durum. Im Mittelalter war
Grünau, sind in dieser Zeit
Neuburg kurz Bischofssitz,
entstanden. Durch Schaffung
Neuburg, die Renaissancestadt
später Hauptort einer Pfalzgraf-
des neuen Fürstentums wuchs
an der Donau, liegt landschaft-
schaft. Seine Blütezeit erlebte
die Bedeutung der Stadt Neu-
lich reizvoll im Donautal an der
es jedoch als Hauptstadt des
burg und sie wurde Mittelpunkt
Grenze zwischen Fränkischer
Fürstentums Pfalz-Neuburg zu
für Hof, Hofstaat und Adlige mit
Alb im Norden sowie Donau-
Zeiten des berühmten Pfalz-
entsprechenden Auswirkungen
moos und tertiärem Hügelland
grafen Ottheinrich. Er war ein
auf die Lebensmittelversorgung.
im Süden.
typischer Vertreter des Renais-
Neuburg war in dieser Zeit
128
auch ein wichtiges Endziel der
tischen Kirchenbau Bayerns,
Ochsentriebe. In verschiedenen
sind Fresken von Hans Bocks-
Metzger- und Schlachthaus-
berger zu sehen. Im Ostflügel
ordnungen wird das ungarische
erzählt die Ausstellung „Das
Ochsenfleich stets an erster
Fürstentum Pfalz-Neuburg“ mit
Stelle mit dem höchsten Preis
500 Exponaten – Porträts und
gelistet.
Bildteppiche, Waffen, Möbel und
Das Wahrzeichen der Stadt:
kostbares Kunsthandwerk – von
Neuburger Bäcker-, Metzger-,
Residenzschloss mit
der Geschichte und dem Leben
Weinwirte- und Bierbrauer-
Bildergalerie
der hiesigen Fürsten.
Ordnung des Pfalzgrafen
Das Schloss ist auch das Wahr-
Seit 2005 beherbergt das
Ottheinrich vom 20. Septem-
zeichen von Neuburg. Pfalzgraf
Schloss auch die Staatsgalerie
ber 1554
Ottheinrich (1502–1559) ließ es
Flämische Barockmalerei mit
als Residenz des 1505 aus den
150 Werken der bedeutendsten
Metzkher
Erbstreitigkeiten zwischen den
flämischen Meister wie Peter
Alles Flaisch sollen sy nach dem
bayerischen Wittelsbachern
Paul Rubens, van Dyck, Teniers,
Gewicht verkhauffen unnd dieser
hervorgegangenen Fürstentums
Brueghel und vielen anderen.
Zeitt bis auff verrer Ordnung in
Pfalz-Neuburg errichten. Im
volgendem Werd hingeben:
17. Jahrhundert erhielt das Ge-
• Nemlich das gut Hungarisch
bäude seinen barocken Ostflügel
Schloss Neuburg an der
Flaisch umb sibendhalben
mit den markanten Rundtür-
Donau
Pfenning,
men. Im Schlosshof zeigt die
Residenzstraße 2
• das inlendisch Ochsenflaisch
Hoffassade in Sgraffitotechnik
D-86633 Neuburg
umb sechs oder sechsthalben d,
erstellte Szenen aus dem Alten
an der Donau
• item das gut Rindflaisch umb
Testament. In der Schlosska-
+49 (0)8431 6443-0
sechsthalben oder fünff d
pelle, im ältesten protestan-
www.schloesser.bayern.de
rerseits als Stadt des Spargels.
benen Stadtmauer aus dem
Schrobenhausen blickt auf eine
15. Jahrhundert, mit 13 Türmen
1200-jährige Geschichte zurück.
und dem Stadtwall lädt zum
1310 erhielt die Ortschaft das
Spazieren und Entdecken ein.
18
Schrobenhausen
Marktrecht, 1447 wurde sie zum
ersten Mal als Stadt erwähnt.
Ochsen in die Paar werfen?
Schrobenhausen war eine
Fleischmangel in Schrobenhau-
Die Stadt Schrobenhausen ist
wichtige Mautstation auf dem
sen im 17. Jahrhundert
einerseits als Geburtsort des
Oxenweg.
Ein interessanter Fund aus dem
berühmten Porträtmalers Franz
Eine schöne Altstadt mit einer
Stadtarchiv von Schrobenhau-
von Lenbach bekannt, ande-
weitgehend erhalten geblie-
sen: Der Schrobenhausener
18Stadtarchiv Neuburg
129
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Wo der Spargel wächst:
Stadtrat legte die Lebensmittelpreise fest, darunter auch
die Preise für Fleisch, den sog.
„Fleischsatz“. Jeder Metzger
hatte sich daran zu halten. Die
Preise waren natürlich nicht
willkürlich, sondern mussten
so kalkuliert werden, dass die
Der berühmte Sohn Schroben-
Europäisches Spargelmuseum
Metzger zu diesem Preis auch
hausens: Franz von Lenbach
Im Amtsturm, wo vom 15. bis
liefern konnten. Gerade in der
und das Lenbachmuseum
zum 18. Jahrhundert Verurteilte
ersten Hälfte des 17. Jahr-
Direkt an der Stadtmauer steht
ihr karges Dasein im Gefängnis
hunderts ermahnte der Rat
das Geburtshaus des Künstlers
fristeten, ist heute ein europa-
der Stadt die Metzger immer
Franz von Lenbach (1836–1904),
weit einzigartiges Museum zu
wieder, „gutes Rindfleisch“ zu
der als der bedeutendste Port-
sehen: das Europäische Spar-
liefern, was offensichtlich nicht
rätmaler des 19. Jahrhunderts
gelmuseum. Es wurde 1985 als
so einfach war. Am 5. Juli 1624
gilt. Lenbach porträtierte in
Deutsches Spargelmuseum
begehrten die Metzger einen
seiner langjährigen Karriere
eröffnet und 1991 zum Europä-
höheren „Fleischsatz“, wie er in
mehrere Kaiser, einen Papst,
ischen Spargelmuseum erwei-
anderen Städten wie Aichach,
zahlreiche andere wichtige
tert. Die mehrfach ausgezeich-
München und Ingolstadt üblich
Persönlichkeiten des öffentli-
nete Sammlung zeigt Exponate
war. Der Rat der Stadt reagierte
chen Lebens sowie weibliche
aus verschiedenen europäischen
auf diese Forderung so: „Darauf
Schönheiten seiner Zeit. Unter
Ländern zur Geschichte und
denselben zur Antwort geben,
den Dargestellten sind zum Bei-
Kultur des Spargelanbaus:
dass sie [die Metzger] so magere
spiel Otto von Bismarck, Papst
Arbeitsgeräte und Werkzeuge,
Küehe [damals wurden auch
Leo XIII., Franz Joseph I. oder
alte Koch- und Kräuterbücher,
Ochsen darunter gezählt] allher
Wilhelm Busch. Im Jahr 1936
Speiseutensilien, aber auch
bringen, dass man sie eher in die
erwarb die Witwe Lenbachs das
Originalbilder und Reproduk-
Paar werfen sollte.“ Offensicht-
Gebäude zurück und richtete es
tionen berühmter Spargeldar-
lich waren die Ratsherren mit
als Museum ein. Das Lenbach-
stellungen der Kunstgeschichte.
der Qualität des Fleisches nicht
museum zeigt frühe Arbeiten,
Zu bewundern sind auch ganz
zufrieden. Schriftlich belegt ist
zahlreiche Studien, Skizzenbü-
seltene und kostbare Ausstel-
der Fall, dass der Schrobenhau-
cher, Entwürfe und Bildnisse des
lungsstücke wie eine wertvolle
sener Metzger Hanns Pröckhel
Künstlers, aber auch Erinne-
Spargeldeckeldose aus Meißen
1625 ungarische Ochsen aufge-
rungsstücke und Mobiliar.
aus dem Jahr 1780, von der es
trieben und dafür vom Rat einen
weltweit nur noch zwei Exempla-
höheren Fleischsatz beantragt
Lenbachmuseum
re gibt, einen Teller mit Spargel-
hatte.
Ulrich-Peißer-Gasse 1
motiven des bekannten Jugend-
D-86529 Schrobenhausen
stilkünstlers Emile Gallé oder
19
die wunderschöne Spargelzange
+49 (0)8252 90213
des russischen Hofjuweliers Carl
www.schrobenhausen.de
Peter Fabergé von 1890.
19Stadtarchiv Schrobenhausen,
130
Ratsprotokoll 1624
erst in der zweiten Hälfte des
das Schrobenhausener Land
19. Jahrhunderts. Im Schroben-
das größte zusammenhängende
hausener Land fing alles damit
Anbaugebiet Bayerns. Der hiesi-
an, dass ein Hesse namens
ge Spargel ist mit dem EU-Sie-
Christian Schadt im Jahr 1912
gel „geschützte geografische
den Oberhaidhof aufkaufte und
Herkunft“ versehen und damit
mit der Züchtung des beson-
eine EU-geschützte bayerische
Genusstipp:
deren Gemüses begann. In den
Spezialität.
Spargel aus Schrobenhausen
20er- und 30er-Jahren schlos-
Spargel galt lange als „königli-
sen sich immer mehr Betriebe
Europäisches Spargelmuseum
ches Gemüse“, das sich nur die
in der Region seiner Idee an.
Am Hofgraben 1
Wohlhabenden leisten konnten.
Bald wurde der Schrobenhau-
D-86529 Schrobenhausen
Der Spargelanbau in größerem
sener Spargel ein bayernweit
Stil begann in Deutschland
gefragtes Produkt. Heute ist
+49 (0)8252 90213
Sandizell
später mit einem Torturm
ergänzt. Es war der Stammsitz
des alten bayerischen Adelsgeschlechts von Sandizell. Heute
ist das Gebäude im Privatbesitz,
kann aber nach Voranmeldung
mit Gruppen besichtigt werIdyllische Anlage:
den. Der jährlich stattfindende
Naturdenkmal bei Golling-
Schloss Sandizell
Herbstmarkt „Mediterrano“ mit
kreut: Die tausendjährige
Das idyllische Wasserschloss
venezianischem Flair bietet süd-
Eiche
Sandizell bei Schrobenhausen
ländische Produkte und vielfälti-
Südlich von Sandizell, am
ist eines der schönsten Land-
ge Erlebnisse von Gondelfahren
Ortseingang von Gollingkreut,
schlösser in Oberbayern. Es
bis Commedia dell‘ Arte für
begrüßt „die tausendjährige
wurde um 1580 als Dreiflügelan-
die ganze Familie. Im Sommer
Eiche“ die Besucher. Mit einem
lage im Renaissancestil errich-
versetzt ein mehrtägiges Mittel-
Stammumfang von über 9 Me-
tet. Im Dreißigjährigen Krieg
alterspektakel die Besucher in
tern ist die Gollingkreuter Eiche
brannte die Anlage bis auf den
vergangene Zeiten zurück.
die viertgrößte Eiche Bayerns.
noch heute erhaltenen Ostflügel
Ihr tatsächliches Alter wird auf
nieder. Von 1749 bis 1755 wurde
Schloss Sandizell
etwa 400 bis 500 Jahre ge-
Schloss Sandizell nach Plänen
Schloßstraße 4
schätzt.
des Neuburger Baumeisters
D-86529 Schrobenhausen
Johann Puechtler neu erbaut,
+49 (0)8252 1624
mit einer Schlosskapelle und
www.schloss-sandizell.de
131
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Kleinhohenried
weitläufigen Freilichtmuseum.
schichte der Region eintauchen.
Gleichzeitig beherbergt das
Hier weidet übrigens auch die
Haus auch ein Tagungszentrum
größte Wisentherde Bayerns.
mit Übernachtungsmöglichkei-
Beim alljährlichen Museumsfest
ten in Mehrbettzimmern, insbe-
im Sommer werden den Besu-
sondere für Schulklassen. Eine
chern historische Arbeiten wie
Ausstellung dokumentiert die
Heu-Machen, Dreschen, Kartof-
Umweltbildungsstätte und
Trockenlegung, Besiedlung und
felernte oder „Gsott20-Schnei-
Freilichtmuseum:
Kultivierung dieses einzigartigen
den“ gezeigt.
HAUS im MOOS
Naturraumes; das Freilichtmu-
Das HAUS im MOOS befindet
seum präsentiert landschafts­
HAUS im MOOS
sich in Kleinhohenried-Karls-
typische Mooshäuser. Auf
Kleinhohenried 108
huld, mitten im Donaumoos. Die
verschiedenen Erlebnispfaden
D-86668 Karlshuld
Einrichtung ist eine Umweltbil-
kann man Flora und Fauna des
+49 (0)8454 95-205
dungsstätte mit Ausstellungen,
Donaumooses entdecken oder
info@haus-im-moos.de
großem Freigelände und einem
auf einem Zeitpfad in die Ge-
www.haus-im-moos.de
Graf Ortolf und seine Schwester
damals weitgehend chancenlos
Wiltrudis gegründet. Seit 1878
waren. Auch heute noch wird
ist das Gebäude im Besitz der
das Klosterareal für die Sonder-
Regens-Wagner-Stiftung Dil-
pädagogischen Fördereinrich-
lingen. Der Dillinger Professor
tungen der Stiftung genutzt.
Johann Evangelist Wagner grün-
Auf dem Klosterberg steht
Heute ein Zentrum für
dete in Hohenwart zusammen
die Pfarrkirche St. Georg, die
behinderte Menschen:
mit Theresia Haselmayr und
auf der Stelle der ehemaligen
Kloster Hohenwart
anderen Franziskanerschwes-
Klosterkirche Ende des 19. Jahr-
Auf dem Klosterberg und schon
tern die „Taubstummenanstalt“
hunderts errichtet wurde. Der
von weitem zu sehen ist das
und weitere Einrichtungen für
heilige Georg gilt als Schutzpat­
Kloster Hohenwart, ein ehema-
Menschen mit Behinderung.
ron des Markts Hohenwart und
liges Kloster der Benediktine-
Das war im 19. Jahrhundert eine
ist auch in seinem Wappen zu
rinnen. Es wurde 1074 durch
revolutionäre Tat, da Behinderte
finden.
Hohenwart
20
klein geschnittenes, gehäcksel132
tes Futter aus Heu und Stroh
Waidhofen
heute noch an diese Zeiten. Der
Grabmal der Mordopfer von
Ort ist auch als die Wiege des
Hinterkaifeck.
Spargelanbaus bekannt. Im Jahr
1912 kaufte Christian Schadt
Der Stoff für einen
den Oberhaidhof, der heute zur
spannenden Krimi:
Gemeinde Waidhofen gehört
Der Fall Hinterkaifeck
und begründete damit den Spar-
Etwa 2 km von Waidhofen ent-
gelanbau im Schrobenhausener
fernt erinnert ein Gedenkstein
Land.
daran, dass hier im Jahre 1922
auf dem Einödhof Hinterkaifeck
Ein Ort mit Geschichte:
Mit gotischem Turm:
in einer geheimnisumwitter-
Poststation und Wiege des
Pfarrkirche Mariä Reinigung
ten Nacht eine ganze Familie
Spargelanbaus
Die Pfarrkirche Mariä Reinigung
grausam ermordet wurde. Trotz
Waidhofen liegt idyllisch inmit-
und St. Wendelin, ursprünglich
intensiver Ermittlungen konnte
ten von fruchtbaren Spargel­
aus dem 13. Jahrhundert, wurde
der Fall bis heute nicht aufge-
äckern, Hopfengärten und
1718 unter Beibehaltung des
klärt werden. Die Mordopfer
grünen Wiesen im reizenden
gotischen Turms neu erbaut.
sind auf dem Friedhof in Waid-
Paartal. Die Gemeinde war
Die Deckengemälde mit
hofen begraben. Der geheimnis-
lange Zeit (von ca. 1530 bis
leuchtender Farbgebung stam-
volle Fall beschäftigt die Presse
1802) die wichtigste und einzi-
men von Melchior Steidl. Im
und andere Medien, Filmema-
ge Poststation der Thurn- und
Kircheninneren sind kostbare
cher, Regisseure und Autoren
Taxis’schen Post im Raum
Barockaltäre und einige spät-
bis heute. Die Mordnacht von
Schrobenhausen, die auf dieser
gotische Bildnisse zu sehen,
Hinterkaifeck diente der Schrift-
Strecke die Reichsstädte Augs-
darunter die Figur des „wun-
stellerin Andrea Maria Schenkel
burg und Regensburg verband.
derbarlichen Viehpatrons und
als Vorlage für ihren Roman
Das goldene Posthorn im
Nothelfers“ St. Wendelin. Auf
„Tannöd“, der zum Bestseller
Wappen der Gemeinde erinnert
dem Friedhof befindet sich das
avancierte.
Eine bekannte Pilgerstätte:
Frau. Einer alten Legende nach
Wallfahrtskirche Maria
soll der Berg früher Steinberg
Beinberg
geheißen haben. Nach einer
Auf dem bewaldeten 501 Me-
Schlacht seien auf dem Berg nur
ter hohen Beinberg steht eine
noch Gebeine zu finden gewe-
der schönsten Kirchen des
sen, daher der Name „Beinberg“.
Schrobenhausener Landes, die
Die Kirche wurde Ende des
Wallfahrtskirche Unsere Liebe
15. Jahrhunderts errichtet und
Gachenbach
133
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
weist noch spätgotische Elemen-
und Wandgemälde sind Arbeiten
te der Pfalzgraf Ottheinrich,
te auf. Der Barockaltar eines
des berühmten bischöflichen
Herzog von Pfalz-Neuburg. Die
unbekannten Meisters stammt
Hofmalers Ignaz Baldauf. Eine
zahlreichen Votivtafeln erzählen
aus der Zeit um 1660. Der Innen-
Marienwallfahrt entwickelte
von den Sorgen und Nöten der
raum der Kirche wurde 1767 im
sich bereits um 1520. Zu den
Wallfahrer.
Rokokostil gestaltet. Die Decken
prominentesten Pilgern gehör-
Wander- und Radwege im
Schrobenhausener Land
Radtouren und Wanderungen
Land“ ausführlich beschrieben
rund um den Oxenweg im Schro-
und auch im Internet zu finden
benhausener Land sind in der
unter:
Publikation „Wandern und Rad-
www.schrobenhausen.de/
fahren im Schrobenhausener
wandern-radfahren
Markt Rohr / Bachl
Bachl in Niederbayern liegt auf
Reisende und Handeltreibende.
Zum Autobahnbau im Dritten
den bekannten Oxenwegstre-
An der langen Stange vor dem
Reich wurden viele Arbeiter
cken zwischen Straubing und
Gebäude konnten Pferde und
gebraucht. An der Trasse
Neustadt. Seit Menschengeden-
anderes Vieh während der Ein-
vom Holledauer Dreieck nach
ken heißt die Straße, die von
kehr angebunden werden.
Regensburg, westlich vom Dorf
Abensberg über Bachl nach
wurde damals ein Lager errich-
Langquaid und Schierling führt,
tet, in dem die Arbeiter aus den
„die Ochsenstraße“. Auf der
verschiedensten Regionen des
historischen Karte (Bayernatlas)
Reiches untergebracht werden
ist der Begriff „Ochsenstraße“
konnten. Nach dem Beginn des
direkt neben dem Ort Bachl
Zweiten Weltkriegs wurden
vermerkt.
Kriegsgefangene aus verschie-
Das Gasthaus zu Bachl lag
Bewegende Zeitgeschichte:
denen Ländern in die Baracken
direkt an der Kreuzung zweier
Das Lager Bachl
des Lagers gebracht, um dort
wichtiger Handelsstraßen, der
Das Lager Bachl, dessen Ge-
Zwangsarbeit zu verrichten.
Ochsenstraße und der „Chaus-
schichte in den 30er-Jahren
Das Lager war vermutlich eine
see“ von Landshut über Kelheim
des 20. Jahrhunderts beginnt,
Außenstelle des Stammlagers
nach Nürnberg, und war damit
spielte in der Geschichte des
Moosburg und des Stammlagers
eine wichtige Raststätte für
Ortes eine wichtige Rolle.
Nürnberg. Noch vor Ende des
134
Krieges fing man ab dem Herbst
habgierigen Bäuerin, der Hop-
1944 an, Flüchtlinge aus Batsch-
fenbach-Lena. Obwohl sie die
ka und Südungarn im Lager un-
besten und fruchtbarsten Felder
terzubringen. Hinzu kamen 1945
in der ganzen Gegend hatte,
und 1946 die Heimatvertriebe-
stahl sie nachts den Nachbarn
nen. Das Lager war hoffnungslos
die Ährenbüschel vom Feld.
überbelegt und die hygienischen
Einmal zog gegen Abend ein
Zustände katastrophal. Doch
Ortes zum internationalen
fürchterliches Gewitter auf. Blit-
einige engagierte Leute vor Ort
Ochsenhandel thematisiert,
ze zuckten durch die Dunkelheit
schafften es mit der Unterstüt-
andererseits die Zeitgeschichte
und es donnerte schrecklich.
zung des Landkreises Kelheim,
des Lagers Bachl während des
Niemand traute sich bei diesem
die Lebensverhältnisse der
NS-Regimes. Das neue Oxen-
Unwetter hinaus. Die Lena aber
Lagerbewohner in relativ kurzer
haus am Kapellenweg soll auch
ging wieder auf die Nachbarsfel-
Zeit zu verbessern. Sogar eine
als Treffpunkt und Veranstal-
der, um Ähren zu stehlen. Kaum
Lagerschule konnte für die Kin-
tungsort das Leben der Dorfge-
hatte sie aber das Haus verlas-
der eröffnet werden. Auch wenn
meinschaft bereichern.
sen, fuhr ein gewaltiger Blitz
hernieder und ein Donnerschlag
viele Familien dann in andere
Regionen weiterzogen oder nach
Es spukt im Wald bei Bachl:
krachte. Das ganze Anwesen
Amerika auswanderten, blieb
Die Sage von der Hopfen-
samt der Besitzerin und ihren
das Lager Bachl etwa 20 Jahre
bach-Lena
Töchtern war vom Erdboden
lang eine Übergangsstation für
Der Hopfenbacheinfall ist eine
verschwunden. Dort wo einst
zahlreiche Heimatvertriebene.
geologische Besonderheit. Der
der mächtige Hof stand, blie-
kleine Flusslauf, der erst ober-
ben nur noch Erdlöcher zurück,
irdisch verläuft, fällt plötzlich
und in ihnen verschwindet der
in tiefere Gesteinsschichten ab
geheimnisvolle Hopfenbach.
und bahnt sich den weiteren
Seit dieser Zeit, so erzählt man,
Weg unterirdisch. Um dieses
spukt die Hopfenbach-Lena
Phänomen zu „erklären“, wird
in den Wäldern als Geist her-
in der Region folgende Sage
um. Wer ihr begegnet, soll das
Oxenhaus Bachl bei Kelheim
erzählt: Im Gebiet des Hopfen-
Kreuzzeichen machen. Die Lena
In Bachl steht ein Oxenhaus, ein
bacheinfalls stand in früheren
schlägt die Leute in ihren Bann
geschichtsträchtiger dörflicher
Zeiten ein großer Bauernhof,
und nimmt sie mit in den Wald.
Treffpunkt am Europäischen
der Gruberhof. Das Anwesen
Die Entführten müssen dann
Oxenweg. Im Begegnungshaus
gehörte einst einer stolzen,
selbst wieder aus dem Dickicht
wird einerseits der Bezug des
aber furchtbar geizigen und
herausfinden.21
21
Nach Böck, Emmi: Sagen aus
Niederbayern, Regensburg 1983,
S. 111
135
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Die wichtigsten Endstationen des Oxenwegs:
Nürnberg und Augsburg
Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Großstädte
Nürnberg und Augsburg können im Rahmen dieses Projekts
nicht vorgestellt werden. Einige Baudenkmäler und Orte, die
in direktem Zusammenhang mit dem Ochsenhandel stehen,
werden hier dennoch kurz aufgeführt.
Nürnberg
Deutschland. Es standen jedoch
Hörnern ist folgende lateinische
schon früher verschiedene
Inschrift zu lesen:
Holzbrücken und später eine
weniger stabile Steinbrücke an
OMNIA HABENT ORTVS
dieser Stelle. Die erste urkundli-
SVAQVE IN
che Erwähnung der Fleischbrü-
CREMENTA SED ECCE
cke stammt aus dem Jahre 1335.
QVEM CERNIS NVNQVAM
Feuer und Hochwasser machten
BOS FVIT
Endstation der Ochsen in
die früheren Baukonstrukti-
HIC VITVLVS
Nürnberg: Die Fleischbrücke
onen immer wieder zunichte
und das Ochsenportal
und so wurde ab 1596–98 eine
Sicher liefen Jahrhunderte lang
neue Brücke ohne Mittelpfeiler
unzählige ungarische Ochsen
gebaut. Das im Stil der Vene-
über diese Brücke, um nach dem
diger Rialto-Brücke errichtete
langen Marsch quer durch Euro-
Bauwerk wird als die „bedeu-
pa hier geschlachtet zu werden.
tendste Steinbogenbrücke der
Die Fleischbrücke in Nürn-
Spätrenaissance in Deutsch-
berg, eine steinerne Brücke,
land“ bezeichnet. Ein Jahr spä-
überspannt den Fluss Pegnitz.
ter wurde das Ochsenportal als
Das Bauwerk stammt aus dem
Eingangstor von der Fleischbrü-
16. Jahrhundert und zählt zu
cke zum steinernen Fleischhaus
den bedeutendsten Brückenbau-
errichtet. Unter dem liegenden
werken der Spätrenaissance in
Ochsen mit den ausladenden
136
Das heißt: Alles hat seinen
Fleischbrücke auch geben kön-
Ursprung und Anfang, doch
nen.“ Damit will jemand seine
siehe, der Ochse, den du hier
Meinung über eine sinnlose,
erblickst, ist nie ein Kalb
unbefriedigende oder bereits
gewesen. Das Ochsenportal
bekannte Antwort kundtun.
wurde im Zweiten Weltkrieg
Falls man dem steinernen Och-
stark beschädigt, die Statue des
sen, der über dem Portal liegt,
liegenden Ochsen 1950 durch
Fragen stellen würde, so erführe
Tierquälerei im Nürnberger
eine Nachbildung ersetzt. Das
man auch nichts Neues von ihm.
Fechthaus:
liegende Tier hatte übrigens
Ochsen- und Bärenhatz
eine Weile zu kurze Hörner.
Das Fechthaus in Nürnberg,
Annamária Buda, Chefin der
1628 gebaut, war eine Art
Diakonie in Ungarn, die bei
Vergnügungsstätte mit 3.000
einem Nürnbergbesuch auf
Zuschauerplätzen. Fechtwett-
diesen „Mangel“ aufmerksam
bewerbe, Akrobatik, Reitvorfüh-
wurde, spendete der Stadt echte
rungen und Ähnliches fanden in
ungarische Steppenrindshörner
dieser „Arena“ statt. Eine unge-
von der Puszta. Diese „Origi-
Wo das Fleisch verkauft wurde:
wöhnliche und ziemlich grausige
nal-Ersatzteile“ zieren seit 2012
Das Fleischhaus an der
Nutzung erlebte das Fechthaus
den Nürnberger Ochsen.
Fleischbrücke
durch die Metzger. Bis zum Jahr
Das Fleischhaus an der Fleisch-
1759 veranstaltete die Fleischer-
brücke wurde 1570–71 errichtet.
zunft hier Tierhatzen. Dabei
Davor standen hier bereits 73
wurden angebundene Ochsen
Fleischbänke als Teil des Haupt-
oder Bären auf grausame Weise
marktes. Fleisch wurde damals
von Hunden zu Tode gehetzt. Da
auf so genannten Fleischbänken
sich bei diesen Veranstaltungen
verkauft. Jedes Jahr, in der
die Emotionen hochschaukelten
Mitte der Fastenzeit fand eine
und die Zuschauer oft randalier-
Tierisch gute Redewendungen:
Verlosung statt, bei der die
ten, verbot der städtische Rat
Der Ochsenspruch in
einzelnen Fleischbänke unter
das barbarische Treiben. 22
Nürnberg
den Metzgern aufgeteilt wur-
Eine Redewendung der Nürn-
den. Von hier aus kam dann das
Weitere Infos:
berger steht mit der Ochsen-
Ochsenfleisch in die Küchen der
www.nuernberg.de/internet/
figur auf der Fleischbrücke in
wohlhabenden Bürgerfamilien.
stadtportal/tourismus.html
Verbindung: Die Stadtbewohner
benutzen den Ausspruch: „Na,
des hätt mer der Ochs aff der
Fleischbrüggn aaa g‘sacht.“ Ins
Hochdeutsche übertragen heißt
es so viel wie: „Diese Antwort
hätte mir der Ochse auf der
22http://www.nuernberginfos.de/
bauwerke-nuernberg/fechthaus-tagkomoedienhaus.html
137
Die historischen
Ochsentriebe
von
Ungarn nach Bayern
Ausflugsziele
Ausflugstipps
rund
am
Altbaierischen
um den Oxenweg
Oxenweg
Augsburg
gleichzeitig gelöst. Die beiden
Augsburgs neues Museum mit
Portale zieren Ochsenschädel
innovativer Museumstechnik:
mit den typischen Hörnern.
Das Fugger und Welser
Im 18. Jahrhundert wurde das
Erlebnismuseum
Gebäude zur Reichsstädtischen
Das 2014 neu eröffnete Fugger
Kunstakademie umfunktioniert,
und Welser Erlebnismuseum im
heute wird es vom Sozialamt der
Wieselhaus erzählt die Ge-
Stadt genutzt.
schichte der beiden berühmten
Kaufmannsfamilien im 15. und 16.
Jahrhundert. Der Wirkungskreis
der Fugger und Welser reichte
von Indien bis Südamerika, ihre
Macht und ihr Vermögen waren
nicht nur für die damalige Zeit
Endstation Oxenweg:
unvorstellbar.
Die Stadtmetzg
Im Erdgeschoss werden die
Das alte Schlachthaus von
Handelsbeziehungen der Fugger
Augsburg (ab 1335) befand sich
und Welser in der ganzen Welt
beim Kloster Maria Stern. Die
thematisiert. Der Gewölbekeller
Metzgerzunft Augsburgs ließ
ist dem Thema Bergbau und
Anfang des 17. Jahrhunderts ein
Montanwirtschaft gewidmet, da
neues Gebäude, die Stadtmetzg
ein Teil des riesigen Vermögens
errichten. Nach Plänen des
der Kaufleute aus dem Abbau
berühmten Stadtbaumeisters
verschiedener Edelmetalle von
Elias Holl wurde das Zunft- und
Silber bis Kupfer und aus dem
Verkaufshaus der Metzger
Handel damit entstand.
zwischen 1606 und 1609 gebaut.
Der Standort war klug gewählt
und bestens geplant: Das Haus
steht über dem Lechkanal, der
in Verbindung mit den beiden
Portalen für Lüftung sorgte,
außerdem konnten die Fleischabfälle in den Fluss geworfen
Im Obergeschoss trifft man
werden, der diese aus der Stadt
Jakob Fugger und Bartholomä-
spülte. So wurden zwei Proble-
us Welser bei einem Disput
me, die Kühlung der Ware und
„höchstpersönlich“. Die Figuren,
die Entsorgung der Abfälle,
von Schauspielern gespielt,
138
werden durch Hologramm-Pro-
deckt werden, dazu bekommt
jektion und Ton zum Leben
jeder Besucher am Eingang ein
erweckt. Im obersten Stockwerk
Pfeffersäckchen. In ihm befindet
können die Besucher einen
sich ein elektronischer Chip, mit
Augsburger Geschlechtertanz
dem sich die einzelnen Statio-
erleben und Augsburger Patri-
steuern lassen.
zier belauschen, die sich über
Wirtschaft, Religion und Politik
Fugger und Welser
austauschen. Auch hier haben
Erlebnismuseum
sich die Museumsplaner etwas
Äußeres Pfaffengässchen 23
Originelles einfallen lassen: Die
86152 Augsburg
Personen in Renaissancegewändern sehen auf den ersten Blick
+49 (0)821 50207-0
wie alte Gemälde in Bilderrah-
info@fugger-und-welser-
men aus, doch die Bilder können
museum.de
sich auf einmal bewegen und
www.fugger-und-welser-
führen Gespräche, wie in den
museum.de
Harry-Potter-Filmen.
Viele interaktive Stationen
Weitere Infos:
können im Wieselhaus ent-
www.augsburg-tourismus.de
139
Die historischen Ochsentriebe von Ungarn nach Bayern
Das transnationale Projekt
Europäischer Oxenweg
Der Europäische Oxenweg ist ein LEADER-Projekt.
LEADER (frz. Liaison entre actions de développe-
chen Raum zu fördern. Lokale Aktionsgruppen
ment de l‘économie rurale, dt. Verbindung zwi-
(LAGs) erarbeiten vor Ort Entwicklungskonzepte.
schen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen
Ziel des Programms ist es, die ländlichen Regio-
Wirtschaft) ist ein Förderprogramm der Europä-
nen Europas auf dem Weg zu einer eigenständigen
ischen Union, um innovative Aktionen im ländli-
Entwicklung zu unterstützen.
Folgende Lokale Aktionsgruppen (LAGs) sind am Projekt Europäischer Oxenweg beteiligt:
Deutschland Österreich
Ungarn
LAG Wittelsbacher Land
LAG Sauwald
Hortobágyi LEADER Közhasznú
LAG Dachau AGIL
LAG Hausruck Nord
Egyesület
LAG Altbayerisches Donaumoos
LAG Linz Land
Die ungarische Bezeichnung des
Markt Rohr (Landkreis Kelheim)
LAG Mühlviertler Kernland
Oxenwegs lautet
„Magyar szürkék útja“.
140
Stationen des Projekts
2004
2005
2006
Projektstart im
Erste Ergebnisse:
Der Altbaierische Oxenweg
Wittelsbacher Land:
Studierende der Fachhochschu-
im Wittelsbacher Land:
Das erste Oxenfest in
le Augsburg entwerfen das Logo
Die touristische Route
Laimering (19.06.2004) zieht
für den Oxenweg und ein Signet
„Altbaierischer Oxenweg im
viele Besucher an.
für die Spezialitäten. (Siegerent-
Wittelsbacher Land“ wird
wurf: Veronika Günther)
beschildert und mit Infotafeln
Ein Projektseminar an der
Studierende der Universität
entlang des Weges versehen.
Universität Augsburg zur
entwickeln Ideen für „Oxen-
Die Radroute wird am
„Touristischen Inwertsetzung
produkte“. Die Vermarktung
15.08.2006 in Friedberg eröffnet.
des Oxenwegs“ entwickelt
beginnt.
erste Strategien.
Das erste LEADER-Projekt
Das Maskottchen „Oxi“
wird bewilligt.
wird von Eva Mannweiler kreiert
und von den Ulrichswerkstätten
produziert.
Oxenfest in Laimering
Maskottchen „Oxi“
Infotafel
141
Stationen des Projekts
2007
2008
2009
Weitere Schritte:
Abschluss der 1. Phase:
Internationale
Ein weiteres Projektseminar
Die Landkreise Dachau und
Zusammenarbeit:
findet an der Universität
Neuburg-Schrobenhausen
Treffen der Projektpartner
Augsburg zu „Themen­dörfern“
schließen sich an das Projekt
aus Bayern, Österreich und
entlang des Oxenwegs statt.
an. Weitere Kooperationen mit
Ungarn in St. Agatha (Oberös-
Ungarn und Österreich sind
terreich). Unterzeichnung der
Meilensteine an der historischen
geplant.
Kooperationsvereinbarungen
Route werden entworfen und
Internationales Oxenweg-Sym-
und Planung konkreter Maß­
aufgestellt. Augsburg sichert
posium in Friedberg mit dem
nahmen. Internationales Treffen
die Markierung bis zur Stadt-
ersten Treffen der deutschen,
in Csorvás, Ungarn. Vorstellung
metzg zu.
österreichischen und ungari-
des Projekts beim LEADER
schen LAGs. Die internationale
Subcommittee in Brüssel.
Kooperation wird geplant und
Auszeichnung als
beschlossen.
„Best Practice Project“
Treffen der Partner in Ungarn
und Unterzeichnung der Kooperation.
Meilenstein
142
Friedberg 2008
St. Agatha 2009
2010–2015
2008-2014
Weiterentwicklung des
Internationale Treffen fördern
touristischen Weges: Entwick-
Projekt: Fünf größere Tref-
lung und Ausschilderung des
fen mit ungarischen Partnern
Dachauer Oxenwegs sowie des
haben uns völlig neue Einblicke
Schrobenhausener Oxenwegs:
in die ungarische Geschichte
Damit entsteht eine über 112 km
und Kultur gegeben. Es wurden
lange Strecke des Altbaierischen
zahlreiche Ideen entwickelt, die
Oxenwegs durch drei Landkreise.
das dann von deutschen und
-Altbaierischer Oxenweg im
österreichischen LEADER-Grup-
Wittelsbacher Land: 52 km
pen verwirklichte Projekt zum
-Altbaierischer Oxenweg im
„Europäischen Oxenweg“ erst
Schrobenhausener Land/
möglich gemacht haben.
Donaumoos: 18 km
-Altbaierischer Oxenweg im
Dachauer Land: 42 km
Folgende Treffen haben
stattgefunden:
2008 Hortobágy
Weitere Partner schließen sich
2009 Csorvás
dem Projekt an: Markt Rohr
2010 Gheorgheni (Rumänien)
(LAG Kelheim) plant „Oxenhaus“
2013 Hajdúböszörmény
an der historischen Route.
2014 Balmazújváros
Hajdúböszörmény 2013
Balmazújváros 2014
143
Danksagung
Redakteurin und Team möchten sich bei folgenden Personen
und Institutionen für die Unterstützung des Projekts, für
zahlreiche Informationen und Bilder ganz herzlich bedanken:
Max Direktor
Zoltán Gencsi
Matthias Huber
Elisabeth Schiffkorn
László Lantos
József Pozsonyi
Gyula Szekeres
Informationsbüro Altomünster
Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Museen der Stadt Nürnberg
Regio Augsburg
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Stadt Aichach
Stadt Dachau
Stadt Friedberg
Stadt Rohrbach (Oberösterreich)
Stadt Schrobenhausen
144
145
Ortsregister
A
Abensberg134
Achau22
Adelzhausen112
Aichach
22, 108, 113, 118, 119
Aigen74
Alkoven
22, 74
Allershausen
22, 108
Altenburg/Magyaróvár
21, 22, 24, 28, 30
Altensittenbach108
Altheim74
Altomünster
21, 22, 31, 108, 112, 126, 127
Amberg108
Amstetten
22, 74
Ansfelden
98
Aschaffenburg31
Augsburg 4, 8, 13, 22, 24, 25, 26, 28, 30,
40, 76, 77, 104, 105, 106, 107,
108, 110, 112, 136, 138, 139, 141, 142
B
Bachl
134, 135
Balmazújváros
62, 63, 143
Bamberg110
Bergkirchen
124
Bingen31
Braunau72
Breitenberg21
Bruck an der Leitha
20, 22, 24, 72
C
Cegléd52
Cham
22, 108
Csorvás143
Dachau108, 121, 122,
123, 124, 141, 142
Dasing
22, 108, 117
Debrecen
28, 51, 52, 53, 65
Deggendorf110
Dornach110
E
Ebelsberg
22, 28, 30, 32,
72, 74, 76, 77
Ebenfurth
20, 72
Ebergassing22
Ebersdorf22
Eferding74
Engelhartszell
91
Enns
22, 31, 32, 41,
76, 77, 96, 100
F
Fischamend22
Frankfurt am Main
10, 24, 104
Freinberg
92
Freising
22, 108
Freistadt
72, 77, 79
Freizell
94
Friedberg
21, 22, 108, 110,
112, 113, 114, 115, 141
Fürstenfeldbruck108
Fürth31
146
G
Gachenbach
133
Gallbrunn22
Geisenfeld
22, 108
Götzendorf
20, 22, 72
Grafenau110
Gran/Esztergom31
Gutau
81
H
Hajdúböszörmény55, 62, 143
Hajdúnánás55, 64
Hajdúszoboszló55, 63
Hart
22, 74
Harthausen
112, 116
Hartkirchen74
Haslach74
Haunwöhr
108, 109
Hauzenberg 110
Heimatshausen112
Heretshausen112
Himberg
20, 22, 24, 72
Hitzing
22, 72, 74
Hohenkammer112, 127
Hohenwart
112, 128, 132
Hortobágy
5, 18, 40, 46, 60, 61, 142
Hörzhausen112
I
J
K
Inchenhofen
Ingolstadt
Jetzing
120
108, 109
22, 74
Kallham
85
Karlshuld
132
Kecskemét51
Kelheim108, 134, 135, 143
Kissing
116
Klaffer(wald)
22, 32, 72, 77, 108
Kleinhohenried
132
Kleinmünchen
22, 74
Köln
24, 26, 104
Königswiesen74
Konstanz12
Kopfing
90
Kronstorf
101
Kühbach
22, 108, 120
L
Laimering141
Landshut
12, 22, 108, 110, 134
Langquaid
22, 108, 134
Lasberg
79, 80
Lauf108
Laxenburg
20, 22, 72
Leonding
22, 74, 97
Leonfelden74
Leopoldschlag
83
Linz
22, 32, 74, 77,
88, 95, 98, 142
M
Mainz
14, 31
Malzhausen112, 117
Mannswörth22
Margarethen am Moos
Mariabrunn
Markt Indersdorf
Markt Rohr
Mering
Mohács
Moosburg
München
N
22
124
112, 125
134, 135, 142, 143
24, 30, 32, 108
14, 50, 51
22, 108
4, 24, 76, 104,
106, 121, 122
Nádudvar
64
Nagykőrös51
Natternbach
84, 85
Neuburg an der Donau
24, 104, 128, 129, 142
Neufelden74
Neustadt
22, 108, 134
Nickelsdorf22
Niederpöring
22, 28, 110
Niederranna77
Nürnberg
4, 8, 9, 10, 11, 14, 18, 22, 24,
25, 26, 28, 31, 40, 74, 76, 77,
104, 106, 108, 110, 134, 136, 137
O
Ödenburg/Sopron
26, 52
Ofen-Pest
26, 28
Olching108
Ópusztaszer38
Ottmaring
116
P
Paar112
Pasching
22, 74
Pasenbach
127
Passau
74, 76, 88, 108, 110
Parndorf22
Petershausen
22, 108, 110, 112, 126
Petronell22
Peuerbach74, 85, 86
Pfaffenhofen
22, 108
Prellenkirchen22
Pregarten
22, 26, 28, 30, 32, 70,
72, 74, 76, 77, 79
Pressburg/Pozsony26
Pucking
101
Pullendorf32
R
Raab/Győr
19, 20, 21, 22, 26, 52
Regen110
Regensburg
22, 25, 29, 72, 74,
102, 106, 110
Ried70
Riedenburg
22, 108, 110
Rohrbach69, 72, 73, 74
Röhrmoos
124
S
Sandizell
131
Sandl
81, 82
Schardenberg
93, 94
Schärding
5, 21, 22, 31, 72,
74, 92, 93, 108
Schenkenfelden74
Scherneck
24, 108
Schierling134
Schlögen74, 88
Schönabrunn22
Schönering
22, 74
Schrobenhausen
22, 108, 110, 111, 112,
128, 129, 130, 131, 142
Schwandorf
22, 108
Schwechat
22, 34
Sielenbach
118
Simmering22
Sommerein/Hegyeshalom
21, 22
Sulzbach108
St. Agatha
87, 142
St. Florian
98, 99, 100, 101
Stixneusiedl22
St. Pölten
22, 31
Straßburg
24, 39, 104
Straßham
22, 74
Straubing
22, 31, 74, 76,
104, 108, 110, 134
T
Tiszafüred
64
Tödtenried112
Tragwein
83
Traun22
Trautmannsdorf22
U
V
Ulm
Ulrichsberg
4, 24, 76, 104
77
Venedig
5, 11, 50, 52, 68, 136
Viechtach
22, 108,
Vilshofen76
W
Wagenried112
Waidhofen112, 133
Waitzen/Vác
52, 53
Waizenkirchen
88
Wangen112
Weichs112
Weißenburg24
Wels
30, 76
Wemding
24, 108
Wernstein
94
Wien
14, 16, 18, 20, 21, 26, 31,
32, 34, 50, 68, 70, 71, 74
Wieselburg
22, 31
Wildenranna77
Wilhering
97
Windhaag
82
Würzburg10
Z
Zeitlbach
21, 22, 108, 112
Zurndorf22
147
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aufgezeigt anhand des Tran-
Historisches Jahrbuch der
vás (2009. október-novem-
sithandels mit ungarischen
Stadt Linz 1986, Linz 1987,
ber) Csorvás, 2010
Ochsen.
S. 71–111.
In: Böhm, Maximilian u.a.
Papp, József:
(Hrsg.): Auf der Hut. Hirten-
Vangerow, Hans-Heinrich:
Hortobágy, Magyar
leben und Weidewirtschaft,
Die ungarischen Ochsenher-
Néprajzi Könyvtár,
Neusath-Perschen 2003.,
den als Basis der
Debrecen 2008
S. 249–268.
süddeutschen Fleischver-
Pickl, Othmar:
Stromer, Wolfgang von:
nung von Niederpöring vom
Routen, Umfang und Orga-
Wildwest in Europa. Der
Jahr 1588.
nisation des innereuropäi-
transkontinentale Ochsen-
In: Jahrbuch des Oberöster-
schen Handels mit Schlacht-
handel in der frühen
reichischen Musealvereins
vieh im 16. Jahrhundert. In:
Neuzeit. In: Kultur & Tech-
151 (2006), S. 89–128.
Festschrift Hermann Wies-
nik. Zeitschrift des Deut-
flecker, hrsg. von Alexander
schen Museums München 3
Westermann, Ekkehard:
Novotny und Othmar Pickl,
(1979), Heft 2, S. 36–43.
Quellen zu Viehkauf,
sorgung. Aus der Mautrech-
Graz 1973, S. 143–166.
Fleischnot und UnschlittTobler, Felix:
mangel im südlichen Oberr-
Pfeffer, Franz:
Einige Aspekte des ungari-
heingebiet an der
Die „Ochsenstraße“ bei
schen Ochsenhandels
Wende vom 16. Zum 17.
Linz. In: Oberösterreichi-
nach dem Westen
Jahrhundert, Scripta Mer-
sche Heimatblätter Jg. 3
(1550–1650) Dargestellt
caturae Jg. 41, 2/2007, S.
Heft 2 (1949),
am Beispiel des österrei-
109–136.
S. 162–169.
chisch-ungarischen
Grenzraumes. In: Burgenländische Forschungen,
Sonderband 6 (Festschrift
für Karl Semmelweiss), Eisenstadt 1981, S. 298–312.
149
Bildnachweis / Impressum
Archiv der Stadt Rohrbach: 69, 73
Rumpolt, Max: Ein new Kochbuch 1581, Nachdruck Olms
Bayerisch-Schwaben: 139 (rechts unten)
Presse Hildesheim New York, 1976: 11
Borza, János: 58 (oben)
Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 25, 105
Concret Werbeagentur 121 (oben)
Stadtarchiv Schrobenhausen: 5, 44, 109, 111
Direktor, Max: 19, 33, 41, 42, 43, 46, 47, 57 (unten),
Stadt Dachau: 122 (links), 123
58 (unten), 60, 61 (links und rechts unten), 62, 64
Stadt Friedberg: 113, 114
(oben und Mitte), 65, 120 (oben), 128 (unten), 129, 130,
Stadt Schrobenhausen: 131 (oben links)
131 (2 x unten), 134 (oben), 138 (links und Mitte), 141
Stramm, Richard: 72, 77
(rechts), 142, 143, 151
Tourinform Tiszafüred: 64 (unten)
Eilmannsberger, Anton: 86 (links)
TSE GmbH: 76, 96
Foto Mayr: 86 (rechts)
Weiß, Holger: 118 (unten, Mitte), 119
Hajdúsági Múzeum, Hajdúböszörmény: 29, 45, 54, 55
Wikimedia Commons: 51, 70, 71, 136 (links)
Hammer, Hans: 132 (unten)
Wittelsbacher Land e. V.: 114 (Mitte), 115 (Mitte),
Handwerkskammer Schwaben: 27
116 (2 x oben), 118 (unten links), 122 (unten rechts), 141
Haßfurter, Rainer: 133 (unten)
HAUS im MOOS: 132 (oben)
Kartenmaterial
Historische Postkarten: 15, 20
Gesamtkarte (Beilage), Karten auf Seite 23 und 75:
Huber, Matthias: 92 (unten), 93
Thomas Müller und maks Marketing und
keptar.oszk.hu: 52
Kommunikations GmbH, Freistadt
Kosina, Mária: 59
(nach Christina Dalhede und anderen Informationen)
Kovács, Gábor: 56
Kuhnt, Thomas: 128 (oben)
Karte auf Seite 108:
Kunstsammlungen und Museen Augsburg: 13
Max Direktor und Wolfgang Classen
LAG Dachauer Land: 121 (Mitte), 124, 125,
126 (oben links und unten rechts), 127
Herausgeber
LAG Hausruck Nord: 84, 85, 87, 88
Wittelsbacher Land e. V.
LAG Linz-Land: 95 (unten), 96, 97, 98,
Münchener Straße 9
D-86551 Aichach
99 (links und Mitte), 100 (links und Mitte), 101
LAG Mühlviertler Kernland: 78, 79, 80, 81, 82,
Texte und Redaktion
Ágnes Silló-Menzel
83, 84 (oben)
LAG Sauwald: 89, 90, 91, 92 (2 x oben), 94, 95 (oben)
Lektorat und Beratung
Landwirtschaftsmuseum Budapest: 57 (oben)
Max Direktor
Lantos, László: Umschlag, 35
Bildredaktion
Lechner, Josef: 133 (oben)
Ágnes Silló-Menzel
Lisztes, László: 63 (Hüte)
Koordination Bucherstellung und -produktion
Markt Rohr: 134 (unten), 135
Österreich
Menzel, Michael: 115 (links), 118 (oben), 122 (rechts),
Regionalverband Sauwald
Hofmark 4
136 (rechts), 137 und 139 (links und Mitte)
Müller, Thomas: 145
A-4771 Sigharting
Museen der Stadt Nürnberg: 9, 10
Layout, Gestaltung
OÖ Feuerwehrmuseum St. Florian: 99 (rechts)
maks Marketing und
OÖ Landesjagdverband: 100 (rechts)
Kommunikations GmbH, Freistadt
Patterson, James: 31, 126 (unten links)
Pozsonyi, József: 61 (rechts oben), 63 (rechts)
Gefördert durch das Baye­rische Staatsministerium
Radisics, Milán: 17, 39
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und
Regio Augsburg: 107, 116 (unten), 117, 120 (unten),
den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die
Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER).
138 (rechts)
MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION
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Literaturnachweis
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MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION