Design of a WebGIS application for the bilingual
Transcription
Design of a WebGIS application for the bilingual
A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen Konzeption eines WebGIS zur bilingualen Transformation geographischer Namen Design of a WebGIS application for the bilingual transformation of geographical names A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt, Halle Bei der Übertragung von Karten in einen anderen Sprachraum kommt es häufig zu Verlusten an Information. Ortsbezeichnungen, die häufig auch auf geographische oder historische Inhalte hindeuten, verlieren diese Bedeutung bei einer Transkription. Fachliche Inhalte werden verzerrt, wenn diese auf unterschiedlichen Nomenklaturen beruhen. Dieser Artikel diskutiert in diesem Kontext exemplarische Ergebnisse eines Ansatzes, der auf die Übertragung von geographischen Namen und bodensystematischen Einheiten aus einer Quell- in eine Zielsprache ohne semantischen Deutungsverlust abzielt. Dabei wird die Eignung aktuell verbreitet eingesetzter Open Source Ressourcen der Geoinformationsverarbeitung (PostgreSQL, PostGIS, GeoServer, Drupal) zur Konzeption eines bilingualen, standardkonformen WebGIS untersucht. n Schlüsselwörter: Transkription, Transliteration, Toponymie, WebGIS, nachhaltiges Landmanagement, Kulunda-Steppe The transmission of maps in another language often results in a loss of information. Place names indicating a certain geographical or historical background often lose their meaning when simply being transcripted or transliterated. Subject-related content is distorted when being based on different nomenclatures. This paper exemplarily discusses the results of an approach focusing on the transmission of geographical names and reference soil groups from a source language into a target language without losing semantic data. In this context it shall be analyzed in how far frequently used Open Source software and resources for processing geographical data (PostgreSQL, PostGIS, GeoServer, Drupal) is suitable for establishing a standardized, bilingual WebGIS. n Keywords: Transliteration, place names, WebGIS, sustainable land-use management, Kulunda-steppe 1 Motivation Die Karte als „Sprache“ der Geographie trägt vielfältige Informationen. Eine besteht im eigentlichen Karteninhalt, also der Information für den Fachwissenschaftler, eine weitere im Kontext der Sprache und historischen Situation, in der die Karte entstanden ist. Bei der Transformation in eine andere Sprache geht dieser Kontext häufig verloren. Aber auch der fachliche – also der sprachunabhängige – Inhalt kann verfälscht werden, wenn diese Inhalte zum Beispiel unterschiedlichen Klassifikationen unterliegen. Als Beispiel soll in diesem Aufsatz eine Karte von Bodengesellschaften aus Südsibirien/Russland betrachtet werden. Die Kulunda-Steppe in der Altairegion Westsibiriens repräsentiert einen typischen Ausschnitt der größten Konversionsregion in den temperierten Grasländern der Erde (Neulandregion). Die seit ca. 60 Jahren nicht an die Standortbedingungen angepasste intensive Nutzung führt zu gravierenden Degradationserscheinungen, wie großflächige Winderosion, WEBGIS Abnahme des Humusgehaltes oder die Reduktion des im Boden gebundenen Kohlenstoffs mit einhergehenden massiven ökologischen und ökonomischen Problemen. Im interdisziplinären, BMBFgeförderten Forschungsprojekt KULUNDA werden Wechselwirkungen zwischen nachhaltigem Landmanagement und Klimawandel untersucht und angepasste Nutzungsstrategien entwickelt. Dabei soll ein wesentlicher, auf andere Konversionsgebiete der temperierten Grasländer übertragbarer Beitrag zur Anpassung der Landnutzung an die Standortverhältnisse und den Klimawandel geleistet werden (Illiger et al. 2014; Stephan et al. 2014). In diesem Projekt arbeiten russische und deutsche Wissenschaftler zusammen. Dies erfordert, dass wesentliche Inhaltselemente des russischen Kartenmaterials ins Deutsche übersetzt werden müssen. Der Informationsverlust beginnt schon bei der Transkribierung der Ortsnamen. Der Name des Ortes Polujamki (russ. Полуямки) bedeutet „halbe Strecke zwischen zwei Poststationen“, stammt also aus vorrevolutionärer Zeit. Der Ort Pervomajskij (russ. Первомайский) ist nach dem Maifeiertag benannt, also liegt sein Gründungszeitpunkt in der Neulandaktion. Diese für das Forschungsprojekt wichtige Information hat aber nur der Muttersprachler, der den historischen Kontext kennt. Eine weitere Fragestellung besteht in der Transformation der Karteninhalte, da die deutsche und die russische bodenkundliche Nomenklatur nicht identisch sind. Hier muss das Problem fachwissenschaftlich und nicht sprachlich gelöst werden. Herkömmliche Kartenblätter und kartographische Methoden reichen hierzu nicht aus. Vielmehr sind Methoden der Geoinformatik zu nutzen, die Informationen der Geo-objekte raumbezogen und semantisch zu verknüpfen und ohne Verzerrungen bzw. Deutungsverluste zugänglich zu machen. 2 Zielstellung Eine unabdingbare Grundlage für die Forschungsarbeiten ist die Implementierung einer zentralen Geoinformationsplattform für die beteiligten russischen und deutschen WissenschaftlerInnen und Wirtschaftsunternehmen. Dazu sind die KN 3/2015 139 WEBGIS A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen der Kartographie liegt in der Festlegung einer normierten Schreibung geographischer Namen und deren Bereitstellung für den Gebrauch in Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Medienkommunikation. Die normierten geographischen Namen dienen in einem Kartenwerk zur Identifizierung realer Objekte und zur Orientierung im Gelände. Zugleich lassen sie auch Rückschlüsse auf die kulturgeographische Entwicklung einer Ortschaft oder Landschaft zu (Hausner 1997). Im Kontext dieses Aufsatzes bezieht sich das Namensgut auf die Sachebenen: 140 I) Topographie: Eigennamen, wie beispielsweise Ortsbezeichnungen, Abb. 1: Spezifische Entscheidungsschritte für die Aufnahme geographischer Namen in eine Zielsprache (geändert nach Back, 1997) Autoren an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Aufbau eines bilingualen WebGIS im Rahmen des KULUNDA-Projektportals1 befasst. In diesem System erfolgt die Erfassung, Verarbeitung und Präsentation von homogenisierten topographischen und pedologischen Geobasisinformationen in russischer und deutscher Sprache. Das WebGIS dient den Projektbeteiligten als Grundlage für die Datenverarbeitung zahlreicher Feld- und Laboruntersuchungen und unterstützt den Wissenstransfer der generierten Forschungsergebnisse in Deutschland und in Russland. Bei der Konzeption und Umsetzung sind folgende Fragen primär: I) Ist eine Übertragung geographischer Namen bzw. Sachbezeichnungen der Geobasisdaten durch Transliterieren, Transkribieren oder „Übersetzen“ aus der kyrillischen in die lateinische Sprach- und Schreibform ohne semantischen Deutungsverlust möglich? II) Die Anforderungen an die Transformation der geographischen Namen und Sachbezeichnungen können schwer lösbar sein, da sich Nomenklaturen und Tab. 1: Wissenschaftliches ISO 9, englisches und deutsches Transkriptionssystem und internationales phonetisches Alphabet (Ausschnitt) (* Bruns, 2007 und Hornung, 1974, ** Duden, 2000 und Langenscheidt, 2003) KN 3/2015 Klassifizierungen zu den Geoobjekten häufig international unterscheiden. Diese Problematik besteht auch bei der Übertragung bodensystematischer Einheiten von russischen in deutsche Nomenklaturen. Mit welchen Methoden lassen sich Bodenarten Russlands, die in der deutschen Systematik nicht vorkommen, mit dem deutschen bodenkundlichen Instrumentarium beschreiben? III) Eine gleichzeitige Problemstellung besteht in der Datenverwaltung der geographischen Namen im bilingualen WebGIS. Es sind Ansätze zu entwickeln, wie die Problematik des Verlustes der Deutung geographischer Namen bei deren Transformation mithilfe der WebTechnologien gelöst werden kann. 3 Methoden der Sprachstandardisierung In den Geowissenschaften beschäftigt sich die Toponymie als Teilgebiet der Sprachgeographie mit der Erforschung geographischer Namen und deren Standardisierung. Der Zweck der Sprachstandardisierung in (Russisch) Transliteration* wissenschaftlich ISO 9 Х х Ch ch Kh kh Ch ch x Ц ц C c Ts ts Z z ts Ч ч Č č Ch ch Tsch tsch t∫j Ш ш Š š Sh sh Sch sch ∫ Щ щ Šč š č Shch shch Schtsch/stsch ∫j Buchstabe Transkription* Transkription** englisch deutsch IPA (Aussprache) II) Boden: Nomenklaturen bodensystematischer Einheiten. Beide Ebenen müssen mit unterschiedlichen Methoden behandelt werden. Während die erste Kategorie bezüglich der Transformation spezifischen Entscheidungsschritten unterliegt, darf die andere nicht ausschließlich transliteriert bzw. transkribiert werden. Folglich sind zahlreiche systematische Prozesse zu durchlaufen, bevor ein geographischer Name aus lateinischer Originalschreibung in Texte und kartographische Produkte einer Empfängersprache aufgenommen wird (vgl. Abb. 1). Zuerst ist zu klären, ob die Übertragung eines Endonyms2 (einer Originalnamensform) aus einer Quell- in eine Zielsprache ohne Deutungsverluste möglich ist. Resultiert daraus eine Verneinung, sind alternative Lösungen zu entwickeln. Die Übertragungsregeln sollten dabei den Kriterien Eindeutigkeit, Konsistenz, Verständlichkeit und Prägnanz folgen. Transliteration und Transkription von geographischen Namen folgen unterschiedlichen Grundsätzen. Das Transliterieren als schriftbasierte, buchstabengetreue und bei Bedarf wieder umkehrbare Umsetzung kann weltweit vereinheitlicht mit dem Standard ISO3 9 (1995) erfolgen, welcher das internationale phonetische 1 Web-Portal des KULUNDA-Forschungsverbundes: http://www.kulunda.eu. 2 Moskva (russ. Москва) ist beispielsweise das in Lateinschrift geschriebene amtliche Endonym in Russland und Moskau das Exonym für den deutschen Sprachraum bzw. Moscow für den englischen Sprachraum; Barnaul (russ. Барнаул) sowohl das in Lateinschrift geschriebene amtliche Endonym als auch das Exonym des deutschen sowie englischen Sprachraums (geändert nach Back, 1997 und IFAG, 1995). A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen WEBGIS Alphabet der IPA zur Grundlage hat. Mithilfe diakritischer Zeichen wird hier die Transliteration von kyrillischen in lateinische Buchstaben (und umgekehrt) ermöglicht. Die Anwendung von diesem System in einem Kartengut wird aber nicht empfohlen (vgl. Abschnitt 4.2). Die Vorgehensweise der Autoren folgt deshalb einer adaptierten Form auf Grundlage der Universität Zürich für wissenschaftliche Zwecke.4 Im Gegensatz dazu erfolgt die Transkrip tion als aussprachebasierte Darstellung mithilfe einer phonetisch definierten Lautschrift oder eines anderen Basisalphabets als Lautschriftersatz in länderspezifischen Transkriptionssystemen (vgl. Tab. 1). 141 4 Ergebnisse 4.1 Geoinformationsverarbeitung Die Umsetzung der Methoden der Sprachstandardisierung mit datenbankgestützten Geoinformationstechnologien ermöglicht eine stark verbesserte Kommunikation und Interpretation der Forschungsarbeiten im Projekt und dient dem verbesserten internen wie öffentlichen Wissenstransfer von Forschungsergebnissen in Russland und in Deutschland. Der webbasierende Ansatz gewährleistet eine zeit- und ortsunabhängige Erfassung, Verarbeitung, Analyse und Präsentation der Geobasis- und Fachinformationen. Die Komplexität der modular aufgebauten GIS- bzw. datenbankgestützten Methoden zur Datenverarbeitung erfordert deren strukturierte Haltung und semantische Vernetzung (vgl. Scheuer et al. 2009). Diese Anforderung lässt sich mit einem Content-Managementsystem (CMS) erfüllen. Zunächst durchgeführte Recherchen und praktische Tests zur Eignung innerhalb führender, frei verfügbarer CMS (Joomla, TYPO3, DRUPAL) führten zum Einsatz von Drupal, da es für die gestellten Primäranforderungen hervorragende Voraussetzungen bietet: • hierarchisierte Rechteregelungen (Projektadministration, Teilprojekte, projektintern, öffentlich) • differenzierte Informationstiefen dargebotenen Wissens • effizientes Auffinden und Analysieren von Geo- und Metainformationen durch die Implementierung von Semantik- und Abb. 2: Fließschema zur Gesamtkonzeption des KULUNDA-Informationssystems mit dem WebGIS als Kern für die Präsentation und Analyse der topographischen und Bodeninformationen in deutscher und russischer Sprache Ontologiekonzepten, Taxonomien und Termreferenzen • verschiedene Einstiegsmöglichkeiten über in Beziehung stehende raum-, themenund inhaltsbezogene Zugangsebenen • direkte Implementierungsmöglichkeiten von aktuellen, standardkonformen Web-Mapping-Technologien (Palazzolo et al. 2012). Wie diese Aufzählung folgern lässt, ist die Interoperabilität der Daten und Dienste innerhalb der Informationsplattform von essenzieller Bedeutung für eine uneingeschränkte Usability. Deshalb sind die Kompartimente der Geoinformationsverarbeitung stringent mit internationalen Standards der International Organization for Standardization (ISO)5 und des Open Geospatial Consortium (OGC)6 im Sinne der INSPIRE – Richtlinie 2007/2/EG implementiert. Die Softwarekonfiguration umfasst zahlreiche, miteinander über einen Apache Webserver kommunizierende Kompartimente. Als Datenserver dient eine PostgreSQL/PostGIS-Datenbank mit PostGIS-Erweiterung. Mit dem durch den Geoserver betriebenen Kartenserver werden die standardisierten Webservices (Webdienste) Web Map Service (WMS), Web Feature Service (WFS) und Web Coverage Service (WCS) erzeugt. Alle Anwendungen sind auf Grundlage des UNICODE-Standards (UTF-8) konfiguriert. Die in das Projektportal integrierten Geodatenviewer zur Visualisierung in interaktiven Kartenanwendungen basieren wahlweise auf den JavaScript-Bibliotheken OpenLayers und Leaflet. Die Kommunikation zwischen Client und Server erfolgt innerhalb des HTTP-Protokolls XML-basiert über Requests, die einen definierten Aufbau haben. Für den WMS-Dienst sind beispielsweise die standardisierten Anfragen GetCapabilities, GetMap, GetFeatureInfo, GetLegendGraphic definiert (siehe Mitchel et al., 2008). Abbildung 2 verdeutlicht die 3 International Phonetic Association: https://www. internationalphoneticassociation.org/. 4 Http://www.hist.uzh.ch/fachbereiche/oeg/links/transliteration/Transliteration_OEG.pdf; Bruns 2007. 5 Organization for Standardization: http://www.iso.org/ iso/home.html. 6 Open Geospatial Consortium: http://www.opengeospatial.org/. KN 3/2015 WEBGIS A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen Tab. 2: Toponymischer Ansatz von Bloch für den deutschen Sprachraum (Bloch, 1993) Name Gattungswort Territoriale Einordnung Territoriale Einordnung Erklärung oder Ursprung Barnaul Siedlung Russland kasachisch gute Viehweide Tab. 3: Toponymischer Ansatz von Podol‘skaja für den russischen Sprachraum (Legende: + Information gesichert; – Information ungesichert) (geändert nach Akademija nauk SSSR, 1964 Originalform Transliteration geographischer Name? Objekt, auf das sich der Name bezieht Bedeutung der abgeleiteten Stämme Wo befindet sich das Objekt Целиноград Celinograd ja + (Stadt) + (Steppe), + (Stadt) + (Stadt in der Steppe) Волгоград Volgograd ja + (Stadt) –, + (Stadt) + (Stadt an der Volga) Tab. 4: Ausschnitt aus DBTabelle Siedlungen der Altairegion 142 Spalte Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3 Beispiel 4 name_ru Благовещенка Волчиха Заринск Полуямки name_eng Blagoveshchenka Volchikha Zarinsk Poluyamki name_iso Blagoveščnka Volčicha Zarinsk Polujamki name_de Blagoweschtschenka Woltschicha Sarinsk Polujamki desc_de Gute Botschaft Wölfin Stadt des Morgenrotes halbe Strecke zwischen zwei Poststationen Beispiele für über 1:1-Beziehungen aus anderen Datenbanktabellen angebundene Assoziationen place_en town town town village place_ru Город Город Город село place_de Stadt Stadt Stadt Dorf region_ru Алтайский край Волчихинский район Алтайский край Null district_ru Благовещенский район Null Null Null Konzeption und Umsetzung des Informationssystems schematisch. 4.2 Transformation geographischer Namen In den Anwendungsbereichen der Transkription geographischer Namen in die deutsche Sprache wird üblicherweise auf Diakritika7 verzichtet. Dies lässt sich mit den Lese- und Sprachgewohnheiten innerhalb des deutschen Sprachraums, aber auch mit gesonderten technischen Anforderungen begründen. Die deutsche Tastatur bildet das deutsche Alphabet ab. Im Standardzeichensatz sind keine Buchstaben mit diakritischen Zeichen, wie č, é, ë, š und ž, vorhanden. Obwohl diese Zeichen im ASCII-Zeichensatz definiert sind, lassen sie sich in Texten nur als Sonderzeichen aufnehmen, wodurch deren Eingabe erschwert ist und gleich eine ganze Handlungskette erfordert.8 Folge ist, dass Diakritika eliminiert und Buchstaben mit diakritischen Zeichen zu lateinischen Buchstaben c, e, s und z transformiert werden. Dieser Vorgang verletzt häufig Übertragungsregeln der Eindeutigkeit und Konsistenz (vgl. Abschnitt. 3). Es gestaltet sich schwierig, mit englischen oder deutschen Transkriptionssystemen alle Laute der russischen Sprache darzustellen. Das Abb. 3: Deutsche vs. russische Korngrößenklassifikation (geändert nach Scheffer et al., 2002 und Kovda et al., 1988) KN 3/2015 „Verlieren“ der diakritischen Zeichen kann häufig zu gravierenden Verlusten semantischer Deutungen und Problemen bei der Datenverwaltung im WebGIS führen. Bezogen auf topographische Eigennamen (Sachebene I, vgl. Abschnitt 3) bietet sich ein anschauliches Beispiel für das Transformieren eines Ortes namens Ščukino (russ. Щукино; dt. Schtschukino). Der Verlust diakritischer Zeichen und die Eliminierung eines Buchstabens, der i. d. R. von Nicht-Muttersprachlern überhört wird, verwandelt diese Ortsbezeichnung zu Sukino (russ. Сукино; dt. Ssukino). Aus dem ursprünglichen Wortstamm Ščuka (russ. Щука; dt. Schtschuka – „Hecht“) wird nun Suka (russ. Сука; dt. Ssuka), was im Deutschen „Hündin“ oder auch „Schlampe“ bedeutet. Gäbe es den Ort Sukino tatsächlich, würde dessen Suche in der Datenbank nun zum Auffinden von zwei unterschiedlichen Tupeln führen, wovon der eigentlich gesuchte Datensatz fehlerhaft ist. Ein weiteres Problem besteht häufig in der Übertragung der eigentlichen Deutung geographischer Namen. Die ihnen zumeist eigenen Informationen und Assoziationen9 sollen auch in der Zielsprache erhalten bleiben. Lösungsansätze bieten Bloch (1993) für den deutschen und Podol’skaja (geändert nach Akademija nauk SSSR 1964) für den russischen Sprachraum (Tab. 2 und Tab. 3). Die Datenbanktabellen zur Abbildung transformierter geographischer Namen sind im WebGIS auf der Basis der dargelegten sprachspezifischen Implikationen konzipiert. In der Primärtabelle sind u. a. Spalten für die Ortsnamen nach ihrer Transliteration (ISO 9, 1995) und Transkription in die deutsche und englische Sprache sowie ein freies Textfeld für die Assoziation (bisher nur deutsch) gehalten. Weitere assoziierende Informationen nach Bloch und Podol’skaja werden über 1:1-Beziehungen entsprechender Schlüsselfelder zu weiteren Datenbanktabellen bereitgestellt, wie Tabelle 4 in Auszügen aufzeigt. 4.3 Transformation bodensystematischer Einheiten Die bodenkundlichen Einheiten sind in jeder Sprache klar definiert. Daher müssen A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen WEBGIS Abb. 4, 5: Gegenüberstellung der deutschen (oben) und der russischen (unten) Feinbodenartendiagramme mit Klassifikation auf verschiedenen Niveaus der russischen Pedologie (geändert nach BGR 2005 und Kovda et al. 1988) sie aus einer Quellsprache in eine Zielsprache mit all ihren Eigenschaften genau übertragen werden. Dabei besteht das Problem unterschiedlicher Klassifikationen in den Nomenklaturen. Deshalb müssen die zugrunde liegenden Ansätze und deren Wertigkeiten der unterschiedlichen Klassifikationssysteme zunächst verglichen und im Zusammenhang ausgewertet werden. Im Zentrum der Betrachtungen stehen unterschiedliche Korngrößenklassifikationen. Die Fraktionsgrenzen der russischen Nomenklatur gehen nicht, wie in der deutschen üblich, auf Ziffer 2, sondern auf die Ziffer 1 zurück. Dies verursacht Schwierigkeiten bei der Übertragung von bodenkundlichen Einheiten aus der russischen in die deutsche Sprache. Abbildung 3 verdeutlicht diesen Sachverhalt. Feinund Grobböden sind in den Klassifikationssystemen unterschiedlich abgegrenzt (Russland 1 mm, Deutschland 2 mm). Die Gesamtbodenart ergibt sich aus der Korngrößenklassifikation. Zuerst wird in der russischen Bodenartenklassifikation der „physische Ton“10 (wörtliche Übersetzung aus dem Russischen) von dem „physischen Sand“11 getrennt. Anhand der Anteile von „physischem Ton“ bzw. „physischem Sand“ wird die Bodenart festgelegt. Die Verteilung führt schließlich zur Kategorisierung in „schwere“ und „leichte“ Bodenarten. Dies lässt sich mit dem Anteil von Ton und Sand in der deutschen Klassifikation vergleichen, während die Schluff-Fraktion außen vor bleibt. Tonige Bodenarten der Deutschen Nomenklatur entsprechen in der russischen „schweren“ Bodenarten, sandige „leichten“. Abbildung 4 bildet das Feinbodenartendiagramm der deutschen Nomenklatur ab. Auf der Grundlage der 1933 von Ochtin entwickelten Bodenartenklassifikation (Kovda et al. 1988) und der in Abbildung 3 dargestellten Korngrößenklassifikationen wird eine Anpassung der russischen an die deutsche Nomenklatur durchgeführt (vgl. Abb. 5). Diese während der Forschungsarbeiten neu entwickelte Methodik ist über Relationen im GIS implementiert, sodass für die Wissenschaftler russische und deutsche Bodenarten vereinheitlicht sind und sich im WebGIS on demand abfragen lassen. Tabelle 5 visualisiert dazu ein Beispiel 143 aus der PostgreSQL-Datenbank. Ausgehend von den in Abbildung 5 dargestellten Ergebnissen wird in der Datenbank der Altairegion eine Attributtabelle mit den Bodenarten definiert. Neben der Entsprechung russischer substratsystematischer Einheiten zu den deutschen enthält diese Referenztabelle zwei zusätzliche Spalten mit Informationen zum Anteil der tonigen und sandigen Fraktionen. Mit den in Abschnitt 4.1 dargelegten Technologien erfolgt schließlich die bilinguale Visua-isierung der prozessierten geographischen Namen und bodensystematischen Einheiten in einer WebGIS-Applikation. In Abb. 6 ist beispielhaft die Web-Mapping- Anwendung zu den Böden des KULUNDAUntersuchungsgebietes Altairegion dargestellt. 7 Diaktritische Zeichen sind Bestandteil des Transliterationssystems der ISO-9-Reihe. 8 Am Beispiel von LibreOffice: 1. zur Maus greifen → 2. den Menü-Eintrag „Einfügen“ betätigen → 3. den Untermenü-Eintrag „Sonderzeichen“ anklicken → 4. im Unterfenster „Sonderzeichen“ benötigtes Zeichen finden → 5. das gefundene Zeichen einfügen. 9 Beispiele: Calbe (Saale), Stadt an der unteren Saale, Sachsen-Anhalt, stammt ab von chalwer „kahle Stelle“ (Berger, 1993); Pervomajskij (russ. Первомайский, eT. Pervomayskiy, dt. Perwomajskij), Untersuchungsgebiet des KULUNDA-Projektes, bedeutet „Dorf des Ersten Mai“. 10 Gesamtheit aller Substratpartikeln unter 0,01 mm. 11 Gesamtheit aller Substratpartikeln über 0,01 mm. KN 3/2015 WEBGIS A. Mizgirev, D. Thürkow, M. Zierdt: WebGIS für geographische Namen Tab. 5: Ausschnitt aus DBTabelle Bodenart der Altairegion mit Entsprechung russischer substratsystematischer Einheiten zu den deutschen 144 symbol_de name_de symbol_ru LtLlsa Lehmtone über Schlufftone, Tonschluffe, Tonlehme bis Normallehme, salzhaltig GTSZ TuSl Ton- und Lehmschluffe bis Normal- und Sandlehme SS Suglinistye srednie TuSlsa Ton- und Lehmschluffe bis Normal- und Sandlehme, salzhaltig SSZ Suglinistye srednie, zasolennye LuLs Ton- und Lehmschluffe bis Normal- und Sandlehme, salzhaltig LS LuLssa Ton- und Lehmschluffe bis Normal- und Sandlehme, salzhaltig SPZ Ss Reinsande P 5 Fazit und Ausblick Die geographischen Namen bzw. Sachbezeichnungen sind seit einigen Jahren Bestandteil zahlreicher Untersuchungen. In Karten dienen sie der Identifizierung und Erläuterung geographischer Objekte. Sie spiegeln auch soziokulturelle Aspekte der Landschaften wider und lassen rückschließen, welche Spuren der Mensch im Raum hinterließ. Daher ist die Standardisierung geographischer Namen eine wichtige, nicht zu vernachlässigende Aufgabe. Die Umschrift eines geographischen Namens aus dem kyrillischen in das lateinische Schriftsystem kann unterschiedliche Formen aufweisen. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Nutzung verschiedener Transkriptionssysteme in einer name_ru Glinistye i glinistye tyazhelye, zasolennye Anteil der Fraktionen < 0,01 mm (%) Anteil der Fraktionen > 0,01 mm (%) > 85 > 15 30 – 45 55 – 70 Suglinistye legkie 20 – 30 70 – 80 Supeschanye, zasolennye 10 – 20 80 – 90 0 –10 90 –100 Peschanye Arbeit häufig zu massiven Fehlern und Deutungsverlusten führt. Darüber hinaus setzt das Umschriften von geographischen Namen linguistisches Fachwissen voraus. Dementsprechend sollte das Transliterieren bzw. Transkribieren geographischer Namen immer einheitlichen Regeln folgen. Das in diesem Artikel vorgestellte wissenschaftliche und technische Methodenspektrum bietet praktikable Lösungsansätze für die in Abschnitt 2 definierten Anforderungen und Ziele. Eine wesentliche Anforderung besteht aus Sicht der Autoren in der künftigen Automatisierung der bijektiven Transformation der Bodenarten. Dazu sind für Teilprozesse der dargestellten Handlungsabfolge Algorithmen zu entwickeln. Die konzipierte Systemumgebung aus den Open SourceKomponenten PostgreSQL/PostGIS und GeoServer ist durch standardkonforme Schnittstellen ortsunabhängig in jedes Web- oder Desktop-GIS implementierbar. Der derzeit bestehende Datenaustausch zwischen dem Datenserver, dem Kartenserver und der Clientanwendung über die WMS-Schnittstelle wird aktuell um WFSSchnittstellen erweitert. Dadurch wird eine künftige Einbindung der generierten Kartenservices in das Geoportal SIB-ESSC12 ermöglicht, welches im Rahmen des Projektes Siberian Earth System Science Cluster der Universität Jena entwickelt wird und die Erforschung von Umwelt und Erdoberfläche in Sibirien und NordEurasien unterstützt (Eberle et al. 2013). 12 Siberian Earth System Science Cluster der Universität Jena: http://www.sibessc.uni-jena.de/. Literaturverzeichnis Akademija nauk SSSR (Hrsg.) (1964): Principy toponimiki. Back, O. (1997): Fragen der Wiedergabe fremdsprachlicher geographischer Namen durch Exonyme oder durch Umschriftung. In: Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie, 10 (1997), S. 55 – 63. Bloch, D. (1993): Geographische Namen kurz erklärt. Bruns, T. (2007): Einführung in die russische Sprachwissenschaft. Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) (Hrsg.) (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. Duden (Hrsg.) (2000): Das Aussprachewörterbuch. Bd. 6. Hausner, I. (1997): Linguistische und historisch-linguistische Aspekte der Namenstandardisierung. In: Schriften zur Geographie und Kartographie, 10 (1997), S. 64 –73. Hornung, W., Kretschmar, E., Ortmann, H., Wüsteneck, H. (1974): Die Übersetzung wissenschaftlicher Literatur aus dem Russischen ins Deutsche – Ein Leitfaden. Illiger, P., Frühauf, M., Schmidt, G., Meinel, T., Belaev, V. I., Silanteva, M. M., Kasarjyan, M. (2014): Ökosystemkonversion und ihre Folgen bezüglich der Kohlenstoffsenken-Funktion in der westsibirischen Kulundasteppe. In: BfN-Skripten, 373 (2014), S. 300 –319. Institut für angewandte Geodäsie (IFAG) (Hrsg.) (1995): Deutsches Glossar zur toponymischen Terminologie – Deutsches Wörterverzeichnis zur Terminologie der geographischen Namenkunde. ISO 9:1995 (1995): Information and documentation – Transliteration of Cyrillic characters into Latin characters – Slavic and non-Slavic languages. In: Bibliotheksund Dokumentationswesen, 343 (2002), S. 230 –245. Eberle, J., Clausnitzer, S., Hüttich, C., Schmullius, C. (2013): Multi-Source Data Processing Middleware for Land Monitoring within a Web-Based Spatial Data Infrastructure for Siberia. In: ISPRS Int. J. Geo-Inf, 2 (2013), S. 553 – 576. Abb. 6: WebGIS-Applikation zu den Ausprägungen der Bodentypen in der Altai-Region mit bilingualen Visualisierungen von geographischen Namen und bodensystematischen Einheiten KN 3/2015 Knapp, K., Antos, G., Becker-Mrotzek, M., Deppermann, A., Göpferich, S., Grabowski, J., Klemm, M., Villiger, C. (Hrsg.) (2004): Angewandte Linguistik – ein Lehrbuch. Kovda, V. A., Rozanov, B. G. (Hrsg.) (1988): Počvovedenie – Počva i počvoobrazovanie. Langenscheidt (Hrsg.) (2003): Taschenwörterbuch Russisch, Russisch – Deutsch, Deutsch – Russisch. Mitchell, T. (2008): Web-Mapping mit Open Source-GISTools. Palazzolo, A., Th. Turbull (2012): Mapping with Drupal: navigating complexities to create beautiful and engaging maps. Scheffer, F., P. Schachtschabel (2002): Lehrbuch der Bodenkunde. Scheuer, S., Thürkow, D., C. Gläßer (2009): Ontologisches Web-GIS als Rich Internet Application Framework. In: FOSSGIS 2009: Proceedings zur Anwenderkonferenz für Freie und Open Source Software für Geoinformationssysteme, 17. –19.3.2009, Hannover. Stephan, E., R. Meißner, H. Rupp, M. Frühauf, G. Schmidt, P. Illiger, A. Bondarovitsch, D. Balykin, V. Scherbinin, A. Puzanov (2014): Aufbau eines bodenhydrologischen Messnetzes in der sibirischen Kulundasteppe. In: WasserWirtschaft, 10 (2014), S. 15 –21. Über die Verfasser Alexander Mizgirev, Dipl.-Geograph, geboren 1976 in Murmansk, ist im Jahre 2001 nach Deutschland gekommen. Zwischen 2005 und 2013 studierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in den Studiengängen Diplomgeographie, Informatik und Geologie/Paläontologie. Während des Studiums absolvierte er mehrere Feldeinsätze im Rahmen internationaler Forschungsprojekte in Russland. Zudem war er als Tutor im deutsch-russischen DAAD-Studiengang „Umweltmonitoring- und management“ tätig. 2013 schloss er erfolgreich sein Diplomstudium Geographie in den Spezialisierungsrichtungen Geoinformation und Geoökologie ab. Seit 2013 ist er an der MLU, Wissenschaftlicher Assistent im internationalen Forschungsverbund KULUNDA. Kontakt: bulkinu@gmail.com Dr. Detlef Thürkow, Jahrgang 1968, schloss sein Studium 1994 als Diplomgeograph an der MLU ab. Nach zwei Jahren als Leiter einer GIS-Abteilung in der Wirtschaft folgte bis 2000 ein DBU-gestütztes Promotionsstipendium am UFZ Leipzig Halle GmbH. Danach war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Forschungsprojekten zur Programmierung von eLearning-Modulen für die Geowissenschaften. Seit September 2006 ist er als Leiter für Kartographie und Geoinformation in Forschung und Lehre des Instituts für Geowissenschaften und Geographie der MLU tätig. In zahlreichen Forschungsprojekten des Instituts befördert er die Entwicklung und Anwendung von Geoinformationstechnologien. Kontakt: detlef.thuerkow@geo.uni-halle.de Dr. Michael Zierdt, Jahrgang 1962, studierte Geographie in Russland. Er ist Leiter des physisch-geographischen/ geoökologischen Labors des Instituts für Geowissenschaften und Geographie der MLU. Er ist in zahlreichen internationalen Forschungsprojekten zu Themen des Umweltmonitoring tätig. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit doziert er u. a. zur Geochemie und Geoökologie von Landschaften. Darüber hinaus ist er Leiter des deutschsprachigen Studiengangs „Umweltmonitoring und -management“ in Barnaul. Kontakt: michael.zierdt@geo.uni-halle.de Manuskript eingereicht am 4.3.2015, nach Review angenommen am 27.3.2015. G. Graf: BW Map mobile KArten-APP BW Map mobile Die App für Baden-Württemberg BW Map mobile The App for Baden-Württemberg Gerald Graf, Stuttgart Mit der App BW Map mobile stellt das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) digitale topographische Karten in den Maßstäben 1:1.000.000 bis 1:10.000 zur Verfügung. Zu den Funktionen gehören unter anderem die Suche nach Ortsnamen und Berggipfeln, die Positionierung über Satelliten inklusive der Kartenausrichtung in Laufrichtung (moving maps), stufenloses Zoomen sowie eine Punkt- und Routenerfassung. Die Basisversion enthält das detaillierte und hochgenaue Open Data Angebot Maps4BW. Mit dem Kauf einer Jahres-Flatrate stehen die qualitativ hochwertige topographische Karte, eine 3-D-Darstellung und die Funktion Augmented Reality zur Verfügung. Die Kartendarstellung der App wird durch zahlreiche touristische Informationen ergänzt und steht für die Betriebssysteme iOS und Android zur Verfügung. n Schlüsselwörter: App, Topographische Karte, Freizeit, Touristik The app BW Map Mobile of the State Office for Geoinformation and Land Development Baden-Württemberg (LGL) provides digital topographic maps at scales of 1:1,000,000 to 1:10,000. App functions include place name and mountain peak searches, positioning via GPS, “moving maps”, continuous zoom, points of interest and route recording. The free BW Map mobile version contains the detailed and highly accurate open data set Maps4BW. The premium BW Map mobile version requires an annual subscription and provides access to high-quality topographic maps, 3-D and augmented reality functions. BW Map mobile also provides extensive tourist information and is available for the Android and iOS platforms. n Keywords: app, topographic map, leisure, tourism 1 Einführung Die Entwicklung der mobilen Technologien (Smartphones und Tablets) hat in den letzten zehn Jahren zu einem stark veränderten Mediennutzungsverhalten auch im Bereich raumbezogener Daten und Kartenanwendungen geführt. Es steht daher auch die amtliche Kartographie vor der Aufgabe, ihre Produktstrategie an das veränderte Nutzungsverhalten anzupassen. Für eine attraktive mobile Anwendung amtlicher Kartenprodukte bedarf es spezieller Funktionalitäten und erweiterter ortsbezogener Dienste, die sich an den individuellen Bedürfnissen mobiler Nutzer orientieren. Mit der Weiterentwicklung der Smartphones haben die Qualität der Displays, die Speicherkapazität, die Prozessorleistung und die Geschwindigkeit der Internetverbindung deutlich zugenommen, sodass die Präsentation detaillierter Kartendaten möglich ist. Trotz eines im Vergleich mit einem PC-Bildschirm kleinen Displays liefert ein Smartphone ein qualitativ hochwertiges Bild mit ausreichender Übersicht. Kombiniert mit der GPS-Positionierung erweitert sich die Nutzbarkeit von raumbezogenen Daten gegenüber einer herkömmlichen Karte um die satelliten gestützte Orientierung vor Ort. Nach einer Marktsichtung wurden im LGL mehrere Vorgehensweisen distiert und KN 3/2015 145