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Miniaturisierte SAK-Messung zum kontinuierlichen Monitoring der Wasserqualität M White Paper September 2015 Miniaturisierte SAK-Messung zum kontinuierlichen Monitoring der Wasserqualität Andreas Ulsperger, Product Manager Online Analysis System Dr. Martin K. Garbos, R & D Microfluidics & Optics In der gesamten Kette, vom Auslegen über die Installation und Inbetriebnahme, dem kontinuierlichen Betrieb bis hin zur Wartung, sind bei der Sicherstellung eines kontinuierlichen Wasser-Qualitäts-Monitorings viele Spezialisten beteiligt. Dies betrifft das Ingenieurbüro, den Anlagenbauer, den Betreiber, die Service- und Wartungstechniker bis hin zu den Programmierern der SCADA Systeme. Ebenso müssen bei der Entwicklung von Online-Analyse-Systemen die Spezialisten aus den verschiedensten Disziplinen zusammenarbeiten. Wenn man sich für jede einzelne Messung den besten Anbieter sucht, treibt dies sicherlich die Investitionen in die Höhe. Dies gilt vor allem dann, wenn man beispielsweise so genau wie möglich messen möchte, dabei aber das eigentliche Ziel aus den Augen verliert. Geht ein Betreiber/Anlagenbauer immer wieder so vor, hängen am Ende Messgeräte mehrerer Hersteller im Feld, von denen jedes anders bedient wird. Dabei gilt zu beachten, dass Schulungen für jedes einzelne Gerät fällig werden, Wartungen von unterschiedlichen Fachbetrieben anstehen und gegebenenfalls unterschiedliche Schnittstellen zum SCADA zu programmieren sind. Bevor alles läuft, müssen zwischen den Messungen oder von separaten Messwasser-Entnahmestellen viele Schläuche verlegt und die Messtechnik verdrahtet werden. Genauso sieht es auf der anderen Seite aus, wenn ein Mess-System zusammengesetzt werden soll, dass alle Parameter in geforderter Genauigkeit messen kann und die volle Funktion von ansonsten separaten Messgeräten übernehmen soll, jedoch auf einer Plattform arbeitet. Dies bedeutet, dass all die oben genannten Nachteile entfallen: Es muss nur ein System projektiert werden, nur eine Übertragungs- Miniaturisierte SAK-Messung 2 schnittstelle zum SCADA definiert sein, es fällt nur ein minimaler Installationsaufwand an und der Bediener und die Service- und Wartungstechniker müssen für nur ein Gerät geschult werden. Für den Hersteller eines solchen Systems heißt das: Elektronikingenieure, Software-Entwickler, Mechanik-, Optik-, Fluidik- und Wasserexperten müssen eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus sind gegebenenfalls Mikrobiologen und Chemiker beteiligt, um alle Funktionen, die ein Online-Analyse-System erfüllen muss, zu verbinden. Modulares Online-Analyse-System Ein modulares System, das die Funktionen mehrerer konventioneller Geräte verbinden soll, braucht zunächst eine Plattform, auf der sich alle Funktionen modular abbilden lassen. Das Online-Analyse-System Typ 8905 der Firma Bürkert basiert auf einer Plattform mit drei Säulen: Die fluidisch, mechanische Plattform: Alle verfügbaren Sensoren lassen sich – auch während des Betriebs – in eine genormte Backplane ein- oder ausstecken. Das bedeutet, dass alle Sensoren, die für die Plattform entwickelt sind, in das definierte Raster passen müssen und die Dimensionen der Sensoren somit weitgehend vordefiniert sind. Die elektrische Plattform: Alle verfügbaren Sensoren und Steuerungsmodule, wie auch I/O-Module (analog und digital), Industrial Ethernet Module und so weiter, lassen sich auf einer Backplane kombinieren, die standardisiert ist. Die Software Plattform: Ohne gemeinsame Kommunikations-Konventionen würden die beiden zuvor genannten Plattformen keinen Sinn ergeben. Alle Module innerhalb des Online-Analyse-Systems sind an einem Bussystem angebunden, das es auch erlaubt ohne zusätzliche Konfigurationsarbeiten neue Module zu erkennen und deren Aufgaben in das System zu integrieren. Aufbau und Funktion Durch den Wunsch nach einem modularen Systems ergibt sich die Bedingung alle drei Plattformnormen einzuhalten. Das komplette Online-Analyse-System ist in Abb. 1 (links) gezeigt. Alle eingesetzten Sensor Cubes im unteren Teil des Gehäuses werden vom Messwasser über die fluidische Plattform durchströmt. Der obere Gehäuseteil enthält die Elektronik um die Sensordaten auszuwerten und z. B. auf dem 7“ Touch Display anzuzeigen. Dieses Display ermöglicht dem Benutzer die Bedienung wie auf einem Tablet-PC, um Parameter zu ändern, Messungen als Werte oder Trendlinien anzuzeigen und alle nötigen Bedienvorgänge im System durchzuführen. Der untere Teil enthält die fluidische Backplane, die mit bis zu sechs Sensoren in einem Gehäuse bestückt werden kann. Beim Einstecken wird die fluidische Verbindung entriegelt und Messwasser kann durch den Cube fließen. Alle Sensoren sind entsprechend dem Bedarf an Messparametern durch den Benutzer wählbar und können während des Betriebs ein- und ausgesteckt werden. Ein Lichtbalken am System und LEDs an jedem eingesteckten Modul zeigen den jeweiligen Status an. Ein weißer Lichtbalken signalisiert dem Betreiber, dass das gesamte System einwandfrei läuft. Miniaturisierte SAK-Messung 3 Abb. 1, Links: Bild des Online-Analyse-Systems mit der Bedieneinheit oben (im Bild das 7‘‘ Touch Display) und dem fluidischen Teil unten, bei dem einzelne Sensoren eingesteckt werden können. Das Messwasser durchläuft den kompletten fluidischen Teil, über die Backplane durch jeden eingesetzten Sensor. Rechts: Herausgenommenes SAK-Sensor-Modul mit den Maßen 44 mm x 100 mm x 158 mm. SAK-Messung Im Folgenden wird das Modul zur Messung des Spektralen-AbsorptionsKoeffizienten (SAK) bei 254 nm herausgegriffen (Abb. 1 rechts), um speziell den Einfluss der fluidischen und mechanischen Aspekte auf die Optik zu beleuchten. Letztlich steht das Ziel im Mittelpunkt, die eingangs aufgezählten Anwendernutzen eines kompakten Online-Analyse-Systems umzusetzen. Das Messprinzip des SAK-Sensors basiert auf der deutschen Industrienorm für die Wasser-, Abwasser- und Schlammanalyse. Dort ist das Verfahren definiert, das die Bestimmung der Menge von gelösten organischen Verbindungen ermöglicht, auch bei hohen Trübungswerten. Die Messung basiert auf dem Schwächungskoeffizienten μ bei 254 nm und 550 nm. Der Dämpfungskoeffizient für eine vorausgesetzte Wellenlänge λ ist definiert als: μ (λ) = α (λ) + s (λ) Dabei ist α der Absorptionskoeffizient und s der Streukoeffizient, d. h. Streulicht infolge von Partikeln in der Probe. Organische Verbindungen absorbieren stark im UV-Bereich (z. B. bei 254 nm). Folglich ergibt der spektrale Absorptionskoeffizient SAK bei 254 nm (α (254 nm)) ein direktes Maß für die Menge an organischem Material in der Probe. Es kann jedoch nur der Dämpfungskoeffizient μ (254 nm) gemessen werden. Zusätzlich kann aber eine Dämpfung aufgrund von Streuung durch kleine Teilchen s (254 nm) vorliegen. Dies ist vor allem bei Proben mit hoher Trübung zu beachten. Um diesen Effekt zu berücksichtigen, wird eine Trübungskompensation durch Messen der Dämpfung bei 550 nm (μ (550 nm)) durchgeführt. Bei dieser Wellenlänge ist der Absorptionskoeffizient von reinem Wasser (α (550 Miniaturisierte SAK-Messung 4 nm)) praktisch Null (auch bei einer Verunreinigung durch organische Substanzen) und man erhält den Streuungskoeffizienten: μ (550 nm) = α (550 nm) + s (550 nm) ≈ s (550 nm) ≈ s (254 nm). Deshalb ist die Trübungskompensation wie folgt ausgeführt: μ (254 nm) - μ (550 nm) ≈ α (254 nm) Man erhält den spektralen Absorptionskoeffizienten α (254 nm), ein indirektes Maß für die Menge an organischer Verschmutzung in der Wasserprobe. Praktisch wurde dieses Prinzip als optofluidische Messung in einem miniaturisierten Format realisiert (Abb. 2). Der Sensor misst nur 44 mm x 100 mm x 158 mm und besteht aus einem Lampenmodul (links) und einem Spektroskop (rechts). Der von der linken Seite in Abb. 2 zeigt den optischen Pfad des Sensors. Die Elektronik befindet sich auf der rechten Seite des Moduls (wenn unter in Abb. 2), die integrierte Software induziert autark Messzyklen sobald der Sensor angeschlossen ist. Alle Berechnungen, Mittelungen und Korrekturen werden im Sensor Cube durchgeführt und nur das Ergebnis, der SAK Wert, wird an die Plattform übertragen. Abb. 2, Schnitt durch ein SAK-Modul: (a) Xenon Blitzlampe und Eingangsspalt zum Spektrometer, (b) Küvette mit zwei Quarzfenstern und einer kontinuierlich vom Messwasser durchströmten Länge von 60 mm, (c) Kollimierungslinse: bündelt den Lichtstrahl, (d) Apertur: reduziert Verluste im Fourier-Raum um die Auflösung zu verbessern, (e) Diffraktionsgitter, für 250 nm optimiert, (f) Fokussierungslinse: fokussiert das Abbild auf dem Detektor, (f) Lineares Detektor Array. Eine Xenon-Blitzlampe (Abb. 2 (a)) erzeugt den µs-Lichtimpuls als Lichtbogen mit einem charakteristischen Breitbandspektrum, das von tiefem Ultraviolett (190 nm) bis zum Infrarot reicht. Durch den Eintrittsspalt tritt das sphärisch emittierte Licht im 90° Winkel in die Küvette (Abb. 2 (b)), die aus zwei Saphirfenstern und einer Fluidpassage mit der kontinuierlich fließenden Probenflüssigkeit besteht. Eine Linse (Abb. 2 (c)) erzeugt einen kollimierten Lichtstrahl, der weiter durch eine Öffnung (Abb. 2 (d)) verschmälert wird, wodurch die möglichen Winkel im Fourier-Raum reduziert werden. Der gebündelte Licht- Miniaturisierte SAK-Messung 5 strahl wird durch das optische Gitter (Abb. 2 (e)) in seine spektralen Bestandteile aufgefächert. Eine Fokussierungslinse (Abb. 2 (f)) bildet den Lichtbogen verteilt auf dem 1,5 mm Detektor-Array ab, entsprechend dem Spektrum der Xenon-Lampe, modifiziert durch die Eigenschaften der Probeflüssigkeit. Durch die Blende im Fourier Raum (Abb. 2 (d)) werden die möglichen Winkel für jede Wellenlänge reduziert, was zu einer erhöhten Wellenlängen-Auflösung führt. Das verwendete Setup benötigt keine direkte Abbildung des Lichtbogens von der Xenon-Lampe. Das Flackern von Blitz zu Blitz verursacht eine spektrale Verschiebung der Spektren auf dem Array von 2-3 nm. Durch die Kalibrierung des Sensors errechnet die Software für jeden Blitz die korrekte Korrelation der Wellenlänge pro Pixel für jedes einzelne Spektrum. Dies erfolgt durch ein Vergleichen der Position eines signifikanten Xenon Peaks mit einem Eichspektrum in der Datenbank des Sensors. Damit ist die Machbarkeit eines ultra-kompakten Sensors mit einem voll ausgestatteten Mikrospektrometer dargestellt. Die besondere Herausforderung war die miniaturisierte Bauweise, speziell die Auswahl der Lichtquelle, ebenso die Auswertung kleinster Mengen an organischen Verunreinigungen bei der kurzen Baulänge der Küvette. Die wichtigsten Parameter im Blick Das komplette Online-Analyse-System kann wahlweise – neben dem SAK Sensor Cube – mit folgenden Sensor Cubes bestückt werden: - pH Wert (ISFET Technologie) - Chlor (MEMS, Amperometrisch, membranbedeckt) - ORP / Redox (MEMS, Ag/AgCl) - Leitfähigkeit (MEMS, Graphit, c = 1) - Trübung (Streulicht nach ISO 7027 od. EPA) - Eisen (Fließ-Injektions-Analyse) - Die Reihe wird weiterentwickelt Neben den elektrischen Modulen, die zur Steuerung, Bedienung und Anbindung an den Prozess sowie zur Leittechnik zur Verfügung stehen, sind ein automatisches Reinigungs- sowie Kalibrier-System für die Sensor Cubes auf der Plattformtechnik ebenfalls aufgebaut und erhältlich. Das Wasser-Qualitäts-Monitoring ist ein zentraler Baustein innerhalb der Water Safety Plans in den GDWQ (Guidelines for Drinking Water Quality der WHO) und ist dementsprechend in der 2014 erschienenen Publikation „Water Safety in Distribution Systems“ wieder aufgegriffen. Von einer wachsenden Zahl an Parametern, die gemäß den Richtlinien der WHO zu analysieren sind, kann ausgegangen werden. Die steigende Belastung der Gewässer und der Wasserreserven trägt dazu bei. In den Guidelines der WHO sind die Laborverfahren beschrieben und als Grundlage gesetzt. „Water Safety in Distribution Systems“ beinhaltet die Verfahren und Möglichkeiten, die im Netz angewendet werden können. Somit sind diese auf die Wasserwerke und Wasserstationen auf dem Weg zum Konsumenten übertragbar und begründen letztlich auch die Forderung nach Miniaturisierung. Miniaturisierte SAK-Messung 6 Getrieben von der Miniaturisierung und der Umsetzung neuester Technologien können kompakte und integrierte Online-Analyse-Systeme, zusammengesetzt aus dem Know-how aus den verschiedensten Fachbereichen, dazu beitragen, dass die Messtechnik im Feld übersichtlich bleibt. Die Modularität ermöglicht dabei für jeden Monitoring-Bedarf die jeweilige Auswahl an Messparametern und an Funktionalitäten des kompletten Online-Analyse-Systems. Literatur Peter H. Gleick, “Dirty Water: Estimated Deaths from Water Related Diseases 2000-2020,” Pacific Institute for Studies in Development, Environment, and Security, Research Report (2002). “German standard methods for the examination of water, waste water and sludge – Physical and physical-chemical parameters (group C) – Part 3: Determination of absorption in the range of the ultraviolet radiation, Spectral absorption coefficient (C 3),” DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin, DIN 38404-3:2005-07 (2005). Richard A. Dobbs, Robert H. Wise, Robert B. Dean, “The use of ultra-violet absorbance for monitoring the total organic carbon content of water and wastewater,” U.S. Environmental Protection Agency, National Environmental Research Center, Water Res, Vol. 6 10, 1173-1180. Global Drinking Water Guidelines, WHO Library Cataloging-in-Publication Data Guidelines for drinking-water quality - 4th ed. - ISBN 978 92 4 154815 1 (2011) Martin K. Garbos, Philipp Hartmann, Anne März, Georg Moll, Christian P.M. Oberndorfer, Christoph Scholl, Raoul Schroeder – Conference Paper: Modular optical sensor system for fluidic online analysis applications (2015) Miniaturisierte SAK-Messung 7 Kontakt Können wir auch Ihnen helfen, Ihre Anlagen zur Dampfsterilisation zu optimieren oder haben Sie weitere Fragen? Dann kontaktieren Sie einfach: Bürkert Fluid Control Systems Andreas Ulsperger | Product Manager Online Analysis System Tel.: +49 (0) 7940 109 6843 E-Mail: andreas.ulsperger@burkert.com Christian-Bürkert-Straße 13-17 74653 Ingelfingen Website: www.burkert.com Dr. Martin K. Garbos | R & D Microfluidics & Optics Tel.: +49 (0) 7940 109 1146 E-Mail: martin.garbos@burkert.com Christian-Bürkert-Straße 13-17 74653 Ingelfingen Website: www.burkert.com Miniaturisierte SAK-Messung 8