Indian Lady - auf buseck
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Indian Lady - auf buseck
17. Februar 2011 Alfred Keils Kolumne „des pudels kern“ Indian Lady Jeder kennt die First Lady der Friedensbewegung, Joan Baez, die am 9. Januar 70 wurde. Aber in Europa kennen nur wenige die Sängerin, die am Sonntag 70 wird: Buffy Sainte-Marie. Buffy Beverly Sainte-Marie ist Indianerin. Sie kommt aus der Cree-Reservation Piapot in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Sie ist bildschön, sieht heute noch aus wie vor 40 Jahren – jedenfalls auf den Plattenhüllen und auf den Plakaten. Zum ersten Mal hörte ich von ihr, als ich den Spielfilm „Soldier Blue” im Kino sah. Aus ihrer Feder stammt der Titelsong dieses umstrittenen Westerns, der sein deutsches Publikum wohl irreführen sollte: „Das Wiegenlied vom Totschlag”. Als es wieder hell wurde, konnte ich den Saal nicht gleich verlassen. Denn ich weinte heiße Tränen über den zur Gewohnheit gewordenen Mord an den Indianern. In der Zwischenzeit hat Buffy Sainte-Marie eine beispiellose Karriere hingelegt. Die Sängerin, Gitarristin, Komponistin, darstellende Künstlerin, Lehrerin und Sozialaktivistin besitzt einen Doktortitel in Bildender Kunst, ein Lehrerdiplom und ein Diplom in Östlicher Philosophie. Außerdem erhielt sie in Kanada drei Ehrendoktortitel. In den 1960er Jahren schrieb sie die Hymne „Universal Soldier”. Immer neu machte und macht sie auf das Unrecht aufmerksam, das den ersten Amerikanern angetan wurde und wird. Wen wundert es, dass ihre Lieder in den amerikanischen Sendern so gut wie nicht mehr zu hören sind. Ihre ersten Alben enthielten reine Folk-Musik. Den Kritikern gefiel von Anfang an das schnelle Vibrato ihrer Stimme. Zwischen 1976 und 1981 trat Buffy Sainte-Marie regelmäßig in der Kinderserie „Sesamstraße” auf, wo sie den kleinen und großen Zuschauern das Leben der Prärieund Pueblo-Indianer nahebrachte. An der Seite von Pierce Brosnan glänzte sie in dem Fernsehfilm „The Broken Chain”. Ihre Ballade „Up Where We Belong”, von Joe Cocker und Jennifer Warnes für den Film „Ein Offizier und Gentleman” interpretiert, brachte ihr 1982 einen Oscar ein. Die Indianerin wurde 1998 außerdem mit dem „Order of Canada” und 1999 mit einem Stern auf „Canada's Walk of Fame” ausgezeichnet. Ihre Lieder waren immer begehrt. Sie wurden auch vorgetragen von Cher, Donovan, Janis Joplin, Barbra Streisand und Elvis Presley. Während sie mit den Aktivisten Dennis Banks und Russel Means vom American Indian Movement (AIM) viele Projekte für die Menschenrechte verwirklichte, landete sie unter den US-Präsidenten Johnson und Nixon auf diversen schwarzen Listen. Sie wurde in den USA zur unerwünschten Person erklärt. Doch die Welt der Kunst schert sich selten um die Blindheit der Politik. Ende April 2010 erhielt sie in Ottawa schließlich den „Governor General's Performing Arts Award”. 70 Jahre alt wird sie nun. Sie singt mit dem Schmelz einer 16-Jährigen und mit der Autorität einer Medizinfrau: „Die Liebe bringt uns zu dem Ort, an dem wir zu Hause sind.” Der Cree-Indianerin, die heute in Hawaii lebt, gelingt es ständig ein wenig mehr, die amerikanische Welt mit der Welt der Indianer zu versöhnen.