Filmförderpreis für Koproduktionen für

Transcription

Filmförderpreis für Koproduktionen für
Filmförderpreis für Koproduktionen für Nachwuchsfilmemacher
aus Deutschland und Osteuropa :: Co-Production-Prize for Young
German and Eastern European Filmmakers
Preisträger 2005–2006 :: Winners 2005–2006
Kurzfilme :: Short Film
Animationen :: Animated Film
Dokumentarfilme :: Documentary
Grußwort
Inhaltsverzeichnis :: Contents
Grußwort :: Greeting . . . . . . . . . . . . .
Einführung :: Introduction . . . . . . . . .
Amor Fati. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Milan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Splinter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Three Sisters and Andrey. . . . . . . . . .
Village of Socks. . . . . . . . . . . . . . . . .
Wenn ich weine, schlägt mein Herz
When I Cry, My Heart Beats . . . . . . . .
Redaktion :: Editor Booklet:
Christine Kopf, Frank W. Albers
Übersetzungen :: Translation:
Kerstin Trimble
Design Booklet: Christin Albert
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Gute Filme sind in der Regel das Ergebnis besonders gelungener
Gemeinschaftsarbeit. Aber nicht nur die Werke profitieren von
der konzentrierten Arbeit im Team: Wer gemeinsam ein Filmexperiment gewagt und durchgeführt hat, kennt sich anschließend
sehr viel besser. Bei internationalen Koproduktionen, bei denen
nicht nur das Geld, sondern auch die kreativen Köpfe aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen, wird die Herausforderung noch größer. Es gilt, Sprachbarrieren zu überwinden,
mit unterschiedlichen Mentalitäten produktiv umzugehen und
ein Team zusammenzuschweißen, das sich einzig und allein
einem gemeinsamen Ziel verschreibt: dem Film.
Seit 2005 fördert die Robert Bosch Stiftung die künstlerische
Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg und bringt mit
dem Filmförderpreis für Koproduktionen Nachwuchsfilmemacher
aus Deutschland und Osteuropa zusammen. Durch den »Eisernen
Vorhang« sind über Jahrzehnte hinweg viele zuvor selbstverständliche Beziehungen abgebrochen, man hat sich regelrecht einander entfremdet. Der Preis soll junge Regisseure und Produzenten
ermutigen, frische Netzwerke zwischen Ost und West zu knüpfen,
die hoffentlich lange halten werden.
Die Ergebnisse der gelungenen Gemeinschaftsarbeit präsentieren
wir nun in dieser neuen Edition, die auf den ersten beiden DVDs
die Filme der Preisträger 2005 und 2006 versammelt. Unserem
Partner absolut MEDIEN möchte ich für die sorgfältige Herausgabe
danken.
Viel Vergnügen beim Anschauen!
Dieter Berg,
Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung
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Greeting
Einführung
Good films are usually the result of particularly successful collaboration. But it is not only the quality of the work that benefits from
focused teamwork. Those who venture on and create a joint film
experiment get to know each other inside and out. International
co-productions pose an even greater challenge, because they not
only bring together money, but also creative minds from different
countries. Language barriers must be overcome, diverse mentalities must be put to productive use, a team must bond for a single
purpose: the film.
Since 2005, the Robert Bosch Stiftung has promoted artistic
cooperation across borders by drawing together young talented
filmmakers from Germany and Eastern Europe for its Co-production
Prize. The »Iron Curtain« disrupted relationships that were once
natural, leading to downright alienation. The Prize encourages
young directors and producers to tie fresh bonds between East
and West, which we hope will last a long time.
So let us now present to you the results of successful cooperation
in this new edition. On these first two DVDs of the series, you will
meet the winning films of the years 2005 and 2006. I would like
to thank our partner absolut MEDIEN for this diligent edition.
Der Filmförderpreis für Koproduktionen wird seit 2005 alljährlich
in den Kategorien Kurzspielfilm, Dokumentarfilm und Animation
verliehen. Das bedeutet für uns: junge Talente aus Ost und West
finden, sie zusammenführen, begabte Teams durch Weiterbildung
fördern und ihren Weg ein Stück weit begleiten. Zunächst wagten
vor allem junge Regisseure und Produzenten, die den Wandel zwischen Ost und West in der eigenen Biografie haben, das Abenteuer
einer Koproduktion. Mittlerweile aber ist der Filmförderpreis an
den Filmhochschulen sowohl in Deutschland als auch in MittelOsteuropa bekannt, gibt es durch die Zusammenarbeit mit dem
Talent Campus in Berlin und Sarajevo, der Projektbörse beim
Wiesbadener goEast-Filmfestival und vielen anderen Foren vielfältige Möglichkeiten zur Teamfindung.
In jedem Jahr werden aus allen Einreichungen 15 Teams für den
Preis nominiert. Ihre Projekte stellen sie einer Fachjury persönlich
vor. Die Anforderungen sind hoch: neben überzeugenden Ideen
müssen auch das Budget und die Präsentation stimmen, vor allem
aber soll es sich um eine echte kreative Zusammenarbeit zwischen
den Partnern aus den beteiligten Ländern handeln. Für die Realisierung der Filmprojekte stehen pro Kategorie bis zu 70.000 € bereit. Aber auch wer am Ende nicht ausgezeichnet wird, profitiert:
Die Teams durchlaufen Workshops in Stuttgart und Wiesbaden.
Die engagierte Jury verfolgt die Entwicklung der Projekte über
ihre Fertigstellung hinaus bis hin zur Festivallaufbahn und zum
Vertrieb. So sind herausragende Filme entstanden, die zahlreiche
Preise bei Festivals gewonnen haben. Als Medienpartner konnte
der Sender Arte gewonnen werden, der aus jedem Jahrgang
mindestens einen Film ausstrahlt. Die Veröffentlichung der Filme
in einer DVD-Edition ist nun der nächste konsequente Schritt,
denn gute Filme verdienen ein großes Publikum.
Enjoy!
Dieter Berg,
Chairman of the Board of Management, Robert Bosch Stiftung
Frank Albers,
Projektleiter »Kunst und Kultur« der Robert Bosch Stiftung
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Introduction
Amor Fati / Amor Fati :: Amor Fati
Since 2005, the Co-Production Prize has been awarded annually in
the categories short film, documentary and animated film. For us,
this means discovering young talents in East and West, bringing
them together, promoting talented teams through further training
and traveling part of their journey with them. The first ones to
venture on such co-productions were mainly young directors and
producers whose own biographies had been shaped by the changing relations between East and West. In the meantime, however,
film academies in Germany as well as in Central and Eastern Europe
are well aware of the Co-Production Prize. Our co-operation with
the Berlin and Sarajevo Talent Campus, the project market at the
goEast film festival in Wiesbaden and many other forums present
numerous opportunities to bring teams together.
Each year, 15 teams will be nominated from among all submissions.
They will present their projects to an expert jury in person. Standards are high: the ideas must be convincing, the budget and the
presentation must be spot-on, and most importantly, the project
must be a genuine creative cooperation between the partners from
the participating countries. Up to 70,000 euros will be granted for
the production of the film projects in each category. But even those
who don’t win an award won’t walk away empty-handed: all teams
will participate in workshops in Stuttgart and Wiesbaden. Our
hands-on jury will follow the development of the projects beyond
their completion and also monitor their reception at the festivals
and their distribution. The past two years have thus generated
excellent films that have won numerous awards at film festivals.
TV channel arte is our media partner and will broadcast at least
one film from each year of the competition. The release of the films
on DVD is the next logical step, because good films deserve a large
audience.
Deutschland / Serbien und Montenegro
Germany / Serbia and Montenegro 2005
15:50 Min. / 35 mm, Farbe :: Color
Frank Albers,
program officer »Arts and Culture«, Robert Bosch Stiftung
Der Film wurde 2006 in den USA bei PBS und 2007 auf Arte im
Fernsehen ausgestrahlt. :: The film was broadcast on US tv channel
PBS in 2006 and on Arte in 2007.
Regie :: Director: Dennis Todorović
Buch :: Screenplay: Dennis Todorović, Melanie Andernach
Kamera :: Camera: Andreas Köhler
Ausstattung :: Art Director: Daniel Chour (Montenegro),
Volker Rehm (Deutschland :: Germany)
Schnitt :: Editor: Martina Pille
Musik :: Music: Schäl Sick Brass Band (Raimund Kroboth),
Ivanka Ivanova
Sound Design: Peter Aufderhaar
Produzentin :: Producer: Melanie Andernach
Darsteller :: Cast: Pedja Bjelac (Branko), Branko Tomovic (Nenad),
Sandra Kouba (Sanja)
Produktion :: Production: Amor Fati Filmproduktion,
ifs internationale filmschule Köln, FH Dortmund
Amor Fati war u. a. bei folgenden Festivals zu sehen:
Amor Fati was featured at the following film festivals:
Festival Internazionale del Film Locarno (Pardi di Domani),
Filmfest Dresden (Audience Award), First Steps Award Berlin
(Nomination Best Short Film), goEast Filmfestival Wiesbaden
(Opening Program), Studentenfilmfest Sehsüchte Potsdam
(Nomination Best Production), International Student Film Festival
Tel Aviv, Camerimage Łódź, Festival ARCIPELAGO Rom,
Cinemajove Festival Valencia, Filmets Barcelona.
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Statement des Regisseurs
Amor Fati ist eine Parabel über den culture clash, über den
starken Kontrast zwischen der Hingabe an das Schicksal, dem
Leben im Augenblick auf dem Balkan und dem westlichen Verständnis persönlicher Verantwortung und einer Tendenz zur
Schuldzuweisung. Ein Konflikt, mit dem ich aufgewachsen bin,
und für den ich keine einfachen Lösungen parat habe. Eine
Geschichte darüber zu erzählen, schien aber ein Schritt in
die richtige Richtung zu sein.
Director’s statement
Amor Fati is a parable about a clash of cultures, about the stark
contrast between the Balkan way of surrendering to fate and living
in the moment and the Western notion of personal responsibility
and a tendency to point fingers. This is a conflict I grew up with and
for which I have no ready answers. Telling a story about it, however,
seemed to be a step in the right direction.
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Dennis Todorović, geb. 1977 in Ellwangen als Sohn einer
tschechischen Mutter und eines montenegrinischen Vaters,
studierte Theater- und Fernsehregie bei ARTTS International in
England und Filmregie an der ifs, internationale filmschule Köln.
Amor Fati war sein Abschlussfilm dort. 2007 Weiterbildung an
der Andrzej Wajda Master School of Film Directing (EKRAN) in
Warschau. 2008 gründete er mit Ewa Borowski eastart pictures.
Literaturstipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg und
Teilnehmer bei der new talents – junge Biennale Köln 2008,
Stipendiat des AV-Gründerzentrums NRW 2009.
Dennis Todorović, born in 1977 in Ellwangen as son of a Czech
mother and a Montenegrinian father, studied theater and film directing at ARTTS International in England and film directing at ifs,
the international film school in Cologne, where Amor Fati was his
graduating project. In 2007, he took further classes at the Andrzej
Wajda Master School of Film Directing (EKRAN) in Warsaw. In 2008,
he co-founded eastart pictures with Ewa Borowski. He received a
literary fellowship from the Kunststiftung Baden-Württemberg and
participated in the new talents – junge Biennale in Cologne in 2008.
In 2009, he won a scholarship from the AV-Gründerzentrum NRW.
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Interview mit Dennis Todorović
Christine Kopf: In Amor Fati prallen unterschiedliche Auffassungen von Schicksal und Schuld aufeinander. Der »Balkan« als
das Andere, das Fremde, Unverständliche – aus Deiner persönlichen Erfahrung heraus also kein Klischee?
Melanie Andernach promovierte über Filmrecht in München
und Paris, bevor sie an der ifs Köln »Kreativ produzieren«
studierte. Produzentin und Co-Autorin zahlreicher auf Festivals
erfolgreicher Kurzfilme. Nach dem Studium Tätigkeit als freie
Autorin, Regisseurin und Producerin für Werbung und Spielfilme.
2007 gründete sie mit Knut Losen die Filmproduktion Made in
Germany. Ihr erster produzierter Spielfilm Die Dinge zwischen
uns (R: Iris Janssen) lief bei der Berlinale 2008. 2009 Weiterbildung an der Andrzej Wajda Master School of Film Directing
(EKRAN) in Warschau. Mitglied des European Audiovisual
Entrepreneurs (EAVE).
Melanie Andernach obtained her PhD in film law in Munich and
Paris before studying »creative production« at the ifs in Cologne.
She has produced and co-authored numerous short films, which
have been featured successfully at film festivals. Since graduating,
she has worked as freelance author, director and producer of commercials and feature films. In 2007, she co-founded Filmproduktion
Made in Germany with Knut Losen. Her first feature film as producer
The Things Between Us (D: Iris Janssen) was shown at the 2008
Berlinale. In 2009, she took further classes at the Andrzej Wajda
Master School of Film Directing (EKRAN) in Warsaw. She is a member of the European Audiovisual Entrepreneurs (EAVE).
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Dennis Todorović: Die Grenze zum Klischee ist ein breiter und
gefährlicher Grünstreifen, ihn zu betreten ist immer ein Abenteuer. Was wir als Klischeebilder wahrnehmen, sind vereinfachte
Darstellungen komplexer Sachverhalte, die wir nicht verstehen.
Wenn man den Dingen auf den Grund gehen will, oder zumindest
etwas tiefer bohren will als knapp unter die Graswurzeln, dann
muss man sich den Klischees stellen. Ich bin mit den in meiner
Wahrnehmung oft sehr großen Kontrasten zwischen den Kulturen
aufgewachsen und finde meist auf dem Balkan ebenso viel Unverständliches wie im Westen.
CK: Die Sprache Deines Films, der 2005 entstanden ist,
bezeichnest Du als »Serbokroatisch« – das kommt nach dem
Zerfall Jugoslawiens schon fast einer politischen Aussage
gleich, oder?
DT: Serbisch, Kroatisch, Bosnisch oder Montenegrinisch sind
ja im Grunde Dialekte einer Sprache, die früher in Jugoslawien
Serbokroatisch genannt wurde. Wenn sich heute z. B. ein Serbe
irgendwo freundlich mit einem Kroaten unterhält, dann nennt
er die Sprache meist »Naschki«, was so viel heißt wie »unsere
Sprache«, um nicht in irgend einen politischen Fettnapf zu treten. Vielleicht wird »Naschki« eines Tages durch die Macht der
Gewohnheit zum offiziellen Standard, das fände ich großartig.
Bis dahin halte ich mich aus Mangel an Alternativen an die Bezeichnung, die früher zumindest größtenteils akzeptiert wurde.
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CK: Deine im letzten Jahr gegründete Produktionsfirma eastart
pictures setzt sich Koproduktionen mit Osteuropa zum Ziel –
waren Deine Erfahrungen mit Amor Fati dafür ausschlaggebend?
CK: You say the language of your 2005 film is »Serbo-Croatian«
– after the breakup of Yugoslavia, isn’t this almost a political
statement?
DT: Amor Fati war eine Bewährungsprobe. Meine Firmenpartnerin
Ewa Borowski ist zudem eine in Deutschland lebende Polin. Uns
verbindet das Interesse an Projekten und Geschichten zwischen
Ost und West.
DT: Serbian, Croatian, Bosnian, or Montenegrinian are basically
dialects of the language that used to be called Serbo-Croatian in
Yugoslavia. If a Serb has a friendly conversation with a Croatian
somewhere today, this language is usually called »Nashki«, which
means »our language«, to avoid a political faux pas. Maybe »Nashki«
will some day be so common that it will become the official standard, I would love that. Until then, I will stick with the term that
was once widely accepted, for lack of an alternative.
CK: Zur Zeit arbeitest Du an zwei Spielfilmen, einer handelt
von Sasha, der in Deutschland in einer montenegrinischen
Gastarbeiterfamilie aufwächst, der andere trägt den Arbeitstitel »Amselfeld« – die Auseinandersetzung mit Serbien und
Montenegro geht also weiter?
DT: Ja, ich will da noch ein paar Klischees knacken.
Interview with Dennis Todorović
Christine Kopf: Different notions of fate and guilt collide in Amor
Fati. The »Balkans« are presented as something different, alien,
incomprehensible – so you don’t think this is a cliché, from your
own experience?
Dennis Todorović: The line between authentic and cliché is like a
broad and dangerous grass strip, to tread on it is always an adventure. What we perceive as stereotype is the simplified version of a
complex issue that we don’t understand. If you want to get to the
bottom of something, or you at least want to dig a little deeper than
just underneath the grassroots, you must confront these stereotypes. I have grown up with these contrasts between cultures, which
in my perception are very stark, and I find just as many incomprehensible things in the Balkans as in the West.
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CK: The purpose of eastart pictures, the production company
you founded last year, is to do co-productions with Eastern
Europe – did your experiences with Amor Fati inspire you
to do that?
DT: Amor Fati was a pilot test. Also, my business partner Ewa
Borowski is a Pole resident in Germany. We share an interest in
projects and stories between East and West.
CK: You are currently working on two feature films, one is about
Sasha who grows up in Germany in a Montenegrinian guest
worker family, the other is called »Amselfeld«. Does that mean
you will continue to work with Serbian and Montenegrinian
themes?
DT: Yes, I would like to crack some more stereotypes.
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Milan / Milan :: Milan
Deutschland / Serbien :: Germany / Serbia 2007
22:04 Min. / S16 mm, Farbe :: Color
Regie & Buch :: Director & Screenplay: Michaela Kezele
Kamera :: Camera: Felix Novo de Oliveira
Ausstattung :: Art Director: Tanja Marcetic
Schnitt :: Editor: Stine Sonne Munch
Musik :: Music: Martina Eisenreich
Sound Design: Jörg Elsner
Produzentinnen :: Producers: Daniela Ljubinkovic, Kathrin Geyh
Darsteller :: Cast: Andrija Nikčević, Nikola Rakočević, Danica
Ristovski, Branislav Platiša, Tim Williams, Bojana Zečević
Produktion :: Production: Target Film GbR, Ljubinkovic & Geyh,
Maistraße 71, 80337 München.
In Koproduktion mit :: In Co-production with:
Bayerischer Rundfunk, Hochschule für Fernsehen und Film
München, Faculty of Dramatic Arts Belgrade.
Weltvertrieb :: International distribution: Future Shorts, London
Milan war u. a. bei folgenden Festivals zu sehen:
Milan was featured at the following film festivals:
Tampere Film Festival (Grand Prix), Sehsüchte Potsdam (Audience
Award), International Student Film Festival Hollywood (Best Foreign
Language Children Drama), Internationales Festival der Filmhochschulen München (Panther Preis – Best Production German Film,
Pro 7 Nachwuchspreis – Best Director German Film). Der Film war
für den Studenten OSCAR ® 2008 sowie den First Steps Award
nominiert und wurde am 20.11.2007 im BR und im Mai 2008 auf
ARTE ausgestrahlt. :: The film was nominated for the Student
Academy Award 2008 as well as the First Steps Award and was
broadcast on BR on 11/20/2007 and on ARTE in May 2008.
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Pressestimmen :: Press Comments
Süddeutsche Zeitung:
»Das Provokative an Milan ist, dass er auf der Seite der Schlechten spielt, in Serbien.« :: »What’s provocative about Milan is the
fact that its protagonists are the bad guys, in Serbia.«
Focus Campus:
»Eine bittere Studie des jugoslawischen Bürgerkriegs liefert der
Kurzfilm Milan von Michaela Kezele.« :: »Michaela Kezele’s short
film Milan is a bitter study of the Yugoslav civil war.«
Abendzeitung:
»Diesen ungewohnten und ergreifenden Blick auf die ›Kollateralschäden‹ schafft die Filmstudentin mit großem Einfühlungsvermögen und wunderbaren Schauspielern.« :: »The film student
shows us an unusual and touching perspective on the ›collateral damage‹ of war with a great sense of empathy and wonderful actors.«
Der Standard, Österreich:
»Geschickt verwobene Handlungsstränge, überraschende Wendungen und sehr gutes Schauspiel.« :: »Skillfully interwoven plots,
surprising turning points, very good acting.«
Politika, Serbien:
»Milan ist ein Film gegen den Krieg. Diese Botschaft ist universell
erkennbar.« :: »Milan is an anti-war movie. This message becomes
universally clear.«
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Michaela Kezele, geb. 1975 in München, ist bei ihren Großeltern
in Dubrovnik im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen. Mit Beginn des Bürgerkriegs 1991 kehrte sie nach München zurück. Nach
dem Abitur studierte sie Musik, absolvierte eine Schauspielausbildung und war in diesem Beruf in Kroatien und Deutschland
tätig. Von 2001–2008 studierte sie Regie an der Hochschule für
Fernsehen und Film in München, wo auch Milan entstand.
Michaela Kezele, born in Munich in 1975, grew up with her grandparents in Dubrovnik in former Yugoslavia. When civil war broke out
in 1991 she returned to Munich. After graduating from school, she
studied music, was trained as an actor and worked in this profession
in Croatia and Germany. From 2001–2008, she studied film directing at the University of Television and Film in Munich, where she also
directed Milan.
Daniela Ljubinkovic, geb. 1980 in Frankfurt am Main, studierte
nach dem Abitur und dem Besuch einer Fachoberschule für Bekleidung an der HFF München Produktion und Medienwirtschaft
(2004–2008). Bei diversen Fernseh- und Kinofilmen war sie in
der Produktion tätig. 2006 Gründung der Produktionsfirma Target
Film GbR zusammen mit Kathrin Geyh.
for apparel. She has worked in the production of various television
and theater films. In 2006 she co-founded the production company
Target film with Kathrin Geyh.
Kathrin Geyh, 1980 in Marburg geboren, war nach dem Abitur
bei der Claussen + Woebke Filmproduktion tätig. 2004–2008
studierte sie Produktion und Medienwirtschaft an der HFF
München. 2006 Gründung der Produktionsfirma Target Film
GbR zusammen mit Daniela Ljubinkovic. Zur Zeit arbeitet sie als
Lektorin beim Prokino Filmverleih. Stipendien der VFF München,
der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Bayerischen
Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
2008 Geburt ihres Sohnes Noah.
Kathrin Geyh, born in Marburg in 1980, worked for Claussen +
Woebke film productions after graduating from school. From
2004–2008, she studied production and media marketing at the
HFF Munich. In 2006, she co-founded the production company
Target Film GbR with Daniela Ljubinkovic. She is currently working
as an editor for Prokino film distribution. She has received scholarships from the VFF Munich, the German National Academic Foundation and the Bavarian State Ministry of Science, Research and the
Arts. In 2008 she gave birth to her son Noah.
Daniela Ljubinkovic, born in Frankfurt/Main in 1980, studied
production and media marketing at the HFF Munich (2004–2008)
after graduating from high school and a stint at a technical school
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Interview mit Michaela Kezele
Interview with Michaela Kezele
Christine Kopf: Welche Bedeutung hatte die Erfahrung einer
Koproduktion für Deine Karriere?
Christine Kopf: What did the experiences of a co-production
mean to your career?
Michaela Kezele: Eine sehr große, da ich in zwar in Deutschland
lebe, doch meine Geschichten oft woanders spielen.
Michaela Kezele: A lot, because even though I live in Germany, my
stories often take place elsewhere.
CK: Besonders auffällig an Milan ist die hohe Leistung der
Schauspieler – wie ist das gelungen?
CK: What is particularly striking about Milan is the high quality of
the acting – how did you achieve that?
MK: Wir hatten wirklich viel Glück mit allen Schauspielern.
Für den kleinen Andrija Nikčević (Milan) war das die erste Rolle
seines Lebens. Wir haben ihn in einer Schauspielschule für Kinder in Belgrad entdeckt und uns alle sofort in ihn verliebt.
MK: We were really lucky with all actors. For little Andrija Nikčević
(Milan) this was his first ever acting part. We discovered him in an
acting school for children in Belgrade and instantly fell in love with
him.
CK: Milan formuliert einerseits eine universell zu verstehende
Kritik am Krieg – andererseits ist die Geschichte konkret vor
dem Hintergrund der Bombardierung Belgrads durch die NATO
angesiedelt. Welche Reaktionen gab es auf dieses Setting?
CK: Milan‘s anti-war message is to be understood as universal,
but the story happens before the concrete backdrop of the NATO
bombings of Belgrade. What made you chose this setting and
what were the reactions to it?
MK: Der Film könnte genauso gut in Afghanistan oder dem Irak
spielen, wo ein sogenanntes »böses Volk« von Seiten der Mächtigen bombardiert wird. In Belgrad kenne ich mich nur besser
aus. Es gab auch negative Reaktionen, doch allein die Tatsache,
dass der Film auf fast allen Kontinenten und in über 20 Ländern
Preise gewonnen hat, spricht dafür, dass die universelle Kritik
am Krieg größtenteils verstanden wurde.
MK: The film might as well be set in countries such as Afghanistan
or Irak, where a nation is labeled as »evil« and being bombed by the
powerful. I chose Belgrade simply because I know it better. There
have been negative reactions, but the mere fact the film has won
awards on all continents and in more than 20 countries shows that
most viewers understood its universal anti-war message.
CK: Which new projects may we look forward to?
CK: Auf welche neuen Projekte von Dir dürfen wir gespannt sein?
MK: Mein erster Langspielfilm wird wieder eine Koproduktion mit
Serbien sein. Der Arbeitstitel des Filmes ist »Brothers« und es ist
im gewissen Maße eine Langversion des Filmes Milan. Deshalb
kann ich der Robert Bosch Stiftung nur danken für die Erfahrungen, die ich durch die Koproduktionsförderung sammeln durfte.
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MK: My first feature film will be another co-production with Serbia.
Its working title is »Brothers« and to a certain extent it is a long
version of the film Milan. Therefore I can only thank the Robert
Bosch Stiftung for the experience that I was able to gather in the
co-production.
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Splinter / Drzazga :: Splinter
Deutschland / Polen :: Germany / Poland 2008
16:25 Min. / 35 mm, Farbe :: Color
Regie :: Director: Wojtek Wawszczyk
Buch :: Screenplay: Wojtek Wawszczyk
Kamera :: Camera: Michal Popiel-Machnicki
Ausstattung :: Art Director: Dorota Kobiela
Schnitt :: Editor: Wojchiech Włodarski
Musik :: Music: Stefan Ziethen
Sound Design: Rüdiger Fleck
Produzenten :: Producers: Georg Gruber, Joanna Wendorff
Produktion :: Production: Georg Gruber Filmproduktion,
Rheinsberger Straße 38, 10435 Berlin / Anima-Pol
Splinter war u. a. bei folgenden Festivals zu sehen:
Splinter was featured at the following film festivals:
Filmfest Dresden, SICAF South Korea, Sehsüchte Potsdam,
Krakow Film Festival, Anima Mundi Rio und São Paulo,
Filmfestival Zlin, International Film Festival Telluride,
Animadrid, Message to Man Film Festival Sankt Petersburg,
Era Nowe Horyzonty Wrocław (Best Animation).
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Wojtek Wawszczyk, geb. 1977 in Cieszyn, Polen, studierte an
den Filmhochschulen in Łódź und Ludwigsburg Animation (1996–
2001). Dort entstanden unter seiner Regie mehrere kurze Animationsfilme und Soundtracks. 2002–2003 Mitarbeit an Werbespots
und Durchführen von Workshops an der Kunsthochschule, Warschau. 2003–2005 war er in L.A. bei Digital Domain tätig (I, Robot,
Aeon Flux und Jubiläumsspot für Disneyland). 2004 entstand
unter seiner Regie das Computerspiel nach David Finchers Fight
Club in den Prana Studios, Indien. 2005 gründete er die ComputerAnimationsabteilung an der Kunsthochschule in Warschau und
leitete sie bis 2008. Seit 2007 ist er außerdem als Co-Regisseur
und Animation-Supervisor mit der Adaption des polnischen KultComics »Jeż Jerzy« in einen Kinoanimationsfilm beschäftigt.
Wojtek Wawszczyk, born in 1977 in Cieszyn, Poland, studied animation at the Baden-Württemberg Film Academy in Ludwigsburg and the
National Film School in Łódź (1996–2001). Several short animated
films and soundtracks were produced there under his direction.
2002–2003, he worked on commercials and organized workshops at
the Academy of Fine Arts in Warsaw. From 2003 to 2005, he worked
for Digital Domain in L.A. (I, Robot, Aeon Flux and the commercial
for Disneyland’s 50th anniversary). In 2004, he directed and supervised the animation of a computer game based on David Fincher’s
Fight Club at the Prana Studios in India. In 2005, Wojtek Wawszczyk
founded the computer animation department at the Academy of Fine
Arts in Warsaw, which he led until 2008. Since 2007, he has been
working as co-director and animation supervisor on an animated fulllength feature based on the popular Polish cartoon »Jeż Jerzy«.
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Georg Gruber, geb. 1974 in München, absolvierte die Vienna
Business School und studierte dann Produktion an der Filmakademie Baden-Württemberg (1999–2004). Als Praktikant,
Trainee und freier Mitarbeiter arbeitete er bei Springer & Jacoby,
BR, RTL II, Eurimages, Capella Films L.A. und Beta Film. Stipendien der Verwertungsgesellschaft für Film- und Fernsehproduzenten und der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und
Fernsehrechten. Seit Mai 2004 arbeitet Georg Gruber bei der
Promedium Gesellschaft für Medienfinanzierung und ist seit Mai
2006 als Geschäftsführer und Produzent bei Odeon Pictures und
Lunaris Film tätig.
Georg Gruber, born in Munich in 1974, graduated from the Vienna
Business School and then studied production at the Baden-Württemberg Film Academy (1999–2004). As intern, trainee, and freelancer,
he worked for Springer & Jacoby, BR, RTL II, Eurimages, Capella
Films L.A. and Beta Film. He was awarded fellowships by the Collecting Society for Film and Television Producers (Verwertungsgesellschaft für Film- und Fernsehproduzenten) and the Collecting
Society for Asserting Film and Television Rights (Gesellschaft zur
Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten). Since May of 2004,
Georg Gruber has been working for Promedium, a Society for Media
Financing (Gesellschaft für Medienfinanzierung) and has been
president and producer of Odeon Pictures and Lunaris Film since
May of 2006.
Interview mit Wojtek Wawszczyk
Christine Kopf: Was hat Deiner Ansicht nach der Animationsfilm dem Realfilm voraus?
Wojtek Wawszczyk: Ich behaupte sicher nicht als Erster, Animationsfilm sei mehr als einfach noch ein weiteres Filmgenre. Animationsfilm muss vielmehr als eine völlig eigenständige Kunstform betrachtet werden, eine andere Ausdrucksform. Ein normaler Realfilm wird eben auch von der Realität eingeschränkt:
Es kommt auf die Schauspieler an, auf das Umfeld, auf die
schwere Ausstattung, und sehr oft auch – auf Unmengen Geld.
Ein Animationsfilm kann jede beliebige Grenze überschreiten,
kann sogar zu Hause von einer einzigen Person produziert
werden. Der Regisseur eines Animationsfilms stößt nur an die
Grenzen seiner eigenen Fantasie und seines Könnens. Animation
verbindet Filmkunst mit Malerei, plastischer Kunst, Musik, Tanz
oder Comics … im Prinzip mit jeder anderen Kunstform. So kann
der Schaffende das, was in seinem Inneren vorgeht, mit der
größtmöglichen Präzision wiedergeben.
CK: Warum verzichtest Du in Deinen Filmen auf Dialog? Und
wie müssen Geschichten angelegt werden, damit sie trotzdem
funktionieren?
WW: Ein Animationsfilm ist ein visuell sehr intensives Medium,
und manche dieser visuellen Elemente im Film können als Metaphern dienen. Ein Kurzfilm wird oft mit einem Gedicht verglichen,
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ein Spielfilm in voller Länge hingegen mit einem Roman: Beide
erzählen vielleicht die gleiche Geschichte und rufen dieselben
Gefühle hervor, aber das eine ist viel kürzer als das andere. Eine
metaphorische Kurzgeschichte kann aber genauso dicht gepackt
sein wie eine lange herkömmliche Erzählung. Ohne Dialoge kann
man sich besser auf das Bild konzentrieren, auf das richtige Gefühl. Ein Bild kann so viel mehr sagen als tausend Worte. Ich mag
emotionale Kurzfilme, intelligente, metaphorische Parabeln mit
ein bisschen Humor. Dialoge sind oft nutzlos, zu platt.
experimentelle Animation, die auf hemdsärmelige, spontane
Art gemacht wird. Je mehr man darüber weiß, umso einfühlsamer und besser wird man vielleicht als Filmanimator.
CK: Du hast auch in L.A. gearbeitet – welche Unterschiede gibt
es zwischen der amerikanischen und polnischen (bzw. europäischen) Herangehensweise an Animationsfilme?
WW: Mir scheint, europäische Filmemacher schaffen Filme hauptsächlich für sich selbst, während Amerikaner es von der anderen
Seite her angehen: Sie machen Filme in erster Linie für das Publikum. Europäische Produktionen suchen nach neuen Wegen und
sind oft sehr gewagt; amerikanische gehen meisterhaft auf Pfaden, die sie schon kennen und die ihnen sicherer erscheinen.
Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile.
Wojtek Wawszczyk: I’m not the first to claim that an animated film is
not just another genre of film but it could be considered a completely
different art, another way of expression. A regular, life-action film
is being limited by reality: it’s dependent on actors, environments,
heavy equipment, and very often – huge money. An animated movie
can cross any boundary, it can even be produced at home by a single
person, and the only thing that might limit an animation director is
his imagination and skills. Animation is an art that combines the art
of film with painting, sculpture, music, dance, comics… basically
every other art. That gives the best opportunity of presenting the
most accurate image of a creator’s inner landscape.
CK: Du unterrichtest im Bereich Computeranimation. Was
möchtest Du Deinen Studierenden mit auf den Weg geben?
CK: Why do you not have dialog in your films? And how do you
make your plots work without dialog?
WW: Ich versuche, ihnen die Augen für die unglaubliche Bandbreite der Animation zu öffnen. Es gibt nicht nur 3D, nicht nur
Computer, nicht nur die reine, kalte Kontrolle. Es gibt so viel
WW: An animated film is an extremely visually intense medium and
some of the visual elements that appear in the film can be used as
metaphors. An animated short film is often compared to a poem
Interview with Wojtek Wawszczyk
Christine Kopf: In your opinion, what are the advantages of
animated film over regular film?
25
Three Sisters & Andrey / Three Sisters & Andrey
Three Sisters & Andrey
Deutschland / Bulgarien :: Germany / Bulgaria 2008
15 Min. / 35 mm, Farbe :: Color
while a full-length life-action film to a novel: both of them may tell the
same story and evoke same feelings but one is much shorter than the
other. A metaphoric short story may be as packed as a long regular
tale. The lack of dialogs helps focusing on the picture, on the right
emotion. One picture can be much more powerful than a thousand
words. I like emotional short films that are smart, metaphorical parables with a little bit of humor. Dialogs are often useless, too plain.
CK: You have worked in L.A. – how do Americans and Poles
(or Europeans) approach animated film differently?
WW: I guess European filmmakers tend to create movies mostly for
themselves while Americans begin from the other angle: they make
movies for the audience mainly. European productions are trying to
find new ways and are often very brave, American ones are mastering the ways that are well-known and seem to be more secure. Both
approaches have their pros and cons.
Regie :: Director: Boris Despodov / Andrej Paounov
Buch :: Screenplay: Andrej Paounov
Kamera :: Camera: Nikolay Lazarov
Schnitt :: Editor: Zoritza Kotzeva
Musik :: Music: Ivo Paounov
Sound Design: Ivo Paounov, Matthias Mania, Oliver Barth
Produzenten :: Producers: Sebastian Leutner / Ivan Pavlov
Darsteller :: Cast: Yossif Surchadjiev (Andrey), Ilka Zaphirova
(Sister 1), Zlatina Todeva (Sister 2), Gergana Djikelova (Sister 3)
Produktion :: Production: Grein / Leutner Filmproduktion GbR,
Oberhausener Str. 1a, 79341 Kenzingen; Act–Pik, Bulgaria
Three Sisters & Andrey war u. a. bei folgenden Festivals zu sehen:
Three Sisters & Andrey was featured at the following film festivals:
Sofia Film Festival (Award for Best Bulgarian Short Film 2009),
Internationales Trickfilmfestival Stuttgart, Sarajevo Film Festival
CK: You teach computer animation. What do you want your students to take away from your classes?
WW: I try to open their eyes to an incredible variety of animation. It’s
not only 3D, not just computers, not just a pure, cold control. You
can find plenty of experimental animations that are made in a dirty,
spontaneous manner. The more you know, the more sensitive and
better animator you may become.
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27
Statement des Regisseurs
Witzige Situationen in einem dramatischen Plot, inspiriert durch
die Erzählweise der Stummfilme von Charlie Chaplin und Buster
Keaton …, umgesetzt durch die Möglichkeiten der Animation.
Director’s statement
Situational comedy in a dramatic plot, inspired by Charlie Chaplin’s
or Buster Keaton’s art of silent storytelling, brought to life by the
possibilities of animation.
Statement des Produzenten
Die mit zwei Jahren lange und intensive Produktionszeit war notwendig, da wir verschiedene aufwändige Produktionstechniken
miteinander kombiniert haben. Zuerst wurden Schauspieler im
vollen Kostüm vor Green Screen im Studio gedreht, dann wurden
die Einzelbilder auf Papier ausgedruckt und von Zeichnern Frame
für Frame koloriert.
Producer’s Statement
Production took a long and intense two years, which was necessary
due to our combination of various labor-intensive production techniques. First, we shot with actors in full costume in front of a Green
Screen in the studio, then we printed the individual frames on paper
and the illustrators colored them one by one.
28
Boris Despodov, geb. 1973 in Sofia, arbeitete nach seinem
Studium an der Kunstakademie in Sofia als Maler, Autor und Verleger des Kulturmagazins »Kamikaze Gazette«. Er hat als Künstler
an mehr als fünfzig Gruppenausstellungen in Bulgarien und im
Ausland teilgenommen. 2008 lief sein Dokumentarfilm-Debüt
Corridor 8 im Internationalen Forum des Jungen Films der
Berlinale und wurde mit dem Preis der Ökumenischen Jury
ausgezeichnet.
Boris Despodov was born in 1973 in Sofia. After graduating from
the National Academy of Art in Sofia, he worked as painter, author,
and publisher of the culture magazine »Kamikaze Gazette«. As an
artist, he has participated in more than fifty group exhibitions in
Bulgaria and abroad. In 2008, his first documentary Corridor 8
was screened at the Berlinale International Forum and was awarded
the Prize of the Ecumenical Jury.
Andrej Paounov, geb. 1974 in Sofia, schloss 2000 sein Studium
an der Nationalen Akademie für Theater- und Filmkunst in Sofia ab.
Er hat u. a. bei mehreren langen Dokumentarfilmen Regie geführt
(Georgi und die Schmetterlinge, 2004, und The Mosquito Problem
and other Stories, 2007). Seine Filme wurden auf großen Festivals
in Cannes, Toronto, Amsterdam, London und Karlovy Vary gezeigt
und gewannen über 25 internationale Auszeichnungen.
Andrej Paounov, born in 1974 in Sofia, graduated from the National
Academy of Theatre and Film Arts in Sofia 2000. He was director of
several feature-length documentaries (Georgi and the Butterflies,
29
Interview mit Boris Despodov
Christine Kopf: Du bist als Regisseur in mehreren Gattungen
erfolgreich. Was bietet speziell der Animationsfilm für Chancen
und Herausforderungen?
2004, and The Mosquito Problem and other stories, 2007).
His films have regularly screened at major film festivals in Cannes,
Toronto, Amsterdam, London, and Karlovy Vary and won over
25 international awards.
Sebastian Leutner, geb. 1978 in Kenzingen / Baden, absolvierte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften. Im Anschluss
sammelte er Erfahrungen in der Filmbranche im In- und Ausland
und studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg Produktion mit den Schwerpunkten »International & Digital & Animation
Producing« (bis 2006). Danach war er als Junior Producer für die
TV-Serie »Alarm für Cobra 11« tätig und verantwortete als VisualEffects-Producer (VFX) den TV-Zweiteiler »Die Gustloff« und die
internatio-nalen Kinofilme The Children, Faintheart sowie Hape
Kerkelings Ein Mann ein Fjord. Momentan arbeitet er als VFX
Feature Film Producer für die Pixomondo Gruppe.
Sebastian Leutner, born in 1978 in Kenzingen / Baden, earned a
degree in business administration. He then gathered experience
in the film industry domestically and abroad and went on to study
production with a focus on »International & Digital & Animation
Producing« at the Baden-Württemberg Film Academy (until 2006).
Afterwards, he was Junior Producer for the German TV series
»Alarm für Cobra 11« and Visual Effects Producer (VFX) of the
two-part television film »Die Gustloff« as well as the international
theater films The Children, Faintheart, and Hape Kerkeling’s
Ein Mann ein Fjord. He is currently working as VFX Feature Film
Producer for the Pixomondo Group.
30
Boris Despodov: Animation ist eine Leidenschaft von mir. Ich
habe einen Abschluss von der Kunstakademie und habe viel
Zeit mit Malerei verbracht. Ich liebe die Malerei, aber es ist eine
regungslose Kunst. Danach hatte ich das Bedürnis, etwas zu
schaffen, das sich bewegt und das brachte mich in die Welt der
Animation. Animation an sich ist ein Genre zwischen den Schönen Künsten und Film, was mich immens anzieht. Die Technik
unseres Films Three Sisters & Andrey nennen wir bewegte
Malerei, weil sie den Symbolismus der Malerei mit der darstellenden Arbeit der Schauspieler verbindet.
CK: Käme aus Deiner Sicht die bei Three Sisters & Andrey
verwendete Technik des Rotoscoping auch für einen Langfilm
in Frage?
BD: Ja, diese Technik könnte auf alle Fälle für einen Langfilm verwendet werden. Das einzige Problem wäre möglicherweise der
Produktionszeitplan. Three Sisters & Andrey zum Beispiel ist ein
14-minütiger handgemachter Zeichentrickfilm, für den wir über
15.000 Bilder gezeichnet haben.
CK: Welche Bedeutung hatte die Koproduktion für Deine Karriere?
BD: In Europa sind Koproduktionen mehr als nur eine Geldquelle.
Es ist mehr oder weniger eine Art der Filmproduktion, die viele
Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen erreichen
kann. Der großartige russische Regisseur Michail Romm sagte
einmal: »Wenn du eine Idee hast, die du mit 50 Leuten teilen
kannst, kauf eine Flasche Wodka und lad deine Freunde ein.
Wenn du eine Idee für 100.000 Leute hast – mach einen Film.«
31
CK: Würde Dich auch ein Spielfilm reizen? An welchen Projekten arbeitest Du zu Zeit?
BD: Ja, ich arbeite zu Zeit an einem langen Dokumentarfilm
mit dem Titel »The Polish Plumber«. Es ist ein Projekt über die
Begegnung von Ost und West in Europa. Durch den Mauerfall
wurden Begegnungen möglich, doch die kulturellen Unterschiede
bestehen fort. Ich erzähle euch eine Anekdote von dem Projekt:
Martin ist ein schwarzer Pole, der in Edinburgh auf der Haupteinkaufsstraße Kilts verkauft. Kilts sind ein schottisches Nationalprodukt, aber sie werden alle in Vietnam hergestellt. Das ist die
Welt, in der wir heute leben.
Interview with Boris Despodov
Christine Kopf: You are a successful director in several genres.
What are the specific opportunities and challenges of animated
film?
Boris Despodov: Animation is a passion for me. I graduated from
a fine art academy and spent a lot of time painting. I love painting
but it’s a still art. After that I felt the need to create something that
moves and that led me to into the world of animation. Animation
itself is a genre between fine art and cinema that attracts me hugely.
We call the technique of our film Three Sisters & Andrey Motion
Painting because it marries the symbolism of fine art with the performance of real actors.
CK: What did this co-production mean to your career?
BD: In Europe, I think, co-production is not only a source of finance.
It more or less is a way to make films that can reach a lot of people
with different cultural backgrounds. The great Russian director
Michail Romm said: »If you have an idea that you can share with
50 people, buy a bottle of vodka and invite your friends. If you
have an idea for 100,000 people – make a film.«
CK: Are you tempted to make a feature film? Which projects
are you currently working on?
BD: Yes, currently I am working on a feature documentary film
with the title »The Polish Plumber« and it’s a project about the
meeting between East and West in Europe. After the wall came
down it became possible to meet each other, but our cultural differences still exist. I will tell you a story from the project: Martin is
a black Polish man who works in Edinburgh on the main shopping
street selling kilts. Kilts in Scotland are a national product but all of
them are produced in Vietnam. That is the world that we live in now.
CK: Do you think that the rotoscoping technique you used in
Three Sisters & Andrey would work for a feature film, as well?
BD: Yes, definitely, this technique could be used for a feature. The
only potential problem might be the production timetable – Three
Sisters & Andrey, for example, is a handmade drawn film of 14
minutes, and we drew more than 15,000 pictures for it.
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33
Village of Socks / Satul şosetelor :: Village of Socks
Deutschland / Rumänien :: Germany / Romania 2008
78 Min. / DV-CAM, Farbe :: Color
Regie :: Director: Ileana Stanculescu
Co-Regie :: Co-Director: Klaudia Begic
Buch :: Screenplay: Ileana Stanculescu
Kamera :: Camera: Valentin Popescu, Artchil Khetagouri,
Nikola Wyrwich
Schnitt :: Editor: Klaudia Begic
Sound Design: Alexandru Ionescu
Produzentin :: Producer: Ileana Stanculescu
Produktion :: Production: Ileana Stanculescu,
Str. Macedonski 8, 010591 Bukarest, Rumänien
Village of Socks war u. a. bei folgenden Festivals zu sehen:
Village of Socks was featured at the following film festivals:
International Documentary Festival Amsterdam (Nomination
for the Joris Ivens Award), Astra Film Fest Romania (British
Council Award for the Best Romanian Documentary), ZagrebDox
(Special Jury-Mention), Hot Docs – Toronto, Sarajevo Film Festival, Jihlava Documentary Festival, Aland Film Festival Finland,
Global Visions Film Festival Canada, Dokufest Prizren, Heimat
Film Festival Austria, Mediawave Film Festival Hungary,
Unde-i iubirea Festival Bucharest, goEast Film Festival Wiesbaden, Ethno Film Festival Berlin, Bucharest International Film
Festival, OxDox U.K.
Der Film lief in den Kinos DocHouse (London) und im »Werkstattkino« München. :: The film has been screened at the movie theaters
DocHouse (London) and at the »Werkstattkino« Munich.
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Pressestimmen :: Press Comments
»Kleine Witze, Satzfetzen und unbeantwortete Flirtversuche
deuten auf das grundlegende Missverständnis zwischen dem
kultivierten Philantropen aus dem Westen und den knorrigen
Einheimischen hin. Nicht nur, dass sie einen Mann, der allmorgendlich über die Wiesen rennt, kaum verstehen können. Wichtiger noch Harald kann nicht begreifen, was die Menschen zur
Teilnahme an seinem Projekt motiviert. Für die Rumänen, die in
Viscri geboren sind, ist das Stricken nicht eine Gelegenheit, die
›manchmal so romantische, manchmal so wilde Landschaft‹ zu
erhalten. Es ist vielmehr das letzte schwache Hindernis, das sie
noch davon abhält, diesen von der Welt vergessenen Streifen
Erde hinter sich zu lassen.« Jan Kolář, My Sweet Little Village of
Socks, in: Dok.revue 2/2007
»Little jokes, snatches of sentences and unrequited attempts at
flirting hint at the fundamental misunderstanding of the cultivated
philanthropist from the West and the gnarled locals. It’s not just
that they can hardly understand a man who runs about the meadows every morning. What is more important, Harald cannot comprehend the motivation of people participating in his project. For
the Romanians who were born in Viscri, knitting is not an opportunity to raise the ›sometimes so romantic, sometimes so wild landscape‹, but the last, feeble barrier due to which they have not yet
deserted the world-forsaken pastures.« Jan Kolář, My Sweet Little
Village of Socks, in: Dok.revue 2/2007
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Ileana Stanculescu, geb. 1976 in Bukarest, studierte in Frankfurt
am Main und Paris Rechtswissenschaft. An der HFF Konrad Wolf
absolvierte sie ein Studium im Bereich Drehbuch/Dramaturgie
(1999–2004). Nebenher arbeitete sie als Beraterin in der Drehbuchabteilung der Hochschule und bei der Produktionsfirma
Silbersee Film. Der von ihr in Regie und Produktion verantwortete Dokumentarfilm Podul peste Tisa (The Bridge, 75 Min.)
gewann u. a. den First Appearance Award bei dem IDFA in
Amsterdam. 2005 gründete sie die Produktionsfirma Art Doc.
In Zusammenarbeit mit Artchil Khetagouri entstanden die Dokus
Akhmeteli 4 und Balchik, Monaco of the Balkans sowie der
Kurzspielfilm Shore. 2008 erhielt sie ein Stipendium des
Nipkow Programms für ihr neues Projekt »Noosfera«.
Klaudia Begic, geb. 1975 in München, studierte Agrarwissenschaften und Slawistik in München und Berlin (1995–1998)
und schloss im Anschluss eine Ausbildung als Schnittmeisterin
ab (1998–2001). Seit 2001 ist sie als unabhängige Editorin und
Filmemacherin vor allem im Dokumentarfilmbereich tätig. Mit
Ileana Stanculescu hat sie bereits mehrere Male zusammengearbeitet.
Klaudia Begic, born in 1975 in Munich, studied agriculture and
Slavic studies in Munich and Berlin (1995–1998) and then completed an apprenticeship as film cutter (1998–2001). Since 2001,
she has worked as freelance editor and filmmaker mostly on documentary films. She has worked with Ileana Stanculescu on several
occasions.
Ileana Stanculescu, born in Bucharest in 1976, studied law in
Frankfurt am Main and Paris. She then studied screenplay and
dramaturgy at the Film & Television Academy (HFF) »Konrad Wolf«
(1999–2004). She worked as counselor in the screenplay department at the academy and for the production firm Silbersee Film.
She directed and produced the documentary film Podul peste Tisa
(The Bridge, 75 min.), which won the First Appearance Award at
the IDFA in Amsterdam. In 2005, she founded the production company Art Doc. Together with Artchil Khetagouri, she produced the
documentaries Akhmeteli 4 and Balchik, Monaco of the Balkans,
as well as the short film Shore. In 2008, the Nipkow Program
awarded her a fellowship for her new project »Noosfera«.
36
37
Interview mit Ileana Stanculescu
Christine Kopf: Du hast eine Ausbildung speziell im Bereich
Dramaturgie und Drehbuch. Worauf kommt es bei einem Drehbuch für einen Dokumentarfilm an?
Ileana Stanculescu: Es ist wichtig, ein gutes Konzept zu haben, d. h.
eine Grundidee, von der aus sich alles andere entwickeln sollte.
Ein Drehbuch an sich gibt es vor dem Drehen eines beobachtenden Dokumentarfilms eher selten. Als Filmemacher muss man auch
immer auf die sich ständig verändernde Wirklichkeit reagieren
und dies frei tun. Dafür ist aber die Montage eine der wichtigsten
Phasen beim Dokumentarfilm, hier entsteht der dramaturgische
Aufbau. Im Schnitt wird oft »das Drehbuch geschrieben«.
CK: Du bist in Rumänien geboren, hast aber in Frankreich und
Deutschland studiert. Wie sind Deine Ost-West-Erfahrungen?
IS: Als ich 1995 zum ersten Mal nach Deutschland zum Studieren
ging, waren diese zwei Welten (der Osten und der Westen Europas) viel weiter auseinander. Es gab damals noch große Mentalitätsunterschiede und Vorurteile, die oft nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatten. In der Zwischenzeit, sind viele »Brücken«
geschlagen worden und die jüngeren Generationen aus Osteuropa und Westeuropa wachsen mit ähnlichen Wertvorstellungen
auf. Die europäische Integration hat funktioniert. Das heißt aber
noch lange nicht, dass die Identität der osteuropäischen Staaten
verloren gegangen ist. Die vielen Erfahrungen, die ich in Deutschland und Frankreich gesammelt habe, sind auch jetzt noch
manchmal Ausgangspunkte für meine Filmideen.
CK: Was hat die Koproduktion für Deine Entwicklung als
Produzentin bedeutet? Möchtest Du weiterhin koproduzieren?
IS: Diese Koproduktion war ein wesentlicher Schritt in meiner
Entwicklung als Produzentin. Ich hatte auch meinen Diplomfilm
38
selber produziert, aber mein Diplomfilm war ein kleineres Projekt, mit einem kleineren Team, usw. Nach dem Beenden von
Village of Socks habe ich auch wieder koproduziert. Und zwar
eine neue Doku, die ich gerade schneide. Es ist eine rumänischniederländische Koproduktion über eine kleine orientalische
Stadt am Schwarzen Meer, die in einen Luxusferienort verwandelt wird. Im Falle einer guten Koproduktion geht es aber nicht
nur um finanzielle Aspekte, es geht um die Zusammenarbeit
zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, mit
unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema oder die Form des
Films. Und bisher habe ich sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
CK: Kannst Du uns schon etwas über Dein neues Projekt
»Noosfera« verraten?
IS: »Noosfera« steht für die ideale Zukunftsgesellschaft, in der
die Kreativität aller Menschen im Mittelpunkt steht. Es ist eine
Utopie, erfunden von einem rumänischen Soziologen. Der Film
wird sich im Spannungsfeld zwischen Theorie und Realität bewegen und ein Porträt eines charismatischen Wissenschaftlers
und seiner drei ehemaligen Frauen schaffen.
Interview with Ileana Stanculescu
Christine Kopf: You have been trained in the areas of dramaturgy
and screenplay. What is the key to writing a screenplay for a
documentary?
Ileana Stanculescu: It is important to have a good concept, that is, a
basic idea from which everything else should evolve. Prior to shooting
an observing documentary, there rarely is a screenplay as such. As a
filmmaker, one must always react to the perpetually evolving reality,
and be able to do so without restraint. Yet the montage phase is one
of the central phases of a documentary, because this is when the dramaturgy is being built. The screenplay is often »written« during editing.
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CK: You were born in Romania, but decided to study in France
and Germany. What are your experiences in Eastern-Western
relations?
IS: When I first came to Germany in 1995 to study there, those two
worlds (Eastern and Western Europe) were still much further removed
from each other. Prejudice and differences in mentality were still vast
and often detached from reality. In the meantime, many »bridges«
have been built and the younger generations in Eastern and Western
Europe grow up with similar values. European integration worked.
That does not mean, however, that Eastern European identities have
been lost. The many experiences I have made in Germany and France
now sometimes serve as points of departure for my film ideas.
CK: What has the co-production meant to your growth as a
producer? Do you want to continue co-producing?
IS: This co-production was a significant step in my development as
a producer. I had produced my graduating project on my own, but
that film was a much smaller-scale project with a smaller team etc.
After completing Village of Socks I have worked on another co-production. It is a new documentary, which I am currently editing.
It is a Romanian-Dutch co-production about a small oriental town
on the Black Sea, which is being turned into a luxury resort. But a
good co-production is about more than just the financial aspects.
It is about the cooperation of people from different cultural backgrounds, with different perspectives on the topic or the format of
the film. So far, I have only had good experiences with it.
CK: Can we get a glimpse at your new project »Noosfera«?
IS: »Noosfera« represents the ideal future society at the center of
which is every human’s creativity. It is a utopia, invented by a Romanian sociologist. The film will explore the standoff between theory
and reality, creating a portrait of a charismatic scientist and his
three ex-wives.
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Wenn ich weine, schlägt mein Herz / Cind pling, imi bate inima
When I Cry, My Heart Beats
Deutschland / Rumänien :: Germany / Romania 2008
97 Min. / DV-CAM, Farbe :: Color
Regie & Buch :: Director & Screenplay: Annett Schütze
Co-Autoren :: Co-authors: Natalia Burlan, Vandana Constantinescu,
Mustafa Alexandru, Gabriel Costache, Alin Gheorghe
Kamera :: Camera: Aleksandrs Grebnevs
Schnitt :: Editor: Friederike Schuchardt
Sound: Ruslans Gailitis
Re-Recording Mix: Christoph Engelke, Silvia Schmidt
Musik :: Score: Antje Volkmann, Simon Frontzeck
Produzenten :: Producers: Annett Schütze, Francesco Aloisio
Produktionsleiter :: Executive Producer: Andreas Banz
Herstellungsleiter :: Production Manager: Holger Lochau
Produktion :: Production: Annett Schütze, Hochschule für Film
und Fernsehen (HFF) »Konrad Wolf«, Marlene-Dietrich-Allee 11,
14482 Potsdam-Babelsberg, Fundatia Parada, Romania
Wenn ich weine, schlägt mein Herz war u. a. bei folgenden
Festivals zu sehen :: When I Cry, My Heart Beats was featured
at the following film festivals:
Human Rights Filmfestival, Festival »Ad hoc: inconvenient films«,
Lithuania, Aspekty Film Festival, Poland, Filmschau Baden-Württemberg, Germany, Dialektus Filmfestival, Hungary, Nominierung First
Steps Award. Der Film gewann den Babelsberger Medienpreis für
den besten Dokumentarfilm des Jahrgangs. Der RBB zeigte den
Film am 20.11.2008, das ZDF die Fernsehfassung »Die Vergessenen
– Straßenkinder aus Bukarest« (60 Min.) am 26.11.2008. :: The film
won the Babelsberg Media Prize for best graduation film / documentary. The RBB screened the film on November 20, 2008. Its television
version »The forgotten ones – street children in Bucharest« (60 min.)
was broadcast by ZDF on November 26, 2008.
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Statement der Regisseurin
Für mich wird Dokumentarfilm da spannend, wo er sein filmisches
Potential ausschöpft – einen anderen Blick, eine neue Sichtweise
auf bekannte Dinge ermöglicht. Der Zuschauer wird in diesem
Film mit einer ihm bis dahin nicht bekannten Perspektive konfrontiert: Straßenkinder, die niemand auch nur eines Blickes
würdigt, denen niemand zuhören will, bekommen in diesem Film
eine Stimme. Mit Hilfe der miniDV-Kamera zeigen sie ihr Bild
einer uns fremden Lebenswirklichkeit. Die miniDV-Kamera wird
zu ihrem demokratischen Werkzeug, mit dem sie sich einen Eintritt zu einer ihnen nicht zugänglichen Öffentlichkeit verschaffen.
Director’s statement
For me, a documentary film becomes captivating when it lives up to
its full cinematic potential – and opens up a different perspective,
a new point of view on the familiar. In this film, the viewer is confronted with a perspective hitherto unknown. Street children that no
one even deigns to look at, that no one wants to listen to, are given
a voice in this film. With the help of a miniDV camera they show us
their view of a reality that is alien to us. The miniDV camera thus
becomes a democratic tool that gives them access to an audience
that they had been denied before.
42
Annett Schütze, geb. 1975 in Berlin (Ost), absolvierte nach dem
Abitur verschiedene Praktika beim Fernsehen, bevor sie 1999
eine Ausbildung zur Film- und Video-Editorin abschloss. Im Anschluss arbeitete sie als freie Cutterin für Film und Fernsehproduktionen. Nach einem Trimester an der Universität Havanna in
Kuba studierte sie an der Filmhochschule (HFF) Konrad Wolf
(2000–2008). 2002 entstand eine Videoinstallation auf vier
Leinwänden bei Clea Waite. Nach der Teilnahme an einem Regieworkshop des Regisseurs Fred Kelemen an der Kulturakademie
in Riga/Lettland drehte sie 2004 ihren ersten Dokumentarfilm
Moskatchka. 2007 Stipendiatin an der Akademie der Künste in
der Sektion Film- und Medienkunst. 2007 (Stand up and Sing –
The Young Americans in Berlin) und 2009 (So leben wie ihr)
hat sie Dokumentarfilme des Regisseurs Jens Becker geschnitten.
Annett Schütze, born in East Berlin in 1975, did various television internships after graduating from school and completed an
apprenticeship as film and video editor in 1999. She then worked
as a freelance cutter for film and television productions. After one
trimester at the University of Havana in Cuba, she studied at the
Film & Television Academy (HFF) »Konrad Wolf« (2000–2008). In
2002, she worked on a video installation on four screens with Clea
Waite. After participating in a directing workshop by director Fred
Kelemen at the Latvian Academy of Culture in Riga, she shot her first
documentary Moskatchka in 2004. In 2007, she was a fellow at the
Academy of Art in the section film and media art. In 2007 (Stand up
and Sing – The Young Americans in Berlin) and 2009 (So leben
wie ihr) she edited documentaries for director Jens Becker.
43
Interview mit Annett Schütze
Christine Kopf: Du warst für den Film acht Monate in Rumänien. Hast du noch Kontakt zu Natalia, Vandana, Alin, Gabriel und
Mustafa?
Francesco Aloisio, geb. 1968 in Italien, studierte Politikwissenschaft mit Schwerpunkt auf soziologische Fragestellungen an
der Universität Mailand. Seit 1998 arbeitet er in diversen internationalen sozialen Projekten für die NGO »Gruppo per le
Relazioni Transculturali« (GRT). In Nepal organisierte er etwa
ein Projekt für Straßenkinder, in Palästina evaluierte er Hilfsprojekte für die Bewohner der Flüchtlingslager. Er ist der Vertreter der GRT in Rumänien sowie der Präsident bei dem rumänischen Circus-Projekt Fundatia Parada. Derzeit ist er außerdem
Präsident bei APEL, einer Gesellschaft, die benachteiligten
Jugendlichen in Bukarest hilft.
Francesco Aloisio, born in Italy in 1968, studied political science
with a special focus on sociological issues at the University of Milan.
Since 1998, he has been working in several international social
projects for the NGO »Gruppo per le Relazioni Transculturali« (GRT).
In Nepal, he organized a project for street children, in Palestine he
evaluated relief projects for refugees living in camps. He is the GRT
representative in Romania as well as the president of the romanian
circus project Fundatia Parada. He currently serves as President
of APEL, a society supporting disadvantaged children in Bucharest.
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Annett Schütze: Zwischen den Straßenkindern und mir entstand
während der Dreharbeiten eine sehr enge freundschaftliche
Bindung. Es war sehr schwer, nach Beendigung der Drehzeit zu
gehen und die Kinder so zurückzulassen, auf der Straße, mit dem
Wissen, dass ihnen dort schlimme Sachen passieren, die man
sich als normaler Mensch nicht vorstellen möchte. Man fühlt sich
verantwortlich, weil es Kinder sind, die so ein Schicksal nicht verdient haben. Der Film zeigt, was für ein Potential in ihnen steckt.
Und trotzdem haben sie keinen wirklichen Platz in dieser Welt.
Ich bin sehr froh, dass Natalia erst mal in einer Pflegefamilie untergebracht ist. Ich wünsche ihr viel Kraft und Ausdauer, dass sie
es schafft, aus diesem Milieu herauszukommen.
Was ganz toll ist: Parada hat durch die Präsenz der ZDF-Fernsehfassung im Internet eine sehr hohe Spende erhalten. Geld, was
so dringend benötigt wird.
CK: Du hast immer wieder an dem Film geschnitten und ihn
schließlich auf 97 Minuten gebracht. Wahrscheinlich war es
schwierig, eine Auswahl aus dem von den Kindern aufgenommenen Material zu treffen?
AS: Der Montageprozess des Filmes war äußerst schwierig und
langwierig. Wir haben insgesamt anderthalb Jahre geschnitten,
immer nach der Arbeit am Feierabend. Das Amateurmaterial
hat eine ganz andere Färbung, eine ganz andere Mitteilungskraft
als unsere durch einen professionellen Kameramann gefilmten
Aufnahmen. Unsere Bilder haben wir – die Schnittmeisterin
Friederike Schuchardt und ich – sofort verstanden und nachvollziehen können. Die Aufnahmen der Kinder waren überraschend
und anders. Da mussten wir uns erst hineindenken.
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Im Schnittprozess sind wir stark vom Material der Kinder ausgegangen, als wäre ihre Art die einzig richtige Methode zu filmen.
Wir haben die Dramaturgie, die Schnittprinzipien, nach dem
Kindermaterial ausgerichtet. So wollten wir unbedingt die Rauheit des Materials erhalten und die Stimmung des Drehmaterials
angemessen berücksichtigen.
I am very glad that Natalia is with a foster family for now. I wish her
a lot of strength and endurance so she will be able to escape this
environment.
What‘s really wonderful: Parada has received a very generous
donation thanks to the exposure it received with the ZDF television
version online. That money is very urgently needed.
CK: Welche Konzessionen hast Du an die Fernsehfassung
gemacht?
CK: You kept cutting the film, finally reducing it to 97 minutes.
It must have been difficult to prune the footage the children shot.
AS: Die Schnittmeisterin und ich, wir haben nicht lange überlegt,
ob wir die Fernsehfassung machen. Wir wollten, dass der Film
gezeigt wird und das war die Chance, dass er etwas mehr Aufmerksamkeit erhält. Wir wollten ein wenig dem Phänomen entgegenarbeiten, dass der Film nach vier Jahren harter Arbeit einfach so in der Schublade verschwindet. Wir hatten anfangs etwas
Angst vor der Unerbittlichkeit des Fernsehformates und auch vor
der Redakteurin. Die Zusammenarbeit war aber ganz toll. Für uns
gab es ja den so genannten Director‘s Cut von 97 Minuten, so
taten der neue Filmtitel, die zusätzliche Musik und der Sprecher
nicht ganz so weh. Es war eine interessante Erfahrung.
AS: The montage process of the film was extremely difficult and
lengthy. We edited it for a total of one and a half years, after we
came home from our day jobs at night. The amateur footage has
a very different coloring, a very different expressiveness than the
footage shot by our professional cameraman. Cutter Friederike
Schuchardt and I were able to instantly understand and interpret
our own footage. The children’s footage was different and full of
surprises. We had to learn to empathize with them. We did our
editing with a heavy focus on the children’s material, as if theirs
was the only correct method of filming. We then aligned our dramaturgy and cutting principles with their material. Our aim was
to preserve the coarseness of the material at all cost and do
justice to the ambiance of the material.
Interview with Annett Schütze
CK: What did you have to concede to the television version?
Christine Kopf: You spent eight months in Romania for this film.
Are you still in contact with Natalia, Vandana, Alin, Gabriel, and
Mustafa?
Annett Schütze: The street kids and I forged a very close, friendly
relationship while we were shooting. After shooting was completed,
it was very hard to leave them behind, on the street, fully aware that
terrible things happen to them there, things you don‘t want to even
think about as a normal person. You feel responsible, because they are
children who have done nothing to deserve such a fate. The film shows
the potential they have. And yet they have no real place in this world.
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AS: The cutter and I did not spend much time pondering whether
we should do a television version. We wanted the film to be shown,
and here was the opportunity to give it more exposure. We just
wanted to counteract the phenomenon that the film would just
sink into oblivion after four years of hard work. At first, we were a
bit worried about the inexorability of the television format and the
editor. But the collaboration was great. We got the so-called director‘s cut of 97 minutes, so the new title of the film, the additional
music and the voice-over did not hurt as much. It was an interesting
experience.
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