Portrait: 30 Jahre Großhändler Biogarten

portrait 30 Jahre Großhändler Biogarten
Erfolg durch Kompetenz und Service
Fast drei Viertel seines Umsatzes macht der Großhändler Biogarten mit Naturkosmetik und Drogeriewaren.
Das Unternehmen versteht sich als Vermittler zwischen Herstellern und Handel. In der Branche ist es bekannt für
seine intensive Qualitätsarbeit. // Leo Frühschütz
Biogarten Handels GmbH
in Hilden
Bundesweiter Großhandel
für Naturkosmetik und Naturkost
Der Firmensitz des Großhändlers im nordrheinwestfälischen Hilden. Zu seinem Service
gehört eine 24-Stunden-Lieferung ohne Aufpreis.
Am Anfang stand eine Insolvenz. 1980 musste der Münchner Naturkostgroßhändler Bio-Depot Konkurs anmelden. Das
Heilpraktiker-Ehepaar Rosi Weber und Hans-Willfried Emmerling
sowie Rainer Welke – heute Davert Mühle – übernahmen einen
Teil des Sortiments. „Wir hatten uns als Heilpraktiker intensiv
mit gesunder Ernährung und Naturheilkunde beschäftigt“, erzählt
Biogarten-Geschäftsführerin Rosi Weber. Die Aufbruchstimmung in
der Alternativ-Bewegung kam als motivierender Faktor hinzu.
Als Heilpraktikerin interessierte sich Rosi Weber für Aromatherapie und so waren ätherische Öle neben den ersten Produkten von
Lorien Goods (heute Logona) die ersten Naturkosmetika im ständig
wachsenden Sortiment von Biogarten. „Der Bio-Großhandel war und
ist eine sehr männerdominierte Branche. Da hatte ich zum Einen als
Frau einen anderen Zugang zur Naturkosmetik und sah zum Anderen
das große Potenzial für unseren Handel, das darin steckt.“
Nach wenigen Jahren wurde die Nachfrage aus den nördlichen
Bundesländern so groß, dass Biogarten ein zweites Lager im nordrhein-westfälischen Hilden eröffnete. 1994 gab der Großhändler
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Naturkosmetik Professionell 4 10
Gegründet: 1980
Geschäftsführerin: Rosi Weber
Mitarbeiter: ca. 80
Umsatz: 40 Millionen Euro
(nur Großhandel), davon 72 Prozent
mit Kosmetik und Drogerieartikeln
Zur Biogarten Unternehmensgruppe
gehören darüber hinaus der Hersteller
Arche Naturprodukte sowie die
Beauty & Nature – Naturkosmetikfachgeschäfte in München und Berlin.
den bayerischen Standort und den eigenen Fuhrpark auf. Er konzentrierte Verwaltung und Lager in Hilden und liefert seither per
Spedition und Post aus. „Unsere Kunden wollten keine wöchentlichen Touren, sie brauchten das Produkt schnell im Laden, wenn
etwas fehlte.“
Dieser Schritt bedeutete gleichzeitig eine Absage an das Frischesortiment, das die anderen Großhändler zu dieser Zeit ausbauten.
So konzentrierte sich Biogarten im Trockensortiment auf Spezialitäten, etwa auf Tees, Makrobiotik und glutenfreie Lebensmittel.
Die wichtigsten Fachhandelsmarken führt der Händler im Vollsortiment. „Dieser Bereich wächst bei uns stark, weil unsere Kunden für
deren Markenpräsentation den Zugriff auf alle Artikel schätzen“,
sagt Rosi Weber. Daneben baute sie mit ihren Mitarbeiterinnen das
Naturkosmetik- und Drogeriesortiment immer stärker aus. Heute
umfasst es zusammen mit Nahrungsergänzung, Mutter & KindArtikeln, Geschenken sowie Wasch- und Reinigungsmitteln zwei
Drittel der über 10.000 Artikel und trägt 72 Prozent zum Umsatz
von 40 Millionen Euro bei.
Naturkosmetik bieten andere Großhändler auch an. Der Erfolg von
Biogarten liegt in der Kompetenz und im Service rund um dieses
Sortiment. Dazu zählen eine 24-Stunden-Lieferung ohne Aufpreis,
kleine Bestellmengen bis hin zur Einzelabgabe ab 100 Euro Bestellwert sowie kostenloses Werbematerial und günstige Tester. Vier
Kundenberater kümmern sich am Telefon und nach Wunsch auch
vor Ort um die Fragen und Probleme der Läden. Unter dem Motto
„Natur macht schön“ führt der Großhändler sechsmal im Jahr eine
Naturkosmetik-Marketingaktion durch, an der sich derzeit 100 Läden beteiligen. In der firmeneigenen Datenbank sind alle Produkte
mit genauer Zutatenliste und weiteren Details gespeichert. Zum
Jubiläum geht ein neuer Online-Shop für die Einzelhandelskunden
ans Netz, der ihnen diesen Fundus zugänglich macht und zahlreiche
weitere Hilfen für den Ladenalltag bietet.
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„Biogarten versteht sich als ein Vermittler zwischen Herstellern
und Einzelhandel“, heißt es in der Firmenphilosophie. Zusammen
mit kleinen Herstellern hat der Großhändler schon mehreren guten
Produktideen zum Durchbruch verholfen. Rosi Weber nennt den
Aloe Vera Pionier Santa Verde als Beispiel oder die Vermarktung
von Waschnüssen zusammen mit Govinda. Zum Vermitteln gehört
es auch, neue Produkte genau zu prüfen, bevor sie an den Handel
gehen. „Auf Nahrungsergänzungsmitteln können unerlaubte Werbeaussagen stehen“, nennt Rosi Weber ein häufiges Beispiel. „Oder
die Deklaration einer Creme entspricht nicht der Kosmetikverordnung.“ Die Rezepturen schauen sich die Qualitätsexpertinnen von
Biogarten genau an, insbesondere bei kleinen Firmen, die sich auf
den Fachhandel ausrichten, aber keine Zertifizierung vorweisen
können. Die Läden sollen sicher sein, dass sie nur echte Naturkosmetik einkaufen. „Für uns ist die Zertifizierung kein Muss“, sagt
Rosi Weber. Die Qualität müsse stimmen. Doch sie allein ist keine
Garantie für Erfolg. Immer wieder prüft der Großhändler neue Produktentwicklungen vorab in ausgewählten Läden. „Wenn wir dabei
keine Marktchance sehen, müssen wir die Listung ablehnen.“
„Der Handel braucht nicht die 17. Anti-Aging-Creme, sondern
Platz im Regal für absatzstarke Produkte und Innovationen“, so
die Überzeugung von Rosi Weber. Sie plädiert dafür, dass Hersteller
mehr und mehr erfolglose Produkte auslisten und ihre Sortimente
verschlanken. Bei der Verpackung plädiert die Kosmetikexpertin
für neue Wege, jenseits von Goldrahmenkarton und neuer Sachlichkeit. „Wir brauchen pfiffige, sinnlich verpackte Produkte, die man
gerne verschenkt. Da hungern die Verbraucherinnen danach.“
Erfahrungen im Einzelhandel sammelt der Großhändler auch
ganz konkret. In München, Berlin und Köln wurden von der Biogarten-Unternehmensgruppe unter dem Namen Beauty & Nature
drei Naturkosmetikfachgeschäfte gegründet. Das kleinste in Köln
hat Rosi Weber im letzten Jahr verkauft. „Alleinstandorte funktionieren nur, wen sie inhabergeführt sind“, lautet ihr Resumée. In
Zukunft will sich Beauty & Nature auf Standorte in Kooperation mit
einem Bio-Markt konzentrieren, wie bei dem Geschäft in München
mit Basic. Eilig hat es Rosi Weber damit nicht. Wichtig ist ihr, dass
solche Kooperationen stimmig sind und eine echte Partnerschaft
reift, mit der beide erfolgreich sind.
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