DerTrickmitderTupper-Party

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DerTrickmitderTupper-Party
Marketingpreis für Horst Degen, Achern
DerTrickmitderTupper-Party
Im Hotel Tannenhof bei Achern geht es heute hoch her. Eine Veranstaltung
mit Lichtbildvortrag ist angekündigt. Von draußen drängen immer neue
Besucher und bringen Kalt herein. Drinnen ist's gemütlich eng: Die Anwesenden warten auf Horst Degen. Der Prediger in Sachen Kraft-WärmeKopplung hat zur Party geladen - und an die 80 badische Häuslebesitzer
sind gekommen. Marketingpreis für den Trick mit der Tupper-Party.
Horst Degen ist Versorgungstechniker. Einer von der Sorte
Ingenieure, der Begeisterung
wecken kann: für die Technik
kungen. Den Betrieb hat er vor
ein paar Jahren vom Vater
übernommen: "Ein durchaus
normales Handwerksunterneh-
und für ihre segensreichen Wir-
men Sanitär
und Heizung",
sagt er heute. Dann zeichnete
sich im badischen Achern Wettbewerbsdruck ab und der Ingenieur sann auf Alleinsteilungsmerkmale.
Nachdem der Unternehmer bei
einer Regionalmesse mit einem
schlechten Platz abgespeist
wurde, schlug er trotzig vor den
Toren der Messe sein Zelt auf
und verdingte sich als Propagandist in einer neuen Heiztechnologie.
Aufträge
für
150.000 Mark hat er damals
geschrieben. Für ihn der Beginn
einer neuen Art des verkaufens.
Wenn in der Branche immer
wieder gefordert wird, das Thema Bad und Heizung müsse
"emotionalisiert" werden, dann
kann man getrost nach Achern
weisen. Dort versteht es einer,
mit einer Art Tupper-Party die
Heizung in den Mittelpunkt des
Interesses zu rücken.
Das Abenteuer
des Verkaufens
Das Gedankenspiel sei erlaubt:
Earl S. Tupper, der König der
Resteverwerter,
hat es ja
schließlich auch geschafft, eine
Plastikschüssel zum begehrten
Nutzobjekt zu machen. Degen
analysierte clever: Wenn leute
mit ähnlicher Interessenslage in
familiärer Atmosphäre zusammenkommen, dann fällt es
leicht, sie zu überzeugen. Degen sagt:"Überzeugen kommt
von 'über Zeugen' verkaufen".
So finden seine Partys in der
Regel bei Gastronomen statt,
die schon stolze Besitzer eines
Blockheizkraftwerkes geworden
Horst Degen in Aktion: Bei seinen "Tupper-Partys"
mit nach Hause.
I
r
nehmen die Kunden am Schluss ein Minikraftwerk
sind. Und die natürlich auch
stolze Energiebilanzenvorweisen können. Das sind seine
Zeugen. Auch die Begeiste-
Heizen und dabei auch noch Strom erzeugen: Horst Degen setzt
voll auf Blockheizkraftwerke.
rung, die bei seinen Minikraftwerk-Parties entsteht, nutzt er
Im Jahr 2002 hat Degen 73
Minikraftwerke
verkauft. Für
2003 hat er sich noch mehr
als Zeugnis für die Güte der
Idee. "Die Technik steht völlig
im Hintergrund," sagt Degen.
Gut: Er erklärt, dass ein kleiner
Gas- oder Dieselmotor in der
Kiste arbeitet und dabei Strom
vorgenommen: Er will die Zahl
verdoppeln. Und er ist so von
seiner Idee begeistert, dass er
auch Kollegen anstecken will
mit dem Minkraftwerk-Virus.
und Wärme produziert.
Das Produkt, das hier verkauft
Eine ganze Reihe von Handwerkern hat er schon in sein
wird,
ist grundsolide
und
durchdacht - mindestens so
Konzept eingeweiht.
Der Betrieb hat sich gewandelt.
Neben der Werkstatt findet sich
sehr wie die Tupperschüssel:
von der Finanzierung, für die
Degen leasing-Angebote oder
Kredite vermittelt, bis hin zur
Betreuung nach dem Kauf. In
kleinen Kreisen hilft Horst Degen auch nach Installation der
Anlagen bei der Auswertung
der Erträge und beim Ausfüllen
von Formularen. Wenn es etwa
darum geht, beim Zoll die Mineralölsteuer zurückzuholen.
noch eine Badkoje. Für alte
Kunden. Der Betrieb braucht
heute wesentlich weniger Platz
und er braucht Mitarbeiter, die
Energieberater sein wollen und
nicht nur Monteure. Das Abenteuer der dezentralen Stromerzeugung hat eben erst begonnen, meint Firmernchef Horst
Degen. Und er freut sich auf
die Fortsetzung.
(sie)