Erfahrungsbericht ERASMUS in Leeds 2012/2013 full
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Erfahrungsbericht ERASMUS in Leeds 2012/2013 full
Erfahrungsbericht ERASMUS in Leeds 2012/2013 full year Die Entscheidung nach Leeds zu gehen fiel mir sehr leicht. Bevor ich mein ERASMUSJahr angetreten habe, wäre ich wahrscheinlich mit jeder Uni in Großbritannien sehr glücklich gewesen, doch nun weiß ich das Leeds eine sehr gute Wahl war. Die Universität wurde mir bereits von meiner Tandempartnerin empfohlen, die selbst in Leeds studiert hat. Einige Bekannte von mir wohnen auch ganz in der Nähe, welche mir die Stadt ebenso empfohlen haben und so erschien Leeds mir als ein gutes Ziel. Vorbereitung Nachdem im Dezember die Plätze vergeben wurden, wurde es zunächst still um die ERASMUS-Vorbereitungen. Spannend wurde es erst wieder, als der erste Brief aus Leeds den Weg zu mir nach Hause gefunden hat. Die Uni bat mich, die reguläre Bewerbung auszufüllen. Dieser Vorgang ist eine reine Formalität und dient nur der offiziellen Aufnahme der persönlichen Daten ins System. Als nächstes folgt dann die Kurswahl. In Leeds geschieht das über ein zentrales OnlineSystem und es empfiehlt sich, sich vor der Kurswahl umfassend damit zu beschäftigen, da es anders aufgebaut ist als unsere heimischen Möglichkeiten für die Kurswahl. Zur Auswahl stehen 3 verschiedene Levels, die mit den jeweiligen Studienjahren vergleichbar sind. Level 1 Kurse sind demnach die einfachsten und am wenigsten arbeitsintensiven Kurse und die Kurse für Level 3 sind am anspruchsvollsten. Als ERASMUS-Student hat man keine Probleme Kurse für die ersten beiden Levels zu bekommen, für die Level 3 Veranstaltungen ist es möglich, dass man zunächst mit dem jeweiligen Dozentin sprechen muss, ob man für diesen Kurs geeignet ist. Man sollte weiterhin beachten, dass die einzelnen Lehrveranstaltungen meist aus mehreren Terminen pro Woche bestehen und es dauert ein wenig bis man Kurs-Kombinationen gefunden hat, bei denen sich nichts überschneidet. Grundsätzlich gilt, dass je mehr Kurse man an einer School belegt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Überschneidung. Jeder Student in Leeds hat die Möglichkeit Kurse zu wählen, die nicht zum eigentlichen Studium gehören. Diese sogenannten electives stehen meist auch für ERASMUS-Studenten offen und ich denke, dass man dieses Angebot nutzen sollte. Es heißt zwar, dass man eine Mindestanzahl Kurse an seiner Home School belegen sollte, doch wie sich herausgestellt hat, hat das niemand kontrolliert und so gab es einige Studenten, die gar keinen Kurs an ihrer Home School absolvierten. Da eines meiner Fächer Spanisch ist, habe ich auch in Leeds einen Spanisch-Kurs gewählt. Hier empfiehlt es sich ein eher niedriges Level zu wählen um zunächst den Platz genehmigt zu bekommen. Ich hatte kurz vor Beginn des Semesters dann ein persönliches Gespräch mit dem Dozenten, der mein Sprachniveau eingeschätzt und mir ein Level zugeteilt hat. Sehr empfehlen kann ich die Kurse an der School of English, da sie viele Überblickveranstaltungen anbieten und die Dozenten dort sind sehr gut. Wenn man zu Hause schon mindestens 3 Literaturveranstaltungen besucht hat, sollte man auch für alle Kurse eine Genehmigung bekommen. Falls es doch zu einer Überschneidung im Stundenplan kommen sollte, so kann man dies auch noch vor Ort klären. Die Helfer an der Uni sind auf diese Probleme gut vorbereitet und bieten gern ihre Unterstützung an. Auch im finanziellen Bereich sollte man sich vor Abreise schlau machen. Einige Banken in Deutschland bieten kostenfreies Geldabheben in England an. Ich habe in England ein Konto eröffnet. Hilfe und Informationen hierfür bekommt man schnell und einfach an der Uni. Eine Kreditkarte würde ich rückblickend jedoch empfehlen. Anreise Ob mit dem Auto, Flugzeug oder Zug, viele Wege führen nach Leeds. Mit dem Flugzeug kann man bis Leeds-Bradford, Manchester oder London fliegen und dann mit dem Bus oder Bahn weiter nach Leeds fahren. Ich habe bei Germanwings ein günstiges Angebot von Stuttgart nach Manchester gefunden und habe dann von dort aus den Zug genommen. Vor meiner Abreise habe ich den kostenlosen Meet & Greet Service der Uni gebucht. Die Studenten haben mich direkt am Bahnhof empfangen und mir ein Taxi gerufen, das mich zu meinem Wohnheim bringt. Wohnen Die Entscheidung ins Studentenwohnheim zu ziehen habe ich recht schnell getroffen. Es bietet den Vorteil gleich mit anderen Studenten in Kontakt zu kommen und man hat immer einen Ansprechpartner falls es Probleme gibt. Ich habe in Heidelberg schon im Wohnheim gewohnt und mich dort sehr wohl gefühlt. Außerdem läuft man nicht Gefahr einem Mietbetrug zum Opfer zu fallen und es gibt sehr viele Fotos und Informationen zu jedem Wohnheim im Internet. Ein weiterer Vorteil ist noch, dass man als Wohnheimbewohner automatisch die Basismitgliedschaft im sehr gut ausgestatteten Fitnessstudio erhält. Preislich ist bei den Wohnheimen alles von sehr günstig bis sehr teuer vertreten, ich habe mich für eines der günstigeren Wohnheime entschieden. Da ich zwei Tage vor der Einzugsfrist angekommen bin, habe ich zunächst diese Zeit in einem anderen Wohnheim verbracht. Später habe ich dann in den Lupton Residences gewohnt. Das ist ein großer Wohnheimkomplex in dem etwa 680 Studenten Platz finden. Ich habe in einer 5er-WG gewohnt und mein Zimmer war sauber und ordentlich. Ich habe mit 4 britischen Studenten zusammengewohnt, was sprachlich ein großer Pluspunkt war. Allerdings haben sie ihrem Image als Fresher alle Ehre gemacht und sehr oft sehr laut gefeiert und das Putzen doch eher vernachlässigt. Das hat aber immer für Gesprächsstoff für meine Freunde und mich geliefert und so kann man da auch mal darüber hinweg sehen. Es gibt auch Wohnheime für ältere Studenten, in denen es dann ruhiger ist. Ein beinahe wöchentliches Highlight für unseren Wohnblock waren die nächtlichen Feueralarme. Die Anschaffung eines schicken Schlafanzugs ist also besonders lohnenswert. Lupton ist in Headingley, einem Stadtteil nordwestlich vom Zentrum. Zu Fuß braucht man bis zu Uni eine halbe Stunde. Die Busse fahren sehr regelmäßig und für 1 Pfund kommt man direkt bis zur Uni. Man kann sich aber auch einen Buspass für 99 Pfund pro Semester kaufen. Ich habe mir ein Fahrrad an der Uni ausgeliehen. Die gibt es schon für 50 Pfund pro Jahr, können aber auch semester- oder wochenweise gemietet werden. Für große Partygänger ist Headingley nicht unbedingt geeignet, da sich das Meiste im Zentrum abspielt. Das dann dafür aber umso heftiger, denn Leeds hat den Ruf eine der besten Partystädte für Studenten zu sein vollkommen zu recht. Aber dafür bietet Headingley andere Qualitäten, wie einen monatlichen Markt, zahlreiche kleine Pubs und die Nähe zum Grünen. Leeds ist meiner Meinung nach eine tolle Stadt der man ihre Größe gar nicht wirklich anmerkt. Alle Leute waren freundlich und das am Satzende übliche „Luv“ bringt einen immer wieder zum Schmunzeln. Das Zentrum von Leeds wurde sehr schön zurecht gemacht und lässt nichts mehr vom Charme einer grauen Industriestadt erkennen. Es gibt sehr viele Einkaufsmöglichkeiten und in der Gegend um die River Docks kann man gut spazieren gehen. Kulturell gibt es auch immer etwas zu entdecken, ob nun der German Christmas Market oder das Leeds Food Festival, hier sollte jeder etwas finden. Ich habe mir auch zwei Aufführungen des Northern Ballet angesehen, das zu einem der besten in England zählt, und war sehr begeistert. Und für Sportbegeisterte darf natürlich ein Besuch im Fußball-oder Rugbystadion nicht fehlen. Falls das noch nicht als Entscheidungshilfe ausreicht so soll noch gesagt sein, dass Englands Norden günstiger ist als der Süden und Leeds auch verkehrstechnisch sehr gut angeschlossen ist und reisetechnisch mit der relativ zentralen Lage kurze Wege zu anderen Städten bietet. Nach Manchester oder York ist es nur ein Katzensprung, aber auch nach London oder Schottland ist es nicht weit. Die Universität Die University of Leeds ist eine Campus-Uni. Es ist also alles auf kurzem Weg zu erreichen und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit und intensivem Studium der Campuskarte findet man sich schnell zurecht. Man sollte unbedingt zur International Welcome Week anreisen, da man hier sehr viele Informationen erhält und sich einen guten Überblick über das Freizeitangebot verschaffen kann. Während der ersten zwei Wochen gibt es unzählige freiwillige Helfer, die die neuen Studenten begrüßen und ihnen bei jeglichem Problem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein wichtiger Ort auf dem Campus ist das Gebäude der Students Union. Hier gibt es alles vom Café über ein Bräunungsstudio bis hin zur Großraumdisco im Keller. Die Students Union in Leeds ist sehr aktiv und tut sehr viel für die Studenten. Ein großer Aspekt hierbei sind die über 200 Societies. Hier finden sich Studenten mit gleichen Interessen einmal wöchentlich zusammen um zu Stricken oder zu tanzen, oder sie machen Ausflüge auf denen sie wandern, fotografieren oder Fallschirm springen. Für Sportler ist das Angebot sehr groß und wer es ganz ausgefallen mag, kann auch eine Partie Quidditch mit echten Besen spielen. Nicht alle Societies sind kostenlos, aber meistens ist der Mitgliedsbeitrag nicht der Rede wert. Es kann helfen sich schon vor Ankunft einen Überblick über die Societies zu verschaffen und die Termine für die Treffen in Erfahrung zu bringen um eventuelle Überschneidungen mit dem Stundenplan zu vermeiden. Die Union ist auch für ihre großem Partys bekannt, wie die wöchentliche Fruity-Party oder den Ball, der zweimal jährlich veranstaltet wird und bei dem man dann auch mal über ein Riesenrad oder eine Autoscooteranlage auf dem Campus stolpert. Das Studium unterscheidet sich nicht sehr von dem in Heidelberg. Der Schwierigkeitsgrad in den Seminaren erscheint etwas niedriger als zu Hause, allerdings werden dann die Essays und Klausuren strenger bewertet. Der Fokus hier liegt mehr auf dem Selbststudium und die Seminare sind kleiner. Die Essays werden während des Semesters geschrieben und wer viel reisen will, dem empfehle ich auch nichts in die Ferien zu verlegen. Die Leute an der Uni sind alle sehr entgegenkommend und hilfsbereit und es gibt zahlreiche Anlaufstellen, falls man Probleme hat oder etwas nicht versteht. Die Uni bemüht sich auch sehr um das Wohl ihrer Studenten. Die Zufriedenheit wird mit regelmäßigen Umfragen überwacht und es gibt ein Centre, das eigens für die Zeit nach dem Studium konzipiert ist. Das Programm Leeds for Life soll die Studenten fit für die Jobsuche machen. Das passiert mit diversen Angeboten um soft skills zu erwerben oder zu vertiefen und unglaublich vielen Job Fairs zu denen Unternehmen eingeladen werden, was eine großartige Möglichkeit zum Networking bietet. Beinahe täglich bekommt man mehrere E-Mails die über neue Veranstaltungen und learning -programmes informieren. Freizeit Wenn ich an meine Freizeitgestaltung denke, dann fällt mir zuerst das wöchentliche Pubquiz ein. Wir waren eine eingeschworene Gruppe und sind jeden Montag in unseren local Pub gepilgert um unser Allgemeinwissen mit dem der Engländer zu messen. Dabei ging es weniger darum etwas zu gewinnen, als vielmehr darum gemeinsam einen netten Abend zu verbringen. Aber wenn wir mal eine Flasche Wein gewonnen haben, war das natürlich das Sahnehäubchen. Hierzu noch ein kleiner Insidertipp: Es ist äußerst hilfreich sich einen gebildeten Engländer mit ins Team zu holen, sonst hat man bei den landesspezifischen Fragen keine Chance. Wer seine Freizeit nicht mit Lernen, einem Quiz oder in einer der Societies verbringt, der kann aus einem großem Sportangebot in Leeds schöpfen oder selbstverständlich verreisen. Die Uni bietet pro Semester mehrere Tagesausflüge in verschiedene Städte an. Das ist praktisch, da man gleich in Kontakt mit anderen kommt und sich über An-und Abreise keine Gedanken machen muss. Vorher sollte man allerdings die Preise vergleichen, da man in einigen Fällen allein günstiger und zeitlich ungebundener reisen kann. Wer jedoch die Chance sich in Großbritannien umzusehen nicht nutzt, der verpasst so einiges. Neben den Klassikern wie Manchester, London, Oxford und Stratford Upon Avon lohnt sich aber auch mal ein Trip in die kleinen umliegenden Städtchen, wie Ilkley oder Harrogate, in denen es sich sehr gut wandern und bummeln lässt. Und dann sind da natürlich noch die angrenzenden Länder. Cardiff ist mit seinem Schloss definitiv einen Besuch wert und der Ausflug über Silvester zu den Hogmanay-Feierlichkeiten in Edinburgh war einer meiner Favoriten während des gesamten Jahres. Mit dem Zug geht es natürlich am schnellsten, allerdings sind Zugfahrten in England sehr teuer. Hier empfiehlt es sich also so früh wie möglich zu buchen. Ich habe mit meist für den Coach entschieden. Megabus ist eine „Billigreisebusgesellschaft“, häufigere Fahrten und mehr Coach Stations bietet allerdings National Express. Hier kann man für nur 12 Pfund eine Coachcard kaufen mit der man meist nur die Hälfte des regulären Fahrpreises zahlt. So kann man zum Beispiel für nur 10 Pfund nach London fahren. Fazit Die Zeit in Leeds war großartig, nicht zuletzt wegen der tollen Leute, die ich dort kennen gelernt habe. Die Stadt und die Uni haben so viel zu bieten und es gibt viel zu entdecken. Es war eine großartige Erfahrung einen so guten Einblick in ein anderes Land zu bekommen und auch sprachlich war es sehr hilfreich. Leeds vereint eine gute Uni, es gut ausgebaute Infrastruktur und nicht zuletzt die Liebenswürdigkeit des Northern Accents in sich und ist somit die perfekte Wahl um ein Jahr in England zu verbringen. Also Selbstbräuner, Glitzerminirock und High Heels eingepackt und schon mal für den Otley Run, den längsten Pubcrawl der Stadt, trainieren und dann wird es perfekt! Falls Ihr noch Fragen habt dann könnt ihr mir gern schreiben unter: ann-kathrin.dittmar@stud.uni-heidelber.de