Otitis externa bei Hund und Katze
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Otitis externa bei Hund und Katze
Juli 07 Diagnostic Update %"4-"#03'®35*&33;5& OTITIS EXTERNA BEI HUND UND KATZE Ein Überblick über die Möglichkeiten der Labordiagnostik Anatomie des Ohres Das äußere Ohr wird gebildet aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang und dient der Leitung der Schallwellen zum Trommelfell. Die Ohrmuschel besteht aus dem Muschelknorpel und der darüberliegenden äußeren Haut. Der äußere Gehörgang beginnt mit dem senkrechten Teil, der in den waagerechten Gehörgang übergeht. In der Haut der Ohrmuschel und des Gehörganges finden sich verschiedene Drüsen - die tiefliegenden apokrinen Drüsen und die oberflächlich liegenden Talgdrüsen. Die Anzahl der Drüsen nimmt nach distal hin ab. Vor allem im oberen Bereich des äußeren Gehörganges sind außerdem Haarfollikel vorhanden, die im Bereich des Orificium externum besonders dicht sind. Cerumen (Ohrenschmalz) ist eine Mischung von Drüsensekreten und Epidermisschuppen. Physiologischerweise wandert der Ohrenschmalz im Gehörgang nach außen und trägt so zum Schutz und zur Reinigung des Gehörganges bei. Zwischen äußerem Ohr und Mittelohr liegt eine dünne Membran, das Trommelfell. Ätiologie / Pathogenese Die Otitis externa ist eine Entzündung des Epithels des äußeren Gehörganges und gegebenenfalls der Pinna. Durch die Entzündung verändert sich das Mikroklima im Gehörgang. Es kommt zu einem Ödem und entzündlichem Zellinfiltrat mit nachfolgender Einengung des Gehörganges. Die apokrinen Schweißdrüsen produzieren mehr Sekret, und der Lipidgehalt des Cerumens nimmt ab. Das Epithel ist empfindlicher gegenüber Traumata und Erregern. Bei der Otitis ist es wichtig, zwischen prädisponierenden Faktoren, primären Ursachen und perpetuierenden Faktoren zu unterscheiden. Nur wenn diese Faktoren definiert und beseitigt werden, ist eine Otitistherapie auf Dauer erfolgreich. Prädisponierende Faktoren Prädisponierende Faktoren sind Umstände, die das Risiko an einer Otitis externa zu erkranken erhöhen. Alleine führen sie nicht zu Beschwerden sondern erst in Kombination Ohrmuschel Schläfenmuskel Ohrknorpel Schnecke Senkrechter Gehörgang Gehörknöchel Waagrechter Gehörgang Trommelfell Paukenhöhle Anatomie des Hundeohres mit Primärursachen oder perpetuierenden Faktoren. Sie bewirken eine Veränderung des physiologischen Mikroklimas im Gehörgang. Die vorhandene Mikroflora kann sich stärker vermehren und pathogene Bakterien können sich ansiedeln. Zu diesen prädisponierenden Faktoren zählen anatomische Besonderheiten wie schmale, stenotische Gehörgänge (z. B. beim Shar Pei), schwere Hängeohren (z. B. bei Cocker Spaniel und Basset) und exzessives Haarwachstum in den Gehörgängen (z. B. bei Pudel und Terrier). Durch diese anatomische Form der Ohrmuscheln wird eine normale Belüftung des äußeren Gehörganges verhindert. Außerdem zeigen einige Rassen eine vermehrte Drüsensekretion im Ohrbereich, wie z. B. Cockerspaniel (Talgdrüsen) und Labrador (Schweißdrüsen). Auch vermehrte Feuchtigkeit im Ohr, wie z. B. bei dem sogenannten „Swimmer Ear“ von Hunden, die gerne schwimmen und tauchen (v. a. Labrador und Golden Retriever) oder durch übertriebene Ohrpflege, führt zu einer Veränderung des Mikroklimas im Ohr. Klimafaktoren, wie eine Erhöhung der Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit können ebenfalls zu einer Veränderung des Mikroklimas im Gehörgang führen. Eine nicht unbedeutende Rolle spielen iatrogene Faktoren. Zu diesen gehören exzessives Reinigen mit Wattestäbchen und/oder reizenden Ohrreinigern und rigoroses Auszupfen von Haaren. Primärursachen Als Primärursachen bezeichnet man Faktoren, die den Entzündungsprozess im Gehörgang auslösen. Dazu zählen v.a. dermatologische Erkrankungen, die auch im Ohr eine Bedeutung haben. Primärursachen können alleine eine Otitis externa verursachen. 1. Hypersensitivitätsreaktionen Allergien in Form einer atopischen Dermatitis und/oder Futtermittelallergie machen beim Hund den größten Anteil der durch Primärursachen ausgelösten Otitiden aus. In der Regel sind beide Ohren betroffen. Die Tiere zeigen Juckreiz (auch) an den Ohren. Zu Beginn der Erkrankung ist häufig nur die Pinna betroffen. Im weiteren Verlauf setzt sich die Erkrankung in die äußeren Bereiche des Gehörganges fort. Bei manchen Tieren tritt die Symptomatik saisonal auf. Erst wenn Sekundärinfektionen (i. d. R. durch Bakterien und/oder Malassezien) hinzukommen, sind auch der horizontale Teil des Gehörganges und das Trommelfell betroffen. Tritt eine Entzündung oder Erosion nach der Anwendung von Ohrreiniger oder Medikamenten am Ohr auf, sollte eine Kontaktallergie bzw. Medikamentenreaktion differentialdiagnostisch in Erwägung gezogen werden. Nach Absetzen der Medikation sollte diese, sofern sie noch nicht fortgeschritten ist, spontan heilen. 2. Parasiten Bei Jungtieren (v. a. bei Katzen) ist Otodectes cynotis die häufigste Ursache einer Otitis externa. Das typische Sekret einer Milbenotitis ist schwarz-braun und krümelig. Die Milben sind otoskopisch darstellbar und lassen sich im Abstrich mikroskopisch nachweisen. Die Otodectes Otitis ist hochkontagiös. Daher sollten stets alle in einem Haushalt lebenden Tiere therapiert werden, auch wenn keine klinischen Symptome vorliegen. Besonders erwachsene Tiere sind häufig asymptomatische Träger. Auch Demodex canis bzw. D. cati kann eine Otitis externa parasitaria auslösen. Der Nachweis gelingt ebenfalls mittels der mikroskopischen Untersuchung eines Ohrabstriches. Die Demodikose ist nicht kontagiös. Sarkoptes-Räude, Sarcoptes scabiei var. canis beim Hund und Notoedres cati bei der Katze, führt meistens zunächst zu Veränderungen an der Ohrmuschel, die aber in Folge auch den Gehörgang betreffen können. 3. Fremdkörper Charakteristisch für eine durch Fremdkörper bedingte Otitis externa sind ihr akutes Auftreten und häufig eine massive Schmerzhaftigkeit. Die Tiere zeigen plötzlich Kopfschiefhaltung. Die Darstellung des Fremdkörpers im Gehörgang kann schwierig sein (auch auf Grund der Schmerzhaftigkeit). Als Fremdkörper kommen Getreidegrannen, Tannennadeln, Schmutz, Haare, Sand, aber auch eingetrocknete Medikamentenreste u. v. a. in Frage. Wird ein Fremdkörper nicht frühzeitig entfernt, kann es zur Perforation des Trommelfells und einer Otitis media kommen. 4. Keratinisierungsstörungen Die primäre Seborrhoe des Cockerspaniels, Sebadenitis und verschiedene Endokrinopathien (Hypothyreose, Sertolizell-Tumoren, Hyperadrenokortizismus) sind Ursachen einer ceruminösen Otitis externa. Das Sekret sieht ähnlich aus wie Eiter, kann aber zytologisch unterschieden werden. 5. Autoimmunerkrankungen Pemphigus foliaceus, P. vulgaris, bullöses Pemphigoid, Lupus erythematosus (usw.) betreffen vor allem die Pinna, können aber auf den Gehörgang übergreifen und somit eine Otitis externa auslösen. 6. Viruserkrankungen Eine Pockenvirusinfektion der Katze und Staupe des Hundes können zu Dermatitis im Ohrbereich mit nachfolgender Otitis führen. 7. Immunmediierte Erkrankungen z.B. Erythema multiforme 8. Tumoren und Polypen Tumoren und Polypen im Bereich des äußeren Gehörganges führen zu dessen Obstruktion und somit zur man- Otodectes cynotis, 200 x gelhaften Selbstreinigung. Zu den Neoplasien gehören Tumoren der Ceruminaldrüsen und bei Katzen nasopharyngeale Polypen, die von der Pharynxschleimhaut, der Eustachi´schen Röhre oder vom Mittelohr ausgehen können. Diese Polypen verursachen häufig auch eine Rhinitis. Katzen haben häufiger Tumoren im Bereich des äußeren Gehörganges als Hunde. Perpetuierende (aufrechterhaltende) Faktoren Perpetuierende Faktoren behindern den Heilungsprozess. Sie sind die Folge chronischer Entzündungsprozesse, die zu pathologischen Veränderungen der Haut im Gehörgang führen. Sie entstehen auf Grund des Zusammenspiels einer oder mehrerer prädisponierender Faktoren und primären Ursachen. Manche Autoren zählen Bakterien und Malassezien zu den sogenannten sekundären Ursachen. Andere ordnen sie den perpetuierenden Faktoren zu. Sie erhalten und verschlimmern eine bestehende Entzündung, so dass es zur Schwellung des Gewebes und damit zur Lumenverengung kommt. Das vorherrschende Mikroklima begünstigt wiederum das Wachstum von Bakterien und Hefepilzen (Circulus vitiosus). Perpetuierende Faktoren sind progressive pathologische Vorgänge wie z. B. Hyperplasie und Hyperkeratose der Epidermis, chronisches Granulationsgewebe, Verknöcherung des Gehörganges, Ödem und Fibrose der Dermis sowie Hyperplasie und Dilatation der Talgdrüsen. In Folge dieser Veränderungen stenosiert der Gehörgang. Physiologischerweise gewährleistet die epitheliale Zellmigration die kontinuierliche Beseitigung von Cerumen, Talg, Zelldetritus und Keimen aus dem Gehörgang. Kommt dieser Vorgang durch Entzündungen oder Stenosen zum Stillstand oder kehrt sich gar um, führt dies zur Erhaltung der Otitis externa. Die Otitis media stellt eine permanente Infektionsquelle für das äußere Ohr dar. Sie kann sowohl Ursache als auch Folge einer Otitis externa sein. Auch Veränderungen am Trommelfell gehören zu den perpetuierenden Faktoren. Klinisches Bild Das klinische Bild variiert je nach Ursache und Schweregrad einer Otitis. Einige typische Symptome einer Otitis externa sind: • Schütteln des Kopfes, Kratzen an den Ohren, Reiben des Kopfes am Boden • Kopfschiefhaltung (v. a. bei Otitis media, Fremdkörper im Gehörgang) • Schmerzhaftigkeit an den Ohren (v. a. bei Fremdkörper im Gehörgang) • Nässende, z.T. stinkende Sekret-/Cerumenansamm lung im Gehörgang und/oder an der Ohrmuschel Weitere Symptome werden unter Diagnostik abgehandelt. Diagnostik Signalement • Rasseprädispositionen (s. o.) • Alter - Tumoren häufiger bei älteren Tieren - Parasiten häufiger bei Jungtieren Anamnese z. B.: • saisonales Auftreten bei manchen Atopieformen • Schmerzhaftigkeit bei Fremdkörper im Gehörgang • Kopfschiefhaltung, neurologische Symptome bei Otitis media Klinische Untersuchung Noch vor der Allgemeinuntersuchung sollte das Verhalten des Tieres beurteilt werden. Die Allgemeinuntersuchung kann Hinweise darauf geben, ob die Otitis als lokales Geschehen zu beurteilen ist, oder ob eine Allgemeinerkrankung mit Beteiligung der Ohren vorliegt. Untersuchung des Ohres Besteht der Verdacht auf eine einseitige Otitis sollte zuerst das vermeintlich gesunde Ohr untersucht werden. Zum einen kann so eine Verschleppung von Keimen reduziert werden, zum anderen sind die Tiere nach einer eventuell schmerzhaften Untersuchung meistens weniger kooperativ. In jedem Fall sollten beide Ohren untersucht werden. Bei Effloreszenzen, Krusten oder Schuppen an der Ohrmuschel ist es sinnvoll die Haut am ganzen Körper genauer zu untersuchen. Otoskopie Normalerweise stellt sich das Epithel des äußeren Gehörganges blassrosa dar. Kleine Cerumenauflagerungen sind physiologisch. Weiterhin sind z.T. Haare (v.a. im absteigenden Teil des Gehörganges) und Gefäße zu erkennen. Das Trommelfell stellt sich als dünne, glänzende Membran dar. Durch das Trommelfell kann man den dreieckigen und dünnen Umriss des freien Endes des Malleus (Hammerstiel – Manubrium mallei) erkennen. Dorsal liegt der schlaffe, blassrosa farbene Teil des Trommelfells (Pars flacida), der von einem Geflecht an Blutgefäßen durchzogen ist. Neben der Schleimhaut wird auch das Cerumen / Exsudat qualitativ und quantitativ beurteilt. Bei einer massiven Otitis ist der Gehörgang häufig auf Grund von Schwellungen, Ulzera oder Hyperplasien nicht vollständig einsehbar. Auch Schmerzen bei der Untersuchung oder ein unruhiges Tier machen zuweilen eine Otoskopie schwierig bis unmöglich. Unter Umständen kann es dann sinnvoll sein, das Tier zu sedieren oder bei Schwellungen zunächst eine entzündungshemmende Therapie einzuleiten und nach 5 – 7 Tagen erneut zu untersuchen. Dabei sollte bedacht werden, dass eine mikrobiologische Untersuchung durch eine Antibiotika- oder Glukokortikoidtherapie beeinflusst wird. Bei Verdacht auf eine Otitis media sind weitere Untersuchungen nötig, die hier nicht genauer erläutert werden. Zytologische Untersuchung Tabelle 1: Häufige zytologische Befunde und ihre Bedeutung Befund Hinweis auf: Neutrophile Granulozyten mit intrazellulären Bakterien Bakterielle Infektion Bakterien zwischen Epithelzellen und Cerumen Bakterielle Überwucherung > 4 Hefen (Hd.) bzw. > 1 Hefe (Ktz.) pro Gesichtsfeld (1000x) und klinische Beschwerden Pathogene Malassezia- oder Candida-Besiedlung Mikrobiologische Untersuchung Bei bereits vorbehandelten Patienten sollten wenn möglich mindestens 5 Tage ohne lokale Antibiotikagabe vor der Probenentnahme abgewartet werden. Vor jeder Spülung oder Medikamentenapplikation sollten (bei beidseitiger Otitis: aus beiden Ohren) Proben für eine mikrobiologische Untersuchung und getrennte Proben für eine Zytologie entnommen werden. Werden die Proben nicht benötigt, können sie nach der Untersuchung immer noch entsorgt werden. Verunreinigungen nach der Probenentnahme sind zu vermeiden, indem der Tupfer in ein steriles Röhrchen mit Transportmedium überführt wird. Die alleinige Entnahme von Eiter ist nicht geeignet. Für die Zytologie sollten direkt nach der Entnahme Ausstriche (Ausrollen des Tupfers auf dem Objektträger) angefertigt werden. Diese können luftgetrocknet verschickt oder in der Praxis direkt fixiert (bei Proben mit hohem Fettgehalt mit 100%igem Aceton, ansonsten mit Hitze), gefärbt (z. B. mit DiffQuik®) und mikroskopisch untersucht werden. Tabelle 2: Häufige Symptome und ihre Ursachen Befund Hinweis auf: Saisonaler Juckreiz Erythem, Ödem Hyperpigmentierung der Innenseite der Ohrmuschel Atopie Kopfschiefhaltung Schmerzhaftigkeit beim Öffnen des Mauls Neurologische Symptome Horner Syndrom Otitis media Schmerzhaftigkeit Fremdkörperotitis Krusten, Schuppen am Rand der Ohrmuschel Räude, Leishmaniose, Sebadenitits, idiopathische Seborrhoe Honigfarbene Krusten an der Innenseite der Ohrmuschel Pemphigus foliaceus Ulzera, Krusten am Ohrmuschelapex Insektenstichdermatitis, Vaskulitis Ulzera an der Innenseite der Ohrmuschel und am Orificium externum Infektionen mit: Pseudomonas spp., Candida, Autoimmunerkrankungen Exsudat Schwarz-braun, krümelig (Ktz.), bzw. schmierig braun (Hd.) Parasitäre Otitis Braun-gelb, süßlich riechend, wachsig bis schmierig Infektion mit Malassezia, Staphylokokken, Demodex spp. Grün-gelb, übelriechend, cremig Infektion mit Pseudomonas spp. Feucht-braun Infektion mit Staphylokokken, Hefen Gelblich-weiss, cremig, übelriechend Infektion mit Gram negativen Bakterien Therapie Grundlage einer erfolgreichen Otitis externa Therapie ist die Erkennung und wenn möglich Beseitigung der prädisponierenden, perpetuierenden Faktoren und primären Ursachen. Um eine lokale Therapie einzuleiten, muss zunächst eine gründliche Reinigung des äußeren Gehörganges durchgeführt werden. Gehörgangsspülungen Mit Hilfe von Gehörgangsspülungen können bei intaktem Trommelfell Cerumen und Exsudat aus dem Gehörgang entfernt werden. Die Entfernung des Exsudates ist wichtig, weil dieses u.a. bakterielle Toxine enthalten kann, die den Entzündungsprozess unterhalten und die Wirksamkeit lokal applizierter Medikamente einschränken oder verhindern. Ist das Trommelfell defekt, so sollten Spülungen nur unter Sichtkontrolle, eventuell auch in Narkose (mit Intubation) erfolgen. Meist ist wegen der massiven Exsudat- und/oder Cerumenansammlungen im Gehörgang zumindest am Beginn einer Otitis Therapie eine Ohrspülung in Narkose notwendig. Bei dem sogenannten „Ear flushing” wird gleichzeitig gespült und abgesaugt. Wenn viel eingetrockneter Debris im Gehörgang liegt, kann es sinnvoll sein, diesen einige Minuten (15 – 20) einweichen zu lassen, bevor er entfernt werden kann. Ohrreiniger Bei intaktem Trommelfell können kommerzielle Ohrreiniger eingesetzt werden. Tabelle 3: Beispiele für kommerzielle Ohrreiniger Handelsname/ Hersteller Inhaltsstoffe Epiotic® Fa. Virbac Salizylsäure, Dioctyl Sodium Sulfosuccinate (Na-Dokusat), Chloroxylenol (PCMX), EDTA, Monosaccharide; pH 7 MalAcetic Otic®, Fa. Albrecht 2 % Essigsäure, 2 % Borsäure, oberflächenaktive Faktoren in einer wässrigen Lösung. Triz EDTA®, Fa. Albrecht 533 mg Tromethamine (TRIS) USP, 141 mg Edetate Disodium Dihydrate (EDTA) USP, eingestellt auf pH 8 mit Tromethamine HCL und destilliertem Wasser OTIFREE®, Fa. Vétoquinol Calendula, Basilikum, Propylenglycol, Wasser, Emulgator Ohrreiniger®, Fa. Essex Milchsäure 2,5%, Salizylsäure 0,1%, Lösungsmittel auf Propylenglycolbasis Zeruminolytika wie Propylenglykol, Lanolin, Glyzerin, Squalen, Mineralöle etc. lösen das Cerumen. Bei eitrigem Exsudat sind sie nicht sehr effektiv – hier eignen sich Harnstoffperoxyd und Carbamidperoxid als Detergenzien. Surfactants wie DSS oder Ducusate, Calcium Sulphosuccinate etc. sind stärker wirksame keratolytische Wirkstoffe. Sie sollten nicht im Mittelohr angewandt werden (schleimhautreizend). Nach einer Spülung können trocknende Wirkstoffe, Adstringentien, wie Isopropylalkohol, Borsäure, Benzoesäure, Salicylsäure, Aluminiumacetat etc. eingesetzt werden. Sie trocknen die Oberfläche des Gehörgangs und verhindern so eine Mazeration. Häufig werden sie mit Zeruminolytika und Surfactants kombiniert. In kommerziellen Ohrreinigern sind häufig noch antimikrobielle Inhaltsstoffe zugesetzt (z.B. Essigsäure, Parachlorometaxylenol oder Milchsäure 2,5% + Salicylsäure 1% - gute Wirksamkeit gegen Ps. aeruginosa). Bei nicht-intaktem Trommelfell sollte möglichst nur mit physiologischer Kochsalzlösung gespült werden. Viele der keratolytischen Substanzen sind ototoxisch. Eine Ausnahme bildet Squalen. Topische Therapie Die lokale Therapie ist ideal bei der Otitis externa. Wichtig ist außer der richtigen Auswahl der Wirksubstanz auch die Wahl der Trägersubstanz. Diese richtet sich nach der Qualität des vorliegenden Exsudates. Bei exfoliativen, krustigen Läsionen mit trockenem Cerumen werden ölige Träger verwendet. Bei exsudativen und feuchten Läsionen eignen sich Lotionen oder wässrige Lösungen. Antiparasitäre Medikamente können bei Otodectes cynotis Befall sowohl lokal als auch systemisch (Spot on) eingesetzt werden. Geeignet sind z. B. Selamectin (Stronghold®) 6 mg/kg KM spot-on einmalig oder Ivermectin 0,05 – 0,2 mg/kg KM p.o. oder s.c. einmalig. Lokal kann Lindan (Orisel Uno®) Verwendung finden. Wichtig ist auch hier die Entfernung des Exsudates. Glukokortikoide reduzieren den Juckreiz, Erytheme, Ödeme und Exsudatproduktion. Sie induzieren eine Atrophie der Talgdrüsen und verringern die Fibrose im Ohrkanal. Initial kann ein potentes Kortikoid wie Betamethasonvalerat oder Fluoquinolonacetonid verwendet werden. Für die Dauertherapie sollten Kortikoide mit geringerer Wirkungsstärke wie z. B. 0,5 – 1%iges Hydrokortison eingesetzt werden. Antibiotika sollten wenn möglich gezielt nach bakteriologischer Untersuchung und Antibiogramm ausgesucht werden. Bevor das Ergebnis eines Antibiogramms bekannt ist, können Produkte mit Neomycin oder Polymyxin B Diagnostic Update verwendet werden. Potentere Antibiotika wie Gentamicin, Gyrasehemmer, Chloramphenicol sollten möglichst nur bei schwerwiegenden Fällen oder Rezidiven gezielt (nach Antibiogramm) zum Einsatz kommen. Antimykotika finden Anwendung bei durch Malassezien verursachten Otitiden, häufig auch in Kombination mit Antibiotika. Geeignet für die Malassezientherapie sind Miconazol oder 1%iges Clotrimazol. Auch bei Pilzinfektionen sollte zunächst eine Kultivierung und gegebenenfalls ein Antimykogramm angefertigt werden. Bei eitrigen Otitiden ist es wichtig das Exsudat vor dem Einbringen von Antibiotika aus dem Gehörgang zu entfernen. Eiter kann Antibiotika inaktivieren. Spülungen mit Wasser und Essig (1:1) oder Tris-EDTA halten den Gehörgang sauber und ermöglichen so den optimierten Antibiotikaeinsatz. Tris-EDTA potenziert die Wirkung von Gentamicin, Enrofloxacin, Amikacin und Neomycin. Bei schweren und hartnäckigen Otitiden kann eine systemische Antibiotikatherapie indiziert sein. Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Antibiogramm. Wenn möglich sollte ein Antibiotikum mit guter Wirksamkeit bei Mittelohrentzündungen und/oder im Knochengewebe gewählt werden (z. B. Trimethoprim u. Sulfadiazin 25 mg/kg 2x/d, Clindamycin 7 – 10 mg/kg 2x/d, Cephalexin 22 mg/kg 2x/d, Enrofloxacin 5 – 20 mg/kg 1/d, Marbofloxacin 2,5 – 5 mg/kg 1/d). Die Antibiotikatherapie sollte noch eine Woche nach Abklingen der Symptome weitergeführt werden. Kurzzeitig können bei stark ödematisiertem Gehörgang auch systemisch Glukokortikoide eingesetzt werden. In Fällen mit pathologischer Proliferation, Neoplasien, Verkalkungen oder massiven Stenosen ist eine chirurgische Therapie indiziert. Fremdkörper im Gehörgang müssen (meistens in Narkose) entfernt werden. Bei systemischen Grunderkrankungen sollten diese parallel zur Otitis therapiert werden. Maja Hirsch Dr. med. vet., FTA Klein- und Heimtiere Literatur auf Anfrage Vet Med Labor GmbH Division of IDEXX Laboratories Mörikestraße 28/3 D–71636 Ludwigsburg %"4-"#03'®35*&33;5& Tel: +49 – (0)1802 – 83 86 33 Fax: +49 – (0) 7141 – 648 35 55 www.idexx.de www.vetmedlabor.de D-068-0607