März 2012 - landpastoral

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März 2012 - landpastoral
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Biblischer Leitfaden für März 2012
Joh 12, 23-30
Gewinner als Verlierer und Verlierer als Gewinner
Materialien: Bibeln; Liederbücher, Gotteslobe
Raummitte: Kerze; Schale mit Erde; Weizenkörner in ein paar Schälchen
1. Lied:
2. Begrüßung und Einführung:
Am fünften Fastensonntag trifft das Evangelium vom Weizenkorn. Es ist zu finden
bei Johannes, Kap. 12, Verse 23-30. Wir alle kennen dieses Bild aus der
Landwirtschaft. Jesus will damit etwas Wichtiges über sich und unser geistliches
Leben nahe bringen.
Wir möchten heute Abend uns diese Bibelstelle ein Stück erschließen zunächst mit
Hilfe der Weizenkörner, die wir in der Kreismitte sehen. Im zweiten Teil des
Abends befassen wir uns mit den einzelnen Versen, die am letzten Sonntag im
März als Evangelium zu hören sein werden.
3. Meditation: Hoffnungs - Bild Weizenkorn
Jede/r Teilnehmer/in nimmt sich einige Weizenkörner aus den Schälchen und legt
sie in die offene Hand. Wir schauen die Weizenkörner an, fühlen sie, begreifen sie. - Diese kleinen Samenkörner können uns, können mir etwas sagen.
Sie stellen an mich Fragen und geben mir Antworten. Wir lassen uns ansprechen.
Nun werden einige Gedanken-Impulse vorgelesen.
Hierzu folgende Beispiele:
- Das kleine Weizenkorn ist hart, steinhart sogar, Die Schale schützt, und wenn es
so bleibt, dann geschieht nichts. Das Korn bleibt allein, es wird nicht leben, es
verdorrt mit der Zeit und ist eigentlich zu nichts nütze.
- Das Weizenkorn ist verschlossen, abgeschlossen, und man ahnt kaum, was alles
in diesem Korn steckt. Eine raue Schale, ein lebendiger Kern.
- Wenn das Korn in die Erde gedrückt wird, wenn es die Nässe und Dunkelheit
erträgt, wenn die Schale gesprengt wird, wenn das Korn scheinbar abstirbt, dann
beginnt es zu wachsen, dann keimt es und fängt zu leben an.
- Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es
aber stirbt, bringt es viele Frucht. (Joh 12,24)
- Ist es in meinem Leben auch so? Es gelingt nur, wenn ich ein Stück von mir
hergebe, wenn ich meine Schale sprenge, wenn ich mit anderen teile; wenn ich auf
andere Rücksicht nehme, wenn ich das Alleinsein aushalte.
- Dieses Weizenkorn benötigt allerhand zum Wachsen- und Lebenkönnen:
Es braucht fruchtbaren Boden, Wasser und Nährstoffe, Sonne, Wärme und Licht.
Ich lebe eigentlich ganz selbstverständlich von all der Geborgenheit, der Liebe, der
Zeit und dem Verständnis, von all den "Wachstumsvoraussetzungen", die mir von
anderen geschenkt werden.
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- Mir ist beim Anschauen des Weizenkorns die Beziehung zu meinen Eltern
gekommen. Am Anfang meines Daseins war ich noch viel winziger als dieses
Korn. Ich war ganz und gar auf das Ja meiner Eltern angewiesen. Und ich finde es
eigentlich sehr schlimm, wenn ein beginnendes Leben keine Chance bekommt,
wenn es abgetrieben wird.
- Irgendwie sträubt sich in mir etwas gegen die Botschaft, dass ich mich ein
Stückweit verlieren muss, um leben zu können. Ich möchte eigentlich lieber
genießen. Vielleicht fehlen mir auch das Vertrauen und die Kraft, dass ich
Spannungen, Dunkelheit und Belastungen ertragen kann.
- Aus vielen Körnern wird Brot. Einer lebt vom anderen, einer braucht den anderen.
Wir haben Verantwortung füreinander.
Nach fünf Minuten Stille teilen wir einander die "Botschaft der Weizenkörner" mit.
Zum Abschluss der Meditation:
Eine Tonschale mit Erde steht bereit. Nacheinander drückt jede/r ihre/seine
Weizenkörner tief in die Erde.
(aus: Albrecht und Doris Schmidt-Brücken:
Und geht auf dem Wasser. Heilendes Erzählen mit der Bibel;
Claudius Verlag, 1988)
4. Lied: "Wer leben will wie Gott auf dieser Erde" GL 183
5. Bibeltext: Johannesevangelium: 12,23-30
23 Jesus sagte zu Pilgern, die ihn sehen wollten und zu den Jüngern: Die Stunde
ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.
24 Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und
stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
25 Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt
gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.
26 Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch
mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
27 Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus
dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
28 Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich
habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen.
29 Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
30 Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.
6. Impulse:
Mit dem Vergleich vom Weizenkorn hat Jesus schon vor seiner Auferstehung auf
die Lebenserwartung über den Tod hinaus hingewiesen.
Der Weg des Weizenkorns führt wie in ein Grab. Es löst sich im Erdreich auf und
scheint alles zu verlieren. Weil dies das Weizenkorn zulässt, kommt das
eigentliche Geheimnis in Gang. Es vollzieht sich eine Umwandlung und der Start
zu einem neuen, vielfältigen Leben ist gelungen.
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Nur wenn das Weizenkorn diesen Weg geht und sich gleichsam verliert, beginnt
eine große Entwicklung.
Im Gleichnis vom Weizenkorn will uns Christus ermutigen, unser Leben so zu
sehen wie er. Er lädt ein, seine Lebenskräfte nicht egoistisch zurückzuhalten,
sondern sie für andere einzusetzen und hinzugeben wie ER.
Es ist die Rede vom Gewinnen und Verlieren. Mit anderen Worten: Wir werden das
größere Leben nicht finden; wir werden nichts hinzugewinnen, wenn wir unser
Leben ängstlich festhalten. Wer sich dem Leben nicht aussetzt, den setzt das
Leben aus. Wer sein Leben, wer sich selbst nicht ins Spiel bringt, wird sein Leben
verspielen. Jesus lädt uns ein, diese Lebenskunst des Weizenkorns einzuüben.
Hätte Jesus den Leuten nur nach dem Mund gesprochen, hätte er sich viele
Scherereien erspart.
Hätte Jesus seinen Finger nicht auf wunde Stellen gelegt, hätte er keine
Widerstände erlebt.
Hätte Jesus Missstände nicht angesprochen, hätte er sich keine Sympathien
verscherzt.
Hätte er die Sabbatpraxis nicht angetastet, wäre er mit den Pharisäer und
Schriftgelehrten viel besser ausgekommen.
Hätte er sich von Zöllnern und Dirnen fern gehalten, seine weiße Weste wäre
unbeschadet geblieben.
Hätte er sein Wissen um seine göttliche Vollmacht für sich behalten, wäre ihm
nichts passiert.
Aber es wäre auch nichts passiert. Es hätte keinen Fortschritt gegeben. Es wäre
alles beim alten geblieben. Stillstand ist Rückschritt, ist Verlust.
Ein Mann erzählt von der Opferbereitschaft eines Soldaten im Gefangenenlager
nach dem Krieg: Dieses Erlebnis hat mich zu Christus geführt. Wir hungerten, da
wir pro Tag nur ein Stück Brot und etwas Mais erhielten. Ich sah Männer um ein
paar Krümel Brot kämpfen. Jeder war verzweifelt. Wir dachten nur an Essen und
Überleben. Eines Tages bot Robert mir die Hälfte seiner täglichen Brotration an.
Ich fragte ihn, wie er ein solches Opfer bringen könne. Er antwortete, mit der Hilfe
des Herrn Jesus würde er es schaffen. Dieses Opfer hat mich beeindruckt und in
mir den Wunsch geweckt, so zu werden wie er.
Ab Vers 28 ist von "Verherrlichung" die Rede. Es verwundert, dass das
bevorstehende Leiden Jesu als Verherrlichung bezeichnet wird. Hier wie an
einigen anderen Stellen wird deutlich, dass das Evangelium von hinten her
geschrieben ist, d.h. aus der Erfahrung von Auferstehung und Geistsendung. Das
Osterlicht bringt den Leidensweg Jesu in Verbindung mit dem weltweit größten
Sieg, den Sieg über den Tod. Darum sieht der Evangelist Johannes im Leiden und
Sterben Jesu die ganze herrliche Fülle der Liebe, welche Gott uns in Jesus
erweist. Es ist seine totale Hingabe, welche im Leiden und im Sterben, im Weg mit
dem Kreuz und im Weg auf das Kreuz zum Ausdruck kommt.
7. Umgang mit der Bibelstelle
- Lesen
Wir schlagen das Johannesevangelium auf, Kapitel 12, die Verse 23-30.( Wenn
alle aufgeschlagen haben, wird jemand gebeten, diesen Text vorzulesen.
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- Verweilen
Wir suchen nun Worte oder kurze Sätze aus dem Text heraus und sagen sie laut
in die Runde. Es können gleiche Worte oder Satzteile auch mehrmals genannt
werden.
Der Text wird ein zweites Mal laut gelesen.
- Schweigen
Nun geht jedes den Text für sich in Stille durch. Folgende Überlegungen können
dabei behilflich sein: - Was spricht mich an? - Was fällt mir auf? – Was ist für mich
unverständlich? Was sagt mir dieser Text?
- Austausch
8.Freie Fürbitten
9. Gebet: Weizenkorn
Herr Jesus Christus, so wie du darf ich mich verstehen als Weizenkorn, das in die
Erde fällt und stirbt. Wie du dich in die Hände deines himmlischen Vaters hast
fallen lassen, so darf auch ich mich fallen lassen und aufgenommen wissen.
Ich darf mich umgeben wissen vom göttlichen Leben, um mich zu öffnen, um
meine Schale abzulegen, damit Neues entstehen kann und Früchte möglich
werden.
Du, mein Gott, wie Erde wirst du mich bergen und schützen, mich nähren und
wachsen lassen.
Ich als Weizenkorn versenke mich in deine Dunkelheit und werde mit dir
verbunden, um in den Himmel und mit meinen Wurzeln in dich hineinzuwachsen.
Meine Wurzeln, auch die allerfeinsten, werden wachsen in deine tiefsten
Schichten.
Ich ahne davon, Sie sind in dir geborgen.
All dies lässt eine Ernte erhoffen, die andere ernähren kann.
10. Segen
Jesus Christus segne uns auf unserem Glaubensweg.
Jesus Christus stehe uns bei in Schwierigkeiten und bei Rückschlägen.
Jesus Christus behüte uns.
Jesus Christus gebe uns ein waches Herz.
Jesus Christus mache uns froh in der Gemeinschaft der Christen.
Jesus Christus schenke uns Mut und Ausdauer.
Jesus Christus gebe Ihnen Freude und Hoffnung aus dem Glauben.
Jesus Christus helfe Ihnen, an der Frohen Botschaft festzuhalten und aus ihr zu
leben.
Dazu segne uns alle der dreieinige Gott,
im Namen des Vaters und des Sohnes und der Heiligen Geistes.
11. Organisatorisches: Wer leitet das nächste Treffen? Wann und wo kommen
wir wieder zusammen?
12. Lied:
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Alternativen:
Gebet mit der Kreuz- Schale
Wieder einmal aus dem Gleichgewicht:
So viele Gegensätze in mir selbst!
Wer baut mir Brücken?
So viel Leid in mir und meiner Umgebung!
Wer hilft tragen, wer hilft mir verdauen?
So viel Kränkbarkeit, wenn es um meine Ehre geht!
Wer gibt mir Würde?
All die Nöte lege ich heute zum tausendsten Mal
in die Schale, in die Patene in Kreuzform.
Ich möchte dir trauen, möchte dir das ganze Korn
meines Lebens, mich selbst hineinlegen,
damit Verwandlung geschehen kann.
Wandle mich,
Schrittchen für Schrittchen,
Scheibchen um Scheibchen!
Werde du mir zur Speise und durchdringe mich
mit deiner Liebe,
bis sie mir in Fleisch und Blut übergeht,
bis ich dir gleichgestaltet bin!
Schenk mir immer wieder ein Ostern,
an dem mein Kreuz sich wendet,
das Korn meines Lebens explodiert und
sprießt und grünt!
Lass mich zu einem Baum des Lebens heranwachsen,
in dir verwurzelt,
selbst in den Stürmen des Lebens
im Gleichgewicht.
Christl Holz
Hingabe
mich hingeben
in das Leben
sein
ohne wenn und aber
mich nicht länger
höflich distanzieren
mich aussetzen
und hingeben
der Freude
dem Schmerz
dem Lachen
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den Tränen
der Verzweiflung
der Hoffnung
hier und jetzt
selbstvergessen
hingegeben
schreien
singen
verstummen
sein
Aus: Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr leben. Ein Jahreslesebuch, 2. Aufl.,
Freiburg: Verlag Herder 2004.
Angst
Angst vor dem Leben,
das es mir entgleitet,
dass es zu schnell ist,
dass es zu schwer ist,
dass ich es verfehle.
Angst vor den Menschen,
dass sie mir zu nahe kommen,
dass sie sich von mir zurückziehen,
dass sie über mich lachen,
dass sie über mich weinen und trauern.
Angst vor der Krankheit, vor der Schwäche,
vor der Hilfsbedürftigkeit,
vor dem Sterben,
vor der Sinnlosigkeit,
vor dem Nichts.
Angst mein Gott,
bei dir abgeladen,
von meinen Schultern,
meinem Kopf,
meinem Herzen,
meiner Seele.
Angst mein Gott,
dir in die Hände,
dir auf dein Herz,
dir auf dein Kreuz gelegt.
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Angst mein Gott,
verwandelt,
von dir verwandelt,
langsam,
weil ich zögere
und ungern abgebe
und loslasse,
langsam verwandelt
in Hoffnung und Freude.
Aus: Rainer Haak, Dir begegnen. Gebete und Segensworte, Freiburg: Verlag
Herder2004.
Jesu "Stunde" im Johannesevangelium
Diese "Stunde", die Jesus von Anbeginn bis zum Ende begleitet (Verlangen nach
der Stunde; Stunde, die unmittelbar bevorsteht; Stunde, die sich ankündigt, die
gekommen ist), drückt die Absicht Jesu aus, sein Leben hinzugeben. Von Anfang
an ist er bereit, sich hinzugeben, und er strebt dem Augenblick der Hingabe zu, der
seine "Stunde" sein wird, das heißt der vom Vater ausersehene Augenblick. Sein
ganzes Leben lang offenbart sich Jesus als Sohn, der sich dem Vater überlässt,
ganz darauf bedacht, dem Plan der göttlichen Liebe zu entsprechen, den er uns
kundtun soll. In dem Augenblick, in dem dieser Plan der Liebe von Jesus die
Hingabe seines Lebens fordert, im Gehorsam dem Vater gegenüber und am
Kreuz, hat seine "Stunde" geschlagen.
Aus: Carlo M. Martini, Seht diesen Menschen. Die Leidensgeschichte nach den
vier Evangelien, Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 1995.
Zusammengestellt von Pater Ludwig Götz