Diese Seite als PDF anzeigen
Transcription
Diese Seite als PDF anzeigen
VER.DI PUBLIK 06 · 07 JUNI · JULI 2007 REGIONAL 7 STUTTGART SCHWABENPOST Veranstaltungen für Mitglieder und Gäste Bittere Schokolade in der Post Unhaltbare Zustände beim neuen Postzustelldienst des Zeitungsvertriebs Stuttgart GmbH VON BERND RIEXINGER Seit geraumer Zeit baut der Zeitungsvertrieb Stuttgart GmbH (eine GmbH der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten) über seinen Zustellvertrieb einen Postzustelldienst, die Schwabenpost, auf. Damit soll der Post Konkurrenz gemacht werden. Neben den Zeitungen verteilen viele Aussteller jetzt auch Briefpost. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn Methoden und Arbeitsbedingungen nicht äußerst fragwürdig wären. Der Zeitungsvertrieb bezahlt nämlich Hungerlöhne und diktiert Arbeitsverträge, die moralisch und rechtlich nicht einwandfrei sind. Sittenwidrige Stundenlöhne Einige der Zusteller/innen haben ihren Stundenlohn ausgerechnet und sind dabei auf Löhne zwischen drei und vier Euro gekommen. Solche Löhne sind eindeutig sittenwidrig. Der Tarif für ver- gleichbare Tätigkeiten bei der Post beträgt 11,50 Euro pro Stunde. Viele Beschäftigte haben einen zweiten Arbeitsvertrag für die Postzustellung mit dem gleichen Arbeitgeber, was rechtlich ebenfalls nicht zulässig ist. Es gibt Bezirke, in denen ohne Autos die Zustellung nicht möglich ist. Die Kosten für das private Auto für dienstliche Zwecke werden jedoch vom Arbeitgeber gar nicht oder höchst unterschiedlich getragen. Der Arbeitgeber muss jedoch den Einsatz der Fahrzeuge einheitlich für alle Beschäftigten vergüten, ebenfalls muss er für Unfallschäden bei dienstlichen Fahrten aufkommen. Seit einigen Wochen kümmert sich die ver.di-Bezirkssekretärin Sylvia Nosko verstärkt um die Beschäftigten der Schwabenpost. Mehrere Informationsblätter, die an einen Teil der Beschäftigten verteilt wurden, führten zu heller Aufregung bei der Geschäftsleitung. Seither versucht diese, die Namen der „Informanten“ herauszubekommen und droht mit Konsequenzen, wenn Beschäftigte Kontakt zur Gewerkschaft ver.di aufnehmen würden. Diese Arbeit lässt sich nicht versüßen Auf den Vorwurf von ver.di, dass hier das Grundgesetz verletzt würde, antwortete der Geschäftsführer der Schwabenpost, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schwabenpost in ihren Grundrechten in keiner Weise eingeschränkt würden. Zur Beruhigung bekamen die Beschäftigten einen net- ten Brief zusammen mit einer Tafel Schokolade, um die Arbeit etwas zu versüßen. Zu Recht fassten dies viele Beschäftigte nicht als Anerkennung, sondern als Beleidigung auf. „Die Mitarbeiter brauchen keine Schokolade, sie brauchen mehr Mäuse!“, heißt es in dem prompt von ver.di veröffentlichten Flugblatt. Z U S T E L L E R / I N N E N , D I E K O N TA K T M I T V E R . D I AU F N E H M E N WO L L E N , W E N D E N SICH AN SYLVIA NOSKO, TEL. 0711/1664101, E-MAIL SYLVIA.NOSKO @ VERDI.DE M I N D E S T LO H N -TO U R VER- UND ENTSORGUNG 20000 Postkarten abgeschickt Bürger/innen wehren sich gegen die Privatisierung der Müllabfuhr Rund 20 000 Bürger/innen aus Stuttgart haben sich bisher auf von ver.di erstellten Postkarten gegen die Privatisierung der Stuttgarter Müllabfuhr ausgesprochen. Am Ende sollen es noch einige mehr werden. Wie bereits berichtet, hat ver.di 150 000 Postkarten verteilt, die an den Gemeinderat gerichtet sind. Die Absender erklären, dass sie gegen die Privatisierung der Müllabfuhr sind. Die bürgerlichen Fraktionen haben beantragt, die Restmüllabfuhr stufenweise zu privatisieren. Vorerst ist dieser Antrag auf Eis gelegt. Zwei Gutachten sind in Auftrag gegeben, die die Wirtschaftlichkeit der Abfallwirtschaft Stuttgart feststellen sollen. Private sind weder billiger noch besser Längst ist erwiesen, dass Private weder billiger noch besser sind. Die Bürger/innen in Stuttgart wissen, was sie an ihrer öffentlichen Müllabfuhr haben und unterstützen die Initiative von ver.di. Die Beschäftigten, die sehr gut in ver.di organisiert sind, werden sich die Privatisierung und die damit verbundene Verschlechterung ihrer Bezahlung und ihrer Arbeitsbedingungen ohnehin nicht gefallen lassen. Gegen die Privatisierung der Müllabfuhr kann auch telefonisch votiert werden. Einfach unter 0800 / 330 49 70 anrufen. Der Anruf ist kostenfrei. RIEXINGER HANDEL Bunt und lautstark Erste Streiks im Einzelhandel Mehr als 250 Kolleginnen und Kollegen aus dem Einzelhandel aus ganz Baden-Württemberg demonstrierten am 15. Juni vor dem Verhandlungslokal in Sindelfingen lautstark, bunt und fantasievoll gegen die Provokation der Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen. Die Beschäftigten vom Handelshof Sindelfingen gingen noch weiter und legten an diesem Tag die Arbeit nieder. Die Provokation der Arbeitgeber ist unerträglich. Sie verweigern den Beschäftigten die längst fällige und verdiente Tariferhöhung. Sie wollen die Zuschläge für Spätarbeit und Nacht- arbeit streichen, damit sie die Läden noch länger ohne Mehrkosten aufmachen können. Mindestens so übel ist die Verschleppung der Tarifverhandlungen. Als dritten Verhandlungstermin boten die Arbeitgeber gerade mal den 20. Juli, also kurz vor den Schulferien, an. Streikmonat Juli Grund genug für ver.di, den Juli jetzt zum heißen Streikmonat im Handel zu machen. Auch der ver.di-Bezirk Stuttgart wird wieder kräftig mitmachen, wenn erneut gestreikt wird. RIEXINGER Am 26. Mai war die Mindestlohn-Tour in Stuttgart. Viele haben mitgemacht, das Wetter und auch die Zielgruppe. 250 Passantinnen und Passanten unterschrieben für ein Gesetz über einen Mindestlohn. Beim Gespräch mit Stuttgarter ParteienVertreter/innen forderten SPD und Linkspartei eine gesetzliche Verankerung des Mindestlohns, während Grüne und CDU hier Zurückhaltung üben wollen. Einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 € will die Stuttgarter SPD beim Bundesparteitag einbringen. Zwei Mal zog eine Karawane von Mindestlohn-Puppen und Trommlerinnen durch die Fußgängerzonen. Die Verbindung von Optik, Ton und Mindestlohn stieß auf viel Sympathie. BÄRBEL ILLI FOTO: MICHAEL KUPFERSCHMIDT ERWERBSLOSE Einmal die Woche Große Nachfrage bei Erwerbslosenberatung im ver.di-Bezirk Seit einem Jahr gibt es im ver.di-Bezirk Stuttgart eine Erwerbslosenberatung. Mit der zwangsweisen Auflösung des Stuttgarter Arbeitslosenzentrums hatte sich ver.di Stuttgart entschieden, Christa Cheval-Saur, ehemalige Mitarbeiterin des SALZ, für die Erwerbslosenberatung zu engagieren. Einmal in der Woche, dienstags von 9 bis 17 Uhr, berät sie Erwerbslose, meist Hartz IV-Bezieher/innen. Fast 400 Erwerbslose fanden seither bei ihr Rat. Zwei Drittel davon hatten Fragen im Zusammenhang mit Arbeitslosengeld II, das landläufig Hartz IV genannt wird. Die meisten Fragen gab und gibt es zu Wohnungs- und Unterkunftskosten. Die Bewilligungsbescheide für ALG II sind immer noch unklar und nicht nachvollziehbar, so Christa Cheval-Saur. Das zweitwichtigste Thema betrifft die Bedürftigkeit speziell zum angemessenen Vermögen. Viele Erwerbslose lassen sich vor der Antragstellung auf ALG II beraten, um zu erfahren, wie ihr Erspartes bewertet wird. Die Tatsache, dass dieses Problem häufig vorkommt, weist auch darauf hin, dass ältere Kolleg/innen, die nach langen Berufsjahren arbeitslos geworden sind, sich nun um ihre Altersrücklagen sorgen müssen. Der ver.di-Bezirk Stuttgart sieht sich nach einem Jahr Erwerbslosenberatung darin bestätigt, dass diese Einrichtung sinnvoll und wichtig ist. Wir freuen uns, dass wir mit Christa Cheval-Saur eine kompetente und engagierte Kollegin gefunden haben, die diese Aufgabe wahrnimmt. RIEXINGER ver.di Rhetorikklub: So finden Sie immer die richtigen Worte! 6.8. um 17 Uhr 30, Stadtgarten Stuttgart – 3.9. um 17 Uhr 30, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 – 17.9. um 19 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 – 1.10. um 17 Uhr 30, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 – 15.10. um 19 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245, jeweils Gewerkschaftshaus Stuttgart, Willi-Bleicher-Str. 20 www.toastmasters-stuttgart.de Führung „Demokratie gestern und heute“, 20.9. um 17 Uhr 50 Haus der Geschichte Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str.16 Informationsveranstaltung „Coaching für Mitglieder von Betriebsund Personalräten“, 25.9. um 17 Uhr Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 Vortrag „Trophäe und Opfer – und auch Heldin?“, 26.9. um 20 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 Vortrag „Mobbing“, 27.9. um 19 Uhr, Ev. Betriebsseelsorge Sindelfingen, Vaihinger Str. 24 Fish Bowl „Frauenförderung im Betrieb“, 9.10. um 19 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 Vortrag „Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz“, 11.10. um 17 Uhr 30, Gewerkschaftshaus, Stuttgart Raum 245 Sozialpolitische Diskussion, 16.10. um 17 Uhr 30 in Ludwigsburg Vortrag „Hartz-Gesetze für Ahnungslose“, 22.10. um 18 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 Vortrag „Ehrenamt contra Arbeitsplätze“, 25.10. um 19 Uhr, kath. Betriebsseelsorge Böblingen, Sindelfinger Str. 14 Beratungsangebot für Frauen „Von Arbeit muss Frau leben können – Kein Lohn unter 7,50 € pro Stunde“, Film, Lohn-Check, Schuldenregulierung, 25.10. um 19 Uhr, Gewerkschaftshaus Stuttgart, Raum 245 Seminare für Mitglieder Bei folgenden Seminaren ist eine Anmeldung erforderlich. Anmeldungen an ver.di-Bezirk Stuttgart, Bildung, Willi-Bleicher-Str. 20, 70174 Stuttgart bz.stuttgart@verdi.de Tel. 0711/16 64-000 oder -230, Fax 0711/16 64-109 Die Kosten der Seminare, Verpflegung und ggf. Unterbringung übernimmt ver.di Seminar „Jugend II“, 15.-19.10. in Mosbach Grundseminar für Vertrauensleute, 28.-29.9. im SSB Waldaupark Stuttgart-Degerloch – 9.-10.11. in Mosbach Aufbauseminar für Vertrauensleute „Öffentlichkeitsarbeit in Betrieb und Dienststelle“, 27.10. Karl-Kloß-Jugendbildungsstätte Stuttgart-Feuerbach Frauenseminar „Klartext reden“, 9.-10.11. in Stuttgart-Sillenbuch Seminar „Wie das Kapital die Wirtschaft kaputt macht“, 14.-16.11. in Mosbach Aufbauseminar „Die Zitrone ist ausgepresst – Teil 2“, 23.- 24.11. in Mosbach IMPRESSUM VERANTWORTLICH: VER.DI BEZIRK STUTTGART, WILLI-BLEICHER-STR. 20, 70174 STUTTGART; REDAKTION: BERND RIEXINGER, TEL. 0711/1664-200