Die Kartographie im Deutschen Alpenverein

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Die Kartographie im Deutschen Alpenverein
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In jüngerer Zeit sind eine Reihe von Aktivitäten zur Hochgebirgskartographie zu
verzeichnen; so wurden in den vergangenen Jahren zwei einschlägige Workshops
in den Ostalpen veranstaltet, und zwar 1998 in der Silvretta (.UL], 1998) und –
international besetzt – 2000 auf der Rudolfshütte im Großglocknergebiet. 1998
entstand die Kommission für Hochgebirgskartographie bei der DGfK; 1999 kam es
zur Gründung der Commission on Mountain Cartography der ICA. Die Bedeutung
des Gebirges überhaupt lässt sich auch daran erkennen, dass die Vereinten
Nationen das Jahr 2002 als Internationales Jahr der Gebirge proklamierten.
Gleichwohl hat die Hochgebirgskartographie in den Alpen durch die Kartographie
alpiner Vereine eine lange Tradition. So geht die Geschichte der Alpenvereinskartographie in den Ostalpen bereits auf 135 Jahre zurück. Seit knapp hundert Jahren werden Alpenvereinskarten hergestellt, die – mehrfach aktualisiert –
auch heute noch in Gebrauch sind. Dieses Erbe, diese lange Tradition gilt es zu
pflegen und neuen Ansprüchen und Möglichkeiten anzupassen.
Die Alpenvereinskarten haben zumeist einen Maßstab von 1:25 000 und eine
Äquidistanz von 20 bzw. 25 m; Maßstab und Äquidistanz sind für die Orientierung
im Gelände und zur Kartenauswertung für wissenschaftliche Aufgaben zwingend.
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in mehreren Ländern alpine
Vereine zur Erschließung der Alpen gegründet (siehe Tab. 1). Diese Bergsteigervereine bzw. alpinen Vereinewaren und sind nicht nur gemeinnützige Vereine
zur Förderung des Bergsteigens, sondern widmeten sich wesentlich auch der
Erschließung und Erforschung der Alpen.
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Tab. 1: Gründungsdaten alpiner Vereine
1857: britischer „Alpine Club“ (A. C.)
1862: „Österreichischer Alpenverein“ (OeAV)
1863: „Schweizer Alpenclub“ (SAC)
1863: „Club Alpino Italiano“ (CAI)
1869: „Deutscher Alpenverein“ (DAV)
1873: Vereinigung zum „Deutschen und Österreichischen Alpenverein“
DuOeAV
1874: „Club Alpin Francais“ (CAF)
Zumindest in den Anfangsjahren hatten die meisten dieser alpinen Vereine außer dem britischen Alpine Club - deshalb auch kartographische Aktivitäten.
Grund hierzu war, daß die amtlichen Karten des ausgehenden 19. Jahrhunderts
den Anforderungen der Alpinisten nicht genügen konnten. Der Schweizer Alpenclub und der Club Alpin Francais haben lediglich in der Anfangszeit Karten für die
Westalpen herausgegeben; danach genügten - insbesondere in der Schweiz - die
amtlichen Karten, die zunächst im Maßstab 1:50.000 und dann später durchwegs
im Maßstab 1:25.000 erschienen.
Der OeAV veröffentlichte bereits 1861 seine erste Karte. Nachdem es in Österreich - also in den Ostalpen - nach 1900 nur kurzzeitig ein unvollständiges amtliches Kartenwerk 1:25.000 gab, reichen die kartographischen Aktivitäten des
Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins bis in die heutige Zeit. Mit
dieser inzwischen 140-jährigen Geschichte der Kartographie des Alpenvereins
beschäftigten sich insbesondere )LQVWHUZDOGHU (1935), $UQEHUJHU (1970) und .LQ]O
(1972), sowie in neuerer Zeit 6FKLUPHU (1996). Hilfreiche Periodisierungen der
Kartographie des Alpenvereins erstellten )LQVWHUZDOGHU (1935), $XUDGD(1962 und
1963) und$UQEHUJHU (1970)Neuere Beiträge zur Kartographie des Alpenvereins
sind Aufsätze von %UXQQHU (1998) und *DUWQHU(1998).
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Auf die in den ersten vierzig Jahren der Alpenvereinskartographie bearbeiteten
Karten sei nur sehr kurz eingegangen: die erste Alpenvereinskarte, die 1861 erschienene zweifarbige „Specialkarte der Umgebung des Ankogels“ hatte einen
Maßstab von 1:72.000. Es folgten Karten in unterschiedlichen Maßstäben, Kartengestaltungen und Kartenherstellungsverfahren, die auf amtlichen topographischen Grundlagen basierten. Infolge dieser Uneinheitlichkeit wurden die
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Produkte dieses Zeitraums von $XUDGD (1962) in vier, von $UQEHUJHU (1970) in
zwei Perioden eingeteilt.
Diese Karten haben heute lediglich historischen Wert und verdeutlichen eine Zeit
des Experimentierens verschiedener Topographen und Kartographen.
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Ab der Wende zum 20. Jahrhundert setzt die „Periode der klassischen Alpenvereinskartographie (1900 – 1967)“ ein ($UQEHUJHU 1970; $XUDGD 1962 und 1963).
Die Karten haben nunmehr fast ausschließlich den Maßstab 1:25.000, der
zwingend für die Orientierung im Gelände ist; nur einige wenige Karten erscheinen
im Maßstab 1:50.000. Fast sämtliche Karten dieser Periode sind auch heute noch
– natürlich mehrfach aktualisiert – erhältlich. Im Folgenden soll dieser für die
Alpenvereinskartographie sehr fruchtbare Zeitabschnitt kurz und generalisiert
beschrieben werden.
Die Karten dieses Zeitabschnitts sind geprägt durch eigene topographische
Aufnahmen des Alpenvereins, die sich auf amtliche geodätische Grundlagen
stützten, einer Kartengestaltung in drei Farben sowie – fast ausschließlich – durch
die Lithographie als Kartentechnik.
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Die Kartenaufnahme besorgte – mit wenigen Ausnahmen - der schweizerische
Topograph /HR $HJHUWHU (1875 – 1953); die Steingravur zur druckfähigen Umsetzung der Entwurfszeichnung erledigte ab 1904 der Kartolithograph +DQV5RKQ
(1868 – 1955). Die topographischen Grundlagen entstanden zunächst in einer
ersten Phase durch klassische, punktweise arbeitende terrestrische Verfahren,
zumeist durch Messtischaufnahmen, die /HR$HJHUWHUbesorgte.
1912 begann mit einer zweiten Phase durch den Einsatz photogrammetrischer
Verfahren ein tiefgreifender Einschnitt. Ab 1922 erfolgte die Kartenaufnahme
dann ausschließlich durch terrestrisch-photogrammetrische Aufnahmen, dadurch
ist eine linienhafte Auswertung am Stereokartiergerät möglich. Dies verhilft vor
allem Höhenlinien zu einer hohen geometrischen und geomorphologischen
Genauigkeit. Die ersten Karten dieser zweiten Phase waren die „Karte der Loferer
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Steinberge“ (1925) und die „Karte der Leoganger Steinberge“ (1926); Aufnahme
und Auswertung besorgte im Auftrag des Alpenvereins 5LFKDUG )LQVWHUZDOGHU
(1899 – 1963). Bei den späteren Karten erledigten dann seine Mitarbeiter und
Schüler Aufnahme und Auswertung. Mit drei Blättern der „Karte der Zillertaler
Alpen“ ging dieser Zeitabschnitt der Alpenvereinskartographie 1936 zu Ende.
Kartographisch bemerkenswert ist die Entwicklung der Felszeichnung von /HR
$HJHUWHUanfangs setze er noch ganz nach schweizerischem Vorbild auf schräge
Beleuchtung, später folgt zunehmend eine Abwendung von den schweizerischen
„Reliefkarten“ zur Annahme einer steilen bis sehr steilen Beleuchtung.
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Diese Periode ist geprägt durch eine Felszeichnung, in der grundsätzlich auch
Höhenlinien dargestellt werden. Dieses Verlangen ging wesentlich auf 5LFKDUG
)LQVWHUZDOGHU, aber auch auf andere Wissenschaftler zurück. Realisiert wurde
dies durch den Kartolithographen )ULW] (EVWHU (1901 – 1963) mit einer Felszeichnung, die aus einer Scharung feiner Felschraffen unter Annahme einer
steilen West- bis Nordwestbeleuchtung besteht, in welche sich die Höhenlinien
graphisch gut integrieren lassen ((EVWHU, 1935). Die erste Realisierung dieser
Kartengraphik der (EVWHU-Periode findet sich im „Kartenwerk der Stubaier und
Ötztaler Alpen“ mit sechs Kartenblättern, von denen vor dem Zweiten Weltkrieg
noch die beiden Blätter der Stubaier Alpen erschienen.
Die terrestrisch-photogrammetrischen Aufnahmen und Auswertungen dieser
Periode besorgte (UZLQ6FKQHLGHU (1906 – 1987).
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Ab 1938 hieß der Verein nur noch „Deutscher Alpenverein“ (DAV), nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde er von den Alliierten aufgelöst. Die Wiederbegründung
des Österreichischen Alpenvereins (OeAV) vollzog sich bereits 1947; im Jahre
1950 – also vor fünfzig Jahren - kam es zur erneuten Gründung des Deutschen
Alpenvereins (DAV).
In Österreich konnte die Alpenvereinskartographie schon bald ihre Arbeit wieder
aufnehmen: bis 1954 erscheinen zunächst die restlichen Kartenblätter des
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„Kartenwerks Stubaier und Ötztaler Alpen“. Bei Neuherstellungen („Lechtaler
Alpen – Arlberg-Gebiet“, „Wetterstein- und Mieminger Gebirge“) kamen erstmals
moderne Verfahren der Originalherstellung und von nun an ausschließlich auch
der Offsetdruck zum Einsatz. Mit der Karte „Totes Gebirge“, für die erstmals die
Luftbildphotogrammetrie topographische Grundlage für eine Neuherstellung bot,
ging die Ära von )ULW](EVWHUund (UZLQ6FKQHLGHUzu Ende
Die Bearbeitung der Alpenvereinskarten erfolgte schon seit längerem praktisch
ausschließlich in Österreich. Lediglich die Auswertung der photogrammetrischen
Aufnahmen wurde an deutschen Hochschulinstituten ausgeführt.
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Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland zunächst keine kartographischen Aktivitäten; der DAV beteiligte sich aber finanziell an der AV-Kartographie. 1958 wurde zwischen dem OeAV und dem DAV vereinbart, daß die
Alpenvereinskartographie als gemeinsame Aufgabe durchzuführen sei. Im Jahre
1966 – also vor 35 Jahren – wurde 5GLJHU )LQVWHUZDOGHU (*1930) zum Beauftragten für das Kartenwesen des DAV bestellt; diese Tätigkeit führte er sehr
erfolgreich bis zu seiner Emeritierung an der TU München im Jahre 1997 durch.
1967 gründete der DAV eine eigene Kartenstelle in München und bereits 1968
kam es zur Einstellung des ersten Kartographen; vorangehende Arbeiten wurden
über Werkaufträge erledigt. Ein Jahr darauf, wurde zwischen dem OeAV und dem
DAV eine Vereinbarung über die Alpenvereinskartographie getroffen, nach der die
Alpenvereinskarten gemeinsam weiterbearbeitet werden sollen. Ein jährlich
tagender Kartographieausschuss stimmt jeweils die Arbeitsprogramme ab
()LQVWHUZDOGHU1978 1980 und1994).
Gegenwärtig sind zwei Kartographieingenieure - Dipl.-Ing (FH) - für den DAV tätig:
-RKDQQHV)LVFKHU (seit 1981) und 5RODQG0DX] (seit 1983).
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%UDQGVWlWWHU3HULRGH
Neben der anfallenden Aktualisierung vorhandener Alpenvereinskarten erfolgten
sogleich Neuherstellungen. Hierzu konnte der österreichische Topograph und
Kartograph /HRQKDUG%UDQGVWlWWHU(* 1906) gewonnen werden, der seine Methode
zur Gestaltung von Hochgebirgskarten erstmals vor sechzig Jahren vorgestellt hat
(%UDQGVWlWWHU 1941) und dann mehrfach theoretisch (%UDQGVWlWWHU 1957 und 1968)
und praktisch unter Beweis stellte. 1969 erschien mit dem Blatt „Steinernes Meer“
das erste Ergebnis dieser Periode (%UDQGVWlWWHU 1969 und 1974); 1972 folgte das
Blatt „Hochkönig - Hagengebirge“ ()LQVWHUZDOGHU,1972), weitere drei Karten
erschienen bis 1979. Die Nebenkarte „Mannlwand, Maßstab 1:12 500“ zur Karte
„Hochkönig - Hagengebirge“ findet sich auf der Titelseite.
Die Karten dieser Periode sind gekennzeichnet durch die ausschließliche Verwendung der Luftbildphotogrammerie zur Gewinnung der topographischen
Grundlage und durch die „geometrisch gebundene Felsdarstellung“ von /HRQKDUG
%UDQGVWlWWHU. Wesentliche Merkmale dieser Felsdarstellung ist die vollständige
Darstellung durch Höhenlinien bis zur Steilgrenze, die im Maßstab 1:25 000 bei
etwa 75° liegt. Im Steilraum darüber wird – neben den Zähllinien - ein
Scharungsersatz in Form von Schraffen verwendet. Eine Kantenzeichnung für
positive und negative Kanten ordnet die Felsdarstellung und klärt den Verlauf der
Höhenlinien. Im flachen Fels, so auch im Karst, wird eine Struktur- und Gefügezeichnung verwendet. Neue Wege wurden auch bei der Darstellung der Bodenbedeckung begangen, so werden mit Flächenfarben landwirtschaftliche Flächen, Wald, Krummholz und schließlich alpiner Pflanzenboden ausgewiesen, was
zu einer gewissen Höhenplastik führt.
Die geodätischen Grundlagen und photogrammetrischen Auswertungen wurden
vom Institut für Photogrammetrie und Kartographie der TU München erbracht, z.T.
konnten auch vorhandene Auswertungen 1:10.000 aus Bayern und Österreich
genutzt werden.
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1988 erscheint eine weitgehende Neubearbeitung der Karte „Brentagruppe“ vom
Jahre 1908 durch *XVWDY 1HXJHEDXHU. Diese Bearbeitung beruht auf einer
photogrammetrischen Auswertung von Luftbildern und einer kartographischen
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Neubearbeitung mit Ausnahme der Fels- und Schuttflächen: hier wurde die Felsund Schuttzeichnung von /HR $HJHUWHU in der brillanten Steingravur von +DQV
5RKQ erhalten (1HXJHEDXHU 1987 und 1988).
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Vom Bestand der Alpenvereinskartographie werden gegenwärtig knapp fünfzig
Karten des Ostalpenraums vorgehalten. Die meisten dieser Karten im Maßstab
1:25.000 entstanden seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Alpenverein;
einige der Karten sind Lizenz-Ausgaben amtlicher österreichischer Karten in
Sonderschnitten, zumeist im Maßstab 1:50.000.
Daneben bearbeitet die Alpenvereinskartographie ca. zwanzig Karten außeralpiner Hochgebirge in Maßstäben von 1:25.000 bis 1:100.000, auf die hier nicht
eingegangen werden kann; es sei lediglich auf die gerade erschiene Neubearbeitung der Karte „Cordillera Blanca (Nord)“, Maßstab 1:100.000 durch die Kartographie des Österreichischen hingewiesen (0RVHU, u.a. 2001).
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Hauptaufgabe der Alpenvereinskartographie ist die Laufendhaltung ihrer Karten.
Diese Aufgabe zur Aktualisierung der Alpenvereinskarten ergibt sich aus den
Veränderungen in der alpinen Landschaft. Dies sind im anthropogenen Bereich
umfangreich Erweiterungen von Siedlungen und der Bau von Straßen und Wegen; im natürlichen Bereich verlangt der Rückzug der Gletscher Aktualisierungen
des Karteninhalts. Die Fortführung der Karten erfolgt im Durchschnitt alle acht
Jahre; diese Arbeit haben sich die Kartographiestellen in Innsbruck und München
aufgeteilt. Die Erfassung der Veränderungen erfolgt dabei vielfältig und in
unterschiedlicher Weise, so auch durch Nutzung amtlicher Karten und Luftbilder.
Hohen Stellenwert hat jedoch die Geländebegehung, bei welcher mit einfachen
Mitteln Veränderungen der Landschaft erfaßt werden. Ergebnis der Erfassung ist
eine Entwurfszeichnung; am Ende steht die Einarbeitung der Veränderungen in
die Kartenoriginale, dies erfolgte bis 1993 ausschließlich mit traditioneller Technik.
Anfang der 90er Jahre war es das Bestreben des Verfassern, hier digitale Techniken einzuführen. Nach ersten Erfahrungen mit digitaler Kartentechnik erfolgten
am Lehrstuhl für Kartographie und Topographie der Universität der Bundeswehr
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München ab 1993 erfolgreiche Arbeiten zur Aktualisierung der Kartenoriginale,
zunächst mit Graphikprogrammen an Mikrocomputern (%UXQQHU 1995). Auf diese
Weise wurden 1993 für die Alpenvereinskarten „Zillertal Ost“ und 1995 „Rofan“ die
Kartenoriginale aktualisiert, wobei sich die digitale Kartentechnik auf die
Fortführungsbereiche beschränkte; die Vereinigung mit dem alten Stand geschah
kopiertechnisch auf konventionelle Weise.
Bald darauf erfolgte die Beschaffung weitgehend identischer digitaler Arbeitsplätze für die Kartographie des OeAV in Innsbruck (1996) und für jene beim DAV
in München (1997). Über die digitale Fortführung der Kartenoriginale bei der
Kartographie des DAV in München berichtet -RKDQQHV)LVFKHU in diesem Heft.
*HRUHIHUHQ]LHUXQJ
Die Alpenvereinskarten beruhen auf verschiedenen topographischen Aufnahmen
mit unterschiedlichen geodätischen Grundlagen und Bezugssystemen. Deshalb
wurde bisher konsequenterweise auf den Eintrag eines geodätisch orientierten
Gitters verzichtet; lediglich die geographische Länge und Breite war an der
Kartenbegrenzungslinie angerissen. Solange der Bergsteiger sich mit Bussole,
Höhenmesser und Schrittmaß orientierte, war dies auch kein Manko. Erst die
Nutzung von GPS-Handgeräten zur Orientierung im Hochgebirge gemeinsam mit
Karten verlangte - insbesondere nach der Abschaltung der Selective Availability
ab Mai 2000 - nach einer Georeferenzierung mit einem einheitlichen expliziten
Raumbezug. Gegenwärtig wird deshalb im Rahmen der Kartenfortführung eine
Georeferenzierung der einzelnen Kartenblätter ausgeführt; die innere Genauigkeit
der Karten läßt dies durchaus zu (siehe 5.3). Die Kartenblätter erhalten hierzu ein
UTM- Gitter auf der Grundlage von WGS 84. Dies ist möglich, weil in Österreich
gegenwärtig das Militärische Kartenwesen auf das UTM-System mit dem
geodätischen Datum WGS 84 umgestellt wird (=LHUKXW 1998).
*HRPHWULVFKH *HQDXLJNHLWXQG+RPRJHQLWlW
Die Tatsache der mehrfach angesprochenen unterschiedlichen topographischen
Aufnahmen auf verschiedenen geodätischen Grundlagen ließ aber zunächst eine
inhomogene Kartengeometrie mit unterschiedlichen Lagefehlern erwarten. Eine
derartige Inhomogenität hätte aber eine einheitliche Georeferenzierung und somit
die Nutzung von GPS-Geräten zunächst verhindert.
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Eine Genauigkeitsanalyse (3HQ]NRIHU %UXQQHU )LVFKHU und 5HLQKDUGW, 2001)
ergab jedoch eine erstaunlich gute geometrische Genauigkeit, so daß für einen
Großteil der Alpenvereinskarten Lagefehler unter 20 m, also deutlich unter 1 mm
im Kartenmaß angenommen werden können.
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Neben topographischen Karten im Printmedium etablieren sich gegenwärtig
elektronische Bildanzeigen von Karten: Rasterdaten von Karten, vorgehalten auf
CD oder im Internet, zur Bildanzeige an Monitoren gewinnen an Bedeutung. Dies
macht aber sicherlich nur Sinn, wenn die Kartenvisualisierung Bestandteil eines
kartenorientierten Auskunftssystems ist.
Auch für die Alpenvereinskartographie wurde beizeiten eine derartige Nutzung
immer leistungsfähiger und preiswerter werdender Rechner angedacht. So etwa
als elektronische Zusammenführung von Alpenvereinskarte, Bergführer
(Textband), Photographien und weiterer Informationen unterstützt durch InternetLinks für Wettervorhersage und Fahrpläne zur Routenplanung (Routing) am
heimischen PC bis hin zur virtuellen und besonders umweltfreundlichen Bergtour.
/LWHUDWXU
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