Call Center Trends 2012
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Call Center Trends 2012
Call-Center Trend-ter newslet 2012 B E R AT U N G S B R I E F V O N G Ü N T E R G R E F F www.Call-Center-Experts.de AUSGABE 12/2011 – DEZEMBER Callcenter 2012 – Die Megatrends: Wie die „fanatischen Vier“ die Callcenter-Welt verändern Kein Zweifel, die Kommunikation mit Interessenten und Kunden hat sich in diesem Jahr verändert und wird sich im nächsten Jahr weiter verändern. Von Günter Greff INHALT TOPTHEMA Callcenter 2012 – Die Megatrends: Wie die „fanatischen Vier“ die Callcenter-Welt verändern Seite 1 CALLCENTER-TRENDS 2012 Callcenter-Trend 2012 – Die Zukunft der Dienstleister: Warum der Service von heute Morgen schon zu wenig sein kann Seite 3 Seite 5 Seite 7 Callcenter-Trends 2012 – Die Prozesse werden vielfältiger: Verantwortlich sind nicht nur die sozialen Netze wie man denken könnte. Shopping im Internet ist heute oft schon „kundenorientierter“ als der Anruf in einem Callcenter, ja, oft sogar kundenfreundlicher als der Besuch in einem Einkaufszentrum oder einem Fachgeschäft. Einer der „fantastischen Vier“ des Internets (siehe „Der Spiegel“ 49/2011), der Amazon-Gründer Jeff Bezos, macht es vor, wie das geht. Kundenbegeisterung am Telefon Den aktuellen Fahrplan der Deutschen Bahn, einschließlich Verspätungen, erfahre ich mit einer App wesentlich schneller, als durch einen Anruf im Servicecenter. Der kürzlich verstorbene Steve Jobs, Nummer zwei der „fanatischen Vier“, hat uns gezeigt, wie das einfach und schnell geht. Die beiden Nummer drei, Larry Page und Sergey Brin von Google, führen z.B. die telefonische Auskunft ad absurdum. Täglich erhält das Unternehmen eine Milliarde Suchanfragen zu allen möglichen Fragen, die vor einiger Zeit noch in einem Callcenter landeten oder nach denen gar nicht gefragt wurde. Und die Nummer vier der „fanatischen Vier“? Sie heißt Mark Zuckerberg und hat das Unternehmen Facebook in sieben Jahren von null auf einen Wert von 100 Milliarden Dollar entwickelt, und wird vielleicht bald 1 Milliarde Mitglieder gewinnen. Wenn man bedenkt, dass vor einigen Wochen der siebenmilliardste Mensch geboren wurde, bedeutet dies: Jeder siebte Mensch ist Facebook-Nutzer. Vor dieser „Übernahmestrategie des Internets“ haben die anderen drei einen enormen Respekt und wollen das natürlich mit aller Macht verhindern. Was bedeutet dies für die Callcenter 2012? 1. Die Communities lösen ihre Probleme selbst, da braucht man kein Callcenter mehr. 2. Kundenorientierte „Internet-Shops“, die auch noch bessere und kompetentere Beratung und sogar Einkaufserlebnisse bieten, ersetzen Callcenter. 3. Hochintelligente Suchmaschinen und Apps geben uns zu den meisten Fragen, die wir haben, schneller und aktueller Antwort als die Agentin und der Agent im Callcenter. Fortsetzung auf Seite 2 Turbolader für performante und fehlerfreie Prozesse Callcenter-Trend 2012 – Kommunikationstechnik anpassen: Know-how im Callcenter durch „ESR“ automatisiert und zielgerichtet nutzen Callcenter-Trends 2012 – Einbindung in die Kommunikationsprozesse: Contactcenter und Social Media – Voraussetzungen und Tipps zur Einführung Seite 8 Callcenter-Trends 2012 – Mobile Kommunikation: Smart fast ohne Phone Seite Callcenter-Trends 2012 – Social-CRM verändert die Kundenkommunikation: Sag mir, wer dich kennt Seite 10 11 Callcenter-Trends 2012 – Kundenkommunikation: Wie Sie mit Emotional Power Kunden und Mitarbeiter Seite 12 begeistern Callcenter-Trends 2012 – E-Learn im Blended Learning: Der individuelle Kunde steht im Mittelpunkt Seite 13 Callcenter-Trends 2012 – Kundenkommunikation: Social Media und Mobile Web für KMU Seite 14 Callcenter-Trends 2012 – Arbeitsverträge müssen angepasst werden: Soziale Medien und Arbeitsrecht Seite 16 Callcenter-Trends 2012 – Die Zukunft der Callcenter-Messen: Das Beispiel CallCenterWorld Seite 17 Seite 18 Callcenter-Trends 2012 – Und was kommt dann?: Auf was sich Kunden und Callcenter-Betreiber einstellen sollten AKTUELL www.Call-Center-Experts.de EDITORIAL BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 2 TERMINE Fortsetzung von Seite 1 27.02.-01.03.2012, BERLIN Was bleibt noch übrig für die Callcenter? Nun, das Wertvollste, die Sprachkommunikation von Menschen: Gefühle zeigen, miteinander lachen, traurig sein, Begeisterung zeigen, Freude ausstrahlen, individuelle Fragen stellen und auch beantworten und, und, und … Die Allerallerbesten der Kundenkommunikation haben das seit längerer Zeit erkannt. Tony Hsieh, der Gründer des Schuhhändlers Zappos (heute gehört das Unternehmen zu Amazon und heißt Zinio), und auch Nespresso in Frankreich wissen, wie wichtig die Telefonkommunikation für den Erfolg ihres Geschäfts ist. Deshalb gibt es auch Nettokontakte, keine begrenzte Anrufzeiten, keine Bezahlung nach Gesprächsminuten und keine Telefonskripts. „Der Kunde ruft dann an, wenn er das erste Mal mit uns Kontakt aufnimmt oder wenn er etwas wissen will, was für ihn wichtig ist. Sonst kauft er bei uns im InternetShop. Wenn der Kunde anruft, dann haben wir alle Zeit der Welt für ihn. Und wenn das Telefongespräch beendet ist, dann soll der Kunde von uns so begeistert sein, dass er das Telefonerlebnis möglichst vielen Menschen weitererzählt“, sagt Tony Hsieh. Ähnliche Erfahrungen hat Nespresso in Frankreich gemacht. Die Kunden kaufen im Internet und in den Nespresso-Shops in den Innenstädten. Und sie haben Fragen an das Unternehmen: „Woher kommt der Kaffee?“, „Sind die Kapseln nicht umweltschädlich?“, „Nutzt ihr auch die Kaffeefarmer aus?“ usw. Beim Beantworten der Fragen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Nespresso-Callcentern (es werden immer mehr eingestellt) nur ein Ziel: Begeisterte Kunden, wenn das Gespräch beendet wird. Und da kann es dann eben keine Gesprächszeitbegrenzung usw. geben. Fazit: Die Welt der Kundenkommunikation verändert sich. Dies bedeutet für die Callcenter: völlig andere Ansätze für die Aus- und Weiterbildung, innovative Technik, andere Arbeitsverträge, angepasste Prozesse. Antworten geben Ihnen auch dieses Jahr wieder unsere Call-Center-Experten. Ihnen und den vielen anderen Kolleginnen und Kollegen, die 2011 unsere Wissensdatenbank mit ihren kompetenten Beiträgen unter www.Call-CenterExpert.de erweitert haben, ganz vielen Dank. Ihnen liebe Leserinnen und Leser wünscht das Team von Call-Center-Experts Frohe Weihnachten und ein friedvolles Jahr 2012 Ihr Günter Greff CallCenterWorld Die CallCenterWorld im Berliner Estrel Convention Center setzt auf ein neues Hallenkonzept und präsentiert sich im neuen Gewand. Die bewährten Messeformate Demoforum, LiveCallCenter, Outsourcing Plaza sowie die Messeforen für die Firmenpräsentationen erhalten neue Standorte. Somit wartet künftig jede der fünf Hallen mit jeweils einer Messeattraktion als Anlaufpunkt für die Besucher auf. Neue Meet- & Seat-Areas in den Hallen eins und vier schaffen zudem erstmalig Networking-Zonen innerhalb der Messe; Info-Terminals sorgen zusätzlich für die leichtere Navigation vor Ort. Auch der Kongress erhält mit dem EstrelSaal in unmittelbarer Nähe zum Checkin-Bereich ein neues Zuhause. www.callcenterworld.de 13.01.-14.01.2012, FRANKFURT 31.01.-01.02.2012, MÜNCHEN Strategische Marketingkommunikation Die Ansprüche an eine erfolgreiche Marketingkommunikation sind erheblich gestiegen. Das Social Web nimmt weitreichenden Einfluss darauf, wie Märkte kommunizieren. Doch nur wenn Ihre Kommunikationsstrategie schlüssig aus den Marketingzielen abgeleitet ist, Ihre Botschaften und Maßnahmen stimmig sind und alle Kommunikationsinstrumente sinnvoll miteinander verknüpft sind, wird Ihre Marketingkommunikation erfolgreich sein. Sofort umsetzbares Wissen steht bei diesem Seminar im Vordergrund. www.managementcircle.de 25.01.-26.01.2012, MÜNCHEN 07.03.-08.03.2012, DÜSSELDORF NEWS WETTBEWERB FÜR AZUBIS: Junge Dialogmarketingtalente gesucht Ab sofort können sich alle angehenden Kaufmänner und Kauffrauen für Dialogmarketing sowie Servicefachkräfte für Dialogmarketing zum bundesweiten Wettbewerb „Young Professionals 2012 – Talente im Dialog“ anmelden. Bis zum 23. Dezember 2011 haben Auszubildende aus allen drei Lehrjahren die Möglichkeit, ihre Bewerbungsunterlagen per Post oder im Internet einzureichen und damit die Chance, sich für den Wettbewerb zu qualifizieren. Insgesamt 60 Finalisten treten am 1. März 2012 auf der Kongressmesse CallCenterWorld zur Endrunde an. www.young-professionals.biz Social Media in der Kommunikation Aktualität und Direktheit von Social Media bieten ein neues Potenzial für die zielgerichtete Außendarstellung und Kundenbindung. Das Seminar präsentiert drei Kommunikationsexperten, die ihr Praxiswissen aus unterschiedlichen Perspektiven vermitteln, darunter ein Blogger und eine Community-Managerin. Für die Teilnehmer ist das ein Knowhow-Vorsprung in der Kommunikation. www.management-forum.de CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 3 Callcenter-Trend 2012 – Die Zukunft der Dienstleister: Warum der Service von heute Morgen schon zu wenig sein kann „Service ist geil“, so könnte der zukünftige Werbeslogan der Servicedienstleister lauten. Qualitativ hochwertige Serviceangebote versetzen Unternehmen in die Lage, die Zufriedenheit ihrer Kunden zu steigern und die Kundenbindung zu festigen. Service könnte so zukünftig ein, wenn nicht sogar das entscheidende Differenzierungsmerkmal für Unternehmen sein. Von Walter Benedikt Nähern sich doch Produkte beziehungsweise Dienstleistungen unterschiedlichster Anbieter in Preis und Qualität immer weiter an. Und der Benefit aus Sicht der Verbraucher liegt auf der Hand: Die Kunden erhalten, ob am Telefon, im Chat, per E-Mail oder in den sozialen Medien, die Hilfestellungen und Antworten, nach denen sie gesucht haben – eine Win-winSituation für Verbraucher und Unternehmen. Im Internet, auf Veranstaltungen und in den einschlägigen Fachmagazinen wird derweil emsig über die Zukunft des Kundenservice diskutiert, und der Hotline bescheinigen einige Selfserviceanbieter, Journalisten und Blogger sogar den baldigen Tod. Zum Glück trifft nicht jede Prognose ein, komme sie von noch so prominenter Seite – weder der ehemalige IBM-CEO Thomas Watson („Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt“) noch MicrosoftMitbegründer Bill Gates („Mehr als 640 Kilobyte-Speicher werden Sie niemals benötigen“) sollten mit ihren Aussagen recht behalten. Service wird sich differenzieren, und die Anforderungen steigen – für die Dienstleister, aber auch für die Servicemitarbeiter. Diese müssen höherwertigere Anforderungsprofile erfüllen. Damit entstehen auch neue Anforderungen an die Weiterbildungskompetenz der Dienstleister. Einige Serviceleistungen verlagern sich von den Sprachkanälen auf Serviceplattformen, und Social Media wird für den Kundenservice an Bedeutung gewinnen. Dies belegt eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH (WIK). Demnach lag das Marktvolumen für sprachbasierte Servicedienste 2008 bei 1,9 Milliarden Euro gegenüber 2 Milliarden, die jeweils 2006 und 2007 erzielt wurden. 2009 ist ein weiterer Rückgang auf 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro eingetreten. Das Hotline-Geschäft sei auch 2010 schwächer geworden und verschiebe sich in Richtung Mobilfunk, so WIK-Studienautor Ralf G. Schäfer. Niemand kann in die Zukunft schauen. Und dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass Servicedienstleistungen nicht aus der Mode kommen. Was mich da so sicher macht? Die Erfahrungen, die wir bei der 3C DIALOG seit der Gründung 1998 gemacht haben, und das Feedback unserer Kunden. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Immobilienbranche haben wir zwei Millionen Kontakte aus dem Immobilienumfeld analysiert. Fortsetzung auf Seite 4 IMPRESSUM Call-Center-Experts ist ein Experten-Dienst mit einem monatlichen Beratungsbrief und einem Themenportal. Jährliche Bezugs- und Nutzungsgebühr 169 Euro zzgl. 19 Prozent MwSt. Bestellungen ausschließlich über das Internetportal. Herausgeber und Redaktion: Günter Greff Medien GmbH Vor dem Hagen 7 27243 Dünsen E-Mail: Perspower@aol.com Tel. 01 70 / 6 29 67 04 Abonnenten-Service: Tel. 09 31 / 3598110, Fax 09 31 / 3598111 abo@expert-sites.de Verlag: Schimmel Media Verlag GmbH & Co. KG, Kantstraße 38, D-97074 Würzburg, Geschäftsführer: Martina Schimmel, Gudrun Schimmel-Wanner, Ingo Schloo. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Verarbeitung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 4 Fortsetzung von Seite 3 Dabei fiel auf, dass es sich bei 70 Prozent der Kontakte um persönliche Einzelfälle handelte. Die Verbraucher im Alter zwischen 18 und 90 Jahren nahmen mit dem Unternehmen Kontakt auf, um beispielsweise Fragen zur persönlichen Heizkostenabrechnung oder dem eigenen Mietvertrag zu klären. Die Serviceanfragen beinhalteten persönliche und vertrauliche Daten und waren daher für eine Bearbeitung via Social Media gänzlich ungeeignet. Dies lässt den Schluss zu, dass die Servicekontakte in dieser spezifischen Branche auch in Zukunft einzelfallbezogen und stark individualisiert bleiben werden. Schließlich erwartet jeder Kunde eine auf ihn zugeschnittene Lösung. 10 Thesen zum Kundenservice von morgen: 1. Die Herausforderungen an den Kundenservice sind stark gestiegen. 2. Es findet eine Verlagerung von den Sprachkanälen hin zu den Serviceplattformen statt. 3. Das persönliche Gespräch ist nicht aus der Mode gekommen. 4. Selfserviceplattformen können nicht die ganze Breite des Kundenservice abwickeln. 5. In Zukunft wollen die Kunden selbst entscheiden, auf welchem Weg sie an ein Unternehmen herantreten. 6. Unternehmen müssen ihre bestehenden Serviceangebote um die sozialen Medien erweitern, wenn sie in Zukunft mit ihren Kunden und Konsumenten in Kontakt bleiben wollen. 7. Callcenter müssen in der Lage sein, alle Kommunikationswege, sei es E-Mail, Telefon, Fax, Chat oder zum Beispiel Social Media, abzubilden und zu erfassen. 8. Social Media ist nicht nur ein weiterer Kommunikationskanal, sondern geht mit einem Kulturwandel einher. 9. Kundenservice bedeutet zukünftig nicht, ausschließlich Anfragen reaktiv zu bearbeiten, sondern auch Kunden aktiv anzusprechen. 10. Je komplexer die Serviceanfrage ist, desto eher greifen die Kunden zum Hörer. Zum Autor: Walter Ein etwas anderes Bild zeichnet sich in der Energiewirtschaft ab: Die hiesigen Unternehmen sehen sich mit den Änderungen durch das Smart Metering konfrontiert, dem sogenannten „intelligenten Messsystem“. Bis 2020 sollen mindestens 80 Prozent aller Stromkunden einen Smart Meter erhalten, so sieht es das dritte EU-Binnenmarktpaket vor. Zum jetzigen Zeitpunkt nehmen bereits viele Kunden bei Fragen rund um die Stromabrechnung Kontakt mit dem Kundenservice auf. Mit der Verbreitung der Smart Meter wird zwar die Einführung differenzierter, aber auch erklärungswürdiger Verbrauchsmodelle einhergehen. Auch wenn die Abrechnungssysteme zielgenauer auf die Kunden zugeschnitten sind, wird die Häufigkeit, mit der sich Kunden an den Kundenservice wenden, nicht geringer werden. Natürlich – jede Branche tickt anders, und jeder Kunde stellt Servicedienstleister vor neue Herausforderungen. Doch wie die oben genannten Beispiele aus der Immobilien- und Energiewirtschaft zeigen, dürfte sich die Summe der Kundenanfragen geringfügig verringern. Einfachste Sachverhalte können vollständig durch Applikationen und Selfservice bearbeitet werden. Geht es aber um komplexere Fragestellungen, werden Kunden weiterhin das persönliche Gespräch suchen. Nein, da bin ich mir sicher, die persönliche Kommunikation von Mensch zu Mensch ist nicht out. Denn selbst die stark Social Media affinen Nutzer suchen den persönlichen Kontakt. Auf Veranstaltungen wie dem Twittwoch oder den Barcamps treffen sie ihre Twitter-Follower und Facebook-Freunde persönlich und festigen ihre Bekanntschaften und Netzwerke. Für die Callcenter-Betreiber besteht also derzeit kein Grund zur Sorge. Dialogcenter werden erst dann überfällig, wenn alle Prozesse reibungslos funktionieren – davon sind wir noch weit entfernt. Benedikt ist seit 2000 bei der Result-Gruppe als Geschäftsführer der 3C DIALOG GmbH (vormals cologne: callcenter gmbh) sowie der sokrates: consulting & systemintegration gmbh tätig. 3C DIALOG ist ein Dialogpartner im Kundenkontaktmanagement von Unternehmen und steht für Premiumservice. Neben klassischen Callcenter-Dienstleistungen berät und unterstützt das Unternehmen seine Kunden seit 2009 im Bereich Social Media auf Basis seiner hohen Web-2.0-Kompetenz. NEWS FROST & SULLIVAN: Auszeichnung für Avaya Das ADVD von Avaya, einem der weltweit führenden Anbieter von Systemen, Software und Services für die Geschäftskommunikation, wurde von Frost & Sullivan mit dem New Product Innovation Award 2011 für globale Desktop-Videokonferenzendpunkte ausgezeichnet. Frost & Sullivan bewertete das ADVD in den folgenden fünf Kategorien: Produktinnovation, Einsatz von Spitzentechnologien, funktionaler Mehrwert, Return on Investment (ROI) und Potenzial zur Marktdurchdringung. Gerade in der Kategorie Produktinnovation hebt das Marktforschungsinstitut hervor: „Ein zentraler Vorteil von Avaya Desktop Video Device und Avaya Flare Experience ist die einheitliche, nutzerzentrierte Sicht auf alle relevanten Kommunikationsanwendungen sowie die einfache und intuitive Bedienung. Videokonferenzen werden damit so einfach wie ein Telefonanruf – das zu erreichen, war seit vielen Jahren Ziel der Videokonferenzanbieter.“ www.avaya.de CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 5 Callcenter-Trends 2012 – Die Prozesse werden vielfältiger: Turbolader für performante und fehlerfreie Prozesse Callcenter ähneln heutzutage oft einem chinesischen Teller-Jongleur, der versucht, auf Bambusstäben möglichst viele Porzellanteller rotieren zu lassen, ohne dass dabei ein Teller zu Boden fällt. Die Teller im Callcenter heißen Anrufe, Fax, E-Mail, Briefe, Back-Office-Tätigkeiten, In- und Outbound usw. Von Harald Henn Diese Komplexität wird immer schwieriger zu managen. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Kunden nun auch per Social Media – sprich Twitter, Facebook etc mit den Unternehmen kommunizieren wollen und dabei die Callcenter mit Ihren Antworten in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Hochperformte Prozesse sind deshalb ein wesentlicher Erfolgsbaustein für alle Callcenter. Trotz enormer Anstrengungen bei den Qualitätsverbesserungen ist die Mehrzahl der Callcenter noch weit von einer optimalen Performanz entfernt. Die Steuerungs- und Controlling-Instrumente fokussierten in der Vergangenheit häufig auf ACD-Systeme oder die Personaleinsatzplanung. Mit neuen Software-Systemen können jetzt auch Zeiten, Kosten, Fehler und Verschwendung oder Inkonsistenzen in den Prozessen analysiert werden. Eine wesentliche Grundlage für die Qualitätssicherung. Die Abwicklung von Geschäftsprozessen oder Teilprozessen durch Callcenter geschieht fast immer auf der Basis von vorhandenen Software-Anwendungen des Unternehmens. Die Aktivitäten und Vorgänge, die von den Agenten bearbeitet werden, sind dabei in den letzten Jahren immer komplexer geworden und beziehen häufig Back-Office-Tätigkeiten mit ein oder stoßen Prozesse in anderen Abteilungen an. Oft handelt es sich bei den Software-Anwendungen um Systeme, die ursprünglich für Sachbearbeiter entwickelt wurden. Großrechner-Anwendungen, SAP, Excel, Textverarbeitung, E-Mail-Systeme, Internet, Portallösungen sind notwendig, um Geschäftsvorfälle durch die Agenten zu bearbeiten. Die Bearbeitung von Geschäftsvorfällen unterliegt allerdings selten stringenten Vorgaben. Welche Bildschirmmasken sind in welcher Reihenfolge aufzurufen? Welche Felder müssen auf jeden Fall befüllt werden; welche Eingaben sind Pflicht? Wie lange darf oder soll die Bearbeitung eines bestimmten Geschäftsvorfalls dauern? Welche Qualitätsanforderungen an die Bearbeitung eines Geschäftsvorfalls bestehen? Soll-Prozesse brauchen Monitoring-Instrumente Nicht weil es den Verantwortlichen am Willen fehlt, Prozesse und Aktivitäten stringent und systematisch durchzuführen und zu managen, sondern weil es an ausreichenden Monitoring-Instrumenten mangelt. Eine Beschreibung oder Arbeitsanweisung wie ein Prozess ablaufen soll, existiert zwar – meist handelt es sich um in visio erstellte Ablaufdiagramme – aber niemand kann den tatsächlichen Ist-Zustand überprüfen. In der Realität verselbstständigen sich die Prozesse. Mitarbeiter finden oder suchen Abkürzungen, das fehlerhafte Eintragen und ebenso das Weglassen von Daten in den Anwendungen fällt nicht auf, die Absprachen, Eskalationen oder das gänzliche Verändern der ursprünglichen Vereinbarungen bleiben unentdeckt. Wie viele Vorgänge den Prozess an welchen Stellen fehlerhaft, unvollständig mit zu hohem Aufwand im Callcenter durchlaufen, bleibt unentdeckt. Erst bei Beschwerden des Kunden kommt ein Teil der fehlerhaften und ineffizienten Arbeit wieder zum Vorschein. Bislang beschränkten sich Business-Prozess-SoftwareInstrumente auf die Modellierung der Geschäftsprozesse. Eine relativ neue Entwicklung sind Business-Prozess-Monitoring oder Discovery-Werkzeuge, die den Ansatz verfolgen, Prozesse im täglichen Ablauf zu analysieren, Transparenz zu erzeugen und den Verantwortlichen ein Werkzeug in die Hand zu geben, Schwachstellen zu beseitigen. Fortsetzung auf Seite 6 CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 6 Worauf Sie achten sollten: Fortsetzung von Seite 5 Business-Prozess-Discovery spürt Fehler und Ineffizienz in Prozessen auf Bei Business-Process-Discovery handelt es sich um spezielle Software-Systeme, die eine Analyse des Ist-Zustands der Prozesse vornehmen, die tatsächliche Struktur visualisieren und den Zusammenhang zwischen Kennziffern und Prozessen herstellen. Genau genommen zäumen ProcessDiscovery-Systeme das Pferd von hinten auf. Sie spiegeln den Ist-Zustand der Abläufe wider; stellen also ein Spiegelbild der Wirklichkeit in einem Callcenter dar. Die Analyse der in der Datenbank gespeicherten Ergebnisse bringt vielfältige Ergebnisse zutage: Kürzeste, längste und durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Vorgang oder einen Geschäftsprozess. Abweichungen von den Soll-Vorgaben. Durchlauf- und Bearbeitungszeiten für einzelne Anwendungen wie für den Gesamtprozess. Fehlerquellen bei Dateneingaben und dem Befüllen von Feldern. Der Ist-Zustand fördert die Schwächen des ursprünglich angedachten Prozesses schonungslos zutage; Abweichungen in der Reihenfolge der Bearbeitungsschritte können ihre Ursachen in einer unzureichenden oder fehlerhaften IT-Umsetzung haben; nicht selten finden Mitarbeiter Wege, Schwachstellen der Anwendungen durch Verlassen der offiziellen Wege auszuhebeln. Das Potenzial, das in einer solchen Analyse steckt, erreicht leicht zweistellige Prozentzahlen. Wenn das Callcenter eine Verkürzung der Durchlaufzeit des Gesamtprozesses um 10 oder 15 Prozent erreicht, kann dies allein bereits eine Einsparung im sechsstelligen Euro-Bereich bedeuten. Mit Business-Prozess-Monitoring und Discovery können Callcenter ein umfassendes Analyse- und Controlling-Instrument einsetzen, das dauerhafte Prozesseffizienz und -qualität ermöglicht. 1. Alle wesentlichen Kernprozesse sollten mit eindeutigen Vorgaben klar beschrieben, definiert, den Mitarbeitern bekannt und software-unterstützt umgesetzt sein. 2. Ein Monitoring-Tool sollte regelmäßig die tatsächlichen Abläufe in den Prozessen dokumentieren. 3. Prozess-Monitoring ist ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements. Das heißt, es ist eine dauerhafte Aufgabe, die mit einem permanenten Trainingsaufwand für die Mitarbeiter gekoppelt ist. Zum Autor: Harald Henn optimiert als Marketing-Resultant Geschäftsprozesse in Vertrieb, Service und Marketing mit Lean-Managementmethoden und bietet Best-Practice-Beratung für Callcenter und CRM-Projekte. Sein Fokus liegt auf folgenden Gebieten: Systematische Marktbearbeitung, messbare und wirksame Marketing- und Vertriebsprozesse, Callcenter-Aufbau und -Optimierung, CRM-Beratung und -Umsetzung. Seine Erfahrungen basieren auf mehr als 15 Jahren Erfahrung in leitenden Marketing- und Vertriebsfunktionen für amerikanische Unternehmen aus der IT-Branche. Zuletzt war er als Marketingleiter der Dell Computer GmbH für den erfolgreichen Markteintritt in Deutschland verantwortlich. Danach baute er als geschäftsführender Gesellschafter die PRISMA-Unternehmensberatung zur führenden CallcenterBeratung in Deutschland auf. Er ist Herausgeber und Autor des Handbuchs „Callcenter-Management“, Co-Autor des Titels „CRM verstehen, nutzen, anwenden“ und wirkt in Fachbeiräten und auf zahlreichen Veranstaltungen als Redner zu aktuellen Callcenter- und CRM-Themen mit. NEWS ASPECT UNIFIED IP CRM CONNECTOR: LGT GROUP: Aspect, Anbieter von Kundenkontakt- und Microsoft-Plattformlösungen, teilt mit, dass aktualisierte Validierungen des Aspect® Unified IP® 7 CRM Connectors von AMC Technology auch die jüngsten Release-Stände von Oracle® Siebel und SAP® CRM umfassen. Solche Integrationsfähigkeiten sind ein wichtiger Bestandteil des Aspect-Engagements, Lösungen für den Kundenkontakt anzubieten, die zentrale Geschäftsprozesse nutzen und eine höhere Produktivität und Effizienz im ganzen Unternehmen ermöglichen. Die Integration von ContactcenterSchlüsselfunktionalitäten mit CRM-Software erlaubt es den Contactcentern, Kundendialoge effektiv zu managen und dabei das Kundenerlebnis in Kundenservice-, Inkasso-, Vertriebsund Telemarketingbereichen zu verbessern. Kundendaten werden dem Agenten zum richtigen Zeitpunkt übermittelt, der Zugang auf erforderliche Informationen sorgt für effizientere Ressourcennutzung, schnellere Klärung von Kundenanliegen und höhere Kundenzufriedenheit. www.aspect.com/de ASC stattete in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich das Headquarter sowie die Niederlassungen der LGT-Group mit modernsten Sprachaufzeichnungssystemen aus. Mit rund 1.900 Mitarbeitern ist sie an 29 Standorten in Europa, Asien, dem Mittleren Osten und Amerika vor Ort präsent. Finanzinstitute wie die LGT-Group müssen sich den Herausforderungen wachsender Compliance-Anforderungen stellen. Regelungen, wie das Gesetz zur verbesserten Durchsetzbarkeit von Ansprüchen von Anlegern aus Falschberatung, die Erfüllung von Dokumentationspflichten gemäß FINMA, GeBüV in der Schweiz sowie die Sicherheitsstandards der „Payment Card Industry“ (PCI), müssen eingehalten werden. Innovative Sprachaufzeichnungssysteme von ASC unterstützen Finanzdienstleister bei ihren Aufgaben und garantieren Zuverlässigkeit, Flexibilität und schnellen Zugriff auf Daten. Bei der LGT-Bank in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich wurden dafür die MARATHON EVOLUTION Communications Recorder in die dort im Einsatz befindlichen Siemens HiPath -Telefonanlagen integriert. www.asctelecom.com. Update für die Integration mit führenden CRM-Business-Applikationen Sicherheit mit ASC-Lösungen CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 7 Callcenter-Trend 2012 – Kommunikationstechnik anpassen: Know-how im Callcenter durch „ESR“ automatisiert und zielgerichtet nutzen Bestehendes Wissen im Callcenter optimal nutzen und dadurch die Reklamationsquoten reduzieren und die Verkäufe steigern, das ist das Ziel vieler Trainingsmaßnahmen für personenbezogene Ansprachen und wissensbasierte E-Learn-Methoden in Callcentern. Wenn diese Methoden durch den systematischen und teilautomatisierten Einsatz von Callcenter-Prozessen unterstützt werden, lassen sich die Effizienz und die Kundenzufriedenheit, quasi nebenbei, steigern. Von Bernd Hünnekes und Detlef Voigt Was verbirgt sich hinter dem neuen Schlagwort Emotional Sensitive Routing (ESR)? ESR ist die Zuordnung von qualifizierten Kontaktversuchen auf passende und verfügbare Ressourcen. Wie der Topf zum Deckel passt, ist belegt, dass soziale Sympathien mit dem Gesprächspartner Reklamationen reduzieren auch. In den Bereichen Up- und Crossselling schaffen die richtigen Ressourcen neue Potenziale und Absatzmöglichkeiten. Des Weiteren werden die Aspekte Kundenzufriedenheit und Kundenbindung durch ESR nachhaltig gefördert. Dabei birgt die emotionale Routing-Methode keine Risiken, denn im Fall unqualifizierter Kontakte, Einschränkungen im Datenschutz oder bei fehlender Passgenauigkeit greifen nach wie vor die bekannten „Skill“-basierenden Routingmechanismen (SBR). SBR bedeutet: Ein qualifizierter Kontakt wird zu einem Ansprechpartner in der entsprechenden Fachabteilung mit dem vorhandenen Wissen (Skill) weitervermittelt (z.B. mit besonderen Produktkenntnissen etc.). Die Methode ist einfach und wirkungsvoll: In der ESR-Datenbank werden von potenziellen Kontakten möglichst viele weiche Faktoren gesammelt oder nach bekannten Gesprächsmethoden Kontaktprofile erstellt. Somit lässt sich der Einsatz von ESR mit einer auf die Persönlichkeit des Gegenübers maßgeschneiderten Kommunikation kombinieren und sich so hervorragende Ergebnisse, durch eine verbesserte Akzeptanz der Kommunikation erzielen. Die ESR-Profildatenbank wandelt die Informationen, im Abgleich mit den definierten Regelwerken, in Routingprofile um und stellt sie bei entsprechenden Kontaktversuchen zur Verfügung. Eine Qualifizierung des Kontaktversuchs findet damit z.B. über persönliche Merkmale (Alter, Geschlecht, Stimmlage), fachliche Kenntnisse (vermeintliches oder vorhandenes Detailwissen), konsumierte Ware oder andere Aspekte statt. Die Nutzung dieser Softskills ermöglicht dabei das Herausfiltern und die Zuordnung der richtigen Ressourcen. Findet sich kein passender Gesprächspartner oder ist der Kontakt noch nicht qualifiziert worden, besteht die Möglichkeit, den Kontaktversuch an speziell für diese Szenarien ausgebildete Ressourcen zu verteilen. Ein definierbarer Einstellparameter „ESR-Allocation-Guard“ sorgt dabei für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem passgenauen ESRMechanismus, der Überbuchung von Personal und der ganzheitlichen Ressourcenauslastung. Um die Callcenter-Agenten geeignet zu entwickeln und Schulungslücken aufzudecken, dient ein Reporting, welches auch nach der Art wie Kontakte zum Gesprächspartner gelangt sind, differenzieren kann und ob hierbei die ESR- oder SBR-Funktion genutzt wurde. Neben den Inbound-Kontaktversuchen steht die Technologie auch zur Vorbereitung und Durchführung von Outbound-Kontaktversuchen zur Verfügung. Die Nutzung der Information, um Outbound exakt mit dem richtigen Personal durchzuführen, bringt Vorteile und erhöht die Erfolgsquote. Fallbeispiele für ein Kontaktvorhaben: Im Finanzsektor ist ein qualifizierter Kontakt vorhanden, von dem bekannt ist: 60+, männlich, schwäbischer Akzent, sucht Geldanlage. Dieses Kundenprofil ist unter Umständen nicht passgenau mit einem fachlich sehr versierten jüngeren Agenten, der nur Hochdeutsch spricht. Hier könnte es sinnvoll sein, einen Kontakt zu einem fachlich vergleichbaren Ansprechpartner, mit dem gleichen vertrauten Dialekt undder gleichen Altersstruktur herzustellen, um bereits im Vorfeld eine möglichst gute Kommunikationsebene zu schaffen. Ein junger BWL-Student mit Spezialwissen hingegen wird aufgrund seiner fachspezifischen Fragen am besten von Personal mit sachlicher Argumentation und fachlichen Grundkenntnissen bedient, um bei fachspezifischen Begrifflichkeiten sicher den Service erbringen zu können. Bild: acodyn – ESR-Funktionsprinzip Fortsetzung auf Seite 8 CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de Fortsetzung von Seite 7 Ob für Sie die Kombination ESR/SBR auch einen wirtschaftlichen Vorteil bedeutet, können Sie anhand der folgenden drei Punkte überprüfen: 1. Wollen Sie Methoden zur maßgeschneiderten Kommunikation auf die Persönlichkeit des Gegenübers eingehen und einsetzen oder nutzen Sie diese bereits? 2. Würde ein passender Ansprechpartner in Ihrem Kommunikationsablauf eine Ersparnis an Zeit und Kosten einbringen oder eine höhere Anzahl an Abschlüssen erwirken? 3. Besitzen Sie ein Qualifikations- und Skill-Profil Ihrer Mitarbeiter? Sollten Sie alle drei Fragen positiv mit einem Ja beantworten können, sind wir uns sicher, dass Sie mit Ihrer eingesetzten Methodik und einem automatisierten Verfahren zur richtigen Kundenzuordnung noch erfolgreicher bei der Umsetzung Ihrer Ziele im Callcenter sein werden. BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 8 Zu den Autoren: Detlef Voigt startete seine Karriere bei Alcatel, bei der er in Positionen vom Projektleiter über den stellvertretenden Leiter Central- + SE-Europe für eine Geschäftseinheit bis zum Key-Account-Manager für einen internationalen Großkunden tätig war. Zuletzt bei der „ADA – Das Systemhaus GmbH“ Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für die Entwicklung der größten und erfolgreichsten Region. Er war zusätzlich verantwortlich für die Geschäftsentwicklung des „Security- und Networking-Bereichs“. Bernd Hünnekes verfügt über 15 Jahre Projekterfahrung im Bereich Telekommunikationsanlagen und Callcenter. Er betreute als Spezialist für Anlagenmigrationen und -kopplungen unter anderem Cisco Systems, IBM oder das ZDF. Als Bereichsleiter der acodeas AG entwickelt er mit seinem Team prozessorientierte Kommunikationsanwendungen für Servicecenter bei Banken und Industrieunternehmen. Callcenter-Trends 2012 – Einbindung in die Kommunikationsprozesse: Contactcenter und Social Media – Voraussetzungen und Tipps zur Einführung Soziale Netzwerke wie Xing, Twitter, Facebook oder auch LinkedIn werden längst nicht mehr nur privat genutzt. Unternehmen greifen auf die neuen Medien zurück, um über ihre Produkte zu informieren, über neue Entwicklungen zu berichten und neue Kontakte zu potenziellen Kunden aufzubauen. Aber auch in den Call- und Servicecentern haben sie Einzug gehalten, wenn auch die Nutzung noch etwas zögerlich ist. Von Detlev Artelt Das liegt auch daran, dass vor der reibungslosen Umsetzung und Nutzung der neuen Kanäle viele Fragen zu beantworten und technische Hindernisse aus dem Weg zu räumen sind. Voraussetzungen Zuallererst sollte geklärt sein, welche Kanäle genutzt werden sollen, um mit dem Kunden zu kommunizieren. Die Welt der sozialen Netzwerke ist groß. Sollen die Agenten nur die Kundenkommunikation auf Facebook lesen und dort Antworten platzieren oder auch Stayfriends, Twitter, Google+, XING und weitere Kanäle für die Interaktion mit dem Kunden nutzen? Wenn beispielsweise auch Blogeinträge benötigt und Foren kontrolliert werden, ist der Arbeitsaufwand für die Agenten deutlich höher als bei der ausschließlichen Nutzung von Facebook oder Xing. Bevor also über eine neue Lösung oder eine Erweiterung der bestehenden Anlage nachgedacht werden kann, muss geklärt sein, wohin die Reise gehen soll. Das ist nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll, sondern auch für die technische Umsetzung notwendig. Schließlich haben alle sozialen Netzwerke unterschiedliche Zugänge, mit denen Sie bedient werden können. Dabei ist auch zu beachten, dass sich diese Welt sehr schnell verändert. So startete der Suchgigant Google erst 2011 sein soziales Netzwerk Google+, hat damit aber, laut Untersuchung von Forsa im Auftrag der Bitkom, bereits nach kurzer Zeit einen Marktanteil von sechs Prozent. Umsetzung Bei der Umsetzung im Servicecenter ist es notwendig, dass es eine zentrale Stelle gibt, die die unterschiedlichen Kommunikationskanäle (Video, Chat, Telefon etc.) bündelt und danach sofort an die Agenten/Gruppen verteilt. Herkömmliche Lösungen tun sich leider hier oft schwer. Neben der reinen ACD und Telefonfunktion ist es hier nur recht umständlich möglich, weitere Kanäle zu integrieren. Auch werden diese Lösungen durch Fortsetzung auf Seite 9 CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de Fortsetzung von Seite 8 die Ankopplung weiterer Module zu schwer bedienbaren Systemen, die einen hohen Administrationsaufwand erfordern. Einfacher ist es da, eine neue Contactcenter-Lösung einzusetzen, die von vornherein eine Vielzahl von Kanälen beherrscht. Erste Anbieter sind hier vorhanden. So bietet Altitude (www.altitude.com) eine Contactcenter-Lösung, die Skype und Facebook integriert. Und auch andere Anbieter bringen neue Systeme auf den Markt. Cisco (www.cisco. com) mit dem SocialMiner eine Lösung für Kampagnen und Monitoring der genutzten sozialen Netzwerke. Auch Avaya (www.avaya.com) ermöglicht es dem Agenten in der neuesten Version ihres Aura-Contactcenters, mit Kunden nicht nur über die herkömmlichen Kanäle, sondern auch über Facebook und Twitter zu interagieren. Daneben etablieren sich gerade viele weitere Lösungen am Markt, und viele dieser Anbieter werden Sie auf der nächsten CallcenterWorld in Berlin treffen. Nutzen Sie dort die Guided Tours, in der Sie von Experten zu Social Media oder Unified Communication durch die Schaar der Anbieter gelotst werden. Telefonanlage kontra All-in-One Für viele Contactcenter macht es Sinn, den Schritt hin zu einer Kommunikationslösung auf Basis von VoiP zu machen und die alte TK-Anlage in Rente zu schicken. Neuen Systemen fällt es deutlich leichter, die jeweils benötigten Kanäle in einer aktuellen Version zu integrieren. Im Gegensatz zu älteren Systemen ist die Integration von neuen Kanälen hier auch noch im nachhinein oder sogar im laufenden Betrieb ohne großen Aufwand möglich, sodass die Agenten gleich auf den neuen Kanal zugreifen können. BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 9 Fazit: Wir immer gilt es, erst einen genauen Blick auf die zu erledigenden Tätigkeiten zu werfen, um danach mit der nötigen Hilfe von Experten die richtige Lösung zu finden. Da die Anbieter sich im Moment in ihren Leistungen und Produkten noch sehr stark voneinander unterscheiden, gilt es, einen besonderen Blick, ggf. mit einem externen Berater, auf das gesamte Projekt zu werfen, denn eines ist klar, günstig sind die neuen Lösungen alle nicht, aber gleichzeitig bieten sie doch ein besseres und schnelleres Arbeiten über alle notwendigen Kontaktkanäle. Checkliste: Zur Nutzung von sozialen Netzwerken im Contactcenter 1. Welche Kanäle möchten Sie nutzen? 2. Soll Video integriert sein? 3. Kann das bestehende System erweitert werden oder muss ein neues angeschafft werden? 4. Wäre ein neues System erweiterbar? 5. Wie viele und welche Referenzen hat der Anbieter des neuen Systems? 6. Gibt es Schnittstellen zur Automation von Prozessen? Zum Autor: Detlev Artelt ist Herausgeber und Autor der Fachbuchreihe „voice compass“, dem Standardwerk zu zeitgemäßer Kommunikation in Unternehmen. Die Publikation erklärt aktuelle Themen ausführlich und in einfachen Worten, von Spracherkennung über Voice over IP und Sprachbiometrie zu Headsets, Videokonferenzen und Unified Communication. NEWS RIGHTNOW: Customer Experience Suite wird um Intent Guide für Facebook und Mobile erweitert Durch RightNow CX for Facebook stehen dem Verbraucher mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um direkt über eine Kundenservice-Registerkarte auf der Facebook-Seite eines Unternehmens mit dem Unternehmen zu interagieren und verschiedene Serviceangebote - wie Self-Service, Crowd-Service oder agentengestützter Service – zu nutzen. Mit RightNow Mobile erhalten Verbraucher auch auf mobilen Geräten, wie Smartphones, Tablets, Spielekonsolen und GPS-Systemen, ein optimales Benutzererlebnis mit einer Vielzahl von Möglichkeiten. Mit RightNow Intent Guide für Facebook und RightNow Mobile sind Unternehmen in der Lage, die Intention der Sucheingaben von Kunden zu erfassen, um dem Verbraucher sowohl im sozialen Netzwerk als auch über mobile Geräte ein optimales Erlebnis zu bieten. Erreicht wird dies durch zwei Faktoren: Durch die Ermittlung der eigentlichen Intention, die mit der Sucheingabe eines Kunden verbunden ist, sorgt RightNow Intent Guide dafür, dass irrelevante Suchresultate aussortiert werden und der Kunde direkt zu den von ihm benötigten Informationen und Antworten geführt wird. Durch modernste Suchtechnologie mit natürlicher Spracherkennung, branchenspezifischen Wörterbüchern und hoch entwickelten Algorithmen wird sichergestellt, dass die Sucheingaben des Kunden stets den relevantesten Informationsinhalten zugeordnet werden und der Kunde sofort die richtigen Informationen erhält. www.rightnow.com TELENET: Google+ Pages eingebunden in Social-Media-Lösung Das Münchner Telekommunikationsunternehmen Telenet GmbH Kommunikationssysteme gibt bekannt, dass die hauseigene Social-Media-Monitoring- und Engagementlösung Telenet SocialCom® bereits zum jetzigen Zeitpunkt G+ Pages unterstützt. Die Unternehmensseiten des stark wachsenden sozialen Netzwerks gingen vor Kurzem an den Start. Dort haben Unternehmen nun – analog zu den Fan-Pages auf Facebook – die Möglichkeit, in den direkten Dialog mit ihren Kunden zu treten. „Unternehmen und Contactcenter bekommen damit die Möglichkeit, neben den Gesprächen auf Facebook, Twitter, Blogs und Foren nun auch die Kommunikation auf G+ zentral in ihre Marketing- und Serviceprozesse einzubinden und von dort aus automatisiert zu steuern“, so Anja Bonelli, Business Development Executive bei der Telenet GmbH Kommunikationssysteme. www.telenet.de CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 10 Callcenter-Trends 2012 – Mobile Kommunikation: Smart fast ohne Phone Vor fünf Jahren erreichten die Anbieter von Service-Rufnummern ihren Höhepunkt beim Anrufvolumen und bei den Umsätzen. Seitdem geht es bergab. Von Gunnar Sohn „Bei Mehrwertdiensten hat sich das Anrufvolumen seit 2006 verringert. Seit 2009 hat sich das sogar deutlich verschlechtert. Bei Auskunftsdiensten ist der Rückgang am stärksten. Hier gibt es eine extreme Substitution und Konkurrenz durch Internet-Dienste. Über das stationäre oder mobile Web bekomme ich schnelleren Zugriff auf Informationen. Umständliche Anrufe erübrigen sich“, erläutert Ralf Schäfer, Abteilungsleiter Märkte und Perspektiven des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste. Es gebe gravierende Veränderungen im Nutzerverhalten, die sich nachteilig für telefonische Dienste auswirken. Beim Smartphone sei das gut zu beobachten. „Wenn die Leute ausgetestet haben, was sie damit machen können, kommt die Lust auf weitere Anwendungen. Das ist wie eine Spirale - es verstärkt sich immer weiter. Beim Online-Banking überprüfe ich erst meinen Kontostand. Wenig später folgen dann Überweisungen, die ich bequem über Apps vornehme. So setzt sich das in anderen Anwendungsfeldern fort. Es gibt eine sehr steile Lern- und Erfahrungskurve. Der positive Effekt, wenn etwas wirklich bequem und einfach über das mobile Netz klappt, wirkt wie ein Katalysator“, so Schäfer im Interview Netzbetreiber-Werbung ohne Telefonie Vor allen Dingen Applikationen mit Lokalisierungsdiensten zählten zu den Wachstumstreibern bei mobilen Anwendungen. Die volle Wucht der mobilen Dienste sei noch gar nicht spürbar, weil man noch weit von einer Sättigung des Marktes mit Smartphones und Tablet-PCs entfernt sei. „Wir befinden uns im ersten Drittel der Lebenszykluskurve. Hier werden die Verkaufszahlen in den nächsten Jahren gigantisch steigen. Schauen Sie sich die Werbung von Elektronikmärkten an. Hier finden Sie fast nur nach Smartphones und keine klassischen Handys mehr. Schauen Sie sich die Werbung der Mobilfunk-Netzbetreiber an. Da spielt Telefonie keine Rolle mehr. Beispielsweise bei Vodafone. Da stehen nur noch Datentarife und Apps im Vordergrund. Das geht klar zulasten der Service-Rufnummern. Aber selbst die klassischen Websites geraten unter Druck, wenn ich unterwegs über Apps meine Dinge erledigen kann. Auch soziale Netzwerke lösen immer mehr die alten Kommunikationswege ab“, sagt Schäfer. Neuerfindung der Servicekommunikation Die Servicebranche sehe noch nicht den eigenen Abgrund. Es sei gefährlich, wenn man sich in einem stagnierenden Markt bewegt und die Rückgänge in einem langsamen Tempo abgelaufen sind. „Da fällt es schwer, aus den gewohnten Mustern auszubrechen. Die Anbieter von telefonischen Diensten müssen sich neu erfinden. Damit sollte die Callcenter-Branche jetzt beginnen, denn es dauert, bis man andere Formate und Innovationen durchsetzt. Es ist notwendig, andere Zugänge zum Kunden zu finden“, so der Rat des TK-Experten. Netzbetreiber könnten nur noch über Kooperationen ein Stück vom Kuchen der App-Economy abschneiden. „Ein Feld wird derzeit von keinem Unternehmen der TK-Branche beackert: Das Zusammenbringen unterschiedlicher Technologien bei der digitalen Heimvernetzung. Niemand bietet die vollständige Vernetzung an. Hier gibt es ein Defizit und eine große Nachfrage. Das ist auch das Ergebnis unserer Umfragen: Das Thema Heimvernetzung ist für viele interessant. Aber die Mehrheit verlangt nach einem Integrator. Diese Rolle könnten Firmen wie die Telekom übernehmen. Die Zahlungsbereitschaft für solche Services ist vorhanden. Das kann allerdings nur funktionieren, wenn die Systemintegration herstellerunabhängig arbeitet. Aber werden sich Dienstleistungen für die Heimvernetzung durchsetzen? In den USA wird das schon sehr erfolgreich praktiziert“, weiß Schäfer. Die Callcenter-Branche müsse sich in den nächsten zehn bis 20 Jahren auf einen viel höheren Automatisierungsgrad im Servicegeschäft einstellen. Die Servicekommunikation werde nur noch im Hintergrund ablaufen und vom Kunden gar nicht mehr wahrgenommen. „Man sieht nur noch das Ergebnis dieses Prozesses, z.B. über Remote-Steuerung, bei der ich als Anwender gar nicht mehr eingreifen muss. Es wird deutlich weniger Medienbrüche geben. Wenn mein Auto defekt ist, wird die Werkstatt direkt über intelligente Technologien informiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Ich muss gar nicht mehr zum Telefonhörer greifen“, glaubt Schäfer. Unsichtbare Helfer in hochintelligenten Netzen Hinter einem Touchpoint laufen unterschiedliche Dienste ab, die unsichtbar bleiben. Ein Szenario des Netzwerkspezialisten Bernd Stahl von Nash Technologies in Stuttgart beschreibt das so: „Die Netzintelligenz könne man überall abrufen – völlig unabhängig von den Endgeräten. „Ein Geschäftskunde sagt z.B. seiner Armbanduhr, dass er zu einem möglichst günstigen Preis nach Brüssel reisen wolle. Er nennt noch das Datum und die Ankunftszeit. Die Anfrage geht ins Netz, das System sucht sich die Reiseportale, schaut nach den Übernachtungsmöglichkeiten und recherchiert alle Informationen. Zurück kommen die kompletten Reiseunterlagen. Der Geschäftskunde legt seine Armbanduhr auf den Tisch, und er braucht nur noch das für ihn Relevante auswählen. Man kommuniziert über Sprache mit anderen Systemen, Servern oder Menschen, und am Ende kommt etwas zurück“, prognostiziert Stahl. Zum Autor: Gunnar Sohn geboren in Berlin, ist Diplom-Volkswirt, Wirtschaftspublizist, Medienberater und Chefredakteur des Online-Magazins NeueNachricht nena.de. Er war u.a. wissenschaftlicher Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Instituts für Demoskopie Allensbach (Bonner Büro) sowie Leiter der Unternehmenskommunikation bei o.tel.o CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 11 Callcenter-Trends 2012 – Social-CRM verändert die Kundenkommunikation: Sag mir, wer dich kennt Internet und soziale Netzwerke werden unser klassisches Bild des CRM verändern. Wie funktioniert Social-CRM und welche Chancen bietet es für die Service-Ökonomie von morgen? Von Andreas Klug Wann sind Sie das letzte Mal bei einem Serviceerlebnis positiv überrascht worden? Uns allen fällt auf, wenn unsere Erwartungen übertroffen wurden und wir erzählen darüber. Heute mit größerer Wirkung als früher, weil wir im Web darüber schreiben. Immerhin 78 Prozent der Konsumenten vertrauen laut einer Nielsen-Studie auf User-Bewertungen, die Beeinflussung durch klassische Werbung hat dagegen massiv an Bedeutung verloren (14 %). Und häufig sind es eben die negativen Erlebnisse, die sogenannten „Service-Havarien“, über die sich Verbraucher austauschen. Sie verbreiten sich und beeinflussen die Kaufentscheidungen anderer. Die Existenz des Mitmach-Web hat uns Verbraucher mit dieser neuen Machtfülle ausgestattet. Während wir noch vor 20 Jahren in Demut und ohne Murren das Servicediktat unserer Finanzdienstleister, Telekommunikationsunternehmen und Energieversorger hinnehmen mussten, steht es uns heute frei, unsere erlebten Servicehavarien in die Tiefen des WWW zu verbreiten. Oder neudeutsch: Wir posten unsere ServiceExperience. Die damit verbundenen möglichen Skaleneffekte sind hinlänglich aus den klassischen Medien bekannt. Schon häufig wurden Otto-Normalverbraucher innerhalb weniger Tage zu Stars des Netzwerks – und ihre Serviceerlebnisse werden mit Millionen Netzbewohnern geteilt. CRM – die Aufgabe des Beziehungsmanagements – gilt als immer noch aktuelle Philosophie, Kunden und Interessenten an Produkt und Unternehmen zu binden und positive Serviceerlebnisse zu verwirklichen. CRM gilt als Grundpfeiler für die Gestaltung von Kundendialogen und hat die Serviceökonomie nachhaltig beeinflusst. Und zur Elementarlehre des CRM gehört die Einsicht, dass es 20 Prozent der Kunden sind, mit denen 80 Prozent des Gewinns erwirtschaftet wird. Heute gilt: 20 Prozent der Kunden beeinflussen die Kaufgewohnheiten von 80 Prozent der theoretischen Zielgruppe. Wertvolle Kunden und Interessenten sind nicht allein die umsatzstarken Verbraucher, sondern die einflussreichen. Sie qualifizieren sich durch ihr verfügbares Publikum für eine Sonderbehandlung. Sie gilt es, vor Servicehavarien zu schützen. Ein unerwartetes Serviceerlebnis kann Gold wert sein, wenn es im sozialen Netzwerk verbreitet wird. Aber wie können Überraschungen generiert werden? Eine schnelle und lösungsorientierte Reaktion ist immer richtig. Oder ein gezielter Wechsel des Dialogkanals: Rufen Sie den Kunden an, wenn er ein drängendes Problem hat und ihnen zuvor eine E-Mail gesendet hat. Woher wissen wir im Social-CRM, bei welchen Kunden und Interessenten die „Sonderbehandlung“ lohnt? Technologisch ist dieser Ansatz des Social-CRM bereits gelöst. Längst ist Social Mining zu einem Szenario geworden, mit dem die im Internet verfügbaren Informationen durch InformationsCrawler durchsucht werden, um Kunden und Interessenten zu identifizieren und ihren Einfluss zu messen. In Abgrenzung zum bekannten Net Promoter Score (NPS), der den Grad der Bereitschaft zur Weiterempfehlung eines Verbrauchers be- werten will, ist der „soziale“ Kundenwert, der Social Customer Score, ein völlig neues Verfahren. Es setzt an der Relevanz des Kunden an, an dem Grad des Einflusses auf andere. Es misst den Vernetzungsgrad des identifizierten Verbrauchers über Netzwerke wie Facebook, Xing oder LinkedIn. Es versucht, Kontakte, Erwähnungen auf Nachrichtenportalen oder die berufliche Aktivität eines Interessenten oder Kunden als Bemessungsgrundlage für eine Segmentierung heranzuziehen. Kundenwert Social Customer Score Degree of Separation Grad der Vernetzung Xing LinkedIn Vernetzung Firma, Verein, Auszeichnungen usw. Eigenschaften Web-Präsenz Google Yahoo! Spiegel Online Social Customer Score misst den Kundenwert anhand seiner Relevanz im Web Auf diese Weise können Bestandsdaten von Kunden oder Kontaktdaten aus Kundendialogen künftig als Sortierkriterium herangezogen werden. Diese Bausteine vermögen es zu konkretisieren, wie und wann Serviceerlebnisse generiert werden sollen – und vor allem für wen. Die technologische Möglichkeit, aus den enormen Datenmengen die relevanten Dialoge zu filtern, sie mit Bestandsdaten zu vergleichen, gibt Serviceunternehmen die Fähigkeit, Meinungsbildner zu identifizieren. Sind Anbieter in der Lage, aus ihren Dialogen per E-Mail, Post, Web und Social Media die Identifikationsmerkmale (Name, Vorname, …) herauszufiltern und zu extrahieren, können diese Parameter im Routing und Verarbeiten von Dialogen zu einer neuen Qualität führen. Zum Autor: Andreas Klug Seit 2003 zeichnet Andreas Klug im Vorstand der ITyX AG für die Bereiche Marketing und Vertrieb verantwortlich. Digitale Lösungen im CallcenterUmfeld stehen schon seit mehr als 15 Jahren im beruflichen Mittelpunkt von Andreas Klug: Er betreute im Banken- und Mobilfunksektor die ACD- und CRM-Integration und war Wegbereiter neuer Contactcenter-Technologien. 2001 leitete er die Umsetzung der ersten Online-Beratung via Chat- und CoBrowsing im Contactcenter eines Versicherers. CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 12 Callcenter-Trends 2012 – Kundenkommunikation: Wie Sie mit Emotional Power Kunden und Mitarbeiter begeistern Treue und kontinuierlich kaufende Kunden sind das wichtigste Asset eines Unternehmens. Prozesse und CRM-Tools können zur Stärkung der Kundenbindung beitragen. Am wichtigsten ist jedoch, wie der Kunde sich an den Kontaktstellen zum Unternehmen (Customer Touch Points) behandelt fühlt. Von Helga Schuler „Nur“ zufriedene Kunden wechseln schnell und machen unter Umständen schnell dicht für weitere Käufe und Vertriebsansätze. Positive Gefühle hingegen sorgen dafür, dass Kunden emotional ans Unternehmen gebunden sind, sprich: gerne und kontinuierlich kaufen, auch mal Fehler verzeihen und weiterempfehlen. Menschen bauen emotionale Kundenbindung auf Entscheidend ist das Verhalten der Mitarbeiter an den Kontaktpunkten. Nur wer auch emotionale Bedürfnisse anspricht, ist nachhaltig erfolgreich. Dennoch sind – besonders im BtoB-Geschäft – Sachlichkeit und Routine allgegenwärtig: „Da brauche ich Ihre Kundennummer“ ist oft die Reaktion auf die Problemschilderung oder gar eine Beschwerde. Die reine Abwicklung steht im Vordergrund. Was auf der Strecke bleibt, ist, dem Kunden zuzuhören, auf ihn einzugehen. Emotionalisierung der täglichen Kundenkontakte Auch bei engagierten und serviceorientierten Mitarbeitern schlägt die Routine immer wieder im Alltag, in den unzähligen Telefonaten zu: Die Mitarbeiter haben einen Anruf nach dem anderen, sind oft mit denselben Kundenproblemen, -anliegen und -fragen konfrontiert, haben teilweise sehr emotionale Gespräche mit unterschiedlichsten Typen von Gesprächspartnern. Es hat sich gezeigt: Ständig allein das Credo heraufzubeschwören: „Sei beim 50. Telefonat noch so freundlich wie beim ersten“, nutzt auf Dauer nichts. Um emotional auf den Gesprächspartner eingehen zu können, brauchen Mitarbeiter zwei Schlüsselqualifikationen: Empathie und Distanz und Selbststeuerung der Gefühle. Wenn Mitarbeiter es schaffen, sich in Kunden hineinzuversetzen und gleichzeitig die Probleme nicht an sich heranzulassen, können sie die Erlebnisse am Ende abstreifen, sie können abschalten und sich erholen. Können die Mitarbeiter sich positiv beeinflussen, dann motivieren sie sich selbst und stellen sich so auf ihre Gesprächspartner immer wieder gerne ein. Schon den Anfang eines Gesprächs anders zu gestalten, setzt eine neue Haltung beim Mitarbeiter voraus: Da ruft ein Kunde an, der etwas Wichtiges zu sagen hat, ich bin neugierig, was er auf dem Herzen hat. Und ich achte darauf, wie es mir gerade geht. Zum Beispiel: Rolle ich mit den Augen, weil der Kunde mir eine Frage gestellt hat, die mir heute schon 20 andere Anrufer gestellt haben? Diese Reflexion nutzt der Mitarbeiter, um verständnisvoll und kompetent auf den Gesprächspartner einzugehen. Diese bewusste Gesprächsgestaltung kann verdeutlicht werden anhand des 4-Felder-Modells: (Quelle: TOP-PERFORM Seminarunterlagen) Es gilt, die körperlichen Anzeichen, was die negative Wahrnehmung des Anliegens des anderen angeht, zu beachten. Ebenso kann durch Bewegung (e-Motion) die Motivation positiv beeinflusst werden. Einige Callcenter-Agents tun es im Arbeitsalltag: Sie telefonieren auch mal im Stehen (vorausgesetzt, die Tische lassen sich mühelos hochfahren), bewegen sich im Raum (vorausgesetzt, es gibt wireless head Sets), kneten Schaumbälle in den Händen und „entstressen“ so viele anstrengende Situationen. Eine einfache Art, wie Mitarbeiter angeregt werden können, ihre Stimmung positiv zu verändern, ist, auf einer Smiley-Skala die Telefonate zu zählen und zu bewerten. Durch Sammlung und Veröffentlichung schöner „Telefongeschichten“ kann eine „Gegenbewegung“ zum Erzählen von negativen Ausnahmefällen geschaffen werden. Bewusste Entspannungspausen Mitarbeiter können Techniken lernen, um sich für die nächsten Telefonate fit zu machen: Eine kurze Imaginationsreise an einen schönen Ort, einen Gegenstand, der angenehme Erinnerungen hervorruft, diese zirka zwei bis drei Minuten konzentriert fixieren, einfache Atemübungen und Übungen aus der progressiven Muskelentspannung – kleiner Aufwand, große Wirkung: Diese „kleinen, bewussten Pausen“ beeinflussen die eigene Haltung und damit das Wohlbefinden. Zur Autorin: Helga Schuler ist eine der Pionierinnen für Servicequalität. Sie baute in Deutschland die ersten Callcenter und Tele-Sales-Teams auf. Sie berät mit ihrer Netzwerk-Organisation TOP-PERFORM Unternehmen in der Neuausrichtung und Organisationsentwicklung von Vertrieb und Innendienst, beim Aufbau von Callcentern, Customer-Care- und Serviceeinheiten. Personalentwicklung und Training von Mitarbeitern und Führungskräften in Verkauf und Service sind ihr ein besonderes Anliegen. CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 13 Callcenter-Trends 2012 – E-Learn im Blended Learning: Der individuelle Kunde steht im Mittelpunkt Qualitäts- und Performance-Management sind brandaktuelle Themen, auch wegen des optimierbaren Branchenimage. In professionellen Callcentern treffen diese Themen sich im Zwiespalt von Qualität und Zeit und dem Bestreben, diesen aufzulösen – zugunsten des internen und externen Kunden. Auch durch die Systematisierung von Aus- und Weiterbildung wird daran gearbeitet. Von Johannes Heimes und Alfons Bromkamp Dabei hilft E-Learn, Lerninhalte zu dokumentieren, anhand von Zahlen, Daten, Fakten auswertbar zu gestalten, sowie Folgemaßnahmen effizienter in die Umsetzung zu bringen. Regelmäßige Übungs- und Testeinheiten, z.B. zum Training für das Erkennen tatsächlicher Motive, runden die Präsenzveranstaltungen zum gegenseitigen Nutzen effektiv ab. Kommunikationsverhalten und -muster Ihres Kunden sicher zu analysieren und gezielt anzusprechen, will gelernt sein. Als systematisierendes Werkzeug setzt die TAS-Unternehmensgruppe dazu die IPM-Systematik ein. Ein System, das Erkennen und Anpassen der akuten Kommunikationsschwerpunkte Ihres Gegenübers zu erleichtern. Mit dem Ziel und der Auswirkung, Angebote kommunikativ passend, in kürzerer Zeit für Ihren Kunden und dessen tatsächliches Anliegen aufzubereiten und zu platzieren. „Wie nach innen, so nach außen.“ Getreu diesem Motto, lebt die TAS-Unternehmensgruppe IPM als integrativen Bestandteil. Das bedeutet für uns, hinter allem den Menschen und seine Motive zu sehen. Intern wie extern. Dies ermöglicht Ihnen, im professionellen Kundenkontakt gegenseitige Anliegen systematisch zu erfassen, aktuelle Schwerpunkte der Kommunikation gezielt anzusprechen und Angebote zu platzieren, die sich in kürzerer Zeit für beide Seiten lohnen. Im Blended-Learning verbindet die TAS-Unternehmensgruppe dieses System für persönlichkeitsorientierte Kommunikation sowohl in Bildungsprozessen als auch im operativen Outbound- und Inbound-Geschäft. Wie beim E-Learn-Anwender-Meeting 2011 in Austausch gebracht, zeigen sich die regelmäßig wiederkehrenden, unterschiedlichen Lernimpulse im Blended Learning als ein wesentlicher Bestandteil moderner Aus- und Weiterbildung. Zu den Autoren: Alfons Bromkamp übernahm von 1982 bis 1985 die Aufgaben im Vertrieb der Hoechst AG. 1985 erfolgte sein Einstieg in das Telemarketinggeschäft innerhalb der TAS-Franchisestruktur und 1997 verkaufte er das Unternehmen an Sykes. Bis Mai 1999 war er Director Business Development Central and Eastern Europe. Dannach war er Businessangel und Consultant. Von 2003 bis 2004 war Bromkamp Geschäftsführer innerhalb der Walter TeleMedien Gruppe. 2008 kehrte er zur TAS-Gruppe zurück als Geschäftsführer TAS-Gruppe Mülheim/Görlitz. Johannes Heimes spezialisiert auf das Kundenkontaktmanagement in Serviceorganisationen und seit 1999 für die Customer-Care-Branche aktiv, ist, wie schon erwähnt, der „Verbindungsmann“ zwischen CCC und CCE. Er findet: „Die Kooperation des Callcenter-Clubs mit Call-Center-Experts setzt ein erneutes Zeichen innerhalb und außerhalb einer der relevantesten Branchen im Bundesgebiet. Und das jeweils mit einem klaren Fokus – pro Qualitätsbewusstsein im professionellen Kundenkontaktmanagement. In diesem Sinne freuen wir uns auf eine zielgerichtete Zusammenarbeit mit Call-Center-Experts, über die Vorteile für unsere Mitglieder sowie bewegende Aktivitäten und klare Ergebnisse!“ NEWS KEINE CONTACT CENTER TRENDS 2012: Marktpotenzial reicht nicht aus Rund zwei Monate nach der zweiten contact center trends gibt Veranstalter Management Circle bekannt, dass die Fachmesse im nächsten Jahr nicht stattfinden wird. „Nach sorgfältiger Auswertung aller Erkenntnisse rund um die zurückliegende contact center trends ist das eine sehr bedauerliche, aber sicher auch eine sehr vernünftige Entscheidung“, so Michael Vlajic, Bereichsleiter der Management Circle AG. „Wir sind sehr zufrieden, dass die vielschichtigen Möglichkeiten der contact center trends, gepaart mit der hohen Qualität des Fachpublikums, mehrheitlich überzeugen konnten. Leider haben sich unsere Erwartungen bezüglich der Besucherzahlen nicht so realisieren lassen, wie wir und auch unsere Partner sich das gewünscht haben.“ Die contact center trends war im September 2010 in der Frankfurter Commerzbank-Arena an den Start gegangen, um ergänzend zur Kongressmesse CallCenterWorld mit einem weiteren frischen und innovativen Veranstaltungskonzept Technologien, Trends und Strategien zum Kundendialog der Zukunft vorzustellen. „Grundsätzlich wollen wir unseren Partnern bei jeder Veranstaltung von Management Circle die optimale Plattform bieten, um hochkarätige und quantitativ wertvolle Geschäftskontakte zu knüpfen. Dieses Potenzial sehen wir für eine Großveranstaltung im Herbst mittelfristig nicht gegeben“, begründet Vlajic die Entscheidung weiter. „Themen zum optimalen Kundendialog werden auch 2012 weiter eine maßgebliche Rolle im Veranstaltungsportfolio spielen.“ www.managementcircle.de CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 14 Callcenter-Trends 2012 – Kundenkommunikation: Social Media und Mobile Web für KMU Social Media und Mobile Web avancieren mittlerweile immer mehr zum fast schon selbstverständlichen Dialoginstrument. Großunternehmen nehmen aufgrund ihrer finanziellen und personellen Ressourcen hier eine Vorreiterposition ein. Viele kleine und mittelständische Unternehmen haben in der Vergangenheit hingegen mit der Integration von Social Media in ihre Geschäftsprozesse gezögert. Von Prof. Dr. Heike Simmet Vor allem in der B2B-Branche war man lange Zeit sehr zurückhaltend. Dies hängt unmittelbar mit der hier typischen Bevorzugung persönlicher Kommunikationsformen und der damit einhergehenden Vernachlässigung von Online-Aktivitäten zusammen. Weitere Gründe für die Zurückhaltung sind: Keine geeigneten Mitarbeiter, zeitliche Engpässe und auch ein Misstrauen gegenüber einer allzu großen Öffnung nach außen. Das häufig eher konservativ eingestellte Management in kleinen und mittelständischen Unternehmen sah den rasant verlaufenden Entwicklungen in Social Media in der Anfangszeit tendenziell misstrauisch entgegen und unternahm daher nur vorsichtig erste Schritte einer Öffnung gegenüber dem neuen Trend. Dies hat sich jetzt geändert. Ist die erste Hemmschwelle erst einmal überwunden, werden die neuen Dialogformen im Social Web sehr schnell und erfolgreich eingesetzt. Geringer Aufwand – großes Potenzial Gerade kleine und mittelständische Unternehmen können durch den gezielten Einsatz von Social Media und Mobile Web mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand ein enormes Nutzungspotenzial erwirtschaften. Dies belegen z. B. Untersuchungen zur sogenannten „Long-Tail-Hypothese“, nach der Social Media für Nischenmärkte völlig neue, attraktive Perspektiven eröffnet. Das bekannteste Beispiel für diesen „Long-Tail-Effekt“ ist E-Bay. Das größte Online-Aktionshaus der Welt zählt unzählige private Anbieter, die das Ergebnis von Fehlkäufen, Haushaltsauflösungen und Kellerentrümpelungen über die Plattform versteigern. Auch der Erfolg der vielen kleinen Online-Händler, die z. B. über Facebook ein oftmals sehr spezielles Sortiment anbieten, belegt die These des Long-Tail-Effekts. Kleine und mittelständische Unternehmen bevorzugen in den ersten Schritten ihres Social-Media-Engagements die großen Plattformen Facebook, Xing und Youtube. Diese Plattformen werden vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung sowie zur Steigerung des Bekanntheitsgrades eingesetzt. Schwerpunkt bildet die eher klassische Vermittlung von Informationen. Innovative Formen des Kundendialogs sind hingegen bislang seltener zu finden. Gerade in diesen innovativen Anwendungsbereichen liegt jedoch die Chance für kleine und mittelständische Unternehmen. Die Stärke dieser Unternehmen besteht bekanntermaßen traditionell in der Kundennähe und der Möglichkeit einer intensiven Kundenbetreuung. Wer sich hier mit smarten Lösungen frühzeitig im Markt richtig positioniert kann Wettbewerbsvorsprünge gegenüber der anonymen Massenabfertigung durch Hotlines, Self-Services und FAQ´s deutlich ausbauen. Bereits die Nutzung des regional orientierten Empfehlungsdienstes Qype bietet den Kunden wertvolle Hilfestellungen. Es lässt sich hiermit relativ einfach sogenannte Earned Media, d. h., verdiente Kommunikation durch die Bewertungen von Kunden erzielen. Diese ist für das Suchmaschinen-Ranking neben den klassischen Formen von Owned und Payed Media von herausragender Bedeutung. Zufriedene und begeisterte Kunden tragen auf diesem Wege automatisch zu einer kostenlos verdienten Empfehlung der eigenen Leistungen bei. Interessante Konzepte eines mobilen Kundenservice lassen sich z.B. mit der Nutzung von Apps realisieren. So bietet z. B. der Umzugs- und Relocation-Spezialist Brauns International eine intelligente Umzugs-App an. Die Umzugs-App iMove ermöglicht es dem Umzugsberater, im Kundengespräch vor Ort schnell und präzise alle benötigten Daten aufzunehmen. Durch den automatischen Versand der Daten entfallen zudem aufwendige und fehleranfällige Überträge per Hand. So lässt sich neben einer Steigerung der Kundenzufriedenheit durch schnelles Agieren vor Ort auch ganz nebenbei ein Rationalisierungseffekt erzielen. Die Einbeziehung von QR-Codes bietet dem Kunden wiederum hochwillkommene Zusatzinformationen über regional agierende Unternehmen direkt vor Ort. QR-Code macht es möglich Der ursprünglich aus der Logistik stammende QR-Code eröffnet sehr kostengünstig ein fast grenzenlos einsetzbares Potenzial an neuen digitalen Dialogmöglichkeiten mit den Kunden. Der Kunde zieht ganz einfach mit der Scan-Funktion seines Smartphones über den QR-Code, und schon sind vielfältigste Informationen auch über sofort regional verfügbare Produkte und Dienstleistungen wie z.B. Preise, Sonderangebote, Specials oder Zusatzinformationen über Produktspezifikationen abrufbar. Ideal also gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die aufgrund ihrer knappen Ressourcen diese Informationen nur in sehr eingeschränktem Ausmaß über die klassischen Kanäle verbreiten können. Alles in allem bietet die Nutzung von Social Media für kleine und mittelständische Unternehmen enorme Chancen. Durch die exponentiell verlaufende Verbreitung von Smartphones und Tablets sind die Einstiegsbarrieren in den digitalen Kundenservices deutlich gesunken. Kleine und mittelständische Unternehmen können durch neue smarte Lösungen ganz gezielt ihre individuelle Kommunikation ausbauen. Ein 24/7-Service an jedem Ort und in jeder Situation schafft die Grundlage für einen nicht nur zufriedenen, sondern begeisterten Kunden im Sinne des Customer Experience Managements (CEM). Der klassische Telefonservice wird hierdurch nicht vollständig abgelöst. Er kann vielmehr noch persönlicher gestaltet werden. Routine- und Standardanfragen laufen automatisiert im Hintergrund ab oder erledigen sich über die Social-Media-Kanäle oftmals von selbst, da z. B. andere User Hinweise und Tipps geben. Auch ein YouTube-Video kann viel plastischer zur Lö- Fortsetzung auf Seite 15 CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de Fortsetzung von Seite 14 sung eines Kundenproblems beitragen als es durch die rein telefonische Erklärung möglich ist. Folgende Fragen sollten kleine und mittelständische Unternehmen vor einem Engagement im Social Web beantworten können: Passt meine Unternehmenskultur zum offenen Dialog im Social Web? Was wird im Social Web bereits über mich geredet? Welche Ziele will ich konkret erreichen? Habe ich eine schlüssige Social-Media-Strategie entwickelt? Sind in meinem Unternehmen Mitarbeiter für die Umsetzung der digitalen Servicelösungen vorhanden? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, kann die Realisierung der smarten Lösungen im Kundenservice funktionieren. Es empfiehlt sich, auf jeden Fall zunächst mit einem Pilotprojekt zu starten. Hat man hinreichende Erfahrungen im Umgang mit dem Social und Mobile Web gesammelt, lassen sich die digitalen Kommunikationskanäle sukzessive ausweiten und in ein Gesamtkonzept integrieren. Es bietet sich im nächsten Schritt eine Erweiterung auf andere Unternehmensfunktionen an. Danach sollte das Social-Media-Monitoring professionalisiert werden. Dieses bildet die Grundlage für das immer wichtiger werdende Reputationsmanagement im Web. Online-Umfrage „Social Media als Chance für kleine und mittelständische Unternehmen“ BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 15 Bisher veröffentlichte Studien zeigen, dass sich kleine und mittelständische Unternehmen bisher nur im geringen Maße mit dem Einsatz von Social Media auseinandergesetzt haben. Diese Situation wird an der Hochschule Bremerhaven mithilfe einer eigens hierfür entwickelten Studie untersucht. Erfasst werden die Einschätzungen und Meinungen kleiner und mittelständischer Unternehmen über soziale Medien sowie das vorherrschende Verständnis von sozialen Kommunikationsund Dialogplattformen. Aus diesen Untersuchungen werden dann in einem zweiten Schritt konkrete Handlungsempfehlungen für den effizienten und zielgerichteten Einsatz von Social Media für kleine und mittelständische Unternehmen im Kundenservice abgeleitet. Folgender Link führt zu dem kurzen Online-Fragebogen: https://www.surveymonkey.com/s/SocialMediaChance Die Befragung richtet sich an Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Ergebnisse werden den Studienteilnehmern auf Wunsch kostenlos zur Verfügung gestellt. Zur Autorin: Prof. Dr. Heike Simmet studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und promovierte im Fach Marketing. 1996 erfolgte die Habilitation. Während dieser Zeit war sie wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Marketing der Universität Dortmund. Parallel war sie als Unternehmensberaterin selbstständig tätig. Seit 1997 ist Heike Simmet Professorin für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing, an der Hochschule Bremerhaven. Sie fungiert als wissenschaftliche Leiterin des Weiterbildungsstudienganges Communication Center Management an der Hochschule. Sie leitet zudem das Labor Marketing und Multimedia. Prof. Heike Simmet hat Erfahrungen auf dem Gebiet der Weiterbildung durch Gastprofessuren an der École Supérieure de Commerce d’Amiens, der International School of Management (ISM), den Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien Bochum und Dortmund und der Universität Bremen. Es erfolgten zahlreiche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zur Internationalisierung von Unternehmen. NEWS YOUCON BIETET KOMPLETTPAKET: Vorkonfektionierte Plattform für Contactcenter Befragt nach ihren zentralen Anliegen äußern Entscheider in Contactcentern meist zwei wesentliche Wünsche: Technologische Plattformen, die Kommunikationsabläufe, Arbeitsprozesse und Kommunikationskanäle zusammenführen, sowie Angebote mit klar bezifferten und verlässlichen Kosten. Aus diesen beiden Gründen bietet die YouCon GmbH bis zum 31.01.2012 die FIT-Pakete mit SAP Business Communications Management (SAP BCM) an. Diese vorkonfektionierten Software- und Servicepakete richten sich an Unternehmen mit 25 bis 100 Anwendern, die zur Kunden- und Servicekommunikation künftig auf die bewährte VoIP-Lösung von SAP setzen möchten. SAP BCM ist eine leistungsstarke IP-Kommunikationslösung für Contactcenter, die Organisationen unterstützt, schnellstmöglich Leistungs-, Qualitäts- und Kostenziele, besonders an verteilten Standorten, zu erreichen. Sie ersetzt herkömmliche Hardware für Telefonanlagen durch eine software-gestützte IP-Telefonie mit bedienerfreundlichen Funktionen, die für eine schnelle Abwicklung selbst bei hohem Anruferaufkommen sorgen. Die Software ist für das Zusammenspiel mit der Anwendung SAP CRM entwickelt und vorbereitet. Mit dem direkten Zugriff auf in SAP CRM gespeicherte Kundenakten lassen sich eingehende Anliegen noch schneller bearbeiten und lösen. Bei Bedarf kann die browserbasierte Software SAP Business Communications Management auch reibungslos mit der vorhandenen Infrastruktur für Telefonie verknüpft werden. „SAP BCM und ähnliche Plattformen sind seit geraumer Zeit am Markt und stoßen auf großes Interesse. Die Rapid-Deployment-Lösung für SAP Business Communications Management bündelt die Software und Implementierungsservices in einem Paket mit festem Umfang und Preis. www.youcon.com/fit CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 16 Callcenter-Trends 2012 – Arbeitsverträge müssen angepasst werden: Soziale Medien und Arbeitsrecht Die Anzahl der Nutzer von sozialen Medien steigt rasant. Zugleich nehmen auch die Anwendungsmöglichkeiten im Privat- und Arbeitsleben zu. Die Nutzung sozialer Medien weist so immer häufiger Berührungspunkte mit dem Arbeitsleben auf. Hier eröffnen sich Chancen, die sich Arbeitgeber zunutze machen können. Von Niels Ole Behder Natürlich ist diese Entwicklung mit Risiken verbunden, auf die Arbeitgeber reagieren sollten. Soziale Medien am Arbeitsplatz nutzen? Zu dieser Frage kann auf eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts zurückgegriffen werden (BAG NZA 2006, 98). Danach dürfen Arbeitnehmer, soweit keine Erlaubnis des Arbeitgebers vorliegt, das Internet und folglich damit auch soziale Medien nicht privat am Arbeitsplatz nutzen. Dies ist vielen Arbeitnehmern nicht bekannt. Fakt ist auch, dass viele Arbeitnehmer während der Arbeitszeit auf soziale Medien zugreifen, sei es über den vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten PC oder das private Handy. Risiken für das Arbeitsverhältnis Thematisieren Arbeitnehmer ihren Arbeitsalltag in sozialen Medien, birgt dies eine Vielzahl von Risiken in sich: 1. Kostenfaktor Zeit Postet ein Arbeitnehmer während der Arbeitszeit Mitteilungen auf Facebook, kostet dies Arbeitszeit und Geld. 2. Betriebsklima Erfolgt die Einbindung von Mitarbeitern unterschiedlicher Hierarchieebenen in soziale Netzwerke (Stichwort „add as friend“), kann dies zu einer möglicherweise nicht gewünschten Aufweichung von Unterstellungsverhältnissen führen. Negative Kommentare über Vorgesetzte und Arbeitskollegen verbreiten sich schnell, wobei Haftungsrisiken des Arbeitgebers nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) entstehen können. Ein dadurch entstehendes negatives Betriebklima senkt die Arbeitsmoral, die Produktivität und kostet den Arbeitgeber Geld. 3. Außendarstellung des Arbeitgebers Verbreiten Arbeitnehmer negative Kommentare über ihren Arbeitsplatz, führt dies zu einem unschönen Bild. Umgekehrt verhält es sich, wenn jeder in sozialen Medien aktive Mitarbeiter durch positive Kommentare das Bild des Arbeitgebers aufwerten kann. Somit ist jeder Mitarbeiter ein potenzieller – kostenloser – PR-Gewinn. Dieser Aspekt ist in Zeiten, in denen Nachwuchskräfte, Geschäftskontakte oder auch Neukunden über soziale Medien gewonnen werden, von unschätzbarer Bedeutung. 4. Haftungsrisiken Der unbedachte Umgang mit sensiblen Daten kann haftungsrechtliche Folgen nach sich ziehen. Auch sind urheberrechtliche und wettbewerbsrechtliche Fallkonstellationen denkbar, die für den Arbeitgeber, aber auch für die Nutzer mit Haftungsrisiken verbunden sein können. Verhaltensrichtlinien („Social-Media-Guidelines“) Die beispielhaft aufgeführten Aspekte bewegen Unternehmen dazu, ihren Mitarbeitern Verhaltensregelungen („SocialMedia-Guidelines“) an die Hand zu geben. Mit diesen sollen die Gefahren unkontrollierter und unreflektierter Veröffentlichungen für beide Seiten minimiert werden. Darüber hinaus sollen Mitarbeitern aber auch die Chancen der sozialen Medien vermittelt und das Nutzungsverhalten im Sinne des Arbeitgebers gesteuert werden. Rechtlich können diese Richtlinien im Arbeitsvertrag, in einer Betriebsvereinbarung oder im Wege des Direktionsrechts in die individuellen Arbeitsverhältnisse eingeführt und verbindlich gemacht werden. Zentral ist die Frage, ob eine Nutzung sozialer Medien in der Arbeitszeit gestattet ist. Denkbar sind folgende Gestaltungsmöglichkeiten: 1. Vollständiges Verbot. 2. Nutzung ist erlaubt. 3. Wenn eine Nutzung erlaubt ist, a. darf eine Nutzung nur zeitlich beschränkt erfolgen? b. dürfen nur bestimmte Plattformen genutzt werden? Der inhaltlichen Gestaltungsfreiheit sind darüber hinaus kaum Grenzen gesetzt. Hier kann der individuelle Bedarf jedes Arbeitgebers abgedeckt werden. Jedenfalls sollten – auch für Laien verständliche – Hinweise zu Datenschutz und Urheberrecht erfolgen. Es kann schon viel erreicht werden, wenn auf bereits vorhandene Regelwerke (Arbeitsvertrag, Datenschutzerklärung etc.) zurückgegriffen wird. Schließlich sollte klargestellt werden, welche Regelungsaspekte verbindlich und damit arbeitsrechtlich sanktionierbar sind, und welche Aspekte eher unverbindliche Handlungsempfehlungen darstellen sollen. Um die Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu erhöhen, sollten diese bei der Erstellung der Social-Media-Guidelines einbezogen sein. Auch Schulungen haben sich in diesem Zusammenhang bewährt, wie ein „Web-Monitoring“, mit dem eventuelle Regelverstöße ermittelt werden können. Ein bestehender Betriebsrat ist jedenfalls bei der Aufstellung von Social- Media-Guidelines einzubeziehen, § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG. Zum Autor: Niels Ole Behder ist Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht in der wirtschaftsrechtlich ausgerichteten ADVOVOX Rechtsanwalts GmbH in Berlin. Die Kanzlei berät überwiegend mittelständische Unternehmen, u.a. aus der Callcenter-Branche. ADVOVOX wurde 2010 als eines der 100 innovativsten Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet. Zuvor war der Autor für verschiedene Kanzleien als Rechtsanwalt in Hannover und Neuwied tätig. CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 17 Callcenter-Trends 2012 – Die Zukunft der Callcenter-Messen: Das Beispiel CallCenterWorld „Payday Social Media – Netzwerkerfolge zwischen ROI und Datenfriedhof“, so lautet ein Motto der CallCenterWorld 2012, das dem allgegenwärtigen Wandel im Customer Service Rechnung trägt. Marketingmaßnahmen werden umgedacht, Kommunikationswege verändert und Awareness 3.0 weht auf den Fahnen vieler Unternehmen. Aber bedeutet „Offline-sein“ wirklich, keine Servicezukunft zu haben? Von Jessica Dörr Die Leitveranstaltung der Branche öffnet ihre Pforten vom 27. Februar bis 1. März zum 14. Mal und liefert in diesem Jahr reichlich Zündstoff für Diskussionen rund um einen Zukunftstrend, der eigentlich schon gar keiner mehr ist. „Social Media ist heute schon mehr als nur ein weiterer Kanal“, erklärt CallCenterWorld-Referent Prof. Dr. Peter Gentsch (Lehrstuhl für CRM, Hochschule Aalen) im Vorfeld der Veranstaltung. „Aufgrund der Vernetzung, Viralität sowie der Akteure bietet Social Media substanziell neue Möglichkeiten für das CRM. Unsere aktuelle Studie mit dem Callcenter Verband zeigt, dass das Serviceaufkommen in Social Media in einigen Branchen heute schon signifikant ist.“ Social Media ist also bereits gelebte Realität in der Kundenkommunikation und findet hinreichend Fürsprecher. Demgegenüber werden aber auch zunehmend Stimmen laut, die vor den Grenzen des Social Web und schnell gemachten Anfängerpatzern warnen: „In den wilden Tagen der New Economy machten viele den ‚Fehler 1.0’ und kopierten die Inhalte ihrer Printbroschüren ins Internet“, erklärt Guido Augustin (PR- und Social-Media-Experte, Apfelbäumchen Pflanzen!). „Unternehmen sollten heute nicht den ‚Fehler 2.0’ machen, indem sie Inhalte ihrer Website unverändert in Social Media pressen.“ „Marken fangen an zu verstehen, dass Facebook keine Social-Media-Strategie ist“, ergänzt Empfehlungsmarketingexperte Mark Pohlmann (Geschäftsführer, Mavens GmbH). „Wenn von hundert Fans, statistisch bewiesen, nur sieben zuhören, ist die Reichweite, die Facebook bietet, keine Option, sondern Illusion.“ Der Schlagabtausch zwischen Social-MediaEnthusiasten und -Kritikern findet in zwei speziellen Fachforen der CallCenterWorld Raum für Konsens und Kontroversen: Sowohl für Sympathisanten als auch für Verweigerer ziehen Praktiker am zweiten Kongresstag unter dem Motto „Social Media am Scheideweg – (drin) sein oder nicht sein?“ eine erste Zwischenbilanz. Aber auch die Messe hat im Zuge der allgemein voranschreitenden Virtualisierungsbewegung einige Neuerungen erfahren: Interaktivität, so lautet das Gebot der Stunde, das sich 2012 unter anderem in Form der „CC-Webund Kick-Area“ präsentiert. Im Blickpunkt: Webinare und Webinartechnik, sprich: die Möglichkeiten zur virtuellen Übertragung von Vorträgen oder Produktschulungen über das Internet. Außerdem wird es hier in Zusammenarbeit mit der Call-Center-Commmunity und dem Callcenter-Club – so viel sei schon mal verraten – sehr sportlich zugehen. Noch mehr Social-Media-Praxis finden die Messebesucher im Live-Callcenter, im Teletalk-Demoforum und im Rahmen einer speziellen Guided-Tour. Generell wird Multichannel-Kommunikation – wie schon im letzten Jahr – vor, während und nach der CallCenterWorld großgeschrieben: Virtuell plaudern, bloggen und twittern können Social-Media-Anhänger in der CallCenterCommunity, auf www.facebook.de/callcenterworld und www.twitter.com/ callcenterworld. Und auch die CCW iPhone-App zählt inzwischen zum gern genutzten Service der Leitmesse. Damit steht die CallCenterWorld für eine Branche, deren größte Stärke schon immer die Weiterentwicklung war. Und belegt eindeutig: Social Media ist in der Kundenkommunikation angekommen. FAZIT: Kommunikationsstrukturen befinden sich im Wandel, und das Ende der Servicewelt, so wie wir sie kannten, ist erreicht. Jetzt ist es an den Unternehmen, zu entscheiden: Unter den Ersten sein? Oder zahlt sich Zurückhaltung aus? „Der Schritt in die Welt des Social Media ist für viele ein gewagter Kontrollverlust“, erklärt CallCenterWorldReferent Torsten Schweizer (Leiter Marketing, Haka Kunz GmbH). „Loyale und zufriedene Kunden können diesem entgegenwirken – und sogar als positive Multiplikatoren wirken. Wie sicher kann sich aber ein Unternehmen seiner loyalen Kunden sein? Die Antwort zeigt sich meist erst nach dem ‚go live’!“ Zur Autorin: Jessica Dörr Seit 2007 ist Jessica Dörr als Pressereferentin in der Unternehmenskommunikation der Management Circle AG tätig. In dieser Funktion verantwortet sie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. Schwerpunkte liegen in der Konzeption und Umsetzung medien- und öffentlichkeitsrelevanter Kommunikationsmaßnahmen rund um das Veranstaltungsportfolio des Weiterbildungsspezialisten, darunter die Branchenleitmesse CallCenterWorld. Den Grundstein ihrer PR-Laufbahn legte Jessica Dörr nach Abschluss eines geisteswissenschaftlichen Studiums auf Agenturseite, wo sie zunächst als Public-Relations-Trainee und anschließend als Junior-Beraterin Kunden aus der IT- und Telekommunikationsbranche betreute. Jessica Dörr hat Germanistik, Amerikanistik und Neuere Geschichte in Frankfurt am Main studiert. CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 18 Callcenter-Trends 2012 – Und was kommt dann?: Auf was sich Kunden und Callcenter-Betreiber einstellen sollten Mit der Kommunikation in Social Networks kommt, anders als bei so vielen Trendthemen der vergangenen Jahre, eine wirkliche Veränderung der Kommunikation von Kundenseite her auf uns zu. Für Callcenter als Experten in der Kundenkommunikation kann dies – richtig angegangen – eine große Chance und Bereicherung für ihre Zukunft eröffnen. Von Manfred Stockmann Christine K. sitzt an ihrem Tablet-PC und beteiligt sich an einer Diskussion in einem User-Forum über einen neuen Mineraldrink. Die Meinungen in der Community sind sehr geteilt, doch überwiegen kritische Stimmen. Christine K. versucht, die Hauptkritikpunkte herauszufiltern. Es ist bekannt, dass Christine K. im Auftrag des Herstellers in diesem Forum ist und die Kundenkritik auch an ihren Auftraggeber weitergeben wird. Allerdings ist Christine K. auch für andere Unternehmen der Lebensmittelindustrie tätig. Sie ist promovierte Biologin, spricht vier Sprachen, und meist geht es in Diskussionen um scheinbare Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten etc. Ihre fachliche und kommunikative Kompetenz wird in den Foren ebenso geschätzt wie von ihren Auftraggebern. Christine K. arbeitet viel von zu Hause, aber auch von unterwegs. Dabei besucht sie regelmäßig die Callcenter ihrer Auftraggeber, führt auch klassische Kundengespräche und tauscht sich mit den dortigen Kollegen aus. Science Fiction? Nur ein wenig und sicherlich nicht die künftige Beschreibung für 500.000 Callcenter-Agents im Jahr 2012. Doch zeigt dieses Beispiel exemplarisch einige der Herausforderungen, mit denen Callcenter in den kommenden Jahren stärker konfrontiert werden: die gemeinsame Betrachtung von sozialen Netzwerken, Communities und Callcentern. Die Kommunikation wird vielschichtiger und anspruchsvoller und benötigt immer besser ausgebildete Mitarbeiter. Mitarbeiter mit diesen Profilen werden aber in Zeiten des demografischen Wandels auch von anderen Branchen umworben. Gute Spezialisten sind „mobile Worker“ und wollen keine starren Bürostrukturen, auch binden sie sich ungern an nur einen Arbeitgeber. Sie schätzen Flexibilität und die Freiheit, ihre Qualifikation laufend auszubauen. Self-Service und Infoplattformen werden dem Anruf, der E-Mail oder Chats vorgezogen, wenn sie benutzerfreundlich sind und schnelle Ergebnisse versprechen – und sie müssen auf mobiles Nutzerverhalten abgestimmt sein. Kompetenz im Medium oder in der Kommunikation zum Kunden Doch auch von der breiten Mittelschicht im Callcenter wird zusehends mehr Qualifikation erwartet. Nicht den Alleskönner, aber doch etwas vielseitiger einsetzbar. Wird Social Media heute meist noch aus Marketing heraus betrieben, beginnen Unternehmen, die sich bereits länger damit beschäftigen, umzudenken. Denn der Umgang mit dem Medium Social Media ist schneller zu erlernen als die Kompetenz für den Kundendialog. Ebenfalls erkannt wird, dass die Informationen aus dem klassischen Kundendialog mit denen aus den Social Networks zusammenfließen müssen. Jetzt müssen nur die Callcenter auch bereit sein, sich der zusätzlichen Aufgabe zu stellen. Personalkonzepte auf Zukunft trimmen Bereits heute weisen die Arbeitsagenturen rund 20.000 freie Stellen in Callcentern aus. Im Februar waren es noch 15.000. Und davon entfallen 43% auf Stabs- und Führungsfunktionen. Callcenter müssen als Arbeitsplatz attraktiv sein, wollen sie die Mitarbeiter bekommen, die fit für die Zukunft sind. Ganz besonders gilt dies für Führungskräfte. Fach-, Führungsund Methodenkompetenz sind gefragt, Mitarbeiter mit hoher Eigenverantwortung in flexiblen und virtuellen Strukturen zu führen, zu motivieren und dabei auch den Gemeinschaftsgedanken zu fördern. Engagierte Mitarbeiter wollen sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren können; Corporate Social Responsibility, Corporate Branding und Entwicklungsperspektiven zeichnen gefragte Arbeitgeber neben wirtschaftlichem Erfolg aus, und auch die Verdienstmöglichkeiten spielen eine Rolle. Viele Hausaufgaben für das klassische Callcenter. Imagearbeit und politisch gesellschaftliche Verantwortung Dienstleister und Inhousecenter leiden unter dem schlechten Branchenimage. Während sich Inhousecenter klangvolle Namen geben, um nicht als Callcenter zu gelten, gibt es bei den externen nach eigenen Angaben sowieso nur Qualitätsdienstleister. Dumm nur, dass anders als im Europäischen Umland hier bisher kaum einer den Sprung einer Zertifizierung nach DIN EN 15838 angegangen ist. Das ist die Messlatte, die Richtung Politik als Nachweis zählt. Denn die Schaffung dieser Norm wurde der Branche von der Politik in Auftrag gegeben. Thema Mindestlohn. Noch haben wir die Massen der angelernten Arbeitskräfte. Die Zeiten wären gut, um das Thema aktiv aufzugreifen und ins Gespräch zu gehen. Die Politik weist den Weg, was sie von einer Branche erwartet, nämlich sich selbst um entsprechende Tarifstrukturen zu kümmern. Ob es zu einem eigenen Zweckverband zur Aushand- Fortsetzung auf Seite 19 CALLCENTER-TRENDS 2012 www.Call-Center-Experts.de Fortsetzung von Seite 18 lung von Lohnuntergrenzen kommt, wird sich 2012 zeigen. Allein die Ankündigung des Vorhabens brachte schon positives Presseecho. Auch wenn wohl nur weniger als 2% der in Callcentern Beschäftigten davon betroffen wären, die Schlagzeile „5,50 Euro Dumpinglohn in Callcentern“ wäre verschwunden inkl. negativer Nebenwirkungen. Fazit: Wichtig ist, unterscheiden zu lernen, welche Trends und Themen werden lediglich von Herstellern und Beratern penetriert und welche werden tatsächlich von einer relevanten Anzahl an Verbrauchern im Markt hervorgerufen – und welches Potenzial steckt dahinter. Social Media hat ein gewisses Kometenpotenzial. Im politischen Feld wäre es wünschenswert, dass sich die Branche zusammenschließt, die Angebote der Politik wahrnimmt und stark agiert, wie es den repräsentierten Arbeitsplätzen angemessen ist. Die „Wegduck-Strategie“ hat in den letzten 10 Jahren die Situation nicht verbessert. Wer sich nicht zusammenschließt und gemeinsam handelt, über den werden andere bestimmen. Aber vielleicht hat man sich daran ja schon gewöhnt. Ach, eine Frage habe ich noch nicht beantwortet: Auf was sollten sich die Kunden einstellen? Heiter bis wolkig, mit vereinzelten Gewittern ist zu rechnen. Veränderungen brauchen Zeit, außer wenn ein Komet kommt, dann kann manches schneller gehen. Im Übrigen kann ich feststellen, dass der Vorjahresartikel von Günter Greff zum Callcenter 3.X noch immer Topaktuell ist. „In Kundenorientierung und -service wird überall dort langfristig und strategisch investiert, wo Verantwortliche die wirtschaftliche Bedeutung für das Gesamtunternehmen erkannt haben. Sonst gelten potenzielle Boni-Zahlungen an Manager als Enscheidungsraster was und wie viel in den Kundenservice fließt.“ Aus der Bewerbung des CCV QualityAward-Gewinners Value 5: „Innovation sucht Beschwerde zum Verlieben! Beschwerden durch den Kunden dienen als Quelle für Innovation und geschäftstragende Neuerungen.“ „Kundenzufriedenheit wird überschätzt! Wie sonst ist es zu erklären, dass die Absätze vieler namhafter deutscher Unternehmen laufend steigen, während über die Produkte, Serviceleistungen und das Kulanzverhalten in diversen Foren von verärgerten Kunden immer heftiger protestiert wird?“ Zum Autor: Manfred Stockmann begleitet als Inhaber der C.M.B.S. Managementberatung mit seinen Mitarbeitern und Partnern europaweit Unternehmen bei sensiblen Veränderungsprozessen in der Aufbau- und Ablauforganisation, im Bereich der Produktivitätsoptimierung sowie bei der Gestaltung von Customer-Serviceeinheiten oder deren Outsourcing. Seit Mitte der 80er-Jahre beschäftigt er sich mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung von Personal- und Organisationsprozessen in Unternehmen. Dabei hatte er verschiedene Führungspositionen vornehmlich in der Finanzdienstleistung und Logistikbranche inne. Er engagiert sich seit 1998 im Call Center Verband Deutschland und zeichnet seit 2003 als Präsident verantwortlich für Presse-, Lobbyarbeit und internationale Kontakte. In dieser Funktion ist er Mitglied in verschiedenen Fachausschüssen, Gremien, Arbeitskreisen und Award-Jurys. Er ist Gründungsmitglied und seit 2002 Vizepräsident im Europäischen Dachverband ECCCO, Autor zahlreicher Artikel in Fachpublikationen sowie gefragter Referent und Moderator bei Seminaren, Fachkongressen und Firmenevents. BERATUNGSBRIEF 12/11 – SEITE 19 Sind Sie als Arbeitgeber attraktiv? Wir sind als Unternehmen bekannt Wir haben ein positives Image Unsere MA stehen hinter unserer U-Strategie Unsere MA haben Vertrauen in die U-Führung Es gibt ein Vertrauensverhältnis zwischen MA und Vorgesetzten Es wird nach gemeinsam vereinbarten Zielen geführt Die Mitarbeiter haben einen wesentlichen Einfluss auf die Zielerreichung Es gibt klare, transparente Regeln, die für alle gelten Das Arbeitsumfeld wird von den MA als überwiegend positiv empfunden Das Verhältnis im Team ist kollegial und offen Die MA haben Gestaltungsmöglichkeiten im Arbeitsbereich Die MA bekommen Verantwortung für selbstständiges Handeln übertragen Die MA engagieren sich freiwillig über das geforderte Maß Die MA sind stolz auf die Produkte/Serviceleistungen Die MA sind gerne für die Kunden da Die MA können sich in die Arbeitsprozesse einbringen Vorschläge werden dankend aufgenommen Vorschläge dürfen auch (wo möglich) selbst umgesetzt werden Es herrscht eine gute Fehlerkultur Die MA helfen sich gerne untereinander Es gibt gute Entwicklungsmöglichkeiten Auf Weiterbildung wird viel Wert gelegt Es gibt ein gelebtes Gesamtkonzept zur Gesunderhaltung Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird deutlich unterstützt Die eigene Leistung wird fair beurteilt Das Gehalt wird als angemessen empfunden Als MA wird man ernst genommen Die MA fühlen sich dem Unternehmen verbunden Die Fluktuation ist gering Die Krankenquote ist niedrig Die MA würden das Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen Die MA würden die Produkte/Serviceangebote weiterempfehlen In öffentlichen Foren stehen wir als Arbeitgeber gut dar Die MA haben Vertrauen in die Zukunft Die MA kommen überwiegend gerne zur Arbeit Wir bekommen viele Initiativbewerbungen Die Nachfrage nach freien Stellen ist meist höher als das Angebot ++ + o - --