HU WiSSEN 3 - Hu
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HU WiSSEN 3 - Hu
H U M B O L D T S F O R S C H U N G S M AG A Z I N H U M B O L D T R E S E A R C H M AG A Z I N E AUS AU SG G AB ABE 3 | N NO O VE E M B ER R2 201 011 1 Liebe Leserinnen und Leser, Dear Readers, viele Mitglieder der Humboldt-Universität zu Berlin sind zurzeit gespannt. Denn es werden noch einige Monate vergehen, bis sie erfahren, welche Graduiertenschulen und Cluster, vor allem aber, ob das Zukun skonzept im Exzellenzwettbewerb erfolgreich war. Geistes-, Naturwissenschaen und die Medizin – Vertreter aller drei Fachkulturen der Humboldt-Universität haben im vergangenen Jahr viel Arbeitszeit und Denkleistung in die Langanträge gesteckt. Insgesamt 15 gebundene Bücher haben das Haus verlassen. Dazu zählt das Zukun skonzept der HumboldtUniversität »Bildung durch Wissenscha : Persönlichkeit – Offenheit – Orientierung«. Außerdem bewerben sich vier Exzellenzcluster, zwei davon sind Fortsetzungen aus der ersten Runde, und zehn Graduiertenschulen, davon sind sechs zum zweiten Mal dabei. Im Sommer 2012 werden die Deutsche Forschungsgemeinscha und der Wissenscha srat verkünden, wer den Zuschlag erhält. Wir haben die Beiträge dieses He s den Bewerbern gewidmet und wollen Ihnen, liebe Leser, einen Einblick geben, in welche Forschungsvorhaben unsere Wissenschalerinnen und Wissenschaler das Geld von Bund und Ländern bislang investiert haben, beziehungsweise wofür sie es in Zukun einsetzen möchten. Wir wollen Ihnen auch zeigen, in welche Richtung sich Humboldts Universität entwickeln möchte, damit alle ihre Mitglieder ihr Können noch besser entfalten können. Viel Spaß beim Lesen! Ihre Redaktion many members of Humboldt-Universität zu Berlin are quite keyed up at the moment: there are still a good few months to go before a decision is reached on which Graduate Schools and Clusters – and most importantly whether the Institutional Strategy – will be awarded Excellence Initiative funding. Over the past year, representatives from the humanities, the natural sciences and medicine at HU have invested a great deal of time and thought in compiling the full proposals. In all, the University has submitted 15 bound volumes to the Excellence Initiative. They contain the proposals for HumboldtUniversität’s Institutional Strategy entitled »Bildung Durch Wissenscha. Educating Enquiring Minds: Individuality – Openness – Guidance«, for four Clusters of Excellence (two of which are renewal proposals from the first round) and for ten Graduate Schools (six of which are renewal proposals). In summer 2012, the German Research Foundation and the German Council of Science and Humanities will announce the winners of the competition. The articles in this magazine are dedicated to the people behind the proposals and their plans. We want to give you an idea of the research projects that our scientists and scholars have implemented with funds from the federal and state governments, and of those that they would like to implement in future. We also want to show you the path that HumboldtUniversität intends to take to give all its members even better opportunities for developing their full potential. Happy reading! The Editorial Team Mehr über exzellente Forschung an der Humboldt-Universität Further Information on excellence in research at Humboldt-Universität EDITORIAL 1 2 Inhalt Content ZUKUNFTSKONZEPT INSTITUTIONAL STRATEGY 4 Wissen, wohin der Zug fährt We know where we’re heading NATURWISSENSCHAFTEN NATURAL SCIENCES SAMMLUNG IN BILDERN COLLEC TION IN PIC TURES 54 MEDIZIN MEDICINE Die Sammlung des Winckelmann-Instituts The Winckelmann Institute collection GEIS TESWISSENSCHAFTEN THE HUMANITIES 98 Analytisches Denken in den Naturwissenschaen verändern Changing analytical thinking in the natural sciences 108 Bis ins kleinste Detail Down to the tiniest detail 117 Durch die Brille der Landnutzung The land use perspective 126 Vom Luxus, der einem geschenkt wird The gi of luxury 132 Inspiriert durch die Natur Inspired by nature 14 Fundgrube der Gene A genetic gold mine 64 Der Seele einen Ort geben Seeking the soul 24 Weltweit einmalig One of a kind 74 Soziologie der Wall-Street Wall Street sociology 32 Hand in Hand zu neuen Therapien Working hand in hand to find new approaches to treatment 84 Das Unvermutete der Dinge The unexpected element 92 40 Virtuelle Rehabilitation für Schlaganfallpatienten Virtual rehabilitation for stroke patients Eine Frauenzeitschri ohne Frauen A woman-free woman’s magazine 46 Zelle trif auf Material Combining cells with material INHALT / CONTENT 3 ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY Wissen, wohin der Zug fährt We know where we’re heading Ein Gespräch mit dem Präsidenten Jan-Hendrik Olbertz über die Chancen in der Exzellenzinitiative und die Zukun der Humboldt-Universität President Jan-Hendrik Olbertz talks about the opportunities offered by the Excellence Initiative and about the future of Humboldt-Universität Das Gespräch führten Ljiljana Nikolic und Constanze Haase Professor Olbertz spoke to Ljiljana Nikolic and Constanze Haase 4 k deutsch Professor Olbertz, Sie sind nun seit einem Jahr im Amt. Was schätzen Sie, wie viel Ihrer Zeit hat die Exzellenzinitiative beansprucht? Also, wenn ich alles, was wir vom Präsidium aus tun, um die Universität zu entwickeln und voranzubringen, in einen Zusammenhang exzellenter Forschung stelle, dann 100 Prozent. Im engeren Sinne betrachtet, also mit Blick auf die Erstellung des Zukunskonzepts, hat mich die Exzellenzinitiative bestimmt o drei Viertel meiner Arbeitszeit gekostet. Partizipation und Information während des Entstehungsprozesses waren Ihnen wichtig, dazu haben Sie FOX, das Forum Exzellenzinitiative, aus Vertretern aller Statusgruppen gegründet. Worüber wurde am meisten gestritten? Gestritten haben wir gar nicht, aber viel diskutiert. Eine Frage, die uns bewegt hat, war beispielsweise, wie die Geistes- und Sozialwissenschaen am besten zu fördern sind. Im Moment ist die ganze Logik des Exzellenzwettbewerbs stark aus den Arbeitsweisen der Naturwissenschaen abgeleitet, und die Geisteswissenschaen haben manchmal Mühe, sich darin wiederzufinden. Für ungestörte Lektüre, kollegiale Diskurse und eine inspirierte Atmosphäre – das brauchen Geisteswissenschaler, und nicht nur sie – bekommen wir leider kein Geld. Wir müssen also Förderformate finden, die den unterschiedlichen Fachkulturen differenziert Rechnung tragen. Deshalb soll an der HU ein Forum Geisteswissenschaen gebildet werden, das die Entwicklung der Geisteswissenschaen an der Universität beobachtet, dem Präsidium Empfehlungen gibt und Vorschläge zur Unterstützung entsprechender Vorhaben aus dem Innovationsfonds des Präsidiums unterbreitet. Das Zukun skonzept ist mit dem Titel »Bildung durch Wissenscha« überschrieben. Was verbirgt sich hinter dem Slogan? Das ist kein Slogan, sondern Quintessenz der Humboldtschen Universitätsidee. Es verbirgt sich dahinter der Anspruch, Wissenscha so zu organisieren, dass ein Höchstmaß an Erkennt- ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY 5 Jan-Hendrik Olbertz ist seit 2010 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin. Vor seinem Lehramtsstudium 1974 bis 1978 in den Fächern Deutsch und Musik an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg arbeitete er als Horterzieher. Es folgte ein Forschungsstudium der Erziehungswissenscha , das er 1981 mit der Promotion beendete. 1989 habilitierte sich Olbertz und wurde 1992 zum Professor für Erziehungswissenscha an die Universität Halle-Wittenberg berufen. 2002 wechselte er in die Politik und wurde Kultusminister des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Olbertz war Gründungsdirektor des Instituts für Hochschulforschung Wittenberg e.V. Von 2000 bis 2002 war er Direktor der Franckeschen Stiungen zu Halle. Seit 2005 ist er Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Seine Forschungsschwerpunkte sind die allgemeine und historische Bildungsforschung – insbesondere zur Hochschule – die Hochschulpädagogik, Erwachsenenbildung sowie die kulturelle Bildung. praesident@uv.hu-berlin.de Tel 030 · 2093 2100 Jan-Hendrik Olbertz has been President of Humboldt-Universität zu Berlin since 2010. Aer initially working as an educator at an aer-school care club, Olbertz completed his teacher training in German and music at Martin Luther University Halle-Wittenberg between 1974 and 1978. He then went on to become a research student and completed his PhD in higher education studies in 1981. In 1989 he earned his habilitation and in 1992 was appointed Professor of Education Studies at Martin Luther University Halle-Wittenberg. In 2002 he moved into politics and became the Minister of Education and Cultural Affairs for the state of Saxony-Anhalt. Olbertz was also the founding director of the Wittenberg Institute for Research on Higher Education. From 2000 to 2002 he was Director of the Francke Foundations in Halle, and since 2005 he has been a member of the executive committee of the Deutscher Evangelischer Kirchentag (German Protestant Church Convention). His academic work focuses on educational research (particularly concerning universities) from a general and historical perspective, as well as on higher education studies, adult education and cultural education. nis möglich ist, und zugleich höchstmöglicher Gewinn für die forschende Persönlichkeit – also Bildung. Nachhaltig kann die Förderung exzellenter Forschung nur sein, wenn sie mit einer intensiven Förderung des wissenschalichen Nachwuchses einhergeht. Was ist unter den Schlagworten Persönlichkeit, Offenheit und Orientierung zu verstehen? Auf diese Leitbegriffe stützt sich der gesamte Antrag. Das Thema Persönlichkeit ist Dreh- und Angelpunkt – es bedeutet, dass die Universität alle Potenziale ihrer Mitglieder, vom Studierenden bis zum Seniorprofessor, möglichst ungehindert zur Geltung bringen will. Anders gesagt, alles was der wissenschalichen Neugier entgegenkommt, was interdisziplinäre Begegnung ermöglicht, was inspirierte Kommunikation erzeugt, soll aufgegriffen und bestärkt werden. Das geschieht zweitens durch Offenheit, ein lebendiges Klima des Austausches, eine intellektuelle Atmosphäre. Und drittens geht es um Orientierung – moderne, wissenschasadäquate Steuerungsprozesse, Transparenz und Partizipation. Hierzu gehört auch der Service in unserer Verwaltung, die wesentlich zu einer »Kultur der Ermöglichung« beitragen und eine ungestörte, konzentrierte Arbeit in Forschung und Lehre ermöglichen soll. Nehmen wir als Bei- 6 spiel die Fast-Track-Option, also die Möglichkeit, den Master individuell in die Promotion zu integrieren. Hierfür müssen wir die Strukturen an die Bedürfnisse unserer Nachwuchswissenschaler anpassen. Wenn jemand schnell ist, darf er nicht durch die vorgegebenen Strukturen verlangsamt werden. Werden im Erfolgsfall auch die Studierenden vom Exzellenzwettbewerb profitieren? Unbedingt – auch wenn es in der Exzellenzinitiative in erster Linie um die Förderung von Spitzenforschung geht. Ohne eine aktive Einbeziehung der Studierenden ist das an einer Universität nicht möglich, jedenfalls nicht in einem nachhaltigen Sinne. Andernfalls wäre Spitzenforschung nur Phänomen einer einzelnen Generation, vielleicht nur einer Person – wird sie wegberufen, bricht alles zusammen. Wenn junge Menschen aber schon während der Bachelorphase in die Forschung einbezogen werden, Projekte selbstständig bearbeiten, lässt sich exzellente Forschung auch für die Zukun sichern. Im Antrag haben wir verschiedene Programme der Förderung festgehalten, etwa die studentischen Forschergruppen, die Geld dafür beantragen können, dass sie gemeinsam mit einem Wissenschaler ein Forschungsprojekt bearbeiten. Auch Kooperationen mit anderen universitären und außeruniversitären Einrichtungen, wie sie derzeit in Form der Integrativen Forschungsinstitute, kurz IRI genannt, etabliert werden, fließen in die Curricula zurück. Das Studium gewinnt so an Praxis und Wenn junge Menschen aber schon während der Bachelorphase in die Forschung einbezogen werden, lässt sich exzellente Forschung auch für die Zukun sichern If young people are given the chance to get involved in research during their bachelor’s studies, we can secure excellent research far into the future Entwicklungsmöglichkeiten. Durch Praktika können gute Nachwuchswissenschaler beizeiten auffallen und auch mal den Fuß aus der Uni heraussetzen. Sie lernen dabei, wie wichtig es ist, über den Tellerrand des eigenen Faches oder Themas hinauszuschauen. Sie haben schon als Präsidentscha skandidat die Verwaltungsreform angekündigt. Sie sprachen von einer »Kultur der Ermöglichung«. Was ist damit gemeint? Mir schwebt eine Verwaltung vor, die »all in one« arbeitet, also alle Teilaspekte eines Problems oder einer Aufgabe in einer Hand bearbeitet und für den betreffenden Wissenschaler löst. Wertvolle Ressourcen wie Zeit und Geld sollen im höchstmöglichen Umfang auf die originäre wissenschaliche Arbeit verwendet werden, also nicht durch unzählige Anläufe, Nachfragen oder Beanstandungen verschlissen werden. Mir ist dabei auch bewusst, dass viele Mitarbeiter der Verwaltung selbst unter dem Mangel an Spielräumen und damit an Effizienz leiden. Das ist ein Problem, das wir – auch zusammen mit der politischen Seite – lösen müssen. Im Erfolgsfall endet die Finanzierung nach fünf Jahren und damit auch der gesamte Exzellenzwettbewerb. Welche Förderformate sind danach vorstellbar? Längerfristig glaube ich, dass wir mit der Bindung der Universitätsbudgets an die Landeshaushalte in eine Sackgasse geraten. Wissenscha und Bildung sind nationale Aufgaben, die nicht allein von den Spielräumen der jeweiligen Landeshaushalte, die inzwischen gerade im Nord-Süd-Gefälle sehr unterschiedlich sind, abhängen dürfen. So können wir mit der deutschen Hochschullandscha im internationalen Wettbewerb nicht bestehen. Ein aufgeklärter und moderner Föderalismus ist etwas anderes als das, was wir derzeit praktizieren. Ich würde es begrüßen, wenn der Bund fünf bis sieben exzellente Universitäten als »Prototypen« für ein neues Fördermodell in seine Trägerscha übernähme. O genug ist er ja schon heute Feuerwehrmann. Natürlich bedüre es dazu entsprechender Übereinküne mit den Ländern, aber diese Hürde sollte genommen werden. Wir hätten dann eine ähnliche Situation wie in der Schweiz – in Zürich zum Beispiel befinden sich die Eidgenössische Technische Hochschule als »Bundesuniversität« und die Züricher Universität, die vom Kanton getragen wird, in einem produktiven und gesunden Wettbewerb. Die HU hätte auch auf eine Teilnahme am Exzellenzwettbewerb verzichten können. War das eine Option? Nein, das war nie eine Option. Für die HU ist es vollkommen richtig, dass sie teilnimmt. Wir wissen jetzt, wohin der Zug fährt. Im Diskurs haben wir Klarheit darüber gewonnen, was im Sinne einer erfolgreichen Zukun unserer Universität zu tun ist. Das wird jetzt, auch unabhängig von der Exzellenzinitiative, in Angriff genommen. ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY 7 Die Integrativen Forschungsinstitute Integrative Research Institutes =: A >; : H 8 > : 9Zk 8Vb Zade ej h 8 d aa C8 : bZY^X^cZ ad\n! W^d ^ZcXZh c\ jgdhX cZ ^c\ dgY C >ciZ\ gV VcY i^ A^c` i]gZZ =J ^c\ i adX GI 7Z _jc ^dg dc Xjh ;d hZVgX] \gdjeh gZ D >; ]Z i^dch V H >G > G > I =: H n h h igdc\ e V g i c Z g h ^c g a^ c jg \ VcY 7g VcYZcW >G > gX] >c[gVhi gj i]Z cVijg Xij Va h [dg gZ ZcXZh X^ C DG9 >ciZ Wg^Y gY^h \^ g^in i]gdj\] a^cV hhdgh]^eh X^e egd[Z c\ VWd ZV =J g V i ^ k Z g Z h 9 8 $ 8 ] Vg ^i $ B H 6 9 A : G H =D; 6 9A Spitzenforschung braucht Freiräume und Flexibilität. Innovative Fragestellungen lassen sich omals am besten fächerübergreifend im Team mit internationalen Kolleginnen und Kollegen und Kooperationspartnern bearbeiten. Das Zukun skonzept der HU beinhaltet ein umfassendes Programm zur Entwicklung von drei Integrativen Forschungsinstituten (Integrative Research Institutes, IRI): das 2009 gegründete IRIS Adlershof, das neue IRI für Lebenswissenschaen – eine Kooperation zwischen HU, Max-Delbrück-Centrum und Charité auf dem Campus Nord – und künig das IRI THESys (Die großen Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen) zum Themenkomplex Nachhaltigkeit, Landnutzung und Globalisierung. Diese neuen Formate der Humboldt- 8 =D ; B>I I: :GH Universität sollen Wissenschalern, die ein Forschungsfeld, in dem die HU eine internationale Führungsposition anstrebt, ermöglichen, gemeinsam interdisziplinär und im Verbund mit außeruniversitären Forschungsinstituten zu arbeiten. Die IRI werden zeitlich befristet eingerichtet. Top research requires freedom and flexibility, and ground-breaking questions are oen best answered in an interdisciplinary team of international colleagues and partners. The HU Institutional Strategy features a comprehensive programme for developing three Integrative Research Institutes (IRIs). This includes further development of IRIS Adlershof, founded in 8d i] W j aaV W d g V i ^ c \ l ^ g n i h^c Z h j h h V c Y ^c Y 2009; establishment of the new IRI for the Life Sciences –a collaboration between HU, the Max Delbrück Center and the Charité – to be based at HU’s Campus Nord; and preparation of IRI THESys (The Great Transformations of HumanEnvironmental Systems), which will investigate complex topics relating to sustainability, land use and globalisation. This new format at Humboldt-Universität will benefit researchers working in fields where HU is looking to take a leading international role by giving them the chance, within a limited time frame, to carry out interdisciplinary research work in collaboration with non-university research institutes. KOSMOS Summer University Embracing internationalism www.hu-berlin.de/kosmos In Anknüpfung an die Kosmos-Vorlesungen Alexander von Humboldts bieten die KOSMOS Summer Universities Raum und Zeit für intensiven Austausch mit internationalen Forscherinnen und Forschern. In zweiwöchigen Summer Universities forschen und diskutieren Wissenschaler der HU, internationaler Partneruniversitäten sowie außeruniversitärer Einrichtungen zu einem Themenbereich, der im Fokus der Forschung an der HU steht. Im Rahmen jeder KOSMOS Summer University wird ein internationaler Wissenschaler als HU International Scholar für ein Jahr an die HU eingeladen. Die Scholars bereiten im Team mit den HU-Kollegen die KOSMOS University vor und verfolgen dazu thematisch verwandte Forschungsvorhaben. Internationale Partnerschaen wollen gepflegt werden: Die HU wird an den Fakultäten Referenten für Internationales einsetzen, um internationale Aktivitäten zu unterstützen. Zusätzlich stehen sie als Ansprechpartner für die Studierenden bereit, um Auslandsaufenthalte zu unterstützen und den Start eines Studiums an der HU zu erleichtern. In the spirit of Alexander von Humboldt’s famous Kosmos lectures, the KOSMOS Summer Universities offer international researchers space and time for intensive exchange of ideas and information. Each Summer University lasts two weeks, during which scientists and scholars from HU, its interna- tional partner universities and non-university research institutions work on and discuss a specific topic from one of the areas of research focus at HU. As part of each KOSMOS Summer University, a researcher from abroad is invited to spend a year at HU as a HU International Scholar. The Scholars work in a team with their HU colleagues to prepare the KOSMOS University and pursue research goals on related themes. International partnerships require fostering and maintenance. For this purpose, HU is appointing Officers for International Affairs at the faculties to support international activities. They will also serve as a point of contact for students wishing to study abroad and for new foreign students at HU. ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY 9 10 k english Professor Olbertz, you have been in office for a year now. How much time would you say you spent on the Excellence Initiative? Well, if I look at it from the perspective that everything we do in the Executive Committee to develop and drive the University falls under the heading of excellent research, then it took up 100 percent of my time. Looking at it in the narrower sense, as the time spent compiling the Institutional Strategy, I’m sure it took up three-quarters of my day a lot of the time. Participation and information were very important to you in compiling the Strategy. That’s why you set up the Excellence Initiative Forum (FOX), which included representatives from all status groups at HU. What did you argue about most? We didn’t argue at all, but we had a lot of discussions. One question we were particularly concerned with was how to best promote the humanities and social sciences. At the moment, the entire logic of the Excellence competition is mainly derived from scientific working methods. The humanities oen struggle to find their place in that. Unfortunately, we won’t get any money for undisturbed reading, collegial discourse and inspiring working environments – even though that is precisely what humanities scholars, as well as researchers in other fields, need. We therefore have to find funding formats that are appropriate to the specific needs of different disciplines. This is why HU is planning to set up the Humanities Forum. It will monitor the development of the humanities at HU, make recommendations to the Executive Committee, and present proposals on supporting appropriate projects from the Executive Committee’s Strategic Innovation Fund. Das Thema Persönlichkeit ist Dreh- und Angelpunkt – es bedeutet, dass die Universität alle Potenziale ihrer Mitglieder möglichst ungehindert zur Geltung bringen will Individuality is at the heart of it all – it means that HU is dedicated to letting all its members unfold their potential as freely as possible The Institutional Strategy is entitled Bildung durch Wissenscha – Educating Enquiring Minds. What’s behind this slogan? It’s not a slogan. It is the essence of Wilhelm von Humboldt’s idea of a university. It expresses our desire to organise science and scholarship in such a way as to ensure the highest level of insight possible, while guaranteeing maximum benefit for researchers – in terms of their education and personality development. In the long term, promoting excellent research can only succeed if it goes hand-in-hand with intensively promoting young researchers. What should we understand by »individuality«, »openness« and »guidance«? Our entire proposal is founded on these three central concepts. Individuality is at the heart of it all – it means that HU is dedicated to letting all its members, from students right up to senior professors, unfold their potential as freely as possible. In other words, we aim to respond to and strengthen everything that encourages academic curiosity, everything that facilitates interdisciplinary contact, and everything that encourages inspired commu- ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY 11 Wertvolle Ressourcen wie Zeit und Geld sollen im höchstmöglichen Umfang auf die originäre wissenschaliche Arbeit verwendet werden Valuable resources like time and money should be available to the greatest extent possible for research itself nication. We achieve this through the second principle – openness. This is about creating a lively climate of exchange and an intellectual working environment. The third pillar of the proposal is guidance. We are creating modern management processes that are appropriate to an academic institution and will guarantee transparency and participation. This includes service in our administration, which should play a big role in creating a »culture of enablement« and allowing HU staff to fully focus on their research and teaching work. Let’s take the example of the fast-track option that allows outstanding students to integrate a master’s degree into their PhD studies. This means that we have to adapt our structures to fit the needs of our young researchers. If someone is powering ahead in their work, they shouldn’t be slowed down by a rigid administrative framework. Will HU students also benefit if the University succeeds in the Excellence Initiative? Absolutely. The Excellent Initiative might well be first and foremost about promoting top-level research, but no university can succeed in doing that – at least not over the long term – unless it actively involves its students in the process. If it doesn’t involve them, top-level research would be confined to individual generations, perhaps even to a single person. If that person leaves, everything falls apart. But if young people are given the chance to get involved in research and work independently on projects during their bachelor’s studies, we can secure excellent research far into the future. In the proposal we have secured a variety of funding programmes, such as one that enables student research groups to apply for funding to work on a research project with a 12 HU researcher. Partnerships with other universities and non-university institutions – which are currently being set up in the form of Integrative Research Institutes, or IRIs for short – will also benefit student programmes. The IRIs will offer practical and developmental opportunities for HU’s degree courses. Traineeships will allow promising young researchers to make a name for themselves early on, and to explore life beyond the University. As a result, they will learn how important it is to look beyond the boundaries of their own subject or research topic. Even when you were running for the presidency, you announced plans to reform the administration. You spoke of a »culture of enablement«. What exactly do you mean by that? I have this image of an »all-in-one« administration – one that deals with every aspect of a problem or task and finds a solution that fits the researcher in question. Valuable resources like time and money should be available to the greatest extent possible for research itself and not be wasted on a never-ending series of errands, enquiries or complaints. But I am also well aware that many of our administrative staff don’t have enough leeway either, which makes it almost impossible to work efficiently. This is a problem that we need to solve – in this case with political support. If the proposal is successful, the funding will end in five years’ time - along with the Excellence Initiative as a whole. What sort of funding formats do you envisage replacing it with? In the long term, I think that linking university budgets to the budgets of Germany’s states will lead us into a dead-end. Research and education are national responsibilities that should not have to depend on the size of individual state budgets, which currently vary considerably – particularly across the north-south divide. If this situation continues, German higher education will not be able to compete at an international level. An enlightened, modern federalism is far removed from what we are practicing today. I would welcome a decision from the German Federal Government to take over funding for five to seven excellent universities, which would serve as »prototypes« for a new funding model. Aer all, the federal government comes to the rescue oen enough as it is. Of course it would require reaching specific agreements with the states, but that’s a hurdle we should try to clear. The result would be a situation similar to the one in Switzerland. In Zurich, for example, the Swiss Federal Institute of Technology (a »government university«) and the University of Zurich (funded by the canton) engage in a productive, healthy competition. Ein Instrument, um Wissenschaler zu fördern An instrument to maximise researchers potential HU could have chosen not to take part in the Excellence Initiative. Was that an option? No, that was never an option. It is entirely right for HU to be involved. We know where we’re heading now. In the discussions on the Initiative, it became clear what we have to do to secure a successful future for our university. And now we’re working on those tasks – both as part of the Excellence Initiative and independently of it. v Die Universität verfolgt mit ihrem Zukun skonzept drei Ziele: Unter den Leitbegriffen Persönlichkeit, Offenheit und Orientierung wird sie exzellente Rahmenbedingungen für die Spitzenforschung schaffen, den wissenschalichen Nachwuchs bestmöglich fördern und die Verwaltung als wissenscha sadäquate Serviceinstanz neu profilieren. Ein Instrument, um Wissenschaler zu fördern, ist der Strategische Innovationsfond, mit dem Wissenschaler in ihren fachlichen und individuellen Bedürfnissen flexibel und gezielt unterstützt werden sollen. Das Spektrum reicht vom one-(wo)man-think-tank über die Initiierung oder erfolgreiche Fortsetzung eines großen Drittmittelprojekts, das internationale Partner einbindet, bis zur Finanzierung von Forschungsprojekten mit besonders gesellschalich relevanten Themen durch den Humboldt Research Award. The University’s Institutional Strategy has three main goals, which can be summed up in the words individuality, openness and guidance. With these as its central concepts, the strategy aims to create excellent framework conditions for top-flight research, promote young researchers in the best possible way and reorganise the University administration into a service provider that is suited to academia. One of the instruments designed to help researchers maximise their potential is the Strategic Innovation Fund, which offers researchers targeted, flexible funding according to their professional or individual needs. The spectrum of activities that can receive support from the Fund ranges from the initiation of small think-tanks to launching or successfully continuing large-scale third-party funded projects involving international partners, to research projects considered particularly relevant to society, which are eligible for the Humboldt Research Award. ZUKUNFTSKONZEPT / INSTITUTIONAL STRATEGY 13 MEDIZIN / MEDICINE Fundgrube der Gene A genetic gold mine Forscher fahnden nach den Ursachen seltener Erkrankungen Researchers are tracking down the causes of rare diseases Text: Ute Friederike Wegner k deutsch An der Tür klebt ein rotes Schild. »Sequence« steht in weißen Buchstaben darauf, daneben zwei umeinander gewundene Stränge, das Symbol für die wohl berühmteste Spirale der Welt, die in fast allen Lebewesen vorkommt und das Erbgut enthält: die DNA-Doppelhelix. »Wir versuchen zu verstehen, wie Information im menschlichen Erbgut gespeichert ist und unser Leben bestimmt«, erklärt Stefan Mundlos, Professor und Direktor am Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik der Charité – Universitätsmedizin Berlin. DNA ist die Abkürzug für das englische Wort »deoxyribunucleic acid«. Ein DNA-Molekül enthält die Baupläne für Tau- 14 sende verschiedener Eiweiße im Körper. Dabei enthält immer ein bestimmter Abschnitt des Moleküls die Information für den Bau eines bestimmten Eiweißes. Ein Abschnitt ist ein Gen. Der kleine Raum hinter der Tür ist kühl. Eine Klimaanlage brummt. An der Wand vis à vis steht ein großes viereckiges Gerät. Durch eine Scheibe sind kleine Flaschen in dem Apparat zu sehen. Rechts in der Ecke erhebt sich ein Turm aus Festplatten. Winzige Lämpchen blinken blau und grün. »Mit diesem Gerät untersuchen wir menschliche DNA-Moleküle«, erklärt der Kinderarzt und Humangenetiker Mundlos. »Dahinter verbirgt sich eine ganz neue Technik, mit der wir in wenigen Tagen ein ganzes Genom untersuchen können.« Mussten die Forscher früher noch einzelne Genstücke herausschneiden und mühsam über Wochen durchleuchten, können sie sich jetzt große Teile oder gar die gesamte Erbinformation auf einmal vornehmen. »Das ist ein gigantischer technischer Sprung, den wir nutzen, um zu verstehen, wie das Genom ›tickt‹ und Krankheiten auslöst.« Erstmals in Deutschland haben der Wissenschaler und sein Team gezeigt, dass sich mit dieser Methode, in der Fachsprache »massive parallel sequencing«, genetische Veränderungen aufdecken lassen. Im Fokus des Wissenschalers, der gleichzeitig Leiter der Forschungsgruppe Entwicklungsgenetik am Max-PlanckInstitut für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem ist, sind seltene Erkrankungen. Nach einer gängigen Definition sind das solche, von denen weniger als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Insgesamt gibt es 5.000 bis 7.000 seltene Erkrankungen, in Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen daran. »80 Prozent dieser Krankheiten sind genetisch bedingt«, betont Stefan Mundlos, designierter Sprecher des beantragten Exzellenzclusters »GenoRare – Medizinische Genomik seltener Erkrankungen«. »Sie gehen im Gegensatz zu häufigen Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Krebs meist auf einen, höchstens zwei, drei Gendefekte zurück.« Deswegen sind sie Wir versuchen zu verstehen, wie Information im menschlichen Erbgut gespeichert ist We are trying to understand how information is stored in the human genome auch selten, beginnen o schon im Kindesalter und haben einen schweren Verlauf. Für den Forscher und sein Team jedoch ist das von Vorteil, denn nach einer oder sehr wenigen krankmachenden Mutationen lässt sich besser fahnden als nach mehreren. Zudem spielen bei den häufigen Leiden exogene Faktoren wie Umwelt und Lebensbedingungen ebenfalls eine große Rolle. MEDIZIN / MEDICINE 15 »Die Sequenzierung liefert Daten von mehreren Milliarden Basenpaaren«, sagt Stefan Mundlos. »Die riesigen Datenmengen werden digital gespeichert.« Kurz zur Erklärung: Die Gene enthalten eine Abfolge von vier verschiedenen Basen, chemischen »Buchstaben«, in denen in »Codewörtern« die Baupläne für Eiweiße verschlüsselt sind. Die Bioinformatiker im Team »bauen« nun die digitalen Daten des Genoms am Bildschirm des Computers wieder zusammen. Ihre Fahndung beginnt. Haben sie den Webfehler im Erbgut des Patienten entdeckt, vergleichen sie diesen mit Datenbanken, in denen bereits bekannte Mutationen für seltene Erkrankungen erfasst sind. Ist die Suche erfolgreich, erhält der Betroffene eine Diagnose und weiß, woran er erkrankt ist. Ist die Mutation dagegen neu, speisen die Forscher die Symptome und krankhaen Veränderungen, unter denen der Betreffende leidet, in die Datenbank ein, die auf diese Weise kontinuierlich erweitert wird. 16 Das Besondere: Die 20.000 Gene des Menschen, die die Baupläne der Eiweiße codieren, sind nur ein kleiner Teil des gesamten Erbgutes, und zwar ganze eins Komma fünf Prozent. »Viele Veränderungen liegen zwischen den Genen«, erklärt der Humangenetiker. »In diesen Zwischenbereichen, die zirka 98 Prozent des Genoms ausmachen, werden die Gene reguliert, das heißt, an- oder abgeschaltet. Hier liegt unser Forschungsschwerpunkt.« Stefan Mundlos und sein Forscherteam gehören zu den ersten, die sich überhaupt mit diesen nicht codierenden Zwischenregionen, im Forscherjargon »Genwüste« genannt, im Zusammenhang mit Krankheit beschäigt haben. Sie fanden außerdem heraus, dass dort Veränderungen zu Erbkrankheiten und angeborenen Anomalien führen können. So haben sie zum Beispiel jüngst die Ursache für eine Fehlentwicklung von Schädel und Fingern entdeckt. Sie fanden einen veränderten »Enhancer«, eine Sequenz, die das verantwortliche Gen während Nach den Sequenzierungen des menschlichen Genoms ist es ein Anliegen der Forscher, die Funktionen der Proteine und ihre Interaktionen untereinander zu verstehen. Hier ist ein Proteininteraktionsnetz für das Bare-Lymphocyte-Syndrom abgebildet. Aer sequencing the human genome, researchers now want to understand how proteins function and interact. A protein interaction network for bare lymphocyte syndrome is shown here. der Embryonalentwicklung fehlerha steuert. Andere Moleküle wiederum regulieren den Level eines bestimmten Eiweißes. Chemische Modifikationen schalten bestimmte Gene einfach auf Dauer ab. »Wir gewinnen faszinierende Einblicke in das komplexe Zusammenspiel im Erbgut. Die ,Genwüste’ enthält Regulatoren, die während der Embryonalentwicklung Gene und Proteine an- und abschalten müssen, damit komplexe Strukturen wie Hände oder Schädel entstehen. Hier liegt eine Fundgrube für kün ige Forschungen.« Stefan Mundlos ist seit dem Jahr 2000 Institutes Direktor des Instit tutes für Medizinische GeHumangenetik netik und Humang gene der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Zudem leitet er die Forschungsgruppe Entwicklungsgenetik am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem. Nach der Facharztausbildung in Kinderheilkunde und Humangenetik an der Kinderklinik der Johannes Gutenberg Universität in Mainz und diversen Forschungsaufenthalten am »Royal Children’s Hospital«, im »Murdoch Institute for Research into Birth Defects« der Universität Melbourne in Australien sowie der »Harvard Medical School« in Boston, USA, um die Pathogenese von Erkrankungen des Skeletts zu untersuchen, folgte im Jahre 1997 die Habilitation an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Nachdem Stefan Mundlos zwei Jahre die Professur für »Entwicklungsgenetik« am Institut für Humangenetik an der RuprechtKarls-Universität in Heidelberg innehatte, folgte der Ruf an die Humboldt-Universität zu Berlin. Stefan Mundlos has been head of the Institute of Medical Genetics and Human Genetics at the Charité – Universitätsmedizin Berlin since 2000. He also leads the Development & Disease Research Group at the Max Planck Institute for Molecular Genetics in Berlin-Dahlem. Mundlos trained as a paediatrician and specialist in human genetics at the Johannes Gutenberg University Mainz’s Center for Pediatric and Adolescent Medicine. He then held research appointments at the Royal Children’s Hospital in the University of Melbourne’s Murdoch Institute for Research into Birth Defects and at Harvard Medical School in Boston during which he investigated the pathogenesis of skeletal disease. In 1997 he gained his habilitation at the Johannes Gutenberg University Mainz. Aer spending two years as Professor of Developmental Genetics at Heidelberg University’s Institute for Human Genetics, Mundlos was appointed professor at Humboldt-Universität zu Berlin. stefan.mundlos@charite.de Tel 030 · 450 569 121 MEDIZIN / MEDICINE 17 Berliner Expertise für Genomanalyse Berlin-based expertise in genome analysis »GenoRare – Medizinische Genomik seltener Erkrankungen« heißt das Exzellenzcluster, mit dem Stefan Mundlos und sein Team mit der Freien Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin bei der Exzellenzinitiative erfolgreich sein möchten. Im Mittelpunkt soll die genetische Analyse seltener Erkrankungen stehen. Geplant ist, die Berliner Expertise für die neuen Methoden der Genomanalyse zu bündeln. Kooperationspartner des Instituts für Medizinische Genetik und Humangenetik der k Charité – Universitätsmedizin Berlin sind das Otto-Heubner-Centrum für Kinder- und Jugendmedizin der Charité am Campus Virchow, das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin-Dahlem, das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in BerlinBuch und das Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB). Wichtige Partner sind zudem das Zentrum für Biophysik und Bioinformatik sowie das Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Wichtige Verbindungen bestehen zur Bioinformatik und Biochemie der Freien Universität Berlin sowie zum »Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies« (BCRT). GenoRare – Medical Genomics of Rare Disease is the name of the Cluster of Excellence that Stefan Mundlos and his team, along with researchers from Freie Universität Berlin and the Charité – Universitätsmedizin, hope to establish. If the Excellence Initiative approves their proposal, the Cluster will pool the expertise that english There is a red sign on the door, with the word »Sequence« written on it in white lettering. Next to it is an image of two intertwined strands. These symbolise the world’s most famous spiral, which is contained in the cells of almost all living creatures: the DNA double helix. »We are trying to understand how information is stored in the human genome and how it shapes our lives,« says Professor Stefan Mundlos, who is Head of the Institute of Medical Genetics and Human Genetics at the Charité – Universitätsmedizin Berlin. DNA stands for deoxyribonucleic acid. One DNA molecule holds the »blueprints« 18 Berlin-based researchers have in new methods genome analysis, and will focus on the genetic analysis of rare diseases. The Otto-Heubner-Centrum für Kinderund Jugendmedizin on the Charité’s Campus Virchow, the Max Planck Institute for Molecular Genetics in Berlin-Dahlem, the Max Delbrück Center for Molecular Medicine (MDC) in Berlin-Buch and the Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) will be involved as partners of the Institute of Medical Genetics and Human Genetics at the Charité – Universitätsmedizin Berlin. Other important partners are the Centre for Biophysics and Bioinformatics and the Institute of Philosophy at Humboldt-Universität. The Cluster also has important links to bioinformatics and biochemistry at Freie Universität Berlin, and to the BerlinBrandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT). for thousands of different proteins in the body. The molecule is composed of many segments – called genes – each of which contains the information for making one particular protein. The room behind the door is small and cool; an air-conditioner is humming. A large square device stands against the opposite wall. The device has a glass panel, through which a number of small vials can be seen. The right-hand corner is occupied by a tower of hard drives, and several small lights are flashing blue and green. »We use this device to examine human DNA molecules,« says Mundlos, who is a paediatrician and human geneticist by training. »It contains an entirely new technology that allows us to examine a whole genome in just a few days.« In the past, researchers used to have to cut out individual gene segments and examine them in a laborious process that took weeks. Now they can handle large parts or even the entire genetic information in a molecule in one go. »This technology is a giant leap forward that we are using to understand how the genome ›ticks‹ and causes diseases,« ex- plains Mundlos. He and his team were the first in Germany to successfully use the new method, which is called »massive parallel sequencing«, to identify genetic variants on a wide scale. Mundlos also heads the Development and Disease research group at the Max Planck Institute for Molecular Genetics in Berlin-Dahlem. The main focus of his work is rare diseases, which are usually defined as those affecting less than five in 10,000 people. There are somewhere between 5,000 and 7,000 rare diseases, and around four million people in Germany suffer from one of them. »Eighty percent of these diseases have a genetic basis,« says Mundlos, the designated coordinator of the proposed Cluster of Excellence GenoRare – Medical Genomics of Rare Disease. »Unlike common diseases such as diabetes and cancer, they usually result from two or three gene defects at most.« This fact explains why these diseases are rare, usually severe, and have an onset in childhood. For the researchers, however, it is an advantage, since identifying one or just a few pathogenic mutations is easier than find- In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen an seltenen Erkrankungen Around four million people in Germany suffer from rare diseases ing many. Moreover, exogenous factors such as environment and living conditions also play a major role in common diseases. »Sequencing delivers data on several billions of base pairs,« says Mundlos, »and these huge amounts of data are digitally stored.« In case your knowledge on how DNA works is a little rusty, here’s a refresher: genes are made up of four nucleobases (or bas- MEDIZIN / MEDICINE 19 Ein Proteininteraktionsnetz für das SticklerSyndrom. Mit der Kartierung bilden Forscher das Zusammenwirken der Proteine ab. A protein interaction network for Stickler syndrome. The researchers use mapping to reproduce protein interactions. es for short), chemical »letters« in varying sequences that form the »code« containing instructions for building proteins. Using the digital data obtained in sequencing, the bioinformatics specialists »rebuild« the genetic code on their computer screens – and the hunt can begin. When they discover an anomaly in a patient’s genome, they compare it with databases containing information on mutations known to cause rare diseases. If they find a match, they can provide a diagnosis and the patient knows what’s wrong. If it is a new mutation with no match, the researchers enter the symptoms and pathological changes present in the patient into the database, thereby continually expanded it. What is perhaps surprising is that the 20,000 protein-coding genes in humans actually only make up a very small part – 1.5 percent, to be exact – of the entire human genome. »Many changes occur in the regions between the genes,« says Mundlos. »These regions make up about 98 percent of the genome, and it is there that genes are regulated, i.e., switched on and off. That’s what our re- 20 search focuses on.« Mundlos and his team of researchers are among the first to look at these non-coding regions – known in the jargon as genetic »wastelands« – in connection with disease. They have found that changes occurring in these regions can cause hereditary diseases and congenital anomalies. For example, they recently discovered that dysplasia in the skull and fingers is associated with changes in an »enhancer«, a sequence that regulates the relevant gene during embryonic development. Other molecules regulate the level of certain proteins. Chemical modifications can switch certain genes off permanently. »We are gaining fascinating insights into the complex interplay within the genome. The genetic ›wastelands‹ contain regulators that have to switch genes and proteins on and off during embryonic development so that complex structures such as the skull and the hands can form properly. This area is a gold mine for future research.« Milliarden von Einzeldaten Billion pieces of data »Dreh- und Angelpunkt der Medizinischen Genomik ist die Bioinformatik«, sagt Stefan Mundlos, Professor und Direktor am Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Aufgabe des noch relativ jungen Forschungsgebietes ist es, Milliarden von Einzeldaten zu erfassen, »zusammenzubauen« und zu analysieren. Durch die Bioinformatik wird es möglich, Gensequenzen im gesamten Genom auf krankmachende Veränderungen zu prüfen und mit bereits existierenden Datenbanken zu vergleichen. Sie umfasst die Bereiche Informatik, Programmierung, Mathematik, Statistik und Biologie. Wesentliche Aufgabe eines Bioinformatikers ist es, Daten in Algorithmen umzuwandeln. Algorithmen sind eine Art mathematische »Anleitungen« im Programm, um zum Beispiel genetische Ursachen einer Erkrankung sowie die komplexen Wechselwirkungen der Gene zu untersuchen. »Wir spannen den Bogen von den Daten bis hin zum medizinisch interessanten Ergebnis«, erklärt Peter Robinson. Der habilitierte Wissenschaler ist Bioinformatiker im Team von Stefan Mundlos. »Bioinformatics is at the heart of all medical genomics,« says Stefan Mundlos, Professor and Director of the Institute of Medical Genetics and Human Genetics at the Charité – Universitätsmedizin Berlin. This relatively new area of research aims to accumulate, assemble and analyse billions of individual pieces of data. Bioinformatics principles are used to check the entire genome for gene sequences with pathogenic mutations and compare them with existing databases. The discipline covers areas of information technology, programming, mathematics, statistics and biology. The main job of a bioinformatician is to convert data into algorithms. Algorithms are a kind of mathematical instruction in a programme − for example, to investigate the genetic causes of a disease and the complex interactions within the gene. »Our work creates connections all the way from the data to the medically relevant result,« says Peter Robinson, a habilitated bioinformatician working in Mundlos’s team. MEDIZIN / MEDICINE 21 Waisen der Medizin Medical orphans Text: Ute Friederike Wegner Eine Erkrankung gilt als selten, wenn weniger als fünf von 10.000 Menschen in der Bevölkerung davon betroffen sind. Dennoch: Bundesweit leiden zirka vier Millionen Menschen daran. Viele erkranken bereits als Säuglinge oder Kinder, aber auch im Erwachsenenleben kann plötzlich ein seltenes Leiden aureten. »Ein großes Problem dieser Menschen besteht darin, die richtige Diagnose zu erhalten«, erklärt Stefan Mundlos, Professor und Direktor am Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der eine Sprechstunde eigens für Patienten mit einer seltenen Erkrankung am Campus Virchow-Klinikum anbietet. Das Problem: »Die behandelnden Ärzte sind o ratlos, die Patienten werden nicht ernst genommen und warten o Jahre, bis sie wissen, was sie haben.« Seltene Erkrankungen ziehen o mehrere Organssysteme gleichzeitig in Mitleidenscha, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Sie reichen von Entwicklungsstörungen des Gehirns, Herzfehlern, Kleinwuchs über neurologische Erkrankungen bis hin zu seltenen Stoff wechselerkrankungen. Grundsätzlich können alle Organe betroffen sein. »Mit modernen Verfahren können wir bei vielen Patienten eine Diagnose stellen«, sagt Stefan Mundlos. »Dies ist wichtig um Unsicherheit zu beenden und um gezielte Therapien einzuleiten.« 22 Ein großes Problem besteht darin, die richtige Diagnose zu erhalten A major problem for patients is getting the right diagnosis Bei anderen seltenen Erkrankungen haben Stefan Mundlos und sein Team die genetische Ursache herausgefunden. Das Ondine-Syndrom beispielsweise beruht auf einem Gendefekt, der ohnehin schon sehr selten auritt. Er führt zu einer angeborenen Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Atmung der Kinder ist, insbesondere im Schlaf, gestört. Ein Teil von ihnen muss dauerha beatmet werden. »Wir haben in einer Familie eine Mutation für die Krankheit gefunden«, erläutert der Humangenetiker. Der Nachweis, dass diese Mutation tatsächlich für die Erkrankung zuständig ist, sollen Tierexperimente erbringen. So wird eine »Mauskopie« der Genmutation erstellt und in das Genom von Mäusen eingepfl anzt. Auf diese Weise wollen sie nicht nur den Beweis dafür liefern, dass sie tatsächlich Ursache des Syndroms ist, sondern auch neue Therapien entwickeln und untersuchen, um diese und auch andere seltene Erkrankungen zu behandeln. Damit diese in Zukun keine Waisen der Medizin mehr sind. A disease is said to be rare if it affects less than five in 10,000 of the general population. However, around four million people suffer from these diseases in Germany alone. Many develop them as infants or children, but it is also possible for adults to suddenly contract rare diseases. »A major problem for patients is getting the right diagnosis,« says Stefan Mundlos, Professor and Director of the Institute of Medical Genetics and Human Genetics at the Charité – Universitätsmedizin Berlin, who offers consultations specifically for patients with rare diseases at Charité - Campus Virchow Klinikum (CVK). The problem is that »doctors are oen baffled by these diseases and patients are not taken seriously, meaning it can take years for them to find out what they have.« Rare diseases oen affect several organ systems at the same time, making diagnosis particularly difficult. They range from brain development disorders to heart defects, from stunted growth to neurological diseases and to rare metabolic illnesses. Basically, all organs can be affected. »Modern medical techniques make it possible to provide most patients with a diagnosis,« says Mundlos. »This is important as it puts an end to their uncertainty and provides the information doctors need to start treatment.« For other rare diseases, Mundlos and his team have discovered the genetic cause. For example, Ondine syndrome is caused by a very rare genetic defect that leads to a congenital disease of the central nervous system. The child’s breathing is interrupted, especially during sleep, and some sufferers have to be constantly ventilated. »We have traced a mutation for the disease in one family,« says Mundlos, a specialist in human genetics. His team plan to use animal experiments to prove that it really is the mutation that causes the disease. They will create a »mouse copy« of the genetic mutation and then insert it into the mouse genome. This should make it possible to prove that this is, indeed, the true cause of the syndrome and also to develop and test new therapies for treating the syndrome and other rare diseases too, thereby steadily shortening the list of these medical orphans. MEDIZIN / MEDICINE 23 Weltweit einmalig One of a kind In der Berlin School of Mind and Brain forschen Philosophen und Neurowissenschaler gemeinsam In the Berlin School of Mind and Brain, philosophers and neuroscientists work hand-in-hand Text: Ljiljana Nikolic 24 MEDIZIN / MEDICINE 25 k deutsch Im Fokus von Corinde Wiers’ Forschung steht die Sucht. Sie erforscht am Beispiel Alkoholkranker, wie sich Suchtverhalten und Gehirn beeinflussen. »Trotz psychologischer und pharmakologischer Therapien ist die Rückfallquote bei Alkoholikern, aber auch bei anderen Suchtkranken, selbst viele Jahre nach einer Entziehungskur, sehr hoch«, erklärt die Doktorandin der Graduiertenschule Berlin School of Mind and Brain. Denn Sucht verändert das Gehirn; was sich einmal im Suchtgedächtnis eingegraben hat, kann auch Jahre nach der Entwöhnung durch bestimmte Reize unabhängig vom Willen des Patienten aktiviert werden und zu Rückschlägen führen. So ist eine der großen Herausforderungen der Suchtforscher, das Suchtgedächtnis zu »löschen« oder es zu verändern. Ohne gesundheitliche Schäden und praktisch »online« ist es heutzutage möglich, das menschliche Suchtgedächtnis mit Hilfe der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) ins Visier zu nehmen. Während der Proband im Kernspintomographen liegt und beispielsweise Fotos von alkoholischen Getränken anschaut, wird die Reaktion des Gehirns sichtbar gemacht. »Mein Ansatz basiert auf Versuchen, bei denen Probanden die Aufgabe hatten, Tafeln mit Getränkeabbildungen nach eigener Wahl an sich heranzuziehen oder wegzustoßen«, erklärt Corinde Wiers, die aus Holland kommt und dort Psychologie und Psychobiologe studiert hat. »Auffällig war dabei, dass ehemalige Alkoholabhängige Abbildungen mit alkoholischen Getränken immer schnell an sich herangezogen haben.« Sie will nun herausfinden, ob man das Suchtgedächtnis von Alkoholkranken verändern kann, beispielsweise indem man sie alkoholische Motive wegschieben lässt. Sucht ist eines von vielen Themen an der Schnittstelle von Geist and Gehirn, die die 57 renommierten Wissenschaler und die zurzeit 37 Doktoranden der Exzellenz-Graduiertenschule untersuchen. »Der Versuch, den Umbau des Gehirns wieder rückgängig zu machen, ist aber nicht nur für Suchtpatienten von Bedeutung, sondern beispielsweise auch für Schlaganfallpatienten, bei denen es darum geht, Funktionen geschädigter Gehirnareale durch andere Areale übernehmen zu lassen«, erklärt Arno Villringer, einer der beiden Sprecher der Graduier- 26 tenschule. Der Neurowissenschaler arbeitet mit Psychologen, Biologen, Philosophen, Linguisten und Vertretern anderer Fachrichtungen zusammen, um die »Mysterien« unseres Gehirns zu ergründen. Denn auch wenn es heute möglich ist, dem Gehirn beim Denken zuzuschauen, es vielfältig zu vermessen und bestimmte Denkleistungen einzelnen Arealen zuzuordnen, so sind die richtig spannenden Fragen, über die sich schon die ersten Philosophen dieser Welt den Kopf zerbrachen, immer noch ohne klare Antworten: Wie entsteht Bewusstsein? Wie entwickelt sich Sprache? Wie denken wir? Dass diese Fragen nur im Zusammenspiel von Natur- und Geisteswissenschalern beantwortet werden können, davon sind die Sprecher der Graduiertenschule von Anfang an überzeugt. »Die Philosophen bekommen durch die Neurowissenschaler Informationen über die Mechanismen des Gehirns, auf der anderen Seite brauchen Neurowissenschaler die Philo- Wie entsteht Bewusstsein? Wie entwickelt sich Sprache? Wie denken wir? How does consciousness arise? How does language develop? How do we think? Arno Villringer ist Direktor des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaen und der Klinik für Kognitive Neurologie der Universität Leipzig. Er studierte Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, wo er 1984 auch promoviert wurde. Es folgten Forschungsaufenthalte an der Harvard Medical School und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1993 bis 2007 war der habilitierte Neurologe an der Charité – Universitätsklinikum Berlin aktiv, wo er 1997 zum Professor berufen wurde und unter anderem als leitender Oberarzt des Standorts »Virchow-Klinikum« an der Neurologischen Klinik sowie als Klinikdirektor am Campus Benjamin Franklin arbeitete. Villringer erforscht die neurophysiologischen und molekularen Vorgänge der Hirnaktivität beim Menschen sowie die neuronale Plastizität und Regenerationsprozesse im Gehirn, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Er ist Koordinator des bundesweiten Kompetenznetzes Schlaganfall und seit 2006 zusammen mit Michael Pauen Sprecher der Exzellenz-Graduiertenschule Berlin School of Mind and Brain. Arno Villringer is Director of the Max Planck Institute for Human Cognitive and Brain Sciences in Leipzig, and of the Clinic for Cognitive Neurology at Universität Leipzig. He studied medicine at the University of Freiburg, where he gained his PhD in 1984. This was followed by research at Harvard Medical School and at LMU Munich, where he earned his habilitation. Villringer worked at the Charité – Universitätsklinikum Berlin from 1993 to 2007, and was appointed professor there in 1997. His Charité roles included senior consultant at the Neurological Clinic at the Campus Virchow-Klinikum, and clinical supervisor at the Campus Benjamin Franklin. Villringer conducts research into neurophysiological and molecular processes in human brain activity. He also investigates neuronal plasticity and regeneration processes in the brain, for instance following a stroke. He is the coordinator of the Germany-wide Competence Network Stroke. Since 2006 he has been an academic director of the Berlin School of Mind and Brain, along with Michael Pauen. villringer@cbs.mpg.de Tel 0341 · 9940-2220 www.cbs.mpg.de/depts/n-3 MEDIZIN / MEDICINE 27 sophie und ihre begrifflichen und ethischen Klarstellungen«, Doch nicht nur das Themenspektrum soll erweitert werden, verdeutlicht Co-Sprecher Michael Pauen. »Der Ansatz, den un- in Zukun sollen auch Masterstudierende und Postdocs bei sere Schule verfolgt, ist nicht nur erfolgreich, sondern auch »Mind and Brain« aufgenommen werden – sollte die Graduierweltweit einmalig«, unterstreicht Villringer. Von den bislang tenschule zum zweiten Mal den Zuschlag der Exzellenzinitiative 49 Promovierenden haben bereits zwölf ihren Doktortitel in erhalten. Dabei sollen sich bereits die Masterstudierenden der Tasche. Es gibt keine Abbrecher, die Homepage schmücken selbst ein Projekt suchen und damit die Gutachter in der Aufimmer wieder Meldungen über Auszeichnungen, die Dokto- nahmeprozedur für die Promotion überzeugen. Die Freiheit, randen erhalten haben. In der Luisenstraße 56, dem Sitz der das Doktorthema unter dem Dach der Graduiertenschule selbst Graduiertenschule, herrscht eine anregende, kooperative At- wählen und gestalten zu können, schätzt Corinde Wiers sehr. mosphäre. »Bei Mind and Brain sind eine Menge guter Leute »Anderswo werden die Themen von den Professoren ausgeversammelt, die mit viel Interesse und Kreativität an ihren The- wählt, man hat keine Wahl, bei Mind and Brain kann man bemen forschen«, sagt Pauen. reits als Doktorand an seinem eigenen Thema forschen.« Und diese Themen betreffen Probleme wie beispielsweise Entscheidungsfindung, Wahrnehmung oder auch Sprache. Ein weiterer Themenkomplex soll in Zukun das Spektrum bereichern: die soziale Michael Pauen ist Professor für Philosophie Michael Pauen is Professor of Philosophy at Neurowissenscha. Wie verstehen wir, an der Humboldt-Universität. Studiert hat er Humboldt-Universität. He studied in Frankwas andere denken, fühlen oder wollen? an den Universitäten Marburg, Frankfurt und furt, Marburg and Giessen. He completed his Wie beeinflusst unsere soziale Umwelt Gießen. 1989 wurde er promoviert, 1995 haPhD in 1989 and earned his habilitation in uns und unsere Entscheidungen? Denn bilitierte er sich. Er war Visiting Professor am 1995. He was a visiting professor at the InstiInstitute for Advanced Study in Amherst, tute for Advanced Study in the Humanities at auch wenn wir es selbst nicht wahrnehMassachusetts, Fellow an der Cornell-Univerthe University of Massachusetts, Amherst. He men: soziale Umwelt und Kultur prägen sity in Ithaca in New York und am Hanse-Wiswas also a fellow at Cornell University in Ithaunser Denkorgan. Gehirne verschiedesenscha skolleg in Delmenhorst. ca, New York, and at HWK – Institute for Adner, gesunder Menschen haben interes1997 erhielt er den Ernst-Bloch-Fördervanced Study in Delmenhorst, Germany. preis. He was awarded the Ernst Bloch Prize in sante Unterschiede. »Untersuchungen Sein Forschungsinteresse gilt der Philo1997. haben gezeigt, dass schon kleine Kinder sophie des Geistes, dem Problem der WillensHis research interests include the philogenaue Vorstellungen von den Gedanken freiheit, dem Verhältnis von Neurowissensophy of the mind, the problem of free will, anderer haben, allerdings können in unschaen und Philosophie. Er hat zu diesen and the relationship between neurosciences Themen eine Reihe von Büchern publiziert. and philosophy. He has written a number of serer Kultur erst Vierjährige falsche Pauen ist seit 2006 Sprecher der Berlin books on these topics. Überzeugungen anderer durchschauen. School of Mind and Brain – zusammen mit Since 2006 Pauen has been an academic In Kulturen, wo das Sprechen über eigene Arno Villringer. director of the Berlin School of Mind and Wünsche verpönt ist, schaffen das sogar Brain – along with Arno Villringer. erst Zehnjährige«, gibt Pauen ein Beispiel michael.pauen@philosophie.hu-berlin.de Tel 030 · 2093 1733 für den kulturellen Einfluss auf die Entwww.michael-pauen.de wicklung unseres Gehirns. 28 An der Schnittstelle von Lebensund Geisteswissenschaen Working at the intersection of the life sciences and the humanities www.mind-and-brain.de Die Berlin School of Mind and Brain bietet Ausbildungs- und Forschungsmöglichkeiten an der Schnittstelle zwischen Lebens-, Kognitions- und Geisteswissenschaen. 57 renommierte Wissenschalerinnen und Wissenschaler aus Berlin und Umgebung, darunter vier Leibniz-Preisträger und fünf Max-Planck-Direktoren, wirken mit. Die Graduiertenschule bietet ein dreijähriges interdisziplinäres Doktorandenprogramm auf Englisch. Geforscht wird zu den Themen »Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein«, »Entscheidungsfindung« »Sprache«, »Hirnplastizität und ontogenetische Entwicklung«, »Erkrankungen des Gehirns mit kognitiven Störungen« und »menschliche Sozialität und das Gehirn«. Grundlagenforschung und angewandte Forschung werden eng miteinander verknüp . Unter den Promovierenden sind die Häle Frauen. Studentinnen aus aller Welt haben die Chance, das Programm über ein einwöchiges, wissenschalich orientiertes Frauenreisestipendium kennenzulernen. Die Doktoranden besuchen ein einjähriges obligatorisches Kursprogramm. Sie haben unter anderem die Möglichkeit, Tagungen wie die »Berlin Brain Days«, an dem sechs neurowissenschaliche Promotionsprogramme teilnehmen, mitzugestalten. The Berlin School of Mind and Brain offers research and training at the point where the natural sciences and the humanities intersect. The faculty is comprised of 57 distinguished researchers from Berlin and its environs, including three winners of the Leibniz Prize and five directors of Max Planck Institutes. The School offers a three-year interdisciplinary doctoral programme in English. Major topics of research include: conscious and unconscious perception, decision-making, language, brain plasticity and lifespan ontogeny, brain disorders and mental dysfunction, and human sociality and the brain. Basic research and applied research are closely linked. Half of the doctoral students at the Berlin School of Mind and Brain are women, and a one-week, academically-oriented travel grant for women gives female students from around the world the opportunity to learn more about the programme. All doctoral students attend a mandatory, one-year programme of courses and have the opportunity to help shape the agenda of conferences such as the Berlin Brain Days, which involves six doctoral programmes in the neurosciences. MEDIZIN / MEDICINE 29 k english The focus of Corinde Wiers’ research is addiction. For example, she works with alcoholics to shed light on how addictive behaviour and the brain influence each other. »Even with psychological and pharmacological treatment, many alcoholics and those suffering from other addictions relapse, sometimes many years aer rehab,« says Wiers, a Dutch graduate student at the Berlin School of Mind and Brain who studied psychology and psychobiology in the Netherlands. The problem is that addiction changes the brain. The »addiction memory« is so strong that even many years aer withdrawal and against a person’s will, certain stimuli can activate it and lead to a relapse. Thus, one of the main challenges that addiction researchers face is finding a way to »erase« or modify this addiction memory. Today, functional magnetic resonance imaging (fMRT) makes is possible to observe, »online« and without endangering the subject’s health, the human addiction memory at work. Subjects lie in an MRI scanner and are shown pictures of alcoholic beverages, for example. The technology allows researchers to see how their brains respond to these images. »My approach is based on experiments where subjects viewed pictures of different kinds of beverages and were free to decide whether to pull them in or push them away,« Wiers explains. »What was striking was that recovering alcoholics invariably pulled pictures of alcoholic drinks towards themselves very quickly.« Wiers wants to find out whether it is possible to modify the addiction memory of alcoholics by having them push the images of alcoholic beverages away, for example. Addiction is one of many topics at the intersection of mind and brain that the 57 distinguished researchers and 37 doctoral students currently working at the Berlin School of Mind and Brain are trying to shed light on with their work. »Attempting to reverse changes in the brain not only has the potential to help those suffering from addiction, but could also offer new hope for stroke patients, where functions in damaged areas of the brain have to be assumed by other areas,« says Arno Villringer, one of the Graduate School’s academic directors. Along with his fellow neuroscientists, Villringer works with psychologists, biologists, philosophers, linguists and specialists from many other fields to explore the mysterious workings of the human brain. Because even though we can now watch the brain at work, measure its activity in numerous ways and map certain cognitive functions onto specific areas of the brain, we still don’t have clear answers to many of the 30 really interesting questions that human beings have pondered ever since the days of the first philosophers. How does consciousness arise? How does language develop? How do we think? Villringer and his fellow academic director, Michael Pauen, are convinced that these questions can only be answered if the natural sciences and the humanities work together. »Neuroscientists can give the philosophers information on the mechanisms of the brain, and philosophers can help neuroscientists clarify concepts and ethical issues,« says Pauen. »Our school’s approach has Gehirne verschiedener, gesunder Menschen zeigen interessante Unterschiede The brains of healthy subjects exhibit interesting differences proven to be very successful, and there is no other like it in the world,« says Villringer. Of the 49 doctoral students it has accepted so far, twelve have already earned their PhDs. No one has dropped out, and the website frequently reports on awards received by its doctoral students. The atmosphere in the building at Luisenstrasse 56, where the Graduate School is located, is stimulating and cooperative. »There are a lot of good people at Mind and Brain who pursue their research with a great deal of passion and creativity,« says Pauen. Their research explores topics such as perception, language, and how we make decisions. Social neuroscience is set to be the next addition to the School’s interdisciplinary spectrum. Social neuroscientists focus on questions such as: How do we understand what others think, feel and want? What impact does our social environment have on us and our decisions? Because even if we are not aware of it, our brains are shaped by the society and culture we live in. The brains of healthy subjects exhibit interesting differences. »Studies have shown that even very young children have a clear concept of people’s mental states, but children in our culture cannot attribute false beliefs to others until they are about four. Children in cultures where expressing one’s own desires is frowned upon have to reach the age of about ten before they attain that ability,« Pauen says, giving just one of the many examples of how culture influences cognitive development. In addition to expanding its range of research, the School of Mind and Brain is also planning to accept masters and postdoctoral students in the future – providing it is selected for a second round of funding in the Excellence Initiative. Masters students applying to the School will be asked to choose a research project themselves and convince the reviewers in the selection process of the merits of their topic. Corinde Wiers, for one, greatly appreciates the freedom she was given when choosing a topic for her doctoral thesis. »Normally, professors pick the topics and you don’t have any choice in the matter. At Mind and Brain you get to pursue your own research interests as a doctoral student.« v MEDIZIN / MEDICINE 31 Hand in Hand zu neuen Therapien Working hand in hand to find new approaches to treatment In der Berlin School of Integrative Oncology wollen Kliniker und Naturwissenschaler an neuen Strategien gegen den Krebs forschen At the Berlin School of Integrative Oncology, clinicians and researchers will work together to develop new strategies for combating cancer 32 Text: Ljiljana Nikolic Fotos: Matthias Heyde k deutsch Die Diagnose Krebs ist heute wie früher ein Schock für den Patienten: Die Krankheit wird von vielen Betroffenen mit Unheilbarkeit verbunden. Dabei hat sich in den vergangenen zwei Dekaden ein Umbruch in der Krebsforschung vollzogen: »Hat man in den 80er, 90er Jahren Krebs im fortgeschrittenen Stadium praktisch ausschließlich mit Zellgien behandelt, versucht man heute zunehmend, den individuellen molekularen Bauplan eines Tumors bei einem Patienten zu verstehen und ein maßgeschneidertes Therapiekonzept zu entwickeln«, erklärt Clemens A. Schmitt, Direktor des Molekularen Krebsforschungszentrums und leitender hämatologisch-onkologischer Oberarzt an der Charité. Der Mediziner und seine Partner wollen die Graduiertenschule BSIO – Berlin School of Integrative Oncology etablieren. Erhält BSIO den Zuschlag der Exzellenzinitiative, so wird die Graduiertenschule deutschlandweit die einzige sein, in der Krebs im Mittelpunkt steht. Krebs ist eine Erkrankung der Gene, viele Veränderungen, so genannte Mutationen, in einer Vielzahl von Erbanlagen können das bösartige Wachstum auslösen. Viele der klinisch definierten Krebsarten könnten durch unterschiedlichste Gendefekte hervorgerufen sein, was die erfolgreiche Behandlung einer nur scheinbar einheitlichen Krebsart mit einer bestimmten Therapie schwer macht. Vielmehr stellen eine Aufdeckung und Einordnung der Krebsarten nach gemeinsamen molekularen Defekten beziehungsweise Mutationen die Grundlage für den wirksamen Einsatz neuer, zielgerichteter Therapien dar. In den vergangenen Jahren wurden viele molekulare Prozesse charakterisiert, die während einer Krebserkrankung ablaufen und sie vorantreiben. Es wurden Wirkstoffe entwickelt, die diesen Prozessen entgegenwirken sollen. »Targeted Therapy« – zielgerichtete Therapie – heißt das Schlagwort, also der Einsatz neuer Medikamente, die direkt auf die molekularen Defekte in Krebszellen abzielen. MEDIZIN / MEDICINE 33 Im Labor stirbt die Zelle, doch beim Patienten funktioniert das in vielen Fällen nicht Trotz wichtiger Erfolge können sich die Forscher mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden geben. Denn zwischen dem, was die Experten im Labor an neuen Therapieansätzen entwickeln, und dem, was vom Patienten als Erfolg empfunden wird – also Heilung oder bedeutend verlängerte Lebenszeit mit zudem verbesserter Lebensqualität – herrscht ein erhebliches Missverhältnis. »Wir haben für viele Tumorerkrankungen molekulare Targets identifiziert, beispielsweise Gene, die die Zellteilung oder das Zellsterben fördern, und wir sind auch imstande, diese Gene pharmakologisch oder genetisch zu modulieren«, erklärt Schmitt. »Wir können derartige »Todesgene« im Labor anschalten und die Zelle stirbt, doch beim Patienten funktioniert das in vielen Fällen überhaupt nicht.« Stirbt die Zelle nicht, weil sie vielleicht von Nachbarzellen dahingehend beeinflusst wird, weil sie eine Wechselwirkung mit dem Immunsystem eingegangen ist oder sie sich in Nischen des Körpers befindet, wo sie besonders geschützt ist? »Es könnte erfolgversprechend sein, neue therapeutische Ansätze zu entwickeln, die nicht die Tumorzelle selbst, sondern eine an sich gutartige Nachbarzelle oder Zellen des Immunsystems treffen«, sagt Schmitt. Um Fragen dieser Art nachzugehen und darauf basierend neue Therapien zu entwickeln, und auch Biomarker, mit denen der Effekt der Therapie an einer Blutprobe gemessen werden kann, bedarf es einer besonderen Ausbildung der richtigen Köpfe – eine Zielsetzung, die Mediziner Schmitt und seine Partner mit der Etablierung von der BSIO erreichen wollen. Besonders wichtig ist den Initiatoren der integrative Aspekt, der auch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen beinhaltet. Insbesondere Naturwissenschaler und Kliniker sollen lernen, die jeweilige »Sprache« des Anderen zu verstehen. »Dies ist nicht so selbstverständlich, wie es klingen mag«, erklärt Schmitt. »Noch heute beklagen Mediziner, wie wenig molekular-experimentelles Wissen sie im Studium vermittelt bekommen, das ihnen hil, molekulare Hintergründe von Erkrankungen zu verstehen.« Auf der anderen Seite haben Naturwissenschaler häufig keine plastische Vorstellung davon, welches klinische Bild beispielsweise hinter einer Tumorzelllinie in Zellkultur steht. »Bench to Bedside«, zwischen Labortisch und Krankenbett, heißt diese enge Form der Zusammenarbeit. Die 25 Mitglieder zählende BSIO-Faculty will auch ganz ungewöhnliche Brückenschläge wagen. So werden die Krebsforscher mit Sozialwissenschalern zusammenarbeiten und Verhaltensmuster von Krebs ergründen. Sie interessieren sich dabei beispielsweise dafür, wie Gesellschaen auf Krisen wie Kriege oder Verknappung reagieren, mit dem Ziel, die Erkenntnisse in tumorbiologische Modelle zu übertragen. »Auch eine Tumorzelle muss Energie- oder Nährstoff knappheit überwinden, um sich weiter über den Körper ausdehnen zu können«, sagt Schmitt. Er und seine Kollegen wollen es schaffen, mit neuen, zielgerichteten Therapien erfolgreicher zu behandeln, Nebenwirkungen bei ansonsten unnötig behandelten Patienten zu vermeiden und nicht zuletzt auf diese Weise trotz immer teurerer Therapien Behandlungskosten einzusparen. In the lab the cell will die, but that oen doesn‘t work at all in real patiens 34 MEDIZIN / MEDICINE 35 36 k english Receiving a diagnosis of cancer Schmitt, who is senior physician of the Medical Department in the Division of Hematology and Oncology at the Charité and Director of the Molecular Cancer Research Center there. Schmitt and his partners are applying for funding to establish the Graduate School called BSIO – Berlin School of Integrative Oncology. If the proposal is approved under the Excellence Initiative, the Graduate School will be the first of its kind in Germany to focus exclusively on cancer. Cancer occurs as a result of gene mutations which lead to uncontrolled (maligClemens A. Schmitt has been director of the nant) growth of cells. Clinically defined Molecular Cancer Research Center at the Chacancers that appear to be uniform can acrité since it was founded in 2006. Schmitt stutually be caused by any number of gene died medicine and earned his doctorate at defects, and this oen makes it difficult to Johannes Gutenberg University Mainz and has been a senior physician at the Medical treat them. Identifying and classifying Department Division of Hematology, Oncolocancers according to the molecular defects gy and Tumor Immunology at the Charité and gene mutations underlying them thus since 2009. Five years earlier, he was appoinrepresents a more promising basis for deted Professor of Haematology and Tumour Biology and director of the clinical research veloping new, targeted treatments. In regroup Controlling Growth of Neoplastic B cent years researchers have succeeded in Cells: Tumour Biology and Molecular Treatcharacterising many molecular processes ment Approaches. Aer a postgraduate stint involved in the development and progresat Cold Spring Harbor Laboratory in New York, Schmitt was appointed head of a resion of cancer, and in developing drugs search group and clinical research associate designed to inhibit these processes. »Tarat the Max Delbrück Center for Molecular Megeted therapy« is the key word – i.e. the use dicine and at the Charité in 2001. He earned of new drugs that directly target the mohis board certification as a specialist in interlecular defects in cancerous cells. nal medicine and his habilitation in 2003. Schmitt is the designated coordinator of the However, despite the advances that Berlin School for Integrative Oncology (BSIO). have been made so far, research still has a long way to go. This is because, in many cases, the approaches developed by researchers in the lab have not yet translated is still a shock for patients today. Many still assume the disease is incurable, even though cancer research has made enormous progress over the past two decades. »In the 1980s and 1990s, advanced cancer was treated almost exclusively with cytotoxins. But today doctors and researchers are increasingly attempting to understand the individual molecular makeup of tumours so they can develop treatments customised to an individual patient’s cancer,« says Clemens A. Clemens A. Schmitt ist seit 2006 Gründungsdirektor des Molekularen Krebsforschungszentrums der Charité. Der Humanmediziner, der an der Johannes-GutenbergUniversität Mainz sein Studium absolvierte und promovierte, ist seit 2009 Leitender Oberarzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité. Fünf Jahre zuvor wurde er zum Professor für Hämatologie und Tumorbiologie als Leiter der Klinischen Forschergruppe »Wachstumskontrolle neoplastischer B-Zellen: Tumorbiologie und molekulare Therapieansätze« berufen. Nach seinem Postgraduierten-Aufenthalt am Cold Spring Harbor Laboratory in New York/USA wurde er 2001 Forschungsgruppenleiter und klinischer wissenschalicher Mitarbeiter am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und der Charité. 2003 erfolgten Facharztprüfung und Habilitation für das Fach Innere Medizin. Er ist designierter Sprecher der Berlin School for Integrative Oncology (BSIO). clemens.schmitt@charite.de Tel 030 · 450 553 687 MEDIZIN / MEDICINE 37 Die Krebsforscher werden auch mit Soziologen zusammen arbeiten into tangible success for patients – in other words, a complete cure or at least a significantly longer life expectancy and a better quality of life. »We have identified molecular targets for many malignant tumours, such as genes that control cell division and cell death, and we are able to modulate them genetically or with pharmacological agents,« says Schmitt. »We can switch on these »lethal genes« in the lab and the cell will die, but that oen doesn’t work at all in real patients.« Is it possible that in these cases cells don’t die because of the influence of neighbouring cells or interactions with the immune system, or because they are harboured in »niches« of the body that offer them special protection? »Developing treatments that target benign neighbouring cells or cells in the immune system rather than tumour cells themselves could be a promising approach,« says Schmitt. With the BSIO, Schmitt and his partners are aiming to provide outstanding researchers with the kind of training that will enable them to shed light on these questions and use their findings to develop new treatments and identify biomarkers that would make it possible to measure a treatment’s effectiveness using blood samples. The initiators are placing particular importance on the integrative, interdisciplinary approach that training at the BSIO would take. One of the main aims of this style of working is to help scientists and clinicians learn to understand each other’s language. »That isn’t as self-evident as it may sound,« says Schmitt. »Even today, many doctors complain that in medical school they didn’t receive the kind of solid grounding in experimental molecu- lar biology needed for a true understanding of the molecular basis of disease.« Scientists, on the other hand, often have no real concept of the clinical picture associated with a line of tumour cells cultured in a Petri dish. To facilitate communication between scientists and doctors in the future, the 25 members of the BSIO faculty plan take this kind of »bench to bedside« approach. They will also be building some unusual bridges along the way. For example, cancer researchers will work with social scientists to find out how human behaviour patterns might help us better understand cancer. They are interested in exploring how societies respond to crises like war or a shortage of resources, with the aim of transferring these findings to models of tumour biology. »Tumour cells also have to be able to cope with shortages in energy or nutrient supply in order to spread through the body,« says Schmitt. Schmitt and his fellow researchers hope to use new, targeted therapies to treat patients more effectively, reduce side effects, eliminate unnecessary treatments and, ultimately, to reduce costs despite the rising expenses involved in treating cancer. Cancer researchers will work with social scientists 38 v Neuartige Strategien gegen den Krebs News strategies to combat cancer Die Krankheit Krebs stellt eine medizinische wie gesellschaliche Herausforderung dar. Die Erforschung von Krebserkrankungen, ihrer molekularen Grundlagen und neuer Therapiemöglichkeiten bildet daher einen wichtigen Forschungsschwerpunkt der Charité – Universitätsmedizin Berlin und steht auch im Mittelpunkt der Graduiertenschule BSIO – Berlin School of Integrative Oncology. Hier wollen Forscher aus Hämatologie, Onkologie, Chirurgie, Radiologie, Biologie, Biochemie, Informa- tik, Public Health sowie Sozial- und Geisteswissenschaen gemeinsam daran arbeiten, in einem einzigartigen Konzept herausragende Naturwissenschaler und Mediziner in der Krebsforschung auszubilden. Unter der Federführung von Professor Clemens Schmitt beantragen die Humboldt-Universität und die Freie Universität gemeinsam mit der Charité die Einrichtung der Graduiertenschule; in Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Partner-Instituten Max-PlanckInstitut für molekulare Genetik, Max-PlanckInstitut für molekulare Pfl anzenphysiologie und dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin. Cancer poses a huge challenge for both medicine and society as a whole. Cancer research, both with regard to its molecular foundations and to finding new methods of treatment are thus a major focus of research at the Charité – Universitätsmedizin Berlin and of the planned graduate school BSIO – Berlin School of Integrative Oncology. Experts from the fields of haematology, oncology, surgery, radiology, biology, biochemistry, computer science, public health and the social sciences and humanities will work together in the unique format provided by the school to train outstanding scientists and doctors in cancer research. Under the aegis of Professor Clemens Schmitt, Humboldt-Universität and Freie Universität have submitted a joint proposal for the establishment of the Graduate School, together with the Charité and in cooperation with the non-university partners Max Planck Institute for Molecular Genetics, the Max Planck Institute of Molecular Plant Physiology and the Max Delbrück Center for Molecular Medicine. MEDIZIN / MEDICINE 39 Virtuelle Rehabilitation für Schlaganfallpatienten Virtual rehabilitation for stroke patients Im Exzellenzcluster NeuroCure arbeiten Grundlagenforscher und Kliniker eng zusammen The NeuroCure Cluster of Excellence promotes close collaboration between basic researchers and clinicians Text: Ljiljana Nikolic Fotos: Matthias Heyde 40 k deutsch Hans H. steht auf einem Laufband. Er ist umgeben von acht Monitoren, auf denen das Panorama von Berlin zu sehen ist. Mit Hilfe des Laufbandes bewegt er sich virtuell von der Charité zu seinem Wohnhaus. Keine leichte Aufgabe für den 65-Jährigen, denn er leidet nach einem Schlaganfall an Störungen der räumlichen Wahrnehmung (Neglect). Seine Umgebung linksseitig nimmt er nur schlecht wahr. Auf dem Weg nach Hause gerät er immer wieder in Situationen, in denen er von Autos angefahren wird – virtuell. Zusammen mit seinem begleitenden Arzt übt er, seinen Weg ohne »Unfälle« zu meistern. Dieses Szenario ist Vision. Ein virtueller Spaziergang für Schlaganfallpatienten ist heute noch nicht möglich, und auch Hans H. gibt es nicht. Aber ein Gerät, das den Namen Virtuelle Realität trägt und Patienten helfen soll, ihren Alltag selbstständig zu meistern, steht seit kurzem auf dem Campus Charité Mitte. »Es handelt sich um eine Apparatur, die in Zukun für Diagnostik und Rehabilitation eingesetzt werden könnte, um beispielsweise Schlaganfall-Patienten besser in den Alltag zu integrieren, indem sie in risikofreier Umgebung Aufgaben üben, die sie in der realen Welt nicht bewältigen könnten, ohne sich selbst und andere zu gefährden«, erklärt Andreas Meisel. Der Neurologe ist Schlaganfallexperte am Exzellenzcluster NeuroCure der Charité, er wirkt am Centrum für Schlaganfallforschung der Charité mit und ist Leiter der Berliner Schlaganfallallianz. Und er ist von den verbesserten Möglichkeiten der Rehabilitation mit Hilfe der Virtuellen Realität überzeugt. Ob das auch wirklich der Fall ist, muss noch wissenschalich bewiesen werden. Im NeuroCure Clinical Research Center (NCRC), dem klinischen Forschungszentrum des Exzellenzclusters NeuroCure, erprobt Meisel zurzeit gemeinsam mit Partnern von der Technischen Universität Berlin und Rehabilitationsspezialisten der Median-Klinik Berlin die neue Plattform bei Schlaganfallpatienten mit Neglect. »Wir können mit Hilfe der virtuellen Simulation beim Patienten eine höhere Verarbeitungsebene im Gehirn stimulieren, die mit anderen Methoden der Rehabilitation, wie beispiels- Wir können mit Hilfe der virtuellen Simulation eine höhere Verarbeitungsebene im Gehirn stimulieren Using virtual simulations, we are able to stimulate more complex processing functions of the brain weise Papier- und Bleisti-Übungen, nicht erreicht werden kann«, erklärt York Winter. Der Tierphysiologe mit dem Spezialgebiet Kognitive Neurobiologie ist der Erfinder dieser Virtuellen Realität für den medizinischen Einsatz. Auch Winter ist Wissenschaler am Exzellenzcluster NeuroCure, das um eine zweite Förderung in der Exzellenzinitiative konkurriert. Wissenschalerinnen und Wissenschaler aus sechs Einrichtungen erforschen in insgesamt 47 Arbeitsgruppen in NeuroCure als »Principal Investigators« die Funktionen des Nervensystems. Sie eint das Ziel, Mechanismen von Krankheiten wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Epilepsie besser zu verstehen. Der interdisziplinäre Forschungsverbund der Charité möchte Ergebnisse aus der neurowissenschalichen Grundlagenforschung noch stärker und schneller als bisher in die klinische Anwendung überführen und neue Therapien entwickeln. Dazu arbeiten Grundlagenforscher mit den Ärzten der jeweiligen Kliniken eng zusammen. Zurück zur Virtuellen Realität für Diagnostik und Rehabilitation von Patienten. Dass dieses System in unserer sonst stark computerisierten Welt in den Anfängen steckt, mag vielleicht verwundern. »Ein Grund ist, dass die Systemtechnik komplex ist und allgemein verfügbare Standardso warelösungen bislang noch nicht existieren«, verdeutlicht Winter. MEDIZIN / MEDICINE 41 Der Forscher ist 2009 von der Universität Bielefeld nach Ber- den«, verdeutlicht Winter. Über diesen Weg wollen die Forscher lin gekommen. Winter ist auch Lehrstuhlinhaber für Kognitive rund um NeuroCure neurologische und psychiatrische SympNeurobiologie am Institut für Biologie der HU und hat neben tome diagnostizieren, um Erkrankungen wie Schlaganfall, Alzseinen eigentlichen Forschungsthemen, die sich um Entschei- heimer oder auch Parkinson modellha zu verstehen. dungsfindung, Lernen oder auch Gedächtnis bei Tieren drehen, An diesem Punkt ist die Schnittstelle zwischen der Expertise eine weitere Expertise vorzuweisen: Er konzipiert und baut des Tierphysiologen und des Neurologen. Wenn es nach Winter computergestützte Apparaturen zur automatisierten Verhal- und Meisel geht, so soll das medizinische System Virtuelle Reatensüberwachung von Tieren. »Diese erlauben es, störungsfrei lität in fünfzehn, zwanzig Jahren in standardisierter Form in für die Tiere kleine Abweichungen vom freien Spontanverhal- Arztpraxen und Krankenhäusern stehen und dazu dienen, Diaten zu ermitteln und damit neurologische oder psychiatrische gnose und Rehabilitation bei Patienten nach Schlaganfällen Defizite zu diagnostizieren«, erklärt der Wissenschaler. An der und anderen Störungen des Gehirns aufgrund von Unfällen Charité baut er die Berliner Mausklinik für Neurologie und Psy- oder altersbedingten Erkrankungen durchzuführen. »Unsere chiatrie auf, die in dem neuen Forschungszentrum auf dem Gesellscha wird immer älter, wir sollten uns Gedanken maCharité Campus in Mitte Platz finden wird. chen, wie ältere Menschen und Kranke stimuliert und motiviert Von den 100 diagnostischen Apparaturen, die sich in der werden können, ihren Alltag alleine zu meistern, anstatt nur Mausklinik befinden, sind zehn Erfindungen von Winter, die er die vermeintliche Lösung Heim im Auge zu haben«, unterzusammen mit Computerexperten und Ingenieuren realisiert. streicht Meisel. So gibt es das System »Virtuelle Realität« auch in verkleinerter Ausgabe. »Bei dieDietmar Schmitz, der international renomDietmar Schmitz, the renowned neuroscienser Apparatur sitzt eine Maus auf einer mierte Neurowissenschaler, ist Sprecher des tist is coordinator of the NeuroCure Cluster of Laufkugel, die ebenfalls von Monitoren Exzellenzclusters NeuroCure und der erste Excellence and Berlin’s first Einstein Profesumgeben ist. Sobald das Tier läu, wird Einstein-Professor Berlins. Schmitz hat an sor. Schmitz studied at the University of Colodie Landscha bewegt, und die Maus der Charité – Universitätsmedizin Berlin und gne and at the Charité – Universitätsmedizin an der Universität Köln studiert und promoBerlin, where he gained his doctorate in 1997. kann an verschiedene Orte der Landviert. Während seiner Postdoc-Zeit war er unDuring his postdoctoral studies he spent time scha kommen«, berichtet Winter. »Inter anderem an der Universität von Kaliforniat other universities including the University nerhalb dieser Landscha lernt sie die en. Seit 2005 ist er Professor an der Charité, of California in San Francisco. Since 2005 he Orte zu finden, an denen es besonders Leiter des Neurowissenschalichen Forhas been a professor at the Charité and Maschungszentrums und seit 2008 Koordinator naging Director of the Neuroscience Research leckeres Futter gibt.« Nach dem Prinzip der Graduiertenschule »Learning and MemoCenter. Since 2008 he has coordinated the Belohnung funktionieren viele der comry«. Seine Forschungsschwerpunkte sind mo»Learning and Memory« Graduate School. puterbasierten Testbatterien, wo die Tiere lekulare und zelluläre Mechanismen synaptiHis key research focuses are the cellular and aus eigener Motivation innerhalb ihrer scher Plastizität sowie physikalische Grundmolecular mechanisms of synaptic plasticity lagen neuronaler Synchronisationsprozesse. and the basic principles of synchronisation Sozialgruppe aktiv sind und auch über Schmitz hat eine Reihe von Ehrungen erhalprocesses of networks of neurons. Schmitz Aufgaben stimuliert werden, während sie ten, darunter auch den Humboldt-, den Schilhas received many honours including the gleichzeitig tagelang in ihrem Heimkäfig ling- und den Bernard-Katz-Preis, ebenso Humboldt Prize, the Schilling Prize and the automatisch überwacht werden. »In der mehrfach den Teaching Award des GraduierBernard Katz Prize. He has also received the Berliner Mausklinik kann eine breite Patenprogramms »Medical Neurosciences«. Teaching Award from the Medical Neurosciences International Graduate Program severlette an neurologischen und psychiatridietmar.schmitz@charite.de al times. schen Symptomen bei der Maus diagnosTel 030 · 450 539 054 tiziert werden, oder auch das Abklingen www.charite.de/schmitzlab und Verheilen dieser Symptome nach erfolgreicher Behandlung festgestellt wer- 42 Grundlagenforschung schnell in klinische Anwendung übertragen Accelerating the translation of basic research into clinical practice www.neurocure.de NeuroCure ist ein im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördertes Cluster der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Neben Grundlagenforschung zu Hirnfunktionen stehen Krankheitsmechanismen im Fokus, deren Aufdeckung in neue Therapien für neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Epilepsie münden soll. Im Fokus des interdisziplinären Forschungsverbundes steht die Übertragung (Translation) neurowissenschalicher Erkenntnisse der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Diese Translation wird durch klinische Studien ermöglicht, die sowohl von Grundlagenwissenschalern als auch von Klinikern initiiert werden können und am NeuroCure Clinical Research Center (NCRC) durchgeführt werden. Neben den universitären Partnern sind auch die außeruniversitären Einrichtungen Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie und das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin an dem Forschungsverbund beteiligt. NeuroCure is a Cluster of Excellence of Humboldt-Universität zu Berlin and Freie Universität Berlin at the Charité – Universitätsmedizin Berlin. It is funded by the federal and state government Excellence Initiative. Alongside basic research into brain functions, the main focus of this interdisciplinary research alliance is on uncovering disease mechanisms to enable the development of new therapies for neurological disorders such as strokes, multiple sclerosis and epilepsy. It also focuses on the translation of neuroscientific findings from basic research into clinical practice. This is made possible thanks to clinical studies conducted at the NeuroCure Clinical Research Center (NCRC) that can be initiated by scientists engaged in basic research as well as by clinicians. NeuroCure’s partners include various universities and three non-university institutions – the Max Delbrück Center for Molecular Medicine, the Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie and the German Rheumatism Research Centre in Berlin. MEDIZIN / MEDICINE 43 k english Hans H. is standing on a treadmill, surrounded by eight monitors showing a panoramic view of Berlin. By walking on the treadmill, he virtually makes his way from the hospital to his home. No easy task for the 65-year-old man who has had spatial awareness problems since suffering a stroke. Since then he has had difficulty in accurately perceiving the surroundings on his le-hand side. On the way home, he repeatedly gets into situations where he is run over by cars − virtually, of course. With the help of his doctor, he practises getting home without any accidents. This is a vision of the future. Stroke patients cannot yet go on for a virtual walk and Hans H. is a fictional character. However, Campus Charité Mitte did recently acquire a device called Virtuelle Realität – Virtual Reality – which is intended to help patients successfully manage their everyday lives again. »In future, this piece of equipment could be used for diagnosing and rehabilitating patients. For example, it could help stroke patients integrate back into everyday life by offering them a riskfree environment to practise tasks that they might not be able to manage in the real world without causing injury to themselves or others,« explains Andreas Meisel, a neurologist specialising in strokes at the NeuroCure Cluster of Excellence at the Charité. He also works at the Center for Stroke Research Berlin at the Charité and is head of the Berliner Schlaganfall-Allianz, an alliance of stroke specialists in the Berlin area. He is enthusiastic about the possibilities virtual reality offers for improving patient rehabilitation. The benefits of using virtual reality still need to be scientifically proven. At the NeuroCure Clinical Research Center (NCRC), the clinical research centre of the NeuroCure Cluster of Excellence, Meisel and his partners from Technische Universität Berlin and rehabilitation specialists from Median Klinik Berlin are testing a new platform for stroke patients with neglect symptoms. »Using virtual simulations, we are able to stimulate more complex processing functions of the brain that we cannot activate with other rehabilitation methods, such as pencil and paper exercises,« 44 explains York Winter, an animal psychologist specialising in cognitive neurobiology. He invented this new Virtual Reality system for application in the medical field. Winter also works at the NeuroCure Cluster of Excellence, which is competing for a second round of funding in the Excellence Initiative. At NeuroCure, scientists – referred to as Principal Investigators – from six different scientific institutions are working together in 47 different working groups to carry out research into the functions of the nervous system. They are united by the common goal of reaching a better understanding of the mechanisms behind diseases like strokes, multiple sclerosis and epilepsy. The Charité’s interdisciplinary research network wants the results of neurological basic research to play a greater role in clinical applications and the development of new therapies and to be transferred more quickly. Basic researchers are working closely with doctors at relevant hospitals to achieve this aim. But back to using virtual reality for diagnosing and rehabilitating patients. Given how heavily computerized the rest of our world is, it may seem surprising that this system is still only in its early stages. »One reason is that the system technology is very complex and that standard so ware solutions were not generally available until now,« explains Winter. The researcher came to Berlin from Bielefeld University in 2009. He currently holds the chair for Cognitive Neurobiology in the Department of Biology at HU and, aside from his research focuses on decision-making, learning and memory in animals, is also an expert in another field: He designs and builds computerassisted equipment for automatically monitoring animal behaviour. »These devices do not intervene in the animals’ behaviour, enabling us to reliably identify small changes in their general behaviour patterns and diagnose neurological or psychological faults,« explains Winter. He is also involved in setting up the Berlin Mouse Clinic for Neurology and Psychiatry, which will form part of the new research hub at Charité Campus Mitte. Of the 100 diagnostic pieces of equipment at the new clinic, ten were invented by Winter, who teamed up with computer experts and engineers to make his visions reality. One of his inventions is a smaller version of the Virtual Reality system. »With this piece of equipment, the mouse is placed on top of an exercise ball, which is also surrounded by monitors. As soon as the mouse starts moving, the scene in front of it changes and the mouse can run to various points within the scene,« explains Winter. »While exploring the scene, it learns to find certain places where there is particularly tasty food.« Reward systems are used in many of the computer-based test batteries, where the animals interact with their social group of their own accord, and also to respond to specific tasks. They are also constantly monitored in their home cage. »The Berlin Mouse Clinic can diagnose a wide range of neurological and psychiatric symptoms in mice and has been successful in treating the mice to alleviate or cure these symptoms,« says Winter. Researchers involved in NeuroCure want to use their findings to diagnose neurological and psychiatric symptoms, so as to better understand the patterns of diseases such as stroke, Alzheimer’s and Parkinson’s. This is the point where the expertise of animal physiologists and neurologists expertise converges. If the visions of Winter and Meisel are fulfilled, a standardised version of their Virtual Reality system will be a common feature in doctor’s surgeries and hospitals 15 to 20 years time and will serve to diagnose and rehabilitate patients who have had a stroke or who suffer from other kinds of brain disorders caused by an accident or age-related diseases. »Our society is aging and we need to think about how we can stimulate and motivate the elderly and the sick to manage their everyday lives independently, rather than thinking of care homes as the only so-called solution,« says Meisel. v MEDIZIN / MEDICINE 45 Biologen, Mediziner und Ingenieure wollen Heilungsprozesse verbessern Biologists, doctors, and engineers are working together at the BSRT to improve healing processes TTeexxtt: C Co on nssta t n nzze H Haaaasse 46 k deutsch Dienstags ist bei Philipp von Roth Forschertag. Dann zieht er sich ins Labor zurück und ist ganz Wissenschaler. Den Rest der Arbeitswoche praktiziert der Jungmediziner an der Klinik für Orthopädie des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, bietet Sprechstunden an und ist für seine Patienten da. Die Behandlung von Patienten mit Sport- und insbesondere Muskelverletzungen gehört zu seinem Klinikalltag. »Ich bin als Arzt nah an meinen Patienten dran und kenne die Schwierigkeiten, die sich bei der Therapie ergeben. Was liegt da näher, als selbst an geeigneten Regenerationsmethoden zu forschen«, sagt der 30-Jährige. Philipp von Roth ist einer der ersten Clinical Scientists an der Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies (BSRT). Ein Modell, das es Klinikern ermöglicht, während der fünfjährigen Facharztausbildung neben dem Praktizieren auch intensiv zu forschen. Derzeit arbeitet Philipp von Roth mit einem Forscherteam an Möglichkeiten, einen verletzten Skelettmuskel – wie den Oberschenkelmuskel nach einer Hügelenksoperation – durch das Transplantieren von adulten Stammzellen zu regenerieren. »In Versuchen konnten wir bereits eine Regenerationsverbesserung von bis zu 30 Prozent erzielen«, sagt der Orthopäde. Ursprünglich wollte er die Stammzellen vom Patienten selber gewinnen, was jedoch mehrere Wochen Zellkultur und einen zweiten operativen Eingriff bedeuten würde. Da kamen die Ergebnisse der Professoren und Internisten Carsten Tschöpe und Petra Reinke und des Klinischen Immunologen Hans-Dieter Volk der Graduiertenschule gerade recht. In Kooperation mit einer israelischen Biotechfirma haben sie neuartige Stammzellen der Plazenta bis zur klinischen Erstanwendung an Patienten mit schweren Durchblutungsstörungen entwickelt. Die Forscher konnten zeigen, dass diese Zellen ohne immunologische Auswahl appliziert und damit auf Vorrat hergestellt werden können. »Gemeinsam haben wir nun ein Programm für die erstmalige klinische Anwendung für die Muskelregeneration erarbeitet«, sagt Volk. »Nun gilt es zu erforschen, in welchem Zeitraum nach einer Verletzung die Transplantation von Stammzellen am meisten Sinn macht und ob Biomaterialien die Regeneration zusätzlich unterstützen können«, ergänzt Philipp von Roth. Dafür ist aber nicht nur sein biologisches und medizinisches Wissen gefragt, sondern auch ingenieurwissenschaliches Know-how. Genau da setzt das innovative Ausbildungskonzept In Versuchen konnten wir bereits eine Regenerationsverbesserung von bis zu 30 Prozent erzielen We have been able to improve regeneration by up to 30 percent MEDIZIN / MEDICINE 47 der BSRT an: Doktoranden forschen hier in einem engen interdisziplinären Verbund, der neue Aspekte aus Biotechnologie, Biomechanik, Materialwissenscha und Biologie mit der Expertise aus der Chirurgie so kombiniert, dass Heilungsmethoden für Patienten mit Verletzungen und Erkrankungen am Bewegungsapparat, Immun-, Nerven- und Herzkreislaufsystem erforscht werden, die schnell im Klinikalltag Anwendung finden. »Die Arbeiten unserer Gruppe zielen darauf ab, die körpereigenen Vorgänge zu verstehen und – wo nötig – zu stimulieren, um die natürliche Regeneration des Körpers zu unterstützen«, sagt der Sprecher der Graduiertenschule, Professor Georg Duda. Dafür müssen Ingenieure biologische Mechanismen verstehen, Biologen brauchen einen technischen Hintergrund und Kliniker benötigen biologisches und biomaterialwissenschaliches Hintergrundwissen. »Wir bilden Wissenschaler neuen Typs aus, die wissen, was der Kollege einer anderen Disziplin macht und was er für eine erfolgreiche Forschung braucht, ohne dabei seine eigene Spezialisierung zu vernachlässigen«, so Duda. Derzeit werden 87 Graduierte aus dem In- und Ausland in engen fachlichen Austausch untereinander in einem der drei Ausbildungstracks Biologie/Biochemie, Ingenieurwissenschaften und Medizin betreut. Neben der körpereigenen Stimulation kommt der Optimierung von Implantaten und chirurgischen Techniken eine große 48 Bedeutung zu. »Zelle trif hier auf Material. Wir entwickeln beispielsweise Kunstmaterialien, die den körpereigenen ähnlich sind, um die Gefahr eines Infekts nach einer Operation zu senken«, erklärt Duda. »Diese Implantate sind eine Mischung aus Medikamenten, Zellen und technischen Produkten. Sie setzen während des Heilungsprozesses Antibiotika im Körper frei, lösen sich mit der Zeit auf und werden schließlich durch körpereigenes Gewebe ersetzt.« In Zukun sollen die Graduierten unter dem Leitbegriff »Biothinking« ihre Promotionsprojekte noch intensiver bündeln und gemeinsam zu Fokusthemen forschen. »Wir möchten die starken Wechselwirkungen der verschiedenen Disziplinen schon während der Doktorandenausbildung aneinander ausrichten, um neuartige Denkprozesse anzuregen«, erklärt Duda die Idee. Im gleichen Zug soll auch die Postdoc-Förderung weiter gestärkt werden. »Besonders talentierte Doktorandinnen und Doktoranden sollen frühzeitig eine unabhängige Position innerhalb der Fakultät erhalten – bei einer ebenso engagierten Georg N. Duda ist Professor für Biomechanik und Biologie der Knochenheilung und seit 2008 Direktor des Julius Wolff Instituts an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Zuvor war er elf Jahre lang Leiter des Forschungslabors des Centrums für Muskuloskeletale Chirurige an der Charité. Seit 2007 leitet er die BSRT, die aus dem »Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies« (BCRT) hervorgegangen ist, an dessen Gründung Georg Duda maßgeblich beteiligt und dessen stellvertretender Direktor er derzeit ist. Georg Duda hat Feinwerktechnik und Biomedizinische Technik an der Technischen Universität Berlin studiert, 1996 folgte die Promotion an der TU Hamburg-Harburg, 2001 habilitierte er sich an der Charité. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Muskuloskeletale Forschung mit Bezug auf die biomechanischen Rahmenbedingungen des intakten und verletzten Bewegungsapparates, wie beispielsweise Gelenk- und Knochenbelastungen, die Wechselwirkung zwischen physikalischen und mechanischen Bedingungen und der biologischen Regeneration im Bereich des Bewegungsapparates sowie die Rolle der Weichteile während der muskuloskeletalen Regeneration. Georg N. Duda is a professor of biomechanics and biology of bone regeneration and has been the director of the Julius Wolff Institut at the Charité – Universitätsmedizin Berlin since 2008. Before that he ran the research lab at the Centre for Musculoskeletal Surgery at the Charité for eleven years. Since 2007 he has led the BSRT, an off shoot of the BerlinBrandenburg Centre for Regenerative Therapies (BCRT). Duda played a large part in establishing the latter and is currently its vice director. Duda studied precision engineering and biomedical technology at Technische Universität Berlin. He earned his doctorate at Hamburg University of Technology (TUHH) in 1996 and his habilitation from the Charité in 2001. His research focuses on musculoskeletal research, particularly in relation to the biomechanical parameters of intact and injured musculoskeletal systems (such as the loads on joints and bones), the interaction between the physical and mechanical conditions, the biological regeneration of the musculoskeletal system, and the importance of cells and tissues in musculoskeletal regeneration. georg.duda@charite.de Tel 030 · 450 559 079 Betreuung«, sagt Duda. Der Karrierepfad des Clinical Scientist etwa, von der BSRT initiiert, wurde durch die Unterstützung der Volkswagensti ung kürzlich in der gesamten Charité implementiert, um die begabtesten Medizinstudenten bereits früh zu fördern und an der Klinik zu halten. »Ärzte, die Forschung vordenken und mitgestalten, sind die Führungskräe in der Medizin von morgen«, sagt Duda. So wie Philipp von Roth. Seine Forschungsergebnisse über die Vorteile einer Stammzellentransplantation bei Skelettmuskelverletzungen sollen bald bei Hüoperationen nutzen. »Denn obwohl wir die Mobilität des Patienten verbessern, verletzen wir bei solch einer Operation auch immer Muskeln«, erklärt er. »Weitere Forschungen werden uns dabei helfen, Schmerzen und vor allem Langzeitschäden, die o zu Arbeitsausfällen führen, weiter einzudämmen.« Die Arbeiten unserer Gruppe zielen darauf ab, die natürliche Regeneration des Körpers zu unterstützen Our group’s work aims to support the body’s natural regeneration MEDIZIN / MEDICINE 49 k english Tuesdays are special days in Philipp von Roth’s calendar, devoted entirely to lab research. The rest of the working week, the young doctor practices at the Orthopaedic Clinic, which is part of the Center for Musculoskeletal Surgery at the Charité – Universitätsmedizin Berlin, and is there for his patients. His daily routine at the clinic includes treating patients with sports injuries, especially those involving the muscles. »As a doctor, I’m in close contact with my patients and am familiar with the problems that can arise in treatment – so I feel it makes perfect sense for me to do research on suitable methods for regeneration therapy myself,« says von Roth. The 30-year-old is one of the clinical scientists at the Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies (BSRT), where clinicians can conduct intensive research alongside practicing as doctors during their five years of specialist training. Currently von Roth and a team of researchers are working on the possibility of transplanting adult stem cells to regenerate skel- 50 etal muscles following injury, for example to the hamstring aer hip replacement surgery. »We have been able to improve regeneration by up to 30 percent,« says von Roth. He had initially planned to obtain the stem cells from the patients themselves, but that would have meant a second surgical procedure and a delay of several weeks to culture the cells. So von Roth was thrilled when he learned that a team of researchers – internal medicine specialists Carsten Tschöpe and Petra Reinke and clinical immunologist Hans-Dieter Volk, who are all professors at the graduate school – working in cooperation with a biotech company from Israel, had developed a new procedure involving placental stem cells that was ready for initial clinical application on patients with severely impaired circulation. The researchers were able to demonstrate that the cells could be applied without immunological selection and could thus be produced ahead of time and kept in stock. »We’ve now jointly developed a programme for initial clinical trials on use in muscle regeneration,« says Volk. Forschen und Praktizieren an einem Ort Research and clinical practice in one location www.bsrt.de Die international renommierte Graduiertenschule Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies (BSRT) ist eine gemeinsame Initiative von klinischen, biologischen und Ingenieurswissenschaen auf dem Gebiet der regenerativen Medizin. Ihr zentrales Ziel ist, die Förderung von endogener Geweberegeneration zur Bekämpfung akuter und chronischer Krankheiten. Doktoranden der Natur- und Materialwissenschaen werden in drei Jahren auf eine Laufbahn in der Wissenscha oder in der Industrie vorbereitet, Mediziner erhalten eine fünfjährige Facharztausbildung mit umfangreichen Forschungsmöglichkeiten. Den Doktoranden werden in dieser Zeit umfassende Kenntnisse in Zell- und Molekularbiologie, Bio-Engineering, Biotechnologie und Biomaterialen vermittelt, aber auch Schlüsselqualifikationen wie beispielsweise wissenschaliches Präsentieren und Schreiben, sowie Kenntnisse in Klinischen Studien oder ökonomischen Fragestellung, als auch Karriereplanung. Die BSRT arbeitet eng mit dem BerlinBrandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) zusammen, das Therapiekonzepte schnell in die klinische Anwendung überführen will. The Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies (BSRT) is an internationally renowned graduate school and interdisciplinary initiative bringing together clinical, biological and engineering scientists in the field of regenerative medicine. Its main aim is to stimulate endogenous tissue regeneration to fight acute and chronic diseases. BSRT offers doctoral students in the natural and materials sciences a three-year programme to prepare them for a career in science or industry. There is also a five-year course for me- »We want to find out at which point in time aer the muscles have been damaged a transplantation of stem cells is most effective and whether the simultaneous use of biomaterials can support regeneration,« adds von Roth. Answering these questions requires the expertise of engineering scientists as well as of biologists and clinicians. That’s where the BSRT’s innovative training concept comes into play. Doctoral students work closely here in an interdisciplinary approach that combines the latest findings from biotechnology, biomechanics, materials science and biology with the expertise of surgeons to develop new methods of treatment, which can be quickly translated into clinical practice, for patients suffering from injuries and disorders of the musculoskeletal, immune, nervous and cardiovascular systems. »Our group’s work aims to provide a better understanding of processes in the body and to stimulate them when necessary to support the body’s natural regeneration,« says Professor Georg Duda, the graduate school’s coordinator. That means dics with wide-ranging opportunities for research. During the programme, the students acquire extensive expertise in cell and molecular biology, bioengineering, biotechnology and biomaterials, and also gain key skills in areas like scientific presentations and writing. In addition, they broaden their knowledge of clinical studies and economic issues, and can take advantage of career planning services. The BCRT works closely with the BerlinBrandenburg Centre for Regenerative Therapies (BCRT), which drives the translation of therapeutic concepts into clinical applications. Wir bilden Wissenschaler neuen Typs aus, die wissen, was der Kollege einer anderen Disziplin macht We want to train a new kind of scientist who is aware of what colleagues in other fields are doing MEDIZIN / MEDICINE 51 Derzeit werden 87 Graduierte aus dem In- und Ausland betreut There are currently 87 graduate students from Germany and abroad enrolled engineers need to understand biological mechanisms, biologists need a background in engineering technology, and clinicians need a solid grounding in biology and biomaterials science. »We want to train a new kind of scientist who is aware of what colleagues in other fields are doing and what they need to conduct successful research without neglecting his or her own field of specialisation,« says Duda. There are currently 87 graduate students from Germany and abroad enrolled in the school’s three closely networked tracks Biology/Biochemistry, Engineering Science and Medicine. Another important focus of their work beside stimulating the body’s regenerative functions is the optimisation of implants and surgical techniques. »It’s about combining cells with material. For example, we are working on developing biomaterials that have properties much like human tissue that we hope will reduce the risk of infection aer surgery,« Duda explains. »These implants consist of a combination of drugs, cells and technical components. They release antibiotics in the body during the healing process and over time, they completely dissolve and are replaced by the body’s own tissue.« In a concept known as »biothinking«, the school plans to have graduate students work together even more closely and focus jointly on specific areas of research in the future. Duda explains the underlying idea as follows: »We plan to interlink the various disciplines already in the doctoral training phase in order to encourage crosspollination and new ways of thinking.« At the same time, the school wants to consolidate its measures for promoting postdoc researchers. »We want to offer especially 52 talented doctoral students an independent position within the faculty early on, as well as the best possible guidance,« says Duda. Thus the career track »Clinical Scientist«, which was initiated by the BSRT, was recently implemented across the Charité with the support of the Volkswagen Foundation in order to develop the talents of outstanding medical students and encourage them to stay at the clinic. »Doctors who think in terms of future research and contribute to shaping its course are tomorrow’s leaders in the field of medicine,« says Duda. He is talking about young doctors like Philipp von Roth, whose findings on the benefits of transplanting stem cells in treating skeletal muscle injuries will soon help speed the recovery of hip replacement surgery patients. »While such operations improve patients’ mobility, the fact remains that muscles are always damaged during these procedures,« von Roth explains. »Additional research will help us further reduce pain and long-term damage that oen leaves people unable to work for longer periods.« v MEDIZIN / MEDICINE 53 SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES Die Sammlung des WinckelmannInstituts The Winckelmann Institute collection www2.hu-berlin.de/sammlung-winckelmann-institut Fotos: Heike Zappe Antike Originale, Gläser, Bronzen, Münzen und Münzabdrücke, Aquarellkopien und Abgüsse von Plastiken – geschätzte 5.000 Einzelstücke ganz unterschiedlicher Art beherbergt die Sammlung des Winckelmann-Instituts für Klassische Archäologie. Im Jahre 1921 wurde im Westflügel des Universitätsgebäudes die damals größte Gipsabgusssammlung antiker Plastik eröff net, die bis 1944 mehr als 3700 Abgüsse zeigen konnte. Der ursprüngliche Bestand der Sammlung ist in Folge zahlreicher Aus- und Umlagerungen nach dem Krieg in Berlin verstreut. Kunst der ägäischen Bronzezeit ist im Minoisch-Mykenischen Saal ausgestellt. Die Kleinkunstsammlung beherbergt Artefakte aus dem gesamten Mittelmeerraum. Auch in den Treppenhäusern und Fluren des Hauptgebäudes Unter den Linden sind Reliefs der Abgusssammlung zu finden. In Lehrveranstaltungen wird regelmäßig auf die Exponate dieser Lehrsammlung zurückgegriffen. Denn wer im Studium schon mal eine Scherbe in der Hand hielt, hat viel bessere Chancen, auch auf eine Grabung vermittelt zu werden. 54 The collection of the Winckelmann Institute for Classical Archaeology encompasses an estimated 5,000 objects, including original antique sculptures, glass, bronzes, coins and coin impressions, watercolour copies, and sculpture casts. The collection of plaster casts of ancient Greek and Roman sculptures opened in the west wing of the university building in 1921. It was the largest collection in the world at the time, exhibiting more than 3,700 casts in the years leading up to 1944. The stock then had to be evacuated and redistributed numerous times, however, so that aer the war, the collection was dispersed all over Berlin. Works of art from the Aegean Bronze Age are displayed in the Minoan-Mycenaean Hall. The collection of small works of art (Kleinkunstsammlung) includes artefacts from the entire Mediterranean region. Numerous reliefs from the cast collection are on display in the stairwells and halls of the university’s main building on Unter den Linden. The collection also serves as a teaching collection – aer all, actually seeing and touching real pottery shards greatly improves students’ chances when applying to work on excavations. Mykenisches Räuchergefäß aus Rhodos (13. Jh. v. Chr.) Mycenaean incense burner from Rhodes (13th century BC) SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES 55 56 Goldene Tasse aus Vaphio, minoisch-mykenisch (16. Jh. v. Chr.), Galvanokopie von E. Gilliéron/WMF Golden cup from Vaphio, Minoan-Mycenaean (16th century BC),galvano copy by E. Gilliéron/WMF SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES 57 Tierkopfrhyta (Trankspendengefäße) aus Mykene (16. Jh. v. Chr.), Galvanokopie E. Gilliéron/WMF Animal head rhyta (drinking horn) from Mycenae (16th century BC), galvano copy by E. Gilliéron/WMF 58 Stierrhyton aus Kreta, minoisch (16. Jh. v. Chr.), farbiger Abguss E. Gilliéron Bull rhyton from Crete, Minoan (16th century BC), coloured cast by E. Gilliéron SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES 59 Herakles - Kerberos - Metope vom Zeustempel in Olympia, Abguss Gipsformerei Berlin Heracles-Cerberus metope from the Zeus Temple in Olympia, cast by Gipsformerei Berlin 60 Abgüsse antiker Plastik aus Bassai, Olympia und Tivoli Casts of ancient reliefs from Bassae, Olympia and Tivoli SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES 61 62 Arbeitsplatz eines Archäologen am Winckelmann-Institut, seit Bezug der Institutsräume 1919 einigermaßen unverändert, Tintenfass von G. Rodenwaldt (Ordinarius von 1932 - 45), Skulptur »Dozent und Student« aus dem Nachlass O. Sala An archaeologist’s desk at the Winckelmann Institute, virtually unchanged since the institute moved there in 1919, ink well belonging to G. Rodenwaldt (professor from 1932 to 45), »Lecturer and Student« sculpture from O. Sala’s estate SAMMLUNG IN BILDERN / COLLEC TION IN PIC TURES 63 GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES Der Seele einen Ort geben Seeking the soul Im Exzellenzcluster Topoi wird das antike Wissen über Räume erforscht The Topoi Cluster of Excellence investigates what the ancients knew about places and spaces Text: Ulrich Kühne 64 GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 65 k deutsch Wo bin ich – und wenn ja, wie viele? Wenn die Seele kein materielles Ding ist, wo kann sie sich dann befinden? An einem Ort, der keine Ausdehnung hat? Aber wie kann man dann von ihren Teilen sprechen? Denn Teile hat die Seele: Wir schmecken, riechen, denken und pflanzen uns fort – für jeden dieser unterschiedlichen Vorgänge ist ein eigenes seelisches Vermögen zuständig. Ab dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert verband sich der Ausdruck psychê, der ursprünglich den Lebensatem des Menschen bezeichnet, mit der Vorstellung von einem besonderen, in unserem Körper lokalisierten Bereich, der für emotionale Zustände, Überlegungen und Willensentscheidungen verantwortlich ist. Sowohl Platon als auch Aristoteles betrachteten die Seele als eine komplexe Einheit von Funktionen. Aber wie kann die Zusammensetzung verschiedener Fähigkeiten noch eine Einheit sein? Befinden sich die verschiedenen Seelenteile in unterschiedlichen Körperteilen und wie interagieren sie miteinander? »Zur Philosophie gehört, meinen wir, wenn sie überhaupt zu etwas gehört, auch die Geographie …«, meinte in der Zeit um Christi Geburt der große antike Geograph Strabon. Aus Sicht unserer modernen Forschungslandscha erscheint es überraschend, dass geisteswissenschaliches Erkenntnisstreben in einer Verbindung zur Erforschung von Räumen stehen soll. In der Antike jedoch war die Vorstellung einer inneren Einheit und wechselseitigen Abhängigkeit von Raum und Wissen allgegenwärtig. Wer die Wiege unserer Kultur besser verstehen will, muss auch die »Bildung und Veränderung von Raum und Wissen« in den antiken Zivilisationen des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens in der Zeit vom sechsten vorchristlichen Jahrtausend bis zum sechsten nachchristlichen Jahrhundert erforschen. 66 Körper und Seele im Alten Ägypten: Darstellung des Ba-Vogels im Ägyptischen Totenbuch. Papyrus aus dem Totenbuch des Ani, Ägypten um 1275 v. Chr. The body and soul in ancient Egypt: Depiction of Ba, a bird representing the spirit of the deceased, in the Egyptian Book of the Dead; from the Papyrus of Ani, Egypt, around 1275 BC Dieser Aufgabe widmet sich seit 2007 das Exzellenzcluster Topoi in gemeinsamer Sprecherscha von Humboldt-Universität und Freier Universität. Über 200 Wissenschaler forschen hier in rund 40 Forschergruppen und in enger Vernetzung mit Berliner Institutionen altertumswissenschalicher Forschung. Die vielleicht innigste Verbindung von Raum und Wissen findet sich in der langen Tradition der Versuche, die Organe des Denkens zu lokalisieren. Die Topoi-Arbeitsgruppe »Mapping Body and Soul« forscht darüber. Dominik Perler und Philip van der Eijk sind beide Principle Investigators von der HumboldtUniversität. Der Altertumswissenschaler und Wissenschashistoriker van der Eijk ist Alexander von Humboldt-Professor. Dominik Perler ist seit Jürgen Habermas der erste Philosoph, der mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. Die Hauptaufgabe liegt in der systematischen Analyse von alten Texten, omals in Pionierarbeit, weil die Texte erst kritisch ediert und philologisch erschlossen werden müssen. Neben den Primärtexten ist auch immer die über Jahrhunderte reichende Rezeptionsgeschichte zu erforschen. Zu der Abhandlung »Über die Seele« von Aristoteles gibt es einen wichtigen Kommentar von Alexander von Aphrodisias aus der Spätantike, aber auch Diskussionen von William von Ockham im Mittelalter und von den Renaissance-Gelehrten Pietro Pomponazzi und Jacopo Zabarella. Neben den philosophischen Werken gab es auch schon in der Antike medizinische Forschung über die Frage nach dem Ort des seelischen Vermögens und den Strukturen des Seelenorgans. Der berühmte Arzt Galen von Pergamon hat im zweiten Jahrhundert hierüber insbesondere die beiden Schrien »Über die affizierten Orte« und »Dass die Vermögen der Seele den Mischungen des Körpers folgen« verfasst, die praktisch noch Neuland für die Philologie sind und im Rahmen der Topoi-Arbeitsgruppe erstmals erschlossen und inhaltlich analysiert werden. Fragen über die Seele wurden in der Antike durchaus schon mit empirischen Methoden erforscht. Dabei wurden aus sichtbaren Zeichen, wie Funktionsstörungen, Ausscheidungen, Schmerzberichten, Hautverfärbungen oder anderen Symptomen, Rückschlüsse auf deren Ursprung an unsichtbaren Orten im Körperinneren gezogen. Die Funktion von Organen erfährt man aus pathologischen Fällen, wo lokalisierte Verletzungen oder Erkrankungen im Zusammenhang mit eindeutigen Funktionsausfällen stehen. Dass in der Antike dem Herz der Rang als zentrales Seelenorgan zugesprochen wurde, liegt gerade daran, dass beispielsweise zwar ein Arm und ein Auge zerstört werden kann, ohne dass die Seele selbst oder ihre Vermögen offensichtlich betroffen wären, hingegen die Zerstörung des Herzens notwendig auch die Zerstörung der Seele nach sich zieht. Trotz des fast modern anmutenden Forschungsprogramms der antiken Wissenschaler erscheinen die damals entworfenen »geographischen« Karten von Körper und Seele uns heutigen Menschen auf den ersten Blick recht seltsam und unverständlich. Doch genau hier kommt der Vorteil eines großen Exzellenzclusters zur Geltung: Keine Fachrichtung und keine Forschergruppe ist nur auf sich selbst bezogen. Über die Entschlüsselung der Bedeutung antiker Karten arbeiten in Topoi auch andere Gruppen mit ganz anderen Perspektiven und Voraussetzungen. Beispielsweise gibt es ein Team, das sich mit imaginierten Räumen nicht in der wissenschalichen, sondern mythologischen und schöngeistigen Literatur der Antike beschä igt. GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 67 Die Erforschung von Leib und Seele: Das Handbuch der Anatomie des antiken Arztes und Anatoms Galenos von Pergamon. Holzschnitt von Jacquemin Woeiriot Investigating the body and soul: Handbook of anatomy written by the Roman physician and anatomist Galen of Pergamon; woodcut by Jacquemin Woeiriot 68 Überraschende Parallelen zu den frühen Lokalisierungsvertisch meinte – »Fußnoten zu Platon«, sind wir erst in Anfängen suchen von Körper- und Seelenfunktionen finden sich aber dabei zu verstehen. Die Verbindung der Antike mit der aktuelauch in den antiken topographischen Visualisierungen des len Experimentalwissenscha ist nicht nur geographisch eng: Himmels und der Erde. Weder einfache Landkarten noch die Dominik Perler leitet neben seiner Topoi-Arbeitsgruppe auch überlieferten Darstellungen von Sternbildern und Planetenein Forschungsprojekt bei der »Berlin School of Mind and bahnen der Antike verwenden eine heute übliche RepräsentatiBrain«. Vielleicht werden sich später einmal Altertumswissenon von Koordinatensystemen. Es bedarf komplizierter Heuristischaler über die innige Beziehung von Raum und Wissen in ken, um überhaupt zu erkennen, was darauf abgebildet ist. Eine Berlin verwundern. Arbeitsgruppe des Wissenschasphilosophen Gerd Graßhoff entwickelt am Computer komplexe Modelle, um die historischen astronomischen Phänomene und Konstellationen, die in antiken Texten beschrieben werden, genau berechnen und darstellen zu könGerd Graßhoff wurde im Oktober 2010 als Gerd Graßhoff was appointed Professor for nen. Gerd Graßhoff wurde im vergangeProfessor für Wissenscha sgeschichte der History of Ancient Science at Humboldt-Uninen Herbst von der Humboldt-UniversiAntike an die Humboldt-Universität berufen. versität in October 2010. He is director of the tät aus Bern abgeworben und ist zugleich, Zusammen mit Michael Meyer von der Freien Topoi Cluster of Excellence along with Michael gemeinsam mit Michael Meyer von der Universität Berlin ist er Sprecher des ExzelMeyer of Freie Universität Berlin. From 1999 to lenzclusters Topoi. Von 1999 bis 2010 war 2010 Gerd Graßhoff was Professor for History Freien Universität, auch Sprecher des ToGerd Graßhoff Professor für Wissenscha sand Philosophy of Science at the Institute of poi-Exzellenzclusters. theorie und Wissenscha sgeschichte am InsPhilosophy, of which he was also director, at Erst in der Verbindung der vielen untitut für Philosophie an der Universität Bern, the University of Bern. He earned his PhD at terschiedlichen Ansätze von Topoi-Fordem er auch als Direktor vorstand. Mit seiner the University of Hamburg’s Institute for the Arbeit »Die Geschichte des Ptolemäischen History of Science with a thesis on the history schern entsteht wirkliches Verstehen. Sternenkatalogs. Zur Genesis des Sternenof Ptolemy’s star catalogue, »Die Geschichte Nicht weit entfernt von den Altertumsverzeichnisses aus Buch VII und VIII des Aldes Ptolemäischen Sternenkatalogs. Zur Gewissenschalern und Philosophen vermagest« wurde er 1986 am Institut der Genesis des Sternenverzeichnisses aus Buch VII suchen in Berlin unsere heutigen Neuroschichte der Naturwissenschaen der Univerund VIII des Almagest« in 1986. He then spent sität Hamburg promoviert. Bis 1990 arbeitete the years up to 1990 at the Institute for Advanwissenschaler mit großen MagnetresoGerd Graßhoff dann am Institute for Advanced Study in Princeton, where he worked closenanztomographen die Seelenfunktionen ced Study eng zusammen mit Otto Neugely with Otto Neugebauer on various topics redes Menschen auf Funktionskarten zu bauer zu Themen der Wissenscha sgeschichlating to the history of the exact sciences from bannen. Die Forschungstradition, in der te der exakten Wissenschaen von Babylon the Babylonian era to Kepler’s time. Graßhoff sie sich dabei befinden, und ob sie schon bis Kepler. Er habilitierte sich 1994 mit der earned his postdoctoral teaching qualificaSchri »Die Kunst wissenschalichen Entdetion in 1994 with his habilitation thesis »Die mehr herausgefunden haben als – wie ckens – Grundzüge einer Theorie epistemiKunst wissenschalichen Entdeckens – GrundAlfred North Whitehead einmal spötscher Systeme«. züge einer Theorie epistemischer Systeme«. gerd.grasshoff@topoi.org Tel 030 · 2093 99068 www.topoi.org/person/grasshoff-gerd GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 69 k english Where am I – and if so, how many of me are there? If the soul, in the Aristotelian sense, is not a material object, then where does it reside? In a non-dimensional place? But then how can we speak of the different »parts« of the soul? For clearly it has different parts: We taste, smell, think and procreate, and each of these processes is governed by a different faculty of the soul. Beginning in the 6th century B.C. the term psychê, which was originally used to designate a person’s life energy (or »life breath«), was associated with the concept of a special area in our bodies that is responsible for emotional states, thoughts and volition. Both Plato and Aristotle regarded the soul as a complex unity of functions. But how can this compound of various abilities and capabilities still be a single entity? Are the different parts of our soul located in different parts of the body? And if so, how do they interact? »We believe that geography, if it belongs to anything at all, belongs to philosophy…« said the great ancient Greek geographer Strabo around the time Christ was born. From our modern scien- 70 Teil der Tabula Peutingeriana, die das Straßennetz im spätrömischen Reich zeigt. Part of the Tabula Peutingeriana, which shows the road network of the late Roman Empire. tific point of view, it seems strange that the quest for knowledge in the humanities should be associated with the exploration of physical space. In Antiquity, however, the concept of the inner unity and interdependence of space and knowledge was ubiquitous. Anyone seeking a better understanding of the cradle of Western culture needs to examine the »Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations« of the Mediterranean and the Near East in the period between the 6th century B.C. to the 6th century A.D. This is the focus of the Topoi Cluster of Excellence, which was founded in 2007 and is jointly coordinated by Humboldt-Universität and Freie Universität Berlin. More than 200 academics and researchers work here in about 40 research groups and in close collaboration with other schools of classical and ancient studies in Berlin. Perhaps the most intimate connection of space and knowledge is found in the long tradition of attempts to localise the organs of thought, which is the focus of the Topoi research group Mapping Body and Soul. Two of the group’s principal members, Dominik Raum und Wissen in den antiken Kulturen Space and Knowledge in Ancient Civilizations www.topoi.org Das Exzellenzcluster Topoi hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2007 zu einem neuen Zentrum der altertumswissenschalichen Forschung entwickelt. Rund 250 Wissenschaler untersuchen den Zusammenhang von Raum und Wissen in den antiken Kulturen: Wie hat der Mensch seine räumliche Umwelt gestaltet, welche theoretischen und technologischen Innovationen haben bei der Entwicklung politischer, sozialer und kultureller Systeme eine Rolle gespielt? Institutionell wird Topoi getragen von der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin. Beteiligt sind die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaen, das Deutsche Archäologische Institut, das Max-Planck-Institut für Wissenscha sgeschichte und die Stiung Preußischer Kulturbesitz. Diese Kooperation soll über das Jahr 2012 hinaus fortgesetzt werden. Das Exzellenzcluster Topoi bewirbt sich um eine zweite Förderungsperiode. Langfristig soll das Exzellenzcluster Topoi in das Berliner Antike-Kolleg überführt werden. Perler and Philip van der Eijk, are from Humboldt-Universität. Philip van der Eijk is Alexander von Humboldt Professor of Classics and History of Science, while Dominik Perler is the first philosopher since Jürgen Habermas to be awarded the Gottfried Wilhelm Leibniz Prize. The primary focus of the group’s research is the systematic analysis of ancient texts – frequently requiring pioneering work, since many are not available in critical editions and have not been philologically reconstructed. Besides scrutinising primary texts, the researchers also examine the history of their reception over the centuries. In the case of Aristotle’s treatise »On the Soul«, for example, there is an important commentary from late Antiquity by Alexander of Aphrodisias, as well as discussions by William of Ockham in the Middle Ages and by the Renaissance philosophers Pietro Pomponazzi and Jacopo Zabarella. Alongside the philosophical works, medical research was already being performed on the question of the soul’s faculties and the structures of the organ it inhabits. The famous physician Galen of Pergamon wrote on the subject in his two treatises »On the The Topoi Cluster of Excellence has developed into an important new centre in the study of ancient civilizations since it was established in 2007. Around 250 researchers work here, examining the interrelationships between space and knowledge in Antiquity. They focus on questions such as: How did humans shape their environment? What theoretical and technical innovations were important in the development of political, social and cultural systems? The Cluster is hosted by Humboldt-Universität zu Berlin and Freie Universität Berlin. Further partners are the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, the Deutsches Archäologisches Institut, the Max Planck Institute for the History of Science and the Prussian Cultural Heritage Foundation. The collaboration is to be continued beyond the year 2012, and the Cluster is applying for follow-up funding in the second round of the Excellence Initiative. In the long term, the Topoi Cluster of Excellence is to be integrated into the Berliner Antike-Kolleg. Erst in der Verbindung der vielen unterschiedlichen Ansätze von Topoi-Forschern entsteht wirkliches Verstehen Genuine understanding only emerge when the widely different approaches pursued in the Topoi project are combined GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 71 Das Berliner Antike Kolleg The Berliner Antike-Kolleg www.berliner-antike-kolleg.org/ Das Berliner Antike-Kolleg wurde im Mai 2011 in einem Festakt im Pergamonmuseum gegründet. Es vereinigt eine Graduiertenschule für altertumswissenschaliche Studien, ein der Alten Welt gewidmetes Forschungszentrum und ein Forschungsportal, das sich mit Methoden zur nachhaltigen Datensicherung und -pflege befasst. Getragen wird das Berliner Antike-Kolleg von den sechs Institutionen, die seit dem Jahr 2007 im Exzellenzcluster Topoi zusammenarbeiten. Humboldt-Universität, Freie Universität, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaen, Deutsches Archäologisches Institut, Max-Planck-Institut für Wissenscha sgeschichte und Stiung Preußischer Kulturbesitz schließen sich zu einer langfristigen Kooperation in Forschung und Lehre zusammen und stellen unter Beweis, welches Potenzial für die Erforschung der Alten Welt in der interdisziplinären Zusammenarbeit steckt. Von der Kooperation profitieren Nachwuchswissenschalerinnen und Nachwuchswissenschaler in besonderer Weise. Ab dem akademischen Jahr 2012/13 werden die ersten Promotionsprogramme ihre Arbeit aufnehmen. Affected Parts« and »That the Faculties of the Soul Follow the Temperaments of the Body«, which have been largely neglected by philological research so far and are now being analysed comprehensively for the first time by the Topoi research group. Even in Antiquity, questions relating to the soul were already investigated using empirical methods. On the basis of visible phenomena such as functional impairments, excretions, skin discolouration, as well as descriptions of physical pain and other symptoms, conclusions were drawn on their origin in places inside the body not visible to the eye. The function of organs was deduced from pathological cases where localised injuries or diseases were associated with obvious malfunctions. The fact that the ancients determined the heart to be the main seat of the soul is explained by the fact that while the loss of an arm or an eye has no obvious effect on a person’s soul or its faculties, destroying a person’s heart necessarily entails destroying their soul. Although the ancients’ approach to the subject seems almost modern, the »geographical« maps of body and soul they produced 72 The Berliner Antike-Kolleg was inaugurated at an official ceremony that took place in the Pergamon Museum in May 2011. It comprises the Berlin Graduate School of Ancient Studies, the Research Center for Ancient Studies and the Ancient Scientific Research Portal, which focuses on developing methods for protecting and maintaining scientific data over the long term. The Berliner Antike-Kolleg was founded by six institutions which have collaborated in the Topoi Cluster of Excellence since 2007. HumboldtUniversität zu Berlin, Freie Universität Berlin, the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, the Deutsches Archäologisches Institut, the Max Planck Institute for the History of Science and the Prussian Cultural Heritage Foundation. The Kolleg provides a permanent structure for collaborative research and teaching and proves the great potential of an interdisciplinary approach to gaining a deeper understanding of Antiquity. Young researchers, in particular, benefit from this partnership. The Berliner Antike-Kolleg will launch its first PhD programmes in the 2012/13 academic year. appear rather odd and incomprehensible to us today at first glance. This is precisely where the benefits of a large Cluster of Excellence come into play: All of the disciplines and research groups involved work across disciplines rather than in their own little bubble. Thus a number of different teams within Topoi are working on deciphering ancient maps, proceeding from different assumptions and looking at the problem from quite different perspectives. One team, for example, is looking at imagined spaces not in scientific treatises but in the mythological and belletristic literature of Antiquity. The researchers have also found surprising parallels between early attempts to localise physical and psychological functions and how the ancients visually represented the topography of heaven and earth. Neither simple geographical maps produced at the time nor the surviving representations of the constellations and planetary orbits employed coordinate systems of the kind generally used today, and complex heuristics are frequently required just to recognise what they depict. A group led by Gerd Wo ist der Sitz der Seele? Where is the seat of the soul? Graßhoff, a scholar specialising in the history and philosophy of science, is working to develop complex computer models that can accurately calculate and represent historical astronomical phenomena and constellations described in ancient texts. Gerd Graßhoff, formerly a professor in Bern, was appointed to a professorship at Humboldt-Universität last autumn. Together with Michael Meyer of Freie Universität he is designated coordinator of the Topoi Cluster of Excellence. Genuine understanding of the fields in this Cluster can only emerge when the widely different approaches pursued in the Topoi project are combined. Not far from where these philosophers and classical scholars are pursuing their research in Berlin, neuroscientists are using magnetic resonance imaging to capture »faculties of the soul« in the form of functional brain maps. We are only now beginning to fully appreciate and understand the tradition they are continuing and whether they have already produced more significant results than what Alfred North Whitehead once derisively termed »footnotes to Plato«. The proximity between classical scholarship and cutting-edge neuroscience is more than geographical – in addition to his work as a member of the Topoi team, Dominik Perler is also heading a research project at the Berlin School of Mind and Brain. Who knows? Maybe one day, future researchers on the history of science will ponder on the close links between space and knowledge in Berlin. v GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 73 Soziologie der Wall-Street Wall Street sociology Erstklassige Politik- und Sozialwissenschaler werden an der Berlin Graduate School of Social Sciences ausgebildet Tomorrow’s leading political and social scientists are trained at the Berlin Graduate School of Social Sciences Text: Constanze Haase Fotos: Matthias Heyde 74 k deutsch Dass ihr Promotionsthema einmal solch eine Brisanz entwickeln würde, hat Natalia Besedovsky überrascht. Die 30-Jährige untersucht in ihrer Doktorarbeit die Rolle von Ratingagenturen auf dem Finanzmarkt. »Die Wirtschaskrise und tägliche Berichterstattung möchte ich natürlich nicht ignorieren, aber ich werde auch zeigen, wie und warum Ratingagenturen überhaupt solch eine wichtige Rolle einnehmen konnten«, sagt die Diplomsoziologin. Dabei habe die Politik selbst tatkrä ig am Einfluss der Ratingagenturen mitgearbeitet. »In den USA und auf EU-Ebene wird seit Jahren auf Basis der Einschätzungen der Agenturen argumentiert«, erläutert Natalia Besedovsky, die in Köln und Princeton studiert hat. Während sie erzählt, sitzt sie in ihrem Büro in der Luisenstraße 56, einem prächtigen historischen Gebäude. Heute hat auch die Berlin Graduate School of Social Sciences (BGẞ) ihren Sitz in der einstigen preußischen Tierarzneischule. Die BGẞ ist Teil des Instituts für Sozialwissenschaen, wird durch die Exzellenzinitiative gefördert und ist im Jahr 2002 als eines der ersten strukturierten und forschungsorientierten Promotionsprogramme für Doktoranden gestartet, die zu den Themen der Demokratie- und Integrationsforschung arbeiten. Jährlich nimmt die Graduiertenschule bis zu 15 Promovenden auf – national und international. »Traditionell steht in den Europäischen Sozialwissenschaften eine starke Theorienbildung mit empirischer Forschung im Vordergrund. Diese Tradition möchten wir mit unserem strukturierten Curriculum und einem hohen Betreuungsgrad weiter ausarbeiten«, sagt BGẞ-Sprecher Professor Klaus Eder. Strukturiert steht dabei vor allem nicht für verschulen oder verunselbständigen, sondern dafür, die wissenschaliche Entwicklung frühzeitig in die richtige Richtung zu lenken. Im ersten Promotionsjahr wird dafür der Grundstein gelegt. »Wir haben erst Kurse zur Methodenlehre besucht«, erinnert sich Natalia Besedovsky. »Dann haben wir einen Literaturbericht angefertigt, aus dem ein Exposé der gesamten Arbeit entstanden ist, das die Forschungslücke erklärt und vorab gemeinsam mit anderen Doktoranden und meinem Doktorvater besprochen wurde.« GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 75 76 Das zweite Promotionsjahr dient dann dazu, Daten zu sammeln. Natalia hat dafür drei Monate in New York am Institute for Public Knowledge von Craig Calhoun, Einstein-Fellow der Berliner Einstein-Stiung, verbracht, um Interviews mit Ratinganalysten zu führen. Auslandsaufenthalte und Konferenzen bekommen die Promovierenden über Stipendien finanziert. Außerdem verfügt die BGẞ über berlinweite und internationale Netzwerke. Mit renommierten Institutionen wie dem Wissenschaszentrum Berlin für Sozialforschung, dem Deutschen Institut für Wirtschasforschung, der Hertie School of Governance oder dem Centre Marc Bloch werden gemeinsame Workshops und Lectures durchgeführt. Die Promovierenden können an Forschungsprojekten in den außeruniversitären Institutionen teilnehmen und wertvolle Praxiserfahrung sam- Klaus Eder ist seit 1994 Professor für Vergleichende Strukturanalyse am Institut für Sozialwissenschaen der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war er fünf Jahre lang als Professor für Soziologie am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz tätig. Eder hat Soziologie an den Universitäten Erlangen, Frankfurt, Washington & Lee University (USA) sowie EPHE (Paris) studiert und an der Universität Konstanz promoviert. Seine Habilitation erfolgte an der Universität Düsseldorf. Eders Forschungsschwerpunkte sind die Soziologische Theorie, die Kultursoziologie, politische Soziologie mit Schwerpunkt auf der Demokratieforschung und der Soziologie kollektiven Handelns (politische Mobilisierung und politische Kommunikation) sowie die Öffentlichkeitsforschung. Eines seiner neueren Forschungsfelder umfasst die sozialstrukturellen Aspekte des Europäisierungsprozesses. Eder ist Sprecher der Berlin Graduate School of Social Sciences. keder@rz.hu-berlin.de Tel 030 · 2093 4219 meln. »Wir möchten Perspektiven im Postdoc-Bereich entwickeln. Nicht jeder, der einen Doktortitel besitzt, kann und will später auch Wissenschaler werden«, sagt Eder. »Wir müssen Unternehmen, Regierungsorganisationen, Sti ungen und Interessenverbände verstärkt auf unsere herausragenden Doktoranden aufmerksam machen.« Natalia will weiterhin wissenschalich arbeiten, sie findet es »positiv anstrengend«. Zur Vorbereitung hat sie während ihrer Promotionszeit ein Semester lang als »Teaching assistant« ein Seminar zur Soziologischen Theorie gegeben. »Ich kann das jedem nur empfehlen. Es hat mein Selbstverständnis als Wissenschalerin gefestigt und der Aufwand hat mir deutlich gemacht, was an Wissenschalerkarrieren alles dran hängt.« Derzeit schreibt sie in den letzten Zügen an ihrer Doktorarbeit. Das Büro teilt sie sich mit anderen Doktoranden. »Der gegenseitige AusKlaus Eder has been Professor of Comparatitausch und die gute Arbeitsatmosphäre ve Structural Analysis at the Institute of Socihelfen dabei, gemeinsam auch mal eine al Sciences at Humboldt University in Berlin Durststrecke zu überwinden«, sagt Natasince 1994. Before that he was Professor of lia. Ihre Betreuer haben immer ein offeSociology at the European University Institute in Florence for five years. nes Ohr für Probleme und Graduierte Klaus Eder studied sociology in Erlangen, mit Kind bekommen für ihre DoktorarFrankfurt, at Washington & Lee University beit ein Jahr mehr eingeräumt. (USA) and at the EPHE (Paris) before earning Alle in der BGẞ hoffen nun auf his PhD degree at the University of Konstanz. He gained his habilitation at Heinrich Heine die Folgeförderung im Rahmen des University in Düsseldorf. Exzellenzwettbewerbs. Denn Ziel für die Eder’s key areas are sociological theory, nächsten Jahre ist es vor allem, den Eincultural sociology, and political sociology – stieg in die Promotion an der BGẞ für in particular democracy research and the sociology of collective action (political mobilikluge Köpfe aus Ländern mit anderen sation and political communication) – and Wissenschastraditionen zu erleichtern. research on the public sphere. Recently he has Durch einen neuen, einjährigen Masteralso focused on the socio-structural aspects studiengang, dem Master Research Traiof the Europeanisation process. ning Programm, der im Oktober erstmals Eder is coordinator of the Berlin Graduate School of Social Sciences. gestartet ist, werden Doktoranwärter dieser Zielgruppe gezielt gefördert und für das Graduiertenprogramm fit gemacht. »Es haben alle etwas davon, wenn die Ansprüche auf beiden Seiten von vornherein klar sind. So gelangt niemand in eine Einbahnstraße«, sagt Klaus Eder. GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 77 k english Natalia Besedovsky would never have imagined that the topic she chose for her PhD thesis would become so hot. The 30-year-old sociologist, who studied in Cologne and Princeton, is examining the role of rating agencies on the financial markets. »Of course I will address the economic crisis and the daily coverage of it, but I will also show how and why rating agencies came to play such an important role in the first place,« she says. Besedovsky sees politics as a major factor in the agencies’ rise to such influence. »Politicians at the EU level have been basing their arguments on the assessments of rating agencies for years,« she says. Our interview with Besedovsky takes place in her office at Luisenstrasse 56, a magnificent old building that once housed a school of veterinary medicine and now serves as the headquarters of the Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS). Part of the Institute of Social Sciences, the BGSS is funded by the Excellence Initiative and was founded in 2002 as one of the first structured, research-oriented doctoral programmes for graduate students working on topics related to democracy and integration research. It accepts up to 15 graduate students a year, both from Germany and abroad. »Social sciences in Europe have traditionally focused primarily on theory development and empirical research. We want to expand on this tradition with our structured curriculum and the intensive supervision we offer our graduate students,« says Professor Klaus Eder, coordinator of the BGSS. At the BGSS, »structured« does not mean overly regimented with no leeway for independence and freedom of choice, but rather guiding students’ academic development in the right direction early on. The foundations for this are laid during the first year of the doctoral programme. »First of all, we attended courses on methodology,« Besedovsky recalls. »Then we each wrote a review of the relevant literature, and aer discussions with our fellow graduate students and thesis supervisor, we fleshed it out into an exposé of our thesis as a whole that explained why research is needed on the particular topic in question.« During the second year, students primarily collect data. In Besedovsky’s case, that meant going to New York and spending three months at the Institute for Public Knowledge and conducting interviews with ratings analysts. (The Director of the Institute for Public Knowledge, Craig Calhoun, is currently at the BGSS as an Einstein Fellow of the Einstein Foundation Berlin.) Graduate students at the BGSS receive grants to fund such stays abroad and allow them to attend conferences. In addition, the BGSS has an extensive network of partners in Berlin and abroad, and organises workshops and lectures in collaboration with such distinguished institutions as the Social Science Research Center Berlin, the German Institute for Economic Research, the Hertie School of Governance and the Centre Marc Bloch. The graduate students can gain valuable practical experience by working on research projects at these non-university institutions. »We want to help open up interesting prospects for our students once they’ve completed their degree. Not everyone with a PhD necessarily wants to pursue an academic career,« says Eder. »We need to bring our outstanding PhD students to the attention of businesses, government organisations, foundations and associations.« Besedovsky, for her part, would like to continue working as a researcher. She says she finds it demanding, but in a good way. To help prepare her for her future career, she worked as a teaching Wir müssen Unternehmen, Regierungsorganisationen, Stiungen und Interessenverbände verstärkt auf unsere herausragenden Doktoranden aufmerksam machen We need to bring our outstanding PhD students to the attention of businesses, government organisations, foundations and associations 78 GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 79 80 GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 81 82 assistant for one semester during her doctoral studies and gave a seminar on sociological theory. »It’s something I can only recommend to everyone. It made me realise the amount of work that is involved in an academic career and made me more aware of who I am and what I want professionally.« Besedovsky is currently putting the finishing touches to her PhD thesis, working in an office she shares with other PhD students. »The good working atmosphere and the chance to talk to the others help a lot when things occasionally get tough,« she says. PhD students like Besedovsky also appreciate the fact that their supervisors always have a sympathetic ear when problems come up, and that graduates with children are granted an extra year to complete their thesis. Promovieren und netzwerken Studying for a PhD and networking Berlin Graduate School of Social Sciences (BGẞ ) www.bgss.hu-berlin.de Right now everyone at the BGSS is keeping their fingers crossed that the school will be granted follow-up funding as part of the Excellence Initiative. One of the main priorities for the near future is making it easier for outstanding students from countries with a different culture of science to attend the BGSS and write their PhDs there. A new one-year Master Research Training Programme was launched in October with the aim of helping promising students from such countries prepare for the Graduate Programme. »It’s to everyone’s benefit if it’s clear from the outset what each side expects of the other. That way no one ends up on a oneway street,« Eder says. v Die Graduierten der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGẞ ) forschen zu Themen, die sich mit den Problemen moderner Gesellschaen beschäigen – beispielsweise Inklusion und Exklusion, Diskriminierung und Heterogenität. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Demokratieforschung. In der kommenden Förderperiode soll ein dritter Forschungsschwerpunkt hinzukommen, der das gesellschaliche Wissen über und entsprechende Bewertungsmaßstäbe für die Leistungsfähigkeit demokratischer Gesellschaen in den Blick nimmt. Die BGẞ zeichnet sich durch ihr enges Netzwerk zu zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Berlin aus. Die Graduierten können an Forschungsprojekten dieser Partner teilnehmen und Praxiserfahrung sammeln. Die BGẞ pflegt außerdem Partnerschaen zu internationalen Partneruniversitäten, die den Doktoranden längere Forschungsaufenthalte ermöglichen. Zum Netzwerk gehören das Europäische Hochschulinstitut, das Istituto Italiano di Scienze Umane in Florenz, die Middle East Technical University Ankara, die Duke University in Durham/North Carolina, die New York University und das Kings College in London. Graduate students at the Berlin Graduate School of Social Sciences (BGẞ) conduct research on topics addressing issues facing societies today, such as inclusion and exclusion, discrimination and diversity. A further focus of research is on varieties of democracy. In the coming funding period, a third research focus will be added investigating social knowledge about democratic societies and suitable criteria for assessing democratic performance. The BGẞ maintains a closely knit network of contacts with non-university research institutions in Berlin, enabling graduate students to gain valuable experience by participating in research projects outside the school. In addition, the BGẞ has many partner universities in other countries, giving doctoral students the opportunity for longer research stays abroad. These partners include the European University Institute, the Istituto Italiano di Scienze Umane in Florence, Middle East Technical University in Ankara, Duke University in Durham/North Carolina, New York University and King’s College in London. GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 83 Im geplanten Exzellenzcluster »Bild Wissen Gestaltung« wollen Geistes- und Natur wissenschaler mit Gestaltern zusammenarbeiten In the planned »Imag ge Knowledg ge Gestaltung« Cluster of Excellence, research hers from the humaniities and natural sciences are hoping to work along gside desig gners Text Te xt:: Co Cons nsta tanz nzee Ha Haas asee 84 k deutsch Sie betrachten das Bild die gefragt werden, was zu tun ist, sondern die, die erklären neben diesem Text? Was erkennen Sie darin? Das, was Sie sehen müssen, wie etwas war. Wir möchten die Geisteswissenschaen ist ein Glasschwamm, meist anzutreffen in der Tiefsee, und das auf die Zukun ausrichten, indem wir die Geschichte und die seit etwa 545 Millionen Jahren. Doch dieser skurril anmutende Gegenwartsforschung zusammenlegen«, erläutert Schäff ner das gläserne Vielzeller hat ganz besondere Fähigkeiten: er besteht Format. aus Silikatglas und Protein, einem »Verbundwerkstoff«, der Das neue dabei: Die gemeinsame Forschung lässt geisteswiselastischer ist als reines Glas. Das macht es möglich, seine senschaliche Historisierung direkt in den Laboren der NaturSchwammnadeln bis in Kreisform zu biegen – beim Loslassen wissenschaler wirksam werden – dort, wo die Bilder entstehen. kehren sie unbeschädigt in ihre Ausgangsform zurück. Horst Bredekamp ist seit 1993 Professor für Horst Bredekamp has been Professor for Art Sie fragen sich, was der Glasschwamm Kunstgeschichte an der Humboldt-UniversiHistory at Humboldt-Universität since 1993 mit der Exzelleninitiative zu tun hat? tät und seit 2003 Permanent Fellow des Wisand became a Permanent Fellow at the WisViel, denn Wissenschaler unterschiedlisenscha skollegs zu Berlin. 2000 gründete er senscha skolleg (Institute for Advanced Stucher Disziplinen möchten seine besondedas Projekt »Das Technische Bild« am Herdy) in Berlin in 2003. He established the promann von Helmholtz-Zentrum für Kulturject The Technical Image at the Hermann von ren Fähigkeiten beispielsweise für neue technik (HZK) der HU. Seit 2008 leitet er die Helmholtz-Centre for Cultural Techniques Baustoffe produktiv machen. »Bild WisDFG-Kolleg-Forschergruppe »Bildakt und (HZK) at HU in 2000 and has headed the Colsen Gestaltung. Ein interdisziplinäres LaVerkörperung«. legium for the Advanced Study of Picture Act bor« lautet der Antragstitel für einen Bredekamp studierte Kunstgeschichte, and Embodiment since 2008. Archäologie, Philosophie und Soziologie und Bredekamp studied art history, archaeoneuen Exzellencluster der Humboldtpromovierte 1974 an der Universität Marlogy, philosophy and sociology and earned Universität in der laufenden Runde des burg. 1982 wurde er Professor für Kunstgehis PhD in Marburg in 1974. He was appoinWettbewerbs. Kurz umschrieben geht es schichte an der Universität Hamburg. Gastted Professor of Art History at the University darum, dass Gestaltung ins Zentrum der aufenthalte führten ihn nach Princeton, Los of Hamburg in 1982. He has held appointAngeles und Budapest. Seine Forschungsments as a visiting scholar in Princeton, Los Forschung rücken soll. »Bilder sind geschwerpunkte sind: Kunst und Technik, Angeles and Budapest. The main focuses of staltet und sie gestalten das Wissen, das Skulptur des Mittelalters, Kunst der Renaishis academic work are art and technology, sie wiedergeben«, erklärt Kunsthistoriker sance und des Manierismus, Sammlungsgemediaeval sculpture, Renaissance and ManHorst Bredekamp. schichte und neue Medien. Er hat eine Reihe nerist art, the history of collection, and new »Ob Sammlungszeichnungen des 16. von bedeutenden Preisen und Auszeichnunmedia. Bredekamp has received a number of gen erhalten: Sigmund Freud-Preis der Deutprestigious prizes and awards, including the Jahrhunderts, frühe Röntgenbilder oder schen Akademie für Sprache und Dichtung, Sigmund Freud Prize of the German Academy die heutige Nano-Mikroskopie – Bilder Darmstadt (2001), Max-Planck-Forschungsfor Language and Literature, Darmstadt sind für die Geistes- und Naturwissenpreis der Max-Planck-Gesellscha und der (2001), the Max Planck Research Prize jointly schaen wichtig, ohne Bilder kann kein Humboldt-Stiung (2006) sowie den Fritz awarded by the Max Planck Society and the Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und soAlexander von Humboldt Foundation (2006), Wissenschaler agieren«, sagt Kulturwiszialwissenscha liche Forschung (2010). Breand the Meyer-Struckmann Award for resenschaler Wolfgang Schäff ner, der gedekamp ist ordentliches Mitglied der Berlinsearch in the humanities and social sciences meinsam mit seinem Kollegen BredeBrandenburgischen Akademie der Wissen(2010). Bredekamp is a regular member of the kamp die Clusterinitiative leitet. schaen und der Deutschen Akademie der Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Naturforscher Leopoldina, Halle. Humanities and of the German National AcaBeide verstehen ihre Disziplinen auch Bredekamp und Schäff ner sind desigdemy of Sciences, Leopoldina, Halle. als Vermittlungsdisziplinen zwischen den nierte Sprecher des Clusters »Bild Wissen Bredekamp and Schäffner are designated Geistes- und Naturwissenschaen und Gestaltung«. coordinators of the cluster »Image Knowgerade deshalb prädestiniert für ein solledge Gestaltung«. horst.bredekamp@culture.hu-berlin.de ches Vorhaben. Tel 030 · 2093 4498 »Geisteswissenschaler sind in der Gegenwart nicht unbedingt diejenigen, GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 85 Darwins Korallen Darwin’s corals Und durch experimentelle Verfahren, wie sie in den Naturwissenschaen praktiziert werden, gelangen die Geisteswissenschaler zu neuen Fragestellungen. Aus dieser Kollaboration kann ein Modell für zuküniges Forschen entstehen. »Bisher galten Bilder nur als Wiedergabe von Ergebnissen und Einsichten, plötzlich werden sie Kern der wissenschalichen Arbeit«, sagt Bredekamp. Von den Verkehrszeichen im morgendlichen Berufsverkehr, über die Bilder auf dem Computermonitor im Büro, bis hin zum Fernsehbild am Abend – Bilder begegnen uns im Alltag ständig. »Indem wir Bilder analysieren, generieren wir sie auch gleichzeitig. Bilder illustrieren nicht nur passiv, sie sind aktiv wiedergebend«, erläutert Bredekamp. Doch schon der Evolutionsforscher Charles Darwin wusste, dass die Masse der Objekte so groß ist, dass kein Mensch sie insgesamt übersehen kann. Für den einzelnen Wissenschaler bedeutet das, dass er ein Objekt oder Modell nur aus seiner Forscherperspektive sieht. Angelehnt an die um 1902 vom Kunsthistoriker Aby Warburg aufgebaute interdisziplinäre Warburg Bibliothek, werden deshalb auch im Cluster »Bild Wissen Gestaltung« Wissenschalerinnen und Wissenschaler ganz unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam forschen. 22 Disziplinen – von der Literaturwissenscha bis zur Materialforschung – und bisher mehr als 40 Akteure werden Wissen und Methodiken untereinander austauschen, um gemeinsam Zukun zu gestalten. Beteiligt sind einschlägige Berliner Museen und Kultur- und Forschungseinrichtungen. »Wir bündeln durch die neuartige interdisziplinäre Laborarbeit die Kapazitäten der Universität, die durch das breite Fächerangebot sowieso in ihr stecken«, sagt Wolfgang Schäff ner, und weiter: »Dadurch wird sicherlich nicht jeder Spielzug in der Forschung vorhersehbar, aber das Interessante ist das Unvermutete der Dinge.« 86 Seit jeher wird Wissen durch Architekturen, Werkzeuge und Modelle, Grafiken und Bilder gestaltet. Und Wissenscha selbst ist Gestaltung: die chemische Formel, die Gliederung einer Studie, die Laboranordnung. »Die Wiedergabe einer Beobachtung mittels Bildern mag noch so mechanisch oder individuell in ihrer Erscheinung anmuten, immer zeigen sich in ihr auch Stile einer Zeit, eines Geräts, eines Denkens, eines Forscherkollektivs«, weiß Horst Bredekamp. Diese unterschiedlichen Stile liefern auch vielfältige Möglichkeiten der Beobachtung und des Erkenntnisgewinns. Um der Vorstellung, wie aus Sicht einer jeweiligen Disziplin ein Experiment, Formen der Modelle, Grafiken und Abbildungen gestaltet sein sollen, in einem komplexen Arbeitsprozess genüge zu tun, wird derzeit ein reales interdisziplinäres Labor aufgebaut. Schon am Aufbau sind Mitwirkende des Clusters aller Disziplinen beteiligt. »Wir wollen kein Debattierclub sein, sondern handelnde Wissenschaler, die Verständnis für die Probleme und Herausforderungen anderer Fächer aufbringen. Dazu muss die Infrastruktur schon in der Aufbauphase des Clusters von allen Mitwirkenden aufgebaut werden«, so Schäff ner. In Form eines virtuellen Online-Labors soll es als ständiger Kommunikationskanal dienen und zudem die Arbeit Bild Wissen Gestaltung Image Knowledge Gestaltung Ein interdisziplinäres Labor An interdisciplinary laboratory Wissenscha ist Gestaltung: So lautet die Antwort, die das Cluster auf die massiven Veränderungen des Wissens gibt, die durch die Visualisierungen und Virtualisierungen im 21. Jahrhundert eingetreten sind. Ausgangspunkt ist die Initiative der Kunstgeschichte und Kulturwissenscha der HU, unter dem Titel »Bild Wissen Gestaltung« einen gemeinsamen Raum für die universitären Disziplinen zu etablieren. Der Fokus liegt dabei auf der gestaltenden Kra von Bildverfahren und Wissensstrukturen. Geistes-, Naturwissenschaler und Gestalter bauen ein interdisziplinäres Labor auf, in dem Gestaltung zum Modellbegriff wissenschalicher Tätigkeit wird. Erstmals in der 200-jährigen Geschichte der HU wird damit unter der Mitwirkung von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Museen eine integrative wissenschaliche Plattform entstehen. Diese soll die Spezialwissenschaen zu schöpferischen Verbindungen anregen und der Wissensarchitektur der Universität eine neue Gestalt verleihen. des Clusters beobachten. »Schließlich sind auch die Forscher selbst Gegenstand des Experiments und damit gestaltendes Element«, sagt der Professor für Wissens- und Kulturgeschichte. Wolfgang Schäff ner selbst möchte im Rahmen des Clusters zusammen mit dem Materialforscher Peter Fratzl und dem Biologen Gerhard Scholtz intensiv an den Strukturen von Naturmaterialien forschen. Muscheln, Knochen oder auch die Struktur des Panzers eines Käfers sollen dabei nicht nur aus mechanischer, biologischer und materialwissenschalicher, sondern auch aus historischer Perspektive betrachtet werden. Unter dem Stichwort Mobilität sollen auch Materialien, die arbeiten und sich bei Temperaturänderungen selbst bewegen – wie Holz, kriechende Weizensamen und sich schließende Tannenzapfen – auf ihre praktische Anwendung in der Architektur hin untersucht werden. So erhoffen sich die Forscher von der Natur Vorlagen für neue Materialien, um die Umwelt zu gestalten, ohne die natürlichen Ressourcen weiter auszuschöpfen. »Heute geht es darum, die Intelligenz der Materialien selbst nutzbar zu machen. Wissenschaler haben die Welt bis auf ihre nicht mehr sichtbaren Teilchen zerlegt, nun müssen wir sie mit dem Wissen aller Disziplinen neu gestalten«, sagt Schäff ner. Science shapes our perceptions of the world around us. This Cluster of Excellence was established in response to the revolution in knowledge resulting from the increasing use of visualisation and virtualisation in the 21st century. The Cluster project is a joint initiative launched by the Department of Art and Visual History and the Department of Cultural History and Theory with the aim of establishing an interdisciplinary research area under the name Image Knowledge Gestaltung that focuses on the creative power of imaging methods and knowledge structures. Scholars from the humanities, natural scientists and engineers are working together to create an interdisciplinary laboratory in which the concept of Gestaltung – meaning «shaping, creating, designing” – will serve as a model for scientific and academic work. By establishing an integrative research platform with the involvement of university and non-university research institutions as well as museums, the university is taking a step unprecedented in its over 200-year history – one it is hoped will encourage creative synergies between the various disciplines and transform its knowledge structure. Der bruchsichere Glasschwamm aus der Tiefsee könnte so Vorbild für eine technische Erneuerung werden. Anders als künstlich hergestelltes Glas entsteht er nämlich nicht durch Schmelzen und benötigt daher weniger Energie. Schauen Sie sich das Bild also noch mal genau an. Auch Ihr Spiegel könnte bald aus künstlichem Glasschwamm bestehen. Ohne Bilder kann kein Wissenschaler agieren No researcher can work without images GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 87 Die Kra der Bilder. Die vier Jahreszeiten von Joris Hoefnagel. 1589. The power of images: The Four Seasons by Joris Hoefnagel. 1589. 88 k english Are you looking at the image at page 84? What do you see? The picture is of a glass sponge, an organism that is commonly found in the deep sea and has existed for around 545 million years. Despite looking rather bizarre, these multicellular beings have very special skills. They are made of silicate glass and protein, a composite material far more elastic than pure glass. This enables the sponge to bend its spicules into a circle − and to return them undamaged to their original shape. You may be wondering what a glass sponge has to do with the Excellence Initiative. The answer is: a lot. Researchers from various disciplines are hoping to use the sponge’s special properties to help them develop new building materials, for example. »Image Knowledge Gestaltung. An Interdisciplinary Laboratory« is the title of the proposal for a new Cluster of Excellence at Humboldt-Universität in the current round of the Excellence Initiative. In short, the Cluster aims to put the concept of design (Gestaltung) at the heart of research. »Images are designed, and the way they are designed shapes the knowledge that they convey,« explains Horst Bredekamp, an art historian and one of the leaders of the Cluster initiative. »From collections of 16th century drawings, to early X-rays, to today’s nano-microscopy, images are important for the humanities and natural sciences alike − no researcher can work without images,« says Wolfgang Schäff ner, a cultural scientist who leads the initiative along with Bredekamp. Both men see their disciplines as important links between the humanities and the natural sciences, and therefore as being predestined for this kind of project. »These days, humanities scholars are not necessarily the first to be asked what needs to be done; GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 89 Wolfgang Schäff ner ist seit 2009 Professor für Wissens- und Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität. Er hat Deutsche und Spanische Literatur, Philosophie und Geschichte der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Schäff ner ist Mitglied des Hermann von HelmholtzZentrums für Kulturtechnik. Außerdem ist er Gastprofessor und Direktor des Walter Gropius Forschungsprogramms an der Universität von Buenos Aires sowie akademisches Mitglied des Masterprogramms »Wissenscha , Kultur und Technologie« an der Universität Autónoma in Madrid. Von 2003 bis 2009 hatte der Kulturwissenschaler den Walter-Gropius Lehrstuhl der Fakultät für Architektur, Design und Urbanismus an der Universität von Buenos Aires inne und ist heute Professor Titular ad Honorem der Facultad de Arquitectura, Diseno y Urbanismo der Universidad de Buenos Aires. In Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität plant er dort einen Master-Studiengang »Open Design«. Naturwissenschaler, Architekten und Designer sollen dort genauso studieren können wie Ingenieure und Geisteswissenschaler. Seine Arbeitsschwerpunkte sind materiale Epistemologie, Strukturen als 3D-Code, Architekturen des Wissens, Interdisziplinäres Design des Wissens und transatlantischer Wissenstransfer (Europa-Iberoamerika). Schäff ner und Bredekamp sind designierte Sprecher des Clusters »Bild Wissen Gestaltung«. Wolfgang Schäffner has been Professor of the History of Culture and Knowledge at Humboldt-Universität since 2009. He studied German and Spanish literature, philosophy and the history of medicine at Ludwig-Maximilians-Universität in Munich. Schäffner is a member of the Hermann von Helmholtz Centre for Cultural Techniques. He is also a Permanent Visiting Professor and Director of the Walter Gropius Programme at the University of Buenos Aires and an academic member of the Master’s programme Science, Culture and Technology at the Autonomous University of Madrid. From 2003 to 2009, Schäffner was Walter Gropius Professor at the Faculty of Architecture, Design and Urbanism at the University of Buenos Aires, where he is now an honorary professor. In cooperation with HU, he is planning to launch an interdisciplinary Master’s programme in Open Design in Buenos Aires that will be available to students of the natural sciences, architecture and design as well as engineering and the humanities. The key areas of Schäffner’s academic work are material epistemology, structures as 3D code, architectures of knowledge, interdisciplinary design of knowledge, and transatlantic knowledge transfer between Europe and Latin America. Schäffner and Bredekamp are designated coordinators of the cluster »Image Knowledge Gestaltung«. Kristallmodelle aus Holz Wooden models of crystals schaeff ner@culture.hu-berlin.de Tel 030 · 2093 8209 they usually have to explain what something was like. We want to get the humanities focusing on the future by bringing together history and present-day research,« says Schäff ner, explaining the format. The new idea will use collaborative research to enable the humanities’ historicising to directly affect what happens in natural science laboratories – the places where images are made. In turn, the experimental methods used in the natural sciences will allow the humanities scholars to identify new focuses for their research. This kind of collaboration is intended to provide a model for future research. »Until now images were just seen as reflections of results and insights – we’re putting them at the centre of scientific work,« says Bredekamp. From traffic signs on the early-morning journey to work, to images on computer screens in the office, to what we see on the 90 television at night – we encounter images throughout our daily lives. »In analysing images, we also create them. Images do not just passively illustrate their content, they actively express it,« explains Bredekamp. But as Charles Darwin knew, the mass of objects is so great that no person can ever have a complete overview of it. This means that an academic can only ever see an object or model from his or her own perspective. Based on the interdisciplinary Warburg Library created around 1902 by art historian Aby Warburg, the Image Knowledge Gestaltung Cluster will bring together researchers from very different disciplines to conduct collaborative research. Twenty-two disciplines from literary studies to materials research, and currently over 40 participants will exchange knowledge and methods with the aim of designing the future. Relevant museums and cultural and research institutions in Berlin are also involved. »This new kind of interdisciplinary lab work is enabling us to pool the University’s diverse capacities that are a product of its broad range of disciplines,« says Schäffner. »Of course, that means that we cannot predict every move that research might make, but this unexpected element is exactly what makes this project so interesting.« Humans have always designed, or shaped, knowledge through architecture, tools and models, diagrams and images. Science itself is all about designing: a chemical formula, the structure of a study, the arrangement of a lab. »The representation of an observation using images might seem very mechanical or individual, but that representation will always reveal the styles of a time, a device, a way of thinking, a research collective,« says Bredekamp. These varying styles open up a wealth of possibilities in terms of observation methods and the acquisition of knowledge. An interdisciplinary lab is currently being set up to realise the vision of how, in the view of a given discipline, an experiment, model, graphics and images can be designed in a complex working process. Even at this early stage of constructing the lab, members of all the disciplines contributing to the Cluster are involved. »We don’t want to be a debating club; we want to be active researchers who show understanding for the problems and challenges facing other faculties. To achieve that, all parties have to be involved in setting up the Cluster’s infrastructure, right from the start,« says Schäff ner. The lab will take the form of a virtual online lab, and is intended to act as a permanent communication channel and to monitor the work being done in the Cluster. »Ultimately, the researchers themselves are subjects of the experiment and thus also help to design it,« he says. Schäff ner himself is hoping to use the Cluster to work with materials scientist Peter Fratzl and biologist Gerhard Scholtz on intensive research into the structure of natural materials. The idea will be to investigate things like mussels, bone and the structure of a beetle’s exoskeleton from a historical perspective, as well as in terms of their mechanical, biological and material properties. In the name of mobility, the group will also investigate materials that function and that move independently when the temperature changes – e.g. wood, creeping wheat seeds and fir cones that open and close – to see if they could have practical applications in architecture. In this way, the researchers hope to use nature as a basis for new materials to design our environment, without further exploiting natural resources. »These days the aim is to make use of the intelligence of the materials themselves. Scientists have analysed the world right down to its invisible particles, and now we have to use the knowledge from every discipline to redesign it,« says Schäff ner. The shatterproof glass sponge living at the bottom of the ocean could become the prototype for a technical revolution. In contrast to artificially manufactured glass, its production does not involve melting and therefore requires much less energy. So take another careful look at the picture. Your mirror could soon be made out of an artificial glass sponge. v GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 91 Eine Frauenzeitschri ohne Frauen A woman-free woman’s magazine Eine Doktorandin der Graduate School Muslim Cultures and Societies untersucht ein indonesisches Magazin A PhD student at the Graduate School Muslim Cultures and Societies is researching an Indonesian magazine Text: Liljana Nikolic Fotos: Matthias Heyde 92 k deutsch Wer über den Islam nachdenkt, hat meistens den Nahen Osten und seine Konflikte vor Augen. »Vielen Menschen in Europa ist gar nicht bewusst, dass die zahlenmäßig größten islamischen Staaten in Süd- und Südostasien liegen«, erklärt Vincent Houben. Er ist Professor am Institut für Asien- und Afrikawissenschaen und Südostasienspezialist. »Das bevölkerungsreichste islamische Land ist Indonesien. Von den etwa 220 Millionen Indonesiern bekennen sich rund 90 Prozent zum Islam.« Arie Satyaningrum Pamungkas ist Indonesierin. Sie kommt aus der Stadt Yogyakarta und ist Doktorandin an der Graduate School Muslim Cultures and Societies, wo sie von Vincent Houben betreut wird. Die durch die Exzellenzinitiative geförderte Graduiertenschule in Sprecherscha der Freien Universität beschäigt sich mit islamisch geprägten Gesellschaen. Über den Mittleren Osten hinaus bezieht sie Asien und das subsaharische Afrika sowie die muslimische Diaspora in Europa und Nordamerika in ihr Forschungsprogramm ein. Wissenschaler der Humboldt-Universität decken die Expertise für Asien und Afrika ab. Im Mittelpunkt der Arbeit von Arie Pamungkas steht die Entwicklung der Medien der islamischen Erneuerungsbewegung Dakwah in der Post-Suharto-Ära, die sie am Beispiel der Frauen-Zeitschri Ummi (Mutter) untersucht. »Ummi gibt es schon seit bereits 20 Jahren, sie hat sich im Laufe der Jahre unterschiedliche Gesichter gegeben, immer mit dem Ziel, islamische Ideen und einen islamischen Lebensstil zu propagieren«, erklärt die Doktorandin, die die indonesische Zeitschri analy- siert, Leserbefragungen durchgeführt hat und sogar die Möglichkeit hatte, Einblicke in die Redaktion zu nehmen. Die Zeitschri ist bereits während der Suharto-Periode, als die Medien strenger Kontrolle unterstellt waren, im Untergrund entstanden. An eine Frauenzeitschri erinnerte Ummi damals allerdings noch nicht: weder gab es weibliche Redakteure, noch wurden Bilder von Frauen gedruckt. »Die Frauen sollten durch die Texte animiert werden, loyale Hausfrauen zu sein, wichtige Themen waren die Ablehnung des Familienprogramms der Regierung, propagiert wurden die Polygamie und die arrangierte Ehe«, erklärt Arie Pamungkas. »Thematisiert wurden auch die globalen Ungerechtigkeiten, die der muslimischen Gesellscha weltweit widerfahren, beispielsweise der Konflikt im mittleren Osten, dabei wurde der Dschihad propagiert.« Wissenschaler der HumboldtUniversität decken die Expertise für Asien und Afrika ab HU researchers provide the expertise for the Asian and African elements of the programme GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 93 Muslimische Kulturen im Blickpunkt Muslim cultures in focus www.bgsmcs.fu-berlin.de Die Graduate School Muslim Cultures and Societies wird im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert und bewirbt sich erneut. Die Sprecherscha liegt bei der Freien Universität, die Asien und Afrikawissenschaen der Humboldt-Universität sind beteiligt. Das dreijährige Studienprogramm beinhaltet neben einem Jahr Archiv- oder Feldforschung und dem Schreiben der Arbeit, eine Reihe von Pflichtveranstaltungen im Bereich Wissenstransfer und -management. Abgerundet wird das Programm durch den intensiven Austausch der Doktoranden untereinander und durch Sprachkurse, So-Skill-Kurse, Workshops und Ergänzungsseminare an Ber- liner Wissenscha seinrichtungen, die von den Promovierenden ausgewählt werden können. Jährlich werden 15 Doktoranden aufgenommen. The Graduate School Muslim Cultures and Societies is already being funded by the Excellence Initiative, and has applied for further financing to continue the programme. Freie Universität is the coordinating institution, and the Department of Asian and African studies at Humboldt-Universität is also involved. As well as completing one year of archive or field research and writing their thesis, doctoral students on the three-year programme must also take part in a series of events in the area of knowledge transfer and knowledge management. The programme is rounded off with opportunities for intensive exchange between students, as well as with language classes, so-skill courses, workshops and supplementary seminars at Berlin academic institutions, which students are free to choose for themselves. The Graduate School admits 15 PhD students every year. Mit dem Ende der Regierung Suharto 1998 erlangte Indonesien auch die Pressefreiheit. Befreit von Zensur und Propaganda wuchs die Zahl der islamischen wie nicht islamischen Medien ebenso wie die Themenvielfalt. Gleichzeitig nahmen öffentlich zur Schau gestellte Frömmigkeit und Religiosität, beispielsweise das Tragen eines Kop uches, zu und prägen heute das alltägliche, auch urbane Leben in Indonesien. Mit Einsetzen der Reformperiode nach Suhartos Abgang veränderte sich auch »Ummi«. Verhüllte Frauengesichter schmückten nun das Blatt. Die Themenpalette wurde breiter, nach wie vor Stand der Ruf nach dem Dschihad im Vordergrund. Es wurde außerdem gegen die weit verbreitete Pornographie in den Medien und öffentliche Zurschaustellung von Sinnlichkeit und Erotik angeschrieben. Mit der Reformperiode wurde die Dakwah-Partei PKS (Partai Keadilan Sejahtera) etabliert, wo auch Frauen begannen, die Geschicke der Bewegung mit zu beeinflussen. Und auch die Zeitschri Ummi wurde von Redakteurinnen erobert. 94 Eine Zäsur in der Entwicklung von Ummi geht, so Wissenschalerin Pamungkas, mit den Sprengstoffanschlägen auf Bali 2002 einher. Damals wurden etwa 200 Menschen, mehrheitlich ausländische Touristen, auf der hinduistisch geprägten Insel getötet. »Ging es Ummi davor darum, die Frauen zu guten, treuen Hausfrauen zu erziehen, wurden sie nun ermutigt, sich selbst politisch zu engagieren und politische Organisationen entsprechend den islamischen Rechtsnormen, der Scharia, zu initiieren.« »Nach den Anschlägen wurde nicht mehr die Polygamie propagiert, sondern auch das Singledasein wohlwollend dargestellt. Frauen werden ermuntert ihre eigenen Karriereziele zu verfolgen – aber ohne dabei ihre religiösen Pflichten zu vernachlässigen«, erklärt die Doktorandin. Auch die förmliche Sprache wurde durch Alltags- und Umgangssprache ersetzt. In den Augen mancher Dakwah-Aktivisten hat sich die Zeitschri zu einem trendigen Magazin für moslemische Frauen entwickelt und ist keine Repräsentation der Dakwah-Medien mehr. Dass dies nicht Fall ist, und dass es eine enge Verbindung zwischen der Redaktion, die jetzt nur aus Frauen besteht, und der PKS gibt, davon konnte sich Wissenschalerin Pamungkas überzeugen als sie als Praktikantin in die Arbeitsweise der Zeitschri Einblicke nehmen konnte. »Auch wenn es nicht mehr so offensichtlich ist, Ummi ist ein Organ des moderaten Islamismus«, sagt Arie Pamungkas, die nach ihrer Doktorarbeit in ihre Heimatstadt zurückkehren wird, um an der dortigen Universität zu lehren. GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 95 96 k english Das bevölkerungsreichste islamische Land ist Indonesien The Islamic country with the largest population is Indonesia Usually when people think of Islam, they think of the Middle East and its conflicts. »Many Europeans don’t realise that the most heavily populated Islamic countries are located in South and South-East Asia,« says Vincent Houben, a professor at HU’s Department of Asian and African Studies and a specialist in South-East Asia. »The Islamic country with the largest population is Indonesia − around 90 percent of its 220 million inhabitants are Muslim.« Arie Satyaningrum Pamungkas is Indonesian. She comes from the city of Yogyakarta and is a PhD student at the Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies, where she is supervised by Houben. Funded by the Excellence Initiative and coordinated by Freie Universität Berlin, the Graduate School specialises in Islamic societies. Its research programme covers the Middle East, Asia, sub-Saharan Africa and the Muslim diaspora in Europe and North America. HU researchers provide the expertise for the Asian and African elements of the programme. Pamungkas’s work involves using the Indonesian women’s magazine Ummi (mother) to investigate how media representing the Dawah Islamic revival movement have developed in the postSuharto era. »Ummi has been around for 20 years. It has changed its style a number of times in its history, but has always aimed to propagate Islamic ideas and an Islamic lifestyle,« she explains. Pamungkas has analysed the magazine, carried out reader surveys, and even had the opportunity to see behind the scenes at its editorial office. The magazine started as an underground publication during the Suharto period, when the media were strictly controlled. But back then Ummi was not much of women’s magazine, as it was not written by women and did not feature any pictures of women. »Its articles sought to inspire women to become loyal housewives, and important themes included rejecting the government’s family policies and advocating polygamy and arranged marriages,« explains Pamungkas. »It also addressed the injustices that Muslim society was suffering around the world, such as the conflict in the Middle East, and spoke out in favour of jihad.« When the Suharto government collapsed in 1998, Indonesia gained freedom of the press. Liberated from censorship and propaganda, the Islamic and non-Islamic media grew, as did the variety of themes they covered. At the same time, visible signs of devoutness and religiosity, such as the wearing of headscarves, increased and continue to define everyday urban life in Indonesia today. The period of reform that followed Suharto’s resignation also ushered in change at Ummi. Its cover began featuring veiled women’s faces and, despite the call to jihad still being its main message, it started to deal with a wider range of topics. It took a stand against the proliferation of pornography in the media and against public displays of sensuality and eroticism. During the reform period, the Prosperous Justice Party (Partai Keadilan Sejahtera, PKS) was also established, and this saw women starting to play a greater role in controlling the movement’s fate. It was at this time that the Ummi editorial office began filled up with women too. However, Pamungkas says that a turning point in Ummi’s development came with the 2002 Bali bombings. Around 200 people, mainly foreign tourists, were killed on the mostly Hindu island. »Whereas before, Ummi had been about teaching women to be good and faithful housewives, aer the bombings it felt empowered to become politically active and to start political organisations that ascribed to the religious law of Islam, Sharia law.« She goes on to explain how, aer the bombings, Ummi stopped advocating polygamy and began to take a favourable view towards being single. It started encouraging women to pursue their own career goals – but to ensure they did not neglect their religious duties in the process. The magazine also replaced formal language with a more colloquial style. In the eyes of some Dawah activists, the Ummi has become a trendy magazine for Muslim women and is no longer representative of the Dawah media. That this isn’t the case, and that there is in fact a close connection between the now all-female editorial staff and the PKS was something that Pamungkas was able to observe first hand when she worked as an intern at the magazine. »Even though it isn’t as obvious any more, Ummi still acts as a mouthpiece for moderate Islam,« says Pamungkas, who plans to return to her home city aer completing her PhD and teach at the university there. v GEISTESWISSENSCHAFTEN / THE HUMANITIES 97 NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES Analytisches Denken in den Naturwissenschaen verändern Changing analytical thinking in the natural sciences Die School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) möchte eine neue Generation von Wissenschalern ausbilden The School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) wants to shape a new generation of scientists Text: Ljiljana Nikolic Fotos: Matthias Heyde 98 NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 99 k deutsch SALSA Ulrich Panne ist Leiter der Abteilung 1 »Analytische Chemie; Referenzmaterialien« der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin-Adlershof und SProfessor für »Instrumentelle Analytische Chemie« an der Humboldt-Universität. Er studierte Chemie an der Universität Dortmund und dem UCL London. Promoviert wurde er in Analytischer Chemie an der Technischen Universität München. Als Postdoc forschte er am Environment Institute des Joint Research Centre Ispra in Italien. Mit der Leitung der Arbeitsgruppe »Angewandte Laserspektroskopie« am Institut für Wasserchemie der Technischen Universität München folgten Arbeiten zur Entwicklung von spektrochemischen Verfahren für die Umwelt- und Prozessanalytik, die er 2001 mit der Habilitation in Analytischer Chemie abschloss. Im Mittelpunkt seiner Forschung steht die instrumentelle Analytik. Dabei spielt besonders die spektrochemische Methodenentwicklung für neue analytische Werkzeuge eine zentrale Rolle. Panne ist designierter Sprecher der Graduiertenschule SALSA, die sich im Rahmen der Exzellenzinitiative bewirbt. Ulrich Panne is head of Department 1 Analytical Chemistry; Reference Materials at the Federal Institute for Materials Research and Testing (BAM) in Berlin-Adlershof and a Special Professor for Instrumental Analytical Chemistry at Humboldt-Universität. He studied chemistry at Technische Universität Dortmund and at UCL in London. He obtained his PhD in analytical chemistry from Technische Universität München. His first postdoctoral appointment was as a researcher at the Institute for Environment and Sustainability (IES) in Ispra, Italy, one of the seven scientific institutes in the European Commission’s Joint Research Centre (JRC). Aer heading the working group for applied laser spectroscopy at the Institute of Hydrochemistry at TU München, he went on to develop spectrochemical techniques for environmental and process analysis, which earned him his habilitation in analytical chemistry in 2001. His research centres around instrumental analysis, with the development of spectrochemical methods for new analytical tools providing the main focus of his work. Panne is a designated coordinator of the SALSA Graduate School, which is currently applying for funding from the Excellence Initiative. – Die School of Analytical Sciences Adlershof hat einen besonderen Anspruch: Sie möchte nicht nur Doktoranden auf dem Gebiet der Analytischen Wissenscha ausbilden, sondern ein Umdenken in einem breiten chemisch-naturwissenschalichen Bereich initiieren. Analytik begegnet uns in vielen Beulrich.panne@bam.de reichen unseres Alltags und bei zahlreiTel 030 · 8104-1109 chen wissenschalichen Fragestellungen: Ob es um Gegenstände des täglichen Gebrauchs geht, die auf Schadstoffe untersucht werden, Klimadaten, die erhomöchte. »Was ist denn da drin? Diese Frage, die wir häufig geben werden, um neue Materialien im Nanometerbereich oder stellt bekommen, ist nicht so einfach zu beantworten«, unterdie Untersuchung molekularer Prozesse in unserem Körper, streicht Panne. Denn die Antwort hängt immer vom Blickwinüberall ist die Analytik relevant. »Auch die ökonomische Bedeu- kel des Betrachters ab. »Paradebeispiel Knochen: Will ich mehr tung ist groß, denn viele Chemiker, die nicht in der Forschung über seine Nanostruktur wissen, die molekulare Zusammensetbleiben, arbeiten in Bereichen, die mit Analytik zu tun haben«, zung oder interessiert mich die makroskopische, mit dem Auge sagt Ulrich Panne. Er ist Analytischer Chemiker an der Bundes- sichtbare Struktur?« verdeutlicht Janina Kneipp, ebenfalls desianstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), S-Professor gnierte Sprecherin, BAM-Wissenschalerin und Juniorprofesan der Humboldt-Universität und einer der designierten Spre- sorin am Institut für Chemie der HU. »Um über Größenskalen cher der Graduiertenschule. hinweg zu forschen, bedarf es verschiedener Ebenen des VersteAlles beginnt mit einer Probe, deren stoffliche Zusammen- hens, die häufig charakteristisch sind für verschiedene Diszipsetzung, Dynamik und Verteilung der Analytiker ergründen linen.« 100 NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 101 Janina Kneipp ist seit 2008 Junior-S-Professorin am Institut für Chemie der HumboldtUniversität und gleichzeitig Arbeitsgruppenleiterin an der BAM in der Abteilung »Analytische Chemie; Referenzmaterialien«. Sie hat an der Freien Universität studiert und promoviert - mit einer am Robert-Koch-Institut angefertigten Dissertation über Infrarot-Spektroskopie zur Charakterisierung und Identifizierung von Prionen-Krankheiten. Als Postdoktorandin an der Erasmus Universiteit Rotterdam, am Chemistry Department der Princeton University und an der Harvard Medical School hat sie Raman-Spektroskopie zur Klärung von biophysikalischen und biomedizinischen Fragestellungen verwendet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung und Anwendung empfindlicher optischer und mikroskopischer Verfahren für analytische Anwendungen. Sie ist designierte Sprecherin der im Rahmen der Exzellenzinitiative beantragten Graduiertenschule SALSA. Janina Kneipp has been a Junior Special Professor at HU’s Department of Chemistry since 2008 and also leads a working group at Department 1 for Analytical Chemistry; Reference Materials at the Federal Institute for Materials Research and Testing (BAM). She studied and earned her PhD at Freie Universität Berlin, writing her doctoral thesis at the Robert Koch Institute on the subject of using infrared spectroscopy to characterise and identify prion diseases. During postdoctoral appointments at Erasmus University Rotterdam, at Princeton University’s Chemistry Department and at Harvard Medical School, she used Raman spectroscopy to investigate biophysical and biomedical questions. Her research focuses primarily on developing and using sensitive optical and microscopic techniques for analytical applications. She is a designated coordinator of the SALSA graduate school, which is currently applying for funding through the Excellence Initiative. Und hier deutet sich das Problem der Analytischen Wissenscha an, das Feld ist stark fragmentiert. War die Analytik historisch betrachtet ein Gebiet der Chemie, so hat sie sich in den vergangenen Jahrzehnten durch Forschungsdurchbrüche in Physik und Biologie multidisziplijanina.kneipp@bam.de när entwickelt. Die Initiatoren von SALSA Tel 030 · 2093-7171 wollen nun an der Schnittstelle der drei Disziplinen Chemie, Physik, Biologie eine Wandlung der Analytischen Wissensmarte Strukturen bauen können, einen neuen Sensor entwischa in ein zusammenhängendes Wissensgebiet einleiten. ckeln, der an ein Molekül gebunden ist, mit dem man dann beiEin weiteres Problem ist nach Ansicht von Panne, dass Ana- spielsweise ein bestimmtes Biomolekül in einer Zelle sehen lytik-Aspekte in Innovationsprozessen nicht von Anfang an be- kann«, gibt Janina Kneipp ein Beispiel für Forschungsansätze. rücksichtigt werden. »Unabhängig davon, ob es um Halbleiter Sollte SALSA den Zuschlag durch die Exzellenzinitiative eroder biochemische Vorgänge geht, der Klassiker ist, dass uns jehalten, würde das nicht nur ein Erfolg für die beteiligten Wismand erst einschaltet, wenn er die Funktionsweise eines Stoffes senschaler und die HU sein, sondern auch den Wissenschasnicht versteht.« Um aus der retrospektiven eine vorausschauen- und Wirtschasstandort Adlershof stärken. Denn die Graduierde Wissenscha zu schaffen, bedarf es den Austausch zwischen tenschule vereinigt auf beispielhae Weise universitäre und den Disziplinen und gemeinsamer Strategien. An modernen außeruniversitäre Forschung mit Unternehmen. So sollen LetzMessinstrumenten besteht kein Mangel, von spektroskopischen tere mit den Doktoranden und Forschern in ApplikationslaboMethoden bis zur Massenspektrometrie bieten sich dem Analy- ren zusammenarbeiten und dazu beitragen, dass Forschung tiker gerade am Standort Adlershof viele Möglichkeiten. Aller- schnell in die Anwendung fließt. Adlershof soll sich zur »Anadings garantiert der Besitz eines Gerätes noch keine erfolgreiche lytic City Adlershof« entwickeln. Wissenscha. In der Zukun wird es auch darum gehen, die Meßmethoden zu verfeinern »Wir brauchen auch Leute, die 102 Chemische Analytik unter dem Raman-Mikroskop Chemical analysis under a Raman microscope NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 103 k english The School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) has a unique task. The graduate school wants to go beyond providing its PhD students with an education in the analytical sciences. It is aiming to revise the way of thinking in this domain to create a broader field that incorporates chemistry and the natural sciences. Analysis is used in many areas of our daily lives and in numerous scientific problems. It is relevant to everything, from examining everyday objects for harmful substances and assessing climate data, to exploring new materials at the nanometre scale and investigating molecular processes in the human body. »It also has major economic relevance, since many chemists who do not stay in research work in areas that focus heavily on analysis,« says Ulrich 104 Panne, an analytical chemist at the Federal Institute for Materials Research and Testing (BAM), a Special Professor at HumboldtUniversität and a designated coordinator at SALSA. Everything begins with a sample, which an analyst wants to investigate to determine its material composition, dynamics and distribution. »›What’s inside?‹ is a question we hear a lot, and it’s not an easy one to answer,« says Panne. That’s because the solution always depends on the observer’s point of view. »A prime example is bone. Do I want to know more about its nanostructure, its molecular composition, or am I interested in its macroscopic structure − that is to say what’s visible to the naked eye?« explains Janina Kneipp, SALSA’s other designated coordinator, a BAM scientist and Junior Professor in the Department of Chemistry at HU. Elementare Materialcharakterisierung mittels laserinduzierter Plasmaspektroskopie Elemental characterization of materials by laser induced plasma spectroscopy NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 105 Der Klassiker ist, dass uns jemand erst einschaltet, wenn er die Funktionsweise eines Stoffes nicht versteht the classic situation is that people only think to come to us when they don’t understand the functions of a material »To carry out research that is not limited to a single size scale, you need different levels of understanding – and those are oen found in different disciplines.« This points to the major problem in analytical science: the field is highly fragmented. Historically, analytical sciences were a chemistry domain, but over the last few decades breakthroughs in physics and biology research have caused it to develop a multidisciplinary character. The initiators of SALSA now want to transform analytical sciences into a combined field that exists at the interface between chemistry, physics and biology. A further problem, according to Panne, is that innovation processes do not take analytical aspects into account from the outset: »Regardless of whether the project’s about semiconductors or biochemical processes, the classic situation is that people only think to come to us when they don’t understand the functions of a material.« To ensure analysis becomes a predictive rather than a retrospective science, different disciplines need to share information and develop common strategies. There is no lack of modern measuring instruments at Adlershof, where the scientists have access to everything from spectroscopic methods to mass spectrometry. But having the right device alone does not guarantee successful research. One aim for the future will be to refine measuring tech- 106 niques: »We need people who can build smart structures, develop a new type of sensor that is linked to a molecule, which would allow us to see a specific biomolecule within a cell, for instance,« says Kneipp, giving an example of a research approach. If SALSA is awarded funding in the Excellence Initiative, it would not just spell success for the scientists involved and HU as a whole, SALSA will also strengthen the campus Adlershof as a location for science and industry through the close interaction of university, non-university research institutions, and high-tech companies. SALSA will foster strong interaction between research groups and local and external business partners in Application Labs and promote »Analytic City Adlershof« as an open innovation campus in analytical sciences with a strong academic core built on HU’s natural sciences departments. v Renaissance der Analytik A renaissance of analytical sciences School of Analytical Sciences Adlershof (SALSA) Ob es um giige Weichmacher im Spielzeug, Risikobewertung oder die Erforschung neuer Nanomaterialien geht: Ohne Analytische Chemie wären viele Erkenntnisse unseres Alltags nicht möglich, unsere Lebensqualität wäre stark gemindert. Die Graduiertenschule SALSA möchte die Zusammenarbeit von Wissenschalern der Analytischen und Physikalischen Chemie, Biologie, Physik, Statistik, Modellierung und Didaktik stärken und so zu einem Zusammenschluss des fragmentierten Gebiets der Analytischen Wissenscha beitragen. Die Forschung wird sich dabei um die drei Begriff spaare Grenzen und Größenordnungen, Empfindlichkeit und Selektivität sowie Herstellung und Messung drehen. Als zentrales Element des Curriculums ist das problem- und fallbasierte Lernen geplant. SALSA arbeitet eng mit berliner und brandenburger Wissenschalern sowie mit Analytikern der ETH Zürich zusammen. Die Graduiertenschule wird Teil der »Analytic City Adlershof« sein, die die universitäre, außeruniversitäre und unternehmerische Expertise im Bereich Analytik am Standort Adlershof bündeln soll. From analysing risk to identifying toxic soening agents in toys to advancing research into new nano-materials, analytical chemistry offers us a deeper understanding of many aspects of our everyday lives and significantly improves our quality of life. The SALSA Graduate School aims to increase collaboration between researchers in analytical and physical chemistry, biology, physics, statistics, modelling and educational science, and to serve as a point of convergence in the fragmented field of analytical sciences. SALSA will develop its multidisciplinary research through three interconnected pairs of guiding themes, Limit & Scales, Sensitivity & Selectivity and Make & Measure. Problemand case-based learning is to form a core element of the curriculum. SALSA will work closely with researchers in the Berlin-Brandenburg area and with analytical scientists at ETH Zurich. The Graduate School will be part of Analytic City Adlershof, a competence centre bundling university, non-university and industrial expertise in the analytical sciences at the Adlershof site. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 107 Bis ins kleinste Detail Down to the tiniest detail Die Forscher der Robert KochGraduiertenschule wollen verstehen, wie Erreger krank machen The researchers at the Robert Koch Graduate School want to understand how pathogens make us ill Text: Ute Friederike Wegner 108 k deutsch Die molekularen Tricks von Krankheitserregern, das Immunsystem oder gar die Wirkung von Arzneien auszuhebeln und gefährliche Infektionen hervorzurufen, sollen im Mittelpunkt der im Rahmen der Exzellenzinitiative beantragten Robert Koch-Graduiertenschule (RKGS) stehen. Die beteiligten Forscher versuchen zu verstehen wie die Erreger – ob Bakterien und Viren, Malariaerreger oder bestimmte Rundwürmer – krank machen, mit welchen Mitteln sie die körpereigene Immunabwehr von Mensch oder Tier herabsetzen. Ebenso interessiert auch, wie Störungen des Immunsystems zu Stande kommen, die Ursache von Autoimmunantworten, Allergien und Entzündungen sind. Dabei forschen Infektionsbiologen, Immunologen, Systembiologen und Epidemiologen der beteiligten Institutionen Hand in Hand. »Wir haben Forschungsgebiete definiert, aus denen wir neue Fragestellungen entwickeln«, erklärt Richard Lucius, Professor für Molekulare Parasitologie am Institut für Biologie der Humboldt-Universität und designierter Sprecher der beantragten Graduiertenschule. »Wir wollen Gebiete erschließen, die bislang noch nicht genügend bearbeitet und wirklich innovativ sind.« Dafür ein Beispiel: Infektions- und Systembiologen arbeiten gemeinsam daran, wie ein Virus das genetische Programm der Wirtszelle verändert. So ist die Frage, welche RNAs und Proteine die infizierte Zelle zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort im Vergleich zu einer nicht befallenen Zelle bildet. RNA ist die Abkürzung für Ribonukleinsäure. Es gibt verschiedene RNAs, die im Wesentlichen dafür zuständig sind, nach den ge- netischen »Anweisungen« Eiweiße zu produzieren. Aufgabe der Systembiologen ist es, mit neuesten Methoden die RNAs und Proteine exakt zu quantifizieren. Aus diesen Daten werden mathematische Modelle entwickelt, die wiederum Rückschlüsse auf die Vorgänge in der Zelle erlauben und zu neuen Experimenten inspirieren. Auch neueste mikroskopische Methoden spielen dabei eine wichtige Rolle, mit denen man ein einzelnes Virus auf seinem Weg durch die Zelle verfolgen kann. Bis auf die kleinsten Details wollen die Forscher die Vorgänge in der infizierten Zelle entschlüsseln, um neue Bekämpfungsmethoden und Impfstoffe entwickeln zu können. Dabei lassen die Experten der Robert Koch-Graduiertenschule nichts aus. Sie untersuchen nicht nur einzelne Moleküle und Zellen, sondern den gesamten Organismus bis hin zur Population. So ergründen die Epidemiologen des Robert Koch Institutes in Berlin beispielsweise, warum sich eine bestimmte Infektionserkrankung in einer Bevölkerung ausbreitet. »Die Forschungsgebiete greifen eng ineinander«, erklärt Richard Lucius, »das ist bundesweit einmalig.« NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 109 k english The Robert Koch Graduate School (RKGS), which is applying for funding their host cell. We want to know what RNAs and proteins form, through the Excellence Initiative, aims to investigate the molecu- when and where, in the infected cell compared to a non-infected lar tricks of pathogens that disable the immune system and even cell. RNA is short for ribonucleic acid. There are various RNAs, all the effect of medicines, and lead to dangerous infections. The re- of which are basically responsible for producing proteins accordsearchers involved are trying to understand how pathogens − ing genetic »instructions«. The task of systems biologists is to prewhether they are bacteria, viruses, malarial parasites or certain roundworms − make us ill and how they manage to lower the Richard Lucius, der Biologie an den UniverRichard Lucius studied biology in Hohensitäten Hohenheim und Heidelberg studierte, heim and Heidelberg and has been a Profesimmune defences of humans and animals. ist seit 1995 Professor für Molekulare Parasisor of Molecular Parasitology at HumboldtThey are also interested in the causes of tologie am Institut für Biologie der HumUniversität’s Department of Biology since immune system disorders, which trigger boldt-Universität. Zuvor hatte er eine Profes1995. Before that he was a Professor of Paraautoimmune responses, allergies and insur für Parasitologie an der Universität Hositology at the University of Hohenheim. His henheim inne. Sein Arbeitsschwerpunkt: Inwork focuses on how parasites interact with flammations. Infection biologists, immuteraktion von Parasiten mit dem Immunsystheir hosts’ immune systems. He earned his nologists, systems biologists and epidemitem ihrer Wirte. Er promovierte 1982 über die doctorate in 1982 aer studying the biology ologists from the participating institutions Biologie von Viehparasiten an der Elfenbeinof parasites in livestock on the Ivory Coast. are working hand in hand to answer these küste. Nach einem Postdoktoranden-AufentFollowing a postdoctoral placement at Harhalt an der Harvard-Universität in Boston, vard University in Boston, he earned his habiquestions. USA, habilitierte er sich an der Medizinischen litation from the medical faculty at Universi»We have defined research areas that Fakultät der Universität Heidelberg in den tät Heidelberg in the fields of parasitology will lead to new investigative approaches,« Fächern Parasitologie und Experimentelle and experimental immunology. Lucius is the says Richard Lucius, Professor of MolecuImmunologie. Lucius ist Sprecher des Intercoordinator of the Interdisciplinary Centre for lar Parasitology at the Department of Bidisziplinären Zentrums für Infektionsbiologie Infection Biology and Immunity (ZIBI) and (ZIBI) und des Graduiertenkollegs »Genetithe DFG graduate college Genetische und Imology at Humboldt-Universität and the sche und Immunologische Determinanten munologische Determinanten von Pathogengraduate school’s designated coordinator. von Pathogen-Wirt-Interaktionen«. Er ist deWirt-Interaktionen (genetic and immunologi»We want to take our research into areas signierter Sprecher der Robert Koch-Graducal determinants in pathogen-host interacthat are either truly innovative or have not iertenschule. tion). He is the designated coordinator of the Robert Koch Graduate School. been sufficiently investigated until now.« richard.lucius@rz.hu-berlin.de For example, infection and systems bioloTel 030 · 2090-6053 gists have teamed up to work out how viruses change the genetic programme of 110 Ebenso interessiert auch, wie Störungen des Immunsystems zu Stande kommen They are also interested in the causes of immune system disorders NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 111 Ein Netz Berliner Forscher A network of Berlinbased researchers Robert Koch-Graduiertenschule Robert Koch Graduate School Die Humboldt-Universität hat sich mit der Robert Koch-Graduiertenschule (RKGS) Berlin im Rahmen der Exzellenzinitiative bei der Deutschen Forschungsgemeinscha (DFG) beworben. Im Fokus sollen Infektionserreger und ihre Tricks stehen, das Immunsystem der Wirte auszuhebeln sowie immunologisch bedingte Erkrankungen wie Rheuma, Allergien oder chronische Darmentzündungen. Mit dabei sind die Humboldt-Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, das Deutsche Rheumaforschungszentrum, das Institut für Bienenkunde Hohen-Neuendorf, das Leibniz Institut für Zoo- und Wildtierkunde, das MaxDelbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und das Robert Koch Institut. Die Exzellenzinitiative RKGS geht hervor aus dem bereits 2005 an der HU gegründeten Interdisziplinären Zentrum für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI). Dort sind 28 führende Berliner Forscher aus diversen Einrichtungen gemeinsam in der Infektionsforschung und Immunologie tätig. cisely quantify RNAs and proteins using the latest available techniques. This data is then used to develop mathematical models that allow researchers to draw conclusions about the processes taking place within the cell and provide inspiration for new experiments. The latest microscopy techniques, which can show a single virus making its way through the cell, play an important role here. The researchers want to understand these processes in the infected cell right down to the tiniest detail, so that they can develop new ways of combating them and vaccines. The experts at the Robert Koch Graduate School will leave no stone unturned. They will not just examine individual molecules and cells, but will also look at the entire organism and the population as a whole. Epidemiologists at the Robert Koch Institute in Berlin, for example, are examining why particular infections spread in a population. »The research areas are closely intertwined,« says Lucius, »which makes our approach unique in Germany.« Humboldt-Universität has submitted a funding application for the Robert Koch Graduate School (RKGS) to the German Research Foundation (DFG) as part of the Excellence Initiative. The graduate school is charged with investigating pathogens and their tricks in disabling the hosts’ immune system, as well as immunological diseases like rheumatism, allergies and chronic intestinal inflammations. The graduate school is an initiative of Humboldt-Universität zu Berlin (HU), in cooperation with Freie Universität (FU) Berlin, Charité − Universitätsmedizin Berlin, the German Rheumatism Research Centre (DRFZ), the Institute for Bee Research Hohen-Neuendorf, the Leibniz Institute for Zoo and Wildlife Research, the Max Delbrück Center for Molecular Medicine (MDC), the Max Planck Institute for Infection Biology and the Robert Koch Institute. The Excellence Initiative RKGS is an offshoot of the Interdisciplinary Centre for Infection Biology and Immunity (ZIBI), founded at HU in 2005. Here, 28 leading Berlin researchers from various institutions collaborate on infection and immunology research. Ziel ist es, die Doktoranden von insgesamt neun bereits existierenden Forschungsprogrammen zu vernetzen RKGS aims to create a network for doctoral students on nine existing research programmes v 112 So sieht das Gebäude der Parasitologie, Haus 14 auf dem verwunschenen Campus Nord, heute aus. This is how the parasitology building – Building 14 on the picturesque Campus Nord – looks today. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 113 Die Nachfahren Robert Kochs A new generation of Robert Kochs Text: Ute Friederike Wegner Robert Koch, der berühmte Mediziner und Mikrobiologe, ist Namensgeber Die neue Graduiertenschule wäre Teil des Konzeptes der Humboldt-Uni- der geplanten Graduiertenschule der Humboldt-Universität zu Berlin. Denn versität zu Berlin, ihren Campus Nord in Berlin-Mitte zu einem »Life Science so wie einst der Nobelpreisträger wird auch die »Robert Koch-Graduierten- Campus« auszubauen. Dort wird zum Beispiel das Berlin Institute for Medical schule« (RKGS) ihr Augenmerk darauf richten, Viren, Bakterien und Parasi- Systems Biology (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medi- ten, die gefährliche Infektionen hervorrufen können, zu bekämpfen. Neben zin (MDC) ein neues Institutsgebäude erhalten.Die Planungen laufen, 2013 der Humboldt-Universität sowie der Freien Universität Berlin sind sechs For- soll der Bau beginnen. Zeitgleich entstehen soll auch ein neues Institut für schungsinstitute mit von der Partie. »Damit bündeln wir die Expertise in Ber- Biologie, das aufgrund seiner Architektur schon jetzt seinen Spitznamen weg lin auf breitester Front«, sagt Richard Lucius, Professor für Molekulare Para- hat: Die grüne Amöbe. sitologie am Institut für Biologie der Humboldt-Universität. Ebenfalls einzig- Neu in der Doktorandenschulung ist: »Wir lehren das Forschen, das artig in Deutschland: Durch die unmittelbare Anbindung der Grundlagenfor- heißt, wie man in der Forschung professionell und systematisch vorgeht«, schung an die Charité – Universitätsmedizin Berlin können die Forschungs- erklärt Richard Lucius. Vorlesungen von internationalen Gastsprechern, ergebnisse auf direktem Weg in neue Behandlungskonzepte fließen. »Damit hochrangige Seminarreihen und Diskussionsveranstaltungen sollen die Aus- legen wir einen starken Akzent auf die klinische Forschung«, sagt Lucius, bildung abrunden. Dazu kommt: Alle Doktoranden werden von externen designierter Sprecher der im Rahmen der Exzellenzinitiative beantragten Mentoren zu ihrer beruflichen Ausrichtung beraten. Je nach individueller Graduiertenschule. Neigung und den Erfordernissen des Arbeitsmarktes können sich die For- Ziel ist es, die Doktoranden von insgesamt neun bereits existierenden scher gezielt auf ihr zuküniges Arbeitsleben vorbereiten. »Als Scharniere Forschungsprogrammen zu vernetzen, sowie eine profunde und nachhaltige zur Arbeitswelt haben wir Kontakte zu zehn internationalen Konzernen«, Nachwuchsausbildung der jungen Forscher zu etablieren. »Unter einem ge- sagt Lucius, »vor allem aus der Pharmaindustrie.« meinsamen Dach wollen wir Doktoranden auf internationaler Ebene auswählen und sie ausbilden«, erklärt der Biologe. »Dafür etablieren wir unter anderem neun neue Professuren und ein Laborgebäude.« Den Hauptteil ihrer Zeit sollen die Nachwuchswissenschaler, eingegliedert in die diversen Arbeitsgruppen, ihrer Forschung widmen. 114 So soll das aufgestockte Gebäude der Parasitologie, Haus 14 auf dem Campus Nord, in einigen Jahren aussehen. This is how Building 14 on Campus Nord will look in a few years, once it has been expanded. Humboldt-Universität zu Berlin is planning a new Graduate School that will The new Graduate School will be part of HU’s concept for developing be named aer Robert Koch, the famous German doctor, microbiologist and Campus Nord in Berlin-Mitte into a Life Science Campus. For example, the Nobel laureate. Like him, students at the Robert Koch Graduate School Berlin Institute for Medical Systems Biology (BIMSB) at the Max Delbrück (RKGS) will focus on fighting the viruses, bacteria and parasites that can Center for Molecular Medicine (MDC) will find a new home there. Planning is cause dangerous diseases. Alongside Humboldt-Universität and Freie Univer- currently underway and building is due to begin in 2013. A new home for the sität Berlin, six other research institutions are on board. »This means we can Department of Biology is also due to be built on the campus, and its striking pool Berlin-based expertise from a wide range of sources,« says Richard Luci- architecture has already earned it a nickname: the Green Amoeba. us, Professor of Molecular Parasitology in the Department of Biology at Hum- The Graduate School’s approach to doctoral teaching is also new. »We boldt-Universität. The Graduate School will be unique in Germany because it teach research – that is to say, we show our students how to carry out re- will directly link basic research with the Charité – Universitätsmedizin Berlin, search in a professional and systematic way,« says Lucius. Lectures by inter- meaning that research findings will flow directly into new treatment approa- national guest speakers, top-flight seminar series and discussion events will ches. »We are placing great emphasis on clinical research,« says Lucius, who round off the Graduate School’s programme. Furthermore, all the doctoral is the designated coordinator for the Graduate School, which is being propo- students will receive advice from external mentors on their professional care- sed under the Excellence Initiative. er path. The researchers can therefore prepare for their future working lives in RKGS aims to create a network for doctoral students on nine existing re- a way that suits their individual preferences and the requirements of the la- search programmes and to establish in-depth and sustainable training for bour market. »To provide smooth transitions into the world of work, we have young researchers. »We want to bring together selected PhD students from all established contact to ten international companies, particularly in the phar- over the world and train them under one roof,« says Lucius. »Among other maceutical industry,« says Lucius. things, we’ll be creating nine new professorships and building a new lab building.« The young researchers will be divided into various working groups and will spend the majority of their time carrying out their own research. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 115 116 Durch die Brille der Landnutzung The land use perspective In der Graduiertenschule FutureLand sollen globale ökologische Zusammenhänge untersucht werden The FutureLand Graduate School is designed to investigate global ecological interdependencies Das Interview mit Professor Patrick Hostert führte Ljiljana Nikolic Professor Patrick Hostert spoke to Ljiljana Nikolic NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 117 118 k deutsch Herr Professor Hostert, in der Graduiertenschule FutureLand soll sich alles um nachhaltige Landnutzung drehen, in der Öffentlichkeit ist hauptsächlich der globale Klimawandel in aller Munde. Wie bedingen sich beide? Es besteht eine enge Verbindung zwischen Landnutzung und Klimawandel. Wir wollen diese beleuchten und haben dabei die »Brille der Landnutzung« auf. Wir haben Fragen der Landwirtscha ebenso im Visier, wie die sich ändernde Waldnutzung und damit verbundene Kohlenstoffflüsse und vor allem auch Städte und Megastädte. Wir müssen die vielschichtigen Zusammenhänge noch viel besser durchdringen und außerdem globale Erkenntnisse und Modelle auf regionaler Ebene überprüfen. Wir versuchen dabei auch, die kulturellen Aspekte des Landnutzungswandels zu verstehen. Wie entwickelt sich beispielsweise die globale Landnutzung, wenn sich in China die Mehrzahl der Menschen dazu entschließt, einen westlichen Lebensstil zu adaptieren, und der Fleischkonsum von einer Milliarde Menschen rapide ansteigt? Wir versuchen dabei auch, die kulturellen Aspekte des Landnutzungswandels zu verstehen Ihr Fachgebiet ist die Satellitenfernerkundung, die bei der Analyse des Landnutzungswandels eine wichtige Rolle spielt. Wie hat sich unsere Erde in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Ackerfl ächen oder Wälder verändert? In der Tat ist der Großteil unseres heutigen Wissens über globale ökologische Zusammenhänge direkt oder indirekt auf die Beobachtung der Erde aus dem All zurückzuführen. Gekoppelt mit inzwischen recht fortgeschrittenen Modellen zur Landnutzung lässt sich der Landnutzungswandel erfassen und in Szenarien in die Zukun projizieren. Aus den fernerkundlichen Beobachtungen der letzten 30 bis 40 Jahre wissen wir beispielsweise, wie stark der tropische Regenwald in seiner Fläche zurückgeht oder in welchen Regionen der Welt der Nutzungsdruck zu Überweidung oder Bodenerosion führt. Ohne Satellitenfernerkundung würden Veränderungen der Erdoberfläche entweder zu spät oder gar nicht in ihrem kompletten Ausmaß quantifiziert werden können. Laut Vorhersagen wird die Erdbevölkerung von heute sieben auf etwa neun Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 steigen, gleichzeitig nehmen Ackerfl ächen ab. Wird es noch mehr Hunger auf der Welt geben? Wir müssen pragmatische Lösungen suchen und werden nicht umhin kommen, dem technologischen Fortschritt genügend Raum zu bieten, ansonsten werden sich die Hungersnöte in der Zukun verschärfen. Das umfasst ressourcenschonende Bewirtscha ungsformen, wassersparende Bewässerungspraktiken und verbesserte Tierzucht gleichermaßen. Die Ausdehnung von Ackerflächen ist nur eine begrenzte Option. Sie findet in den letzten Jahrzehnten viel in Übergangszonen statt, beispielsweise in den Trockenwäldern und Dornbuschsavannen des südamerikanischen Chaco, wo savannenartige Gebiete urbar gemacht werden. Dies ist auch möglich aufgrund des erhöhten Niederschlags, den es dort seit einigen Jahrzehnten gibt – als Folge des globalen Klimawandels. We also hope to understand more about the cultural aspects associated with the transformation of land use NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 119 Schön, auch mal von einer positiven Folge des Klimawandels zu hören. Wenn wir an die Steigerung der Agrarerträge denken und dabei lediglich im Auge haben, dass die globale Bevölkerung stark anwachsen wird und ernährt werden muss, dann sicherlich ja. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass Flächen, die über Jahrhunderte von Menschenhand o wenig berührt waren, in kurzer Zeit bildlich gesprochen von der Agrarfront überrollt und intensiv in Form von Monokulturen bewirtschaet werden. Das geht wiederum mit Änderungen des Lokalklimas, der Biodiversität und vor allem auch der Verdrängung indigener Völker einher. Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel kommen mit all ihren positiven und negativen Folgen zum Einsatz. Technisierung kann zu Bodenerosion und -zerstörung führen. Wir müssen also immer beide Seiten der Medaille betrachten. Dass die Erde schon heute übernutzt wird, steht außer Frage, wie wir dies kün ig nachhaltig gestalten können – das ist Thema von FutureLand. 120 Der Wohlstand ist bekanntermaßen sehr unterschiedlich verteilt, wie wird sich der Ausgleich zwischen armen und reichen Regionen entwickeln? Ein wichtiger Schwerpunkt der Graduiertenschule ist die Institutionenforschung. Denn schon heute könnte Vieles besser funktionieren, wenn nicht schwache oder falsch aufgestellte Institutionen, die von privaten und öffentlichen Akteuren gesteuert werden, Handlungsspielraum verspielen würden. Häufig fehlt der »Hebel«, um das, was gesellschalich gewünscht ist, auch politisch zu realisieren. Ein extremes Beispiel ist das »land grabbing«: Bevölkerungsreiche Staaten kaufen oder pachten schon heute in anderen Regionen, beispielsweise Afrika oder Südostasien, Ackerflächen, um sie für die eigene Bevölkerung zu nutzen. Hier stellt sich beispielsweise die Frage, inwiefern Landnutzung durch ausländische Investoren – häufig spricht man von »leakage« oder »Telekonnektion« – zu der seit Monaten zunehmenden humanitären Katastrophe am Horn von Afrika beiträgt. Es gibt zurzeit keine Institution in der Welt, die Verteilungsprobleme wirkungsvoll angehen kann. Einschlagsfl ächen im tropischen Regenwald von Pará, Brasilien, (Falschfarbdarstellung) Felled areas in the tropical rainforest of Pará, Brazil, (false-colour image) Überall in der Welt zieht es Menschen vom Land in die Städte, ist das klima- und landnutzungstechnisch betrachtet ein Nachteil? Derzeit leben über die Häle der Menschen in Städten, Projektionen gehen von über 70 bis 80 Prozent der Erdbevölkerung bis 2050 aus. Städte werden überwiegend als »Problemzonen« der Erde thematisiert, beispielsweise hinsichtlich der Slums in Megastädten, können aber auch ein »Schlüssel zum Glück« hinsichtlich ressourcenschonender Landnutzung und klimaschonender Technologien sein. Bei geschickter räumlicher Konstellation beispielsweise, können Städte einen geringeren ProKopf-Verbrauch an Ressourcen aufweisen: Pro Person wird dann nicht nur weniger Platz, sondern auch weniger Wasser und Energie verbraucht als in ländlichen Gebieten. Auch die Transportwege sind innerhalb der Stadt relativ kurz. Kurzum: Städte können Teil des Lösungsansatzes sein, wenn es darum geht, den Ressourcenverbrauch bei zehn Milliarden Menschen zu optimieren. Städt können aber auch ein »Schlüssel zum Glück« hinsichtlich ressourcenschonender Landnutzung sein Cities can also be a »key to happiness« with regard to resource-efficient land use NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 121 Wege zu einer nachhaltigen Landnutzung The Transformation of Land Use to Sustainability D Fo Die olge lgen des lg d Kl Klim imawan ima w ndel deels, s,, ab abnehm abn eh hmend hm endee Bio Bi iodiv d ers rsitä itätt und und zu zun u ehm ehmend end nde L and andnut nuttzu n t zun ngsg gs intens int ensitä it t bedr drrohe h n scho on heu heu e e diee Leb eut e ens en erhaltungs hal haltun gss ssyst ysteme eme un nser se ess Pl Plaanet n en und d we werr rdee si den s ch auf aufgru grund nd ste teige i nde ige n r Bevö evölke völk lkeerun ngsgs zah ah hlen le noch no och c wei eiter ter vversc r här h fen f . Wie ie kön kö önne ön nen Lösung Lös Lö ung gen für ürr di d ese se un und nd noch noch ch en entst e tsteh ehend nde ProPr P oblleme b ble m ausssehen seh eheen en? n? Um di n d ese H Herau ausf usfo ord r run rde ru u gen zzu u beewäl wää ti tigen en, beedar en, darff es es eine inerr neue uen n Geenerratiion von Wi W ss sse sensc nscha haleern rn iin n Land L aan La Lan nd Sys yysttem em Sc eenc Scienc Sc Sci nce: Die D se müs mü sen en n di disz szi zipli pli pl linär när nä näre ä e Tief ieefee mit i in erd int erdisz isziipl isz ip in re iplinä rem em D Denke kkeen kom komb om ini nier ere reen. n Di Fu Die utureLa turreLa eLan nd Gr Graadu duate dua te Sch hool oo ol – Weg ol ge zu u ein nerr nac nachh hhaalt ltige lti g La gen ge Landn ndn nd n dnutz utzu ung ung g bi b biete teet das das a wis issen se sch sen sc alic iche hee Umf U eld Um ld un nd diee strrukt ukture urelure llen le en Raahm h nbedingungen hme ge , um eine inee so solch l e Gelch Ge- 122 ner erati at on von ati o W on Wisse ssensc nsccha hallern n her her ervor vor vo orzub zub ub brin riningen.. Ein gen E FFor orsch s ert erteam eam a , das am as Gei G ste s s-, - Gesel GesellG lscha sch a s- und d Na Natur urr wis wissensch sen ensch sccha a en n zus u aamm mm menenb ngt bri gt, will di d e komp omplex lex exxen Zus usamm a enhängee enhäng d des globa globa gl obalen len La len L n ndn nutz nutz u un ut ung gswa swande ndels nde ls dur durchchdri d ringe n n und und int nterd erdisz erd diszzip i inääre ipl r Lös Lösung ungsan sa sät sätze ze sch c aff affen. en Be B tei teilig gt an der Fu Futture ureLan Land dG Grad duat atee at School Sch chool ssind i ffeederfüh in ind derfü der füh hre ren nd das das as Geo Geogra graaphisch phi hisch schee I stit Ins titut tit ut und ut und da das d s Depa epartm rtm ment n fü fürr A Agra gra g rarök rökon ono omie de d r Lan L an and ndwi wirtsccha wir ha li lichchh-Gär Gäärtne Gär tneerisch rissch chen che n FaFakulltät kul kultät tä der der HU. U. Gem Gem mein ei sam saam am mi m mit it Fors Fors r che cherin ch rinnen nen und u un d Fo Forsc rsche rsc herrn n au aus den de In nst sti t tu ti tutten ffür ür Biolo Bi B ologie gie und d Ph Philosop phie ko koope op peri rieere ren en si sie mit mit ein e er R Rei eihe hoc o hkarät ä ige ät ig r,, auß außeeru erruniv nivers niv vers ersitä itärer itä rer Fo orr sc ungsei sc sch schung seinri nricht chtun cht ung unge ngen en de des es He Helmh Helmh lmh m olt ollt z- un und d dees Lei Leibni e bni bn z-V -Verb erbund erb un und n es wie wiee beis b beisp sp pie iel swe s eise ise se de dem Potsda Pot sdam-I sda dam d m-I -IInst nstitu nst titu itutt für ür Kli Klima ima m folg maf olg lgenf lgenf nfors orschu chung h ng g (P K). (PI K Thee eff ffec ects e ts of of cliim mat ma ate chan ange, ng gee deecre ge, c asi s ng g bi bio od er div e ity ers it an nd incr ncreeas nc ncreas a ing ingly lyy int intens in e ive i la and n use alr l eady ead ady represe ese seentt a majo a r th aj hre r at a to t our planet pla ne ’ss life support net orrt syste ort systeems, m an nd due u to thee increa inc rea easi sin ing g gllob obal a pop po ula u tio tion, n the n, these se pro proble blems mss willl bec wil ecomee inc eco increa rea easin sin ingly gly accute u iin n th thee futu futu t re. r W t solu Wha Wh utio tions ns are ar th there eree fo forr the thee pro p ble pr leems we are aw ar are aware aree of to oday ayy an and d for for o th tho hose we we mig m ght ht be facing faci fac ing to tomo mor orro or ro ? A ne row new w gene ene nerat rat a ion on n of reesseea arr-chers che rs in Lan and Syst ystem ys e Sc em Sc eenc Sci nce is n need eeeded to m eed mee eeeet thi tth his chal ha len e ge, g , sp ge peci ecifi ificall cally Land Land d Sy Syste steem sci scci cie iieenntis ti iistss who w o co c mbine binee d bi dis iscip ciplin l ary lin a y de depth th h wi w th with h in inter terdis erdis discip cip ip iplin plin iin nary arr y th t ink in nking nking g. TThe he Futur turreLa eeLL nd d Gr G adua Gra du uate Sch chool hooll – The T nsform Tra nsf sform ormati rmati ation on off LLan and Use Use to to Su Sustai Sus tainab nabili ili liityy off ffers e tth thee sscie cienti ntifi fic een nvir vironm onm nmen ent ntt an and d sttr tru ructu cturall ccap pab bili bili bi litties to fo f ste st r such u a new geenerati nerati ne tion on of res re eseear ear arch che hers in n sup suppor porrt of p of Land Land and Sy S ste st m Scie st cience cience nce.. A team team m co compr mpr pris pr isi is sing ng g ressear earche chers ch che r ffro rs r m the ro the hu h ahum nities nit ies,, soci ocial al sci scienc en enc nces es a and d natur na atur tur u al sci sciienc ences en es will wil ill inv invest in nvest estiga igate iga ttee the co compl mp ex interr mpl int ntterr errela elatio ela elatio tionsh n hips nsh ipss inip invo vved vol d in ch chang chang anging nging ng g gl go ob oba bal land land nd usse and and d de dev e elop in inter terdis ter disscip ciplin ci li ary lin ay so solut luttiion lut on-fi findi fi nding ndi ng g proce pr oceedur d res. es. Th Thee Futu utu ureL reLand and an nd Gr Gradu adu du uate Sc Schoo hooll is hoo is co rd coo rdinat rdi nat a ed at db byy the the D Depar partme tm tme m nt off G Geo Ge eo ogr g phy gra and th and thee D Depa epa ep p rtm ment ent of o Ag Agric ric iccult ultura urall Eccon ura nomi nomi om m css in n the h Fa Facul cul u tyy of Agr Agricu gricu icu ultu ture an ture and nd Ho Hort H rti rticul c turre cu cul a HU at HU. H U A Allong ongsid sidee rese rese sseearc archer herrs in the the he De Dep Depa part rt-ments me men ts of Bio B log Bi gy and nd Phi Philos losso ophy, oph y the he grra ad duate du atte a te school sch ooll wi oo will ll colllab labora la orate or ora te wit with h man many an ny to top p nonn nuniiver versit ve sityy rese es ar esearc es arch arc h inst s it itu tutio tions nss wit with hin hin i th thee H mho Hel mholt ltz an and d Leib eibniz niz a asso as so ssoc ociat oc iation iion ons, su o succh as the tth he Po Potsd t am tsd am Ins Instit titute ti tit itute u fo or Clim limate ate te Im mpa act Re-ac seearch sea rch (P (PIK) IK . IK) k english Professor Hostert, the FutureLand Graduate School will focus on research into sustainable land use, while the public is mainly concerned with global climate change. How are these two issues related? Land use and climate change are closely connected, and we want to shed light on the links between them from the land use perspective. We will focus on agricultural issues, changing forest use with the corresponding effects on carbon dioxide flows, and, of course, on cities and megacities. Our aim is to gain a much better understan- Patrick Hostert ist seit 2006 Leiter der Abteilung Geomatik am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Er studierte von 1988 bis 1994 Physische Geographie an der Universität Trier. 1994/95 schloss er den Masterstudiengang »Geographical Information Systems« an der University of Edinburgh und 2001 seine Promotion in »Geofernerkundung« an der Universität Trier jeweils mit Auszeichnung ab. Als Geomatiker wertet Hostert Daten aus, die Satelliten von der gesamten Erdoberfl äche aufnehmen, und beantwortet darauf basierend Fragen zum Globalen Wandel. Er ist Sprecher des Graduiertenschulantrags »FutureLand – Transforming Land Use to Sustainability« im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. patrick.hostert@geo.hu-berlin.de Tel 030 · 2093-6805 ding of the complex relationships involved and to investigate the fit of global findings and models at regional level. We also hope to understand more about the cultural aspects associated with the transformation of land use. For example, how will global land use develop if most of the Chinese population decides to adopt a western lifestyle and a billion people start eating much more meat? Your area of expertise is satellite remote sensing, which plays an important role in analysing transformations in land use. How has our planet changed over the past few decades with regard to arable and forest Patrick Hostert has led the Geomatics Deland? partment at Humboldt-Universität’s DepartIt’s true that most of the knowledge we ment of Geography since 2006. From 1988 to have today about the ecological impact of 1994, he studied physical geography at the worldwide trends and processes can be eitUniversity of Trier. He followed this up with a master’s in geographical information sysher directly or indirectly attributed to our tems (GIS) at the University of Edinburgh betobservations of Earth from space. Coupled ween 1994 and 1995, and a doctorate in geowith the fairly advanced models on land graphical remote sensing from the University use available today, these observations alof Trier in 2001, both of which were awarded with distinction. low us to identify transformations in land As a geomatician, Hostert evaluates data use and to set up possible future scenarios. recorded by satellites monitoring the Earth’s For example, remote sensing observations entire surface and uses this information to from the past 30 to 40 years allow us to see answer questions about global change. He is designated coordinator of the Graduate how much the tropical rainforests have School proposal FutureLand – The Transforshrunk and in what regions of the world mation of Land Use to Sustainability within the pressure to maximise land use has led the Excellence Initiative of the German fedeto overgrazing and soil erosion. Without ral and state governments. satellite remote sensing, we would not be able to recognise changes on the Earth’s surface until it was too late and we wouldn’t be able to quantify the full extent of the change. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 123 According to predictions, the global population will rise from its present total of almost seven billion to nine billion by 2050, while at the same time the amount of arable land will decrease. Does that mean that more people will go hungry? We need to look for pragmatic solutions and make the most of technological progress, otherwise famine is certain to increase in the future. That includes efficient types of land resource management, water-saving irrigation practices and improved animal husbandry. It is only possible to expand arable land use to a limited extent. Over the past few decades, this expansion has mainly taken place in transition regions − for example, the dry forest and xeric shrublands of the South American Chaco, where savannah areas have been cultivated for agriculture. This has been possible partly due to the increased rainfall these regions have experienced in recent decades – as a consequence of global climate change. It’s nice to hear about a positive effect of climate change for once. If we look at it in terms of the increase in agricultural yields and the growing world population which needs to be fed, then yes, it’s positive. But we mustn’t lose sight of the fact that many areas that been largely untouched by humankind for centuries have suddenly been overrun by the agricultural sector and are being intensively farmed with monoculture crops. This leads to changes in the local climate, biodiversity and, above all, the displacement of indigenous peoples. Fertilisers and pesticides are being used too, with all their positive and negative consequences. Mechanisation can lead to soil erosion and destruction. It’s important always to look at both sides of the coin. There’s no question that the Earth is already being over-exploited. How we can succeed in shaping a more sustainable future – that is what FutureLand is all about. As we all know, wealth is distributed very unevenly across the globe. How will the balance between rich and poor regions develop in the future? An important focus at the graduate school is institutional research. Even today, everything could already be working much better if weak or badly conceived institutions controlled by private or public players weren’t wasting so many valuable opportunities. All too oen, the »lever« with which socially desirable changes can be implemented at political level is missing. An extreme example 124 Es gibt zurzeit keine Institution in der Welt, die Verteilungsprobleme wirkungsvoll angehen kann At present, there is no institution in the world that can effectively tackle distribution problems of this is »land grabbing«. It is already common practice for heavily populated states to buy or rent agricultural land in other regions, such as Africa or South-East Asia, to meet the needs of their own populations. This brings up the question, among others, as to how far land use by foreign investors – oen referred to as »leakage« or »teleconnection« − is contributing to the growing humanitarian catastrophe in the Horn of Africa. At present, there is no institution in the world that can effectively tackle distribution problems. All over the world people are moving from rural areas to cities – will that have a negative impact on the climate and land use? Over half of the world population currently lives in cities, and projections show that this could increase to 70 or even 80 percent by 2050. Cities are mainly seen as »problem zones« – due, for example, to the slums in megacities – but they can also be a »key to happiness« with regard to resource-efficient land use and climate friendly technologies. For example, a more intelligent use of space could lead to a lower per capita consumption of resources. In cities people could not only require less space, but also less water and less energy than in rural areas. Transport routes are also shorter in cities. In a nutshell: cities could be part of the solution when it comes to optimising the resource consumption of 10 billion people. v NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 125 8, 9632, 11 988, 12 168, 16 380, 15 751, 19 782, 20 440, 449, 37 296, 44 226, 43 344, 55 261, 50 654, 61 740, 61 508, 97 236, 95 382, 109 512, 103 824, 131 068, 117 993 48 878, 183 960, 167 832, 201 240, 192 080, 219 510, 20 60 408, 299 593, 276 948, 335 664, 300 764, 358 722, 34 89 018, 18, 455 886, 441 028, 500 780, 458 20 208, 553 896, 49 71 788, 8, 703 136, 619 164, 715 572, 682 92 920, 779 220, 70 34 176, 76, 934 416, 864 360, 1 048 572, 912 674, 6 1 061 937, 1 238 632, 1 339 902, 1 2 8 328, 1 092 728, 1 285 830, 1 213 632 1 510 0 488, 1 418 312, 1 610 264, 1 442 898 898, 1 728 720, 1 5 1 848 8 420, 1 690 416, 2 063 880, 1 772 893 893, 2 042 838, 1 9 2 343 3 672, 2 048 384, 2 396 745, 2 226 224 224, 2 492 532, 2 2 2 706 6 876, 2 575 440, 2 874 690, 2 571 354 354, 3 066 336, 2 6 3 221 1 208, 2 927 736, 3 543 517, 3 073 140 140, 3 501 162, 3 3 3 969 9 252, 3 442 952, 4 013 100, 3 719 898 898, 4 123 872, 3 7 4 437 7 360, 4 168 584, 4School 718 574, 185 792 792, 4 966 929, 4 3 Die Berlin Mathematical setzt auf4Exzellenz, 5 146 6 092, 4 657 464, 5 634 720, 4 829 007 007, 5 572 476, 5 1 Internationalität und Gender The Berlin Mathematical for excellence, 6 146 6 280, 5 418 344, School 6 235strives 092, 5 750 640 640, 6 344 730, 5 7 internationality gender equality 6 805 50 008, 08, 6 3 355 55and 4 496, 96 , 71 118 18 2 280, 80, 6 3 382 82 4 404, 04 7 507 584, 6 5 Text: Liljana Nikolic 7 779 9 240, 6 967 872, 8 388 604, 7 189 058 058, 8 214 066, 7 7 9 074 4 916, , 7 880 600, , 9 214 335, , 8 421 392 392, 9 272 718, 8 3 9 834 4 552, 552, 9 211 211 176, 176, 10 10 288 288 838, 838, 9 137 137 520, 52 10 922 688, , 11 025 396, 10 018 008, 11 957 400, 10 24 248 448, 11 655 2 , 12 764 808, 11 089 568, 12 882 456, 11 92 923 507, 12 986 0 798 512, 512, 12 12 829 829 8 824, 24 , 1 14 42 268 68 1 150, 50 , 1 12 26 649 4 338, 14 974 9 , 13 798 , 15 213 213 744, 744, 13 13 651 651 9 920, 20 , 1 16 65 514 14 5 568, 68 , 1 13 39 997 9 522, 15 956 0 010 064, 17 719 8 , 17 368 344, 15 078 280, 17 428 320, 16 01 , 18 435 435 456, 456, 17 17 336 336 5 592, 92 , 1 19 91 173 73 9 961, 61 , 1 16 69 974 7 594, 20 036 0 758 628, 21 238 5 , 20 232 828, 18 191 448, 21 818 160, 18 75 , 23 178 960, 19 902 512, 23 002 434, 21 17 171 136, 23 142 1 , 24 170 580, 22 552 544, 25 356 240, 22 188 042, 26 163 6 , 26 349 624, 23 709 168, 28 348 893, 24 142 483, 27 658 2 Vom Luxus, der einem geschenkt wird The gi of luxury 126 , 25 112, 24 390, 31 752, 544, 73 710, 68 922, 3, 141 759, 137 592, 05 380, 257 544, 226 982, 40 704, 390 096, 357 912, 93 040, 589 806, 551 881, 04 970, 858 438, 756 112, 1 008 324, 1 149 823, 225 044, 1 492 120, 533 168, 1 780 470, 929 816, 2 174 816, 248 092, 2 722 608, 685 620, 3 164 112, 303 804, 3 697 742, 753 792, 4 492 712, 330 748, 5 031 306, 193 020, 5 804 084, 735 340, 6 962 886, 545 448, 7 579 152, 754 544, 8 613 489, 390 160, 10 044 216, 9 393 932, 10 868 094, 270, 10 892 504, 12 251 736, 082, 11 697 084, 14 021 840, 974, 13 081 824, 14 992 740, 037, 14 900 788, 16 569 686, 884, 15 813 252, 19 009 784, 016, 17 424 976, 20 217 204, 560, 19 739 160, 21 955 772, 186, 20 980 332, 24 871 392, 648, 22 665 188, 26 127 576, 260, 25 554 872, 28 398 314, k deutsch Ein Netz von Vertrauensdozenten soll in Zukun helfen, die Spreu vom Weizen noch besser zu trennen. Denn die Frage, ob man einen exzellenten Kandidaten mit guter Vorbildung an der Hand hat, ist für die Professorenscha der Berlin Mathematical School (BMS) wichtig, aber nicht immer leicht zu klären, wenn es um internationale Bewerber geht. »Mit Büros und Partnern in Ländern wie China, Indien und dem Iran werden wir in Zukun auf interessante Bewerber noch viel schneller reagieren können«, erklärt Jürg Kramer. Der Mathematiker der Humboldt-Universität ist stellvertretender Sprecher der BMS. Zusammen mit Berliner Mathematik-Kollegen von der Freien Universität und der Technischen Universität hat er 2006 die BMS aus der Taufe gehoben. Entstanden ist eine Mathematikerschmiede, die über die einzelnen Universitätsgrenzen hinaus hervorragend funktioniert, ein vielfältiges und exzellentes Angebot in Forschung und Lehre bietet und viel versprechende Nachwuchsmathematiker nach Berlin holt. Exzellenz, Internationalität und Gender spielen eine wichtige Rolle in der BMS. »Circa 50 Prozent der BMS-Studierenden kommen aus dem Ausland, unter den Promovierenden sind 26 Prozent Frauen – eine Zahl, die wir noch steigern möchten«, erklärt der Professor. Eine Besonderheit der BMS, die mehr als 160 Studierende zählt, ist, dass sie nicht nur Doktoranden, sondern auch Bachelorabsolventen aufnimmt, die in der Phase I der BMS in einem strukturierten und eng betreuten Programm drei bis vier Semester studieren – ein Großteil davon mit Stipendium. Die Phase I bietet Vorlesungen und Seminare in sieben Themengebieten, die in Englisch und abwechselnd an den drei Universitäten stattfinden. Zurzeit feilen Professorinnen und Professoren der 70 Köpfe zählenden BMS-Faculty an einem gemeinsamen Masterstudiengang. Die Idee, Absolventen der Phase I in Anlehnung an das US-Graduiertensystem per mündlicher Prüfung und ohne schrilichen Master gleich in die Phase II überzuleiten und so die Ausbildungszeit zu verkürzen, ist nicht vollkommen aufgegangen. »Der Doktortitel gilt in Deutschland nicht als berufsqualifizierender Abschluss, das bedeutet, dass die Doktor-Titelträger ohne Masterabschluss im Berufsleben als Bachelorabsolventen behandelt werden«, erklärt Kramer. Deshalb NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 127 34 301 232, 37 672 2 12 28 , 3 35 715 456, 42 293 3 66 64 , 3 38 272 754, 43 461 1 06 63 , 4 42 928 704, 46 599 9 46 62 , 4 43 986 978, 51 755 5 76 60 , 4 47 052 741, 53 367 7 67 78 , 4 52 173 954, 57 441 1 63 36 , sollen zukün ig schriliche Vorarbeiten 53 609 220, 63 282 2 24 40 , zur Doktorarbeit als Master gewertet werden können. 57 734 208, 64 701 1 52 22 , Die Doktoranden forschen in der Regel in Berliner Mathematik-Graduierten62 946 576, 68 808 8 36 66 , kollegs oder in einer der zwei Berliner Internationalen Max Planck Research 64 481 202, 75 792 2 52 28 , Schools, die mit der BMS kooperieren. In Zukun soll außerdem mit zwei promi68 417 930, 78 157 7 54 48 , nenten Postdoc-Positionen das Spektrum der BMS abgerundet werden. »Mit zwei 75 197 360, 82 237 7 68 80 , sehr gut dotierten Stellen wollen wir 093 630, 77zu400 0 würde 41 14 , spannende, herausragende junge Forscher nach Berlin holen, setzt87 sind, wieder in ihre Primbestandteile zerlegen, die als Mitglieder unserer Junior-Faculty in die Lehre eingebun- ein Kryptosystem mit elliptischen Eisensteinreihen mit Hilfe 80kleiner 062 992, 95und679 64 40 , den werden«, sagt Kramer. relativ Primzahlen funktionieren somit9 weniger Die eigenen Absolventen, 93 Doktoranden sind bislang aus Speicherplatz verbrauchen. Aber das ist noch Zukunsmusik. 032 536, 8nicht 4 604 4 52 20 , der BMS hervorgegangen, sollen ihren Platz an renommierten Die98 ehemalige BMS-Graduierte hat aber nur intensiv geinternationalen Hochschulen finden. Nachwuchswissenscha- forscht, sondern sich auch in der Graduiertenschule aktiv enga6, 88 826 220 0, 99 80 06 112, , lerin Anna-Maria von Pippich, eine Absolventin der BMS, hat giert. So war sie Studierendensprecherin und hat außerdem mit sich nach einem einjährigen Postdoc-Aufenthalt in der Schweiz anderen Doktoranden das »What is ...?«-Seminar ins Leben ge04, 105 331 554 4, 96 40 02 65 5 wieder für den mathematisch attraktiven und regen Standort rufen – als Einführungsseminar für die »BMS-Fridays«. Denn Berlin entschieden und ist wissenschaliche Mitarbeiterin in jeden zweiten Freitag im Semester zieht es nicht nur die BMS10, 100 442 160 0, 11 11 921 2 der Arbeitsgruppe »Arithmetische Geometrie« am Institut für Wissenschaler und Studierenden, sondern die Berliner MaMathematik der HU. Als die BMS gegründet wurde, war sie be- 176, thematik-Gemeinscha in die 4 Urania, wo2 Topwissenscha ler 847 113 844 04 4 , 1 01 1 reits Doktorandin in einem der beteiligten Graduiertenkollegs, aus dem In- und Ausland Einblicke in aktuellste ForschungsfelArithmetic and Geometry, und wurde in die Graduiertenausbil- der geben. Anna von Pippich90 schwärmt andere 124 von der 300, 105 04 wie6viele 56, 24 dung der BMS aufgenommen. Damals wie heute bewegt sich anregenden Atmosphäre der »Fridays«. Geschätzt hat sie auch ihre Forschung um elliptische Eisensteinreihen, ein Thema aus die »Kovalevskaya-Lectures«, die2 sich 240, 132 12 0an0Studentinnen 72, wenden: 11 11 33 dem Bereich der Zahlentheorie. »Eisensteinreihen kennt man Herausragende nationale und internationale Mathematikerin092, 115 50 01 vor. 30Dabei 4, 132 78 schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts, elliptische Eisenstein- nen stellen ihre Forschungsergebnisse erfahren die reihen sind neu entdeckt worden«, erklärt die begabte Mathe- Studentinnen auch viel darüber, wie wissenschaliche Karrie460, 135 70 0 4 52 0,war 127 04 4 matikerin, der es gelungen ist, diese neuen Zahlreihen gewinn- ren von Frauen funktionieren. Besonders wichtig Mathebringend in die Zahlentheorie einzuführen. »Elliptische Eisen- matikerin Pippich auch der Kontakt zu den anderen Doktoran948, 130 0den 8 eigenen 992, 14 4 steinreihen könnten eines Tages dazu dienen, Daten zu ver- den in der BMS und der Blick40 über Tellerrand. »Die2 31 schlüsseln«, gibt die Wissenschalerin ein Beispiel für mögli- Vielfalt der mathematischen Themen, mit denen man in Kon196, 149 53 32 032, 131 87 che Anwendungen ihrer theoretischen Arbeiten. Baut die heute takt kommt, ist ein Luxus, der einem an anderen Universitäten gängige RSA-Verschlüsselung von Daten darauf, dass es sehr kaum geboten wird und den man an der BMS einfach so ge346, 137 68 83 728, 16 62 51 schwierig ist, Zahlen, die aus großen Primzahlen zusammenge- schenkt bekommt.« 762, 166 16 69 070, 14 43 05 5 576, 148 04 48 057, 16 68 82 544, 175 94 46 940, 16 60 58 Jürg Kramer ist seit 1994 Professor für Mathematik und ihre Didaktik am Institut für Mathematik der Humboldt-Universität zu Berlin. Er hat Mathematik, Physik und Astronomie an der Universität Basel studiert, wo er 1985 auch promoviert wurde. Seine Habilitation erfolgte an der ETH Zürich. Seine Forschungsschwerpunkte sind die arithmetische Geometrie und die Theorie der automorphen Formen sowie die Lehreraus- und -weiterbildung, Begabtenförderung und Popularisierung der Mathematik. Er ist Mitbegründer einer Reihe von Initiativen der Berliner Mathematiker, dazu zählen die Berlin Mathematical School, wo er stellvertretender Sprecher ist, und das DFG-Forschungszentrum MATHEON, wo Kramer Vorstandsmitglied ist. Er ist zudem Direktor des Deutschen Zentrums für Lehrerbildung Mathematik, das 2011 ins Leben gerufen wurde. kramer@math.hu-berlin.de Tel 030 · 2093 5815 128 Jürg Kramer has been Professor of Mathematics and its Didactics in the Department of Mathematics at Humboldt-Universität zu Berlin since 1994. He studied mathematics, physics and astronomy at the University of Basel, where he completed his PhD in 1985. He earned his habilitation at ETH Zurich. His research focuses on arithmetic geometry and the theory of automorphic forms, as well as on teacher training, developing talent and increasing the popularity of mathematics. He has also co-founded a range of initiatives with Berlin mathematicians. These initiatives include the Berlin Mathematical School, where he is Deputy Chair, and the DFG Research Center MATHEON, where he is a member of the Executive Board. He is also Director of the Deutsches Zentrum für Lehrerbildung Mathematik, a teacher-training programme founded in 2011. 33 710 040, 40 287 313, 36 264 692, 41 740 524, 40 401 144, 45 198 972, 41 781 924, 49 853 160, 45 096 912, 51 462 810, 49 641 004, 55 196 176, 51 214 032, 60 894 848, 54 439 940, 63 098 280, 60 187 556, 66 625 202, 62 123 040, 73 607 652, 65 482 816, 75 212 046, 71 997 912, 79 769 144, 73 560 060, 90 193 824, 81 182 738, 98 181 720, 92 622 600, 56, 105 273 756 6, 264, 97 972 182 2, 564 4, 121 1 463 678, 6 08 80, 10 08 051 860, 7 49 92, 12 25 977 698, 4 47 70, 12 21 260 944, 8 82 24, 13 39 456 352, 9 26 68, 12 27 263 528, 2 23 30, 15 56 029 328, 4 35 52, 13 38 293 568, 5 66 68, 16 64 110 716, 7 65 52, 15 55 472 660, 9 52 20, 17 75 185 990, k english In the future, a network of liaison officers will help to identify the best students even more effectively. Finding out whether an applicant is an excellent candidate with a solid educational grounding is important for the professors at the Berlin Mathematical School (BMS). However, it is not always an easy question to answer where international applicants are concerned. »With offices and partners in countries such as China, India and Iran, we will be able to react even faster to promising applicants,« explains Jürg Kramer, mathematician at Humboldt-Universität and deputy chair of BMS. He launched the school in 2006 with mathematics colleagues at Berlin’s Freie Universität and Technische Universität. The result is an incubator for mathematicians which functions superbly beyond the borders of the three universities, offers diverse and excellent research and teaching, and attracts promising young talent to Berlin. Excellence, internationality and gender equality play an important role at BMS. »Around 50 percent of the students at BMS come from abroad. Women make up 26 percent of our doctoral students, and we want that figure to increase even further,« says Kramer. A special feature of BMS, which has over 160 students, is that in addition to doctoral candidates, it also accepts students who hold a bachelor’s degree. They study at BMS for three or four semesters in Phase I, in a structured and closely supervised programme. The majority of these students receive funding. Phase I offers lectures and seminars in seven fields. The courses are held in English and rotate between the three universities. Professors from the 70-strong BMS faculty are currently putting the finishing touches to a joint master’s programme. The idea of following the US graduate system and allowing Phase I graduates to transfer directly to Phase II following an oral exam rather than a written master’s, and thus shortening the duration of study, has not been entirely successful. »A doctorate is not accepted as a professional qualification in Germany. This means that people who have a doctorate but not a master’s degree are treated as bachelor graduates in the professional world,« Kramer explains. As a result, BMS wants to make it possible to classify written preparatory work for a doctorate as a master’s thesis in the future. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 129 Entstanden ist eine Mathematikerschmiede, die über drei Universitätsgrenzen hinaus hervorragend funktioniert The result is an incubator for mathematicians which functions superbly beyond the borders of the three universities The graduates usually research at mathematical graduate schools in Berlin or at one of the city’s two International Max Planck Research Schools that collaborate with BMS. In addition two prominent postdoctoral positions will be set up, which will complete the BMS spectrum. »In offering two very well paid positions, we are aiming to attract dynamic, outstanding young researchers, who will be involved in teaching as members of our junior faculty here in Berlin,« Kramer says. The idea is that BMS graduates – 93 doctorates have been awarded to date – will find positions at renowned international universities. Following a one-year postdoctoral stay in Switzerland, young researcher and BMS alumnus Anna-Maria von Pippich decided to return to Berlin, an attractive and vibrant location for mathematicians. She is now a research assistant in the Arithmetic Geometry working group at HU’s Department of Mathematics. When BMS was founded, Anna-Maria was already a doctoral student at one of the Research Training Groups involved – Arithmetic and Geometry – and was accepted to BMS as a post-graduate student. Today, her research continues to deal with elliptic Eisenstein series, a topic from the field of number theory. »We have known about Eisenstein series since the early 19th century, but elliptic Eisenstein series are a new discovery,« explains the talented mathematician, who has successfully introduced these new number series into number theory. »Elliptic Eisenstein series could be used to encode data one day,« she says, giving an example of possible applications for her theoretical research. RSA encryption, which is widely used for protecting data today, builds on the fact that it is very difficult to take numbers made up of large prime numbers and break them down into their prime components. By contrast, a 130 cryptosystem using elliptic Eisenstein series would work with relatively small prime numbers and thus use less storage space. But this is still a very long way off. In addition to her intensive research at BMS, Anna-Maria was also actively involved in the graduate school itself. She was the student representative, and teamed up with fellow doctoral students to launch the »What is…?« seminars, which continue to serve as introductory sessions for BMS Fridays. These events are held at the Urania, a scientific lecture venue in Berlin, every second Friday during the semester. BMS researchers and students and the Berlin mathematical community as a whole gather to hear leading academics from Germany and abroad provide insight into the latest research fields. Like many other people, AnnaMaria is enthusiastic about the inspiring atmosphere at BMS Fridays. She also enjoyed the Kovalevskaya Lectures, which are aimed at female students and involve outstanding female mathematicians from Germany and abroad presenting their research results. The talks also provide an opportunity for female students to find out how women’s academic careers work. Contact with other doctoral students and insight into different fields were particularly important to Anna-Maria. »It is a luxury to have contact with such a wide range of mathematical topics. Most other universities don’t offer this at all, but at BMS it is simply handed to you on a plate.« v Der Blick aufs große Ganze Looking at the big picture Berlin Mathematical School www.math-berlin.de »Mathematics as a Whole« − Mathematik als großes Ganzes sehen − ist einer der Leitgedanken der BMS. Zwei Mal monatlich finden die »BMS-Fridays« an der Urania Berlin statt, wo Mathematiker aus dem In- und Ausland Einblicke in große Zusammenhänge und in die neuesten Entwicklungen geben. Das Highlight eines jeden Jahres sind die »BMS-Days«, die das Jahrestreffen der mathematischen Community rund um die Berlin Mathematical School sind. Gäste sind Wissenschaler und Studierende sowie die aktuellen Bewerber, die hoffen, im jeweils kommenden Herbst ihr Studium an der BMS aufnehmen zu dürfen. Die BMS nimmt jährlich etwa 40 Studierende in Phase I und II auf. Studierende der Phase I absolvieren ein Vorlesungsprogramm in sieben Forschungsbereichen, die die Stärken der drei Berliner mathematischen Institute widerspiegeln. Dazu zählen Analysis, Differentialgeometrie und mathematische Physik, Algebra und Zahlentheorie, Stochastik und Finanzmathematik, diskrete Mathematik und Optimierung, Geometrie, Topologie und Visualisierung, numerische Mathematik und Scientific Computing sowie mathematische Modellierung und angewandte Analysis. Die Promovierenden forschen unter anderem an den Graduiertenkollegs »Stochastic Models of Complex Processes« und »Methods for Discrete Structures«, außerdem an den zwei International Max Planck Research Schools: »Computational Biology and Scientific Computing« und »Geometric Analysis, Gravitation, and String Theory«. »Mathematics as a whole« is one of the guiding principles at BMS. During the semester, BMS Fridays take place twice a month at the Urania in Berlin. They involve Mathematicians from Germany and abroad providing insight into the big picture and the latest developments in the field. The highlight of the year is always the BMS Days event, an annual meeting for the mathematical community involved with the Berlin Mathematical School. Guests include researchers and students, as well as applicants who are hoping to start studying at BMS in the autumn. BMS accepts around 40 students in Phases I and II each year. Phase I students follow a programme of lectures in seven research fields that reflect the strengths of the mathematics departments at the three universities. These include analysis, differential geometry and mathematical physics, algebra and number theory, stochastics and financial mathematics, discrete mathematics and optimisation, geometry, topology and visualisation, numerical mathematics and scientific computing, mathematic modelling, and applied analysis. Graduate students conduct research at BMS on topics including »stochastic models of complex processes«, and »methods for discrete structures«. They also conduct research at the two International Max Planck Research Schools in Berlin, focussing on »computational biology and scientific computing« and »geometric analysis, gravitation, and string theory«. Kunst oder Mathematik? Oder vielleicht beides? Die Abbildung einer Eisensteinreihe. Is it art or is it maths? Or maybe both? of an Eisenstein NATURWISSCHENSCHAFTEN Image / NATURAL SCIENCESseries. 131 Vorbild Natur: Bakterien nutzen zur Essigsäure-Produktion Metalle wie Nickel und Eisen. Die Industrie muss zur Herstellung dieser Säure teures Iridium als Katalysator verwenden. Taking a leaf from nature’s book: While bacteria use metals like nickel and iron to produce acetic acid, expensive iridium must be used as a catalyst in its industrial production. Inspiriert durch die Natur Inspired by nature Chemiker und Biologen in UniCat sind auf der Suche nach neuen Katalysatoren Chemists and biologists at UniCat are searching for new catalysts Text: Ljiljana Nikolic 132 k deutsch Carboxydothermus hydrogenoformans. Was sich für den Laien wie »Tatsächlich sind diese natürlichen Katalysatoren, die Enzyme, ein Zungenbrecher anhört, geht Holger Dobbek wie ein Kinderan Effizienz, Effektivität und Selektivität kaum zu übertreffen», reim über die Lippen. Der Organismus, der sich hinter diesem unterstreicht Limberg. Naheliegend wäre es, diese idealen KataNamen verbirgt, ist eine Bakterie, die unter der Erde oder in lysatoren gleich in den chemischen Laboratorien einzusetzen. heißen Quellen lebt und für Wissenschaler interessant ist. Doch dies ist meistens mangels ausreichender Zugänglichkeit »Wir nehmen an, dass ähnliche Organismen ganz früh in der und Stabilität der Enzyme abseits ihrer natürlichen Systeme Evolution entstanden sind, als es noch keine Pflanzen gab und nicht möglich. Deshalb schauen Wissenschaler der Natur gereine geringe Sauerstoff konzentration herrschte. Wahrscheinne auf die Finger und versuchen die Prozesse zu verstehen und lich konnten sich diese Organismen auch als erste von Kohlennachzuahmen: Sie sprechen von biomimetischer Forschung. dioxid und Kohlenmonoxid ernähren.« Ein Unterfangen, das nicht einfach ist, angesichts der meist Dobbek ist Wissenschaler der Humboldt-Universität und komplizierten Mechanismen, die sich in der Natur abspielen. am Exzellenzcluster Unifying Concepts in Catalysis (UniCat) beCarboxydothermus hydrogenoformans ist ein sauerstoffteiligt. Mehr als 50 Arbeitsgruppen aus der Chemie, Physik, Bioempfindliches Bakterium, das nur unter Schutzgasatmosphäre logie und den Ingenieurwissenschaen forschen unter Federuntersucht werden kann. Holger Dobbek interessieren vor alführung der Technischen Universität Berlin an der Entwicklung von neuen Katalysatoren. Katalysatoren sind die Stoffe, die eine www.unicat-berlin.de tragende Rolle in chemischen Prozessen spielen. Mehr als 80 Prozent aller chemi»Unifying Concepts in Catalysis« (UniCat) »Unifying Concepts in Catalysis« (UniCat) is schen Produkte, die die Basis für alltägliist das einzige naturwissenschaliche Exzelthe only natural sciences Cluster of Excellence che Erzeugnisse wie Kunststoff, Kosmetilenz-Cluster in Berlin und Brandenburg. Es in Berlin and Brandenburg. ka, Kleidungstücke oder Medikamente handelt es sich um einen interdisziplinären Under the aegis of Technische Universität sind, benötigen bei zumindest einem Forschungsverbund unter Federführung der Berlin, the UniCat interdisciplinary research Technischen Universität, dessen zentrales alliance focuses primarily on catalysis. Schritt ihrer Herstellung einen KatalysaThema die Katalyse ist. Beteiligt sind die TechFurther partners in the Cluster are Freie Unitor. »Sie erlauben die energiesparende nische Universität Berlin, die Freie Universität versität Berlin, Humboldt Universität zu Berund umweltschonende Herstellung von Berlin, die Humboldt Universität zu Berlin, lin, the University of Potsdam, the Fritz Haber Molekülen und Materialien mit maßgedie Universität Potsdam, das Fritz-Haber-InsInstitute of the Max Planck Society in Berlintitut der Max-Planck-Gesellscha in BerlinDahlem and the Max Planck Institute of Colschneiderten Eigenschaen», erklärt Dahlem und das Max-Planck-Institut für Kolloids and Interfaces in Potsdam-Golm. Christian Limberg, Professor am Institut loid- und Grenzfl ächenforschung in PotsdamThe alliance, with Prof. Matthias Driess für Chemie der HU und ebenfalls UniCatGolm. Der Verbund, unter Sprecherscha von (TU Berlin) as its coordinator, is applying for Forscher. Prof. Dr. Matthias Driess (TU Berlin), bewirbt a second round of funding in the Excellence Katalyse ist ein Prozess, der auch in sich um eine zweite Förderperiode. Initiative. der Natur vorkommt, beispielsweise bei der Photosynthese oder der Atmung. UniCat NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 133 lem die komplexen Metallzentren der Enzyme des Bakteriums, die in der Lage sind, aus Kohlenmonoxid und einer Methylgruppe Essigsäure herzustellen. »Essigsäure spielt für die chemische Industrie eine bedeutende Rolle, jährlich werden in Produktionsprozessen Millionen von Tonnen verbraucht.« Der größte Teil davon wird chemisch hergestellt, dazu müssen teure und seltene Metalle wie das Iridium als Katalysatoren eingesetzt werden. »Die Bakterien nutzen zur Essigsäure-Produktion Metalle, die preiswert sind, beispielsweise Nickel und Eisen.« So spielt sich in der Natur ein faszinierender Prozess ab, den die Wissenschaler verstehen möchten. »Wir wissen wie das aktive Zentrum aussieht, wie die Essigsäure entsteht, müssen wir noch herausbekommen«. Um Enzyme des in der Natur gering vorkommenden Bakteriums zu analysieren, brauchen die Wissenschaler nicht das Bakterium selbst. Sie kennen sein Genom und können das Enzym mit Hilfe des Bakteriums Escherichia coli herstellen. »Wir müssen lange optimieren, bis wir Proteine bekommen, die aus vier Eisenatomen und zwei Nickelatomen bestehen, und somit hochaktiv sind», erklärt Holger Dobbek die Schwierigkeiten. Die so hergestellten Proteine werden kristallisiert. Aus der Untersuchung der Poteinkristalle können die Wissenschaler den dreidimensionalen Aufbau des Enzyms bestimmen. Um die Reaktivität des Metallzentrums besser zu verstehen, grei Dobbek auf die Expertise der Chemiker zurück und arbeitet mit Christian Limberg zusammen. Der Anorganiker leitet in UniCat den Bereich der biomimetischen Chemie und versucht, mit synthetischen Modellen, Teile der Enzyme nachzubauen, die seine Kollegen aus der Biologie untersuchen. Es ist ihm bereits gelungen, einen Teil des aktiven Zentrums mit Hilfe von Molekülen nachzubauen und das Reaktivitätsverhalten zu simulieren. Die Modellverbindungen, die der Chemiker entwickelt, testet er wiederum als Katalysatoren. 134 Andere Enzyme, die Limberg ebenfalls aus der Kooperation mit HU-Biologen heraus in Teilen nachbaut, sind Hydrogenasen. Sie können molekularen Wasserstoff herstellen. Die Mikrobiologen Oliver Lenz und Bärbel Friedrich vom Institut für Biologie der HU sind bereits jetzt in der Lage, mit Hilfe von Hydrogenasen und dem Photosyntheseapparat eines Cyanobakteriums, aus Licht und Wasser umweltfreundlichen Wasserstoff zu gewinnen. »Problematisch ist jedoch, dass die daran beteiligten Metallzentren der Hydrogenasen nicht nur mit Wasserstoff, sondern auch mit Sauerstoff reagieren und dieser inaktiviert oder zerstört die Enzyme», erklärt Oliver Lenz. Diese negative Eigenscha macht die konventionellen Hydrogenasen nur bedingt verwendbar für die biotechnologische Anwendung. Es gibt aber auch einige wenige Hydrogenasen, denen der Sauerstoff wenig ausmacht. Warum einige Hydrogenasen sauerstofolerant sind, konnte Lenz kürzlich in Zusammenarbeit mit Partnern von UniCat, der Universität Oxford und dem Max-Planck Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme entschlüsseln. »Wir konnten zeigen, dass sauerstofolerante Hydrogenasen eine hoch spezialisierte Elektronentransportkette besitzen, die Elektronen an das aktive Zentrum liefern kann, um dort den schädlichen Sauerstoff zu harmlosem Wasser umzuwandeln.« Außerdem konnten die HU-Mikrobiologen kürzlich mit Partnern aus der Charité anhand der Röntgenkristallstruktur erstmals den dreidimensionalen Aufbau einer sauerstofoleranten Hydrogenase untersuchen. »Das Enzym enthält ein bislang einzigartiges Eisen-Schwefel-Zentrum, welches als elektronischer Schalter Hydrogenasen sind natürliche Katalysatoren, deren Funktionsweise die Wissenscha ler gerne verstehen und nachahmen möchten. Scientists are trying to understand and replicate how naturally occurring catalysts such as hydrogenases work. Im Fokus der Hydrogenasen-Forschung steht das aktive Zentrum. Hydrogenase research focuses on their active centre. Abbildung: Stefan Pfirrmann entscheidend an der »Entgi ung« des sonst schädlichen Sauerstoffs mitwirkt.» Neben den Hydrogenasen stehen auch Oxygenasen im Fokus von den Modellierungsstudien der HU-Chemiker. Sie können Sauerstoff nutzen, um Kohlenwasserstoffe zu wertvolleren Stoffen zu oxidieren. Mit diesen so wichtigen Reaktionen beschä igt sich auch der theoretische Chemiker Joachim Sauer, der den chemischen Bereich bei UniCat leitet: dort wird nach geeigneten Heterogenkatalysatoren – also rein anorganischen Festkörpern, die Reaktionen über ihre Oberfläche vermitteln – gesucht. Natürliche Katalysatoren, die Enzyme, sind kaum zu übertreffen It’s actually hard to beat these natural catalysts, known as enzymes NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 135 k english Carboxydothermus hydrogenoformans. This multisyllabic mouthful trips off Holger Dobbek’s tongue as easily as a nursery rhyme. The organism it refers to is a bacterium that lives underground or in hot springs and is the subject of much scientific interest. »We believe that similar organisms developed very early on in the evolutionary process, before there were plants and when the oxygen concentration in the air was still very low. These organisms were probably also the first to feed on carbon dioxide and carbon monoxide.« Dobbek is a researcher at Humboldt-Universität and is involved in the Unifying Concepts in Catalysis Cluster of Excellence (UniCat). Working under the aegis of Technische Universität Berlin, over 50 working groups consisting of chemists, physicists, biologists and engineers have been set up to carry out research on developing new catalysts. Catalysts play a crucial role in chemical processes. Over 80 percent of all chemical products used in daily products like plastics, cosmetics, clothing and medicines require the use of catalysts in at least one stage of their production. »They enable us to produce energy-efficient, environmentally friendly molecules and materials with customised properties,« explains Christian Limberg, a professor at the Department of Chemistry at HU and another UniCat researcher. 136 Catalysis is a process that also occurs in nature − for example, during photosynthesis or in breathing. »It’s actually hard to beat these natural catalysts, known as enzymes, in terms of their efficiency, effectiveness and selectivity,« says Limberg. It would make sense to put these perfect catalysts straight to use in chemical laboratories, but this is usually not possible as the enzymes are either not accessible in sifficient amounts or are too unstable once they are removed from their natural environments. That is why scientists like to look over nature’s shoulder and try to understand and imitate the processes taking place. This is known as biomimetic research. Not an easy undertaking, given the complexity of most of the mechanisms taking place in the natural world. Carboxydothermus hydrogenoformans is an oxygen-sensitive bacterium, which can only be examined in an inert gas atmosphere. Dobbek is particularly interested in the complex metal centres of the bacterium’s enzymes, which are able to produce acetic acids from carbon monoxide and a methyl group. »Acetic acid plays an important role in the chemical industry and millions of tonnes of it are used in production processes every year.« Most of it is produced chemically, requiring expensive rare metals such as iridium to be used as catalysts. »The bacteria make do with cheaper metals, such as nickel or iron, to produce acetic acid.« This is due to a fascinating natural process that the UniCat researchers are keen to understand. »We know what the active centre looks like; we just need to work out how the acetic acid is produced.« To analyse their enzymes, which only occur very rarely in nature, scientists don’t actually need the bacterium itself. They know its genome and are thus able to produce the enzymes using Escherichia coli bacteria. »We have to go through a long optimisation process before we get proteins made up of the four iron atoms and two nickel atoms, which make them highly active,« says Dobbek, explaining the difficulties of the research. The proteins produced in this way are then crystallised. By examining the protein crystals, the scientists can deduce the enzymes’ three-dimensional structure. To better understand the activity of the metal centre, Dobbek draws on the expertise of chemists. Here, he is working in collaboration with Limberg, a specialist in inorganic chemistry and leading the field of of biomimetic chemistry at UniCat. Using synthetic models, Limberg tries to recreate parts of the enzymes that his biologist colleagues are investigating. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 137 Die Mikrobiologen der HU sind bereits jetzt in der Lage, mit Hilfe von Hydrogenasen aus Licht und Wasser umweltfreundlichen Wasserstoff zu gewinnen Microbiologists from the Department of Biology at HU are already in a position to produce environmentally-friendly hydrogen from water and light He has already managed to mimick part of the enzyme active centre using molecules and to simulate its activity. Limberg also tests the catalytic potential of the model compounds developed by the chemists. Another type of enzymes that Limberg is partially recreating in collaboration with HU biologists are hydrogenases, which can produce molecular hydrogen. Microbiologists Oliver Lenz and Bärbel Friedrich from the Department of Biology at HU are already in a position to produce environmentally-friendly hydrogen from water and light using hydrogenases and the photosynthetic apparatus of a cyanobacterium. »The problem is that hydrogenases’ metal centres not only react with hydrogen, but also with oxygen, which deactivates or destroys the enzymes,« says Lenz. This negative attribute limits the biotechnical applications of conventional hydrogenases. However, there are a small number of hydrogenases that are barely affected by oxygen. Why some hydrogenases are oxygen resistant or tolerant and some are not is something that Lenz was recently able to work out in cooperation with partners at UniCat, the University of Oxford and the Max Planck Institute for Dynamics of Complex Technical Systems. »We were able to show that oxygen-tolerant hydrogenases have a highly specialised electron transport chain, which can transfer electrons to the active centre where they convert harmful oxygen 138 into harmless water.« Furthermore, the HU microbiologists recently teamed up with partners at the Charité to use X-ray crystallography to examine the 3D structure of an oxygen-tolerant hydrogenase. »The enzyme has an iron-sulphur centre − something we have never seen before − which acts as an electronic switch that plays a key role in ›detoxifying‹ the otherwise harmful oxygen.« As well as focusing on hydrogenases, HU chemists are also performing modelling studies on oxygenases. They are able to use oxygen to oxidise hydrocarbons into more valuable substances. These important reactions are also the key area of another Cluster research group, headed by theoretical chemist Professor Joachim Sauer. The team is searching for suitable heterogeneous catalysts – purely inorganic solids which facilitate reactions on their surface. Das wichtigste Werkzeug der Optogenetik Optogenetics’ most important tool Der Biophysiker Peter Hegemann forscht an lichtempfindlichen Molekülen Biophysicist Peter Hegemann carries out research on light-sensitive molecules. Der Biophysiker Peter Hegemann, Wissenschaler der Humboldt-Universität und ebenfalls UniCat-Mitglied, ist einer der Begründer der Optogenetik, einer neuen, innovativen Methode, mit der durch Licht aktivierbare Proteine aus Mikroorganismen in ausgewählte Neuronen eingebracht werden. Hegemann hat in den 90er Jahren die Grünalge Chlamydomonas untersucht und dabei ein lichtempfindliches Molekül in dem Einzeller gefunden. Er hat die lichtaktivierten Kanaleigenschaen, der heute als Channelrhodopsine bezeichneten Proteine, erforscht. Heute sind die Moleküle zum wichtigen Werkzeug der Optogenetik geworden und von Nature zur Methode des Jahres 2010 gewählt worden. Rhodopsine werden mit Hilfe von Gentechnik in Nervenzellen eingeschleust und lassen sich dort beispielsweise mit Hilfe von Licht aktivieren und wieder deaktivieren. »Damit lassen sich Funktionen von einzelnen Zellen oder Zelltypen und die Verknüpfung dieser Zellen studieren», erklärt Hegemann. Sollte UniCat zum zweiten Mal den Zuschlag der Exzellenzinitiative erhalten, will Hegemann zusammen mit seinem Kollegen Andreas Möglich an dieser Art von Katalysatoren weiter forschen. »Wir möchten uns mit licht-aktivier- ten Zyklasen, beschäigen, die bei Belichtung bestimmte Botenstoffe wie cAMP oder cGMP herstellen. »Damit kann man dann in neuronalen oder zellbiologischen Anwendungen cAMP oder cGMP-gesteuerte Kanäle, Signal-, Riechund Sehprozesse oder Entwicklungsvorgänge studieren», erklärt Professor Hegemann. Professor Hegemann, a researcher at Humboldt-Universität and UniCat member, is one of the founders of optogenetics, a new and innovative method that enables light-sensitive proteins from microorganisms to be inserted into selected neurons. During the 1990s, Hegemann investigated a unicellular genus of green alga called Chlamydomonas, in which he discovered a light-sensitive molecule. He examined the properties of the light-gated ion channels of a group of proteins known today as Channelrhodopsins. These molecules have now become an important tool in the field of optogenetics, which was voted Method of the Year 2010 by Nature. Using genetic engineering techniques, rhodopsins are channelled into nerve cells, where they can be activated and deactivated using light. »This allows us to study the functions of individual cells or cell types, as well as the connections between them,« says Hegemann. If UniCat is awarded a second round of funding by the Excellence Initiative, Hegemann plans to continue his research into these catalysts, together with his colleague Andreas Möglich. »We want to look at light-sensitive cyclases, which could produce certain messengers like cAMP or cGMP when subjected to light. That would allow us to study the channels, the signalling, olfactory and visual processes, as well as the development processes controlled by cAMP or cGMP in neuronal or cytological applications,« explains Hegemann. NATURWISSCHENSCHAFTEN / NATURAL SCIENCES 139 Impressum Imprint Herausgeber / Editors Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Fundraising der Humboldt-Universität zu Berlin Bildnachweis / picture credits Redaktion / Editor Ljiljana Nikolic (verantwortlich), Constanze Haase, Ute Friederike Wegner, Heike Zappe BCRT, Peer Schröder – Seiten 46, 48, 53 Übersetzung / Translations English Express e.K. Stand / Last revised November 2011 Druck / Printing Druckerei zu Altenburg GmbH Achse e.V. – Seiten 19, 23 Aizenberg, J. et al.: Skeleton of Euplectella sp.: Structural Hierarchy from the Nanoscale to the Macroscale. In: Science, 309, 2005, 275-278. – Seite 84 Bredekamp, Horst: Darwins Korallen. Frühe Evolutionsmodelle und die Tradition der Naturgeschichte. Berlin 2005. S. 81, Taf. V. – Seite 86 The Trustees of the British Museum, Ancient Egypt & Sudan – Seite 67 Humboldt-Universität zu Berlin – Seiten 115, 132, Humboldt-Universität zu Berlin: Museum für Naturkunde, Buddensieg – Seiten 90-91 Abb. aus: G. Wolf-Heidegger, Anna Maria Cetto, Die anatomische Sektion in bildlicher Darstellung, Karger Basel [u.a.],1967, S. 461, Abb. 126. – Seite 68 Gestaltung / Graphic Design NORDSONNE IDENTITY, Berlin Matthias Heyde – Seiten 9, 14, 15, 21, 24-25, 32, 35, 36, 39, 43-45, 74-76, 79-82, 92, 95, 96, 98-99, 101, 103, 104-105, 107, 111, 113, 116-117, 118, 122, 125 Sebastian Kaulitzki – Fotolia.com – Seite 40 Kopie von H. Kiepert, 1837. Staatsbibliothek zu Berlin SPK – Seiten 70-71 Koehler et al (2008) »Walking the Interactome for Prioritization of Candidate Disease Genes« The American Journal of Human Genetics, Volume 82, Issue 4, 949-958, 28 March 2008 – Seiten 16-17, 20 Nordsonne (Graphik) – Seite 8 Birgit Nennstiel (Illustration) – Seite 73 Stefan Pfirrmann – Seiten 135, 137 Leo Seidel Fotodesign – Seiten 26-27, 29, 30-31, 108 Studio Good – Seiten 50, 51 Tjefferson, Fotolia.com – Seiten 64-65 United States Geological Survey – Seiten 120- 121 In Europa zu Hause. Niederländer in München um 1600, Thea Vignau – Wilberg (Hrsg.), München 2006 – Seiten 88-89 Heike Zappe – Seiten 5, 10, 54-63 140 W W W.HU-BERLIN.D DE