Villa Nostra 01/2015

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Villa Nostra 01/2015
nostra 1/2015
villa
Weißenburger Blätter
Geschichte . Heimatkunde . Kultur
Januar 2015
villa nostra – Weißenburger Blätter
Geschichte. Heimatkunde. Kultur
1/2015
Inhalt:
Reiner Kammerl:
Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in
Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme,
S. 5
Impressum:
Herausgeber: Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay.,
Neues Rathaus, 91780 Weißenburg i. Bay.,
Tel.: 09141/907102, Fax: 09141/907138
(Büro des Oberbürgermeisters)
E-Mail: Stadt@Weissenburg.de
Internet: http://www.weissenburg.de
Erscheinungsweise: dreimal jährlich (Januar, Mai, September)
Auflage: 3000
Schriftleitung v.i.S.d.P.: Dipl.-Archivar (FH) Reiner Kammerl,
Stadtarchiv, Neues Rathaus, Tel.: 09141/907222,
Fax: 09141/907227, E-Mail: stadtarchiv@weissenburg.de
Redaktion und Konzeption: Reiner Kammerl, Jürgen Schröppel
Beiträge: Reiner Kammerl
Titelbild:
Entwurf zu einem Monumentalbrunnen
in Weissenburg a. Sand
Die Zeichnung des Nürnberger Bildhauers Fritz Zadow (18621926) gibt dessen Brunnenentwurf vom Herbst 1895 wieder,
das die Stadt zunächst umsetzen wollte. Nachdem man dafür in
München keine Zuschüsse, sondern einen Wettbewerb aufs
Auge gedrückt bekam, wurde es verworfen bzw. das Preisgericht kürte einen anderen Vorschlag.
Links oben ist eine Fotomontage eingeklebt. In das aus identischem Blickwinkel wie die Zeichnung aufgenommene Foto ist
das von dem Bildhauer Balthasar Schmitt (1858-1942) gefertigte Brunnenmodell montiert.
(Foto: Stadtarchiv Weißenburg i. Bay.)
2
Fotos und Zeichnungen: Stadtarchiv Weißenburg i. Bay.
Satz und Druck: Buch- und Offsetdruckerei Braun & Elbel,
Weißenburg i. Bay.
Die „villa nostra – Weißenburger Blätter“ sind kostenlos erhältlich in den bekannten Verteilerstellen der Stadtverwaltung (u. a.
Neues Rathaus, Amt für Kultur und Touristik im Römermuseum,
Stadtbibliothek), im Weißenburger Museumsshop, im Kundenzentrum der Stadtwerke GmbH, in den Weißenburger Geschäftsstellen der Sparkasse sowie den örtlichen Buchhandlungen und
Banken.
Bei Bedarf, soweit von Institutionen oder Gewerbebetrieben
Exemplare zur Auslage in Wartezimmern o. ä. gewünscht, oder
auch falls frühere Ausgaben ganz oder teilweise benötigt werden, wenden Sie sich bitte an das Stadtarchiv oder das OB-Büro.
© Stadt Weißenburg bzw. Verfasser der Beiträge
Brunnen - Denkmäler - Skulpturen
Bis zur Einführung der öffentlichen Wasserversorgung
waren Brunnen neben der notwendigen Trinkwasserquelle auch ein öffentlicher Treffpunkt. Planmäßig wurden am Ende des 19. Jahrhunderts die Haupt- und Nebenleitungen in der Stadt ausgebaut, und bis zum Beginn
des 20. Jahrhunderts waren von den 870 Häusern der
Stadt immerhin schon rund 370 an die öffentliche
Wasserversorgung angeschlossen. Zum Vergleich: 1810
hatten von 500 Hausbesitzern immerhin 155 eigene
Brunnen. Der Rest der Einwohnerschaft war auf die 22
öffentlichen Brunnen angewiesen, die strategisch über
die Altstadt verteilt waren.
In der Auflistung haben wir nicht unterschieden
zwischen Brunnen und Wasserspielen. Diese Feinheiten
sind bei der Frage um die Anlage eines Wasserspiels auf
dem neu gestalteten Marktplatz vor wenigen Jahren ausgiebig diskutiert worden.
Denkmäler sind künstlerisch gestaltete Objekte, die an ein Ereignis, eine Person oder Gruppe erinnern
sollen. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass man
gerade bei eher traurigen Anlässen dem Vergessen entgegenwirken will, und deshalb sind die Denkmäler im
Stadtgebiet Mahnmale.
Unter dem Begriff Skulpturen sind alle diejnigen Kunstwerke aus unterschiedlichsten Materialien
zusammengefasst, die im öffentlichen Raum, also auf
Straßen, Plätzen oder Anlagen stehen bzw. allgemein
zugänglich sind. Hier fehlte bislang etwas zur römischen
Geschichte. Dem wird durch die römische Maske (vgl.
S. 34) abgeholfen werden. Es bleibt aber festzuhalten,
dass sich noch kaum ein Weißenburger Künstler mit dem
Thema auseinandergesetzt hat. Das wäre vielleicht ein
Anstoß, gerade jetzt, wo sich das Römermuseum bzw.
die Präsentation des Römerschatzes im Umbau befindet.
Zu jedem einzelnen Objekt ließe sich eine ausführlichere Geschichte schreiben und vielleicht werden
wir das im Lauf der Zeit noch nachholen. Eine ausführliche Beschreibung der Entstehungszusammenhänge
musste ebenso unterbleiben wie eine umfangreiche
künstlerische Würdigung. Auch die Angaben zu den
Künstlern selbst sind kurzgefasst und dem zur Verfügung stehenden Platz geschuldet. Gerade bei Künstlern,
die auf ein langes Schaffen zurückblicken können,
würde das alleine schon mindestens eine Seite füllen.
Dankbar nehmen wir Details und Hintergrundinformationen auf oder auch Hinweise zu Objekten, die
wir in dieser Bestandsaufnahme möglicherweise übersehen haben.
Wir wünschen Ihnen zum Jahreswechsel alles Gute für
das Jahr 2015
Ihr
Ihr
Jürgen Schröppel
Oberbürgermeister
Reiner Kammerl
Stadtarchivar
3
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Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg.
Eine Bestandsaufnahme
Reiner Kammerl
Vor Einführung der öffentlichen Wasserversorgung
bezogen die Bürger der Stadt ihr Trink- und Brauchwasser aus öffentlichen und privaten Brunnen (ein
Verzeichnis von 1810 nennt 22 öffentliche und 155
private Brunnen), dem Stadtbach und fünf in und um
die Altstadt angelegten Weihern (Schottel- und
Wäschgraben, Spital-, Kipferlings- und Seeweiher).
Hinzu kamen zwei hölzerne Wasserleitungen vom
Wülzburghang (Birkhof) und von der Schönau. 1
Die zunehmende Vergrößerung der Stadt mit
neuen Bau- und Industriegebieten außerhalb der Altstadt machte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einen
Ausbau der Wasserversorgung notwendig:
1865 Einspeisung der Willibaldsquelle, 2
1887 Erster Hochbehälter am Rohrberg mit 2 km
langer Gussleitung in die Stadt, 3
1893 Zweiter Hochbehälter am Wülzburghang, 4
1906 Fassung der Steinriegelquelle bei Suffersheim
mit 12 km langer Zuleitung zur Stadt (1907), 5
1925 Anlage der Tiefbrunnen I und II bei der Lettenmühle (Betrieb ab 1931), 6
1954/1956 Bohrung der Brunnen III, IV und V an
der Lettenmühle, 7
1973 Anschluss an die Fernwasserleitung des Zweckverbands Fränkischer Wirtschaftsraum, 8
1997 Betriebsbeginn des Tiefbrunnens am „Kühlebachfeld“ südlich der Stadt. 9
Heute dienen Brunnen mehr zur Verschönerung
des Orts- und Straßenbildes und werden daher auch
neu angelegt. Anfänglich werden sie mit der für
Weißenburg typischen kritischen Aufmerksamkeit beäugt, dann in das Stadtbild integriert und ihr Entstehungszusammenhang bald wieder vergessen. Die zufällige Frage eines Touristen oder eine Diskussion am
Stammtisch rücken die Brunnen und Denkmäler dann
gelegentlich wieder in den Blickpunkt. Die so auftauchenden Fragen nach Künstler, Zeit oder Hintergründen, gerade zu den weniger im Mittelpunkt stehenden
Objekten, soll der folgende Überblick beantworten.
Nicht bedacht sind die reichsstädtischen Repräsentationsbauten mit ihrem reichen Figurenschmuck
(insbesondere St.-Andreaskirche und Altes Rathaus);
das würde den hier vorgegebenen Rahmen sprengen.
Auch der private Gebäudeschmuck fehlt, also alles,
was an Hausfassaden fest vermauert oder fixiert ist.
Eine Bearbeitung der Ortsteile wird ebenfalls vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Das erwähnte Vergessen hat sich in der z. T. mühevollen Suche nach Quellen bewiesen, v. a. wenn keine
städtischen Akten vorliegen. Allen Informanten, die
mitgeholfen haben, sei an dieser Stelle gedankt.
1
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Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1232/6.
Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1728/1.
Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1715.
Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1712.
Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1720.
Stadtarchiv Weißenburg, Stadtwerke 3.
Stadtarchiv Weißenburg, Stadtwerke 54.
Stadtarchiv Weißenburg, Stadtwerke 59.
„Weißenburger Tagblatt“ vom 31.12.1997.
5
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Schöner Brunnen“ / „Schweppermannsbrunnen“
Vor der Südseite des Alten Rathauses, Marktplatz 1
Erst Jahrzehnte nach dem provisorischen Abschluss des Rathausbaus (1480) wurde dessen südliche Schauseite durch den Anbau des sog. „Archivturms“ (1567/1569) aufgewertet. 1 Kurz zuvor, in den
Jahren 1548/1549 ließ der Rat von örtlichen Handwerkern den „Schönen Brunnen“ errichten. Die 98
(damalige) Pfund schwere Ritterfigur fertigte der
Weißenburger Kupferschmied Michael Steuerlein, der
dafür einen Lohn von 25 Gulden erhielt. 2
Rückschlüsse auf Form bzw. Gestaltung des Brunnens lassen sich aus den fragmentarischen Rechnungsnotizen leider nicht ziehen. Unklar ist auch,
warum er erneuert bzw. repräsentativer ausgebaut
6
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werden musste. Jedenfalls beauftragte unser Rat im
August 1685 den Oettinger Steinmetzen Hans Georg
Schwickard, einen neuen, sechseckigen Brunnen zu
gestalten. Immerhin ließ man sich vom Meister zu
einer achteckigen Brunnenschale überreden. 3 Den
quadratischen Brunnenpfeiler gestaltete er in Form
von vier Fratzenmasken, aus deren Mündern vier
Wasserröhren kommen. Die Wiederverwendung der
renovierten Figur stand nie zur Diskussion. 4
In den alten Rechnungen wird die Figur immer als
„der kupffern man“ bezeichnet. Die Verbindung zu
dem legendären Feldhauptmann Seyfried Schweppermann ist relativ modern und ohne näheren Bezug.
Sie kam Ende des 19. Jahrhunderts auf und hat sich
inzwischen fest etabliert. Die Originalfigur – sie steht
heute im Foyer des Reichsstadtmuseums – hat ursprünglich mit der linken Hand den zwischenzeitlich
verlorenen Schild gehalten. Die 1967 von dem Unternehmer Hermann Gutmann gestiftete Nachbildung 5
hält die Handfläche nach oben, wohl um damit der
Sage von den zwei Eiern, die Ludwig der Bayer seinem tapferen Feldherrn in die Hand gelegt haben soll,
gerecht zu werden.
Im Zuge einer Sanierung (1964) wurde die irreparabel beschädigte, ca. 4 m hohe Brunnensäule durch
eine Sandsteinsäule ersetzt, die das Stadtbauamt beim
Abbruch der Tröltsch-Villa (Westliche Ringstraße 2)
von dem dortigen Eingangsportal gesichert hatte. 6
1 Gotthard Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay. (Denkmäler in Bayern
V.70/2), München 2000, S. 126 ff.
2 Stadtarchiv Weißenburg B 38/22 (Stadtrechnung 1549-1552).
3 Ein ursprünglich umlaufendes Ziergitter wurde 1866 ersatzlos entfernt.
4 Vgl. Helmuth Richter, Die Restaurierung der Ritterfigur des sog. Schweppermannsbrunnens, in: „villa nostra“ 3/1996, S. 20-22.
5 Es wird behauptet, die neue Figur trage die Gesichtszüge des Stifters.
6 Vgl. Bericht im „Weißenburger Tagblatt“ vom 20.07.1964.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
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„Kaiser-Ludwig-Brunnen“
Am östl. Ende des ehem. Holzmarkts (Luitpoldstraße)
Am Anfang stand eine Entschließung des Bayer. Kultusministeriums vom 19. August 1873, das eine finanzielle Förderung von „monumentalen“ Kunstobjekten in Aussicht stellte. Sofort dachte unser Magistrat
an den Stifter des Stadtwaldes. Aber weil das Geld
knapp war, beschloss man vorsichtig, jährlich einen
Betrag für einen „Monumentalbrunnen“ anzusparen.
Zwanzig Jahre später erlaubten es die angesparten
Gelder, das Projekt anzugehen. Längst war man sich
einig, statt dem zuerst angedachten Standort in der
Spitalanlage den städtebaulich attraktiveren Holzmarkt
zu wählen. Mit dem Entwurf des Nürnberger Bildhauers Fritz Zadow (1862-1926) und des Architekten
Josef Schmitz (1860-1936) im Gepäck sprach Bürgermeister August Fleischmann (1826-1887) im
Januar 1896 persönlich beim Innenminister vor. Der
schmetterte seinen Zuschussantrag mit dem Hinweis
ab, dass zuvor eine landesweite Ausschreibung und
eine Bewertung durch eine „Jury von Künstlern“ erfolgen muss. Notgedrungen fügte man sich. Neben
zwei Weißenburger Repräsentanten bestand das Preisgericht aus fünf angesehenen Bildhauern und Professoren. 16 Modelle waren zu bewerten und „trotz eifrigsten Eintretens der beiden städtischen Preisrichter“ erhielt am 7. Juni 1898 nicht deren Favorit den
ersten Preis, sondern – gegen die Stimmen der Weißenburger – der Entwurf des Münchner Bildhauers
Emil Dittler (*1868 Pforzheim, †1902 München) mit
seinem Modell „Dürer“. Die Preisrichter setzten kleinere Änderungen durch.
Aus der Mitte eines achteckigen Bassins aus Muschelkalk erhebt sich mittig ein ‚Unterbau‘, der als
Basis eine Rundschale und den Pfeiler mit der bronzenen Kaiserfigur trägt. Der Mittelteil mit den
‚Fratzenköpfen‘, aus deren Rachen das Wasser in das
Hauptbassin abfließt, besteht ebenso wie der Figurenpfeiler aus leicht rötlichem Untersberger Marmor. Ein
Eber- und ein Hirschkopf dienen als Wasserspeier.
Das bayerische und das Weißenburger Stadtwappen,
die Widmung und ein Porträt des Prinzregenten zieren
den ca. 3 m hohen Pfeiler. Sein Kapitell lässt „in kräftigen Reliefdarstellungen drei Tritonen und eine Nixe
in lebhafter Aktion“ erkennen. 1
Kurz vor der Fertigstellung verstarb Dittler, und
die Vollendung wurde seinem Künstlerkollegen August Drumm (*1862 Ulmet, †1904 München) übertragen. Am 5. Juli 1903 konnte das ca. 7,60 m hohe
Denkmal in Anwesenheit von Prinz Alfons von
Bayern feierlich enthüllt werden. 2
1 Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1250.
2 Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 125.
7
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Koppbrunnen“
Platzartige Erweiterung östl. der Straße Auf der Wied
Im Jahr 1687 erhielt der Oettinger Steinmetz Hans
Georg Schwickard (vgl. den „Schönen Brunnen“) den
Auftrag, auch den 1541 gefassten „Koppbrunnen“ –
die Quellen bezeichnen ihn regelmäßig auch als
„Kochbrunnen“ – zu richten. Eine neue Brunnenstube wurde in der Straße beim „Rosenbad“ (Rosenbühl
2) angelegt. Dort findet sich noch eine kreuzförmige
Markierung mit der Jahresangabe 1541 und gegenüber, am Neuen Rathaus, korrespondiert die Jahresangabe 1687. 1
In der Brunnenstube laufen nicht nur mehrere
Quellflüsse zusammen, auch die bierbrauenden Nachbarn im „Schwarzen Bären“ (Marktplatz 13 und die
Metzger im Schlachthaus in der nahen Höllgasse legten Leitungen für ihre Zwecke. Über einen steinernen
Kanal wird auch Wasser zum Rosenbad in den Keller
der Badestube abgezweigt. 2
Für die Öffentlichkeit speisten die Quellen den alten Koppbrunnen, der eigentlich nur aus einem Tränk8
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trog bestand. Der Trog klebte unmittelbar am
„Rosenbad“ im heutigen Gehsteigbereich. Sein
Abwasser lief in die Pferdeschwemme, die „Wied“.
Auf den Bau des neuen Wildbads 1869 folgte eine
Neugestaltung des Umgriffs. Dabei wurde der frühere
Stadtgraben einschließlich der längst bedeutungslos
gewordenen Pferdeschwemme (an der Ecke zur Wildbadstraße) eingefüllt und die Wildbadstraße und die
Wied gepflastert. In die neue Anlage wurde der neu
gestaltete Koppbrunnen versetzt.
Die Ausführung erfolgte nach Entwürfen des damaligen Stadtbaumeisters Carl Söldner (*1837 Nördlingen, † 1899 Erlangen). Er plante, „den Brunnentrog
aus feinkörnigem Granit mit Nuth und Falz beidseitig
bearbeitet, ... die Futtermauer rings um den Brunnen
von Sandsteinquadern..., die Stufen von harten Steinen vom Steinberg“, sowie Röhren aus Gusseisen.
Zunächst verschleppten die beauftragten örtlichen
Handwerker die Ausführung um ein Jahr. Die als
Brunnenfigur schon in Auftrag gegebene Metallfigur
des Wassergotts Neptun wurde in letzter Minute storniert. Euphorisiert vom Sieg über Frankreich und der
Reichsgründung beschloss der Stadtmagistrat nämlich im Herbst 1871, als die Arbeiten endlich anliefen,
stattdessen eine Figur Kaiser Wilhelms I. auf den
Brunnen zu setzen. Er kam aber nicht zur Ausführung
– über die Gründe schweigen die Akten. 3
Nach mehreren Typhusfällen in unmittelbarer Umgebung wurde der Brunnen 1926 als Trinkwasserquelle gesperrt – und trotzdem holten sich eingeschworene Liebhaber noch Jahrzehnte später dort
Wasser.
1
2
3
Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 41.
Stadtarchiv Weißenburg B 75/2, pag. 18 ff.
Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1248.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
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„Milleniumsbrunnen“
Nordwestecke des Platzes Auf der Kapelle
Der Kapellenplatz nahe dem Ellinger Tor ist in eigentlich drei Etappen entstanden. In einer ersten Maßnahme fielen im Jahr 1520 die Synagoge der aus der
Stadt vertriebenen jüdischen Gemeinde sowie zwei
angrenzende Bürgerhäuser, um Platz für eine Wallfahrtskirche zu bekommen. Das bis auf die Weihe fertiggestellte Projekt scheiterte letztendlich mit der Einführung der Reformation; die Baulücke füllte ein
1542 von der Reichstadt errichtetes frei stehendes
Fachwerkhaus (Auf der Kapelle 16). 1
Sein heutiges Aussehen ist im Wesentlichen ein
Ergebnis der ‚Altstadtsanierung‘ ab 1974. Entlang der
bis dahin verwinkelten Altstadtgasse wurden im Vorgriff auf die wenige Monate später erstellte Denkmalliste 2 vier Gebäude, darunter eine imposante Fachwerkscheune von 1540 und zwei wuchtige Fachwerkstadel, abgebrochen. Die Öffentlichkeit bejubelte den
von städtischen Mitarbeitern „ohne großen Papierkrieg“, wenn auch ohne Konzept für eine Neugestaltung bzw. Neubebauung, Ende Februar 1974 durchgeführten Abbruch der „Bruchbuden“.
Im Zusammenhang mit einer überfälligen Neugestaltung der als Parkplatz genutzten Brache fiel 1999
auch das äußerlich unscheinbare Fachwerkhaus Auf
der Kapelle 16. Seinen Standort markiert der am 12.
September 2000 in Betrieb genommene Brunnen.
Der Eichstätter Steinbildhauer Günter Lang
(*1941 Eichstätt) hat die achteckige Brunnenschale
aus heimischem Jura-Marmor „aus der Quadratur
des Kreises entwickelt“. Die aufragende Bronzestele
markiert das neue Jahrtausend, von der aus sich das
Wasser in das Becken der Weißenburger Geschichte
ergießt. Das Gebäude im Zentrum steht für die drei
Weißenburger Stadttore, und durch sie verrinnt die
Zeit stufenweise über wichtige Jahreszahlen aus der
Weißenburger Geschichte von der Römerzeit bis zum
Jahr 2000. 3
1 Reiner Kammerl, Die ehemalige Marienkapelle in Weißenburg, in: „villa
nostra“ 1/1994, S. 15-18.
2 Am 1. Oktober 1973 war das Bayerische Denkmalschutzgesetz in Kraft
getreten, der erste Entwurf einer Weißenburger Denkmalliste datiert vom 2.
Juli 1974 (Reiner Kammerl, Weißenburg ab 1945, Vortragsmanuskript im
Stadtarchiv, 2012).
3 Bericht zur Inbetriebnahme im „Weißenburger Tagblatt“ vom 13.09.2000.
9
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Sparkassenbrunnen“
„Spitalanlage“ gegenüber der Sparkasse
Entstanden ist der Brunnen aus einem Gespräch des
damaligen Oberbürgermeisters Reinhard Schwirzer
mit Sparkassen-Vorstand Claus Rüdinger. Schwirzer
regte dabei an, dass die Sparkasse im Zuge der Fertigstellung des „kostspieligen Erweiterungsbaues an der
Wildbadstraße einen Brunnen für den Vorplatz vor
dem kleinen Spittel stiften sollte“.
10
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Die zunächst angeregte Integration des „Träumenden Knaben“ (vgl. S. 27), des letzten Werks von
Bildhauer Karl Hemmeter (*1904 Weißenburg i. Bay.,
†1986 München), scheiterte, nachdem die Skulptur
bereits angekauft war, weil im Kulturausschuss Kritik
geäußert wurde und der Sparkassen-Vorstand nicht an
einer wie auch immer umstrittenen Aufstellung der
Plastik interessiert war. 1
Eine Neuplanung war nötig, und den Auftrag für
den Brunnen aus Bronze mit zwei Lampen und Wasserqualler innerhalb eines Bronzerings mit umlaufendem Pflasterring erhielt der Münchner Maler und
Bildhauer Erich W. Torsten. 2
Der Guss des rund 1 Tonne schweren Blocks, der
auch im Winter als offene Plastik stehen bleiben kann,
erfolgte in Neuötting.
Der Termin für die Inbetriebnahme am 19. Juli
1986 wurde bewusst in Anlehnung an das 50-jährige
Jubiläum des Zweckverbands ‚Vereinigte Sparkassen
Weißenburg i. Bay.‘ gewählt (Gründung am 1. Juli
1936 durch die Städte Weißenburg, Treuchtlingen,
Pappenheim und Ellingen).
Eine vertragliche Vereinbarung regelt Aufstellung,
Betrieb und Unterhalt des Brunnens, der als Eigentum
der Sparkasse auf städtischer Fläche steht. 3
1 Ausschuss für Bauwesen, Stadtentwicklung und Stadtplanung am 16.06. und
12.11.1985.
2 Daten zum Künstler waren im Zeitungsbericht zur Einweihung („Weißenburger Tagblatt“ vom 22.07.1986) nicht genannt; im ansonsten so informativen Internet konnten ebenfalls keine Angaben zum Künstler gefunden
werden.
Torsten hat 1969 auch die Entwürfe für die Farbgestaltung der SparkassenHochhauses an der Rothenburger Straße geliefert.
3 Stadtarchiv Weißenburg, Archiv 457.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Brunnen vor der Brauerei Schneider
Platzartige Erweiterung der Bachgasse
Im Zuge des 1988 erfolgten Ausbaus der Bachgasse
erfolgte auch die Gestaltung der platzartigen Erweiterung vor der „Kanne“ als Ruhezone. Als belebendes
Element für die keinesfalls als Parkplatz gedachte
Fläche entschied man sich für die Aufstellung eines
Brunnens mit Bänken.
Die Pläne von Stadtbaumeister Eckhard Loock
(*1941 Berlin) basieren auf einer historischen Vorlage
im Stadtarchiv. 1 Es wurde es auch kein Kunstbrunnen
mit Figur 2, sondern ein relativ zurückhaltend gestalteter, traditionell achteckiger Brunnentrog aus Jurakalkstein mit einer ebenfalls achteckigen Mittelsäule,
aus dem über vier Rohre Wasser sprudelt. 3
Bereits bei den Pflasterarbeiten war die Brunnenstube mit den notwendigen Anschlussleitungen angelegt worden. Dabei wurde auch ein Leerrohr verlegt,
über das Bier aus dem Keller der Brauerei in einen
separaten Anschluss in der Brunnensäule gepumpt
werden kann.
Ausführung und Aufstellung folgten im Jahr 1989
durch die Firma Marmor Stettinger in Dettenheim.
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Brunnen in der Bachgasse
Westlich der Straße vor Bachgasse 8.
Beim Ausbau der Bachgasse stieß man auf den
erhaltenen Schacht eines alten Ziehbrunnens,
der bei seiner Aufgabe
um 1900 nur abgedeckt
worden war. Der Stadtrat beschloss am 3. Dezember 1992, den Brunnen wieder aufzubauen
und beauftragte das
Stadtbauamt mit der
weiteren Planung und
Umsetzung.
Als Vorlage für den neuen Brunnenkörper diente
ein Kupferstich aus dem 18. Jahrhundert, der einen
Ziehbrunnen in der unteren Marktplatzhälfte zeigt.
Kaum war der von der Dettenheimer Firma Stettinger gefertigte Brunnen fertig, hagelte es heftige
Ablehnung, weil er nach Ansicht vieler nicht in die
Enge der Altstadtgasse passen würde. Der ehemalige
Kreisheimatpfleger Gustav Mödl bezeichnete den
Brunnen öffentlich als „historischen Kitsch“ und
„viel zu groß geratenes Monstrum“. 4
Die Kritik prallte an der überdimensionierten Fassung und dem aus Kalkstein aufgesetzten „Querbalken“ bislang ohne erkennbare Wirkung ab.
1 Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1251/5.
2 Vorgesehen war die Figur des Weißenburger Originals Karl Jähring (18691 „Weißenburger
vom 27.05.1994.
1945),
genannt „ZaddernTagblatt“
Karl“.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 17.02.1989.
4 „Weißenburger Tagblatt“ vom 27.05.1994.
11
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
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Brunnen im Klostergarten
Klostergarten
Brunnen im Kulturzentrum
Innenhof des Kulturzentrums
Die Übernahme des Ostflügels des ehemaligen Karmeliterklosters samt Betriebshof der Brauerei Mack
& Michel machte für die Stadt Weißenburg den Weg
frei, um den historischen Garten des einstigen
Klosters zu reaktivieren.
Auf die Bestandssicherung des Klosterflügels
folge in den Jahren 1999/2000 die Neuanlage des
Klostergartens durch Stadtgärtnerei bzw. Tiefbauverwaltung. Über Zugänge von der Kloster- und der Heigertgasse ist der Garten zu einer gerade im Sommer
gerne aufgesuchten Oase in der Altstadt geworden.
Mittelpunkt der Anlage ist ein Schalenbrunnen aus
heimischem Jurastein, aus dessen Mitte sich ein Wasserstrahl auf vier kleinere Becken verteilt. Vorbild war
ein (kleinerer) mittelalterlicher Schalenstein, der sich
in den musealen Sammlungen der Stadt erhalten hat
und im Reichsstadtmuseum zu besichtigen ist. Er
wurde als Vorlage gewählt, weil er im kirchlichen
Bereich verwendet wurde und außerdem aus der Bauzeit der Klosteranlage stammt.
Umsetzung und Ausführung erfolgten durch die
Firma Stettinger in Dettenheim. 1
Seit der Eröffnung des Kulturzentrums im Oktober
1983 war die Stadt bestrebt, den gepflasterten Innenhof mit einem Brunnen zu schmücken. Erfüllt wurde
der Wunsch in Form einer Spende des Lions-Club
Weißenburg aus Anlass zu dessen 20-jährigem Bestehen. Die Übergabe der Brunnenplastik erfolgte im
Rahmen einer Feierstunde am 21. September 1985.
Über bronzene Blätter schießt Wasser in kleinen
Kaskaden hinab und erfüllt den Hof mit lebhaftem
Geplätscher – wenn er im Rahmen von Festlichkeiten
in Betrieb ist. Gerne drängen sich dann in den Pausen
v. a. Raucher und erhitzte Veranstaltungsgäste um den
kunstvollen Brunnen. 2
Schöpfer des Brunnens ist der Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer (1938-2009). Nach dem Besuch
der Staatl. Fachschule für Keramik (1953-1958) und
einem Studium an der Akademie der Bildenden
Künste (1958-1964) lebte und arbeitete Mayer als
freischaffender Bildhauer in seiner Heimatstadt. 3
12
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 17.03. und 25.05.2000.
2 „Weißenburger Tagblatt“ vom 23.09.1985.
3 www.kunst-in-ostbayern.de (Aufruf vom 03.11.2014).
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
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Brunnen Am Hof
Westliche Platzhälfte Am Hof
Die Brunnenliste von 1810 nennt unter den öffentlichen Brunnen auf dem Platz Am Hof nur einen mit
einem hölzernen Trog. Erst im Jahr 1881 wurde auf
Anregung von Stadtbaumeister Sebastian Eckart
(*1846 Ipsheim, †1915 Weißenburg) ein Steinbrunnen auf dem Platz aufgestellt. Der Magistrat rang sich
in seiner Sitzung am 3. März 1881 dazu durch, obwohl er mehrheitlich einen eisernen Brunnen bevorzugt hätte, und gab damit dem Wunsch der Gemeindebevollmächtigten nach.
Eckart lieferte auch die Planvorlage zu dem Projekt, der ähnlich dem Brunnen auf dem Saumarkt konzipiert war, also mit achteckiger Brunnenschale und
einer zentralen Säule. Den Auftrag erhielt der
Weißenburger Maurer und Steinhauer Wilhelm Rosa
(1828-1885). 1
Rosa hatte 1877 bereits den Saumarktbrunnen ausgeführt, der vom früheren Stadtbaumeister Eugen
Waidenschlager (*1844 Aura bei Gemünden, 1876
Wechsel nach Nördlingen) entworfen worden war.
1971 musste der Saumarktbrunnen „aus Verkehrsgründen“ weichen. Er wurde eingelagert und kam
1986 nach Abschluss der mit dem Bereich Am Hof
begonnenen Altstadtsanierung dorthin und ersetzte
seinen 1881 entstandenen Vorgänger. 2
Der erste Brunnen Am Hof von 1881 in einer Aufnahme um
1900. Er verschwand zu einem nicht nachvollziehbaren Datum
vor dem Zweiten Weltkrieg.
1 Stadtarchiv Weißenburg Rep. III 1249/3.
2 Reiner Kammerl, Der Saumarkt und seine Brunnen, in: „villa nostra“
2/2005, S. 20-23.
13
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Trinkwasserbrunnen am „Neuen Rathaus“
Marktplatz 19 (Westseite)
Mit dem Bau des „Neuen Rathauses“ hat die Stadt
einen Meilenstein in der Geschichte ihrer Verwaltung
gesetzt. Der 2. Bauabschnitt (1996/1997) betraf dabei
die Sanierung und den Umbau des „alten Rentamts“.
Dabei wurde auch der alte, an der Westseite über eine
Eingangstreppe erreichbare Haupteingang behindertengerecht und repräsentativ an die Nordseite verlegt.
Die Stelle des früheren Eingangs versiegelt seit
Juni 1999 ein Trinkwasserbrunnen aus heimischem
Jurastein, der mit bronzenen Kugeln verziert ist. Über
einem dreieckigen Wasserbecken erhebt sich an der
Hausfassade eine Stele, die von einem Pinienzapfen
als Hinweis auf die römische Vergangenheit bekrönt
ist. Auf Knopfdruck fließt Trinkwasser. Damit, so
argumentierte der Untersteinbacher Künstler Reinhart Fuchs (*1933 Auhof bei Hilpoltstein, †2011
Untersteinbach), habe der Brunnen einen direkten
Nutzen für die Bürger. Sie können das frische Wasser
einfach trinken oder auch auf dem Markt gekauftes
Obst waschen, erläuterte der Künstler. 1
14
1/2015
„Franziskusbrunnen“
Südlich vor der Hl.-Kreuz-Kirche
Das schöne Wasserspiel wurde durch eine Spende des
Weißenburger Rotary-Clubs angeregt und finanziert.
Innerhalb eines Jahres war er fertiggestellt und erhielt
am 16. Mai 1993 seine kirchliche Weihe.
Den Brunnen selbst bilden mehrere Natursteinquader, die in Kreuzform angeordnet und durch einen
Ring zusammengehalten sind. Die erkennbaren Ausbuchtungen verweisen auf die Wundmale Christi.
Der Legende nach war der Hl. Franziskus sehr
tierliebend. Wohl deshalb schmücken zahlreiche Tauben das in der Bevölkerung auch als „Vogelbrunnen“
bezeichnete Kunstwerk.
Gestaltet hat auch ihn der Untersteinbacher Steinmetz und Bildhauer Künstler Reinhart Fuchs (19332011), der selbst Rotary-Mitglied gewesen ist. 2
Fuchs zeichnete sich u. a. durch seine Vielseitigkeit aus. Nach einer Lehre als Holzbildhauer, Steinmetz und Steinbildhauer und dem Besuch einer Fachschule für Keramik studierte er ab 1954 an der
Münchner Kunstakademie bei Prof. Hiller. 2
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 16.06.1999.
2 „Weißenburger Tagblatt“ vom 18.05.1993.
3 Vgl. „villa nostra“ 3/1999, S. 2.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Springbrunnen in der „Spitalanlage“
Westhälfte nördlich der Unteren Stadtmühlgasse
Im Jahr 1962 beschloss der Stadtrat, an der Unteren
Stadtmühlgasse neue Parkplätze zu schaffen und die
seit der Einfüllung des Spitalweihers (1858/1897)
bestehende Grünanlage neu anzulegen. 1 Im Zuge dieser Umgestaltung wurde im westlichen Anlagenbereich ein neuer Springbrunnen aufgestellt.
Aus einer Kupferschale sprüht ein glockenförmiger
Wasserstrahl, der in einem runden Becken aufgefangen und mit einer Pumpe neu hochgepumpt wird. 2
Den Auftrag erhielt im Mai 1964 die ‚Firma Kettner KG. Apparatebau, Münchingen bei Stuttgart‘.
Vorausgegangen war ein Gestaltungsvorschlag der
‚Fonta-Wasserspiele, Stuttgart‘, der die Zustimmung
des Stadtrats gefunden hatte. Die Idee zur Unterwasserbeleuchtung der kleinen Fontäne steuerte der
Stadtbaumeister bei. Daran stießen sich einige
Stadträte, die der Meinung waren, dass statt drei auch
ein Leuchter ausgereicht hätte. Die Inbetriebnahme
erfolge zum Kirchweihbeginn am 14. August 1964. 3
Schon bald war der Brunnen Ziel nächtlicher Unruhestifter, welche die Anlage verwüsteten oder mit
Waschmittel verunreinigten.
1/2015
„Energiebrunnen“
Schlachthofstraße 19 (Stadtwerke Weißenburg GmbH)
Der im Frühjahr 1995
fertiggestellte moderne Brunnen steht auf
dem Betriebsgelände
der Stadtwerke und
symbolisiert Strom
(angedeutet durch die
Isolatoren), Wasserkraft (dafür steht das
große Rohr) und Gas
(markiert durch die
kleineren Rohre), also
die drei Kernbereiche
der Stadtwerke.
Energiegewinnung aus Fotovoltaik- und Windkraftanlagen war 1995 für die Stadtwerke noch kein
Thema. Inzwischen wird die Umwälzpumpe für den
Brunnen mithilfe von Solarzellen angetrieben. 4
Die Installation ist ein Werk des in Weißenburg
durch sein vielseitiges Schaffen bekannten Künstlers
und Architekten Reiner Joppien (*1928 Königsberg,
†2002 Weißenburg i. Bay.). Der aus Ostpreußen stammende Künstler studierte ab 1944 Bildhauerei in Königsberg und ab 1948 Malerei in Augsburg und München sowie ab 1955 Architektur an der Akademie der
Bildenden Künste in München. Ab 1961 wirkte er als
freischaffender Architekt, Maler und Bildhauer in
Weißenburg und Ellingen.
1 Stadtarchiv Weißenburg, Stadtratsprotokoll vom 30. 05. und 22.06.1962.
2 Aus den vorhandenen Protokollen und Zeitungsberichten geht nicht hervor,
wer den Anstoß für den Brunnen gegeben hat.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 15./16.08.1964.
4 Auskunft Stadtwerke Weißenburg (Peter Lang) vom 04.10.2014.
15
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
Brunnen am Kreiskrankenhaus
Krankenhausstraße 1
„Hans-im-Glück-Brunnen“
Mittelschule am Seeweiher, Römerbrunnenweg 6
Die Planungen zum
Neubau des Kreiskrankenhauses betrieb ab 1974 noch die
Stadt Weißenburg.
Als 1978 die Zuständigkeit auf den Landkreis überging, zog
sich die Stadt zurück,
erklärte sich aber bereit, das Städtische
Krankenhaus bis zur
Bezugsfertigkeit des
Neubaus (1. Juli 1985)
weiterzubetreiben.
Für die Gestaltung der Krankenhauskapelle und
des Brunnens vor dem Haupteingang war ein künstlerischer Wettbewerb durchgeführt worden. Den Auftrag für den Brunnen vor dem Haupteingang erhielt
am 18. Juli 1984 der Emetzheimer Künstler Georg
Karl Pfahler (*1926 Emetzheim, †2002 Emetzheim). 1
Seit seinem Studium an der Kunstakademie Stuttgart (1950-1954) lag der Schwerpunkt von Pfahlers
Schaffen in Baden-Württemberg. Über die informelle
Malerei und das Formativ fand er zu geschlossenen
Farbfeldern und zuletzt zu einer freieren, gleichwohl
geometrisch bestimmten Formensprache. Neben seiner Lehrtätigkeit bestritt der vielfach ausgezeichnete
Künstler zahlreiche Ausstellungen. Höhepunkte für
Pfahler waren es, als er die Bundesrepublik wiederholt auf internationaler Ebene vertreten durfte: bei der
Biennale 1970 in Venedig und 1981 in São Paulo. 2
Der am 18. Mai 1956
eingeweihte Bronzebrunnen schließt den
platzartigen Schulhof
ab. Das vorgegebene
Motto war ein Appell
an die Jugend, sich
„vor dem Leben nicht
zu fürchten“. 3
Aus dem runden
Wasserbassin erhebt
sich ein quadratischer
Sockel. Die vier Tierfiguren des Märchens tragen eine große Kugel, die
den kopfgroßen Goldklumpen symbolisieren soll, den
Hans als Lohn erhalten hat und den er dann immer
weiter vertauscht. Auf der Kugel steht Hans letztlich
mit leeren Händen, aber sichtlich glücklich da, weil er
glaubt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben.
Karl Hemmeter (*1904 Weißenburg i. Bay., †1986
München) absolvierte zunächst eine Drechslerlehre,
ab 1924 besuchte er die Nürnberger Kunstakademie
(Holzstich und Plastik) und ab 1926 studierte er an der
Münchner Kunstakademie. Sein bekanntestes Werk ist
wohl der 1962 entstandene „Segnende Christus“ in
der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.
Der Brunnen soll auch nach dem Neubau im Umfeld der Schule nahe dem Seeweiher erhalten bleiben.
16
1 Gustav Mödl [Hrsg.], Kreiskrankenhaus Weißenburg. 500 Jahre Krankenpflege. Vom Bürgerspital zur modernen Klinik, Weißenburg 195, S. 53.
2 Dr. Karl Friedrich Zink, Nachruf Georg Karl Pfahler, in: „villa nostra“
2/2002, S. 18.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 19.05.1956.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Römerbrunnen“
Stadtwald südöstlich des Stadtzentrums
„Friedhofsbrunnen“ zu Wülzburg
Östlich vor Dorf und Festung Wülzburg
Der „Römerbrunnen“ ist eine Quellfassung, die als
beliebtes Ausflugsziel mit Kochgelegenheit und zahlreichen Bänken und Tischen ausgestattet ist.
In der Stadtkarte des Veit Biber von 1726 ist die
Quelle als „Römleins-Brunnen“ bezeichnet und eindeutig mit einer gemauerten Quellfassung dargestellt,
Stadtchronist Georg Adam Voltz bezeichnet ihn 1835
als „Römer- oder Riemleinsbrunnen“. 1
Sagen berichten von Römern und ersten Christen,
die dort getauft wurden. 2 Ein Bürger „Riemlein“, der
die Quelle 1763 neu gefasst haben soll, ist auch nicht
nachweisbar. 3 Dafür ist die Quellfassung durch die
Jahresangabe „1763“ und die Namen „I. I. ROTH
FB“ für den Ratsherrn und Forstbeamten Johann
Jakob Roth (1717-1785), und „G. L. RAAB StBM“ für
den Ratsherrn und Stadtbaumeister Georg Leonhard
Raab (1705-1768) bezeichnet.
Es gibt keinen Hinweis zu dieser Maßnahme in
den Archivunterlagen jener Zeit. Das bedeutet, dass
keine öffentlichen Gelder ausgegeben wurden und
man deshalb von einer persönlich motivierten Stiftung dieser beiden Räte ausgehen muss.
Der Wülzburger Friedhof wurde im Zusammenhang
mit der Installation eines Wülzburger Pfarrers (1685)
angelegt und im 19. Jahrhundert erweitert. 4
Er teilt sich in einen historischen und einen modernen Teil, in dem seit 1954 nur noch Mitglieder der
Kirchengemeinde bestattet werden dürfen. 5
Den neuen, am 11. Juni 2012 offiziell in Betrieb
genommenen Steinbrunnen hat die Weißenburger Firma ‚Naturstein Kittsteiner‘ gefertigt. Er wird über
eine 290 m lange Leitung aus einem rund 15 m höher
gelegenen Regenwassersammler im Dorf Wülzburg
gespeist. Das Wasser dient in erster Linie zur Grabpflege. 6
1 Stadtarchiv Weißenburg, PlS 28; Georg Voltz, Chronik der Stadt Weissenburg im Nordgau und des Klosters Wülzburg, Weißenburg 1835, S. 23.
2 Weißenburger Heimatblätter 1942, S. 83 und 87.
3 Ulf Beier, Von der Höll- zur Paradeisgasse. Straßen und Wohnstättennamen
in Weißenburg (Weißenburger Heimatbücher Bd. 2), 2., erw. u. akt. Aufl.,
Weißenburg i. Bay. 2000, S. 109.
4 Daniel Burger, Die Schloß-Kapelle der Festung Wülzburg, in: „villa
nostra“ 2/1996.
5 Stadtarchiv Weißenburg Rep III 1059/2 und Rep. IV 115/17.
6 „Weißenburger Tagblatt“ vom 13.06.2012.
17
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
Lagerbrunnen im Römerkastell
Römerkastell
Brunnen im römischen Lagerdorf
Parkplatz Römische Thermen
Der einzige nachweisbare Brunnen im Weißenburger
Römerkastell befand sich im Innenhof der „Principia“, dem zentralen Stabsgebäude am Schnittpunkt
der Hauptachsen des Lagers. Der Bereich markiert
den verwaltungsmäßigen und religiösen Mittelpunkt.
Der Brunnen mit einem Durchmesser von 1,88 m
wurde wohl schon bei der Erstanlage gegraben. Die
verwendeten Jurabruchsteine in dem 6,5 m tiefen
Schacht wurden ohne Mörtelbindung in blaugrauen
Ton gesetzt. Das Grundwasser stand wohl nur ca. 0,4
m hoch und das Wasser reichte natürlich nicht für die
Versorgung der ganzen Reitereinheit. Eine Zuleitung
von Frischwasser aus dem nördlich am Reiterkastell
vorbeiführenden Brühlbach wird vermutet.
Seit über 100 Jahren wird das Kastell intensiv erforscht. Der bedeutende Garnisonsort (vgl. S. 28
Nordtor) wurde unter Kaiser Domitian (81-96 v. Chr.)
errichtet und wohl bei einem der Alamanneneinfälle
um 251/253 zerstört. 1
Im Bereich der Zivilsiedlung (Vicus) stieß man bei
der Anlage eines Parkplatzes an den Römischen Thermen 1987/1988 auf insgesamt fünf Brunnen mit verschiedenen Konstruktionsmerkmalen. Zwei von ihnen
wurden rekonstruiert: ein eher seltener Steinbrunnen
(im Bildvordergrund) mit einem Durchmesser von ca.
1 m und einer Tiefe von ca. 6 m sowie einer der gängigen Holzbrunnen (Bildhintergrund). Bei Letzterem
bestand der Brunnenschacht aus mehreren übereinandergesetzten Weinfässern aus Eichenholz.
Beide Brunnen wurden anhand der Fundergebnisse originalgetreu nachgebaut. Hölzerne Schutzbauten schließen die Brunnen oberirdisch ab. 2
Die erläuternden Infotafeln folgten erst 1992.
18
1 Eveline Grönke, Das römische Alenkastell Biricianae in Weißenburg i. Bay.
Die Grabungen von 1890 bis 1990 (Limesforschungen Bd. 25), Mainz
1997, S. 60 f.
2 Vgl. Max Dinkelmeier/Michael Erdrich/Matthias Klein, Neue Ausgrabungen im römischen Kastellvicus von Weißenburg i. Bay., in: „villa nostra“
1/1989, S. 237-242; „Weißenburger Tagblatt“ vom 25.10. und 19.11.1988.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Tiefer Brunnen“
Festung Wülzburg, Schlossbau
Als festungsinterne Trinkwasserquelle wurde ab Baubeginn 1588 der ‚Tiefe Brunnen‘ im Schlossbau gegraben. Eine Inschrift von 1592 belegt, dass man nach
vier Jahren eine Tiefe von 136 m erreicht hatte. 1602
war der Brunnen so weit fertig, dass das Hebewerk
folgen konnte. Die heute sichtbare Holzkonstruktion
stammt noch aus dem 17. Jh.
Das Tretrad mit einem Durchmesser von 4.50 m
musste von zwei Wasserknechten bedient werden.
Etwa 45 Minuten dauerte es, bis einer der zwei gegenläufigen Holzeimer (70 Liter) gefördert war.
In einer beispiellosen Aktion haben Mitglieder des
Weißenburger Alpenvereins zwischen 2006 und 2009
den im Lauf der Zeit verschütteten, 2,25 m breiten
Brunnenschacht freigelegt, bis sie in 143 m auf die
Brunnensohle stießen. 1
Im Anschluss daran folgte die Installation einer
Beleuchtung samt Videokamera und die touristische
Ausgestaltung der Brunnenstube mit Infotafeln.
1/2015
„Ludwigszisterne“
Festung Wülzburg, Innenhof
Die Zisternenanlage markiert den Höhepunkt der Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten des Königreichs Bayern hinsichtlich des bis dahin ungenügend gelösten Problems der Wasserversorgung.
Nach Plänen des „Genie-Hauptmanns“ Franz von
Hoermann entstanden zunächst fünf größere Zisternen im Bastionsbereich (1823-1828). Den Abschluss
bildete die Zisterne Nr. VI mit zwei parallel in den
Fels eingehauenen Wasserspeichern und einem
Fassungsvermögen von knapp 1,3 Millionen Litern.
Auf der rechteckigen Auffangfläche stehen an den
Längsseiten je zwei Pump- und zwei Ziehbrunnen,
über die das Wasser durch gusseiserne Löwenmasken
gefördert werden konnte. Nach ihrer Fertigstellung
1831 erhielt sie die königliche Ehrenbezeichnung
„Ludwigszisterne“.
Die technikgeschichtlich herausragende Anlage erhielt in den Jahren 1994-1996 eine gründliche
Sanierung. 2
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 28.02.2009.
2 Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 279 f.
19
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Bismarckturm“
Am Rohrberg nordöstlich der Stadt
Der beim 1899 von der deutschen Studenten- und
Burschenschaft initiierte Wettbewerb preisgekrönte
Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis (*1873 Eltville, †1955 Bad Honnef) diente auch für den Weißenburger Birsmarckturm als Vorbild. Der damalige Kreisbaumeister Hans Etschel hat
die Pläne für Weißenburger Verhältnisse modifiziert,
und ausgeführt hat ihn ein 1903 gegründeter Verein.
Sein Standort liegt knapp außerhalb der Stadtgrenze
im Gemeindegebiet von Höttingen (Gemarkung Weiboldshausen), nachdem eine Aufstellung bei der Festung Wülzburg verworfen wurde. Am Tag der Sonnenwende (24. Juni 1911) konnte er eingeweiht und
der Allgemeinheit übergeben werden.
In dem von vier Ecksäulen eingefassten, 12,65 m
hohen Turmbau mit Brüstung über hohem, wulstigen
Gebälk führt eine Wendeltreppe hoch zur Aussichtsplattform mit Feuerschale. Die Kalksteinfassade dekorieren das Weißenburger Stadtwappen und das von
einem Reichsadler getragene Wappen des früheren
Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898). 1
20
1/2015
Mahnmal „50 Jahre Flüchtlingslager Wülzburg“
Festung Wülzburg
Als „Zeichen gegen das
Vergessen und Verdrängen einer leidvollen
Vergangenheit“ soll es
an die rund 10.000
Flüchtlinge und Heimatvertriebenen erinnern, die ab 3. Februar
1946 über das Flüchtlingslager Wülzburg in
eine neue Heimat geschleust wurden. Mit
einer Feierstunde wurde
das Mahnmal am 15.
Februar 1997 geweiht.
Mit hoher künstlerischer Gestaltungskraft hat der
Eichstätter Steinmetz Günter Lang (vgl. S. 9) aus
Stein und Metall ein „Symbol gegen Gewalt“ geschaffen. Grundform ist ein Kreuz, das im Querbalken die Inschrift trägt: „Sprengstoff sollten sie sein, zu
Bausteinen sind sie geworden“. Stahlplatten durchschneiden den Stein und sind als „Verdrängungsprofil“ gedacht. In die Steinplatten sind die Namen der
Herkunfstsgebiete eingemeißelt; anfangs sind sie
noch hervorgehoben, dann verschwinden sie, um zu
zeigen, dass die Vertriebenen in die neue Heimat eingebunden sind. 2 Zwischen den Platten sind bildhaft
Steine hervorgehoben, in die Namen der Herkunfstsgebiete eingemeißelt sind.
1 Gotthard Kießling, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Denkmäler in
Bayern V.70/1), München 2000, S. 316; Derselbe, Der Bismarckturm auf
dem Rohrberg bei Weißenburg, in: „villa nostra“ 3/1997.
2 „Weißenburger Tagblatt“ vom 17.02.1997.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Kriegergedächtnisstätte“
Stadtwald, Abteilung „Buchleite“
Die Gedächtnisstätte wurde am 3. Juni 1923 geweiht.
Den Standort im Stadtwald hatte Forstmeister Georg
Krebs vorgeschlagen. Die Pläne lieferte der bekannte
Nürnberger Architekt Ludwig Ruff (*1878 Dollnstein, †1934 Nürnberg). Er gilt als Vertreter eines monumentalisierenden neobarocken Baustils.
Die Soldatenköpfe über den Namenstafeln hat der
in Nürnberg wirkende Bildhauer Konrad Roth (*1882
Fürth, †1958 Weilheim/Obb.) gestaltet. Die Steine
stifteten die ‚Marmorbrüche Weißenburg‘ und die
Ausführung übernahm der Weißenburger Steinmetz
Georg Grimm (1881-1965).
Das Denkmal ist als offener, achteckiger Bruchsteinbau mit spitzbogigen Öffnungen gestaltet. An der
Innenseite der Mauerstücke sind vier Steintafeln mit
den Namen der Gefallenen aus Weißenburg im Ersten
Weltkrieg angebracht. 1 Im Zentrum der Gedächtnisstätte steht ein ausbauchender, quadratischer Gedenkstein mit Feuerschale und Widmung: „DIE STADT
WEISSENBURG IHREN HELDEN 1914-18“.
1/2015
Denkmal des Kriegsgefangenenlagers Wülzburg
Festung Wülzburg
Im Ersten Weltkrieg stellte die Stadt Weißenburg ihre
Festung erneut (nach 1870/71) als Kriegsgefangenenlager zur Verfügung. Anfang März 1915 kamen die
ersten je 400 Franzosen und Russen auf die Wülzburg.
Im Innenhof, vor der Kurtine Krebs–Jungfrau, errichteten sie ein Denkmal aus Fundstücken. Den obeliskartigen Gedenkstein flankieren Steinbänke und
zwei mit Steinkugeln bekrönte Pfosten. Inschriften
erinnern an französische Kriegsgefangene und deutsche Wachsoldaten. 2
Im September 1915 wurde die Wülzburg in ein
Offiziersgefangenenlager für rund 500 Insassen umfunktioniert. Unter ihnen war ab Anfang Mai 1918
auch der spätere französische General und Staatspräsident Charles de Gaulle.
1 Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 183; Die Einweihung des
Heldenhains und der Kriegergedächtnisstätte zu Weißenburg i. B. am
3. Juni 1923, Weißenburg i. Bay. 1923.
2 Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 281
21
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Kriegsopfer-Ehrenmal“
Am Seeweiher, ehemaliger Garten der „Stichvilla“
„Lutherdenkmal“
Martin-Luther-Platz
Als Standort für das am
Volkstrauertag (18.11.)
1962 geweihte Denkmal war zu Beginn der
Planungen (1953) die
Westseite der St.-Andreaskirche vorgesehen. Die Pläne scheiterten, und auch die Entwürfe der Bildhauer
Hemmeter und Mayer
wurden verworfen.
Schließlich entschied man sich für den Park an der
„Stichvilla“ und einen einfachen Gedenkstein aus
Jura-Marmor.
Die Rohblöcke stammen aus dem Steinbruch
Böswald bei Haardt, die Bearbeitung übertrug der
Stadtrat mit Beschluss vom 22. März 1962 an den
Münchner Bildhauer Martin Mayer.1
Das 2,80 m hohe, leicht ausbauchende Denkmal
besteht aus drei zusammengefügten Blöcken. Die
gebeilten Seiten sind mit vier durchbrechenden Kreuzen versehen. Im Schnittpunkt der Kreuze entsteht
eine Lichtquelle, die an die Auferstehung der Toten
erinnern soll. An der Schauseite, vom Seilergässchen
her, sind als einzige Beschriftung die Jahreszahlen
„1939“ und „1945“ eingemeißelt.
Martin Mayer (*1931 Berlin) hat nach dem Besuch der Oberrealschule in Weißenburg (1943-1946)
an der Akademie der Bildenden Künste in München
unter Theodor Georgii studiert. Seit 1954 arbeitet er
als freischaffender Bildhauer in München. 2
Im Zuge der Feiern
zum Reformationsjubiläum 1980 entstand
die Idee eines Lutherdenkmals. Die finanzielle Grundlage war
eine Stiftung des Unternehmers Hermann
Gutmann, der eigentlich ein monumentales Denkmal westlich
der St.-Andreaskirche
gewünscht hatte.
Den Auftrag für die 2,40 m hohe Bronzefigur erhielt Martin Mayer. Dieser war von Anfang an auf den
Martin-Luther-Platz fixiert, der aber damals noch ein
öffentlicher Parkplatz war. Nur mit großer Mühe
konnte er zu einer Aufstellung vor dem Westportal der
Kirche (Enthüllung am 10. November 1983) überredet werden. 3
Seine nie aufgegebenen Bemühungen um eine
Versetzung auf den seiner Meinung nach einzig richtigen Standort fanden erst 30 Jahre später ihre Erfüllung. Die von einem Unternehmer bezahlte, im Eigentum der evang. Kirchengemeinde befindliche und auf
städtischem Boden stehende Statue wurde 2013 auf
den Martin-Luther-Platz versetzt und dort im Rahmen
des Reformationsfestes (31. Oktober) enthüllt.
22
1 Stadtarchiv Weißenburg, Bauamt 472.
2 Reiner Kammerl, Ehemalige Schüler stellen aus. Eine Ausstellung der
besonderen Art in der Weißenburger ‚Kunst-Schranne‘, in: „villa nostra“
1/2013, S. 16 ff.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 04.11.2013.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Ehrenmal für die Opfer der Gewalt 1933 – 1945
Westfriedhof, südlich der Aussegnungshalle
Der 2 m hohe
Kunststeinguss
ist ein Werk von
Karl Hemmeter
(vgl. S. 16). Ein
konischer Sockel
trägt einen kreisförmigen Rahmen mit einem
Durchmesser
von 1,32 m für
die Inschrift
„DEN OPFERN
DER GEWALT
1933
1945“
Georg Bach hatte als Vorsitzender des Kreisverbands Weißenburg des „Landesrats für Freiheit und
Recht e. V.“ am 8. Dezember 1970 die Anregung dazu
gegeben – gleich mit Entwurf, Standort und Kostenzusage. „Durch die runde Form, welche den Frieden
und das erfüllte Leben symbolisiert, entsteht ein Bild
der Ruhe und des Vollendetseins, welches sich gerade
auf einem Friedhof gut ausnimmt“.
Der Stadtrat nahm im Januar 1971 das Angebot
gerne an, und das Ehrenmal wurde im Lauf des Jahres 1971 im Westfriedhof (eingeweiht am 18. Mai
1968) aufgestellt. 1
Nicht ausgeführt wurde im Bildfeld die von
Hemmeter vorgeschlagene, mit einem Messer bewaffnete Hand, die von einer anderen Hand zurückgehalten wird.
1/2015
Gedenkstätte für die Toten aus dem Kreis Kaaden
Südfriedhof, westliche Friedhofsmauer
Der 1,50 m hohe, kegelförmige Gedenkstein aus grünem Schweizer Granit wurde am 8. Augst 1970 im
Park der „Stichvilla“ enthüllt. Er trägt die Inschrift:
„DER TOTEN IN DER ALTEN HEIMAT
GEDENKEN DIE VERTRIEBENEN AUS DEM
KREIS KAADEN AN DER EGER 1270 - 1970“
Er erinnert in erster Linie an die 700-jährige Wiederkehr der Kaadener Stadterhebung, soll aber auch
Mahnung sein, für das Selbstbestimmungsrecht der
Völker einzutreten. 2
Der Entwurf stammt von Prof. Alfred Roth (*1903
Wangen an der Aare, †1998 Zürich), einem Schweizer
Architekten, Designer und Hochschullehrer. 3
Im Einvernehmen mit dem Heimatkreis Kaaden/
Duppau erfolgte 1981 die Verlegung in den Südfriedhof.
1 Stadtarchiv Weißenburg, Bauamt 291.
2 „Weißenburger Tagblatt“ vom 10.08.1970.
3 „Roth gilt als wichtiger Vertreter des „Neuen Bauens“ und als engagierter
Wortführer der Moderne. Darüber hinaus hatte er es sich zur Aufgabe
gemacht, die Farbkonzepte der Moderne zu systematisieren“ (www.wikipedia.org, Aufruf vom 25.11.2014).
23
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Erinnerungssteine und -tafeln
„Alte Bürg“ – Landratsamt – „Willibaldsbrunnen“
Die bedeutenden Baudenkmäler im Stadtgebiet sind heute mit
ovalen Schildern und
kurzen informativen
Texten erläutert. Erste
Vorgänger aus Stein
entstanden Mitte des
19. Jahrhunderts.
Die Bezirksregierung schob mit einer
Entschließung vom
31. Dezember 1852 die
Aufstellung von Gedenktafeln an. Wenig begeistert
gab unser Stadtmagistrat einige „bemerkenswerthe
Örtlichkeiten“ an. An erster Stelle standen das auf der
„Alten Bürg“ vermutete „römische Castrum“ und das
ehem. „Augustiner-Nonnenkloster im Landgerichtsgebäude“. Es passierte zunächst einmal gar nichts, bis
die Regierung ab 1855 massiv auf die Kennzeichnung
drängte – selbstredend „auf
Kosten der Gemeinde“.
Im Mai 1858 endlich wurde
der Stein auf der „Alten
Bürg“ aufgestellt. 1
Gefertigt hatte ihn, ebenso
wie die zeitgleich angebrachte Steintafel am Landgericht, der Weißenburger
Maurer und Steinhauer Michael Lang (1810-1874). 2
24
1/2015
Auch die Schranne
als „früher nach der
Sage ein roemischer
Tempel“ war diskutiert worden. Man
rang sich aber nur
dazu durch, den alten,
verwitterten Gedenkstein an der „Willibaldsquelle“ zu erneuern. Ein Beauftragter der Obersten
Baubehörde hatte den
Anstoß gegeben. 2
Die Arbeiten wurden ausgeschrieben, und den Zuschlag erhielt diesmal der hiesige Maurer und Steinhauer August Adel (1809-1884). Die Aufstellung erfolgte im November 1864.
Er trägt an der Westseite die Inschrift: „Sankt
Willibalds-Brunnen“ und die Jahresangabe „1864“.
An der Nordseite ist eingemeißelt: „An dem hier
unten liegenden sowie an dem benachbarten RömerBrunnen hat nach der Sage der heilige Willibald und
sein Bruder, der heilige Wunibald, im achten Jahrhundert Heiden getauft.“
An der Südseite steht der Hinweis: „In dem vormaligen Bisthum Eichstaett, im Amt Raitenbuch, bei
Nürnberg und an andern Orten finden sich gleichalls
Brunnen, welche vom heiligen Willibald ihren Namen
haben. Falkensteins Nordgauische Alterthümer und
Merkwürdigkeiten, Th. I, Ca. VII, Seite 234.“ 3
1 Stadtarchiv Weißenburg, Rep. III 816 (Die Aufstellung von Gedenktafeln).
2 Beide Hinweise sind falsch: Das Römerkastell befand sich bekanntlich an
anderer Stelle und die Stiftung des Frauenklosters erfolgte bereits vor 1238.
3 Zum Aussehen des alten Steins vgl. Voltz, a. a. O., Tafel II
4 Stadtarchiv Weißenburg, Rep. III 819.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Abschied“
Südfriedhof
„Profitmichel“
Vor der Sparkassenfiliale Rothenburger Straße 45
Die 2,8 m hohe Figurengruppe aus Muschelkalkstein entstand in den Jahren
1942/1943.
Aufgestellt wurde
sie im Weißenburger
Südfriedhof als Gefallenendenkmal dann
aber erst nach Kriegsende. 1
Der bekannte Bildhauer Karl Hemmeter
(vgl. S. 16) erklärt sie
selbst als „ein Denkmal von allgemeinmenschlicher Bedeutung“.
Rückblickend hat Hemmeter in seinen 1958 zusammengestellten Erinnerungen 2 die Vorgeschichte
des Denkmals als „beißende Ironie“ bezeichnet:
„Die Gruppe war in den Kriegsjahren als Mittelpunkt einer Ehrensektion der Partei in Auftrag gegeben und nur der Umstand, daß ich gegen große Widerstände durchsetzen konnte, der männlichen Figur
keinerlei Uniform zu geben, hat es dem damaligen
Stadtrat unter Herrn Traber als Bürgermeister erlaubt, den Auftrag nicht zu stornieren und seine Vollendung zuzulassen.“
Die 60 cm hohe Bronzefigur ist ebenfalls
ein Werk von Karl
Hemmeter. Entstanden ist sie bereits
1958, zur Aufstellung
vor der Geschäftsstelle der Sparkasse
kam sie erst 1971.
Anlass war der Abschluss des Sparkassen-Neubaus an der
Rothenburger Straße.
Karl Hemmeter
erläutert dazu:
„Der mir wohlgesinnte Weißenburger Sparkassendirektor Schmidt wünschte eine Bereicherung des freien Platzes hinter der Sparkasse, der aber meist als
Autoparkplatz diente und deshalb nur eine wenig günstige Anlehnung an den Bau zuließ. Trotzdem gab er
mir den Auftrag, irgend etwas in Bezug zu Geld zu
schaffen, freigestellt ob Stein oder Bronze. Daraus
entstand der lustige ‚Profitmichel‘, der gemütlich
grinsend auf einem Geldkasten sitzt, aus dem Münzen
und Scheine quellen. Man sah meine Befürchtung
einer zu nebensächlichen Aufstellung ein und verwahrte ihn jahrelang im Sitzungszimmer, bis er 1971
vor dem Neubau der Filiale gute Wirkung gefunden
hat und seither alle Besucher erfreut.“ 3
1 Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay., a. a. O., S. 22
2 Stadtarchiv Weißenburg, Bauamt 472.
3 Stadtarchiv Weißenburg, Bauamt 472.
25
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Plastik vor dem Werner-von-Siemens-Gymnasium
An der Hagenau 24
Das im Volksmund wegen seiner Form (und zeitweise
auch wegen seiner Bemalung) als „Käseecke“
bezeichnete Kunstobjekt ist ein Werk des Bildhauers
Heinz Heiber (*1928 Breslau, †2003 Nürnberg).
Der vielseitige und schaffensfreudige Künstler begann 1946 mit einer Ausbildung als Steinmetz und
Tischler. 1948-1952 studierte er an der Münchner
Akademie der Bildenden Künste bei Joseph Wackerle. Ab 1952 lebte er in Nürnberg. 1
Die Plastik aus 10 mm starkem Aluminium entstand aus Anlass der Fertigstellung des 2. Bauabschnitts des Weißenburger Gymnasiums (Einweihung
am 28.11.1977). Der Standort in der räumlichen Mitte
zwischen Gymnasium, Hallenbad und Realschule bestimmte Standort, Höhe und Volumen der Plastik. Die
Seitenflächen sind gleichsam die „Leitlinien des
geknickten Weges“. Heiber wollte mit seinem Werk
einen Bogen schlagen, der den Zugang zum Gymasium überspannt und an dem man nicht vorbei, sondern hindurchgehen muss „zu dem sich neu erschließenden Lebensraum“. 2
26
1/2015
„Das Bürgerpaar“
Passage/Innenhof Am Hof 7
Das Sanierungsgebiet
Am Hof wurde 1974
festgelegt. Der Fertigstellung der Gebäude
folgte ab Oktober
1985 die Umgestaltung des Innenhofs
von Haus 7 (Einweihung 18.12.1985). 3
Bereits im September
hatte der verantwortliche Planer und Projektleiter, Architekt
Norbert Kuhn (19342013), die Aufstellung einer „mittelgroßen Plastik“ vorgeschlagen und
den damaligen Studenten Andreas Teuchert (*1960
Roth) empfohlen. Teuchert ist in Weißenburg aufgewachsen und hat nach dem Abitur 1984-1989 Bildhauerei bei Prof. Koch an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Seit 1986 arbeitet er
als freischaffender Bildhauer in einem eigenen Atelier
im ehemaligen Bahnwärterhaus in Büchenbach. 4
Die 150 cm große Doppelfigur eines altfränkischen
Paares, welches seinen Gruß entbietet, ist in Beton
gegossen. Die Oberfläche ist mit Epoxidharz beschichtet und ähnelt mit ihrer dunkelbraunen Farbe
einem Bronzeguss.
1 www.wikipedia.org (Aufruf vom 10.11.2014).
2 Die Künstler über ihr Werk, in: schola nostra uuizzinburgi. Häuser
Menschen Bücher, Weißenburg i. Bay. 1978, S. 142.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 18.12.1985.
4 www.bildhauer-andreas-teuchert.de (Aufruf vom 10.11.2014).
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Träumender Knabe“
Judengasse, vor Haus 22
In dem 1986 erschienenen Werkverzeichnis 1 zu Karl
Hemmeter ist die 1 m hohe Bronzefigur als „Besinnlicher Bub“ beschrieben. Hemmeter gibt an, dass er
die Figur 1985 geschaffen hat und dass sie im Eigentum der Sparkasse Weißenburg i. Bay. steht (vgl. S.
10). Nachdem die Aufstellung im Bereich der Sparkasse scheiterte, stellte der Sparkassenvorstand die
Plastik dem Oberbürgermeister „für seine Zwecke“
zur Verfügung. 2
Ein Vorschlag des Stadtbaumeisters Eckhard
Loock, den „Knaben“ auf dem verbreiterten Gehsteig
vor der da-maligen Musikschule Rieß (Judengasse
22) aufzustellen, fand die Zustimmung des Stadtrats. 3
Die Judengasse war im Jahr 1986 saniert worden.
In diesem Zusammenhang erfolgte die Aufstellung
des „Träumenden Knaben“ im Oktober 1986, die
ergänzende Sitzbank im Jahr darauf. 4
1/2015
„Spielende Kinder“
„Stadtgarten“ an der Geh.-Dr.-Doerfler-Straße
Der frühere Krankenhausgarten wurde nach Abbruch
des alten Städtischen Krankenhauses 1985 zusammen
mit benachbarten Flächen in eine stadtnahe ca. 1 ha
große Parkanlage mit Teich und Spielplatz umgestaltet. Der Stadtgarten liegt zwischen dem Stadtbachweg
und der Geheimrat-Dr.-Dörfler-Straße.
1991 gab die Stadt (in Absprache mit der Firma
Stöckicht, welche die angrenzenden Wohnanlagen errichtet hatte) die Bronzefiguren bei Bildhauer Andreas Teuchert (vgl. S. 26) in Auftrag.
Im Frühjahr 1992 wurden die drei ballspielenden
Kinder aufgestellt: ein Junge (140 cm) und zwei Mädchen (120 cm und 130 cm). 5
Die Figurengruppe soll auch nach der angestrebten Umgestaltung des Spielplatzes erhalten bleiben.
1 Karl Hemmeter, Der Bildhauer Karl Hemmeter. Aus seinem Werk,
München 1986, S. 85.
2 Ausschuss für Bauwesen, Stadtentwicklung und Stadtplanung vom
12.05.1986.
3 Stadtratsitzung vom 12.05.1986.
4 „Weißenburger Tagblatt“ vom 15.10.1987.
5 Quelle: Stadtbauamt Weißenburg.
27
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Porta decumana“
Rekonstruiertes Nordtor des Römerkastells
Steinplastik vor der Landwirtschaftsschule
Bergerstraße 2-4
Die 1990 fertiggestellte Rekonstruktion
des Nordtores („porta
decumana“) im Römerkastell ist inzwischen zu einem Symbol für das römische
Grenzland um Weißenburg hinter dem Raetischen
Limes geworden. Vorangegangen waren archäologische Grabungen in den Jahren 1986/1987 und eine
anschließende wissenschaftliche Auseinandersetzung
über Form und Gestaltung des Torbaus. 1
Inzwischen ist die Forschung aufgrund neuerer
Erkenntnisse der Ansicht, dass der Torbau ein Stockwerk höher gewesen sein könnte.
Um die Attraktivität des Kastellgeländes zu steigern und
den Besuchern das
Verständis zu erleichtern, erfolgte im April
2008 die Aufstellung
von drei römischen Metallsoldaten in Lebensgröße
neben Informationspulten. 2
Parallel dazu lief in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine teilweise Aufmauerung der Außenmauern. Dadurch können die Dimensionen des Kastells besser erkannt werden als durch
die missglückte Kastellsanierung von 1962. Damals
hatte man das Gelände aufgefüllt und die Mauerverläufe mit Waschbetonplatten markiert. 3
„Kaum mehr ein
öffentlicher Bau, ohne
dass nicht Maler oder
Bildhauer für das
künstlerische
Beiwerk sorgen“ – mit
diesen einleitenden
Worten beginnt ein
Bericht im ‚Weißenburger Tagblatt‘ über
die Einweihung des
neuen Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(AELF) und der generalsanierten Landwirtschaftschule am
28. Oktober 1994.
Die Stele aus heimischem Jurastein ist
ein Werk der Solnhofener Künstlerin
Marlies Hofmann.
Sie hatte im Vorfeld einen kleinen Gestaltungswettbewerb gewonnen.
Die Plastik stellt „abstahierend einen Halm und
eine Pflanze als Symbol für Wachstum“ dar. 4
28
1 Wolfgang Schmidt, Rekonstruktion des Nordtores im Römerkastell
Weißenburg, in: „villa nostra“ 1/1990, S. 22 f.
2 „Weißenburger Tagblatt“ vom 30.04.2008
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 05.20.2007.
4 „Weißenburger Tagblatt“ vom 03.11.1994.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
Gedenksteine im „Russischen Friedhof“
Südöstlich der Altstadt
Der ,Russische Friedhof‘ war die Begräbnisstätte von
verstorbenen Insassen des Internierungslagers Wülzburg im Zweiten Weltkrieg.
Im Zusammenhang
mit dem Besuch ehem.
Internierter im Oktober 1989 stellte die
Stadt
Weißenburg
einen Gedenkstein
auf mit einer Widmung in deutscher
und russischer Sprache: „Den Toten des
Internierungslagers
Wülzburg zum Gedenken A. D. 1989“.
Als Erinnerung an
den ebenfalls hier
begrabenen Komponisten Erwin Schulhoff (vgl. S. 32) folgte 1994 aus Anlass
seines 100. Geburtstages ein Findling mit
einer kleinen Gedenktafel:
„Zur Erinnerung an
den Prager Komponisten Erwin Schulhoff
* 1894 †1942
Stadt Weissenburg
A. D. 1994“.
Die Dreieckstele
aus heimischem JuraKalkstein wurde mithilfe einer von der
Stadtverwaltung organisierten Spende
durch die katholische
Kirchengemeinde
Weißenburg bei dem
Eichstätter
Steinmetzen und Bildhauer
Günter Lang (vgl. S.
9) in Auftrag gegeben
und am 20. Mai 1995
enthüllt. Die Bronzesymbole (David-Siegel, Kreuz mit Fisch,
Halbmond) stehen für
die drei monotheistischen Weltreligionen
(Judentum, Christentum, Islam), auf die
die Namen der Verstorbenen hinweisen.1
1 Reiner Kammerl, Der ‚Russische Friedhof‘ im ehemaligen ‚Fallgarten‘ in:
„villa nostra“ 3/2010, S. 19-27; „Weißenburger Tagblatt“ vom 22.05.1995.
29
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Naturschutzdenkmal“
Am Seeweiher
Das Denkmal symbolisiert den „unendlichen Kreislauf der Natur“. Es ist eine Spirale aus Natursteinen,
die an einer Linde als Mittelpunkt endet.
Aufstellung und Baumpflanzung erfolgten im Mai
1997 in unmittelbarer Nähe der heutigen ‚Mittelschule‘. Der Beginn des Neubaus im Jahr 2013 zwang
zu einer Verlegung um einige Meter nach Westen.
Äußerer Anlass für die Gestaltung des Kunstobjekts war das 75-jährige Jubiläum der hiesigen
Ortsgruppe des ‚Bund Naturschutz‘ im Jahr 1995. Die
gebrochenen Kalksteine der Spirale sollen für die
großen Baumpflanzaktionen des Bund Naturschutz
stehen. Die Form als Spirale ist ein Sinnbild für die
Sogwirkung des Naturschutzes und verdeutlicht den
Weg, den die Gruppe seit 1922 gegangen ist. Die
Jahreszahlen ‚1922‘ und ‚1995‘ am ersten und letzten
Stein markieren diesen Zeitsabschnitt. 1
Margarete Mandl (*1950 Rosenheim) kam mit
ihren Eltern 1953 nach Weißenburg. Nach dem Abitur
studierte sie bis 1975 Kunsterziehung an der Nürnberger Kunstakademie und Hispanistik und Soziologie an der Universität Erlangen. Seit 1978 ist sie als
Kunsterzieherin und Künstlerin in Regensburg und
Weißenburg tätig. 2
30
1/2015
„Sokrates“
„Neues Rathaus“, Westeingang zur „Bärenscheune“
Die archaisch anmutende Skulptur im
Innenhof des „Neuen
Rathauses“ besteht
aus mehreren geschichteten Quadersteinen aus Muschelkalk, die den Kopf
eines bärtigen Mannes tragen.
Die Figur stammt
von dem seit 1996 in
Düsseldorf lebenden
Bildhauer, Kunstmaler und Dozenten Tobias Gereon Gerstner
(*1968 Schwabach). Nach dem Abitur (1988) und
Tätigkeiten in Nürnberg (Kunstgießerei Lenz und
Steinmetzbetrieb Strattner GmbH) studierte er 19911996 Bildhauerei an der Kunstakademie Nürnberg bei
Prof. Wilhelm Uhlig und Prof. Tim Scott, dann (19961997) Bildhauerei und Malerei an der Kunstakademie
Düsseldorf bei Prof. Markus Lüpertz. 3
Die Bezeichnung „Sokrates“ soll auf den Vater
des Künstlers zurückzuführen sein. Das Kunstwerk
wurde 1998 auf einer Ausstellung von einem Sponsor
angekauft und der Stadt zur Verfügung gestellt. 4
1 Margarete Mandl, Ein Symbol zur Natur - das Naturschutzdenkmal an der
Seeweiherschule, in: „villa nostra“ 1/1998, S. 18-20.
2 Reiner Kammerl, Ehemalige Schüler stellen aus, in: „villa nostra“ 1/2013,
S. 5-19, mit Abschnitt zu Margarete Mandl, geb. Bill, auf S. 12-13.
3 www.duesseldorf.de/kuenstlerleben (Aufruf 10.11.2014).
4 Tobias Gereon Gerstner: „Sokrates“, in: „villa nostra“ 1/1999, S. 2.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Heilige Walburga“
„Klostergarten“ an der Karmeliterkirche
Im April/Mai 2000 lockte
eine Ausstellung mit Werken
des Malers und Bildhauers
Ernst Steinacker in das
,Neue Rathaus‘. Weitere
Werke waren im Stadtgebiet
verteilt. „Menschenpaare“
hatte der mit zahlreichen
Auszeichnungen bedachte
Künstler die viel beachtete
Ausstellung genannt.
Eines der ausgestellten
Werke war eine Bronzestatue der heiligen Walburga.
Sie konnte dank einer Spende der ‚Sparkassen-Kulturstiftung Weißenburg i. Bay.‘
angekauft werden und kam
nach Ende der Ausstellung
in den ,Klostergarten‘ (vgl.
S. 12).1
Ernst Steinacker (*1919 Wemding, †2008 Spielberg) begann 1933 eine Lehre als Steinbildhauer und
besuchte dann ab 1936 die Münchner Kunstgewerbeschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er an der
Ostfront miterlebte, studierte er 1948-1953 an der
Akademie der Bildenen Künste in Stuttgart. Ab 1953
entstanden eigene Werke in Bronze, Stein und Holz.
Seinen Lebensmittelpunkt verlegte er nach Spielberg, wo er das Schloss in den Jahren 1983-1988 zum
kulturellen Haus umbaute. In der ehem. Burganlage
sind auch einige seiner Skulpturen zu sehen. 2
1/2015
„Die Angst sondiert die Welt“
„Neues Rathaus“, Westeingang zur „Bärenscheune“
Das 1993 entstandene Bronzerelief ist ebenfalls ein
Werk des Spielberger Malers und Bildhauers Ernst
Steinacker (1919-2008). Es war der optische Mittelpunkt der Ausstellung vom Frühjahr 2000, und der
Künstler ließ es nach Ausstellungsende stehen, ohne
dass es zu weiteren Absprachen oder schriftlichen
Vereinbarungen gekommen wäre.
Formal ist das Werk erst seit 2009 aufgrund eines
Vertrags mit den Erben Steinackers als Leihgabe (auf
unbegrenzte Zeit) der Stadt Weißenburg übergeben. 3
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 03.04. und 19.04.2000.
2 www.schlossspielberg.de (Aufruf vom 10.11.2014).
3 Vereinbarung vom 16.11.2009 (Büro des Oberbürgermeisters).
31
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
„Buchwelt“
Vor der Stadtbibliothek in der „Alten Post“
Die 1,8 bis 2 m hohe Plastik aus Solnhofener Kalkstein und Stahl fand im Rahmen des Umbaus bzw. der
Erweiterung der Stadtbibliothek (Friedrich-EbertStraße 20) ihre Aufstellung vor dem Eingang in der
kleinen Grünanlage (2. November 2000).
Geschaffen hat sie die in Ursensollen bei Amberg
lebende Bildhauerin Verena Reimann (*1963 Wuppertal). Sie studierte 1990-1994 Bildhauerei an der
Freien Kunstschule Munzingen und arbeitet seither
als freischaffende Künstlerin und Kunstdozentin. 1
Sie beschreibt ihre Skulptur selbst:
„Ein aus Kalkstein gearbeitetes Buch stützt – schwebt
in einem Stahlbogen. Das Buch, obwohl immer mehr
zum Individuum gewoden, klafft, obwohl geschlossen,
ein wenig auseinaner. Es macht neugierig, birgt eine
verborgene Welt in sich, lädt ein zum anfassen –
fühlen – blättern – eintauchen. Der Halbkreis rundet
sich mit dem Buch zu einem ganzen, gleich einer Weltenkugel in der Ekliptik. Gleichzeitig ruht das Buch
auch wie in einem Schaukelstuhl – ein Bild der Entspannung und des Eintauchens in die Buchwelt.“ 2
32
1/2015
„Schulhoff-Denkmal“
Festung Wülzburg
Das am 2. Oktober 2000
enthüllte Denkmal für
den Prager Komponisten
Erwin Schulhoff (*1894
Prag, †1942 Wülzburg)
ist eine Stiftung des Rotary-Clubs Weißenburg.
Eine quadratische
Steinsäule trägt die Büste
Schulhoffs (vgl. S. 29).
Sie ist von Metallstäben
als Sinnbild für ein Gefängnis umgeben.
Geschaffen hat das
Denkmal Reinhart Fuchs
(*1933 Auhof, †2011 Untersteinbach). 3
Die Stele trägt unter Musiknoten (Schulhoff arbeitete bis kurz
vor seinem Tod an seiner
achten Sinfonie) die Widmung:
„ERWIN SCHULHOFF
KOMPONIST UND PIANIST
GEB. 1894 PRAG
GEST. 1942 FESTUNG WÜLZBURG“
1 www.bildhauer-kunststudium.com (Aufruf 11.11.2014).
2 Schreiben der Künstlerin vom 29.05.2000 (Stadtbauamt Weißeburg).
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 18./19.09. und 04.10.2004.
Zum Künstler vgl. S. 14.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Aus der Vergangenheit in die Zukunft“
Vor dem „Haus Kaaden“, Pfarrgasse 4
„Sauhandel“
Östlicher Bereich des Platzes am Saumarkt
Die 1200 kg
schwere Skultur
aus böhmischem
Sandstein stellt
einen Menschen
dar, der in einen
riesigen Umhang
geüllt ist. Der Umhang trägt vorne
eine
lachende
Sonne als Symbol
für positive Energie. Gestiftet hat
das Kunstwerk die
Sparkassen-Kulturstiftung Weißenburg i. Bay.
Aufgestellt ist es vor dem Eingang zum „Haus Kaaden“, in dem die Geschichte der Heimatvertriebenen
museal dargestellt ist. 1
Das am 31. November 2006 enthülte Werk schuf
der in Kaaden lebende Maler und Bildhauer Herbert
Kisza (*1943 Podobora bei Teschen). Er besuchte
1957-1961 die Secondary School of Arts and Crafts in
Brünn, anschließend (bis 1967) die Hochschule für
Angewandte Kunst (UMPRUM) in Prag.
„Für Herbert Kisza ist objektive Realität ein
Medium, das Gemälde zu einem Traum oder einem
Gedicht voller Metaphern und Symbole verwandelt.
Er benutzt das Erbe der alten Mythen für das Leben
der modernen Gesellschaft.“ 2
Die lebensgroße
Figurengruppe aus
Bronze des Bildhauers Andreas
Teuchert (vgl. S.
26 und 27) wurde
am 30. Oktober
2009 auf einem
runden Sockel aus
Pflastersteinen
aufgestellt. Zuvor
war der Altstadtbereich grundlegend saniert und
der Platzcharakter
des
Saumarkts
wieder deutlicher
herausgestellt
worden. 3
Die fröhliche Szene der zwei Schweinehändler mit
ihren drei Ferkeln erinnert an die historische Tradition
des Platzes als Marktort der in Weißenburg hoch
angesehenen Schweinehändler.
Eine Bronzetafel erläutert:
„SAUHANDEL
ANNO
DAZUMAL
A.T. 2009“
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 01.12.2006.
2 www.wikipedia.org (Aufruf vom 11.11.2014).
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 02.11.2009.
33
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
1/2015
„Kneippanlage am Forellenweiher“
An den Sommerkellern
„Römische Maske“
Standort noch nicht endgültig festgelegt
Kein Denkmal und auch kein Brunnen im klassischen
Sinn ist die Kneippanlage östlich der Stadt. Sie ist in
die vorliegende Bestandsliste aufgenommen, weil das
„Armbecken“, in den das vorbeifließende Quellwasser des Römerbrunnens geleitet wird, in Form eines
Brunnens gestaltet wurde.
Auf Anregung des Weißenburger Kneippvereins
entstand bereits 1931 ein „neuzeitlicher Wassertretplatz“ unterhalb des Römerbrunnens auf einer städtischen Wiesenfläche nahe der Straße An den Sommerkellern. Wiederholt musste die Anlage instand gesetzt
werden. Zuletzt erfolgte in den Jahren 1999/2000 eine
völlige Neugestaltung bei gleichzeitiger Erweiterung
des Geländes. Ein neues Tretbecken musste angelegt
werden und erstmals auch ein „Armbecken“. Die
Inbetriebnahme erfolgte im Frühjahr 2001.
Eine zusätzliche Aufwertung erhielt die Kneippanlage durch die im unmittelbaren Anschluss folgende
Gestaltung des Naturlehrpfads am Forellenweiher. 1
Den Abschluss der Bestandsliste bildet ein Ausblick
auf eine schwergewichtige Skulptur (4,5 Tonnen) aus
Beton und Stahl des seit 1977 in Kaltenbuch lebenden
Künstlers Roland Ottinger (*1948 Schwabach), Studiendirektor i. R. an der Berufsschule Weißenburg.
In den 70er-Jahren begann er mit keramischen
Kleinplastiken in Anlehnung an die tschechischen Kubisten, später folgten vorwiegend figurale Skulpturen,
die in der Gestalt verfremdet und auch in Raku-Technik glasiert wurden. Dann modellierte Ottinger mit
Gips, mit dem er freie Formen schuf. 2
Das fertige Kunstwerk befindet sich noch beim
Künstler. Entschieden ist, dass die Stadt Weißenburg
das Werk ankauft. Offen war bei Redaktionsschluss
noch die Standortfrage. Diskutiert wurde eine Aufstellung im neuen Kreisverkehr Weißenburg-Süd I oder in
der Bismarckanlage gegenüber dem Bahnhof. 3
34
1 „Weißenburger Tagblatt“ vom 14.09.2000.
2 Mitteilung Roland Ottinger vom Januar 2013.
3 „Weißenburger Tagblatt“ vom 12.09.2014.
Reiner Kammerl – Brunnen, Denkmäler und Skulpturen in Weißenburg. Eine Bestandsaufnahme
Bemerkenswerte ehem. Brunnen und Denkmäler
„Holzmarktbrunnen“
Östl. Ende des ehem. Holzmarkts (Luitpoldstraße)
Steinsäule und achteckige
Brunnenschale aus Juradolomit, 1873 von Steinhauer Wilhelm Rosa (vgl.
S. 13), aus der BirkhofWasserleitung gespeist,
1903 durch den Ludwigsbrunnen ersetzt (vgl. S. 7).
Brunnen am „Seeweiherplatz“
Ecke Südliche Ringstraße/
Untere Stadtmühlgasse
Säule und Trog aus Gusseisen, aufgestellt 1901 auf
dem 1892 gestalteten Platz
vor der 1862 abgebrochenen
Stadtmauer, gespeist von
der Rohrbergwasserleitung.
Demontage wohl bald nach
Anschluss an die Wasserversorgung (1913).
„Saumarktbrunnen“
Am Saumarkt
1877 von Steinhauer Wilhelm Rosa (1828-1885),
1971 aus „Verkehrsgründen“ demontiert, eingelagert und 1986 Am Hof wieder aufgestellt (vgl. S. 13).
1/2015
„Brünnlein“ vor dem Ellinger Tor
Schulhaus-/Nürnberger Straße
Trinkwasserbrunnen aus
heimischem Jurastein, im
Frühjahr 1937 bei Neugestaltung der kleinen Anlage
nach Plänen von Stadtbaumeister Heinrich Fürst anstelle eines gusseisernen
Hebelbrunnens installiert,
Entfernung im Zuge des
Straßenausbaus um 1970.
„Spielplatzbrunnen“
Schießgraben
Eigentlich
ein
Plantschbecken,
angelegt 1956 bei
der Neugestaltung
des seit 1908 bestehenden Spielplatzes, Aufschüttung um 1980.
Kriegerdenkmal 1870/71
„Spitalanlage“
Errichtet vom Kriegerdenkmalverein für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71,
Einweihung im Juli 1899,
Bronzefigur des damals
gängigen Typus eines Kriegers 1941 eingeschmolzen,
Sockel und dahinterliegende Steinbank 1950 entfernt.
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