Beispielaufgaben Abendhauptschule Literarischer Text..

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Beispielaufgaben Abendhauptschule Literarischer Text..
Hessisches Kultusministerium
Landesschulamt und Lehrkräfteakademie
Musterarbeit mit Beispielaufgaben
Abschlussprüfung Abendhauptschule /
Nichtschülerprüfung zum Erwerb des
Hauptschulabschlusses
Deutsch
Literarischer Text
Hessisches Kultusministerium
Landesschulamt und Lehrkräfteakademie
Beispielaufgaben Deutsch
Abendhauptschule / Nichtschülerprüfung
Bearbeitungshinweise
Schreiben Sie Ihren Namen auf alle Blätter.
Nummerieren Sie alle Blätter des Reinschriftpapiers und des Konzeptpapiers.
Sie haben zunächst 30 Minuten Einlesezeit.
Sie erhalten zwei verschiedene Texte mit Aufgaben. Wählen Sie einen dieser Texte und die
dazugehörenden Aufgaben zur Bearbeitung aus.
Beachten Sie, dass die letzte Aufgabe immer eine Wahlaufgabe ist, bei der Sie sich zwischen
3.A und 3.B entscheiden müssen.
Lesen Sie zunächst alle Texte und Aufgaben sorgfältig durch und entscheiden Sie dann, welchen Text Sie bearbeiten wollen. Den Text, den Sie nicht bearbeiten, geben Sie ab. Für diese
Auswahl haben Sie maximal 30 Minuten Zeit. In dieser Zeit können Sie sich Notizen machen oder bereits mit der Bearbeitung der Aufgaben beginnen. Nach Ablauf der Einlesezeit
beginnt Ihre Bearbeitungszeit von 135 Minuten.
Beantworten Sie die Aufgaben in ganzen Sätzen, sofern die Aufgabenstellung nichts anderes
vorgibt, z.B. „Stichpunkte genügen“.
Die Aufgabe 1 müssen Sie auf den Aufgabenblättern, die Aufgaben 2 und 3 auf dem Reinschriftpapier bearbeiten.
Am Ende der Prüfung müssen Sie Ihre Wörter auf dem Reinschriftpapier zählen, die Anzahl
unter jede Aufgabe schreiben und abschließend zu einer Gesamtwortzahl addieren. Dies dürfen Sie auch noch außerhalb der Bearbeitungszeit tun.
Nach Ablauf der Prüfungszeit müssen Sie alle Blätter abgeben.
Die Benutzung folgender Wörterbücher ist gestattet: Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung, Fremdwörterbuch, Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache und Wörterbuch Deutsch –
Muttersprache.
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Beispielaufgaben Deutsch
Abendhauptschule / Nichtschülerprüfung
Text
Tschick (Romanauszug)
von Wolfgang Herrndorf
Der Erzähler ist ein 14-jähriger Junge, der über seinen Alltag erzählt.
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Mitten in den Sommerferien hatte Tatjana Geburtstag, und da sollte eine Riesenparty stattfinden. Tatjana hatte das schon lange vorher angekündigt. Es hatte geheißen, dass sie ihren
vierzehnten Geburtstag in Werder bei Potsdam1 feiert und dass alle dorthin eingeladen wären
mit Übernachtung und so. Sie hatte bei ihren besten Freundinnen rumgefragt, weil sie sicher
sein wollte, dass die auch da sein würden, und weil Natalie schon am dritten Ferientag mit
ihren Eltern in den Urlaub fuhr, musste die ganze Party auf den zweiten Tag vorverlegt werden, und deshalb wurde das alles auch so früh bekannt.
Dieses Haus in Werder gehörte einem Onkel von Tatjana und lag direkt am See, und dieser
Onkel wollte Tatjana das Haus praktisch überlassen, es würden außer ihm keine Erwachsenen
da sein, es würde die Nacht durchgefeiert, und alle sollten ihre Schlafsäcke mitbringen.
[…] Ich war nicht der Einzige, der aufgeregt war wegen dieser Party. Julia und Natalie überlegten schon lange vorher immer, was sie Tatjana schenken sollten, das konnte man auf den
Zetteln lesen, die im Unterricht durch die Bänke gereicht wurden. Das heißt, ich konnte es lesen, weil ich in der direkten Verbindungslinie zwischen Julia und Natalie saß, und ich war
natürlich wie elektrisiert von dieser Geschenkidee und dachte selbst über nichts anderes mehr
nach als darüber, was ich Tatjana zum Geburtstag schenken könnte. Julia und Natalie, das war
schon mal klar, würden ihr die neue Beyoncé-CD schenken. Julia hatte Natalie eine Liste zum
Ankreuzen geschickt, die ungefähr so aussah:
Beyoncé
Pink
das Halsband mit den [unleserlich]
lieber noch mal abwarten
Und Natalie hatte ganz oben ihr Kreuz gemacht. Das war allgemein bekannt, Tatjana fand
Beyoncé toll. Was ich erst mal ein bisschen problematisch fand, weil ich Beyoncé scheiße
fand, jedenfalls die Musik. Aber immerhin sah sie phantastisch aus, sie hatte sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Tatjana, und deshalb fand ich Beyoncé dann irgendwann auch nicht
mehr ganz so scheiße. Im Gegenteil, ich fing an, Beyoncé zu mögen, und auch ihre Musik
mochte ich auf einmal. Nein, das stimmt nicht. Ich fand die Musik super. Ich hatte mir die
letzten zwei CDs gekauft und hörte sie in Endlosschleife, während ich an Tatjana dachte und
daran, mit was für einem Geschenk ich auf dieser Party auflaufen wollte. Irgendwas von
Beyoncé konnte ich ihr auf keinen Fall schenken. Auf die Idee waren außer Julia und Natalie
wahrscheinlich noch dreißig andere gekommen, und dann bekam Tatjana zum Geburtstag
dreißig Beyoncé-CDs und konnte neunundzwanzig umtauschen. Ich wollte ihr irgendwas Besonderes schenken, aber mir fiel nichts ein, und erst als dieser Zettel zum Ankreuzen bei mir
vorbeikam, da fiel es mir ein.
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Potsdam: Stadt bei Berlin
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Ich ging zu Karstadt, kaufte eine ziemlich teure Modezeitschrift mit dem Gesicht von Beyoncé
drauf und fing an zu zeichnen. Mit einem Lineal machte ich Bleistiftstriche senkrecht und
waagerecht über das Gesicht, in regelmäßigen Abständen, bis kleine Quadrate auf dem ganzen Bild waren. Dann nahm ich ein riesiges Blatt Papier und zeichnete fünfmal so große Quadrate drauf. Das ist eine Methode, die ich aus einem Buch kenne. Alte Meister oder so. Damit
kann man aus einem kleinen Bild ein ziemlich großes Bild machen. Man überträgt einfach
Quadrat für Quadrat. Man könnte das natürlich auch auf einen Kopierer legen. Aber ich wollte, dass es gezeichnet ist. Wahrscheinlich wollte ich, dass man sieht, dass ich mir Mühe gemacht hab. Weil, wenn man das mit der Mühe sieht, kann man sich den Rest auch denken.
Wochenlang arbeitete ich jeden Tag an dieser Zeichnung. Ich arbeitete wirklich hart. Nur mit
Bleistift, und ich wurde immer aufgedrehter, weil ich beim Zeichnen an nichts anderes mehr
denken konnte als an Tatjana und ihren Geburtstag und ihren supersympathischen Onkel, mit
dem ich am Kamin unfassbar geistreiche Gespräche führte.
Und wenn ich auch nicht viel kann, zeichnen kann ich. Ungefähr so wie Hochsprung. Wenn
Beyoncézeichnen und Hochsprung die wichtigsten Disziplinen auf der Welt wären, wäre ich
ganz weit vorn. Im Ernst. Leider interessiert sich kein Mensch für Hochsprung, und bei der
Zeichnerei kamen mir auch so langsam Zweifel. Nach vier Wochen harter Arbeit sah Beyoncé
fast wie ein Foto aus, eine riesengroße Bleistiftbeyoncé mit Tatjanas Augen, und ich wäre
wahrscheinlich der glücklichste Mensch im Universum gewesen, wenn ich jetzt noch eine
Einladung auf Tatjanas Party bekommen hätte. Aber …
Wolfgang Herrndorf: Tschick. Hamburg, 2010, S. 57 ff. (Text gekürzt)
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Aufgaben
1.1
Beantworten Sie die folgenden Fragen zum Text.
Tragen Sie die Antworten in die Tabelle ein. Es genügt jeweils eine Kurzantwort.
Fragen
10 Pkt.
Antworten
a. Wie alt wird Tatjana?
b. In wessen Haus soll Tatjanas
Geburtstagsparty stattfinden?
c. Wie erfährt der Erzähler von
Julias und Natalies Geschenkidee?
d. Wie viel Beyoncé-CDs besitzt der Erzähler?
e. Wie lang braucht der Erzähler für die Erstellung von
Tatjanas Geschenk?
1.2
Nennen Sie fünf Einzelheiten, die die Leserin bzw. der Leser über die Organisation
von Tatjanas Geburtstagsparty erfährt (Stichpunkte genügen).
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10 Pkt.
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1.3
Zwei der folgenden Aussagen über Julia und Natalie stehen im Text.
Geben Sie die Zeilen der beiden richtigen Aussagen an.
4 Pkt.
(Zeile/n)
a. Natalie ist an Tatjanas Geburtstagsparty auf einer Urlaubsreise.
b. Julia und Natalie sitzen im Unterricht direkt nebeneinander.
c. Julia und Natalie besuchen die gleiche Klasse wie der Erzähler.
d. Julia und Natalie wollen Tatjana gemeinsam eine Beyoncé-CD
schenken.
1.4
Kreuzen Sie an, ob die folgenden Aussagen über das selbstgemachte Bild von
Beyoncé im Text stehen.
a. Es zeigt Tatjanas Gesicht.
Es ist auf ein sehr großes Blatt Papier gezeichnet.
b. Es ist gut gezeichnet.
Es ist bunt wie ein Foto.
1.5
ja
□
nein
□
ja
□
nein
□
ja
□
nein
□
ja
□
nein
□
Stellen Sie an vier Beispielen aus dem Text (mit Zeilenangaben) dar, dass das
Geschenk für den Erzähler etwas Besonderes ist (Stichpunkte genügen).
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4 Pkt.
12 Pkt.
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Schreiben Sie bitte ab hier auf Ihr Reinschriftpapier.
2.1
2.2
„Der Erzähler ist in Tatjana verliebt.“
Erläutern Sie diese Aussage anhand von drei Textbeispielen.
15 Pkt.
Begründen Sie anhand des letzten Absatzes (ab Z. 49), dass der Erzähler nicht zu
Tatjanas Party eingeladen ist.
10 Pkt.
3.A Nehmen Sie Stellung zu der Frage, ob Jugendliche ohne die Anwesenheit Erwachsener Partys feiern sollten.
21 Pkt.
ODER
3.B Schreiben Sie die Geschichte weiter.
21 Pkt.
Für die sprachliche Richtigkeit (Rechtschreibung / Zeichensetzung / Grammatik) werden
14 Punkte vergeben.
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