Die Fantastischen Vier
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Die Fantastischen Vier
© Ralph Larmann Thema Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour 48 pma 03/15 Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour Thema Die Fantastischen Vier Die Rekord-Tour Ihre Silberne Hochzeit feierten die schwäbischen Hip-Hopper mit einer ausgiebigen Tour, die den gleichen Namen wie ihr aktuelles Album trug: Rekord. Rekordverdächtig war bei dieser Konzertreihe nicht nur die Performance, sondern auch die Technik. pma 03/15 49 Thema Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour Die Fantastischen Vier: Michi Beck, Thomas D und Smudo (vorne v.l.). Im Hintergrund agiert Producer And.Ypsilon an den Synthies und dem Sequencer. Im letzten Jahr war es genau 25 Jahre her dass die steile Karriere der Fantastischen Vier, kurz Fanta4, auf einer selbst gezimmerten Bühne aus EuroPaletten begann. Seit dem hat sich viel getan. Mit dem Titel „Die da!?!” schafften sie im Jahr 1992 das, was vorher noch keinem Künstler der deutschen Sprechgesang-Szene gelungen war: Ein Top-10-Hit im gesamten deutschsprachigen Raum. Ein Grundpfeiler dieses Erfolgs ist der seit den ersten Tagen der Karriere wachsende Wille zur Perfektion – Und das nicht nur was die Studioarbeit anbelangt. Schon seit vielen Jahren gelten die LiveShows der Fantastischen Vier als Events der Extraklasse. So, wie auf den Studioalben immer mehr Studiomusiker die Arbeit mit Samples und Beats ergänzen, so lassen sich die Rapper auf ihren Konzerten ausnahmslos von einer umfangreichen Band begleiten. Nicht nur musikalisch streben die vier Stuttgarter nach Perfektion. Auch ihre Shows sind technische Meisterwerke. Für die Rekord-Tour wurde von Licht-Designer Gunther Heckel in enger Zusammenarbeit mit dem Lighting Direc- 50 pma 03/15 tor Marc Lorenz eine aufwändige und beeindruckende Licht- und Video-Show entwickelt. Hecker ist bereits seit 22 Jahren für die Fantastischen Vier tätig. Ein zentrales Element des Bühnenbildes stellte der auf allen sechs Seiten bespielbare LED-Videowürfel dar, der mittig über der Bühne schwebte. Der von der XL Video GmbH in Zusammenarbeit mit WIcreations konstruierte Würfel mit vier Metern Seitenlänge konnte horizontal wie vertikal bewegt werden, sich drehen und zusätzlich an jeweils einem der oberen Punkte geneigt werden. Der Würfel flog mit seinen 3,6 Tonnen Gesamtgewicht an vier Punkten. Als LED-Material wurden Radiant MC-18 Hybrid-Elemente verwendet. Neben dem Würfel kamen zwei halbtransparente Videoflächen im Format 8 x 4 Meter zum Einsatz. Spiegelelemente in der Rückwand der Bühne schafften die Möglichkeit extrem dynamische Effekte auf die Bühne zu bringen. Neben den LED-Flächen waren auch reichlich Movingheads im Einsatz. 50 Robe Robin BFML, 40 Robe Robin Pointes, 60 Robe Robin 800 LED Wash, 12 Martin Atomic und sechs JB Lighting Sparx 7sorgten unter anderen für Effekte und eine perfekte Ausleuchtung. Auf der Licht-Equipment-Liste in diesem Artikel finden Sie die komplette Lichtbestückung der Bühne. Die Show wurde über HOG4 Konsolen gefahren. Insgesamt waren zwei HOG4 Konsolen und zwei Fullboar 4 im Einsatz. Erweitert durch zwei Playbackwings. Die HOG4 waren per HogNet vernetzt und liefen als TrackingserverBackupsystem, so dass eventuelle Resets auch während der Show von der zweiten HOG4 am FoH getätigt werden konnten, ohne dabei den Operator bei seiner Arbeit zu stören. Eine Fullboar 4 fand sich an der Dimmercity als Techkonsole. Die zweite Fullboar war als vom Gesamtsystem getrenntes Backup verfügbar. Die Videozuspielungen wurden mit einer Kombination aus Quartz Composer und Resolume Arena ausgespielt. And.Ypsilon programmierte die Quartz Composer selbst. Er konnte zudem über MIDI-Signale aus seinem Sequencer-Setup einzelne Visuals und Effekte von der Bühne triggern. © Ralph Larmann 2x Die Videoflächen waren halbtransparent ausgeführt (l. und r.). Licht-equipment Bühne Rig: 40 Robe POINTE 50 Robe BMFL 14 JB Lighting Sparx 7 (Geändert: im Plan Mac301) 32 Robe Colorwash 2500 Bühne Floor: 06 JB Lighting Sparx 7 (Geändert: im Plan Colorwash 2500) 12 MartinAtomic 3000 Strobe 14 Robe Colorwash 2500 FoH B-Stage: 16 Robe Colorwash 2500 12 Robe Colorwash 2500 Pulte: Hog4 plus Playbackwing 4 inkl. Backup Thema Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour 52 pma 03/15 Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour Thema pma 03/15 53 Thema Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour Die Lichtregie am FoH mit HOG4 und Playbackwing. Gunther Hecker und Marc Lorenz im Interview Was war den Künstlern bei der Planung der Show besonders wichtig? Gunther Hecker: Sie wollten unbedingt wieder eine Kopfbühne haben. Ansonsten sind die visuellen Elemente ja immer ein wichtiger Bestandteil einer Fanta4Produktion. Das sieht man ja auch an der engen Zusammenarbeit mit And.Ypsilon in diesem Bereich. Wie haben Sie der Show ihre persönliche Handschrift verliehen? Gunther Hecker: (Lacht) Da mache ich mir keine Gedanken drüber. So etwas passiert einfach. Was war für Sie die größte Herausforderung bei dieser Show? Gunther Hecker: Die Band feierte ja ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum und der Titel des Albums und der Tour „Rekord“ waren da schon eine Art Vorgabe, eine Jubiläumstour sollte schon etwas Besonderes sein. Ich habe bestimmt ein dreiviertel Jahr über das Bühnenbild und die Effekte nachgedacht. Was war zuerst da: Die Visualisierungen auf den LED-Wänden und dem 54 pma 03/15 LED-Würfel, oder das Licht-Design? Gunther Hecker: Das Bühnenbild stand zuerst fest. Wir haben die Goldwände ja bereits auf den großen Festivals im Sommer genutzt. Die Visuals und einige Videoideen sind dann in der Preproduction ca. vier bis sechs Wochen vor Tour entstanden, aber wie es auch immer so ist, vieles entsteht dann doch erst wenn man es in Real sieht bei den Proben. Das Lichtdesign war, nachdem das Bühnenbild klar war, parallel entstanden. Was war Ihr wichtigstes „Tool“? Gunther Hecker: Eindeutig das Zusammenspiel von Licht und Video. Wir haben Videoflächen nicht nur als klassisches bilddarstellendes Element genutzt, sondern als Beleuchtung. Daher waren auch die für die Zuschauer nicht direkt sichtbaren WürfelFlächen komplett mit LED-Panels bestückt. Marc Lorenz: Ebenso nutzen wir die Hybrid-Funktion der LED-Wand. Hierbei hatten wir neben der 192 x 192 Pixel pro Würfelfläche die hauptsächlich für Content und Livebild genutzt wurde, noch eine weitere Ebene mit je 24 x 24 Pixeln pro Fläche zur Verfügung die mit ca. 3 cm großen RGBLED_Pixeln bestückt war und für uns als Scheinwerfer diente. Warum haben Sie sich für die HOG4 Konsole entschieden? Gunther Hecker: Ich arbeite schon seit der HOG2 mit der HOG-Familie. Mit der HOG4 bin ich sehr zufrieden, man fühlt sich sofort heimisch und meiner Arbeitsweise kommt das Pult auch sehr entgegen. Ebenso mag ich die Ergonomie der Konsole. And.Ypsilon triggerte die Visuals teilweise von der Bühne aus. In welchem Umfang fand das statt? Gunther Hecker: In sehr großem Umfang, fast alle Effekte die wir auf dem Würfel oder den beiden Side-Screens einsetzen kamen aus dem Quartzcomposerpatch von And.Ypsilon Marc Lorenz: Wir hatten ein System entwickelt, das es uns ermöglichte, dass wir Videos oder Videoeffekte von allen möglichen Quellen triggern konnten. So konnte And.Ypsilon von der Bühne aus per MIDIover-Ethernet aus seinem Logic-System, Gunther von der HOG4 und Haegar noch von einem Midicontroller Einfluß nehmen und Cues triggern. Bei einigen Songs wie z.B. Die vierte Dimension wurde fast alles von And.Ypsilon getriggert. Das schöne an dieser Arbeitsweise ist, dass wir beim proben die Effekte live spielen und recorden Die Fantastischen Vier – Die Rekord-Tour Thema Der Videowürfel wurde auf zwei Ebenen mit zehn bzw. sieben Movingheads pro Würfelkante umrahmt. © Ralph Larmann 2x können. Viele dieser Effekte sind auch so programmiert, dass sie abhängig sind von der Velocity einer MIDI-Note. Alles in allem eine sehr musikalische Herangehensweise. Wie wurde das technisch umgesetzt? Marc Lorenz: Wie schon erwähnt konnte jeder Beteiligte auf die Quartzcomposerpatches Einfluss nehmen. Die beiden HOG4 waren mit HOG-Net miteinander verknüpft und dann per Art-Net mit den MacPros verbunden und konnten auf denen Resolume Arena lief. Hier war zum eine Mapping von DMX auf Parameter möglich, aber es gab auch spezielle Quartzpatches die direkt DMX verstanden und getriggert werden konnten. Dann natürlich per Midi aus dem Logic-System von And.Ypsilon, dieses war per Glasfaser per Ethernet mit den MacPros verbunden. Und zusätzlich gab es noch einen lokalen Midi-Controller der per USB angeschlossen war. Der Vorteil an Resolume ist daß es veröffentlichte Parameter aus Quartz Composer darstellen kann und man dadurch wieder die Möglichkeit hat diese per Midi und/oder DMX zu mappen. War dabei ein besonderes „Timing" nötig, gerade im Zusammenspiel mit vorprogrammierten Cues? Marc Lorenz: Das Timing gab bei solchen Sachen immer das Logic vor. Dort liegen ja auch alle Clicks an zu denen die Band spielen, Loops laufen von dort usw. Wir hatten also keine externe Masterclock oder Timecode laufen. Die Licht-Cues wurden alle von Hand gedrückt und auch viele Videocues. Bei ein paar Songs wie dem Intro / Vierte Dimension hatte And.Ypsilon dann doch die Oberhand und er gestaltete und triggerte den Großteil von dem was man sah. Die Nanoclock die man im VideoRack sah war lediglich ein Sync-Generator für die Kameras. Text & Interview: Steffen Sauer Fotos: Ralph Larmann pma 03/15 55