Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia
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Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia
Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Kumulative Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften des Fachbereichs Humanwissenschaften der vorgelegt von: Dipl.-Psych. Katrin Hötzel aus Bochum Osnabrück, 2014 Danksagung Herzlich bedanken möchte ich mich bei allen, die mich bei der Erstellung dieser Arbeit auf unterschiedliche Art und Weise unterstützt haben. Mein Dank gilt insbesondere meiner weltbesten Betreuerin Prof. Dr. Silja Vocks sowie meiner lieben Kollegin und Freundin Ruth von Brachel. Außerdem möchte ich mich herzlich bei den weiteren CoAutoren meiner publizierten Artikel bedanken. Mein Dank gilt auch meiner Familie (meinen Eltern Gotthold und Brigitte Hötzel sowie meiner Schwester Verena Hötzel) und meinem Freund Quirin Thadeusz für all die Unterstützung, die nicht direkt etwas mit der wissenschaftlichen Arbeit zu tun hatte. Last but not least auch ein großes Dankeschön an all die Frauen, die am „ESS-KIMO“-Programm teilgenommen haben. ii Hinweise zur Veröffentlichung der Dissertation Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine kumulative Dissertation gemäß §10 Absatz (3) der aktuellen Promotionsordnung des Faches Psychologie (geändert veröffentlicht am 27.10.2009). Die drei Artikel „Explizite Lebensziele von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa“, „Assessing motivation to change in eating disorders: A systematic review“ und „An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomized-controlled trial“ wurden alle in wissenschaftlichen Zeitschriften mit „peer review“-Verfahren veröffentlicht. Zeitschriftenbeiträge: Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörries, A., von Brachel, R., Braks, K., Huber, T. J. & Vocks, S. (2012). Explizite Lebensziele von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa. Verhaltenstherapie, 22, 173-180. Hötzel, K., von Brachel, R., Schloßmacher, L. & Vocks, S. (2013). Assessing motivation to change in eating disorders: A systematic review. Journal of Eating Disorders, 1, 1-9. Hötzel, K., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2013). An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomizedcontrolled trial. Psychological Medicine, 16, 1-17. Teilergebnisse dieser Arbeit wurden in folgenden Kongressbeiträgen präsentiert: Hötzel, K., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2013, September). An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomized-controlled trial (Vortrag). 43rd Annual Congress European Association for Behavioural and Cognitive Therapies (EABCT), Marrakech, Morocco. iii Vocks, S., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Hötzel, K. (2013, Mai). Wirksamkeit eines Internetprogramms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Essstörungen (ESS-KIMO): Eine randomisiert-kontrollierte Studie (Vortrag). 31. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Trier, Deutschland. von Brachel, R., Hötzel, K., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2012, März). ESS-KIMO – Ein Online-Programm für Frauen mit Essstörungen. Erste Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten Studie (Vortrag). 27. DGVT-Kongress für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Beratung, Berlin, Deutschland. Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörris, A., Braks, C., Huber, T., von Brachel, R. & Vocks, S. (2011, September). Explicit goals of patients with anorexia and bulimia nervosa (Poster). 41st Annual Congress of the European Association of Cognitive and Behavioural Therapies (EABCT), Reykjavik, Iceland. Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörris, A., Braks, C., Huber, T., von Brachel, R. & Vocks, S. (2011, Juni). Explizite Lebensziele bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa (Poster). 7. Workshop Kongress der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Berlin, Deutschland. von Brachel, R., Hötzel, K., Hechler, T., Schulte, D., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J. & Vocks, S. (2009, Mai). Internetbasierte Interventionen zur Erhöhung der Psychotherapiemotivation bei Essstörungen (Poster). 6. Workshop Kongress für Klinische Psychologie und Psychotherapie und 27. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Zürich, Schweiz. iv Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung .............................................................................................. 1 1.1. Abstract ..................................................................................................... 2 2. Einleitung ............................................................................................................ 5 3. Anorexia und Bulimia nervosa .......................................................................... 7 3.1. Erscheinungsbild, Klassifikation und Epidemiologie ............................... 7 3.2. Behandungserfolg und Prognose ............................................................. 10 4. Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa ...................... 12 4.1. Das transtheoretische Modell der Veränderung ...................................... 12 4.2. Übertragung des transtheoretischen Modells auf Anorexia und Bulimia nervosa ....................................................................................... 14 4.3. Das transtheoretische Modell als theoretischer Rahmen zur Messung der Änderungsmotivation ........................................................................ 15 5. Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa ................................................................................................ 17 5.1. Motivational Interviewing ....................................................................... 17 5.2. Die Berücksichtigung von Lebenszielen ................................................. 19 6. Das Internet als Versorgungsansatz ............................................................... 22 6.1. Internetbasierte Behandlungsansätze bei Essstörungen .......................... 23 7. Fragestellung ..................................................................................................... 25 8. Publikationen .................................................................................................... 26 8.1. Artikel 1 ................................................................................................... 26 8.2. Artikel 2 ................................................................................................... 28 8.3. Artikel 3 ................................................................................................... 29 9. Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort ......................... 30 9.1. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse ................................... 30 9.2. Diskussion der Ergebnisse und Ausblick ................................................ 33 9.3. Schlusswort ............................................................................................. 42 10. Literaturverzeichnis ......................................................................................... 43 11. Anhang............................................................................................................... 64 11.1. Persönliche Daten .................................................................................... 64 11.2. Vita .......................................................................................................... 64 11.3. Liste der Veröffentlichungen................................................................... 66 11.4. Erklärung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung .................................................................... 70 v Zusammenfassung 1. Zusammenfassung Eine hohe Änderungsmotivation nach dem transtheoretischen Modell der Verhaltensänderung hat sich bei Essstörungen in vielen Studien als mit einem wünschenswerten Therapieausgang im Zusammenhang stehend gezeigt. Gleichzeitig weisen insbesondere Betroffene mit einer Anorexia oder Bulimia nervosa eine geringe Änderungsmotivation auf. Für den Essstörungsbereich entwickelte Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation sind überwiegend im Motivational Interviewing verankert, worin u. a. der Arbeit mit Lebenszielen von Patienten eine wichtige Bedeutung zugeschrieben wird. Die Rolle solcher expliziter Ziele ist jedoch bisher für Anorexia und Bulimia nervosa nicht untersucht worden. Dennoch sind die Forschungsergebnisse zum Motivational Interviewing bei Essstörungen überwiegend vielversprechend und in den Studien, in denen lediglich vergleichbare Verbesserungen in Kontroll- sowie Interventionsgruppe zu verzeichnen waren, könnten potentielle Unterschiede möglicherweise aufgrund des Einsatzes inadäquater Messinstrumente unentdeckt geblieben sein. Zur gezielten Auswahl eines geeigneten Messinstruments wäre deshalb ein systematischer Überblick über Verfahren zur Erfassung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa hilfreich, den die Literatur bisher jedoch nicht bietet. Studien bezüglich Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Essstörungen wurden außerdem bisher ausschließlich im „face-to-face“-Setting durchgeführt und evaluiert, obwohl das Internet aufgrund seiner Niederschwelligkeit besonders geeignet für einen ersten Zugang zu Hilfsangeboten für von Anorexia und Bulimia nervosa Betroffene zu sein scheint. Nachdem zunächst die Rolle expliziter Ziele bei Anorexia und Bulimia nervosa untersucht sowie ein systematischer Überblick über Messinstrumente zur Erfassung der Änderungsmotivation bei Essstörungen erstellt wurde, lag das primäre Ziel dieser Arbeit in der Evaluation eines Online-Programms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Symptomen einer Anorexia und Bulimia nervosa. Dieses am transtheoretischen Modell orientierte und sich der Prinzipien des Motivational Interviewing bedienende Programm wurde in einem randomisiertkontrollierten Versuchsdesign mit Warte-Kontrollgruppe im Prä-Post-Vergleich evaluiert. 1 Zusammenfassung Es stellte sich heraus, dass Frauen mit Anorexia und Bulimia nervosa im Wesentlichen die gleichen Ziele verfolgen wie gesunde Kontrollprobandinnen, wobei sie ihre Ziele untereinander förderlicher wahrnehmen als gesunde Frauen, ihnen die Realisierung der Ziele aber schlechter gelingt. Die im Motivational Interviewing vorgeschlagene Arbeit mit Zielen scheint somit im Bereich der Essstörungen sinnvoll und wurde auch in dem hier evaluierten Online-Programm berücksichtigt, wobei den Ergebnissen entsprechend dabei nicht auf essstörungsspezifische Zielinhalte eingegangen wurde. Für die systematische Überblicksarbeit ließen sich ausschließlich auf dem transtheoretischen Modell basierende Verfahren zusammentragen. Da sich eine symptomspezifische Erfassung der Änderungsmotivation einer globalen Messung gegenüber als überlegen herausstellte, wurde ein symptomspezifisches Maß in Form eines Fragebogens zur Erfassung der primären Outcome-Variablen für die Evaluation des Online-Programms gewählt. Im Prä-Post-Vergleich der web-basierten Intervention ließen sich ein signifikanter Anstieg der Änderungsmotivation in mehreren Symptombereichen sowie Verbesserungen in einigen weiteren klinischen Maßen in der Experimentalgruppe nachweisen, jedoch nicht in der Kontrollgruppe. Es wurde eine Dropout-Rate von 41% verzeichnet. Das Internet ist ein geeignetes Medium für den Einsatz von Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Symptomen einer Anorexia oder Bulimia nervosa. Bei Online-Programmen für Essstörungen stellt die Reduktion hoher Dropout-Raten eine Herausforderung für zukünftige Forschungsarbeiten dar. Bezüglich der Erfassung der Änderungsmotivation wären vom transtheoretischen Modell unabhängige Verfahren wünschenswert, die einen möglicherweise von der kategorialen Konzeption abweichenden Ansatz bieten. Bei der weiteren Erforschung von Lebenszielen bei Frauen mit Anorexia und Bulimia nervosa sollte zusätzlich der Einfluss impliziter Motive berücksichtigt werden. 1.1. Abstract A high motivation to change, as defined in the transtheoretical model of change, has been shown to be associated with a more desirable treatment outcome in several studies. However, especially individuals affected by anorexia and bulimia nervosa show a low motivation to change. Interventions that aim to enhance motivation to change in eating 2 Zusammenfassung disorders are mostly based on the motivational interviewing approach, in which the work on explicit life-goals is thought to have a major impact. However, so far no studies on life-goals concerning anorexia and bulimia nervosa have been conducted. Nevertheless, to sum up, research on motivational interviewing with regard to eating disorders is promising. In studies showing improvements in both intervention and control groups, potential differences might have remained undetected due to inappropriate assessment tools. In order to choose appropriate assessment measures, it would be beneficial to systematically review the measures assessing motivation to change in anorexia and bulimia nervosa, which have not been documented in scientific literature yet. So far, interventions to enhance motivation to change have only been evaluated in face-to-face settings. However, the Internet could be a more suitable medium for delivering such interventions, as its low threshold might ease access for individuals affected by anorexia and bulimia nervosa. Following a study on the role of explicit goals in anorexia and bulimia nervosa and a systematic review on instruments assessing motivation to change in eating disorders, the primary aim of the current work was the evaluation of an online program to increase motivation to change in females with symptoms of anorexia and bulimia nervosa. The program, which was designed on the basis of the transtheoretical model and used the principals of the motivational interviewing approach, was evaluated in a randomised-controlled design with a wait-control condition by pre-post-comparison. Results showed that women with anorexia and bulimia nervosa pursued explicit goals essentially identical to those of healthy participants, even though they attributed a higher instrumentality to their goals than healthy females while displaying distinct deficits concerning the realization of explicit goals. Thus, the motivational interviewing approach and the associated work with life-goals seem to be helpful and were therefore applied in the online program, while – with respect to the results – no attention was paid to specific content of goals. Considering the systematic review, only assessment tools based on the transtheoretical model were found and a symptom-specific assessment of motivation to change has been shown to be superior to a global one. Accordingly, a symptom-specific measure in the form of a questionnaire was chosen to assess the primary outcome variable in the online program. A significant improvement in motivation to change several symptom domains as well as in some further clinical 3 Zusammenfassung variables could be shown in the pre-post-comparison for the intervention, but not for the control group. The dropout rate was 41%. The Internet is a suitable medium for interventions that aim at enhancing the motivation to change in women with symptoms of anorexia and bulimia nervosa. High dropout rates are a major problem concerning online approaches for eating disorders. Future research might help to reduce this problem. Concerning the assessment of motivation to change, such tools which are independent from the transtheoretical model and offer a non-categorial approach are in demand. For future research on life-goals in women with anorexia and bulimia nervosa, implicit motives should also be considered. 4 Einleitung 2. Einleitung Der Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und der Motivation, sich bzw. ein Problemverhalten zu verändern, hat in den vergangenen Jahren ein deutlich wachsendes Interesse erlangt. Veränderungsmotivation lässt sich als „the probability that a person will enter into, continue and adhere a specific change strategy“ (Miller & Rollnick, 1991, p. 19) definieren, also die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person Strategien zur Veränderung einsetzen wird. Verschiedene Studien haben die Veränderungsmotivation bei Personen mit unterschiedlichen psychischen Störungsbildern oder problematischen Verhaltensweisen untersucht und belegen ihre Bedeutung für Verhaltensweisen wie Rauchen (Prochaska, DiClemente & Norcross, 1992), problematischen Alkoholkonsum (Figlie, Dunn & Laranjeira, 2005; Shields & Hufford, 2005), Kokainabhängigkeit (Levin et al., 2006; Rohsenow et al., 2004), Zwangsstörungen (Dalle Grave et al., 2005; Doyle, Siegel & Supe, 2006) oder Angststörungen (Nickel et al., 2005; Westra, 2004). Auch im Bereich der Essstörungen ist ein gesteigertes Interesse an der mit der Aufgabe der Störung zusammenhängenden Änderungsmotivation zu verzeichnen (Vansteenkiste, Soenens & Vandereycken, 2005; Waller, 2012). Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, unterschiedliche Teilaspekte im Zusammenhang mit der Änderungsmotivation bei Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten bzw. zu evaluieren. Nach einer Untersuchung zur Rolle persönlicher Lebensziele bei Essstörungen sowie einem Überblick über Messmethoden zur Erfassung der Änderungsmotivation für diesen Störungsbereich soll untersucht werden, inwieweit eine Steigerung der Änderungsmotivation durch ein internetbasiertes Programm erreicht werden kann. Derartige Studien können Aufschluss darüber geben, ob bestimmte Lebensziele in der Behandlung von AN und BN spezieller Aufmerksamkeit bedürfen, welche Messinstrumente für welche Untersuchungen geeignet sind und ob der Einsatz eines Online-Programms zur Steigerung der Veränderungsmotivation von Betroffenen mit Symptomen einer Essstörung effektiv ist. Die folgenden Kapitel geben zunächst einen Überblick über das Erscheinungsbild und die Häufigkeit von AN und BN sowie bezüglich der Effektivität und Prognose der Essstörungsbehandlung. Nach einer Einführung in die Bedeutung der Änderungsmotivation für den Bereich der Essstörungen wird das transtheoretische 5 Einleitung Modell der Verhaltensänderung (TTM; Prochaska & DiClemente, 1992) vorgestellt und seine bisherige empirische Fundierung für den Essstörungsbereich erläutert. Im sich daran angliedernden Abschnitt zu Ansätzen zur Steigerung der Änderungsmotivation bei AN und BN wird das Motivational Interviewing (MI; Miller & Rollnick, 2002) als mögliche Intervention vorgestellt sowie die damit im Zusammenhang stehende Bedeutung expliziter Ziele aufgegriffen. Das Internet als eine mögliche Darbietungsform solcher Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation wird im darauf folgenden Kapitel beschrieben. Daran schließt sich die Ableitung der Fragestellungen an, auf welche die Darstellung der Studien bzw. eines Übersichtsartikels folgt. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse aus den drei Einzelarbeiten sowie einer integrierenden Diskussion der Untersuchungsbefunde, in welcher Implikationen abgeleitet werden und ein Ausblick auf weitere Forschungsfragen gegeben wird. 6 Anorexia und Bulimia nervosa 3. Anorexia und Bulimia nervosa In den heutigen westlichen Kulturen weisen insbesondere Frauen häufig zumindest phasenweise im Laufe ihres Lebens Symptome eines gestörten Essverhaltens auf (van Hoeken, Seidell & Hoek, 2003). Sie empfinden sich beispielsweise trotz eines gesunden Normalgewichts als zu dick, verfolgen ein unrealistisches Schankheitsideal, haben große Angst vor einer Gewichtszunahme, sind unzufrieden mit ihrem Körper, zählen täglich Kalorien, halten Diäten oder vermeiden längerfristig bestimmte Lebensmittel (Hoek & van Hoeken, 2003; Vocks & Legenbauer, 2010). Insbesondere Frauen in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter sind für ein solches, subklinisch gestörtes Essverhalten gefährdet (Hudson, Hiripi, Pope & Kessler, 2007). Treten solche Auffälligkeiten gemeinsam mit grundsätzlichen Gegebenheiten wie einem niedrigen Selbstwertgefühl auf, ist die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer klinisch relevanten Essstörung wie einer AN oder BN erhöht (Jacobi, Hayward, de Zwaan, Kraemer & Agras, 2004). 3.1. Erscheinungsbild, Klassifikation und Epidemiologie In der vorliegenden Dissertationsschrift sind unter dem Begriff „Essstörung“ die Störungsbilder AN und BN sowie Essstörungen dieses Formenkreises zu verstehen. Obwohl bezüglich derer Diagnosekriterien 2013 die fünfte Version des Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen (DSM-5; American Psychiatric Association, 2013) erschienen ist, wird im Folgenden auf die vorherige Version der diagnostischen Kriterien (DSM-IV-TR; American Psychiatric Association, 2000) zurückgegriffen. Dies ist so gewählt, da alle bishigen und in dieser Forschungsarbeit aufgeführten Befunde auf dem DSM-IV-TR basieren und weil das DSM-IV-TR zum Zeitpunkt der Durchführung der Studien die aktuellste Fassung des Manuals darstellte. Eine AN ist demnach durch vier Kriterien gekennzeichnet, und zwar (A) die Weigerung, ein Minimum des für Alter und Körpergröße normalen Körpergewichtes zu halten (d. h. weniger als 85% des zu erwartenden Gewichts), (B) die große Angst vor einer Gewichtszunahme oder vor dem Dicksein trotz bestehenden Untergewichts, 7 Anorexia und Bulimia nervosa (C) das Vorliegen einer Körperschemastörung, ein übertriebener Einfluss des Gewichts auf die Selbstwertung und/oder Krankheitsverleugnung sowie (D) das Aufweisen einer Amenorrhö bei Frauen (d. h. das Ausbleiben der Regelblutung über drei Menstruationszyklen). Für die Diagnose einer BN wird hingegen gefordert, dass fünf Kriterien vorliegen, (A) wiederkehrende Episoden von Essanfällen, gekennzeichnet durch 1. Essensaufnahme in einer kurzen Zeitspanne (bis zu zwei Stunden), wobei die Nahrungsmenge größer ist als bei den meisten Menschen in einer vergleichbaren Zeit unter ähnlichen Umständen, und 2. ein Gefühl von Kontrollverlust während des Essanfalls (z. B. das Essen nicht stoppen können oder eine Ohnmacht der Kontrolle darüber, was oder wie viel gegessen wird), (B) wiederkehrendes, unangemessenes Kompensationsverhalten wie selbst induziertes Erbrechen, Missbrauch von Medikamenten, Fasten oder exzessives Sporttreiben zur Verhinderung einer Gewichtszunahme, (C) im Durchschnitt mindestens zweimaliges wöchentliches Auftreten von Essanfällen und unangemessenem Kompensationsverhalten über mindestens drei Monate, (D) ein unangemessen stark durch die Figur und das Gewicht beeinflusster Selbstwert sowie (E) ein nicht ausschließliches Auftreten der Störung während Episoden einer AN. Die vollständige Erfüllung dieser Kriterien war bisher nur bei einer relativ geringen Anzahl Betroffener der Fall, auch wenn sich dies durch die nun breiter gefassten Kriterien des neu erschienenen DSM-5 ändern mag. In diesen liegt die Betonung bezüglich des A-Kritierums bei der AN deutlicher auf Verhaltensweisen (wie dem Begrenzen der Kalorieneinnahme) als auf der „Weigerung“ und es entfällt das DKriterium bezüglich der Amenorrhö. Für die BN hingegen ist laut der neuen Kriterien wöchentlich eine Essattacke mit kompensatorischem Verhalten ausreichend, um die Diagnose zu vergeben. Im diagnostischen Kontext sei diesbezüglich angemerkt, dass häufig ein Wechsel zwischen den unterschiedlichen Essstörungsdiagnosen über die Zeit zu 8 Anorexia und Bulimia nervosa beobachten ist (Fichter & Quadflieg, 2007; Stice, Marti, Shaw & Jaconis, 2009). Die sogenannte „transdiagnostische Perspektive“ (Fairburn, Cooper & Shafran, 2003) betont daher eher die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Esssstörungen als unterschiedliche Diagnosekategorien für wichtig zu erachten, da Betroffene im Laufe ihres Lebens zeitweilig z. B. die Kriterien einer AN, dann aber auch einer BN erfüllen können. Die auf DSM-IV-TR basierenden Prävalenzraten für BN bzw. AN fallen mit 1% bzw. 0,3% oder 0.6% (Hoek & van Hoeken, 2003; Machado, Machado, Goncalves & Hoek, 2007) insbesondere hinsichtlich des grundsätzlichen „Figurbewusstseins“ junger Frauen relativ niedrig aus, zumal in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg der Inzidenzraten dokumentiert wurde (Keel & Klump, 2003; Rastam, Gillberg, van Hoeken & Hoek, 2004; van Hoeken et al., 2003). Allerdings scheinen die Zahlen für atypische Formen von Essstörungen („Eating Disorder Not Otherwise Specified“; EDNOS), welche beispielsweise nicht die vollen Kriterien für die Diagnose einer AN oder BN erfüllen, deutlich höher zu sein (Fairburn & Bohn, 2005; Stice et al., 2009). Insgesamt liegt die Lebenszeitprävalenz für Frauen zu 1¾ bis 3mal höher als bei Männern (Hudson et al., 2007). Somit zählen Essstörungen im Allgemeinen nicht zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Ihre dennoch hohe klinische Relevanz ergibt sich eher aufgrund der schwerwiegenden psychosozialen und medizinischen Konsequenzen (Mitchell & Crow, 2006; Rome et al., 2003), welche als Auswirkungen des gestörten Essverhaltens auf die verschiedenen Organsysteme auftreten können und im schlimmsten Fall zum Tode führen. So nimmt die Erkrankung in fast 10% der Fälle einer AN und bei ca. 7% der von BN Betroffenen einen tödlichen Verlauf (Nielsen, 2001), wobei insbesondere für AN die Todesursache neben den direkten Effekten der Mangelernährung häufig im Suizid liegt (Keel et al., 2003; Pompili, Mancinelli, Girardi, Ruberto & Tatarelli, 2004). Weitere physische Folgeerscheinungen liegen in reduzierter Stoffwechseltätigkeit, Nierenschäden sowie aufgrund der funktionalen Beeinträchtigung der HypothalamusGonaden-Achse hormonelle Störungen bis zur Amenorrhö, was sich negativ auf die Fertilität auswirken kann und als nur bedingt reversibel gilt (Herpertz, 1997). Bezüglich der psychosozialen Konsequenzen sind neben kognitiven Beeinträchtigungen und rigiden Denkmustern in Bezug auf Ernährung und Körpergewicht insbesondere 9 Anorexia und Bulimia nervosa Veränderungen auf emotionaler Ebene zu nennen. Die darunter zu fassenden Aspekte wie Reizbarkeit, Niedergeschlagenheit oder soziale Ängste gehen häufig mit einer fortschreitenden Isolation der Betroffenen einher, welche die hohe Komorbidität von Essstörungen mit anderen psychischen Erkrankungen erklären mag. So leiden etwa 68% der an AN und 63% der an BN erkrankten Personen gleichzeitig an einer klinisch relevanten Depression (Brewerton et al., 1995; Halmi et al., 1991; O’Brien & Vincent, 2003). Auch Zwangs- (Milos, Spindler, Ruggiero, Klaghofer & Schnyder, 2002) und Persönlichkeitsstörungen (Rø, Martinsen, Hoffart, Sexton & Rosenvinge, 2005) werden häufig parallel diagnostiziert. 3.2. Behandungserfolg und Prognose Obwohl die Gefährdung durch die aufgeführten Folgeerscheinungen von AN und BN offensichtlich erscheint sowie frühzeitigeres Intervenieren erwiesenermaßen zu besseren Ergebnissen führt (Reas, Williamson, Martin & Zucker, 2000), erfahren nur wenige Patientinnen eine adäquate Behandlung (Hoek & van Hoeken, 2003). Etwa die Hälfte derjenigen mit AN und ca. ein Drittel der Betroffenen mit BN werden laut Untersuchungen in der Allgemeinbevölkerung tatsächlich erst gar nicht im Gesundheitssystem registriert (Keski-Rahkonen et al., 2007; 2009). Dies scheint einerseits u. a. durch die Angst vor einer Stigmatisierung hinsichtlich der Erkrankung begründet zu sein (Becker, Arrindell, Perloe, Fay & Striegel-Moore, 2010; Evans et al., 2011). Andererseits gelangen insbesondere Personen mit Essstörungen oftmals nicht auf eigenen Wunsch in eine Behandlung, sondern z. B. auf die Initiative von Angehörigen. Betroffene, welche hingegegen aus eigenem Antrieb Hilfe aufsuchen, haben meistens eher eine Reduktion der starken Beschäftigung mit Essen oder der die Essstörung häufig begleitenden Depressionen sowie Ängste zum Ziel als eine Gewichtszunahme (Vitousek, Watson & Wilson, 1998). Im Vergleich zu AN suchen Patientinnen mit BN dabei zwar häufiger auf eigene Initiative eine Behandlung auf (Casasnovas et al., 2007; Fairburn & Cooper, 1991), jedoch führt die Angst vor einer Gewichtszunahme in beiden Fällen oft zu einem vorzeitigen Therapieabbruch (Vansteenkiste et al., 2005). Unbefriedigende Behandlungsergebnisse, welche sich dementsprechend vor allem durch hohe Dropout-Raten kennzeichnen lassen, sind insbesondere für AN bekannt (DeJong, Broadbent & Schmidt, 2012) und keine Ausnahme. Die Prognose ist 10 Anorexia und Bulimia nervosa jedoch generell eher schlecht und viele Patientinnen mit sowohl AN als auch BN brechen die Behandlung unabhängig vom Setting vorzeitig ab (Bandini et al., 2006; Fairburn, 2005; Halmi et al., 2005; Lundgren, Danoff-Burg & Anderson, 2004; Masson, Perlman, Ross & Gates, 2007; Treat et al., 2005). Abgesehen von der schlechten Prognose bezüglich des Abschlusses der Behandlung sind hohe Rezidivraten (Fairburn, Cooper, Doll, Norman & O’Connor, 2000; Grilo et al., 2007) und chronische Verläufe (Berkman, Lohr & Bulik, 2007; Halmi et al., 2002; Richards et al., 2000) für Essstörungen bekannt. Zusätzlich deuten die wenigen Untersuchungen zum Spontanverlauf der Erkrankung auf eine hohe Persistenz der Symptome hin. Etwa zwei Drittel der Betroffenen mit AN und ca. die Hälfte der Personen mit BN zeigen auch nach fünf Jahren noch Essstörungssymptome (Keski-Rahkonen et al., 2007; 2009). 11 Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa 4. Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Als eine mögliche Ursache für diese ungünstigen Behandlungsprognosen bei AN und BN wird häufig eine fehlende Veränderungsbereitschaft der Patientinnen angenommen (z. B. Blake, Turnbull & Treasure, 1997; Casasnovas et al., 2007). Den Störungsbildern AN und BN scheint es gemeinsam zu sein, dass bezüglich der Motivation für die Veränderung der Symptomatik eine Ambivalenz besteht (Martínez et al., 2007; Rieger, Touyz & Beumont, 2002; Schmidt & Treasure, 2006). Diese Ambivalenz wird als ein Hauptgrund für die unzureichende Motivation der Betroffenen gesehen (Körkel & Veltrup, 2003). So existieren neben dem offenkundigen Leidensdruck aufgrund der oben dargestellten Folgen einer Essstörung wie körperlicher Beeinträchtigung, kognitiver Einbußen, sozialer Isolation oder hoher Komorbidität mit anderen psychischen Erkrankungen auch latente Nutzen der Essstörung (Serpell, Treasure, Teasdale & Sullivan, 1999). Diese können beispielsweise in einer Selbstwertsteigerung aufgrund der wahrgenommenen Stärke durch das rigide Essverhalten oder die Gewichsreduktion begründet sein sowie in einem durch die AN oder BN gefundenen Lebenssinn bzw. -inhalt liegen (Serpell & Treasure, 2002). Das Resultat dieser Ambivalenz aus negativen und positiven Aspekten der Essstörung ist eine zumeist niedrig ausgeprägte Änderungsmotivation bezüglich der Essstörungssymptomatik bei AN und BN (Blake et al., 1997; Casasnovas et al., 2007; Geller, Zaitsoff & Srikameswaran, 2005), wobei Betroffene einer AN sogar noch eine geringere Änderungsmotivation aufweisen als solche mit BN. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine gering ausgeprägte Veränderungsmotivation bei Patientinnen mit Essstörungen mit weniger erfolgreichen Therapien (Bewell & Carter, 2008; Geller, Cassin, Brown & Srikameswaran, 2009; Gusella, Bird & Butler, 2003a; Treasure et al., 1999; Wolk & Devlin, 2001) sowie häufigeren Abbrüchen der Behandlung einhergeht (Geller, Cockell & Drab, 2001a; Halmi et al., 2002). 4.1. Das transtheoretische Modell der Veränderung Ein in der klinisch-psychologischen Forschung bekanntes Modell bezüglich der Motivation, ein problematisches Verhalten zu ändern, stellt das transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) dar (z. B. Prochaska & DiClemente, 1982; 12 Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Prochaska, Velicer, Wayne, DiClemente & Fava, 1988; Prochaska et al., 1992). Dieses Modell wurde ursprünglich für den Suchtbereich konzipiert (z. B. DiClemente & Prochaska, 1985; Prochaska, Redding & Evers, 2002; Rollnick, Heather, Gold & Hall, 1992) und durch Befragungen ehemaliger Raucher, welche das Rauchen erfolgreich aufgegeben haben, abgeleitet. Das TTM bietet eine generelle Erklärung für Verhaltensänderungen und die damit einhergehenden motivationalen Zustände von Menschen, wie sie idealtypisch aufeinander folgen. Dafür werden von den Autoren des TTM sechs verschiedene, aufeinander folgende Stufen („Stages“) oder Phasen der Bereitschaft zur Veränderung definiert, welche durch unterschiedliches Involviertsein in den therapeutischen Prozess gekennzeichnet sind (z. B. Prochaska & Velicier, 1997). Das „eingeschränkte Problembewusstsein“ („Precontemplation“) als erste Stufe beschreibt einen Zustand, in welchem das Individuum sich des Problems nicht bewusst ist oder nicht gewillt ist, etwas zu verändern. In der darauf folgenden Phase der „Nachdenklichkeit“ („Contemplation“) denkt die Person ernsthaft über eine Veränderung nach, steigt aber noch nicht aktiv in den tatsächlichen Änderungsprozess ein. In der dritten Phase, der Phase der „Vorbereitung“ („Preparation“), entscheidet sich der Betroffene für eine Veränderung und trifft die dafür zu Beginn notwendigen Maßnahmen, während in der vierten Phase, der „Handlungs“-Phase („Action“), aktiv an der Verhaltensmodifizierung gearbeitet wird. In der Phase der „Aufrechterhaltung“ („Maintenance“) werden darauf erzielte Erfolge stabilisiert und es wird einem Rückfall vorgebeugt, während das ursprüngliche Problemverhalten in der letzten Phase, der des „Abschlusses“ („Termination“), als nicht mehr existent betrachtet wird (Prochaska & DiClemente, 1992; Prochaska et al., 1994). Typischerweise ergeben sich mehrere Rückfalle von späteren auf frühere Stufen während des Voranschreitens durch die Phasen der Veränderung, bevor eine stabile „Aufrechterhaltung“ oder ein endgültiger „Abschluss“ erreicht wird (Prochaska et al., 1992). Das TTM beinhaltet überdies hinaus theoretische Annahmen darüber, wie Entscheidungen getroffen werden (Janis & Mann, 1977). Dieser Prozess wird als notwendig für ein Voranschreiten durch die Phasen erachtet und hängt nach den Autoren von dem Verhältnis der wahrgenommenen Pros und Contras der jeweiligen Veränderung ab. Das Treffen von Entscheidungen in Abhängigkeit von den Pro- und 13 Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Contra-Argumenten eines Verhaltens bzw. einer Verhaltensänderung wird auch als „Decisional Balance“ bezeichnet (Prochaska & Velicer, 1997). Trotz seines heuristischen Wertes wurde das TTM gleichzeitig immer wieder kritisiert (Treasure & Schmidt, 2001; Waller, 2012; Wilson & Schlam, 2004). Als problematisch wurde u. a. die kategoriale Konzeption der verschiedenen Stufen angemerkt, da die unterschiedlichen Ausprägungen der Veränderungsmotivation möglicherweise eher als Kontinuum abgebildet werden können (Wilson & Schlam, 2004). So kann sich eine Person laut empirischer Befunde gleichzeitig in mehreren der unterschiedlichen Phasen befinden, was die Einteilung in Kategorien überflüssig mache (Littell & Girvin, 2002). Zusätzlich wird dadurch die Zuordnung zu einer einzelnen Phase unmöglich, was wiederum den gezielten Einsatz von phasenspezifischen Interventionen erschwere (Sullivan & Terris, 2001). Gleichzeitig besagt jedoch die „Matching Hypothesis“, eine Implikation des TTM, dass die therapeutische Behandlung auf die jeweilige Stufe der Veränderung des Patienten zugeschnitten sein sollte (Prochaska et al., 2002). Trotz aller Kritik findet das Modell seinen Einsatz in Forschung und Praxis. So konnte die Gültigkeit der in ihm formulierten Stufen der Veränderung in vielen empirischen Studien belegt werden und es ließ sich bei der Behandlung zahlreicher Problemverhaltensweisen bestätigen (Norcross, Krebs & Prochaska, 2011). Zusätzlich bietet das TTM einen theoretischen Rahmen für die Konzeption diverser Messinstrumente zur Erfassung der Veränderungsmotivation (siehe Abschnitt 4.3). 4.2. Übertragung des transtheoretischen Modells auf Anorexia und Bulimia nervosa Auch im Bereich der Essstörungen ist das TTM für Forschungszwecke herangezogen worden (z. B. Geller, Brown, Srikameswaran, Piper & Dunn, 2013; Hasler, Delsignore, Milos, Buddeberg & Schnyder, 2004; Wade, Frayne, Edwards, Robertson & Gilchrist, 2009) und seine Gültigkeit konnte größtenteils belegt werden (Dray & Wade, 2012). So ließ sich, wie auch im Kontext verschiedener anderer Störungsbereiche (Norcross et al., 2011), in vielen Studien nachweisen, dass die Stufe der Veränderung, in der sich ein Individuum vor oder zu Beginn der Behandlung befindet, mit unterschiedlichen Maßen des Behandlungserfolges bei AN und BN im Zusammenhang steht. Eine höhere Stufe 14 Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa der Veränderung zeigte sich dementsprechend als assoziiert mit einer deutlicheren Symptomreduktion (Castro-Fornieles et al., 2011; Franko, 1997; Geller et al., 2009; Treasure et al., 1999; Wolk & Devlin, 2001), beispielsweise bezüglich der Häufigkeit von Essanfällen. Überdies erwiesen sich höhere Stufen des TTM als prädiktiv für eine Verbesserung des pathologischen Essverhaltens (Castro-Fornieles et al., 2011; Rodriguez-Cano & Beato-Fernandez, 2005; Wade et al., 2009), z. B. erkennbar an einer Gewichtszunahme. Andere Untersuchungen hingegen zeigten, dass eine niedrigere Stufe der Veränderung bzw. eine geringer ausgeprägte Veränderungsmotivation einen Prädiktor für Rückfälle darstellt (Ametller, Castro, Serrano, Martínez & Toro, 2005; Halmi et al., 2002; Richard, Bauer & Kordy, 2005). Derartige Befunde wurden nicht nur im Erwachsenen-, sondern auch im Jugendbereich dokumentiert (Castro-Fornieles et al., 2011; Gusella et al., 2003a). Des Weiteren hat sich eine höhere Stufe zu Beginn der Behandlung bei Essstörungen auch als zusammenhängend mit einer besseren therapeutischen Beziehung (Treasure et al., 1999) sowie der Initiierung und Weiterführung einer Psychotherapie gezeigt (Hasler et al., 2004). 4.3. Das transtheoretische Modell als theoretischer Rahmen zur Messung der Änderungsmotivation Da das TTM zunehmend in Forschung und Praxis zum Einsatz kommt, haben auch diverse Messinstrumente zur Erfassung der Veränderungsmotivation für unterschiedliche Störungsbereiche ihren theoretischen Ursprung in dem Modell. Eines dieser Messinstrumente ist der Fragebogen „University of Rhode Island Change Assessment“ (URICA; McConnaughy, Prochaska & Velicer, 1983; McConnaughy, DiClemente, Prochaska & Velicer, 1989), welcher neben der Untersuchung diverser Problemverhaltensweisen bereits mehrfach seinen Einsatz im Bereich der Essstörungen fand (z. B. Franko, 1997; Hasler et al., 2004; Treasure et al., 1999). Die URICA nimmt eine allgemeine oder globale Messung der Motivation vor, da einem Individuum eine Phase der Veränderung nach dem TTM, in welcher es sich befindet, zugeordnet wird. Dieser globalen Erfassung der Veränderungsmotivation steht die symptomspezifische Messung gegenüber, bei welcher jedem einzelnen Symptombereich eines Störungsbildes oder eines Problemverhaltens eine Phase der Veränderung zugeordnet wird. 15 Veränderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Mittlerweile wurden abgesehen von der störungsunspezifischen URICA viele Messinstrumente entwickelt, die der konkreten Erfassung der Änderungsmotivation für Essstörungen dienen (z. B. Geller et al., 2001a; Rieger et al., 2002). Diese stellen vermutlich eine validere Erfassung des Konstrukts dar als es die URICA vermag. Jedoch existiert bisher kein systematischer Überblick über solche essstörungspezifischen Instrumente, der eine Entscheidungshilfe für die Wahl von Messinstrumenten bezüglich unterschiedlicher Forschungsfragen bietet. Eine Zusammenfassung und kritische Würdigung der Vor- und Nachteile solcher Verfahren könnte die Auswahl erleichtern und auf methodische Besonderheiten hinweisen. Dies könnte insbesondere aktuell von Bedeutung sein, da in den letzten Jahren ein gesteigertes Forschungsinteresse im Bereich der Änderungsmotivation bei Essstörungen zu verzeichnen ist. So beschäftigt sich z. B. ein Forschungsstrang mit der Entwicklung bzw. Evaluation von Interventionen, welche zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Essstörungen eingesetzt werden. 16 Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa 5. Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Aufgrund der großen Bedeutsamkeit einer hohen Änderungsmotivation für den Therapieerfolg weisen viele Autoren auf die Entwicklung und den Einsatz von Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation hin (Geller & Dunn, 2011; Geller, Williams & Srikameswaran, 2001b; Tantillo, Nappa Bitter & Adams, 2001). In diesem Zusammenhang hat sich im Bereich der Essstörungen sowie in anderen Störungsbereichen auch das MI (Miller & Rollnick, 2002) und Abwandlungen dessen als ein gängiges und häufig eingesetztes Verfahren etabliert (z. B. Cassin, von Ranson, Heng, Brar & Wojtowicz, 2008). 5.1. Motivational Interviewing Das ursprünglich für den Suchtbereich entwickelte MI ist eine klientenzentrierte, semidirektive Methode zur Erhöhung der intrinsischen Änderungsmotivation (Miller & Rollnick, 2002). Die Änderungsmotivation soll dabei durch das Erkunden und Auflösen der Ambivalenz bezüglich der Veränderung gesteigert werden. Die grundsätzliche Annahme, dass auf Patientenseite eine Ambivalanz bezüglich der Probleme vorliegt, sowie die Akzeptanz der Autonomie des Patienten bezüglich seiner Ziele und Entscheidungen sind dabei wesentliche Annahmen des Menschenbildes bzw. der Einstellung des Therapeuten (Körkel & Veltrup, 2003). Mittlerweile existieren mehrere Abwandlungen des MI wie z. B. die Motivational Enhancement Therapy (MET; z. B. Dean, Touyz, Rieger & Thornton, 2008), welche sich aber eher in ihrer zeitlichen Gestaltung als in der generellen Methodik vom „klassischen“ MI unterscheiden. Für Abhängigkeitserkrankungen konnte in Meta-Analysen die Wirksamkeit des MI gut belegt werden (Hettema, Steele & Miller, 2005; Rubak, Sandbæk, Lauritzen & Christensen, 2005; Vasilaki, Hosier & Cox, 2006). Für den Bereich der Essstörungen hingegen liefert die empirische Befundlage zwar ebenfalls teils vielversprechende, aber insgesamt gemischte Ergebnisse bezüglich der Effektivität des Einsatzes von MI sowie MET (Knowles, Anokhina & Serpell, 2013; Macdonald, Hibbs, Corfield & Treasure, 2012). So konnte beispielsweise in zwei unkontrollierten Studien (Feld, Woodside, Kaplan, Olmsted & Carter, 2001; Gowers & Smyth, 2004) durch eine Intervention bestehend aus vier Gruppen- bzw. 17 einer Einzelsitzung eine gesteigerte Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa Änderungsmotivation der Patienten sowie mehr Problemeinsicht bzw. eine niedrigere Rate von Therapieabbrüchen verzeichnet werden. Da in diesen beiden Studien jedoch auf kein randomisiert-kontrolliertes Versuchsdesign zurückgegriffen wurde, bleibt unklar, inwiefern sich die Ergebnisse tatsächlich auf die eingesetzten Interventionen zurückführen lassen. In den eher wenig existierenden randomisiert-kontrollierten Studien konnten teils ebenfalls empirische Belege für die Wirksamkeit von MI und MET im Essstörungsbereich gefunden werden. So zeigten Allen et al. (2012), dass vier Sitzungen einer MI-Intervention zu einer Steigerung der Änderungsmotivation in der Experimentalgruppe führten, während sich dieser Anstieg nicht in der WarteKontrollgruppe verzeichnen ließ. In einer weiteren Studie (Dunn, Neighbors & Larimer, 2006) wurde Personen mit einer voll- oder teilausgeprägten BN oder Binge Eating Störung die Teilnahme an einem Selbsthilfeprogramm angeboten, bei dem für die Hälfte der Teilnehmerinnen eine Sitzung zur Steigerung der Änderungsmotivation vorgeschaltet war. Nur diejenigen Personen in der MI-Bedingung zeigten nachher eine erhöhte Bereitschaft zur Aufgabe der Essanfälle. Andere randomisiert-kontrollierte Studien hingegen konnten keine signifikante Besserung der Experimentalgruppe verzeichnen, da sich Kontroll- und Experimentalgruppe gleichermaßen verbesserten. So verglichen Treasure et al. (1999) eine MI-Intervention bestehend aus vier Einzelsitzungen mit einer ebenso langen kognitiven Verhaltenstherapie als Kontrollbedingung im Vorfeld einer weiteren Behandlung bei Frauen mit BN. Hier ergaben sich keine Unterschiede zwischen beiden Bedingungen bezüglich der Änderungsmotivation. In einer nicht randomisierten aber kontrollierten Studie stellten Dean et al. (2008) vier Sitzungen einer zusätzlichen METGruppenbehandlung der ausschließlichen Routine-Versorgung in einer stationären Einrichtung gegenüber. Auch hier konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden werden. In einer späteren, wiederum randomisiert-kontrollierten Untersuchung von Katzman et al. (2010) konnten ebenfalls keine Gruppenunterschiede nachgewiesen werden, da sich in der MET-Bedingung und der Kontrollgruppe, welche eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention erhielt, nach vier Sitzungen gleichermaßen Verbesserungen abzeichneten. Von einer Steigerung der Änderungsmotivation für sowohl Warte-Kontroll- als auch Experimentalbedingung, 18 Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa obwohl nur die Experimentalgruppe eine aus fünf Sitzungen bestehende, motivationssteigernde Intervention erhielt, berichteten auch Geller, Brown und Srikameswaran (2011). In diesem Zusammenhang ist allerdings anzumerken, dass einige dieser nicht gefundenen signifikanten Unterschiede möglicherweise auf methodische Probleme zurückzuführen sind (Dray & Wade, 2012). So waren in einer Studie (Treasure et al., 1999) beispielsweise deutlich mehr Probanden (18,4%) der kognitiv- verhaltenstherapeutischen Kontrollbedingung bereits in der „Action“-Phase und somit von Beginn an motivierter, während dies nur wenige (2,3%) der MET-ExperimentalBedingung betraf. Zusätzlich bestand die Erfassung der Änderungsmotivation bei vielen dieser Studien in einer globalen (im Gegensatz zu einer symptomspezifischen) und zusätzlich essstörungsunspezifischen Messung, teilweise mittels der URICA. Durch den Einsatz solcher Messinstrumente könnte einerseits die störungsspezifische Problematik nicht valide erfasst worden und andererseits könnten Veränderungen in einzelnen Symptom-Domänen unentdeckt geblieben sein. Die weitere Erforschung MI-basierter Ansätze mit einer adäquateren Methodik mag diesbezüglich Aufschluss geben. 5.2. Die Berücksichtigung von Lebenszielen Das MI bedient sich u. a. verschiedener Techniken, die an persönliche Lebensziele anknüpfen (Körkel & Veltrup, 2003). So sollen Diskrepanzen zwischen dem jetzigen Verhalten des Patienten und seinen langfristigen Zielen sowie Werten entwickelt werden, um eine Steigerung der Änderungsmotivation zu erzielen (Miller & Rollnick, 2002). Eine solch konkrete Arbeit mit Lebenszielen ist möglich, da sie Bestandteil des expliziten Motivsystems sind (McClelland, 1985) und deshalb im Gegensatz zu impliziten Motiven dem Bewusstsein unmittelbar zugänglich und verbal repräsentiert sind. Sie stellen kognitive Repräsentationen von Aspekten dar, die eine Person in ihrem Leben erreichen oder vermeiden möchte (Brunstein, Schultheiß & Grässmann, 1998) und machen demnach das menschliche Verhalten kausal nachvollziehbar (Moskowitz & Grant, 2009). Die Berücksichtigung von expliziten Zielen wie Therapie- oder Lebenszielen wird auch im verhaltenstherapeutischen Kontext für wichtig erachtet (Grosse-Holtforth & Grawe, 2004). Persönlichen Zielen kommt demnach eine entscheidende 19 Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa motivationale Rolle zu, beispielsweise was deren Konflikte untereinander innerhalb einer Person betrifft. So können unterschiedliche Ziele eines Individuums einerseits füreinander förderlich sein und sich gegenseitig positiv beeinflussen, sie können sich aber andererseits auch gegenseitig behindern und Zielerreichungen erschweren (Michalak & Schulte, 2002). Diesbezüglich ließ sich für unterschiedliche Patientengruppen belegen, dass eine geringe Anzahl an Zielkonflikten auf expliziter Ebene bzw. eine bessere Integration der Ziele untereinander mit einer höheren Therapiemotivation im Zusammenhang steht (Heidenreich, 2000; Michalak & Schulte, 2002). Andererseits zeigte sich der gegenteilige Effekt bei ausgesprägten Zielkonflikten (Emmons & Kings, 1988; Hoyer, 1992). Stark ausgesprägte Zielkonflikte lassen sich zudem als mit negativem Affekt, Depression, Neurotizismus und psychosomatischen Beschwerden im Zusammenhang stehend kennzeichnen (Emmons & King, 1988). In der klinisch-psychologischen Forschung beschäftigt sich die „Konsistenztheorie“ von Grawe (1998, 2004) mit dem Einfluss des expliziten Zielsystems auf das menschliche Wohlbefinden. Der Theorie zufolge wird zwischen einerseits Annäherungszielen wie Intimität bzw. Bindung, Status sowie Leistung und andererseits Vermeidungszielen wie Alleinsein bzw. Trennung, Geringschätzung sowie Versagen unterschieden. Bei der Entwicklung von Psychopathologie bzw. Unwohlsein wird in diesem Zusammenhang insbesondere deutlich ausgeprägten Vermeidungszielen eine wichtige Rolle zugeschrieben. Diese Annahme ließ sich insofern in Studien bestätigen, als sich in Psychotherapie befindende Personen stärker ausgeprägte Vermeidungsziele aufweisen als gesunde Kontrollprobanden (Grosse Holtforth & Grawe, 2000; 2002). Das Vorhandensein ausgeprägter Annäherungsziele stellt somit das menschliche Wohlbefinden betreffend eine funktionalere Zielstruktur dar. Bei einer unzureichenden Umsetzung motivationaler Ziele spricht Grawe (1998, 2004) von „Inkongruenz“, was die misslungene Realisierung von Annäherungs- und Vermeidungszielen meint. Da insbesondere Betroffene von Essstörungen für eine niedrige Änderungsmotivation bzw. ausgeprägte Ambivalenzen bezüglich der Aufgabe ihrer Symptomatik bekannt sind (Casasnovas et al., 2007; Serpell & Treasure, 2002; siehe Abschnitt 4) und persönlichen Zielen eine entscheidende Rolle bezüglich der Therapiemotivation sowie der Entwicklung von Psychopathologie zukommt, könnten 20 Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa für diese Patientengruppe Besonderheiten für ihre persönlichen Lebenszielen angenommen werden. Bisher existieren jedoch keine Studien zur Rolle expliziter Ziele bei AN und BN. Insofern liegen auch keine Forschungsergebnisse darüber vor, ob Betroffene einer Essstörung möglicherweise andere Lebensziele verfolgen als gesunde Personen. Dies ist jedoch gerade im Kontext der Essstörungen relevant, da die physischen Folgeerscheinungen von AN und BN bekannter Maßen nur bedingt reversibel sind und somit langfristig zu massiven Einschränkungen der Lebensgestaltung führen können (Herpertz, 1997). Dementsprechend sind manche essstörungssymptomatologische Verhaltensweisen oder Konsequenzen derer unvereinbar mit dem Erreichen bestimmter Lebensziele, welche von den meisten Menschen verfolgt werden, wie z. B. die Gründung einer Familie (Cox & Klinger, 2002). Empirische Befunde zur Rolle von Lebenszielen bei von Essstörungen Betroffenen wären von großer Bedeutung, um Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation weiterzuentwickeln. 21 Das Internet als Versorgungsansatz 6. Das Internet als Versorgungsansatz Eine in den letzten Jahren aufgekommene Strömung zur Weiterentwicklung von psychotherapeutischen Interventionen liegt in dem Ansatz, diese über das Internet zugänglich zu machen (Barak, Klein & Proudfoot, 2009). Viele solcher Programme für diverse psychische Störungen sind bereits in wissenschaftlichen Studien evaluiert worden. So lassen sich beispielsweise als effektiv befundene Online-Ansätze für Betroffene mit Panikstörungen (Carlbring et al., 2006; Klein, Richards & Austin, 2006), Sozialen Phobien (Carlbring et al., 2007), Spezifischen Phobien (Schneider, MataixCols, Marks & Bachofen, 2005), Posttraumatischen Belastungsstörungen (Knaevelsrud & Maercker, 2007; Wagner, Schulz & Knaevelsrud, 2012), Alkohol-Missbrauch (Bewick, Trusler, Mulhern, Barkham & Hill, 2008b), Depressionen (Ruwaard et al., 2009), Komplizierter Trauer (Wagner, Knaevelsrud & Maercker, 2006) oder Schlafstörungen (Ritterband et al., 2012) finden. Die Wirksamkeit solcher Angebote konnte auch in Metaanalysen belegt werden (Amstadter, Broman-Fulks, Zinzow, Ruggiero & Cercone, 2009; Andersson & Cuijpers, 2009; Barak, Hen, Boniel-Nissim & Shapira, 2008; Bewick et al., 2008a; Reger & Gahm, 2009), wobei sich bestimmte Charakteristika der Programm-Gestaltung als effektiver herausgestellt haben als andere. So zeigten individualisierte Behandlungsansätze, geschlossene Webseiten mit einem Screening für Ein- und Ausschlusskriterien sowie interaktive Webseiten mit Grafiken bessere Ergebnisse als Seiten mit Gruppen-Interventionen (z. B. Chat-Room), offene Seiten mit freiem Zugang für alle Internetnutzer und statische, rein textbasierte Seiten (Barak et al., 2008; Ritterband et al., 2006). Außerdem hat sich individualisiertes Feedback in web-basierten Interventionen als bedeutsam für Compliance und Outcome herausgestellt (de Bourdeaudhuij & Brug, 2000; Oenema & Brug, 2003; Schmidt et al., 2006), wobei sich kein Unterschied zwischen synchroner (z. B. Chat) und asynchroner Kommunikation (z. B. E-Mails) nachweisen ließ (Barak et al., 2008). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Online-Programmen somit eine zunehmend wichtige Rolle in der Behandlung psychischer Störungen zugeschrieben werden kann. 22 Das Internet als Versorgungsansatz 6.1. Internetbasierte Behandlungsansätze bei Essstörungen Internetbasierte Angebote scheinen insbesondere effektiv zu sein, was den „ersten Schritt“ einer Behandlung betrifft (Wesemann & Grunwald, 2008). Dies mag durch den einfachen, unkomplizierten Zugang zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie von jedem Ort mit Internetanschluss bedingt sein, außerdem möglicherweise durch die geringen Kosten sowie die zumeist im Internet gewährte Anonymität (Andersson & Carlbring, 2003; Zabinski, Celio, Wilfley & Taylor, 2003). Aus diesen Gründen erscheinen webbasierte Interventionen besonders geeignet für den Essstörungsbereich, da nur wenige Personen mit AN und BN evidenzbasierte Behandlung für ihre psychischen Probleme in Anspruch nehmen (Hoek & van Hoeken, 2003; siehe Abschnitt 3.2). Außerdem scheint eine „face-to-face“-Behandlung für viele Betroffene hinsichtlich des hohen Ausmaßes an Scham (Becker et al., 2010; Evans et al., 2011) bzw. der großen Sorge vor einer nicht nur angenommenen, sondern auch tatsächlich in der Gesellschaft existierenden Stigmatisierung von Essstörungen (Crisp, 2005; Stewart, Keel & Schiavo, 2006) nicht immer das optimale Setting für ein Angebot zur Steigerung der Änderungsmotivation darzustellen. Online-Interventionen könnten aufgrund ihrer Niedrigschwelligkeit durch die Möglichkeit, anonym zu bleiben, sowie den einfachen Zugang Chronifizierungen vorbeugen und durch frühzeitiges Intervenieren Therapieausgänge verbessern (Reas et al., 2000). Hinzu kommt, dass sich AN und BN überwiegend während der Adoleszenz bzw. des frühen Erwachsenenalters manifestieren (Keski-Rahkonen et al., 2007; 2009), einer Altersgruppe, für die sich – möglicherweise aufgrund ihres gewohnheits- und regelmäßigen Gebrauchs des Internets (van Eimeren & Frees, 2011) – besonders starke Effekte bezüglich web-basierter Interventionen nachweisen lassen (Barak et al., 2008). Für den Essstörungsbereich sind bereits einige solcher Angebote zur Behandlung der BN (Nevonen, Mark, Levin, Lindström & Paulson-Karlsson, 2006; Ruwaard et al., 2012; Sánchez-Ortiz et al., 2011), von Essstörungen allgemein (ter Huurne, Postel, de Haan, Drossaert & DeJong, 2013), als Unterstützung für Angehörige von Betroffenen mit AN (Grover et al., 2011), im Rahmen von Präventionsprogrammen (Beintner, Jacobi & Taylor, 2012; Jacobi et al., 2007) sowie zur Nachsorge nach abgeschlossender Behandlung (Gulec et al., 2011) mit moderaten bis großen Effekten der Behandlung evaluiert worden. Auch zur Steigerung der Änderungsmotivation wurde bereits ein internetbasiertes Selbsthilfe-Programm für Betroffene mit Essstörungen entwickelt 23 Das Internet als Versorgungsansatz (Leung, Ma & Russell, 2012), dessen Ergebnisse auf mögliche positive Effekte hinweisen. Jedoch wurde in dieser Studie kein randomisiert-kontrolliertes Design eingesetzt, was somit aufgrund der fehlenden Kontrollgruppe keine Rückschlüsse auf Kausalitäten erlaubt. Eine randomisiert-kontrollierte Überprüfung von Programmen zur Steigerung der Änderungsmotivation existiert bisher lediglich für das „face-to-face“Setting (z. B. Allen et al., 2012; siehe Abschnitt 5.1). Leung et al. (2012) haben zusätzlich bestimmte, sich in der Forschung als wichtig herausgestellte Charakteristika in der Gestaltung ihres Programms ausgelassen, beispielsweise die Anwendung von individualisiertem Feedback. Außerdem hatten ihre Teilnehmer die Wahl zwischen verschiedenen Modulen, welche nach eigenem Ermessen durchlaufen oder ausgelassen werden konnten, so dass kein standardisierter Ablauf für alle Versuchspersonen gewährleistet war. Um diese Forschungslücke zu schließen, wäre ein Online-Programm zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Esssstörungen im randomisiertkontrollierten Versuchsdesign wünschenswert, was zusätzlich wichtige Erkenntnisse bisheriger Forschung wie z. B. den Einsatz individualisierten Feedbacks berücksichtigt. 24 Fragestellung 7. Fragestellung Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit bestand in der Evaluation eines OnlineProgramms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen, die Symptome einer AN oder BN aufweisen, im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie. „ESSKIMO“ („Klärendes Internetprogramm zur Steigerung der Veränderungsmotivation bei Essstörungen“) orientiert sich in seiner Konzeption an bisherigen Forschungsergebnissen (siehe Abschnitt 6) und basiert inhaltlich auf dem TTM sowie MI (siehe Abschnitt 4 und 5). Die Untersuchungs-Hypothese bestand dabei voranging in der Vermutung, dass (1) die Intervention „ESS-KIMO“ vom Prä- zum PostMesszeitpunkt mit einem stärkeren Anstieg in der Änderungsmotivation einhergeht als dies für die Warte-Kontroll-Bedingung erwartet wurde. Außerdem wurde angenommen, dass (2) die Interventionsgruppe einen deutlicheren Rückgang in der EssstörungsSymptomatik und einen größeren Anstieg in Selbstwertgefühl sowie Selbstwirksamkeit aufweisen würde als die Kontrollgruppe. Dafür wurden zunächst zwei Vorarbeiten durchgeführt. Diese verfolgten zum einen das Ziel der Überprüfung, inwiefern sich Betroffene mit Essstörungen in ihren individuellen Lebenszielen von denen gesunder Personen unterscheiden. Es sollte explorativ untersucht werden, ob sich Patientinnen mit AN und BN von einer gesunden Kontrollgruppe bezüglich (1) der Art bzw. Inhalte ihrer expliziten Lebensziele, (2) der Rolle von Konflikten unter diesen bzw. der gegenseitigen Förderlichkeit dieser sowie (3) der Zielumsetzung unterscheiden. Zum anderen sollte vorab ein systematischer Überblick über bereits vorhandene Messinstrumente zur Erfassung der Änderungsmotivation bei AN und BN erstellt werden sowie eine kritische Würdigung dieser erfolgen, um die Auswahl eines solchen Messinstruments für spezifische Forschungsfragen zu erleichtern. 25 Publikationen 8. Publikationen 8.1. Artikel 1 Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörries, A., von Brachel, R., Braks, K., Huber, T. J. & Vocks, S. (2012). Explizite Lebensziele von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa. Verhaltenstherapie, 22, 173-180. DOI:10.1159/000341538 Zusammenfassung Hintergrund: Die Identifizierung und Förderung expliziter Ziele hat sich in der Forschung für die Behandlung verschiedener Patientengruppen als hilfreich erwiesen. Hierbei sind insbesondere potenzielle Auswirkungen von Lebenszielen auf die Psychopathologie bzw. psychische Gesundheit sowie auf die Therapiemotivation zu nennen. Die Rolle individueller Lebensziele ist für Frauen mit Essstörungen bisher allerdings nicht untersucht worden, weshalb die vorliegende Studie diese Forschungslücke schließen möchte und Lebensziele bei Frauen mit Anorexia nervosa (AN) und Bulimia nervosa (BN) untersucht. Methoden: Patientinnen mit AN (n = 27) und BN (n = 20) sowie gesunde Kontrollprobandinnen (n = 56) bearbeiteten eine idiographisch orientierte Frage bezüglich ihrer expliziten Lebensziele. Die Striving Instrumentality Matrix wurde zur Messung von Zielkonflikten bzw. der Instrumentalität eigener Ziele eingesetzt. Mit einer Kurzversion des Inkongruenzfragebogens wurde das Ausmaß der Zielumsetzung erfasst. Ergebnisse: Patientinnen mit AN und BN verfolgen im Wesentlichen die gleichen Ziele wie gesunde Kontrollprobandinnen. Obwohl Frauen mit Essstörungen ihren Zielen eine höhere Instrumentalität zuschrieben als gesunde Frauen (p < 0,001), wiesen sie deutlich Defizite in der Umsetzung motivationaler Ziele auf (p < 0,001). Schlussfolgerungen: Mögliche Ursachen dafür, dass Patientinnen mit AN und BN den Einfluss ihrer Ziele untereinander förderlicher beurteilten als gesunde Frauen, werden diskutiert. Da Patientinnen mit Essstörungen deutliche Defizite in der Umsetzung ihrer Ziele aufwiesen, sollte insbesondere die Realisierung persönlicher Ziele in der Behandlung von Essstörungen stärker gefördert werden. Schlüsselwörter: Essstörung, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Ziele, Explizite Ziele, Lebensziele, Zielkonflikte. 26 Das Internet als Versorgungsansatz Summary Explicit Life Goals of Patients with Anorexia and Bulimia nervosa Background: Identifying and promoting explicit goals have proven helpful in the treatment of different groups of patients. Especially the potential impact of life goals on psychopathology or mental health and their effects on treatment motivation deserve to be recognized. However, the relevance of individual goals for women with eating disorders is yet to be studied. Therefore, this study examines explicit goals of female patients with anorexia nervosa (AN) and bulimia nervosa (BN). Methods: Inpatients with AN (n = 27) and BN (n = 20) as well as healthy women (n = 56) worked on an idiographically oriented question concerning their goals in life. The Striving Instrumentality Matrix was applied to measure conflicts and integration of goals. A short version of the Incongruence Questionnaire was completed to capture goal attainment. Results: Women with AN and BN pursued explicit goals essentially identical to those of healthy participants. Although eating disorder inpatients attributed a higher instrumentality to their goals than healthy females (p < 0.001), they displayed distinct deficits concerning the realization of explicit goals (p < 0.001). Conclusions: Possible causes are discussed for the result that patients with AN and BN, more than healthy women, judged their goals to be mutually supportive of each other. As patients with eating disorders showed distinct deficits concerning the realization of their goals, it would be beneficial to set a clear focus on attaining the patients’ explicit goals in the treatment of eating disorders. Keywords: Eating disorder, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Goals, Explicit goals, Life goals, Conflict of goals. 27 Publikationen 8.2. Artikel 2 Hötzel, K., von Brachel, R., Schloßmacher, L. & Vocks, S. (2013). Assessing motivation to change in eating disorders: A systematic review. Journal of Eating Disorders, 1, 1-9. DOI:10.1186/2050-2974-1-38 Abstract Background. Patients with anorexia and bulimia nervosa are often ambivalent about their eating disorder symptoms. Therefore, a lack of motivation to change is a frequent problem in the treatment of eating disorders. This is of high relevance, as a low motivation to change is a predictor of an unfavourable treatment outcome and high treatment dropout rates. In order to quantify the degree of motivation to change, valid and reliable instruments are required in research and practice. The transtheoretical model of behaviour change (TTM) offers a framework for these measurements. Objective. This paper reviews existing instruments assessing motivation to change in eating disorders. Method. We screened N=119 studies from the databases Medline and Psycinfo found by combinations of the search keywords ‘eating disorder’, ‘anorexia nervosa’, ‘bulimia nervosa’, ‘motivation’, ‘readiness to change’, ‘assessment’, ‘measurement’, and ‘questionnaire’. Results. Ultimately, n=15 studies investigating psychometric properties of different assessment tools of motivation to change in eating disorders were identified. Reviewed instruments can be divided into those assessing the stages of change according to the TTM (6 instruments) and those capturing decisional balance (3 instruments). Overall, the psychometric properties of these instruments are satisfactory to good. Discussion. Advantages, disadvantages, and limitations of the reviewed assessment tools are discussed. So far, the TTM provides the only framework to assess motivation to change in eating disorders. Keywords: Anorexia nervosa, assessment, bulimia nervosa, interview, motivation to change, questionnaire. 28 Publikationen 8.3. Artikel 3 Hötzel, K., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2013). An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomized-controlled trial. Psychological Medicine, 16, 1-17. DOI:10.1017/S0033291713002481 Abstract Background: Previous research has demonstrated an association between low motivation to change and an unfavorable treatment outcome in patients with an eating disorder. Consequently, various studies have examined the effects of motivational enhancement therapy (MET) on motivation to change and treatment outcome in eating disorders. In each of these studies, MET was administered in a face-to-face setting. However, due to its anonymity and ease of access, the internet provides several advantages as the format for such an intervention. Therefore, the current study investigated the effects of an internet-based program (‘ESS-KIMO’) to enhance motivation to change in eating disorders. Methods: In total, n=212 females were accepted for participation and were randomly assigned to the intervention condition (n=103) or waiting-list control condition (n=109). The intervention consisted of six online MET sessions. Before and after the intervention or waiting period, respectively, participants completed the Eating Disorder Examination-Questionnaire, the Stages of Change-Questionnaire for Eating Disorders, the Pros and Cons of Eating Disorders Scale, the Self-Efficacy Scale, and the Rosenberg Self-Esteem Scale. A total of n=125 participants completed the assessment at post-treatment. Completer analyses and intentto-treat analyses were performed. Results: Significant Group by Time interactions were found, indicating a stronger increase in motivational aspects and self-esteem as well as a stronger symptom reduction on some measures from pre- to post-treatment in the intervention group compared to the control group. Conclusions: Internet-based approaches can be considered as useful for enhancing motivation to change in eating disorders and for yielding initial symptomatic improvement. Keywords: Anorexia nervosa, bulimia nervosa, internet intervention, motivation to change, motivational interviewing. 29 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort 9. Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort Ausgangspunkt für die vorliegende Untersuchung war die Frage nach der Effektivität eines Online-Programms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Symptomen einer Essstörung. Dafür wurden zunächst zwei Vorarbeiten durchgeführt, zum einen zur Bedeutung von Lebenszielen für Patientinnen mit AN sowie BN, zum anderen eine systematische Überblicksarbeit zu Messinstrumenten für die Erfassung der Änderungsmotivation bei Essstörungen. Im Folgenden sollen zunächst die wichtigsten Ergebnisse der in die Dissertationsschrift eingegangenen Arbeiten zusammengefasst werden. Dem schließt sich eine integrierende Diskussion derselben an, in welcher Implikationen sowie offene Fragestellungen für zukünftige Forschungsarbeiten abgeleitet werden. 9.1. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse In Studie 1 wurde explorativ die Rolle individueller Lebensziele für Frauen mit AN (n=27) und BN (n=20) untersucht. Es zeigte sich, dass Betroffene mit Essstörungen bezüglich der Inhalte im Wesentlichen die gleichen expliziten Ziele verfolgen wie gesunde Kontrollpersonen (n=56). Bezüglich der gegenseitigen Förderlichkeit bzw. Konflikthaftigkeit der Ziele ließ sich für keine der Gruppen eine konflikthafte Zielstruktur finden. Sowohl die Patientinnen als auch die gesunden Frauen gaben an, ihre Ziele als gegenseitig förderlich zu erleben. Patientinnen mit AN und BN berichteten dabei, ihre Ziele untereinander sogar als förderlicher zu erleben als dies bei der gesunden Kontrollgruppe der Fall war. Was die Realisierung individueller Ziele betrifft, zeigte sich, dass es Patientinnen mit AN und BN weniger gut als gesunden Kontrollprobandinnen gelingt, ihre expliziten Ziele zu realisieren. Sowohl in den Annnährungs- als auch Vermeidungszielen wiesen sie Defizite bei der Umsetzung, d. h. größere Inkongruenz, auf. Die zweite Arbeit verfolgte das Ziel, einen Überblick über aktuelle Messinstrumente zur Erfassung der Änderungsmotivation bei AN sowie BN zu geben und diese kritisch zu beleuchten. Insgesamt wurden 15 Studien zu neun unterschiedlichen Messinstrumenten in die Überblicksarbeit einbezogen, wobei sechs der Instrumente die Stufen der Veränderung nach dem TTM erfassen und drei die 30 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort ebenfalls im TTM beschriebene „Decisional Balance“. Außerdem lassen sich die Formate Fragebogen und Interview voneinander abgrenzen. Die psychometrischen Eigenschaften der gefundenen Messinstrumente sind befriedigend bis gut. Die Fragebögen „Readiness and Motivation Questionnaire“ (RMQ; Geller et al., 2013), „Anorexia Nervosa Stages of Change Questionnaire“ (ANSOCQ; Rieger et al., 2000, 2002), „Bulimia Nervosa Stages of Change Questionnaire“ (BNSOCQ; Martínez et al., 2007), „Eating Disorders Stage of Change Questionnaire“ (EDSOCQ; Ackard, Croll, Richter, Adlis & Wonderlich, 2009; deutsche Version: von Brachel et al., 2012) und „Motivational Stages of Change for Adolescents Recovering from an Eating Disorder“ (MSCARED; Gusella, Butler, Nichols & Bird, 2003b) sowie das Interview „Readiness and Motivation Interview“ (RMI; Geller & Drab, 1999; Geller et al., 2001a) erfassen die Stufen oder Stadien der Veränderung. Die „Decisional Balance“ wird dagegen ausschließlich mit Fragebögen quantifiziert, nämlich der „Decisional Balance Scale for Anorexia Nervosa“ (DB; Cockell, Geller & Linden, 2002, 2003), der „Pros and Cons of Anorexia Nervosa“ (P-CAN; Serpell, Neidermann, Haworth, Emmanueli & Lask, 2003; Serpell, Teasdale, Troop & Treasure, 2004) und der „Pros and Cons of Eating Disorders Scale“ (P-CED; Gale, Holliday, Troop, Serpell & Treasure, 2006; deutsche Version: von Brachel et al., submitted). Bei den Instrumenten zur Erfassung der Stufen der Veränderung lassen sich zusätzlich solche unterscheiden, welche eine globale Erfassung der Motivation vornehmen, und solche, welche für die verschiedenen Symptombereiche unterschiedliche motivationale Stadien messen. Während RMI, RMQ, ANSOCQ, BNSOCQ und EDSOCQ eine symptomspezifische Messung vornehmen, erfasst der MSCARED die Änderungsmotivation global und ordnet ein Indiviuum als Ganzes nur einer motivationalen Stufe zu. Bezüglich des primären Ziels der vorliegenden Dissertation sollte die Effektivität eines Online-Programms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Symptomen einer Essstörung untersucht werden. Hierzu wurden Prä-PostVeränderungen in einem randomisiert-kontrollierten Versuchsdesign mit WarteKontrollgruppe evaluiert. Die primäre Hypothese, dass die Intervention „ESS-KIMO“ zu einem größeren Anstieg der Veränderungsmotivation in der Interventions- (n=49) im Vergleich zur Warte-Kontrollgruppe (n=76) führt, ließ sich bestätigen. So konnte auf dem Stages of Change Questionnaire for Eating Disorders (SOCQ-ED; von Brachel et 31 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort al., 2012) ein signifikant größerer Anstieg in der Motivation, die Angst vor dem Dickwerden (SOCQ-ED 2) sowie die Beschäftigung mit Essen und Gewicht zu verringern (SOCQ-ED 4), an Problemzonen des Körpers zuzunehmen (SOCQ-ED 6) und das Diät halten aufzugeben (SOCQ-ED 10), für die Interventions- verglichen mit der Kontrollbedingung verzeichnet werden. Gleichzeitig zeigte sich auf dem P-CED (von Brachel et al., submitted) von der Prä- zur Post-Messung ein signifikant stärkerer Anstieg in der Zustimmung mit den Contra-Argumenten bei Probandinnen, die am „ESS-KIMO“-Programm teilnahmen, im Vergleich zu denen, die sich auf der Warteliste befanden. Auch die Sekundär-Hypothese, dass „ESS-KIMO“ im Vergleich zur WarteKontrollgruppe zu einer größeren Symptomreduktion sowie einer Erhöhung des Selbstwertgefühls und der Selbstwirksamkeit führt, konnte überwiegend bestätigt werden. So zeigten Probandinnen der Interventionsgruppe nach dem Durchlaufen des Programms bezüglich der Symptomschwere signifikant geringere Werte auf der Subskala „Restraint“ des Eating Disorder Examination-Questionnaire (EDE-Q; Fairburn, 2008; Fairburn & Beglin, 1994; Hilbert & Tuschen-Caffier, 2006) und signifikant höhere Werte für das Selbstwertgefühl gemessen mit der Rosenberg SelfEsteem Scale (RSES; Rosenberg, 1965; von Collani & Herzberg, 2003). Keine Gruppenunterschiede ergaben sich dagegen – entgegengesetzt der Hypothese – für die Selbstwirksamkeit auf der Self-Efficacy Scale (SES; Schwarzer & Jerusalem, 1999). In den zusätzlich durchgeführten „Intent-to-Treat“-Analysen blieben erwartungsgemäßig nicht alle dieser Ergebnisse bestehen. Jedoch konnte auch hier der signifikante Anstieg in der Motivation, eine Gewichtszunahme an Problemzonen des Körpers zu tolerieren (SOCQ-ED 6), sowie die signifikant größere Erhöhung des Selbstwertgefühls in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Zusätzlich ergab sich für fast alle untersuchten Variablen ein signifikanter Haupteffekt der Zeit. Bezüglich der Dropout-Rate wurde ein prozentualer Anteil von 41% (n=87) verzeichnet, wobei mit 54 Probandinnen der Interventionsgruppe (52%) und 33 der Warte-Kontrollgruppe (30%) signifikant mehr Versuchspersonen der Interventionsgruppe vorzeitig das Programm abbrachen. 32 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort 9.2. Diskussion der Ergebnisse und Ausblick Bezüglich der ersten Studie erscheint das Ergebnis, dass sich Frauen mit Essstörungen nicht in der Art der von ihnen verfolgten Ziele von gesunden Frauen unterscheiden, in gewisser Hinsicht überraschend. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Essstörungen die Umsetzung bestimmter Ziele wie beispielsweise eine Familiengründung aufgrund der eingeschränkten Fertilitiät erschweren können und teilweise sogar einen tödlichen Verlauf nehmen (Nielsen, 2001; Abschnitt 3.1), wäre ein anderes Ergebnis zu erwarten gewesen. Möglicherweise sind den Betroffenen diese Zusammenhänge bzw. Konsequenzen nicht bewusst oder eine Beschäftigung mit ihnen wird absichtlich vermieden, um ein Inkongruenz-Erleben zu verhindern. In diesem Fall könnten an das MI (Miller & Rollnick, 2002) und seine Abwandlungen angelehnte Techniken hilfreich sein, um ein Problembewusstsein für das dysfunktionale Verhalten zu fördern, auf ZielDiskrepanzen hinzuweisen und hierdurch die Motivation für eine Veränderung der Essstörungssymptomatik zu stärken. Die möglicherweise eingeschränkte Wahrnehmung dieser Diskrepanzen könnte auch das Ergebnis bezüglich der zweiten Fragestellung zur gegenseitigen Förderlichkeit bzw. Behinderung expliziter Ziele erklären, da Frauen mit Essstörungen ihre Lebensziele als förderlicher füreinander wahrnehmen als gesunde Probandinnen. Dieses Ergebnis widerspricht anderen Untersuchungen, in denen eine hohe Förderlichkeit der Ziele untereinander mit hoher psychischer Gesundheit assoziiert war (Hoyer, 1992). In die Studie von Hoyer (1992) wurden allerdings keine Probanden mit Essstörungen, sondern Alkoholiker verschiedener Abstinenzstadien und psychosomatisch Erkrankte sowie Unfallpatienten einbezogen, was den Unterschied erklären könnte. Das in der vorliegenden Arbeit gefundene Ergebnis mag auch mit dem häufig von den Patientinnen genannten Ziel „Überwindung der Essstörung“ einhergehen, welches sich vermutlich förderlich auf alle anderen geäußerten Ziele auswirkt. Als Einschränkung im Zusammenhang mit diesem Befund sei jedoch auch angemerkt, dass die vorliegende Studie nur die Rolle expliziter Ziele untersucht, wobei auch implizite Ziele und deren Konflikte eine wichtige Rolle für motivationale Prozesse spielen (Michalak, Heidenreich & Hoyer, 2011). Das hier gefundene Ergebnis zur berichteten Förderlichkeit expliziter Ziele könnte demnach durch nicht erfasste, implizite Ziele beeinflusst sein. Somit liegt eine wichtige offene Forschungsfrage darin, welche Rolle 33 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort implizite Ziele bei Frauen mit Essstörungen im Kontrast zu den hier untersuchten expliziten Zielen spielen. Derartige Ergebnisse könnten möglicherweise hier gefundene, zunächst widersprüchlich erscheinende Befunde erklären. Der Befund, dass Frauen mit Essstörungen ihre expliziten Ziele weniger gut realisieren können als Gesunde, steht im Einklang mit bisherigen Forschungsergebnissen (Grosse Holtforth, Reubi, Ruckstuhl, Berking & Grawe, 2004) sowie der Konsistenztheorie nach Grawe (1998, 2004). So weisen Patientengruppen generell höhere Inkongruenz-Werte auf als gesunde Kontrollpersonen. Auch wird der unzureichenden Realisierung von Zielen in der Konsistenztheorie eine wichtige Bedeutung bei der Entwicklung psychischer Störungen zugeschrieben (Grawe, 1998). Gleichzeitig erscheint dieses Ergebnis jedoch widersprüchlich dazu, dass Patientinnen mit Essstörungen ihre Ziele als sehr förderlich füreinander beschreiben. Dieser Widerspruch bestätigt möglicherweise wiederum den Verdacht des Einflusses impliziter Ziele, der in zukünftigen Forschungsarbeiten zusätzlich kontrolliert werden sollte, um weiterführende Aussagen zu treffen. Die zweite Untersuchung betreffend lassen sich u. a. Schlussfolgerungen ziehen, welche Instrumente für welche wissenschaftlichen oder praktischen Zwecke besonders geeignet sind. In der Literatur scheint mittlerweile ein weitgehender Konsens darüber zu bestehen, dass eine spezifische Erfassung unterschiedlicher Symptombereiche einer psychischen Erkrankung – nicht nur im Bereich der Essstörungen – einer globalen Erfassung gegenüber als generell überlegen angesehen wird (z. B. Dunn, Neighbors & Larimer, 2003). Da sich bespielsweise für die Aufgabe der Essanfälle eine hohe, für die Beendigung des restriktiven Essverhaltens dagegen eine niedrige Motivation finden ließ (Geller et al., 2008; Perkins et al., 2007), vermag eine globale Erfassung der Änderungsmotivation bezogen auf die Essstörung als Ganzes den Sachverhalt nicht adäquat abzubilden. So konnte dementsprechend gezeigt werden, dass eine symptomspezifische Messung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Symptomen einer Bulimie mehr Varianz aufgeklärt als eine globale Erfassung (Dunn et al., 2003). In zukünftigen Studien sollte deshalb der Einsatz symptomspezifischer Messinstrumente bevorzugt werden. Auf globale sowie essstörungsunspezifische Fragebögen wie die 34 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort URICA sollte in Zukunft nach Möglichkeit zur Erfassung der Änderungsmotivation im Essstörungsbereich verzichtet werden. Obwohl symptomspezifische Instrumente der globalen Erfassung gegenüber überlegen sind und dementsprechend neuere Messinstrumente auch zunehmend symptomspezifisch konzipiert sind, lässt sich häufig eine unzulängliche Umsetzung dieses Grundgedankens bei den Testauswertungen finden. Obwohl der ANSOCQ und BNSOCQ unterschiedliche Dimensionen der AN bzw. BN erfassen, werden die unterschiedlichen Symptomdomänen nicht separat voneinander betrachtet. Stattdessen wird – konträr zur theoretischen Konzeption – ein Summenwert über alle Symptombereiche hinweg gebildet, so dass der Gesamtwert im Ergebnis dem, mit einem globalen Messinstrument erhobenen, Wert entspricht. Eine Auswertung auf Einzelitem-Ebene würde dagegen eher der theoretischen Fundierung entsprechen, wie es eher im EDSOCQ (Ackard et al., 2009) oder der zugehörigen deutschsprachigen Version (von Brachel et al., 2012) vorgeschlagen wird. Zwei diesbezüglich als besonders positiv hervorzuhebende Messinstrumente sind das RMI und der RMQ aus der Arbeitsgruppe von Geller et al. (2001a; 2013), da sich hier durch die Erfassung jedes Symptombereichs anhand mehrerer Items Subskalen bilden lassen, was wiederum u. a. die Bestimmung der internen Konsistenz erlaubt. Zur Abwägung von Fragebögen versus Interviews ist zu sagen, dass Fragebögen eine sehr ökonomische und reliable Art der Messung ermöglichen, die einfach ohne viel Übung oder zeitlichen Aufwand einzusetzen ist. Außerdem stellt diese Form der Selbsteinschätzung für bestimmte Studien die einzige durchführbare Option zur Erhebung von Daten dar, wie beispielsweise für die online und anonym durchgeführte, primäre Untersuchung dieser Dissertation. Trotzdem bieten Interview-Verfahren wie das RMI gewisse Vorzüge gegenüber der Anwendung von Fragebögen, insbesondere bezüglich der Validität bei Patientinnen mit AN und BN, da sich die für Essstörungen typische Ambivalenz dort am stärksten abbilden lässt (von Wietersheim & Hoffmann, 2011). Der Einsatz von Fragebögen ist darüber hinaus aufgrund einer möglicherweise zu starken Standardisierung der komplexen Problematik der Änderungsmotivation im Essstörungsbereich kritisiert worden (Sullivan & Terris, 2001). Um möglichen Missverständnissen bei der Beantwortung eines Fragebogens vorzubeugen und gleichzeitig ein klinisches Urteil im direkten Kontakt mit dem Patienten zu bilden, 35 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort stellen Interviewverfahren die Methode der Wahl dar, die sich jedoch nicht in allen Kontexten, wie z. B. „ESS-KIMO“, realisieren lässt. Bezüglich der hier aufgeführten Messinstrumente zur Erfassung der Stufen der Veränderung sowie der „Decisional Balance“ sei letztlich angemerkt, dass sie allesamt auf dem TTM basieren und dieses Modell auch kritisiert wurde (z. B. Wilson & Schlam, 2004; siehe Abschnitt 4.1). Sollte sich das TTM in zukünftigen Forschungsarbeiten trotz bisheriger empirischer Untermauerung (z. B. Norcross et al., 2011) als ungültig erweisen und verworfen werden, wären auch die auf ihm basierenden Messinstrumente unbrauchbar. Momentan ist es jedoch in der klinisch-psychologischen Forschung das einzige Modell, welches als theoretischer Rahmen zur Erfassung der Änderungsmotivation fungiert. Es lassen sich in der aktuellen Literatur keine vergleichbaren Alternativen zum TTM finden. Daher wäre es wünschenswert, TTMunabhängige Verfahren zur Erfassung der Änderungmotivation zu entwickeln. Der momentanen Alleinstellung des TTM mit seinem kategorialen Ansatz sollte zur Weiterentwicklung der klinisch-psychologischen Forschung im Bereich der Änderungsmotivation möglicherweise ein dimensionaler Ansatz gegenübergestellt werden. Konsequenter Weise könnten dann auf diesem basierend neue Messinstrumente entwickelt werden, mittels derer keine Eingruppierung in unterschiedliche Stufen bzw. Kategorien vorgenommen wird, sondern Individuen auf einem Kontinuum hinsichtlich der Ausprägung ihrer Änderungsmotivation eingeordnet werden. Die primäre Fragestellung dieser Dissertation betreffend ist zu sagen, dass sich beide Hypothesen weitestgehend bestätigen ließen. Ein über das Internet angebotenes Programm zur Steigerung der Änderungsmotivation stellt somit einen geeigneten Ansatz dar, um eine Motivationssteigerung bei Frauen mit Symptomen einer Essstörung zu erzielen. Besonders hinsichtlich der großen Bedeutung einer hohen Änderungsmotivation für diverse Therapie-Outcome-Maße (z. B. Bewell & Carter, 2008; siehe Abschnitt 4) und hinsichtlich der kaum vorhandenen Inanpruchnahme einer Behandlung (Keski-Rahkonen et al., 2007; 2009; siehe Abschnitt 3.2) stellt dieser Befund ein vielversprechendes Ergebnis dar, um von Essstörungen Betroffene auf einem niederschwelligen Level und bei geringem Zeit- sowie Kostenaufwand zu erreichen. 36 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort Eine größere Zustimmung zu den Contra-Argrumenten, welche gegen die Essstörung sprechen, war ein weiteres Resultat der Intervention, was sich in der Vergangenheit als mit einem Voranschreiten von der „Precontemplation“- in die „Contemplation“-Phase im Zusammenhang stehend erwiesen hat (Rieger et al., 2002). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass „ESS-KIMO“ insbesondere für den „Einstieg“ in eine Behandlung bzw. Veränderung der Symptomatik effektiv ist, da sich Betroffene zu diesem Zeitpunkt zumeist in den früheren Phasen der Veränderung nach dem TTM befinden. Dass in der vorgelegten Studie bezüglich der Pros der Essstörung keine Veränderung gefunden wurde, entspricht bisherigen Forschungsergebnissen, in welchen sich die positiven Konsequenzen der Essstörung von der Phase der „Precontemplation“ zur Phase der „Contemplation“ nicht veränderten (Cockell et al., 2003). Jedoch scheint eine Verringerung in den wahrgenommenen positiven Aspekten der Essstörung mit dem Voranscheiten in die „Action“-Phase in Verbindung zu stehen (Rieger et al., 2002), was nach dem erfolgreichen Herstellen der „Contemplation“- und „Preparation“-Phase den nächsten Schritt darstellt. Demnach liegt eine weitere Herausforderung nach den Ergebnissen dieser Studie in der Entwicklung von Interventionen, welche die positiven oder als förderlich erlebten Aspekte einer Essstörung zu reduzieren vermögen. Solche Ansätze für AN und BN zusammenzutragen bzw. zu evaluieren erscheint ausbaufähig. Das Ergebnis, dass bezüglich der Selbstwirksamkeit kein Unterschied zwischen den Gruppen gefunden wurde, könnte in der Wahl des Messinstruments begründet sein. Da die eingesetzte SES Selbstwirksamkeit auf eine globale Art erfasst, könnte sich hier dasselbe methodische Problem ergeben haben, wie es bereits oben für die Erfassung der Änderungsmotivation diskutiert wurde (Ochsner, Scholz & Hornung, 2013). So ist es möglich, dass sich spezifische Änderungen in unterschiedlichen Bereichen der Selbstwirksamkeit durch die globale Erfassung nicht in der SES abgezeichnet haben. Die Notwendigkeit der Optimierung der Erfassung von Selbstwirksamkeit sei daher in diesem Zusammenhang angemerkt. Der in dieser Studie verfolgte Ansatz einer globalen Erfassung von Selbstwirksamkeit mag Veränderungen in spezifischen Bereichen „übersehen“. Der zukünftige Einsatz einer modifizierten Skala, in welcher die Selbstwirksamkeit für unterschiedliche Lebensbereiche separat erfasst wird, wäre daher ratsam. 37 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort Dass sich außerdem für fast alle Outcome-Maße ein signifikanter Haupteffekt des Faktors Zeit zeigte, deutet darauf hin, dass sich sowohl die Experimental- als auch die Kontrollgruppe signifikant vom Prä- zum Post-Messzeitpunkt verbessert hat. Effekte dieser Art ergaben sich ebenfalls in anderen Studien zu motivationssteigernden Interventionen bei Essstörungen im „face-to-face“-Setting (siehe Abschnitt 5.1), was beispielsweise von Geller et al. (2011) auf die Eingangsdiagnostik zur Erfassung der Änderungsmotivation zurückgeführt wurde. So könnte bereits die Diagnostik einen förderlichen Einfluss auf die Änderungsmotivation haben, da sie möglicherweise einen ähnlichen Effekt wie bestimmte, motivationssteigernde Intervention bewirkt. Das Ausfüllen des P-CED beispielsweise weist gewisse Ähnlichkeiten zu der zweiten „ESSKIMO“-Sitzung auf, in welcher die Pros und Contras der Essstörung gegeneinander abgewogen werden und ein Brief an die Essstörung als „Freundin“ bzw. „Feindin“ formuliert wird. Eine weitere mögliche Ursache für die signifikanten Haupteffekte des Faktors Zeit könnte in Erwartungseffekten der Kontrollgruppe liegen, da bereits die Erwartung von anstehender Hilfe Symptome zu lindern vermag (Colloca & Miller, 2011). Demnach könnte bereits das Wissen um das bald beginnende Online-Programm und die damit verbundene, nahende Hilfe zu einer Verbesserung der Post-OutcomeMaße bei den Kontrollprobandinnen geführt haben. In den aufgrund der hohen Dropout-Rate durchgeführten „Intent-to-Treat“Analysen verfehlten einige der in den Completer-Analysen signifikanten Ergebnisse das Signifikanzniveau. Dies war zu erwarten, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die „Last-Value-Carried-Forward“-Methode eingesetzt wurde. Da die letzten erfassten Werte im Fall von Dropouts die zum Prä-Zeitpunkt erhobenen Daten waren und diese für 41% der Probandinnen eingesetzt werden mussten, ist davon auszugehen, dass die „Intent-to-Treat“-Ergebnisse deutlich niedrigere Effekte aufweisen als sie möglicherweise tatsächlich vorhanden sind. Beispielsweise ist nicht auszuschließen, dass die Teilnehmerinnen mehr profitiert haben als sich dies in den Auswertungen abzeichnet und sie möglicherweise nur soviel des Angebots in Anspruch genommen haben, wie sie subjektiv für ausreichend ansahen. In dem Zusammenhang sei auch angemerkt, dass hohe Dropout-Raten in der Behandlung von Essstörungen allgemein bekannt sind (Bandini et al., 2006; DeJong et al., 2012) und zusätzlich für Internetbehandlungen 38 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort Dropout-Raten zwischen 1% und 81% verzeichnet wurden (Christensen, Griffiths & Farrer, 2009; Eysenbach, 2005; Melville, Casey & Kavanagh, 2010). Dennoch veranschaulicht dies, dass die hohe Dropout-Rate zu einer deutlichen Einschränkung der vorliegenden Studie führt. Eine wichtige Forschungsfrage, welche sich demnach aus der vorliegenden Arbeit ableiten lässt, besteht in der Analyse und Reduktion des Dropouts bei Interventionen in der Art von „ESS-KIMO“. Die Ermittlung von Prädiktoren für Completer und Non-Completer würde eine Anpassung des Angebots an für Dropout gefährdetere Personen ermöglichen und könnte somit Programmabbrüchen entgegen wirken. Eine bereits durchgeführte Analyse dieser zwei Gruppen aus „ESS-KIMO“ bietet bereits erste Ergebnisse diesbezüglich (von Brachel et al., in revision). So wurden mögliche Effekte von Symptomschwere, depressiver Stimmung, Veränderungsmotivation und dem Alter der Teilnehmerinnen auf den Dropout analysiert. Den Ergebnissen zufolge ist die Wahrscheinlichkeit eines Dropouts signifikant erhöht, wenn höhere Werte auf der EDE-Q-Subskala „Shape Concerns“, eine höhere Frequenz von Essanfällen sowie Erbrechen und höhere Depressions-Werte vorliegen. Der Befund, dass eine ausgeprägtere Essstörungssymptomatik prädiktiv ist für die Dropout-Wahrscheinlichkeit, entspricht dabei sowohl bisherigen Untersuchungsergebnissen aus dem „face-to-face“-Setting (Kahn & Pike, 2001; Zeeck, Hartmann, Buchholz & Herzog, 2005) als auch dem Online-Kontext (ter Huurne et al., 2013). Für den prädiktiven Wert von depressiver Stimmung auf den Dropout lassen sich im „face-to-face“-Setting ebenfalls ähnliche Ergebnisse finden (Mussell & Mitchell, 2000; Steel et al., 2000), während die Befunde für den Online-Bereich gemischter scheinen (Paxton, McLean, Gollings, Faulkner & Wertheim, 2007; Robinson & Serfaty, 2008; ter Huurne et al., 2013). Kein Effekt hingegen zeigte sich in der Dropout-Analyse des „ESS-KIMO“-Programms für die zur Prä-Messung erhobene Änderungsmotivation, obwohl sich diese im „face-to-face“-Setting überwiegend als ein stabiler Prädiktor erwiesen hat (Geller et al., 2001a; Geller, Drab-Hudson, Whisenhunt & Srikameswaran, 2004; Gowers & Smyth, 2004). Der ebenfalls nicht gefunde Effekt des Alters auf den Dropout dagegen steht wiederum im Einklang mit anderen Untersuchungen, in welchen sich das Alter ebenfalls als kein relevanter Prädiktor herausstellte (Robinson & Serfaty, 2008; ter Huurne et al., 2013). Diesen Ergebnissen entsprechend erscheint es für Entwicklung zukünftiger Online-Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei 39 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort Esssstörungen ratsam, zusätzliche Unterstützung beispielsweise in Form von separaten Programm-Elementen für Teilnehmerinnen mit affektiven Schwierigkeiten sowie besonders stark ausgeprägter Essstörungssymptomatik anzubieten. Auf diese Weise kann die Dropout-Rate vielleicht reduziert und mehr Teilnehmerinnen ein erfolgreiches Abschließen solcher Online-Interventionen ermöglicht werden. Eine weitere Einschränkung der vorliegenden Studie liegt vermutlich darin, dass die gesamte Datenerhebung auf Basis von Selbsteinschätzungen durch das Ausfüllen von Fragebögen erfolgte. Da „ESS-KIMO“ explizit ein niederschwelliges Angebot sein sollte, fand zu keiner Zeit ein persönlicher Kontakt mit den Teilnehmerinnen statt, obwohl z. B. telefonischer Kontakt im Rahmen solcher Programme die Wahrscheinlichkeit eines Dropouts nachweislich reduziert (Wojtowicz, Day & McGrath, 2013). Aus diesem Grund konnte auch keine Diagnose mittels eines strukturierten klinischen Interviews, dem „Gold-Standard“, gestellt werden, obwohl sich eine Diagnosestellung in bisherigen Studien als mit besseren Ergebnissen bei Online-Therapien in Verbindung stehend erwiesen hat (Andersson, Carlbring, Berger, Almlöw & Cuijpers, 2009). Aufgrund der mangelnden Diagnose ist keine klare Unterscheidung zwischen Frauen mit AN, BN und EDNOS möglich, was einerseits im Einklang mit der „transdiagnostischen Perspektive“ (Fairburn et al., 2003; siehe Abschnitt 3.1) steht. Andererseits würde eine Diagnosestellung jedoch auch zu einer präziseren Stichprobenbeschreibung führen, was die Analyse von störungsspezifischen Unterschieden hinsichtlich der Effekte solcher Programme wie „ESS-KIMO“ ermöglichen würde. Gleichzeitig wäre es auf dieser Basis möglich, Sitzungsinhalte nach den unterschiedlichen Bedürfnissen einer AN oder BN auszurichten. So könnten Patientinnen mit AN ein stärkeres Maß an Unterstützung benötigt haben, weil sie generell weniger motiviert zu einer Aufgabe der Symptomatik sind als solche mit BN (Blake et al., 1997). Ebenfalls scheinen für AN und BN unterschiedliche Themen relevant zu sein, wofür die in der Forschung gefundenen, qualitativen Unterschiede in den wahrgenommenen Nutzen und Lasten der unterschiedlichen Essstörungen sprechen. So bewerten von BN Betroffene z. B. als positiv, dass die Essstörung ihnen die Möglichkeit zum Essen ohne zuzunehmen bietet und das Ausfüllen von Langeweile ermöglicht (Serpell & Treasure, 2002), während bei der AN eher das sich beschützt fühlen, Kontrolle zu haben und durch die Essstörung etwas Besonderes zu sein 40 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort hervorgehoben werden (Serpell et al., 1999). Ein Minimum an persönlichem Kontakt durch beispielsweise ein kurzes Telefonat vor der ersten Online-Sitzung, in welchem ein für solche Zwecke angepasstes, diagnostisches Kurzinterview wie das Mini-DIPS (Margraf, 1994) durchgeführt wird, könnte eine valide Diagnosestellung ermöglichen. Weitere offene Fragestellungen für zukünftige Forschungsarbeiten könnten – im Gegensatz zu der Evaluation eines gesamten Programms – u. a. in der Evaluation einzelner Sitzungen bzw. Interventionen liegen. Auch wenn im „face-to-face“-Setting bereits einzelne Sitzungen zur Steigerung der Änderungsmotivation eingesetzt wurden (Gowers & Smyth, 2004), ist eine separate Evaluation solcher Interventionen schwierig, da die Sitzung beispielsweise nicht randomisiert-kontrolliert untersucht wurde, eine weitere Behandlung (z. B. kognitive Verhaltenstherapie) direkt im Anschluss in Anspruch genommen wurde oder die Inhalte dessen, woraus die „motivationssteigernde Intervention“ besteht, sehr unkonkret formuliert sind. Auch wenn das MI eher eine therapeutische Haltung als ein manualisiertes Verfahren darstellt, werden in ihm dennoch konkrete Interventionen vorgeschlagen (Miller & Rollnick, 2002), welche sich voneinander abgrenzen und evaluieren lassen würden. So wäre z. B. zur Optimierung solcher motivationssteigernder Ansätze von großem Nutzen, den alleinigen Einfluss der Thematisierung und Arbeit mit Lebenszielen von Patientinnen mit Essstörungen zu evaluieren. In diesem Zusammenhang wäre bezüglich solcher Programme wie „ESSKIMO“, die aus mehreren Sitzungen bestehen, ebenfalls interessant zu überprüfen, wie sich die Motivation im Verlauf über die verschiedenen Interventionssitzungen hinweg verändert. In bisherigen Studien wurde nur die Änderungsmotivation vor und nach der Intervention betrachtet (z. B. Dean et al., 2008; Geller et al., 2011), jedoch könnten sich möglicherweise nach bestimmten Sitzungen Anstiege bzw. Abfälle in der Motivation ergeben, welche durch die einfache Prä-Post-Messung außer Acht gelassen werden. Es könnte auch sein, dass verschiedene Gruppen von Verläufen existieren. Eine parallel zur vorliegenden Dissertationsschrift begonnene Untersuchung soll diesbezüglich Aufschluss geben (Hirschfeld, Kulewski, von Brachel, Hötzel & Vocks, in prep.). Zusammenfassend und die drei Studien integrierend lässt sich sagen, dass die Arbeit mit persönlichen Lebenszielen zur Steigerung der Änderungsmotivation und das 41 Zusammenfassung, Diskussion, Ausblick und Schlusswort diesbezüglich im MI vorgeschlagene Aufzeigen von Diskrepanzen für Frauen mit Essstörungen von großer Bedeutung ist. Bezüglich der Zielinhalte muss dabei jedoch nicht zwischen Frauen mit Essstörungen und anderen Personengruppen differenziert werden, so dass beim Einsatz von Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation keine womöglich essstörungsspezifischen Lebensziele beachtet werden müssen. Aus diesem Grund konnten in „ESS-KIMO“ u. a. an das MI angelehnte, Lebensziele aufgreifende Techniken ohne besondere Anpassung der Zielinhalte eingesetzt werden. Da sich in der Überblicksarbeit zur Erfassung der Änderungsmotivation bei Essstörungen eine symptomspezifische Messung der globalen gegenüber überlegen zeigte, wurde zur Erhebung der primären Outcome-Variablen für „ESS-KIMO“ auf ein symptomspezifisches Maß zurückgegriffen. Da der RMQ (Geller et al., 2013), welcher die Bildung von Subskalen ermöglicht, zu dieser Zeit noch nicht veröffentlicht war und ein Interviewverfahren aufgrund der niederschwelligen Konzeption von „ESS-KIMO“ keine Alternative zum Einsatz von Fragebögen darstellte, wurde der SOCQ-ED (von Brachel et al., 2012) eingesetzt und auf Einzelitem-Ebene ausgewertet. Die Evaluation des Programms lässt schlussfolgern, dass sich über das Internet angebotene Ansätze zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Essstörungen förderlich auf die Änderungsmotivation auswirken und auch bezüglich weiterer Symptome erste Abhilfe leisten können. Eine Herausforderung für die Entwicklung ähnlicher Angebote wie „ESS-KIMO“ stellt in der Zukunft insbesondere die Reduktion des Dropouts dar. 9.3. Schlusswort In dieser teilweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; VO1750/1-1) geförderten Promotionsarbeit wurden unterschiedliche Aspekte untersucht, welche mit der Änderungsmotivation bei AN und BN im Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit liefern einen wichtigen Beitrag zur Forschung im Bereich der Änderungsmotivation bezüglich Essstörungen. 42 Literaturverzeichnis 10. Literaturverzeichnis Ackard, D. M., Croll, J. K., Richter, S., Adlis, S. & Wonderlich, A. (2009). 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Vita Oktober 2000 – Februar 2006 Studium der Psychologie an der Ruhr-Universität Bochum April 2006 – März 2009 Weiterbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin an der Ruhr-Universität Bochum April 2006 – März 2007 Psychologin in Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin in der LWL-Klinik Dortmund April 2007 – März 2009 Ambulante psychotherapeutische Tätigkeit im Rahmen der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin im Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum Juli 2009 Erteilung der Approbation als Psychologische Psychotherapeutin seit April 2009 Ambulante psychotherapeutische Tätigkeit im Forschungs- und Behandlungszentrum (FBZ) der RuhrUniversität Bochum Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie seit Juni 2009 64 Anhang (Prof. Dr. Silvia Schneider) und am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie (Prof. Dr. Jürgen Margraf) der Ruhr-Universität Bochum Oktober 2011 – Februar 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Rahmen eines DFG-Projekts (Titel: „Steigerung der Änderungsmotivation bei Frauen mit Merkmalen einer Essstörung mittels eines internetbasierten Programms“) unter der Leitung von Prof. Dr. Silja Vocks am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Osnabrück seit Januar 2011 Tätigkeiten als Dozentin in der Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten (Studiengang Psychotherapie Bochum; Zentrum Ausbildung Psychotherapie – ZAP Bad Salzuflen; Weiterbildungsstudiengang Psychotherapie der Universität Osnabrück) seit September 2010 Praktische ambulante psychotherapeutische Arbeit mit Kindern sowie Jugendlichen im Forschungs- und Behandlungszentrum (FBZ) der Ruhr-Universität Bochum sowie theoretische Fortbildung zum Erwerb der Zusatzqualifikation zur Psychologischen Kinderund Jugendpsychotherapeutin Januar 2013 Bestellung zur Prüferin im Staatsexamen für Psychologische Psychotherapeuten durch das Landungsprüfungsamt für Medizin, Psychotherapie und Pharmazie 65 Anhang 11.3. Liste der Veröffentlichungen Erschienene Publikationen Hötzel, K., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2013). An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomizedcontrolled trial. Psychological Medicine, 16, 1-17. Hötzel, K., von Brachel, R., Schloßmacher, L. & Vocks, S. (2013). Assessing motivation to change in eating disorders: A systematic review. Journal of Eating Disorders, 1, 1-9. von Brachel, R., Hötzel, K., Schloßmacher, L., Hechler, T., Kosfelder, J., Rieger, E., Rüddel, H., Braks, K., Huber, T. J. & Vocks, S. (2012). Entwicklung und Validierung einer Veränderungsmotivation deutschsprachigen bei Essstörungen Skala – zur The Erfassung Stages of der Change Questionnaire for Eating Disorders (SOCQ-ED). Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie, 62, 1-12 Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörries, A., von Brachel, R., Braks, K., Huber, T. J. & Vocks, S. (2012). Explizite Lebensziele von Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa. Verhaltenstherapie, 22, 173-180. Weitere, sich in Arbeit befindende Publikationen von Brachel, R., Hötzel, K., Hirschfeld, G., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (in revision). Predicting dropout from an internet-based program for women with eating disorders. von Brachel, R., Hirschfeld, G., Hötzel, K., Dörries, A., Striegler, K., Braks, K., Huber, T. J. & Vocks, S. (submitted). Measuring the benefits and burdens of anorexia and bulimia nervosa – The German version of the Pros and Cons of Eating Disorders Scale. Hirschfeld, G., Kulewski, E., von Brachel, R., Hötzel, K. & Vocks, S. (in prep.). Trajectories of readiness to change in women with eating disorders. 66 Anhang Kongressbeiträge Hötzel, K., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2013, September). An internet-based program to enhance motivation to change in females with symptoms of an eating disorder: A randomized-controlled trial (Vortrag). 43rd Annual Congress European Association for Behavioural and Cognitive Therapies (EABCT), Marrakech, Morocco. Vocks, S., von Brachel, R., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Hötzel, K. (2013, Mai). Wirksamkeit eines Internetprogramms zur Steigerung der Änderungsmotivation bei Essstörungen (ESS-KIMO): Eine randomisiert-kontrollierte Studie (Vortrag). 31. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Trier, Deutschland. von Brachel, R., Hötzel, K., Schmidt, U., Rieger, L., Kosfelder, J., Hechler, T., Schulte, D. & Vocks, S. (2012, März). ESS-KIMO – Ein Online-Programm für Frauen mit Essstörungen. Erste Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten Studie (Vortrag). 27. DGVT-Kongress für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Beratung, Berlin, Deutschland. Brezinka, V., Hötzel, K. & Vocks, S. (2012, März). Der Einsatz neuer Medien in der. Behandlung psychischer Störungen (Leitung und Moderation des Symposiums). 27. DGVT-Kongress für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Beratung, Berlin, Deutschland. Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörris, A., Braks, C., Huber, T., von Brachel, R. & Vocks, S. (2011, September). Explicit goals of patients with anorexia and bulimia nervosa (Poster). 41st Annual Congress of the European Association of Cognitive and Behavioural Therapies (EABCT), Reykjavik, Iceland. von Brachel, R., Hötzel, K., Striegler, K., Dörries, A., Braks, C., Huber, T. & Vocks, S. (2011, September). Adaptation and validation of the Pros and Cons of Eating Disorders scale (P-CED) in German women with eating disorders (Poster). 41st Annual Congress of the European Association of Cognitive and Behavioural Therapies (EABCT), Reykjavik, Iceland. 67 Anhang Hötzel, K., Michalak, J., Striegler, K., Dörris, A., Braks, C., Huber, T., von Brachel, R. & Vocks, S. (2011, Juni). Explizite Lebensziele bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia Nervosa (Poster). 7. Workshop Kongress der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Berlin, Deutschland. von Brachel, R., Hötzel, K., Dörries, A., Striegler, K., Braks, C., Huber, T. & Vocks, S. (2011, Juni). Ambivalenzmessung bei Essstörungen: Die deutschsprachige Pros and Cons of Eating Disorders scale (P-CED) (Poster). 7. Workshop Kongress der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Berlin, Deutschland. von Brachel, R., Hötzel, K., Hechler, T., Schulte, D., Schmidt, U., Rieger, E., Kosfelder, J. & Vocks, S. (2009, Mai). Internetbasierte Interventionen zur Erhöhung der Psychotherapiemotivation bei Essstörungen (Poster). 6. Workshop Kongress für Klinische Psychologie und Psychotherapie und 27. Symposium der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Zürich, Schweiz. Praxis-Workshops Hötzel, K. (2012, Oktober). Steigerung der Änderungsmotivation bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa; Workshop gehalten auf dem 8. Jahreskongress Psychotherapie „Wissenschaft-Praxis“ des Hochschulverbundes Psychotherapie NRW und der Psychotherapeutenkammer NRW, Bochum, Deutschland. Hötzel, K. & von Brachel, R. (2012, März). Steigerung der Änderungsmotivation bei Anorexia und Bulimia nervosa; Workshop gehalten auf dem 27. DGVTKongress für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Beratung, Berlin, Deutschland. von Brachel, R. & Hötzel, K. (2011, Oktober). Steigerung der Änderungsmotivation bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa; Workshop gehalten auf dem 7. Jahreskongress Psychotherapie „Wissenschaft-Praxis“ des Hochschulverbundes Psychotherapie NRW und der Psychotherapeutenkammer NRW, Bochum, Deutschland. 68 Anhang Vocks, S., Hötzel, K. & von Brachel, R. (2011, Februar). Steigerung der Änderungsmotivation bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa; Workshop gehalten im Supervisoren-Kolloquium der Ruhr-Universität Bochum, Deutschland. Hötzel, K. & von Brachel, R. (2010, November). Körperbildtherapie bei Kindern und Jugendlichen; Workshop gehalten auf dem Kongress des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP), Bochum, Deutschland. Hötzel, K. & von Brachel, R. (2010, Oktober). Steigerung der Änderungsmotivation bei Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa; Workshop gehalten auf dem 6. Jahreskongress Psychotherapie „Wissenschaft-Praxis“ des Hochschulverbundes Psychotherapie NRW und der Psychotherapeutenkammer NRW, Bochum, Deutschland. 69 Anhang 11.4. Erklärung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte sind unter Angabe der Quelle gekennzeichnet. Bei der Auswahl und Auswertung folgenden Materials haben mir die nachstehend aufgeführten Personen in der jeweils beschriebenen Weise entgeltlich/ unentgeltlich geholfen: Hier ist keine Person zu erwähnen. Weitere Personen waren an der inhaltlichen materiellen Erstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich hierfür nicht die entgeltliche Hilfe von Vermittlungs- bzw. Beratungsdiensten (Promotionsberater oder andere Personen) in Anspruch genommen. Niemand hat von mir unmittelbar oder mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde bisher weder im In- noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Bochum, 21.03.2014 ......................................................... .................................................................. (Ort, Datum) (Unterschrift Katrin Hötzel) 70