Caesar, De bello Gallico 6, 13-24: Übersetzung Die Gallier: Kapitel
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Caesar, De bello Gallico 6, 13-24: Übersetzung Die Gallier: Kapitel
Caesar, De bello Gallico 6, 13-24: Übersetzung Die Gallier: Kapitel 13-20 (13) In ganz Gallien gibt es zwei Arten von den Menschen, die von einigem Rang und Ehre sind. Denn das <gewöhnliche> Volk, das nichts von sich aus wagt <und> zu keiner Beratung herangezogen wird, wird beinahe wie die Sklaven behandelt. Die meisten begeben sich in die Sklaverei, wenn sie entweder durch Schulden oder durch die Höhe der Steuern und durch das Unrecht der Mächtigeren bedrängt werden. Gegenüber diesen haben die Adligen vollumfänglich (alle) dieselben Rechte, die die Herren gegenüber ihren Sklaven <haben>. Von diesen beiden Arten aber ist die eine die der Druiden, die andere die der Ritter. Jene sind beim Gottesdienst tätig, kümmern sich um öffentliche und private Opfer und legen religiöse Fragen aus. Bei diesen strömt um der Belehrung willen eine grosse Zahl junger Männer zusammen, und diese stehen in grosser Ehre bei ihnen. Denn sie urteilen in fast allen öffentlichen und privaten Streitigkeiten, und wenn irgendein Verbrechen begangen wurde, wenn ein Mord geschah, wenn ein Streit um eine Erbschaft oder um Grenzen besteht, entscheiden dieselben und setzen Belohnungen und Strafen fest. Wenn irgendein Privatmann oder <selbst ein ganzes> Volk sich ihrer Entscheidung nicht gefügt hat, schliessen sie sie von den Opfern aus. Diese Strafe ist die schwerste bei ihnen. Diejenigen, die so ausgeschlossen worden sind, werden zu den Gottlosen und Verbrechern gezählt, diesen gehen allen aus dem Weg, sie meiden den Umgang und das Gespräch mit ihnen, damit sie keinen Nachteil aus der Berührung <mit ihnen> empfangen, und weder wird diesen, wenn sie darum bitten, Recht gesprochen noch wird <ihnen> irgendein Ehrenamt zugeteilt. Allen diesen Druiden aber steht ein einziger vor, der unter ihnen die höchste Autorität besitzt. Wenn dieser gestorben ist, folgt ihm [entweder] <ohne weiteres einer> nach, wenn jemand von den übrigen an Würde hervorragt; [oder] wenn mehrere gleichwertig sind, streiten sie um den ersten Rang durch eine Abstimmung unter den Druiden, manchmal auch mit Waffen. Diese halten zu einer bestimmten Jahreszeit im Gebiet der Carnuten, das für das zentrale [Gebiet] von ganz Gallien gehalten wird, an einem geweihten Ort eine Sitzung ab. Hier kommen von allen Seiten alle, die Streitigkeiten haben, zusammen und unterwerfen sich ihren Entscheidungen und Urteilen. Man glaubt, dass die Lehre in Britannien erfunden und von dort in Gallien eingeführt worden ist, und <noch> heute gehen <diejenigen>, die diese Sache sorgfältiger studieren wollen, meistens dorthin, um zu lernen. (14) Die Druiden pflegen sich vom Krieg fernzuhalten und zahlen keine Steuern wie die übrigen (zusammen mit den übrigen). Sie geniessen Freistellung vom Kriegsdienst und Befreiung von allen Dingen. Durch solche Vorteile ermuntert, kommen viele sowohl aus eigenem Antrieb zur Belehrung zusammen als auch werden sie von Eltern und Verwandten geschickt. Man sagt, dass sie dort eine grosse Zahl Verse auswendig lernen. Deswegen bleiben einige [je] zwanzig Jahre im Unterricht. Und sie glauben nicht, dass es Recht sei, diese <Dinge> aufzuschreiben, während sie in fast <allen> übrigen Dingen, öffentlichen und privaten Verzeichnisse, griechische Buchstaben verwenden. Sie scheinen mir dies aus zwei Gründen <so> eingerichtet zu haben: weil sie wollen, dass weder die Lehre im Volk bekannt gemacht wird noch dass diejenigen, die lernen, sich weniger um ein <gutes> Gedächtnis bemühen, weil sie auf die Schrift vertrauen. Vor allem davon wollen sie überzeugen, dass die Seelen nicht zugrunde gehen, sondern nach dem Tod von den einen zu den andern übergehen, und sie glauben, dass <sie> sich dadurch am meisten zur Tapferkeit ermutigen lassen, wenn <eben> die Todesfurcht keine Beachtung findet (vernachlässigt wird). Viele Erörterungen stellen sie ausserdem an über die Gestirne und ihre Bewegung, über die Grösse des Weltalls und der Länder, über die Natur der Dinge, über die Gewalt und Macht der unsterblichen Götter, und sie belehren <darüber> die Jugend. (15) Die andere Art ist <die> der Ritter. Immer wenn Bedarf herrscht und irgendein Krieg beginnt – was vor Cäsars Ankunft fast alljährlich zu geschehen pflegte, dass sie <nämlich> entweder selbst Unrecht taten oder <ihnen> angetanes abwehrten – nehmen diese alle am Krieg teil, und je angesehener von ihnen einer (jeder) ist durch seine Abstammung oder seine Mittel, desto mehr Sklaven und Gefolgsleute hat er um sich. Allein dieses <Zeichen von> Ansehen und Macht kennen sie. (16) Das ganze Volk der Gallier ist dem Götterkult im höchsten Mass ergeben, und <diejenigen>, die von ernsteren Krankheiten befallen sind, und <die>, die sich in Kämpfen und Gefahren befinden, opfern deswegen entweder anstelle von Opfertieren Menschen, oder sie geloben, dass sie <sie> opfern werden ([und] als Beistände bei diesen Opfern brauchen sie Druiden). <Das tun sie>, weil sie glauben, dass der Wille der unsterblichen Götter nicht versöhnt werden könne, wenn nicht für das Leben eines Menschen ein Menschenleben gegeben werde. Auch öffentlich haben sie Opfer derselben Art eingerichtet. Andere haben Gebilde von riesiger Grösse, deren aus Weidenruten zusammengeflochtenen Glieder sie mit lebenden Menschen füllen; wenn diese entflammt worden sind, werden die vom Feuer eingeschlossenen Menschen getötet. Sie glauben, dass die Tötung derer, die bei einem Diebstahl, einem Raubüberfall oder bei irgendeinem Verbrechen ertappt wurden, den unsterblichen Göttern willkommener sei; aber wenn die Menge dieser Art <von Menschen> nicht ausreicht (fehlt), lassen sie sich auch zur Tötung Unschuldiger herab. (17) Von den Göttern verehren sie am meisten Merkur. Dessen Bilder sind die häufigsten; diesen nennen sie den Erfinder aller Künste, diesen den Führer auf Wegen und Reisen (lat gen); dieser, so glauben sie, habe die grösste Macht beim Gelderwerb und bei Handelsgeschäften. Nach diesem <verehren sie> Apollo, Mars, Jupiter und Minerva. Von diesen haben sie etwa dieselbe Auffassung wie die restlichen Völker: Apollo vertreibe die Krankheiten, Minerva überliefere die Grundlagen von Handwerk und Kunstfertigkeit (lat pl), Jupiter habe die Herrschaft über die Himmlischen, Mars lenke die Kriege. Diesem weihen sie, wenn sie beschlossen haben, in einer Schlacht die Entscheidung zu suchen, meistens das, was sie im Krieg erbeutet haben; wenn sie gesiegt haben, opfern sie die gefangenen Lebewesen und bringen die restlichen Dinge an einen einzigen Ort. Es ist möglich, bei vielen Stämmen (Bürgerschaften) aufgetürmte Haufen von diesen Dingen an geweihten Plätzen zu besichtigen. Und es geschieht nicht oft, dass jemand aus Geringschätzung der Religion wagt, erbeutete <Dinge> bei sich zu verstecken oder <als Weihgaben> dargebrachte zu entfernen, und für dieses Vergehen (diese Sache) ist die schwerste, mit Folter <verbundene> Todesstrafe festgesetzt. (18) Die Gallier erklären, dass sie alle von Vater Dis abstammen (geboren seien), und sie sagen, dass das von den Druiden <so> überliefert sei. Aus diesem Grund begrenzen sie alle Zeiträume nach der Zahl nicht der Tage, sondern der Nächte. Geburtstage und die Anfänge der Monate und Jahre berechnen sie so, dass der Tag der Nacht folgt. In den restlichen Einrichtungen des Lebens unterscheiden sie sich etwa dadurch von den übrigen, dass sie es nicht dulden, dass ihre Kinder in der Öffentlichkeit an sie herantreten, ausser wenn sie erwachsen geworden sind, so dass sie die Aufgabe des Kriegsdienstes auf sich nehmen können; und sie halten es für schändlich, dass ein Sohn im Knabenalter sich in der Öffentlichkeit vor den Augen des Vaters blicken lässt. (19) Die Männer vereinigen, nachdem eine Schätzung vorgenommen wurde, so viel <Geld> (lat pl) aus ihren <eigenen> Gütern mit der Mitgift (lat pl), wie [viel Geld] sie von ihren Ehefrauen unter dem Namen „Mitgift“ bekommen haben. Über dieses ganze Geld wird gemeinsam Buch geführt, und die Erträge werden dem Vermögen hinzugefügt (bewahrt). Welcher von ihnen beiden überlebt hat, an den gelangt der Anteil beider mit den Erträgen der früheren Zeiten. Die Männer haben gegenüber den Frauen sowie gegenüber den Kindern die Macht über Leben und Tod. [Und] wenn ein Familienvater von ziemlich vornehmem Rang [geboren] gestorben ist, kommen seine Verwandten zusammen und veranstalten, wenn <ihnen> die Sache hinsichtlich des Todes verdächtig wird (in Verdacht kommt), mit den Ehefrauen ein Verhör nach Sklavenart. Und wenn <die Schuld> erwiesen ist, töten sie sie, nachdem sie sie mit Feuer und allen Foltern gequält haben (lat pass). Die Begräbnisse sind im Verhältnis zur Lebensweise der Gallier grossartig und aufwendig, und sie werfen alles ins Feuer, wovon sie glauben, dass es den Lebenden am Herzen gelegen hat, auch Tiere. Und <noch> wenig vor unserer (dieser) Zeit wurden Sklaven und Klienten, von denen feststand, dass sie von ihnen geliebt worden waren, gemeinsam <mir ihnen> verbrannt, nachdem die üblichen Begräbniszeremonien vollzogen waren. (20) Die Stämme, von denen man glaubt, dass sie ihre öffentlichen Angelegenheiten (lat sg) ziemlich zweckmässig verwalten, haben durch Gesetze festgelegt, dass, wenn jemand etwas über eine öffentliche Angelegenheit von den Nachbarn durch Gerede oder Gerücht erfahren hat, er es einem Beamten berichtet und nicht irgendeinem anderen mitteilt, weil erkannt worden ist, dass unbesonnene und unkundige Menschen oft durch falsche Gerüchte erschreckt und zu einer Untat veranlasst werden und <dass sie> über bedeutende Fragen einen <unangemessenen> Plan fassen. Die Beamten halten <das> geheim (verbergen), was ihnen <gut> erschienen ist, und teilen der Menge <das> mit, wovon sie geurteilt haben, dass es nützlich (aus Nutzen) sei. Über eine öffentliche Angelegenheit zu sprechen wird nicht erlaubt, es sei denn (ausser) in einer <offiziellen> Versammlung. Die Germanen: Kapitel 21-24 (21) Die Germanen unterscheiden sich sehr von diesen Sitten. Denn weder haben sie Druiden, die <allein> beim Gottesdienst tätig sind, noch legen sie Wert auf Opfer. Zur Zahl der Götter rechnen sie allein diejenigen, die sie sehen und durch deren Macht sie sichtbar unterstützt werden: die Sonne, das Feuer und den Mond; die übrigen kennen sie nicht einmal vom Hörensagen. <Ihr> ganzes Leben besteht in der Jagd (lat pl) und in der Beschäftigung (lat pl) mit dem Krieg (Kriegssache); von Kindheit an bemühen sie sich um Anstrengung und Abhärtung. <Diejenigen>, die am längsten ohne geschlechtlichen Verkehr geblieben sind, ernten unter den Ihren das grösste Lob; sie glauben, dass dadurch der Wuchs gefördert <und> die Kräfte und Muskeln gestärkt werden. [Aber] vor dem zwanzigsten Jahr Bekanntschaft mit einer Frau gehabt zu haben zählen sie zu den schändlichsten Dingen. Es gibt keine Möglichkeit, diese Sache zu verbergen, weil sie sich sowohl gemeinschaftlich in den Flüssen waschen als auch Pelze oder kleine Bedeckungen aus Fellen benützen, wobei ein grosser Teil des Körpers nackt bleibt. (22) Auf Ackerbau legen sie keinen Wert, und der grössere Teil ihrer Nahrung besteht aus Milch, Käse und Fleisch. Und niemand hat einen fest abgegrenzten Grundbesitz oder ein eigenes Gebiet, sondern die Beamten und die Fürsten teilen den Stämmen, den Sippen und <denen>, die sich zu einer Gemeinschaft zusammengetan haben, für einzelne Jahre <soviel> Ackerland zu, wie und wo (an welchem Ort) es <ihnen gut> erschienen ist, und zwingen sie ein Jahr später anderswohin zu ziehen. Für diese Sache bringen sie viele Gründe bei: dass sie nicht, von der sesshaften Lebensweise angetan (gepackt), den Eifer, Krieg zu führen, mit dem Ackerbau vertauschen; dass sie sich nicht bemühen, sich ausgedehnte Gebiete zu verschaffen, und die Mächtigeren nicht die Niedrigeren aus <ihren> Besitzungen vertreiben; dass sie nicht sorgsamer <Häuser> bauen, um die Kälte und die Hitze (lat pl) zu meiden; dass nicht irgendein Verlangen nach Geld entsteht, woraus (aus welcher Sache) Parteien und Meinungsverschiedenheiten hervorgehen; dass sie das Volk durch eine zufriedene Haltung in Schranken halten, weil jeder sieht, dass sein Reichtum mit <dem> der Mächtigsten sich vergleichen lässt (gleichgemacht wird). (23) Für die Stämme bedeutet (ist) es der grösste Ruhm, Ödland zu besitzen, nachdem das Gebiet um sie herum möglichst weit (möglichst ausgedehnt) verwüstet worden ist. Dies halten sie für ein Kennzeichen von Tapferkeit, dass die Nachbarn, von <ihren> Feldern vertrieben, weichen und dass niemand es wagt, sich in ihrer Nähe (nahe bei ihnen) niederzulassen; sie glauben, dass sie dadurch zugleich sicherer sein würden, weil die Furcht vor einem plötzlichen Einfall beseitigt (weggenommen) sei. Wenn ein Stamm entweder einen Angriffskrieg abwehrt oder <selbst Krieg> beginnt, werden Beamte gewählt, die diesen Krieg leiten und Macht über Leben und Tod haben. Im Frieden gibt es keinen gemeinsamen Beamten, sondern die Fürsten der Regionen und der Gaue sprechen unter den Ihren Recht und schlichten Streitigkeiten. Raubzüge, die ausserhalb des Gebiets des jeweiligen Stamms stattfinden (geschehen), bedeuten keine Schande, und sie behaupten, dass sie stattfinden, um die Jugend zu üben und die Trägheit zu mindern. Und sobald irgendeiner von den Fürsten in der Versammlung gesagt hat, dass er der Anführer sein werde und dass <die>, die <ihm> folgen wollen, sich melden sollten, erheben sich die, die sowohl die Sache als auch den Menschen für gut befinden, versprechen ihre Hilfe und werden von der Menge <dafür> gelobt; wer von diesen (die ihre Hilfe zugesagt haben) nicht gefolgt ist (lat pl), wird zur Zahl der Fahnenflüchtigen und Verräter gerechnet, und diesen wird von da an (später) das Vertrauen in allen Dingen entzogen. Das Gastrecht (Einen Gast) zu verletzen halten sie für unrecht; <diejenigen>, die aus irgendeinem Grund zu ihnen gekommen sind, schützen sie vor Unrecht (halten sie von Unrecht ab) und behandeln sie als unverletzlich; [und] diesen stehen die Häuser aller offen, und <mit ihnen> wird die Nahrung geteilt. (24) [Und] es gab früher eine Zeit, als die Gallier die Germanen an Tapferkeit übertrafen, von sich aus (freiwillig) Krieg begannen <und> wegen der <grossen> Menschenmenge und des Mangels an Ackerland Siedler über den Rhein schickten. Deshalb haben die Volker-Tektosagen diejenigen Orte besetzt, die die fruchtbarsten von <ganz> Germanien sind, <die> um den herkynischen Wald, und sie haben sich dort niedergelassen. (Ich sehe, dass dem Eratosthenes und gewissen <anderen> Griechen dieser <Wald>, den sie den „orkynischen“ nennen, vom Hörensagen bekannt war.) Dieses Volk beschränkt sich bis zu dieser Zeit auf diese Wohnsitze und geniesst den besten (höchsten) Ruf hinsichtlich der Gerechtigkeit und des Kriegsruhms. Weil sie <noch> jetzt in derselben Not, Bedürftigkeit <und> Genügsamkeit verharren wie die Germanen, brauchen sie dieselbe Nahrung und Kleidung. Den Galliern aber schenkt die Nähe der Provinzen und die Bekanntschaft mit überseeischer Lebensweise (Dingen) vieles zu Besitz und Gebrauch; weil sie sich allmählich daran gewöhnt haben, übertroffen zu werden, und in vielen Kämpfen besiegt worden sind, vergleichen nicht einmal sie selbst sich hinsichtlich der Tapferkeit mit jenen.