DER DEUTSCHEN IN BÖHMEN, MÄHREN UND SCHLESIEN

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DER DEUTSCHEN IN BÖHMEN, MÄHREN UND SCHLESIEN
Prag, 16. Oktober 2012
www.landeszeitung.cz
DER DEUTSCHEN IN BÖHMEN, MÄHREN UND SCHLESIEN
Kultureller Höhepunkt
Bereits zum 18. Mal fand
Anfang Oktober die kulturelle
Großveranstaltung der Landesversammlung der Deutschen
in Böhmen, Mähren
und Schlesien statt.
Der kulturelle Höhepunkt des Jahres
bot wie immer Gelegenheit, sich ein
Bild von der vielfältigen, lebendigen
Arbeit in den Regionalverbänden und
EVA-MARIA
den Begegnungszentren zu machen.
WALTHER
Zunächst stellten Vertreter der deutschen Verbände im Prager Kulturzentrum Novodvorská ihre aktuellen Projekte vor. Die Initiativen
der Leiter der Begegnungszentren (BGZ) boten sicher
vielen eine willkommene Inspiration, besonders was
die auf die auf der Konferenz am Vortag heiß disku-
Editorial
Die Jugend aus Mährisch Trübau begeisterte mit traditionellen Tänzen.
senden für ihr Kommen und ihr Interesse
dankte.
Regionen im
Mittelpunkt
Auch die illustren Gäste, die in großer Zahl
zur Großveranstaltung
erschienen waren, lie-
Fotos: Pavel Hořejší
Schule nicht nur als Träger, sondern auch mit Rat
und Tat zur Seite stehe.
Die Kinder der Grundschule gehörten auch zu den
ersten Auftretenden. „Äpfel pflücken, das ist toll,
wir pflücken sieben Körbe voll“ sangen die Kinder
nicht nur, sondern setzten es auch prompt in die
Tat um: Der mitgebrachte Papierbaum wurde live
auf der Bühne seiner Früchte entledigt. Im weiteren
Verlauf des Tages blieb das Publikum vielfach nicht
nur bloßer Zuschauer, sondern beteiligte sich aktiv
an den Darbietungen: Etwa indem der Saal die Vor-
Kinder der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung
tierte Frage angeht, wie das Nachwuchsproblem zu
lösen sei. So musste jedermann den fünf Jugendlichen Respekt zollen, die unter der Leitung von Marie
Roncka das Internetradio „Hallo Radio Hultschin“
ins Leben gerufen haben und täglich ihre Freizeit der
Recherche und der Auswahl von Liedern widmen.
Aber auch die umfangreiche Zusammenarbeit des
Brünner Kulturverbandes mit ortsansässigen Schulen, von dem die Leiterin Hanna Zakhari zu berichten wusste, hat Vorbildfunktion.
Am Nachmittag begann der Festakt, auf dem die
unterschiedlichen Ensembles ihre Aktivitäten auch
auf der Bühne präsentierten. Zu den beschwingten
Klängen der Arzenalband aus Varnsdorf fanden
sich die letzten Zuschauer auf ihren Plätzen im Vorführungssaal ein. Monika Manethová und Richard
Šulko führten mit viel Humor und ansteckend guter Laune durch das Programm. Zuerst erteilten sie
dem Vorsitzenden der Landesversammlung, Martin
Dzingel, das Wort, der die Veranstaltung unter das
Motto „Kultur verbindet“ stellte und allen Anwe-
Fortsetzung von Seite 1
Es war zwar nur eine kurze,
eintägige Stippvisite, die Gauck
an die Moldau führte. Dennoch
war sie ungeheuer wichtig.
MARTIN
Der Besuch des BundespräsiDZINGEL
denten in Lidice und die Entschuldigung für die Grauen dieses Massakers
sind ein wichtiges Signal für die Zukunft der
deutsch-tschechischen Beziehungen.
Für uns als Minderheit nicht weniger wichtig als der Gauck-Besuch war eine Reihe von
Veranstaltungen am ersten Oktoberwochenende. Am Freitag, den 5.10. fand im tschechischen Außenministerium unsere lang
angekündigte Konferenz „20 Jahre seit den
Unterzeichnungen“ statt. Die befasste sich
nicht nur mit den deutsch-tschechischen Beziehungen generell, sondern auch mit Fragen,
die die deutsche Minderheit und ihre Zukunft
betreffen. Einen ausführlichen Bericht von
Ulrike Mascher finden Sie auf Seite 3, ergänzt
wird er von einer Fotoreportage von Pavel
Hořejší auf der letzten Forumsseite. Der Tag
nach der Konferenz war der deutschen Kultur
in Tschechien gewidmet. Über 400 Angehörigen und Freunde der Deutschen in Böhmen,
Mähren und Schlesien waren zu Gast bei unserer diesjährigen Großveranstaltung in Prag.
Auf Seite 1 im Forum können Sie sich überzeugen, wie bunt und feierlich es dort zugegangen ist. Abgeschlossen wurde das Wochenende mit einem deutschen Gottesdienst
in der Kirche des St. Nepomuk am Felsen in
Prag. Erlauben Sie mir, an dieser Stelle, mich
bei allen Mitarbeitern, Mitwirkenden und
Gästen unserer Veranstaltungen für ihre Mühe
und Engagement zu bedanken.
Ihr Martin Dzingel
ßen es sich nicht nehmen,
die Angehörigen der Minderheit mit einigen Worten herzlich zu begrüßen
und die Bedeutung der
Arbeit in den regionalen
Gruppen zu unterstreichen. „Wir wissen, dass
die Unterstützung vom
Bernard Hayer, Maria Therese Müller, Siegbert Ortmann und Zuzana Finger
Bundesministerium des
stellung des Tanzensembles aus Mährisch Trübau
Inneren ins Leere laufen würden ohne Ihr Engage(Moravská Třebová) durch rhythmisches Klatschen
ment vor Ort“, bekannte Maria Therese Müller, die
begleitete oder spontan in das Potpourri deutscher
auch Grüße von Innenminister Hans-Peter Friedrich
Volkslieder des Frauenchores des Kulturverbandes
übermittelte. Auch Zuzana Finger, Heimatpflegerin
der Sudetendeutschen,
lobte anerkennend: „Die
Heimatpflege wäre ohne
die
Heimatverbliebenen ein bloßer Torso.“
Jiři Chmelař, Rektor der
Grundschule der deutsch-
Moderatoren Monika Manethová und Richard Šulko
Die Egerländer Målas warten auf ihren großen Auftritt
Sven Hanns von der deutschen Botschaft Prag und Anton Otte waren auch dabei.
tschechischen
Verständigung und des
Thomas-Mann-Gymnasiums,
bedankte
sich bei der Landesversammlung, die der
der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik einstimmte. Nach der Pause erwarteten die Zuschauer weitere Höhepunkte.
Ein ganzes Panorama der Egerländer Kultur bot der
Aufritt unter der Leitung von Richard Šulko: Traditionelle Trachten, Tänze und Lieder erfreuten das Auge
und das Ohr zugleich. Freunde der Mundart kamen
ebenfalls auf ihre Kosten: Im Laufe des Nachmittags
wurden Kostproben des Reichenberger, Erzgebirger
und Egerländer Dialektes zu Gehör gebracht. Nach
dem offiziellen Programm ging es nahtlos weiter
mit dem kulturellen Vergnügen: Zu den Klängen von
Gustav Schenks Keyboard wurden alte Bekanntschaften gepflegt und neue geschlossen, vor allem
aber wurde das Tanzbein geschwungen.
Forum - Seite 2
In Kürze
Seminar zur Kulturarbeit
Das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München lädt in Zusammenarbeit mit der Bildungsund Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in
Bad Kissingen vom 4. bis 9. November 2012 zu
einer Studienwoche unter dem Motto „Grenzüberschreitende Kulturarbeit im Dienste der
Völkerverständigung“ ein. Im Zentrum stehen
Fragen nach den Zielen und der Zukunft in der
Zusammenarbeit zwischen bundesdeutschen
kulturellen Institutionen der deutschen Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler mit Institutionen im östlichen Europa. Außerdem wird
es um die Erhaltung des vielfältigen deutschen
Kulturerbes in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
und die Art und Weise seiner Pflege und Weiterentwicklung gehen.
Informationen und Anmeldungen (bis 20.
Oktober 2012 ) bei der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ unter 0049971-714-70 oder: info@heiligenhof.de
Leckere Heimat
Pflaumenknödel nach
Friedlander Art
Der Herbst hat Einzug gehalten, die Wälder färben
sich rot und gelb und an den Bäumen reifen Äpfel,
Birnen und Pflaumen – Zeit für eine Friedlander
Spezialität: die Pflaumenknödel. Dass die Posener
Soldaten dieses Knödelgericht besonders schätzten, liegt aber nicht nur an den frischen Früchten,
sondern auch an dem Rum, der ihnen ein ganz besonderes Aroma verleiht.
1/2 l Milch, 50 g Butter, 2 EL Zucker, 250 g Weizenmehl, 3 Eier, 500 g Trauben, 15 Tage vorher in Rum
eingelegt, 100 g Quark, fest, Zucker und Zimt zum
Bestreuen, zerlassene Butter
Die Milch mit dem Zucker und der Butter zum
Kochen bringen. Das Mehl dazugeben und so lange unter der Hitze rühren, bis sich eine Teigkugel
gebildet hat. Den Teig in eine Schüssel geben und
nach und nach Eier dazugeben. Den Teig eine halbe Stunde ruhen lassen. In dieser Zeit die Pflaumen in ein Sieb geben und abtropfen lassen. Den
Teig auf einem bemehlten Kuchenbrett durchkneten, apfelsinengroße Kugeln formen und in jeden
Knödel eine Pflaume geben. Den Teig rundherum
gut andrücken. In einem großen Topf leicht gesalzenes Wasser zum Kochen bringen und die Knödel
darin acht Minuten köcheln lassen.
Den Quark raspeln und auf die Teller streuen. Je
Person zwei Knödel auflegen, mit zerlassener Butter beträufeln und mit Zucker-Zimt bestreuen.
DTZF ruft neues Thema
des Jahres aus
„Erziehung zur Demokratie und Prävention
von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus
und Rechtsextremismus“ ist das neue „Thema des Jahres“, das der Deutsch-Tschechische
Zukunftsfonds (DTZF) für 2012/2013 ausruft.
Projekte zum „Thema des Jahres“ werden mit
bis zu 70 statt 50 Prozent der Gesamtkosten
gefördert.
Der DTZF reagiert damit auf eine Zunahme
der gesellschaftlichen Spannungen in beiden
Ländern. „Mit Besorgnis nehmen wir wahr,
dass die weniger augenfälligen Formen von
Intoleranz zunehmen und es zu einer Radikalisierung der Jugend kommt. Um diesem
Trend gegenzusteuern, sind neue Impulse
notwendig“, erklärte der tschechische DTZFGeschäftsführer Tomáš Jelínek. Der Zukunftsfonds wolle die Zusammenarbeit und den
Erfahrungsaustausch zwischen den entsprechenden Experten, Organisationen und neuen Initiativen sowie Kunstschaffenden und
Schulen fördern. „Gewalt und Extremismus
sind grenzüberschreitende Probleme, da ist ein
intensiver deutsch-tschechischer Austausch
geboten“, schloss sich der deutsche Geschäftsführer Joachim Bruss an.
Außerdem hat der Verwaltungsrat des DTZF
auf seiner Vierteljahressitzung 573 000 Euro
für 112 neue deutsch-tschechische Partnerschaftsprojekte bewilligt. Eine Auswahl der
bewilligten Projekte finden Sie unter: www.
zukunftsfonds.cz
(cru)
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Diskussion, Graffiti und Schlager
Das Kulturfestival der
deutschen Minderheit in Polen
lockte in diesem Jahr mehrere
Tausend Besucher nach
Breslau.
Die Begrüßungsliste, die Renate
Zajączkowska zum Auftakt des vierten Kulturfestivals von der Bühne aus
verlas, war lang. Name reihte sich an
Name. Abgeordnete, Staatssekretäre
ALEXANDER
KEMPF
und Geistliche wollten beim größten Kulturereignis der deutschen Minderheit in Polen nicht fehlen. Doch ganz gleich wie lang Renate
Zajączkowskas Liste auch war, alle Besucher konnte die Vorsitzende der Deutschen sozial-kulturellen
Gesellschaft in Breslau nicht persönlich begrüßen.
In zahlreichen Bussen waren sie angereist. Etwa
8 000 Besucher zählte die Großveranstaltung.
Begrüßt wurden die Gäste aus Deutschland,
Ermland oder Pommern zunächst mit Musik. Zum
Auftakt erklangen die Hymnen Deutschlands, Polens und Europas. Ausgerechnet bei der deutschen
Hymne präsentierten sich allerdings nicht alle Besucher textsicher. Aus Einigkeit wurde kurzerhand
Ewigkeit. Unfreiwillig klang so gleich zu Beginn
ein Problem an, das die deutsche Minderheit seit
Jahren beschäftigt. Das Deutschangebot an polnischen Schulen lässt noch immer zu wünschen
übrig. Zwar lernten mittlerweile 30 000 polnische
Schüler Deutsch als zusätzliche Fremdsprache,
sagte Bernard Gaida. Doch noch immer fehle eine
deutsche Schule. Der Vorsitzende des Verbandes
der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaft in
Polen forderte die Besucher des Festivals auf, sich
entschlossen für die deutsche Sprache einzusetzen. „Die Sprache verbindet uns mit der deutschen
Wirtschaft und der deutschen Kultur“, betonte er.
„Heimat Europa“
Bernard Gaida machte sich nicht für ein Entwederoder stark, sondern plädierte für ein Sowohl-alsauch. Er ist Schlesier, Oberschlesier und Deutscher
zugleich und sieht darin keinen Widerspruch. Die
„Heimat Europa“ reiche mittlerweile von Lissabon bis Warschau. Die deutsche Minderheit könne
laut Gaida für Europa ein wichtiger Brückenbauer
sein. Ein Architekt also, der möglichst viele Spra-
Beim Kulturfestival in der Jahrhunderthalle in Breslau durfte auch die Tracht nicht fehlen.
chen spricht. Der Beauftragte der Bundesregierung
für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten,
Christoph Bergner, konnte dem nur zustimmen. Er
sei davon überzeugt, erklärte der Parlamentarische
Staatssekretär, dass Regionen mit Zweisprachigkeit
in Europa Vorteile für die Zukunft haben.
In der Realität erfreut sich Deutsch aber nicht
überall großer Beliebtheit. In der Grundschule Cosel-Rogau verwehren sich polnische Eltern dagegen, dass ihre Kinder Deutsch lernen. In Raschau,
wo der Verein Pro Liberis Silesiae an einer deutschpolnischen Schule Deutschunterricht anbietet, sind
die Schülerzahlen sehr gering. „Wir waren vielleicht etwas optimistisch, dass unsere MontessoriDidaktik einerseits und unser deutsch-polnisches
Unterrichtskonzept andererseits gut angenommen
werden. Heute wissen wir, dass dieses Ziel in einer
doch recht konservativen Bildungslandschaft wie
Polen schwer zu erreichen ist“, sagte die Vereinsvorsitzende Margarethe Wysdak auf einer vom Institut
für Auslandsbeziehungen organisierten Gesprächsrunde. Es gebe große Skepsis und Widerstände in der
Bevölkerung gegen neue Bildungskonzepte.
Foto: wochenplatt.pl
Ist die deutsche Minderheit also zu sehr der
Vergangenheit zugewandt? Die Aktivitäten der
Jugend sprechen eine andere Sprache. Mit bunten
Buttons, Spraydose und Kunstprojekten versuchen sie neue Wege zu gehen. Das Konterfei von
Volksmusiksenior Heino drucken sie auf Jutebeutel und verleihen dem Sänger mit der Sonnenbrille Kultstatus. Das Gestern und das Morgen müssen sich nicht ausschließen. Ein gutes Beispiel
dafür ist auch die Tanzgruppe „Wal-Nak“, in der
50 Tänzer zwischen 12 und 24 Jahren Volkstänze
aufführen. Trachten können auch hip sein, versichert Elisabeth Kampa auf der Hauptbühne mit
einem Lächeln.
Fast 500 Künstler präsentierten sieben Stunden
lang ihr Können in der Breslauer Jahrhunderthalle.
Es gab 25 Ausstellungen und Stände für die Besucher. Sprache, Schule und ein Star – das waren die
bestimmenden Themen des Kulturfestivals. Doch
als Heino schließlich zum Mikrofon griff, präsentierte sich die ganze Halle textsicher.
Der Autor ist ifa-Redakteur beim
„Wochenblatt“ in Oppeln.
Ganz schön Grimm
Anlässlich des Grimm-Jahres
2012 war die Münchner Geschichtenerzählerin Katharina
Ritter zu Gast im Begegnungszentrum Havířov.
Der Ort ist gut gewählt: 140 Schülerinnen und Schüler aus Havířov hören Anfang Oktober begeistert zu, als
die professionelle Geschichtenerzählerin Katharina Ritter, die auf EinlaLISA
dung des Goethe-Instituts im KulturDOBS
haus Petr Bezruč in Haviřov auftritt,
bekannte und unbekannte Märchen der Brüder
Grimm erzählt.
Hans Mattis, Leiter des Begegnungszentrums
Haviřov, betont, wie wichtig es ihm ist, Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Die
zahlreichen Treffen, die der BGZ-Leiter organisiert,
erreichen selten eine jüngere Zielgruppe. „Machen
wir aber gezielt Veranstaltungen für Schüler, dann ist
der Saal immer voll“, freut sich Hans Mattis. So war
auch die Erzähl-Vorstellung, die Hans Mattis in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Haviřov
vorbereitete, schnell ausgebucht.
Die Deutschlehrerinnen aus Haviřov sind begeistert. „Wir hatten keine Ahnung, was uns hier erwarten würde. Aber wir haben gehört, hier wird die
alte Kunst des Geschichtenerzählens in deutscher
Sprache geboten“, berichtet eine Lehrerin. Was die
Schülerinnen und Schüler dann erleben, sorgt für
Begeisterung. „Wir hätten nie gedacht, dass wir
bei einer deutschsprachigen Erzähl-Veranstaltung
so viel lachen können“, ist das einstimmige Urteil
der Schülerinnen und Schüler nach der Veranstaltung. Alle sind sich einig: Deutsch macht Spaß! Mit
spontanen Lachsalven quittiert das junge Publikum
in Havířov die von Katharina Ritter mit eindrucksvoller Mimik und Gestik frei erzählten Märchen der
Brüder Grimm.
Beim Höhepunkt der Erzähl-Vorstellung kommen
die Schülerinnen und Schüler selbst zum Zug: Beim
Katharina Ritter brachte moderne Märchenkunst für junge Deutschlerner nach Havířov.
Märchen „Der Fischer und seine Frau“ übernehmen
die Schüler akustisch die Rolle des Meeres und die
des aufkommenden Sturmes. Mit einem gemeinsamen Märchen-Rap endet der märchenhafte Vormittag in Havířov.
Märchen auf Tour
Doch das war nicht der einzige Auftritt der Geschichtenerzählerin. Katharina Ritter tourte mit ihrem Programm „Ganz schön Grimm“ durch mehrere
Städte der Tschechischen Republik. Dabei hatte die
Geschichtenerzählerin alle 200 Märchen der Brüder
Jacob und Wilhelm Grimm im Gepäck.
Die Erzähl-Vorstellungen von Katharina Ritter fanden im Rahmen des Grimm-Jubiläumsjahres 2012
statt. Vor 200 Jahren wurde der erste Teil der weltberühmten Märchensammlung der Brüder Grimm veröffentlicht. Aus Anlass dieses Jubiläums organisiert
das Goethe-Institut in Prag das ganze Jahr hindurch
Veranstaltungen rund um das Thema „Märchen“. Die
Foto: Goethe-Institut
Tschechien-Tournee der Geschichtenerzählerin war
dabei sicherlich einer der Höhepunkte dieses GrimmJahres. Doch das Grimm-Jahr ist noch lange nicht zu
Ende: Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer können
beim Goethe-Institut Prag eine Vielzahl märchenhafter
Materialien zur Ausleihe anfordern: die Plakatausstellung „Märchenwelten“, den Kalender „Märchenhaft“
und einen Rucksack voller Märchen mit Märchenbilder- und Hörbüchern, Spielanregungen und Unterrichtsvorschlägen für Kinder und Jugendliche in drei
Altersstufen vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe.
Daneben gibt es moderne Märchenfilme, teilweise mit
tschechischen Untertiteln, die bestellt werden können. Weitere Informationen zum Grimm-Jahr 2012
finden Sie auf der Internetseite des Goethe-Instituts in
Prag: www.goethe.de/prag/grimmjahr oder direkt bei
Susan Zerwinsky: susan.zerwinsky@prag.goethe.org.
Tel: 221 962 270.
Die Autorin ist „kulturweit“-Freiwillige
am Goethe-Institut in Prag.
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Von der Moldau an die Donau
Budensuche interkulturell
Gerade, genauer gesagt am 15. Oktober, begann
für mich das dritte Jahr meines Bachelorstudiums. Nicht aber in Prag, wo ich an der Karlsuniversität Germanistik studiere, sondern an der
Uni Regensburg, mit der wir einen Austausch
pflegen. Um meinen Umzug von der Moldau an
die Donau perfekt zu machen, musste ich allerdings zuerst meine erste Herausforderung bestehen: eine Unterkunft finden. Und zwar eine, in
der ich mich auch wohl fühlen werde.
Verglichen mit der Tschechischen Republik
haben Studenten in Bayern völlig unterschiedliche Wohnmöglichkeiten und –gepflogenheiten. Bewirbt man sich in Prag um ein Zimmer in
einem Studentenwohnheim, muss man damit
rechnen, nicht allein zu leben. Doppelzimmer
sind in Tschechien die Regel, ein Einzelzimmer
ein kaum erreichbarer Luxus. In Regensburg ist
es dagegen umgekehrt. Wer nicht alleine wohnen
mag, der muss sich in einer der Studenten-WGs
einquartieren, die äußerst beliebt sind.
Da ich die Stadt und ihre Bewohner nicht so gut
kenne, habe ich mich erst einmal für die Option
Wohnheim entschieden. Schon Mitte Juli habe
ich die entsprechenden Formulare an die Uni geschickt. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche kurzen Anmeldungsformulare. Sondern
eher um Bewerbungen, in denen man seine Tauglichkeit für ein Studentenwohnheim erklären
muss. Manche Wohnheime erwarten sogar kürzere Aufsätze, in denen man darlegt, wie gut man
doch für ein gemeinschaftliches Leben gewappnet
ist. Doch selbst dann ist man sich eines Platzes in
einem der begehrten, weil günstigen, staatlichen
Studentenwohnheime nicht sicher. Das musste
auch ich erfahren, alle meine Anträge auf einen
Platz in einem staatlichen Wohnheim wurden
abgelehnt. Naja, Regensburg ist zwar eine Universitätsstadt, aber eine relativ kleine. Die Nachfrage
an Wohnheimplätzen übersteigt das Angebot von
Jahr zu Jahr mehr.
Aber ich hatte Glück im Unglück. Zusammen
mit einer Prager Kommilitonin haben wir uns in
einem kleinen Haus im Süden von Regensburg
eingemietet. Beide hatten wir gleich das Gefühl,
dass wir uns hier wohlfühlen und den verschiedenen Anforderungen des Regensburger Studentenlebens gerecht werden können. Tagsüber wie
auch nachts.
Was mich jetzt erwartet, ist ein weiterer Ämtermarathon. Sowohl in der Stadt, wo ich mich auf
dem Bürgerzentrum anmelden muss, als auch an
der Uni, wo ich Kurse auswählen und mir einen
Stundenplan erstellen muss. Aber davon erzähle
ich Ihnen gerne beim nächsten Mal.
ALŽBĚTA RUBRICIUSOVÁ
Jubiläum für alle Sinne
Es gab etwas zu feiern im Smetana-Saal des Prager Gemeindehauses (Obecní dům): Die Brücke/
Most-Stiftung feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Jubiläum. Auch Pragkontakt, ein Projekt der
Stiftung, existiert bereits seit fünf Jahren und betreut deutschsprachige Gruppen bei der Reise
nach Tschechien. „Jeder, der sich für die deutschtschechischen Beziehungen und Kultur- und Bildungsarbeit in Mittel- und Osteuropa interessiert,
ist eingeladen, sich bei uns einzubringen“, brachte
Peter Baumann, Geschäftsführer der Brücke/Most
Stiftung, das Programm der Stiftung in einer kurzen
Ansprache auf den Punkt.
Der erste Programmpunkt des anschließenden
Festkonzertes, das 1. Cellokonzert von Dimitri
Schostakowitsch verlangte den Zuhörern einiges
an Aufmerksamkeit ab. Die jungen Musiker von der
Felix-Mendelssohn-Jugendphilharmonie Hamburg
unter der Leitung von Clemens Malich meisterten
dieses komplexe Stück bravourös. Vor allem die
Leistung des jungen Solisten, Anton Micke, begeisterte die Zuhörer. Umso eingängiger, aber nicht weniger anspruchsvoll gestaltete sich der zweite Teil
des musikalischen Programms: Die achte Sinfonie
Antonín Dvořáks. Das Publikum dankte den jungen
Sinfonikern mit anhaltendem Applaus. Auf musikalischer Ebene hat an diesem Abend ganz sicher
ein Austausch stattgefunden. Damit wäre auch ein
guter Auftakt für die nächsten 15 Jahre erfolgreicher
kultureller Vermittlungsarbeit der Brücke/MostStiftung gegeben.
(ewa)
Forum - Seite 3
Landscha mit Gedächtnis
Der ländliche Raum um Pilsen hat
in seiner Bevölkerungsstruktur
viele Wandel durchlebt. Den
untersucht eine Studie der
Universität Pilsen.
„Unsere Hypothese war, dass die
Wahrnehmung der Umgebung damit
zusammenhängt, wie dieser Raum
besiedelt ist und war. Und so viel
kann ich schon sagen: Unsere VerEVA-MARIA
mutungen haben sich bestätigt“, verWALTHER
rät Karolina Pauknerová vom Zentrum für Theoretische Studien Prag, die das Projekt
der Westböhmischen Universität Pilsen von Anfang
an begleitet.
Das Projekt, unterstützt vom tschechischen Kultusministeriums und realisiert vom Anthropologischen Lehrstuhl der Philosophischen Fakultät in
Pilsen, trägt den etwas sperrigen Namen „Reflektion von kulturellem Erbe und nationalem Gedächtnis in Wohn- und Landschaftsräumen“. Was sich
dahinter verbirgt, erklärt Pauknerová folgendermaßen: „Es soll ergründet werden, welchen Bezug die
Bewohner zur Vergangenheit haben ausgehend von
dem Ort, an dem sie gelebt haben oder leben.“ Das
heißt der Ort, in diesem Falle ein Dorf bei Pilsen,
als Träger individueller und kollektiver Erinnerung,
der natürlich auch Einfluss auf die Identität seiner
Bewohner hat.
Der Teil des Projektes, für den die studierte Anthropologin und Archäologin arbeitet, konzentriert
sich auf den ländlichen Raum. Die Forschungsarbeit
ist auf drei Jahre ausgelegt, in jedem wollen sich die
Forscher einem anderen Dorf widmen. Eines liegt in
der Nähe von Pilsen und hat keine Um-/Besiedlung
erlebt. Ein weiteres bestand zu gleichen Teilen aus
Deutschen und Tschechen, die Hälfte der Bewohner
wurde 1945 vertrieben. „Angefangen haben wir aber
mit einem Dorf namens Lesná (Schönwald) ganz in
Lesná in Westböhmen - ein Ort mit vielen Gedächtnisschichten
nien gelebt. Sie sind autonom und leben streng
nach den Regeln ihrer Religion.
Unter neuen Siedlern
In diesem Umfeld haben Karolina Pauknerová und
ihre Kollegen diesen Sommer viel Zeit verbracht. „Wir
hatten in diesem Jahr drei intensive Forschungsphasen
von je einer Woche. Da hat das ganze Forschungsteam
eine Woche lang in einem lokalen Gasthaus gewohnt,
ein guter Einstieg in die Forschung vor Ort“, meint sie.
Das Team unter der Leitung von Jiří Woitsch ist klein
und bunt gemischt. Neben Karolina Pauknerová sind
fünf weitere Wissenschaftler und Studenten der Pilsener Universität beteiligt. Die Befragungen wurden in
Zweierteams durchgeführt. Im Fachjargon nennt man
die Methode „halbstrukuriertes Interview“, das heißt,
bestimmte Fragen werden jedem gestellt, zum Beispiel wo er sich in der Umgebung bewegt, was er dort
Für sie existiert diese Landschaft wirklich nur
als Konstrukt von Gedanken und Vorstellungen.
der Nähe der Grenze, dessen Bevölkerung sich nach
dem Zweiten Weltkrieg komplett ausgetauscht hat.
Dieses Dorf ist für uns besonders interessant, weil
es sich in der Vergangenheit sehr turbulent verändert hat“, erklärt Pauknerová. Am Anfang der Forschung stand die historische Recherche: „In diesem
Dorf gab es eine große deutsche Mehrheit, die nach
dem Krieg komplett über die nahe Grenze geflohen
ist. Aber auch die wenigen tschechischen Bewohner sind verschwunden. Wohin, das ist bisher noch
ein großes Rätsel.“ Die Häuser wurden neu besiedelt von den sogenannten Russinen, einer ostslawische Bevölkerungsgruppe, die hauptsächlich in den
Karpaten lebt und in Tschechien eine anerkannte nationale Minderheit ist. Die Russinen in Lesná
haben vormals in einem Dorf im heutigen Rumä-
macht, ob er Veränderungen feststellen kann. „Wir
sind aber auch spontan auf das eingegangen, was die
Befragten uns berichtet haben, und haben den Fragenkatalog ständig erweitert. Erst wenn in den Interviews keine neuen Aspekte mehr auftauchen, kann
man die Untersuchung als abgeschlossen betrachten“,
erklärt Pauknerová.
Die Bereitschaft, sich an den Interviews zu beteiligen, war sehr groß. Die Menschen reden gerne über
die Gegend und kennen sich gut aus.
„Die meisten Dorfbewohner arbeiten in der Forstwirtschaft, sie nehmen die Landschaft also vorrangig
als ihren Arbeitsplatz war“, resümiert Pauknerová.
„Ihre Wahrnehmung ist stark auf die Gegenwart fixiert. ‚Hier arbeite ich, hier sammle ich Pilze, hier
gefällt es mir.‘ Es sind eben neue Siedler.“ Unter die
Foto: Karolina Pauknerová
ursprüngliche Geschichte Lesnás wurde ein Schlussstrich gesetzt, die neuen Bewohner schrieben eine
neue, die mit der alten nicht mehr zusammenhängt.
Was Pauknerová an der Studie besonders reizt, ist
aber die Landschaft, die nur noch in der Erinnerung
existiert: „Die ehemaligen Bewohner, die teilweise
auf Spuren der Vergangenheit in die Gegend von
Pilsen kommen haben natürlich eine vollkommen
andere Perspektive.“ Diese Sichtweise kennen die
Forscher bisher nur aus einer Art Gästebüchern,
den „Gedenkbüchern“, die in den verlassenen Dörfern in der Umgebung von Lesná in den verfallenen
Gebäuden ausliegen. Deutsche, die flohen oder vertrieben wurden und viele Jahre später ihr altes Zuhause besuchen, können hier Einträge hinterlassen.
Teilweise sind es sogar Beiträge von Angehörigen
der dritten Generation: „Wir sind gekommen, um
uns Oma‘s Heimat anzusehen“, steht da zum Beispiel. „Für sie existiert diese Landschaft wirklich
nur als Konstrukt von Gedanken und Vorstellungen“, so Anthropologin Pauknerová. In die Landschaft, wie sie in den Erinnerungen der Deutschen
fortlebt, wollen die Wissenschaftler noch tiefer eintauchen. „Es wäre schade, wenn diese Perspektive
in unseren Untersuchungen fehlen würde. Deshalb
wollen wir auch unter den ehemaligen Bewohnern
Lesnás eine Untersuchung durchführen, mit ähnlichen Fragen, nur, dass diese in Hinblick auf das
Alter der Befragten schriftlich beantwortet werden
sollen.“ Dieser Teil des Projektes befindet sich aber
noch in der Planungsphase.
Noch zwei Jahre dauert die Forschungsarbeit, im
nächsten Sommer werden die Feldstudien im zweiten Dorf beginnen. Die Ergebnisse richten sich nicht
nur an Spezialisten, sondern sollen für eine breite
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: Zwei
Ausstellungen, eine davon über Lesná, und ein Buch
sind in Planung.
Der lange Marsch aus dem Chodenland
in die Oberpfalz
Auf der Equipe-Wanderung wanderten Tschechen und Deutsche
zusammen vom böhmischen Klenči
ins bayerische Furth im Wald.
In diesem Jahr schon zum 20. Mal.
Es muss das perfekte Wetter gewesen sein, das die vielen deutschen und tschechischen Teilnehmer auf die
20. Equipe-Wanderung des „Freundeskreis deutschtschechischer Verständigung“ lockte. Oder war es die
wunderschöne Landschaft des Böhmerwalds, die im
frühherbstlichen Glanz noch melancholischer erschien als sonst? Traditionell begann die Grenzwanderung am Friedhof von Klenči pod Čerchovem
(Klentsch am Schwarzkopf). Ausgangspunkt war,
wie immer, das „namenlose“ Grab des Pfarrers und
Schriftstellers Jindřich Šimon Baar, einem bekannten
Vertreter der sogenannten tschechischen Landprosa
des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Der Ausgangspunkt der Wanderung ist mit Bedacht gewählt. War es doch Baar, der der Wanderung durch seine Arbeit Pate gestanden hatte. In
seinem Roman „Lusy“ schildert er einen Bittgang
des Ehepaares Král von Klenči, Baars Heimat, zur
Further Kreuzkirche „Zum Heiland auf der Rast“.
Der Weg der Equipe-Wanderung folgt genau dieser,
im Roman mit vielen Einzelheiten geschilderten
Pilgerstrecke, einem alten Verbindungsweg zwischen dem bayerischen und dem chodischen Kulturraum.
Mit Musik wandert es sich besser.
Bevor sich die Wanderer, nach den Grußworten
von Jürgen Kögler vom „Freundeskreis deutschtschechischer Verständigung“ und dem Bürgermeister von Klenči, Karel Smutný, auf den Weg machten,
sprachen sie am Grab von Jindřich Šimon Baar ein
gemeinsames „Vater unser“, auf Deutsch und auf
Tschechisch. Umrahmt wurde die kleine Einstimmung der Wanderer auf den langen Marsch über die
Grenze vom Männergesangsverein „Haltravan“, der,
begleitet von einem Bockspieler, die Anwesenden
mit dem Gesang chodischer Lieder erfreute.
Über Chodov (Meigelshof) und Pec (Hochofen)
erreichten die Wanderer, stets begleitet von der
Bergwachtbereitschaft
Furth im Wald, den „Oskar
Kögler-Rastplatz“. Dort
wurden sie schon erwartet: Fleißige Helfer von
beiden Seiten der Grenze
sorgten mitten im Wald für
die Verköstigung der Wanderer und die „Chodovanka“ für die musikalische
Unterhaltung.
Nach der Ankunft der
Wanderer in Furth im
Wald zelebrierte Stadtpfarrer Richard Meier in
Foto: Autor der Kreuzkirche einen
Gottesdienst. Anschließend traf man sich im Kolpinghaus wieder, wo es
zur Stärkung einen Eintopf und zur Unterhaltung
Musik vom „Melody Club“ gab. Selbstverständlich
erhielten alle Teilnehmer eine Urkunde, die ihnen
in Zukunft nicht nur einen schönen Tag und eine
gelungene Wanderung in Erinnerung rufen wird,
sondern auch die Tatsache, dass das Zusammenleben von deutschen und tschechischen Nachbarn
hervorragend funktioniert.
KARL W. SCHUBSKY
Forum - Seite 4
www.landeszeitung.cz
Bilder und Stimmen zur Konferenz
„20 Jahre seit den Unterzeichnungen“
Maria Therese Müller,
Bernard Hayer,
Bundesministerium des Inneren,
Referatsleiterin Förderung der
deutschen Minderheiten in MOE:
Bundesverwaltungsamt Bonn:
„Ich habe mich sehr auf die Veranstaltung gefreut, auch weil ich viele alte Bekannte, wie ich schon fast
sagen würde, wiedergesehen habe. Ich bin ja öfter vor Ort
und sehe mir die Projekte an. Ich denke, dass die LV auf
einem guten Weg ist. Ich wünsche der LV alles Gute für die
Zukunft, vor allem, dass es ihr gelingt, die junge Generation nahtlos in die weitere Arbeit einzubeziehen. Ich denke,
da hat es heute Impulse gegeben, die Hoffnung machen.“
„Es ist eine großartige Veranstaltung gewesen. Es ist eine
Anerkennung durch die tschechische Regierung aufgefallen durch die Bereitstellung der Räumlichkeiten und durch
den Besuch des Herrn Ministers heute Abend. Das sehe ich
als Würdigung an die deutsche Minderheit an. Die Ausblicke in die Zukunft aber auch die Erinnerung an das, was
gewesen ist, haben mir gut gefallen. Das gibt gute Impulse
für die Arbeit in der nächsten Zeit.“
Zuzana Finger,
Heimatpflegerin der Sudetendeutschen
Landsmannschaft:
„Ich war sehr beeindruckt. Es war eine sehr gut vorbereitete Konferenz, die eine Fülle von Fragen thematisiert hat.
Es war zugleich eine sehr schöne Begegnung für mich. Ich
kannte das Programm, wusste aber nicht, wen ich alles
treffen würde. Es hat mich sehr beeindruckt, dass die LV
sich nicht auf ein Thema konzentriert hat, sondern auch
Menschen auf das Podium gesetzt hat, die nicht unbedingt,
ich sage es einmal so, zum Dunstkreis der LV gehören und
das Ganze um gute Ideen erweitert haben. Das hat mir
neue gedankliche Impulse für meine Arbeit gegeben.“
František Černý im Gespräch mit Moderator Petr Brod
Maria Therese Müller, Irene Kunc, Bernard Heyer und Zuzana Finger
„Jede Organisation, die sichtbar werden will,
braucht eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Ich denke, es ist
uns durch die Konferenz gelungen, die Arbeit der Landesversammlung in den letzten 20 Jahren sichtbar zu machen,
zu bilanzieren und zu würdigen, aber auch neue Bausteine
auf das vorhandene Fundament zu setzen. Und dabei soll
es keinesfalls bleiben, wir müssen auf diesen Ergebnissen
weiter aufbauen.“
František Černý,
Tschechischer Botschafter a. D.:
„Mein Eindruck ist zwiespältig. Ich frage
mich schon seit Längerem, nicht erst heute bei der Konferenz, was machen wir mit der sinkenden Attraktion einer Entität, die man Minderheit nennt. Minderheit klingt
irgendwie pejorativ. Im Grunde wäre es Zeit für einen
Imagewechsel. Man muss dem Kind einen neuen Namen
geben, damit es auch für die Jugend und die Tausenden
zugezogenen Deutschsprachigen interessant wird. Mein
Vorschlag: Bohemia - Vereinigung der deutschsprachigen
Bürger Böhmens und Mährens.“
Monika Manethová,
ifa-Kulturassistentin BGZ Mährisch
Trübau:
„Der Tag war sehr schön und sehr interessant. Ich denke,
um die Jugendlichen zu erreichen sind Jugendaustausch und
Begegnung das Wichtigste: Man muss etwas erleben, eine
Fremdsprache brauchen, dann kommt das Lernen ganz von
allein. Und über die deutsche Sprache kommt auch das Interesse. Die Jugendlichen fragen dann, was wir sonst noch
machen. Wenn die Kinder Spaß an etwas haben – auch an
den Tanzgruppen und unseren Sprachkursen – dann kommen sie wieder.“
Martin Dzingel, Präsident der LV:
Joachim Bruss bei der Podiumsdiskussion
Joachim Bruss,
deutscher Geschäftsführer des
Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds:
„Die Frage ist, ob sich die deutsche Minderheit weiterhin Minderheit nennen sollte oder ob man da nicht einen
Begriff finden kann, der weniger negativ besetzt ist, beziehungsweise einen Gegensatz zur Mehrheit ausdrückt.
Denn es muss ja kein Gegensatz sein. Es ist ein Verhältnis
von denen, die etwas mehr sind und denen, die eine andere Herkunft haben und als solche ihre Identität, die sie
innerhalb der Gesellschaft haben, fruchtbar machen können. Das kann man natürlich nicht allein durch Erinnerungsveranstaltungen machen und insofern fand ich den
heutigen Tag gut, weil er eben keine reine Erinnerungsveranstaltung war, sondern man versucht hat, einen Ausblick
in die Zukunft zu geben und dabei nicht nur Redner aus
den eigenen Reihen, sondern auch Leute zu Wort kommen
ließ, die nie zur Minderheit gehört haben, aber die ein Verhältnis zu den Deutschen haben.“
Martin Dzingel und Außenminister Karel Schwarzenberg
Richard Šulko,
Vorsitzender des Bundes
der Deutschen – Egerland:
„Die Konferenz war sehr gut besetzt, es gab hochrangige
Gäste und interessante Diskussionen. Die Idee für das ifaPlanspiel kann für unsere Arbeit sehr hilfreich sein. Überhaupt würde unsere Arbeit ohne die Unterstützung des ifa
nicht funktionieren. Sehr wichtig ist auch die Anerkennung des Außenministeriums, dass wir die Konferenz in
ihren Räumen veranstalten konnten. Das 20-jährige Jubiläum ist auch Anlass für einen solchen festlichen Rahmen.
Als Anregung nehme ich mit, dass wir eine bessere Öffentlichkeitsarbeit brauchen.“
Fotos: Pavel Hořejší
Schriftstellerin Radka Denemarková macht ihren Standpunkt deutlich.
Barbara Wendel,
Begegnungszentrum Haviřov:
„Ich bin sehr beeindruckt. Der heutige Tag hat
für mich neue Horizonte erschlossen und ich hoffe, dass
ich einiges davon für die Arbeit im BGZ Havirov anwenden
kann. Man spricht über Probleme, sucht nach Lösungen
und arbeitet daran. Man möchte die Zukunft aufbauen. Ich
hoffe auch, dass sich die Willenserklärung des Präsidiums
erfüllt und wir alle daran mitarbeiten können.“
Ex-MEP Milan Horáček verwehrt sich gegen Floskeln.
Alte Bekannte: Karel Schwarzenberg und Walter Piwerka