Seminar „Ramses II“
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Seminar „Ramses II“
Seminar „Ramses II“ an der Berufsbildenden Schule Germersheim - Sommerferien 2013 Eine Gruppe ägyptischer Studenten/innen der deutschen Universität in Kairo, mit ihrem Betreuer Rabie Asfour, wählte zum ersten Mal die Berufsbildende Schule in Germersheim für ein 4wöchiges Auslands-Praktikum zum Thema „Technische Neuerungen in der Autotechnik“ aus. Insgesamt 12 Wochen müssen die Teilnehmer vor dem Abschluss der Universität nachweisen. Es war ein Seminar, wie aus „Tausend und einer Nacht“. (mehr) Die Fachschule für Technik mit der Fachrichtung Kraftfahrzeugtechnik war ein idealer Partner, sie hat qualifizierte Trainer und bietet eine hochwertige Ausstattung. Insbesondere viele einmalige Projektarbeiten ihrer Fachschüler konnten bei der sehr praxisorientierten Schulung eingesetzt werden, etwa ein Modell einer funktionsfähigen PORSCHE-Bremsanlage. An dieser Stelle ein großes Lob an die Studierenden der Technikerschule, die ihre zahlreichen, hervorragenden Projekte der Schule zur Verfügung stellen und damit die schulische Ausstattung in hohem Maße verbessern. Die Initiative für das Seminar ging von einem Lehrerkollegen Stephan Eberhard aus, der lange Zeit im Auslandsdienst in Ägypten gearbeitet hat und seine früheren Kontakte zu Winfried Hagenmüller, einem Lehrer der Germersheimer Fachschule, nutzte. Ein zweiter Kollege Bernd Wolff – der häufig mit großer Leidenschaft auf Auslandsreisen geht - war sofort bereit mitzuarbeiten. Der Schulleiter, Herr OStD Sprotte, zeigte sich bei der Anfrage an die Schule sehr interessiert und ermöglichte das Projekt. Unser Landrat Dr. Brechtel (mit der Kreisverwaltung) gab grünes Licht, unterstützte die Schulung unbürokratisch schnell und wertete das Seminar mit seinem Besuch auf. Die Unterrichtsprache war Englisch, wie erwartet eine große Herausforderung für die Trainer, aber genauso für die Teilnehmer. Das Übersetzungsprogramm LEO stellte seine Leistungsfähigkeit unter Beweis und die Unterrichtsmaterialien zu den technischen Neuerungen wurden übersetzt. Methodisch versuchten die Lehrer das Problem zu mildern, in dem etwa der „Sprechanteil“ deutlich reduziert wurde. Oft versuchten Schüler und Lehrer an den Modellen gemeinsam fachspezifische englische Begriffe zu finden – was auch, nach einigen Versuchen gelang: „Do you understand?“ war der häufigste Satz, bis dann spätestens beim dritten Versuch die Antwort „Yes“ kam und die Trainer, nicht ohne Stolz, „A short brake?“ anboten. Es wurden einige hochaktuelle Schulungsmaterialien aus dem Fachschulsortiment ausgewählt. Ein Thema war die neue E-Klasse E 300 Hybrid von MERCEDES, ein anderes der neue Golf 7 von VOLKSWAGEN und auch der neue i3 von BMW, dessen Verkauf im Nov. 2013 startet. „Flexibel sein“ lautete die Vorgabe von Seiten der Uni und so wurden weitere wichtige Bausteine vorbereitet: Aufgaben mit EXCEL zur Berechnung und Auslegung von Fahrzeugsystemen, etwa beim Antriebsstrang. Hier wurde die Fahrgeschwindigkeit bei verschiedenen Übersetzungen ermittelt. Alle Teilnehmer hatten ihre Notebooks mitgebracht, so konnte auch mit einem BOSCH Demo-Programm gearbeitet werden, mit dem Wartungs- und Reparaturaufgaben ganz praxisnah simuliert werden können – in vielen Sprachen. Auf dem Programm standen vor allem auch praktische Arbeiten im eigentlichen Kfz-Labor. Mit großer Begeisterung nahmen die Studierenden diese Angebote an, und die Trainer rückten solche Qualifizierungsübungen (flexibel!) in den Mittelpunkt. Von der Zerlegung eines Automatikgetriebes, über einen Zahnriemenwechsel, bis hin zu Diagnoseübungen auf höchstem Level mit einem BOSCH Diagnosegerät FSA 740. Auch standen neben den Projektarbeiten modernste Fahrzeuge, wie ein VW Scirocco und ein 3er BMW, zur Verfügung. Die einzige weibliche Teilnehmerin, Shaza, obwohl sie streng darauf achtete, ihre Kleidung nicht zu beschmutzen, arbeitete sehr geschickt auch praktisch mit. Betreuer Rabie, der hervorragend deutsch sprach, er hatte lange Zeit für Mercedes gearbeitet, teilte einmal so nebenbei mit „Wenn Shaza etwas vorhat, dann machen die anderen (Jungs) ohne Überlegung mit“, also kein Unterschied zu Deutschland!? Als unsere Gruppe aus Ägypten zum Schulungsbeginn sehr müde ankam, führten wir das auf die lange Anreise, verbunden mit dem Klimaumschwung zurück. Aber in der zweiten Woche erschienen die Teilnehmer zum Auftakt noch müder. Als sie uns auf die Frage nach ihrer Gesundheit beruhigten, „alles sei in Ordnung“, fanden wir im Laufe des Tages den Grund heraus: Einige waren am Wochenende bis nach Paris gereist – allein acht Stunden Hinfahrt, um dort Bekannte zu besuchen. Auch hier war unsere Flexibilität gefordert! Ein intensives Reiseprogramm außerhalb der Schulung wurde mit weiteren Zielen wie Frankfurt, Mannheim, Heidelberg und Straßburg abgewickelt. Die Kosten konnten mit Hilfe einer Handy-App begrenzt werden, die es ermöglicht, Mitfahrgelegenheiten zu organisieren. Auch Inter-City Busfahrten waren recht preisgünstig. Die Seminarkosten insgesamt haben die Teilnehmer übrigens aus eigener Tasche bezahlt! Vorher übliche Fördergelder im Rahmen von internationalen Kooperationsprogrammen gab es in diesem Jahr leider nicht mehr. Stephan Eberhard hatte innerhalb der Schulungen ein spannendes Rahmenprogramm organisiert, mit Besuchen beim Daimler-Lkw-Werk in Wörth, bei JOHN DEERE in Mannheim und AUDI in Neckarsulm. Die gezeigten Fahrzeuge, aber auch die Art der Präsentation, haben die ägyptischen Studenten ohne Übertreibung fasziniert. Eberhard hat mit unermüdlichem Engagement das Team von deutscher Seite betreut und etwa den Transport zwischen der Sportschule in Schifferstadt und unserer Schule übernommen. Dazu wurde ein Kleinbus gemietet, ergänzt durch sein Privatfahrzeug. Auch hat er sich an den praktischen Arbeiten bei der Schulung beteiligt – so konnten wir Gruppen aufteilen und den Unterricht intensivieren. Er hat das unentgeltlich getan! Aus pädagogischer Sicht war die preisgünstige Sportschule in Schifferstadt als Übernachtungsort gut geeignet – hier konnte (musste) man bei einfachster Ausstattung zur Ruhe finden. Aus der Sicht der Studenten/innen hätten sie sich eher eine Art internationales „Youth-Hostel“ mit hoher Betriebsamkeit gewünscht – die Trainer möchten sich lieber nicht vorstellen, in welcher Verfassung sie dann morgens erschienen wären! Ein Highlight wurde uns durch das Autohaus VOGEL in Landau ermöglicht: Bernd Wolff hat Dank seiner guten Kontakte einen 7er BMW mit Hybridtechnik als Vorführwagen erhalten und die Studenten waren einmal mehr von deutscher Autotechnik begeistert. Ein großer Dank geht an das Autohaus für die tolle Unterstützung. Wer kann von sich behaupten, jemals ein solch interessantes, farbiges Programm als Praktikum durchgeführt zu haben? Ein klein wenig war es wie ein Seminar aus „Tausend und einer Nacht“. So verwundert es insgesamt nicht, dass die (anonyme) Seminarbewertung durch die Teilnehmer hervorragend ausfiel - auch im Vergleich mit anderen Schulungsstätten. Gerne wollen die Universität Kairo, die Trainer, die Verantwortlichen der Schule und der Schulträger das sehr erfolgreiche Pilotprojekt fortsetzen – es zeitlich etwas verschieben, damit für die Lehrer eine notwendige Erholungsphase während der Kernferienzeit bleibt. Unseren ägyptischen Studenten/innen gilt unsere große Sorge, dass sie nicht in die bürgerkriegsähnlichen Konflikte in Ägypten geraten. Sie kommen aus verschiedenen Stadtvierteln in Kairo. Hoffentlich konnten und können Sie sich den Unruhen entziehen. Wir warten daher gespannt auf eine Rückmeldung unserer Teilnehmer und auch des Betreuers Rabie Asfour, der handwerklich sehr geschickt war. Wir wünschen Ihnen auf ihrem beruflichen Weg viel Erfolg und hoffen, mit unserem Seminar dazu beigetragen zu haben! Ein Bericht der Trainer Bernd Wolff und Winfried Hagenmüller, vom 31.08.2013