Newsletter Januar 2016
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Newsletter Januar 2016
Schweizer Geologenverband Association suisse des géologues Associazione svizzera dei geologi Associaziun svizra dals geologs An alle CHGEOL-Mitglieder Swiss Association of Geologists Geschäftsstelle Dornacherstrasse 29/Pf 4501 Solothurn Telefon 032 625 75 75 Telefax 032 625 75 79 Solothurn, 10. Januar 2016 e-mail info@chgeol.org site www.chgeol.org Informationen Januar 2016 Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kolleginnen und Kollegen Mit diesem Schreiben erhalten Sie Informationen zu den folgenden Themen: Der Bericht für Stefanie… Zum Vergabewesen III Erneuerung der Titel EurGeol und CHGEOLcert Umfrage zum Nutzen und zur Optimierung des Geoinformationsangebots in der Schweiz lanciert Relevante Vernehmlassungen und Stellungnahmen des CHGEOL News Anlässe Stellen und Praktika Weitere Informationen finden sie auf unserer Homepage www.chgeol.org. Melden Sie bitte Wichtiges, Spannendes und Amüsantes für das nächste Monatsmail an die Newsletter-Redaktoren Severine Boll (französischsprachig) und Philippe Arnold (deutschsprachig) an folgende E-Mail-Adresse: newsletter.chgeol@gmail.com. Besten Dank! Die Newsletter-Redaktoren wünschen Euch ein erfolgreiches neues Jahr und gutes Gelingen! CHGEOL_Newsletter_2016_01_DE.doc 1 Der Bericht für Stefanie… Mit dem vorliegen Newsletter starten wir mit einer neuen Rubrik Der Bericht für Stefanie… Wir kommen damit dem Wunsch von Stefanie im Interview nach und publizieren in unregelmässigen Abständen Berichte aus der Praxis, nicht einfach nur eine link, sondern mit etwas mehr „Substanz“ wie, was war die Aufgabenstellung, Vorgehen, Erfolg/Misserfolg…wie der Bericht zur neuen Grundwasserfassung beim Amerikaegge von Jürg Wanner schön aufzeigt. Wir publizieren diesen Bericht einmal in französischer Sprache und einmal in deutscher Sprache. Philippe Arnold Zum Vergabewesen III Die Wettbewerbskommission (Weko) bezeichnet die KBOB-Tarifempfehlungen als wettbewerbswidrig und möchte sie abschaffen. Wettbewerb definiert sich nicht nur in Form wirtschaftlicher Konkurrenz, sondern in der Bestrebung, die beste Leistung zu erreichen (wie z.B. im Sport). Den beiden Definitionen von Wettbewerb muss man sich bewusst sein. Auf das Bauplanungswesen bezogen – und dazu gehören geologische Beratungsleistungen – können die beiden Aspekte des Wettbewerbs so beschrieben werden, dass sich die wirtschaftliche Konkurrenz in Form billiger Planungsleistungen auf die langfristige Nutzbarkeit negativ auswirken. Dem gegenüber wirkt sich das Anstreben der besten Leistung in positiver Weise auf die langfristige und wirtschaftliche Nutzung eines Bauwerks aus. Die in Vergabeverfahren gängige, überproportionale Fixierung auf den Preis führt dazu, dass Beratungs- und Planungsbüros ihre Leistungen primär nur noch preisbewusst und nicht mehr zielorientiert erbringen. Das Resultat sind billige Planungsleistungen, die aber nicht zwingend zur besten Leistung des Bauwerks führen. Fatalerweise besteht die Idee, dass die Preisfixierung zwingend sei, ja sogar von der Rechtsprechung verlangt wird. So einfach ist die Rechtsprechung nicht. Gerichte messen nur Vergaben anhand des geltenden Rechts und in der korrekten Umsetzung entsprechend der Ausschreibung. Dabei kommt den Ausschreibungen eine zentrale Stellung zu: Geologische Leistungen werden in der Regel von Ingenieuren oder Architekten, oft mit wenig Herzblut zusammengestellt. Es erstaunt doch nicht, dass eine unvollständige und unüberlegte Ausschreibung keine hochstehenden Leistungen erbringt. Und trotzdem fehlt das Bewusstsein, dass nur eine projektbezogene, wohlüberlegte Leistungsausschreibung zielführend ist. Im Weiteren werden die angebotenen geologischen Leistungen oft nur von einzelnen wenigen Personen, in der Regel wiederum Ingenieure oder Architekten bewertet. Dabei kann das Verständnis für die geologischen Probleme und die Lösungsvorschläge weitgehend oder vollständig fehlen. Mit der Folge, dass die Aspekte der Qualität der intellektuellen Leistung eines Angebots nicht berücksichtig werden. Gerade die Architekten zeigen uns, dass Leistungsvergabe nicht preisfixiert sein muss und die Qualität einer intellektuellen Leistung rechtssicher bewertet werden kann. Natürlich unterstehen auch Architektur-Wettbewerbe einem wirtschaftlichen Druck (durch das Honorar und der gewinnbringenden Nutzung des Bauwerks), aber das zentrale Element des ArchitekturWettbewerbs ist die Bewertung einer gestalterischen Idee und deren technischen Umsetzung. CHGEOL_Newsletter_2016_01_DE.doc 2 Oder kurz zusammengefasst entscheidet das Bauchgefühl einigen Fachleuten über den Gewinner eines Vergabeverfahrens. Die gestalterische Qualität einer Wettbewerbseingabe ist keine objektive Wissenschaft und die technische Reife der Eingaben ist wegen dem rudimentären Planungsstand oft tief. Und trotzdem funktioniert das Architektur-Wettbewerbswesen grundsätzlich. Und wer eine Architekten-Gruppe freudvoll über ihre Wettbewerbseingaben diskutieren hört, versteht die zweite Definition des Wettbewerbs als Bestreben zur bestmöglichen Leistung. Wir Geologen müssen fachkompetente Ausschreibungen und Leistungsvergaben einfordern. Simon Roth Erneuerung der Titel EurGeol und CHGEOLcert Wir erinnern die Trägerinnen und Träger der Titel EurGeol und CHGEOLcert daran, ihre Weiterbildungsnachweise für eine Rezertifizierung bis am 15. Januar 2016 der Geschäftsstelle zukommen zu lassen. Der Titel EurGeol verlangt eine jährliche Überprüfung der Berufstätigkeit sowie der persönlichen Weiterbildung, wohingegen eine Rezertifizierung des Titels CHGEOLcert alle 3 Jahre vorgenommen wird. Mit dem cert-Label kommuniziert unser Verband den Auftraggebern, dass die Label-Träger berufserfahren sind und sich kontinuierlich weiterbilden. CHGEOLcert versteht sich als Kürzel, das für objektiv quantifizierbare Standards steht und somit auch der Markttransparenz dient. Unsere Auftraggeber und Mitwirkende in Planerteams sollen erkennen, dass wir Geologinnen und Geologen ein System führen, welches die Einhaltung von Minimalanforderungen in den Bereichen Auftragsausführung, Fachwissen und Ethik garantiert. Auch Neuanträge für den Titel CHGEOLcert müssen vollständig bis 15. Januar 2016 bei der Geschäftsstelle eingegangen sein. Weitere Informationen und Download der benötigten Formulare unter: http://www.chgeol.org/dienste/qualitaet/chgeol-cert/ CHGEOL-cert: Merkblatt und Formulare, Stand 11.11.2009 Rafael Caduff, Qualitätskommission Umfrage zum Nutzen und zur Optimierung des Geoinformationsangebots in der Schweiz lanciert Swisstopo und SOGI wollen wissen, wie die öffentlichen und privaten Geoinformationsangebote von Wirtschaft und Gewerbe genutzt werden, welchen Nutzen sie stiften und wie die Angebote verbessert werden müssen. Dazu haben sie eine Umfrage lanciert, an der teilzunehmen alle interessierten Kreise eingeladen sind (http://geomarkt.infras.ch). Karten, Pläne und Geodaten stellen in vielen Dienstleistungsbranchen, Industrie und Gewerbe wichtige Orientierungs- und Entscheidungsgrundlagen dar. Ihre schnelle Verfügbarkeit hilft Produktionsprozesse zu verbessern, Verfahren zu beschleunigen und erhöht die Rechtssicherheit. Eine geschickte Nutzung kann Kosten einsparen und Marktvorteile schaffen. Die Schweizerische Organisation für Geoinformation SOGI vereint die im Bereich Geoinformation tätigen privaten und öffentlichen Akteure. Sie hat sich darum immer wieder bei Bund und Kantonen eingesetzt, dass die ursprünglich für den verwaltungsinternen Gebrauch digitalisierten Geoinformationen zunehmend in Internet-Geoportalen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Leider fehlen bis heute verlässliche Informationen, inwiefern diese Angebote tatsächlich von der Privatwirtschaft genutzt werden, welcher volkswirtschaftliche Nutzen daraus erwächst und welCHGEOL_Newsletter_2016_01_DE.doc 3 che Hindernisse in der heutigen Nutzung bestehen. Diese Angaben sind nötig, um die Angebote weiter gezielt auszubauen und die dafür notwendigen Anstrengungen gegenüber dem Steuerzahler zu legitimieren. Swisstopo hat deshalb in Zusammenarbeit mit der SOGI eine entsprechende Umfrage lanciert. Helfen auch Sie mit, das Geoinformationsangebot in der Schweiz zu optimieren und beteiligen sich an der Umfrage unter: http://geomarkt.infras.ch Die Umfrage läuft vom 11. bis 30. Januar 2016. Martin Probst, Leiter SOGI Fachgruppe Datenangebot und –nutzung Peter Jordan, Leiter Arbeitsgruppe Wirtschaftsmonitoring Relevante Vernehmlassungen und Stellungnahmen des CHGEOL http://www.chgeol.org/fr/services/documents/?dokumenttyp[]=6 News Der Pressespiegel des Geoportals: http://www.geologieportal.ch/internet/geologieportal/de/home/news/medienueberblick.html Newsletter der EFG (European Federation of Geologists): http://eurogeologists.eu/geo-news/ Anlässe Die vollständige Agenda des CHGEOL finden Sie unter http://www.chgeol.org/dienste/agenda/ diejenige des Geoportals unter http://www.geologieportal.ch/internet/geologieportal/de/home/news/events.html und diejenige von erlebnis-geologie unter http://www.erlebnis-geologie.ch/geoevents/ Stellen und Praktika Alle Angebote und Gesuche finden Sie auf der Stellen- und Praktikumsbörse des CHGEOL unter http://www.chgeol.org/dienste/jobs/ . Stellenbörse des Geoportals: http://www.geologieportal.ch/internet/geologieportal/de/home/news/jobs.html Stellenbörse des SIA: http://www.sia.ch/de/ CHGEOL_Newsletter_2016_01_DE.doc 4 Eine neue grosse Grundwasserfassung beim Amerikaegge nördlich von Thun Ausgangslage Seit einigen Jahren ist die Versorgung mit Trink- und Brauchwasser im Grossraum Thun einem grossen Wandel unterworfen: Verschiedene Grundwasserfassungen wurden oder werden demnächst aus schutzzonentechnischen Gründen aufgegeben (z.B. in Uetendorf, in Heimberg oder in Kiesen), oder mussten aus Sicherheitsgründen vorübergehend stillgelegt werden (Grossbaustelle für ein Strassenprojekt). Aufgrund dieser speziellen Ausgangslage hat die für die regionale Versorgung zuständige Wasserversorgung Region Thun AG (WARET) festgestellt, dass zur Sicherstellung der regionalen Versorgung ein zusätzlicher Wasserbezugsort von ca. 25'000 l/min benötigt wird. Grundwasserprospektion Die WARET beauftragte das Büro Kellerhals + Haefeli AG (Bern), eine entsprechende Grundwasserprospektion zu machen: Dabei zeigte die Aufarbeitung der bestehenden Unterlagen schon bald, dass sich das Gebiet Uetendorf-Uttigen, nördlich von Thun bzw. linksseitig der Aare, am besten für eine entsprechende Grundwassernutzung eignen dürfte. Dort liegt nämlich ein riesiges Delta der Kander mit viel groben Schotterhorizonten: Bis ins Jahr 1713 floss die Kander durch das so genannte Glütschbachtal und mündete erst weit unterhalb von Thun in die Aare bis sie, nach einem Durchstich durch den Strättighügel, direkt in den Thunersee geleitet wird. In diesem früheren Kanderdelta wurden hier bereits in den Sechzigerjahren im Auftrag der Stadt Bern umfangreiche hydrogeologische Untersuchungen durchgeführt. Schon damals war klar, dass dort die Voraussetzungen für die Entnahme der angestrebten 25'000 l/min grundsätzlich vorhanden sein sollten. Allerdings konzentrierten sich die früheren Untersuchungen vorwiegend auf den aarenahen Bereich. Aus Sicherheitsgründen (Qualität) und wegen der geplanten Aareverbreiterung im Rahmen der Hochwasserschutzmassnahmen sollten zukünftige Grundwasserfassungen weiter von der Aare entfernt erstellt werden. Nun war der Hydrogeologe gefordert, in einer ersten Phase einen genaueren und vor allem optimaleren Fassungsstandort zu finden. Es standen ihm - in mehreren Arbeitsschritten – dazu folgende „Hilfsmittel“ zur Verfügung: Geophysikalische Messungen (VLF-Methode) Sondierbohrungen und Kurzpumpversuche Qualitätsanalysen Dank diesen ersten, zum Teil sehr umfangreichen Abklärungen konnte der geeignetste Fassungsstandort im Gebiet Amerikaegge nördlich von Uetendorf gefunden werden (vgl. Abbildung A). Amerikaegge Abbildung A: Kanderdelta vor dem Kanterdurchstich 1713 (grosses Bild); das kleine Bild zeigt die Situation nach dem Kanderdurchstich. Nun galt es, in einer zweiten Phase diese Eignung in mehreren „Echttests“ zu verifizieren: Dazu wurden - wiederum in mehreren Schritten - folgende Arbeiten vorgenommen: Bau von zwei Versuchsbrunnen (Vertikalfilterbrunnen) Langzeitpumpversuch Kombinierter Färbversuch Erstellen Konfliktplan. Mit dieser zweiten Phase der Grundwasserprospektion konnte als Erstes bestätigt werden, dass das Grundwasservorkommen am festgelegten Fassungsstandort primär aus dem früheren Kanderdelta gespeist wird. Bei grösseren Entnahmemengen konnte dank den Versuchen zudem gezeigt werden, dass auch Aarewasser ins Grundwasser infiltriert und die Entnahmemenge so erhöht werden kann. Diese spezielle Konstellation führt zu einer ausserordentlichen Feldergiebigkeit von mehreren 10'000 l/min. Fassungsbau In einem nächsten Schritt – für den Hydrogeologen somit die dritte Phase - sollte musste die Grundwasserfassung dimensioniert bzw. die Fassungsart bestimmt werden. Dabei stellte sich schon bald heraus, dass der zu bauende Brunnen die Entnahmemöglichkeiten nicht einschränken sollte, das heisst, der Grundwasser-Fassungsbrunnen sollte möglichst gross dimensioniert werden. Aufgrund der Randbedingungen wurde ein Horizontalfilterbrunnen mit folgenden Ausmassen erstellt (vgl. Abbildung B): Abbildung B: Systemskizze Horizontalfilterbrunnen In den Zentralschacht mit einem Innendurchmesser von 5 m und einer Tiefe von 19 m münden total 16 Stränge (verteilt auf zwei Ebenen), aus welchen Grundwasser angesogen wird. Die Einzelfilterstränge sind dabei bis zu 47 m lang sind, und die gesamte Filterstrecke beträgt fast 600 m! Mit dem darauffolgenden Langzeitpumpversuch konnte aufgezeigt werden, dass dem Brunnen dauernd insgesamt zwischen 40‘000 und 60'000 l/min Grundwasser entnommen werden kann. Damit wurden die Erwartungen des Hydrogeologen (und auch der Wasserversorgung) bei weitem übertroffen. Der im Jahr 2013 fertig erstellte Horizontalfilterbrunnen dürfte heute wahrscheinlich die ergiebigste Grundwasserfassung der Schweiz sein. Bern, 26. November 2015 Jürg Wanner, Dr. phil. nat., Hydrogeologe, Kellerhals + Haefeli AG