Gesamtartikel - Treuhänder
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Gesamtartikel - Treuhänder
RECHNUNGSWESEN Richard Schindler EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft Konzept zur Steuerung des Ressourcenmanagements mit in die Liste ihrer wichtigFinanzanalysten basieren ihre Wertüberlegungen zu- EBITDA sten KPI aufzunehmen. nehmend auf EBITDA-Multiples [1]. Bei Kreditvergaben spielt das Verhältnis Nettoverschuldung zu EBITDA eine wichtige Rolle und beeinflusst die 2. EBITDA als finanzPreisgestaltung. Der Autor zeigt am Beispiel der an wirtschaftliche Grösse der SWX kotierten Siegfried-Gruppe auf, wie sich Der operative Gewinn, definiert als vor Zinsen und Steuern EBITDA auch im unternehmerischen Alltag als zen- Gewinn (EBIT), findet sich in sämtlichen Jahtraler Key-Performance-Indikator zu etablieren be- resrechnungen. Ausgehend vom EBIT durch die Addition der Abschreiginnt und stellt ein Konzept vor, wie das Ressourcen- wird bungen auf Sachanlagen und Amortimanagement über EBITDA gesteuert werden kann. sationen auf immateriellen Anlagegü- 1. EBITDA im unternehmerischen Alltag In einem sich stetig intensivierenden Wettbewerbsumfeld kommt der richtigen Auswahl der Key Performance Indicators (KPI), also denjenigen Grössen, welche der Unternehmensleitung bei der Steuerung des Unternehmens als Orientierungsmarken dienen, hohe Bedeutung zu. EBITDA gewinnt in diesem Kontext zunehmend an Gewicht, da damit sowohl Bewertungsfragen als auch Fragen des Risk-Managements und der Finanzplanung vorausschauend beurteilt werden können. In einem kürzlich durchgeführten Workshop für angehende CFO des Instituts für Finanzdienstleistungen (Zug) beantwortete eine grosse Mehrheit der Teilnehmer die Frage abschlägig, ob in ihrem Unternehmen die Entwicklung des Verhältnisses «Nettoverschuldung/EBITDA» einer regelmässigen Analyse unterzogen werde. Für zwei Teilnehmer hingegen war dieser KPI die wichtigste Führungsgrösse. Aufgrund einer hohen Verschuldung Der Schweizer Treuhänder 9/02 und einer ungenügenden Ertragskraft war bei ihnen die Fortführung des Kreditverhältnisses massgeblich von der Entwicklung dieses KPI abhängig. Besprechungen mit Banken fanden monatlich statt. Dieses Beispiel zeigt, dass Unternehmen gut beraten sind, tern auf den EBITDA geschlossen. Auch wenn diese Herleitung theoretisch klar ist, muss in der Praxis die Bestimmung sorgfältig vorgenommen werden. Insbesondere im angelsächsischen Raum präsentieren viele Unternehmen ihre Jahresrechnung nach dem Umsatzkostenverfahren. Dabei werden die Kosten nicht nach Kostenarten ausgewiesen, sondern nach den Kosten der einzelnen Leistungseinheiten. Abschreibungen sind beim Umsatzkostenverfahren oft nur als Information im Anhang aufgeführt. 2.1 EBITDA als cash-nahe Grösse Die in der Tabelle aufgeführte summarische Darstellung einer Erfolgsrechnung zeigt die Herleitung des EBITDA und der für Unternehmensbewertungen auf Ertragswertbasis relevanten Erfolgsgrössen (siehe nachfolgenden Kasten). Richard Schindler, Dr. oec. publ., CFO Siegfried Holding AG, Lehrbeauftragter für Unternehmensbewertung an der Universität Zürich, Zofingen/AG Im EBITDA werden primär direkte liquiditätswirksame Kosten vor Kapitalkosten und Steuern berücksichtigt, weshalb auf dieser Stufe die operative Leistung eines Unternehmens sehr gut beurteilt werden kann. Der EBITDA bildet auch die Ausgangslage für die 771 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft EBITDA und Bewertungsgrössen Gliederung der Erfolgsrechnung Herleitung der Bewertungsgrössen Nettoumsatz Bestandesänderung Materialaufwand Personalaufwand Betriebsaufwand Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) Abschreibungen Abschreibungen Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) Finanzerfolg Finanzaufwand Finanzertrag Sonstiger Aufwand/Ertrag Unternehmensergebnis vor Steuern (EBT) Steuern – Steuern auf EBIT Gewinn NOPLAT1 Grundlage für EVA-Bewertungen + Abschreibungen Investitionen Anlagevermögen Investitionen Nettoumlaufvermögen 1 Net Freier Cash-Flow Grundlage für DCF-Bewertungen Operating Profit less Adjusted Taxes Marktvergleichsmethoden (EV = Entreprise Value) [2] EV/Umsatz EV/EBITDA EV/EBIT EV/Cash-Flow Verbreitung Häufig An Bedeutung gewonnen An Bedeutung gewonnen Gering Vorrangiges Anwendungsgebiet Kurz- bis mittelfristig unrentable Gesellschaften, z. B. aus der New Economy Unternehmen mit reger Akquisitionstätigkeit und hohem Goodwill, Asset Deals Asset Deals In Branchen mit unterschiedlichen Investitionszyklen Aussagekraft Beschränkt, da kein Profitabilitätsmultiple Gross, da Beurteilung der operativen Ertragskraft und keine Verzerrung durch Abschreibungspolitik Gross, da Beurteilung der operativen Ertragskraft, aber Verzerrung durch Abschreibungspolitik Höher als P/E, da Elimination bilanzpolitischer Spielräume, jedoch inkonsistente Definition des Cash-Flow P/E M/B (Market/Book) Spezielle Multiples Verbreitung Sehr häufig Im Finanzsektor häufig Je nach Branche sehr häufig Vorrangiges Anwendungsgebiet Profitable Gesellschaften, Überschlagsrechnung Bei Banken und Versicherungen New-Economy-Gesellschaften und weitere Branchen Aussagekraft Beschränkt aufgrund Abschreibungspolitik und ausserordentlicher Effekte Hoch, da Rentabilitätsgrösse Meist auf spezifische Branchen beschränkt, keine allgemeinen Aussagen möglich 772 Der Schweizer Treuhänder 9/02 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft Ermittlung der freien Cash-Flows oder des NOPLAT bei einer Unternehmensbewertung. 3. Unternehmensbewertungen basierend auf EBITDA Die Nähe des EBITDA zum operativ erarbeiteten Cash-Flow eines Unternehmens, aus welchem einerseits die Kapitalkosten (inkl. Steuern) und andererseits die Investitionen ins Anlageund Umlaufvermögen bestritten werden müssen, macht ihn für Bewertungszwecke gut geeignet. Grundsätzlich gelangen heute zwei Verfahren zur Unternehmensbewertung zur Anwendung: Die Banken basieren bei ihren Wertüberlegungen oft auf Marktvergleichen, d.h. sie setzen operative Grössen vergleichbarer Unternehmen in Beziehung und leiten aus beobachteten Unternehmenswerten am Kapitalmarkt individuelle Unternehmenswerte ab. 12.7.02 Current Price In den letzten Jahren ist es Usanz geworden, dass Marktvergleichsmethoden und ertragswertbasierte Methoden gleichwertig und oft parallel zur Anwendung gelangen. EBITDA gewinnt als Vergleichsgrösse zunehmend an Gewicht. EBITDA misst die gesamte Unternehmensleistung, Zinsen sind noch nicht abgezogen. 3.2 Marktbewertungen am Beispiel der Feinchemie-Branche 3.1 Marktvergleichsmethoden Company Beratungsunternehmen bevorzugen zumeist Ertragswertmethoden wie die Discounted-Cash-Flow (DCF) oder die Economic Value Added (EVA) Methode, welche auf einer erwarteten Entwicklung zukünftiger Ertragsgrössen basieren. Für das Marktsegment «Feinchemie» wurde im Juli 2002 auf der Basis der geschätzten EBITDA-Zahlen von 2002 [3] ein Multiple von 6.9 bezahlt. Wenn am Kapitalmarkt für die Schweizer Firma Siegfried ein EBITDA 2002 in der Höhe von CHF 100 Mio. erwartet wird und unterstellt wird, dass Siegfried wie der Durchschnitt des Feinchemie-Segmentes bewertet sein Enterprise Value 2001 2002 EBITDA 2001 2002 EV/EBITDA 2001 2002 16 463 17 951 29 639 39 576 512 6 184 2 483 9 703 10 074 390 9 428 3 897 5 916 2 294 4 607 89 6 014 7 550 506 2 003 2 245 5 238 4 258 98 856 420 1 349 1 187 52 1 961 545 782 216 796 26 1 144 1 132 73 8.2 8.0 5.7 9.3 5.2 7.2 5.9 7.2 8.5 7.4 4.8 7.2 7.6 10.0 5.8 3.4 5.3 6.7 7.0 Europe Air Liquide Akzo Nobel BASF Bayer British Vita BOC Celanese Ciba Clariant Croda Degussa Givaudan ICI Johnson Matthey Rhodia Scapa Solvay Syngenta Yule Catto 147.70 42.69 43.35 30.40 236.00 963.00 21.76 116.00 32.20 267.50 36.81 576.00 315.25 900.00 9.10 45.00 69.80 90.50 307.50 Ungewichteter Durchschnitt Der Schweizer Treuhänder 9/02 15 524 15 968 27 259 36 487 532 6 129 2 664 9 745 8 743 418 11 004 5 188 5 736 1 801 4 031 57 7 178 7 153 656 2 077 2 377 5 502 4 427 101 830 430 1 230 1 210 56 1 960 622 805 242 883 14 1 185 1 191 85 7.5 6.7 5.0 8.2 5.3 7.4 6.2 7.9 7.2 7.5 5.6 8.3 7.1 7.5 4.6 4.0 6.1 6.0 7.8 6.9 müsste, beliefe sich die theoretische Gesamtbewertung des Unternehmens auf CHF 690 Mio. Davon müsste die Netto-Verschuldung im Bewertungszeitpunkt in Abzug gebracht werden, um den vergleichbaren Eigenkapitalwert zu bestimmen. Die Höhe der zur Anwendung gelangenden Multiples für einzelne Unternehmen ist aber auch von deren relativer Position im Vergleichssegment und unternehmensspezifischen Besonderheiten, wie beispielsweise geringer Marktliquidität, abhängig. 3.3 Validierung von EBITDABewertungen am Modell Interessant ist die Überprüfung der Frage, ob Unternehmensbewertungen auf Basis EBITDA mit den Resultaten einer Unternehmensbewertung auf Ertragswertbasis vergleichbar sind. Dazu wird am Modell mittels EBITDA eine Aktienkurs-Entwicklung vorhergesagt, welche auf einem möglichen relativ stetigen Business-Plan basiert. Anschliessend wird für jedes einzelne Jahr im Business-Plan eine DCF- und EVABewertung vorgenommen. Es resultiert, dass die Abweichungen zwischen EBITDA-Werten und Ertragswerten über die Jahre hinweg gering sind und nie mehr als 3% betragen. Im ersten Modell (Bewertungsvergleich stabile Verhältnisse) wird unterstellt, dass sich die Bilanzverhältnisse, und damit auch die Investitionen ins Anlage- und Umlaufvermögen, relativ zum Umsatz entwickeln. In einem zweiten Modell (Bewertungsvergleich Fehlsubstanz bis Jahr 5) wird nun untersucht, welche Auswirkungen grössere Investitionsvorhaben während des Prognosehorizontes auf die Bewertung haben. Für das Jahr 5 wird ein Investitionsprogramm in der vierfachen Höhe der sonst üblichen Jahresinvestitionen simuliert. Die Grafik unten zeigt, dass Unternehmensbewertungen auf Basis EBITDA diesen Umstand nicht genügend berücksichtigen. Die Konsequenz der Investitionen im Jahr 5 ist, dass sich die Finanzschulden ab diesem Jahr im Vergleich zum Umsatz deutlich erhöhen. Das Unternehmen lebt bis dahin mit einer eigentlichen Fehlsubstanz, was in EBITDA- Bewertungen nicht erkannt wird. 773 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft 3.4 EBITDA-Multiples als Wachstumsindikatoren Bewertungsvergleich stabile Verhältnisse Cash-Flow-Rechnung 1 5 10 ff. EBITDA Abschreibungen EBIT (operativer Gewinn) Steuern 20 % 900 –350 550 –110 1094 –448 646 –129 1396 –580 816 –163 NOPLAT (EVA) + Abschreibungen Investitionen AV Investitionen NUV 440 350 –450 –60 517 448 –547 –60 653 580 –698 –60 FCF (DCF) Zinsen Tax shield Dividenden Veränderung verz. FK 280 –50 10 –252 0 358 –50 10 –322 0 475 –49 10 –427 0 –12 –4 8 Veränderung Excess Cash EBITDA-Multiple EBITDA-Multiples lassen Rückschlüsse zu, wie der Kapitalmarkt Wachstum und Profitabilität einzelner Branchen einschätzt. Ausgehend von für die Schweiz nicht untypischen 8 % Gesamtkapitalkosten wird im Modell eines anlageintensiven Unternehmens untersucht, welche Wachstums- und Profitabilitäts-Konstellationen zu welchen theoretischen EBITDA-Multiples führen müssten: Annahmen WACC Abschreibungen 8% 10% EBITDA-Multiples 7.0 Bewertungsvergleich Eigenkapital % 10 15 20 25 2 3.9 5.4 6.4 7.1 10 8.4 10.5 11.9 12.9 20 19.5 22.9 25.2 26.7 8000 7000 EBITMarge Wachstum 6000 Die Analyse zeigt die grosse Bedeutung von Wachstumschancen für die Schaffung von Mehrwerten für die Aktionäre. Margenverbesserungen vermögen zwar den Gesamtwert eines Unternehmens ebenfalls erheblich zu steigern, sind aber in ihrem Gesamteffekt wesentlich weniger effektiv als der Wertbeitrag über Wachstumsmöglichkeiten. TCHF 5000 4000 3000 2000 4. Finanzplanung mittels «Debt/EBITDA» 1000 0 1 2 3 4 5 6 Jahre DCF/EVA Damit zeigen Unternehmensbewertungen auf Basis EBITDA im Normalfall gute Resultate. Eine genaue Überprüfung der geplanten Investitionen ist jedoch notwendig, um mögliche Fehl774 EBITDA substanz-Situationen erfassen zu können. Bewertungstechnisch muss die diskontierte Fehlsubstanz vom Unternehmensgesamtwert in Abzug gebracht werden. Die Kreditkrise Mitte der 90er Jahre hatte ein weitverbreitetes Umdenken der Banken bei der Kreditvergabe und der Messung von Kreditrisiken zur Folge. Es wurde deutlich, dass die Belehnung von Anlagen – insbesondere Immobilien – keinen Schutz vor Kreditausfällen bietet. Aktiven sind nur dann werthaltig, wenn sich mit ihnen CashFlow generieren lässt. Heute werden Kredite nur nach einer sorgfältigen Überprüfung der Ertragskraft eines Kreditnehmers vergeben. EBITDA Der Schweizer Treuhänder 9/02 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft wirtschafteten EBITDA zur Kreditrückführung verwendet werden könnte. Bewertungsvergleich Fehlsubstanz bis Jahr 5 Cash-Flow-Rechnung 1 5 10 ff. EBITDA Abschreibungen EBIT (operativer Gewinn) Steuern auf EBIT 20 % 900 –350 550 –110 1094 –448 646 –129 1396 –695 701 –140 NOPLAT (EVA) + Abschreibungen Investitionen AV Investitionen NUV 440 350 –450 –60 517 448 –2000 –60 561 695 –698 –60 FCF (DCF) Zinsen Tax shield Dividenden Veränderung verz. FK 280 –50 10 –252 0 –1095 –50 10 0 1250 498 –113 23 –448 0 –12 115 – 40 Veränderung Excess Cash Mit der Verhältniszahl Nettoverschuldung zu EBITDA («Debt/EBITDA») wird seitens der Banken der Zeitraum geschätzt, in welchem ein Kreditverhältnis zurückgeführt werden könnte. Eine Untersuchung der Bank Vontobel [4] hat gezeigt, dass gut 2/3 der im SPI enthaltenen Unternehmen ein Verhältnis «Debt/EBITDA» unter 3 aufweisen. Grössen über 3 sind normalerweise nur in jungen Wachstumsbranchen sowie bei Unternehmen mit finanzieller Anspannung anzutreffen. in % 2 4 EBITDA-Multiple 7 7.0 Bewertungsvergleich Eigenkapital 5 25 12 7000 21 24 6000 Unter 1 J. 1–2 J. 2–3 J. 3–4 J. TCHF 5000 4000 4–5 J. 5–6 J. 6–7 J. Über 7 J. Die positiven Erfahrungen mit dem neuen System haben sich auch in der Preisgestaltung der Kreditgeber niedergeschlagen. In grösseren Transaktionen, z. B. bei syndizierten Kreditverhältnissen, wird für die Preisfindung und die Ausdehnung des Kreditverhältnisses auf «Debt/EBITDA» abgestellt. Eine typische Angebotsstruktur sieht wie folgt aus: 3000 2000 1000 0 1 2 3 4 5 6 Jahre DCF/EVA steht auch da im Zentrum der Analysen der Banken. 4.1 Kreditvergabe bei Banken Kreditgeber möchten wissen, wie rasch sich ihre Kredite im Normalfall zurückDer Schweizer Treuhänder 9/02 Debt/EBITDA Ratio Marge über LIBOR (Beispiel, keine Richtwerte!) ➢ 3.00 x ➢ 2.50 x ➢ 2.00 x ➢ 1.50 x ➢ 1.00 x Default a + 2.0 a + 1.0 a + 0.5 a BP = Basispunkte a = Ausgangsmarge (z. B. 1%) EBITDA führen lassen. In einer verschlechterten Ertragssituation werden die Investitionen ins Anlage- und Umlaufvermögen zurückgenommen. Die Steuerbelastung entfällt ebenfalls weitgehend, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass ein bedeutender Teil des er- 775 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft In kleineren Transaktionen werden in der Regel feste Vorschüsse mit einer fixen Zinsmarge gewährt. Bei der Preisfindung findet ein ähnlicher Mechanismus statt. In der Praxis wird häufig der Economic Value Added (EVA) als Messgrösse verwendet. Der Vorteil dieser Messgrösse ist, dass sie die Kapitalkosten über die geforderte Mindestverzinsung des eingesetzten Kapitals mit einbezieht und verschiedene Verzerrungen Stufen zu nachhaltig wertschaffendem Verhalten anzuhalten. Bei der Firma Siegfried wird der EVA seit mehreren Jahren ermittelt und insbesondere bei der Mehrjahresplanung und grösseren Investitionsvorhaben berücksichtigt. EVA hat sich als wichtige Orientie- 5. Unternehmenssteuerung mit EBITDA Im Unternehmensalltag muss man sich bewusst sein, dass die Interessenlage von Management und Investoren unterschiedlich ist. Während Investoren einseitig auf finanziellen Erfolg bedacht sind, muss das Management auch die übrigen Stakeholder mit in seine Überlegungen einbeziehen. Ein zweites Problem ist, dass das Management über mehr Informationen verfügt, als die Investoren (Agency Problematik). 5.1 Finanzieller Erfolg und Messgrössen Über die Definition massgeblicher KPI und teilweise auch über die Ausgestaltung finanzieller Anreizsysteme wird in den meisten Unternehmen versucht, einen Interessenausgleich zwischen Management und Investoren herbeizuführen. «Verschlechterungen in der operativen Leistungsfähigkeit haben direkte Auswirkungen auf die Möglichkeit, Investitionen zu tätigen.» der offiziellen Jahresrechnung eliminiert. Nachteilig kann sein, dass der EVA stark schwankend und in der Kommunikation aufwendig ist. Ein weiterer – in Theorie und Praxis nicht oft erwähnter – Nachteil besteht darin, dass EVA nicht direkt als Knappheitsindikator für Kapitalressourcen herangezogen werden kann. 5.2 «Debt/EBITDA» als Knappheitsindikator für Kapitalressourcen Wichtig bei der Auswahl von KPI ist deren Beitrag, Mitarbeiter auf allen rungshilfe für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat bewährt. Wesentliche Entscheidungen, insbesondere über die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter und Investitionen in Produktionsanlagen, werden aber durch Kostenstellenleiter vorbereitet. Bei ihnen überzeugt das EVA-Konzept zu wenig, da es oft als zu abstrakt empfunden wird. Investitionen müssen mit durchschnittlich 1–2 Jahren Vorlauf getätigt werden, um kapazitätswirksam sein zu können. Auch für die Einstellung neuer Mitarbeiter rechnet Siegfried mit bis zu einem Jahr Vorlaufzeit. Benno Lutz gestorben Wir trauern um Prof. Dr. oec. Benno Lutz, der im 79. Altersjahr in St. Gallen seiner schweren Krankheit erlegen ist. Er hat seine ganze Kraft der Wissenschaft und dem akademischen Nachwuchs gewidmet. Von 1968 bis 1989 wirkte er als Extraordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Sein Einsatz galt vorweg der Finanzierungslehre und dem Revisionswesen. Mit grossem Engagement hat er sein Fach an der HSG entwickelt und wesentlich zu dessen Reputation beigetragen. Seine profunden wissenschaftlichen Publikationen fanden 776 eine grosse Beachtung, ganz besonders das Standardwerk Bodmer/Kleiner/Lutz «Kommentar zum schweizerischen Bankengesetz». Auch die Treuhand-Kammer und speziell «Der Schweizer Treuhänder» durften vom grossen Fachwissen und von der breiten Erfahrung des Verstorbenen profitieren. Bis vor wenigen Jahren wirkte er in der Redaktionskommission mit. Wir werden dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Benno Lutz Die Redaktion Der Schweizer Treuhänder 9/02 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft Die Kostenstellenleiter sind daher versucht, tendenziell genügend Ressourcen zu beantragen, um zukünftiges Wachstum bewältigen zu können. In einer Wachstumsphase aber können die Investitionen nicht mehr nur aus dem operativen Cash-Flow getätigt werden. Kapitalressourcen werden damit zu einem knappen Gut. Die Vermittlung der Erkenntnis, dass auch in einer Wachstumsphase nicht sämtliche Investitionsvorhaben bewilligt werden können, gelingt über die Messgrösse «Debt/EBITDA» sehr gut. Um das geplante Wachstum finanzieren zu können, hat die Siegfried-Gruppe einen syndizierten Kreditrahmen von CHF 160 Mio. organisiert. Die Möglichkeit zur Beanspruchung dieses Kreditrahmens hängt von der Entwicklung des Verhältnisses «Debt/EBITDA» ab. In einem sogenannten «Sales and Operations»-Prozess wird vierteljährlich vorausschauend überprüft, wie sich diese Messgrösse anhand der erwarte- Operatives Management Umsatz ( Lagerv.) ./. Rohmaterial ./. Personal ./. Übrige direkte Betriebskosten EBITDA für das gruppenweite Ressourcenmanagement. Die Zusammenhänge lassen sich wie folgt darstellen: Investitionsmanagement EBITDA Finanzmanagement Limite 2.0 als Vorgabe für Verhältnis Debt/EBITDA ./. Steuern/Zinsen/Dividenden ./. Investitionen Anlagevermögen ./. Investitionen Umlaufvermögen Fremdkapitalaufnahme ten Umsatz-, Kosten- und Investitionsentwicklung voraussichtlich verändern wird. Die Ergebnisse dienen als Basis Finanzschulden Verschlechterungen in der operativen Leistungsfähigkeit haben direkte Auswirkungen auf die Möglichkeit, Inve- RESUME EBITDA – donnée de gestion de l’avenir Les analystes financiers fondent de plus en plus leurs réflexions sur les multiples d’EBITDA [1]. Pour l’octroi de crédit, le rapport endettement net – EBITDA joue un rôle important et influence la formation des prix. S’appuyant sur l’exemple du groupe Siegfried Holding AG coté à la SWX, l’auteur montre comment EBITDA commence à s’imposer dans le quotidien des entreprises en tant que «key performance indicator» central et il présente un concept indiquant la manière d’assurer le management des ressources par le biais d’EBITDA. Il est évident qu’en théorie, EBITDA tire son origine de EBIT. Dans la pratique, il convient de faire preuve de prudence notamment si l’entreprise établit ses comptes annuels en fonction des coûts du chiffre d’affaires et qu’elle se contente de mentionner les amortissements dans l’annexe à titre d’information. EBITDA tient compte en priorité des coûts directs influant sur la trésorerie par rapport aux coûts du capital et aux L’Expert-comptable suisse 9/02 impôts, ce qui permet à ce niveau de porter un jugement fiable sur les performances opérationnelles d’une entreprise. La proximité d’EBITDA du cash-flow opérationnel d’une entreprise le rend parfaitement apte à des fins d’évaluation. Des banques basent souvent leurs réflexions en matière de valeur sur des comparaisons de marchés: elles mettent en rapport des grandeurs opérationnelles d’entreprises comparables et déduisent des valeurs individuelles des valeurs des entreprises observées sur le marché financier. Pour les entreprises très actives dans le domaine des investissements et des acquisitions, elles utilisent souvent EBITDA comme grandeur comparative. L’auteur démontre que les évaluations d’entreprises basées sur EBITDA fournissent normalement d’excellents résultats et qu’elles sont comparables aux évaluations utilisant les procédures DCF et EVA. Elles exigent toutefois un examen précis des investissements planifiés afin de pouvoir détecter, le cas échéant, les situations en manque de substance et les soustraire de la valeur totale de l’entreprise. La crise de crédit du milieu des années 90 avait entraîné un large revirement de la pratique des banques dans l’octroi de crédits et l’évaluation des risques inhérents aux crédits. De nos jours, les crédits ne sont accordés qu’après un examen minutieux de la capacité de rendement du preneur de crédit. Ici également EBITDA se trouve au centre des analyses des banques. Le rapport proportionnel entre l’endettement net et EBITDA («Debt/EBITDA») permet aux banques d’évaluer la période au terme de laquelle le crédit pourra être remboursé. Une enquête de la Banque Vontobel [2] a montré que plus des 2/3 des entreprises figurant au SMI présentaient un rapport «Debt/EBITDA» inférieur à 3. On ne rencontre normalement des grandeurs supérieures à 3 que dans les nouvelles branches de croissance et les entreprises confrontées à des tensions financières. Dans la pratique, on utilise souvent le paramètre Economic Value Added 777 RECHNUNGSWESEN Richard Schindler, EBITDA – Führungsgrösse mit Zukunft stitionen zu tätigen. Dieser Regelkreis ist verständlich, und die Auswirkungen tiven Leistungsverbesserung führen müssen. «Die Erfahrungen mit EBITDA als vorausschauende Führungsgrösse waren bei Siegfried durchwegs positiv.» betrieblicher Entscheide werden für sämtliche Mitarbeiter auf einfache Art ersichtlich. Seit der Einführung von EBITDA als Messgrösse ist bewusst geworden, dass Kapital nur unter streng definierten Voraussetzungen zur Verfügung steht und sämtliche Ausbauvorhaben und Einstellungsentscheide zu einer massgeblichen opera- Die mögliche Entwicklung des Aktienkurses wird ebenfalls über EBITDA simuliert. Das ist deshalb wichtig, weil sich das Kader in einem breit angelegten Optionsprogramm finanziell im Unternehmen engagieren konnte. Dadurch wird ebenfalls versucht, einen Interessenausgleich zwischen Management und Investoren herbeizuführen. 6. Ausblick Die Erfahrungen mit EBITDA als vorausschauende Führungsgrösse waren bei Siegfried durchwegs positiv. EBITDA liefert vor allem im Kontext des Ressourcenmanagements wertvolle Informationen und ist für Kreditgeber bei ihren Vergabeentscheiden ein zentrales Beurteilungskriterium. Es kann davon ausgegangen werden, dass EBITDA in der Unternehmensführung weiter an Bedeutung gewinnen wird. Anmerkungen 1 Earnings before interest, taxes, depreciation, amortization. 2 Quelle: PricewaterhouseCoopers. 3 Quelle: CSFB Equity Research. 4 Bonitätsanalyse, November 2001, Vontobel Equity Research, Market Report. RESUME (EVA) comme unité de mesure pour la régulation des ressources. L’avantage de ce paramètre est d’englober les coûts du capital qui excèdent l’intérêt minimal exigé pour le capital investi et d’éliminer les diverses distorsions des comptes annuels officiels. Un inconvénient d’EVA – qui n’est pas souvent mentionné en théorie et dans la pratique – provient de ce que l’on ne peut pas l’utiliser directement en tant qu’indicateur de pénurie des ressources financières. Les décisions importantes concernant notamment le recrutement de collaborateurs supplémentaires et les investissements dans les installations industrielles sont préparées par les responsables de centres de coûts. Ces derniers hésitent à utiliser EVA car ce concept leur paraît souvent trop abstrait. En revanche, le rapport «Debt/EBITDA» réussit fort bien à les convaincre qu’il ne faut pas autoriser tous les projets d’investissement, même en phase de croissance. Chez Siefried Holding AG, on observe tous les trimestres, grâce à un processus appelé «Sales and Operations», les variations probables de la grandeur à mesurer en fonction de l’évolution du chiffre d’affaires, des 778 coûts et des investissements. Les résultats de cette observation servent de base pour le management des ressources au sein du groupe. Le tableau présente différentes connexions. Management opérationnel décisions de recrutement supposent une amélioration opérationnelle importante des performances. L’évolution possible du cours des actions peut être également stimulé par le biais de Management des investissements Management financier chif. aff. ( stocks) EBITDA ./. matières premières limite 2.0 ./. personnel (frais) ./. impôts/intérêts/dividendes ./. autres frais d’exploitation ./. investissements en immobilisations dettes directs ./. investissements en valeur d’exploitation financières EBITDA fonds de tiers mobilisés Des détériorations de la capacité opérationnelle des performances ont des effets directs sur la possibilité d’effectuer des investissements. Ce principe est compréhensible et les conséquences des décisions prises en matière de gestion sont aisément compréhensibles par tous les collaborateurs. Depuis l’introduction de EBITDA en tant que grandeur de référence, l’on est devenu conscient que le capital n’est disponible qu’à des conditions strictement définies et que tous les projets de développement et EBITDA. Ce point est important parce que le cadre peut ainsi s’engager financièrement dans l’entreprise à travers un programme optionnel largement ouvert. Cette possibilité permet en quelque sorte d’équilibrer les intérêts entre le management et les investisseurs. RS/MA 1 Earnings before interest, taxes, depreciation, amortization. 2 Bonitätsanalyse, novembre 2001, Vontobel Equity Research, Market Report. L’Expert-comptable suisse 9/02