getestet in RENNRAD 09-2015

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getestet in RENNRAD 09-2015
| Test & Technik |
Zwölf Laufräder im Test
Laufrat
Laufräder bieten höchstes Tuningpotenzial.
Wir haben zwölf Top-Modelle für Draht- und
Schlauchreifen getestet – von 900 bis 3.930
Euro. Ein Laborbericht.
9 Volker Buchholz
CVolker Buchholz
G
eradezu prädestiniert für das Aufrüsten mit hochwertigen Laufrädern sind
Carbonrenner in der Preisklasse zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Hier bekommt
man in der Regel wertige Carbonrahmen – jedoch lässt die enge Kalkulation oftmals noch
keine richtig guten Komponenten und Laufräder zu. Doch auch hochwertige Rennräder
lassen sich mit Top-Laufrädern noch einmal
spürbar optimieren.
Üblicherweise werden Rennräder in der ersten
Tuning-Stufe mit neuen leichten Komponenten bestückt. Schritt für Schritt werden Sattel und -stütze, Lenker, Vorbau und Schnellspanner getauscht. Je nach Ausgangslage
kann so schon ein halbes Kilogramm gespart
werden. Doch bringt das wirklich so viel? Bei
Fahrten in der Ebene mit einem Systemgewicht (Fahrer plus Rad) von 85 Kilogramm und
durchschnittlichen 35 Kilometer pro Stunde
wird eine Leistung von 170 Watt benötigt, sie
teilt sich auf in 41 Watt zur Überwindung der
Rollreibung und 129 Watt, um dem Luftwiderstand zu trotzen. Wird hier das Systemgewicht durch leichtere Bauteile um ein halbes
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Kilogramm gesenkt, so sinkt die erforderliche
Leistung für den Rollwiderstand nur um 0,24
Watt, der Leistungsbedarf für den Luftwiderstand bleibt. Kurzum: Auf völlig flachem
Terrain bei konstanter Geschwindigkeit bringt
Gewichtstuning fast gar nichts.
Sparpotenzial
Anders beim Sammeln von Höhenmetern:
Fährt unser Beispiel-Fahrer einen fünf Kilometer langen Berg mit sechs Prozent Steigung (300 Höhenmeter), so werden bei einer
konstanten Geschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde 236 Watt benötigt. Ein um 0,5
Kilogramm minimiertes Systemgewicht spart
1,2 Watt. Wird diese eingesparte Leistung in
Geschwindigkeit umgesetzt, so erhöht sich
die Geschwindigkeit von 15 auf 15,1 km/h. Die
Fahrzeit von knapp 20 Minuten reduziert sich
um sechs Sekunden und ein Vorsprung von
25 Metern wird herausgefahren.
In der Praxis wird es noch ein wenig mehr sein,
da zwischendurch auch beschleunigt wird.
Ein um zwei Kilogramm reduziertes Körpergewicht bringt in unserer Beispielrechnung
den vierfachen Gewinn. Je nach Qualität des
Basis-Rennrads können mit einem Satz TopLaufräder durchaus 500 Gramm gespart und
9_2015 | RennRad | 65
| Test & Technik |
So haben wir getestet
Der Prüfstand zur Messung von Komfort und Seitensteifigkeit:
Über eine Wippe wird die Laufradachse mit 100 Kilogramm
Gewichtskraft belastet, die Felge steht auf einer Kraftmessdose,
der Messverstärker darunter zeigt die Kraft und die Messuhr die
Nachgiebigkeit an.
Perfekt für Ihre Radreise
ADFC-Radtourenkarten
27 Karten deutschlandweit
Maßstab
1:150.000
Form, Höhe, Naben:
Das alles hat Auswirkungen auf die
Performance.
Links: Clincher- und
SchlauchreifenFelge im Vergleich.
Mit dem Stevens
Vuelta haben wir
alle Praxitests
durchgeführt.
gleichzeitig spürbare aerodynamische Vorteile erzielt werden. Gegenüber „Standard-Einsteigerlaufrädern“ – die kosten etwa 300 bis
400 Euro, wiegen über 1700 Gramm und weisen Felgenhöhen von rund 20 Millimetern auf
– bringen hochwertige Laufradsätze (LRS)
mit halbhohen Felgen ein Geschwindigkeitsplus von ein bis zwei Kilometer pro Stunde im
Bereich eines „Dreißiger Schnitts“.
Halbhohe Felgen weisen Höhen von 30 bis 45
Millimeter auf, was gegenüber den flachen
Varianten mit einem Mehr an Material beziehungsweise Gewicht verknüpft ist. Damit
diese Felgen nicht zu schwer werden, kommt
vorzugsweise Carbon zum Einsatz. Die Festigkeit ist hier nicht das Problem, sondern das
Bremsverhalten. Aluminium weist gegenüber
Carbon eine 14-fach höhere Wärmeleitfähigkeit und ein um 25 Prozent höheres Wärmeaufnahmevermögen auf. Das heißt, im
ungünstigen Fall neigen Carbonfelgen zum
Überhitzen. Schläuche können platzen, Felgen
delaminieren. Fatal wäre in erster Linie das
Bremsen mit konstant schleifenden Bremsen,
das „Angsthasenbremsen“. Korrektes Ver-
zögern heißt: Kurz und kräftig in Intervallen
bremsen, dabei beide Bremsen nutzen. Durch
kurzes Öffnen der Bremsen wird Überhitzen
vermieden.
Betrachten wir das Verzögern unter physikalischen Aspekten: Jegliche Energie kann
nicht vernichtet, sondern nur umgewandelt
werden. Beim Bremsen wird die Geschwindigkeitsenergie über die Reibung der Beläge an der Felge in Wärme umgewandelt, die
Wärmeenergie verteilt sich in der Felge und
wird an die Umgebung abgegeben. Wovon
die Energie (E) der Geschwindigkeit abhängt,
zeigt die betreffende Formel: E = ½∙m∙v²
Nur die Masse (m), also das Systemgewicht
und die Geschwindigkeit (v) fließen in die Berechnung ein. Die Geschwindigkeit tritt hier
im Quadrat auf, das heißt, bei deren Verdoppelung ergibt sich eine Vervierfachung der
Geschwindigkeitsenergie und damit der Wärmeentwicklung beim Bremsen. Hohes Tempo
ist hier also wesentlich kritischer als hohes
Systemgewicht.
Carbon-Bremsflanken erfordern spezielle
Bremsbeläge. Diese sind meist mindestens
doppelt so teuer wie die für Alufelgen. Die
meisten Laufradhersteller schreiben den genauen Typ der Beläge vor und verbinden deren Einsatz strikt mit der Betriebserlaubnis.
Systemvergleich
Bei den Felgen wird zwischen zwei Bauarten
unterschieden: Clincher für Drahtreifen (mit
separatem Schlauch) und Tubular mit aufgeklebten Schlauchreifen. Bei Tubularfelgen
nimmt der geschlossene Reifenmantel den
Reifendruck selbst auf und die Felgenflanke
wird damit nicht belastet – sie kommt deshalb
mit rund der halben Wandstärke aus, was pro
Felge gute 100 Gramm und einige Euros spart.
Bei sieben Bar Reifendruck müssen Clincherfelgen eine Gewichtskraft von sieben Kilo je
Quadratzentimeter innen an der Felgenflanke
aushalten.
Felgenvergleich
Um die Unterschiede zwischen Clincher- und
Tubular-Laufrädern auszuloten, nahmen wir
exemplarisch von Aerycs und Lightweigt beide Varianten in den Test auf – sie unterschei-
Alle Karten wetter- und
reißfest! GPS-Tracks,
Höhenprofile der Radfernwege
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den sich jeweils nur durch die Felgen, der Rest
ist identisch. Fast alle Hersteller geben für die
Laufräder Gewichtsbeschränkungen an, bezogen auf den Fahrer oder den Fahrer plus das
Rad (Systemgewicht).
Es ist nicht so, dass die Laufräder gleich zusammenbrechen, sofern diese Limits um
beispielsweise zwei, drei Kilogramm überschritten werden. Aber die Lebensdauer wird
sich verkürzen. Noch bevor die Felge „durchgebremst“ ist, könnten die Speichen oder die
Felge an der Öse reißen.
Viele der kleineren Hersteller reagieren hier
flexibel und bieten die LRS mit einer größeren Speichenzahl oder stabileren Speichen
und Felgen an. Im Umkehrschluss ist dies auch
eine geeignete Maßnahme für Fahrer unterhalb der Gewichtsbeschränkung, die oft auf
ruppigen Straßen unterwegs sind, denn so
sinkt das Risiko eines Laufradschadens deutlich. Ein Mehr an Speichen erhöht zudem auch
fast immer die Seitensteifigkeit.
Ein hohes „maximales Fahrergewicht“ ist somit in der Regel auch ein Qualitätsnachweis,
ein Indiz für eine hohe Belastbarkeit.
Alle lieferbaren
Titel
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Nordfriesland/Schleswig
Holstein/Hamburg
Ostseeküste/Mecklenburg
Rügen/Vorpommern
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27
wetterfest
reißfest
GPS Tracks
Download
Ostfriesland/Emsland
Zwischen Elbe und Weser
Lüneburger Heide/Hannover
Havelland/Magdeburger Börde
Brandenburg/Spreewald
Münsterland/Niederrhein
Ostwestfalen/Sauerland
Harz/Leinetal
Saale/Westliches Erzgebirge
Lausitz/Östliches Erzgebirge
Rheinland/Eifel
Rhein/Main/Nordhessen
Thüringer Wald/Rhön
Oberfranken/Vogtland
Mosel/Saarland
Rhein/Neckar
Mainfranken/Taubertal
Fränkische Alb/Altmühl
Bayerischer Wald/Donau
Schwarzwald/Oberrhein
Bodensee/Schwäbische Alb
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| RennRad | 67
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Fabrikat
Die Felgen vieler
Laufräder (hier die
der Campagnolo
Bora) sind speziell
bearbeitet, um die
Bremsleistung zu
verbessern.
Im Labor und auf der Straße
In Anlehnung an den Laufradtest im Heft 11/12
2014 – wir prüften Laufräder von 300 bis
1500 Euro – durchlaufen unsere Testkandidaten einige Tests im Labor. Weiter untersuchten wir das Bremsverhalten bei trockenen und
nassen Verhältnissen. Die Seitensteifigkeit
gibt die Kraft an, die erforderlich ist, um die
Felge seitlich um einen Millimeter zu bewegen,
die Maßeinheit ist Newton pro Millimeter (N/
mm). Je größer der Wert, desto höher die Seitensteifigkeit. Mehr als 35 N/mm betrachten
wir als solide und stabil, Werte unter 30 N/
mm sind eher für leichte Bergfahrer akzeptabel. Wir ermittelten im Test Werte zwischen
26,5 und 50,3 N/mm. Bei den Clincher-Vorderrädern lieferte das Modell „Dura Ace“ von
Shimano mit 48 N/mm den besten Wert ab.
Konstruktionsbedingt sind die Hinterräder
weniger seitensteif als die Vorderräder. Wegen der Kassette stehen auf der Antriebsseite die Speichen deutlich steiler als beim
mittig eingespeichten Vorderrad. Die Hersteller versuchen das mit mehr Speichen oder
unterschiedlichen Einspeichmustern auszugleichen. Somit finden Sie in den Testbriefen
zwei Seitensteifigkeiten bei den Hinterrädern,
die erste für die seitliche Belastung nach links
(die kritische Seite), die zweite für die Belastung nach rechts.
Steif, bequem, leicht
Eine hohe Seitensteifigkeit am Vorderrad
sorgt für ein präzises und direktes Einlenken
in Kurven, das Rad läuft auch keinen Längs-
68 | RennRad | 9_2015
spurrillen hinterher. Das Schleifen der Bremsbeläge im Wiegetritt wird komplett unterbunden. Der Fahrkomfort von Laufrädern wird in
erster Linie von Luftdruck und Reifenbreite
bestimmt. Doch auch die leichte Elastizität
der Räder an sich trägt hier zum gesamten
Laufradkomfort bei, ihr Anteil liegt im Bereich
von zwölf bis 15 Prozent. Auf einem Prüfstand
belasteten wir die Achsen der Laufräder (ohne
Reifen) senkrecht mit 100 Kilogramm und notierten die Elastizität beziehungsweise die
Nachgiebigkeit. Wir ermittelten Werte zwischen 0,85 und 1,36 Millimetern, große Werte
bedeuten mehr Komfort.
Beschleunigung
Zweifellos sind wir beim Studium von technischen Daten auf die Gewichte fixiert. Bei
Laufrädern ist aber eine differenzierte Betrachtungsweise angesagt. Das Gewicht
geht Hand in Hand mit der Felgenhöhe, hohe
Felgen sind ein wenig schwerer, aber auch
aerodynamischer und damit deutlich schneller. So wiegen hier die leichtesten ClincherLaufräder, die „Schwarzbrenner“ von Tune,
nur 1169 Gramm bei 25 Millimeter Felgenhöhe.
Die „Meilenstein“ von Lightweight belasten
die Waage mit 1202 Gramm, jedoch bei einer
Felgenhöhe von 48 Millimetern. Dies spricht
für eine bessere Aerodynamik. Ein direkter Vergleich wird somit schwierig. Die Clincher-LRS im Test wiegen zwischen 1169 und
1540 Gramm, die Tubular-LRS 1016 und 948
Gramm. Konsequenzen hat auch die Verteilung des Gewichts auf die einzelnen Bauteile
der Laufräder, das heißt, bei gleichem Gewicht beschleunigt die Kombination „leichte
Felge plus schwere Nabe“ deutlich besser als
„schwere Felge plus leicht Nabe“. Konzentriert
sich ein großer Teil des Gewichts außen an der
Felge, so ergibt sich eine hohe rotatorische
Massenträgheit oder Drehenergie der Laufräder, die beschleunigt werden will. Die Maßeinheit lautet „Kilogrammquadratmeter“. Wir
rechneten einige Schritte weiter und gaben in
den Testbriefen in der Zeile „Beschleunigung“
die Energie an, die erforderlich ist, um den LRS
ohne Schlauch und Reifen von null auf 30 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Diese
Energie oder Arbeit wird in Joule gemessen.
Die Werte im Test liegen bei den Clincher-LRS
zwischen 25,5 und 35,5 Joule. Da Felgen in Tubular-Bauweise gute 100 Gramm weniger als
Clincher-Felgen wiegen, beschleunigen diese
auch erheblich besser. Die beiden TubularLRS im Test benötigen hier 20,4 (Lightweight)
und 22,2 Joule (Aerycs).
Shimano
Citec
DT Swiss
Dura Ace
WH-9000-C35-CL
3000S Aero Carbon
R38 SPLINE C
1.799 Euro
1.149 Euro
1.528 Euro
SSP (126 g), FB,
WKZ, VVL
FB, BBL
BBL, Tubeless-Ready-Set
(FB + Tubeless-Ventile)
692 / 862 / 1510 g
657 / 833 / 1446 g
662 / 878 / 1540 g
Seitensteifigkeit,
vorn // hinten
47,9 // 40,0 / 37,7 N/mm
38,5 // 32,7 / 31,6 N/mm
42,7 // 32,7 / 34,4 N/mm
Nachgiebigkeit =
Komfort
0,98 / 0,85 mm
0,88 / 0,95 mm
0,98 / 1,00 mm
Beschleunigung
16,6 /17,0 / 33,6 J
15,2 / 16,2 / 31,4 J
17,0 /18,1 / 35,1 J
16 / 21
16 / 16
20 / 24
Alu-Carbon-Verbund
Alu-Carbon-Verbund
Carbon
Bremsfläche
Alu
Alu
Carbon
Felgenhöhe
33,0 mm
31,0 mm
38,0 mm
Felgenbreite
21,0 mm
18,2 mm
21,0 mm
sehr gut / + 47 %
sehr gut / + 15 %
sehr gut / + 36 %
nein
nein
gering
mittel
leise
leise
max. Fahrergewicht
keine offizielle
Gewichtsbeschränkung
100 kg
100 kg Systemgewicht
Fazit:
Solider und stabiler LRS,
beste Seitensteifigkeit.
Beste Preis-Gegenwert-Relation,
sehr gutes Bremsverhalten.
Empfehlenswerter Allrounder ohne
Schwächen.
www.paul-lange.de
www.citec.de
www.dtswiss.com
Modell
Preis
(empfohlener VK)
Lieferumfang
Gewicht
Anzahl
Speichen
Felgenmaterial
Bremsverhalten,
trocken / nass
Einbremsen
Freilaufgeräusch
RennRad
9.15
Preis-Leistung
Rotierende Masse
Da in der Formel für die rotatorische Massenträgheit der Radius im Quadrat auftaucht, sind
die äußeren Bauteile wie Felge und Nippel,
aber auch Reifen und Schläuche anteilig höher am Ergebnis beteiligt, die inneren Teile wie
Naben und Kassetten weniger. Ein Beispiel:
Das Hinterrad Campagnolo Bora One 35 wiegt
792 Gramm und benötigt für das Beschleunigen (0 auf 30 km/h) 16,8 Joule, mit einer Kassette (11-32 Zähne, 287 Gramm) bestückt
wiegt es 1079 Gramm (+ 36 Prozent), für das
Beschleunigen wird mit 17,3 Joule nur wenig
mehr Energie (+ 3 Prozent) benötigt.
Mit dem Beschleunigungsverhalten der Laufräder wird die Agilität des gesamten Rennrades beeinflusst. In der Praxis machen sich Unterschiede von drei Joule schon bemerkbar.
Wer beispielsweise von einem LRS mit 32 bis
35 Joule auf die „Schwarzbrenner“ von Tune
(25,5 Joule) wechselt, der glaubt ein anderes
Rennrad zu fahren. Das Beschleunigungsvermögen nimmt enorm zu, weiter lässt sich das
Rad wesentlich leichter in Kurven einlenken.
Carbonfelgen und Bremsen, dies ist ein ein
heikles Thema? Oder nicht mehr? Ein einfacher Bremstest brachte Klarheit.
Die Bremsleistung
Wir notierten den Bremsweg aus 25 Kilometern pro Stunde, wobei wir der Reproduzierbarkeit wegen nur mit dem Vorderrad bremsten. Für das Nassbremsverhalten wurde die
Felge vorher mit Wasser besprüht. Bei tro-
ckenen Verhältnissen lagen fast alle Laufräder
zwischen 3,14 bis 3,35 Meter und verdienten
sich ein „Sehr gut“. Hier stieg auf den letzten
Zentimetern des Bremsweges schon das Hinterrad. Die Ergebnisse des Nass-Bremsens
geben wir in den Testbriefen in Prozent an, das
ist die prozentuale Verlängerung des Bremsweges bei Nässe. Hier ermittelten wir Werte
zwischen zehn und 72 Prozent. Im Trockenen
lagen die Campagnolo Bora One 35 (3,14 Meter) und die DT Swiss R38 (3,15 Meter) vorn,
9_2015 | RennRad | 69
Fabrikat
Mavic
Tune
Aerycs
Aerycs Tubular
Lightweight
Lightweight Tubular
Cosmic Carbone 40 C Elite
Schwarzbrenner 25 C
C 24 SL C tubeless
C 24 SL T
Meilenstein Clincher
Meilenstein Tubular
1.590 Euro
1.984 Euro
899 Euro
798 Euro
3.930 Euro
3.350 Euro
Schlauch u. Reifen
(23 mm breit), SSP (126 g),
WKZ, BBL
BBL
SSP (44 g), BBL
SSP (44 g), BBL
Doppel-LRT, SSP (44 g),
BBL, VVL
Doppel-LRT, SSP (44 g),
BBL, VVL
680 / 863 / 1543 g
521 / 648 / 1169 g
527 / 701 / 1228 g
430 / 585 / 1016 g
539 / 663 / 1202 g
403 / 545 / 948 g
28,6 // 33,8 / 32,7 N/mm
33,8 // 29,7 / 36,3 N/mm
28,9 // 32,7 / 33,8 N/mm
28,9 // 28,9 / 26,5 N/mm
45,6 // 43,6 / 42,6 N/mm
50,3 // 42,6 / 40,4 N/mm
0,92 / 1,20 mm
1,03 / 1,31 mm
1,03 / 1,36 mm
1,02 / 1,35 mm
0,91 / 1,04 mm
1,10 / 1,25 mm
16,7 / 17,2 / 33,9 J
12,3 / 13,2 / 25,5 J
13,1 / 14,9 / 28,0 J
10,4 / 11,8 / 22,2 J
13,2 / 14,2 / 27,4 J
9,6 / 10,8 / 20,4 J
16 / 20
20 / 24
20 / 24
20 / 24
16 / 20
16 / 20
Carbonlaufrad mit Alu-Inlay
Carbon
Carbon
Carbon
Carbon
Carbon
Bremsfläche
Carbon
Carbon
Carbon
Carbon
Carbon
Carbon
Felgenhöhe
40,0 mm
24,7 mm
24,7 mm
24,3 mm
47,5 mm
47,5 mm
Felgenbreite
19,0 mm
20,6 mm
23,0 mm
20,6 mm
20,0 mm
20,0 mm
sehr gut / + 14 %
sehr gut / + 20 %
sehr gut / + 25 %
sehr gut / + 22 %
Einbremsen
gering
nein
nein
gering
Freilaufgeräusch
mittel
laut
mittel
mittel
mittel
mittel
110 kg empfohlen
100 kg
85 kg
80 kg
100 kg Systemgewicht
100 kg Systemgewicht
Bereifte Carbonlaufräder mit thermischen Reserven,
sehr gutes Bremsverhalten.
Erste Wahl für hügeliges und bergiges
Terrain, super Beschleunigungswerte.
Preiswerter, nicht allzu steifer LRS für
leichte Berg-Fahrer.
Preiswerter, nicht sehr steifer LRS für
leichte Berg-Fahrer.
Die Referenz. Lightweigt zeigt, was
technisch möglich ist.
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technisch möglich ist.
www.mavic.de
www.tune.de
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www.lightweight.info
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Modell
Preis
(empfohlener VK)
Lieferumfang
Gewicht
Seitensteifigkeit, vorn //
hinten
Nachgiebigkeit
= Komfort
Beschleunigung
Anzahl
Speichen
Felgenmaterial
Bremsverhalten, trocken /
nass
max. Fahrergewicht
Fazit:
RennRad
Testsieger
bei Nässe ebenfalls die Campagnolo Bora
One 35 (plus zehn Prozent), die Mavic Cosmic Carbone (plus 14 Prozent) und die Citec
3000S Aero Carbone (plus 15 Prozent), das
Citec-Laufrad weist eine Alubremsfläche auf.
Korkbeläge sind besonders weich und „streicheln“ die Felgen beim Bremsen, das ist gut
für die Lebensdauer der Carbonfelgen, ergibt
aber auch längere Bremswege. Bontrager lie-
70 | RennRad | 9_2015
ferte für diesen Test die Aeolus-Laufräder mit
Korkbelägen aus, empfiehlt aber für den härteren Einsatz die Beläge „Swiss Stopp Black
Prince“.
Campagnolo rauht die Carbon-Bremsflanke
auf, das ergab hier im Test die besten Verzögerungswerte. Das mit der Rauhigkeit verbundene „Bremspfeifen“ liegt in einer eher
angenehmen Tonlage, die Lautstärke ist de-
zent. Wir wollten es genau wissen: Auch nach
rund 1000 Extrakilometern ließ die Bremsleistung nicht nach.
Zuverlässiger Begleiter aller Bremstests war
das Stevens Vuelta mit Ultegra-Bremsen, alle
LRS wurden mit Belägen nach Herstellervorgaben gebremst, zum größten Teil waren sie
im Lieferumfang enthalten. Die meisten LRS
brauchten praktisch nicht eingebremst wer-
den, das heißt, nach bis zu drei Vollbremsungen stellte sich die volle Bremskraft ein; bis
zu zehn Vollbremsungen bewerteten wir mit
„geringem Einbremsen“.
Übergang
Grundsätzlich nimmt der Luftwiderstand mit
der Felgenhöhe ab, jedoch wird er auch von
der Felgenform und den Speichen beeinflusst.
Zudem ganz wichtig: Die Wahl des passenden
Reifens. Wenn Felge und Reifen nahezu die
gleiche Breite aufweisen, ergibt sich ein verwirbelungsfreier Übergang und das Laufrad
wird insgesamt aerodynamischer. Besonders
glatte Übergänge fanden wir bei den Mavic
Cosmic Carbone (Mavic-Reifen, 23 Millimeter)
und den Bontrager Aeolus (Continental-Reifen, 25 Millimeter).
9.15
Geräuschkulisse
Technisch völlig unbedeutend, aber dennoch
ein Thema: das Freilaufgeräusch. Manche mögen es laut und metallisch, manche nervt es.
Wir ermittelten den Schallpegel und bewerten
ihn mit: sehr leise, leise, mittel und laut.
Die Messungen von Höhen- und Seitenschlag
blieben allesamt unter 0,2 Millimeter, darum
wurden sie in den Testbriefen nicht aufge-
9_2015 | RennRad | 71
| Test & Technik |
Ob Sommer oder Winter:
nordic sports ist das
Magazin für Ausdauersport
Fabrikat
Bontrager
Supreme
Campagnolo
Aeolus 3 TLR D3 Clincher
4c
Bora One 35
2.750 Euro
3.800 Euro
1.981 Euro
SSP (137 g), 2 Tubeless-Ventile, BBL
2 LRT, BBL
2 LRT, SSP (120 g),
WKZ, BBL
659 / 781 / 1440 g
597 / 732 / 1329 g
606 / 792 / 1398 g
44,6 // 33,3 / 31,1 N/mm
32,2 // 31,1 / 27,3 N/mm
39,2 // 39,2 / 39,2 N/mm
0,99 / 1,20 mm
0,90 / 1,27 mm
1,17 / 1,09 mm
17,4 / 18,1 / 35,5 J
15,9 / 16,8 / 32,7 J
14,7 / 16,8 / 31,5 J
Anzahl
Speichen
18 / 24
20 / 24
18 / 21
Felgenmaterial
Carbon
Carbon
Carbon
Bremsfläche
Carbon
Carbon
Carbon, aufgeraut
Felgenhöhe
35,2 mm
38,0 mm
35,0 mm
Felgenbreite
26,4 mm
23,0 mm
24,2 mm
gut / + 72 %, Korkbeläge
sehr gut / + 22 %
sehr gut / + 10 %
umfangreich
nein
nein
leise
laut
sehr leise
136 kg
110 kg Systemgewicht
109 kg
Stabiler Allrounder,
sehr hohes maximales Fahrergewicht.
Top-LRS in Kleinserie, für die Felgenhöhe von 38 Millimetern sehr leicht.
Stabiler, schneller LRS mit vorbildlichem Bremsverhalten.
www.bontrager.com
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Modell
Preis
(empfohlener VK)
Lieferumfang
Gewicht
Seitensteifigkeit, vorn //
hinten
Nachgiebigkeit
= Komfort
Beschleunigung
Bremsverhalten, trocken /
nass
Einbremsen
Freilaufgeräusch
max. Fahrergewicht
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führt. Nicht objektiv messbar, aber durchaus
ein Kaufargument ist die Optik der Laufräder.
Rennräder mit schwarzen Felgen ohne oder
mit nur sehr dezenten Schriftzügen wirken
eher martialisch, hier wird auch der Rahmen
optisch betont. Reichlich verzierte Laufräder
sehen sportlich oder verspielt aus. Das größte Plus für die Optik ist aber die Felgenhöhe.
72 | RennRad | 9_2015
Fazit
Hochwertige Laufräder bieten enormes Tuningpotential. Beim Kauf sollte man sich genau über den Einsatzbereich der Laufräder
bewusst sein: Berge oder Ebene? Die Varianten mit halbhohen Felgen sind ein sehr
guter Kompromiss zwischen Gewicht und
Geschwindigkeit. Sie sprechen also eine sehr
große Zielgruppe an. Vor allem dann, wenn
die Felge auf Drahtreifen ausgelegt ist. Damit erhöht sich die Alltagstauglichkeit. Die
Schlauchreifenversion macht dagegen eher
im Renneinsatz Sinn. Was die im Rennradbereich noch recht neuen TubelessreifenFelgen-Kombinationen leisten, werden wir in
einem zukünftigen Test klären.
||||
© ISTOCKPHOTO.COM/SPROETNIEK
Bei mehren Daten in der Reihenfolge: Vorderrad / Hinterrad / gesamt
SSP = Schnellspanner (Gewicht), LRT = Laufradtasche, FB = Felgenband, WKZ = Werkzeug, VVL = Ventilverlängerung, BBL = Bremsbeläge
Felgenbreite außen gemessen; alle LRS mit Shimano-Freilauf
Vertrauensgarantie: Sie gehen keine weiteren Verpflichtungen ein.
Ihr Testabo endet automatisch. 9_2015 | RennRad | 73