Ungewöhnliche Projekte mit neuen Konzepten Pelletsheizungen

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Ungewöhnliche Projekte mit neuen Konzepten Pelletsheizungen
9/2010
9/2010 • Marketing • Solarthermie • Bioenergie
18.6.2010
ISSN 1861-2741 H 2607
www.sonnewindwaerme.de
6,20 € • Österreich: 6,90 €•Schweiz: 9,80 SFR
Das Branchen-Magazin für alle erneuerbaren Energien
schwerpunkt
Solarthermie · Bioenergie
Architektur
Ungewöhnliche Projekte
mit neuen Konzepten
Marktübersicht
Pelletsheizungen XXL
Graufleckigkeit
Verschleiß oder
echter Schaden?
Mit verkaufen
Freude
Instrumente für erfolgreiches Marketing
+++ Kunden individuell ansprechen
+++ Gelungene Pressearbeit
+++ Die Homepage als Aushängeschild
Editorial
Unterm Ölteppich
eva.augsten@sonnewindwaerme.de
Schmiergeld geschah, ist bis heute nicht geklärt.
Den Imageschaden versuchte die in Nigeria überaus
aktive Shell voriges Jahr mit 15 Mio. $ zu bereinigen.
Die Ölpest geht weiter. Jahr für Jahr, so schreibt der
Spiegel läuft aus Bohrlöchern vor Nigerias Küste so
viel Rohöl ins Meer wie beim Untergang des Tankers
Exxon Valdez.
Die Ölkonzerne sparen an der Sicherheit, wo sie
können. Nach stärkeren Kontrollen zu rufen, ist legitim und nötig. Die Beobachtungen legen aber nahe,
dass, wer seit Jahrzehnten erfolgreich Öl fördert,
auch weiß, wie man mit Schmiermitteln umgeht.
Dass Katastrophen eher zu einer neuen PR-Strategie führen als zur Einsicht, demonstriert BP-Chef
Tony Hayward. Der findet den Ölteppich im Vergleich zum Ozean „relativ winzig.“
Da bleibt nur, den relativ winzigen eigenen Einfluss auszuschöpfen. Nur wenn die Einnahmen
sprudeln, können die Firmen tief im Ozean nach Öl
stochern. Jeder Liter Benzin den wir nicht tanken,
schont nicht nur das Klima und unser Budget, sondern auch Umwelt, Tiere und oft genug die Gesundheit und das Leben von Menschen. Ob wir Solarstrom tanken, mit Sonnenwärme duschen oder einfach öfter mal Rad fahren – möglichst wenig Öl und
Benzin zu kaufen, ist die beste Möglichkeit, Ölbohrungen überflüssig zu machen.
Editorial
D
ass eine sprudelnde Ölquelle einen Konzern
nicht zu Reichtum, sondern zum Kurseinbruch an der Börse führt, hätte vor wenigen
Monaten noch kaum jemand geglaubt. Nun ist es
geschehen. Das Öl-Desaster im Golf von Mexiko
kostete den britischen Ölriesen BP das Vertrauen
der Anleger und damit einen Gutteil seines Marktwertes gekostet. Manche munkeln sogar, das Öl-Desaster im Golf von Mexiko könnte das Ende von BP
in seiner jetzigen Gestalt sein.
BP muss Federn lassen, und das völlig zu Recht.
Doch die Deepwater Horizon war nur eine von vielen
Bohrinseln, BP ist nur einer von vielen Ölkonzernen,
die Mitarbeiter der amerikanischen Ölfaufsichtsbehörde nur einige von vielen korrupten Beamten auf
der Welt. Dort strömt das Öl an die Oberfläche, und
die Welt kann nur zuschauen. Das hat Konsequenzen: Im Golf von Mexiko hat US-Präsident Barack
Obama weitere Bohrungen gestoppt. In der Nordsee wird dagegen weiter gebohrt, vor der Küste Brasiliens geht es gerade erst los. Davon, dass die Sicherheitsstandards dort besser sind, kann man
nach einem Bericht des Spiegel nicht ausgehen.
Dank der öffentlichen Aufmerksamkeit, die ein
solches Desaster in einem demokratischen Staat
mit sich bringt, kommen Floridas Fischer im weltweiten Vergleich sogar gut weg. In Nigeria sieht es
schlimmer aus. Das Nigerdelta ist seit langem mit
Öl verseucht. Wer sich beschwert bekommt
dort keinen Scheck vom Ölkonzern, sondern ein Todesurteil– wie der nigerianische Bürgerrechtler Ken
Saro-Wiwa vor 15 Jahren. Was damals im
Sumpf aus Mangroven, Öl,
und
Eva Augsten
Stlv. Chefredakteurin
Sonne Wind & Wärme 9/2010
3
Panorama
Politik Nachrichten
PV-Vergütung: Widerstand aus
der Länderkammer
■ Die Mehrheit des Bundesrates will die zusätzliche Absenkung der Einspeisevergütung
für Solarstrom auf höchstens
10 % begrenzen.
Wiederholt hatten verschiedene Länder die Pläne der Bundesregierung kritisiert – nun
mündet diese Kritik in einen Beschluss der Länderkammer mit
zumindest aufschiebender Wirkung: Die Mehrheit im Bundesrat sprach sich dafür aus, den
Vermittlungsausschuss einzuschalten.
Der Widerstand gegen die
bereits im Bundestag beschlossene EEG-Novelle kommt vor
allem aus den ostdeutschen
Bundesländern und von Landesregierungen mit SPD-Führung.
Das Gesetzgebungsverfahren wird sich nun wohl verzögern, obwohl eine formelle Zustimmung der Länderkammer
nicht notwendig ist. In jedem
Fall aber müsste sich der Bundesrat nach dem Vermittlungsausschuss erneut mit dem Thema befassen. Stimmt die Länderkammer dann erneut gegen
den Gesetzentwurf, so kann er
vom Bundestag wiederum
überstimmt werden. Dass die
Kürzungen wie geplant zum
1. Juli wirksam werden, ist damit unwahrscheinlich gewor-
Die Kürzungen beim eingespeisten Strom aus Sonnenenergie könnten
Foto: dpa
sich verzögern.
den. Im Gegenzug wächst die
Wahrscheinlichkeit, dass es im
Vermittlungsausschuss zwi-
schen Ländern und Bundesregierung zu einer Kompromiss(ro)
lösung kommt. Uneinigkeit über 100-Prozent-Versorgung durch Erneuerbare
■ Eine 100-prozentige Stromversorgung aus erneuerbaren
Energien bis zum Jahr 2050
ist nach Meinung des VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
nicht möglich. Damit reagiert
der Verband auf Ergebnisse
von Studien des Sachverständigenrates für Umweltfragen.
Der Vorsitzende des Sachverständigenrates für Umweltfragen, Martin Faulstich, hatte
Szenarien vorgestellt, die belegen, dass eine gesicherte Vollversorgung mit Strom aus er-
neuerbaren Quellen in 40 Jahren zu wettbewerbsfähigen
Kosten möglich sei. Die Szenarien stützen sich auf Modellberechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt.
Hermann-Josef Wagner, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft
Energie und Umwelt sagt: „Die
Stellungnahme zur Energieversorgung des Sachverständigenrates für Umweltfragen ist wirtschaftlich und technologisch
kaum umzusetzen.“
Der VDI kritisiert, die Kostenabschätzungen des Sachverständigenrates seien viel
zu optimistisch. Zum anderen
erfordere das Konzept einen
hohen Anteil an regenerativem Importstrom und die Erschließung von Speichermöglichkeiten, die heute noch
nicht vorhanden seien. „Die
meisten realistischen Szenariorechnungen, auch die des
VDI, prognostizieren einen
Anteil an erneuerbaren Energien zwischen 40 und 50 % in
2050“, sagt Wagner.
Drei Studien, die SW&W in
der ihrer letzten Ausgabe vorstellte, belegen dagegen, dass
ein vollständige Stromversorgung Europas aus erneuerbaren Energien möglich ist. Die
European Climate Foundation,
der European Renewable
Energy Council und Pricewaterhouse Coopers beauftragten die Untersuchungen (siehe SW&W 8/2010, Seite 14).
(ke)
Bundesrat für MAP Förderung in Baden-Württemberg
8
■ Der Bundesrat reagiert posi-
■ Am 8. April startete das För-
tiv auf den Entschließungsantrag. Er hält eine Fortführung
des Marktanreizprgramms
(MAP) aus klima- und wirtschaftspolitischen Gründen für
dringend erforderlich. Deshalb
fordern die Länder die Bundesregierung auf, die erneuerbaren
Energien weiter aus dem MAP
zu fördern und die Aufhebung
der Haushaltssperre beim
Deutschen Bundestag zu bean(ke)
tragen.
derprogramm Klimaschutz-Plus
des Ministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg (UVM) für
2010. Die Antragsfrist im CO2Minderungsprogramm endet
am 31. Juli, in den Beratungsprogrammen am 30. November
2010.
In den CO2-Minderungsprogrammen für energetische Sanierung und rationelle Energieanwendung bleiben Fördersys-
Sonne Wind & Wärme 9/2010
tematik und Förderhöhe von
50 € pro Tonne CO2, die über
die Lebensdauer der Maßnahme
vermieden wird, erhalten.
Gegenüber 2009 haben sich
jedoch einige Änderungen ergeben. Zum Beispiel wurden der
Fördersatz im kommunalen Programmteil auf maximal 20 %
der Investitionen beschränkt
und die maximale Förderung
von 400.000 € auf 200.000 €
gesenkt. Zudem entfällt die Förderung für die Errichtung von
Wärmeerzeugungsanlagen auf
der Basis regenerativer Energieträger wie Holzpelletsheizung,
Wärmepumpe, Solarwärme ersatzlos wegen der Förderangebote des Bundes.
Aufgrund der unsicheren
Perspektiven des Mini-KWK-Programms des Bundes bleibt die
Förderung für BHKW-Anlagen
erhalten. Sie wird zudem wieder
ausgedehnt auf Anlagen ab einer elektrischen Leistung von
(ke)
15 kW.
Panorama
Markt Nachrichten
■ Der Rechtstreit zwischen
dem Kraftwerksentwickler Solar Millennium und seinem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden
Utz Claassen geht in eine neue
Runde.
Utz Claassen war nach nur
74 Tagen vom Posten des Vorstandsvorsitzenden bei Solar
Millennium zurückgetreten
und soll an seinen ehemaligen
Arbeitgeber eine mutmaßlich
hohe siebenstellige Antrittsprämie zurückzahlen.
Diese erhielt er bei Dienstantritt als Ausgleich für andere
niedergelegte Posten. Der Versuch, sich außergerichtlich
über die konkrete Höhe der
Rückzahlung zu einigen ist gescheitert. Laut Claassens Anwalt lag der Grund hierfür bei
unrealistischen Vorstellungen
des Aufsichtsrats. Dieser wiederum bemängelt, dass Claassen Forderungen gestellt habe,
■ Die deutschen Pelletsexporte
Utz Claassen
streitet sich mit
Solar Millennium um
Rückzahlung seiner
Antrittsprämie.
Foto: dpa
die dem Aktienrecht widersprächen.
Claassen strebt nun ein Verfahren an, das die Rechtmäßigkeit seiner ordentlichen Kündigung vom 15. März 2010 feststellen soll. Diese ordentliche
Kündigung Claassens wurde
nach Auffassung Solar Millenniums jedoch vor Ablauf der
vierwöchigen Kündigungsfrist
von einer außerordentlichen
Kündigung Solar Millenniums
am 9. April eingeholt. Diese begründet Solar Millennium mit
unternehmensschädigenden
Äußerungen Claassens. Die
Höhe der Rückzahlung richtet
sich nun danach welche Kündigung vor Gericht Bestand hat.
Solar Millennium hat seinerseits straf- und zivilrechtliche
Schritte gegen Utz Claassen
(jg)
angekündigt.
sind im ersten Quartal gegenüber 2009 um 15 % gesunken,
das berichtet der Online-Dienst
für die Forst- und Holzwirtschaft
Timber Online. Die größte Menge ging nach Dänemark. Die Exporte zum nördlichen Nachbarn
verdoppelten sich auf nahezu
49.000 t. Hinter Dänemark rangiert Spanien auf Platz zwei mit
35.700 t, 22 % weniger als im
Vorjahr. Schwedische Kunden
kauften 35.400 t, 8 % mehr als
2009. In diese drei Länder gingen fast 70 % der deutschen
Pelletsausfuhren.
Deutlich mehr wurde auch
nach Italien (+ 671 % auf
17.300 t) und Österreich
(+ 258 % auf 15.500 t) geliefert.
Starke Einbrüche gab es in
Frankreich (- 67 % auf 8.200 t)
und in den Niederlanden
(ke)
(- 92 % auf 1.600 t).
Übernahmen und Fusionen nehmen zu
Gesucht: „Bioenerergiedörfer 2010“
■ Einer Marktstudie des Wirt-
■ Das Bundeslandwirtschaftsministerium sucht die drei besten
schaftsprüfungsunternehmens KPMG zufolge gerät die
EE-Branche immer stärker in
den Fokus von Investoren. Die
weltweite Zahl an Übernahmen und Fusionen in der Branche stieg im ersten Quartal
2010 um 245 % gegenüber
dem Vorjahreszeitraum (von
61 auf 150). Das Volumen der
Transaktionen kletterte um
163 % von 8,8 auf 14,3 Mrd. $
Grund für den großen Zuwachs ist in erster Linie die
zunehmende Förderung von
Erneuerbaren Energien. So haben seit dem Kopenhagener
Klimagipfel im letzten Dezember, 84 Länder Aktionspläne
verabschiedet, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Vor allem die USA, Indien
und China haben mit ihren Plänen eine große Anziehungskraft entwickelt und sind Ziel
besonders vieler Übernahmen
und Fusionen. Im Gegensatz
zu den Vorjahresstudien ver-
12
Pelletsexporte:
15 % im Minus
Utz Claassen verklagt Solar Millennium
Sonne Wind & Wärme 9/2010
zeichnet die KPMG erstmals
die höchste Investitionsbereitschaft im Bioenergiesegment.
37 % der befragten Unternehmen planen in diesem Bereich
innerhalb der nächsten 18 Monate Investitionen. Allerdings
sind die Werte für die Solar(36 %) und die Windenergie­
branche (35 %) nur unwesentlich geringer.
Die Studie geht davon aus,
dass sogar weit mehr Transaktionen möglich wären, dies
aber unter anderem durch eine Bewertungslücke unterbunden wird. So werden Unternehmen derzeit im Schnitt
mit dem Neunfachen ihres
Ebitda (Ertrag vor Zinsen,
Steuern, Abschreibungen) bewertet, Investoren seien aber
nicht bereit, mehr als das
Fünffache zu bezahlen. Auch
sei es deutlich schwerer, das
Kapital für Übernahmen aufzutreiben als noch im vergangenen Jahr.
(jg)
Bioenergie-Dörfer Deutschlands. Bis zum 18. Juli 2010 können sich
Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnern bewerben. Die wichtigste
Voraussetzung: Mindestens die Hälfte des Jahreswärme- und
-strombedarfs muss aus regionaler Biomasse erzeugt werden. Wei(ke)
tere Informationen: www.bioenergie-dörfer.de.
Jenni liefert größten Solarspeicher
■ Der Schweizer Speicherhersteller Jenni Energietechnik hat
seinen bisher größten Solarspeicher ausgeliefert. Der Speicher soll am Hauptsitz der
Chemnitzer Fasa AG, einem Anbieter von Sonnenhäusern,
112 m³ warmes Wasser aufnehmen. Allein der leere Speicher
wiegt 11 t. Er ist 10,5 m hoch, hat
einen Durchmesser von 3,8 m
und brauchte für den Weg aus
dem Schweizer Oberburg bis
nach Chemnitz zwei Tage. (ea)
Zwei Tage lang war der elf Tonnen schwere Solarspeicher von Jenni
Foto: Jenni Energietechnik
unterwegs, bis er in Chemnitz ankam.
Panorama
W i ss e n s c h a f t & T e c h n i k N a c h r i c h t e n
Schnelltest für Parabolrinnenkollektoren
■ Wer wissen will, wie die Kennlinie eines Parabolrinnenkollektors
genau aussieht, muss viel Zeit und Geld investieren. Das Solarinstitut Jülich der FH Aachen hat eine Methode entwickelt, mit der man
die Kennlinie innerhalb eines sonnigen Vormittags recht gut abschätzen kann. An Material braucht man nicht viel: Ein Montagegestell, auf dem sich der Kollektor nachführbar montieren lässt, zwei
Temperatursensoren und einen Strahlungssensor. Das Absorberrohr wird mit Luft gefüllt. Dann richtet man den Kollektor auf die
Sonne aus und wartet, bis er seine Stagnationstemperatur erreicht
hat – das dauert nur ein paar Minuten. Anschließend misst man
noch die Direktstrahlung und die Umgebungstemperatur. Währenddessen muss die Direktstrahlung möglichst konstant sein. Den Vorgang wiederholt man mehrmals um mehrere Messpunkte zu bekommen. Mit sieben Messpunkten lassen sich schon recht gute Ergebnisse erzielen.
Parabolrinnenkollektoren zu vermessen erfordert normalerweise viel
Foto: Solarinstitut Jülich
Zeit und Geld. Kennlinie eines Parabolrinnenkollektors: Mit dem Testverfahren des
Solarinstituts Jülich sind schnell Messpunkte aufgenommen, mit
Grafik: Solarinstitut Jülich
denen sich die Kennlinie annähern lässt.
Mit diesen Eckdaten und der Kollektorgleichung kann man
schnell zu jedem Messpunkt einen zugehörigen Wärmeverlustkoeffizienten berechnen. Da bei einem luftgefüllten Kollektor im Stillstand
der Wirkungsgrad gleich Null ist, hängt der Wärmeverlustkoeffizient
ausschließlich von der Temperaturdifferenz zwischen der Luft im
Absorber und der Umgebung ab. Das heißt anders ausgedrückt:
Derselbe Wärmeverlustkoeffizient gilt auch dann, wenn ein Fluid
durch den Absorber strömt und der Kollektor tatsächlich eine Leistung erbringt – sofern die Temperatur im Absorber dieselbe ist. So
lässt sich wiederum für die verschiedenen Temperaturdifferenzen jeweils ein Wirkungsgrad ermitteln. Normiert man diesen noch über
eine Direktstrahlung von 1.000 W/m2 hat man eine brauchbar angenäherte Wirkungsgradkurve des Kollektors. Wie exakt das Verfahren
tatsächlich ist, können die Jülicher Wissenschaftler noch nicht sagen. Die Vergleichsmessung, angelehnt an DIN EN 12975-2, soll diesen Sommer folgen. Tendenziell liefert der Schnelltest etwas zu ho(ea)
he Wirkungsgrade. Auster mit neuem Design
■ Die britische Aquamarine Power hat ihren neuen Wellenenergiekonverter „Oyster 2“ vorgestellt. Die 800-Kilowatt-Anlage
wird voraussichtlich im Sommer in Schottland gefertigt.
Der neue Konverter soll
250 % mehr Energie liefern, als
die im vergangenen Jahr im
Testfeld des European Marine
Energy Centre (EMEC) installierte „Oyster 1“ auf den Orkney-Inseln. Im Sommer 2011
sollen drei der verbesserten
Austern ebenfalls am EMEC getestet werden. Die Geräte werden onshore an eine hydroelektrische Turbine mit einer
Leistung von 2,4 MW angeschlossen. Aquamarine Power
erwartet, dass eine Farm mit 20
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Austern rund 12.000 britische
Haushalte mit Strom versorgen
kann.
Die Auster nutzt küstennahe
Wellen zur Stromgewinnung. Der
Konverter
ist
schwimmfähig, mit einer
schwenkbaren
Klappe ausgerüstet und durch Kabel
am Meeresboden verankert. Durch die Bewegungen der Klappe
werden zwei hydraulische
Kolben aktiviert, die Wasser mit
hohem Druck an Land befördern, um dort eine Turbine an(te)
zutreiben. Die neue Auster mit verbessertem Design soll mehr Energie erzeugen,
ist leichter zu installieren und besser zu warten. Foto: Aquamarine Power
Im Fokus
Marketing
Die Konkurrenz unter Solarteuren und Heizungsinstallateuren wächst. Vor allem Neukunden
sind heiß umworben. Umso wichtiger, dass das Aushängeschild Ihres Betriebs stimmt. Durch
Öffentlichkeitsarbeit oder Dialogmarketing können Sie erfolgreich akquirieren. Wenn Sie
dann in der Ansprache der potenziellen Neukunden noch den richtigen Ton treffen, kann
kaum mehr etwas schief gehen. Wie das geht, lesen Sie im Fokus.
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Solarthermie
ar c hi t e k t u r
Speziell
inTechnik und Design
Auch Solarwärme kann gut aussehen. SONNE
WIND & WÄRME stellt ungewöhnliche Architek­
turprojekte mit neuen Energiekonzepten vor.
Die „Neue Monte Rosa
Hütte“ in der Schweiz wird
zu etwa 90 % mit Solar­
energie versorgt. Sie ist
seit Frühjahr dieses Jahres
in Betrieb. Im Hintergrund
sieht man das Matterhorn.
Fotos (2): ETH Zürich – Studio
Monte Rosa, Tonatiuh Ambrosetti.
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D
ie Umstellung der Energieversorgung von konventionellen Energieträgern auf regenerative
Systeme geht nur zögerlich voran. Ein Gebäude, das zu 100 % solar beheizt wird, ist nach wie vor eine Rarität. Ebenso sind Gebäude, die ihren Strom- und
Wärmebedarf allein aus einem Mix an erneuerbaren
Energien decken, Ausnahmeerscheinungen. Und zwar
so sehr, dass der Eigentümer oder Nutzer einer solchen Immobilie diese Tatsache fleißig für die eigene
Image- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen kann. Mit einem regenerativen Energiekonzept beweist er, dass er
nicht nur über Klimaschutz redet, sondern ihn auch
praktiziert. In den drei Projekten, die wir hier vorstellen,
gehen die Planer und Bauherren noch einen Schritt
weiter. Sie gehen nicht nur neue Wege in der Energieversorgung, sondern auch bei der Bauform.
Das Green Lighthouse in Dänemark
Rund wie ein Leuchtturm ist das Green Lighthouse in
Kopenhagen, das neue Zuhause der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität Kopenhagen. Nach Angaben der Projektpartner ist es das erste CO2-neutrale Bürogebäude in Dänemark. Runde Gebäude sind im
westeuropäischen Raum nur selten anzutreffen, aber
just auf dem Kopenhagener Campus ist es keine Seltenheit. „Das Gebäude gegenüber hat auch eine runde
Form. Außerdem passt es zu dem umlaufenden Verkehr“, erklärt Reto Michael Hummelshøj, Manager der
Abteilung für Energie bei Cowi A/S. Das Unternehmen
aus Kongens Lyngby plante das Energiekonzept. „Natürlich ist die runde Form optimal, um Wärmeverluste
durch die Fassade zu minimieren, ebenso wie die Kosten für die Fassade. Da das Gebäude aber gut isoliert
ist, ist der Wärmeverlust durch die Wände ohnehin gering – selbst dann, wenn das Gebäude kubisch wäre.
Wichtig ist, die Fenster zu optimieren, die Luftdichtheit
und wie das Gebäude belüftet wird ,“ sagt Hummshøj.
Der wichtigste Vorteil der runden Bauform: „Eine runde Form lässt das Tageslicht gut hinein, und die Schatten bewegen sich um das Gebäude herum.“
Das „Green Lighthouse“ ist ein Projekt der Kopenhagener Universität, der Fensterbauer Velux und Velfac
– beides Tochterfirmen der VKR-Gruppe – der Danish
University and Property Agency (UBST) und der Stadt
Kopenhagen. Die Kooperationspartner bauten es zum
Weltklimagipfel (COP 15), der im Dezember 2009 in
Kopenhagen stattfand. In der Projektbeschreibung
heißt es: „Der Zweck des Demonstrationsprojektes ist
es, die Solartechnologien zu zeigen, die im Jahr 2020
und danach benutzt werden sollen, und zu zeigen, dass
derartige Gebäude heute schon gebaut werden können, was zu einem extrem niedrigen Energiebedarf
führt“.
Das Hauptziel war es, dass das Gebäude im Betrieb
CO2-neutral ist. Gemeint sind die CO2-Emissionen, die
aus dem Energiebedarf für Heizen, Kühlen und dem
Betrieb des Gebäudes, einschließlich der Beleuchtung,
hervorgehen. Die dänischen Energiesparrichtlinien basieren auf der der EU-Richtlinie zur Energieeinsparung
in Gebäuden. Darin wird unter anderem elektrische
Energie mit dem Faktor 2,5 gewichtet, um den Primärenergieaufwand zu beurteilen.
Klimaneutral in drei Schritten
Das Gebäude ist drei Stockwerke hoch und hat eine Gesamtgrundfläche von 980 m2. Das integrierte Energieund Designkonzept lässt sich in drei Schritte zerlegen.
Im ersten Schritt wird der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert. Eine von zahlreichen Maßnahmen ist eine gute Dämmung. Die U-Werte des Gebäudes liegen
bei 0,095 W/m2K für die Fassade und 0,085 W/ m2K für
den Fußboden. Die Fenster mit ihren drei Scheiben und
Kompositrahmen haben UF-Werte von 0,8 W/m2K, der
nicht nur die Scheiben, sondern das gesamte Fenster
berücksichtigt. Es gibt außerdem passive und aktive
Speicherung von Wärme und Kälte, unter anderem in
thermoaktiven Bauteilen und Phasenwechsel-Materialien.
Im zweiten Schritt wird der Energiebedarf durch eigene Anlagen gedeckt, die erneuerbare Energien erzeugen. Diese beinhalten 31 m2 Sonnenkollektoren von Velux und eine Adsorptionskältemaschine (ACS08) von
Sortech, die auch als Wärmepumpe im Heizbetrieb arbeiten kann, ebenso wie ein Bohrung und Erdwärmetauscher, um Wärme im Untergrund speichern zu können.
„Das ist der neue Teil“, sagt Reto Michael Hummelshøj. „Es war das erste mal, dass wir eine mit Wärme angetriebene Wärmepumpe eingesetzt haben.“ Warum,
das erklärt er so: „Solarwärme hätte nicht ausgereicht,
Die „Neue Monte Rosa Hütte“ in
der Schweiz wird zu etwa 90 %
mit Solarenergie versorgt. Sie
ist seit Frühjahr dieses Jahres
in Betrieb. An der 66° steilen
Südfassade ist eine Photovoltaik­
anlage mit einer Leistung von
16 kW installiert. Die Kollektoren
sind unterhalb der Hütte aufge­
ständert.
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Bioenergie
Heizen mit Holz
Biomasseheizungen:
Der Pelletskessel KWB
Powerfire 150 kW liefert
seit 2007 Warmwasser
und Wärme für die freie
evangelische Schule in
Stuttgart-Möhringen.
Foto: KWB
XXL
Pelletsheizungen
Gemeinden und Gewerbebetriebe können zwischen
Großkesseln, Kaskadensystemen oder kompletten
Containersystemen wählen. SONNE WIND & WÄRME
stellt die Anlagen in einer Marktübersicht vor. Lesen
Sie außerdem Tipps zur Planung und Förderung.
G
emeinderatssitzung in Großbottwar, 20. Mai
2010. Alle Gemeinderäte der schwäbischen
Kleinstadt in der Nähe von Stuttgart heben die
Hand. Damit ist der Einbau einer Pelletsanlage für den
Kindergarten beschlossene Sache. Einstimmig. Die Entscheidung pro Pellets war eine kleine Überraschung,
denn zuvor hatten die Verwaltung und der beratende Ingenieur eine Luft-Wärmepumpen-Heizung favorisiert.
Die Pelletsheizung hat aber schließlich das Rennen gemacht, weil die Gemeindevertreter in ihr die kostengünstigere Lösung für die Sanierung des Kindergartens
sahen. Für den wirtschaftlichen Betrieb der Wärmepumpe wären zusätzliche Kosten für eine neue Fußbodenheizung angefallen. Der Pelletskessel dagegen kann
problemlos die alte, fossile Heizung mit Heizkörpern
ablösen. Der bisherige Abstellraum des Kindergartens
ist als neuer Heizraum geplant, die Pellets sollen in einem Erdtank gelagert werden. Ein weiterer guter Grund
für die Pelletsheizung ist, dass die Räte mit Fördermitteln aus dem Klimaschutz-Programm ihrer Landesregierung rechnen können. 53.000 € wird die Pelletsheizung mit Installationsarbeiten kosten. Baden-Württemberg fördert über das Klimaschutz-Programm EFRE
Kommunen und mittelständische Betriebe, die sich für
Wärme aus erneuerbaren Energien entschieden haben.
Maximal 20 % der gesamten Investition – für den Großbottwarer Kindergarten sind das 10.600 € – gibt das
Umweltministerium als einmaligen Zuschuss dazu.
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Sonne Wind & Wärme 9/2010
Das aktuelle Beispiel der schwäbischen Gemeinde
ist kein Einzelfall. Pelletsheizungen erfreuen sich bei
Kommunen und Gewerbebetrieben wachsender Beliebtheit. Der Brennstoff Pellets hat in den letzten Jahren ein gutes Image gewonnen: Der Pelletspreis blieb
stabil, es gab keine Engpässe in der Belieferung mehr
und die Klimabilanz des fast CO2-freien Brennstoffs
überzeugt. Anders als bei den Kleinkesseln für Privatleute, wo die Handwerksbetriebe und Kesselanbieter
die momentane Kaufunlust wegen des Förderstopps
beim Marktanreizprogramm (MAP) spüren, profitiert
der Großkesselmarkt noch vom Konjunkturprogramm
II der Bundesregierung.
Planung größerer Pelletsanlagen
Ist die Entscheidung für den Einsatz von Pelletstechnik
getroffen, steht die Planung der Anlage an. Gemeinden,
Gewerbetreibende und Wohnungsgesellschaften sollten sich ein Planungsbüro und einen Handwerksbetrieb
suchen, die über Erfahrung in der Planung und beim
Bau von Biomasseheizungen haben. Denn diese ist
nicht ganz ohne. An Heizräume über 50 kW und an Pelletslagerräume über 15 t stellt das Landesbaurecht besondere Anforderungen wie zum Beispiel das Errichten
von Brandschutzwänden. Besondere Sorgfalt gilt auch
bei der Planung und dem Betrieb von Pelletsgroßlagern. Erst dieses Jahr gab es im Pelletslager (150 t) einer Großanlage in Remscheid bei der Inspektion des
Lagers einen tödlichen Unfall, weil die Kohlenmonoxid (CO)-Konzentration im unbelüfteten Bunkerraum
zu hoch war. Die Ursache für den Unfall ist bis heute
nicht eindeutig geklärt. Wichtig ist, dass die Betreiber
auf diese Gefahr hingewiesen werden. Unter Umständen sollte eine CO-Warnanlage oder eine zusätzliche
Lüftung zum Beispiel über die Pelletsbefüllstutzen installiert werden.
Wenn bei Großanlagen nur ein Pelletskessel eingesetzt wird, dann geschieht das meist in Verbindung mit
einem Pufferspeicher, um Lastschwankungen auszugleichen und Kesseltakten zu vermeiden. Vorteil der
Ein-Kessel-Anlage gegenüber den Kaskadenanlagen
aus mehreren Kesseln ist der günstige Anschaffungspreis, weil nur ein Abgassystem notwendig ist. Die neuen Produktionshallen des Liebensteiner Kartonagenwerks in Plößberg erhalten zum Beispiel Wärme von einem Pelletskessel vom Typ Pyroflex vom Hersteller Mawera Holzfeuerungsanlagen aus Hard am Bodensee,
einem Unternehmen der Viessmann Gruppe. Die Kessel-Nennleistung beträgt 3.900 kW und ist damit die
größte Pelletsheizanlage Bayerns. Das Pelletslager besitzt eine Lagerkapazität von 98 t. Die Pelletslieferung
erfolgt auf kürzestem Weg aus dem örtlichen Pelletswerk Gregor Ziegler GmbH.
Wenn mehrere Pelletskessel parallel heizen, spricht
man von einer Kaskadenschaltung. Das ist in der Heizungstechnik bei größeren Anlagen mit schwankendem
Wärmebedarf – auch bei fossil betriebenen Kesseln –
übliche Praxis. Der erste Kessel, der Führungskessel,
übernimmt dabei die Grundlast. Im Wohnungsbau ist
die Warmwasserbereitung eine Grundlast, weil der Wärmebedarf im Sommer wie im Winter täglich in gleicher
Höhe anfällt. Der zweite Heizkessel, der Folgekessel,
schaltet sich zu, wenn ein Spitzenbedarf besteht. Bei
Wohngebäuden ist das der Wärmebedarf der Heizung.
Mit einer Kaskadenschaltung soll der unwirtschaftliche
Teillastbetrieb vermieden werden und der Modulations-
grad einer Anlage wird erhöht. Der Anschaffungspreis
einer Kaskadenanlage ist etwa 20 % höher als bei nur
einem Kessel. Dafür arbeitet die Anlage effektiver und
es werden weniger Pellets verbraucht. Die Kessel haben
durch den konstanten Betrieb eine längere Lebensdauer. Viele Pelletskesselhersteller werben mit Kaskadenlösungen für Großanlagen (siehe Übersicht Kaskadenlösungen, Seite 80). Weil immer häufiger Kaskadenanlagen auf Pelletsbasis installiert werden, hat der österreichische Biomassekessel-Hersteller Hargassner
GesmbH aus Weng einen Kaskadenregler entwickelt,
der ab April 2010 erhältlich ist. Der Regler ist für Zweiund Mehrkesselanlagen geeignet. Neben der KesselPrioritätsvergabe kann er auch den Pufferspeicher und
die hydraulische Weiche überwachen.
Führungskessel einer Pelletsanlage der Wohnungsgenossenschaft
„Kontakt“ in Leipzig.
Foto: Claudia Hilgers
Kaskadenanlagen in der Praxis
Der Hausbesitzer Otto Neidhardt, der selbst in einer
seiner zehn Wohnungen in Birstein lebt, hat sich 2008
über die hohen Heizölpreise von 1 € pro Liter geärgert.
Um seinen Mietern hohe Heizkosten zu ersparen, beschloss der Vermieter, die 17 Jahre alte Ölheizung gegen eine Pelletsheizung auszutauschen. Eine neue
Solarthermieanlage mit sechs Kollektoren für Warmwasser und Heizungsunterstützung ergänzt die Anlage. Die neue Pelletsheizung besteht aus zwei BioWinPelletskesseln mit jeweils 26 kW Leistung von der
Windhager Zentralheizung GmbH aus Meitingen. „Eine Kaskade bietet für ein solches Gebäude eine sehr
1_anzeige_flachbodensilo_60x125_09-05.pdf
Förderung Pelletsgroßanlagen 2010
Marktanreizprogramm
Bis 100 kW können Betreiber von Pelletskesseln
Förderung aus dem Marktanreizprogramm
(MAP, Bafa-Förderung) erhalten, wenn die Kessel die Anforderungen an Wirkungsgrad (über
90 %) und sauberes Abgas (CO- und Staubwerte) einhalten. Ab dem 1. Juli 2010 muss dem Antrag ein Nachweis über einen hydraulischen Abgleich beigefügt werden. Momentan liegt das
MAP aufgrund leerer staatlicher Kassen allerdings auf Eis. Die Haushaltssperre könnte aber
durch den Widerstand mehrerer Bundesländer,
voran der Freistaat Thüringen, durch den Bundesrat Anfang wieder gekippt werden. Auch Kaskadenanlagen mit einer Gesamtleistung über
100 kW können über das MAP gefördert werden,
wenn der Antrag für jeden Kessel (unter 100 kW)
einzeln gestellt wird.
KfW-Programm
Keinesfalls gestoppt ist aber das KfW-Programm,
das zinsgünstige Kredite zum Finanzieren von
Pelletsheizungen vergibt. Das trifft auch für den
KfW-Programmteil „Premium“ für Großanlagen
zu, der über das MAP finanziert wird. Mögliche
KfW-Förderung für große Pelletsanlagen sind
das Programm Nr. 218 für Kommunen mit einem
Zinssatz ab 1,36 % , welches die Sanierung von
Schulen und Kindergärten fördert. Unternehmen
können beim Einbau von Pelletskesseln vom ERP
Umwelt- und Energieeffizienzprogramm Nr. 237
und vom KfW-Programm „Erneuerbare Energien“ profitieren. Vermieter können außerdem
spezielle KfW-Kredite aufnehmen. Bei einer KfWFörderung müssen die Antragsteller darauf achten, ob sie mit kommunalen Förderungen kumulierbar ist. Oft ist es eine Rechenübung, für welche Förderung sich die Investoren entscheiden.
Förderung in den Bundesländern
Neben Baden-Württemberg fördern auch andere Bundesländer ihre Kommunen und mittelständischen Unternehmen beim Kauf einer umweltfreundlichen Heizung. Bayern vergibt zum
Beispiel einen Ökokredit an Gewerbebetriebe.
Das Hamburger Förderprogramm „Bioenergie“
fördert Holzpellets-Heizanlagen über 100 bis
500 kW mit einem Zuschuss von 30 bis 45 Euro
pro kW. Eine aktuelle Übersicht über die Förderprogramme aller Bundesländer ist im Internet
veröffentlicht.
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Weitere Informationen:
Pelletshome: www.pelletshome.com/pelletheizung-foerderung-bundeslaender-deutschland
Sonne Wind & Wärme 9/2010
77
1
§
Service
Recht
Biogas-Einspeisevergütung optimieren
Größere Biogasanlagen sind in den meisten
Fällen an das Mittelspannungsnetz angeschlossen. Da der Strom in der Anlage allerdings in Niederspannung erzeugt wird, ist
ein Transformator zur Umspannung notwendig. Dabei stellt sich die Frage, wer die
Umspannverluste tragen muss.
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omfortabel ist die Situation für Anlagenbetreiber, wenn in der Nähe
des Standorts der Anlage bereits ein Transformator im Netz
vorhanden ist. Die Anlage
braucht dann nur dort angeschlossen zu werden und die
Umspannverluste gehen zu
Lasten des Netzbetreibers. Für
den umgekehrten Fall, dass ein
Transformator am Mittelspannungsnetz ursprünglich nicht
vorhanden ist, hat der Bundesgerichtshof (BGH) bereits entschieden, dass es Sache des
Anlagenbetreibers als Verkäufer des Stroms ist, für die Umspannung des Stroms auf die
richtige Spannungsebene zu
sorgen – und deshalb auch den
Transformator zu stellen
­­(Az: VIII ZR 42/06).
Nach Auffassung des BGH
sind dann auch die bei der Umspannung entstehenden Verluste vom Betreiber der Anlage zu
tragen. Diese Sichtweise ist
auch sinnvoll, da auch bei einem Kaufvertrag der Verkäufer
die Kosten der Übergabe der
Sache zu tragen hat. Der Strom
muss daher auf der richtigen
Spannungsebene, also auf der
Mittelspannungsebene, angeboten werden.
Doch daraus kann sich dann
folgende Problematik ergeben:
Die Messung des Stroms auf
der Niederspannungsebene ist
in der Regel günstiger als auf
der Mittelspannungsebene
nach der Umspannung. Zudem
ist die Messung auf der Nieder-
88
Sonne Wind & Wärme 9/2010
spannungsebene bei einer sogenannten „Volleinspeisung“
und einem Strombezug aus
dem Netz für den Eigenbedarf
der Biogasanlage geradezu
zwingend notwendig. Einige
Netzbetreiber fordern gleichwohl, dass die Messeinrichtungen sich auf der Mittelspannungsseite befinden müssten,
da nur dann auch der tatsächlich noch nach der Umspannung vorhandene Strom gemessen werden könne. Eine
solche Forderung des Netzbetreibers sollte kritisch hinterfragt werden. Denn der BGH
hat bereits zweimal entschieden, dass die Messung des
Stroms nicht zwingend an der
Einspeisestelle erfolgen muss,
sondern beispielsweise aus
Kostengründen auch niederspannungsseitig durchgeführt
werden kann (Az: VIII ZR 42/06
und VIII ZR 306/04). Soweit die
Niederspannungsmessung
technisch möglich ist, sollten
Anlagenbetreiber daher im
Zweifel auch auf einer entsprechenden Einrichtung bestehen.
Andere Netzbetreiber akzeptieren zwar eine niederspannungsseitige Messung des
produzierten Stroms. Zur Kompensation der bei der Umspannung entstehenden Verluste
ziehen sie dann jedoch von den
gemessenen Strommengen
pauschale Werte ab, die regelmäßig zwischen 1,5 und 3 % liegen. In absoluten Zahlen können die abgezogenen Verluste
ganz erheblich sein, zumal die
Strom aus Biogasanlagen muss oft auf Mittelspannung transformiert
werden – mit entsprechenden Verlusten bei der Einspeisung. Foto: dpa
Verluste sich nicht nur auf die
Grundvergütung, sondern auch
auf eventuelle Boni beziehen.
Dabei ist auch der pauschale
Abzug von Verlusten durch den
Netzbetreiber nicht rechtmäßig. Denn es dürfen bei einer
niederspannungsseitigen Messung und bei einer mittelspannungsseitigen Einspeisung lediglich die tatsächlich auftretenden Verluste berücksichtigt
werden. Diese tatsächlichen
Verluste sind insbesondere abhängig vom Alter und der Auslastung des jeweiligen Transformators. Sie liegen jedoch in aller Regel deutlich unter den
Pauschalen der Netzbetreiber.
Aufgrund des relativ konstanten Einspeiseverhaltens von
Biogasanlagen lassen sich die
wirklichen Verluste mit hoher
Genauigkeit anhand der Kenndaten des Transformators berechnen. Die Erfahrungen der
jüngsten Vergangenheit zeigen,
dass entgegen der ursprünglichen Praxis die wirklichen Verluste nach Berechnung durch
den Trafohersteller oder einen
Sachverständigen von immer
mehr Netzbetreibern anstelle
pauschaler Werte akzeptiert
werden. Die Angelegenheit ist
allerdings kein Selbstläufer. In
der Praxis reagieren die Netz-
betreiber regelmäßig erst dann,
wenn die Festsetzung der realen Verluste auch tatsächlich
verlangt wird. Anlagenbetreiber
müssen daher von sich aus tätig werden. Als Lohn für die Mühen winkt allerdings eine relativ
einfach zu erreichende Optimierung der Vergütung.
Mathias Schäferhoff
Mathias Schäferhoff ist
Rechtsanwalt und auf das
Recht der erneuerbaren
Energien spezialisiert. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bilden dabei Fragen
der Anlagenkonzeption, der
Netzanbindung
und
der
Vergütung.
Rechtsanwälte Engemann &
Partner, Lippstadt
Tel. 0 29 41/97 00-0
Fax 0 29 41/97 00-50
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