Erfolgsfaktor attraktiver Arbeitgeber - walter
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Erfolgsfaktor attraktiver Arbeitgeber - walter
Ein Themenheft von walter.Strategische Kommunikation Erfolgsfaktor attraktiver Arbeitgeber Employer Branding: Zehn Beiträge zum Thema Herausgeber Andreas Walter ist Inhaber der Kommunikationsberatung walter.Strategische Kommunikation. Zuvor war er Geschäftsführer bei Deekeling identity & change (heute: DeekelingArndt Advisors) sowie Geschäftsführender Gesellschafter bei Johanssen & Kretschmer in Berlin. Walter gehört seit der Rettung der TollCollect GmbH zu der Riege der gefragten Berater für Krisenkommunikation. Sein Konzept und dessen Umsetzung waren entscheidend für den letztendlich noch erfolgreichen Marktstart des Unternehmens, das zuvor durch eine katastrophale Kommunikation auf sich aufmerksam machte. Kerstin Walter ist ebenfalls Inhaberin von walter.Strategische Kommunikation. Ihre erste berufliche Station führte sie nach Düsseldorf zu Deekeling identity & change (heute: DeekelingArndt Advisors), bevor sie zu fischerAppelt nach Hamburg wechselte. Sie begleitete die Gründung von walter.Strategische Kommunikation und verantwortet seit Anfang 2011 unter anderem den Bereich der visuellen Kommunikation sowie die Konzeption und Durchführung von Mitarbeiterbefragungen. Ein Themenheft von walter.Strategische Kommunikation Erfolgsfaktor attraktiver Arbeitgeber Employer Branding: Zehn Beiträge zum Thema walter.Strategische Kommunikation Inhalt Für den Beirat: eine thematische Einführung von Hartmut Müller-Gerbes, Konzernsprecher TÜV Rheinland Die Marke zählt ������������������������������������������������������������������������������������������������������ 06 Andreas Walter | Inhaber walter.Strategische Kommunikation Die Karriere eines Themas ����������������������������������������������������������������������������������������� 08 Dr. Rainer Nielinger | ThyssenKrupp Materials International GmbH „Der Nutzen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements für ein Unternehmen wird immer noch massiv unterschätzt“ ������������������������������������������ 11 Tanja Neuser | Danone Waters GmbH „Markenpflege ist vor allem ein interdisziplinäres Thema“ ��������������������������������������������� 14 Dieter Jurgens | RWE AG Es muss klar sein, was wir voneinander erwarten ���������������������������������������������������������� 17 Peter Schumacher | Continentale Versicherung a. G. „Wir glauben, dass das der richtige Weg ist, Menschen zu binden und zu motivieren“ �������� 20 Uta Breiling | Steria Mummert Consulting Andersdenkermacher gesucht �������������������������������������������������������������������������������������� 23 Hella Hagena | von Rundstedt & Partner GmbH Umdenken erforderlich���������������������������������������������������������������������������������������������� 25 Mirko Knappe | Northern Business School „Kleinere Unternehmen werden es schwerer haben, entsprechende Fachkräfte zu finden“ ���� 28 Helmut Jakobs | Hawker GmbH Lohnbüro oder Strategiezentrale? �������������������������������������������������������������������������������� 30 Heike Cohausz | P4 Career Consultants GmbH & Co. KG Werte steigern – Werte leben, oder: Sind Sie enkelfähig? ������������������������������������������������� 32 Impressum ����������������������������������������������������������������������������������������������������������� 34 5 Vorwort Vorwort Employer Branding – Die Marke zählt Hartmut Müller-Gerbes Red Bull, Google Deutschland und TÜV Rhein- denen sich Studierende, Jobwechsler und land haben eines gemeinsam: Die drei Unter- Professionals einen ersten Eindruck von einem nehmen bekommen zwischen 200 und 300 Unternehmen verschaffen. Bewerbungen täglich. Alle drei sind attraktive Arbeitgeber, aber aus sehr unterschiedlichen Als Unternehmer konkurriere ich heute in Gründen. Red Bull verheißt Spaß in einem Deutschland mit über zwei Millionen weiteren coolen Team, Google verdankt seine enorme Arbeitgebern und jeder sucht den idealen Anziehungskraft der Erwartung, dass ich an Mitarbeiter: gut ausgebildet, teamorientiert, der Zukunft mitarbeite, und TÜV Rheinland langfristig am Unternehmenserfolg interessiert, schließlich steht für sichere Jobs – auch in der motiviert und mindestens zweisprachig. Krise und Made in Germany. Es reicht aber nicht, nur für künftige MitarbeiEmployer Branding ist die Anziehungskraft der ter anziehend zu sein. Vielmehr muss ich als Unternehmensmarke für Mitarbeiter, und zwar Arbeitgeber jeden Tag die zentrale Frage be- für ehemalige, aktuelle und künftige. Jede die- antworten können: Was habe ich im Hier und ser drei Zielgruppen muss angesprochen wer- Jetzt für eine Legitimation? Ein tolles Klima, den. Das Social Web bietet Raum für zufriedene Lob vom Vorgesetzten, interessante Projekte und unzufriedene Mitarbeiter in Foren wie und eigenverantwortliches Arbeiten sind we kununu.com oder meinchef.de, wo sich niger eine Frage von Geld, sondern vielmehr ernstzunehmende Bewertungen finden, mit eine Frage der Prioritäten. Bei allen Umfragen walter.Strategische Kommunikation Vorwort HARTMUT MÜLLER-GERBES, KONZERNSPRECHER TÜV RHEINLAND, ist Mitglied des beirats von walter.strategische kommunikation. unter Arbeitnehmern zur Arbeitszufriedenheit dass sich gerade kleinere Unternehmen nicht stehen diese Themen ganz oben – und die oder erst rudimentär mit dem Thema beschäf- Frage der Bezahlung taucht in keinem Ran- tigt haben. Daher haben wir uns entschlossen, king vor Platz 5 oder 6 auf. Übrigens: Die Süd- uns nach den Themen „Krisenstrategien“ und deutsche Zeitung und Google sind knauserig „Corporate Social Responsibility“ in der mittler- beim Einstiegsgehalt, weil sie es können, weile dritten Zeitzeichen-Ausgabe mit dem Lidl nicht. Thema „Employer Branding“ zu beschäftigen. Wir meinen: Die Mischung stimmt. Fallbeispiele So gesehen ist Employer Branding ein Kon- und Themenartikel wechseln sich ab – ebenso junkturprogramm für jedes Unternehmen. wie die Form der Darstellung. Zehn Autoren Denn zufriedene Mitarbeiter führen zwangs- berichten von ihren Erfahrungen und Einschät- läufig zu einer höheren Kundenzufriedenheit zungen zur Bedeutung einer starken Arbeit und damit zu neuen Umsatz- und Absatzmög- gebermarke. Aber überzeugen Sie sich selbst! lichkeiten. Weiterer Pluspunkt: Zufriedene Mitarbeiter reden gut über das eigene Unternehmen, selbst wenn sie irgendwann den Job wechseln oder aus wirtschaftlichen Gründen Viel Spaß beim Lesen! entlassen werden. Wir haben dieses Thema im Beirat und in der Agentur ausführlich diskutiert und festgestellt, Bran 7 Employer Branding Die Karriere eines Themas Andreas Walter „Sie werden genau das tun, was dieser Mann „Der Fachkräftemangel Ihnen sagt. Wenn dieser Mann Ihnen sagt, zu in Deutschland ist real.“ gehen, dann gehen Sie. Wenn er Ihnen sagt, sich zu setzen, dann setzen Sie sich und widersprechen ihm nicht. Und wenn er Ihnen sagt, Überwiegend trifft es Mittelständler in den ex- eine Last aufzunehmen, dann nehmen Sie eine portorientierten Schlüsselindustrien. Bei den Last auf.“ Prioritäten der zu ergreifenden Maßnahmen 1 für Mittelständler ganz oben: der Aufbau einer Vor gut 100 Jahren beschrieb der amerikanische attraktiven Arbeitgebermarke – in der Marke- Ingenieur Frederick Winslow Tyler in seinem tingsprache „Employer Branding“. Buch „The Principles of Scientific Management“ die Art und Weise, wie man seinerzeit Mitar- Dieser Begriff wurde in den späten 1990ern beiter in ihren Job einwies. Bezeichnend auch, erstmals eingeführt und machte rasch Karriere. dass es ein Ingenieur war. Denn entscheidend Referate, Workshops, Seminare, spezialisierte war für die Art und Weise des Einsatzes der Beratungsangebote, Bücher, ja selbst Akade- menschlichen Arbeitskraft, ob sie den indust- mien für Employer Branding schossen aus riellen Produktionsprozess optimal unterstützte. dem Boden. Das Menschenbild des „Economic Man“ markierte die Anfänge der wissenschaftlichen Doch wie steht es um die tatsächliche Qualität Auseinandersetzung mit dem Menschen in der Beratung, was sind die wichtigsten Aspek- Produktionsprozessen. te des Employer Branding? „Ich habe den Eindruck, dass Employer Branding in der Praxis „Der Fachkräftemangel in Deutschland ist immer noch zu etwa 90 Prozent Personalmar- real.“ So eine Kernaussage der Studie „Fach2 kräftemangel in Deutschland“ der Unternehmensberater von McKinsey vom Mai 2011. 1 2 walter.Strategische Kommunikation F rederick W. Taylor: The Principles of Scientific Management, New York 1911 „Wettbewerbsfaktor Fachkräfte, McKinsey Deutschland, Mai 2011 Employer Branding Andreas Walter über Ursprung und Entwicklung des themas employer branding. keting ist und lediglich 10 Prozent echte Be- setzung mit ihrer Identität ist der häufigste schäftigung mit der Marke bedeutet.“ Dies Grund, weswegen Employer Branding-Prozesse formulierte Professor Dr. Christian Scholz* scheitern. Gerade die Mitarbeiter glauben Aus- von der Uni Saarbrücken auf der Messe sagen von „denen da oben“ nur dann, wenn „Zukunft Personal“ im letzten September. die Botschaften eine klare Linie verfolgen. Arbeitgebermarke braucht authen- Die maßnahmengesteuerte Vorgehensweise tische Werte und Botschaften ist der größte Feind eines Employer BrandingProzesses. So sind die Unternehmenslenker meist Juristen, Betriebswirtschaftler, Ingeni- Prof. Scholz weiter: „Will man ein nachhaltiges eure oder Naturwissenschaftler und zahlen- und authentisches Image als attraktiver Arbeit- und „beweissozialisiert“. Jede Entscheidung geber aufbauen, muss man sich die Mühe muss messbar, mathematisierbar und beleg- machen, sich mit der Marke, deren Kern und bar sein. Insofern gilt interne Kommunikation den zentralen Botschaften auseinanderzuset- immer noch als Kostentreiber: möglichst zen.“ Wohl war. Solange nicht Klarheit über wenig ausgeben und falls es mal „brennt“ die Kernkompetenz der Unternehmensmarke kurzfristig Feuerwehr spielen. Doch es funk besteht, solange nicht klar ist, was das Han- tioniert umgekehrt. Kontinuität, inhaltliche deln leitet und welche Haltung, Werte und Klarheit, die aktive interdisziplinäre Unter Einstellungen Unternehmen und Marke cha- stützung durch die Führungskräfte sind rakterisieren, sind die Voraussetzungen einer die Grundlage seriöser und professioneller Übertragung auf die Arbeitgebermarke nicht Prozessbegleitung. gegeben. Das „Überspringen“ der Auseinander- *L ehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Organisation, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes 9 Employer Branding Denn Sie wissen, was Sie tun – kleine und große Tipps „What you see, is what you get!“ „Face the Face“ Der Prozess soll gelingen? Dann ist Glaub Sie wollen Menschen für eine Sichtweise ge- würdigkeit das A & O. Voraussetzung dafür winnen? Das macht man nicht mit Mails und wiederum ist das Commitment der Geschäfts- Fragebögen. Man redet miteinander. führung. „The Action speaks louder than Words“ „I am, what I am“ Bereits die Ankündigung eines Employer Bran- Was leitet unser Handeln, was macht uns aus, ding-Prozesses weckt enorme Erwartungen wie wollen wir Führung erleben? All diese bei allen Beteiligten. Verkünden Sie erst, wenn Fragen müssen exakt beantwortet und auf ge- Sie liefern können und auf den Prozess vorbe- wisse Konstellationen hin interpretiert werden. reitet sind. Je präziser Sie zu Beginn des Prozesses sind, desto leichter wird es im weiteren Verlauf. „We are Family“ Employer Branding ist ein Querschnittspro- „I can see clearly now“ zess, der alle Abteilungen gleichermaßen Alle wichtigen Stakeholdergruppen müssen betrifft. im Rahmen einer Wahrnehmungsanalyse ihre Sichtweise des Unternehmens liefern, um „Shout, shout – let it all out“ Fremdsicht und Eigensicht klar miteinander Kontinuierliche Projektkommunikation signali- zu vergleichen. siert ein aktives, lebendiges Employer Branding und treibt zudem den Prozess. „Show me the Way“ Bevor es los geht, müssen die Führungskräfte im Boot sein und zwar alle. Eine zentrale Kickoff Veranstaltung mit den Führungskräften fördert einen kraftvollen Projektstart. walter.Strategische Kommunikation dr. rainer nielinger | thyssenkrupp materials INTERNATIONAL gmbh Employer Branding Der promovierte Chemiker arbeitete zunächst in der Automobilbranche im Bereich Forschung und Entwicklung, bevor er in die Chemieindustrie wechselte. Vor drei Jahren kam Dr. Rainer Nielinger zu e ThyssenKrupp, um für die Business Area Materials Services ein betriebliches Gesundheitswesen aufzubauen. „Der Nutzen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements für ein Unternehmen wird immer noch massiv unterschätzt.“ Dr. Rainer Nielinger Walter: Schwerpunkt Ihrer Business Area Materials Services ist der weltweite Handel mit Werk- und Rohstoffen. Wie ist bei Ihnen der Status in Sachen betriebliches Gesundheitsmanagement – kurz BGM. Dr. Nielinger: Im Prinzip haben wir 2010 mit dem systematischen Aufbau des BGM begonnen. Vorher wurde dies von der Personalab teilung mit erledigt. Walter: Mit welchem Ziel bauen Sie das BGM auf? Dr. Nielinger: Wir wollen, dass unsere Mit arbeiter gesund zur Arbeit kommen, gesund bleiben und gesund in die Rente gehen. Wir wollen die Gesundheit der Mitarbeiter nach- 11 Employer Branding haltig erhalten oder verbessern. Hierzu zählt Walter: Das bedeutet, dass eine Führungskraft auch ein gesundheitsorientierter Führungsstil. beispielsweise erste Anzeichen eines Burnout erkennen muss? Walter: Welche Rolle spielen denn die Führungskräfte genau bei der Mobilisierung der Dr. Nielinger: Genau. In der Tat gibt es für das Mitarbeiter? Burnout 12 Entwicklungsstufen und die sollten Führungskräfte kennen, damit mit medizini- Dr. Nielinger: Bevor Sie überhaupt mit der Im- scher Hilfe rechtzeitig gegengesteuert werden plementierung starten, müssen Sie vor allem kann. Darum ist es natürlich unser Wunsch, die Führungskräfte schulen und für das Thema dass unsere Gesundheitsschutz-Schulung zu- begeistern sowie den persönlichen wie auch künftig für jede Führungskraft eine Pflichtver- den beruflichen Nutzen erläutern. Unser Ziel anstaltung wird. Dabei sollte auch der eigene ist es, zunächst alle Führungskräfte im Inland Führungsstil kritisch hinterfragt werden. Es ist zu schulen. Das ist Grundvoraussetzung für schließlich kein Geheimnis, dass beispielsweise einen Erfolg. Führungskräfte sind einerseits ein zu „hartes“ Führen durchaus auch krank Multiplikatoren, andererseits müssen sie in machen kann. der Lage sein, erste Anzeichen von berufsbedingten Erkrankungen am eigenen Körper und Walter: Oft ist es ja so, dass gerade die Mit an ihren Mitarbeitern frühzeitig zu erkennen. arbeiter Fitnessprogramme annehmen, die sie nicht unbedingt brauchen. Wie erreichen Sie die ‚eigentliche‘ Klientel? Dr. Nielinger: Das ist mit unser Kernproblem. Zumal Sie im Gesundheitsmanagement keinen Zwang ausüben können, was in anderen Manage mentbereichen leichter möglich ist. Hier müssen Sie fachlich absolut überzeugen, als Vorbild fungieren und die Gruppendynamik nutzen. Walter: Und fleißig die Trommel rühren? Dr. Nielinger: Richtig. Eine gezielte Marketing strategie bei Materials Services ist eine wichtige walter.Strategische Kommunikation Employer Branding Voraussetzung für den Erfolg. Neben der lut wichtig waren, setzt die neue Generation Präsenz in den internen Medien haben wir vor andere Akzente. So wird sich eine potenzielle allem auch ein markantes Logo geschaffen. Top-Führungskraft bei gleichem Gehalt zu- Es fordert als eye-catcher zum Mitmachen auf. künftig wahrscheinlich eher für ein Unterneh- Zudem gibt es für die Mitarbeiter Give-aways men mit flexiblen Arbeitszeiten, Sabbaticals, wie Mousepads oder Ähnliches. Gut funktio Fitnessangeboten und Kinderbetreuung ent- nieren auch unsere Gesundheitstipps, die in scheiden. DIN A5-Kartenform regelmäßig erscheinen und in kurzer, knapper Form Gesundheits Walter: Womit sich der Kreis zu den ersten themen behandeln. Fragen schließt. Das BGM wird somit als Teil eines Employer Branding-Konzeptes einen Walter: Welche Rolle spielt Ihr BGM eigentlich deutlich stärkeren Anteil am Unternehmens im Rahmen eines Employer Branding-Prozes- image haben? ses? Dr. Nielinger: Davon bin ich überzeugt. Dr. Nielinger: Das spielt eine große Rolle. Denn ich beobachte zunehmend, dass für junge TopFührungskräfte auf Jobsuche sich die Wertigkeit der Auswahlkriterien langsam aber sicher verschiebt. Walter: In welche Richtung? Dr. Nielinger: Heute fühlen sich insbesondere junge Nachwuchskräfte in solchen Unternehmen gut aufgehoben, die auch im Bereich Work-LifeBalance wirklich neue Wege gehen. Während bis vor Kurzem hauptsächlich Fortbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen und Incentives wie Dienstwagen und Smartphones abso- 13 Employer Branding „Markenpflege ist vor allem ein interdisziplinäres Thema“ Tanja Neuser Walter: Frau Neuser, erst einmal herzlichen Neuser: Richtig. Offenheit, Freiräume schaffen Glückwunsch! und zulassen sind ganz wichtige Aspekte unserer Kultur. Wir lassen unsere Mitarbeiter Neuser: Danke. Aber wozu? auf der einen Seite ins kalte Wasser springen. Andererseits helfen wir ihnen, begleiten und Walter: Beispielsweise zu der Auszeichnung coachen sie. Entscheidend ist letztlich, dass „Bester Arbeitgeber“ des Instituts „Great Unternehmenswerte authentisch und somit Place to Work“. Oder zu den ungewöhnlich für die Mitarbeiter erlebbar sind. Das gilt auch vielen positiven Mitarbeiterkommentaren für unsere drei anderen Unternehmenswerte: ihrer Kollegen im Netz, beispielsweise bei Menschlichkeit, Nähe und Begeisterung. KUNUNU.de. Walter: Wie fing das Thema „Employer BranNeuser: In der Tat freut mich das sehr. Nicht ding“ bei Danone Waters an und in welchem zuletzt deswegen, weil wir als Unternehmen Verhältnis stehen die vier von Ihnen genannten eben bei solchen Plattformen überhaupt kei- Werte zu dem Konzept? nerlei Einfluss haben - und damit die Authen tizität der Aussagen gewährleistet ist. Darüber Neuser: Als wir gemerkt haben, dass uns Be- hinaus ist es schön zu sehen, dass die Mitar- werber nicht mehr einfach so „zufliegen“, lag beiterinnen und Mitarbeiter genau die Punkte es nahe, in die Instrumentenkiste des Marke- positiv erwähnen, auf die wir intern großen tings zu greifen. Es hat uns unbestritten gehol- Wert legen. Das finde ich toll! fen, dass Danone eine Marketing-Company ist. Wir beschäftigen uns von je her stark mit dem Walter: Wir sitzen im Besprechungsraum Konsumenten und seinen Wahrnehmungen. „Openness“. Ist „Offenheit“ ein solcher Punkt? Das natürlich auf der Basis der erwähnten vier walter.Strategische Kommunikation Tanja Neuser | Danone Waters GmbH Employer Branding Tanja Neuser ist HR-Leiterin bei der Frankfurter Danone Waters. Die Diplompsychologin begann ihre Personalerkarriere zunächst bei einer Beratungs gesellschaft und wechselte anschließend in die Automobilindustrie. Bevor Tanja Neuser in Frankfurt e bei DANONE Waters die HR-Leitung übernahm, verantwortete sie in der Münchner Danone Zentrale u. a. die Personalentwicklung. Werte, die bei der Entwicklung unseres Kon- hoch spezialisierte Mitarbeiter oder auch Best zeptes inhaltliche Grundlage und Prüfstein zu- Ager zu finden und anzusprechen, dafür haben gleich sind. wir immer noch keine richtig guten Tools. Das muss jetzt nachgeholt werden. Walter: Und jetzt „fliegen“ sie wieder zu? Walter: Was müssen zukünftige FührungsNeuser: Die Ansprache der Hochschulabsol- kräfte leisten können? venten läuft zum Beispiel sehr gut. Andere potentielle neue Mitarbeiter, wie beispielsweise Neuser: Die Anforderungen an Führungs kräfte werden immer höher. Die Führungskräfte müssen den Mitarbeitern gegenüber Vertrauen aufbauen, ihnen Freiräume geben, individueller Sparringpartner und Coach sein. Gleichzeitig stellen die Leistungsträger immer höhere Anforderungen an ihre Führungskraft: Sie legen zunehmend Wert auf die Vereinbarkeit von Privatem und Job, wie beispielsweise Sabbaticals, und auch Social Responsibility. Und das Wichtigste: Führungskräfte müssen bei all dem auch noch authentisch bleiben. Walter: Wir haben uns bisher auf die strate gischen Aspekte von Employer Branding und die Rolle der HR-Abteilung konzentriert. Aber: Wer zählt eigentlich zukünftig die Krankenund Urlaubstage, wer überweist das Gehalt? 15 Employer Branding Neuser: Viele dieser Prozesse sind schon ausgelagert worden und das wird vor dem Hintergrund einer sich ständig entwickelnden Technik noch weiter voran getrieben werden. Aber natürlich – die Basisarbeit muss laufen, ohne die geht keine strategische HR-Arbeit. Walter: Was halten Sie von der These, dass Kommunikation und HR eine Marke viel stärker steuern könnten, würden sie eng miteinander verzahnt sein? Neuser: Dieser These würde ich uneingeschränkt zustimmen. Denn Markenpflege ist ein interaktiver, schneller Prozess, der ständig nachjustiert werden muss. Durch die Auswahl der Themen, die wir kommunizieren, steuern wir in der Tat auch die Marke. Vor allem aber ist Markenpflege ein interdisziplinäres Thema. Walter: Thema Social Media: Wird das gelegentlich überbewertet? Neuser: Social Media ist vor allem ein weiterer Kommunika tionskanal, den wir nutzen können, aber nicht überbewerten sollten. Gleichzeitig wird durch Social Media natürlich auch Verhalten geprägt. Facebook, Twitter & Co. haben großen Einfluss auf das Kommunikationsverhalten und sind deswegen schon kulturbildend. Walter: Letzte Frage: Wird es auf Dauer einen neuen Deal zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geben? Neuser: Ich denke, ja. Die uns nachfolgende Generation kommt mit ganz anderen Vorstellungen und Anspruchshaltungen durch die Tür. Ein gutes Gehalt und Training/Karriere reicht dann nicht mehr. Viel mehr Privates, Emotionales, wie z. B. die Vereinbarkeit von Privatem mit dem Beruf, wird da noch stärker reinkommen. walter.Strategische Kommunikation 04 Dieter Jurgens | RWE AG Employer Branding Dieter Jurgens ist für das Talentmanagement des RWE Konzerns verantwortlich. Von 2007 bis Oktober letzten Jahres leitete er als „Head of Human Resources“ den Bereich „Personal“ bei der RWE Supply & Trading GmbH. Dieter Jurgens ist seit Ende 2001 für den RWE-Konzern in unterschiedlichen Funktionen tätig. Die RWE Supply & Trading GmbH ist ein junges Unternehmen mit langer Geschichte. 2008 wurde das Unternehmen als ein Tochterunternehmen des traditionsreichen RWE-Konzerns gegründet. Der Auftrag: Die RWE Supply & Trading GmbH sollte die Schnittstelle zwischen der RWE Gruppe und den globalen Großhandelsmärkten für Energie und energierelevante Rohstoffe besetzen. „Es muss klar sein, was wir voneinander erwarten!“ Dieter Jurgens Mit einem jährlichen Gasbeschaffungsvolumen von mittlerweile rund 50 Milliarden Kubikmetern gehört das Unternehmen inzwischen nicht nur zu den leistungsfähigsten Playern in der europäischen Gasindustrie, sondern auch zu den erfolgreichsten. Gesteuert wird das Unternehmen mit seinen rund 1.500 Mitarbeitern aus der Essener Zentrale, in der sich das technische Herzstück des Unternehmens befindet: Europas größter Trading Floor für Energie, der sich dem Besucher direkt beim Betreten der Zentrale offenbart. So gibt eine riesige Glasfront den Blick 17 04 Employer Branding frei auf diese hochmoderne Handelsplattform. Diese Dinge muss man berücksichtigen, will man das Thema „Employer Branding“ bei der RWE Supply & Trading GmbH verstehen. So gehen die meisten Mitarbeiter, die ihren Ar- Beispiel ist unser Trading Nachwuchs, für beitsplatz in der Zentrale haben, täglich mehr- den wir ein eigenes, individuell nach unseren mals an diesem Sinnbild für Dynamik, Flexibi- Bedürfnissen zusammengestelltes Trainee lität und Entscheidungsbereitschaft vorbei. Programm anbieten. Und wir wissen aus unseren regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen, dass sie stolz daran Doch wer ist die RWE Supply&Trading wirklich? vorbei gehen. Bei welchem Unternehmen bewirbt man sich da, unter all den Talenten? Was macht es aus, Performance Kultur beschreibt Unternehmenskultur welche Kultur, welcher „Spirit“ ist spürbar? Zentrales Motiv ist das, was bei der RWE Daher bleibt es nicht aus, dass das Energie- Supply & Trading GmbH „Performance Culture“ handelshaus eine besondere Spezies Mensch genannt wird. „Performance Culture“ heißt für anzieht. Und dies in allen Bereichen, auch in alle Beteiligten: Verantwortung und Leistung. der HR-Abteilung. So prägen die Attribute „Performance Culture“ bedeutet, dass wir von Dynamik und Flexibilität auch die Arbeit der unseren Mitarbeitern ein überdurchschnitt HR-Abteilung. Bei so viel Dynamik könnte man liches Maß an Leistung verlangen, ihnen dafür meinen, das Thema „Mitarbeiter finden & bin- aber gleichzeitig die bestmöglichen Rahmen- den“ sei ein Selbstläufer für solch ein erfolg- bedingungen bieten, um am Markt überdurch- reiches Handelshaus. In der Tat haben wir den schnittlich zu performen. Ganz wichtig: Leis- Vorteil, exakt in das Beuteschema interessier- tung und Verantwortung bezieht sich immer ter Bewerber zu passen. Wir erhalten im auf beide Seiten. Unsere Verantwortung ge- Schnitt pro Jahr gut 6.500 Bewerbungen, genüber unseren Mitarbeitern und auch deren führen mehr als 1.000 Interviews und stellen Verantwortung gegenüber unseren Kunden ca. 200 Mitarbeiter im Laufe eines Jahres ein. und damit dem Unternehmen. Trotzdem ist das Thema Recruiting kein Selbstläufer. Das liegt am hohen Spezialisierungsgrad einzelner Berufsbilder. Ein gutes walter.Strategische Kommunikation 04 Employer Branding Um sicherzustellen, dass unsere Vorstellun- gramm „Perspektive Zukunft“. Ziel war, Mitar- gen auch deckungsgleich mit denen unserer beitern interne und externe Alternativen anzu- Bewerber und Angestellten sind, führen wir bieten. Es bestand auch die Möglichkeit zu regelmäßig die bereits erwähnten Mitarbeiter einem freiwilligen Austritt aus dem Unterneh- umfragen durch, die so genannten „Pulse men. Dies bei gleichzeitiger Begleitung der be- Surveys“. Am Puls der Zeit zu sein, ist für uns ruflichen Neuorientierung und materiell stabi- wichtig. len Bedingungen. Dieses Projekt wurde von professionellen Projektpartnern unterstützt Hier erfreuen wir uns auch regelmäßig einer und begleitet: von den Outplacement-Spezia- sehr hohen Mitarbeiterbeteiligung von 85 listen von Rundstedt HR Partner GmbH und Prozent. Mit großer Konstanz nennen unsere der Kommunikationsberatung walter.Strategi- Mitarbeiter folgende Motivatoren: sche Kommunikation. •d ie eigene Expertise in einem heraus Ist die RWE Supply & Trading nun ein attraktiver fordernden Umfeld einzusetzen • im Team mit hohen Leistungsansprüchen Arbeitgeber? Das geschilderte Projekt „Perspektive Zukunft“ macht zumindest eines deut- hart aber in enger Kooperation und in guter lich: Klar formulierte Anforderungen, klare Atmosphäre Lösungen zu entwickeln Ziele, ein fairer Umgang sowie ein attraktives • v on hoch kompetenten Kollegen lernen zu können Arbeitsumfeld und Werte, die das Handeln bestimmen, sind entscheidende Faktoren, die zur Attraktivität beitragen. Denn eine Frage darf Leistung und Verantwortung für alle niemals unbeantwortet im Raum stehen bleiben: „Was erwarten wir voneinander?“ Aufgrund der rasanten Entwicklungen durch Fusionen, konzerninternes Wachstum oder Hinzukäufe registrierte die HR-Abteilung eine Entwicklung, die für alle Mitarbeitergruppen galt: Mitarbeiter hatten Schwierigkeiten, sich auf die Performance Culture einzustellen. Für sie war es nicht mehr „ihre“ RWE. Das Unternehmen entschloss sich daraufhin, den Mitarbeitern, die sich in dem Umfeld nicht mehr wohlfühlen, ein Angebot zu machen: das Pro- 19 Peter Schumacher | Continentale Versicherung a. G. Employer Branding Peter Schumacher ist seit 2002 Vorstandsmitglied im Versicherungsverbund Continentale und vor allem zuständig für die Bereiche Personal, Informatik und Betriebsorganisation. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er seit 1990 zunächst bei der Continentale Lebensversicherung a.G. in München Berater des Vorstandes und ab 1992 Personalleiter. 1995 wechselte er nach Dortmund und war dort zunächst als stellvertretender Leiter, dann als Leiter Personal für den Versicherungsverbund Continentale tätig. „Wir glauben, dass das der richtige Weg ist, Menschen zu binden und zu motivieren“ Peter Schumacher Walter: Herr Schumacher, flexible Arbeitszeit- Hause eine lange Tradition. So sind Sie bei- modelle, Gesundheitsmanagement, Work- spielsweise 2000 vom Bundesfamilienminis Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Fami- terium zum familienfreundlichsten Unterneh- lie und Beruf – alles Aspekte des „Employer men Ihrer Unternehmenskategorie gekürt Branding“, der Oberbegriff für die Ausrichtung worden. eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber. Dies vor dem Hintergrund der erwarteten Schumacher: Richtig. Wir waren die Ersten, Knappheit an Fach- und Führungskräften. die bei den betrieblichen Familienphasen Zu Beginn unseres Gespräches eine Frage mit deutlich über die Vereinbarungen des Tarifver- einem leichten Augenzwinkern: Wann wird trags hinausgingen. Im Laufe der Zeit haben der erste Continentale-Vorstand Elternzeit wir diesen Ansatz weiterentwickelt und mit an- nehmen? deren Erwerbs- und Lebensformen kombiniert. Beispielsweise Double-Income-Situationen Schumacher: Nun, dazu ebenfalls mit einem oder sich ergänzende Berufstätigkeiten von Augenzwinkern: Sobald es bei uns einen Vor- Lebenspartnern. Allerdings haben wir die stand gibt, der in der entsprechenden Alters- Dosierung dieser Aktivitäten immer an der klasse ist, in der man gemeinhin Vaterfreuden aktuellen Arbeitsmarkt- und Bewerbersituation entgegensieht. ausgerichtet. Das hat sich allerdings geändert, seitdem sich die Knappheit von Fach- und Walter: Nun aber im Ernst: Die grundsätzliche Idee des „Employer Branding“ hat in Ihrem walter.Strategische Kommunikation Führungskräften abzeichnet. Employer Branding Menschen Walter: Wann begann diese stärkere „Dosie- Schumacher: Wenn Sie sagen „initiiert“, so rung“? muss ich das etwas relativieren, da die eigentliche Initiative von den Azubis ausging. Im Schumacher: Das war vor ungefähr sechs Rahmen einer Ausbildungsveranstaltung habe Jahren. Wir haben zunächst unsere eigene, ich eigentlich nur einen Halbsatz fallen lassen, unternehmensbezogene demografische habe quasi laut gedacht. Mein Gedanke war, Situation simuliert. Dies, um zu sehen, wie sich dass es doch mal interessant wäre, wenn un- der demografische Wandel in bestimmten sere Azubis für Interessierte einen Internetauf- Funktionsbereichen und Qualifikationsfeldern tritt entwerfen würden, der über die Ausbildung auswirken wird. bei der Continentale Auskunft gibt. Und zwar auf gleicher Augenhöhe. Walter: Beziehen Sie bei solchen Analysen auch einen möglichen kulturellen Wandel mit Walter: Wie war das Ergebnis? ein? Schumacher: Beeindruckend. Das Projekt Schumacher: Das kommt quasi evolutionär zu wurde mit einer unglaublichen technischen uns ins Haus. Denn wir haben eine sehr hohe und kommunikativen Professionalität entworfen. Ausbildungsquote, übernehmen rund 95 Pro- Ich habe dann dem Team einen Präsentations- zent unserer Ausgebildeten und besetzen fast termin vor dem Gesamtvorstand organisiert, alle Führungspositionen intern. Insofern würde der durchweg begeistert war. Die Seite www. ich es eher den Wandel in den Arbeitsprozes- moderne-ausbildung.de steht nach wie vor im sen nennen. Netz. Walter: Lassen Sie uns beim Thema Ausbil- Walter: Was sind für Sie bei solchen Projekten dung bleiben. Sie haben unter anderem ein die zentralen Aspekte? Projekt initiiert, bei dem Ihre Auszubildenden einen eigenen Internetauftritt entworfen haben. Schumacher: Für mich steht immer die direkte Was war die Intention dieses Projektes und Einbindung der Betroffenen im Mittelpunkt. was ist daraus geworden? Walter: Sie haben mit älteren Arbeitnehmern ein ähnliches Projekt durchgeführt? 21 Employer Branding Schumacher: Das stimmt. Bei dem Projekt Walter: Die Einbindung der Mitarbeiter – ist war es mir wichtig herauszubekommen, wie das auch das Erfolgsrezept für die Führungs- sich ältere Arbeitnehmer das Arbeiten bei der kräfte von morgen? Continentale mit 55+ vorstellen. Dieses Projekt hat einen unglaublichen Widerhall im Unter- Schumacher: Mit Sicherheit. Die Beschäftigung nehmen ausgelöst, da die meisten schon er- mit den individuellen Lebenswelten der Mitar- staunt waren, dass der Vorstand auf sie zugeht beiter wird in den Fokus rücken und die Kom- und fragt, wie wollt ihr eigentlich eure Arbeits- munikation noch weiter an Bedeutung gewin- und Lebenswelt bis 65 gestalten? Denn gerade nen. Ein Punkt ist mir dabei allerdings sehr bei der Verknappung jüngerer Führungskräfte wichtig. Wir machen das nicht aus Altruismus, ist die Ressource 55+ natürlich enorm wichtig. sondern, damit sich das Unternehmen gut ent- Das Projekt läuft noch, wir haben jedoch bereits wickelt … eine erste Kategorisierung einzelner Maßnahmen vorgenommen. Walter: … was letztendlich den Menschen wieder zu Gute kommt. Walter: Messen Sie eigentlich die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit Ihrer Mitarbeiter? Und wenn ja, mit welchem Instrumentarium? Schumacher: Wir hatten im Vorfeld ja bereits über die geringe Aussagekraft standardisierter Fragebögen gesprochen. Sie hatten da zu Recht das größte Manko solcher Instrumente angesprochen: Man redet nicht mit den Leuten, an deren Meinung man interessiert ist. Daher haben wir auch hier Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen und Hierarchiestufen zu einem Projekt eingeladen und die Mitarbeiter einen spezifischen Fragebogen entwickeln lassen, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen. walter.Strategische Kommunikation Schumacher: So ist es. uta breiling | steria mummert CONSULTING Uta Breiling ist seit September 2008 Director Human Resources bei Employer Branding Steria Mummert Consulting. Zuvor war sie Partnerin bei der Search Partners AG. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Deutschland und den USA verantwortete sie unter anderem die Personalleitung mehrerer Geschäftsbereiche der Compaq Computer GmbH und war gesamtverantwortliche HR-Managerin bei dem Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener. Andersdenkermacher gesucht! Uta Breiling „Sie dürfen Ihren eigenen Kopf mitbringen und – noch viel wichtiger – Sie dürfen ihn auch behalten. Mitsamt Ihrem Wissen und allen Standpunkten, die Sie vertreten.“ Mit diesem Slogan wirbt Steria Mummert Consulting im Rahmen der „Andersdenkermacher“-Kam pagne um Fach- und Führungskräfte. Die IT- und Managementberatung hat früh damit begonnen, auf den demografischen Wandel zu reagieren. „Denn die Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften ist der elementare Erfolgsfaktor unserer Zukunft“, sagt Personalleiterin Uta Breiling. „Wir wollen nicht Opfer der Knappheit werden. Das war der Gedanke, der hinter dieser Kampagne steckt. Fest stand bei der Konzeption: Es soll sich um einen Topdown-Prozess handeln.“ Am Anfang stand die Analyse. „So haben wir zunächst die demografische Entwicklung für unser Unternehmen durchgespielt, um die kritischen Bereiche oder Berufsfelder zu identifizieren und nach Optionen zu suchen.“ Zusammen mit der Unternehmensleitung, der Abteilung Communications und externen Be- 23 Employer Branding ratern wurde zunächst die inhaltliche Basis erarbeitet. Ähnlich wie in einem klassischen Markenprozess: generelle Bestandsaufnahme, Eigensicht, Fremdsicht, differenzierende Merkmale des Unternehmens – alles natürlich unter dem Aspekt der Arbeitgebermarke. In mehreren moderierten Workshops stand anschließend die Positionierung als Arbeitgebermarke auf dem Programm. Ein intensiver und enorm kreativer Prozess mit einer einheitlich verabschiedeten Positionierung, die das ideale Andersdenkermacher zu sehen ist. Jeder Profil einer zukünftigen Kollegin oder eines konnte die gedruckten Karten anschließend Kollegen auf den Punkt bringt: die Anders auch verschicken. Verschiedene Motive sind denkermacher. Dazu die Personalchefin: zudem im Internet zu sehen. „Kernaussage ist, dass wir Persönlichkeiten suchen, denen wir viel Raum für Individualität Uta Breiling sieht das „Employer Branding“ und Eigenverantwortung bieten. Das sind wir schon seit längerem als absolutes Trendthema. und diese Menschen suchen wir.“ „Das größte Manko ist, dass erstaunlich wenige Unternehmen tatsächlich etwas in der Nach der Definition ging es an die Umsetzung. Richtung tun. Und wenn doch, scheitern viele Entsprechend dem Nutzerverhalten und der Projekte an mangelnder Authentizität.“ Die Sichtbarkeit im Unternehmen wurde das Pro- enge thematische Abstimmung zwischen Per- jekt durch eine Internetpräsenz begleitet. sonal und der Unternehmenskommunikation „Wichtig war uns, das Thema kontinuierlich sowie Inhalte, die wirklich aus dem Unterneh- hoch zu halten“, weist Uta Breiling auf einen men heraus entwickelt werden, seien dabei die wichtigen Aspekt hin. Und in der Tat: Die Mit- wichtigsten Erfolgsfaktoren, so die HR-Verant- arbeiter werden regelmäßig durch eine interne wortliche. „Sonst gibt es hinterher nur Enttäu- Kampagne eingebunden, z. B. durch kontinu- schung auf beiden Seiten. Denn entscheidend ierlich stattfindende Veranstaltungen. Beim ist, ob Sie Ihren Mitarbeitern eine jeweils indi- letzten Mal beispielsweise konnte jeder Mitar- viduelle Perspektive bieten können.“ beiter Fotos machen lassen, auf denen er als walter.Strategische Kommunikation 07 HELLA hagena | von rundstedt & partner gmbh Employer Branding Hella Hagena, studierte Germanistin und diplomierter Business Coach, ist Partnerin bei den Outplacement spezialisten v. Rundstedt und Partner GmbH. Dort ist sie unter anderem Ansprechpartnerin für Finanz- und Versicherungsdienstleister sowie Klienten aus der Energiebranche. Einer ihrer thematischen Schwerpunkte ist Employer Branding. h Umdenken erforderlich Veränderte Führung für veränderte Rahmenbedingungen Hella Hagena Die Geschäftsführung der Firma Meyer & Sohn ist ratlos: Auf die Stellenanzeige für die hochinteressante Position eines Leiters Rechnungswesen bewirbt sich auch beim zweiten Anlauf nur ein Kandidat. Und der ist beim besten Willen nicht geeignet. Solche oder ähnliche Beispiele sind keine Einzelfälle. Sie zeigen vielmehr, dass der Faktor „Arbeitgeberattraktivität“ fester Bestandteil der unternehmerischen Agenda sein sollte und dass die Entwicklung einer Personalstrategie zu einer der Haupt aufgaben des HR-Managements werden muss. Ziel ist es, sich in dem Wettbewerb der immer seltener werdenden Fach- und Führungskräfte optimal zu positionieren. Im Kern geht es darum, einerseits eine attraktive Außenwirkung als Arbeitgeber zu schaffen und andererseits eine hohe Bindungskraft auf die eigenen Mitarbeiter zu entfalten. Bindungskraft unterliegt heute ganz anderen Parametern als noch vor 10 oder 20 Jahren. Mitarbeiter erwarten andere Einbindung, eine andere Führung. Das Gefühl eigene Fähigkeiten einbringen zu können und auch 25 07 Employer Branding einen Anteil am Erfolg zu haben, ist wichtiger Mitarbeiter anziehen und binden. Dieses Men- als Arbeitsplatzsicherheit und Kontinuität. schenbild des „Economic Man“, der auf Basis Arbeitsplatzsicherheit ist zukünftig prinzipiell von finanziellen Anreizen, klaren Aufgaben und weniger Wert, wenn das Angebot an Arbeits- optimierten Produktionsprozessen handelte, kräften immer knapper wird. Zudem kann man begann sich ab 1900 in der Wirtschaft zu ver- eine Veränderung der Werte der Menschen im breiten. Heute – gut 100 Jahre später – reden heutigen Arbeitsmarkt erkennen. Führung die Neuroökonomen, die Personalführung mit muss andere Schwerpunkte setzen. Sie muss den Erkenntnissen aus der Hirnforschung ver- dafür sorgen, dass in einer authentischen, binden, vom „Brain-Directed Man“. Bei ihm konstruktiven und kollegialen Unternehmens- überlagern Emotionen und Affekte die kogniti- kultur jeder Mitarbeiter Rahmenbedingungen ven Prozesse. Und ab da wird es anstrengend. findet, in denen seine Fähigkeiten optimal ein- Denn seine Motivationsstruktur ist – leider – gesetzt sind und folglich wertgeschätzt wer- komplex. Seine Leitfrage lautet: „What´s in for den. Individuelle Lösungen sind gefragt. me?“. Was kann ich von euch erwarten? Was Emotionen und Affekte überlagern kognitive Prozesse tut ihr, um mir Perspektiven zu ermöglichen? In welche herausfordernden Projekte steckt ihr mich? Gebt ihr mir Gelegenheit, mich autark und „employable“ zu halten? Kann ich mich Und wie steht es um die klassischen Anreize nach meinen Fähigkeiten entwickeln und sind „Geld“ und „Beförderung“? Finanzielle Anreize Fehlentwicklungen in der Karriere korrigierbar? greifen nur noch begrenzt, obwohl eine Verknappung der Fach- und Führungskräfte den Die Zeiten linearer Karrierewege neigen sich Schluss nahelegt, höhere Gehälter könnten die dem Ende zu. „Bereichsfremde Aufgaben“ müssen zur Normalität werden und erfordern ein flexibles Verhalten von allen Beteiligten. Mitarbeiter müssen sich entsprechend ihrer Potenziale und ihrer Vorstellungen mehr dimensional entwickeln können. Dies zu fördern ist die Aufgabe der Führungskräfte. walter.Strategische Kommunikation 07 Employer Branding Diese Entwicklungen verlangen ein neues Ver- Fähigkeiten ausbauen oder meinen Wunsch ständnis von Führung. Unternehmen benötigen nach neuen Herausforderungen befriedigen Führungskräfte, die ein solches Führungsver- kann – wird parallel eine unglaubliche Bin- ständnis in ihr Arbeitsgeschehen integrieren dungskraft an das Unternehmen erreicht. und aktive Führungsarbeit betreiben. Kein Bewerbungsgespräch, kein Mitarbeitergespräch, Neues Führungsverständnis und auch keine Nachfolgeplanung darf dieses Thema außer Acht lassen. So wird das päda- Die attraktive Außenwirkung hat man auf gogisch-autoritär geprägte Verständnis vom diesem Wege schon zu einem Großteil mit „Aufzeigen des richtigen Weges“ abgelöst geschaffen. Schließlich sind Mitarbeiter, die werden müssen durch einen eher feedback- positiv vom eigenen Unternehmen sprechen, gebenden, coachenden und partnerschaftlichen die beste Werbung. Gleichzeitig sollte aber Ansatz. Die Beschäftigung mit den vielfältigen ein Marketingkonzept professionell erstellt Potenzialen der Mitarbeiter wird der zentrale werden, mit dem man sichergeht, die richtigen Orientierungsparameter sein. Mitarbeiter mit dem passenden Mindset an Finden und Binden zusprechen. Es nutzt der sich schnell wandelnden Werbeagentur nichts, wenn sie einen Mitarbeiter mit passendem Profil, aber einer Flexible Teams werden bereichsübergreifend geringen Anpassungsbereitschaft einstellt. immer wieder neu zusammengestellt. Es wird dabei egal sein, ob man aus dem Vertrieb oder Viel Neues, viele Aufgaben, viel Arbeit. Doch aus dem Marketing kommt. Entscheidend ist, es lohnt sich. Vor allem lohnt eine klare Defini- welchen Beitrag der Mitarbeiter zur Lösung tion der eigenen Employer Brand. Eine Defini des Problems beitragen kann. Diese Frage tion, abgeleitet aus der Unternehmensstrategie. muss die Führungskraft beantworten. Die Denn es ist immer gut zu wissen, was das Mitarbeiter werden also immer stärker auch übergeordnete Ziel ist, wie man seinen Job als gestaltender Teil des Prozesses, was die Zu- Beitrag dazu machen soll und was man von friedenheit, vor allem aber das Engagement denjenigen erwarten kann, für die man arbeitet. fördert. Denn wenn ich nicht nur verstehe, wozu meine Aufgabe dient, sondern diese in Grenzen auch noch selbst gestalten und meine 27 mirko knappe | nbs Mirko Knappe war nach seinem BWL- Employer Branding Studium Referent einer Hamburger Senatorin. Bevor Knappe die NBS gründete, leitete er sieben Jahre eine Bildungs einrichtung in Bremen und Hamburg. „Kleinere Unternehmen werden es schwerer haben, entsprechende Fachkräfte zu finden“ Mirko Knappe Walter: Herr Knappe, im ursprünglichen Busi- die die NBS nachhaltig stützen und vor allem ness-Plan der Northern Business School (NBS) eines wollen: ein maßgeschneidertes Angebot, von 2008 steht, dass Sie heute vier Mitarbeiter auf das sie Einfluss nehmen können. So stellen und 300 Studenten haben sollten. Aktuell sind wir sicher, dass wir die Bedarfe der Studenten es 11 Mitarbeiter und 640 Studenten. Wie und der Unternehmen auch wirklich abdecken, kommt es zu diesem Ausreißer nach oben? und dies in hoher Qualität. Knappe: Grundsätzlich muss man wohl ehr- Walter: Hat sich die Motivation für ein berufs- lich zugeben, dass jede Unternehmensgrün- begleitendes Studium in den letzten zehn Jah- dung zu einem bestimmten Teil immer auch ren grundlegend geändert? ein Blindflug ist. Was uns sicher geholfen hat ist, dass wir Schritt für Schritt vorgegangen Knappe: Nein. In punkto Motivation kann ich sind und nicht versucht haben, gleich das ganz eigentlich keine Veränderung feststellen. Der große Rad zu drehen. Das ist das Eine. Ein eigentliche Unterschied liegt zumindest nach zweiter wichtiger Punkt ist unsere Qualität. meiner Erfahrung darin, dass wir bei der NBS Das merken wir vor allem an der Empfehler- deutlich jüngere Studenten haben als bei quote. meiner vorherigen Station. Das mag sicher auch am Auftritt liegen. Aber genau weiß ich Walter: Warum soll ich mich gerade für die es nicht. NBS entscheiden? Immerhin gibt es in Hamburg rund 800 Alternativen? Walter: Gibt es Zeiten, in denen die Zahl der Studenten, oder zumindest die Anfragen sin- Knappe: Wir haben eine sehr starke Rückendeckung durch die Unternehmensverbände, walter.Strategische Kommunikation ken oder steigen? g Employer Branding Branding Knappe: Für das Nachfrageverhalten der Stu- das Angebot machen, sich berufsbegleitend denten ist die konjunkturelle Entwicklung auf fortzubilden bis hin zum MBA-Abschluss. dem Arbeitsmarkt entscheidend. Bei den Unter- In Zeiten von Fachkräfte- und Führungskräfte- nehmen ist das von der konjunkturellen Situa- mangel ist das eine Win-Win-Situation: Unter- tion weitestgehend abgekoppelt. nehmen ermöglichen ein berufsbegleitendes Studium und profilieren sich damit am ArbeitsWalter: Wie beurteilen Sie die Situation bei markt, der Absolvent bringt sein Know-how ins den Unternehmen hinsichtlich der Rekrutie- Unternehmen ein - beide profitieren also davon. rung geeigneter Mitarbeiter? Walter: Würden Sie sagen, dass innovative Knappe: Kleinere Unternehmen werden es Personalkonzepte auf dem Vormarsch sind? schwer haben. Oft sind das sogar Hidden Champions oder Weltmarktführer in ihrer Knappe: Bei vielen großen Unternehmen sind Branche. Aber ihr Problem ist nun mal die zumindest gute Ansätze da. Die Kleineren tun mangelnde Bekanntheit. Sie sind in der Regel sich da oft schwerer. Das ist insofern schade, stark operativ-getrieben. Hier sehen wir die als sie es umso dringender brauchen. Schließ- NBS auch ein Stückweit als Entwicklungshelfer. lich haben kleine Unternehmen auch Pfunde, mit denen sie wuchern können. Walter: Wie würden Sie Ihre Rolle dabei beschreiben? Walter: Bei all den Coaching-Bedarfen bietet es sich doch eigentlich mal an, einen Master of Knappe: Wir verfügen über gute Kontakte zu Soft Skills zu machen… den Unternehmen, auch zu den Hidden Champions, und vermitteln gerne zwischen Absol- Knappe: Gute Idee. Darüber sollte man in der venten und Unternehmen. Die Unternehmen Tat mal nachdenken. wiederum können Bewerbern und Mitarbeitern 29 Employer Branding Lohnbüro oder Strategiezentrale? Helmut Jakobs Als ich letztens geschäftlich in Essen zu tun Zum Beispiel: Globalisierung hatte, führte mich mein Weg durch eine alte Lohnhalle. Charakteristisch: die zahlreichen So wird die Globalisierung, ausgelöst durch die Fenster nebeneinander, die seinerzeit als Digitalisierung und ihre Folgen, an uns immer Durchreiche fungierten. Durchgereicht wurde anspruchsvollere Aufgaben stellen. Ob es um nämlich der Lohn – und zwar in Tüten. das Recruiting bei einer ausländischen Tochtergesellschaft geht oder darum, die kulturelle Einige Dekaden später hat sich das Blatt et- Vielfalt im eigenen Unternehmen entsprechend was gewendet. Mittlerweile gilt der Mitarbeiter zu managen – hier gilt es im Vorfeld Lösungen als durchaus zu berücksichtigender Faktor in der Wertschöpfungskette. Doch auch heute sind die administrativen Aufgaben Kern des Personalerjobs. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Routineaufgaben immer und auf jeden Fall im eigenen Haus erledigt werden muss. Outsourcing ist auch hier ein wichtiger Aspekt. Doch die wirklichen Herausforderungen liegen nicht in der Frage, ob Outsourcing oder nicht. Sie ergeben sich aus den Megatrends und -entwicklungen der globalen Ökonomie. walter.Strategische Kommunikation helmut jakobs | hawker gmbh Employer Branding Helmut Jakobs ist Leiter Personal der Hawker GmbH in Hagen. Zuvor war er in verschiedenen HR-Funktionen bei General Electric sowie bei Bayer in Leverkusen tätig. und Szenarien zu entwickeln. Szenarien wie qualifizieren – etwa durch ein berufsbegleiten- beispielsweise die Frage, welche Auswirkungen des Studium? Trifft mein Angebot im Bereich die demografische Entwicklung in drei, fünf Gesundheitsmanagement die Bedürfnisse oder sieben Jahren auf unser Unternehmen meiner Mitarbeiter? hat und wie wir dem begegnen. Zum Beispiel: Dynamisierung der Märkte Doch wie ist das eigene Haus bestellt? Wie gehen wir bei Hawker in Bezug auf das Thema „Employer Branding“ vor? Wie bereiten wir uns auf die absehbare Knappheit an Arbeitskräften Hier geht es in erster Linie um Flexibilität, um vor? die steigende Bedeutung von Netzwerken und um die sinkende Bedeutung von festen Organi- Wir haben uns vor rund fünf Jahren erstmals sationen. Gerade in diesem Punkt sind wir ge- damit beschäftigt. Gemeinsam mit walter.Stra- fragt, mit Ideen und Konzepten zum Organisa- tegische Kommunikation haben wir das tionsablauf die unternehmerischen Konzepte Mitarbeiterprogramm „powered by hawker“ zu flankieren. Die große Gefahr ist auch hier, aufgelegt, das sämtliche Aktivitäten des Unter- nicht mutig genug voranzugehen und Wege nehmens für die Mitarbeiter zusammenfasst und Lösungen zu suchen. und vor allem zusammen kommuniziert. Zum Beispiel: Demografischer Wandel „powered by Hawker“ fungiert als Kommunika tionsmarke des Unternehmens. Es ist das Dach, unter dem die verschiedenen Aktivitäten zusammengefasst und vor allem sichtbar ge- Nicht umsonst ist dieses Thema der Schwer- macht werden. Aktivitäten wie beispielsweise punkt in dieser Ausgabe. Die Stichworte hier: alles, was das Gesundheitsmanagement be- Ausgleich von Kapazitäts-und Kompetenzver- trifft, firmieren unter „hawker fit“, Aktivitäten lusten, Konzepte zum Know-how-Transfer, zum Thema Familie und Beruf werden unter Internationalisierung der Belegschaft, Fach- „hawker.XXL“ angeboten und die gesamten Ak- und Führungskräftemangel etc. Bei all diesen tivitäten im Mitarbeitermagazin „Hawker-kom“ Punkten ist ein aktives Handeln erforderlich. gebündelt vermittelt. Biete ich beispielsweise Leistungsträgern die Möglichkeit, sich parallel zum Job weiter zu 31 Employer Branding Wert steigern – Werte leben, oder: Sind Sie enkelfähig? Heike Cohausz Sind Sie enkelfähig? Die Haniel-Unternehmens- Haniel nähert sich dem Bewerbermarkt mit gruppe jedenfalls arbeitet hart daran „enkel dem Werte-Check, der einen guten Eindruck fähig“ zu werden. Mit rund 58.000 Mitarbeitern vermittelt, wie das Unternehmen „tickt“. in über 30 Ländern und allein 2010 27,4 Milli- „Anhand von konkreten Beispielen aus dem arden Euro Umsatz schreibt das 1756 als Duis- Unternehmensalltag haben Interessierte die burger Kolonialwarenhändler gestartete Fami- Möglichkeit, unter verschiedenen Handlungs- lienunternehmen eine Erfolgsgeschichte über optionen zu wählen. Sie erhalten eine werte- mittlerweile mehrere Enkelgenerationen. konforme Handlungseinschätzung von Haniel und bekommen abschließend angezeigt, in Ähnlich wie andere erfolgreiche Unternehmen, welchem Maße ihre Entscheidungen mit dem so hat natürlich auch Haniel ein Erfolgsprinzip. Wertekompass von Haniel übereinstimmen“, Ein Prinzip, das deutlich mehr ist, als reines erläutert Haniel-Personalchef Peter Sticksel. Prinzip. Es ist Handlungsrahmen und Orientie- Insbesondere jüngere Kandidaten will das Un- rung, Erfolgsformel und Programmatik. Denn ternehmen damit ansprechen. Der Haniel- die weltweit agierende Haniel-Gruppe pflegt Wertekompass, den es auch auf dem unter- das Credo „Wert steigern – Werte leben“. Die nehmenseigenen Facebook-Profil gibt, klärt Methode dahinter heißt „wertebasierte Unter- somit zu einem frühen Zeitpunkt, was beide nehmensführung“. Für Haniel ist das interne Seiten voneinander erwarten können. und externe Reputationsstrategie mit dem Ziel der Nachhaltigkeit – oder eben „enkelfähig“ zu People, Profit und Planet sein. 2010 entwickelte Haniel erstmals die sogeDoch was bedeutet „enkelfähig“, was bedeutet nannte PPP-Strategie mit den Dimensionen „wertebasierte Unternehmensführung“ für den People, Profit und Planet. Sie beinhaltet Nach- Bereich Employer Branding, insbesondere für haltigkeit als Leitidee für unternehmerisches das Recruitment? walter.Strategische Kommunikation Profil HEIKE COHAUSZ | P4 CAREER CONSULTANTS GMBH & CO. KG Employer Branding Heike Cohausz, Bankkauffrau und diplomierte Betriebswirtin, gründete im Januar dieses Jahres die P4 Career Consultants in Düsseldorf. Zuvor war sie zwölf Jahre bei den Personalberatern und Outplacement-Spezialisten, v. Rundstedt und Partner tätig, zuletzt als Geschäftsführende Gesellschafterin. Handeln auf allen drei Achsen mit dem Ziel, bis 2020 auf diesem Gebiet eines der führenden Familienunternehmen zu sein. Alle unternehmerischen Aktivitäten und Entscheidungen – Auf die Frage, ob sich dieser „Werte-Weg“ das Unternehmen, Mitarbeiter, Dienstleister, lohnt, meint Peter Sticksel: „Werten haftet Kunden, Umwelt und Öffentlichkeit betreffend – auf den ersten Blick etwas Unbewegliches an sollen „enkelfähig“ sein und damit den folgen- und sie werden gerne in eine Schublade mit der den Generationen mindestens die gleichen Aufschrift „nicht zeitgemäß“ gesteckt. Für uns Chancen bieten, wie den bisherigen. bildet der Werterahmen seit 256 Jahren die Enkelfähig – das Magazin verbindliche Leitplanke unseres erfolgreichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns. Wir zeigen, dass Werte einen äußerst Doch „enkelfähig“ ist nicht nur eine normativ- zeitgemäßen Rahmen für Beruf und Karriere in moralische Kategorie, es ist auch etwas Hand- einem attraktiven Unternehmen bilden festes. So ist „enkelfähig“ auch der Titel des können.“Diese Aussage wird von der Außen- Ende vergangenen Jahres erstmals erschiene- sicht nachdrücklich bestätigt. Zum Beispiel nen, ungewöhnlich gestalteten Magazins, durch zahlreiche Preise, wie etwa dem „private welches sich an alle Stakeholder – intern wie public“ Award, dem Gütesiegel „fair company“ extern - wendet. Wirtschaftlichen Wert zu bis hin zum „Great Place to Work Award“ oder schaffen und gesellschaftliche Werte zu stärken „Beste Karrierewebsite 2011“. ist der Leitsatz, unter dem das Magazin Fragen der Zukunft beleuchtet. „Wir wollten ein neues Heft – ernsthaft, frech, selbstironisch und unverwechselbar – das die Kernwerte von Haniel Employer Brand zahlt auf Unternehmensmarke ein zeitgemäß präsentiert und Diskussionen auslöst“, sagt Dietmar Bochert, Kommunikations- Somit zahlt die wertebasierte Employer Brand direktor bei Haniel. Das Konzept: „enkelfähig“ voll auf die Unternehmensmarke ein. Geringere transportiert viele Botschaften zum Konzern, Rekrutierungs- und Fluktuationskosten sowie seiner Einstellung und seiner Kultur und belegt eine starke Bindungskraft in Richtung der Leis- sie positiv durch Mitarbeitergeschichten. Neu- tungsträger und der hochspezialisierten Fach- gierig macht auch die moderne, ungewöhnliche kräfte machen deutlich, dass es sich durchaus Aufmachung des Heftes, die den Aspekt der lohnt, sich mit seinen Enkeln zu beschäftigen. Individualität unterstreicht. In jeder Beziehung. 33 Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Andreas Walter, Kerstin Walter walter.Strategische Kommunikation Katernberger Straße 107 45327 Essen Visuelle Konzeption, Design: reviergold Kommunikation / Essen Titelbild: Dirk Meissner www.meissner-cartoons.de walter.Strategische Kommunikation Dr. Rainer Nielinger Leiter BGM ThyssenKrupp Materials International GmbH Tanja Neuser HR-Leiterin Danone Waters GmbH Dieter Jurgens Leiter Talentmanagement RWE AG Peter Schumacher Vorstand Personal Continentale Versicherung a. G. Uta Breiling Director HRM Steria Mummert Consulting Hella Hagena Partnerin v. Rundstedt & Partner GmbH Mirko Knappe Gründer Northern Business School Helmut Jakobs Personalleiter Hawker GmbH Heike Cohausz Geschäftsführerin P4 Career Consultants GmbH & Co. KG Andreas Walter Inhaber walter.Strategische Kommunikation