Johann Philipp Bronner - Christian-Albrechts

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Johann Philipp Bronner - Christian-Albrechts
URL: http://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/group/klausSchiver/bronner.pdf
Please take notice of: (c)Beneke. Don't quote without permission.
Johann Philipp Bronner
(11.02.1792 Neckargemünd - 04.12.1864 Wiesloch)
Pionier des Weinbaus in Deutschland,
Apotheker, Forscher
und zur Geschichte des Weins,
sowie der Colica Pictonum und die
Herstellung von Zucker aus Rüben
Januar 2006, geändert Juni 2006, Oktober 2006
Klaus Beneke
Institut für Anorganische Chemie
der Christian-Albrechts-Universität
D-24098 Kiel
beneke@ac.uni-kiel.de
2
Inhalt
Seite
Inhaltsverzeichnis
2- 4
Das Leben von Johann Philipp Bronner
5-11
Kurzlebenslauf von Eduard Bronner (1822 – 1885 )
7- 8
Weinbau im Altertum
12-18
Johann Philipp Bronner und der Weinbau
19-31
Schaumweine
32-35
Kurzlebenslauf von Georg Christian Kessler (1787 - 1842),
Gründer der ersten Sektkellerei in Deutschland
34-35
Rotweine
36-37
Wildreben
38-39
Studienreisen von Johann Philipp Bronner
40-42
Der Schriftsteller Johann Philipp Bronner
43-47
Johann Philipp Bronner als Winzer
48-49
Johann Philipp Bronner und der Bergbau in Wiesloch
50-55
Johann Philipp Bronner und zur Geschichte der
Adsorption von Flüssigkeiten an Festkörpern
56-57
Die Stadtapotheke in Wiesloch, erste “Tankstelle“ der Welt
58-63
Die Stadt Wiesloch, und der Name Johann Philipp Bronner
64-72
Stadt Wiesloch
64-67
Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch
68-69
Johann-Philipp-Bronner-Weine aus Wiesloch
70-72
Die Rebsorte Bronner
Allgemeines über Wein
73
74-80
3
Seite
Tabelle: Flüchtige Verbindungen im Wein
78
Tabelle: Weinfehler und Weinkrankheiten
79
Tabelle: Wichtige Terpene im Wein
80
Colica Pictonum (Kolik der Einwohner von Poitou)
und das Süßen von Wein
81- 95
Kurzlebenslauf von Eberhard Gockel (1636 - 1703)
81
Kurzlebenslauf von Herzog Eberhard Ludwig
von Württemberg (1676 - 1733)
82
Wie jedoch gelangte das Blei in den Wein?
87- 95
Kurzlebenslauf von Hippokrates von Kos
(um 460 v. Chr. - um 370 v. Chr.)
92
Kurzlebenslauf von Claudius Galen
(Galenos, Galenus) (um 129 - um 199)
92- 93
Zuckerherstellung aus Rüben
Kurzlebenslauf von Andreas Sigismund Marggraf (1709 -1782)
Kurzlebenslauf von Franz Karl Achard (1753 - 1821)
Kurzlebenslauf von Dieudonné Thiébault (1733 - 1807)
96-120
96
96- 97
104
Kurzlebenslauf Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760 -1833 ) 108-109
Tabelle: Kulturgeschichte des Zuckers
117-119
Tabelle: verschiedene Zuckersorten
119-120
Süßen des Weins mit Zucker
Kurzlebenslauf von Christian Ferdinand Öchsle
(auch Oechsle) (1774 - 1852) und die Öchsle-Waage
121-124
123
4
Seite
Kurzlebenslauf von August Wilhelm Freiherr von Babo
(1827 - 1894) und die Klosterneuburger Mostwaage
124
Reblausplage im Weinbau
125-133
Danksagung
134
Literatur
135-140
Bücher von Johann Philipp Bronner
141-143
Schriften von Johann Philipp Bronner
144
Schriften von Carl Bronner (1818 - 1903)
144-145
Weinreben aus aller Welt
146-160
Kurzlebenslauf von Justinus Andreas
Christian Kerner (1786 - 1862)
160
Kurzlebenslauf von Hermann Müller-Thurgau (1850 -1927)
161
Kurzlebenslauf von Georg Scheu (1879 - 1949)
161
Kurzlebenslauf von Fritz Zweigelt (1888- 1964)
162
Fotos von verschiedenen Rebsorten
163-173
5
Johann Philipp Bronner
(11.02.1792 Neckargemünd - 04.12.1864 Wiesloch)
Pionier des Weinbaus in Deutschland,
Apotheker und Forscher und
zur Geschichte des Weins
von Klaus Beneke
Das Leben von Johann Philipp Bronner
Johann Philipp Bronner (1792 - 1864)
Johann Philipp Bronner wurde am
11. Februar 1792 in Neckargemünd bei
Heidelberg als einziger Sohn dem
Provisior der hiesigen Apotheke Johann
Ludwig Bronner aus Besigheim und
dessen Ehefrau Gertraud, geb. Kneib
aus Mannheim geboren und wurde am
13. Februar 1792 im Elternhaus getauft.
Der Taufpate war Johann Philipp Kneib
aus Mannheim von dem das Kind den
Namen erhielt.
Die Familie Bronner stammte aus
Salzburg und wurde dort aus Glaubensgründen (lutherisch) vertrieben. Die Vorfahren
übten meist medizinische Berufe wie Chirurg,
Tierarzt, Apotheker aus.
Neckargemünd
(Merian-Stich um 1620)
Johann Philipp Bronner verbrachte
seine
Kindheit
und
Schulzeit
in
Neckargemünd. Seine erste Apothekenausbildung erhielt er dort in der elterlichen
Apotheke. Weitere praktische Studien in
Apotheken führten ihn nach Hanau, Würzburg,
Esslingen, Mannheim, Straßburg, Karlsruhe,
Heidelberg und Durlach. Nach dem Studium in
Würzburg und vermutlich in Heidelberg
bestand er 1815 glänzend sein Staatsexamen
(SCHUMANN, 1979).
6
Neben einer umfangreichen Gesteinssammlung besaß er ein Herbarium mit
zahlreichen Pflanzen und eine Sammlung von Moosen. Dazu umfasste das
Naturalienkabinet eine Muschel, Käfer- und Schmetterlingssammlung.
Johann Philipp Bronner heiratete am 3. März 1816 die Tochter Gertrud des
Apothekers Märklin aus Wiesloch, und übernahm kurz darauf von diesem die
Stadtapotheke, die er bis 1858 leitete. Daneben besaß und führte er zeitweise auch
die väterliche Apotheke in Neckargemünd. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Ludwig
Bronner (1816 - 1894), Carl Bronner (1818 - 1903), Christian Heinrich (1820 - 1921)
und Eduard Bronner (1822 - 1886) hervor. Seine Frau Gertrud Bronner verstarb im
Jahre 1828 (SCHUMANN, 1979).
Im gleichen Jahr heiratete Johann Philipp Bronner daraufhin die Tochter des
evangelischen Pfarrers aus Biebelnheim bei Alzey, Elisabeth (Lisette) Heddaeus,
eine Cousine seiner verstorben Frau. Mit dieser hatte er ebenfalls vier Kinder, die
Tochter Elisabeth Bronner (1830) die kurz nach der Geburt starb, Lina Bronner (1831
- 1928), Johann Philipp Georg Bronner (1833 - 1915) und Julius Bronner (1835 1917).
Über das Familienleben Bronners
weiß man nur wenig. Aus einem Brief an
seinen Sohn Carl aus dem Jahre 1840 weiß
man, dass ihm sein ältester Sohn Ludwig
(Louis), der die Apotheke in Neckargemünd
leitete, Sorgen wegen seines leichten
Lebenswandels bereitete. Die Familie von
Johann Philipp Bronner wohnte in dieser Zeit
im Haus der Stadtapotheke, die zunächst
ihren Standort Ecke Rathaus-/Pfarrgasse,
danach Ecke Hauptstraße/Pfarrgasse und
zuletzt Ecke Marktstraße/Hauptstraße hatte.
Der Sohn Georg Philipp Bronner
übernahm 1858 die Stadtapotheke in
Wiesloch von seinem Vater Johann Philipp
Großherzog Leopold von Baden
Bronner. Letzterer verlegte vorher die
heutige „historische“ Stadtapotheke in die
Hauptstraße. Die Stadtapotheke in Wiesloch wurde 1735 mit der Verleihung des
Apothekenprivilegs an Apotheker Thollaeus durch den Pfalzgrafen Carl Philipp
gegründet, obwohl bereits vor 1711 von einer Apotheke in Wiesloch berichtet wird.
7
Die Räumlichkeiten in der „historischen“ Stadtapotheke wurden später sehr beengt
und der Zugang über die steile Außentreppe war sehr beschwerlich. So wurde die
heutige Stadtapotheke 1965 in das angrenzende Nachbarhaus verlegt und die alte,
„historische“ Stadtapotheke steht heute noch mit ihrer alten Einrichtung. Diese wird
weiterhin als Teelager genutzt und ist nach vorheriger Vereinbarung zu besichtigen.
Die Apotheke hat heute den 20. Besitzer, die Apothekerin und staatliche geprüfte
Kosmetikerin Jutta Suchy.
v. l. die „historische“ Stadtapotheke von Bronner gebaut,
daneben die heutige Stadtapotheke in Wiesloch (Oktober 2005)
Der zweitälteste Sohn Carl Bronner übernahm später von seinem Vater die
Rebschule und den Weinbaubetrieb in Wiesloch, die um 1870 noch fast 300
verschiedene Rebsorten anbot. Sohn Julius Bronner wurde Apotheker in Speyer
(SCHUMANN, 1979).
Der jüngste Sohn aus der ersten Ehe, Eduard Bronner1 hielt auf dem
Marktplatz von Heidelberg mit Studenten revolutionäre Reden und musste 1849
fliehen.
1
Eduard Bronner 12.07.1822 Wiesloch - 19.03.1885 Bradford (Yorkshire). Eduard Bronner
studierte von 1839 bis 1846 Medizin an den Universitäten in Heidelberg und Freiburg.
8
Auch Johann Philipp Bronner wurde als „Honoratier“ in Kislau2 von den
preußischen Truppen gefangen genommen und wurde zwischen zwei berittenen
Soldaten zu Fuß in die Festung gebracht. Durch einen Fußfall vor dem Großherzog
Leopold von Baden3 erreichte seine Tochter Lina die Freilassung, sonst wäre er in
die Festung Rastatt gekommen. Sohn Georg Philipp hütete währenddessen den
Keller im Hause und rief den preußischen Besatzungstruppen die in den Keller
Zwischen 1846 und 1848 hielt sich Eduard Bronner zu weiteren Studien in Paris, Wien und
Prag auf. Er ließ sich 1848 als praktischer Arzt in Wiesloch nieder wo er auch heiratete.
Während der Revolution von 1849 wurde Eduard Bronner im Mai Zivilkommisar in Wiesloch
und wurde am 3. Juni 1849 für den 17. Wahlbezirk in die Konstituierende Landesversammlung (Baden) gewählt. Wiesloch hatte zur Zeit der 1848er Revolution 2 874 Einwohner.
Nach Niederschlagung der Revolution floh Eduard Bronner im Juli 1849 erst nach Zürich,
dann nach Straßburg und ging im Jahre 1850 nach Paris. Im Jahre 1851 ging er nach
England und ließ sich in Bradford (Yorkshire) als Arzt nieder.
Im Jahre 1857 bildete sich Eduard Bronner auf dem Gebiet der Augen- und Ohrenheilkunde
in Paris und London weiter und veröffentlichte mehrere medizinische Arbeiten. Er
begründete 1859 in Bradford einen „Schillerverein“, der eine deutsche Bibliothek aufbaute
und Vorträge und Konzerte organisierte. Eduard Bronner eröffnete eine Praxis für Augenund Ohrenkranke in Bradford, in dem Arme kostenlos behandelt wurden. Aus dieser Praxis
entstand 1865 das erste öffentliche Hospital dieser Art in England. Neben seiner Arbeit als
Arzt unterstützte Bronner auch notleidende Landsleute.
URL: https://lisa.mmz.uni-duesseldorf.de/histsem/revolution/id-nr/40000005636.htm
2
Das Schloss Kislau gehört heute zu Bad Schönborn. Das Schloss wurde 1721 als
Landschloss gebaut und wurde 1837 an die badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation
verkauft. Im Jahre 1933 wurde von den Nationalsozialisten im Schloss ein
Konzentrationslager das KZ Kislau eingerichtet. Seit 1948 ist das Schloss eine Außenstelle
der Justizvollzugsanstalt Bruchsal.
3
Großherzog Leopold von Baden (29.08.1790 Karlsruhe - 24.04.1852 Karlsruhe). Regent
1830 - 1852. Ältester (4.) Sohn von Großherzog Karl Friedrich (1728 - 1811) aus 2. Ehe mit
Luise Geyer von Geyersberg, cr Freifrau von Hochberg (1768 - 1820). Mit Großherzog
Leopold gelangten die Markgrafen von Hochberg, die Nachkommen Karl Friedrichs aus
seiner zweiten Ehe mit der nicht ebenbürtigen Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796
Reichsgräfin von Hochberg) an die Regierung. Leopold vermählte sich 1819 mit Prinzessin
Sophie Wilhelmine von Schweden (1801 - 1865). Er wurde Nachfolger seines Stiefbruders
Großherzog Ludwig I. (1763 - 1830). Leopold von Baden studierte seit 1809 in Heidelberg
Geschichte.
Als sich im Mai 1849 nach der dritten Offenburger Versammlung die Truppen mit den
Freischaren in Karlsruhe verbünden, flieht der Großherzog Leopold, kurz zuvor hatte er noch
die Bürgerwehren auf die Verfassung vereidigen lassen, mit seiner Familie in die Pfalz, von
wo er verzweifelt aber erfolglos an das Volk appelliert, sich nicht von den Verrätern verführen
zu lassen. Er versichert ihnen sogar vollständige Amnestie, doch er bekommt keine Antwort.
Somit bittet er Preußen um militärische Hilfe bei der Niederschlagung des Aufstandes,
überlässt aber die Leitung seinem Bruder Wilhelm, dem „Kartätschenprinz". Leopold lässt
den Preußen freie Hand und mischt sich auch nur gering in die Standgerichtsprozesse ein,
weshalb er den Namen „gekrönte Schlafmütze" bekommt. Er interessiert sich kaum noch für
Politik, erscheint völlig passiv und in sich gekehrt und widmet sich fast ausschließlich seiner
Liebe zur Kunst. Am 24. April 1852 stirbt Leopold an einer Entzündung des rechten
Kniegelenks (HANKE, 2005).
9
wollten zu: „Ihr könnt trinken, soviel ihr wollt, doch in den Keller dürft ihr nicht“, denn
die Soldaten pflegten die Fässer offen zu lassen.
Neben den Reben waren Johann
Philipp Bronners Lieblingspflanzen die
Rosen.
Er
berichtete
1835
von
Arkadenlauben mit Rosen an den
Stützen, die er an Weinbergsrändern
angepflanzt hatte (BRONNER, 1835). Noch
als Greis, nachdem er seine Betriebe
seinen
Söhnen
übergeben
hatte
beschäftigte er sich mit Rosen und
anderen Zierpflanzen. Jetzt schenkte er
junge Rosenpflanzen anstelle von Reben
an interessierte Wieslocher Bürger.
Schloss Kislau
Gedenktafel für Johann Philipp Bronner (mit falschem Geburtsdatum)
an seinem Wohnhaus in Wiesloch (Oktober 2005)
10
v. r.: Wohnhaus von Johann Philipp
Bronner, gegenüber die neue
Stadtapotheke (Oktober 2005)
Johann Philipp Bronner
Schild an der „historischen“
Stadtapotheke in Wiesloch
4
Johann
Philipp
Bronner
verstarb am 4. Dezember 1864 in
Wiesloch. Seinen Angehörigen rief er
noch auf dem Sterbebett zu: „Ich
sterbe gerne, ich habe ein langes,
reich gesegnetes Leben führen
dürfen“. Er wurde auf dem alten
Friedhof4 in Wiesloch begraben
(SCHUMANN, 1979).
Grab von Johann Philipp Bronner
(September 2006)
Der alte Friedhof in Wiesloch ist heute der Schillerpark. Einige wenige Gräber sind noch
erhalten, so auch das von Johann Philipp Bronner.
11
Grab von Johann Philipp Bronner
(September 2006)
Grab von Johann Philipp Bronner
(September 2006)
Links: Grab von Johann Philipp Bronner (September 2006)
12
Weinbau im Altertum
Es ist nicht geklärt ob Bier oder Wein das erste alkoholische Getränk war. Als
gesichert gilt, dass es die Weinrebe schon in prähistorischer Zeit gab. Diese wurde
über Jahrtausende gehegt und kultiviert. Die Pflege des Weinstocks und die
Herstellung von Wein wurde mit großer Sorgfalt betrieben. Als gesichert gilt
ebenfalls, dass die Sumerer (heute südlicher Irak) im 4. Jahrtausend v. Chr.
zwischen Euphrat und Tigris Weinbau betrieben.
Grab des Sennefer: Deckengemälde (Weinlaube) (Sennefer war Bürgermeister
von Theben unter der Regierung Amenhoteps II., 18. Dynastie)
Auch den Ägyptern war der Wein bekannt. Im Alten Reich waren die
Weingärten sehr groß und wurden bewacht. Der Wein, soll wie das Bier, eine
Erfindung der Göttin Osiris gewesen sein. So vergor man aus besonders erlesenen
Trauben um 550 v. Chr. schon Ausbruchweine5. Wandmalereien aus der
altägyptischen Hauptstadt Theben zeigen teilweise die Arbeitsgänge der
Weinbereitung: Keltern mit den Füßen - Auspressen der Reben - Vergärung in
Holtfässern - Klärung und/oder Filtration - Abfüllen in Krüge. Der Zusatz von Harz
diente wahrscheinlich der Konservierung (BENEKE, 1995).
5
Edelfaule geschrumpfte Beeren, sorgfältig gelesen, ergeben höchste Weinqualität. Der
Extrakt wird konzenriert und die Weine sind meistens süß (Beerenauslesen,
Trockenbeerenauslesen, Ausbruchweine)
13
In Italien prägten sich die verschiedenen Erziehungsmethoden des Weines an
Bäumen, als Dachspalier, am Kurzstamm oder kriechend auf dem Boden aus. Mit
den Römern verbreitete sich der Weinbau nach Spanien, Gallien und Nordafrika aus,
später auch nach Germanien.
Nach neueren Erkenntnissen deuten Funde von Tongefäßen in China (Provinz
Henan) mit Spuren eines gegoren Getränkes aus Reis, Honig und Trauben oder
Hagedorn darauf hin, dass der Weinbau älter als 9 000 Jahre alt ist.
Grab des Nacht: Traubenernte und Weinherstellung
(Nacht war ein hoher Beamter unter Thutmosis IV., 18. Dynastie)
Die Entstehung alkoholischer Getränke war für die Menschen in der Frühzeit
nicht erklärlich. Es war ihnen nicht bekannt, dass durch angeflogene Hefe jedes
zuckerhaltige Getränk irgendwann anfing zu gären. Der begonnene Gärprozess
konnte dabei nicht mehr gestoppt oder verhindert werden. Über die Wirkung der
alkoholischen Getränke machten sie ihre Erfahrungen. Kleine Mengen Alkohol hob
die Stimmung und ließ die Sorgen vergessen. Genuß von Alkohol im Übermaß
jedoch enthemmte und führte zu zügellosem unkontrolliertem Handeln. Die
Menschen des Altertums erklärten dies damit, dass in diesem Getränk ein Geist lebt,
den eine Gottheit geschenkt hatte. Da es in deren Vorstellungswelt immer einen
Wettstreit zwischen den einzelnen Gottheiten gab, konnte die unterschiedliche
Wirkung des Alkohols leicht erklärt werden. Derjenige Gott, der den Menschen
wohlgesonnen war, schenkte durch den Alkohol Wärme, Glück und Zufriedenheit,
während der böse Gott die Menschen mit Rausch, Zügellosigkeit und Zerstörung
strafte.
In der Bibel (1. Buch Moses, Kapitel 9, Vers 20) wird erzählt wie Noah mit
seiner Arche Zuflucht gefunden hat und Wein anpflanzte:
14
Bibel: 1. Buch Moses, Kapitel 9
„18) Die Söhne Noahs, die aus der Arche gingen, sind diese: Sem, Ham und
Jafet. Ham aber ist der Vater Kanaans.
19) Das sind die drei Söhne Noahs; von ihnen kommen her alle Menschen auf
Erden.
20) Noah aber, der Ackermann, pflanzte als erster einen Weinberg.
21) Und da er von dem Wein trank, ward er trunken und lag im Zelt
aufgedeckt.
22) Als nun Ham, Kanaans Vater, seines Vaters Blöße sah, sagte er's seinen
beiden Brüdern draußen.
23) Da nahmen Sem und Jafet ein Kleid und legten es auf ihrer beider
Schultern und gingen rückwärts hinzu und deckten ihres Vaters Blöße zu; und
ihr Angesicht war abgewandt, damit sie ihres Vaters Blöße nicht sähen.
24) Als nun Noah erwachte von seinem Rausch und erfuhr, was ihm sein
jüngster Sohn angetan hatte,
25) sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller
Knechte!
26) Und sprach weiter: Gelobt sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei
sein Knecht!
27) Gott breite Jafet aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems, und
Kanaan sei sein Knecht!
28) Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertundfünfzig Jahre,
19) daß sein ganzes Alter ward neunhundertundfünfzig Jahre, und starb“
(Bibel, 1. Buch Moses, Kapitel 9).
Noahs Arche (Schedelsche Weltchronik, 1493)
15
„Als Noah, wie die heilige Schrift erzählt, mit seiner Arche auf dem
wolkenragenden Ararat eine Zuflucht gefunden, und als nach dem Verlaufen der die
Erde bedeckenden Wasserfluthen das Land wieder zu grünen begann, da pflanzte
der fromme Vater auch die edle Rebe in einer vor kalten Winden geschützen
Schlucht des Berges an und wurde so der erste Weinbauer. Bis vor etwas mehr als
einem halben Jahrhundert bezeichnete der Ueberlieferung nach eine kleine, überaus
Wein- und Obstreiche Ortschaft am Nordabhange des Ararat die Stelle, da Noah sich
niedergelassen hatte. Diese führte den Namen „Arguri“ oder „Anguri“, was soviel
bedeutet wie „er habe die Rebe gepflanzt“, und wir können uns somit ganz gut
vorstellen, dass der Neubegründer des durch die Sintfluth vernichteten
Menschengeschlechts auch den Grundstein gelegt habe zu den Dörfchen Anguri und
der directe Ahnherr der dortigen Weinbauer gewesen sei. Wie dem auch immer sei,
so viel steht fest, dass Anguri die älteste Ansiedlung am Ararat war, bis der Ort
gleichzeitig mit dem höher gelegenen Jakobskloster am 2. Juli des Jahres 1840 von
einer gewaltigen Eruption des vulkanischen Bergriesen, die von einem furchtbaren
Erdbeben begleitet war, vernichtet und verschüttet wurde. Und dort, wo seit
Jahrtausenden der Weinstock gepflegt und seine süssen Trauben zu dem edlen
Labetrunke verarbeitet wurde, starren jetzt schaurig kahle, düstre Felsmassen zum
Himmel“ (VON THUEMEN, 1896).
Der betrunkene Noah (Schedelsche Weltchronik, 1493)
16
„Alkoholgenuss gehört in die Kultur- und Menschheitsgeschichte. Bereits in
vorschriftlicher Zeit wurde im Vorderen Orient Bier hergestellt. Insofern verwundert
es auch nicht, dass die Bibel an vielen Stellen darauf Bezug nimmt. Im Alten
Testament hingegen wird der unmäßige Genuss mit seinen fatalen Folgen als Strafe
des einen Gottes angesehen. Die biblischen Texte warnen vor übermäßigem
Alkoholkonsum, nicht aber vor dessen Genuss an sich - gehörte doch Alkohol zur
guten Schöpfung Gottes. Nach biblischem Verständnis wird die gesamte historische
Zeitachse vom Genussmittel Alkohol umspannt. Bereits im mythischen Neubeginn
nach der Sintflut verfeinert Noah den Ackerbau durch den Weinbau. Auch das
heilsgeschichtliche Ende wird als messianisches Festmahl auf Zion gedeutet, bei
dem die besten Weine im Überfluss fließen. In frühjüdischer Zeit schließlich
entwickelte sich ein dualistisches Weltbild, das zwischen Engeln und Dämonen
unterschied. Wenn die Grenze des Weines überschritten wurde, wurde der Mensch
von vier bösen Dämonen gepeinigt: den Geistern der Begierde, der sinnlichen Lust,
der Unmäßigkeit und der Gewinnsucht.
Im Zweistromland wurde spätestens vom siebten vorchristlichen Jahrhundert
an der Ackerbau kultiviert. Vermutlich wurde das Getreide zunächst als süße
Schleimsuppe gegessen, die irgendwann zu gären anfing. Insofern könnte Bier sogar
noch älter als Brot sein. Als Zutaten für die Bierherstellung dienten Getreide, Malz
und Bierbrot. Das mit Aromen gewürzte Bierbrot wurde aus Malz oder Korn
hergestellt. Für Bier wird Wasser und Getreide benötigt. Deshalb war seine
Herstellung an die großen Flußläufe Ägyptens und Mesopotamiens gebunden. Wein
dagegen blieb dort aufgrund seines hohen Preises ein Luxusartikel, der Göttern,
Königen und Vornehmen vorbehalten war.
Dagegen überwiegt in den gebirgigen Landstrichen Syrien-Palästinas
Obstanbau - die Grundlage für Wein. Daher verwundert es nicht, dass im Land der
Bibel vor allem Wein getrunken wurde. Bier als Nationalgetränk der Assyrer und
Babylonier spielt damit im Leben des Israeliten bestenfalls eine untergeordnete
Rolle, nicht aber der Wein.
Wein zählte in Israel zu den Grundnahrungsmitteln und wurde mit dem Brot
zusammengestellt. Brot und Wein sind lebensnotwendig, nicht nur beim Festmahl,
auch beim täglichen Mahl durfte Wein nicht fehlen. Wein erfreut nach Psalm 104 wie
das Brot das Herz des Menschen - also den Menschen in seiner Gesamtheit. Das
Ziel der göttlichen Schöpfungsordnung ist demnach die Freude des ganzen
Menschen. Angesichts des Todes, der jedes Menschenschicksal ohne Vorwarnung
17
beenden kann, soll der Mensch nach Kohelet 9 die Freiheit gewinnen, den
Augenblick in bescheidener Weise zu genießen und sein Leben sinnvoll zu gestalten.
Der gelegentliche Rausch war gesellschaftlich akzeptiert, solange er nicht
negative Folgen heraufbeschwor. Trotzdem werden immer wieder die negativen
Folgen übermäßigen Alkoholkonsums im Alten Testament beschrieben: Taumel,
Übelkeit und Erbrechen. Der Betrunkene gilt als Beispiel für den gescheiterten
Menschen. Zudem lässt übermäßiger Alkoholmissbrauch schnell verarmen. Mit
sechs Rätselfragen werden in Sprüche 23 in humorvoller Weise die schlimmen
Folgen des Trinkens und die Ausweglosigkeit der Situation dargestellt. Der Zecher ist
hoffnungslos seiner Sucht ausgeliefert. Kaum ausgenüchtert, verlangt er sofort
wieder nach Alkohol.
Schon immer floss im Vorderen Orient Wein und Bier in Strömen und erfreute
die Menschen. Wünschenswert ist heute wie damals, das rechte Maß zu finden.
Auch heute gilt das sumerische Sprichwort: „Wer das Bier nicht kennt, weiß nicht,
was gut ist; das Bier macht ein Haus angenehm““ (GAß, 2003).
Julius Cäsar
Kaiser Augustus
Über den gesamten Nahen Osten breitete sich der Weinbau aus und um etwa
1700 v. Chr. kultivierten die Griechen erste Edeltrauben. Die Römer kannten um
Christi Geburt schon ungefähr 185 Weinsorten. Im alten Rom wurden die Weinkeller
und gereinigten Weinfässer mit Myrrhe ausgeräuchert, um den Wein haltbar zu
machen. Alle Bevölkerungsschichten, ob arm, ob reich, delektierten sich am
Rebensaft. Als der Rausch noch gleichsam ein „Kavaliersdelikt" war, genossen die
Wohlhabenden im Verlauf zahlloser Gelage im privaten Rahmen beispielsweise
„Falerner“, „Massiker“ oder „Caecuber“ aus Prunkgläsern und Schalen, bisweilen
auch aus Bechern mit derben Aufschriften, die nicht immer nur die Freuden des
18
Weintrinkens zum Thema hatten. Ein rex bibendi bestimmte u. a. das Mischverhältnis
von Wein und Wasser (z. B. ergaben zwei Teile Wein auf fünf Teile Wasser einen
"kräftigen Trunk"), denn es galt als barbarisch, Wein pur zu trinken. Dies hatte die
durchaus erwünschte Nebenwirkung, dass jedermann mehr und länger trinken
konnte. Teilweise wurde der Wein so massenhaft produziert, dass er zuweilen billiger
als Wasser war. Nach einer schlechten Traubenernte erinnerten sie sich an die
großen Weinspenden Cäsars (100 - 44 v. Chr.). Von Kaiser Augustus (63 v. Chr. 14. n. Chr.) forderten sie den staatlich subventionierten Ausschank nach dem Muster
der öffentlichen Brotspenden. Dieser war sehr verärgert und verwies auf die gerade
fertig gestellte Wasserleitung, durch die Rom reichhaltig mit Wasser versorgt wurde
und niemand der Bürger verdursten müsse. Während Kaiser Augustus durchgehend
wenig trank, galten Nero (37 - 68 n. Chr.), Verus (127 - 169 n. Chr. ) und Commodus
(161 - 192 n. Chr.) als recht trinkfest. Sie machten Sauftouren durch Rom, welches
sie nicht nur verrufen, sondern auch populär machte. Der Brauch des Zuprostens
war damals schon bekannt (BENEKE, 1995).
Weinbau in Ettlingen (Baden)
Ende 2., Anfang 3. Jh. n. Chr.
Sandstein, 78 x 48 cm
19
Johann Philipp Bronner und der Weinbau
Johann Philipp Bronner hatte von Haus aus nichts mit dem Weinbau oder der
Landwirtschaft zu tun. Im Jahre 1820 im Alter von 28 Jahren kaufte er Ödland in
Wiesloch rodete das Gelände und bepflanzte dieses mit Reben. Das Fehlen von
weinbaulichen Kenntnissen oder vom Vater übernommene festgefahrene
Gewohnheiten in Verbindung mit einem kritischen Geist, ließen bei Johann Philipp
Bronner alles von der Rebsorte bis zu einzelnen Weinbergsarbeiten und der
Kellerwirtschaft in Frage stellen. In seinem ersten Buch „Die Verbesserung des
Weinbaues durch praktische Anweisung den Rießling ohne Pfähle und Latten
vermittels des Bockschnittes zu erziehen, um besseren und wohlfeileren Wein
gewinnen zu können. Nebst einer Beschreibung Rebenspaliere auf zierliche und
nützliche Art durch sogenannten Winkelschnitt zu erziehen“ beschrieb er 1830 wie er
zu seiner Liebhaberei dem Weinbau kam (BRONNER, 1830, SCHUMANN, 1979):
„Schon seit einer Reihe von Jahren war der Weinbau eine meiner
Lieblingsbeschäftigungen. Ein Zufall führte mich zum Ankauf eines öden Platzes,
dessen Urbarmachung unendliche Mühe und bedeutende Kosten ansprach. Die
Behandlung des Rebstockes gehörte früher nicht zum Bereiche meines Wissens;
allein die Leitung des Geschickes der Urbarmachung und die Anlage selbst
veranlaßten mich, mit Rebbaukundigen mich zu beraten, und deren Ansichten
aufzufassen, um meine Einrichtungen gehörig treffen zu können. So bildete sich in
mir der Grund zur besonderen Vorliebe für diesen Kulturzweig. Da ich von der
Ansicht ausgehe, daß jeder, der ein Geschäft leiten will, selbst Meister sein muß,
wenn er eine Arbeit angeben will, die mit Vortheil betrieben werden soll, so blieb mir
nichts anderes übrig, als mich von Jahr zu Jahr über die vorzunehmenden
Weinbergsarbeiten instruieren zu lassen.
Meine Liebhaberei wurde allmählich so rege, daß ich jedes Frühjahr meine
Rebanlage selbst schnitt. Ich versäumte dabei nicht, zur Zeit des Schneidens in die
umliegenden Weinberge zu gehen, um den arbeitenden Weinbauern die
Handvorteile abzugewinnen.
Gewohnt nichts zu thun, ohne den Grund beurtheilen zu können, fragte ich die
Leute um den Zweck dieser und jener Verrichtung und Behandlungsarten, und so
erreichte ich einen doppelten Zweck, den der Selbstbelehrung und den der
allgemeinen Beurtheilung. Nachdem ich eine gewisse Selbständigkeit erreicht hatte,
machte ich mehrere Reisen, theils an das jenseitige Rheingebirge, theils in
Rheingau, um jene Schnittmethoden kennenzulernen, zu welchem Behufe ich öfter
20
mit verständigen Rebbauern in die Weinberge ging und mir ihre Behandlungsart
zeigen ließ, nebst der näheren Erörterungen darüber.
Ich fing darauf an, in meiner Anlage die verschiedenen Schnittmethoden, die
ich als die besseren erkannte, theilweise einzuführen und bildete mir gleichsam eine
Musterschule, die mir Basis zu meinen Beobachtungen diente. Hierbei besorgte ich
alles mit eigener Hand, ausgenommen die Bodenarbeiten. – Ich legte mir auch ein
Traubensortiment an, um so viel wie möglich die Trauben mit ihren Varietäten
kennen zu lernen.
So setzte ich mich in das Verhältniß, eine allgemeine und specielle Übersicht
des gesamten Rebbaues mir verschaffen zu können. Durch die Selbstbehandlung
der Reben wurde ich in den Stand gesetzt, jede Traubengattung in ihrer Individualität
kennen zu lernen um ihre Eigenschaften zu studieren, um so den Winken der Natur
am zweckmäßigsten folgen zu können.
Ich verglich darauf von Jahr zu Jahr die verschiedenen Ergebnisse größerer
Pflanzungen und gewann so die Resultate, die ich hier als rein praktische
Erfahrungen und Beobachtungen bekannt mache. – Daß ich dieß umständlicher
berührt habe, hat keinen anderen Zweck, als dem Leser dieses Schriftchens zu
überzeugen, daß meine Angaben nicht auf spekulativen Vorschlägen oder Ideen
beruhen, sondern daß alles hier Gesagte Früchte genauer Prüfungen sind“.
Johann Philipp Bronner hatte seine eigenen Erfahrungen und dem Wissen der
Winzer aus der näheren Umgebung und auf Beobachtungen in der Rheinpfalz und
im Rheingau, sowie dem in der Fachliteratur niedergelegten Wissen in das Buch
eingebracht. Er gab das Buch auch aus aktuellem Anlass heraus, der Frostwinter
1830 hatte viele Weinberge vernichtet. Hauptziele seiner Arbeit waren (SCHUMANN,
1979):
„1. die Verbesserung des Rebsatzes, insbesondere der Anpflanzung des
Rieslings.
2. Senkung der Kosten durch Einsparung der teuren Unterstützungsvorrichtungen und Verringerung des Arbeitsaufwandes (Rahmenanlage,
Bockschnitt6).
6
Der Bockschnitt war damals in der nördlichen Pfalz (Großkarlbach) und im südlichen
Rheinhessen verbreitet. Er soll in Deutschland zuerst in Bechtheim angewendet worden
sein, nachdem durch Kriegseinflüsse die bestehenden Unterstützungsvorrichtungen
vernichtet und kein Holz für die Erneuerung verfügbar war. Der Bockschnitt ist heute noch in
vielen Abwandlungen rund um das Mittelmeer verbreitet.
21
3. Verbesserung der Qualität durch eine möglichst bodennahe Erziehung der
Trauben. Darüber hinaus beschrieb er in dem Werk eine Methode, Reben an
Spalten nach der Winkelschnittmethode bei der im Wechsel Zapfen und
Strecker angeschnitten werden, zu ziehen. Gleichzeitig berücksichtigte er
dabei die Eignung der verschiedenen Rebsorten für diese Schnittmethode“.
Das Buch hatte Johann Philipp Bronner „Seiner Hoheit Herrn Marktgrafen
Wilhelm von Baden7“ gewidmet, der sich sehr für Landwirtschaft und den Weinbau
interessierte und später die Arbeiten von ihm auch förderte.
Weiterhin geht aus der Vorrede hervor, dass Johann Philipp Bronner innerhalb
von zehn Jahren in denen er sich mit dem Weinbau beschäftigte, ein Rebsortiment
und einen Versuchsweinberg mit verschiedenen Erziehungsarten auf einem 1825
erworbenen Weinbergsgelände angelegt hatte (SCHUMANN, 1979).
Der Weinbau wurde in Wiesloch schon in römischen Zeiten gepflegt. In der
Lorscher Zeit ist die Übereignung zahlreicher Weinberge an der Bergstraße und in
unmittelbar benachbarten Orten schriftlich bezeugt. Wiesloch wurde im ausgehenden
Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert Weinlieferant (Zehntwein), oft auch zum Verdruss
der Bürger, die den Wein als ein „Grundnahrungsmittel“ lieber für sich behalten
hätten, für das große Heidelberger Fass8. Dies führte immer wieder zu Streitigkeiten
mit den pfälzischen Behörden um die Abgabe des Weins an die kurfürstlichen
Verwaltungen. Wie begehrt der Wein für die Bezugsberechtigten war (dazu zählten
auch Bedienstete und Geistliche, die den Wein als Leistungsentgelt zugesprochen
bekamen), kann dem Aufgabenbereich des herrschaftlichen Küfers entnommen
werden. Dieser war 1672 verpflichtet, bei Gestellung einer hohen Kaution von 200 fl.:
"...den in der Kelter und dem Schlosskeller vorhandenen Wein sauber und rein
zu halten...nicht untereinander zu ziehen...rein jedes Jahr Gewächß byanander
lassen...der Wein uf dem dröbern nicht lang stehen bleibe...kein unnütze Händel,
7
Seine Großherzogliche Hoheit Wilhelm Ludwig August Großherzoglicher Prinz und
Markgraf von Baden, Herzog von Zähringen (08 04.1792 Karlsruhe - 11.10 1859 Karlsruhe).
8
Im Heidelberger Schloss ließ Kurfürst Carl Theodor im Jahr 1750 ein großes Fass erbauen,
das die steuerlichen Abgaben (Zehntweins) seiner Weinbauern aufnehmen sollte, die in
Naturalien zu entrichten waren. 130 Eichenstämme wurden für das riesige Behältnis
verwendet, das noch heute das größte Fass der Welt sein soll. Es hat einen Durchmesser
von 6 m und ist 8 m hoch. Das Fass hat also ein Volumen von ungefähr 226 m3. Ein m3
entspricht 1000 dm3, also hat das Heidelberger Fass eine Füllmenge von 221 726 Litern. Auf
seiner Oberseite ist ein Tanzboden angebracht.
Der Legende nach wurde der Heidelberger Hofnarr Clemens Perkeo mit der Bewachung des
Fasses beauftragt. Während seiner Wachzeit soll der trinkfeste Zwerg den ganzen
Fassinhalt allein geleert haben.
22
Gezank, Geschwetz, Gesöff dulden...mit allem Ernst das zunütze Gesündlei aus der
Keller und Keller zu schaffen...".
Heidelberger Fass (Füllmenge 221 726 Liter)
Dem Hofnarren Clemens Perkeo gewidmetes Gedicht und Lied. Dieser soll
der Legende nach das Heidelberger Fass bewacht und während seiner Wachzeit
ausgetrunken haben.
Das war der Zwerg Perkeo
Text von Josef Viktor Scheffel
Melodie - Stefan Gruwe
23
1. Das war der Zwerg Perkeo
Im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig,
An Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren,
Er dachte: "Liebe Leut,
|: Wart ihr wie ich doch alle
Feucht-fröhlich und gescheut! :|
2. Und als das Faß, das große,
Mit Wein bestellet war,
Da ward sein künftger Standpunkt
Dem Zwerge völlig klar.
"Fahr wohl", sprach er, "o Welt,
Du Katzenjammertal,
|: Was sie auf dir hantieren,
Ist wurst mir und egal. :|
3. Um lederne Ideen
Rauft man manch heißen Kampf,
Es ist im Grund doch alles
Nur Nebel, Rauch und Dampf!
Die Wahrheit liegt im Weine.
Beim Weinschlürf sonder End
|: Erklär ich alter Narre
Fortan mich permanent." :|
4. Perkeo stieg zum Keller;
Er kam nicht mehr herfür
Und sog bei fünfzehn Jahre
Am rhein'schen Malvasier.
War's drunten auch stichdunkel,
Ihm strahlte inneres Licht,
|: Und wankten auch die Beine,
Er trank und murrte nicht. :|
5. Als er zum Faß gestiegen,
Stand's wohlgefüllt und schwer,
Doch als er kam zu sterben,
Klang's ausgesaugt und leer.
Da sprach er fromm: "Nun preiset,
Ihr Leute, des Herren Macht,
|: Die in mir schwachem Knirpse
So Starkes hat vollbracht. :|
6. Wie es dem kleinen David
Gegen Goliath einst gelang,
24
Also ich arm Gezwerge
Den Riesen Durst bezwang.
Nun singt ein de profundis,
Daß das Gewölb erdröhnt,
|: Das Faß steht auf der Neige,
Ich falle sieggekrönt." :|
7. Perkeo ward begraben –
Um seine Kellergruft
Beim leeren Riesenfasse
Weht heut noch feuchte Luft.
Und wer als frommer Pilger
Frühmorgens ihr genaht:
|: Weh ihm! Als Weinvertilger
Durchtobt er nachts die Stadt! :|
Hofnarr Perkeo
25
Dann kam Johann Philipp Bronner der wichtige Impulse für den künftigen
Qualitätsweinanbau gab und diesen wissenschaftlich erforschte. Die Winzer an der
Bergstraße kämpften nach dem Ersten Weltkrieg um ihre Existenz, Schädlinge und
Krankheiten der Rebpflanzen dezimierten die Menge des Weins und schufen
Absatzsorgen. Dem Abstieg wurde durch Gründung von Genossenschaften,
umfassende Flurbereinigungen und Anbau geeigneter Rebsorten begegnet. Mitte
des 20. Jahrhunderts wurden die Genossenschaften mit ca. 4 000 Winzern in einen
Verkaufsverein zusammengeführt. Zusätzlich wurde durch das „Kurpfälzische
Winzerfest“ in Wiesloch, das größte Weinfest in Baden-Württemberg, die
Vermarktungsstrategie gestützt (HILDEBRANDT, MOHR, 2005).
26
In dem zweiten Teil des Buches vertiefte und weitete Johann Philipp Bronner
in seiner „Anweisung zur nützlichen Anpflanzung der Tafeltrauben und anderer
Traubensorten an sonst unbenutzten Plätzen in Höfen, Gärten an Häusern und
Mauern u. s. w.“ das Thema aus (BRONNER, 1835). In dem Grundsatz „daß jeder,
dem irgend ein Besitzthum zugetheilt ist, die natürliche Pflicht hat, das selbe
möglichst zu benutzen und den möglichsten Vortheil aus ihm zu ziehen“ gab er
genaueste Anweisung, wo und wie man Reben an bisher nicht benutzten Stellen
gezogen werden können. Weiterhin erweiterte er die knappen Angaben des ersten
Werkes um zahlreiche Rebsorten. Dazu beschrieb er deren „Arcadenlaubenerziehung“ für Lauben sowie die Spiralerziehung für Einzelstöcke. Dazu bot er im
Vorwort Beratung an: „Sollte jemand sich über das eine oder andere nicht recht
verständigen können, so biete ich hierzu jeder Anfrage eine freundliche Antwort, und
bereitwillige Unterstützung“ (SCHUMANN, 1979).
Bronner erkannte auf seinen
Reisen in die Pfalz und den Rheingau,
dass die Gewohnheiten des Weinbaus
innerhalb kurzer Entfernungen stark
wechselten und damit die Beschreibungen
nur den Weinbau eng begrenzter Gebiete
aufzeigten. So war er nach großmöglichster Vollkommenheit bestrebt ein
eigenes Bild „unseres ganzen teutschen
Weinbaus wiederzugeben. Nur dadurch
können einseitige Ansichten verschwinden
und die vielen Vorurtheile, die dem
Fortschritt im Weinbau noch fast überall
hemmend entgegen stehen, bekämpft und
Johann Philipp Bronner
beseitigt werden“. Dabei soll “wie das
bestehende wirklich ist, nicht wie es seyen sollte“ dargestellt werden (BRONNER,
1835, SCHUMANN, 1979).
Johann Philipp Bronner ergänzte die zwischen 1825 und 1830
vorgenommenen Besuche in der Pfalz und des Rheingaues durch Exkursionen in
alle deutschen Weinbaugebiete. Dazu stellte er einen Fragebogen mit 63 Fragen
zusammen, um ein möglichst genaues Bild geben zu können (BRONNER, 1833):
„Folgende Fragen, die für alle Gegenden berechnet sind, dienten mir zur Basis
für meine Forschungen.
27
1. Welcher Boden ist der vorherrschende in der Gemarkung? Kalk, Sand,
Ton, Geröll etc.
2. Welche Steinart ist die gewöhnliche Unterlage der Weinberge?
3. Wie wird der Boden zubereitet, ehe gerottet wird? Mit Klee bepflanzt oder
sonst mit etwas?
4. Wie lange wird Klee oder Gras stehen gelassen?
5. Wie tief wird gerottet?
6. Wann wird gerottet? Im Frühjahr oder Spätjahr?
7. Werden die Steine untergerottet oder weggeführt?
8. Mit welchen Instrumenten wird gerottet?
9. Wird der Boden zuerst ausgeebnet oder nicht?
10. Wann werden die Reben gesetzt?
11. Wird mit Wurzelreben gesetzt?
12. Auf welche Art werden diese gewonnen?
13. Wird mit Blindreben gesetzt, woran unten noch etwas altes Holz ist, oder
wird darauf keine Rücksicht genommen?
14. In welcher Länge werden diese zugeschnitten?
15. Wie werden sie behandelt, ehe sie gesetzt werden?
16. Wie werden sie gesetzt, gerade oder schief?
17. Wie viele Reben werden zusammengesetzt?
18. Werden sie in senkrechte Stoßlöcher gesetzt? oder in Löcher die mit der
Haue gemacht sind?
19. Werden sie der Fläche des Bodens gleich gesetzt?
20. Werden sie mit fremder Erde gesetzt?
21. In welcher Entfernung werden sie gesetzt?
22. Wie weit muß der Nachbar von der Grenze mit seinen Stöcken bleiben?
23. Wie werden sie im zweiten Jahr behandelt? abgeworfen oder nicht?
24. Wie im dritten, vierten und fünften Jahr?
25. Um welche Zeit werden die Weinberge geschnitten?
26. Wird der Schnitt dicht am oberen Auge geführt oder nicht?
27. War früher eine andere Schnittmethode eingeführt als jetzt?
28. Wie werden die abgehenden Stöcke nachgebessert? mit Wurzelstöcken?
durch Einlegen oder Verlegen, Vergruben?
29. Welches ist der vorherrschende Rebsatz in der Gemarkung?
30. Werden noch andere Rebsorten häufig gepflanzt? welche?
31. War früher ein anderer Rebsatz eingeführt?
32. wie werden die Weinberge beholzt? mit Pfählen, Stiffeln oder Latten?
33. wie lang sind diese?
34. Was kostet das Hundert?
35. Wie viele braucht man auf einen Viertelmorgen oder 40 Ruten?
36. Von welcher Holzgattung sind sie?
28
37. Wie werden die Reben vor dem Blühen behandelt?
38. Wie nach dem Blühen und um welche Zeit?
39. Werden die Seitenzähne oder Eberzähne ausgebrochen oder nicht?
40. Werden diese und die abgeschnittenen Laubspitzen grün gefüttert oder
getrocknet aufbewahrt zum Winterfutter?
41. Mit welchem Instrument werden die Trauben zerquetscht? und mit
welchem ausgepreßt?
42. Wie lange werden Sie nach dem Quetschen stehen gelassen?
43. Wird der Most durch Röhren vergären gelassen? oder werden die Fässer
nur leicht bedeckt und mit was?
44. Wie oft wird der Wein im ersten Jahr abgestochen?
45. Wie viel Wein gibt im Durchschnitt der Morgen zu 160 Ruten in guten
Jahren oder in einem vollen Herbst?
46. Wie oft wird der Boden gebaut? und auf welche Art?
47. Mit welchen Instrumenten wird gearbeitet?
48. Welche Sonnenlage liefert in der Gemarkung den besten Wein? die
östliche, südliche oder westliche?
49. Mit welchem Namen wird die beste Lage in der Gemarkung bezeichnet?
50. Wie stark ist die Abdachung derselben?
51. Welches ist das vorherrschende Unkraut in den Weinbergen?
52. Welcher Dünger wird gewöhnlich angewandt?
53. Sind auch schon Versuche mit Lumpen, Knochenmehl, Tierabfällen
gemacht worden? Und mit welchem Erfolg?
54. Wird auch mit Rasen gedüngt?
55. Auf welche Art wird gedüngt? auf der Oberfläche, in einzelnen Gräben
oder langen Gräben?
56. Wie ist der Verkaufspreis der Weinberge bester Lage per Morgen?
57. Wie alt werden durchschnittlich die Weinberge?
58. Was kostet der Morgen mit 160 Ruten zu bauen, d. h. Schneiden,
Aufbinden mit der Haue zu arbeiten etc. im Taglohn oder Akkord?
59. Wie hoch ist der Taglohn eines Weinbergs-Mannes mit oder ohne Kost?
60. Was kostet das Hundert Blindreben?
61. Was kostet das Hundert Wurzelreben?
62. Werden im Winter die Reben gedeckt, d. h. in oder auf die Erde gelegt auf
welche Art?
63. Welche Herbstverfügungen finden für das Hüten der Weinberge statt?“
Mit diesem wissenschaftlich präzisen Fragebogen ging Johann Philipp
Bronner wochenlang von ortskundigen Winzern begleitet von Ort zu Ort und schrieb
seine Notizen auf. So besuchte er in Deutschland (SCHUMANN, 1979):
29
„1831 den Rheingau und die Pfalz,
1832 Rheinhessen, Nahe, Mosel, Franken, Württemberg und die Bergstraße
(einige Gebiete vielleicht auch 1832)
1834 den Rheingau, Württemberg und
1841 die Bergstraße“.
Die Ergebnisse der Reisen legte Johann Philipp Bronner in sieben Bänden
nieder. Die ersten drei unter dem Untertitel „Der Weinbau am Rheine“ und später
zusammen mit den Heften IV-VII unter dem Titel „Weinbau in Süddeutschland. Die
Hefte erschienen in einzelnen Lieferungen, teilweise wurden die ersten drei oder fünf
Bände zusammen unter dem Übertitel gebunden, wobei beim Zitieren der Werke
unterschiedliche Bezeichnungen vorkommen können. Im Band VII (1842) schrieb
Bronner, dass der größte Teil der Manuskripte bereits 1834/35 geschrieben war,
aber durch Reisen ins Ausland sich die Herausgabe verzögerten.
Es erschienen:
„Der Weinbau am Rheine oder Der Weinbau in Süddeutschland
Heft I Der Weinbau am Haardtgebirge von Landau bis Worms. Heidelberg
1833
Heft II . Der Weinbau in der Provinz Rheinhessen, im Nahethal und Moselthal.
Heidelberg 1834
Heft III . Der Weinbau im Rheingaue, von Hochheim bis Coblenz. Heidelberg
1836
Der Weinbau in Süddeutschland
Heft IV Der Weinbau im Koenigreich Wuerttemberg 1. Abt. Heidelberg 1837
Heft V Der Weinbau im Koenigreich Wuerttemberg 2. Abt. Heidelberg 1837
Heft VI . Der Weinbau des Main- und Taubergrundes und der Wuerzburger
Gegend. Heidelberg 1839
Heft VII Der Weinbau und die Weinbereitung an der Bergstraße, im Bruhrhein
und den weiteren Districten bis Durlach und Pforzheim. Heidelberg 1842“
Weiterhin hatte Bronner die Absicht noch weitere zwei bis drei Bände über
den Weinbau Badens „von der Murg bis an den Bodensee“ herauszugeben, um den
Weinbau in allen Gegenden darzustellen. Aber es kam nicht dazu.
Die Frage nach der Steigerung der Weinqualität war Bronners großer
Grundsatz dem er alle Empfehlungen unterordnete. Die Frage des Lageeinflusses
30
kommt immer wieder vor. Dabei berücksichtigte er den Boden, die Hangneigung und
–richtung und den Windeinfluss. Bei der Gütebewertung verwendete er den
Blühzeitpunkt, die Traubenreife sowie den Weinpreis. Die große Abhängigkeit der
Weinqualität von Lage und Jahr spürt man deutlich in Bronners Werken, die
Verbesserung unreifer Weine durch Zugabe von Zucker oder durch Entsäuerung war
noch beinahe unbekannt. Er hielt fest, dass die besten Lagen östlich des Rheines
Westlagen und westlich des Rheines überwiegend Ostlagen sind. Auch maß er dem
Kaltlufteinfluss eine besondere Bedeutung zu. Dabei führte er die geschlossene
Gebirgsfront im Westen der Mittelhaardt als Ursache der frühen Reife der Trauben
an, gegenüber der späteren Reife in der Oberhaardt oder in Rheinhessen mit
unvollständigem oder fehlendem Windschutz im Westen. Eine Ausnahme bildete die
Rheinfront in Rheinhessen. Für den Rheingau führte Bronner den Schutz vor
Nordostwinden und die Spiegelung der Sonnenstrahlen durch den Rhein als Ursache
deren besonderen Weinqualität an (BRONNER, 1833, 1834, 1836).
Die Beeinflussung der Weinqualität durch die Erziehungsart der Reben war für
Johann Philipp Bronner ein wesentlicher Faktor. Möglichst bodennahes Wachstum
der Trauben sollte die Reife verfrühen. Er tadelte die bis zu zwei Meter hohe
Pfahlerziehung an der Mosel genauso wie die Dachlaubenerziehung an der
Bergstraße. Wegen des besonders niedrigen Traubenwachstums beim Bockschnitt
und der dabei weitgehend entfallenen Kosten für die „Beholzung“ empfahl er auch
diese Erziehung für die Sorte Riesling.
Bronners besonderes Interesse galt dem Rebsatz. Eine der wichtigsten
Vorraussetzungen der Qualitätsweinerzeugung waren für ihn die Pflanzung einer
Rebsorte im Weinberg anstatt von „sieben“ verschiedenen weißen und roten frühund spätreifen Sorten, die teilweise gleichzeitig geerntet wurden. Die
Steuerentrichtung des „Zehnten“ mit einer strengen Überwachung der Ernte und
Vermarktung nur nach der Menge stand dem entgegen. Auch die gestaffelte Lese
nach Rebsorte, Reife- und Fäulnisgrad wurde dadurch beinahe unmöglich gemacht.
Er empfahl als Qualitätsmaßstab die Feststellung des spezifischen Gewichts und
verwendete bereits 1833 das Mostgewicht.
Weiterhin empfahl Bronner zur Erleichterung der Einführung der
Qualitätssorten Riesling, Traminer, Ruländer und Blauer Spätburgunder den
geregelten Umtrieb, an Stelle des „ewigen“ Nachpflanzens, wie es z. B. in
Württemberg üblich war. Wenig bekannt waren zu Bronners Zeit Weinberge mit dem
sogenannten reinen Satz, d. h. mit nur einer Rebsorte. Bekannt waren damals nur
mit Riesling im Rheingau und an der Mittelhaardt und mit Traminer in Rhodt
bepflanzte Weinberge, die eine Besonderheit bildeten.
31
Seine weiteren Empfehlungen der
Verbesserung der Weinqualität dienten
der Kelterung und den Weinausbau. Abbeeren, rasche Verarbeitung, Entschleimen der Moste, schonendes
Abpressen und der Ausbau mit wenig
Luft, sowie allgemeine Sauberkeit in der
Kellerwirtschaft waren Bronners großes
Anliegen.
Justus von Liebig
Die Vermehrung guter Rebstöcke
für die Ertragssicherung war für Johann
Philipp Bronner besonders wichtig. Hier
unterschied er, ohne Begriffe zu nennen,
zwischen Modifikation (Klein- und Grobriesling) und Mutation (Ruländer - Blauer
Spätburgunder).
Den Bodenverhältnissen im Hinblick auf seine Nährstoffnachlieferung galt
überall sein Interesse. Bronner galt als Anhänger der Nährstofftheorie von Justus von
Liebig9 und versuchte immer wieder die Humustheorie über die Bodenfruchtbarkeit
zu widerlegen. Aus seinen Bemerkungen über betriebswirtschaftliche Fragen zu
Arbeitsaufwand, Sachkosten, Löhne (Akkord- und Zeitlohn), Erträge, Boden- und
Weinpreise kann man ohne Schwierigkeiten die Betriebswirtschaft des deutschen
Weinanbaues zwischen 1830 und 1840 nachvollziehen (SCHUMANN, 1979).
9
Justus Freiherr von Liebig (12.05.1803 Darmstadt - 18.04.1873 München). Einer der
bekanntesten Chemiker seiner Zeit. Er postulierte als einer der ersten einen
Kohlenstoffkreislauf in der Natur und führte Untersuchungen zum Stoffwechsel von Pflanzen
und Tieren durch. Liebig gilt als der Begründer der modernen Düngelehre, da er erstmals
Versuche mit chemischen Düngemitteln durchführte. Er formulierte 1855 das Gesetz des
Minimums (Minimumsgesetz des Ertrags), nach dem der am wenigsten verfügbare Nährstoff
im Boden den Ernteertrag bestimmt. Weiterhin wurden einige seiner Entdeckungen
industriell umgesetzt (Liebigs Fleischextrakt, Backpulver, Säuglingsnahrung).
32
Schaumweine
Im Auftrag des Großherzogs von Baden unternahm Johann Philipp Bronner im
Jahre 1836 eine Reise nach Frankreich zum Studium der Rotweinbereitung10, wobei
er die Schilderung der Champagnerbereitung in Frankreich und Deutschland
beschrieb. Er hatte die Absicht diese Reise, ähnlich wie seiner Beschreibung des
Weinbaues in Deutschland in vier Heften herauszugeben. Er veröffentlichte diese
Reisebeschreibung unter:
„Der Weinbau in Frankreich und der französischen Schweiz.
1. Lieferung: Der Weinbau und die Weinbereitung in der Champagne,
Heidelberg 1840“.
Folgelieferungen sind wohl nicht erschienen. Erst 1856 erschien mit der
„Bereitung der Rothweine“ ein Bezug auf diese Reise.
Die Erfahrungen der Champagnerherstellung, die er beim Besuch von
Champagnerfabrikationen in der Champagne, im Burgund und in der Schweiz
machte legte Bronner in einem anderen Bändchen vor:
„Die teutschen Schaumweine
Weintrinker, Heidelberg 1842“
für
teutsche
Weinzucht
und
teutsche
Beim Ergründen das Geheimnis des Champagners zu lüften kam Bronner zu
dem Schluss, dass zwischen den klimatischen Verhältnissen in der Champagne und
den deutschen Weinanbaugebieten keine Unterschiede bestehen. Dabei zog er zur
Beurteilung den Stand der Traubenreife und die Unkrautflora der Weinberge zu Rate.
Im Boden suchte er die Ursache der größeren Flüchtigkeit des Champagners. In den
„sogenannten Champagner“ von Burgund, der Schweiz, von Mosel, Neckar und
Rhein fand er „nicht die Flüchtigkeit und Leichtigkeit des wahren Champagners“.
Diese befand Bronner haben zuviel Feuer oder eine zu feine Blume und da es sich
um selbständige respektable Gewächse handelt, sollte man den Adoptivnamen
„Champagner“ weglassen. Die Vorteile des Champagnergebietes sah er gegenüber
Deutschland „geübte Fabrication, bessere Möglichkeit zum Kauf (für die
Schaumweingewinnung) geeigneter Trauben“ an. Das waren Gesichtspunkte die
unabänderlich waren.
10
Da der Champagner oder der deutsche Schaumwein überwiegend aus weiß gekelterten
Trauben des Blauen Spätburgunders hergestellt wurde, war dies im weiteren Sinne ebenfalls
eine Art der Rotweinbereitung.
33
Tadel übte Johann Philipp Bronner an der übermäßigen Kritik von Leuten an
deutschen Schaumweinen, die von der Sache nichts verstehen, d. h. die durch
falsche Etiketten hinters Licht geführt werden. Beim Vergleich des deutschen
Herstellungsverfahrens mit dem der Champagne weist er nachdrücklich darauf hin,
dass auch der Champagner nicht moussierend am Stock wächst, sondern erst wie
der deusche Schaumwein durch die Kunstfertigkeit der Weinbehandlung als
besseres und wertvolleres Produkt entsteht. Er gibt genaue Anleitungen zur
Herstellung, von der Rebsorte über die Kelterung und Ausbau des Schaumweines
34
und sagt diesem, bei der offenen (richtigen) Bezeichnung und preiswertem Verkauf
eine Konsumzunahme voraus.
Georg Christian Kessler
Sektkellerei Kessler in Esslingen
Sektetikett Kessler (1840)
Als Hersteller von Schaumwein nannte Bronner 1842 die Firmen Mall in
Weinsberg, Gätschenberger in Würzburg, Kessler Companie in Esslingen11 und Fritz
in Dürkheim (SCHUMANN, 1979).
11
Georg Christian Kessler (30.03.1787 Heilbronn - 16.12.1842 Stuttgart). Sohn eines
Stadtgerichtsassesors in Heilbronn, absolvierte eine Kaufmannslehre in Neuwied am Rhein
und wurde 1804 Comptorist in einer Lederwarenhandlung in Mainz, wo unter französischer
Protektion die erste deutsche Republik entstand. Kessler siedelte 1807 nach Reims
(Frankreich) über und wurde Buchhalter im Hause Veuve Clicquot Ponsardin. Dort lernte er
35
Auguste von
Vellnagel
Sektetikett Kessler (um 1830)
die Besonderheiten des Champagnergewerbes kennen und erhielt als Teilhaber am 20. Juli
1810 Prokura und kümmerte sich um den Export. Er heiratete 1819 Mademoiselle Jobert aus
Sedan die aber 1822 mit ihrem Kind an einer Seuche starb. Von Madame Veuve Clicquot
Ponsardin erhielt er 1821 das Angebot die restlichen Anteile von Veuve Clicquot Ponsardin
zu kaufen. Er ging darauf nicht ein und schlug stattdessen vor, die Geschäftsbasis zu
verbreitern und am bereits bestehenden Bankgeschäft und Tuchhandel auszubauen. Sie
wurden schließlich Partner der Kammgarnspinnerei C. G. Steudel in Esslingen am Neckar.
Im Jahre 1822 ging der Absatz von Champagner durch eine Wirtschaftskrise stark zurück,
die Firma geriet in Schwierigkeiten.
Dadurch und durch den Tod von Frau und Kind fasste Kessler den Entschluss in die Heimat
zurückzukehren. Er kaufte 1823 das Gut Neuhof dem heutigen Weiler Falkenstein bei
Oedheim von seiner Schwester, zu dem auch mehrere Weinberge gehörten. Dort versuchte
er mit Erfolg Champagner aus einheimischen Weinen herzustellen und es gelang ihm die
Witwe Clicquot zur Errichtung einer Filiale in Deutschland zu bewegen. Beide kauften 1825
die Wollmanufaktur von Christian Ludwig Hübler. Kessler heiratete 1826 die Tochter des
Staatssekretärs in Württemberg Freiherr von Vellnagel, Auguste von Vellnagel. 1826
trennten sich die Geschäftspartner und Kessler übernahm die Wollmanufaktur auf eigene
Rechnung. Mit seinem Mitgesellschafter und stillen Teilhaber Heinrich August Georgii,
gliederte er am 1. Juli 1826 seiner Firma die erste Sektkellerei Deutschlands an. Den ersten
Sekt verkaufte Kessler von dem Jahrgang 1826. In einer Anzeige vom 5. Januar 1828 im
Schwäbische Merkur liest man:
"Wir beehren uns, das Publikum hiermit zu benachrichtigen, daß wir bei Hr. Spindler
in Stuttgart, Hrn. Bossert in Tübingen, Hrn. Schumacher in Esslingen Niederlagen (gemeint
sind Handelsvertretungen) von dem durch uns nach Champagner-Art bereiteten
hieländischen moußirenden Weine von dem Jahre 1826 errichtet haben, und daß bei
denselben einzelne Flaschen um 1 Fl. (Gulden) 36 kr (Kreuzer) zu kaufen sind. Wer
wenigstens 25 Flaschen bestellen will, kann sich auch an uns unmittelbar wenden, worauf
wir nichts weiter als 1 Fl. 24 kr. für die Flaschen nehmen werden, jedoch so, daß der
Besteller die Verpackungskosten, die Fracht und den unterwegs etwa statt habenden Bruch
zu tragen hat. G.C. Kesßler und Oberjustizprokurator Georgii“.
Die Geschäfte Kesslers in Esslingen liefen gut, und er sah sich nicht in der Lage alle
Führungsaufgaben allein zu bewältigen. Deshalb verpachtete er 1828 die Wollspinnerei, aus
der später die Firma Merkel & Kienlin hervorging. 1838 betrug die Produktion 551 318 ganze
Flaschen und 59.620 halbe Flaschen. Der 1841 geadelte Georg Christian Kessler zog sich
1840 aus gesundheitlichen Gründen aus den aktiven Geschäften zurück und verkaufte kurz
vor seinem Tode 1842 seine Anteile der Sektkellerei Kessler an seine Teilhaber Carl Weiss
und Gustav Stitz (NN, 2005a; W EISS, 2005).
36
Rotweine
Die Auslandsreisen von Johann Philipp Bronner hatten vornehmlich das Ziel
dem Studium der Rotweinbereitung. So besuchte er
1836 Frankreich,
1837 die französische Schweiz bis Savoyen und das Elsaß,
1838 die obere Schweiz, Tirol, Norditalien,
1840 Österreich, Mähren, Ungarn, Steiermark, Kroatien und Krain.
Auf diese Weise lernte Bronner die weltbekannten Rotweingebiete Medoc,
Bordeaux und Burgund, sowie die Weingebiete Europas kennen, in denen unter
ähnlichen Bedingungen wie in Deutschland Wein produziert wurde. Nachdem die
1840 in der Champagne begonnene Reihe „Weinbau in Frankreich“ keine
Fortsetzung fand, wendete er die auf den Reisen gewonnenen Erkenntnisse im
letzten erschienen Heft (1842) von „Weinbau in Süddeutschland - Weinbau und
Weinbereitung an der Bergstraße, im Bruhrhein und den weiteren Districten bis
Durlach und Pforzheim“ an. Die in Bordeaux 1836 gesehenen kleinen Spindelkeltern
hatte er nachgebaut und in Wiesloch eingesetzt. In diesem Werk kündigte Bronner
auch die Veröffentlichung der Rotweinbereitung an welche aber erst 14 Jahre später
erschien „Die Bereitung der Rothweine und deren zweckmäßigste Behandlung. Nach
eigenen, in sämmtlichen Wein-Gegenden Europas gesammelten Beobachtungen“,
Frankfurt am Main, 1856).
Er beschrieb darin, ähnlich wie in seinen Werken über den deutschen
Weinbau welche Verhältnisse er in Burgund, Bordeaux, Medoc, Loire, Charente und
Midi sowie in Italien, Tirol, Steiermark und Ungarn vorfand. Dabei legte Bronner
besonderen Wert auf die Bewertung der roten Rebsorten. Nach einer kurzen
Darstellung der Rotweinbereitung in Deutschland gab Bronner seine Empfehlungen.
Dabei knüpfte er an seine bereits 1835 in der Anweisung „Anweisung zur
nützlichen Anpflanzung der Tafeltrauben und anderer Traubensorten an sonst
unbenutzten Plätzen in Höfen, Gärten an Häusern und Mauern u. s. w.“ an und
schrieb:
„In den meisten Fällen empfangen wir die Trauben, diese edlen Früchte aus
den Händen der Natur so, daß es nur in uns und an uns liegt, dieselben so zu
verwenden, daß sie uns möglichst nutzbringend werden. So aber wird diese köstliche
Frucht oft so gleichgültig und nachlässig behandelt, daß man sich kaum des
37
Staunens enthalten kann, wie der Eigenthümer seinen eigenen Vortheil nur so aus
den Augen lassen und vernachlässigen mag“.
Bei der Frage warum die Weine verschiedener Betriebe so unterschiedlich
sind, fährt er fort „der Schöpfer macht keinen Unterschied zwischen den Gütern der
Reichen und der Armen, der Aufmerksamkeiten und Nachlässigen oder
Gleichgültigen“.
Bronners Verbesserungsvorschläge umfassten:
a) Absondern unreifer und fauler Trauben bei der Lese (Rotwein)
b) Abbeeren der Trauben besonders in unreifen Jahren, sorgfältiges
Maischen der Trauben
c) Geschlossene Vergärung, wobei die Trester unter den Flüssigkeitsspiegel
gedrückt werden (Farbstoffauslaugung, Vermeidung Essigstich)
d) Kelterung, wenn die Gärintensität nachlässt, damit nicht zu viel Gerbsäure
in den Wein gelangt.
e) Verwendung der Schnellpressen an Stelle der unhandlichen Baumkeltern
f) Schnelle Verarbeitung der Weine mit wenig Luftberührung.
Neben direkt auf die Weinbereitung bezogenen Angaben findet man eine Fülle
von Hinweisen allgemeiner Art. Bronner hat die Rebsorte Blauer Portugieser von Bad
Vöslau nach Deutschland gebracht. Diese soll 30 bis 40 Jahre vor dem Besuch
Bronners in Österreich noch unbekannt gewesen sein. Die Täuschung eines Winzers
im Elsaß soll die Bezeichnung Tokayer für den Ruländer im Elsaß sein. Diesem
wurde die in Tokay unbekannte Sorte als von dort stammend verkauft. Die in
Deutschland vorkommenden Blauen Spätburgunder sollen aus Burgund stammen,
was man teilweise noch direkt nachweisen konnte. Bei dem am Bodensee
vorkommenden Blauen Sylvaner soll es sich um eine Spielart des Blauen
Spätburgunder handeln und nicht um eine Mutante vom Sylvaner. Johann Philipp
Bronner hat mit seinem Buch über den Rotwein ein beschreibendes Denkmal des
alten Weinbaues geschaffen und mit seinen Empfehlungen das Tor zur zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgestoßen (SCHUMANN, 1979).
38
Wildreben
Schon vor mehr als 100 Millionen Jahren gab es Pflanzen mit
reblaubähnlichen Blättern. Die ältesten Samen sind über 60 Millionen alt, was Funde
in Nordeuropa, in Südengland und Nordamerika belegen. Als die Menschen vor einer
Million Jahren den aufrechten Gang probierten, war Europa von einer Fülle von
Rebpflanzen bewachsen. In der Eiszeit vor 500 000 Jahren verschwanden
frostempfindliche Arten. Andere überwinterten die kalten Jahrtausende, um bei
Klimaverbesserungen in den Warmzeiten mit Vögeln wieder nach Norden
zurückzukehren. Wie Lianen hingen ihre Triebe in den Bäumen, wenige, kleine und
meist ziemlich saure Beeren hingen daran.
Neben praxisnahen Bereichen beschäftigte sich Johann Philipp Bronner auch
mit der Herkunft der Reben und ihrer Verwandtschaft zu den Wildreben am
Oberrhein. Er berichtete bereits 1836 in einer Anmerkung über die Untersuchung an
Wildreben. Aber erst nach 21 Jahren erschien die Schrift „Die wilden Trauben des
Rheinthales“(Heidelberg, 1857). Bronner vertrat im Gegensatz zu den Botanikern der
damaligen Zeit die Ansicht, dass die Wildreben in Deutschland heimisch sind und
nicht aus aufgelassenen Weinbergen der Römer abstammen. Auf der 33.
Versammlung des Vereins deutscher Naturforscher und Ärzte in Bonn berichtete er
1857 darüber, fand aber wenig Zustimmung (BRONNER, 1859). Erst Funde von
Rebenresten in vorrömischen Schichten betätigten die Richtigkeit der Theorie
Bronners.
Ab 1830 durchwanderte Bronner regelmäßig die Auwälder mit Wildreben
zwischen Mannheim und Rastatt. Dabei erkannte er, dass es sich bei den Reben
nicht um eine völlig einheitliche Form handelt12.
Er entnahm von den unterschiedlichen Reben Stecklinge und legte sich ein
Sortiment mit 36 verschiedenen Formen an, wobei 7 männlich, 16 weiblich und 13
zwittrig waren. Die Reben klassifizierte Bronner nach morphologischen
Gesichtspunkten und gab ihnen lateinische Namen. Die Rebe „Zaehringia nobilis“,
mit zwittrigen Blüten, weißen süßen Trauben sah er als kulturwürdig an und gab ihr
den Namen „Orangetraube“. Diese wird in Österreich im Weinbau und der
Rebenzüchtung angewendet. Bronner fertigte von den Trieben und Blättern der
12
Der auch heute noch anzutreffende Typ war auch damals am häufigsten (SCHUMANN,
1974).
39
Wildreben Selbstdrucke an und ließ die Trauben zeichnen und ließ die Einzelblätter
1842 zu einem Wildrebenatlas binden. Dieser Folioband ist aber unauffindbar13.
Die Untersuchungen über die Wildreben durch Bronner sind für die
Kulturpflanzenforschung von großer Bedeutung, da er noch eine Fülle von
ursprünglichen Wildreben vor dessen Dezimierung erfassen konnte. Fritz Schumann
berichtete 1974, dass heute nur noch etwa 100 Wildtrauben in rheinischen
Auwäldern vorkommen (SCHUMANN, 1974).
Durch seine Reisen lernte Bronner die Kulturrebensortimente in den
verschiedensten Gebieten kennen. Durch morphologische und physiologische
Eigenschaften sowie dem Vorkommen der Sorten nahm er an, dass von rheinischen
oder österreichischen Wildsorten die Rebsorten:
Riesling, Traminer (?), Silvaner, Gelbhölzer, Ortlieber, Blauer Wildbacher,
Tauberschwarz, Römer-Traube, Kleinedel und Fürter sowie grüner Muskateller,
Weißer von Grinzing, Roter Zierfandler und Rotgipfler (Österreich) abstammten.
Als eingeführt betrachtete er die Sorten:
Burgunder aus Burgund, Elbling (?), Heunische (Bellina in der Steiermark),
Trollinger, Gutedel, Muskateller, Gänsfüßler, Veltiner, Italienischer, Malvasier und
Orleans. Er nahm an, dass Elbling und Heunisch von den Römern mitgebracht
wurden, weil die Erziehungsarten, an denen diese Sorten und der Trollinger und
Gänsfüßler erzogen wurden, auch in Tirol und in Oberitalien verwendet werden
(Dachlauben von Heidelberg, geschlossene Kammererziehung von Edenkoben).
Heute können solche Untersuchungen nur schwer nachvollzogen werden, weil
viele alte Rebsorten aus dem Anbau genommen wurden, und allenfalls noch in
Sortimenten erhalten sind. Auch kann die Variabilität der verblieben Kulturreben nicht
mehr gezeigt werden, weil diese Sorten überwiegend als Klone (als Nachkommen
einzelner, besonders leistungsfähiger Stöcke vermehrt wurden) und dadurch
morphologisch und physiologisch einheitlich wurden (SCHUMANN, 1979).
In den letzten 100 Jahren wurden über 1 000 Rebsorten gezüchtet.
13
„Er soll nach Carl Bronner aus dem Jahre 1896 testamentarisch an die LandwirtschaftsSchule in Karlsruhe oder nach Jundt (1924), an die Universität Straßburg gelangt sein“
(SCHUMANN, 1979)
40
Studienreisen von Johann Philipp Bronner
Zwischen 1830 und 1840 unternahm Bronner in beinahe jedem Jahr größere,
mehrwöchige Forschungsreisen. Kürze Fahrten in die nähere Umgebung und den
Rheingau, Rheinpfalz oder die Exkursionen zu den Wildreben in die Auwälder sind
dabei nicht berücksichtigt. Aber auch diese Reisen konnten bis zu einer Woche
betragen. Sie wurden mit der Postkutsche, bei Auslandsreisen teilweise auch mit
dem „Dampfboot“ durchgeführt.
Innerhalb der deutschen Weinbaugebiete wurden die Untersuchungen von
Bronner wandernd von Dorf zu Dorf, begleitet von einem ortskundigen und
sachverständigen Winzer vorgenommen. Diese sollte die 63 Fragen (s. o.)
beantworten (1833). Er durchwanderte z. B. im Frühjahr 1833 sechs Wochen lang
Württembergische Weinbaugemeinden. Dabei lobte er häufig die Gastfreundschaft
und Hilfsbereitschaft in den besuchten Gebieten. Aber man hielt seine Forschungen
auch teilweise „für eine Maske zu politischen oder demagogischen Untrieben“, wie z.
B. in Bingen geschehen.
In dem Vorwort über den „Weinbau und Weinbereitung in der Champagne“
(1840) schreibt er über die nicht immer angenehmen Reisen im Eilwagen „dessen
Innenwände mit Papier ausgeklebt waren“, und später über den Komfort der
zweirädrigen ungefederten „Cabriolets“ ohne Federung über die ungepflasterten
Nebenstraßen in der Champagne:
„Ich hatte das Glück 3 Tage lang in einem solchen Todtschläger die
Champagne zu bereisen, und danke meinem Schöpfer nach vollbrachter Tour, daß
meine Glieder noch zusammenhängend waren nach solchen Bewegungen, Stößen
und Erschütterungen, die ich zu ertragen hatte“.
Bronner schilderte 1856 über eine Reise auf der Straße von Blois nach Tours:
„der Festigkeit wegen sind viele Strecken Weges oft stundenlang gepflastert,
was dem Reisenden nicht die angenehmste Empfindung verursacht, und er sich
glücklich fühlt, wenn er die nicht gepflasterten Strecken wieder erreicht hat“.
Die Reise in Frankreich führte Bronner über Nancy in die Champagne. Dort
wurde er vom Sohn von Mathias Müller aus Ellfeld (Eltville) geführt. Danach fuhr er
nach Paris um das Rebsortiment im Jardin du Luxembourg vom französischen
41
Ampelografen Jean Antoine Claude Chaptal14 zu besuchen. Dieser Besuch war
jedoch sehr unbefriedigend für Bronner da keine Bezeichnungen an den Reben und
kein Plan des Sortiments zur Verfügung stand. Weiter ging es nach Orleans, Blois,
Tours, Poitiers, Angouleme (Cognac), Bordeaux, Medoc, Languedoc über Toulouse,
Carcasonne, Besiers und Montpellier, Cette, St. Georg, Frontignac, Nimes, entlang
der Rhone über Valence und Tain mit dem Dampfboot nach Nuits. Bronner musste
die Reise wegen schlechten Wetters und einer anhaltenden Diarrhoe abbrechen und
über Dijon, Besançon, Belfort und das Elsass nach Hause fahren.
Bei seinem Besuch in die
französische Schweiz führte Bronners
1837 Reiseroute über Basel durch das
Münstertal
nach
Biel,
an
den
Neuchateller See, den Genfer See und
das Rhonetal aufwärts bis Aigle. Bei
dieser Reise erkrankte er an einem
schweren Katarrh, der ihn ans Bett
fesselte. Auf dem Rückweg durchwanderte er trotzdem noch das Elsass,
„denn es gab ja noch keine Eisenbahn“,
schrieb er 1856.
Diese Reisen Bronners waren
immer mit Risiken verbunden. In einem
Brief an seinen Sohn Carl vom 10.
August 1840 schrieb er zur Reise nach
Österreich-Ungarn (SCHUMANN, 1979):
Jean Antoine Claude Chaptal
„Nach dem 17ten August werde
ich nach Österreich abreisen. Ich habe über 300 Stunden nach Tokay, mit allen
Kreuzwegen werde ich 800 Stunden Wegs machen“. Gegen Ende des Briefes
schreibt er: „Wenn ich nur wieder glücklich aus Österreich komme“.
Auf der Rückreise schrieb er am 8. Oktober 1840 einen Brief aus Salzburg an
seine Frau. Dort war er vermutlich aus Graz nach drei Tag- und Nachtreisen
14
Jean Antoine Claude Chaptal (04.06.1756 Nojaret (bei Lozère) -30.07.1832 Paris).
Chaptal war ab 1780 Professor der Chemie in Montpellier, ab 1793 Direktor der Soda- und
Salpeterfabrik in Grenoble, an 1798 Professor in Paris. 1800 bis 1804 war er Minister des
Innern und wurde von Napoleon mit der Einführung des metrischen Systems betraut.
Chaptal entwickelte die Trockenzuckerung („Chaptalisation“, „Chaptalisieren“) des
Weinmostes und die Entsäuerung des Weins mit kohlensaurem Kalk.
42
angelangt. Von dort wollte er nach München „das Große Oktoberfest“ besuchen und
danach in drei Tag- und Nachtreisen nach Wiesloch heimfahren. Demnach benötigte
er für die Strecke Graz nach Wiesloch etwa zehn Tage und nahm an, dass er vor
diesem bereits in Graz aufgegebenen Brief zu Hause ankomme.
Die ganze Reise von Bronner
dauerte etwa vom 17. August bis zum
16. Oktober 1840 und er klagte „nun bin
ich 6 Wochen ohne Nachricht von
Euch, das ist doch nicht recht“. Er
berichtete über den Verlauf der Reise
kurz zum Besuch in der Steiermark.
„Die 14 Tage waren für mich ein
Festzug. 162 Stunden legte ich zurück
ohne, daß es mich etwas gekostet
hätte“. Abschließend teilt er mit, „Ich
war Gottlob immer gesund .... Glücklich
will ich mich dann in Deiner Nähe
wieder fühlen ... ich habe nun die Welt
gesehen, ich kann jetzt mit Ruhe bei
meiner Familie bleiben“.
Diese Erklärung zeigt auf, warum
Bronner erst wieder 1845 eine größere
Reise unternahm, von der er erst 1856
Johann Philipp Bronner
berichtete. Dies war die letzte große
Reise Bronners, von der es eine Überlieferung gibt.
Bei diesen Reisen gab es damals nicht überall verfügbare Hotels, gesicherte
Verpflegung oder medizinische Betreuung. Es war wohl der große Wissensdrang
Bronners, der ihm diese Strapazen aufzwang. Er stellte 1856 beim Besuch der drei
wichtigsten französischen Weingegenden mit Recht fest:
„Was ich hier berichten werde, ist unter meinen Augen vorgegangen. Es ist
demnach nicht aus Schriften entnommen, sondern durch eigene Anschauung
gewonnen“. Diese bei allen Werken Bronners beobachtende Grundeinstellung
machte seine Arbeiten „als Beobachter der Geschichte“ besonders wertvoll
(SCHUMANN, 1979).
43
Der Schriftsteller Johann Philipp Bronner
„Es ist die Hauptaufgabe desjenigen, der andere belehren will, daß er seine
Lehre so klar wie möglich vorträgt, um sogleich verstanden zu werden“. Diesen Satz
schrieb Bronner 1856 und kennzeichnet gut die Art und Weise der Abfassung seiner
Schriften. Sein Schreibstil wirkt in Verbindung mit dem Schema des bei der
Bereisung Deutschlands verwendeten Fragebogens, in den ersten Werken trocken,
manchmal auch hölzern. Berichtet er jedoch über ein Lieblingsthema in irgendeiner
Gemarkung, wie z. B. die verschiedenen Rieslingformen unter „Türkheim“, dann wird
er lebhaft, setzt Argumente und Gegenargumente und bringt über das Sachliche
hinaus Freude am Lesen (BRONNER, 1833).
Dies trifft besonders zu wenn Bronner sich mit Menschen und ihren guten und
schlechten Eigenschaften befasst, wobei er Humor gepaart mit feiner Ironie zeigt.
Dies trifft z. B. zu, wenn er über „Arbeiter die mehr Durst haben, als sie haben
sollten“ (Kellerarbeiter in der Champagne; BRONNER, 1840) oder über eine besonders
große Hacke, die er in der Umgebung von Bad Dürkheim fand „dies Instrument ist
eine ungeheuere Maschine, und muss schwer zu handhaben sein, allein sie fördert
auch brav die Arbeit“ (BRONNER, 1833).
Dabei liebte Bronner zur Veranschaulichung klare Beispiele. So, wenn er
gegen die Gleichbehandlung aller Rebstöcke und Sorten schimpft und fragt: „Darf
man einem Esel ebenso viel aufladen, wie dem Kamele?“ (BRONNER, 1837a). Dabei
konnte er auch sehr drastisch werden wie z. B. bei der Ablehnung des Neubaus von
Baumkeltern „Dies steht mit der Weinverbesserung im Einklang, als wenn man die
Todesstrafe abschaffen wolle, und baute wieder neue kostbare Galgen“ (BRONNER,
1837b).
Man kann manchmal bei Bronners Beschreibungen mitschmecken und fühlt
mit was er beim Schreiben dachte, wie z. B. zur schlechten Qualität von Weinen der
Sorte Trollinger auf Nordhängen und zur Selbstzufriedenheit seines Begleiters „wo
(die Traube) kaum gefärbt und sauer zusammenziehend mit anderen Trauben
zerkleinert wird, dann ergreift einen ein ordentlicher Frost bei deren Anblick, und man
muß sich über die Unempfindlichkeit der Gurgeln der guten Leute wundern, die über
jede Flüssigkeit, die Wein heißt, den Mund zum Lob und Dank öffnen“ (Bronner,
1837b).
Später wird Bronners Schreibstil allgemein freier und verbindlicher. Durch
Lebenserfahrung ist sein Selbstbewusstsein und die Überzeugung von der
Richtigkeit seiner Thesen abgeschliffen. Er kämpft auch gegen Verallge-
44
meinerungen: „Denn Mancher, der nicht über seinen Gesichtskreis hinausgekommen
ist, glaubt in seiner Nähe eine Perle gefunden zu haben, die alle anderen beglücken
könnte und glaubt durch seine Mitteilungen der Menschlichkeit einen Dienst zu
erweisen, wenn er ihr seine Weisheit mitteilt“ (BRONNER, 1836).
Erkenntnisse die Bronner als falsch ansieht wie zum Beispiel über
Weinlesegewohnheiten geiselt er auch noch später. So auch nach dem Signal zur
Leseerlaubnis „wo dann jeder hinauseilt, und mit möglichster Hast alles
zusammenrafft, was Brühe gibt, unbekümmert ob Regen oder Sonnenschein der
Himmel verkündet“ (BRONNER, 1856).
Über die Abstammung der Reben zeigte er ein aufgeklärtes Verhältnis zur
Religion. Er schrieb u. a.: „die geduldige Feder eines Stubengelehrten verweist ihren
Ursprung nach den asiatischen Gegenden; wer aber die Natur an Ort und Stelle
studiert, wird diesen Angaben so wenig beipflichten können, als ob ein Humboldt15
und andere Reisende glauben werden, daß alle Menschenrassen von Adam und Eva
abstammen“ (BRONNER, 1856, SCHUMANN, 1979).
Der gute Stil Bronners spiegelt sich
am besten in der Beschreibung des
„Württembergischen Weingärtners“ wieder.
Beim Lesen fühlt man sich gleichsam in
die Rolle des Winzers mit allen Freuden
und Leiden versetzt (BRONNER, 1837b,
SCHUMANN, 1979):
„Ich komme nun zu einem
Gegenstande, dem Leben und Treiben der
Weingärtner, das ich mit einigen Umrissen
bezeichnen will.
Alexander Freiherr von Humboldt
15
Wer je Gelegenheit hatte, das
Geschäftsleben des württembergischen
Weingärtners kennen zu lernen, der wird
mit mir übereinstimmen, daß nicht wohl
jemand anderst mit so vieler Ausdauer und
Friedrich Heinrich Alexander Freiherr von Humboldt (14.09.1769 Berlin - 06.05.1859
Berlin). Vielseitiger Naturforscher und Weltreisender der die Natur als Ganzes zu erfassen
suchte. Nach ihm ist die 1860 ins Leben berufene Alexander von Humboldt-Stiftung benannt,
die Stipendien an hervorragende ausländische Nachwuchswissenschaftler zur Durchführung
von Forschungsvorhaben in Deutschland vergibt.
45
Hingebung sich dem edlen Weinstocke widmet als der Württemberger. Der Gedanke
an seinen Beruf begleitet ihn Morgens beim Aufstehen und abends beim
Niederlegen. Der Weinbau ist die Achse, um welche sich alle seine
Lebensverhältnisse drehen. Nach seinem Gott ist er allein seine Sonne, um die sich
die Welt seines Berufes dreht und nur Planeten sind ihm alle andere Arbeiten. Keine
Hitze an den brennenden Mauern, keine Kälte, keine schneidenden Winde auf den
Berghöhen scheuet der Weingärtner, wenn es gilt seine Lieblinge zu pflegen,
unverdrossen steigt er Tag für Tag seine Berge himmelan und nur zu oft wankt er mit
zitternden Knieen des Abends seinem Lager zu, um den künftigen Tag mit gleicher
Ausdauer das gestrige Werk wieder zu beginnen. Weder Sommer noch Winter
verläßt er seine Weinberge, sie sind seine Welt, der Tummelplatz seines Lebens und
seiner Gewohnheiten. Nur die unerbittlichen Elemente können ihn abhalten, die
Stätte seines Wirkens zu besuchen. Keinen Tag kennt er, im Laufe des ganzen
Jahres, wenn es nur möglichst die Witterung erlaubt, wo er nicht eine Beschäftigung
im Weinberge fände. Was könnte sachgemäß mit einem solchen Fleiß erreicht
werden!
Wenn sich die ganze Natur zur Ruhe begibt, so kann er nicht ruhen, seine
Sorge umfaßt alle Lebensperioden seiner Schützlinge. Gestattet diesen das große
Gesetz - die Natur - ihre Ruhe, so kommt der Weinbauer wie eine sorgliche Mutter,
die ihre Kinder im Schlafe zudeckt, damit sie nicht verkälten, er befreit seine
Rebstöcke von ihren Banden, legt sie um und deckt síe mit Erde, mit Mist, mit
Pfählen, mit Steinen oder Rasen, je nachdem es üblich ist, damit nicht ein harter
Winter ihnen Schaden bringe.
Ist er damit fertig, so holt er, manchmal aus tiefer Grube sich Erde hervor, und
trägt sie den Rücken schwer belastet, bergan, oft auf beschwerlichem Gestäffel, eine
der härtesten Arbeiten, die man nur verrichten kann, wenn man den ganzen Tag
noch bei karger Kost schwer beladen bergan und bergab steigen muß.
Endlich gebieten ihm die Elemente Ruhe, und er ergreift ungern eine andere
Beschäftigung, als z. B. Dreschen, Holzmachen und dergl. Sobald die Sonne ihre
wohltuenden Strahlen wieder spendet, so ruft sie ihn zu neuer Tätigkeit, entweder
hat er eine neue Stelle anzurotten oder er trägt wieder Erde, Dünger, räumt die
Wassergräben und Wasserabzüge aus, und kann kaum den Tag erwarten, wo er
seine Reben wieder aus der Decke ziehen kann (Maria Verkündigung). Ist dieser
heran gekommen, dann wird mit allem Eifer die Rebe zur Hand genommen und mit
Hilfe des Messers dieselbe zu ihrer künftigen Bestimmung vorbereitet.
Sind die Reben nach dem Schnitte zusammen gelesen, und in Bogen geformt,
dann wird der Boden aufgehackt, damit er locker werde, worauf die Pfähle
46
eingesteckt werden, an welche man die Bögen festbindet. Nach diesem wird der
Boden wieder gefelgt, die jungen Triebe und unnötigen Auswüchse werden
weggebrochen und die Reben welche das künftige Tragholz binden sollen, werden
an den Pfahl leicht geheftet, nach dem Blühen wird abermals geheftet, zum
zweitenmal gefelgt, später wieder aufgebunden, oft zum drittenmal gefelgt, und
zuletzt, wenn die Trauben anfangen weich zu werden, schneidet man die Gipfel ab,
man überhauet, und bricht oder schneidet die Eberzähne ab. Zu gleicher Zeit werden
die etwaigen Nebenbenutzungen nach Hause gebracht, wodurch so die Zeit bis zur
Lese herumgebracht wird. Die Lese und das Keltern beschäftigt den Weingärtner
wieder; hat sein Geschirr aufgeräumt, dann hat er teils Dünger, teils Rasen (wo es
gebräuchlich ist) herbeizuschaffen, die Stöcke auszurüsten, von den Pfählen zu
trennen, die Pfähle auf Haufen zu setzen, und die Reben umzulegen, bis die Arbeit
am folgenden Jahr von Neuem wieder beginnt.
Dies ist ein ewig wiederkehrender Turnus, der besorgt wird, und besorgt
werden muß, ob der Weinstock etwas trägt oder nicht. Diese Arbeiten greifen aber
auch so ineinander, und verfolgen sich so regelmäßig und zeitgemäß, daß bis die
eine Arbeit vollbracht ist, schon wieder die zweite vor der Türe steht, folglich fast kein
Tag ohne Arbeit ist. Überhaupt hat der fleißige Gärtner den ganzen Sommer
hindurch so viel nebenher zu tun, mit aufzuheften, aufzubinden, auszubrechen, den
Boden aufzuräumen, da wo sich die Trauben dem Boden zu nahe hängen und noch
so viele Kleinigkeiten, die hier nicht verzeichnet sind, daß kein Tag unbeschäftigt
vorübergehen darf. Der Weingärtner von Profession ist auch schon daran gewöhnt,
daß er auch keine bestimmte Beschäftigung hat, dennoch nie ohne ein ArbeitsWerkzeug in den Weinberg geht, wenn er auch nur etwas mit Stroh aufbindet, oder
sonst ein leichtes Geschäft hat, er muß, wo er nicht seine Butte, wenigstens seine
Felghaue auf dem Rücken haben. Er kann sich schon selbst nicht ohne ein
Werkzeug sehen und hält es für eine Schande, ohne ein solches sein Haus zu
verlassen, weil er die Meinung hat man halte ihn für einen Müßiggänger. Selbst da,
wo sie nur als Führer zu dienen hatten, ließen sie diese Embleme nicht von ihren
Schultern.
Die einzige Zeit, die der Weingärtner als Ruhe genießt, und die eigentlich
seine Ferien sind, das ist der Zeitraum von der Lesebeendigung bis zum Tage des
Verkaufes seines Mostes. Dies sind seine glücklichsten Tage im Laufe des ganzen
Jahres, und hier ruht er gleichsam auf seinen Lorbeeren. Sind die Trauben einmal in
der Bütte, und die Lese ist vorbei, dann ist er glücklicher als ein König; an Dinge, die
da kommen werden, denkt er jetzt nicht, er lebt nur in der Gegenwart. Wenn man das
ganze Wesen eines solchen Verhältnisses kennt, so kann man sich leicht denken,
mit welchem Selbstgefühl in der ersten Zeit der Weingärtner bei seiner gefüllten
Bütte steht; er macht sich selbst die Berechnung seines Glückes, gibt dem Weine
47
einen ihm konvenablen Preis, und bringt eine ihm wohlgefällige Zahlenreihe heraus,
die ihn auf eine höhere Lebensstufe bringt, wie jeder, den irdische Güter beglücken
können.
Er hält sich gewöhnlich in der Nähe des Weinmarktes auf, plaudert mit seinen
Nachbarn und läßt sich wohl auch einen Schoppen weiter schmecken. Erscheint der
erste Kaufmann, so wird ihm mit einem eigenen Stolz begegnet, jeder lobt seine
Ware als die beste und die Hoffnung auf einen höheren Gewinn erlaubt selten so
vielen Mut, einen Kauf abzuschließen. Der Wein muß so und so viel gelten, dies ist
die allgemeine Sprache der Verkäufer. Wenn aber einmal 8 bis 10 Tage vorüber
gehen, und die Käufer bleiben aus, oder es kommen nur wenige (was andererseits
wieder Spekulation der Käufer ist, die dies zu ihrem Vorteil, aber auch zu ihrem
Nachtheil tun), dann wird emsige Erkundigung eingezogen, wie da oder dort der
Wein verkauft worden sei. Somit sinkt der Glücksbarometer etwas herunter, der so
gutes Wetter prophezeite, der frühere Stolz wandelte sich allmählich in
Geschmeidigkeit um, und mit begierigen Blicken frägt man sich, ob heute noch keine
Käufer angekommen seien. Ist dies aber der Fall, und ein oder mehrere Akkorde
kommen zu Stande, dann findet sich gewöhnlich der Weingärtner in seiner
Rechnung betrogen; denn er erhält gewöhnlich weniger, als er gehofft, er wird also
schon etwas enttäuscht. Gestalten sich aber gar noch die Umstände, so daß die
Käufer über die Zeit ausbleiben, oder nicht wieder kommen, dann beengt die Sorge
sein Herz, ihm der weder Faß noch Keller hat, möge der Most liegen bleiben, es
ergreift ihn eine Art Verzweiflung, sein mit saurem Schweiße erzieltes Gut ohne Wert
zu sehen, und er fügt sich dann gerne in die Umstände, mögen sie günstig oder
ungünstig zeigen, denn ihm bleibt keine Wahl mehr übrig als ja zu sagen.
Kommt nun die Zeit, wo der Wein abgefaßt und bezahlt wird, dann wird die
Enttäuschung vollendet, der Glücksbarometer fällt auf Regen und Sturm, und es
bleibt nur noch die Rückerinnerung an einige glückliche, in Hoffnung verlebte Tage.
Wohl sieht er die blanken Taler für sein Gut hinzahlen, er darf sich an deren Anblick
weiden, allein ihm wird es nicht vorgezählt, sondern dem Stadtrechner, der
gewöhnlich die Rechnung macht und das Geld einzieht, weil er dafür aufgestellt ist,
damit die Schulden besonders aber die Gemeinde- oder herrschaftlichen Schulden
zu zahlen“ (BRONNER, 1837b).
48
Johann Philipp Bronner als Winzer
Erst als fast 30jähriger hat Johann Philipp Bronner den Weinbau von der Pike
auf erlernt und dabei als Apotheker auch noch zeitweise zwei Apotheken geführt.
Weiterhin reiste er viel und besuchte Weingegenden und schrieb diese Ergebnisse
nieder. Die Entwicklung seines Weinbaubetriebes wird hier stichwortartig
niedergelegt, soweit man dies noch feststellen kann (SCHUMANN, 1979):
1820 Kauf von Ödland und Anpflanzung von Reben
1825 Kauf von weiterem Weinbergland auf das er eine Anlage mit einem
Rebsortensortiment und verschiedene erziehungsarten prüfte.
1831 Beginn einer Rebschule, mit einem Sortiment von 400 Sorten.
1832 Eröffnung einer Weinhandlung.
1836 Ernennung zum „Großherzoglichen badischen Oeconomie-Rathe“.
1836 - 1838 Rodung und Bepflanzung eines Ödlandes („Wilhelmhöhe“) von
100 Morgen mit Reben, gemeinsam mit anderen Bürgern von Wiesloch.
1840 Rebschule mit 500 000 Reben.
1875 umfasste die Rebschule (unter Bronners Sohn Carl) nahezu 300
verschiedene Rebsorten, darunter 35 amerikanische Sorten.
Die Angaben über den Betrieb sind nach 1840 nur spärlich. Johann Philipp
Bronner erprobte alles getreu seinem Grundsatz „Erfasse und nütze den Geist der
Zeit“, und gab es bei Eignung weiter. So u. a.:
Einführung der Rebsorte Portugieser in Deutschland.
Empfehlung der Erziehungsart Bockschnitt für Riesling.
Behandlung der Weißweine nach Rheingauer Art, insbesondere die Lese.
Behandlung der Rotweine mit Änderungen nach französischer Art.
Behandlung der Schaumweine nach französischer Art.
Übernahme der Schnellkelter (Spindelkelter) aus Bordeaux und von
Kleingeräten, wie der Weinstütze im Keller oder der Stocksäge
(Fuchsschwanz) im Weinberg. Wie ein Patent verkaufte Bronner hierfür die
Modelle einer Schnellpresse (Spindelkelter), die er selbst entwickelt hatte,
welche dann in Originalgröße nachgebaut, vor Ort die unhandlichen
Baumkeltern ersetzten.
Diese Art der Beschreibung könnte noch verlängert werden, da man oft nur
nebenbei beim Lesen der Arbeiten merkt, dass wieder etwas neues durch Bronner
eingeführt oder verbreitet wurde.
49
Große Bedeutung als „Lehrbetrieb“
kommt Bronners Weinbaubetrieb für die
Entwicklung anderer Weinbaugebiete zu.
Im Jahre 1834/35 waren zwei junge
Württemberger als Praktikanten in
seinem Weinbaubetrieb. Diese mußten
ihm versprechen zu Hause Rebschulen
anzulegen, damit bessere Rebsorten zur
Anpflanzung
vorhanden
waren
(SCHUMANN, 1979).
Seine
Reben
gab
Bronner
teilweise kostenlos an die Winzer durch
die Weinbaugesellschaften ab, um eine
Johann Philipp Bronner
Verbesserung
des
Rebsatzes
zu
erreichen. Dabei wurden die zu bepflanzenden Gelände auf ihre Eignung
berücksichtigt. Von der Krim kam ein Arbeiter zu Bronner, der den Bockschnitt
erlernen sollte.
Johann
Philipp
Bronner war auch Mitglied
in
verschiedenen
wissenschaftlichen Vereinigungen und Weinbauvereinen. Im Jahre 1842 war er
Mitglied im (SCHUMANN, 1979):
Badischer landwirtschaftlicher Verein,
Württembergische Weinbau-Verbesserungs-Gesellschaft,
Wetterauische Gesellschaft für Naturkunde,
K. u. k. Landwirtschafts Gesellschaft in Steyermark,
Niederländischer Landwirtschafts-Verein,
K. u. k. Landwirtschafts-Gesellschaft in Wien,
Ehrenmitglied des Landwirtschaftlichen Vereins in Hessen,
Ehrenmitglied des Mannheimer Vereins für Naturkunde,
etc, etc.
In den Vereinigungen hat Bronner auch mitgearbeitet. In den Protokollen der
„Verhandlungen der Versammlungen deutscher Wein- und Obstproduzenten, die von
1839 bis 1870 erschienen, z. B. wirkte er in Einzelberichten, Diskussionsbeiträgen
und in Stellungnahmen mit.
Der Weinbaubetrieb von Johann Philipp Bronner ist in Wiesloch nicht mehr
erhalten, aber es stehen noch Häuser in denen er gearbeitet und gewohnt hat.
50
Johann Philipp Bronner und der Bergbau in Wiesloch
Auch über den Bergbau in und um Wiesloch hat Johann Philipp Bronner
gelegentlich berichtet.
In Wiesloch und Umgebung wurde wohl schon in römischen Zeiten Bergbau
betrieben. Dabei wurde u. a. Galmei (ein Zinkerz, welches bei der Herstellung von
Messing und später auch bei der Zinkverhüttung Verwendung fand), Bleiglanz (oder
Galenit ein Mineral der Sulfid-Gruppe, PbS; Bleiglanz ist aufgrund seines Bleigehalts
von 87 Prozent das wichtigste Erz zur Gewinnung von Blei und wurde schon von den
Babyloniern verhüttet) und andere Erze gefunden.
Galmei
Bleiglanz
Johann Philipp Bronner beschrieb, dass 1816 der östlich der Hessel gelegene
Vorhügel, das Köpfle genannt, rekultiviert wurde. Er bestand vorher aus lauter
Löchern oder Schächten, neben welchen die ausgeworfene Erde eigene Hügel bilde;
es war ein kahler Bergrücken ohne Baum noch Strauch, und die Vegetation sei in
kümmerlichem Zustand. 2900 Wagen von Steinen wurden ausgegraben und teils
zum Verfüllen der Schächte, teils zum Wegebau genutzt. In dieser Beschreibung der
Wieslocher Umgebung spricht Bronner wieder von den ungeheuren Mengen alter
Erzschlacken, die 120 bis 240 cm mächtig seien und eine Ausdehnung von über
einem Kilometer erreichten; auch seien alle Chausseen, Vicinalwege und
Nebengassen damit überzogen worden, so dass man sie auf der ganzen Gemarkung
zerstreut finde. Ebenfalls erwähnt werden die großen Pingenfelder, die aus
tausenden von Vertiefungen bestehen und eine Fläche von zwei Stunden (ca. 9,5
km) im Umkreise bedecken würden (BRONNER, 1822). Weiterhin beschrieb er, dass
1837 die großen Pingenfelder im Wieslocher Gewann Hessel rekultiviert und zu
Weinbergen umgestaltet wurden. Um 1840 holte man nochmals Galmei aus den
51
Pingen- und Schachthalden zwischen Wiesloch und Nußloch und verarbeitete ihn in
der Hütte von Schweizer in Mannheim zu Messing (BRONNER, 1842, 1853). Auch soll
Bronner einige Zentner Galmei um das Jahr 1832 an Frankfurter Drogisten verkauft
haben (WALZ, 1851, HILDEBRANDT, 1997).
Im Jahre 1845 fand man bei der Gewinnung von Kalksteinen im Steinbruch
„Rube" (auch „Bei der Ruge", „In der Ruch" oder „In der Ruhe" (wahrscheinlich von
dem mittelhochdeutschen ruch: rauhe Gegend) genannt, eine bis zu einem Meter
mächtige Galmeivererzung. Der Steinbruch lag auf Wieslocher Gemarkung knapp
südlich der Gemarkungsgrenze an der Straße nach Nußloch. Durch diese
Entdeckung gab es umfangreiche Schürfarbeiten durch Adolf Reinach einen
Frankfurter Kaufmann und dessen Bergverwalter Zentner in Wiesloch im nördlichen
Teil des späteren Grubenfeldes Hessel. Dabei wurden verschiedene alte Schächte
zwischen 1845 und 1846 eröffnet und verfallene Stollen aufgewältigt (BRONNER,
1853). Am 6. März 1847 ließ sich Zentner den Erzfund vom Wieslocher
Bürgermeister protokollieren. Das Grubenfeld von knapp 43 ha wurde am 11. August
1847 auf Galmei für die Gewanne Wilhelmshöhe, Haßelbuckel und Ludwigsberg der
Gemarkungen Wiesloch und Nußloch verliehen.
Blick auf Wiesloch vom Ludwigsberg mit Zinkbergbau (um 1850)
52
Am 22. Februar 1851 wurden durch Zufall die antiken und mittelalterlichen
Stollen beim Abteufen des Schachtes „Nr. 1“ auf der Wieslocher Gemarkung
wiederentdeckt. Dieser lag unmittelbar südlich der Gemarkungsgrenze zwischen
Wiesloch und Nußloch, etwa dort, wo der so genannte "Grenzweg" den Nußlocher
Gemeindewald erreicht.
Am 20. März 1851 untersuchten der Bergingenieur Gsund und der Geologe
Herth die alten Baue:
„Die grösste Schwierigkeit verursacht der in der Richtung von Norden nach
Süden gehende, 2 Fuss breite und 3 Fuss hohe, ungefähr 80 Fuss lange Eingang.
Der Hauptgang bildet eine 20 bis 30 Fuss breite Halle und zieht sich nach
südöstlicher Richtung. Mit diesem stehen Hunderte von kleineren oder grösseren
Höhlen durch enge Eingänge, einem Bienenhaus ähnlich, in Verbindung. Ein Meer
von Fels- und Galmei-Blöcken, die von der Decke, theils von den anstehenden
Stöcken losgerissen, in wilder Unordnung über und nebeneinander liegen, bedecken
den Boden und erschweren dadurch das Vordringen.
Eine Vegetation sah ich nirgends, nur hie und da einen petrifizierten
Baumzweig oder überglaste Holzstücke, ebensowenig gewahrte ich wegen der
allzugrossen Verschüttung ein Geräthe oder Skelett, welches mir Auskunft über
diese Bergleute hätte geben können. An der Decke, nahe bei dem Wasserfall, steht
ein mit Kohle geschriebenes Kreuz mit den Buchstaben L Y A".
Johann Philipp Bronner schrieb dazu (BRONNER, 1853, HILDEBRANDT, 1997):
„Der Besitzer des Bergwerkes Banquier Reinhardt aus Mannheim, hatte schon
an einer andern Stelle einen Schacht treiben lassen, ohne jedoch das Galmeilager
zu erreichen. Da voraussichtlich dieser Schacht zu keinem Ergebnis führte, und
seine Herstellung nicht nach den Regeln der Kunst geschehen war, so begann die
neue Arbeit mit Eröffnung eines neuen, 80 Fuß tiefen Schachtes durch den
Muschelkalk. Geschickte Bergleute aus dem benachbarten Münsterthale waren
dabei thätig. Mit zunehmender Teufe sank die Hoffnung des Bergwerksbesitzers,
aber die Gewißheit des Sachkundigen, Erz zu finden, stieg.
Da wurde endlich eine Oeffnung angeschossen, durch die ein schlanker
Körper nothdürftig sich durchwinden konnte. Ich beschloß, erzählte der Bergmeister,
diesen Gang zu verfolgen, doch - nahezu wäre er mir verderblich geworden. Bei dem
Hineinkriechen kam ich zwischen zwei Felsstücke und konnte lange Zeit nicht mehr
rückwärts noch vorwärts kommen, bis ich mich nach großen Anstrengungen befreite.
53
Sofort ließ ich den Gang weiter anschießen, um das Hindernis des
Vordringens zu beseitigen, und kroch abermals, und diesmal mit besserem Erfolge,
hinein. 80 Fuß weit wand ich mich in steter Lebensgefahr hindurch - und oh Wunder!
mein Auge war geblendet von der Pracht der Stalaktitengebilde und der Fülle von
Galmeierz! Atmosphärische Luft wehte mich an und zeigte mir, daß irgendwo ein
Ausgang seyn müsse.
Nachdem ich einige Minuten, auf einem Galmeiblock sitzend, ausgeruht, die
Ampel wieder zurechtgerichtet und mich von meinem Staunen und meiner Freude
einigermaßen erholt hatte, beschloß ich, weiter vorzudringen, und fand nun, daß ich
das Netz von Gängen wirklich erreicht. 60-80 Fuß zieht es sich in dem Muschelkalk
hin, und ich zählte allein über 400 solcher Gänge, die alle mit einander in Verbindung
stehen und ein wahres Labyrinth bilden. Die Ausdehnung dieser Gänge, in gerader
Linie fast eine halbe Stunde erreichend, ist so groß, daß man 6-8 Stunden Zeit
braucht, um sie zu durchwandern. Einzelne Gänge gehen so weit vor, daß man die
Wagen auf der unten liegenden Bergstraße hört und die Töne der menschlichen
Stimmen auf der Oberfläche wahrnimmt".
Blick auf Wiesloch vom Ludwigsberg mit Zinkbergbau (um 1850)
Am 14. April 1851 besuchte die Bergwerkskommission die alten Baue und der
Bericht erschien 1851 und wird z. T. gekürzt wiedergegeben (FOETTERLE, 1851,
HILDEBRANDT, 1997):
54
„Die Commission unternahm am 14. April letzten Jahres die Befahrung der
alten Grubenbaue. Sie fuhr Vormittags 9 1/2 Uhr an, durch den neuen Schacht hinab
in die alten Arbeiten, untersuchte diese in ihrer großen Ausdehnung, so weit es die
genaue Erforschung der Beschaffenheit des Galmeylagers verlangte und Einstürze,
Verschüttungen diess gestatteten. Die Untersuchung dauerte bis Nachmittags 2 1/2
Uhr, eingerechnet eine kurze Rast, die um die Mittagsstunde musste gehalten
werden und wozu eine durch schneeweisse Tropfsteine verzierte Felsenhöhle
Gelegenheit bot.
In diesem Bergzuge war nach Urkunden schon im 11. Jahrhundert ein
Silberbergbau, d.h. ein Bau auf silberhaltiges Bleierz (Bleiglanz) im Gange, der noch
in späterer Zeit betrieben worden ist, da man auf der Oberfläche viele Hunderte von
Pingen antrifft. In so ausserordentlich grosser Anzahl werden aber Schächte nur
während eines sehr lange fortgesetzten Bergbaues angelegt. Das silberhaltige
Bleierz wurde offenbar zuerst auf der Höhe der Hessel in den obersten Schichten
abgebaut. Die Alten gingen mit kleinen Schächten von Tage auf die Erze nieder.
Die alte Schlackenhalde, welche man beim sogenannten Juden-Gottesacker
zu Wiesloch findet, zeigt die Verschmelzung der Bleierze an dieser Stelle an, und die
Beschaffenheit der Schlacken beurkundet die Verwendung des Eisensteins bei der
Schmelzarbeit.
Die Alten scheinen den Bleiglanz auch in grösserer Tiefe abgebaut zu haben.
Dabei kamen sie bis auf das jetzt bekannt gewordene Galmeylager nieder, worin sie
wieder den Bleiglanz in kleinen Stöcken, Nestern und eingesprengt fanden. Behufs
seiner Gewinnung durchwühlten sie den Galmey nach allen Richtungen. Den
Galmey kannten die Alten noch nicht; sie liessen ihn ganz unbeachtet, und was sie
bei ihren Arbeiten herausbrachten, gleich taubem Gestein liegen.
Die erste Strecke, in welche man mit dem Schacht eingeschlagen hatte, ist
anfangs in östlicher Richtung getrieben, wendet sich aber bald gegen Südosten und
steht mit mehreren in dieser Hauptrichtung, jedoch mit verschiedenen Biegungen
fortziehenden in Verbindung. Dieser Streckenzug ist auf einer Länge von 200
badischen Lachtern <ca. 400 m> fahrbar hergestellt, aber zum grössten Theil so
enge und nieder geführt, dass man ihn auf ansehnliche Längen nur durchkriechen
kann.
Eine andere Reihe von alten Bauen zieht vom Schacht in südlicher Richtung
und zum Theil in südwestlicher Richtung fort. Diese Baue können auf eine Länge von
reichlich 100 Lachtern <200 m> befahren werden. Sie sind offenbar am längsten,
55
und in späterer Zeit wahrscheinlich auch auf Galmey betrieben worden. Alle diese
Baue sind höher und weiter; die sehenswerthen, durch hereingestürzte
Gesteinstrümmern, durch Tropfsteinbildungen und Wasserzuflüsse charakterisierten
Felsenhallen liegen auf dieser Seite".
Beim Aufwälten dieser alten Strecken wurden 1851 über 2 000 Tonnen
Galmei gefördert, der Arbeitlohn der Haspelknechte lag bei 30 Kreuzer, der der
Schießarbeiter bei 40 bis 45 Kreuzer (BRONNER, 1853). Die Mannschaftsliste über die
1852 in den Reinhardtschen Bergwerken in Wiesloch beschäftigten Bergleute zeigt,
dass von 84 Arbeitern 51 in Wiesloch oder Nußloch geboren waren, weitere 11
kamen aus Altwiesloch, Heidelberg, Malschenberg, Malsch und Leimen. Das
qualifizierte Personal stammte aus den Bergwerksgebieten in Schneeberg/Sachsen
(1), Badenweiler (1), dem Münstertal im Schwarzwald (1), dem Bezirk St. Goar (7)
und der Umgebung von Siegen (2). Die meisten Beschäftigten davon wohnten in
Nußloch (43) und in Wiesloch (34) (HILDEBRANDT, 1997).
Wiesloch, alte Feldbahn beim ehemaligen Bergbaugelände
(Feldbahn- & Industriemuseum Wiesloch e.V.)
Der Bergbau in Wiesloch wurde nach vielen Schwierigkeiten (starke
Wasserzuflüsse in die Gruben, schlechtes Ausbringen, mit Erdölresten kontaminierte
Erze, und totaler Verfall der Blei- und Zinkpreise) am 31. März 1954 endgültig nach
vielen Jahrhunderten eingestellt (HILDEBRANDT, 1997).
56
Johann Philipp Bronner und zur Geschichte der Adsorption von
Flüssigkeiten an Festkörpern
Im Jahre 1836 berichtete Johann Philipp Bronner in seinen Buch „Der
Weinbau in Sued-Deutschland. Band I. Heft 3. Der Weinbau im Rheingaue, von
Hochheim bis Coblenz“:
„Fülle eine Flasche mit einem kleinen Loch in ihrem Boden mit feinem
Flusssand oder halbtrockener, gesiebter Gartenerde. Fülle nach und nach dicken
und verwesenden flüssigen Dung in die Flasche, bis der Inhalt gesättigt ist. Die
Flüssigkeit, die aus der unteren Öffnung fließt, erscheint beinahe geruchs- und
farblos und hat ganz ihre ursprünglichen Eigenschaften verloren".
Nach dem Anführen dieser Fakten, dass Quellen, die nahe an Dunggruben
liegen, nicht von diesen verdorben werden, und dass das faulige Wasser der Seine
in Paris nach dem Filtern durch poröse Sandsteine trinkbar gemacht wird, fuhr
Bronner fort:
„Diese Beispiele beweisen, daß der Boden, sogar Sand, die Eigenschaft
besitzt, die Substanzen anzuziehen und vollständig zu adsorbieren, so daß Wasser
welches anschließend hindurchfließt nicht in der Lage ist, diese Substanzen zu
entfernen. Sogar lösliche Salze werden adsorbiert, und sie werden nur zu einem
kleinen Teil durch neue Wassermengen ausgewaschen"16.
Damit machte Johann Philipp Bronner einen wichtigen Hinweis zur Adsorption
von Flüssigkeiten an Feststoffen an der viele Forscher danach, wie u. a. Canon
Anthony Huxtable (30.11.1808 Somerset - 12.12.1883 St. Leonard´s on Sea) (later
Archdeacon) (1848), Harry Stephen Thompson (11.08.1809 Moat Hill - 26.03.1874
16
Rückübersetzung aus dem Englischen:
“Fill a bottle which has a small hole in its bottom with fine river sand or halfdry sifted garden
earth. Pour gradually into the bottle thick and putrefied dung-liquor until its contents are
saturated. The liquid that flows out at the lower opening appears almost odourless and
colourness, and had entirely lost its original properties“.
After instancing the facts that wells situated near dung-pits are not spoiled by the latter, and
that the foul water of the Seine at Paris becomes potable after filtering through porous
sandstone, Bronner continues:
“These examples sufficiently prove that the soil, even sand, possesses the property of
attracting and fully absorbing the extractive matters so that the water which subsequentely
passes is not able to remove them; even the soluble salts are absorbed, and are only
washed out to a small extent by new quantitives of water“ (FORRESTER, GILES, 1971).
57
Kirby Hill) (later Sir Harry S. Meysey Thompson of Kirby Hall) (THOMPSON, 1850),
John Thomas Way (WAY, 1850, 1852), Friedrich Stohmann und Wilhelm Henneberg
(HENNEBERG, STOHMANN, 1858), Jakob Maarten van Bemmelen (03.11.1830 Amelo 13.03.1911 Leiden) (BEMMELEN, 1878), Herbert Max Finlay Freundlich (28.01.1880
Charlottenburg, heute Berlin - 31.03.1941 Minneapolis/ Minnesota) (FREUNDLICH
1906a,b) und Irving Langmuir (31.01.1881 Brooklyn - 16.08.1957 Falmouth/ Mass.)
(LANGMUIR, 1917) beteiligt waren, um nur einige zu nennen. Eine ausführliche Arbeit
darüber findet man unter dem Titel „Jakob Maarten van Bemmelen (November 3,
1830 Amelo - March 13, 1911 Leiden) and the history of the theory of adsorption
from solution“, die im Jahre 2005 erschienen ist (BENEKE, LAGALY, 2005).
Canon Anthony Huxtable
Wilhelm Henneberg
Harry S. Meysey Thompson
Jakob Maarten van
Bemmelen
Carl H. D. Boedeker
Herbert Max Finlay
Freundlich
58
Die Stadtapotheke in Wiesloch, erste “Tankstelle” der Welt
Als Bertha Benz (03.05.1849 Pforzheim - 05.05.1944 Ladenburg bei
Heidelberg) ohne Wissen ihres schlafenden Mannes Carl Friedrich Benz (25.11.1844
Mühlburg bei Karlsruhe - 05.04.1929 Ladenburg), dem sie auf einem Zettel
geschrieben hatte „wir sind zur Oma nach Pforzheim gefahren“, am 5. August 1888
mit ihren beiden Söhnen Eugen (15) und Richard (13) mit dem Auto („Benz Patent
Motorwagen“, Patent 37 435 vom 29.01.1886) 106 km von Mannheim nach
Pforzheim fuhr, ging ihr nach ca. 45 km Wegstrecke kurz vor Wiesloch der Treibstoff
aus. Auf der abschüssigen Straße konnte sie bis Wiesloch einrollen und musste nicht
geschoben werden. Gegen zehn Uhr morgens wollte Bertha Benz beim damaligen
Apotheker der Stadtapotheke Wiesloch Willi Ockel, die Johann Philipp Bronner 1858
errichtet hatte, fünf Liter Ligroin17 für ihr Auto tanken. Der Apotheker konnte ihr diese
Menge des Mittels, das ansonsten als Reinigungsmittel Verwendung fand, nicht
geben. Aber man konnte ihr bis zu nächsten „Tankstelle“ mit ca. drei Liter Ligroin
weiterhelfen.
Bertha Benz
17
Carl Benz
Ligroin ist eine leichtentzündliche Mischung verschiedener Kohlenwasserstoffe mit einem
Siedepunkt zwischen 80 und 100 °C mit einer Dichte von 0.69g/cm3. Eine frühere siedende
Mischung (40 - 60 °C) ist als Wundbenzin bekannt. Ligroine haben fettlösende Eigenschaften
und wurden als Reinigungsmittel eingesetzt.
59
Zeitgenössische Darstellung: Bertha Benz „tankt“ 1888 an der
Stadtapotheke in Wiesloch
Bei der Weiterfahrt ging kurz vor Bruchsal die Kette kaputt und sie fand Hilfe
bei einem Dorfschmied der auch noch die abgenutzten Bremsklötze mit neuem
Leder überzog. Auch musste von den Söhnen unterwegs immer Wasser und Öl
nachgefüllt werden. In der Nähe von Weingarten verstopfte die Treibstoffleitung zum
Vergaser, Bertha Benz nahm ihre Hutnadel und behob den Schaden. Am späten
Abend erreichen sie das „Hotel zur Post“ in Pforzheim und Bertha Benz telegrafierte
ihrem Mann Carl „Erste Fernfahrt gelungen - sind gut in Pforzheim angekommen".
Bertha Benz wollte mit dieser Fahrt ihren Mann unterstützen, der mit vielen
Vorurteilen und Misstrauen der potentiellen Käufer gegen das lärmende, zischende
60
und Gestank verbreitende Gefährt zu kämpfen hatten. Sie war überzeugt, dass man
die Menschen von der Gebrauchstüchtigkeit des Motorwagens in der Praxis
beweisen musste und tatsächlich berichteten viele Zeitungen von dieser Fahrt.
Wiesloch: „historische“ Stadtapotheke (Mitte), jetzige Stadtapotheke (rechts)
Bertha Benz Denkmal in Wiesloch (2005)
61
So gesehen wurde die Stadtapotheke in Wiesloch am 5. August 1888 die
erste Tankstelle der Welt. Aus Anlass dieses Ereignisses wurde in Wiesloch am
Kirchplatz, im Blickfeld der Stadtapotheke gelegen, ein Denkmal errichtet in dem
Bertha Benz, ihre Söhne und das Auto gezeigt werden.
62
Bertha Benz Denkmal in Wiesloch (im Hintergrund die „historische“ Stadtapotheke)
Bertha Benz Denkmal in Wiesloch (2005)
63
Schild in der historischen Stadtapotheke: „Erste Tankstelle der Welt“
(September 2006)
64
Die Stadt Wiesloch, und der Name Johann Philipp Bronner
In Wiesloch erinnert heute der Name von Johann Philipp Bronner noch an:
eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus,
die Johann Philipp Bronner Straße,
die Johann Philipp Bronner Schule,
die Johann Philipp Bronner Weine vom Winzerkeller Wiesloch.
Stadt Wiesloch
Wiesloch hat eine mehr als tausendjährige Geschichte. Bereits in
vorgeschichtlicher Zeit (um 5 000 v. Chr.) lebten Menschen, bedingt durch fruchtbare
Böden und günstige klimatische Bedingungen, in der heutigen Gemarkung von
Wiesloch. Eine Hügelkuppe, etwa 2.5 Kilometer vom heutigen Ortskern entfernt bot
den Siedlern Schutz und Nahrungsgrundlage. Um 800 v. Chr. verließen diese wohl
durch eine Klimaveränderung, Überschwemmung ihrer Wohnstätten am Rand der
Rheinauen, und suchten ökologisch günstigere Lebensräume im Kraichgauer
Hügelland.
Das "Dörndl" in Wiesloch war ursprünglich ein
Wehrturm der Stadtmauer. Es beherbergte um
1557 und später nach Abbruch des oberen
Torturmes das Ortsgefängnis. Im Turm waren drei
Arrestzellen und im Anbau, der um die
Jahrhundertwende erstellt wurde, die Wohnungen
der Polizeidiener. Seit 1985 städtisches Museum.
(Oktober 2005)
Die Reste der Stadtmauer mit den Wehrturm
"Sauermillichhaffe". Woher der Name kommt, weiß
man heute nicht mehr genau. Es gibt jedoch zwei
Erklärungsversuche: Zum einen könnte er von der
seltsamen Krone kommen, die der Turm trägt. Mit
etwas Phantasie könnte man einen "Haffe" (Topf)
erkennen, dem die Milch überläuft. Zum anderen
könnte der Turm bei einer Belagerung als "KühlSchrank" gedient haben, wo die Bürger während der
Belagerung ihre Milch aufbewahrten. Die Belagerung dauerte jedoch länger als angenommen, und
so wurde die Milch sauer. (Oktober, 2005)
65
Um 100 n. Chr. schufen Siedler in der römischen Epoche eine Ortschaft, die
eine Mittelpunktfunktion einnahm und Händler und Handwerker im Laufe von 150
Jahren einen gewissen Wohlstand erlangten. Durch den Fall des Limes und
Plünderungen durch die Alemannen wurde der Ort völlig zerstört und aufgegeben.
In mehreren Siedlungsschritten „wanderte“ der Ort vom Westteil der heutigen
Gemarkung in die östlich gelegenen erhöhten Ausläufer der Bergstraße, wo sich
heute der Stadtkern befindet. Eine erste urkundliche Erwähnung von Wiesloch,
damals „Wezzinloch“ findet man in einer Schenkungsurkunde vom 12. September
801 an das Kloster Lorsch. Umfang und Art der Schenkung deuten darauf hin, dass
Wiesloch ein Jahr nach der Krönung von Karl dem Großen zum Kaiser eine größere
Ortschaft war. Im Jahre 965 wurde von Kaiser Otto dem Großen die Erlaubnis erteilt
in Wiesloch einen öffentlichen Markt zu errichten. Diese Marktrechtsverleihung gilt
als Beweis für die Größe und Bedeutung der Ansiedlung Wiesloch (NN, 2000d).
Im Jahre 1288 wurde
Wiesloch zum ersten Mal als Stadt
in einer Urkunde des Pfalzgrafen
Ludwig dem Strengen erwähnt. Im
13. und 14. Jahrhundert wurde eine
massive Ringmauer um Wiesloch
gezogen, entwickelte sich zu einem
städtischen Gemeinwesen und
einem blühenden Städtchen in der
Kurpfalz.
Die Kurfürsten in Heidelberg,
die eine gewichtige Rolle im Reich
spielten, hatten wenig Zeit um sich
um ihr Territorium und ihre Städte
zu kümmern. Die Wieslocher
Bürger waren außer für das
Schloss dem Kurfürsten kein
Am unteren Ende der Fußgängerzone, kurz bevor die Frondienst schuldig wie sie meinten
Torbrücke den Leimbach überquert, stand bis zum Jahr und sahen eine Chance eine
1818 das "Untere Tor". Dieses war einer der beiden
Eingänge der mit der Stadtmauer befestigten mittel- gewisse Unabhängigkeit auszualterlichen Stadt. Heute erinnert eine Tafel an der bauen. Dadurch gab es ständige
Löwen-Apotheke an dieses Tor.
Querelen zwischen dem Kurpfälzischen Oberamt in Heidelberg und dem Wieslocher Gemeinderat.
66
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) gab es in Wiesloch verheerende
soziale und wirtschaftliche Auswirkungen durch Einquartierungen, durchziehende
Truppen und Plünderungen. Auf Wieslocher Gemarkung gab es zwei Gefechte. Im
April 1622 zwischen General Tilly und Mansfeld und im August 1632 zwischen
schwedischen Truppen unter Marschall Horn und kaiserlichen Truppen unter General
Montecuculi. Noch schwerer traf es Wiesloch am 28. Januar 1689 als französische
Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg Wiesloch heimsuchten und fast völlig
niederbrannten (NN, 2005d).
Nach der Zerstörung der Stadt (1689) wurde das
alte Rathaus im Jahre 1713 neu aufgebaut. Durch
Umbaumaßnahmen in den Jahren 1821 und 1885
blieben nur Teile der Umfassungswände und die
klassizistischen Säulen der Fassaden bestehen.
Das älteste erhaltene Gebäude in Wiesloch, der
„Freihof“. Ehemals ein Adelshof aus dem 14.
Jahrhundert ist es heute ein Hotel und
Restaurant.
Ende des 18. Jahrhunderts wurden
die Stadtmauern von Wiesloch zum
größten Teil abgerissen, die Stadt
vergrößerte sich. Im Jahre 1803 wurde
Wiesloch dem Territorium der Markgrafenschaft
Baden
zugeschlagen,
woraus sich das Großherzogtum Baden
herausbildete und bei der folgenden
Verwaltungsreform
als
Amtsstadt
ernannt. Im Jahre 1806 bezog das Die evangelische Stadtkirche in Wiesloch. Sie
wurde 1707
zugesprochen
endgültig
den
Reformierten
67
Großherzogliche Bezirksamt seinen Sitz in Wiesloch. Später kamen ein Amtsgericht
und Gefängnis dazu. Die junge badische Amtsstadt Wiesloch entwickelte sich bereits
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem kulturellen und administrativen
Mittelpunkt an der Südlichen Bergstraße.
Mit Abschluss der Gemeindereform wurde am 1. Januar 1973 Wiesloch als
„Große Kreisstadt“ erhoben, nachdem die selbstständigen Gemeinden Baiertal und
Schatthausen zu Wiesloch kamen (NN, 2005d).
Wiesloch, Merian-Stich (um 1625)
In Wiesloch und um Wiesloch wurde bereits im 8./9. Jahrhundert Weinbau
betrieben. Dieser ist somit einer der traditionsreichsten landwirtschaftlichen
Sonderkulturen dieser Gegend und hat die Stadt Wiesloch und deren Einwohner
nachhaltig geprägt. So findet jedes Jahr Ende August das Kurpfälzische Weinfest,
eines der größten Weinfeste in Baden-Württemberg, in Wiesloch statt.
68
Johann Philipp Bronner Schule in Wiesloch
Im Jahre 1907 wurde eine Handelsabteilung mit einer Klasse I an der
Gewerbeschule in Wiesloch eingerichtet. Der Schulvorstand, der Gewerbelehrer
Heinrich Mack wird zu einem „Übungskurs für Handelslehrer“ einberufen und
unterrichtet danach alle 22 Schüler, die alle männlich waren. Das Großherzogliche
Landesgewerbeamt ordnet, damit im Kurs kein Unterricht ausfällt, die Herbstferien
entsprechend zu verlegen. Durch die Klassenstufen II und III wird die
Handelsabteilung in den nächsten beiden Jahren erweitert, wobei zwei Handelslehrer
den Unterricht erteilen.
Im Jahre 1921 wird eine selbstständige Handelsschule eingerichtet, die Größe
der Schule ändert sich nur wenig.
Zu der bestehenden Kaufmännischen Berufsschule wird 1955 eine zweijährige
Handelsschule angegliedert in der fünf hauptamtliche Lehrer unterrichten. Der Antrag
zur Errichtung einer Höheren Handelschule scheitert an der Nähe Heidelbergs.
Die zweijährige Handelsschule wird 1967 zur Wirtschaftsschule in der die
Fachschulreife erteilt werden kann. Durch die große Schülerzahl werden vier
parallele Klassen geführt. Acht hauptamtliche Lehrer erteilen den Unterricht.
Das Bildungsangebot der Handelslehranstalt wird 1972 erweitert in dem ein
Wirtschaftsgymnasium mit dreijährigem Unterricht eingerichtet wird. Dazu werden
Jahr für Jahr drei große Paralleleklassen der Klassenstufe 11 aufgenommen. Um die
insgesamt 24 Klassen kümmern sich inzwischen 31 hauptamtliche Lehrer.
Im Jahre 1982 wird an der Handelslehranstalt Wiesloch eine Fachklasse für
Einzelhandelskaufleute eingerichtet. Eine Initiative Wieslocher Bankinstitute zur
Bildung einer Bankfachklasse wird vom Oberschulamt abgelehnt. Auch hier wird die
Nähe zu Heidelberg als ausschlaggebendes Argument genannt.
Die Schulleitung schlägt ebenfalls 1982 für die „Handelslehranstalt Wiesloch“
den Namen Johann-Philipp-Bronner-Schule vor, dem der Kreistag zustimmt.
Zunächst Handelsabteilung der Gewerbeschule Wiesloch und „Kaufmännische
Fortbildungschule“ genannt firmiert die Schule seit 1921 als „Handelsschule“. Nach
der Erwiterung im Jahre 1955 findet man auf den Briefköpfen der Absender
„Handelsschule und Kaufmännische Berufsschule“. Um 1960 bürgert sich der Name
„Handelslehranstalt“ ein.
69
Die Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch wird 1984 um das
Kaufmännische Berufskolleg I erweitert. Zirka 30 Klassen werden in den kommenden
Schuljahren von 40 hauptamtlichen Lehrern unterrichtet. 10 dieser Klassen gehören
zum Teilzeitbereich der Kaufmännischen Berufsschule.
Das Logo der Johann-Philipp-Bronner Schule in Wiesloch
Im Jahre 1992 treffen sich 800 ehemalige Abiturienten mit ihren Lehrern zum
zwanzigjährigen Bestehen des Wirtschaftsgymnasiums Wiesloch. Mit einer
Festveranstaltung und einem Tag der offenen Tür wird 1992 der 200. Geburtstag von
Johann Philipp Bronner gewürdigt, dessen Namen die Schule seit 10 Jahren trägt.
Die Johann-Philipp-Bronner-Schule führt im Jahre 2000 einen Seminarkurs
am Wirtschaftgymnasium ein. Als Schulversuch wird ebenfalls im Jahre 2000 das
Profil Wirtschaftsinformatik am Wirtschaftsgymnasium eingeführt.
Im Jahre 2001 beginnt an der Johann-Philipp-Bronner-Schule in Wiesloch die
Ausbildung zum Informationskaufmann/-kauffrau und Systemkaufmann/-kauffrau.
Das berufliche Schulzentrum wird erweitert. Die 580 qm großen Erweiterungen an
der Johann - Philipp - Bronner-Schule Wiesloch verursachten Kosten in Höhe von ca.
€ 1,5 Millionen, die der Rhein-Neckar-Kreis trug. Zu den Gesamtkosten für das
ganze Berufsschulzentrum in Höhe von € 8 Millionen, gab das Land Baden Württemberg einen Zuschuss in Höhe von € 1,75 Millionen.
Die Johann-Philipp-Bronner-Schule in der Gymnasiumstraße 2 in D-69161
Wiesloch gliedert sich heute (2005) in die Zweige Wirtschaftsgymnasium,
Kaufmännisches Berufskolleg, Wirtschaftschule und Kaufmännische Berufsschule
auf (NN, 2005e).
70
Johann-Philipp-Bronner-Weine
Der Winzerkeller Wiesloch wurde 1935 gegründet. Rund 2 000 Winzerinnen
und Winzer pflegen die rund 750 ha großen Weinberge, die zwischen dem Kraichgau
und der Badischen Bergstraße liegen, und tragen dazu bei, dass alljährlich nach der
Weinlese Spitzenqualitäten in den Kellern des Winzerkellers in Wiesloch heranreifen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Winzerkeller in Wiesloch zu einer der größten
Winzergenossenschaften in Baden-Württemberg entwickelt, die eine modernste
Kellereitechnologie anwendet und eine Kellerkapazität von 16 Millionen Litern Wein
hat.
Zur Verbesserung der Weinqualität hatte sich die Winzergenossenschaft
Wiesloch entschlossen Johann-Philipp-Bronner-Weine zu produzieren, die erstmals
ab August 1991 geliefert werden konnten. In einem Prospekt vom Winzerkeller
Wiesloch aus der damaligen Zeit liest man (NN, 1991):
„HOHER SACHVERSTAND
Prospekt (1991)
Bitte die Flasche langsam entkorken. Das
Glas bedächtig füllen ... und jetzt den Wein
funkeln lassen. Ehre wem Ehre gebührt.
Die Gaben der Natur und das Können
des Menschen machen den Wein zum Wein.
Johann Philipp Bronner (1792 - 1864)
war der geniale und zukunfts-weisende
Weinbauforscher des 19. Jahrhunderts. Er
begann 1820 in seinem Weinberg in Wiesloch
mit
dem
Beobachten
und
praktischen
Experimentieren.
Dann untersuchte er den Weinbau in
Deutschland und schrieb darüber 7 Bücher.
1840 schuf er eine Rebschule in
Wiesloch mit 500 000 Reben. 1875 umfaßte sie
300 verschiedene Sorten, darunter 35
amerikanische. Alles für die Steigerung der
Weinqualität ... deshalb haben wir diesen
einzigartigen Pionier zum Namengeber unserer
„Besten“ gewählt.
Alle Johann Philipp Bronner-Weine
sind im Charakter und Qualität besonders
71
typisch für den Bereich „Badische Bergstraße/Kraichgau“.
Unsere Kellermeister wählen sie aus der großen Palette des jeweiligen
Jahrgangs nach Abschluß des Ausbaues sorfältig aus.
Wir verzichten bei der Bezeichnung ganz bewußt auf die Angabe einer Lage
... denn einzig und allein die Qualität des fertigen Weines rechtfertigt die Aufnahme in
diese Serie.
Es handelt sich ausschließlich um trockene Weine, die sowohl ideale
Essensbegleiter als auch hervorragende Solisten darstellen“.
In einem späteren Prospekt (2003) werden die Johann-Philipp-Bronner-Weine
in einem neuen Gewand folgendermaßen dargestellt (NN, 2003):
„Exklusiv für die Gastronomie - Johann-Philipp-Bronner-Weine
Johann Philipp Bronner (1792 bis 1864) war der geniale und
zukunftsweisende Weinbauforscher des 19. Jahrhunderts. Für höchste
Weinqualitäten zu Sorgen war seine Lebensaufgabe.
Ihm zu Ehren widmen wir diesen Wein als idealen Essensbegleiter.
Ihre Vorteile:
-
gehobene, wertige Ausstattung
Top Qualität durch selektierte Traubenauslese
Vertragswinzern
Optimales Preis-Leistungs-Verhältnis
Vor allem aber: Exklusives Gastronomieprodukt“
mit
ausgesuchten
Bei den Johann-Philipp-Bronner-Weinen handelt es sich um Weine, bei denen
die Traubenhenkel an der Rebe großzügig verjüngt werden um den Ertrag zu
verringern, gleichzeitig aber den wenigen Trauben die am Rebstock bleiben dessen
volle Kraft zu geben.
Die Johann-Philipp-Bronner-Weine gibt es bisher als:
Weißburgunder, Spätlese, trocken
Riesling, Spätlese, trocken
Grauburgunder, Spätlese, trocken
Schwarzriesling, Spätlese, trocken
Lemberger, Spätlese, trocken
Spätburgunder, Spätlese, trocken
72
Prospekt Johann-Philipp-Bronner-Weine (2002)
73
Rebsorte Bronner
Abstammung: Merzling x Rondo
(S.V. 5-276 x (Riesling x
Ruländer) x Rondo (Saperavi
severnyi = Früher Malingre x Vitis
amurensis) x Saint Laurent)
Die
Kreuzung
der
weissen
Rebsorte erfolgte im Jahre 1975
am Staatlichen Weinbauinstitut in
Freiburg im Breisgau (BadenWürttemberg) durch Dr. Norbert
Rebsorte Bronner
Becker. Ihr Name wurde nach
dem deutschen Weinbau-Pionier Johann Philipp Bronner (1792-1864) vergeben.
Der Wein ist stoffig, kräftig, fruchtig und lässt eine Ähnlichkeit zu Weißburgunder
erkennen. Er weist ein gutes Alterungspotential auf und reift vornehm.
Auf rund ca. 2.5 ha Rebfläche wird sie in Franken im Versuchsanbau erprobt, in
Bayern ist sie seit 2000 klassifiziert (PAULI, 2005). Auch in Wädenswil in der Schweiz
wird die Rebsorte Bronner seit 1994 und in Walenstedt seit 1997 angepflanzt
(BASLER, PFENNINGER, BILL, 2002).
Johann Philipp Bronner
74
Allgemeines über Wein
Vitis vinifera L.
Die
zur
Familie
der
Rebengewächse (Vitaceae) gehörende Art Vitis vinifera L. umfasst
alle wichtigen in Europa kultivierten
Ertragsrebsorten.
Die
Kulturrebsorten sind das Ergebnis
der Selektion und Kreuzung von
Wildreben. Die in Nordamerika
verbreiteten Rebsorten anderer
Vitis-Arten (Vitis ripara, Vitis
rupestris u. a.) sind gegen die
Reblaus resistent und werden in
Europa als Pfropfrebe verwendet.
Aus den reifen Früchten der
Weinrebe, die als wein (Rispe)
bezeichnet werden, läßt sich durch
Einmaischen oder Keltern mit den
üblichen kellertechnischen Verfahren nach spontaner alkoholischer Gärung Wein erzeugen.
Die Weintrauben werden für die Weinbereitung zunächst in der sogenannten
Traubenmühle eingemaischt (zerquetscht). Im Falle der Weißweinbereitung wird
sofort gekeltert (ausgepressen) der Maische und der Saft (Most) wird von den
Stielen, Schalen und Kernen (Treber, Trester) getrennt. Bei der Rotweinbereitung
wird jedoch die Maische direkt der Hauptgärung überlassen, da der hauptsächlich
aus Anthocyanen1819 bestehende Farbstoff der roten und blauen Weinbeeren (mit
18
Anthocyane durch Marquart (1835) geprägte, von griech.: anthos = Blüte und kyanos =
blau abgeleitete Bezeichnung für eine Gruppe von chemisch verwandten, in der Pflanzenwelt
sehr verbreiteten blauen, voletten und roten Farbstoffen (Benzopyrylium-Salzen), die im
Zellsaft von Blüten und Früchten gelegentlich auch von Blättern der Pflanzen gelöst sind und
deren charakteristische Färbungen hervorrufen. Man kann diese Farbstoffe vielfach durch
längeres Kochen der zerquetschten Pflanzenteile mit Wasser oder alkoholischer Salzsäure
herauslösen. Die Lösungen werden bei geringem Säurezusatz weinrot, bei schwachem
Laugenzusatz violett oder blau (FALBE, REGITZ (Hrsg.) 1992a).
19
Die Farbe des Rotweines setzt sich aus über 100 Verbindungen zusammen.
Hauptsächlich jedoch kommt die rote Farbe durch die Molekülgruppe der Anthocyanidine.
Anthocyanidine sind Aglykone, die bei der Gärung von Anthocyanen entstehen. Anthocyane
sind rot-blaue Farbträger, die in roten Trauben, aber auch in vielen roten Beeren oder Blüten
vorkommen. Fängt die Maische roter Trauben an zu gären, so spalten sich die Anthocyane
75
Ausnahme der Färbertraube ist der Saft aller Weinbeeren farblos) in den Schalen
lokalisiert. Erst mit der Alkohol-Bildung geht der Farbstoff in Lösung, weswegen die
Maische erst nach vier bis fünf Tagen gekeltert wird.
Die Gärung tritt durch die an der
Außenseite der Beeren haftenden Hefepilze
(Saccaromyces cerevisiae var. ellipsoideus,
pastorianus und die wilden schädlichen
Formen apiculatus, exiguus) freiwillig oder
nach vorheriger Pasteurisierung durch
Zusatz von Hefe-Reinkulturen ein. Und
verläuftt unter strürmischen Aufschäumen.
Der durch die Hefezellen getrübte Sauser
Anthocyanidin
(Federweißer, neuer Wein) wird in manchen
Gegenden gerne getrunken. Nach weiteren Fortschreiten der vier bis acht Tage
dauernden Hauptgärung wird fast der gesamte Zucker-Gehalt verbraucht. Die in
unlöslicher Form ausgeschiedenen Eiweiß- und Pektinstoffe bilden mit der Hefe den
als Weingeläger (Trub, Drusen) bezeichneten Bodensatz, von dem der Wein
abgezogen wird.
Der Wein wird in kühlen Kellern langsam nachgären lassen, wobei der
Restzucker noch vergärt (treiben). Bei diesem Vorgang entsteht ein zweites Geläger
das aus Hefe und Weinstein (Kaliumhydrogentartrat) besteht. Gleichzeitig entstehen
die Aromastoffe im Wein. Der nach völligem Abschluß der Gärung vorliegende
Jungwein wird in fest verspundete, ausgeschwefelte Lagerfässer abgefüllt, in denen
er (teilweise unter Belüftung) seine Reife erhält. Während dieser Zeit setzt die
sogenannte Kellerbehandlung des Weines ein, in dem die Beseitigung von Fehlern
durch die sogenannte Weinverbesserung stattfindet. Dazu gehört auch das
sogenannte Schönen von Wein (Kohleschönung: mit Aktivekohle gegen Geruchsund Geschmackfehler; Blauschönung: Entfernung von Metallionen z. B. Cu, Fe, Zn,
Spurenmetalle mit Kaliumhexacyanoferrat (II); Tannin-Schönung: Ausfällen von
Gerbstoffen mit Tannin) das durch den Gesetzgeber stark eingeschränkt ist. zum
enzymatisch in Glucose und Anthocyanidine. Anthocyanidine und Anthocyane haben beide
das gleiche chemische Grundgerüst des 2-Phenyl-benzo(b)pyran, an dem an den Stellen 3,
3´, 4´, 5, 5´, und 7 H-Atome substituiert sind. Das Anthocyan (Zucker) und das Anthocyanidin
(Nichtzucker) unterscheiden sich nur durch die Stelle R. Während am Anthocyan ein
Glykosidrest hängt, hängt beim Anthocyanidin an Stelle von R ein H-Atom.
Man kennt zur Zeit im Rotwein 22 Anthocyanidine, die sich durch unterschiedliche
Substitutionen der H-Atome durch Hydroxyl- und Methoxylgruppen an den Stellen R1, R2,
und R3 unterscheiden. Die am häufigsten vorkommende Anthocyanidine im Rotwein sind:
Cyanidin, Delphinidin, Paeonidin, Petunidin und das in hohen Mengen vorkommende
Malvidin. Alle Anthocyanidine zeigen ein Absorptionsmaximum zwischen 500 und 560 nm
und charakterisieren somit die rote Farbe von Wein (RUPP, 1998)
76
Schluß wird der luftbeständige, voll entwickelte Wein in Flaschen abgefüllt (FALBE,
REGITZ (Hrsg.) 1989).
In Deutschland wird Wein in 14 Weinbaugebieten kultiviert in denen ca.
102 000 ha der weltweit rund 8 800 000 ha Anbaufläche liegen (davon ca. 5 000 000
ha in Europa) (1989). Die Weinernte betrug 1989 weltweit 290.1 Millionen hl, in
Deutschland 13.2 Millionen hl. Der Durchschnittsertrag liegt bei ungefähr 1l/m3. Bei
hochwertigen Weinen, wie den Johann-Philipp-Bronner-Weinen, ist der Ertrag
geringer. Von 77 388 Weinbaubetrieben (1990) haben 54% eine Anbaufläche von
unter einem halben Hektar, ca. 15% bis ein Hektar, weitere 24% bis fünf Hektar.
Dabei werden viele Betriebe von Nebenerwerbslandwirten betrieben.
Das Aroma des Weines besteht aus ca. 600 bis 800 flüchtigen Komponenten
die folgenden Verbindungsklassen enstammen:
Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde, Ketone, Säuren, Ester, Lactone
Amine- und Acetamide, Schwefel-Verbindungen, Acetate, Ether, Furane,
Phenole und Epoxide.
Viele dieser flüchtigen Komponenten sind jedoch für das Weinaroma nahezu
bedeutungslos. Im Verlaufe der Alterung unterliegen die Aromastoffe erheblichen
Veränderungen. Das Aromapotential von Weintrauben kann eingeteilt werden in:
-
frei vorliegende, geruchsaktive Matabolite (z. B. Terpene, Pyrazine)
nichtflüchtige, und daher geruchlose Präkursoren (z. B. Glykoside,
Aminosäurekonjugate, Fettsäuren, Phenolcarbolsäuren)
geruchsaktive oder geruchslose Verbindungen, die aufgrund ihrer
Reaktivität im sauren Medium des Mostes oder Weines neue
geruchsaktive Verbindungen bilden (z. B. Polyole),
Eine große Rolle spielen dabei nicht flüchtige, geruchlose Präkursoren bei den
„neutralen“ Rebsorten. Sind die Moste der Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon und
Chardonnay eher geruchsarm, so besitzen die Weine ausgeprägte und
sortentypische Aromen, da bei der Weinherstellung geruchsaktive Verbindungen aus
ihren Präkursoren freigestzt werden. Das Verständnis für das sortentypische
Weinaroma ist von entscheidender Bedeutung. Alle Traubensorten haben prinzipell
die gleichen geruchsaktiven Verbindungen bzw. Präkursoren, jedoch in
unterschiedlichen Konzentrationen. Die Konzentration dieser Stoffe werden dabei
bestimmt durch.
77
-
-
genetisch fixierte Unterschiede in der Expression eines, oder mehrerer
Gene (z. B. Monoterpensythesen)
äußere Einflüsse auf den Primär- und Sekundärmetabolismus der
Weinpflanze (z. B. Bodenbeschaffenheit, Makro- und Mikroklima im
Weinberg, Weinbergbewirtschaftung)
oenologische Maßnahmen während der Weinherstellung (z. B. Maische –
Enzymierung) (W ÜST, 2003).
Eine kurze Auswahl flüchtiger Verbindungen im Wein zeigt (Tabelle 1).
Dazu gibt es noch nachteilige Veränderungen des Weines, die Aussehen,
Geruch oder Geschmack betreffen und durch chemisch-physikalische Reaktionen
oder durch Aufnahme fremder Stoffe hervorgerufen werden, die man als Weinfehler
bezeichnet. Gibt Wein auf Grund der Verarbeitung minderwertiger Rohstoffe oder
durch technologische Unzulänglichkeiten eine unharmonische Zusammensetzung
(unausgeglichenes Zucker/Säure-Verhältnis, fehlendes Bukett) liegt ein Mangel des
Weines vor. Typische Weinfehler sind der Braune Bruch (oxidative
Farbveränderungen gerbstoffreicher Weine) und die Kristalltrübung. Eine
Zwischenstellung zwischen Weinfehler und Weinkrankheit nimmt die als Böckser
bezeichnete, sowohl auf mikrobiologische als auch auf chemische Prozesse
zurückzuführende Schwefelwasserstoff-Bildung ein. Weinkrankheiten sind ebenfalls
nachteilige Veränderungen des Weines, die aber von Mikroorganismen verursacht
werden (z. B. Essigstich, Geranienton). Weinfehler und Weinkrankheiten werden in
Tabelle 2 aufgezeigt (FALBE, REGITZ (Hrsg.) 1992b).
Das Bukett vieler süßlich-blumiger Weißweinsorten wie Muskateller, Morio
Muskat, Gewürztraminer und Scheurebe wird durch Monoterperne geprägt. Die
häufigsten Monoterpene sind azyklische Alkohole und Polyole. Neben den
Monoterpenalkoholen Linalool, Neriol und Geraniol wurde mehrere zyklische Ether
und Lactone als potente Geruchsstoffe identifiziert. Eine besondere Bedeutung hat
hierbei Rosenoxid und Weinlacton mit Geruchsschwellenwerten im ppt-Bereich
(Nanogramm/Liter), wie in Tabelle 3 gezeigt wird.
Zu den freien geruchsaktiven Monoterpenen kommen auch an Zucker
gebundene Monoterpene (Glykoside) in großen Mengen vor. Die Glykoside sind
nicht flüchtig und damit geruchsinaktiv. Bei der Weinherstellung können sie jedoch
durch Behandlung mit Enzymen (Glykosidasen) freigesetzt werden und stellen ein
beträchtliches Aromapotential dar. Zwar ist der direkte Einsatz von
glykosidspaltenden Enzymen lebensmittelrechtlich nicht erlaubt, jedoch bewirken
Pekinasen, die zur Verbesserung der Filtreierbarkeit des Mostes eingesetzt werden
dürfen, diesen Nebeneffekt (W ÜST, 2003).
78
Tabelle 1: Flüchtige Verbindungen im Wein (FALBE, REGITZ (Hrsg.) 1992).
Verbindung
Methanol
1-Propanol
2-Methyl-1-propanol
1-Butanol
2-Methyl-1-butanol
3-Methyl-1-butanol
1-Hexanol
Ethylformiat
Methylacetat
Ethylacetat
Ethylpropionat
Propylacetat
Ethyl-2-methylpropionat
2-Methylpropylacetat
Ethylbutyrat
Ethyl-2-methylbutyrat
Ethyl-3-methylbutyrat
3-Methylbutylacetat
Ethylcapronat
Hexylacetat
Ethylacetat
Ethylcaprylat
Ethylcaprinat
Diethylsuccinat
2-Phenylethylacetat
Ethyllaurat
Ethylmyristat
Ethylpalmitat
Weißwein
(mg/l)
Rotwein
(mg/l)
38-118
9-48
28-170
1.4-8.5
17-82
70-320
3-10
0.02-0.84
0-0.11
4.5-180
0-7.50
0-0.04
0-0.60
0.03-0.60
0.04-1.0
0-0.02
0-0.04
0.04-6.10
0.06-0.60
0-0.63
3.80-15
1.10-5.10
0.90-3,50
0.01-0.80
0.20-5.10
0.10-1.20
0.10-1.20
0.10-0.85
43-222
11-52
45-140
2.1-2.3
48-150
117-490
3-10
0.03-0.15
0.08-0.15
22-190
0.07-0.25
0-0.08
0.01-0.08
0.01-0.08
0.01-0.20
0-0.08
0-0.09
0.04-0.15
0.06-0.13
0-0.60
9-17
1.0-6.0
0.60-4.0
79
Tabelle 2: Weinfehler und Weinkrankheiten (FALBE, REGITZ (Hrsg.) 1992).
Aroma-Note
grün
Kartoffelkeimton
Grüne Paprika,
krautig-grasig
Erdbeerton,
Johannisbeerton
Foxton
Geranienton
Mäuselton
Holzton
Kork-Muffton
Naphtalinnate
Essigstich
Milchsäurestich
Mannitstich
Böckser
Verursachende
Komponente(n)
Hexanal, Hexenale
3-Isopropy-2-methoxypyrazin
3-Isobutyl-2-methoxypyrazin,
Methoxypiperazin
2,5Dimethyl-4-methoxy-2,3dihydro-3-furanon,
2,5 Dimethyl-4-hydroxy-3 (2 H)
furanon
Anthranilsäuremetylester
2-Ethoxyhexa-3,5-dien
2-Ethyl-tetrahydropyridin,
2-Acetyl-tetrahydopyridin
3-Methyl-γ-octanolid
Methyl-tetrahydronaphthalin,
2,4,6-Trichloranisol
Sesquiterpene, gebildet vom
Penicillium roquefortii
1,1,6-Trimethyldihydronaphthalin
Essigsäure
Milchsäure
Milchsäure, 2-Butanol
Schwefelwasserstoff,
Tetrahydro-2-methylthiophen-3-ol
Weinfehler
Weinkrankheit
+
+
+
+
+
+(?)
+
+
+
+
+
+
+
+
+
80
Tabelle 3: Wichtige Terpene im Wein (W ÜST, 2003)
Aromastoff
Geruchseigenschaft
Geruchsschwellenwert
(η
ηg/l)
Linalool
blumiger Duft mit leichten
Akzenten von Gewürz und
Zitrone
feiner Rosenduft, leicht süß
frischer,
leichtpfaumiger,
rosiger Duft mit betonten
Citrusakzenten
kraftvoller, etwas wachsig
wirkender Duft
blumig-süßer Duft
süßlicher, kokusnussartiger
Duft
durchdringend
grüner,
grasartiger
Stängelduft;
erinnert an Rose und
Geranium
blumig-süßer, an Flieder
erinnernder
Duft
mit
leichtem Fichtennadeleinschlag
würzig-grüne, leicht blumige Geraniumnote
13
Geraniol
Nerol
Citronellol
Hotrienol
Weinlacton
Cis-Rosenoxid
α-Terpinol
Neroloxid
30
400
13
110
0.01
0.2
400
110
81
Colica Pictonum (Kolik der Einwohner von Poitou20) und das
Süßen von Wein
Vor über 300 Jahren entdeckte der Stadtphysikus Eberhard Gockel
(13.06.1636 Ulm - 1703 Ulm)21 aus Ulm die Ursache der colica Pictonum (GOCKEL,
1697). Diese Krankheit war in Deutschland unter der Bezeichnung Bauchgrimmen
bekannt. Sie beginnt mit einer äußerst schmerzhaften Kolik, zieht das zentrale
Nervensystem in Mitleidenschaft und endete früher häufig tödlich. Die Krankheit
wütete jahrhundertelang in vielen Teilen Europas und anderswo. Die Entdeckung von
20
„In Frankreich, in Poitiers, bemerkte man eine heftige Kolik von säuerlichen Weinen, so
wie in England vom Apfel=Most, welche daher Poitou=Kolik, Wein=Kolik,
Weinstein=Kolik, Oenagra, Colica Pictaviensis, Colica Pictonum und Damnoniorum, Fr.
Colique de Poitiers oder de Poitou, Engl. Mill-reek, genannt wird. Alle diese verschiedene
Arten kommen meistens mit einander überein“ (KRÜNITZ, 1773-1858).
21
„Eberhard Gockel, Arzt. 1636 in Ulm geboren, zuerst in Giengen später in Ulm habilitirt,
einer der eifrigsten und bekanntesten Anhänger der Chemiatrie in Deutschland, erfreute sich
eines großen Rufes als Heilkünstler, so daß er zum Leibarzte des Herzogs von Württemberg
ernannt wurde. Sein Todesjahr ist nicht bekannt. Ein Verzeichnis seiner Schriften, die von
Beweisen äußerster Leichtgläubigkeit, Geschmacklosigkeit und baarem Unsinn strotzen,
findet sich in Haller, bibl. Chir. 1. S.373 und Bibl. Med.-pract. III. S. 160“ (HIRSCH, 1879).
Eberhard Gockel wurde am 13. Juni 1636 in Ulm geboren. Sein Vater war der StadtPhysikus (u. a. während des 30jährigen Krieges), Johann Georg Gockel und dessen Frau
Maria Eberhardina. Der Großvater war Balthasar Gockel, der Schlachter lernte und von
seinem Stiefvater 1596 nach Ulm geschickt wurde, um Arithmetic zu lernen. Später machte
dieser eine angesehene Karriere innerhalb der Kirche. Mit 16 Jahren beendete Eberhard
Gockel die Schule in Ulm und studierte Medizin in Tübingen und Basel wo er 1656
promovierte und wurde im selben Jahr zum Arzt in Waiblingen ernannt. Fünf Jahre später
wurde er Physikus in Geisslingen, dann in Giengen, bevor er 1675 zum Stadtphysikus von
Ulm sowie Arzt von wenigstens fünf Klöstern in bzw. nahe der Stadt ernannt wurde. Er
heiratete 1656 Maria Barbara Ruoff, die Tochter eines angesehenen Arztes. Mit dieser hatte
Eberhard Gockel 18 Kinder (11 Mädchen, 7 Buben). Er war ein fleißiger, gelehrter und in
seiner Region hochangesehener Mann. Eberhard Gockel starb 1703 an einem ansteckenden
Fieber. Einer seiner Söhne, Christopher Erasmus Gockel, praktischer Arzt in Ulm starb am
selben Tag wie sein Vater im Alter von 41 Jahren (EISINGER, 1982, 1997).
Eberhard Gockel, der auch Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinischen Akademie der
Naturforscher war, schrieb über 100 Bücher, Traktate und Artikel. Er schrieb auch das Buch:
Tractus Polyhistoricus Magico-Medicus Curiosus, Oder ein kurtzer, mit vielen
verwunderlichen Historien untermengter Bericht von dem Beschreyen und Verzaubern. J. M.
Hagen, Frankfurt und Leipzig, 1717, 214 Seiten
Die Zauberey, wie sie der alte Kirchenlehrer Origines definiret, ist eine rechte Verführung des
Teuffels, ein Gespött des bösen Geistes, eine rechte Grundsuppen der Abgötterey,
Verblendung der Seelen, und Aergernuß der Hertzen... (Sie) wird von denen Zauberern,
welche durch einen absonderlichen Pact sich mit dem Teuffel und bösen Geistern verbunden
haben, unter allerhand verbottenen Mitteln und Ceremonien zuwegen gebracht und in das
Werck gerichtet, welche billich von allen rechtschaffenen Christen verbannet und verdammet
wird (S. 3 f.) Ab S. 154 folgt als "Mantissa oder Zugabe... Die Mylianische zusammen
gesammlete Geheime Artzney-Mittel Wider die zauberische Schäden und Kranckheiten,
Welches biß daher nur geschrieben in etlicher gelehrter Leute Händen verborgen gehalten..."
82
Eberhard Gockel führte 1696 zu einem der ersten Verbraucherschutzgesetze, dem
Edikt Herzog Eberhard Ludwigs von Württemberg22. In diesem wurde die
Verwendung von Bleizusätzen im Wein bei Todesstrafe verboten. Erst sehr viel
später konnte die Krankheit weitgehend ausgerottet werden (EISINGER, 1982, 1997).
Die frühesten Hinweise auf die
colica Pictonum stammt aus dem 6.
Jahrhundert n. Chr., in dem der
byzantinische Arzt Paul von Aegina
berichtete, dass sie in vielen Teilen des
Römischen Reiches verbreitet war. Die
typischen Krankheitssymthome der colica
Pictonum wurden in vielen wichtigen
medizinischen Abhandlungen geschrieben,
so etwa bei dem persischen Arzt und
Philosophen Avicenna (Abu ´Ali ibn Sina)
(um 980 in Afschana bei Buchara (heute
Sowjetrepublik Usbekistan in Mittelasien) 1037
in
Hamadan
(Persien),
bei
Paracelsus (lat. Pseudonym von [Philippus
Aureolus] Theophrastus Bombastus von
Hohenheim 10.11.1493 Einsiedeln (Kanton
Schwyz) - 24.09.1541 Salzburg) und
François Citois (1572 -1652). Mit dem
Aufkommen des Buchdrucks und durch die
Eberhard Gockel
starke Verbreitung medizinischer Abhandlungen wurde man seit dem 15. Jahrhundert über das Auftreten und den Verlauf der
colica Pictonum besonders gut unterrichtet.
22
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (18.09.1676 Stuttgart - 31.10.1733
Ludwigsburg; (der 10.) Herzog von Württemberg von 1692 - 1733). Dieser wurde mit 16
Jahren für volljährig erklärt und regierte als absolutistischer Herrscher seit 1693. Er heiratete
1697 Johanna Elisabeth von Baden- Durlach; doch schon bald wurde Wilhelmine von
Grävenitz die entscheidende Frau am Hofe. 1704 legte Eberhard Ludwig den Grundstein
zum Barockschloß Ludwigsburg, das so großartig wie Versailles werden sollte. Und er
gründete die Stadt Ludwigsburg, die nach ihm benannt wurde. Von 1701 bis 1714 erwarb
sich Eberhard Ludwig militärische Meriten im Spanischen Erbfolgekrieg. Er heiratete 1707
Wilhelmine von Grävenitz und lebte in Doppelehe; 1708 wurde die Ehe mit der Grävenitz für
nichtig erklärt und er lebte mit der verbannten Grävenitz bis 1810 in der Schweiz. Durch eine
Scheinehe legitimiert kam die Grävenitz 1811 wieder an den Hof. Der Hof zog 1724 von
Stuttgart nach Ludwigsburg um. Wohl auf Intervention von Wilhelm I. von Preußen kam es
endgültig zum Bruch mit der Grävenitz. Diese wurde auf Hohenurach zwei Jahre gefangen
gehalten und musste 1833 das Land verlassen.
83
Herzog Eberhard Ludwig
von Württemberg
Avicenna
Paul von Aegina
Paracelsus
Epedemien traten häufig bei Mitgliedern derselben Familie oder Mönchen
eines bestimmten Klosters auf. Die Epedemien wurden aber nur erkannt, wenn die
Symtome gleichzeitig bei mehreren Opfern auftrat. Blei ist ein Gift das kummulativ
wirkt. So trat die Krankheit gewöhnlich bei grösseren Gruppen nur dann auf, wenn
der Bleigehalt im Wein so hoch war, dass schon wenige Wochen nach dem Genuss
des Weines die Symptome auftraten. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert kam es in
vielen Ländern (Frankreich, Italien, Spanien, Böhmen, Mähren, Schweden, Holland,
England, Schlesien, Schweiz, Deutschland, Österreich) besonders häufig im Herbst
und im Gefolge kalter Sommer zu Epedemien. Zeitgenössische Ärzte machten die
sauren, herben Weine dieser Jahre für den Ausbruch der colica Pictonum
verantwortlich (EISINGER, 1982, 1997).
84
In den meisten medizinischen Berichten wurde den Therapiemöglichkeiten
ebensoviel Platz eingeräumt wie der Beschreibung der Krankheitssymtome und den
möglichen Ursachen. Eine wirkungsvolle Therapie wäre es gewesen die
Bleibelastung im Körper der Patienten zu reduzieren, indem man Medikamente
reicht, die die Bleiionen im Blut binden und ihre Ausscheidung erleichtern. Diese
Therapie ist aber erst seit kurzem bekannt. Die Therapien früherer medizinischer
Literatur trugen kaum dazu bei den natürlichen Ausscheidungsprozess von Blei aus
dem Körper zu beschleunigen. Veränderten sich die Symptome im Laufe der Zeit, da
das Krankenbild nicht stabil war, beanspruchten früher viele Ärzte eine geeignete
Behandlungsmethode gefunden zu haben. Dabei wurden katastrophale
Behandlungmethoden durchgeführt in dem Medizin gereicht wurde die selbst Blei
enthielt, oder die 18 Unzen Quecksilber, die einem amerikanischen Opfer der colica
Pictonum einen Tag bevor er starb verabreicht wurde. Zweifhaften Nutzen hatten
Aderlass, Abführ- und Brechmittel sowie Klistiere. Andere Ärzte die merkten, dass
die verfügbaren Therapien nutzlos waren, versuchten den Patienten die Ängste zu
nehmen und deren Schmerzen zu lindern (EISINGER, 1982, 1997).
In gängingen Nachschlagewerken der Medizin findet man heute zur
Bleivergiftung (ZETKIN, SCHALDACH, 1999):
„entsteht durch inhalative Aufnahme von bleihaltigen Dämpfen oder perorale
Aufnahme von Bleistäuben. Bei der seltenen akuten Bleivergiftung abdominelle
Symptome (Erbrechen, Bauchschmerzen, Obstipation), auch toxische Leber- und
Nierenschäden möglich. Chronische Vergiftungen (Saturnismus) mit vielfältiger
Sympthomie: Bleilkolorit (durch Anämie und Gefäßspasmen), graublauer Bleisaum
am
Zahnfleisch,
Polyneuropathie,
Enzephalopathie,
Bleikoliken
(durch
Gefäßspasmen und Obstipation), Hypertonie und Schrumpfniere werden heute nicht
mehr beobacht ... Chronische Bleivergiftung als Berufskrankheit anzeigepflichtig“.
Blei stört den Eiseneinbau in die roten Blutkörperchen. Die toxische Wirkung
des Bleis besteht in der Deaktivierung von bestimmten Enzymen, die eine Störung
des Porphyrinstoffwechsels der Blutbildung und der Funktion der Gefäßnerven
bewirken. Dadurch werden die betroffenen Blutkörperchen funktionsuntüchtig und
können keinen Sauerstoff aufnehmen. Der Mensch verspürt bei der Aufnahme von
mäßigen Mengen Blei anfangs eine Mattigkeit, bei Aufnahme größerer Mengen Blei
treten dann eine deutliche Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, unter Umständen
Kopfschmerzen oder Schwindel und Magen-Darm-Störungen hinzu. Erst bei
Aufnahme großer Mengen Blei, wie man es heute im Arbeitsleben nicht mehr
beobachtet, treten krampfartige Bauchschmerzen und Erbrechen auf sowie eine
85
Schädigung des zentralen und peripheren Nervensystemes. Im Endstadium nach
jahrelang höchster Bleibelastung beobachtet man auch Nierenversagen.
Auch der Komponist Ludwig van Beethoven (getauft 17.12.1770 Bonn 26.03.1827 Wien) scheint das Opfer einer Bleivergiftung (Wasser? Blei im Wein?,
Bleigeschirr?) geworden sein. Man liest (NN, 2005m):
„Ludwig van Beethoven litt
und starb nach Expertenmeinung
an einer Bleivergiftung und nicht an
Syphilis. Selbst der Verlust seines
Gehörs könnte nach Ansicht
amerikanischer Wissenschaftler mit
dem extrem hohen Bleigehalt in
seinem Körper zu erklären sein.
Analysen einer Haarlocke, die dem
Komponisten 1827 unmittelbar
nach seinem Tod abgeschnitten
worden war, zeigten jetzt das
Hundertfache des heute normalen
Bleiwertes. Das Bonner Beethovenhaus wies am Mittwoch darauf hin,
dass den Untersuchungsergebnissen frühere Studien vorausgingen.
Es gebe "zwei Meter" Bücher über
Beethovens
Krankheiten
und
Ludwig van Beethoven (1823)
Todesursachen, die vor allem auf
Beethovens eigene Äußerungen in Briefen sowie auf dem Obduktionsbericht fußen.
Eine Haaranalyse sei nun erstmals vorgenommen worden.
Beethoven war als 56-Jähriger qualvoll gestorben. Er hatte seit Beginn seiner
[18]20er Jahre unter schweren Leibschmerzen gelitten und war für seine extremen
Stimmungsschwankungen bekannt. Diese Symptome decken sich voll mit der
Diagnose einer Bleivergiftung, die das Argonne National Laboratory in Argonne (USStaat Illinois) und das McCrone Forschungsinstitut in Chicago jetzt übereinstimmend
stellten.
Entgegen den Erwartungen fanden beide Analysen nur verschwindend
geringe Spuren von Quecksilber. Damit steht nach Ansicht der Forscher fest, dass
Beethoven nicht an Syphilis litt, wie in den vergangenen drei Jahrzehnten in vielen
musikhistorischen Dokumenten vermutet worden war. Quecksilber-haltige Salbe
86
wurde lange Zeit gegen Syphilis eingesetzt. Ebenso deckte die vierjährige
Untersuchung des Haars keine Rückstände von Opium oder anderen
Schmerzmitteln auf, die Beethoven das schmerzvolle Ende erleichtert hätten. Woher
die schwere Bleivergiftung stammt, lässt sich derzeit noch nicht genau festlegen,
heißt es weiter. Eine Möglichkeit sehen die Wissenschaftler darin, dass der
Komponist von jungen Jahren an in Kurorten das Wasser heißer Quellen getrunken
hatte. Beethoven selbst rätselte über die Ursache seines Leidens und bat seine
Brüder als etwa 30-Jähriger, ihr nach seinem Tod auf den Grund zu gehen.
„Die Haarlocke, die jetzt das überraschende Ergebnis von Beethovens
Krankheit brachte, war 1994 von vier Mitgliedern der Amerikanischen BeethovenGesellschaft bei einer Auktion von Sotheby´s in London zum Preis von 7 300 Dollar
(damals rund 12 000 Mark) erworben worden. Für die Analyse standen insgesamt
422 Haare mit einer Länge von jeweils sieben bis 15 Zentimetern zur Verfügung“.
Man liest noch dazu (NN, 2005n):
Ein Bewunderer hatte dem Komponisten am Tag nach seinem Tod im Jahr
1827 das Haarbüschel abgeschnitten. Heute gehört es zwei US-Fans. Das Ergebnis
der chemischen Analyse passt laut Walsh zur Leidensgeschichte des Musikgenies.
"Beethoven lief von Arzt zu Arzt, auf der Suche nach einer Therapie für seine
Leiden", sagte der Forscher. Die Verdauungsschwierigkeiten des Komponisten,
seine chronischen Bauchschmerzen, seine Reizbarkeit und seine Depressionen
seien allesamt durch die Bleivergiftung erklärt. Das Trinkwasser in Wien, wo der
Musiker in seinen letzten Lebensjahren lebte, war stark bleihaltig und wurde oft aus
Bleitassen getrunken. Eine Bleivergiftung wirkt sich langfristig auf das zentrale
Nervensystem und den Verdauungstrakt aus.
Nach Beethovens Tod hatte der junge Musiker Ferdinand Hiller seinem Idol
ein 15 Zentimeter langes Büschel mit 582 Haaren abgeschnitten. Das
Erinnerungsstück wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde es dem dänischen Arzt Kay Fremming als Dank für seine
Bemühungen um die Rettung der Juden vor den Nazis geschenkt. Nach Fremmings
Tod wurden die Haar versteigert. 1994 wurden sie von den beiden BeethovenBewunderern Ira Brilliant und Alfredo Guevara erworben, welche die chemische
Analyse initiierten“.
87
Wie jedoch gelangte das Blei in den Wein?
Bis in das antike Rom läßt sich die
Sitte verfolgen, Wein derartig zu behandeln.
Das starke Weintrinken wurde erst mit der
Kaiserzeit gesellschaftsfähig, davor verdünnte man den Wein mit Wasser. Parallel
zu Handel und Verbrauch nahm auch das
Verfälschen des Weins zu. Die Tatsache,
dass es weder Glasflaschen noch Korken
und vor allen Dingen keine sterilen
Bedingungen während der Gärung und
Lagerung gab, machte die Verwendung
eines Konservierungsmittels notwendig.
Benutzen die Griechen dafür Zusätze auf
Harzbasis (der Retsina ist ein Nachfolger
dieser Weine), bedienten sich die Römer mit
einem Sirup, den sie sapa defrutum oder
caroenum nannten. Diesen Sirup stellte sie
her, in dem sie Traubenmost in bleiernen
Kesseln eindickten23. Sapa hat eine
Gaius Plinius Secundus der Ältere
angenehme Farbe, riecht gut und schmeckt
süß und war in der Tat ein wirkungvolles Konservierungsmittel. Der hohe Bleigehalt
ist dafür verantwortlich, dieser hält den biologischen Zersetzungsprozeß auf. Stellt
man den Sirup nach Rezepten von Columella24 oder Plinius25 her, so erhält man
23
Dabei entsteht Blei (II)-acetat (Bleizucker), welches farblose, süßlich schmeckende, wasserlösliche monokristalline Kristalle bildet.
24
Der in der spanischen Stadt Gades (heute Cádiz) geborene Lucius Junius Moderatus
Columella wurde wahrscheinlich um die Zeitenwende geboren und diente als Offizier des
römischen Heeres in Syrien . Er gilt als einer der wichtigsten römischen Autoren über den
Weinbau. Columellas bekanntestes Werk „De re rustica“ (von den ländlichen
Angelegenheiten) schrieb er 60 bis 65 n. Chr.
25
Gaius Plinius Secundus der Ältere wurde in der von Caesar zur Kolonie erhobenen
Kleinstadt Novum Comum (Como) am Lacus Larius (Lago di Como) Ende 23 oder Anfang 24
n. Chr. geboren. Seine Familie besaß Landgüter und zählte zu den Rittern. Er wird in
Abgrenzung zu seinem Neffen mit gleichem Namen "der Ältere" genannt. Dieser, der Sohn
seiner Schwester, hatte früh den Vater verloren und sein Onkel Gaius Plinius Secundus
adoptierte ihn in seinem Testament, woraufhin er den Namen seines Adoptivvaters annahm.
Um eine Verwechslung auszuschließen, wird allgemein von Plinius dem Älteren und Plinius
dem Jüngeren gesprochen.
Erst Offizier, dann kaiserlicher Prokurator und Befehlshaber der Flotte von Misenum (hier 79
beim Ausbruch des Vesuv umgekommen) Er entfaltete eine umfassende schriftstellerische
Tätigkeit von der nur seine „Historia naturalis“ (Naturgeschchte) in 37 Bänden erhalten ist.
88
einen dunkelbraunen, wohlschmeckenden Sirup von der Konsistenz dünnflüssigen
Honigs. Je nach der Intensität der Hitzezufuhr, dem Säuregehalt des Mostes und der
Größe und Form des Kesseks schwankt der Bleigehalt etwas. Doch muss die
römische sapa circa ein Gramm Blei pro Liter enthalten haben, wobei das
Mischungsverhältnis für die Giftigkeit eines mit sapa versetzten Weines entscheidend
war. Nach Columella, der selbst große Landwirtschaften betrieb und dazu Angaben
macht, haben seine Weine etwa 20 Milligramm Blei pro Liter enthalten. Die heutige
Medizin geht davon aus, dass bereits 0.5 Milligramm Blei pro Tag zu chronischer
Bleivergiftung führt (EISINGER, 1982, 1997).
Lucius Lunius Moderatus
Columella
Die Rezepte der Rezeptur für die Zubereitung von
sapa wurde von den Winzern und Weinhändlern von
Generation zu Generation weitergegeben, konnte man in
schlechten Jahren doch die Säure und Herbheit des
Weines gut damit übertünchen. Das Buch „De agricultura“
von Columella26 erreichte zwischen 1491 und 1769
mindestens sechs Auflagen, sowohl in Latein und
Deutsch. Es gab jedoch einige veröffentlichte Rezepte die
einen noch höheren Bleianteil im Wein hatten. In einem
englischen Kochbuch stand Ende des 18. Jahrhunderts:
„Gebe ein Pfund geschmolzenes Blei in klares Wasser,
halte das Faß gut warm und verschließe es fest“. Noch
um 1884 wird aus saumur in Frankreich berichtet,
dass dort wein durch zusatz von Bleikugeln gesüßt
wurde (EISINGER, 1982, 1997).
Edward Walter Maunder
Der Ausbruch der colica Pictonum im 17.
Jahrhundert in vielen Teilen Europas, wurde durch
eine Reihe von Umständen beigetragen. In
Schwaben zeigten die Epedemien, die zu Ende
des Jahrhunderts vorkamen, exemplarisch den
engen Zusammenhang auf, der zwischen der
Krankheit und bestimmten sozialen, wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen
bestand. Im 15. Jahrhundert hatte in Süddeutsch-
Dies ist ein Kompendium des gesamten naturwissenschaftlichen Wissens seiner Zeit (aus
fast 2 000 Büchern von etwa 470 griechischen Autoren zusammengetragenes Wissen), da
kritiklos gesammelt und unplanmäßig angeordnet mehr als Materialsammlung anzusehen.
Es bildete dennoch die Grundlage des naturgeschichtlichen Wissens im Mittelalter.
26
Lucius Lunius Moderatus Columella, De agricultura libri XII (12 Bücher über die
Landwirtschaft). Edition, deutsche Übersetzung und Kommentierung von Will Richter und
Rolf Heine, 3 Bde., (Artemis-Verlag) München 1981.
89
land der Wein das Bier als beliebtetes Getränk abgelöst. So gab es iim 16.
Jahrhundert gute bis ausgezeichtete und gewaltige Weinernten, mit entsprechend
niedrigem Preis. Dies änderte sich jedoch im folgenden Jahrhundert grundlegend. Es
spricht einiges dafür, dass es zwischen 1645 und 1715 kaum Sonnenflecken gab
(das sogenannte Maunder-Minimum27), und die dadurch in der Stratosphäre
verursachten Veränderungen in vielen Regionen für das seit tausend Jahren kälteste
Wetter verantwortlich waren. Die Weinernten fielen in Frankreich und Deutschland in
der letzten Dekade des 17. Jahrhunderts so gering aus wie kaum zuvor und
entsprechend stiegen die Weinpreise.
Zusätzlich wurde die Lage in Deutschland durch eine Reihe harter Kriege
verschärft. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) litten die Bauern unter allen
Kriegsparteien, viele Städte wurden zerstört. In den 16(90)er Jahren wurde die Pfalz
und Württemberg von den Armeen Ludwig XIV. belagert und erheblich zerstört
(Pfälzischer Erbfolgekrieg28), so auch Wiesloch in der Johann Philipp Bronner später
27
„Als Maunderminimum werden die Jahre von etwa 1645 bis 1715 bezeichnet, während
derer die Sonnenfleckenaktivität sehr gering war. Sie ist nach dem Astronom Edward Walter
Maunder (1851 - 1928) benannt, der die geringe Anzahl der Sonnenflecken jener Periode im
Nachhinein erkannte. Sonnenflecken waren erst kurz vor dem Maunderminimum erstmals
systematisch beobachtet worden, so dass zu jener Zeit noch keine Erwartungen bezüglich
ihrer Häufigkeit gemacht werden konnten; nur im Nachhinein ließ sich erkennen, das der
Zustand seit 1715 sich signifikant von dem zwischen 1645 und 1715 unterscheidet. Das
Maunderminimum fiel mit den kältesten Jahren der „kleinen Eiszeit“ zusammen, während der
in Europa und Nordamerika viele sehr kalte Winter auftraten. Aufzeichnungen aus anderen
Teilen der Welt sind leider nicht detailiert genug, um diese Aussage zu verallgemeinern. Es
wird vermutet, dass eine kurzzeitige Expansion der Sonne mit einer gleichzeitigen
Verlangsamung ihrer Rotation das Maunderminumum verursacht habe. Die tieferliegende
Ursache ist allerdings unbekannt. Ob eine kausale Ursache zwischen der Sonnenaktivität
und dem Erdklima gibt wird von Wissenschaftlern unterschiedlich bewertet. Die Frage ist, ob
die geringen Änderungen (vermutlich 0.15-0.4%) der Sonnenaktivität ausreichen, die
Klimaveränderungen zu erklären. Insbesondere in der politischen Auseinandersetzung um
die Frage der menschenverursachten globalen Erwärmung durch Treibhausgase
(Kohlendioxid, Methan, u. a.) hat diese unterschiedliche Bewertung weitreichende
Konsequenzen für die Menschheit“ (NN, 2005f).
28
Der Pfälzer Erbfolgekrieg (Orléansscher Krieg) fand von 1685 bis 1697 statt. Es war der
dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. von Frankreich (05.09.1638 Saint-Germain-en-Laye 01.09.1715 Versailles; König von Frankreich 1643 bis 1715), der für seine Schwägerin, die
pfälzische Prinzessin Elisabeth Charlotte (Liselotte) von Orléans (Liselotte von der Pfalz
geboren 27.05.1652 Heidelberg - 08.12.1722; verheiratet 1671 mit Herzog Philipp I. von
Orléans, Bruder von König Ludwig XIV.), Ansprüche auf Teile der Pfalz erhob, als deren
Bruder Kurfürst Karl im Jahre 1685. Ihm traten der deutsche Kaiser Leopold I. (09.06.1640 05.05.1705 Wien; Kaiser von 1658 bis 1705), England, Holland, Spanien und Sardinien
entgegen. Ludwig XIV. ließ 1689 die Pfalz verwüsten. Der französische Marschall François
Henri de Montmorency-Bouteville, Herzog von Luxembourg (1628 - 1695) siegte in den
Niederlanden wiederholt über die Verbündeten (Fleurus 1. Juli 1690; Steenkerken 3. August
1692; Neerwinden 29.Juli 1693). Die Franzosen verloren jedoch die Seeschlacht bei La
Hougue (29. Mai 1692) gegen die englisch-holländische Flotte. Im Frieden von Rijswijk 1697
90
lebte. Die umherziehenden Heere vergrößerten die Nachfrage nach Wein, in einer
Zeit als die Ernten besonders gering ausfielen. Dadurch wurde der Anreiz besonders
geschürt, die wetterbedingt sauren Jahrgänge zu „verbessern“. Man klagte in den
Zentren des Weinhandels, dass die einst berühmten Neckarweine so viel Tode auf
dem Gewissen hätten, dass die Nachbarstaaten ihren Verkauf verboten. Der Verkauf
von Wein aus Württemberg nach Bayern kam vollständig zum erliegen und wurde
erst 1732 wieder aufgenommen. Bayern verpflichtete sich vertraglich zur Abnahme
von jährlich 2 000 Eimern29 württembergischen Wein, während im Gegenzug das
Herzogtum Württemberg versprach, ausschliesslich seinen Salzbedarf in Bayern zu
decken (EISINGER, 1982, 1997).
Ludwig der XIV. von Frankreich
Der württembergische Herzog Eberhard
Ludwig interessierte sich lebhaft für die
Kontroversen um das „Verbessern“ von Wein, da der Weinhandel für ihn eine
wichtige Einnahmequelle darstellte. Ärzte wie der Stadphysikus von Heidenheim
oder Göppingen befürworteten die Verwendung von Bleiweiß30, während Eberhard
Liselotte von der Pfalz
gab Frankreich seine rechtsrheinischen Eroberungen zurück; es verzichtete auf die Pfalz,
behielt aber das Elsaß und Straßburg.
29
Ein württembergischer Eimer entsprach 300 Litern.
30
Bleiweiß; basisches Bleicarbonat (2PbCO3 · Pb(OH)2). Wasserunlösliches, schweres
Pulver, giftig. Bleiweiß ist zwar lichtbeständig, wird jedoch an der Luft nach längerer Zeit
infolge Schwefelwasserstoff-Einwirkung allmählich gelblich bis bräunlich und ist gegen
Säuren und Alkalien nicht beständig (FALBE, REGITZ (Hrsg.) (1989c)
91
Gockel, der als Nachfolger seines Vaters31 Stadtphysikus in Ulm wirkte, dies
ablehnte.
Die wirklich wichtigste der über
100 Veröffentlichungen von Eberhard
Gockel war die Arbeit „De vini acidi per
acetum lithargyri cum maximo bibentium
damno dulciticatione“ (GOCKEL, 1697a)
(„Über das Süßen von saurem Wein mit
Bleiweiß und den großen Schaden für
die, die ihn trinken“). In dieser Schrift
äußerte sich Gockel zu der 1694 in zwei
Ulmer Klöstern ausgebrochenen Epedemie der colica Pictonum. Als Begründung, dass einige Händler ihren
Wein mit Bleiweiß versetzten nannte er
Plünderungen „durch die raffgierigen
Georg Agricola
Franzosen“ sowie Schwierigkeiten, für
die wetterbedingt sauren und herben Weine Käufer zu finden. Gockel machte eigene
Versuche und hatte festgestellt, dass der Zusatz von Bleiweiß innerhalb von wenigen
Minuten den „schlechtesten und sauersten Wein“ zum „besten und lieblichsten Wein“
machte, eine Verbesserung die mehrere Monate anhielt. Durch Versuche konnte er
aber auch nachweisen, wie sich ein derartiger Betrug nachweisen ließ, in dem er drei
bis vier Unzen Wein mit zehn bis zwölf Tropfen Schwefelsäure versetzte und eine
weiße Ausscheidung (unlösliches Bleisulfat) ausfiel.
Außer in Latein verfaßte Eberhard Gockel seine Abhandlung auch in einem
populärem Bericht über die „Ulmer Epedemie“ (GOCKEL, 1697b). In dieser drückte er
seine Bewunderung für Samuel Stockhausen32 aus. Dieser kann wohl als erster
31
Der Vater von Eberhard Gockel, Johann Georg Gockel, der ebenfalls Stadtphysikus in Ulm
und Vorgänger seines Sohnes war, hatte im Dreißigjährigen Krieg Epedemien der colica
Pictonum erlebt und darüber mit seinen Kollegen korrespondiert (EISINGER, 1982, 1997).
32
„Der in Goslar tätige Bergarzt Samuel Stockhausen geht im Jahre 1656 auf Grund eigener
Beobachtungen spezifischer auf die Gefahren durch Blei im Bergbau ein. Die Erze wurden in
zum Teil wassergetrienenen Pochwerken wohl unter erheblicher Staubentwicklung
zerkleinert und dann auf sogenannten Röststadeln ausgeschmolzen. Waren diese Stadel
überdacht, um den Betrieb auch bei Regen und im Winter zu gewährleisten, kam es zu
erheblicher Rauchentwicklung, insbesondere wenn der Wind die Entlüftung behinderte.
„Diese Räuche sind dick, gelblich, süßlich, ähnlich Honig“ (nach Stockhausen).
Bleiverunreinigungen oder die absichtliche Zugabe von Blei, um das Silber leichter
abzuscheiden, führten nach Stockhausens Beobachtungen zu einer Symptomatik, die schon
von Agricola (AGRICOLA, 1556) „Hüttenkatze“ oder „morbus metallicus“ genannt wurde. Es
handelt sich um schmerzhafte Darmkoliken, Krämpfe sowie Lähmungen (Fallhand) und
Kachexie. Stockhausen erkennt auch, daß es sich bei der Hüttenkatze um diesselben
92
Arbeitsmediziner bezeichnet werden, der 40 Jahre zuvor über eine bei den
Bergarbeitern häufig vorkommende Krankheit berichtete und erkannte, dass
diejenigen Arbeiter welche dem Bleidampf oder Bleistaub ausgesetzt waren an der
sogenannten Hüttenkrätze erkrankten (STOCKHAUSEN, 1656). Gockel war überzeugt
davon, dass die zu seiner Zeit wütende Epedemie ebenfalls eine Bleivergiftung
zugrunde lag (EISINGER, 1982, 1997).
In zwei Ulmer Klöster beobachtete Gockel dieselben Symptome wie sie
Stockhausen beschrieben hatte. Unter seinen Patienten befand sich auch der Prälat
des Deutschritterordens und Hausherr im Deutschen Haus in Ulm, Graf Franz
Ludwig Leibelfingen. Dieser, der Ordensekretär, der Kaplan und der Bedienstete des
Kaplans zeigten alle diesselben Symptome und starben während der
Weihnachtsfeiertage des Jahres 1694, wenige Monate nach Ausbruch der Krankheit.
Zu dieser Zeit war die Ursache der Krankheit noch unbekannt, Gockel gab im ersten
Bericht zu dieser Zeit auch keine an. Jedoch ist zu erkennen, dass Gockel die bis
dahin gültige, auf Hippokrates33 und Galen34 zurückgehende „Theorie der
Phänomene handelt, die schon Dioscurides, Aëtius und Avicenna als Koliken „ex minerali
causa“ bezeichneten. Er rügt: „Die Arbeiter essen und trinken im Winter auch in den Hütten
und Arbeitsräumen und erkranken“(nach Stockhausen). Neben den Bleidämpfen wurde also
auch der Bleieintrag durch kontaminierte Nahrung bereits im 17. Jahrhundert erkannt“
(SCHÜMANN, 1995)
33
Hippokrates von Kos (um 460 v. Chr. auf der Insel Kos - um 370 v. Chr. Larissa
(Thessalien). Berühmtester Arzt des Altertums, gilt als „Vater der Heillkunde“ und Begründer
der Medizin als empirische Wissenschaft. Hippokrates legte großen Wert auf exakte
Beobachtung und Beschreibung der Krankheitssymtome, auf die Prognose und
entsprechende prophylaktische Maßnahmen. Gesundheit und Krankheit wird von der
Hippokratischen Schule im humoralpathologischen Sinne charakterisiert, d. h. als
Gleichgewicht bzw. Ungleichgewicht von Körpersäften (Blut, Schleim, gelbe und schwarze
Galle), die aber auch durch äußere Faktoren beeinflussbar sind. Die hohe ethische
Auffassung des Arztberufes von Hippokrates und die Löslösung von der mytischen
Heilkunde zur wissenschaftlich orientierten Medizin führte zum „Eid des Hippokrates“. Unter
seinem Namen kennt man über 60 überlieferte Schriften, die aber nur zum Teil Hippokrates
zuzuordnen sind (FREUDIG, GANTER (Hrsg.), 1996).
34
Claudius Galen (Galenos, Galenus) (um 129 Pergamon - um 199 Rom). Bedeutenster Arzt
der römischen Periode der Antike. Praktizierte ab 158 als Gladiatorenarzt in Pergamon. Ab
161 praktitierte er in Rom wo er durch Vorlesungen und therapeutische Erfolge schnell
berühmt wurde. Er wurde Leibarzt von Marcus Aurelius und Lucius Aurelius Versus. Galen
verband Anatomie und Physiologie des Aristoteles mit der „Körpersaftlehre“
(Humoralpathologie) und den diagnostischen Fähikeiten Hippokratiker in seinen
Betrachtungen. Damit schuf er ein ganzheitliches System in der Medizin, welches bis ins 17.
Jahrhundert wirkte. Galen verfaßte über 400 medizinische und teils philosophische Schriften.
Bis in die Neuzeit bezeichnete man die empirisch nach Vorschriften hergestellten
zusammengesetzten Arzneien als „Galenische Arzneimittel“. Die aus Grund-, Wirk- und
Hilfsstoffen hergestellte Arzneizubereitung (Galenika) und die Formgebung und
technologische Prüfung der Arzneimittel (Galenik) trägt Galens Namen. Die Begriffe
„Galenik“ oder „Galenische Pharmazie“ hören sich recht antik an, werden aber noch heute im
Sprachgebrauch verwendet. In der pharmazeutischen Industrie werden diese Begriffe für
den Bereich der Arzneiformung angewendet. An den Universitäten dagegen spricht man
93
Temperamente“, wonach die Mischung der „Körpersäfte“ einen entscheidenden
Einfluß auf die unterschiedliche Veranlagung des Menschen hat, in Frage stellte. Es
war zu jener Zeit nicht ungewöhnlich die Ursache der Krankheit nicht zu kennen.
Beide, Ärzte und Patienten gaben sich meist damit zufrieden, die Ursachen in den
„Temperamenten“ zu suchen (EISINGER, 1982, 1997).
Hippokrates von Kos
Claudius Galen
Im Augustiner-Kloster Wengen hatte Gockel gesehen, dass die Krankheit bei
seinen Patienten etwa zur gleichen Zeit ausbrach, obwohl diese unterschiedliche
geben müsse. Als auch Franziskanermönche aus Ehingen, die im deutschen Haus
die Messe gelesen hatten krank geworden waren, nachdem sie mehrere Tage lang
denselben Wein getrunken hatten wie ihre Gastgeber, richtete sich sein Verdacht auf
den Klosterkeller. Nach Rückkehr in ihre Klöster hatten sich diese allerdings wieder
vollständig erholt. Auch fiel Gockel auf, dass die Mönche die keinen Wein tranken
auch nicht krank wurden. Zur Versorgung seiner Patienten besuchte Gockel diese
allabendlich im Kloster, wobei ihm immer ein Glas Wein angeboten wurde. Er erlitt
bald grässliche Koliken und bekam hohes Fieber, das er ein halbes Jahr nicht los
wurde. Durch diese Erfahrung wurde sein Verdacht erhärtet. Bei dem Besuch im
Weinkeller wurde der Verdacht bestätigt, er förderte aus einem der Weinfässer ein
klebriges Sediment zutage. Der Wein stammte von einem Göppinger Händler und
heute von der „Pharmazeutischen Technologie“. Darunter versteht man eine eigenständige
Fachdisziplin und wird im angelsächsischen Raum auch mit dem Begriff „Pharmaceutics“
umschrieben und ist dort Mittelpunkt der pharmazeutischen Ausbildung (FREUDIG, GANTER
(Hrsg.), 1996).
94
von diesen erhielt Gockel ein Rezept, das den römischen Rezepturen sehr ähnlich
war, wobei der Bleianteil im Wein bei etwa 70 Milligramm pro Liter führte (EISINGER,
1982, 1997).
Augustiner-Chorherrenstift St. Michael zu den
Wengen. Gründungsrelief über dem ehem.
Hauptportal.
Bis auf Karl den Großen gehen
Gesetze zurück, die sich gegen das
Verfälschen von Wein richteten. Trotz
Erhöhung der Strafen zeigte sich die
Schwierigkeit Weinpanschern auf die
Schliche zu kommen, da man nicht
genau wußte was dem Wein zugesetzt
wurde. Neben Blei konnten dies auch
Kalk, Quecksilber, Arsen, Schwefel,
Speck, Senf und andere Kräuter sein,
die verläßlichen Analysenmethoden
fehlten. Da auch Bleiverbindungen in
der Medizin angewendet wurden, kann
man davon ausgehen, dass Blei als
nicht gesundheitschädlich angesehen
wurde.
Ulm (um 1890)
95
Das Panschen von Wein war in
Ulm, einem wichtigen Handelszentrum
für Weine vom Neckar, dem Elsaß und
dem Rheintale schon lange vor Gockels
Wirken ein Problem gewesen. Deshalb
hatte die Stadt 1487 angeordnet, dass
jeder Wirt schwören müsse, dass nur
reiner Wein eingeschenkt wurde. Weder
er noch seine Frau oder Angestellte
durften eine Reihe von Zusätzen
zufügen, darunter wurde auch „Bleiweiß“
aufgeführt. Ein kaiserliches Edikt von
1497 besagte, dass es verboten sei
Weinen u. a. „Bleiweiß“, Kalk und Milch
zuzufügen. Das von Herzog Eberhard
Ludwig am 10. März 1696 erlassene
Gesetz, war aber das erste, in dem
ausdrücklich der Zusatz von Blei
verboten war. Die Händler die trotzdem
Wein mit Blei verfälschten, sowie alle die
derartige Verstöße nicht meldeten,
wurden mit dem „Verlust von Leben, Ehre
Buch über die Bleikrankheit und ihre Heilung
von Louis Bochardt, Arzt in Heilbronn (1825) und Vermögen“ bedroht. Weiterhin wurde
angeordnet,
dass
alle
Ärzte
in
Württemberg und die benachbarten Staaten über die Gefahr von Bleizusätzen im
Wein informiert wurden.
Der Zusatz von Blei und Bleiprodukten im Wein ging in den Folgejahren zwar
zurück hörte aber nicht auf. Wenige Jahre nach dem Edikt von 1696 wurde der Küfer
Johann Ehrni aus Esslingen für schuldig befunden seine Weine mit Bleiweiß zu
frisieren, und wurde öffentlich in Stuttgart hingerichtet.
Die analytische Verfahren Blei im Wein nachzuweisen verbesserten sich
allmählich, aber erst in den (17)50er Jahren erließen einige deutsche Städte und
Staaten, wie Trier, Hessen, die Pfalz und Baden, dem Vorbild Württembergs, Blei im
Wein per Gesetz zu verbieten. Bei Zuwiderhandlungen drohten Gefängnis- und
Todesstrafen (EISINGER, 1982, 1997).
Das Süßen des Weines mit Blei und Bleiverbindungen verschwand erst ganz
mit der industriellen Zuckerproduktion aus Rüben.
96
Zuckerherstellung aus Rüben
Als Andreas Sigismund Marggraf35 1747 den Zuckergehalt in Pflanzen (weiße
Mangold, Zuckerwurzel, rote Rübe) entdeckte und sein Schüler Franz Karl Achard36
35
Andreas Sigismund Marggraf (03.03.1709 Berlin - 07.08.1782 Berlin). Als Sohn eines
Apothekers (Hofapotheker Henning Christian Marggraf) beschäftigte sich Marggraf schon in
jungen Jahre unter Anleitung seines Vaters mit der Chemie und Pharmazie. Er studierte am
Collegium medico-chirurgicum in Berlin, in Straßburg Chemie und Physik, in Halle Medizin
und in Freiberg Metallurgie. Er machte nach Abschluss des Studiums eine Studienreise
durch Deutschland um Berg- und Hüttenwerke kennen zu lernen. 1735 kehrte er nach Berlin
zurück und wurde bereits drei Jahre später Mitglied der Königlichen Preußischen Societät
der Wissenschaften. Marggraf wurde 1760 Direktor der Physikalisch-Mathematischen
Klasse, der inzwischen umbenannten Königlichen Akademie der Wissenschaften.
Margraf war ein vielseitiger Forscher und machte bei seinen experimentellen Arbeiten eine
Reihe wichtiger Entdeckungen. Er beschrieb 1743 eine verbesserte Methode zur Gewinnung
von Phosphor aus Harn, mit Bleioxichlorid, Sand und Kohle, die damals eine große
Bedeutung erlangte. 1745 stellte er erstmals Kaliumcyanid her und erkannte dessen lösende
Wirkung auf Metallsalzniederschläge. 1746 entwickelte Marggraf ein Verfahren zur
Zinkgewinnung, in dem er unter Lutftabschluß Galmei mit Kohlepulver reduzierte. 1747
entdeckte er die Möglichkeit Rohrzucker aus verschiedenen Pflanzen (Mangold,
Zuckerwurzel, rote Rübe) zu gewinnen. Zur Beobachtung der Zuckerkristalle führte er das
Mikroskop im chemischen Laboratorium ein. Er publizierte 1749 sein wohl bedeutentste
Veröffentlichung „Expériences Chymiques faites dans le dessein de tirer un véritable sucre
de diverses plantes, qui croissent dans nos contrées“ („Chymische Versuche einen wahren
Zucker aus verschiedenen Pflanzen, die in unseren Ländern wachsen, zu ziehen“). Mit
diesen Arbeiten schuf Marggraf die wissenschafliche Basis für die spätere Zuckerindustrie.
1751 wandte er das gelbe Blutlaugensalz als Reagens auf Eisen an. Zur analytischen
Trennung von Gold, Silber, Queckselber, Zink und Bismut setzte er Alkalien ein. Durch
intensive Beschäftigung mit Naturstoffen machte Marggraf viele Entdeckungen. 1749 stellte
er Ameisensäure aus Ameisen durch Destillation her, 1759 Gewinnung von Mochus aus
Bernsteinöl und Salpetersäure, Isolierung der Silber- und Quecksilbersalze der Essig-,
Citronen-, Wein-, und Oxalsäure (1761) und Gewinnung von Krapplack mittels Tonerde
(1771). Er entwickelte neue analytische Nachweisverfahren mittels des Lötrohrs sowie der
Flammenfärbung wobei ihm 1758 die Unterscheidung zwischen Natrium- und
Kaliumverbindungen gelang. Marggraf konnte 1764 beweisen, dass im Weinstein und im
Sauerkleesalz das Alkali von vornherein enthalten ist und nicht erst beim Verbrennen
entsteht. Er beobachtete 1768 die angeätzten Innenwände beim Erhitzen von Flußspat mit
Schwefelsäure in einer Glasretorte (MÜLLER, 1989a).
36
Franz Carl (François Charles) Achard (28.04.1753 Berlin - 20.04.1821 Cunern/Schlesien).
Der Vater Guillaume Achard stammte aus Genf und war Pastor an der Werderkirche in
Berlin. Er war seit 1747 mit der Berlinerin Marguerite Elisabeth Henriette Rouppert
verheiratet; die Vorfahren beider Eheleute stammten aus Frankreich und kamen als
Hugenotten nach Preußen. Franz Carl Achard studierte Physik und Chemie und
veröffentlichte bereits 1773 seine ersten Arbeiten und wurde am 4. Oktober 1774, also mit 21
Jahren in die „Naturforschende Gesellschaft in Berlin" als Ehrenmitglied aufgenommen. Mit
23 Jahren wurde er 1776 Mitarbeiter von Andreas Sigismund Marggraf, Direktor der
Physikalisch-Chemischen Klasse der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften
in Berlin und Leiter des zur Akademie gehörenden Laboratoriums, einem der berühmtesten
Chemiker seiner Zeit. Dieser hatte 1747 den Zucker in verschiedenen Pflanzen (u. a. Rübe)
entdeckt. Bereits 1776 wurde Achard von König Friedrich II. zum ordentlichen Mitglied der
97
Akademie berufen. Er arbeitete auf verschiedenen Gebieten der Physik, Chemie,
Meteorologie und der Landwirtschaft und hielt Vorlesungen über Chemie und
Experimentalphysik, wobei er sich körperlich sehr erschöpfte. Sein Förderer Andreas
Sigismund Marggraf litt mit 67 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, die Entdeckung
des Rübenzuckers lag schon 30 Jahre zurück. Nach dem Tod von Marggraf (1782) wurde
Achard vom König umgehend zum Nachfolger als Direktor der Physikalischen Klasse der
Königlich-Preußischen Akademie ernannt.
Achard arbeitete 1784 über Metalllegierungen, den Einfluss der Salzsäure auf Öle und
Seifen und beschäftigte sich 1796 mit Wasseruntersuchungen, der Wirkung verschiedener
Gase auf glühende Kohlen, der Verbrennung in Sauerstoff, der Lösung von Metallen in
Laugen, der Wirkung von Borsäure auf Metalle, der Herstellung farbiger Schmelzen mit
Borax, Pottasche und Soda sowie die Herstellung synthetischer Edelsteine. Weiterhin erwarb
sich Achard Verdienste auf analytischen Gebiet durch die Herstellung und Anwendung eines
Platintiegels (1784), luftanalytischen Arbeiten, Analysen der Schießpulvergase, der
Harnsalze und des Siedepunktvergleiches von Salzlösungen. Achard entwickelte einen
transportablen optischen Telegrafen und zwei Eudiometer.
Ob Achard die Arbeit über den Zucker von Marggraf gekannt ist nicht klar. Im Jahre 1783
erschien die Arbeit von Marggraf, die er 1747 in französischer Sprache vor der Akademie
gehalten hatte „Chemische Versuche aus verschiedenen einheimischen Pflanzen einen
wahren Zucker zu verfertigen“ gedruckt in den Abhandlungen der Königlichen Akademie der
Wissenschaften in deutscher Sprache (MARGGRAF, 1783).
Achard erwarb 1782 das Gut Kaulsdorf (bei Berlin) und begann 1783 mit Versuchen, „Zucker
aus europäischen Pflanzen mit Vorteil zu gewinnen". Unter den vielen Pflanzen die Achard
anbaute erwies sich die Runkelrübe am besten geeignet. Das Gut brannte nieder und
Achard verkaufte es 1786 und setzte 1792 seine Versuche in Französisch Buchholz (bei
Berlin) fort. Dazu entwickelte Achard Verfahren zur Gewinnung und Reinigung des
Zuckersaftes und zur Kristallisation des Zuckers. Achard verschuldete sich auch persönlich
für viele seiner wissenschaftlichen Projekte, und zwar so hoch, daß sein Leben von großen
finanziellen Problemen verdüstert wurde. Im Jahre 1791 war der Schuldenberg so
angewachsen, daß er der Akademie für einen geringen Preis 300 physikalische Instrumente
verkaufen mußte. Eine Sammlung, die die physikalische Klasse zu der Feststellung
veranlasste, sie könne „sich rühmen, einen schönen und wohlfeilen Zuwachs an
Instrumenten erhalten zu haben“.
Achard ersuchte am 11. Januar 1799 König Friedrich Wilhelm III. ihm ein Darlehen zur
weiteren Erforschung des Rübenzuckers zu gewähren. Dieser entschied am 15. Januar 1799
den Antrag und stellte Achard den ansehnlichen Betrag von 50 000 Talern in Aussicht. Man
liest:
„Sr. Königliche Majestät von Preußen etc. haben die, von dem Director Achard, durch
beykommende Vorstellung angezeigte Erfindung, der Zubereitung des Zukkers aus der
Runkelrübe, mit Landesväterlicher Freude vernommen, da die nach den Anlagen der
beygefügten Abhandlung, sowohl von dem Professor Claproth, als von der Berlinischen
Zuckersiederey-Companie angestellten Versuche keinen Zweifel übrig lassen, dass, im Falle
der Zukkersaft der Runkelrübe auch nicht im grossen zu feinen Huthzucker raffiniert werden
könnte, selbiger dennoch in Gestalt von Farinzucker, ja selbst nur als blosser Zukker Syrup,
sehr gut angewendet werden und die Stelle des Ausländischen Farinzukkers und Syrups
füglich vertreten kann. Schon dies allein giebt der Erfindung einen unschätzbaren Werth und
da auch die Hervorbringung des weissesten Candiszuckers hoffen läßt, dass man durch
wiederholte Versuche dahin kommen werde, den Zukkersaft der Runkelrübe von dem
schleimigten Extraktiv-Stoff zu reinigen, der allein bey der Bearbeitung im Grossen, das
Raffinieren desselben zu Huthzucker erschweren soll; so ist es von höchster Wichtigkeit,
sogleich in allen Provinzen, wo Zukkersiedereyen sind, Versuche im Grossen mit dem Bau
der Runkelrübe und der Bereitung des Zukkers daraus anzustellen“ (NEUBAUER, 1994).
98
1801 die erste Zuckerfabrik baute, wurden die Grundlagen der industriellen
Zuckerproduktion geschaffen, und damit verschwand das Süßen des Weines mit Blei
und Bleiverbindungen endgültig.
Andreas Sigismund Marggraf
Franz Carl Achard
Marggraf schrieb einen Artikel über die Gewinnung des Zuckers aus Pflanzen,
„Chemische Versuche aus verschiedenen einheimischen Pflanzen einen wahren
Zucker zu verfertigen“ der 1783 erschien, aber schon früher in französischer Sprache
„Expériences Chymiques faites dans le dessein de tirer un véritable sucre de
diverses plantes, qui croissent dans nos contrées“ (MARGGRAF, 1749) erschienen war
(MARGGRAF, 1783):
Achard erwarb daraufhin das Gut Cunern im Kreis Wohlau heute: Wolów).(Schlesien) von
Graf Maximilian von Pückler. Ab 1803 zog sich Achard völlig aus den Akademiegeschäften
zurück und lebte nur noch auf dem Lande in Cunern (heute: Konary) in Schlesien auf der
östlichen Oderseite unweit von Steinau (heute Scinawa). (MÜLLER, 1989b, SIMON, 2003, NN,
2005g).
Dort errichte Achard 1801 eine Zuckerfabrik und erntete im ersten Jahr 250 t Zuckerrüben.
Die Fabrik lieferte 1802 4 kg Zucker je 100 kg Rüben. Nach der Verhängung der
Kontinetalsperre von Napoleon, der karibische Rohrzucker verschwand von den Tafeln, man
war auf den Rübenzucker angewiesen, verarbeitete die Fabrik 3.5 Tonnen Rüben pro Tag.
1807 brannte das Gut Cunern mit der Zuckerfabrik ab und wurde 1811 als Lehranstalt für
Zuckergewinnung wieder aufgebaut. Die Entwicklung vereinfachter, kostengünstiger
Gewinnungsverfahren für Zucker die Achard entwickelte werden praktisch noch heute
angewendet. Dazu kam noch die Züchtung von zuckerhaltigen Rüben, die Achard zum
Begründer der europäischen Rübenzuckerindustrie machten (MÜLLER, 1989b, NN, 2005g).
99
„§ 1.
Niemand wird leugnen, daß außer den Erdtheilchen, den harzigten,
gummigten oder mueilaginösen, und außer den Wassertheilchen auch Salztheilchen
in den Pflanzen befindlich sind. Mann kann diese selbst aus Pflanzen durch die
Reinigung, Verdickung, und Krystallisation ihres Saftes absondern, ohne die
wesentlichen Theile der Pflanze zu zerstören. Ein offenbares Beispiel hat man an
dem sauren Salze, das in den Apotheken, unter dem Namen Sauerkleesalz (fal
acetofellae) bekannt ist, und auf diese Art geschieden wird. Auf eben diese Art habe
ich auch aus verschiedenen andern Pflanzen verschiedene Salze erhalten, zum
Beispiel einen wahren und vollkommenen Salpeter aus dem Kraute des römischen
Fenchels, und aus allen theilen des Borretsch (borago). Zu einer andern Zeit erhielt
ich ein wahres reines Kochsalz aus dem Kardobenedectenkraute, aus der Gratiola,
und dem gemeinen Fenchel, und eine Art Weinstein aus der Mariendistel.
§ 2.
"Dies brachte mich auch auf den Gedanken auch die Teile verschiedener
Pflanzen zu untersuchen, die einen offenbar süßen Geschmack haben. Ich fand, daß
einige von denselben nicht allein etwas zuckerähnliches, sondern eine wahren
vollkommenen Zucker gaben, der dem gemeinen aus Zuckerrohr verfertigten Zucker
vollkommen ähnlich war.
§ 3.
Die Pflanzen, deren Wurzeln ich zu meinen chemischen Untersuchungen
wählte, und die mir wirklich eine große Quantität eines wahren Zuckers gaben, sind
keine ausländischen Pflanzen, sondern sie wachsen in unsern und anderen
Gegenden in großer Menge, werden häufig gebraucht, und verlangen nicht eben ein
sehr gutes Erdreich, oder eine besondere Wartung. Sie sind
1) Der weiße Mangold, beta alba, oder Cicla officinarum C. B. Beta Cicla. Linn.
2) Die Zuckerwurzel Sisarum Dodon. Sium Sisarum L.
3) Die rothe Rübe. Betra rubra, Beta radice Rapae C. B. Beta vulgaris L.
Die Wurzeln von diesen drey Pflanzen haben mir immer sehr viel reinen
Zucker gegeben. Die vornehmsten Kennzeichen, aus welchen man auf die
Gegenwart des Zuckers in diesen Wurzeln schließen kann, sind, daß sie, wenn sie in
Scheiben zerschnitten und getrocknet werden, nicht allein sehr süß schmecken,
sondern daß man auch vorzüglich durch ein Microscop weiße krystallische
zuckerartige Theilchen auf demselben bemerkt.
100
MARGGRAF, 1783
101
MARGGRAF, 1749
§ 4.
Da der Zucker ein Salz ist, das sich auch in Weingeist auflöste, so glaubte ich
durch denselben, vorzüglich durch höchst rectificirten Weingeist den Zucker von den
übrigen Pflanzentheilen am besten scheiden zu können. Um aber vorher erst zu
erfahren, wie viel Zucker sich in dem höchst rectificirten Weingeiste auflösen lasse,
so that ich zwo Drachmen des weißesten und feinsten pulverisirten Zuckers in ein
Glas, goß vier Unzen höchst rectificirten Weingeist hinzu, und brachte die Mischung
102
in eine Digestion, die ich nach und nach zum Kochen fortsetzte, da sich denn der
Zucker vollkommen auflösete. Diese noch warme Solution filtirte ich in ein Glas,
welches ich mit Kork wohl verstopfte. Nachdem ich sie acht Tage in der Kälte hatte
stehen lassen, so sahe ich, daß sich der Zucker auf neue wieder aus dieser Solution
krystallisirte. Man muß aber zu dieser Arbeit allemahl höchst rectificirten Weingeist,
und rechte trockne Gläser nehmen, sonst krystallisirt sich der Zucker nicht so leicht.
§ 5.
Nun nahm ich acht Unzen in Scheiben geschnittene, und auf das sorgfältigste
in gelinder Wärme (daß sie nicht empyrevmatisch werden) wohl getrocknete weiße
Mangoldwurzeln, zerstieß sie zu einem gröberen Pulver, das ich, weil es leicht feucht
wird, nochmals gelinde trocknete. Von diesem getrockneten noch warmen Pulver
that ich acht Unzen in ein Glas mit einem engen Halse, und goß darauf sechszehn
Unzen höchst rectificirten Weingeist, so daß das Glas bis auf die Hälfte davon voll
wurde. Hierauf verstopfte ich das Glas mit Kork, setzte es in eine Sandkapelle, und
gab nach und nach Feuer bis zum Kochen des Weingeistes, wobey ich das
niederfallende Pulver von Zeit zu Zeit umrührte, daß es sich mit dem Liquor wieder
vermischte. Sobald der Weingeist anfieng zu kochen, so nahm ich das Glas vom
Feuer, und goß die ganze Mischung so geschwind als möglich in einen linnen Beutel,
und preßte den Saft heraus. Diesen Saft filtrierte ich noch warm, goß ihn in ein Glas
mit einem engen Halse, und platten Boden, und setzte das wohl verstopfte Glas an
einen tempererirten Ort. Der Weingeist wurde bald trübe, und nach einigen Wochen
erhielt ich ein schönes krystallisches Salz, das alle Eigenschaften des Zuckers besaß
der mittelmäßig rein, und hart ist. Diese Krystalle lösete ich von neuen in Weingeist
auf. Man kann sie eben so reinigen, als ich § 4 von dem gewöhnlichen Zucker gesagt
habe. Auf diese Art kann man aus allen Pflanzen oder ihren Theilen den Zucker
scheiden, wenn man in denselben diesen Bestandtheil vermuthet.
§ 6.
Auf diese Art habe ich aus den drey angeführten Pflanzen folgende
Quantitäten von Zucker erhalten.
Aus einem halben Pfunde getrockneter weißer Mangoldwurzeln erhielt ich
eine halbe Unze reinen Zucker.
Aus einem halben Pfunde getrockneter Zuckerwurzeln erhielt ich drey
Drachmen Zucker.
Aus einem halben Pfunde getrockneter rother Mangoldwurzeln erhielt ich
zwey und eine halbe Drachme Zucker.
103
Inzwischen enthät der nach der Krystallisation übrig gebliebene Weingeist
außer den harzigten Theilen noch etwas Zucker. Wenn man ihn im Marienbade ganz
abzieht, so erhält man eine Mischung aus harzigten Theilen und etwas Zucker. Es ist
merkwürdig, daß der größte Theil des Zuckers sich gleich zuerst krystallisiert, und
der harzigte Theil fast allein in dem Weingeiste zurück bleibt. Auch erhält aus dem §
5 beschriebenen Prozesse, daß das Kalkwasser bey der Bereitung des Zuckers zur
Trockenheit und Festigkeit desselben nicht höchst nothwendig sey, wie man
gemeiniglich glaubt, sondern daß der Zucker ganz vollkommen, und in krystallischer
Gestalt, wenigstens in den Theilen unser Wurzeln enthalten sey.
§ 7.
Von dem wirklichen Daseyn des Zuckers in den angeführten Wurzeln war ich
also hinlänglich überzeugt. Da aber diese Art der Scheidung zu kostbar ist, so hielt
ich es für das Beste, den gewöhnlichen Weg zu gehen, nemlich den Pflanzensaft
auszupressen, das ausgepreßte zu reinigen, abzudampfen und zu krystallisiren, und
endlich die Krystalle von neuen zu reinigen.
§ 8.
Hier finden sich gleichwohl verschiedene Schwührigkeiten hauptsächlich
wegen der in den Wurzeln befindlichen mehligen Theile, weil unsere Wurzeln im
October reif werden, da die Hitze schon nachläßt. Vorzüglich die Zuckerwurzeln
haben diese mehlige Substanz häufiger bey sich als die übrigen Wurzeln, die den
Saft schleimig zähe macht. Da also die Zuckerwurzeln das meiste zu schaffen
machen, wenn man aus ihnen Zucker verfertigen will, so will ich jetzt die Methode
den Zucker aus demselben zu scheiden umständlich beschreiben.
Diese Herstellung des Zuckers von Andreas
Sigismund Marggraf war die erste Reindarstellung
eines Pflanzenstoffes.
Die Arbeit von Marggraf, der von der Herstellung
des Zuckers aus heimischen Gewächsen überzeugt
war, hat insgesamt 24 Paragraphen. Ab § 9. beschreibt
er die Herstellung des Zuckers aus Zuckerwurzeln, „die
den Saft schleimig zähe macht“, und immer ein
Problem bei der Zuckerherstellung darstellte. Marggraf
erreichte eine Ausbeute von 1.56% Zucker, bezogen
auf das Gewicht frischer Rüben (MARGGRAF, 1783,
WALLENSTEIN, 1953/54).
Dieudonné Thiébault
Als Franz Carl Achard sich 1784 mit der
104
Zuckergewinnung aus Rüben begann war er zunächst darauf bedacht eine möglichst
zuckerreiche Rübe zu bekommen. Er befaßte sich anfangs nicht auschließlich mit
der Runkelrübe sondern auch mit der Zuckergewinnung aus Mais und anderen
Rübensorten. Achard arbeitete bei seinen Versuchen gründlich und systematisch
und vergaß dabei Zeit un Umgebung. So verbrachte er 1790 dreizehn Nächte im
Laboratorium. Der französische Schriftsteller Dieudonné Thiébault37 der Achard
besuchte schrieb dazu (THIÉBAULT, 1805, WALLENSTEIN, 1953/54):
Thiébaults Erinnerungen
37
König Friedrichs II. (der Große) von Preußen
Dieudonné Thiébault (26.12.1733 Rupt sur Moselle - 05.12.1807 Versailles) wurde im Jahr
1765 als Professor für französische Grammatik nach Berlin berufen, um die Schriften König
Friedrichs II. (der Große) (24.01.1712 Berlin - 17.08.1786 Schloss Sanssouci; König von
Preußen 1740 - 1786) zu korrigieren. Er mußte versprechen, kein Deutsch zu lernen, um
sein reines Französisch nicht zu verwässern. Er blieb zwanzig Jahre am Hof und
veröffentlichte 1804 in Paris seine Erinnerungen „Mes Souvenirs de vingt ans séjour á Berlin“
(„Erinnerungen an meinen 20jährigen Aufenthalt zu Berlin“), in dem er, teils aus eigener
Anschauung, teils nach Berichten Dritter, über die letzten Jahre des Marquis d’Argens
(27.06.1703 Aix-en-Provence – 12.01.1771 La Garde bei Toulon) am Preußischen Hof
berichtet. Er lernte alle kennen, die Prinzessinnen und Prinzen, die Gesandten aus
Frankreich, Österreich, England und Rußland, die Mitglieder der Akademie der
Wissenschaft. Vor allem aber traf er mit Friedrich II. zusammen, immer wieder und immer in
intensivem Gedankenaustausch. Als Wissenschaftler analysierte Thiébault den Aufbau von
Staat, Verwaltung, Auswärtigem, von Post, Transport und Polizei. Und als Literat
charakterisierte er treffend, einfühlsam aber auch keine Frivolität auslassend die höfische
Gesellschaft in Berlin und Europa.
105
„Ich habe gesehen, wie er sich neunmal 24 Stunden hintereinander in sein
Laboratorium gestellt hat, um dasselbe Experiment zu verfolgen. Ich habe gesehen,
wie er allen Unbilden der Jahreszeit trotzte und ganze Tage damit verbrachte, seine
Verfahren zur Vervollkommnung der Tabakkultur zu begutachten, und so aus den
von ihm erhaltenen Ergebnissen 23 000 Dreisätze unter Feldbedingungen aufstellte:
Er hat uns einen Plan von 40 000 durchzuführenden Versuchen gezeigt, um alle
bekannten Gesteinsarten beliebig zerlegen oder zusammensetzen zu können. Ich
habe schließlich gesehen, wie er viele geschickt erdachte und sowohl präzise
arbeitende wie auch nützliche Maschinen der Akademie vorstellte usw. Monsieur
Achard hat viel erreicht, weil er ebensoviel Ausdauer wie Eifer besitzt und weil er sich
mit diesen Vorzügen völlig der Wissenschaft widmet“
Fassade des Akademiehauses, Dorotheenstr. 10, (1945 zerstört).
In diesem Haus wohnten und wirkten Marggraf und Achard. Mit zwei Reliefbüsten
von Andreas Sigismund Marggraf und Franz Carl Achard (1892 angebracht).
Die Pflanzenzüchtungsversuche begann Achard im Hausgarten und führte sie
später auf dem 5 Morgen des Gutes Kaulshof bei Berlin (jetzt Lichtenberg) durch. Er
setzte diese in Französisch-Buchholz und in Cunern fort. Anfangs widmete er sich
auch dem Tabakanbau. Dabei untersuchte er welche Sorten sich für den Anbau
eigneten und wie die gewonnen Blätter zu behandeln waren. Die Züchtungsversuche
von Achard wurden in der Zeit von 1784 bis 1800 unter primitiven Bedingen und
unter großen Schwierigkeiten durchgeführt. In seiner ersten Arbeit der Selektierungs-
106
und Anbauarbeiten „Ausführliche Beschreibung der Methode, nach welcher bei der
Cultur der Runkelrübe verfahren werden muß, um ihren Zuckerstoff nach Möglichkeit
zu vermehren und sie so zu erhalten, daß sie mit Vorteil zur Zuckerfabrikation
angewendet werden kann“ (1799) aber auch in späteren Arbeiten „Die europäische
Zuckerfabrikation aus Runkelrüben in Verbindung mit der Bereitung des
Branntweins, des Rums, des Essigs und eines Caffee-Surrogales aus ihren
Abfällen“, gibt er Anweisungen für den Rübenanbau die noch heute gültig sind.
Die Zuckerrübe ist eine zweijährige
Pflanze, die im ersten Jahr Blätter,
Rübenkörper und 2 Meter tief reichende
Wurzeln ausbildet. In der Rübe werden
Kohelenhydrate in Form von Zucker
(Saccharose) gebildet. Die Zuckerrübe ist ein
wichtiger Bestandteil der landwirtschaftlichen
Fruchtfolge, wobei besonders Zuckerrüben die
getreidebetonte Fruchtfolge auflockert. Hatten
die Zuckerrüben zu Beginn des 18.
Jahrhunderts unter Achard einen Zuckergehalt
von ca. 4%, weist die Zuckerrübe heute einen
Zuckergehält von 17 bis 24% auf.
Gedenktafel mit der Reliefbüste von
Franz Carl Achard, angebracht am 8.
Juni 1892 zusammen mit derjenigen
von Marggraf an der Fassade des
Akademiehauses in der Dorotheenstr.
10. (1945 zerstört)
Die
erste
Kampagne
der
Rübenzuckerindustrie
begann
nicht
im
Oktober 1801 mit gesunden Rüben, sondern
erst im März 1802 mit teilweise verdorbenen
Rüben, insgesamt 5 000 Zentner, 70 Zentner
an einem Tage. In der Zuckerfabrik von
Achard in Cunern, es gab noch keine
Dampfmaschine und es wurde mit der Hand
gearbeitet.
Zuckerrübenanbau (1802)
„In einem Holzkasten
wurden die Rüben mit einem
Besen gewaschen. Sechs
kräftige Männer bedienten
die Schneidemaschine. Bereits ein Jahr drauf erleichterte Achard diese Arbeit,
indem er einen Ochsen in
die antreibende Tretmühle
107
einspannte. Die zerkleinerten Rüben wurden in einer Walzenpresse durch Tücher
ausgepreßt. Der Saft wurde durch Schwefelsäure, durch Kreide, Asche und
gebrannten Kalk koaguliert und danach durch Wolltücher filtriert. Er soll das
Aussehen von Rheinwein gehabt haben. Achard nannte ihn „Kläre“. Dieser - wie wir
heute sagen würden - Dünnsaft wurde in flache Pfannen eingedampft, dekantiert und
abgelassen. Verkocht wurde der „Dicksaft“ über Feuer, bald darauf in verbesserter
Weise mit Dampf, ebenfalls in offenen Pfannen. Wenn die Masse die richtige
Konsistenz hatte, wurde sie in tönerne Zuckerhutformen gegossen. Hierin
kristallisierte ein Rohzuckerhut, die Melasse tropfte durch die mit einem Loch
versehene Spitze ab. Achard hat keinen Weißzucker erzeugt und dadurch wohl die
1½ Jahrhunderte lang bestehende, chemisch und technologisch nicht notwendige
Trennung des Verfahrens in Rohrzuckerherstellung und Raffination festgelegt. Sicher
wäre es ihm möglich gewesen, weißen Zucker zu erzeugen. Aber er mußte
Rücksicht nehmen auf den Wunsch der Staatsverwaltung und hütete sich wohl auch
vor der Gegnerschaft der priviligierten Raffinerien.
In Achards Schriften ist von
Anfang an die Rede, daß aus der
Runkelrübe als Nebenprodukt der
Zuckergewinnung hergestellt werden
sollten: Sirup, Branntwein und Essig.
Auch wollte Achard aus den Blättern ein
Tabaksurrogat gewinnen. Achard hat
also auch auf diesen Gebiete den Weg
gewiesen. Wir sind in 150 Jahren wohl
vorangekommen, haben aber das Ziel
noch
nicht
erreicht.
Von
25%
Trockensubstanz der heutigen Zuckerrübe gewinnt eine Weißzuckerfabrik als
Hauptprodukt 14% Zucker. 11%
Trockensubstanz werden als - im
engeren Sinne des Wortes – minderwertige Abfallprodukte abgegeben oder
gehen verloren. Das sind 44% der
Gesamttrockensubstanz, nicht so viel,
wie das Lignin im Falle der
Zelluloseherstellung ausmacht, aber
Zuckerrübe
genügend; um die Wissenschaft zu
unermüdlichen Versuchen anzuregen, damit der von Achard gezeigte Weg zu Ende
gegangen werde“ (W ALLENSTEIN, 1953/54).
108
Achard war ein gewissenhafter Forscher, doch ein schlechter Kaufmann. So
befand er sich ununterbrochen in finanziellen Schwierigkeiten. Die wirtschaftlichen
Schwierigkeiten Achards wurden durch Schicksalsschläge noch vermehrt. Besonders
als sein Gut Cunern 1807 vollkommen abbrannte. Moritz Freiherr von Koppy (1749 1814) hatte bereits 1805 in der Nähe von Cunern auf seinem Besitz Krain bei
Strehlen mit Achards Erfahrungen ebenfalls eine Zuckerfabrik gegründet, die 1811
abbrannte aber 1813 wieder aufgebaut wurde.
Auch hatte es Achard mit den Eifersüchteleien von Kollegen zu tun. So
verfaßte Sigismund Friedrich Hermbstädt38, der später bei der Gründung der
38
Sigismund Friedrich Hermbstädt (14.04.1760 Erfurt - 22.10.1833 Berlin). Nach Privatunterricht und dem Besuch der St. Michaelsschule und des Ratsgymnasiums in seiner
Heimatstadt begann Hermbstädt das Studium der Medizin und Pharmazie an der Universität
Erfurt. Zusätzlich besuchte er Vorlesungen der Chemie bei Wilhelm Bernhard Trommsdorf
(1738 - 1782), dem Vater des später berühmten Sohnes Johann Bartholomäus Trommsdorf
(08.05.1770 Erfurt - 08.03.1837 Erfurt). Nach der Promotion ging Hermbstädt als Repetent
für die chemischen Vorlesungen zu Johann Christian Wiegleb (21.12.1732 Langensalza –
16.01.1800 Langensalza) nach Langensalza in dessen von ihm begründeten
pharmazeutischen Lehranstalt. Danach arbeitete er einige Jahre in der Ratsapotheke in
Hamburg. 1784 arbeitete er als Verwalter in der Apotheke Zum weissen Schwan in Berlin,
der Apotheke des verstorbenen Valentin Rose dem Älteren in der bis 1780 auch Martin
Heinrich Klaproth (01.12.1743 Wernigerode - 01.01.1817 Berlin) tätig war. Dazu führte
Hermbstädt studien am Königlichen Collegium Medico-Chirurgicum fort. Nach einer
Exkursion in den Harz und das Erzgebirge (1786) begann er in Berlin mit Privatvorlesungen
über Chemie, Physik, Technologie und Pharmazie und wurde 1791 Professor der Chemie
und Pharmazie am Collegium Medico-Chirurgicum und übernahm für sieben Jahre die
Leitung der Königlichen Hofapotheke. In dieser Zeit erfolgten die Ernennung zum Rat am
Obercollegium
medicum
zum
Assessor
des
königlichen
Manufacturund
Commerzcollegiums sowie zum Assessor bei der Salzadministration. Durch letzteres wirkte
Hermbstädt in chemisch-technologischen Fragen im Ressort des Ministers Karl August von
Struensee mit. Durch einen Aufstand auf der Zuckerinsel San Domingo (Haiti) wurde der
Zucker in Preußen knapp und teuer und Hermbstädt sollte nach Ersatzstoffen für den
Rohzucker suchen. Obwohl ihm die Arbeiten von Andreas Sigismund Marggraf und Franz
Carl Achard bekannt waren führte er eigene Untersuchungen an einheimischen Pflanzen wie
Türkischen Weizen, Russisch Bärenklau, weiße und schwarze Birken, Pastinaken, Möhren
und Rüben, besonders aber Ahorn auf süße Säfte und Zuckergehalt durch, um Achard mit
seinen Rübenzuckerversuchen zuvorzukommen. Hermbstädts Versuche waren erfolglos und
der Rübenzucker gewann die Oberhand. Obwohl er sich später dazu bekannte, erwähnte er
in seinen späteren technologischen Werken Achard und dessen Leistungen zum
Rübenzucker mit keinem Wort.
Hermbstädts Veröffentlichungen in der Technologie, Landwirtschaft und Pharmazie brachten
ihm mehr Erfolg. Er befaßte sich mit Druckverfahren, Färberei, Gerberei, Branntweinherstellung, Bierbrauen, Zuckersiederei, Herstellung von Bleiweiss, Veredelung von Flachs,
Kultivierung der Tabakpflanze und viele andere Technologien. Er wurde 1810 auf Vorschlag
von Alexander von Humboldt als außerordentlicher Professor für Technologie an die neu
gegründete Universität Berlin berufen, wobei er ab 1816 auch Vorlesungen an der
Bergakademie in Freiberg (Sachsen) hielt. Großen Einfluss hatte Hermbstädt auf das
chemische Denken seiner Zeit. Mit der Übersetzung von Lavoisiers „Traité élémentaire des
chimie“ das er als „Des Herrn Lavoisiers System der antiphlogistischen Chemie“ 1792
herausgab, führte zu einer raschen Abkehr der Phlogistontheoreie. Auch unterstützte er die
109
Universität Berlin (1810) als Professor für Technologie wirkte, eine Schrift. In dieser
schrieb er abfällig, "daß sie in keinem Falle dazu geeignet ist, den Leuten eine
richtige Vorstellung von der Fabrication des Zuckers zu geben, ja daß ihr Inhalt
vielmehr so wenig populär vorgetragen ist, daß er mehr abschrecken als zur
Unternehmung jener Fabrikation erziehen wird“ (NN, 2000).
Durch den Aufbau des Gutes Cunern zu
einer Lehranstalt für Rübenzuckerforschung
(1811) kamen viele Schüler zu Achard. Diese
wohnten in der Nähe der Fabrik, wo 23 Stuben
eingerichtet wurden. Ein österreichischer
Schüler schrieb in einem Brief aus jener Zeit u.
a. (W ALLENSTEIN, 1953/53):
Franz Carl Achard
„Jedes Individuum hat ein eigenes,
hübsch ausgemaltes Zimmer mit vortrefflicher
Heizung. Wir zahlen für Frühstück, Mittag- und
Abendessen nebst Bedienung täglich einen
Taler. Es sind gegenwärtig 14, darunter 4
Holländer, ein Schwede, ein Westfale, drei
Sachsen, ein Österreicher, ein Mecklenburger
und drei preußische Adlige, durchaus sehr
gebildete Männer, die alle willens sind,
Zuckerfabriken anzulegen“.
Über die Arbeit auf der Lehranstalt für Rübenzuckerforschung äußerst sich der
österreichische Schüler von Achard weiter (WALLENSTEIN, 1953/53):
Verbreitung der neuen chemischen Nomenklatur die von Antoine Laurent Lavoisier
(26.08.1743 Paris - 08.05.1794 Paris, hingerichtet), Claude Louis Berthollet (09.12.1748
Talloires (bei Annecy) - 06.11.1822 Arcueil (bei Paris) und Louis Bernárd Guyton de
Morveau (04.01.1737 Dijon - 02.01.1816 Paris) ausging.
Hermbstädt schrieb mehrere Werke: Physikalisch-Chemische Versuche Beobachtungen
(1786), Systematischer Grundriss der allgemeinen Experimentalchemie (1792), Grundriss
der Experimetalpharmazie (1792/93), Grundriss der Färbereikunst (1802), Katechismus der
Apothekerkunst (1806), Chemische Grundsätze der Kunst Bier zu brauen (1814), Grundriss
der Technologie (1816) und war Herausgeber des Archivs der Agrikulturchemie für
denkende Landwirte (ab 1804). Hermbstädt wurde er auf dem Dorotheenstädtischen
Friedhof in Berlin beigesetzt. Friedrich Schinkel entwarf im Auftrag des Gewerbevereins, in
dem Hermbstädt ein rühriges Mitglied war, einen Gedenkstein, eine Stele, mit der Inschrift:
„Dem Andenken S. F. Hermbstaedts - Der Verein für Gewerbefleiß in Preußen“ (MÜLLER,
2000, NN, 2005k).
110
Hermbstädts Grab auf dem
Dorotheenstädtischen Friedhof (Berlin)
„Die ganze Manipulation ist sehr
einfach, sobald man die nötigen Maschinen
hat, und der erzeugte, raffinierte Zucker
gibt dem indischen in nichts nach. - Bei der
Erlernung der Manipulation muß jeder
Schüler, er sei Graf oder Fürst, alles selbst
arbeiten, bloß Wasser und Holz sind durch
Handlanger zugeführt. Früh um sechs fängt
die Arbeit in der Werkstätte an, wo sich
jeder Schüler nach Maßgabe seiner
Kenntnisse praktisch üben kann. Später
läßt der Direktor die Lehrlinge klassenweise
zu sich kommen, bespricht sich mit ihnen
über die gemachten Versuche und diktiert
den
theoretischen
Unterricht.
Auch
nachmittags, nachdem jeder Schüler in
seinem Zimmer für sich gespeist hat, ist
immerwährende Arbeit in der Fabrik. Die
Resultate der seinigen darf jeder Schüler
behalten und aufbewahren. So werde auch
ich Proben meines verfertigten Sirups,
Rohzuckers, raffinierten Zuckers, Branntweins und Arraks mitbringen. Nachdem
man bis 8 oder 9 Uhr und bei wichtigen
Arbeiten auch noch viel länger in der Fabrik
zugebracht hat, schreibt man dann noch
die Erfahrungen des Tages auf. So
verfließen die Tage wie Stunden, und nie
ist mit die Zeit angenehmer und schneller
vergangen“
Trotz großer Geldschwierigkeiten ist Achards große Moral und
Charakterstärke hervorzuheben, in dem er hohe Summen geboten bekam, die er
aber ausschlug und auch standhaft blieb, um ihn von der Verfolgung seiner Idee, der
Rübenzuckerherstellung abzubringen. So sollen ihm aus England 50 000 Taler in
einem andern Fall 200 000 Taler geboten worden sein, wenn er erklären würde, dass
nach neueren Versuchen der Kolonialzucker (Rohrzucker) doch nicht durch
Rübenzucker ersetzt werden könne.
111
Buch über die Zuckerfabrikation aus Rüben von Franz Carl Achard (1809)
Die Arbeiter in den Rohrzuckerfabriken waren Sklaven, die aus Afrika
verschleppt worden waren und unter unmenschlichen Bedingungen lebten und
arbeiteten mussten. Achard schrieb dazu (W ALLENSTEIN, 1953/53):
„Es ist eine Vorstellung, die alles menschliche Gefühl empört, wenn man
bedenkt, wie die Menschen als Tiere verkauft, behandelt, von ihrem Vaterlande, ihrer
Familie und von allem, was ihnen das Liebste ist, weggerissen werden und dagegen
112
Grausamkeit, schlechte Kost und Kleidung und immerwährende Krankheiten,
solange sie lebten, zu erdulden haben. Glücklich schätzten die Gefährten der
Elenden diejenigen, die auf der Reise sterben, das zu erwartende Elend nicht
erleben. Man hat berechnet, daß wenigstens die Hälfte stirbt, ehe die Schiffe die
westindischen Gräber erreichen. Hinzu kommt noch die grausame und
unmenschliche Behandlung der allermeisten Pflanzer, ihre selbst ungesunde und
beschwerliche Arbeit auf den sumpfigen Pflanzungen bei der Bebauung und Ernte,
desgleichen der Verarbeitung des Zuckerrrohrs auf den Zuckermühlen, wo ihre
schon ungesunden Körper vollends entkräftet werden. Diese ungesunden
gemarterten, mit bösen Ausschlägen stets geplagten Menschengestalten sind es, die
uns den Zucker bereiten. So haben selbst mehrere westindische Pflanzer den
Zustand der Sklaven beschrieben. Die gegebene Schilderung ihres Elends ist daher
der Wahrheit gemäß und leider nicht übertrieben“.
Zuckerrüben in dem Buch über die Zuckerfabrikation aus Rüben
von Franz Carl Achard (1809)
113
Achard wollte der unmenschlichen Produktionsmethode des Rohrzuckers eine
europäische des Rübenzuckers gegenüberstellen, um wie er schrieb, „durch den
Broterwerb, den sie vielen von ihrer Hände Arbeit sich ernährenden Menschen
verschafft, den allgemeinen Wohlstand zu fördern, durch das viele Viehfutter, das sie
abwirft, den Ertrag der Äcker zu vergrößern und die Viehzucht zu erweitern“.
Ein philippinisches Sprichwort lautet:
Zucker ist süß für die, die ihn essen,
süßer für die, die von ihm Gewinne einstreichen,
und bitter für jene, die ihn produzieren müssen.
Sklaven beim der Zuckerrohrernte
Am Schlusse des
Absatzes in dem Achard die
Rübenzuckerproduktion zur
Ablösung der Sklavenwirtschaft
beim
Zuckerrohr
fordert und als Mittel gegen
das Elend einer halben
Million im Joch der härtesten
Tyrrannei seufzender Menschen betrachtet, schreibt er:
„Wer solches nicht fühlt, den
mag ich nicht zum Freunde
haben, denn die Natur
machte einen Mißgriff, als sie
ihm die menschliche Form
gab“ (WALLENSTEIN, 1953/53):
In der Neuen Berliner Monatsschrift erschien 1801 ein Gedicht eines
unbekannten Freundes des heimischen Gewächses (Zuckerrübe):
Oh wundervolle Runkelrübe!
Dir welkt das blut´ge Zuckerrohr,
Bald steigt beim Knall der Peitschenhiebe
Des Negers Schrei nicht mehr empor.
Der Franke wird des Kampfes müde,
Der Brite fürchtet Deine Macht,
Und eh´ Europa es gedacht,
Wird´s einer Rübe wegen Friede.
114
Franz
Carl
Achard
verbreitete seine Kenntnisse und
gründlichen Schriften über den
Anbau und die Verarbeitung der
Rüben, bis zu seinem Tode. Durch
diese wurde er in Europa bekannt.
Zeitgenössische französische Darstellung:
Die Zuckerrübe kann sich nicht gegen das
Zuckerrohr durchsetzen.
Friedrich Wilhelm II.,
König von Ptreußen
Achard
wurde
am
8.
Oktober1810 gerade 57 Jahre alt in
Pension geschickt. Dadurch wurden
seine Einkünfte stark gemindert.
1812 wurde er zum Ehrenmitglied
der Akademie ernannt, was die
Akademie nichts kostete. Auch der
üblichen Nekrolog ist bei der
Akademie nie erschienen.
Friedrich Wwilhelm III.,
König von Preußen
Durch die politische Großwetterlage wurde die Rübenzuckerfabrikation in der
Frühphase zu deren Spielball. Preußen verlor 179239 nach der Niederlage gegen die
39
Preußen wurde von König Friedrich Wilhelm II. (25.09.1744 Berlin - 16.11.1797 Berlin;
König 1786 - 1797) regiert. Dieser war ein Neffe von Friedrich II. (der Große).
115
französische Revolutionsarmee die linksrheinischen Gebiete, wobei die 2. (1793) und
3. (1795) Teilung Polens Entschädigung bot. Nach der Erhebung Preußens gegen
Frankreich (1806)40 wird die preußische Armee am 14. Oktober 1806 bei Jena und
Auerstedt vernichtend geschlagen. Gleich am Tage nach der Doppelschlacht, am 15.
Oktober 1806, hatte Friedrich Wilhelm III. in Erwiderung eines Schreibens von
Napoleon, das er im dicksten Schlachtgetümmel bekommen hatte, diesen um
Einstellung der Kampfhandlungen gebeten. Napoleon, der sich in Weimar aufhielt,
lehnte dies ab. Am 27. Oktober 1806 zog Napoleon in Berlin ein, wo ihm eine
Bürgerdeputation vor dem Brandenburger Tor die Schlüssel der Stadt überreichte.
Während Napoleon glanzvoll in Berlin Einzug hielt war das Königspaar in den Osten
geflohen.
Einzug von Napoleon in Berlin am 27. Oktober 1806
Napoleon erließ mit dem Berliner Dekret am 21. November 1806 eine
Kontinentalsperre, d. h. eine wirtschaftliche Absperrung des europäischen
Festlandes gegen England. Dadurch wurde auch der „westindische“ Rohrzucker vom
europäischen Markt ferngehalten. Der Widerstand Rußlands zu der
Kontinentalsperre wurde 1812 der Anlass zu Napoleons Feldzug gegen Rußland. Die
einmalige Chance zur Entwicklung zur Marktreife für die Rübenzuckerindustrie
gelang jedoch nicht bis zum Ende der Kontinentalsperre (1813). Nahezu alle
deutschen Rübenzuckerfabriken kamen in den (18)20er Jahren, als der Rohrzucker
wieder günstig angeboten wurde, zum Erliegen. Die Entwicklung lief in Frankreich
40
Preußen wurde von König Friedrich Wilhelm III. (03.08.1770 Potsdam - 07.06.1840 Berlin;
König 1797 - 1840) regiert. Dieser war der Sohn von Friedrich Wilhelm II.
116
anders. Dort wurde der Import von Rohrzucker 1811 verboten, und nach einem
vorübergehenden Einsatz von Traubenzucker, die Rübenzuckerindustrie entschieden
gefördert. Der Unternehmer Louis François Xavier Joseph Crespel-Delisse (1789 1865) produzierte in seiner Fabrik in Arras im Jahre 1825 140 000, 1828 bereits
500 000 Pfund Rübenzucker. 1840 gab es in Frankreich bereits über 500
Rübenzuckerfabriken. Es ist eine Ironie des Schicksaks, dass die von Marggraf und
Achard wissenschaftlich und technologisch erforschte Herstellung des Rübenzuckers
in den (18)20er Jahren zum erliegen kam, während die protektionistische Politik
Frankreichs ihm zum Durchbruch half. Erst als insbesondere Justus Liebig nach
Studienreisen in Frankreich die Rübenzuckerindustrie rückimpotierte wurde diese
auch in Deutschland heimisch gemacht.
Der Zucker wird in Ländern mit gemäßigtem Klima, vor allem Europa, die
Vereinigten Staaten, China und Japan aus Zuckerrüben gewonnen. In tropischen
und subtropischen Ländern wird der Zucker aus Zuckerrohr gewonnen. Die
wichtigsten Zuckerproduzenten sind: Indien, Brasilien, Thailand, China, Australien,
Mexiko, Kuba und die USA.
Im Wirtschaftsjahr 2004/2005 wurden in der Bundesrepublik Deutschland in
46 676 landwirtschaftlichen Betrieben Zuckerrüben angebaut. Mit rund 437 000 ha
nahm die Zuckerrübenanbaufläche etwa 4 Prozent der gesamten Ackerfläche ein.
Diese Zuckerrüben wurden in 26 Zuckerfabriken zu Zucker verarbeitet (NN, 2005h).
Die Weltzuckerproduktion umfasst heute über 130 Millionen Tonnen, davon
werden rund ein Drittel aus Zuckerrüben gewonnen.
Andreas Sigismund Marggraf (Büste)
Franz Carl Achard
117
Tabelle: Kulturgeschichte des Zuckers (NN, 2000)
Jahr
Ereignis
15 000 v. Chr.
Der Zucker, oder besser gesagt, das Zuckerrohr, stammt aus Melanesien, aus der
Südsee. Dort diente er bereits 15.000 Jahre v.Chr. als Proviant auf langen
Bootsfahrten.
Das Zuckerrohr ist bereits in Ostasien bekannt und gelangt von dort nach Indien
und Persien
Die Perser entwickeln eine Methode zur Zuckergewinnung: In kegelförmige Tonoder Holzgefäße wird heißer Zuckerrohrsaft eingefüllt. Der Sirup mit den nicht
zuckerhaltigen Stoffen tropft durch eine Öffnung in der Kegelspitze aus der
kristallisierenden Zuckermasse ab. Zurück bleibt der Zuckerhut.
Über Indien gelangte das Zuckerrohr um 650 n.Chr. ans Mittelmeer. Kreuzfahrer
brachten um 1100 erstmals Zucker ins Abendland. Eine Kostbarkeit. 1372 etwa
tauschte man zwei Mastochsen für ein Kilo Zucker. Bis 1480 hatte sich der
Zuckerrohranbau im ganzen Mittelmeerraum verbreitet.
Mit den Kreuzrittern lernen die ersten Mitteleuropäer den Zucker kennen. In einer
Reisebeschreibung heißt es: "In den Feldern der Ebene bei Tripolis fand man ein
Honigschilf, welches sie dort zucra nennen."
Erste Importe bringen den Zucker nach Europa, wo er sich bei Königen und Fürsten
bald größter Beliebtheit erfreut.
1493 brachte Columbus das Zuckerrohr nach Hispaniola (Dominikanische Republik
und Haiti).
Zuckerrohr wird weltweit auf großen Plantagen angebaut und nach Europa
verschifft. Zucker bleibt ein teures Gut. Das gemeine Volk süßt nach wie vor mit
Honig aus Zeidlerei.
Zuckerbau ist ein schweres Geschäft. Die Indios weigerten sich, freiwillig auf den
Plantagen zu arbeiten. Zur Arbeit gezwungen starben sie dahin. Las Casas, ein
Dominikaner, "Apostel der Indianer", schlug vor, robuste Neger aus Afrika
einzusetzen, um die Indios zu schonen. Es war gut gemeint, nahm aber ein böses
Ende. Die Indios waren um 1540 trotzdem ausgestorben.
Der Sklavenhandel dagegen nahm ungeahnte Ausmaße an. Zwischen 1450 und
1850 wurden etwa 10 Millionen Afrikaner versklavt, damit die Europäer ihren
Kaffee süßen konnten. Die Kirche protestierte zwar verhalten, war aber letztlich
doch zu sehr Teil der Gesellschaft, um ernsthaft Front zu beziehen.
Der Chemiker Marggraf, Mitglied der Preußischen Akademie, wies bereits 1747
nach, daß Rohr- und Rübenzucker chemisch identisch seien. Marggraf war
Grundlagenforscher. Die Frage der wirtschaftlichen Verwertung wissenschaftlicher
Erkenntnisse interessierte ihn nicht.
In seinem Brief an König Friedrich Wilhelm III. vom 2.12.1799 weist Achard
darauf hin, daß Marggraf zwar den Zucker in den Rüben bewiesen, daß diese
wichtige Sache aber dann 52 Jahre geschlafen habe.
Um 1800 lag der Weltverbrauch bei 250.000 Tonnen Rohrzucker. Um 1900 lag der
Weltverbrauch bei 11 Millionen Zucker: 50 % davon aus Zuckerrüben!
Achard hat den Rübenzucker nicht erfunden. Er lebte in einer bewegten Zeit. 1700
Gründung der Preußischen Akademie. 1740-1763 die Schlesischen Kriege. 1789
Französische Revolution. 1793 und 1795 die zweite und dritte Teilung Polens. 1806
wird Preußen von Napoleon bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen.
Zwischen 1806 und 1813 verhängt Napoleon eine Kontinentalsperre gegen
Großbritannien, der erste Wirtschaftskrieg.
Achard verdanken wir, daß er die praktische Umsetzung der Marggrafschen
Entdeckung von 1747 zum Thema gemacht hat.
Franz Carl Achard züchtete ab 1784 aus der Runkelrübe (1,6% Saccharose)die
Zuckerrübe, deren Wurzeln etwa 5 % Saccharose enthielten. Heutige Züchtungen
weisen rund 20 % Zucker auf. Achard war aber leider kein praktischer Mensch, erst
6 000 v. Chr.
um 600 v. Chr.
um 650 n. Chr.
1100 n. Chr.
1493
Ab 1500
um 1540
1450 bis 1850
1747
1799
um 1800
1753 - 1821
118
1811
1820 - 1850
1841
ab 1845
ab 1850
recht kein Geschäftsmann. Bei der technologischen Umsetzung scheiterte er und
starb verarmt und vergessen.
Die Rübenzuckerindustrie in Preußen blühte nur so lange, wie sie durch die
napoleonische Kontinentalsperre vor der "westindischen" Konkurrenz geschützt
war. Als der Rohrzucker wieder ins Land strömte, war es mit dem Rübenzucker in
Preußen vorbei. Anders in Frankreich. Hier verordnete Napoleon 1811 eine
Importsperre für Rohrzucker. Die nationale Rübenzuckerfabrikation wurde intensiv
gefördert.
In den (18)20er und (18)30er Jahren gingen dann die Deutschen in Frankreich zur
Schule. Chemiker wie Liebig und Schubarth machten Studienreisen. Über
Frankreich kam der Rübenzucker schließlich nach Deutschland zurück. Um 1850
war der Kampf entschieden. Der Rübenzucker hatte sich gegenüber dem
Rohrzucker durchgesetzt. 1850 war auch das Ende der Sklaverei gekommen.
Achard hatte 35 Jahre seines Lebens für den Rübenzucker geopfert. Ein
wesentliches Motiv für ihn war auch der Kampf gegen die Sklaverei.
Erster Würfelzucker der Welt, erfunden von Jakob Christian Rad (Direktor der
Datschitzer Zuckerraffinerie in Böhmen) war mit roter Lebensmittelfarbe
eingefärbt, weil Juliane Rad (seine Frau) sich beim Herausbrechen aus den vorher
üblichen Zuckerhüten den Finger verletzt hatte und ihren Mann daraufhin bat,
gleich kleinere Zucker-Portionen herzustellen. Er erfand die Zuckerwürfelpresse,
stellte die ersten Würfelzucker her und schenkte die ersten, rot gefärbt, seiner Frau
zur Erinnerung an den Vorfall. Frau Rad hatte die blutbespritzten Zuckerstücke
dennoch ihren Gästen angeboten, da Zucker damals sehr wertvoll war.
So weiß, wie wir Zucker heute kennen, wird er erst durch Raffination, zum
Beispiel mit einem Vakuum-Apparat. In Rübenzuckerfabriken kam 1845 die
Wattsche Dampfmaschine für die Unterdruckverkochung im Vakuumapparat zum
Einsatz. Mitscherlich entwickelte eine optische Methode der Zuckerbestimmung,
das Polarisationsverfahren mit Saccharimeter.
Reinen weißen Zucker bester Qualität, der besonderen Ansprüchen an Reinheit
genügen muß, stellt man in einem gesonderten Arbeitsgang her. Dabei wird
aufgelöster Zucker filtriert, gereinigt oder entfärbt, um schließlich ein Produkt von
heute über 99,9 % reiner Saccharose zu erhalten, die "Raffinade".
Der Konkurrenzkampf zwischen Rohr- und Rübenzucker sorgt für einen
drastischen Preisverfall. Das „weiße Gold“ Zucker entwickelt sich zum täglichen
Bedarfsgut.
Auskristallisierung des Zuckersirups in Zuckerhüten.
(Duhamel du Monceau's "Art de rafiner le sucre" von 1764)
119
Tabelle: verschiedene Zuckersorten (NN, 2000)
Basterdzucker
Brauner Zucker
Dekorierzucker
Demerara-Zucker
Einmachzucker
Farin
Fondant
Grießzucker
Hagelzucker
Instantzucker
Invertzucker
Isoglucose
Kandisfarin
Kandiszucker
Karamell
Läuterzucker
Maltose/Malzzucker
Melasse
Milchzucker
Perlzucker
Pilézucker
Puderzucker
Raffinade
Fein kristallin, zur Herstellung von Backwaren, feucht, krümelig, inverthaltig.
Grob auskristallisiert, Zwischenprodukt bei der Zuckerherstellung. Anhaftender
Sirup verleiht dem Zucker Färbung und klebrige feuchte Konsistenz.
Dekorierzucker: feinster Puderzucker und Reisstärke, zur Dekoration von Gebäck,
da auf warmem Gebäck nicht schmelzend.
Weißer Rohrzucker, der mit Melasse aus Zuckerrohr versetzt ist. Er bildet ein
großes, leicht klebriges, blaßbraunes Kristall. Er wird häufig zu Kaffee serviert und
auch bei der Herstellung von Gebäck und Süßigkeiten verwendet.
Meist aus einfachem Weisszucker hergestellt, enthält jedoch häufig als Zusatz
Pektin, um das Gelieren der Früchte zu beschleunigen.
Feiner, mehlartiger Zucker, durch Zufügen von Sirup braun gefärbt.
Flüssiger Zucker: häufig in Nahrungsmittelindustrie angewandt; aus konzentrierter
Zuckerlösung.
Gerührte Masse aus gekochtem Zucker, für die Zubereitung von Gebäck, Pralinen
und Konfekt. Gelierzucker: für Konfitüren, Gelees und Marmeladen aus Raffinade
mit Pektin, Zitronensäure oder Weinsäure als Geliermittel.
Grießzucker ist ein grobkörniger Kristallzucker. Kristallzucker wird in den
Korngrößen Grießzucker, Sandzucker und Kastorzucker angeboten.
Sieht aus wie kleine Hagelkörner, zum Verzieren von Gebäck; aus Raffinade durch
Agglomerieren hergestellt.
Rasch lösliche Raffinade, besitzt bei gleicher Süßkraft doppeltes Volumen.
Durch Hydrolyse (Inversion) von Saccharose entstandenes Gemisch, halb aus
Traubenzucker, halb aus Fruchtzucker.
(auch "Glukosesirup", "Corn Sirup", "Maissirup", "Maiszucker"), in Getränken und
Obstkonserven verwendet, dem Invertzucker verwandt. Vorwiegend aus Maisstärke
hergestellt.
Brauner Kandis mit kleinerer Kristallgröße. Geringere Reinheit als Kandis.
Zuckerkristalle von unterschiedlicher Größe und Farbe; entsteht durch langsames
Auskristallisieren reiner Zuckerlösung. Um braunen Kandis zu erhalten, wird
karamellisierter Zucker zugefügt; gleiche Süßkraft wie Raffinade.
Durch Erhitzen von Traubenzucker oder Rohrzucker auf 150 bis 180°C entstehende
braune Masse, die nicht kristallisiert
Klarer, dickflüssiger Sirup aus Invertzucker und wenig Wasser, wird meist für die
Herstellung von Mixgetränken (Cocktails etc.) eingesetzt, da auch kalt schnell
löslich.
Aus Stärke gewonnener Zucker, der bei der Produktion von Alkohol zum Einsatz
kommt.
Als dunkelbrauner Sirup verbleibender "Produktionsrest" der Zuckerherstellung;
dient der Alkohol- oder Hefenherstellung, wird auch als Viehfutter verwertet.
Melasse aus Zuckerrohr dient der Rumherstellung
("Laktose", "Sandzucker") in der Milch vorkommend, besteht aus Glukose und
Galaktose. In der Pharmakologie häufig als Grundlage für Tabletten dienend. Wird
von vielen Menschen, besonders Nichteuropäern, genetisch bedingt nicht vertragen.
Andere Bezeichnung für Hagelzucker (siehe oben).
Weißzucker aus Zuckerplatten in Stücke zerschlagen.
Puderzucker: fein gemahlene Raffinade; bei der Herstellung von Zuckerglasuren
und beim Backen von Makronen verwandt.
Meistgebrauchter weißer Haushaltszucker, aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben
hergestellt. Besteht zu 99,9 Prozent aus Saccharose, muss besonderen
Reinheitsanforderungen entsprechen, in verschiedener Körnigkeit hergestellt.
120
Nicht süß schmeckender Zucker, kommt in vielen Pflanzen vor. Tritt häufig als
Verunreinigung im Haushaltszucker auf.
Zucker, aus Zuckerrohr hergestellt; gleichbedeutend mit Saccharose. Rohrzucker
wird häufig im Erzeugerland als Rohzucker abgegeben und in speziellen
Zuckerraffinerien aufgelöst, erneut kristallisiert (=raffiniert) und je nach dem
Bedarf des lokalen Marktes in verschiedenen Sorten an die Verbraucher abgegeben.
Vollrohrzucker ist eingedickter und getrockneter Zuckerrohrsaft ohne weitere
Verarbeitung. Er besteht zu 95 Prozent aus Saccharose und anderen Zuckerarten,
enthält aber auch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine.
Ahornsirup, Rübensirup, Birnendicksaft u. a. Sirupe durch mehrmaliges Kochen
des Saftes hergestellt. Hoher Zuckeranteil: (Ahornsirup 65 %, Rübensirup 62 %,
Birnendicksaft 78 %).
Alle aus Stärke (z.B. Maisstärke) hergestellten Zuckerarten, u.a.: Isoglukose,
Stärkesirup, Glukosesirup, Fruktosesirup, Maltodextrin; in der Industrie zunehmend
verbreitet, häufige Alternative zur Raffinade.
Aus Weintrauben hergestellt besteht hauptsächlich aus Dextrose.
Raffinose
Rohrzucker
Sirup
Stärkezucker
Traubenzucker
Vanillezucker
Vanillinzucker
Feiner weißer Zucker mit echtem Vanillemark gemischt.
Weißzucker
Würfelzucker
Zuckeralkohole
Zuckerkulör
Vanillinzucker: Statt echter Vanille wird Vanillin Aroma mit feinem weißem
Zucker vermischt.
Auch "Grundsorte", Vorform der Raffinade.
Angefeuchtete Raffinade zu Würfeln gepresst, anschließend wieder getrocknet.
Als Zuckeraustauschstoffe verwendet. Zuckerabbau bei Verdauung langsamer, als
normaler Zucker. Bedeutsam für nicht insulinpflichtige Diabetiker z.B. Sorbit,
Xylit und Mannit.
Lösung aus Karamell, zum Färben von Speisen verwendet.
Tabelle: Verbrauch an Zucker in Deutschland (W ALLENSTEIN, 1953/54)
Jahr
Verbrauch in Kilogramm/pro Kopf
1800
1850
1900
1950
weniger als 1 kg
2.5 kg
12 kg
26 kg
Tabelle: Herstellung von Zucker aus Rüben (weltweit)
(W ALLENSTEIN, 1953/54)
Jahr
Tonnen
1800
1850
1900
1950
0
etwa 100 000
5.4 Millionen
11.6 Millionen
121
Süßen des Weins mit Zucker
Eine besondere Beachtung schenkte Bronner der Verbesserung der Weine
mit Zucker. Dabei kommen die Empfehlungen des Ludwig Gall (GALL, 1854, 1861)
dem Zusatz von Zuckerlösungen zum Tragen. Bronner schrieb zu Beginn des
Kapitels „Die zweckmäßige Bereitung der Rothweine“ (BRONNER, 1856, SCHUMANN,
1979):
„Bevor ich mich in die nähere Erörterung dieses Gegenstandes einlasse, muß
ich vorausschicken, daß wir jetzt auf einem ganz anderen Standpunkt der
Weinbereitung stehen, als es vor 10 Jahren der Fall war. Bisher war jeder
Weinproduzent darauf hingewiesen, sein Gewächs nach angenommener Norm
jedes Jahr einmal wie das andere mal zu behandeln, mochte dasselbe ausfallen, wie
es wollte, er mußte sich´s gefallen lassen, was ihn Klima und Witterung bescherten,
er war Spielball des Zufalls und der Witterungsverhältnisse“.
Bronner macht auch auf die wirtschaftliche Bedeutung des „Gallisierens“
aufmerksam. In einem ungünstigen Jahr hat er für 1 350 l Maische von 2 000
Stöcken nur 11 fl. erlöst, - „jetzt würde ich das Zehnfache dafür einlösen“.
„Besonders
in
den
nördlichen
Weinbauländern wie Deutschland können in
manchen Jahren wetterbedingt die Trauben
nicht ausreifen. Dies zeigt sich daran, daß
der Zuckergehalt der Trauben nicht
ausreichend ist, um einen Alkoholgehalt zu
liefern, wie es für einen harmonischen Wein
erforderlich ist. Oft geht mit diesem „Mangel
an Zucker“ ein „Übermaß an Säure“ einher.
Anreicherung des Zuckergehaltes und
Entsäuerung gehen daher oft nebeneinander
her. Dies ist auch der Grund, warum wir
diesen beiden wichtigen Maßnahmen im
Rahmen der önologischen Verfahren ein
besonderes Kapitel widmen.
Die Anreicherung des Weines erfolgte
um 1800 erstmals durch Zusatz reinen
Zuckers und wurde vom französischen
Chemiker, Mediziner und Minister Jean Antoine Chaptal (04.06.1756 Nojaret (bei
Ludwig Gall
122
Lozère - 30.07.1832 Paris) (1801) empfohlen. In Frankreich nennt man heute diese
„Trockenzuckerung“ chaptalisieren. Da in Deutschland die Trauben (der Most) in
unreifen Jahren aber meist neben dem Mangel an Zucker auch ein Übermaß an
organischen Säuren (vor allem Äpfelsäure) enthält, würde die Trockenzuckerung
(Zugabe des festen Zuckers in den hergestellten Most) nicht ausreichen. So kam
etwa im Jahre 1828 Ludwig Gall (28.12.1791 Aldenhoven bei Jülich - 31.01.1863
Trier) auf die Idee, diesen doppelten Fehler des unreifen Mostes durch Zugabe von
„Zuckerlösungen“ („Gallisieren“) zu beheben. Wenn die Zuckerlösungen genügend
konzentriert sind (höher als der zu verbessernde Most), dann kann sowohl der
Zuckergehalt erhöht und durch die Verdünnung die Säurekonzentration herabgesetzt
werden. Die dabei eintretende „Volumenvermehrung“ war noch ein dritter positiver
Effekt aus der Sicht des Winzers. Diese nur in Deutschland erlaubte Handhabung
wurde auch noch in einer die Tatsachen auf den Kopf stellenden Weise als
„Naßverbesserung“ bezeichnet“ (NN, 2005b).
„Galls Methode, Nachzuckern oder auch Gallisieren
genannt, wurde von den Winzern in klimatisch günstiger
gelegenen Landschaften bald angegriffen, setzte sich aber
dennoch durch und brachte dem Moselwein einen nötigen
Erfolg. Deshalb wird heute angenommen, daß Galls Methode
dem Moselweinbau das Überleben gesichert hat. Sicherlich gab
es auch Mißbräuche. Deshalb wurde der mögliche Umfang des
Naßzuckerung bald gesetzlich festgelegt. Galls Methode war bis
1984 zulässig. Zu dieser Zeit wurde die natürliche
C. F. Öchsle
Naßzuckerung durch eine von dem Europäischen Ministerrat
festgelegte chemische Methode ersetzt (15.03.1984)“ (MONZ, 2005).
In seinen genauen Anweisungen gibt Bronner zur Durchführung der
Verbesserung für gute Jahre 90° und für geringere Jahre 80° nach der „Öchselschen
Waage41“ von Christian Ferdinand Öchsle42 an. Eine Säureminderung war nur durch
Die Öchsle-Waage ist eine Mostwaage zur Bestimmung des Mostgewichtes, also der
Dichte von Traubenmost. Dabei handelt es sich um eine Senk- bzw. Spindelwaage
(Aräometer) mit angepasster Skalenteilung. Senkwaagen zur Qualitätsbestimmung des
Mostes werden seit über 300 Jahren verwendet, jedoch wurden sie erst in den 1820er
Jahren vom Mechaniker und Goldschmied Christian Ferdinand Öchsle (auch Öechsle)
(26.12.1774 Buhlbach bei Baiersbronn - 17.03.1852 Pforzheim) mit einer praktischen Skala,
der nach ihm benannten Öchsle-Skala, versehen. Diese ist vor allem in Deutschland
Schweiz und Luxemburg gebräuchlich. Den Betrag des Mostgewichts in Grad Öchsle erhält
man aus der bei 20 °C gemessenen Dichte ρ des Mosts durch die Formel p-1000 g/l. Ein
Most mit der Dichte 1083 g/l hat also 83 °Öchsle. Über das Mostgewicht lässt sich der
potentielle Alkoholgehalt des Weines bestimmen (wenn der Wein durchgegoren ist, das heißt
der gesamte Zucker im Wein in Alkohol umgewandelt wurde). Ein Most mit 80 Grad Öchsle
ergibt vollständig vergoren einen Wein mit 84 Gramm reinem Alkohol pro Liter, was einem
41
123
die Zugabe von Zuckerlösungen möglich. Zur Säurefeststellung empfiehlt Bronner
die Titration mit verdünntem Salmiakgeist. Als angestrebtes Alkohol-Säure-Verhältnis
empfiehlt er 6 - 8 g Alkohol und 6 - 8 0/00 Säure. In Österreich wird der Zuckergehalt
des Mostes mit der Klosterneuburger Mostwaage (KMW) von August-Wilhelm
Freiherr von Babo43 gemessen.
Alkoholgehalt von 10,6 Vol % entspricht. Im Allgemeinen liegt das Mostgewicht eines
mittleren Jahrgangs in Deutschland zwischen 70 und 80 °Öchsle. Eine Qualitätsaussage
über den fertigen Wein ergibt sich nur bedingt aus dem Öchslewert. Ein höherer
Zuckergehalt im Most lässt auf eine bessere Reife der Trauben schließen, entscheidend ist
aber, was der Winzer oder Kellermeister daraus macht.
In Österreich misst man das Mostgewicht in Klosterneuburger Zuckergraden. Die
Klosterneuburger Mostwaage (KMW) ist eine Senkspindel zum Messen des Zuckergehaltes
von Most und wurde 1861 von August-Wilhelm Freiherr von Babo (1827 - 1894), dem ersten
Direktor der Klosterneuburger Weinbauschule entwickelt. Die Skala zeigt den Zuckergehalt
des Mostes direkt in Prozenten (g/100g) an.
Man kann den Zuckergehalt des Mostes auch alternativ mit einem Refraktometer messen
(NN, 2005c).
42
Christian Ferdinand Oechsle (auch Öchsle) (26.12.1774 in Baiersbronn-Buhlbach
(Württemberg) - 18.03.1852 Pforzheim). Der Vater war der Glashüttenmeister Israel
Oechsle, die Mutter Christina Juditha Lieb und hatten sieben Kinder. Christian F. Oechsle
heiratete am 8. Dezember 1803 Karoline Wilhelmine Friederike Gmelin (geb. 18.02.1778) mit
der er fünf Kinder hatte.
Nach der Schulzeit in Buhlbach im Nordschwarzwald begann er Ende der 17(80)er Jahre
eine Lehre als Goldschmied und Bijoutier in Öhringen in Württemberg. Nach Wanderjahren
siedelte Oechsle nach Pforzheim über und wurde 1800 Kabinettmeister in der
Goldwarenfabrik von Denning. Im Jahre 1810 gründete er eine eigene mechanische
Werkstätte in Pforzheim und fertigte Präzisions-Brückenwaagen, physikalische und
hydrostatische Gerätschaften für neu gegründete Laboratorien an Universitäten, sowie
Musikinstrumente. Im Jahre 1820 wurde Oechsle das Amt des Großherzoglich-Badischen
Gold-Kontrolleurs übertragen. Er entwickelte 1829 ein gefahrloses Knallgasgebläse für
Lötarbeiten und betrieb eine Spiritusbrennerei und -destillation. Im Jahre 1836 erschien
seine Arbeit „Über den Gebrauch der Most- und Weinwaage", in der er seine Methode zur
Bestimmung der spezifischen Dichte (später nach Ferdinand Oechsle zu Grad Oechsle
benannt) im frisch gepressten Traubensaft beschrieb. Weiterhin erfand er eine
Goldlegierungswaage (1838) durch welche man auf mechanischem Wege die Menge Gold
oder Kupfer für eine Legierung ermitteln konnte, eine "Rechenmaschine für
Bijouteriefabrikanten" (1840) und das Lebensrad (ein Vorgänger des Kinematographen)
(HACHENBERGER, 2005).
43
August Wilhelm Freiherr von Babo (28.01.1827 Weinheim - 16.10.1894 Weidling bei
Klosterneuburg). Der Vater war der Weinheimer Lampert Joseph Leopold Freiherr von Babo
(02.10.1790 Mannheim - 20.06.1860 Weinheim), der zwar Jura studiert hatte, aber zur
Landwirtschaft wechselte und ein Schüler von Albrecht Daniel Thaer (14.05.1855 Celle 26.10.1828 Gut Möglin bei Wriezen) war, und dessen 2. Ehefrau Emilie Geib (verh.
22.07.1822), mit der er drei Söhne hatte. Aus erster Ehe (verh. 14.11.1816) mit Caroline
Ehrmann (verstorben 1820) hatte er den Sohn und späteren Chemiker Lambert Heinrich
Freiherr von Babo (25.11.1818 Ladenburg am Neckar - 15.04.1899 Karlsruhe), der
Naturstoffe untersuchte, den Babo-Trichter für das Erhitzen im Luftbad, eine Laborzentrifuge
und einen Verbrennungsofen für die Elementaranalyse entwickelte. Der Halbbruder August
Wilhelm Freiherr von Babo heiratete (27.03.1852) Auguste Margarethe Bender mit der er
zwei Töchter und drei Söhne hatte und in 2. Ehe (07.09.1875) Elise Hartig, die Ehe blieb
kinderlos.
124
Öchsle-Waage
August Wilhelm Freiherr von Babo studierte an den Universitäten Heidelberg und Freiburg
Landwirtschaft und besuchte landwirtschaftliche Anstalten in Hof-Geisberg, Poppelsdorf und
Eldene bei Greifswald. Anschließend war er an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in
Weinheim tätig und betreute später sechs Jahre den Landwirtschaftlichen
Versuchsweingarten in Karlsruhe. August Wilhelm Freiherr von Babo übernahm 1860 die
Leitung der neu gegründeten privaten Wein- und Obstbauschule in Klosterneuburg in
Österreich. Die Schule wurde 1863 vom Land übernommen und 1874 zur staatlichen
Fachmittelschule erhoben. 1870 erreichte August Wilhelm Freiherr von Babo die Gründung
einer oenochemischen Versuchstation für die von 1875 bis 1878 neue Gebäude gebaut
wurden. August Wilhelm Freiherr von Babo gilt als der Begründer des neuen Weinbaus.
Seine Bedeutung liegt in der umfassenden Förderung des Weinbaus und der Kellerwirtschaft
sowie den Ausbau der Ausbildung von Lehre und Forschung in Klosterneuburg. Die
Klosterneuburger Mostwaage (KMW) ist eine Senkspindel zum Messen des Zuckergehaltes
von Most und wurde 1861 von August-Wilhelm Freiherr von Babo entwickelt. Mit ihr wird in
Österreich der Zuckergehalt des Most gemessen, in Deutschland und der Schweiz in
Oechsle-Graden. Die Skala zeigt den Zuckergehalt des Mostes direkt in Prozenten (g/100g)
an. August-Wilhelm Freiherr von Babo kämpfte seit Ausbruch der Reblausepedemie (1867 in
Klosterneuburg, 1874 bei Bonn nachgewiesen) gegen diese Gefahr für den Weinbau an. Die
aus Nordamerika stammende Blattlaus-Verwandte wurde Mitte des 19. Jahrhunderts nach
Europa eingeschleppt (ab ca. 1860 nachgewiesen) und breitete sich in der Reblausinvasion
rasant von dort über sämtliche europäische Weinbaugebiete aus. Die französische
Regierung rief 1870 eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus unter Vorsitz von Louis
Pasteur (27.12.1822 Dole - 28.09.1895 Villeneuve-l´Etang (bei Paris)) ins Leben, die
angeblich über 700 Vorschläge prüfte und trotzdem erfolglos blieb. August-Wilhelm Freiherr
von Babo Einfluss ist es zu verdanken, dass der Weinbau auf eine Unterlage aus
reblausresistenten nordamerikanische Reben umgestellt wurde. Ironie des Schicksals ist,
dass die Reblaus auf amerikanischen Reben, die Babo geschenkt wurden, nach Österreich
kam (BAUER, 2005).
125
Reblausplage im Weinbau
Die Reblausplage in den Weinbergen hat Johann Philipp Bronner nicht mehr
miterlebt. Die Reblaus (Phylloxera vastatrix, auch als Phylloxera vitifolii, Viteus
vitifolii, Dactylosphaera vitifolii, Daktulosphaira vitifoliae bekannt) ist ein parasitisches
Insekt, das 1855 auf nordamerikanischen Wildreben entdeckt wurde. Von der
Ostküste der USA kam die Reblaus über London Mitte der (18)60er Jahre in den
Süden Frankreichs nach Europa. Die amerikanische Reben waren für
Züchtungsversuche nach Europa exportiert wurden. In Österreich wurde die Reblaus
erstmals 1869 in Klosterneuburg nachgewiesen. August-Wilhelm Freiherr von Babo
hatte amerikanische Reben für Züchtungsversuche geschenkt bekommen. 1874
wurde die Reblaus erstmals in Deutschland (in der Nähe von Bonn in der
Gartenanlage Annaberg), 1907 im Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet und 1913 im
Weinbaugebiet Baden. gefunden und verbreitete sich schnell in alle
Weinanbaugebiete in Europa. Schon um 1900 war ein Großteil der europäischen
Rebstöcke (Vitis vinifera L.) entweder befallen oder bereits zerstört Bereits 1873
wurde bereits eine Verordnung zur Bekämpfung der Reblaus erlassen worden. Mit
strengen Quarantänebestimmungen und den Reblausgesetzen von 1875, 1883 und
1904 gelang eine Vernichtung der Reblausherde. Den Durchbruch in der indirekten
Bekämpfung brachte dann endgültig die Freigabe des Pfropfrebenanbaus im Jahre
1925 (MCCABE, 2005, REISENZEIN, 2005).
Reblaus (Dactylosphaera vitifolii)
(Meyers Lexikon, 1888)
wandert wieder in den Boden ein.
„Die Reblaus gehört zu jenen
Blattläusen, die einen Standortwechsel
zwischen Rebwurzel und Rebspross
durchführen. Die weiblichen Wurzelrebläuse vermehren sich ungeschlechtlich mit einer sehr hohen Anzahl an
Nachkommen. Im Laufe des Sommers
verlassen einige Individuen den Boden.
Bei der oberirdischen Entwicklung
kommt
es
zuerst
zu
einem
geschlechtlichen Zyklus. Aus der
daraus hervorgehenden Stammmutter
(Fundatrix) entwickeln sich ungeschlechtlich 3 bis 4 Generationen
Blattrebläuse. Ein Teil der Blattrebläuse
126
Sie verfügt über eine sehr hohe Reproduktionsrate und kann aktiv (geflügelte
Blatt-Reblaus) und passiv (Bodenbearbeitung, Pflanzmaterial) weit verbreitet werden.
Da ihr vielgestaltiger Entwicklungszyklus auch die Möglichkeit zu genetischen
Veränderungen bietet, können sich neue Rassen entwickeln.
Die Gefährlichkeit der Reblaus liegt in ihrer Schadwirkung an der Rebe. Durch
die Saugtätigkeit der Reblaus an den Wurzeln wird das Wurzelsystem der Reben
geschädigt. Die Vitalität der Rebstöcke kann dadurch beeinträchtigt werden. Die
Verletzungen im Wurzelbereich sind Eintrittsstellen für gefährliche Krankheitserreger.
Diese sekundären Krankheitserreger können bei Reben Rückgangs- und
Absterbeerscheinungen verursachen. Ein oberirdischer Reblaus-Befall führt zu
Blattgallenbildungen. Diese Blattvergallung tritt in erster Linie an Amerikaner-Reben,
bei hohem Befallsdruck auch an Europäer-Reben auf“ (REISENZEIN, 2005).
Vom Süden Frankreichs erreichte die Reblausplage um 1890 die Champagne,
nachdem sie im Süden weitgehend ignoriert wurde. Jetzt begann man, nachdem
man die Folgen des Reblausbefalls an den Reben erkannte mit
Bekämpfungsmassnahmen. Dazu importierte man eine Art Laus (Tyroglyphus
phylloxera), welche als Erzfeind dieser Reblaus gilt (sich jedoch harmlos gegenüber
Rebstöcken verhält). Diese Laus fühlte sich jedoch nicht sonderlich wohl im
europäischen Klima und erwies sich als nutzlos. Augenscheinlich erfolgversprechend
erwies sich die Behandlung des Blattwerks der Rebe mit Schwefelkohlenwasserstoff,
war jedoch wirkungslos, weil damit nur ein Stadium des komplexen Lebenszyklus der
Reblaus effektiv beeinträchtigt wurde. Was die Winzer damals nicht ahnten ist, dass
es sich bei ihren befallenen Rebstöcken im praktischen Sinne eher gleichzeitig um
zwei Varianten der Rebläuse handelte: Blattrebläuse (gallicola) und Wurzelrebläuse
(radicicola) (MCCABE, 2005).
„Was Winzer beim Befall ihrer Rebstöcke im Blattwerk entdecken, stellt bereits
ein fortgeschrittenes Stadium des Lebenszyklus der Reblaus dar. Diese (Blatt)Rebläuse saugen an den Blättern und geben gleichzeitig ihren Speichel an die
Saftbahnen ab, welcher wiederum Auswüchse (Gallen) auf der Unterseite der Blätter
verursacht. Diese kleinen Gallen wachsen um die flügellosen Läuse (gallicolae)
heran mit einer kleinen Öffnung zur Oberfläche des Blattes. In diesen Gallen legt die
Laus nun mitunter mehrere hundert winzige, zitronenfarbene, ovale Eier ab. Nach ca.
acht Tagen schlüpfen neue junge Läuse aus den Eiern und attackieren weiter das
Blattwerk des Rebstockes, bilden wieder Gallen und legen wiederum Eier. Dieser
Zyklus-Anteil bringt, primär über die Sommermonate, drei bis zu sechs Generationen
der Reblaus hervor. Letztlich werden die Blätter leblos braun und fallen ab. Ein Anteil
der Rebläuse dieser Blätter wandert zuvor weiter, die anderen fallen mit zur
127
Bodenebene (in diesem Stadium werden die Läuse als neogallicicolae-radicicolae
bezeichnet).
Dort angelangt setzen sie ihre Machenschaften am Wurzelwerk fort (diese
Läuse gelten nun als radicicolae). Derartige Umstände im Blattwerk dürfte die
128
erfahrenen Weinbauern damals zwar verärgert haben, wirkten aber auf Anhieb
sicherlich nicht sonderlich besorgniserregend, da ähnliche, parasitisch bedingte
Begleiterscheinungen im Anbau von Wein oder gar Hopfen schon lange bekannt
waren. Was sie jedoch nicht ahnten ist, dass, auch wenn diese Blatt-Phase der
Reblaus eher unbedeutend ist, sich diese jungen Rebläuse mittlerweile auch im
Wurzelwerk ihrer Rebstöcke festgesetzt hatten, um dort als Puppen zu überwintern.
Zudem sind die (Wurzel-)Reblaus und die Puppe fast unsichtbar, da sie farblich den
Wurzeln ähneln und zudem sehr klein sind (0,7 - 1 mm). Im Frühling leben die
Rebstöcke saisongemäß wieder auf, die Puppen streifen ihre Haut ab, saugen am
Wurzelwerk, bilden Gallen, und es werden wieder fleißig Eier gelegt. Auch im
unterirdischen Bereich entstehen dadurch drei bis sechs Generationen der
Phylloxera. Dabei wird anfangs das Wurzelwerk von der Reblaus nicht erheblich
verletzt. Sobald das Ende des Sommers naht, wachsen bei manchen der bisher
flügellosen Rebläuse nun Flügel heran. Im Herbst verlassen sie ihre unterirdische
Heimat, befallen den selben Rebstock oberirdisch oder wandern und fliegen nun
auch zu anderen Rebstöcken, legen unbegattet irgendwo nahe dem Boden am
Rebstock oder unter den Blättern der nun befallenen Rebstöcke jeweils ca. 5 Eier ab
und verenden. Die gelegten Eier sind entweder klein (männlich) oder groß (weiblich).
Ca. zwei Wochen später schlüpfen neue, diesmal männliche und weibliche
Rebläuse. Sie sind jedoch nur für die Fortpflanzung bestimmt und haben keine
Organe für parasitische Zwecke. Sie begatten sich, und die Mutterläuse legen nun
jeweils ein olivgrünes oder braunes 'Winterei' (ca. 0.27 x 0.13 mm), normalerweise
verborgen in Schlitzen der Rinde des Rebstockes. Dieses Ei überwintert entweder in
der Rinde verborgen, oder eine neue (1 - 2 mm lange) Mutterlaus schlüpft u.U. schon
im selben Jahr. Diese Laus gilt als die 'Stammmutter' (fundatrix) und wendet sich
frischem Blattwerk des Rebstockes zu, bildet folglich eine Galle, wo dann hunderte
Eier gelegt werden. Daraus entwickeln sich nun wieder die (Blatt-)Rebläuse und der
Zyklus wiederholt sich. Nach zwei bis drei Jahren stirbt der Rebstock (primär bedingt
durch Wurzelschaden) ab, und noch verbleibende Rebläuse ziehen um zum
nächsten Rebstock.
Wenn ein Weinbauer die Blatt-Symptome entdeckt, bedeutet dies generell,
dass nahegelegene Rebstöcke bereits längst befallen sein dürften. Das Roden der
befallenen Rebstöcke, auch bis hinunter zur Wurzelebene, ist allgemein nutzlos. Im
Gegenteil: es kann die Verbreitung der Reblaus sogar fördern, da sie beispielsweise
beim Entfernen des Strauchs und Wurzelwerks über Fugen und Nischen der
Werkzeuge und landwirtschaftlichen Geräte (sogar durch die Stiefel der Arbeiter oder
gar in Körben) in neue Regionen eingeführt werden können.
Die Reblaus selbst (ohne 'Hilfe' des Menschen) verbreitet sich eher langsam
(ca. 25 - 30 km/Jahr). Die beflügelten Rebläuse überwinden allgemein nur sehr kurze
129
Entfernungen (mit optimalem Rückenwind sind jedoch 30 km denkbar). Ebenso
werden die flügellosen Rebläuse vom Winde zeitweilig auf nahegelegene Rebstöcke
geweht. Rebläuse wandern zudem unterirdisch zu verflochtenen Wurzeln anderer
Rebstöcke. Klimatisch vorteilhafte Bedingungen (wärmeres Klima) fördern den
Lebenszyklus“ (MCCABE, 2005.
Reblausbefall von Reben mit Reblaus
Bei allem Unglück mit dem Reblausbefall der Weinberge war aufgefallen, dass
es den urprünglich importierten Rebstöcken aus den USA trotz der Reblaus
blendend ging und eine weitgehende Immunität gegenüber diesen bestand. So
begann man die reblausresistenten Rebstöcke aus den USA (z. B. Vitis riparia,
rotundifolia, berlandieri, rupestris, lambrusca) mit heimischen Reben zu propfen und
130
begann mit deren Bepflanzung, während man die ungepropften heimischen
Rebstöcke rodete.
Die Reblaus gehört noch heute zu den wirtschaftlich bedeutenden
Rebschädlingen und kommt nahezu in allen Weinbaugebieten vor. Seit 1998 wurde
in Österreich ein verstärktes Auftreten der Blattreblaus an verwilderten
Unterlagsreben und an anfälligen Europäerreben beobachtet. Im Jahre 2000 wurde
dort an den Wurzeln von Pfropfreben eine Vermehrung der Wurzelreblaus und die
Bildung von Wucherungen (Nodositäten) beobachtet. Durch stichprobenartige
Untersuchungen an 70 Einzelflächen fand man heraus, dass in die österreichischen
Weinbaugebieten ein flächendeckender Befall durch die Wurzelreblaus vorhanden
ist. Inzwischen wird dort ein umfassendes Feld-Monitoring zum Auftreten der
Reblaus durchgeführt. Folgende Maßnahmen werden empfohlen (REISENZEIN, 2005):
„Kulturmaßnahmen im Kampf gegen die Reblaus:
•
•
•
•
•
Entfernung von Edelreiswurzeln, verwilderten Unterlagsreben, Räumung
ungepflegter Weingärten,
Reinigung der Bodenbearbeitungsgeräte,
Gründliche Rodung und mehrjährige Brache vor Neuauspflanzung,
Verwendung der hoch reblaustoleranten Unterlage "Börner",
Rebschulkontrollen als phytosänitäre Maßnahme.
Chemische Maßnahmen gegen die Blattreblaus:
•
•
Für die Bekämpfung in Ertragsanlagen stehen zur Zeit keine zugelassenen
Pflanzenschutzmittel zur Verfügung. Einige Wirkstoffe (z. B. Endosulfan,
Dimethoate), die gegen Kräuselmilben eingesetzt werden, besitzen eine
Zusatzwirkung.
Für Junganlagen, Mutterweingärten und Rebschulen stehen zwei Wirkstoffe
(Imidacloprid und Azadirachtin) zur Verfügung“.
Die Reblaus war historisch betrachtet das größte Unglück des Weinbaus in
Europa überhaupt. Gab es oft minderwertige Rebsorten in oft ungünstigen Lagen vor
dem Reblausbefall, so achteten die Winzer bei der notwendingen Neubepflanzung
mit den Rebstock-Unterlagen aus den USA darauf, dass nur die besten heimischen
Rebsorten in ihren guten Lagen diese Veredelung erhielten. Die Reblaus ist
international weiterhin problematisch für die Weinbauern. Dazu kommt, dass die
Biologie der Reblaus bis heute noch nicht vollständig verstanden ist, auch spricht
man von Mutationen. Auch die NASA beschäftigt sich mit der Reblaus. Der Kampf
gegen die Reblaus ist noch lange nicht gewonnen (MCCABE, 2005).
131
Der Schauspieler Hans Moser44 (06.08.1880 Wien - 19.06.1964 Wien) spielte
in einem Film mit, in dem der Reblaus ein Lied gewidmet ist welches er
unnachahmlich nuschelig sang:
Hans Moser
44
Hans Moser wurde als Johann Julier am 6. August 1880, als drittes Kind des
Akademischen Bildhauers Franz Julier und seiner Frau Serafina geb. Pöschl, in Wien
geboren. Er besuchte die Bürger- und Handelsschule und arbeitete in der Buchhaltung einer
Lederwarenhandlung. Er nahm Schauspielunterricht an der Theatherschule Otto in Wien und
Sprechunterricht bei dem Hofschauspieler Josef Moser nach dem er sich fortan nannte. Mit
17 Jahre erhielt Hans Moser sein erstes Engagement an einer Schmieren Bühne in Friedek
Mistek an der Ostrawitza, dann in Laibach. Er spielt als Statist und Chorsänger in Czernowitz
und Cilli; an Deutschen Theater in Böhmen in Josefsstadt und Reichenberg erhielt er erste
Sprechrollen.
Ab 1903 wurde er Ensemblemitglied am Theater in der Josefsstadt, kündigte aber 1907 da
er wegen seiner Körperkürze oft in Kinderrollen eingesetzt wurde und tingelte auf
Wanderbühnen in Böhmen, Steiermark, Mähren und Ungarn. Hans Moser heiratete am 5.
August 1911 in Wien Blanca Hirschler (1890 - 1974) mit der er eine Tochter hatte. Von 1914
bis 1918 war er Soldat in der k. u. k. Bau-Compagnie 1 des 4. Regiments an der Ostfront.
und in Norditalien. Danach trat er wieder auf Bühnen auf und spielte 1924 in einem
Stummfilm mit. Insgesamt drehte der kleine runde Mann mit unverwechselbarer Gestik,
Mimik und schrullig-knarzendem Tonfall 137 Filme. Obwohl seine Aussprache jeden
Schauspiellehrer die Haare zu Berge stehen liess, wurde er gerade durch sein einmaliges
Nuscheln vom Dienst zu einem Original unter den Schauspielern. Seine letzte Bühnenrolle
gab er als himmlischer Kanzlist in Franz Molnars „Liliom". Hans Moser, der auch als
unnachahmlicher Interpret von alten Wienerliedern („Sperrstund is'") brillierte, starb
hochbetagt am 19. Mai 1964 in Wien (NN, 2005l).
132
Die Reblaus
Text/Musik: Marischka/Föderl
Gesang: Hans Moser
I weiß net was das is,
I trink so gern ein Flascherl Wein
da muass gar ka bsondrer Anlass oder Sonntag sein.
I sitz oft stundenlang allein auf einem Fleckerl
in einem Weinlokal, in einem stillen Eckerl
an andern Menschen wäre das vielleicht zu dumm
doch ich bin selig dort und ich weiss warum:
I muass im frühern Leben eine Reblaus gwesen sein
ja, sonst wär die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein
drum tu den Wein ich auch nicht trinken sondern beissen,
I hab den Roten grad so gern als wie den Weissen.
und schwörn könnt ich, dass ich eine Reblaus gwesen bin
ich weiss bestimmt, ich habe gehaust in einem Weingarten bei Wien
drum habe den Gumpoldskirchner ich so vom Herzen gern
und wann ich stirb, möcht i a Reblaus wieder wern.
I hab mir schon als Kind gedacht,
was kann denn das nur sein
wenn die Mutter mir a Milch geben hat,
dann wollt ich nur an Wein.
Ich konnte damals schon die Mülli nicht vertragen
mir habn's die Haar aufgstellt und umdraht war mein Magen
nach langem hin und herstudieren kam ich drauf,
dass i den Wein viel lieber wia a Mülli sauf.
I muass im frühern Leben eine Reblaus gwesen sein
sonst wär die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein
drum tu den Wein ich auch nicht trinken sondern beissen,
I hab den Roten grad so gern als wie den Weissen.
133
und schwörn könnt ich, das ich eine Reblaus gwesen bin
ich weiss bestimmt ich habe gehaust in einem Weingarten bei Wien
drum habe den Gumpoldskirchner ich so vom Herzen gern
und wann ich stirb,- bitteschön - möcht i a Reblaus wieder wern.
Hans Moser als Dienstmann
134
Danksagung
Ich bedanke mich vielmals bei Dr. Heiko Frahm für eine Rückübersetzung einer
kurzen Passage von der englischen Sprache in die die deutsche Sprache.
Frau Dipl. Ing. Annette Gimber vom Winzerkeller Wiesloch eG danke ich für die
Überlassung von Prospektmaterial über die Johann-Philipp-Bronner-Weine vom
Winzerkeller Wiesloch.
135
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136
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im Rheingaue, von Hochheim bis Coblenz, vollständig dargestellt. C. F. Winter
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Bücher von Johann Philipp Bronner
BRONNER J. P. (1830) Die Verbesserung des Weinbaues durch praktische Anweisung
den Rießling ohne Pfähle und Latten vermittels des Bockschnittes zu erziehen, um
besseren und wohlfeileren Wein gewinnen zu können. Nebst einer Beschreibung
Rebenspaliere auf zierliche und nützliche Art durch sogenannten Winkelschnitt zu
erziehen. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 77 Seiten. (Nachdruck:
Schwäbische Verlags Gesellschaft Brenner, Tübingen, 100 Seiten)
Die Rückbesinnung zu den alten klassischen Rebsorten lässt auch diese
Schrift in einem neuen Licht erscheinen. Dieses dem Weinbauförderer
Markgrafen Wilhelm von Baden gewidmete erste Buch Bronners enthält auch
eine Beschreibung des Winkelschnitts für Rebspaliere nebst einer
Beschreibung der besten Spaliersorten.
BRONNER J P (1833) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band I. Heft 1. Der Weinbau
am Haardtgebirge von Landau bis Worms. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung,
Heidelberg, 164 Seiten. (Nachdruck: Schwäbische Verlags Gesellschaft Brenner,
Tübingen (1986), 192 Seiten)
BRONNER J P (1834) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band I. Heft 2. Der Weinbau
in der Provinz Rheinhessen, im Nahethal und Moselthal. C. F. Winter
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 188 Seiten. (Nachdruck: Schwäbische
Verlags Gesellschaft Brenner, Tübingen (1986), 196 Seiten)
Die Weinbaugebiete Rheinhessen, Nahe und Mosel sind in diesem Band bis
in Einzelheiten beschrieben, obwohl die Behörden dem Autor gegenüber recht
misstrauisch waren: 'Der Sonderbarkeit wegen muss ich hier einen Fall
anführen, dessen Beurteilung ich dem Leser überlassen will. Nämlich in einer
gewissen Stadt am Rheine hielt man meine Forschungen über den Zustand
des dortigen Weinbaues für eine Maske zu politischen oder demagogischen
Umtrieben...'
BRONNER J P (1835) Anweisung zur nützlichen Anpflanzung der Tafeltrauben und
anderer Traubensorten an sonst unbenutzten Plätzen in Höfen, Gärten an Häusern
und Mauern u. s. w. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 57 Seiten.
(Nachdruck: Schwäbische Verlags Gesellschaft Brenner, Tübingen, 80 Seiten)
Von besonderer Bedeutung (ist diese Schrift Bronners für die Rebpflanzung
an Häusern und Mauern oder in Hausgärten. Hier finden sich genaue
Zeichnungen von unterschiedlichen Formen der Pergola-Bepflanzung nebst
einer Beschreibung der Rebsorten für Tafeltrauben und zur Weingewinnung.
Ein Standardwerk auch für Hobby-Weingärtner.
BRONNER J P (1836) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band I. Heft 3. Der Weinbau
im Rheingaue, von Hochheim bis Coblenz, vollständig dargestellt. C. F. Winter
142
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 182 Seiten (Nachdruck: Schwäbische Verlags
Gesellschaft Brenner, Tübingen (1986), 200 Seiten)
Die Weinbaugebiete Rheinhessen, Nahe und Mosel sind in diesem Band bis
in Einzelheiten beschrieben, obwohl die Behörden dem Autor gegenüber recht
misstrauisch waren: 'Der Sonderbarkeit wegen muss ich hier einen Fall
anführen, dessen Beurteilung ich dem Leser überlassen will. Nämlich in einer
gewissen Stadt am Rheine hielt man meine Forschungen über den Zustand
des dortigen Weinbaues für eine Maske zu politischen oder demagogischen
Umtrieben...'
BRONNER J P (1837) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band II. Heft 4. Der
Weinbau
im
Koenigreich
Wuertemberg
1.
Abt.
C.
F.
Winter
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 204 Seiten (Nachdruck: Schwäbische Verlags
Gesellschaft Brenner, Tübingen, (1986) 224 Seiten)
Der erste Teil der Beschreibung des Weinbaues im Königreich Württemberg
behandelt das Neckartal von Esslingen bis Mosbach und die Weingegend
rechts des Neckars. Bronner bereiste Württemberg 1833 und 1834. 'Diese
Reisen, welche ich Behufs der Ausarbeitung meines Buches unternahm,
machte ich stets zu fuße, und nahm mir bei Besichtigung jedes Weinorts,
welche ich besuchte, einen verständigen Weinbergsmann als Führer mit...'
Inhalt: Neckartal - Mosbach - Neckarzimmern - Hasmersheim - Gundelsheim Wimpfen - Heilbronn - Weinsberger Thal - Weinsberg - Großbottwar Mundelsheim - Besigheim - Marbach - Mühlhausen a.N. - Stuttgart Winnenden - Eßlingen - Uhlbach
BRONNER J P (1837) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band II. Heft 5. Der
Weinbau
im
Koenigreich
Wuertemberg.
2.
Abt.
C.
F.
Winter
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 212 Seiten (Nachdruck: Schwäbische Verlags
Gesellschaft Brenner, Tübingen, (1986) 216 Seiten)
Der Band enthält die Beschreibung des Weinbaues in den Kreisen Tübingen,
Rottenburg, Reutlingen, Urach, sowie die Gebiete Enztal, Stromberg,
Zabergäu und Heucheberg. Ebenfalls enthalten ist die kritische Beleuchtung
des Schwabenweins in einer Zusammenfassung. Bronner unterstützt die
Bestrebungen der württembergischen Weinverbesserungs-Gesellschaft und
spart nicht mit kritische Bemerkungen über die Verhältnisse der Zeit um 1834.
Inhalt: Schwäbische Alb - Metzingen - Reutlingen - Tübingen - Die Enz Mühlacker - Der Stromberg - Das Zabergau - Der Heuchelberg – Weinbaugesellschaften - Zusammenstellung der Weinbau- und WeinbereitungsVerhältnisse in Württemberg
BRONNER J P (1839) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band II. Heft 6. Der
Weinbau des Main- und Taubergrundes und der Wuerzburger Gegend. C. F. Winter
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 166 Seiten (Nachdruck: Schwäbische Verlags
Gesellschaft Brenner, Tübingen (1986), 176 Seiten)
143
In diesem Band würden die Weinbauorte in den Kreisen Adelsheim, Boxberg,
Buchen, Gerlachsheim, Krautheim, Tauberbischofsheim, Walldürn, Wertheim
und Mergentheim beschrieben. Großen Raum nimmt die Beschreibung des
Weinbaues in Würzburg ein. 'Seine Produkte gehören teilweise zu den
vorzüglichsten Deutschlands: namentlich darf Würzburg auf diese
Auszeichnung stolz sein...'
BRONNER J P (1840) Der Weinbau in Frankreich und der französischen Schweiz. Lf.
1. Der Weinbau und die Weinbereitung in der Champagne. C. F. Winter
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 111 Seiten.
BRONNER J P (1842) Die teutschen Schaumweine für teutsche Weinzucht und
teutsche Weintrinker. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 71 Seiten.
'Für teutsche Weinzucht und teutsche Weintrinker' heißt die Widmung in
Bronners Schrift. Er vermittelt hierin seine reichen Erfahrungen, die er vor Ort
in der Champagne gewonnen hatte. Aktuell auch die Tendenz; Ich will hier
nicht als Prophet auftreten, aber wenn wir die Richtung unserer Zeit und ihre
Bedürfnisse mit scharfem Auge verfolgen, so wird und muss eine Zeit
kommen, wo es zum Bedürfnisse wird, einen großen Teil unserer Weine in
Schaumweinen anzusetzen...'
BRONNER J P (1842) Der Weinbau in Sued-Deutschland. Band II. Heft 7. Der
Weinbau und die Weinbereitung an der Bergstraße, im Bruhrhein und den weiteren
Districten bis Durlach und Pforzheim. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung,
Heidelberg, 182 Seiten. (Nachdruck: Schwäbische Verlags Gesellschaft Brenner,
Tübingen (1986), 200 Seiten)
Hier werden die Weinorte von Zwingenberg bis Heidelberg und weiter über
Durlach nach Pforzheim beschrieben. Hervorgehoben werden die Bemühungen der dortigen Weinbauverbesserer Dr. Batt aus Weinheim, Freiherr von
Babo aus Weinheim und Garteninspektor Metzger aus Heidelberg.
Inhalt: Die Bergstraße - Zwingenberg - Auerbach - Bensheim - Heppenheim Laudenbach - Hemsbach - Sulzbach - Weinheim - Lützelsachsen Leutershausen - Schriesheim - Handschuhsheim - Neuenheim - Heidelberg Rohrbach - Leimen - Nußloch - Wiesloch – Langenbrücken
BRONNER J P (1856) Die Bereitung der Rothweine und deren zweckmäßigste
Behandlung. Nach eigenen, in sämmtlichen Wein-Gegenden Europas gesammelten
Beobachtungen. Frankfurt am Main, 344 Seiten
BRONNER J P (1857) Die wilden Trauben des Rheinthales. C. F. Winter Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 47 Seiten.
144
Schriften von Johann Philipp Bronner45
BRONNER J P (1822) Die Amtsstadt Wiesloch mit ihren Umgebungen. Verhandlungen
des Großherzoglich badischen Landwirtschaftsverein Ettlingen 2: 21-38
BRONNER J P (1833) Über die Vorbereitung des Bodens bei Anlage neuer Weinberge
und das Setzen der Reben. Landwirtschaftliches Wochenblatt für das Großherzogthum Baden. Karlsruhe 1833 Heft 1, Seite 3-7
BRONNER J P (1833) Über das richtige Zuschneiden der Wurzelreben vor dem
Setzen. Landwirtschaftliches Wochenblatt für das Großherzogthum Baden. Karlsruhe
1833 Heft 7, Seite 33-35
BRONNER J P (1833) Über den Nutzen der faulen Trauben bei der Weinlese.
Landwirtschaftliches Wochenblatt für das Großherzogthum Baden. Karlsruhe 1833
Heft 47, Seite 279-281
BRONNER J P (1833) Über die Nachteile der Traubenlese in früher Morgenstunde
oder bei Regenwetter. Landwirtschaftliches Wochenblatt für das Großherzogthum
Baden. Karlsruhe 1833 Heft 47, Seite 284-286
BRONNER J P (1834) Bericht über die Ergebnisse einer Reise ins Rheingau zur Zeit
der Spätlese. Landwirtschaftliches Wochenblatt für das Großherzogthum Baden.
Karlsruhe 1833 Heft 1, Seite 3-7
BRONNER J P (1847) Der weiße Burgunder. Nassauisches Landwirtschaftliches
Wochenblatt (1847): 171
BRONNER J P (1848) Der weiße Burgunder. Zeitschrift des Landwitschaftlichen
Vereins für Rheinpreußen, Bonn (1848) 16: 385-386
BRONNER J P (1853) Das wieder aufgefundene Bergwerk in Wiesloch bei Heidelberg.
Der Bergwerksfreund 15: 713-717
BRONNER J P (1859) Amtlicher Bericht der 33. Versammlung des Vereins deutscher
Naturforscher und Aerzte zu Bonn 1857. Bonn (1859): 117-129
Schriften von Carl Bronner (1818 - 1903)
(Sohn von Johann Philipp Bronner)
BRONNER C (1878) Verzeichnis der in der Rebschule von Carl Bronner in Wiesloch
befindlichen Wein- und Tafeltrauben. Wiesloch 1875
45
Neben den genannten Arbeiten hat Johann Philipp Bronner zwischen 1830 und 1840
jährlich etwa fünf bis zehn Arbeiten im „Landwirtschaftlichen Wochenblatt für das
Großherzogthum Baden“ veröffentlicht. Die Inhalte umfassen meist auch in den Büchern
angesprochene Probleme, konnten aber auch „Über den Gebrauch der Holzschuhe“ (1837)
oder „Über das Anlegen von Weinchroniken“ (1834) berichten (SCHUMANN, 1979).
145
Bronner C (1878) Classifikation der Traubenvarietäten. Im Auftrag der internationalen
ampelographischen Commission nach seinen Sortimenten zusammengestellt.
Heidelberg 1878. 24 Seiten
Der Sohn Johann Philipp Bronners verfügte über das breiteste Rebsortiment
und klassifizierte die Rebsorten nach der Form der Beeren. 1875 beauftragte
ihn die in Colmar tagende „Ampelographische Commission", sein „Classificationssystem" zu veröffentlichen.
Johann Philipp Bronner
Johann Philipp Bronner
Johann Philipp Bronner
146
Weinreben aus aller Welt
Nach Wein-Rebsorten - alphabetisch sortiert
http://www.webservice-rehnert.de/wein-rebsorten.php
Rebsorte
Kreuzung, Vorkommen, usw.
Abouriou
Man nimmt an, dass diese Rebsorte ein Sämling alter französischer
Reben ist. Hauptsächlich in Südwestfrankreich angebaut, werden aus
ihr süffige Tischweine gekeltert. Die Abouriou ist sehr
widerstandsfähig gegen falschen und echten Mehltau, treibt früh aus
und hat einen starken Wuchs.
Die relativ junge Rebsorte (1971) entstand aus einer Kreuzung
zwischen dem Lemberger und dem Dornfelder. Aus ihr entstehen
tiefrote und gerbstoffhaltige Weine.
Zurückgehende württembergische Rotweinsorte, auch Säuerlicher
Burgunder oder Kleiner Trollinger genannt. Der Blaue Affenthaler
ergibt säuerlich-herbe Weine.
Die Afus Ali ist die weltweit bedeutendste Tafeltraube nach der
Sultanina. Mit ca 150000 ha Anbaufläche steht sie weltweit an 7.
Stelle in der Verbreitung. Die Afus Ali stammt aus dem Orient und
wurde 1883 von einem Seidenhändler von Beyruth nach Frankreich
mitgebracht. Daher ist sie auch unter dem Namen Dattier de
Beyrouth bekannt - nicth zuletzt wegen ihrer großen dattelförmigen
Beeren.
Hauptsächlich in Italiens MIttelmeerregion heimische Rebsorte.
Schon die Römer verarbeiteten sie in ihrem berühmten Falerner
Wein. Die Rebe wurde wahrscheinlich von den Phöniziern nach
Italien importiert. Die Aglianico ist früh austreibend und liebt trockene,
sonnige Standorte. Sie reift in der Regel Mitte Oktober. Aus ihr
gekelterte Weine sind trocken und leicht tanninhaltig mit kräftiger
Säure und angenehmer Gerbstoffnote. Die Säure gibt ihnen ein gutes
Alterungspotential. Im Alter sind die Weine voller und runder.
Die Albalonga ist ein wertvolle weiße Rebsorte. Sie wurde 1951 in
Würzburg aus Rieslaner x Silvaner gekreuzt und erhielt 1971
Sortenschutz. Die Sorte ist in Lage und Boden sehr anspruchsvoll
und neigt zur Beerenbotrytis - eine gute Voraussetzung für Auslesen.
Sie reift mittelfrüh. Die Albalonga ergibt fruchtige, elegante Weine
und edelsüße Auslesen.
Auch Blanc de Troyes, Blanc de Trois und Vert Blanc genannt. Die
Sorte ist wahrscheinlich burgundischen Ursprungs. Der Name ist
abgeleitet von ihrer hohen Ertragsfähigkeit (Plant de Trois Raisins =
Pflanze der drei Trauben je Trieb). Die Weine aus der Aligoté-Rebe
sind sehr herb und haben kaum Alterungspotential. Im Burgund sind
sie Grundlage für den Apéritif Kir also Weißwein mit einem Schuss
Crème de Cassis.
Acolon
Affenthaler, Blauer
Afus Ali
Aglianico
Albalonga
Aligote
147
Alvarinho
Arrufiac
Azal
Arneis
Auxerrois
Bacchus
Barbera
Blauburger
Blauer Limberger
Blauer Zweigelt
Sehr hochwertige Rebe im Vinho Verde, Portugal. Das ist auch ihr
Herkunftsland. Die Alvarinho hat einen frühen Austrieb und einen
hohen Ertrag. Aus ihr werden trockene, frische Weisse gekeltert. Die
Weine sind fruchtbetont, aromatisch und leicht perlend mit einer gut
strukturierten Säure.
Seltene, in der Gascogne angepflanzte rote Rebsorte.
Relativ unbekannte, in Portugal kultivierte Rebsorte.
Aus der Rebsorte Arneis, die in Mittelitalien angebaut wird, entstehen
Weißweine, die mit einem leichten Mandel-geschmack ausgestattet
sind. In den 80er Jahren fast in Vergessenheit geraten, wird Sie
heute wieder gern gepflanzt.
Der Name der Weinrebe, aus der blaß bis hellgelbe Weine entsehen,
kommt von der französischen Grafschaft Auxerrois zwischen
Burgund und Chablis. Das Burgund und die Champagne sind in
Frankreich auch die Gebiete, in denen der Auxerrois gepflanzt wird.
Die Rebe wurde in den frühen (19)30er Jahren aus den Rebsorten
Müller-Thurgau, Silvaner und Riesling im Institut für Rebenzüchtung Gielweilerhof in Siebendingen in der Pfalz gezüchtet. In
Deutschland findet man den Bacchus vor allem in Rheinhessen,
Franken und in der Pfalz. Aus ihr können auch Spätlesen gewonnen
werden.
Rote Rebsorte, die vor allem im nördlichen Italien im Piemont
angebaut wird. Sehr gute Anbaugebiete gibt es in der Gemeinde
Barolo, aus der der gleichnamige Wein stammt. Weine aus der
Barbera-Rebe sind aufgrund der hochen Gerbstoffanteile lange
haltbar und sind von tiefroter Farbe und schwerem Körper.
Der Blauburger entstand aus einer Kreuzung zwischen Portugieser
und Lemberger. Der Blauburger wird hauptsächlich in Österreich
und Deutschland gepflanzt und bringt dunkelrote Weine hervor, die
auch als Deckwein zum Färben anderer, hellerer Weine verwendet
werden.
Der Name Blauer Limberger ist eine Synonym für den Lemberger.
Die Rebsorten Blauer Zweigelt und Zweigelt sind identisch.
Bonvino Nero
Synonym für die Rebsorte Cesanese
Bourboulenc
Aus Griechenland stammende und vor allem in Südfrankreich
gepflanzte Rebsorte.
Blaufränkisch
Die unter diesem Namen in Österreich kultivierte Rebsorte ist
identisch mit dem Lemberger. Dritthäufigste österreichische
Rotweinsorte, die sich zu fast 94% im Burgenland befinden. Während
aus den Gebieten Neusiedlersee und Neusiedlersee-Hügelland
einige charaktervolle Blaufränkisch kommen, verdankt das
Südburgendland in ganz besonderem Maße seinen Ruf seinen
Blaufränkisch-Weinen. Das benachbarte ungarische Weinbaugebiet
Sopron ist ebenfalls wegen seiner gehaltvollen und kernigen
Blaufränkisch-Weine bekannt, und auch im berühmtesten
ungarischen Rotwein, dem Egri Bikavér (Erlauer Stierblut), spielt der
Blaufränkisch heute eine wichtige Rolle. Einige beachtenswerte
Blaufränkisch-Weine gibt es auch in Deutschland, und zwar in
Württemberg, wo sie allerdings unter dem Namen Lemberger in den
Handel kommen.
148
Bouchet
Bouvier
Brunello
Burgunder
Cabernet Cubin
Cabernet Dorio
Cabernet Dorsa
Cabernet Franc
Cabernet Sauvignon
Cairette
Canaiolo nero
Ein in Teilen von Frankreich gebräuchlicher Name für den Cabernet
Franc.
Die Bouviertraube kommt hauptsächlich in Österreich - vor allem in
der Steiermark und im Burgenland - vor. In Ungarn, Slowenien und
Kroatien wird sie ebenfalls angebaut. Sie zeigt einen mittleren Wuchs
bei geringen Anforderungen an die Lage. Die Bouviertraube hat
einen knackigen, saftigen Geschmack; deshalb wird sie auch als
Tafeltraube verwendet. Aus ihr werden milde, mit hoher Restsüße
ausgestattete Weine gekeltert, die oft eine Muskatnote aufweisen.
Rebsorte aus der Toskana, die mit dem Sangiovese verwandt ist.
Die aus ihr gekelterten Weine sind dem Sangiovese auch durchaus
ähnlich, bilden aber meist einen kräftigeren Charakter aus.
„Im 12. Jahrhundert gelangten Zisterziensermönche in den Pfälzer
Wald, gründeten dort das Kloster Eußerthal und avancierten zu
Hütern der Reichskleinodien (Krone, Szepter, Reichsschwert,
Reichapfel u. a.), die im 12. und 13. Jahrhundert auf dem Trifels
aufbewahrt wurden. Den Weg zwischen ihrem Kloster und dem
Trifels legten sie auf Eseln zurück, er heißt noch heute Mönchsweg.
Er führt durch den Ort Gräfenhausen, wo seit der Zisterzienserzeit
Burgunderreben wachsen. Die Burgunderrebe stammt aus der
französischen Provinz Burgund und wird dort ‘Pinot noir’ genannt. Es
war früher unter Androhung der Todesstrafe verboten, diese Reben
auszuführen. Zisterziensermönche aus der Abtei Cîteaux in Burgund
brachten sie deshalb in einer oder mehrerer Orgelpfeifen versteckt
nach Gräfenhausen.“
REICHART H J (2006) Organ, Heft 1 (März 2006), Seite 57
Realtiv junge Rebsorte, die aus einer Kreuzung zwischen Lemberger
und Cabernet Sauvignon entstanden ist. 1970 in der Staatlichen
Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg gezüchtete Rotweinsorte
Die Rebsorte bringt wunderbare dunkle Rotweine mit der gleichen
Aromatik wie der Cabernet Sauvignon hervor.
Junge Rebsorte, eine Kreuzung aus Dornfelder und Caberner
Sauvignon. 1971 in der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt
Weinsberg gezüchtete rote Rebsorte. Aus dieser Traube können
dunkle Weine mit fein-fruchtigen Geschmacksnoten gekeltert werden.
Wie der Cabernet Dorio ist der Cabernet Dorsa ebenfalls eine
Kreuzung aus Dornfelder und Cabernet Sauvignon. 1971 in der
Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg neu gezüchtete
rote Rebsorte. Es entstehen körperreiche Weine mit ausgeprägten
Kirsch- und Paprikanoten.
Die rote Rebsorte Cabernet Franc hat ähnlichkeiten mit dem
Cabernert Sauvignon und wird vor allem in Frankreich im Loire-Tal
und in Anjou-Rouraine gepflanzt.
Eine der besten Rebsorten, die Ende des 18. Jahrhunderts in
Erscheinung trat und auf der ganzen Welt verbreitet ist. Sie ist eine
Kreuzung aus Cabernet Franc und Sauvignon Blanc. In
Deutschland wird sie nicht in wesentlichen Mengen kultiviert. Aus den
Trauben des Cabernet Sauvignon entstehen dunkle und haltbare
Weine mit Aromen von Paprika, Teer, Kaffee und Tabak.
Der Name Cairette wird, je nach Region, als Synonym für den
Bourboulenc oder den Ugni Blanc genutzt.
Wein aus der Rebe Canaiolo nero ist der Verschnittpartner für
Sangiovese für den Chianti. Die Canaiolo nero gibt es auch als
weiße Variante, die Canaiolo bianco.
149
Carignan
Cesanese
Chardonnay
Eine in Südfrankreich angebaute Rebsorte, die dunkle Weine mit
milder Säure hervorbringt.
Alte Rebsorte, die in Mittelitalien gepflanzt wird. Die aus ihr
gekelterten Weine haben eine leichte süße und einen mittleren
Körper.
Chardonnay ist eine Rebsorte, aus dessen Trauben Weißwein und
Schaumweine wie Champagner gewonnen wird. Der Chardonnay ist
sehr anpassungsfähig und bringt wohlschmeckende Weine hervor.
Mit weltweit ca. 130 000 Hektar Anpflanzungen ist Chardonnay auf
der Liste der meistgenutzen Wein Rebsorten auf Platz 7.
Cortese
Weiße Rebsorte, in Deutschland (im Markgräflerland in Baden) als
Gutedel bekannt. Als Chasselas ist sie jedoch die weiße Rebsorte
der Westschweiz. Dort heißt sie auch Fendant, Dorin oder Perlan.
Sie ergibt ausgezeichnete und höchst angenehm zu trinkende Weine.
Aber auch die Spitzengewächse des Chablais um Aigle und der
Lavaux - bis hin zum herausragenden Dézalay - verdeutlichen, daß
diese Rebsorte unter optimalen Boden- und Klimabedingungen in der
Lage ist, höchst beachtenswerte Weine hervorzubringen. Sie zählen
zu den besten Weißweinen der Schweiz. Im Elsaß wird der
Chasselas als Verschnittwein für den Edelzwicker verwandt.
Weltbekannte weiße Rebsorte, die süße und langlebige Weine
hervorbringt.. Wird auch als Pineau de la Loire bezeichnet. In der
Touraine und dem Anjou werden fast alle bedeutenden Weißweine
aus ihr gewonnen. Außerhalb Frankreichs findet man sie in
Kalifornien und in Südafrika (unter dem Namen Steen). Der Chenin
blanc ist sehr ergiebig und kann einen relativ ausdruckslosen Wein
ergeben. Wird er in seinem Ertrag begrenzt wird und hat optimale
Bedingungen, ergibt er einen rassigen, feinen Wein
Rote Rebsorte die ihre Heimat in Südfrankreich hat. Aus ihr werden
leichte und aromatische Weine gekeltert und wird gern als
Verschnittwein genutzt.
Die Clairette Blanche ist weltweit verbreitet: In Frankreich - vor allem
Provence, Bouche-du-Rhône, Hérault, Languedoc, Ardèche, Aude,
Herault und Pyrénées - Südafrika, Italien, Marokko, Algerien,
Kalifornien, Australien und Uruguay. Ihre Herkunft hat sie vermutlich
im Herault. Die Clairette Blanche ist eine starkwüchsige, spätreife
Rebsorte und sie ist geeignet für magere Böden. Aus ihr werden
sortenreine Weine (AOC Clairette de Bellegarde, Clairette de
Languedoc, letzterer ein Süßwein) gekeltert. Außerdem wird die
Clairette im Verschnitt als Schaumwein verarbeitet: Clairette de Dié
und Blanquette de Limoux.
Der Name Clevner oder Klevner oder auch Roter Klevner ist keine
eigenständige Rebsorte sondern wird als Synonym für Chardonay,
Spätburgunger, Frühburgunder und auch Traminer verwendet.
Weiße Rebsorte, die in Frankreich und in Californien gepflanzt wird.
Sie ergibt helle Weine mit rassiger Säure die auch gern als
Verschnittweine genutzt werden.
Die rote Rebsorte ist im Nordosten Italiens beheimatet. Die aus ihr
gekelterten Weine sind leicht, fruchtbetont und haben Aromen von
Vanille und Mandel. Corvina Veronese wird oft mit anderen Weinen
der Region zu Valpolicella verschnitten.
Courtillier Musqué ist eine (weiß, französische) Tafeltraube. Eigenständig wird sie aber nicht in der Weinbereitung verwendet. Ihr
Geschmack ist muskatähnlich.
Eine vorrangig im italienischen Piemont gepflanzte Rebsorte.
Courbu
Kaum gepflanzte Rebsorte aus Frankreich.
Chasselas
Chenin Blanc
Cinsault
Clairette Blanche
Clevner
Colombard
Corvina Veronese
Courtillier Musqué
150
Dolcetto:
Domina
Dornfelder
Drupeggio
Dunkelfelder
Ehrenfelser
Elbling
Faberrebe
Fendant
Freisamer
Frühburgunder
Frankonia
French Colombar
Furmint
Rebsorte, die in Italien und Frankreich beheimatet ist. Aus ihre
werden milde, fruchtige und meist jung getrunkene Weine gekeltert
die Aromen von Süßholz und Mandeln aufweisen.
In Franken und an der Ahr kultivierte Rotweinsorte, eine Kreuzung
aus Portugieser und Spätburgunder. Aus den Trauben der Domina
entstehen dunkle mit kräftigem Körper ausgestattete Rotweine.
Dornfelder ist eine Rebsorte, aus der Rotwein gekeltert wird. Die
Pflanze hat bescheidene Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit.
Dornfelder Wein wird hauptsächlich in der Pfalz und in Rheinhessen
angebaut. August Herold (1902-1973) kreuzte die Sorte 1955 in
Lauffen (Weinsberg) aus Helfensteiner x Heroldrebe. Abgeleitet
wurde der Name vom Weinbaufachmann Imanuel Dornfeld (17961869) aus Weinsberg. Nach 1975 verbreitete sie sich in den
deutschen Weinbaugebieten, wobei sie eindeutig eine pflälzische
Domäne ist. Der ursprünglich als Deckrotwein gezüchtete Dornfelder
bringt Weine mit einer dunkelroten oder violetten Farbe und einen
fruchtigen Geschmack hervor.
Der Name Drupeggio ist ein Synonym für den Canaiolo nero.
Rote Neuzüchtung von Froelich aus unbekannter Kreuzung, mit der
heute 173 ha, fast ausschließlich in der Pfalz, Baden und
Rheinhessen, bestockt sind. Sie liefert farbintensive, doch
geschmacklich eher belanglose Weine.
Rebsorte, aus dem ein blasser Weißwein mit Aromen von Äpflen,
Grapefruit, Pfirsichen und Aprikosen entsteht. Ehrenfelser wurde
1929 aus Riesling und Silvaner gekreuzt und wird im Rheingau und
in der Pfalz gepflanzt. Benannt ist die Rebe nach der Ruine Ehrenfels
bei Rüdesheim.
Eine der ältesten Rebsorten, die schon von den Römern kultiviert
wurde. Elbling, aus dem sehr blasser Wein entsteht, wächst vor allem
in Lothringen und Luxemburg.
Aus der 1929 in Alzey (Georg Scheu) aus Weißburgunder und
Müller-Thurgau gekreuzten Sorte entstand ein fruchtiger frischer
und extraktvoller Wein, welcher sich nach 1970 in der Pfalz
verbreitete.
In der Schweiz gebräuchliches Synonym für den Gutedel.
Der Freisamer ist eine Kreuzung aus Silvaner und Ruländer (1916) ,
die an Grauburgunder erinnert.
Der Frühburgunder ist mit dem Spätburgunder verwandt. In
Deutschland wird er vor allem an der Ahr gepflanzt. Die Rebsorte,
deren Trauben früh reifen, bringt ziegelrote Weine mit Aromen von
Him- und Brombeeren hervor.
Die Rebsorte ist identisch mit dem Lemberger, wird aber in
Norditalien Frankonia genannt.
Amerikanische Bezeichnung für den Colombard.
Eine in Ungarn gepflanzte rote Rebsorte. Dieser schwere Wein mit
starkem Säuregehalt und leichter süße wird oft als Verschnittwein
verwendet.
151
Gamay
Garganega
Gewürztraminer
Graciano
Granacha Blanca
Die Rebsorte Gamay ist eine der beliebtesten im Beaujolais, wird
aber auch im restlichen Frankreich und in der Schweiz angebaut.Sie
bringt einen relativ hellen Rotwein hervor und hat einen hohen
Säuregehalt. Es wird oft mit Pinot Noir verschnitten.
Italienische Rebsorte, aus der der Soave verschnitten wird.
Die Rebsorte wird auch roter Tramier genannt und wird im Elsaß, in
der Pfalz, in Baden und im Saale-Unstrut-Gebiet gepflanzt. Aus ihr
entsteht ein Goldgelber Weißwein, der nach Vanille, Orangen,
Rosenblüten und Akazienhonig schmecken kann. Gewürztraminer
gehört zu den traditionsreichen Rebsorten, die vor Hunderten von
Jahren schon die Kurfürsten der Pfalz zum Anbau empfahlen. Der
rund 400jährige Traminerweinberg im südpfälzischen Rhodt unter
derRietburg gilt als einzigartiges Denkmal der Weinkultur.In den
Verordnungen der Landesherren gehörte er mit dem Riesling und
später dem Ruländer immer zu den empfohlenen Rebsorten
(Bischöfe von Speyer, Kurfürsten der Pfalz, Grafen von Leinigen).
Der Graciano wird vorrangig in Spanien kultiviert. Aus ihr wird ein
tiefroter Wein mit vollem Körper gekeltert.
Spanische Bezeichnung für den Grenache.
Granacha Tinto
In Teilen Spaniens die Bezeichnung für die rote Variante des
Grenache.
Grauburgunder
Grauburgunder oder Grauer Burgunder wird hauptsächlich in Italien
und Deutschland angebaut und ist eine Mutation des
Spätburgunder. Die auch Ruländer genannte Rebsorte bringt
Weine hervor, die nach Birne, Honig, Ananas und Grapefruit
schmecken. Der Pfälzer Apotheker Johann Seeger Ruland hat diese
Rebsorte 1711 in einem verwilderten Garten in Speyer gefunden,
verbreitet und ihr auch den Namen gegeben
Beliebte Rebsorte, die in Frankreich, Spanien und in Australien
angebaut wird. In Teilen von Spanien ist sie sogar die
vorherrschende Rebsorte. Es gibt sie als Weiß- und als
Rotweinvarianten (Grenache Blanc). Aus ihr werden fruchtige und
leicht süßliche Rotweine oder leichte Weißweine mit milder Säure
gekeltert.
In Teilen Spaniens die Bezeichnung für die weiße Variante des
Grenache.
Grenache
Grenache Blanc
Gros Manseng
Grüner Veltliner
Gutedel
Aus Spanien stammende weiße Rebsorte die vor allem in
Westfrankreich kultiviert wird. Aus ihr entstehen füllige Weißweine mit
ausgeprägten Aromen.
In Österreich angebaute Rebsorte die in einigen Weinanbaugebieten
bis zu 80 Prozent der Abauflächen belegt. Es entstehen leichte
Weine mit Pfefferaromen.
Rebsorte, die in der Schweiz und in Deutschland im badischen
Markgräflerland kultiviert wird. Sie ist vor allem Kreuzungsgrundlage
für eine Reihe sehr bekannter Weißweine gewesen.
152
Huxelrebe
Die Huxelrebe ist eine Kreuzung aus Gutedel und der Rebsorte
Courtillier Musqué. Bringt Weine mit milder Säure und Aromen von
Orangen, Honigmelone und Maracuja hervor. Die Kreuzung erfolgte
im Jahre 1927 durch Georg Scheu. Benannt wurde sie nach dem
Weinguts- und Rebschulbesitzer Fritz Huxel (1892-1972) aus
Westhofen bei Worms, der sich beim Anbau und bei der Vermehrung
der Rebe besondere Dienste erworben hat.
Heunisch-Rebe
Hárslevelü
Humagne Rouge
Kanzler
Kekfrankos
Kerner
Lagrein
Lemberger
Loureiro
Macabeo
Madeleine Angevine
Aromatische ungarische Rebsorte, die charakteristisch würzige
Weine liefert. Die Traube bringt ihren Duft in den berühmten Tokajer
ein.
In Frankreich angebaute, spät reifende Rebsorte. Der Humangne
Rouge eignet sich gut zum Ausbau in Holzfässern.
Georg Scheu (1879-1949) kreuzte die Sorte 1927 an der
Landesanstalt für Rebenzüchtung Alzey aus Müller-Thurgau und
Silvaner. Klassifiziert in Deutschland. Der Name wurde scherzhalber
von den drei ersten Bundeskanzlern Deutschlands abgeleitet: Der
Wein ist raffiniert wie Konrad Adenauer, voll und rund wie Ludwig
Erhard, elegant wie Kurt Georg Kiesinger. Starkwüchsige Rebsorte
für hochwertige, fruchtige Weine. Nur in Deutschland (60 ha) aktuell
an der Nahe 3.95 ha, was etwa 0,09 % der Anbaufläche entspricht.
Kekfrankos ist eine Rebsorten-Bezeichnung für den Lemberger in
Ungarn.
Bekannte Weisweinrebsorte, in in der Schweiz, Südtirol und in
Deutschland angebaut wird. Der Kerner entspringt einer Kreuzung
43
aus Trollinger und Riesling und ist nach Justinus Kerner , einem
schwäbischen Arzt und Dichter benannt. Es werden aus dem Kerner
hellgelbe Weine mit Aromen von Birne, grüner Apfel, schwarze
Johannisbeere, und Aprikosegekeltert.
In Österreich kultivierte Rebsorte. Er wird zum Keltern von Rotwein,
die eine samtrote Farbe und mittleren Körper besitzen genutzt. Aus
dem Lagrein können aber auch leichte Roseweine entstehen.
Der Lemberger stammt von der Heunisch-Rebe ab. Sie wird vor
allem in Österreich und Baden-Württemberg gepflanzt. Aus den
Trauben des Lemberger entstehen tief- und schwarzrote Weine mit
Aromen von Sauerkirschen und Pflaumenkompott.
Der Loureiro wird in Portugal angebaut. Er bringt aromatische
Weißweine mit feiner Säure und Aromen von Pfeffer und Lorbeeren
hervor.
Synonym für den Viura.
Für den Weinanbau wird die sonstige Tafeltraube Madeleine
Angevine vor allem in England genutzt. Sie ist sehr früh reifend und
eignet sich deshalb gut für den Anbau in England.
153
Malbec
Malvasia
Mammolo
Marsanne
Mataró
Mazuela
Melon de Bourgogne
Merlot
Montepulciano
Muscat Blank
Monastrell
Muscat
Muskateller
Moriomuskat
Molinara
Müller-Thurgau
Der Malbec wird vorrangig in Argentinien und Frankreich kultiviert. Im
Bordeaux war sie sogar eine zeitlang die am meisten gepflanzte
Rebsorte. Aus dem Malbec werden samtrote Weine mit Aromen von
Schokolade, Mandeln und Zedernholz gekeltert.
Sehr alte, in Italien kultivierte Rebsorte. Aufgrund des Alters bringt sie
relativ unkultivierte Weine mit einem hohen Alkoholgehalt hervor, die
zum Teil eine hohe Süße aufweisen.
Die in Mittelitalien kultivierte Rebsorte Mammolo hat Ihren Namen
nach ihren Veilchen-Duft erhalten. (Mammole = Veilchen). Sie bringt
wertvolle Weine mit mittlerem Körper und milder Säure hervor.
In Frankreich kultivierte Weißweinrebe, die Weine mit vollem Körper
und großer Aromenvielfalt hervorbringt. Die Marsanne wird gern mit
Rousanne oder Viognier verschnitten.
Rotweinrebe aus Spanien, in Frankreich unter dem Namen
Mourvèdre vor allem im Südwesten angebaut Wird vorwiegend
verschnitten mit Grenache, Syrah und Carignan
Synonym für den Carignan.
In Frankreich im Loire-Gebiet gepflanzt. Aus dem Melon de
Bourgogne werde frische trockene Weine mit leichten Aromen
gekeltert.
Der Merlot wird hauptsächlich in Frankreich und in Italien angebaut.
Hochwertige Rebsorte, die im Bordeauxgebiet eine fast ebenso
bedeutende Rolle spielt wie der Cabernet Sauvignon und die vielen
berühmten Rotweinen Weichheit, Frucht, Geschmeidigkeit und
Charme verleiht.
Aber auch aus Australien und Südamerika (Chile) kommen sehr
wohlschmeckende Weine aus der Merlot-Traube.
Die schweizerischen Tessiner keltern aus Merlot einen weichen,
runden Rotwein mit viel Blume und Frucht.Die alkoholreichen MerlotWeine werden häufig mit Cabernert-Sauvignon verschnitten
In Mittelitalien und in den Abruzzen gern gepflanzte Rebsorte. Es
werden wertvolle Weine mit mittlerem Köper und gehaltvollen
Aromen gekeltert.
Synonym für den Muscat.
Spanische Bezeichnung für den Mourvèdre.
Wichtige, in Frankreich und Italien kultivierte Rebsorte. Sie bringen
trockene Weißweine mit leichtem Körper und Aromen von Orangen,
Zimt und Pfeffer hervor.
Muskateller ist eine der ältesten Rebsorten und stammt aus
Vorderasien. In Deutschland nimmt er nur eine Nebenrolle ein.
Der Moriomuskat, eine Züchtung aus Silvaner und Weißburgunder
wird oft mit Silvaner verschnitten. Die Weine aus dem Moriomuskat
haben einen, häufig kräftigen, Muskatton.
In Italien kultivierte Rebsorte. Sie wird gern mit dem Corvina
Veronese zu Valpolicella verschnitten. Rebsortenrein ergib sie
körperreiche Weine mit starker Säure.
Neben dem Riesling ist der Müller-Thurgau die beliebteste Weinrebe
in Deutschland. Sie wird fast in allen Deutschen Weinbaugebieten,
wie etwa Baden, Pfalz, Rheinhessen, Franken, Saale-Unstrut, MoselSaar-Ruwer, in Sachsen und an der Hessischen Bergstraße kultiviert.
Ein Synonym für den Müller-Thurgau ist der Name Rivaner. Der
Müller-Thurgau entstand aus einer Kreuzung zwischen Riesling und
44
Sylvaner und hat seinen Namen vom Züchter Hermann Müller aus
Thurgau. Die aus der Rebsorte entsehenden Weine haben Aromen
von Zitrone, Muskat und grünem Paprika und mit einer milden Säure.
154
Moscato bianco
Mourvèdre
Muscadelle
Nobling
Nebbiolo
Optima
Ortega
Petit Arvine
Petit Manseng
Petit Verdot
Pinau de la Loire
Pinotage
Pinot Bianco
Italienische Bezeichnung für den Muscat .
Wichtige, in Frankreich, Australien und Spanien kultivierte Rebsorte.
Der Mourvèdre bringt körperreiche Weine mit Aromen von
Brombeeren und Pflaumen hervor.
In Frankreich vor allem im Bordeaux und Bergerac kultivierte
Rebsorte. Aus ihr entstehen süße Weißweine mit viel Körper und
ausgewogenen Aromen. Sie erinnern an Weine aus dem Semillon.
Der Nobling wird hauptsächlich im badischen Markgräflerland
angebaut und erzeugt Weine mit feiner Säure und mittlerem Körper.
Er ist eine Kreuzung aus Silvaner und Gutedel.
In Norditalien kultivierte Rebsorte. Die tanninreichen Trauben
ermöglichen eine sehr lange Reifezeit, die einen körperreichen Wein
mit Aromen von Pflaumen und Teer hervorbringen. Einige Weine aus
der Nebbiolo zählen zu den ältesten Weinen der Welt.
Eine von zahlreichen Neuzüchtungen, gewonnen aus (Silvaner x
Riesling) x Müller-Thurgau, doch ungeachtet ihres euphorischen
Namens keinesfalls die beste Rebsorte, wenn sie auch hohe
Mostgewichte erreichen kann. Doch die feine, differenzierte und
rassige Frucht eines Rieslings ist ihr fremd. Ähnlich vergleichbaren
Fehlentwicklungen befindet sie sich seit geraumer Zeit wieder auf
dem Rückzug. Derzeit sind noch rund 360 ha mit ihr bestockt,
hauptsächlich an Mosel-Saar-Ruwer und in Rheinhessen.
Eine vor allem in Rheinhessen und in der Pfalz gepflanzte Rebe mit
Aromen von Birnen, Bananen und Aprikosen.Hans Breider (1908
1960) kreuzte 1948 in Würzburg Ortega aus Müller-Thurgau und der
Siegerrebe. Sie verbreitete sich nach 1970 als frühreifende, bei
später Ernte hochwertige Weine bringende Sorte. Seinen Namen hat
sie von dem spanischen Philosophen, Dichter und Weinfreund José
Ortega y Gasset 1883 - 1955).
In der Schweiz, und hier insbesondere im Wallis, angebaute Weinrebe. Es entstehen trockene bis liebliche Weine mit angenehmen
Veilchenduft und milder Säure.
Zwar nicht identisch aber dennoch sehr ähnlich dem Gros Manseng.
Die Petit Verdot stammt aus dem Bordeaux und wird dort auch noch
hauptsächlich kultiviert. Sie ist ebenfalls in Californien beliebt. Aus
ihren Trauben entstehen tiefrote und tanninreiche Weine.
Chenin Blanc wird in ihrer Heimat oft Pinau de la Loire genannt.
Die Pinotage ist eine relativ junge Rebsorte aus Südafrika. Sie
entstand aus einer Kreuzung zwischen Pinoit Noir und Cinsault.
Aus ihren Trauben werden tiefrote Weine mit vollem Körper und
intensiven Aromen gekeltert.
Pinot Bianco ist die italienische Bezeichnung für den in Deutschland
angebauten Weißburgunder.
155
Pinot Blanc
Pinot Gris
Pinot Grigio
Pinot Meunier
Pinot Noir
Pinot Nero
Portugieser
Primitivo
Prosecco
Prugnolo Gentile
Die Pinot Blanc ist identisch mit dem in Deutschland angebauten
Weißburgunder.
Synonym für den Grauburgunder. Abart des Spätgrugunders, zuerst
erfolgreich in Baden ausgebaut, eroberte er Norditalien (Alto Adige,
Trentino und Friaul) und das ElsaßPinot gris - Eine echte Variante
der herausragenden Pinot-Familie, in Deutschland als Grauer
Burgunder oder Ruländer und im Elsaß als Tokay d'Alsace
bezeichnet. Die reifen Trauben zeigen eine ins Graue spielende
Rosafärbung und liefern bisweilen ganz ausgezeichnete Weine
Italienische Bezeichnung für den Grauburgunder.
Rote Variante der Pinot-Familie, doch ergiebiger und weniger
ausgezeichnet als der Pinot noir. Als Meunier in Frankreich in der
Champagne verbreitet und häufig an der Loire anzutreffen. Der
Name stammt von der weißlichen Färbung der Blattunterseite, so als
sei sie mit Mehl (meunier bedeutet Müller) bestäubt. In Deutschland
offiziell als Müllerrebe bezeichnet, doch in Württemberg, wo ihr
eigentliches Verbreitungsgebiet (84% der insgesamt 2095 ha) ist, nur
unter dem Namen Schwarzriesling bekannt.
Pinot Noir ist die französische Bezeichnung für den Spätburgunder.
eine der ältesten Rebsorten der Welt, aus Burgund stammend,
mittlerweile weltweit ausgebaut In der Champagne bildet der Pinot
Noir die Basis für den Champagner.
Pinot Nero ist die italienische Bezeichnung für den Spätburgunder.
Portugieser wird in Österreich und in Deutschland angebaut. Es
entstehen hellrote Weine mit leichtem Körper.
Die Rotwein-Rebsorte Primitivo ist in Italien ansässig. Sie ist
genetisch mit dem Zinfandel bekannt, der vor allem in Californien
angebaut wird. Einige italienische Winzer verkaufen den Primitivo
unter dem bekannteren Namen Zinfandel. Die aus dem Primitivo
hergestellten Weine lassen sich allerdings nicht mit Zinfandel Weinen vergleichen.
Prosecco wird, bis auf Ausnahmen in Argentinien, ausschließlich in
Italien angebaut. Aus der Rebsorte entstehen die gleichnamigen
Perlweine.
Zwar nicht identisch, aber eng verwandt mit dem Sangiovese.
Regent
Die Rebsorte Regent ist zur Zeit noch im Versuchstadium. Sie
entspringt einer Kreuzung aus Silvaner und Müller-Thurgau.
Regner
Die weiße Rebsorte ist eine Neuzüchtung aus Luglienca bianca(
Gelbe Seidentraube (weiß)) x Gamay früh (rot). Die Kreuzung
erfolgte 1929 durch Georg Scheu. Mit dem Namen wurde AnneMarie Regner (1911-1999) geehrt, die langjährige Mitarbeiterin von
Scheu war. Die Sorte wurde im Jahre 1979 für den Anbau in
Rheinhessen freigegeben. Der eher säurearme, blumige und
gelbgrüne Wein hat einen leichten Muskatton; er erinnert an MüllerThurgau.
156
Rieslaner
Riesling
Rivaner
Rondinella
Rousanne
Ruby Cabernet
Ruffiac
Rieslaner ist nicht nur vom Namen her dem Riesling ähnlich.
Entstanden aus einer Kreuzung von Silvaner und Riesling erzeugt
der aus Franken stammende Rieslaner ähnlich gute Weine mit
Aromen von Grapefruit und Rhabarber.
Riesling stammt aus dem Oberrhein wo sie schon im 15. Jahrhundert
angebaut wurde. Sie gehörte schon im 17. und 18. Jahrhundert zu
den von den Landesherren empfohlenen Sorten (Bischöfe von
Speyer, Kurfürsten der Pfalz, Grafen von Leiningen). Der "König der
deutschen Weißweine" wurde nach Ansicht vieler Ampelographen
aus Wildreben des pfälzischen Auwaldes ausgelesen Der Riesling ist
die bekannteste und beste Weißweinrebsorte in Deutschland.
Obwohl sie sehr spät reift und hohe Anforderungen an ihre
Umgebung stellt kann sie doch in gemäßigten Klimazonen sehr gute
Weine hervorbringen. Sie wird in fast allen deutschen
Weinbaugebieten gepflanzt.
Der Name Rivaner ist ein Synonym für die Rebsorte Müller-Thurgau.
Italienische Rebsorte, die in einigen Weinanbaugebieten Italiens sehr
beliebt ist. Sie wird jedoch sehr häufig zum Verschnitt mit anderen
Weinen genutzt.
In Frankreich kultivierte Weinrebe.
Die Ruby Cabernet ist eine relativ junge Rebsorte, die vorrangig in
Australien, Südafrika und Californien kultiviert wird. Sie entstand aus
einer Kreuzung zwischen Carignan und Cabernet Sauvignon. Aus
ihren Trauben entsteht ein Wein mit vollem Körper mit mittlerer
Säure.
Synonym für den Arrufiac.
Ruländer
Der Name Ruländer ist ein Synonym für den Grauburgunder. Der
Pfälzer Apotheker Johann Seeger Ruland hat diese Rebsorte 1711 in
einem verwilderten Garten in Speyer gefunden, verbreitet und ihr
auch den Namen gegeben.
Samtrot
Eine auf Baden-Württemberg begrenzte Mutation des
Schwarzriesling. Die aus ihr erzeugten ziegelroten Weine erinnern
an den Spätburgunder.
Der Sangiovese ist die wichtigste italienische Rotweinsorte. Vor allem
in der Toskana sorgt sie für die wohlschmeckenden Weine Chianti
und Montepulciano. Aus den Trauben der Sangiovese entstehen
Weine mit Aromen von Brombeeren und Waldbeeren und vollem
Körper. Durch den Anteil an Tanninen können die Weine lange
reifen.
Früh reifender Wein der vor allem in Österreich und in Teilen
Tschechiens gepflanzt wird. Auch Blauer genannt; alte französische
Rotweinsorte, genaue Herkunft unbekannt Die Traube wurde
um1870 aus dem Elsaß nach Deutschland gebracht; erbringt gute
Ergebnisse in der Pfalz; ergibt tiefrote Weine mit zartem BordeauxBukett. Aus ihm wird ein tiefroter Wein mit mittlerem Körper gekeltert.
Sangiovese
Sankt Laurent
(Saint Laurent)
157
Sauvignon Blanc
Scheurebe
Schwarzriesling
Semillon
Siegerrebe
Silvaner
Spätburgunder
Syrah
Syrak
Sauvignon Blanc wird vor allem in Frankreich angebaut. Sehr
erfolgreich ist die Rebe vor allem in Sauternes im Bordeaux, wo sehr
gute Süßweine aus Sauvignon Blanc gekeltert werden. Es entstehen
aber auch sehr schmackhafte trockende Weißweine aus der
Rebsorte. In Deutschland durfte sie eine Zeit lang nicht angebaut
werden. Deshalb wird sie erst seit den (19)80er Jahren in
Deutschland kultiviert. Je nach Anbaugebiet bietet der Sauvignon
Blanc Aromen von schwarzer Johannisbeere, Stachelbeere,
Grapefruit, Ananas und Rhabarber.
Die Scheurebe, gezüchtet aus den Reben Silvaner und Riesling ist
eine spät reifender Weißwein. Sie wurde nach dem Züchter Georg
45
Scheu (1879-1949) benannt, der sie 1916 in der Landesanstalt für
Rebenzüchtung in Alzey kreierte. Aus ihr entstehen Weine mit
Aromen von schwarzer Johannisbeere, Maracuja, Pfirsich und
Mango.
Der Schwarzriesling ist vor allem in Baden-Württemberg angesiedelt.
Zusammen mit dem Traminer ist er einer der Stammreben aller
Burgunderweine. Die hell- bis ziegelroten Weine führen Aromen von
Brombeere, Waldbeere und Himbeere.
Obwohl der Semillon mit einer der wichtigsten Weißweinrebsorten ist,
wird sie meist mit dem Sauvignon Blanc verschnitten..Die Weine
aus Semillon sind sehr alterungsfähig, wobei sich mit dem Alter die
vordergründige Süße verliert und der Wein (oft nach Jahrzehnten)
etwas karamelisiert und fast trocken wirkt.
Die Rebe wurde als Kreuzung zwischen Gewürztraminer und
Madeleine Angevine gezüchtet. Die Kreuzung erfolgte durch Georg
Scheu im Jahre 1929 an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in
Alzey/Rheinland-Pfalz. Da sie sehr früh reift, eignet sie sich für
Süßweine.
Der Silvaner ist in Deutschland stark verbreitet. Wahrscheinlich kam
er vor rund 300 Jahren über die Bischöfe von Speyer in die Pfalz.
Aus ihr werden vor allem in Franken sehr gute Weine gekeltert. Aber
auch in Rheinhessen, Saale-Unstrut und in Österreich wird der
Silvaner kultiviert.Es entstehen feinsäurige Weine mit Aromen von
Stachelbeere, Quitte und Karamel.
Bodensee. Wird vor allem im Burgund, in Baden und in der Pfalz
angebaut. Weine aus der Rebe Spätburgunder lassen sich gut lagern
und bringen ziegel- bis tiefrote Weine mit Aromen von Brombeere,
Waldbeere, Himbeere und Kirsche hervor.In Frankreich nennt man
den Spätburgunder Pinot Noir. Für Spitzenweine ist diese
anspruchsvolle Rebe vielleicht die wichtigste Rebsorte der Welt. Sie
bringt große Weine in Burgund und Deutschland hervor. Darüber
hinaus verlangt sie den Önologen mit ihrer Empfindichkeit einiges an
Können ab.
Eine aus dem arabischen Raum stammende, alte Rebsorte, die vor
allem in Frankreich angebaut wird. Aus ihr entstehen tiefrote Weine
mit vollem Körper. Der hohe Tanningehalt sorgt dafür, dass Weine
aus dem Syrah lange reifen können und ein hohes Alter erreichen.
Sie braucht heißes, trockenes Klima und wird vor allem im Rhonetal
angebaut. Sie ist Bestandteil vieler Verschnittweine in ganz
Südfrankreich, wo sie auch Hermitage heißt.
Englische Bezeichnung für den Syrah.
158
Tannat
Tempranillo
Tinta Barocca
Tinta Roriz
Tocai Friulano
Touriga Nacional
Trajadura
Traminer
Trebbiano
Trollinger
Rebsorte, die in Frankreich und Spanien kultiviert wird. Da die Weine
aus der Tannat-Traube sehr tanninreich sind, werden sie mit
Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon verschnitten.
Wichtigste Rotweinrebsorte in Spanien. Aus ihr werden Ribera del
Duero und Rioja gekeltert. Aus ihr entstehen samtrote Weine mit
vollem Körper und dennoch milder Säure. Mit ihrer kräftigen,
dennoch sanftigen Struktur ist die Tempranillo die spanische Antwort
auf die Cabernet Sauvignon.
Eine in Portugal und Südafrika gepflanzte Rotweinsorte, die zu
Portwein verschnitten wird.
In Portugal die Bezeichnung für den Tempranillo.
Die Tocai Friulano findet sich in der nordostitalienischen Region
Friaul und ist dort die am häufigsten angebaute Weißweinrebe. Ihre
Weine zeigen eine ausgeprägte Frische und Leichtigkeit. Sie haben
darüber hinaus deutliche florale Noten und Mandeltöne.
In Portugal kultivierte Rebsorte, die unter anderem mit dem Tinta
Barocca zu Portwein verschnitten wird. Die für die
Portweinproduktion wichtigste Rebsorte, die überwiegend im Duoro
Tal angebaut wird. Sie läßt dunkle, hochkonzentrierte, tanninreiche
Weine entstehen
Die Trajadura ist eine qualitativ hochwertige Region in Portugal, die
für den Vinho Verde verwendet wird. Ihre Weine sind körperreich und
haben einen hohen Alkoholgehalt. Trajadura wird sowohl sortenrein
ausgebaut, als auch für Cuvees verwendet, dann meist mit Loureiro
oder Alvarinho als Verschnittpartner.
Der Traminer ist ein Vorläufer des Gewürztraminers, von dem er sich
durch hellere Trauben und nicht so intensiven Geschmack. Die
Traminer-Rebsorte stammt ursprünglich aus Südtirol ist heute aber in
viele Regionen der Welt verbreitet. Besonders interessante Traminer
kommen heute aus Österreich (dort vor allem aus der SüdostSteiermark) und dem Elsass.
Beliebteste Weißweinrebe in Italien und traditionell gepflanzte Rebe
in Frankreich. Aus ihr werden leichte spritzige Weine gekeltert, die
einen mitteren Körper und rassige Säure besitzen. Schon Plinius der
Ältere (23-79) sprach von einem "Vinum trebulanum" aus dem Ort
Trebulanis in Kampanien, was auf einen Urahn der Sorte hindeuten
könnte. Der Autor Petrus de Crescentiis (1230-1310) beschreibt den
Trebbiano als edeln, haltbaren Wein (er muss also damals andere
Eigenschaften gehabt haben).
Die Rebsorte Trollinger ist die typisch Baden-Württembergische
Weinrebe, die an den dort vorhandenen steilen Berghängen
gepflanzt wird. Die aus ihr gekelterten hellroten Weine haben eine
feine Säure und einen mittleren Körper. Die Ursprünge der Trollinger
liegen vermutlich in Tirol. Sie wird in Deutschland fast ausschließlich
in Württemberg kultiviert, wo sie schon seit dem 14. Jahrhundert
nachgewiesen ist. Der Trollinger-Wein begründet den Nationalstolz
der Württemberger und gelangt nur selten über die Landesgrenzen
hinaus. Meist lieblich ausgebaut, will er jung und leicht gekühlt
getrunken sein.
159
Ugni Blanc
Verdello
Viognier
Viura
Weißburgunder
Weißer Elbling
Welschriesling
Zierfandler
Zinfandel
Französische Bezeichnung für den Trebbiano. Sie gilt als die graue
Eminenz Frankreichs und ist identisch mit der in Italien
weitverbreiteten Trebbiano-Traube. Im Süden Frankreichs wird sie
auch als Clairette Ronde bezeichnet (Eine Verwandschaft besteht
jedoch nicht).
In Süditalien kultivierte Weißweinsorte. Es entstehen leichte Weine,
die jung getrunken werden. Die Verdello erbringt frische Weine mit
kräftigem Körper und Aroma nach frischen Zitronen. Die
wahrscheinlich mit der portugiesischen Verdello verwandte Sorte
findet sich außer in Umbrien auch auf Sizilien.
In Frankreich kultivierte Rebsorte. Es entstehen Weine mit Aromen
von Aprikosen und Pfirsich und feinen Säureanteilen. Ein Wein, der
jung getrunken werden sollte.
Wichtige, in Spanien kultivierte Weißweinsorte. Es entstehen liebliche
Weine mit vollem Körper. In Spanien und vor allem in Rioja die meist
angebaute Weißweinrebsorte. Viura ist auch ein Synonym für die
Macabeo.
In Frankreich ist der Weißburgunder als Pinot Blanc bekannt. Dort
wird er hauptsächlich im Elsaß, in Deutschland in Baden und in der
Pfalz angebaut. Aus der Rebe entseht ein Wein mit mittlerem Körper
und Aromen von Banane, Aprikose, Karamel und Zitrone. Der
Weißburgunder ist eine wertvolle, wenn auch (noch) nicht sehr häufig
angebaute Sorte. Nachweislich bekannt ist der Pinot Blanc (wie er in
Frankreich genannt wird) bereits seit dem 14. Jahrhundert. Er
entstand durch Mutation aus dem Grauen Burgunder
Der Name Weißer Elbling ist ein Synonym für den Elbling.
Spätreifende Rebsorte, die Weine mit großem Säuregehalt
hervorbringt. Sie hat mit dem Riesling nur eine Namensähnlichkeit.
Nicht verwandt mit dem deutschen Riesling. Verbreitung:
hauptsächlich in Südosteuropa. Reift ähnlich spät wie der Riesling.
Geschmack: säurebetont.
Die Zierfandler-Rebsorte wird in Österreich angebaut. Sie ist nicht mit
dem Zinfandel verwandt oder ähnlich. Wahrscheinlich aus
Niederösterreich stammend.Fast ausschließlich in der
Thermenregion. Begründete zusammen mit dem Rotgipfler den
Ruhm des Weinortes Gumpoldskirchen.
Zinfandel oder "Zin" ist eine Rotwein-Rebsorte. Stammanbaugebiet
ist Californien, wo sie auch die am meisten angebaute Rebe ist.
Californien ist auch das einzige relevante Weinanbaugebiet, denn nur
dort findet man wirklich bedeutende Anbaugebiete. Der Zinfandel ist
nicht mit der in Österreich verbreiteten Rebsorte Zierfandler
verwandt. In Italien nennt man den Zinfandel Primitivo.
160
Zweigelt
Der Zweigelt ist vor allem in Österreich sehr beliebt. Die Rebsorte ist
eine Kreuzung aus Lemberger und Sankt Laurent. Es entstehen
46
hellrote Weine mit mittlerem Körper. Fritz Zweigelt kreuzte im Jahre
1922 Blaufränkisch und St. Laurent zur heute sehr populären
Zweigelt-Traube (auch Rotburger genannt). Die Weine, substanzreich, fruchtig, oft mit Vanille-Aromen und tanninreichem Abgang,
erreichen bei fachgerechter Vinifizierung und Lagerung (etwa in
französischen Barriques) durchaus eine lange Haltbarkeit. Mit der
Zweigelt-Traube gelingen immer wieder hervorragende Cuvées, so
zum Beispiel im Zusammenspiel mit Cabernet Sauvignon.
43
Justinus Andreas Christian Kerner (18.09.1786
Ludwigsburg - 21.02.1862 Weinsberg). Der Vater
war der Oberamtmann Christoph Ludwig Kerner
(1744 - 1799), die Mutter Friederike Luise
Stockmayer (1750 - 1817), die 12 Kinder hatten.
Durch den frühen Tod des Vaters konnte der
sensible und oft kränkelnde Justiuns Kerner erst
nach
vier
leidvollen
Lehrlingsjahren
in
verschiedenen Berufen durch Unterstützung guter
Freunde von 1804 bis 1809 Naturwissenschaften
und Medizin an der Universität Tübingen studieren,
wo er 1810 zum Dr. med. promovierte. Ab 1810
wirkte Justinus Kerner als Arzt in Dürrmenz, Wildbad
und Welzheim und wurde 1815 Oberamtsarzt in
Gaildorf und 1819 in dem Weinstädtchen
Weinsberg,
wo
er
bis
1851
praktizierte.
Zwischenzeitlich hatte er am 28. Februar 1813 die
Pastorentochter Friederike Ehmann (1786 - 1854)
geheiratet mit der Justinus Kerner drei Kinder hatte.
Justinus Kerner
Kerner versuchte auch geistig und seelisch Kranke
zu heilen was ihm eine Herzenssache war, da er
selbst oft unter Melancholie litt. Er beschäftigte sich mit wissenschasftlichen
Untersuchungen, insbesondere mit parapsychologischen Fragen und medialen
Erscheinungen. Magnetische Heilversuche und mystische Experimente machten ihn über die
Mnedizin hinaus bekannt. Kerner versuchte u. a. auch experimentell die Wirkungen des
Rieslings auf das Nerrvensystem, im Vergleich mit anderen Weinen, Traubenbeeren und
Rebsorten zu ergründen. Er entwickelte eine innige Beziehung zum den Reben und dem
Wein, dem er gerne reichlich huldigte und ihn beflügelten in Poesie und Prosa zu dichten. So
schrieb Kerner viele Gedichte und Balladen, die zu Volks- und Weinliedern vertont wurden.
Er bildete als geistiger Vater und geselligem Mittelpunkt einen unübersehbaren
Freundeskreis zu dem u. a. Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Eduard Mörike, Nikolaus Lenau
gehörten. Kerrner hätte gerne Weinsberg zu einem „schwäbischen Weimar“ gemacht und
war einer der begabtesten und vielseitigsten Schwaben seiner Zeit. Die Stadt Weinsberg
richtete das ehemalige Haus der Familie Kerner zu einem Kerner Museum ein. Gekreuzt von
August Herold (1902 - 1973) 1929 in Weinsberg aus Trollinger x Riesling, bekam sie ihren
Namen. Im Jahre 1968 erhielt die Neuzüchtung, Sortenschutz unter der Bezeichnung
„Kerner-Rebe“
LINSENMEIER O (2005) Kerner, Justinius Andreas Christian (1786 - 1862). In:
Persönlichkeiten der Weinkultur. Kurz-Biographien aus 16 Jahrhunderten. Gesellschaft für
Geschichte des Weines e. V.
URL:http://www.geschichte-des-weines.de/personenAZ/kerner_justinus_andreas_christian.html
(03.11.2005)
161
44
Hermann Müller-Thurgau (21.10.1850 Tägerwilen (Schweiz - 18.01.1927 Wädenswil
(Schweiz). Er heiratete 1881 Berta Biegen aus Oestrich/Rheingau mit der er drei Töchter
hatte. Studierte Naturwissenschaften in Zürich und Neuenburg und promovierte 1874 bei
dem Botaniker Julius Sachs (02.10.1832 Breslau - 29.05.1897 Würzburg) an der Universität
Würzbug. Hermann Müller-Thurgau war von 1876 bis 1890 Dirigent der
Pflanzenphysiologischen Versuchstation in Geisenheim und erhielt 1891 den Ruf zur
Gründung und Leitung der Deutsch-schweizerischen Versuchsstation und Schule für Obst,
Wein- und Gartenbau (heute Forschungsanstalt) in Wädenswil. Er war von 1892 bis 1924
Redakteur der Schweizerischen Zeitschrift für Obst- und Weinbau. Als er 1891 als Direktor
der neu gegründeten Versuchs- und Lehranstalt Wädenswil in die Schweiz zurück- kehrte,
ließ er sich 150 der wertvollsten Sämlinge nachkommen. 1894 wurden die ersten zwei
Reben des Sämlings Nr. 58 (Riesling x Silvaner 1) angepflanzt. In der Folge die Vermehrung
durch Schellenberg und die Prüfung in der Praxis. 1913 die Einfuhr nach Deutschland durch
Dern, der die Sortenbezeichnung Müller-Thurgau einführt und 1970 Klassifizierung als
empfohlene Sorte. 1975 nimmt sie den ersten Platz in der Anbaustatistik Deutschlands ein.
In der Zwischenzeit ist sie Nummer 2 nach dem Riesling.
Hermann Müller-Thurgau führte bahnbrechende Arbeiten
auf den Gebieten der Physiologie der Rebe
(Blütenbiologie,
Assimilationsund
Stoffwechselvorgänge), Rebkrankheiten (Falscher Mehltau, Botrytis,
Rotbrenner) Beinflussungsmöglichkeiten der alkoholischen Gärung, biologischer Säureabbau sowie die
Entwicklung von Methoden zur Herstellung alkoholfreier
Traubensäfte. Über 200 Publikationen zeugen von
Hermann Müller-Thurgaus Schaffenskraft.
FRITZSCHE R (2005) Müller-Thurgau, Hermann (1850 1927). ). In: Persönlichkeiten der Weinkultur. KurzBiographien aus 16 Jahrhunderten. Gesellschaft für
Geschichte des Weines e. V.
URL:
http://www.geschichte-des-weines.de/personenAZ/
mueller_thurgau_hermann.html
(03.11.2005)
45
Georg Scheu (21.06.1879 Krefeld - 02.11.1949
Alzey). Er war verheiratet mit Gertrude Appenzeller aus
Hermann Müller-Thurgau
Schneidemühl und hatten zwei Kinder. Nach seiner
Schulzeit machte Georg Scheu eine gärtnerische
Ausbildung in Hannover und war danach Gartenbautechniker in München und Schierstein.
Danach machte er eine weitere Ausbildung an der Lehr- und Forschungsanstalt in
Geisenheim sowie drei Jahre am Kaiser-Wilhelm-Institut in Bromberg. Ab 1909 war Georg
Scheu Kreisberater für Wein- und Obstbau bei der Landwirtschaftskammer in Alzey. Hier
begann er mit dem Aufbau von Rebschulen und organisierte die Pflanzengutversorgung in
Rheinhessen. Georg Scheu begann auch die Rebenselektion und Kreuzungszüchtung. Er
bearbeitete umfangreiche Versuchsserien vieler Fragen der Weinbaus. Er verbesserte die
Jungfeldaufzucht sowie die Erziehung und bearbeitete die Chlorosefrage (Vergilbungskrankheit der Rebe bei der der Nährstoff Eisen (Fe) verantwortlich ist. Eisen ist in
verschiedenen Enzymsystemen im pflanzlichen Stoffwechsel unentbehrlich und bewirkt bei
Mangel oder Inaktivierung eine drastische Verminderung des Chlorophyllgehaltes). Scheu
erkannte, dass die Rollkrankheit von einer Virose verursacht wird. Georg Scheu war ein
eifriger Züchter auf ihn gehen die Rebsorten Scheurebe, Huxelrebe, Siegerrebe, Faber
Kanzler, Septimer und Würzer zurück. Die größte Bedeutung erlangte dabei die Scheurebe,
1916 Züchtung aus (Silvaner x Riesling).
162
BAUER O (2005) Scheu, Georg (1879 - 1949). ). In: Persönlichkeiten der Weinkultur. KurzBiographien aus 16 Jahrhunderten. Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V.
URL: http://www.geschichte-des-weines.de/personenAZ/scheu_georg.html (03.11.2005)
46
Fritz Zweigelt (13.01.1888 Hitzendorf/Steiermark - 18.09.
1964 Graz). Studierte Botanik an der Universität Graz wo er
promovierte und Assistent am dortigen Botanischen Institut
wurde. Er habilitierte später an der Wiener Uiniversität für
Bodenkultur für Landwirtschaftlichen Pflanzenschutz. Zweigelt
wurde 1912 Assistent an der Lehr- und Forschungsanstalt in
Klosterneuburg. Im Jahre 1922 wirde er Leiter der 1921
gegründeten Bundes-Rebzuchtstation, später auch Leiter der
Abteilung Angewandte Entomologie und Pflanzenkrankheiten
und Lehrer für Entomologie und Pflanzenzüchtung. Von 1938
bis 1945 war Professor Dr. Zweigelt Direktor der Höheren
Staatslehranstalt und Staatsversuchsstation für Wein-, Obstund Gartenbau. Nach der Pensionierung wurde er
Fachkonsulent in der Privatwirtschaft. Mehrere Neuenburger
Rebzüchtungen gehen auf Zweigelt zurück (Jubiläumsrebe,
Rotburger, Blauburger (=Zweigeltrebe). Sein Name ist
Fritz Zweigelt
untrennbar mit der nach ihm benannten Neuzüchtung Zweigelt
verbunden. In diesem Zusammenhang sagte er: "Dass es eine Zweigelttraube gibt, weckt in
mir gemischte Gefühle - einerseits die Hoffnung, dass sie mich wahrscheinlich überleben
wird und andererseits die Hoffnung, dass sich manch einer an diesem Wein berauschen
wird, wie ich mich seinerzeit berauscht habe an der Freude an der gelungenen Züchtung."
Fritz Zweigelt erhiielt zahlreiche Ehrungen (Erzherzog-Johann-Medaille (1936), BaboMedaille (1937), Karl-Escherich-Medaille (1937)).
Bauer W (2005) Zweigelt, Fritz (1888 - 1964). In: Persönlichkeiten der Weinkultur. KurzBiographien aus 16 Jahrhunderten. Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V.
URL: http://www.geschichte-des-weines.de/personenAZ/zweigelt_fritz.html (04.11.2005)
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Fotos von verschiedenen Rebsorten
Auxerrois
Bacchus
Barbera
Blaufränkisch
164
Bouvier
Chabernet Savignon
Chardonnay
Cortese
165
Domina
Dornfelder
Faber
Elbling
166
Gamay
Gewürztraminer
Grauburgunder
Huxelrebe
167
Kerner
Molinara
Morio Muskat
Müller-Thurgau
168
Nebbiolo
Muscat Bleu
Ortega
Pinot Blanc
169
Pinot Gris
Pinot Noir
Portugieser
Regent
170
Riesling
Rivaner
Rondinella
Roter Gutedel
171
Rotgipfler
Ruländer
Silvaner
Scheurebe
172
Spätburgunder
Syrah
Traminer
Trollinger
173
Weissburgunder
Welschriesling
Zweigelt
Zierfandler