Dokumentation der 1. Hanse-Intersex- Trans*-Tagung - Hanse-X-Men
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Dokumentation der 1. Hanse-Intersex- Trans*-Tagung - Hanse-X-Men
Dokumentation der 1. Hanse-IntersexTrans*-Tagung in Hamburg Freitag, 30. August 2013 bis Sonntag, 1. September 2013 Veranstalter: UHA e.V., Borgweg 8, Hamburg, in Zusammenarbeit mit dem QueerReferat des AStA der Universität Hamburg Website: www.hitt-hamburg.de HITT OrgaTeam [ed.], Dokumentation der 1. Hanse Intersex Trans Tagung (HITT 2013) in Hamburg, Hamburg 2014. © Das Copyright liegt bei den Autor_innen, der Redaktion und dem OrgaTeam. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung der Copyright-Inhaber_innen nicht gestattet. Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an die Redaktion der Dokumentation der HITT 2013 unter redaktion@hansexmen.de . Copyright der Dokumentation und des HITT-Logos © HITT-Orgateam 2013 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Dokumentation zur 1. Hanse Intersex Trans Tagung (HITT 2013) in Hamburg Inhalt Seite 1. Zum Geleit 3 2. Die HITT 2013 in Zahlen 5 3. Die Vorträge 6 3.1 Die Vorträge im Überblick 6 3.2 Dokumentation einzelner Vorträge sowie des AG-Treffens 7 4. Die Workshops 13 4.1 Die Workshops im Überblick 13 4.2 Dokumentation einzelner Workshops 14 5. Auswertung von Feedbackrunde, Feedbackbögen und OrgaTeam Nachbesprechung 31 Anhang: Programm der HITT 2013 und Tabellen siehe Online-Archiv unter http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/ 2 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 1. Zum Geleit Obwohl in der Metropolregion Hamburg eine Vielzahl intersexueller und transsexueller Menschen zu Hause sind, hat hier bis 2013 keine überregionale Tagung von intersexuellen Menschen und von transsexuellen Menschen stattgefunden. Die Idee, trotz der vielen Unterschiede der einzelnen Gruppen und Menschen eine gemeinsame Tagung zu wagen entstand durch die persönlichen Kontakte, die sich im Laufe der Jahre zwischen einzelnen Personen der verschiedenen Gruppen in Hamburg entwickelt hatten. Durch deren bundesweite (und auch über Deutschland hinaus gehenden) Kontakte wurden Referent_innen gewonnen, die in Hamburg ein breites Spektrum an Wissen und Themen in Workshops und Vorträgen anbieten konnten. Das Geschlecht eines Menschen ist im Grunde dessen private Angelegenheit. Daher gilt für alle Workshops, dass diese in einem „geschützten Raum“ stattfanden, dass also von dem, was Teilnehmende berichteten nichts nach außen dringt. Andererseits ist es wichtig, sichtbar zu machen, dass es Menschen gibt, deren Leben durch die staatlich vorgeschriebene Einteilung in entweder „männlich“ oder „weiblich“ und/oder durch die hohen Hürden diese Zuweisung ändern zu können behindert wird. Während viele ‚klassische’ Transsexuelle mit den von ihnen initiierten rechtlichen und medizinischen Schritten die soziale Zweigeschlechtlichkeit oft sogar bekräftigen, kämpfen viele intersexuelle Menschen darum, dass die menschenrechtswidrigen medizinischen Eingriffe an Babys zur ‚Normierung’ ihrer Genitalien endlich aufhören. Dieser Dokumentation liegen neben den Mitschnitten und Notizen zu den Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen auch die Berichte über einige Workshops zu Grunde. Um die Privatsphäre aller Personen, die an der HITT 2013 teilgenommen haben zu wahren, sind die Berichte anonymisiert und in einen allgemeinen Kontext gestellt. 3 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Die folgenden Texte sollen die Ansichten vieler unterschiedlicher Menschen dokumentieren, darunter Referierende und Teilnehmende. Insoweit geben die Texte nicht unbedingt die Meinung(en) der Mitglieder des OrgaTeams der HITT Hamburg 2013 wieder. Wir hoffen, durch diese Tagung einen Austausch über das Thema Geschlecht angeschoben zu haben, der durch ein offenes Aufeinanderzugehen zum Abbau möglicher Vorurteile beigetragen hat, mit dem Ziel die soziale Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fördern. Wir möchten uns bei allen, die durch ihre Teilnahme und/oder Unterstützung zum Gelingen der HITT 2013 beigetragen haben bedanken! 4 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 2. Die HITT 2013 in Zahlen 22 Workshops, sechs Vorträge, eine Lesung, ein Musikabend, ein AG-Treffen, Eröffnungs- und Abschlussplenum, mehrere Infostände sowie unzählige Einzelgespräche und Diskussionen der knapp 140 Teilnehmer_innen füllten an drei Tagen das Programm der HITT 2013. Von den insgesamt 136 Personen, die an der Tagung teilgenommen haben, waren 85 ‚reine’ Teinehmer_innen, 35 zugleich Anbieter_in eines Vortrages, Workshops oder einer Lesung und 23 zugleich Teil oder Helfer_in des OrgaTeams (von denen sieben Personen auch einen Workshop angeboten haben). Die Zahl der Teilnehmenden in den Workshops und Vorträgen stieg von Freitag Nachmittag kontinuierlich von 27 Personen von 14-16 Uhr über 47 Personen (Freitag 16.30-18.30; 42 Personen im Eröffnungsplenum Freitag ab 18.30 und 45 Personen beim Meet & Greet und Musikabend) auf 51 Personen (Sonnabend 10-12 Uhr; 73 Personen Sonnabend 14-16 Uhr) und erreichte am Sonnabend Nachmittag mit 95 Personen in der Zeit von 16.30 – 18.30 das Maximum. Am Sonntag besuchten zwischen 10 und 12 Uhr 64 Personen die Veranstaltungen, 56 die Workshops zwischen 13.30 und 15.30. Am Abschlussplenum nahmen 48 Personen teil. Die im Vorfeld der Tagung geschätzte Zahl von 336 Teilnehmer_innen bei Mehrfachzählung (ø 12 und 28 Veranstaltungen) konnte mit 622 Teilnehmer_innen bei 33 Veranstaltungen (ø 18,8) deutlich übertroffen werden. Dabei nahmen an den sechs wissenschaftlichen Vorträgen und dem Treffen des Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerkes insgesamt 128 Personen teil (durchschnittlich 18,3 Personen). An den fünf Workshops zu medizinischen Themen nahmen 57 Personen teil (ø 11,4). Die drei Workshops zu rechtlichen Fragen besuchten 46 Personen (ø 15,3). Die 14 Workshops sowie die Lesung zu gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Themen wurden von 256 Personen besucht (ø 16,9). ---» Tabellen zu den Veranstaltungen der HITT 2013 nebst Teilnehmer_innen-Zahlen siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/. 5 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 3. Die Vorträge 3.1 Die Vorträge im Überblick Insgesamt waren für die HITT 2013 sieben Vortragsveranstaltungen mit anschließender Diskussion sowie das Treffen der AG trans_inter_wissenschaft geplant. Der Vortrag „Die regulative Macht der Geschlechtsentwicklung. Intergeschlechtliche Biographien zwischen medizinischer Definitionsmacht und Selbstbestimmung“ von Anja Gregor, wissenschaftlicher Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der FSU Jena, musste aufgrund der Erkrankung der Referentin leider entfallen. Ein Poster zum Vortrag stand als Ersatz zur Verfügung. Die sechs gehaltenen Vorträge befassten sich mit Fragen zu der historischen Aufarbeitung von Intersexualität und Transidentität in der Zeit des Nationalsozialismus, den rechtlichen Entwicklungen zu Trans in der BRD, einem Vergleich von Hannah Arendts Gedanken zur Rechtlosigkeit Staatenloser mit der Situation von trans* und inter* im modernen Rechtsstaat sowie einem anthropologischen Forschungsprojekt zum Aufbrechen oder Verschieben von rechtlichen, medizinischen und sozialen Grenzen der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit durch trans*. Darüber hinaus erlaubten zwei Vorträge einen Blick in den asiatischen Kulturraum. Aus den Vorträgen von Uli Meyer (Bremen) und Janek Luc Krebs (Halle-Wittenberg) ging hervor, dass einerseits in der japanischen Popkultur intersexuelle und transsexuelle Held_innen medial durchaus präsent sind, die starre Geschlechterordnung der japanischen Gesellschaft die Entfaltung intergeschlechtlicher, transsexueller oder gar genderqueerer Menschen andererseits stark einengt. ---» Die Vortragsankündigungen nebst Kurzbiographien der Vortragenden siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/. 6 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 3.2 V_A Dokumentation einzelner Vorträge sowie des AG-Treffens Trans*Körper revolution(ier)en - ?? Marek Elias Sancho Höhne, Europa-Universität Viadrina (EUV), Frankfurt (Oder) Zusammenfassung des Vortrags und Fazit: Der Vortrag von Marek Elias Sancho Höhne (B.A. in Kulturwissenschaften an der EUV, verfasst derzeit seine Masterarbeit in soziokulturellen Studien) hat gezeigt, dass – trotz der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Januar 2011 bezüglich des Transsexuellengesetzes (TSG) (Aussetzung der Voraussetzungen einer geschlechtsangleichenden Operation sowie Nachweis der Fortpflanzungsunfähigkeit für die Personenstandsänderung) – das TSG noch weit von einem „turning point“ entfernt ist. Das „Transsubjekt“ wird von den Leitlinien, d.h. den „Standards zur Begutachtung“ (Becker et al., 1997) bzw. dem Gesetzestext des TSG „erschaffen“, indem idealtypische männliche und weibliche Bilder direkt auf seinen Körper einwirken. Hervorgehoben wurde hierbei die Unzulänglichkeit des bestehenden medizinischen Systems und die dringliche Forderung nach neuen Formen der Forschung. In den von Höhne geführten Interviews zeigten sich deutliche Hinweise auf die Internalisierung des Zweigeschlechtermodells. Dies macht es sehr schwer, außerhalb dieses Modells auch nur zu denken. Das Forschungsprojekt von Höhne soll den Kontrast der rechtlichen Situation und der Lebenswirklichkeit von Trans*menschen aufzeigen. Problematisch ist der durch das System verursachte Zwang. Daher könnte die Forschung u.a. folgenden Fragen nachgehen: Welche Vorstellungen von Trans*subjekten wird im TSG und in den medizinischen Leitlinien entworfen und wie entwerfen sich vor diesem Hintergrund Trans*Selbstpositionierungen? 7 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation V_B „Da wir ja ’Menschen’ nur in der Form von Männern und Frauen kennen …“ Resa-Philip Lunau, Freie Universität Berlin Einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag zur „Heimatlosigkeit“ von Trans*personen bot Resa-Philip Lunau (Berlin) unter Bezugnahme auf die Überlegungen von Hannah Arendt zum Phänomen der Staatenlosigkeit bzw. zur „Rechtlosigkeit“. Arendt analysierte in ihrer Publikation „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“1 sehr ausführlich die Situation der Staatenlosen, was – nach dem Exodus sehr vieler Menschen, die vor den Nationalsozialisten flohen – ein wichtiges Thema wurde. In ihrer Analyse verdeutlichte Arendt, dass die Staatenlosen auch ihrer Menschenrechte beraubt waren, ohne dass eigentlich genau geklärt gewesen wäre, was man unter „Menschenrechten“ zu verstehen hätte. Die Staatenlosen waren somit zugleich die „Rechtlosen“. Resa-Philip Lunau übernimmt diese Punkte und überträgt sie auf alle Personen, die sich selbst als nicht (nur) der Kategorie weiblich oder männlich zugehörig verstehen, und die entweder eine Transition anstreben oder diese bereits gemacht haben. Die folgenden zwei Punkte stehen dabei zentral und haben zugleich eine essentielle politische Bedeutung – damals wie heute: 1. Menschen verlieren ihre Heimat, in die sie hineingeboren wurden und landen in Staaten, wo sie nur unter Einschränkungen leben und sich nicht assimilieren oder eine neue Gemeinschaft gründen können. 2. Menschen verlieren den Schutz der Regierung und den legalen Status, sie leben als „Rechtlose“ von der Wohltätigkeit Dritter, und jede gewährte Freiheit ist letztlich „Narrenfreiheit“, weil die „Emigranten“ im Grunde unwichtig sind. Arendt schreibt: „Der Verlust der Menschenrechte findet nicht dann statt, wenn dieses oder jenes Recht, das gewöhnlich unter Menschenrechte gezählt wird, verlorengeht, sondern nur, wenn der Mensch den Standort in der Welt verliert, durch den allein er überhaupt Rechte haben kann und der die Bedingung dafür bildet, dass seine Meinungen Gewicht haben und seine Handlungen von Belang sind.“ 1 Arendt, H.: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus. Piper 2009, 13. Auflage 8 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Verlust von Heimat und Verlust des Schutzes der Regierung läuft letztlich auf den „Verlust […] der Fähigkeit zum Politischen“ hinaus, was heute erschreckender Weise gleichermaßen für Trans*personen gilt. Arendt bezeichnet das „Dazugehören“ als ein Menschenrecht. „Dazuzugehören“ bedeutet, dass jemand einen Platz in der gemeinsamen Welt hat, während „nicht zugehörig zu sein“ bedeutet, „von aller Teilhabe an der von Menschen errichteten […] Welt ausgeschlossen zu sein.“ Diese Teilhabe wird Trans*menschen heute noch in vielen unterschiedlichen Situationen verwehrt. Trans*personen, die sich selbst als nicht (nur) der Kategorie weiblich oder männlich zugehörig verstehen, gehören somit nicht in die binäre Definition von Geschlecht, sie haben in ihr keine Heimat. Dadurch erfahren sie auch keinen Schutz der Regierung und genießen keinen legalen Status. Die Gesellschaft erwartet Assimilation durch geschlechtsangleichende Operationen oder/und Hormontherapie. Lunau merkt an, dass z.B. das aktuelle Transsexuellengesetz (TSG) die Vorstellung vom „Gefühl der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht“ nutzt und somit eine Zugehörigkeit zum gefühlten Geschlecht unterstellt; gleichzeitig aber verlangen die gesetzlichen Regelungen komplexe und tiefe Eingriffe in die Integrität der Körper der Trans*personen. Dies ist eine Situation, die hoch brisant und im Widerstreit mit den Menschenrechten ist. Gesellschaftliche und politische Veränderungen in Bezug auf den Umgang mit Trans*personen sind also dringend notwendig. Die Feststellung Arendts, dass Personen nicht nur ihren Platz in einer Gesellschaft verlieren und keine Möglichkeit haben, einen neuen Platz zu finden, ohne schwer wiegende Einschränkungen akzeptieren zu müssen (z.B. durch Entscheidungen der Regierungen fremder Länder), trifft auch auf Trans* und Intergeschlechtliche Menschen in besonderem Maße zu. Resa-Philip Lunau belegt an unterschiedlichen Details die Heimat- und Rechtlosigkeit von Trans*personen und folgert, „dass heutzutage die Rechte von trans*inter* Menschen nur durch einen kritischen Bezug auf Menschenrecht gesichert werden können.“ 9 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation V_E Treffen des Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerkes (vormals AG trans_inter_wissenschaft) Ziel der AG bzw. des Netzwerkes ist der Austausch und die Vernetzung forschender / wissenschaftlich arbeitender Menschen aus den Communities. Die Arbeitsgruppe trans_inter_wissenschaft hatte sich im Oktober 2012 während der Trans*tagung in Berlin im Anschluss an den Workshop „Wissenschaftlicher Beirat zu Trans* und Inter*“ gegründet. Hintergrund war das Ansinnen, dass Expert_innen in eigener Sache sich bezüglich ihrer Forschung zum Thema Trans* und Inter* vernetzen und austauschen, die gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse der Community wiederum zur Verfügung stellen und sie für politische Aktivitäten anwendbar machen. Diskutiert wurde über die Verortung und das Selbstverständnis der Gruppe, außerdem über das Verhältnis von Wissenschaft und politischer Aktivität und die zu unternehmenden nächsten Schritte. Problematisiert wurde, dass für manche Anwesenden ein ungebetenes Outing als Trans* oder intersexuelle Person mit negativen Konsequenzen verbunden sein könnte. Diese Gruppe soll deshalb einen Schutzraum bieten. Um die gleichberechtigte Einbeziehung von intersexuellen Menschen zu verdeutlichen wurde der Name der Gruppe in „Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerk“ umbenannt. Wenn möglich sollte ein Treffen einiger aus der Gruppe im Rahmen der InterTagung in Berlin im Herbst 2013 stattfinden. Es wurde eine Vorbereitungsgruppe für ein Wochenendtreffen der Gruppe gebildet. Dieses Treffen ist für Mai 2014 geplant. 10 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation V_H Trans und Inter im Nationalsozialismus Niki Trauthwein, Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Situation vor 1933: Im wissenschaftlichen Kontext dominierten überwiegend progressive Meinungen, wie etwa bei Seidel: „Zum normalen Geschlechtsleben gehört ein Paar mit entgegengesetzter seelischer Geschlechtsstimmung. Es ist nicht nötig, dass auch die Zeugungsorgane entgegengesetzt seien". Der politische Wille stand in starker Diskrepanz zur Wissenschaft: 1920 wurde die Schrift "Freigabe zur Vernichtung lebensunwerten Lebens" veröffentlicht. Die zu Grunde liegenden Theorien, die das Töten "lebensunwerten Lebens" legitim und legal machten, wurden im Nationalsozialismus sukzessive umgesetzt. Allerdings sollte offiziell noch 1937 "Rücksicht genommen werden auf die Gefühle der Hermaphroditen", so formuliert als Anweisung an die Gerichte bzw. die Gerichtsmedizin. Intersexuelle Neugeborene wurden bis 1939 am Leben gelassen, danach ertränkt oder auf andere Weise umgebracht und als Totgeburt deklariert. Die Psychotherapie experimentierte mit Kastration, um den Sexualtrieb zu erforschen. Sexualtäter wurden kastriert und galten hernach als geheilt, was wiederum Freuds Theorie bestätigte. Für Transsexuelle gab es noch keinen Begriff – sie wurden als "psychosexuelle Hermaphroditen" bezeichnet und die Transsexualität wurde biologisch begründet, so dass es zu einer Einteilung in "körperliche" und "psychosexuelle Hermaphroditen" kam. Ziel der Referentin Niki Trauthwein ist die Chronologisierung und Aufarbeitung der bisher nicht erschlossenen Schriften. So soll das Lili Elbe Archiv diese und andere Schriften sammeln und damit als Forschungsstätte zur Geschichte von ‚nicht normativen Geschlechtlichkeiten’ dienen. 11 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation V_J Ausgewählte juristische Entwicklungen zu Trans* in der Bundesrepublik Deutschland Adrian da Silva, Humboldt Universität Berlin Während zu Beginn der 1960er Jahre Transsexualität noch als mögliche Bedrohung der bestehenden staatlichen Ordnung (mit den „beiden“ Geschlechtern) gesehen wurde, sollte die Anerkennung der „richtigen“ Geschlechtszugehörigkeit bei irreversiblen Fällen von Transsexualismus die Ordnung in soweit wieder herstellen, als dass bei einer erfolgten „echten Geschlechtsumwandlung“ der entsprechende Personenstand zuerkannt werden sollte. Insofern hat sich zwischen 1950 und 1970 die Erkenntnis durchgesetzt, dass das „unwandelbare“ Geschlecht doch „wandelbar“ sei. Dabei hat das Ringen um die Rechte von Transsexuellen zu z.T. widersprüchlichen Regelungen geführt. Bei seiner Verabschiedung 1980 galt das Transsexuellengesetz (TSG) als sehr fortschrittlich, schließlich erlaubte es Transsexuellen nun Vornamen und Personenstand zu ändern. Seit der Entscheidung des BVerfG, dass ein verheirateter transsexueller Mensch zur Anerkennung seines Personenstandes sich nicht scheiden lassen muss, gibt es ganz offiziell gleichgeschlechtliche Ehepaare in der Bundesrepublik Deutschland. Insofern berührt das Transsexuellenrecht auch Fragen der Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft. Und seit Erklärung der Nichtanwendbarkeit der Voraussetzungen der geschlechtsangleichenden Operation und des Nachweises der Fortpflanzungsunfähigkeit für die Personenstandsänderung (PÄ) besteht (nicht nur theoretisch) die Möglichkeit, dass Frauen Kinder zeugen und Männer Kinder gebären. In der Diskussion wurde darüber spekuliert inwiefern das BVerfG auch das Gutachterverfahren als unvereinbar mit den im Grundgesetz garantierten Rechten als nicht verfassungskonform aussetzen könne, und ob das TSG in seiner derzeitig anwendbaren Fassung im Hinblick auf die PÄ das vielleicht transfreundlichste TSG ist, das wir in Deutschland haben werden. 12 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 4. Die Workshops 4.1 Die Workshops im Überblick Neben den Workshops zu medizinischen und rechtlichen Fragen befasste sich die Mehrzahl mit allgemein gesellschaftlichen Themen, darunter der Frage nach der Anwendung einer „richtigen“ Sprache. So dürfte vermutlich nicht allen Menschen bewusst sein, dass z.B. die Begrüßungsformel „meine Damen und Herren“ regelmäßig nicht nur alle Kinder ausschließt oder auch solche Frauen nicht berücksichtigt, die sich selbst nicht als ‚Dame’ bezeichnen würden. Darüber hinaus bedeutet diese Anrede für eine Vielzahl von erwachsenen Menschen eine explizite Ausgrenzung, nämlich beispielsweise von Menschen, die intergeschlechtlich oder zwischengeschlechtlich sind. Die in den Medien teilweise fälschlich als ‚Einführung eines Dritten Geschlechts’ bezeichnete Änderung des Personenstandsgesetzes zum 1. November 2013 wurde auch außerhalb der Wokshops diskutiert. Es gibt Befürchtungen, dass manche Eltern durch die Neuregelung vermutlich eher unter den Druck geraten ihr Kind ‚normierenden’ Eingriffen auszusetzen, da es sonst gar keinen Geschlechtseintrag erhält. 2 Einen drastischen Einblick in diese medizinischen Eingriffe gab der Workshop von Diana Hartmann „Das fatale Genitale“. Als besonders empfehlenswerte Dokumentarfilme zum Thema Intersexualität wurden Die Katze wäre eher ein Vogel (Deutschland 2007) und Tintenfischalarm (Österreich 2006) benannt. Die Mehrzahl der Workshops befasste sich allerdings vorwiegend mit transspezifischen Themenschwerpunkten. ---» Workshopankündigungen siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/.. 2 Auf der Tagung wurde dazu der kritisch‐konstruktive Artikel von Sieberichs sehr gelobt: Sieberichs, Wolf, „Das unbestimmte Geschlecht“, FamRZ, Heft 15, 2013; S. 1180‐84. 13 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 4.2 Dokumentation einzelner Workshops WS_6 „Inter…, Trans… Hast Du Worte!“ Ablauf: Nach kurzer Zusammenfassung des Workshopthemas wurden entsprechende Ausdrücke für die Rubriken „geht gar nicht“ und „geht / ist gewünscht“ gesammelt. Hierbei sollte es ganz bewusst nicht politisch korrekt zugehen, damit auch gegenseitige problematische Bezeichnungen oder „Vorurteile“ ausgesprochen werden und nicht untergehen. Außerdem war erhofft, dass sich durch eine kontroverse Diskussion von Trans* und Inter* fruchtbare Ergebnisse einstellen. Geht gar nicht: - Gender-Zombie - keine Differenzierung von Begrifflichkeiten in den Medien – Vermischung von Trans* und Inter* - „normal“ , „nicht normal“ - „richtiger“ Mann / „richtige“ Frau - Bist du schon fertig? - Ich finde es ganz toll, was „die“ sich trauen. - Ich bewundere Deinen Weg. - War es denn die falsche Wahl? - Und du lässt dich jetzt umbauen? - Du willst/kannst dich wohl nicht entscheiden. - uneindeutige Geschlechtsmerkmale - DSD - Gefangen im falschen Körper - eigentliches/wahres Geschlecht - Bio-Frau / Bio-Mann - Geboren als Mann/Frau - Transe - Verkleiden - dazwischen - Kein Grund, seinen Vornamen zu ändern - … hat ein eindeutig männliches Auftreten (Haare abrasiert, Bart) - „Identitätsstörung“ 14 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Fortsetzung von „Geht gar nicht“: - „Guten Abend meine Damen und Herren“ (z.B. Tagesschau) - Zweigeschlechtliches System - „…“-Normativität Geht / ist gewünscht: - im falschen Körper geboren (wenn es als Selbstdefinition gebraucht wird) - habe mich nie als … gefühlt - Internormativität - Transnormativität - Queernormativität - Bist Du ein Junge oder ein Mädchen? Ja. - Formulare: keine Abfrage von Geschlecht oder eine weitere Kategorie - Relativierung (einige, manche, wenige sind so oder so) - Zwitter - Hermaphrodit - intersexueller Mensch - Umschreibungen - eindeutig intersexuelle / zwittrige Geschlechtsmerkmale Nach zwei Stunden war die Sammlung bei weitem nicht komplett, zwischendurch wurden einige Begriffe direkt nach der Nennung diskutiert, sodass es nicht bei einer reinen Sammlung blieb. Eindruck: Die Zeit war viel zu kurz für eine umfassende Begriffsermittlung. Hier zeigt sich die Wichtigkeit dieses Themas. Zusammenfassend lässt sich ausdrücken, dass es nicht gut ankommt, wenn „über“ uns gesprochen wird, dafür aber besser, wenn der Dialog „mit“ uns geführt wird. Auch sind einige Begriffe bzw. Beschreibungen als negativ empfunden, wenn sie von außen verwendet werden, positiv aber, wenn sie von Betroffenen selbst ausgesprochen sind. Dabei müssen Betroffene auch selbst immer wieder einiges am Zweigeschlechtermodell erklären um die Zuhörer_innen dort abzuholen, wo sie sich befinden. 15 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_9 Trans* ohne Transition Im LSBTTQI-Spektrum, in dem die Ts für „Transsexuelle“ und „Transgender“, das Q für „Queer“ aber auch „Questioning“ (allgemein Geschlechter, Geschlechterrollen und Geschlechterstereotype ‚in Frage stellende’) stehen, gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die sich als Trans* beschreiben, aber nicht transitionieren wollen oder können. Ausgehend von der bipolaren, heteronormativen Welt der zwei Geschlechter lässt sich feststellen, dass es (nicht nur) in trans*Zusammenhängen mindestens ebenso viele geschlechtliche Eigendefinitionen wie Menschen gibt, und dass sich kaum jemand als 100% männlich oder 100% weiblich einstuft (dies dürfte auch unter „normalen“ Menschen so sein). Trotzdem sorgt ein Auseinanderklaffen von zugeordnetem und gelebtem Geschlecht oder gar ein genderfluides Auftreten für Irritationen, insbesondere, wenn es darum geht Räume zu betreten, die einem bestimmten Geschlecht vorbehalten sind. Je nach eigener Persönlichkeit und Tagesform kann der Gang aufs „richtige“ WC dann ein Spießrutenlauf sein, hohen Unterhaltungswert haben oder zu Vermeidungsstrategien (möglichst kein öffentliches WC aufzusuchen) führen. Vorprogrammiert sind auch Diskussionen beim Zugang z.B. zu „schwulen“ oder „lesbischen“ Partys oder Räumen. Kann man also trans* sein ohne zu transitionieren? Es ist möglich, stellt diejenige Person aber vor das Problem sich dem Umfeld gegenüber ständig erklären zu müssen. 16 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_14 Verändert sich die Arbeitswelt? Zunächst kurzer Input über den deutschen Arbeitsmarkt, die Aufgaben und Arbeitsweisen von Human-Resources-Abteilungen und Diversity-Management als derzeitigem Trend. Dann offene Diskussion und Erfahrungsaustausch. Erfahrungsaustausch Transition/Coming-Out am Arbeitsplatz Transpersonen scheinen im Beruf weniger Probleme nach einem Coming-Out zu haben, wenn sie ein möglichst „eindeutiges“ Erscheinen als Mann oder als Frau anstreben. Entsprechend haben offen intersexuelle Menschen und genderfreie Personen größere Probleme, da auch in der Arbeitswelt von einer „natürlichen“ Zweigeschlechtlichkeit ausgegangen wird, und mancher Arbeitgeber eine Geschlechterdebatte im Betrieb als störend empfindet. Ob es bei der Arbeitssuche von Transpersonen nach der Transition sinnvoll ist, die transsexuelle Vergangenheit zu offenbaren ist fraglich. Es gibt aber auch Erfahrungen, dass das eigene Outing zu einem besseren weil offeneren Betriebsklima führen kann. Das Ändern von Personalpapieren und die Frage, wer dazu Zugang hat. Sonstige Statements und Diskussionsthemen Genderfreundliche Zeitarbeitsfirma Es gibt wohl eine Zeitarbeitsfirma, die sich als „genderfreundlich“ bezeichnet. In der Runde unentschieden, ob das positiv eingeschätzt wird. Outing im Bewerbungsprozess Es wurde die Frage vertieft, ob die eigene Transidentität im Bewerbungsprozess ein Thema sein sollte. Einerseits gab es Einschätzungen, dass eine Nicht-Thematisierung vielleicht als Hintergehen interpretiert wird, wenn es herauskommt (z.B. weil etwas aus der Betriebsarzt-Abteilung durchsickert). Andererseits gab es die Einschätzung, dass das Gegenüber die Transidentität vielleicht stillschweigend registriert und es deshalb gar kein Verschweigen ist. Eine Teilnehmerin gab zu bedenken, dass die Transidentität 17 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation einer Person ja Anlass zum Mobbing sein kann, die Aufgabe einer Personalabteilung sei aber dafür zu sorgen, dass die Chemie stimmt und deshalb sollten sie es wissen bzw. das könnte ein Beweggrund sein jemand nicht einzustellen. Diese Meinung wurde in der Runde eher abgelehnt, weil man sich dadurch selbst zum Problem macht. Anonymisierte Bewerbungen: Wurden von vielen als Verbesserung betrachtet und es wurde vermutet, dass dadurch die Jobchancen für Trans* steigen. Es gab Unklarheiten wie genau so ein Bewerbungsprozess gestaltet ist/gestaltet sein könnte. Datenbank trans*freundlicher Arbeitgeber_innen: Von verschiedenen Teilnehmenden kam die Idee auf. Referentin hat als Vergleich ein Arbeitgeber-Bewertungsportal vorgestellt. So eine Datenbank soll es Arbeit suchenden trans* und intersexuellen Menschen ermöglichen abzuschätzen, wo eine Bewerbung erfolgversprechender sein könnte und wo man eine gute Arbeitsumgebung hat. Erfahrung war, dass bei einer Firma die Umgangsweisen und das Betriebsklima sehr unterschiedlich sein können und deshalb müsste bei Bewertungen auch nach der Abteilung gefragt werden. Es gab die Überlegung diese Datenbank beim Arbeitsamt oder bei der Antidiskriminierungsstelle anzusiedeln, andere Stimmen gaben zu bedenken, dass Statements über Arbeitgeber nicht anonymisierbar sind, weil Zahl der Trans*leute zu gering. Deshalb sollte Datenbank bei NGO liegen und sehr vertraulich behandelt werden (evtl. nur auf Papier). Diversity in Australien Eine Teilnehmerin hatte einige Jahre in Australien verbracht. Sie berichtete von einem sehr strikten Nicht-Diskriminierungs-Verhaltens-Kodex, mit Klagemöglichkeiten (teilweise sehr hohe Entschädigungen möglich). Einerseits hatte das positive Auswirkungen, andererseits empfand sie den Umgang miteinander oft als gehemmt, weil man befürchtete durch ein unabsichtlich falsches Wort gleich verklagt zu werden. 18 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Formulare Alle hatten die Erfahrung gemacht, dass die Formulare (Personalbogen etc.), Sozialversicherung etc. immer nach „männlich“ oder „weiblich“ fragen und dass dadurch Probleme auftreten, zum einen vor der VÄ und zum anderen, wenn eine Person dazwischen oder Intersex ist oder keine juristische Transition machen will. Es gab keine einhellige Meinung welchen Einfluss diese Formulare und Formalien auf den Arbeitsalltag und das konkrete soziale Miteinander am Arbeitsplatz haben. 19 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_21 „Trans* in Arbeit“ – Ein Projekt der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen Berlin Einführung Nach einer Expertise der Antidiskriminierungsstelle des Bundes von 2010 werden bis zu 40% der Trans*Personen bei Bewerbungen nicht berücksichtigt. Zwischen 5% und 30% verlieren aufgrund ihrer speziellen Thematik den Arbeitsplatz. Insgesamt sind transgeschlechtliche Menschen mit bis zu 50% überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Durch diesen häufigen Ausschluss vom Arbeitsmarkt bleiben ihre Potentiale und Ressourcen ungenutzt. In einer LGBT-Umfrage in der EU von 2013 gaben über 90% der Befragten an, dass sich durch eine öffentliche Unterstützung durch Personen aus dem öffentlichen Leben oder durch öffentliche Institutionen ihre Lebenssituation verbessern würde. Ziele Ziel ist die Verbesserung der Situation von trans*geschlechtlichen Menschen in Arbeit und Beruf. Mit zunehmender Akzeptanz von geschlechtlicher Vielfalt muss ein Rückgang der Diskriminierungen einhergehen. Good-PracticeBeispiele können Grundlage sein, auf deren Basis ergänzende Maßnahmen entwickelt und verbreitet werden. Maßnahmen Schlüsselpersonen aus dem Bereich Arbeit und Beruf sollen sensibilisiert, aktiviert und vernetzt werden und in Fachrunden folgende für trans*geschlechtliche Menschen wichtige Themen behandeln: 20 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 1. 2. 3. 4. Verbesserung des Zugangs zum Arbeitsmarkt Unterstützung der Begleitung von Transitionsprozessen am Arbeitsplatz Förderung der Entwicklung von Trans*freundlichkeit in Unternehmen Empowerment von transgeschlechtlichen Menschen am Arbeitsplatz und bei der Stellensuche Zielgruppenspezifisches Infomaterial und handlungsorientierte Handreichungen sollen entwickelt und verbreitet werden. Zwecks Schaffung von Meinungsführern und Multiplikatoren sollen in der öffentlichen Verwaltung DiversityFortbildungen mit Schwerpunkt Geschlechtsidentität/Sexuelle Identität angeboten und durchgeführt werden. Nach der thematischen Einführung teilten sich die TN in zwei Kleingruppen auf, die nacheinander an den gleichen beiden Workshop-Themen arbeiteten. In beiden Arbeitsgruppen sind Menschen mit ganz unterschiedlichen beruflichen Hintergründen vertreten. Arbeitsgruppe I: Das trans*freundliche Unternehmen Was macht ein trans*freundliches Unternehmen aus? Die Bedeutung des Thema Geschlechts tritt dort in den Hintergrund – es gibt keine Thematisierung von soziodemographischen Merkmalen Thema anonyme Bewerbungen: einziges wichtiges Kriterium bei der Bewerberauswahl sollte die Profilübereinstimmung sein Die Gesetzgebung sollte klar einfache Möglichkeiten für Trans*menschen schaffen Es sollte einklagbar sein, dass ein Unternehmen sich trans*freundlich verhält Auch das AGG wurde kurz erwähnt, aber von der weiteren Diskussion ausgeklammert. 21 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Wann hätten die TN ein gutes Gefühl auf der Arbeit? Verbot der Diskussion privater Themen verhindert positive Aspekte im Umgang miteinander: der Wunsch nach dem Ausklammern von privaten Informationen ist verknüpft mit der Angst vor negativen Reaktionen, die diese Offenheit erzeugen könnte – dabei stellt dieses Abschottungsverhalten keinerlei Schutz dar, sondern macht die Umgebung eher neugierig, misstrauisch und verunsichert Privates aus Unternehmen komplett auszuklammern ist daher schwer möglich Maßnahmen gegen Mobbing sind erstrebenswert In welchem Kollegium würde man/frau/trans* gerne arbeiten? Der Umgang unter den Kollegen sollte familiär freundschaftlich und sozial sein. Erfahrungen der TN in ihrer Ausbildung: TS bei Altenpflege kein Thema aus dem Gesundheitswesen Erfahrungsbericht einer TN, die übergriffig gefragt wurde, ob sie einmal ein Mann war (ungeschriebener) Verhaltenskodex im Arbeitsalltag in Unternehmen – kann zu Empfindungen von Zwang führen Unternehmenskultur Entschärfung von Fragen im Vorfeld (Ängste von Kollegen, Toilettenbenutzung) Banalisierung des Trans*themas wurde von allen als wünschenswert bezeichnet Die ideale Unternehmenskultur sollte diskriminierungsfrei, aufgeklärt und mit Sozialkompetenz bei Leitenden und Angestellten ausgestattet sein 22 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Beispiel für eine trans*freundliche Unternehmenskultur: Die Selbstoffenbarung eines SM-Kollegen hat zu einer positiven Veränderung des Betriebsklimas geführt, was sich mittelbar positiv auf das Klima zum Thema Trans* auswirkte keine Verbote von der Erwähnung des Themas – Aufklärung ist von innen und von außen nötig: man kann etwas sagen, muss es aber nicht Bemerkung aus der Runde: Ein Mann heißt nicht „mannsexuell“ und eine Frau nicht „frausexuell“ - die Bezeichnungen von trans*sexuell und bisexuell sind irreführend und missverständlich. Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse der Arbeitsgruppe: Auf der Arbeit wollen die TN mehrheitlich nicht Privates kommunizieren. Kontroverse Meinung zu dem Statement: „Bei trans*freundlichen Unternehmen steht die Arbeitsleistung im Vordergrund und die Frage z.B. nach der sexuellen Identität spielt keine Rolle.“ Je mehr die Gesellschaft mit Trans* konfrontiert wird, desto Erfolg versprechender könnte das sein. Dauer und Aufwand der Transition müssen einerseits bei der eigenen Berufsstrategie und sollten andererseits – bei bestehenden und fortbestehenden Arbeitsverhältnissen – von Arbeitgebern und ansonsten von der Agentur für Arbeit berücksichtigt werden. Die Erklärung einer z.B. als Männlichkeitsbeweis gewählten Tätigkeit stößt Personaler erst auf das TS-Thema – einige Trans*personen wählten zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn einen besonders harten und körperlich anspruchsvollen (Männer-)Beruf und könnten durch die Erläuterung ihrer damaligen Motivation dafür erst das TS-Thema überhaupt aufbringen. Vorschlag: Schwärzung der Namen in den Zeugnissen/nur noch „beruflicher Lebenslauf“. Respektvoller Umgang unter den Kollegen - Fähigkeiten werden besser geschätzt. Kundenbeziehung wird durch Small Talk geprägt. Beispiel negativer Chef: er fördert Gerüchte und Intrigen. Die Fähigkeiten, Chef zu werden, sind andere, als ein guter Chef zu sein. 23 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Thema der Arbeitsgruppe II: Potentiale Trans*menschen bei der Arbeit und Ressourcen von Übersicht der genannten, oft den Menschen selbst nicht bewussten Stärken und Soft Skills: gute Menschenkenntnis Wissensaneignung haben Selbstreflektiertheit Umgang mit Krisen aufgrund der eigenen Biographie ggf. hohe Belastbarkeit großes Spektrum an kommunikativen Fähigkeiten Organisationstalent kreative Lösungswege finden Dogmatismus – Vorurteile weniger ernst zu nehmen Netzwerken/sich Hilfe organisieren hohe Authentizität Toleranz gegenüber anderen und anderem Selbstwirksamkeit „in-sich-ruhen“ / „angekommen sein“ Umgang mit unangemessenen Fragen und schwierigen Situationen Umgang mit trans*phoben Personen Konfliktmanagement Verhandlungsgeschick „Standing“ Durchsetzungsfähigkeit Unsicherheit und Verwirrung beim Gegenüber kann genutzt werden, um eigene Ziele durchzusetzen starkes Hinterfragen Ausdrucksweise und Auftreten Anpassungsfähigkeit Willensstärke Antizipation von Situationen 24 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Sensibilität gute Angstlöser werden können Resilienz / Zielverfolgung durch Hartnäckigkeit hohe Genderkompetenz Visionäre Vorstellungskraft Anmerkung der Redaktion: Das Berliner Projekt „Trans* in Arbeit“ bietet inzwischen Diversity-Fortbildungen zum Schwerpunkt Trans* für Unternehmen, Gewerkschaften, Verbände, Verwaltung und Schlüsselpersonen aus dem Bereich Arbeit und Beruf an sowie Infoblätter (auch online: www.berlin.de/lb/ads/gglw/tia/#transsensibel) . 25 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_22 Auf dem Weg zwischen Girlfag / Guydyke und Trans* - Zwischen den Gender-Stühlen? Am Workshop „Girlfags und Guydykes“ nahmen etwa 25 Menschen teil. Es wurde vereinbart, dass es sich um eine geschossene Gruppe handelt aus der keine Informationen herausgehen dürfen. Daher kann hier nur etwas über das Konzept „Girlfags und Guydykes“ gesagt werden. Im Vordergrund steht weniger das „körperliche Sein“, als vielmehr „das Begehren“. Man möchte mit bestimmten Menschen in Kontakt treten bzw. wählt Menschen als Liebespartner, die den eigenen körperlichen Ausstattungen und den kulturellen Annahmen entgegenstehen. Wenn man demnach von „schwulen Mädchen“ spricht, dann ist das in soweit undenkbar und wird erst vom Standpunkt des Begehrens verständlich: das „Mädchen“ liebt „Schwule“ (und nicht „Männer“). Ebenso verhält es sich mit Guydykes, den lesbischen Jungen. Ein „Junge“ liebt „Lesben“ und nicht „Frauen“. Abwegig erscheint das Konzept nur weil es so ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich war das Konzept „schwul“ oder „lesbisch“ aber auch einmal und das Konzept „transsexuell“, also die Gewissheit eine Geschlechtsidentität zu leben, die dem geborenen Geschlecht nicht entspricht, ist noch heute ungewöhnlich, auch wenn sich politische Parteien oder gar Unternehmen eine Offenheit verordnet haben, aus welchen Gründen auch immer. Das oft zu beobachtende Unverständnis darüber, dass eine Transfrau eine Frau begehrt oder ein Transmann einen Mann, mag als Bespiel dafür dienen, warum das Konzept „Girlfags und Guydykes“ zunächst so verwirrend ist. Natürlich fragt sich der „normale Mensch“ warum eine Transfrau, die eine Frau als Partnerin begehrt, das nicht schon vor der Transition hätte hinbekommen können ohne so einen Aufwand betreiben zu müssen. Beim Konzept „Transsexualität“ steht aber das eigene Geschlecht im Mittelpunkt des Begehrenskonzeptes: Eine Transfrau begehrt als Frau eine Frau und nicht als Mann. Ebenso wie ein schwuler Transmann einen schwulen Mann als schwuler Mann begehrt. 26 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Anders als bei „klassischen“ Transsexuellen bleibt beim Konzept „Girlfags und Guydykes“ der eigene Körper aber so wie er ist und wird nicht durch Hormone und Operationen verändert. Aus diesem Grund wird die Frage aufgeworfen, ob es sich beim Konzept „Girlfags und Guydykes“ um eine Übergangsphase handelt, oder ob es möglich ist, es mit diesem „körperlichen“ Widerspruch zu leben. Fazit des Workshops: Beides ist möglich. Im psychoanalytischen Kontext ist das Konzept „Girlfags und Guydykes“ ohnehin kein Problem. Seit Freud kennen wir die freie Wahl der Liebespartner bzw. der Liebesobjekte. Ähnlich Fragen stellten sich die Transvestiten bzw. wurde ihnen diese Frage gestellt, ob sie schon „fertig“ sind, oder nur auf dem Weg zum Transsexuellen seien. Auch diese Frage lässt sich ohne die Berücksichtigung kultureller Normen und ihren Zwängen nicht beantworten. 27 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_23 Vorstellung der Kampagne für eine dritte Option beim Geschlechtseintrag Bezug nehmend auf die Begründung einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG), wonach das „gefühlte Geschlecht“ (einer transsexuellen Person) auch für eine entsprechende rechtliche Anerkennung ausschlaggebend sein kann, versucht die Kampagne für eine dritte Option beim Geschlechtseintrag (www.dritte-option.de), dieses Recht auch für Menschen einzufordern, die sich weder als männlich noch als weiblich empfinden und entweder gar keinen Geschlechtseintrag haben möchten oder einen dritten, nicht näher bezeichneten. Dazu soll nach der anzunehmenden Ablehnung eines entsprechenden Antrages durch eine Person an ein Standesamt der Rechtsweg beschritten werden, womöglich bis zum BVerfG und darüber hinaus. Da der Weg durch die Instanzen nicht nur Zeit sondern auch Geld kosten wird, ist die Kampagne in erster Linie damit beschäftigt Mittel einzuwerben, um eine entsprechende anwaltliche Vertretung und die Gerichtskosten bestreiten zu können. 28 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation WS_25 Der Kampf mit den Kostenträgern Im Zentrum des Workshops standen zunächst die Vorstellung der 2009 vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) erlassene „Begutachtungsanleitung: Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualität", die als Richtlinie nach SGB V Grundlage für alle gesetzlichen Kassen und deren Medizinische Dienste (MDKs) ist, und die sich daraus ergebenden Voraussetzungen, die eine versicherte Person in der Regel erfüllen muss, damit die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für medizinische Maßnahmen wie z.B. Hormontherapie und geschlechtsangleichende Operationen übernehmen. Der Workshopleiter problematisiert, dass Trans*menschen einen Leidensdruck darstellen müssen, weil ansonsten die Krankenkasse die medizinische Behandlung nicht bezahlt und gibt folgende Ratschläge: Infos und Gutachten an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) immer im verschlossenen Umschlag schicken. Die „Grundlagen der Begutachtung. Begutachtungsanleitung. Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualität.“ des MDK haben „Richtlinien-Kompetenz“ und sind damit hochverbindlich für die Krankenkassen-Mitarbeitenden. Letztendlich handelt sich es jedoch nur um eine Empfehlung, nicht um einen nationalen Expertenstandard. Die Krankenkasse hat nicht das Recht, Laborwerte (z.B. Hormonstatus) einzufordern. Kontaktaufnahme mit der Krankenkasse nur schriftlich Da die Krankenkasse verpflichtet ist, innerhalb von 21 Tagen zu antworten (Rechtsvorschrift), schriftlich eine Frist setzen. Von der Krankenkasse gleich im ersten Schreiben einen rechtsfähigen Bescheid einfordern. Dieser (genauer Wortlaut) ist die Grundlage eines möglichen späteren Widerspruchs. Ist eine Widerspruchsfrist eingeräumt? Generalwiderspuch einreichen, um die Frist zu wahren, danach verlängert sich die Frist auf insgesamt 15 Jahre. Textvorschlag: „Gegen Ihren Bescheid vom … lege ich Widerspruch ein. Eine ausführliche Begründung wird nachgereicht.“ 29 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Bei Auseinandersetzungen mit Kostenträgern handelt es sich um rechtliche Angelegenheiten, deshalb müssen die Fristen eingehalten werden. Sozialrecht ist kostenfrei, die erste Instanz ist auch ohne Anwalt möglich (besser mit Anwalt) Kassenrecht ist nicht Bundesrecht Gesellschaftliche Veränderungen sind nur durch Klagen möglich, nicht, wenn die gerichtliche Auseinandersetzung mit einem Vergleich („Ausnahmeregelung“, die Krankenkassen versuchen dies gern) endet. Die Diskussion ergab, dass die Anwesenden recht unterschiedliche Erfahrungen mit ihren Kassen gemacht hatten. Dabei konnte es durchaus hilfreich sein, das persönliche Gespräch mit dem_der Sachbearbeiter_in zu suchen. Im Hinblick auf einzureichende Unterlagen scheint ein pragmatischer Umgang mit den Kassen gepflegt zu werden. Dies bedeutet, dass viele alle geforderten Unterlagen einreichen, wobei die Übermittlung von Hormonwerten eher in Kauf genommen wird als das zur Verfügung stellen der beiden Gutachten zur VÄ/PÄ, welche in der Checkliste der MDS-Richtlinie für die Krankenkasse explizit aufgeführt sind. 30 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation 5. Auswertung von Feedbackrunde, Feedbackbögen und OrgaTeamTreffen Feedbackrunde Nach drei Tagen mit Vorträgen, Workshops, Diskussionen und einem kulturellen Rahmenprogramm endete die Tagung mit vielen sehr positiven Rückmeldungen in der Feedbackrunde. Danach scheint es im Rahmen der 1. Hanse-Intersex-Trans*-Tagung in der Tat gelungen zu sein, durch eine gemeinsame Tagung für alle, für die das Thema Geschlecht eine besondere Bedeutung hat, darunter Menschen, die sich als Zwitter, Trans*, Genderqueer, Weder-noch, Transfrauen, intersexuelle Menschen, Hermaphroditen, Transmänner usw. bezeichnen, aber auch Unterstützer_innen, Vorurteile und Berührungsängste zwischen den verschiedenen Gruppen abzubauen. Feedbackbögen Die Feedbackbögen wurde am Sonntag verteilt und erlaubte den Teilnehmer_innen, anders als im Abschlussplenum, anonym positive wie negative Anmerkungen sowie Wünsche und Verbesserungsvorschläge zu äußern. Des Weiteren wurden eine Selbstbezeichnung, die Distanz WohnortTagungsort und die Anzahl der besuchten Workshops/Vorträge erfragt sowie woher die Teilnehmer_innen von der Tagung erfahren haben. Insgesamt wurden 38 Feedbackbögen abgegeben und ausgewertet. Die Frage zur Selbstbezeichnung war als Freitextfrage formuliert. Betrachtet man die genannten Antworten, so hat die Tagung anscheinend ein breites, mehrdimensionales Spektrum an Teilnehmenden angezogen: Außer "Trans" (mit oder ohne *, 5 Nennungen) war jede Selbstbezeichnung einzigartig und wiederholte sich nicht. Zu ihnen gehörten unter anderem "weder noch", "genderneutral/genderfree", "queer", "Hybrid" und "Guydyke", um nur einige zu nennen. Die Mehrzahl der Befragten (25 Personen) widersprach einer eindeutigen Kategorisierung und wählte mehrere Begriffe, um sich adäquat zu beschreiben, oder lehnte eine Selbstbezeichnung gänzlich ab. 31 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Nimmt man die ausgewerteten Fragebögen als Grundlage, dann hat die Tagung mehrheitlich Teilnehmerinnen aus weiterer Entfernung angezogen. Nur 11 Personen antworteten auf die Frage, woher sie kämen, mit "aus Hamburg", 3 weitere kamen "aus einer Umgebung bis 100 km", die Mehrheit (24 Personen) von "weiter weg". Die Anzahl besuchter Workshops zeigte die gesamte Spannbreite von 1 bis 7 Workshops auf. 8 der Befragten haben an der maximal mögliche Anzahl (7 Workshops) teilgenommen, der Mittelwert liegt bei 4,4 Workshops (Standardabweichung: 2,0), der Median bei 4. Bei der Frage, wie sie von der Tagung erfahren haben, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, ergab sich eine etwa gleichmäßige Verteilung: 18 Personen sind über Freund_innen, 13 über das Internet und 11 Personen (auch) über Kontakt zu Mitgliedern des Organisationsteams auf die Tagung aufmerksam geworden. Obwohl Informationen über die Tagung auch in Hamburger Selbsthilfegruppen verteilt worden waren, wurden die Selbsthilfegruppen an dieser Stelle von keiner Person benannt. Nichtsdestotrotz waren die Hamburger Selbsthilfegruppen zahlreich vertreten, unter anderem wurden die Helfer_innen aus ihnen rekrutiert. Ebenso entstammen die Mitglieder des Organisationsteams der Tagung den verschiedenen Hamburger Selbsthilfegruppen. Den größten Teil des Feedbackbogens nahmen Freitextfelder zur Bewertung der Tagung und zur Äußerung von Wünschen und Kritik ein: Was hat den Teilnehmer_innen gut gefallen, was weniger gut, welche Themen haben gefehlt? Die Rückmeldungen waren mehrheitlich positiv (insgesamt 115 Nennungen). Neben explizitem Dank an das Tagungsteam für die Tagung wurden insbesondere die Vielfalt der Inhalte und der Teilnehmenden (14 Nennungen) sowie das Workshopangebot bzw. einzelne Workshops im speziellen (16 Nennungen) genannt. Positiv hervorgehoben wurden auch die offene Atmosphäre und Kommunikation, vertieft geführte Diskussionen sowie die Möglichkeit, Kontakte herzustellen. 32 30. August ‐ 1. September 2013 Dokumentation Ebenso wurde die Verbindung von Trans* und Inter* (9 Personen) positiv gewertet, auch wenn die geringe Zahl von Workshops für Intersexuelle/zu Intersexualität und verbindende Veranstaltungen für Trans* und Inter*Personen sowie die geringe Anzahl intersexueller Teilnehmer_innen vereinzelt kritisiert wurde (5 Nennungen). Die im Feedbackbogen geäußerten Kritikpunkte und Wünsche (insgesamt 80 Nennungen) bezogen sich vielfach auf organisatorische Aspekte (Essen, Räume, ausgefallene Veranstaltungen - 27 Nennungen) und griffen bereits im Abschlussplenum genannte Punkte auf. Insbesondere bestand der Wunsch, durch zentrale Räume und mehr gemeinsame Veranstaltungen (z.B. Plena, gemeinsames Mittagessen, Party) das Kennenlernen und Vernetzen untereinander zu begünstigen (9 Nennungen). Außerdem wurde die zum Teil akademische Sprache als Hindernis benannt (5 Nennungen). Durch die Verknüpfung einer Tagung von und für "Betroffene" bzw. Expert_innen in eigener Sache mit wissenschaftlichen Vorträgen könnte dies zusätzlich forciert worden sein. 12 weitere Nennungen bezogen sich auf weitere Themen für Workshops, die die Teilnehmer_innen gerne auf der Tagung gesehen hätten. Die Themenpalette reichte hierbei von der Problematik verschiedener Gruppen (Angehörige, Crossdresser) bis zu politischen Handlungsmöglichkeiten für Transgender und intersexuelle Menschen sowie Allianzen mit nicht- bzw. mehrfach-diskriminierten Gruppen. OrgaTeamTreffen Das OrgaTeam war zwar bemüht, möglichst viele Veranstaltungen von und für intersexuelle Menschen anzubieten. Trotzdem war die Mehrzahl der Vorträge und Workshops thematisch schwerpunktmäßig am Trans-Thema orientiert. Dies soll bei einer zukünftigen HITT möglichst ausgeglichen werden. Im großen und ganzen wurden die Erwartungen an die 1. HITT jedoch erfüllt, wenn nicht gar übertroffen. 33 Veranstalterin der 2013: UHA e.V. (u.a. Trägerin des mhc) in Zusammenarbeit mit dem QueerReferat des AStA der Universität Hamburg www.queer.uni-hamburg.de Gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg: und unterstützt von: AG QueerStudies Hamburg 2013 www.hitt-hamburg.de 34