Dokumentation der 1. Hanse-Intersex- Trans*-Tagung - Hanse-X-Men

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Dokumentation der 1. Hanse-Intersex- Trans*-Tagung - Hanse-X-Men

Dokumentation der
1. Hanse-IntersexTrans*-Tagung
in Hamburg
Freitag, 30. August 2013 bis
Sonntag, 1. September 2013
Veranstalter: UHA e.V., Borgweg 8, Hamburg, in Zusammenarbeit mit
dem QueerReferat des AStA der Universität Hamburg
Website: www.hitt-hamburg.de
HITT OrgaTeam [ed.], Dokumentation der 1. Hanse Intersex Trans Tagung
(HITT 2013) in Hamburg, Hamburg 2014.
© Das Copyright liegt bei den Autor_innen, der Redaktion und dem OrgaTeam.
Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung der
Copyright-Inhaber_innen nicht gestattet.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte per E-Mail an die Redaktion der
Dokumentation der HITT 2013 unter redaktion@hansexmen.de .
Copyright der Dokumentation und des HITT-Logos © HITT-Orgateam 2013
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August
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1.
September
2013
Dokumentation
Dokumentation zur 1. Hanse Intersex Trans Tagung (HITT 2013) in Hamburg
Inhalt
Seite
1.
Zum Geleit
3
2.
Die HITT 2013 in Zahlen
5
3.
Die Vorträge
6
3.1
Die Vorträge im Überblick
6
3.2
Dokumentation einzelner Vorträge sowie des AG-Treffens
7
4.
Die Workshops
13
4.1
Die Workshops im Überblick
13
4.2
Dokumentation einzelner Workshops
14
5.
Auswertung von Feedbackrunde, Feedbackbögen und
OrgaTeam Nachbesprechung
31
Anhang: Programm der HITT 2013 und Tabellen
siehe Online-Archiv unter
http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/
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2013
Dokumentation
1.
Zum Geleit
Obwohl in der Metropolregion Hamburg eine Vielzahl intersexueller und
transsexueller Menschen zu Hause sind, hat hier bis 2013 keine überregionale
Tagung von intersexuellen Menschen und von transsexuellen Menschen
stattgefunden.
Die Idee, trotz der vielen Unterschiede der einzelnen Gruppen und Menschen
eine gemeinsame Tagung zu wagen entstand durch die persönlichen Kontakte,
die sich im Laufe der Jahre zwischen einzelnen Personen der verschiedenen
Gruppen in Hamburg entwickelt hatten. Durch deren bundesweite (und auch
über Deutschland hinaus gehenden) Kontakte wurden Referent_innen
gewonnen, die in Hamburg ein breites Spektrum an Wissen und Themen in
Workshops und Vorträgen anbieten konnten.
Das Geschlecht eines Menschen ist im Grunde dessen private Angelegenheit.
Daher gilt für alle Workshops, dass diese in einem „geschützten Raum“
stattfanden, dass also von dem, was Teilnehmende berichteten nichts nach
außen dringt.
Andererseits ist es wichtig, sichtbar zu machen, dass es Menschen gibt, deren
Leben durch die staatlich vorgeschriebene Einteilung in entweder „männlich“
oder „weiblich“ und/oder durch die hohen Hürden diese Zuweisung ändern zu
können behindert wird. Während viele ‚klassische’ Transsexuelle mit den von
ihnen initiierten rechtlichen und medizinischen Schritten die soziale
Zweigeschlechtlichkeit oft sogar bekräftigen, kämpfen viele intersexuelle
Menschen darum, dass die menschenrechtswidrigen medizinischen Eingriffe an
Babys zur ‚Normierung’ ihrer Genitalien endlich aufhören.
Dieser Dokumentation liegen neben den Mitschnitten und Notizen zu den
Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen auch die Berichte über einige
Workshops zu Grunde. Um die Privatsphäre aller Personen, die an der HITT
2013 teilgenommen haben zu wahren, sind die Berichte anonymisiert und in
einen allgemeinen Kontext gestellt.
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1.
September
2013
Dokumentation
Die folgenden Texte sollen die Ansichten vieler unterschiedlicher Menschen
dokumentieren, darunter Referierende und Teilnehmende. Insoweit geben die
Texte nicht unbedingt die Meinung(en) der Mitglieder des OrgaTeams der HITT
Hamburg 2013 wieder.
Wir hoffen, durch diese Tagung einen Austausch über das Thema Geschlecht
angeschoben zu haben, der durch ein offenes Aufeinanderzugehen zum Abbau
möglicher Vorurteile beigetragen hat, mit dem Ziel die soziale Akzeptanz
geschlechtlicher Vielfalt in unserer Gesellschaft zu fördern.
Wir möchten uns bei allen, die durch ihre Teilnahme und/oder
Unterstützung zum Gelingen der HITT 2013 beigetragen haben bedanken!
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September
2013
Dokumentation
2.
Die HITT 2013 in Zahlen
22 Workshops, sechs Vorträge, eine Lesung, ein Musikabend, ein AG-Treffen,
Eröffnungs- und Abschlussplenum, mehrere Infostände sowie unzählige
Einzelgespräche und Diskussionen der knapp 140 Teilnehmer_innen füllten an
drei Tagen das Programm der HITT 2013.
Von den insgesamt 136 Personen, die an der Tagung teilgenommen haben,
waren 85 ‚reine’ Teinehmer_innen, 35 zugleich Anbieter_in eines Vortrages,
Workshops oder einer Lesung und 23 zugleich Teil oder Helfer_in des
OrgaTeams (von denen sieben Personen auch einen Workshop angeboten
haben).
Die Zahl der Teilnehmenden in den Workshops und Vorträgen stieg von Freitag
Nachmittag kontinuierlich von 27 Personen von 14-16 Uhr über 47 Personen
(Freitag 16.30-18.30; 42 Personen im Eröffnungsplenum Freitag ab 18.30 und
45 Personen beim Meet & Greet und Musikabend)
auf 51 Personen
(Sonnabend 10-12 Uhr; 73 Personen Sonnabend 14-16 Uhr) und erreichte am
Sonnabend Nachmittag mit 95 Personen in der Zeit von 16.30 – 18.30 das
Maximum. Am Sonntag besuchten zwischen 10 und 12 Uhr 64 Personen die
Veranstaltungen, 56 die Workshops zwischen 13.30 und 15.30.
Am
Abschlussplenum nahmen 48 Personen teil.
Die im Vorfeld der Tagung geschätzte Zahl von 336 Teilnehmer_innen bei
Mehrfachzählung (ø 12 und 28 Veranstaltungen) konnte mit 622
Teilnehmer_innen bei 33 Veranstaltungen (ø 18,8) deutlich übertroffen werden.
Dabei nahmen an den sechs wissenschaftlichen Vorträgen und dem Treffen
des Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerkes insgesamt 128 Personen teil
(durchschnittlich 18,3 Personen).
An den fünf Workshops zu medizinischen Themen nahmen 57 Personen teil (ø
11,4). Die drei Workshops zu rechtlichen Fragen besuchten 46 Personen (ø
15,3). Die 14 Workshops sowie die Lesung zu gesellschaftlichen, sozialen und
kulturellen Themen wurden von 256 Personen besucht (ø 16,9).
---»
Tabellen zu den Veranstaltungen der HITT 2013 nebst
Teilnehmer_innen-Zahlen siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/.
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Dokumentation
3.
Die Vorträge
3.1
Die Vorträge im Überblick
Insgesamt waren für die HITT 2013 sieben Vortragsveranstaltungen mit
anschließender Diskussion sowie das Treffen der AG trans_inter_wissenschaft
geplant.
Der Vortrag „Die regulative Macht der Geschlechtsentwicklung.
Intergeschlechtliche Biographien zwischen medizinischer Definitionsmacht und
Selbstbestimmung“ von Anja Gregor, wissenschaftlicher Mitarbeiterin am
Institut für Soziologie der FSU Jena, musste aufgrund der Erkrankung der
Referentin leider entfallen. Ein Poster zum Vortrag stand als Ersatz zur
Verfügung.
Die sechs gehaltenen Vorträge befassten sich mit Fragen zu der historischen
Aufarbeitung von Intersexualität und Transidentität in der Zeit des
Nationalsozialismus, den rechtlichen Entwicklungen zu Trans in der BRD,
einem Vergleich von Hannah Arendts Gedanken zur Rechtlosigkeit
Staatenloser mit der Situation von trans* und inter* im modernen Rechtsstaat
sowie einem anthropologischen Forschungsprojekt zum Aufbrechen oder
Verschieben von rechtlichen, medizinischen und sozialen Grenzen der
heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit durch trans*.
Darüber hinaus erlaubten zwei Vorträge einen Blick in den asiatischen
Kulturraum. Aus den Vorträgen von Uli Meyer (Bremen) und Janek Luc Krebs
(Halle-Wittenberg) ging hervor, dass einerseits in der japanischen Popkultur
intersexuelle und transsexuelle Held_innen medial durchaus präsent sind, die
starre Geschlechterordnung der japanischen Gesellschaft die Entfaltung
intergeschlechtlicher, transsexueller oder gar genderqueerer Menschen
andererseits stark einengt.
---» Die Vortragsankündigungen nebst Kurzbiographien der Vortragenden
siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/.
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Dokumentation
3.2
V_A
Dokumentation einzelner Vorträge sowie des AG-Treffens
Trans*Körper revolution(ier)en - ??
Marek Elias Sancho Höhne, Europa-Universität Viadrina (EUV),
Frankfurt (Oder)
Zusammenfassung des Vortrags und Fazit:
Der Vortrag von Marek Elias Sancho Höhne (B.A. in Kulturwissenschaften an
der EUV, verfasst derzeit seine Masterarbeit in soziokulturellen Studien) hat
gezeigt, dass – trotz der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im
Januar 2011 bezüglich des Transsexuellengesetzes (TSG) (Aussetzung der
Voraussetzungen einer geschlechtsangleichenden Operation sowie Nachweis
der Fortpflanzungsunfähigkeit für die Personenstandsänderung) – das TSG
noch weit von einem „turning point“ entfernt ist. Das „Transsubjekt“ wird von
den Leitlinien, d.h. den „Standards zur Begutachtung“ (Becker et al., 1997) bzw.
dem Gesetzestext des TSG „erschaffen“, indem idealtypische männliche und
weibliche Bilder direkt auf seinen Körper einwirken.
Hervorgehoben wurde hierbei die Unzulänglichkeit des bestehenden
medizinischen Systems und die dringliche Forderung nach neuen Formen der
Forschung.
In den von Höhne geführten Interviews zeigten sich deutliche Hinweise auf die
Internalisierung des Zweigeschlechtermodells. Dies macht es sehr schwer,
außerhalb dieses Modells auch nur zu denken.
Das Forschungsprojekt von Höhne soll den Kontrast der rechtlichen Situation
und der Lebenswirklichkeit von Trans*menschen aufzeigen. Problematisch ist
der durch das System verursachte Zwang.
Daher könnte die Forschung u.a. folgenden Fragen nachgehen: Welche
Vorstellungen von Trans*subjekten wird im TSG und in den medizinischen
Leitlinien entworfen und wie entwerfen sich vor diesem Hintergrund Trans*Selbstpositionierungen?
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Dokumentation
V_B
„Da wir ja ’Menschen’ nur in der Form von Männern
und Frauen kennen …“
Resa-Philip Lunau, Freie Universität Berlin Einen wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag zur „Heimatlosigkeit“ von
Trans*personen bot Resa-Philip Lunau (Berlin) unter Bezugnahme auf die
Überlegungen von Hannah Arendt zum Phänomen der Staatenlosigkeit bzw.
zur „Rechtlosigkeit“. Arendt analysierte in ihrer Publikation „Elemente und
Ursprünge totaler Herrschaft“1 sehr ausführlich die Situation der Staatenlosen,
was – nach dem Exodus sehr vieler Menschen, die vor den Nationalsozialisten
flohen – ein wichtiges Thema wurde. In ihrer Analyse verdeutlichte Arendt, dass
die Staatenlosen auch ihrer Menschenrechte beraubt waren, ohne dass
eigentlich genau geklärt gewesen wäre, was man unter „Menschenrechten“ zu
verstehen hätte. Die Staatenlosen waren somit zugleich die „Rechtlosen“.
Resa-Philip Lunau übernimmt diese Punkte und überträgt sie auf alle Personen,
die sich selbst als nicht (nur) der Kategorie weiblich oder männlich zugehörig
verstehen, und die entweder eine Transition anstreben oder diese bereits
gemacht haben. Die folgenden zwei Punkte stehen dabei zentral und haben
zugleich eine essentielle politische Bedeutung – damals wie heute:
1. Menschen verlieren ihre Heimat, in die sie hineingeboren wurden und
landen in Staaten, wo sie nur unter Einschränkungen leben und sich
nicht assimilieren oder eine neue Gemeinschaft gründen können.
2. Menschen verlieren den Schutz der Regierung und den legalen
Status, sie leben als „Rechtlose“ von der Wohltätigkeit Dritter, und jede
gewährte Freiheit ist letztlich „Narrenfreiheit“, weil die „Emigranten“ im
Grunde unwichtig sind. Arendt schreibt: „Der Verlust der
Menschenrechte findet nicht dann statt, wenn dieses oder jenes Recht,
das gewöhnlich unter Menschenrechte gezählt wird, verlorengeht,
sondern nur, wenn der Mensch den Standort in der Welt verliert, durch
den allein er überhaupt Rechte haben kann und der die Bedingung dafür
bildet, dass seine Meinungen Gewicht haben und seine Handlungen von
Belang sind.“
1
Arendt,
H.:
Elemente
und
Ursprünge
totaler
Herrschaft.
Antisemitismus,
Imperialismus,
Totalitarismus.
Piper
2009,
13.
Auflage
8
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Dokumentation
Verlust von Heimat und Verlust des Schutzes der Regierung läuft letztlich auf
den „Verlust […] der Fähigkeit zum Politischen“ hinaus, was heute
erschreckender Weise gleichermaßen für Trans*personen gilt.
Arendt
bezeichnet
das
„Dazugehören“
als
ein
Menschenrecht.
„Dazuzugehören“ bedeutet, dass jemand einen Platz in der gemeinsamen Welt
hat, während „nicht zugehörig zu sein“ bedeutet, „von aller Teilhabe an der von
Menschen errichteten […] Welt ausgeschlossen zu sein.“ Diese Teilhabe wird
Trans*menschen heute noch in vielen unterschiedlichen Situationen verwehrt.
Trans*personen, die sich selbst als nicht (nur) der Kategorie weiblich oder
männlich zugehörig verstehen, gehören somit nicht in die binäre Definition von
Geschlecht, sie haben in ihr keine Heimat. Dadurch erfahren sie auch keinen
Schutz der Regierung und genießen keinen legalen Status. Die Gesellschaft
erwartet Assimilation durch geschlechtsangleichende Operationen oder/und
Hormontherapie.
Lunau merkt an, dass z.B. das aktuelle Transsexuellengesetz (TSG) die
Vorstellung vom „Gefühl der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht“ nutzt und
somit eine Zugehörigkeit zum gefühlten Geschlecht unterstellt; gleichzeitig aber
verlangen die gesetzlichen Regelungen komplexe und tiefe Eingriffe in die
Integrität der Körper der Trans*personen. Dies ist eine Situation, die hoch
brisant und im Widerstreit mit den Menschenrechten ist. Gesellschaftliche und
politische Veränderungen in Bezug auf den Umgang mit Trans*personen sind
also dringend notwendig.
Die Feststellung Arendts, dass Personen nicht nur ihren Platz in einer
Gesellschaft verlieren und keine Möglichkeit haben, einen neuen Platz zu
finden, ohne schwer wiegende Einschränkungen akzeptieren zu müssen (z.B.
durch Entscheidungen der Regierungen fremder Länder), trifft auch auf Trans*
und Intergeschlechtliche Menschen in besonderem Maße zu.
Resa-Philip Lunau belegt an unterschiedlichen Details die Heimat- und
Rechtlosigkeit von Trans*personen und folgert, „dass heutzutage die Rechte
von trans*inter* Menschen nur durch einen kritischen Bezug auf Menschenrecht
gesichert werden können.“
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2013
Dokumentation
V_E Treffen des Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerkes
(vormals AG trans_inter_wissenschaft)
Ziel der AG bzw. des Netzwerkes ist der Austausch und die Vernetzung
forschender / wissenschaftlich arbeitender Menschen aus den Communities.
Die Arbeitsgruppe trans_inter_wissenschaft hatte sich im Oktober 2012
während der Trans*tagung in Berlin im Anschluss an den Workshop
„Wissenschaftlicher Beirat zu Trans* und Inter*“ gegründet. Hintergrund
war das Ansinnen, dass Expert_innen in eigener Sache sich bezüglich ihrer
Forschung zum Thema Trans* und Inter* vernetzen und austauschen, die
gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse der Community wiederum zur
Verfügung stellen und sie für politische Aktivitäten anwendbar machen.
Diskutiert wurde über die Verortung und das Selbstverständnis der Gruppe,
außerdem über das Verhältnis von Wissenschaft und politischer Aktivität und
die zu unternehmenden nächsten Schritte. Problematisiert wurde, dass für
manche Anwesenden ein ungebetenes Outing als Trans* oder intersexuelle
Person mit negativen Konsequenzen verbunden sein könnte. Diese Gruppe soll
deshalb einen Schutzraum bieten. Um die gleichberechtigte Einbeziehung von
intersexuellen Menschen zu verdeutlichen wurde der Name der Gruppe in
„Inter_Trans_Wissenschaftsnetzwerk“ umbenannt.
Wenn möglich sollte ein Treffen einiger aus der Gruppe im Rahmen der InterTagung in Berlin im Herbst 2013 stattfinden.
Es wurde eine Vorbereitungsgruppe für ein Wochenendtreffen der Gruppe
gebildet. Dieses Treffen ist für Mai 2014 geplant.
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1.
September
2013
Dokumentation
V_H
Trans und Inter im Nationalsozialismus
Niki Trauthwein, Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
Situation vor 1933:
Im wissenschaftlichen Kontext dominierten überwiegend progressive
Meinungen, wie etwa bei Seidel: „Zum normalen Geschlechtsleben gehört ein
Paar mit entgegengesetzter seelischer Geschlechtsstimmung. Es ist nicht nötig,
dass auch die Zeugungsorgane entgegengesetzt seien".
Der politische Wille stand in starker Diskrepanz zur Wissenschaft:
1920 wurde die Schrift "Freigabe zur Vernichtung lebensunwerten Lebens"
veröffentlicht. Die zu Grunde liegenden Theorien, die das Töten
"lebensunwerten Lebens" legitim und legal machten, wurden im
Nationalsozialismus sukzessive umgesetzt.
Allerdings sollte offiziell noch 1937 "Rücksicht genommen werden auf die
Gefühle der Hermaphroditen", so formuliert als Anweisung an die Gerichte bzw.
die Gerichtsmedizin.
Intersexuelle Neugeborene wurden bis 1939 am Leben gelassen, danach
ertränkt oder auf andere Weise umgebracht und als Totgeburt deklariert.
Die Psychotherapie experimentierte mit Kastration, um den Sexualtrieb zu
erforschen. Sexualtäter wurden kastriert und galten hernach als geheilt, was
wiederum Freuds Theorie bestätigte.
Für Transsexuelle gab es noch keinen Begriff – sie wurden als "psychosexuelle
Hermaphroditen" bezeichnet und die Transsexualität wurde biologisch
begründet, so dass es zu einer Einteilung in "körperliche" und "psychosexuelle
Hermaphroditen" kam.
Ziel der Referentin Niki Trauthwein ist die Chronologisierung und Aufarbeitung
der bisher nicht erschlossenen Schriften. So soll das Lili Elbe Archiv diese und
andere Schriften sammeln und damit als Forschungsstätte zur Geschichte von
‚nicht normativen Geschlechtlichkeiten’ dienen.
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2013
Dokumentation
V_J
Ausgewählte juristische Entwicklungen zu Trans* in
der Bundesrepublik Deutschland
Adrian da Silva, Humboldt Universität Berlin
Während zu Beginn der 1960er Jahre Transsexualität noch als mögliche
Bedrohung der bestehenden staatlichen Ordnung (mit den „beiden“
Geschlechtern) gesehen wurde, sollte die Anerkennung der „richtigen“
Geschlechtszugehörigkeit bei irreversiblen Fällen von Transsexualismus die
Ordnung in soweit wieder herstellen, als dass bei einer erfolgten „echten
Geschlechtsumwandlung“ der entsprechende Personenstand zuerkannt werden
sollte.
Insofern hat sich zwischen 1950 und 1970 die Erkenntnis durchgesetzt, dass
das „unwandelbare“ Geschlecht doch „wandelbar“ sei. Dabei hat das Ringen
um die Rechte von Transsexuellen zu z.T. widersprüchlichen Regelungen
geführt. Bei seiner Verabschiedung 1980 galt das Transsexuellengesetz (TSG)
als sehr fortschrittlich, schließlich erlaubte es Transsexuellen nun Vornamen
und Personenstand zu ändern.
Seit der Entscheidung des BVerfG, dass ein verheirateter transsexueller
Mensch zur Anerkennung seines Personenstandes sich nicht scheiden lassen
muss, gibt es ganz offiziell gleichgeschlechtliche Ehepaare in der
Bundesrepublik Deutschland. Insofern berührt das Transsexuellenrecht auch
Fragen der Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaft.
Und seit Erklärung der Nichtanwendbarkeit der
Voraussetzungen der
geschlechtsangleichenden
Operation
und
des
Nachweises
der
Fortpflanzungsunfähigkeit für die Personenstandsänderung (PÄ) besteht (nicht
nur theoretisch) die Möglichkeit, dass Frauen Kinder zeugen und Männer
Kinder gebären.
In der Diskussion wurde darüber spekuliert inwiefern das BVerfG auch das
Gutachterverfahren als unvereinbar mit den im Grundgesetz garantierten
Rechten als nicht verfassungskonform aussetzen könne, und ob das TSG in
seiner derzeitig anwendbaren Fassung im Hinblick auf die PÄ das vielleicht
transfreundlichste TSG ist, das wir in Deutschland haben werden.
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Dokumentation
4.
Die Workshops
4.1
Die Workshops im Überblick
Neben den Workshops zu medizinischen und rechtlichen Fragen befasste sich
die Mehrzahl mit allgemein gesellschaftlichen Themen, darunter der Frage nach
der Anwendung einer „richtigen“ Sprache.
So dürfte vermutlich nicht allen Menschen bewusst sein, dass z.B. die
Begrüßungsformel „meine Damen und Herren“ regelmäßig nicht nur alle Kinder
ausschließt oder auch solche Frauen nicht berücksichtigt, die sich selbst nicht
als ‚Dame’ bezeichnen würden. Darüber hinaus bedeutet diese Anrede für eine
Vielzahl von erwachsenen Menschen eine explizite Ausgrenzung, nämlich
beispielsweise von Menschen, die intergeschlechtlich oder zwischengeschlechtlich sind.
Die in den Medien teilweise fälschlich als ‚Einführung eines Dritten Geschlechts’
bezeichnete Änderung des Personenstandsgesetzes zum 1. November 2013
wurde auch außerhalb der Wokshops diskutiert. Es gibt Befürchtungen, dass
manche Eltern durch die Neuregelung vermutlich eher unter den Druck geraten
ihr Kind ‚normierenden’ Eingriffen auszusetzen, da es sonst gar keinen
Geschlechtseintrag erhält. 2 Einen drastischen Einblick in diese medizinischen
Eingriffe gab der Workshop von Diana Hartmann „Das fatale Genitale“.
Als besonders empfehlenswerte Dokumentarfilme zum Thema Intersexualität
wurden Die Katze wäre eher ein Vogel (Deutschland 2007) und Tintenfischalarm (Österreich 2006) benannt.
Die Mehrzahl der Workshops befasste sich allerdings vorwiegend mit transspezifischen Themenschwerpunkten.
---» Workshopankündigungen siehe: http://hitt-hamburg.de/archiv/hitt2013/..
2
Auf
der
Tagung
wurde
dazu
der
kritisch‐konstruktive
Artikel
von
Sieberichs
sehr
gelobt:
Sieberichs,
Wolf,
„Das
unbestimmte
Geschlecht“,
FamRZ,
Heft
15,
2013;
S.
1180‐84.
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1.
September
2013
Dokumentation
4.2
Dokumentation einzelner Workshops
WS_6
„Inter…, Trans… Hast Du Worte!“
Ablauf:
Nach kurzer Zusammenfassung des Workshopthemas wurden entsprechende
Ausdrücke für die Rubriken „geht gar nicht“ und „geht / ist gewünscht“
gesammelt.
Hierbei sollte es ganz bewusst nicht politisch korrekt zugehen, damit auch
gegenseitige problematische Bezeichnungen oder „Vorurteile“ ausgesprochen
werden und nicht untergehen. Außerdem war erhofft, dass sich durch eine
kontroverse Diskussion von Trans* und Inter* fruchtbare Ergebnisse einstellen.
Geht gar nicht:
- Gender-Zombie
- keine Differenzierung von Begrifflichkeiten in den Medien – Vermischung von
Trans* und Inter*
- „normal“ , „nicht normal“
- „richtiger“ Mann / „richtige“ Frau
- Bist du schon fertig?
- Ich finde es ganz toll, was „die“ sich trauen.
- Ich bewundere Deinen Weg.
- War es denn die falsche Wahl?
- Und du lässt dich jetzt umbauen?
- Du willst/kannst dich wohl nicht entscheiden.
- uneindeutige Geschlechtsmerkmale
- DSD
- Gefangen im falschen Körper
- eigentliches/wahres Geschlecht
- Bio-Frau / Bio-Mann
- Geboren als Mann/Frau
- Transe
- Verkleiden
- dazwischen
- Kein Grund, seinen Vornamen zu ändern
- … hat ein eindeutig männliches Auftreten (Haare abrasiert, Bart)
- „Identitätsstörung“
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‐
1.
September
2013
Dokumentation
Fortsetzung von „Geht gar nicht“:
- „Guten Abend meine Damen und Herren“ (z.B. Tagesschau)
- Zweigeschlechtliches System
- „…“-Normativität
Geht / ist gewünscht:
- im falschen Körper geboren (wenn es als Selbstdefinition gebraucht wird)
- habe mich nie als … gefühlt
- Internormativität
- Transnormativität
- Queernormativität
- Bist Du ein Junge oder ein Mädchen? Ja.
- Formulare: keine Abfrage von Geschlecht oder eine weitere Kategorie
- Relativierung (einige, manche, wenige sind so oder so)
- Zwitter
- Hermaphrodit
- intersexueller Mensch
- Umschreibungen
- eindeutig intersexuelle / zwittrige Geschlechtsmerkmale
Nach zwei Stunden war die Sammlung bei weitem nicht komplett,
zwischendurch wurden einige Begriffe direkt nach der Nennung diskutiert,
sodass es nicht bei einer reinen Sammlung blieb.
Eindruck:
Die Zeit war viel zu kurz für eine umfassende Begriffsermittlung. Hier zeigt sich
die Wichtigkeit dieses Themas. Zusammenfassend lässt sich ausdrücken, dass
es nicht gut ankommt, wenn „über“ uns gesprochen wird, dafür aber besser,
wenn der Dialog „mit“ uns geführt wird. Auch sind einige Begriffe bzw.
Beschreibungen als negativ empfunden, wenn sie von außen verwendet
werden, positiv aber, wenn sie von Betroffenen selbst ausgesprochen sind.
Dabei müssen Betroffene auch selbst immer wieder einiges am
Zweigeschlechtermodell erklären um die Zuhörer_innen dort abzuholen, wo sie
sich befinden.
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1.
September
2013
Dokumentation
WS_9
Trans* ohne Transition
Im LSBTTQI-Spektrum, in dem die Ts für „Transsexuelle“ und „Transgender“,
das Q für „Queer“ aber auch „Questioning“ (allgemein Geschlechter,
Geschlechterrollen und Geschlechterstereotype ‚in Frage stellende’) stehen,
gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die sich als Trans* beschreiben, aber
nicht transitionieren wollen oder können.
Ausgehend von der bipolaren, heteronormativen Welt der zwei Geschlechter
lässt sich feststellen, dass es
(nicht nur) in trans*Zusammenhängen
mindestens ebenso viele geschlechtliche Eigendefinitionen wie Menschen gibt,
und dass sich kaum jemand als 100% männlich oder 100% weiblich einstuft
(dies dürfte auch unter „normalen“ Menschen so sein). Trotzdem sorgt ein
Auseinanderklaffen von zugeordnetem und gelebtem Geschlecht oder gar ein
genderfluides Auftreten für Irritationen, insbesondere, wenn es darum geht
Räume zu betreten, die einem bestimmten Geschlecht vorbehalten sind.
Je nach eigener Persönlichkeit und Tagesform kann der Gang aufs „richtige“
WC dann ein Spießrutenlauf sein, hohen Unterhaltungswert haben oder zu
Vermeidungsstrategien (möglichst kein öffentliches WC aufzusuchen) führen.
Vorprogrammiert sind auch Diskussionen beim Zugang z.B. zu „schwulen“ oder
„lesbischen“ Partys oder Räumen.
Kann man also trans* sein ohne zu transitionieren? Es ist möglich, stellt
diejenige Person aber vor das Problem sich dem Umfeld gegenüber ständig
erklären zu müssen.
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30.
August
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1.
September
2013
Dokumentation
WS_14
Verändert sich die Arbeitswelt?
Zunächst kurzer Input über den deutschen Arbeitsmarkt, die Aufgaben und
Arbeitsweisen von Human-Resources-Abteilungen und Diversity-Management
als derzeitigem Trend. Dann offene Diskussion und Erfahrungsaustausch.
Erfahrungsaustausch
Transition/Coming-Out am Arbeitsplatz
Transpersonen scheinen im Beruf weniger Probleme nach einem Coming-Out
zu haben, wenn sie ein möglichst „eindeutiges“ Erscheinen als Mann oder als
Frau anstreben. Entsprechend haben offen intersexuelle Menschen und
genderfreie Personen größere Probleme, da auch in der Arbeitswelt von einer
„natürlichen“ Zweigeschlechtlichkeit ausgegangen wird, und mancher
Arbeitgeber eine Geschlechterdebatte im Betrieb als störend empfindet.
Ob es bei der Arbeitssuche von Transpersonen nach der Transition sinnvoll ist,
die transsexuelle Vergangenheit zu offenbaren ist fraglich.
Es gibt aber auch Erfahrungen, dass das eigene Outing zu einem besseren weil
offeneren Betriebsklima führen kann.
Das Ändern von Personalpapieren und die Frage, wer dazu Zugang hat.
Sonstige Statements und Diskussionsthemen
Genderfreundliche Zeitarbeitsfirma
Es gibt wohl eine Zeitarbeitsfirma, die sich als „genderfreundlich“ bezeichnet. In
der Runde unentschieden, ob das positiv eingeschätzt wird.
Outing im Bewerbungsprozess
Es wurde die Frage vertieft, ob die eigene Transidentität im
Bewerbungsprozess ein Thema sein sollte. Einerseits gab es Einschätzungen,
dass eine Nicht-Thematisierung vielleicht als Hintergehen interpretiert wird,
wenn es herauskommt (z.B. weil etwas aus der Betriebsarzt-Abteilung
durchsickert). Andererseits gab es die Einschätzung, dass das Gegenüber die
Transidentität vielleicht stillschweigend registriert und es deshalb gar kein
Verschweigen ist. Eine Teilnehmerin gab zu bedenken, dass die Transidentität
17
30.
August
‐
1.
September
2013
Dokumentation
einer Person ja Anlass zum Mobbing sein kann, die Aufgabe einer
Personalabteilung sei aber dafür zu sorgen, dass die Chemie stimmt und
deshalb sollten sie es wissen bzw. das könnte ein Beweggrund sein jemand
nicht einzustellen. Diese Meinung wurde in der Runde eher abgelehnt, weil man
sich dadurch selbst zum Problem macht.
Anonymisierte Bewerbungen:
Wurden von vielen als Verbesserung betrachtet und es wurde vermutet, dass
dadurch die Jobchancen für Trans* steigen. Es gab Unklarheiten wie genau so
ein Bewerbungsprozess gestaltet ist/gestaltet sein könnte.
Datenbank trans*freundlicher Arbeitgeber_innen:
Von verschiedenen Teilnehmenden kam die Idee auf. Referentin hat als
Vergleich ein Arbeitgeber-Bewertungsportal vorgestellt. So eine Datenbank soll
es Arbeit suchenden trans*
und intersexuellen Menschen ermöglichen
abzuschätzen, wo eine Bewerbung erfolgversprechender sein könnte und wo
man eine gute Arbeitsumgebung hat. Erfahrung war, dass bei einer Firma die
Umgangsweisen und das Betriebsklima sehr unterschiedlich sein können und
deshalb müsste bei Bewertungen auch nach der Abteilung gefragt werden. Es
gab die Überlegung diese Datenbank beim Arbeitsamt oder bei der
Antidiskriminierungsstelle anzusiedeln, andere Stimmen gaben zu bedenken,
dass Statements über Arbeitgeber nicht anonymisierbar sind, weil Zahl der
Trans*leute zu gering. Deshalb sollte Datenbank bei NGO liegen und sehr
vertraulich behandelt werden (evtl. nur auf Papier).
Diversity in Australien
Eine Teilnehmerin hatte einige Jahre in Australien verbracht. Sie berichtete von
einem sehr strikten Nicht-Diskriminierungs-Verhaltens-Kodex, mit Klagemöglichkeiten (teilweise sehr hohe Entschädigungen möglich). Einerseits hatte
das positive Auswirkungen, andererseits empfand sie den Umgang miteinander
oft als gehemmt, weil man befürchtete durch ein unabsichtlich falsches Wort
gleich verklagt zu werden.
18
30.
August
‐
1.
September
2013
Dokumentation
Formulare
Alle hatten die Erfahrung gemacht, dass die Formulare (Personalbogen etc.),
Sozialversicherung etc. immer nach „männlich“ oder „weiblich“ fragen und dass
dadurch Probleme auftreten, zum einen vor der VÄ und zum anderen, wenn
eine Person dazwischen oder Intersex ist oder keine juristische Transition
machen will. Es gab keine einhellige Meinung welchen Einfluss diese
Formulare und Formalien auf den Arbeitsalltag und das konkrete soziale
Miteinander am Arbeitsplatz haben.
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2013
Dokumentation
WS_21
„Trans* in Arbeit“ – Ein Projekt der Landesstelle für
Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung der
Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
Berlin
Einführung
Nach einer Expertise der Antidiskriminierungsstelle des Bundes von 2010
werden bis zu 40% der Trans*Personen bei Bewerbungen nicht berücksichtigt.
Zwischen 5% und 30% verlieren aufgrund ihrer speziellen Thematik den
Arbeitsplatz. Insgesamt sind transgeschlechtliche Menschen mit bis zu 50%
überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Durch diesen häufigen
Ausschluss vom Arbeitsmarkt bleiben ihre Potentiale und Ressourcen
ungenutzt.
In einer LGBT-Umfrage in der EU von 2013 gaben über 90% der Befragten an,
dass sich durch eine öffentliche Unterstützung durch Personen aus dem
öffentlichen Leben oder durch öffentliche Institutionen ihre Lebenssituation
verbessern würde.
Ziele
Ziel ist die Verbesserung der Situation von trans*geschlechtlichen Menschen in
Arbeit und Beruf. Mit zunehmender Akzeptanz von geschlechtlicher Vielfalt
muss ein Rückgang der Diskriminierungen einhergehen. Good-PracticeBeispiele können Grundlage sein, auf deren Basis ergänzende Maßnahmen
entwickelt und verbreitet werden.
Maßnahmen
Schlüsselpersonen aus dem Bereich Arbeit und Beruf sollen sensibilisiert,
aktiviert und vernetzt werden und in Fachrunden folgende für trans*geschlechtliche Menschen wichtige Themen behandeln:
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Dokumentation
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Verbesserung des Zugangs zum Arbeitsmarkt
Unterstützung der Begleitung von Transitionsprozessen am Arbeitsplatz
Förderung der Entwicklung von Trans*freundlichkeit in Unternehmen
Empowerment von transgeschlechtlichen Menschen am Arbeitsplatz und bei
der Stellensuche
Zielgruppenspezifisches Infomaterial und handlungsorientierte Handreichungen
sollen entwickelt und verbreitet werden. Zwecks Schaffung von Meinungsführern und Multiplikatoren sollen in der öffentlichen Verwaltung DiversityFortbildungen mit Schwerpunkt Geschlechtsidentität/Sexuelle Identität
angeboten und durchgeführt werden.
Nach der thematischen Einführung teilten sich die TN in zwei Kleingruppen auf,
die nacheinander an den gleichen beiden Workshop-Themen arbeiteten. In
beiden Arbeitsgruppen sind Menschen mit ganz unterschiedlichen beruflichen
Hintergründen vertreten.
Arbeitsgruppe I: Das trans*freundliche Unternehmen
Was macht ein trans*freundliches Unternehmen aus?
 Die Bedeutung des Thema Geschlechts tritt dort in den Hintergrund – es
gibt keine Thematisierung von soziodemographischen Merkmalen
 Thema anonyme Bewerbungen: einziges wichtiges Kriterium bei der
Bewerberauswahl sollte die Profilübereinstimmung sein
 Die
Gesetzgebung
sollte
klar
einfache
Möglichkeiten
für
Trans*menschen schaffen
 Es sollte einklagbar sein, dass ein Unternehmen sich trans*freundlich
verhält
Auch das AGG wurde kurz erwähnt, aber von der weiteren Diskussion
ausgeklammert.
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2013
Dokumentation
Wann hätten die TN ein gutes Gefühl auf der Arbeit?
 Verbot der Diskussion privater Themen verhindert positive Aspekte im
Umgang miteinander: der Wunsch nach dem Ausklammern von privaten
Informationen ist verknüpft mit der Angst vor negativen Reaktionen, die
diese Offenheit erzeugen könnte – dabei stellt dieses Abschottungsverhalten keinerlei Schutz dar, sondern macht die Umgebung eher
neugierig, misstrauisch und verunsichert
 Privates aus Unternehmen komplett auszuklammern ist daher schwer
möglich
 Maßnahmen gegen Mobbing sind erstrebenswert
In welchem Kollegium würde man/frau/trans* gerne arbeiten?
Der Umgang unter den Kollegen sollte
 familiär
 freundschaftlich und
 sozial sein.
Erfahrungen der TN in ihrer Ausbildung:
 TS bei Altenpflege kein Thema
 aus dem Gesundheitswesen Erfahrungsbericht einer TN, die übergriffig
gefragt wurde, ob sie einmal ein Mann war
 (ungeschriebener) Verhaltenskodex im Arbeitsalltag in Unternehmen –
kann zu Empfindungen von Zwang führen
Unternehmenskultur
 Entschärfung von Fragen im Vorfeld (Ängste von Kollegen, Toilettenbenutzung)
 Banalisierung des Trans*themas wurde von allen als wünschenswert
bezeichnet
 Die ideale Unternehmenskultur sollte diskriminierungsfrei, aufgeklärt und
mit Sozialkompetenz bei Leitenden und Angestellten ausgestattet sein
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Dokumentation
 Beispiel für eine trans*freundliche Unternehmenskultur: Die Selbstoffenbarung eines SM-Kollegen hat zu einer positiven Veränderung des
Betriebsklimas geführt, was sich mittelbar positiv auf das Klima zum
Thema Trans* auswirkte
 keine Verbote von der Erwähnung des Themas – Aufklärung ist von
innen und von außen nötig: man kann etwas sagen, muss es aber nicht
Bemerkung aus der Runde:
Ein Mann heißt nicht „mannsexuell“ und eine Frau nicht „frausexuell“ - die
Bezeichnungen von trans*sexuell und bisexuell sind irreführend und
missverständlich.
Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse der Arbeitsgruppe:
 Auf der Arbeit wollen die TN mehrheitlich nicht Privates kommunizieren.
 Kontroverse Meinung zu dem Statement: „Bei trans*freundlichen
Unternehmen steht die Arbeitsleistung im Vordergrund und die Frage
z.B. nach der sexuellen Identität spielt keine Rolle.“
 Je mehr die Gesellschaft mit Trans* konfrontiert wird, desto Erfolg
versprechender könnte das sein.
 Dauer und Aufwand der Transition müssen einerseits bei der eigenen
Berufsstrategie und sollten andererseits – bei bestehenden und
fortbestehenden Arbeitsverhältnissen – von Arbeitgebern und ansonsten
von der Agentur für Arbeit berücksichtigt werden.
 Die Erklärung einer z.B. als Männlichkeitsbeweis gewählten Tätigkeit
stößt Personaler erst auf das TS-Thema – einige Trans*personen
wählten zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn einen besonders harten
und körperlich anspruchsvollen (Männer-)Beruf und könnten durch die
Erläuterung ihrer damaligen Motivation dafür erst das TS-Thema
überhaupt aufbringen.
 Vorschlag: Schwärzung der Namen in den Zeugnissen/nur noch
„beruflicher Lebenslauf“.
 Respektvoller Umgang unter den Kollegen - Fähigkeiten werden besser
geschätzt.
 Kundenbeziehung wird durch Small Talk geprägt.
 Beispiel negativer Chef: er fördert Gerüchte und Intrigen.
 Die Fähigkeiten, Chef zu werden, sind andere, als ein guter Chef zu sein.
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Dokumentation
Thema der Arbeitsgruppe II: Potentiale
Trans*menschen bei der Arbeit
und
Ressourcen
von
Übersicht der genannten, oft den Menschen selbst nicht bewussten Stärken
und Soft Skills:
 gute Menschenkenntnis
 Wissensaneignung
 haben Selbstreflektiertheit
 Umgang mit Krisen aufgrund der eigenen Biographie
 ggf. hohe Belastbarkeit
 großes Spektrum an kommunikativen Fähigkeiten
 Organisationstalent
 kreative Lösungswege finden
 Dogmatismus – Vorurteile weniger ernst zu nehmen
 Netzwerken/sich Hilfe organisieren
 hohe Authentizität
 Toleranz gegenüber anderen und anderem
 Selbstwirksamkeit
 „in-sich-ruhen“ / „angekommen sein“
 Umgang mit unangemessenen Fragen und schwierigen Situationen
 Umgang mit trans*phoben Personen
 Konfliktmanagement
 Verhandlungsgeschick
 „Standing“
 Durchsetzungsfähigkeit
 Unsicherheit und Verwirrung beim Gegenüber kann genutzt werden, um
eigene Ziele durchzusetzen
 starkes Hinterfragen
 Ausdrucksweise und Auftreten
 Anpassungsfähigkeit
 Willensstärke
 Antizipation von Situationen
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Dokumentation
 Sensibilität
 gute Angstlöser werden können
 Resilienz / Zielverfolgung durch Hartnäckigkeit
 hohe Genderkompetenz
 Visionäre Vorstellungskraft
Anmerkung der Redaktion:
Das Berliner Projekt „Trans* in Arbeit“ bietet inzwischen Diversity-Fortbildungen
zum Schwerpunkt Trans* für Unternehmen, Gewerkschaften, Verbände,
Verwaltung und Schlüsselpersonen aus dem Bereich Arbeit und Beruf an
sowie Infoblätter (auch online: www.berlin.de/lb/ads/gglw/tia/#transsensibel) .
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Dokumentation
WS_22
Auf dem Weg zwischen Girlfag / Guydyke und
Trans* - Zwischen den Gender-Stühlen?
Am Workshop „Girlfags und Guydykes“ nahmen etwa 25 Menschen teil. Es
wurde vereinbart, dass es sich um eine geschossene Gruppe handelt aus der
keine Informationen herausgehen dürfen. Daher kann hier nur etwas über das
Konzept „Girlfags und Guydykes“ gesagt werden.
Im Vordergrund steht weniger das „körperliche Sein“, als vielmehr „das
Begehren“. Man möchte mit bestimmten Menschen in Kontakt treten bzw. wählt
Menschen als Liebespartner, die den eigenen körperlichen Ausstattungen und
den kulturellen Annahmen entgegenstehen.
Wenn man demnach von
„schwulen Mädchen“ spricht, dann ist das in soweit undenkbar und wird erst
vom Standpunkt des Begehrens verständlich: das „Mädchen“ liebt „Schwule“
(und nicht „Männer“). Ebenso verhält es sich mit Guydykes, den lesbischen
Jungen. Ein „Junge“ liebt „Lesben“ und nicht „Frauen“. Abwegig erscheint das
Konzept nur weil es so ungewöhnlich ist.
Ungewöhnlich war das Konzept „schwul“ oder „lesbisch“ aber auch einmal und
das Konzept „transsexuell“, also die Gewissheit eine Geschlechtsidentität zu
leben, die dem geborenen Geschlecht nicht entspricht, ist noch heute
ungewöhnlich, auch wenn sich politische Parteien oder gar Unternehmen eine
Offenheit verordnet haben, aus welchen Gründen auch immer.
Das oft zu beobachtende Unverständnis darüber, dass eine Transfrau eine
Frau begehrt oder ein Transmann einen Mann, mag als Bespiel dafür dienen,
warum das Konzept „Girlfags und Guydykes“ zunächst so verwirrend ist.
Natürlich fragt sich der „normale Mensch“ warum eine Transfrau, die eine Frau
als Partnerin begehrt, das nicht schon vor der Transition hätte hinbekommen
können ohne so einen Aufwand betreiben zu müssen.
Beim Konzept
„Transsexualität“ steht aber das eigene Geschlecht im Mittelpunkt des
Begehrenskonzeptes: Eine Transfrau begehrt als Frau eine Frau und nicht als
Mann. Ebenso wie ein schwuler Transmann einen schwulen Mann als schwuler
Mann begehrt.
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2013
Dokumentation
Anders als bei „klassischen“ Transsexuellen bleibt beim Konzept „Girlfags und
Guydykes“ der eigene Körper aber so wie er ist und wird nicht durch Hormone
und Operationen verändert. Aus diesem Grund wird die Frage aufgeworfen, ob
es sich beim Konzept „Girlfags und Guydykes“ um eine Übergangsphase
handelt, oder ob es möglich ist, es mit diesem „körperlichen“ Widerspruch zu
leben. Fazit des Workshops: Beides ist möglich.
Im psychoanalytischen Kontext ist das Konzept „Girlfags und Guydykes“
ohnehin kein Problem. Seit Freud kennen wir die freie Wahl der Liebespartner
bzw. der Liebesobjekte. Ähnlich Fragen stellten sich die Transvestiten bzw.
wurde ihnen diese Frage gestellt, ob sie schon „fertig“ sind, oder nur auf dem
Weg zum Transsexuellen seien. Auch diese Frage lässt sich ohne die
Berücksichtigung kultureller Normen und ihren Zwängen nicht beantworten. 27
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2013
Dokumentation
WS_23
Vorstellung der Kampagne für eine dritte Option
beim Geschlechtseintrag
Bezug nehmend auf die Begründung einer Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG), wonach das „gefühlte Geschlecht“
(einer transsexuellen Person) auch für eine entsprechende rechtliche
Anerkennung ausschlaggebend sein kann, versucht die Kampagne für eine
dritte Option beim Geschlechtseintrag (www.dritte-option.de), dieses Recht
auch für Menschen einzufordern, die sich weder als männlich noch als weiblich
empfinden und entweder gar keinen Geschlechtseintrag haben möchten oder
einen dritten, nicht näher bezeichneten.
Dazu soll nach der anzunehmenden Ablehnung eines entsprechenden
Antrages durch eine Person an ein Standesamt der Rechtsweg beschritten
werden, womöglich bis zum BVerfG und darüber hinaus.
Da der Weg durch die Instanzen nicht nur Zeit sondern auch Geld kosten wird,
ist die Kampagne in erster Linie damit beschäftigt Mittel einzuwerben, um eine
entsprechende anwaltliche Vertretung und die Gerichtskosten bestreiten zu
können.
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2013
Dokumentation
WS_25
Der Kampf mit den Kostenträgern
Im Zentrum des Workshops standen zunächst die Vorstellung der 2009 vom
Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V.
(MDS)
erlassene
„Begutachtungsanleitung:
Geschlechtsangleichende
Maßnahmen bei Transsexualität", die als Richtlinie nach SGB V Grundlage für
alle gesetzlichen Kassen und deren Medizinische Dienste (MDKs) ist, und die
sich daraus ergebenden Voraussetzungen, die eine versicherte Person in der
Regel erfüllen muss, damit die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für
medizinische Maßnahmen wie z.B. Hormontherapie und geschlechtsangleichende Operationen übernehmen.
Der Workshopleiter problematisiert, dass Trans*menschen einen Leidensdruck
darstellen müssen, weil ansonsten die Krankenkasse die medizinische
Behandlung nicht bezahlt und gibt folgende Ratschläge:
 Infos und Gutachten an den Medizinischen Dienst der Krankenkassen
(MDK) immer im verschlossenen Umschlag schicken.
 Die
„Grundlagen
der
Begutachtung.
Begutachtungsanleitung.
Geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Transsexualität.“ des MDK
haben „Richtlinien-Kompetenz“ und sind damit hochverbindlich für die
Krankenkassen-Mitarbeitenden. Letztendlich handelt sich es jedoch nur
um eine Empfehlung, nicht um einen nationalen Expertenstandard.
 Die Krankenkasse hat nicht das Recht, Laborwerte (z.B. Hormonstatus)
einzufordern.
 Kontaktaufnahme mit der Krankenkasse nur schriftlich
 Da die Krankenkasse verpflichtet ist, innerhalb von 21 Tagen zu
antworten (Rechtsvorschrift), schriftlich eine Frist setzen.
 Von der Krankenkasse gleich im ersten Schreiben einen rechtsfähigen
Bescheid einfordern. Dieser (genauer Wortlaut) ist die Grundlage eines
möglichen späteren Widerspruchs. Ist eine Widerspruchsfrist
eingeräumt?
 Generalwiderspuch einreichen, um die Frist zu wahren, danach
verlängert sich die Frist auf insgesamt 15 Jahre. Textvorschlag: „Gegen
Ihren Bescheid vom … lege ich Widerspruch ein. Eine ausführliche
Begründung wird nachgereicht.“
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1.
September
2013
Dokumentation
 Bei Auseinandersetzungen mit Kostenträgern handelt es sich um
rechtliche Angelegenheiten, deshalb müssen die Fristen eingehalten
werden.
 Sozialrecht ist kostenfrei, die erste Instanz ist auch ohne Anwalt möglich
(besser mit Anwalt)
 Kassenrecht ist nicht Bundesrecht
 Gesellschaftliche Veränderungen sind nur durch Klagen möglich, nicht,
wenn die gerichtliche Auseinandersetzung mit einem Vergleich
(„Ausnahmeregelung“, die Krankenkassen versuchen dies gern) endet.
Die Diskussion ergab, dass die Anwesenden recht unterschiedliche
Erfahrungen mit ihren Kassen gemacht hatten. Dabei konnte es durchaus
hilfreich sein, das persönliche Gespräch mit dem_der Sachbearbeiter_in zu
suchen.
Im Hinblick auf einzureichende Unterlagen scheint ein pragmatischer Umgang
mit den Kassen gepflegt zu werden. Dies bedeutet, dass viele alle geforderten
Unterlagen einreichen, wobei die Übermittlung von Hormonwerten eher in Kauf
genommen wird als das zur Verfügung stellen der beiden Gutachten zur VÄ/PÄ,
welche in der Checkliste der MDS-Richtlinie für die Krankenkasse explizit
aufgeführt sind.
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2013
Dokumentation
5.
Auswertung von Feedbackrunde, Feedbackbögen und
OrgaTeamTreffen
Feedbackrunde
Nach drei Tagen mit Vorträgen, Workshops, Diskussionen und einem
kulturellen Rahmenprogramm endete die Tagung mit vielen sehr positiven
Rückmeldungen in der Feedbackrunde. Danach scheint es im Rahmen der 1.
Hanse-Intersex-Trans*-Tagung in der Tat gelungen zu sein, durch eine
gemeinsame Tagung für alle, für die das Thema Geschlecht eine besondere
Bedeutung hat, darunter Menschen, die sich als Zwitter, Trans*, Genderqueer,
Weder-noch,
Transfrauen,
intersexuelle
Menschen,
Hermaphroditen,
Transmänner usw. bezeichnen, aber auch Unterstützer_innen, Vorurteile und
Berührungsängste zwischen den verschiedenen Gruppen abzubauen.
Feedbackbögen
Die Feedbackbögen wurde am Sonntag verteilt und erlaubte den
Teilnehmer_innen, anders als im Abschlussplenum, anonym positive wie
negative Anmerkungen sowie Wünsche und Verbesserungsvorschläge zu
äußern. Des Weiteren wurden eine Selbstbezeichnung, die Distanz WohnortTagungsort und die Anzahl der besuchten Workshops/Vorträge erfragt sowie
woher die Teilnehmer_innen von der Tagung erfahren haben. Insgesamt
wurden 38 Feedbackbögen abgegeben und ausgewertet.
Die Frage zur Selbstbezeichnung war als Freitextfrage formuliert. Betrachtet
man die genannten Antworten, so hat die Tagung anscheinend ein breites,
mehrdimensionales Spektrum an Teilnehmenden angezogen: Außer "Trans"
(mit oder ohne *, 5 Nennungen) war jede Selbstbezeichnung einzigartig und
wiederholte sich nicht. Zu ihnen gehörten unter anderem "weder noch",
"genderneutral/genderfree", "queer", "Hybrid" und "Guydyke", um nur einige zu
nennen. Die Mehrzahl der Befragten (25 Personen) widersprach einer
eindeutigen Kategorisierung und wählte mehrere Begriffe, um sich adäquat zu
beschreiben, oder lehnte eine Selbstbezeichnung gänzlich ab.
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September
2013
Dokumentation
Nimmt man die ausgewerteten Fragebögen als Grundlage, dann hat die
Tagung mehrheitlich Teilnehmerinnen aus weiterer Entfernung angezogen. Nur
11 Personen antworteten auf die Frage, woher sie kämen, mit "aus Hamburg",
3 weitere kamen "aus einer Umgebung bis 100 km", die Mehrheit (24 Personen)
von "weiter weg".
Die Anzahl besuchter Workshops zeigte die gesamte Spannbreite von 1 bis 7
Workshops auf. 8 der Befragten haben an der maximal mögliche Anzahl (7
Workshops) teilgenommen, der Mittelwert liegt bei 4,4 Workshops
(Standardabweichung: 2,0), der Median bei 4.
Bei der Frage, wie sie von der Tagung erfahren haben, bei der
Mehrfachnennungen möglich waren, ergab sich eine etwa gleichmäßige
Verteilung: 18 Personen sind über Freund_innen, 13 über das Internet und 11
Personen (auch) über Kontakt zu Mitgliedern des Organisationsteams auf die
Tagung aufmerksam geworden. Obwohl Informationen über die Tagung auch in
Hamburger Selbsthilfegruppen verteilt worden waren, wurden die
Selbsthilfegruppen an dieser Stelle von keiner Person benannt.
Nichtsdestotrotz waren die Hamburger Selbsthilfegruppen zahlreich vertreten,
unter anderem wurden die Helfer_innen aus ihnen rekrutiert. Ebenso
entstammen die Mitglieder des Organisationsteams der Tagung den
verschiedenen Hamburger Selbsthilfegruppen.
Den größten Teil des Feedbackbogens nahmen Freitextfelder zur Bewertung
der Tagung und zur Äußerung von Wünschen und Kritik ein: Was hat den
Teilnehmer_innen gut gefallen, was weniger gut, welche Themen haben
gefehlt?
Die Rückmeldungen waren mehrheitlich positiv (insgesamt 115 Nennungen).
Neben explizitem Dank an das Tagungsteam für die Tagung wurden
insbesondere die Vielfalt der Inhalte und der Teilnehmenden (14 Nennungen)
sowie das Workshopangebot bzw. einzelne Workshops im speziellen (16
Nennungen) genannt.
Positiv hervorgehoben wurden auch die offene
Atmosphäre und Kommunikation, vertieft geführte Diskussionen sowie die
Möglichkeit, Kontakte herzustellen.
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Dokumentation
Ebenso wurde die Verbindung von Trans* und Inter* (9 Personen) positiv
gewertet, auch wenn die geringe Zahl von Workshops für Intersexuelle/zu
Intersexualität und verbindende Veranstaltungen für Trans* und Inter*Personen sowie die geringe Anzahl intersexueller Teilnehmer_innen vereinzelt
kritisiert wurde (5 Nennungen).
Die im Feedbackbogen geäußerten Kritikpunkte und Wünsche (insgesamt 80
Nennungen) bezogen sich vielfach auf organisatorische Aspekte (Essen,
Räume, ausgefallene Veranstaltungen - 27 Nennungen) und griffen bereits im
Abschlussplenum genannte Punkte auf. Insbesondere bestand der Wunsch,
durch zentrale Räume und mehr gemeinsame Veranstaltungen (z.B. Plena,
gemeinsames Mittagessen, Party) das Kennenlernen und Vernetzen
untereinander zu begünstigen (9 Nennungen). Außerdem wurde die zum Teil
akademische Sprache als Hindernis benannt (5 Nennungen). Durch die
Verknüpfung einer Tagung von und für "Betroffene" bzw. Expert_innen in
eigener Sache mit wissenschaftlichen Vorträgen könnte dies zusätzlich forciert
worden sein. 12 weitere Nennungen bezogen sich auf weitere Themen für
Workshops, die die Teilnehmer_innen gerne auf der Tagung gesehen hätten.
Die Themenpalette reichte hierbei von der Problematik verschiedener Gruppen
(Angehörige, Crossdresser) bis zu politischen Handlungsmöglichkeiten für
Transgender und intersexuelle Menschen sowie Allianzen mit nicht- bzw.
mehrfach-diskriminierten Gruppen.
OrgaTeamTreffen
Das OrgaTeam war zwar bemüht, möglichst viele Veranstaltungen von und für
intersexuelle Menschen anzubieten. Trotzdem war die Mehrzahl der Vorträge
und Workshops thematisch schwerpunktmäßig am Trans-Thema orientiert.
Dies soll bei einer zukünftigen HITT möglichst ausgeglichen werden.
Im großen und ganzen wurden die Erwartungen an die 1. HITT jedoch erfüllt,
wenn nicht gar übertroffen.
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Veranstalterin der
2013: UHA e.V. (u.a. Trägerin des
mhc) in Zusammenarbeit mit dem QueerReferat des AStA der
Universität Hamburg
www.queer.uni-hamburg.de
Gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg:
und unterstützt von:
AG QueerStudies
Hamburg 2013
www.hitt-hamburg.de
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