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Herausgegeben von Markus Müller f ür das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster Wienand Carl Buchheister (1890 –1964) Walter Dexel (1890 –1973) Alexandra Exter (1882 –1949) Otto Freundlich (1878 –1943) Natalija Gontscharowa (1881–1962) Vilmos Huszár (1884 –1960) Johannes Itten (1888 –1967) Wassily Kandinsky (1866 –1944) František Kupka (1871–1957) El Lissitzky (1890 –1941) Kasimir Malewitsch (1878 –1935) László Moholy-Nagy (1895 –1966) Alexander Rodtschenko (1891–1956) Varvara Stepanowa (1894 –1958) Wladimir Tatlin (1885 –1953) 4 Ljubow Popowa (1889–1924) D M ler l ü M s ark u eR GRündungsdiRektoR des New Yorker Mu- des Abstrak tionsgrades in Gestalt der Begrif fe seum of Modern Art, Alfred H. Barr, organisierte » near-abstraction « und » pure-abstraction « ein. Die 1936 in dem von ihm geleiteten Haus eine Ausstelreine Abstraktion (pure-abstraction) sei dann erlung unter dem Titel Cubism and Abstract Art. Die reicht, wenn sich das Bild ausschließlich aus geoPräsentation sollte nach seinen im Katalogvorwort metrischen oder amorphen Gestaltformen konstitugewählten Worten » einen geschichtlichen Überiere. In seiner Einleitung unterteilt Alfred H. Barr blick über eine bedeutende Entwicklung in der mogenerell die Abstraktion in eine » geometrische « dernen Kunst « liefern. Sie war Auf takt einer gan(geometrical abstract art) und eine » nicht geometzen Folge von Ausstellungen, die sich im MoMA von rische « (non-geometrical abstract art) Spielart. Die 1936 bis 1943 jeweils einer maßgeblichen Strömung erste beschreibt er auch mit Begriffen wie » strukin der Moderne widmeten. Wie sich die Genese und turell«, » architektonisch « oder »rektilinear«.1 Die die wechselseitigen Abzweite Hauptströmung hängigkeiten dieser verist durch ein organischschiedenen Facetten der biomorphes Gestaltinmodernen Kunst darstelventar charakterisiert len ließen, das zeigte und ist laut Barr ausgeAlfred H. Barr im Katasprochen intuitiv-sponlog in einem denkwürtan und emotional. digen Diagramm > ABB. 1 . Diagramme sind eigentDie Vielgestaltigkeit der lich dazu angetan, komKunst entzieht sich im Einzelfall solch rigiden plexe Zusammenhänge Kategorien und Einteiin grafisch reduzierter Form zu vereinfachen lungskriterien, und denund zu veranschaulichen. noch dienen diese als Hier scheint entweder methodische Stütze der Darstellungsgegenfür den verständlichen stand oder die gewählWunsch, den Facettente Diagrammstruktur reichtum der Abstraksehr komplex. Unzweition auf Strukturprinfelhaft ist jedoch, dass zipien und Grundlagen Barr – konform zum gezurückführen zu wollen. wählten AusstellungsABB. 1 Alf red H. Barr, Diagramm, Dem von Barr entworfeAusstellungskatalog Cubism and Abstract Art titel – den Kubismus als nen Gedankengebäude Dreh- und Angelpunkt und seiner Begriff lichzahlreicher Facetten der abstrakten Kunst betrachkeit kommt deshalb sicherlich ein erkenntnistheotete. Radial streben auf dem Diagramm vom Kuretischer Wert zu. bismus die verschiedenen Entwicklungspfeile hin zum Suprematismus, Konstruktivismus, zu De Stijl Das vorliegende Werk präsentiert über 90 Gemälde, und dem Neoplastizismus sowie zum Bauhaus. Der Zeichnungen und Skulpturen, die maßgeblich die Autor verbirgt in seiner Einleitung nicht, dass der verschiedenen Facetten der geometrischen AbsBegriff » abstrakt « durchaus problematisch sei, da traktion in der ersten Hälf te des 20. Jahrhunderts das Verb » abstrahere « ja einen Prozess » von etwas beleuchten. Die Kunstwerke gehören mehrheitlich weg « (» to draw out of« oder » to draw from «) bezu einer deutschen Privatsammlung und wurden nur punktuell um einige » missing links « ergänzt. schreibe. So führt er eine graduelle Differenzierung 7 »Das Werk des Künstlers ist eine Summe konstruktiver Akte – künstlerische Kultur war und ist immer dasselbe: Vorbereitung der Zukunft.« Otto Freundlich 10 Otto Freundlich | Komposition. ca. 1938/39 | Pastellkreide auf Papier 53 6 54 Alexandra Exter | Farbige Rhythmen. ca. 1916 –18 | Öl und Tempera auf Leinwand 7 Alexandra Exter | Ohne Titel. 1923 | Öl auf Leinwand 55 Fläche der Ikone entstandene Raum dem Betrachseinen nach 1928 entstandenen figürlichen Bildern ter, er selbst bewege sich in einem Halbkreis um vorwiegend Bauern, aber auch Sportler frontal, stadas Dargestellte. Diese räumliche Illusion, die eine tisch und f lach, eben wie die Ikonenheiligen, dar Bewegung impliziert, wird noch durch die AufstelKAT. 43 ı S. 65 . Auch Tatlin, der als ein ausgebildelung der Ikone über eiter Ikonenmaler sein ne Raumecke gesteigert. Geld immer wieder mit dem Malen von Ikonen Dass dieser so konstruverdiente, griff zu dieierte Raum dem Betrachter eine andere Erfahsem Raumauf bau. Überrung des Raumes als zeugend in dem Bild Sitder zentralperspektivizender weiblicher Akt aus schen bietet, liegt auf dem Jahr 1913 › ABB. 6 . der Hand. Statt ausgeUnd da trennt Tatlin hend von einem festen nur noch ein Jahr von den Eckreliefs, die an Punkt und aus der Position eines aktiven und sich nichts anderes sind daher überlegenen Beals eine Überf ührung trachters das vor ihm dieser der Ikone entnomsich ausbreitende und menen Raumkonstrukdaher passive Geschetion in den Raum, in die dritte Dimension, w ie hen zu erblicken, tritt in dieser Konstruktion das Eckrelief von 1915/ der Betrachter mit dem 16 zeigt KAT. 70 ı S. 66 . So Geschehen in einen Diagesehen hat das über die Ecke aufgestellte log, der kein Ende zu haben scheint. Der Raum Quadrat von Malewitsch der Ikone ist von Bemit Tatlins Eckreliefs wegung ergrif fen und viel mehr Gemeinsames, unendlich. Nur die Darals bisher angenommen stellungen der Heiligen wurde. Was sie verbinmachen da eine Ausdet, ist die Aufgabe der nahme. Sie werden austatisch egozentrischen ßerhalb des Raum-ZeitZentralperspektive zuABB. 5 Kasimir Malewitsch, Der Holzfäller, 1912, Öl auf LeinKontinuums dargestellt, gunsten einer von Bewewand, Stedelijk Museum, Amsterdam also frontal von einem gung und gegenseitigem ABB. 6 W ladimir Tatlin, Sitzender weiblicher Akt, 1913, TemPunkt aus, statisch und Austausch geprägten pera auf Karton, Sammlung Andrea Miele ABB. 7 Modell des Denkmals der III . Internationalen bei einer f lach. Raumkonstruktion, welAusstellung in Moskau, 1920, im Vordergrund Tatlin che die Voraussetzung für die späteren sogeUnd genau diese durch Bewegung geprägte Raumkonstruktion der Ikone nannten konstruktivistischen Konstruktionen nicht findet man in Malewitschs frühen figürlichen nur von Tatlin, aber auch der Künstler AlexanBauernbildern wieder. Beispielhaf t in dem Bild der Michailowitsch Rodtschenko, Naum Gabo und Holzfäller von 1912, das den Betrachter glauben Wassili Dmitrijewitsch Jermilow schuf KAT. 15 + 16 lässt, er selbst bewege sich in einem Kreis um den S. 68 + 69 . Eigentlich war es Gabo, der mit seiner 1919/ Dargestellten › ABB. 5 . Dagegen stellte Malewitsch in 20 entstandenen Kinetischen Konstruktion, einem 43 64 Kasimir S. Malewitsch | Sportler. ca. 1923 | Bleistif t und Wasserfarbe auf Papier 65 21 102 Lajos Kassák | Dada Descartes. 1926 | Collage, Tusche und Deckfarbe auf Papier 22 Lajos Kassák | Die Mutter. 1964 | Collage, Tusche und Deckfarbe auf Papier 103 81 142 Wladimir Majakowski | Darüber. Für Die und mich. 1923 | Buch | Umschlag und Illustration: Alexander Rodtschenko 88 Nikolai Punin | Erster Zyklus von Vorlesungen, vorgetragen in Schnellkursen für Kunsterzieher. 1920 | Buch Umschlag: Kasimir Malewitsch 143