Chad Curtis GERM 4900 Die Judenbuche von Annette von Droste
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Chad Curtis GERM 4900 Die Judenbuche von Annette von Droste
Chad Curtis GERM 4900 Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff wird als Eine Sittengemälde aus dem gebirgigten Westphalen. Eine Gemälde, ein Porträt, versucht eine Szene so zu beschreiben oder darzustellen, so wie sie ist. Genau das wird unternommen in dieser Gemälde. Die Geschichte endet mit den Worten: „Dies hat sich nach allen Hauptumständen wirklich so begeben im September des Jahrs 1788.“ Der Erzähler für die meisten interpretiert die Fakten nicht, sondern lässt das für die Leser. Auch wenn nur „eine objektive Darstellung einer subjektiven Perspektive“ erreicht wird, bringt das Buch die Tensionen der Restauration zum Licht, nämlich den mehr oder weniger anarchischen Zustand des Gesetzes, die Zusammenhang der persönlichen und der gesetzlichen Gerechtigkeit, die Klassenkonflikten, und die „Judenfrage,“ unter anderen. Solche Themen werden im Schluss des Buches stark hervorgehebt, dass es zu einer Zusammenfassung der Tensionen wird. Das Buch endet so wie es beginnt, nämlich, sehr ungenau. Zuerst lernt der Leser, dass der Mann, der sich als Johannes Niemand identifiziert, in Wirklichkeit Friedrich Mergel ist. Der Gutsherr macht das klar, als er sagte, „Es ist nicht recht, dass der Unschuldige für den Schuldigen leide; sagt es nur allen Leuten; der da…war Friedrich Mergel.“ Aber wer ist der Unschuldige und wer ist der Schuldige? Auch ist es nicht bekannt, wie der Mergel getötet wurde. Entweder die Juden haben sich an Mergel gerächt oder das Gewissen des Mergels hat ihn am Ende zum Selbstmord gebracht—und irgendwie ist der Spruch im Baum dafür verantwortlich: „Wenn du dich an diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“ In allen Fällen des Todes im Buch ist es nie genau klar, wer was gemacht hat. Im Fall des Todes Brandis sagt uns der Erzähler, dass, „diese Geschichte nie aufgeklärt wurde, obwohl noch viel dafür geschah und diesem Verhöre mehrere folgten“ [33]. Im Fall des Mordes Aarons wird gesagt, „Le vrai n’est pas toujours vraisemblable“ oder „Das Wahre ist nicht immer wahrscheinlich“ [46]. Das wird zum Thema im Buch. Nie gibt’s genug um genaue Schlüsse zu machen. Diese Undeutlichkeit reflektiert ein anderes Thema im Buch, nämlich, die „höchst einfachen und häufig unzulänglichen Gesetzen,“ die in 1 Chad Curtis GERM 4900 dieser Gegend und Epoche zu finden war [3]. Annette von Droste-Hülshoff schrieb in der Zeit der Restauration. In dieser Zeit der Unruhe und der Unzufriedenheit war solch eine Situation nicht weit hergeholt. Davon stammt die Titel „Eine Sittengemälde aus dem gebirgigten Westfalen.“ Kann die Gerechtigkeit handeln, wenn die Fakten so unklar sind? In diesem Sinn wird die Gerechtigkeit mit verbundenen Augen eine neue Bedeutung annehmen, und zwar, dass sie nicht nur unparteiisch ist, sondern auch unwissend. Die Wörte des Gutherrns klingt fast religiös: „Es ist nicht recht, dass der Unschuldige für den Schuldigen leide“ [57]. Das ist ein Sündenbock, der zum Leben Christi zeigt. Die Implikation ist, dass Friedrich nicht unschuldig ist, dass er nicht Christus darstellt, und dass er—vielleicht kein Christ ist. Die Narbe ließ den Körper als Friedrich identifizieren, eine Kennzeichen, die Friedrich zur Judenbuche verbindet. Die Novelle macht immer mehr Bemerkungen, die Friedrich mehr und mehr als Jude bezeichnet. Wenn Margreth vermutet, dass Simon der Vater des Johannes ist, sagt sie, „Ähnlichkeiten wollen nichts beweisen. Hatte sie doch selbst vor vierzig Jahren eine Schwesterchen verloren, das genau dem fremden Heckelkrämer glich“ [20]. Da ist vielleicht eine Jüdin in der Familie, und vielleicht auch mehr. Als der Aaron bei der Hochzeit geprügelt wird, bemerkt eine Frau, „Der Friedrich sah so blass aus wie ein Tuch.“ Das war vielleicht mehr als verletzte Selbstbewusstsein, sondern auch eine Verbindung zu den Juden. Dazu ist der Einfluss seines Onkels, ein Mann der „für einen fatalen, Händel suchenden Kerl galt“ [12]. Es war ein Judenstereotyp, dass sie mit Händel und Geld zu tun hatte, weil ihre Berungen fast zu Wucherern beschränkt wurde. Das verbindet Simon zu den Juden im Buch, die zum Gutsherrn gingen, „um dem gnädigen Herrn einen Handel anzutragen“ [45]. Wieder ist— ironischerweise—die Undeutlichkeit klar zu sehen; nie wird Friedlich klar als Jude bezeichnet. Es wird nur angedeutet. Auf dieser Weise scheint der Erzähler unbefangen. Er berichtet nur die Fakten. Aber unbewusst haben wir ein negatives Bild von Friedrich und von Juden. Eine Agenda steckt dahinter. 2 Chad Curtis GERM 4900 Diese Negative Darstellung wird verstärkt durch die Juxtaposition des Christentums und des Judentums, des Neuen Testaments und des Alten Testaments. Direkt nach der Bemerkung des Gutsherrs kommt die Übersetzung des hebräischen Spruchs: „Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast“ [58]. Es hört sich so an, als ob die Fragen vom Anfang des Stückes werden hier eine Antwort gegeben: „Wo ist die Hand so Zart, dass ohne Irren/ Sie sondern mag beschränkten Hirnes Wirren,/ So fest, dass ohne Zittern sie den Stein/ Mag schleudern, auf ein arm verkümmert Sein?“ Die Juden haben geantwortet: „Wir.“ Weiter werden die zwei nebeneinander gestellt. Drei Tage nach dem Tod des Aarons haben wir ein Bild von einer frommen Familie. Frau von S. sammelt die Familie für das Gebet: „Kommt, wir wollen das Evangelium Johannis beten“ [41]. Direkt danach unterbricht die Frau des Aarons. Sie berichtet dem Tod ihres Mannes und endet mit dem Spruch, „Aug um Auge, Zahn um Zahn!“ [42]. Dieses perfektes Bild von einer frommen Familie wird von dieser unordentlichen Frau gebrochen. Der negative Zusammenhang präsentiert die Juden in einem negativen Licht. Beide diese Einflüsse spielt eine Rolle im Leben Friedrichs. Am Anfang des Buches scheint der Friedrich ganz unschuldig. Er wird als träumerisch beschrieben. Aber je mehr die Verbindung mit seinem Onkel, desto mehr wird er „listig prahlerisch und oft roh“ [35]. Diese Transformation lässt sich ahnen mit er Bemerkung, „[er erinnerte] unwillkürlich an Jemand, der in einem Zauberspiegel das Bild seiner Zukunft mit verstörter Aufmerksamkeit betrachtet“ [14]. Der Onkel Simon hat eine ganz interessante Redensweise. Er spricht mit Sprichwörtern, z.B. „Zu spät gefreit , hat immer gereut!“ und „Jede Ding hat seine Zeit“ [12]. Das ist noch eine Verbindung mit dem Judentum. Dieser Konflikt kommt zum Höhepunkt, als Friedrich zum Beichten geht. Das folgende Gespräch lautet: „Denk an die zehn Gebote: du sollst kein Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten.“ „Kein falsches!“ „Nein, gar keines; du bist schlecht unterrichtet; wer einen andern in der Beichte anklagt, der empfängt das Sakrament unwürdig“ [34]. 3 Chad Curtis GERM 4900 Hier findet ein großer innerer Konflikt statt. Friedrich hat bis jetzt ein ziemlich waches Gewissen. Er reute es, dass er Brandis auf den falschen Weg geschickt hatte, und fühlt sich dafür verantwortlich. Es macht sogar krank, und er geht gerade zu beichten. Aber nach dem Konflikt mit dem Ohm entschied er dagegen. Und was folgt wird als eine „unglückliche Wendung seines Charakters‘ [35]. Die zugedachte Botschaft vielleicht lautet: sehen Sie was passiert, wenn wir Juden unter uns haben. Das Buch versucht nicht „die Judenfrage“ direkt zu antworten, aber es gibt eine finstere Warnung. Das Symbol der Judenbuche selbst bringt die gleiche Botschaft. Nach dem Tod des Aarons machen die Juden ein Handel mit dem Gutsherrn. Die Judenbuche „muss stehen bleiben im Winter und Sommer, so lange ein Span daran ist“ [46]. Die Judenbuche, und damit auch ihre „Verfluchung,“ wird zu einem permanenten Teil des Dorfes. Es geht nicht weg. Wird das so sein mit den Juden, wenn sie die gleiche Rechte als jede andere Bürger gegeben werden? Alles ist nicht total gegen Friedrich. Manche Teile des Buches erwecken Mitleid für ihn. „Die Leiche ward auf dem Schindanger verscharrt“ [58]. Die Anmerkungen erklären: „Die katholische Moraltheorie betrachtet den Selbstmord als schwere Sünde gegen das 5. Gebot. Die Kirche verbot das kirchliche Begräbnis des Selbstmörders, seine Leiche begrub man an dem Ort, wo der Schinder (Abdecker) dem toten Vieh die Haut abzog“ [66]. Das war genau, was Friedrich versuchte zu vermeiden. Der letzte Wunsch, den er zum Gutsherrn teilte, lautete: „O Herr, ich habe mein Leben zwischen Türken und Ketzern zubringen müssen, soll ich nicht wenigstens auf einem katholischen Kirchhofe liegen?“ [53]. Als er sich als Johannes identifiziert, sprach er über sich selbst, „Wenn ihr an ihn denkt, betet für ihn…er wird es wohl nötig haben“ [50]. Er hatte einen Wunsch, rechtschaffen zu sein. Aber es gab zwei stark Kräfte, die dagegen wirkte, die in der Passage erklärt wird: „Wer zweifelt daran, dass Simon Alles tat, seinen Adoptivsohn dieselben Wege zu leiten, die er selber ging? Und in Friedrich lagen Eigenschaften, die dies nur zu sehr erleichterten: Leichtsinn, Erregbarkeit, und vor Allem ein grenzenloser Hochmut“ 4 Chad Curtis GERM 4900 [35]. Auch wenn der Wunsch gut zu sein da ist, arbeitet die äußere Welt und die eigene Schwäche dagegen. Friedrich wird in einer Situation geboren, die er nicht kontrollieren kann. Sein Vater ist ein Säufer und seine Mutter ist ganz hochmutig. Vom Anfang an bringt sie ihrem Sohn die Antisemitismus und eine Missachtung des Gesetzes bei: „Höre Fritz, das Holz lässt unser Herrgott frei wachsen und das Wild wechselt aus eines Herren Lande in das andere; die können Niemand angehören“ [10]. Auch veranschaulicht der Mergel „[die] Mängeln und Tugenden, all [die] Originalität und Beschränktheit, wie sie nur in solchen Zuständen gedeihen“ [3]. Durch seine eigenen Hochmut und den Einfluss seines Onkels fing Friedrich an „es schwer zu verdauen, wenn Geldmangel ihn zwang, irgend Jemand im Dorf darin nachzustehen“ [21]. Dies wird klar gezeigt, als er bei einer Hochzeit war und sein Ehrgefühl verletzt wurde. Er reagierte so: „Er war im Begriff, sich wieder hinter die Bassviole zu flüchten; doch zuvor noch ein Knalleffekt: er zog seine silberne Taschenuhr hervor, zu jener Zeit ein seltener und kostbarer Schmuck“ [38]. Die äußerlichen und innerlichen Einflüsse spielen eine große Rolle in seinem Leben. Eine Art Hilflosigkeit wird dargestellt. Das Thema wird symbolisiert in „das Zauberspiegel,“ worin die Zukunft gelesen werden kann [14]. Ist es möglich, das Schicksal zu entkommen? Es scheint nicht so für den armen Friedrich. Es ist interessant, dass das Urteil am Ende vom Gutsherrn kommt. Der Gutsherr hat eine besondere Stelle im Buch, das nicht direkt einfach von seiner Position stammt. Der Gutsherr ist der einzige Charakter, der nicht mit einem bestimmten Laster behaftet ist. Der alte Mergel ist ein Säufer. Margreth, zuerst stolz, fiel zur Verkommenheit. Der Simon ist unehrlich und vielleicht sogar böse. Johannes ist ein Einfaltspinsel. Und Friedrich ist sehr hochmutig. Der Gutsherr scheint abgesondert von all diesen Schwächen zu sein. Er sorgt für Frau Semmler, wenn sie ihren Sohn verlor. Er hat den heimkehrenden Johannes eingenommen: „Herr von S. hatte das innigste Mitleiden mit dem armen Schelm“ [53]. Vielleicht reflektiert das die Position der Autorin als ein Biedermeier. Die Biedermeiers 5 Chad Curtis GERM 4900 waren einverstanden mit dem Wiener Kongreß. Die waren charakterisiert bei Resignation, Mäßigkeit und Bescheidenheit. Den Gutsherrn in solch einem Licht zu präsentieren ist vielleicht nicht total unparteiisch—oder so würden die vom jungen Deutschland sagen. Das zeigt eine Respekt und Ehre der Autorität gegenüber. Sogar der Leser neigt dazu, den Gutsherrn und seine Urteil zu glauben, einfach weil er einen rechtschaffenen Mann scheint. Was mach Johannes in der Geschichte? Friedrich nützt seine Ähnlichkeiten mit Johannes als eine Verkleidung und kehrt nach B. zurück. Wahrscheinlich erwähnt der Gutsherr Johannes als „der Unschuldige,“ wenn er sagt, „Es ist nicht recht, dass der Unschuldige für den Schuldigen leide.“ Auch wenn die äußere Erscheinung des Johannes die des Friedrichs ähnelt, sind die Charaktere der beiden ganz stark unterschieden. Friedrich war ganz unter dem Einfluss der Welt. Er prunkte und prahlte und war generell ganz weltlich. Sein Charakter hatte sich geändert mit den neuen Situationen. Das wird ganz früh gezeigt, wenn er Simon erst kennenlernt: „Friedrich zeigte sich weder verstockt, noch frech, vielmehr etwas blöde und sehr bemüht, dem Ohm zu gefallen“ [13]. Im Vergleich wird der Johannes vom Gutsherr so beschrieben: „Er war sein Lebenlang ein Simpel; simple Leute werden nie verrückt“ [54]. Und das ist Johannes. Er hat simple Sorgen und simple Freuden, und das ändert sich nicht während der ganzen Geschichte. Der Unterschied der beiden ist ganz klar gezeigt, als Friedrich ein Spielzeug zu Johannes gibt: „der fremde Knabe hatte sich wieder über die Kohlen gebeugt mit einem Ausdruck augenblicklichen Wohlbehagens, der an Albernheit grenzte, während in Friedrichs Zügen der Wechsel eines offenbar mehr selbstischen als gutmütigen Mitgefühls spielte und sein Auge in fast glasartiger Klarheit zum erstenmale bestimmt den Ausdruck jenes ungebändigten Ehrgeizes und Hanges zum Großtun zeigte“ [18]. Dieser Simpel ist als unschuldig bezeichnet, während der Friedrich, auch wenn er sich umgekehrt hatte, missbilligt wird. 6 Chad Curtis GERM 4900 Die Judenbuche veranschaulicht viele von den Tensionen während der Restaurationsepoche. Auch wenn es scheint oder versucht eine unparteiische Perspektiv zu repräsentieren, kann vieles als Propaganda der Biedermeiers gesehen werden. Ein Respekt der Autorität wird dargestellt. Die Angst von den Juden, wenn es nicht direkt adressiert wird, ist in den Details zu finden. Und eine Anerkennung der Unzulänglichkeit der aktuellen System wird bekennt. Das Gemälde, wenn nicht objektiv, erweist sich als eine objektive Darstellung einer subjektiven Perspektiv. 7