Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .............................................................
2. Der Aufbau des Stücks ..................................
2.1 Funktion der Akte und kurze Darstellung des
Inhalts.............................................................................
2.2 Der Aufbau des Stücks im Überblick.......................
3. Die Sprache .........................................................
3.1 Der Kontrast zwischen höfischer Sprache und der
Sprache des Bürgertums ................................................
3.2 Die Sprache Millers..................................................
3.3 Die intrigante Sprache Wurms ................................
3.4 Die Sprache Ferdinands, der Lady und Luise ........
3.5 Rhetorische Figuren in „„Kabale und Liebe““ ......
4. Literaturverzeichnis .......................................
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 3 von 22
1. Einleitung
Aufbau und Sprache sind zwei wichtige Aspekte, die zu den Grundbausteinen eines jeden
Textes, egal ob Prosa, Roman, Kurzgeschichte oder Gedicht, gehören.
Dabei nehmen sie wichtige Rollen ein, bei Thematik, Handlung, Charakterisierung usw.
Anhand des Aufbaus eines Textes lässt sich erkennen, ob es sich, wie im Falle von „„Kabale
und Liebe““ um ein klassisches, fünfaktiges Theaterstück oder zum Beispiel um ein Gedicht
handelt.
Bewusst gesetzte Signale durch den Gebrauch von sprachlichen Stilmitteln, wie Rhetorische
Figuren, machen den Text anspruchsvoll und interessant.
Themenwahl
Um die Themen „Aufbau und Sprache“ in „„Kabale und Liebe““ gut und klar strukturiert
darzustellen, habe ich mich für die im Inhaltsverzeichnis angegebenen Gliederungspunkte
entschieden.
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 4 von 22
2. Der Aufbau des Stücks
„Kabale und Liebe“ hat im überwiegenden den Aufbau eines fünfaktigen Theaterstücks.
„Freytag begründete die Fünfaktigkeit mit der sachgegebenen Fünfteiligkeit des Aufbaus:
Einleitung, Steigerung, Höhepunkt mit Peripetie, Fallen der Handlung und Lösung
(Katastrophe) waren nach ihm die natürlichen Teile der Gliederung.“1
Dazu kommen noch die „drei Einheiten“:
„Einheit des Ortes“ • Keine Ortswechsel
„Einheit der Handlung“ • Ein Handlungsstrang, keine Nebenhandlungen
„Einheit der Zeit“ • keine Zeitsprünge
Durch den häufigen Wechsel der Schauplätze in „Kabale und Liebe“ („Zimmer beim
Musikus“• „Saal beim Präsidenten“• „Ein Saal im Palais der Lady Milford“• „Zimmer beim
Musikanten“• „Saal beim Präsidenten“• „Zimmer in Millers Wohnung“• „Saal beim
Präsidenten“• „Ein sehr prächtiger Saal bei der Lady“• „Zimmer beim Musikanten“ ) und
den zu dem Hauptgeschehen parallel laufende Handlungszweig der Lady Milford erhält
Schiller einen Bruch mit den beiden Einheiten „Einheit des Ortes“ und „Einheit der
Handlung“. An die letzte Einheit hält er sich, da sich die Handlung an einem Tag vollzieht.
2.1 Funktion der Akte und kurze Darstellung des Inhalts
1. Akt Exposition (Einleitung)
Die handelnden Charaktere und deren Verhältnisse zueinander werden vorgestellt.
• Der Konflikt der standesübergreifenden Liebe zwischen Luise und Ferdinand wird
gezeigt.
„ Anlauf […] der ersten Kabale, durch die der Präsident in das Liebesverhältnis
eingreift.“2
2. Akt Steigerung (Steigender Verlauf der Handlung)
Im zweiten Akt kommt der Charakter der Lady Milford hinzu.
Die Handlung nimmt ihren Lauf.
Schiller zeigt durch die realistische Beschreibung des damaligen Hoflebens seine
Kritik an der höfischen Gesellschaft.
•Kritik am Handel mit Landeskindern:
„KAMMERDIENER. Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich Mylady zu Gnaden,
und schicken Ihnen diese Brillanten zur Hochzeit. Sie kommen soeben erst aus Venedig.
LADY hat das Kästchen geöffnet und fährt erschrocken zurück. Mensch! was bezahlt dein
Herzog für diese Steine?
1
Friedl, Gerhard, EINFACH DEUTSCH, Unterrichtsmodell Friedrich Schiller „Kabale und
Liebe“, Verlag Ferdinand Schöningh, 2004, S.33
2
Nordmann, Beate, Königs Erläuterungen und Materialien Erläuterungen zu Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, Bange Verlag, 20031 , S.57
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 5 von 22
KAMMERDIENER mit finsterm Gesicht. Sie kosten ihn keinen Heller.
LADY. Was? Bist du rasend? Nichts? - und Indem sie einen Schritt von ihm wegtritt. du
wirfst mir ja einen Blick zu, als wenn du mich durchbohren wolltest - Nichts kosten ihn
diese unermeßlich kostbaren Steine?
KAMMERDIENER. Gestern sind siebentausend Landskinder nach Amerika fort - Die
zahlen alles.“ (S.31/32)
3. Akt Höhepunkt und Peripetie (Wende)
Anlauf der zweiten Kabale durch den Intriganten Wurm, der einen Liebesbrief von
Luise geschrieben an den Hoffmarschall Kalb vortäuscht.
Wurm: „…Wir diktieren ihr ein Billetdoux an eine dritte Person in die Feder, und spielen
das mit guter Art dem Major in die Hände. (S.55)
Hier werden die Vorausetzungen für das Ende des Trauerspiels gesetzt.
Durch die Eifersucht Ferdinands und dadurch, dass er Luise nicht vertraut, findet eine
Wende in ihrer Liebesbeziehung statt, die maßgeblich zum tragischen Ende führt.
FERDINAND. Kalte Pflicht gegen feurige Liebe! - Und mich soll das Märchen blenden? Ein Liebhaber fesselt dich, und Weh über dich und ihn, wenn mein Verdacht sich
bestätigt. Geht schnell ab. (S.66)
4. Akt (Fallen der Handlung)
Ferdinand schlägt sich auf die Seite seines Vaters, nachdem er auf Wurms Intrige
hereingefallen war.
FERDINAND mit wilder, feuriger Empfindung. Verzeihung für meinen Undank, mein
Vater! Ich bin ein verworfener Mensch. Ich habe Ihre Güte mißkannt. Sie meinten es mit
mir so väterlich - O! Sie hatten eine weissagende Seele - Jetzt ists zu Spät - Verzeihung!
Verzeihung! Ihren Segen, mein Vater! (S.81)
„Die fallende Handlung wird verzögert, die Abreise der Lady fungiert als sog.
retardierendes Moment“3
Abschiedsbrief der Lady:
»Gnädigster Herr,
Ein Vertrag, den Sie so leichtsinnig brachen, kann mich nicht mehr binden. Die
Glückseligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner Liebe. Drei Jahre währte der
Betrug. Die Binde fällt mir von den Augen; ich verabscheue Gunstbezeugungen, die von
den Tränen der Untertanen triefen. - Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen nicht mehr
erwidern kann, Ihrem weinenden Lande, und lernen von einer britischen Fürstin
Erbarmen gegen Ihr teutsches Volk. In einer Stunde bin ich über der Grenze.
Johanna Norfolk.« (S.93)
5. Akt Lösung (Katastrophe)
Das Drama endet in einer Katastrophe.
3
Nordmann, Beate, Königs Erläuterungen und Materialien Erläuterungen zu Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, Bange Verlag, 20031 , S.34
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 6 von 22
Ferdinand, gesteuert von seinem blinden Hass auf Luise und seiner Eifersucht,
vergiftet Luise und trinkt selbst von der vergifteten Limonade.
Als Luise im Sterben liegt, klärt sie die Intrige auf.
LUISE. Ferdinand! Ferdinand! - O - Nun kann ich nicht mehr schweigen - der Tod - der
Tod hebt alle Eide auf - Ferdinand - Himmel und Erde hat nichts Unglückseligers als dich
- Ich sterbe unschuldig, Ferdinand.
……..
LUISE ihre Zunge wird schwerer, ihre Finger fangen an gichterisch zu zucken. Dieser
Brief - Fasse dich, ein entsetzliches Wort zu hören - Meine Hand schrieb, was mein Herz
verdammte - dein Vater hat ihn diktiert.(S.118)
Sie sterben beide.
Entsetzt darüber, was er angerichtet hat, und nachdem Wurm ihm angedroht hat seine
Intrige aufzudecken, die ihm zum Präsidenten erhoben hat, stellt sich der Präsident
den Gerichtsdienern.
PRÄSIDENT steht schnell auf. Er vergab mir! Zu den andern. Jetzt euer Gefangener!
Er geht ab, Gerichtsdiener folgen ihm, der Vorhang fällt. (S.122)
2.2 Der Aufbau des Stücks im Überblick
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 7 von 22
Der Aufbau des Stücks im Überblick
Peripetie
(Wende)
Höhepunkt
Exposition
(Einleitung)
Steigerung
(Entwicklung
)
1. Akt
Vorstellung
aller Charaktere
(Lady Milford nur
indirekt).
Vorstellung der
Lebenswelten:
Adel/ Bürgertum
und der
Liebesbeziehung
Ferdinand/Luise.
2. Akt
Zweifel bei
Luise und
Ferdinand.
Aufeinander prallen der
Stände in Millers
Haus.
Als Vorlage diente: Zimmer,
Fallende
Retardierendes Moment
Handlung
(Verzögerung des
Handlungsablaufs)
Katastrophe
3. Akt
Peripetie :
Katastrophe
wird
unvermeidbar.
4. Akt
5. Akt
Kurze
Hoffnung für die
Liebenden durch
die Abreise der
Lady Milford
( retardierendes
Moment).
Notwendiges
und konsequentes
Zuendeführen des
Verlaufs. Die
Handlung endet in
einer Katastrophe.
Weitere
retardierende
Momente zur
Spannungssteiger
-ung.
Thorsten, INTERPRETATIONSHILFE DEUTSCH Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, STARK, 2003, S.35
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 8 von 22
3. Die Sprache
Die Sprache im Werk „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller spielt sowohl für die
Charakterisierung der einzelnen Charaktere und deren einzelnen Handlungsstränge als auch
für die Thematik und das, was Schiller damit zeigen will, eine wichtige Rolle.
Schiller orientierte sich bei der Sprache in „Kabale und Liebe“ nicht so stark am
„…sprachlichen Naturalismus der Lenzschen „Soldaten“ oder der Wagnerschen
„Kindermörderin“…“4. Die Sprache im Naturalismus („Naturglaube; nur Sing.:
Wirklichkeitstreue; nach naturgetreuer Darstellung strebende Kunstrichtung“5) ist ein direktes
Abbild der wahren Dialekte und Mundarten.
Durch die möglichst naturgetreue Wiedergabe des Dialekts und der Mundarten in der
damaligen Zeit werden die Personen sowohl charakterisiert (eine indirekte Charakterisierung)
und gleichzeitig ihren Gesellschaftsschichten zugeteilt.
Diese Art der Sprache, die im Gegensatz zu anderen Texten steht, bei denen die Charaktere,
egal ob König oder Knecht gleich sprechen, ermöglicht dem Leser einen besseren Überblick
über den genauen Handlungsablauf und macht das Geschriebene gleichzeitig zu einem
wahrheitsgetreuen Abbild der damals vorherrschenden Gesellschaftskonflikte.
Friedrich Schiller schrieb das Stück im Jahr 1783. Somit ist „Kabale und Liebe“ ein
bürgerliches Trauerspiel des „Sturm und Drangs“. Dadurch, dass Schiller den Dialekt
übernimmt, wirkt das Stück „…für heutige Ohren an mancher Stelle befremdlich und
unverständlich, stellenweise auch übertrieben und „künstlich“.“6 In der damaligen Literatur
übernahm man in seine Erzählung keine „Idealvorstellungen“. Die Charaktere waren auffällig
und hatten Ecken und Kanten, die Handlung war stürmisch und wechselte häufig zwischen
dramatischen und spaßigen Elementen. Diese Gegebenheiten werden wiederum auch in der
Sprache reflektiert. Schiller jedoch strebt mehr nach einer „…Sprachordnung, die Sphären
bildet und den einzelnen Sprecher, unbeschadet des besonderen Ausdrucks, den die jeweilige
Situation fordert, als Repräsentanten seiner Welt charakterisiert.“7
Schiller will also, auch wenn seine Charaktere aus ihrer standestypischen Sprache ausbrechen,
weil es die Situation verlangt, trotzdem noch immer „wissen, wo sie hingehören“ und ihren
Lebensbereich und dessen Ideale vertreten. Dabei wird unterschieden in:
• Kleinbürgerliche Welt (verkörpert durch Musiker Miller und seiner Frau)
• Höfische Welt (dargestellt durch Präsident Hofmarschall und Wurm)
• Sprache der Liebenden (Besonderheit, vertreten durch Luise, Ferdinand und Lady
Milford)
4
Wiese, Benno, DAS DEUTSCHE DRAMA Vom Barock bis zur Gegenwart Interpretationen, August Bagel
Verlag Düsseldorf, S. 254
5
Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Drosdowski, Dr. Wolfgang Müller, Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Dr. Matthias
Wermke, DUDEN, Die deutsche Rechtschreibung, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG,
Mannheim, 1996
6
Zimmer, Thorsten, INTERPRETATIONSHILFE DEUTSCH Friedrich Schiller „Kabale und Liebe“, STARK,
2003, S.36
7
Wiese, Benno, S. 254
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 9 von 22
Durch diese Einteilung der Gesellschaft in „Kabale und Liebe“ lässt sich jedoch nicht die
Sprache stimmig zuordnen. Es gibt Überlappungen in den einzelnen Bereichen. Das
Sprachfeld des Stücks gleicht somit „einem mehrdimensionalen Raum“8.
Zudem kommt noch ein anderer wichtiger Faktor, der intellektuelle hinzu. Zu einem
verwenden die Charaktere eine präzise Sprache mit eindeutiger Bedeutung, zum anderen
glänzen sie gleich in nächsten Moment durch metaphorischen Sprachgebrauch, der die Leser
ganz schön zum Nachdenken drängt.
So sagt Luise auf S. 142 zu Lady Milford:
LADY geschraubt. Mühe um die Klientin oder Patronin?
LUISE. Das ist mir zu hoch, gnädige Frau.
LADY. Mehr Schelmerei, als diese offene Bildung vermuten läßt! Luise nennt Sie sich? Und
wie jung, wenn man fragen darf?
Und begegnet jedoch später der Lady (S.125)
LUISE. Mein Gesicht, gnädige Frau, gehört mir so wenig als meine Herkunft.
LADY. Oder glaubt Sie vielleicht, das werde nimmer ein Ende nehmen? - Armes Geschöpf,
wer dir das in den Kopf setzte - mag er sein, wer er will - er hat euch beide zum besten
gehabt. Diese Wangen sind nicht im Feuer vergoldet. Was dir dein Spiegel für massiv und
ewig verkauft, ist nur ein dünner, angeflogener Goldschaum, der deinem Anbeter über kurz
oder lang in der Hand bleiben muß - Was werden wir dann machen?
LUISE. Den Anbeter bedauern, Mylady, der einen Demant kaufte, weil er in Gold schien
gefaßt zu sein.
Der im oben angegebenen Beispiel dargestellte Kontrast zwischen präziser Wortwahl und
metaphorischen Ausführungen zeigt sich auch bei anderen Charakteren. „An ihr haben mehr
oder minder alle Personen Teil außer zweien [die] Geigersfrau und der […]
Hoffmarschall.“9
Ihre Sprache ist „… unbegrifflich und verrät, dass die Sprecher keinen Überblick über die
Situation besitzen“10
Auch Ferdinand, der erst nüchtern Luise kommentiert (5. Akt 7. Szene, S.112/113)
LUISE. O ich bin sehr elend!
FERDINAND in der bisherigen Stellung. Das könnte wahr sein.
Formuliert kurz darauf gegenüber Luise Aussagen, die voll von Metaphern sind.
LUISE. Sie sind aufgeräumt, Herr von Walter?
8
Wiese, Benno, S. 254
Wiese, Benno, Wiese, Benno, DAS DEUTSCHE DRAMA Vom Barock bis zur Gegenwart Interpretationen,
August Bagel Verlag Düsseldorf, S. 255
10
Wiese, Benno, S. 255
9
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FERDINAND. Ganz außerordentlich, um die Knaben auf dem Markt hinter mir her zu
jagen! Nein! in Wahrheit, Luise. Dein Beispiel bekehrt mich - Du sollst meine Lehrerin sein.
Toren sinds, die von ewiger Liebe schwatzen, ewiges Einerlei widersteht, Veränderung nur ist
das Salz des Vergnügens - Topp, Luise! Ich bin dabei - Wir hüpfen von Roman zu Romane,
wälzen uns von Schlamme zu Schlamm - Du dahin - Ich dorthin - Vielleicht, daß meine
verlorene Ruhe sich in einem Bordell wiederfinden läßt - Vielleicht, daß wir dann nach dem
lustigen Wettlauf, zwei modernde Gerippe, mit der angenehmsten Überraschung von der Welt
zum zweitenmal aufeinanderstoßen, daß wir uns da an dem gemeinschaftlichen Familienzug,
den kein Kind dieser Mutter verleugnet, wie in Komödien wiedererkennen, daß Ekel und
Scham noch eine Harmonie veranstalten, die der zärtlichsten Liebe unmöglich gewesen ist.
Ein anderer wichtiger sprachlicher Aspekt ist der Gebrauch von religiösen und biblischen
Begriffen. Gott wird im Drama unter anderem als „Richter“(S.80, Z.24), „Vater der
Liebenden“(S.12, Z.30) und „Erbarmer“(S.117, Z.25) bezeichnet. Andere biblische Begriffe
wie „Himmel“(S.79) und „Hölle“ (S.79), „Beten“(S.6), „Jüngsten Gericht“(S.70)
unterstreichen „…die vielfach angedeutete Thematik von Schuld, Verantwortung, Rettung
und Strafe.“11
Wichtig sind auch die sehr exakten Regieanweisungen, die die Rolle der Handlung betont
Wie z.B.:
o FERDINAND fällt in fürchterlicher Bewegung
o LUISE fährt erschrocken in die Höhe.
Insgesamt kann man sagen, „ Schillers Sprachgebung dient verschiedenen, aber nicht immer
vereinigten Zwecken. Sie charakterisiert die Sprecher, sie interpretiert objektive Sachverhalte
und sie weist auf metaphysische Bedeutungen jenseits von Psychologie und Faktizität
zurück.“12
11
Zimmer, Thorsten, INTERPRETATIONSHILFE DEUTSCH Friedrich Schiller „Kabale
und Liebe“, STARK, 2003, S. 42
12
Wiese, Benno, S. 256
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3.1 Der Kontrast zwischen höfischer Sprache und der Sprache des
Bürgertums
Kennzeichen der höfischen Sprache
(Hofmarschall von Kalb Präsident und
Wurm)
Häufiger Gebrauch von Fremdwörtern
,zynisch, intrigant, geschliffen, gefährlich,
berechenbar , befehlend arrogant
Gebrauch von französischen
Sprachelementen (vgl. Hofmarschall von
Kalb):
„Ah mon Dieu! (mein Gott)“ (S.62)
„Malice (Schalkhaftigkeit)“ (S.60,
Z.11)
„Mort de ma Vie (im Sinne von: ich
will des Todes sein.)“(S.62, Z17)
„Importance (Bedeutung)“ (S.62,
Z.25), „Ciel, (Himmel)“(S.93, Z.35),
„Malheur (Unglück)“ (S.21, Z.19),
„Merde d’Oye-Biber (Rock aus
gänsekotfarbenen, langhaarigem
Wollstoff“(S.22, Z.5),
„Lever (Aufstehzeremonie der
absolutistischen Herrscher am
Morgen)“ (S.21, Z.12),
„distrait (zerstreut)“ (S.92, Z.29),
„echauffiert(erhitzt)“(S.93, Z.5)13
Kennzeichen der Sprache des Bürgertums
(Musiker Miller, Frau Miller)
-
derb, geradlinig, ehrlich , vulgär
Derbes Sprachverhalten gezeigt anhand
Musiker Miller:
„ Willst du dein Maul halten? Willst
das Violoncello am Hirnkasten
wissen (zu seiner Frau)“ (S.9, Z.29f.)
„Halt du dein Maul, sag ich…“ (S.10,
Z.12)
„ Willst du Arm und Bein entzwei
haben, Wettermaul?“ (S.10, Z31f.)
Überschneidungen
Falscher Fremdwortgebrauch (Zum Beispiel: Frau Miller sagt „barrdu“ statt „par tout). Frau
Miller versucht in diesem Fall durch den Gebrauch von Fremdwörtern ihrem
standesüberlegenen Gegenüber auf gleicher sprachlichr Ebene gegenüberzutreten. Das
gelingt ihr oftmals nicht
13
Alle angegebenen Zitate aus der Primärliteratur
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 12 von 22
3.2 Die Sprache Millers
„Miller spricht die Stürmer –und –Dränger -Sprache der Kraftvollen ’Kerls’: „teutsch und
verständlich“ (S.48, Z.4f.).“14 Millers Sprache ist keine edle, er spricht direkt und sagt das,
was er denkt. Besonders auffällig ist dies in Szene 6, 2 Akt, in der Miller klare Ansagen
gegenüber dem Präsidenten macht.
MILLER. Halten zu Gnaden. Ich heiße Miller, wenn Sie ein Adagio hören wollen - mit
Buhlschaften dien ich nicht. Solang der Hof da noch Vorrat hat, kommt die Lieferung
nicht an uns Bürgersleut. Halten zu Gnaden.
…………
MILLER kommt ihm näher, herzhafter. Teutsch und verständlich. Halten zu Gnaden.
Euer Exzellenz schalten und walten im Land. Das ist meine Stube. Mein devotestes
Kompliment, wenn ich dermaleins ein Promemoria bringe, aber den ungehobelten Gast
werf ich zur Tür hinaus - Halten zu Gnaden.
• Miller droht dem Präsidenten mit Hausverbot
PRÄSIDENT vor Wut blaß. Was? - Was ist das?
Tritt ihm näher.
MILLER zieht sich sachte zurück. Das war nur so meine Meinung, Herr - Halten zu
Gnaden.
PRÄSIDENT in Flammen. Ha, Spitzbube! Ins Zuchthaus spricht dich deine vermessene
Meinung - Fort! Man soll Gerichtsdiener holen. Einige vom Gefolg gehen ab; der
Präsident rennt voll Wut durch das Zimmer. Vater ins Zuchthaus - an den Pranger
Mutter und Metze von Tochter! - Die Gerechtigkeit soll meiner Wut ihre Arme borgen.
Für diesen Schimpf muß ich schreckliche Genugtuung haben - Ein solches Gesindel
sollte meine Plane zerschlagen, und ungestraft Vater und Sohn aneinander hetzen? - Ha,
Verfluchte! Ich will meinen Haß an eurem Untergang sättigen, die ganze Brut, Vater,
Mutter und Tochter, will ich meiner brennenden Rache opfern.
14
Kopfermann, Thomas, Anregungen für den Literatutunterricht, Klett, 1992, S.40
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 13 von 22
Zwar „entschuldigt“ er sich jedes Mal, wenn er sich im Ton vergriffen hat mit „- Halten zu
Gnaden.“, doch durch seine Aussagen wird deutlich, dass er sich traut, das zu sagen, was er
denkt, und seine Ideale zu vertreten. Diese unterwerfende Sprache lässt sich mit einem Brief
Schillers, geschrieben an den Herzog Karl Eugen, vergleichen:
Durchlauchtigster Herzog
Gnädigster Herzog und Herr,
Mannheim, 24. September 1782
…... Ich habe gehofft Eurer Herzoglichen Durchlaucht…
…., Eure Herzogliche Durchlaucht….
…. Höchstdero hoher Gnade empfing,….
….. Eurer Herzoglichen Durchlaucht….
…. Ich bitte Euer Herzogliche Durchlaucht in tiefster Untertänigkeit mir zu befehlen…
… Eure Herzogliche Durchlaucht mir die Gnade verweigern sollten,…
…..
Eurer Herzoglichen Durchlaucht unterthänigsttreugehorsamster
©15
Millers Sprache ist auch ein Beispiel für den drastischen Sprachstil Schillers:
„Gelt, wenn so ein Musje von sich da und dort, und dort und hier schon herumbeholfen hat,
wenn er, der Henker weiß was als? gelöst hat, “ (S.5, Z.29)
• Vermutlich spielt Miller auf Ferdinands sexuelle Abenteuer an. „gelöst“ steht hierbei als
Symbol der Entjungferung.
Insgesamt kann man über Millers Sprache sagen, das „[d]ie soziale Dimension […]ihren
bürgerlichen Pol in der kräftigen, derben, treuherzig bildhaften und sprichwörtlichen Rede des
Musikus[hat], der Metaphern aus seinem Handwerk […] ihr besonderes Gepräge geben
[…] Millers sprachliche Gegenstück ist der glatte, verbindlich distanzierende oder scharf
befehlende, zynische […] ton des Präsidenten.“16
3.3 Die intrigante Sprache Wurms
Was sich durch die Namensgebung Wurm über seinen Charakter schon erahnen lässt,
bestätigt sich auch in seiner Sprache. Wurm versteht sich perfekt darauf seine Sprache für
seine Ziele einzusetzen, er weiß, wie er seinen Gegenüber überzeugen kann, dieses Verhalten
macht ihn unberechenbar.
Seine unterschiedlichen Sprechweisen erkennt man am Besten, wenn man sein Auftreten
gegenüber den anderen Charakteren in „Kabale und Liebe“ untereinander vergleicht:
15
16
http://www.lehrerfortbildung-bw.de/faecher/deutsch/projekte/dramatik/kabale/sprache/
Wiese, Benno, DAS DEUTSCHE DRAMA Vom Barock bis zur Gegenwart
Interpretationen, August Bagel Verlag Düsseldorf, S.254
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 14 von 22
Person
Präsident
Frau Miller
Luise
Sprachverhalten von Wurm
„Dem Präsidenten gegenüber gibt er sich ganz als der eloquente Politiker und
Höfling. Mit ausschweifenden Formulierungen und Phrasen tritt er seinem
Herrn gegenüber.“17
Bsp.:
WURM. Sie wird Euer Exzellenz auf die Wunde hinweisen und auch vielleicht
auf den Verband. Einen solchen Charakter - erlauben Sie - hätte man entweder
nie zum Vertrauten, oder niemals zum Feind machen sollen. Er verabscheut
das Mittel, wodurch Sie gestiegen sind. Vielleicht war es bis jetzt nur der
Sohn, der die Zunge des Verräters band. Geben Sie ihm Gelegenheit, jenen
rechtmäßig abzuschütteln. Machen Sie ihn durch wiederholte Stürme auf seine
Leidenschaft glauben, daß Sie der zärtliche Vater nicht sind, so dringen die
Pflichten des Patrioten bei ihm vor. Ja, schon allein die seltsame Phantasie, der
Gerechtigkeit ein so merkwürdiges Opfer zu bringen, könnte Reiz genug für
ihn haben, selbst seinen Vater zu stürzen.
„Höflich-galant begegnet er Luises Mutter im ersten Akt, hier noch darauf
hoffend, mithilfe der Eltern die Tochter als Ehefrau gewinnen zu können..“18
Bsp.: (1. Akt, 2. Szene)
FRAU. Ah guten Morgen, Herr Sekertare. Hat man auch einmal wieder das
Vergnügen von Ihnen?
WURM. Meinerseits, meinerseits, Frau Base. Wo eine Kavaliersgnade
einspricht, kommt mein bürgerliches Vergnügen in gar keine Rechnung.
Durch knappe Bemerkungen und treffende Argumente bringt er Luise dazu
den Brief zu schreiben.
Bsp.:
LUISE. Kann ich ihn zwingen, daß er mich hassen muß? (ihn = Ferdinand)
WURM. Wir wollen versuchen. Setzen Sie sich.
LUISE betreten. Mensch! Was brütest du?
WURM. Setzen Sie sich. Schreiben Sie! Hier ist Feder, Papier und Dinte.
LUISE setzt sich in höchster Beunruhigung. Was soll ich schreiben? An wen
soll ich schreiben?
WURM. An den Henker Ihres Vaters.
LUISE. Ha! du verstehst dich darauf, Seelen auf die Folter zu schrauben.
Ergreift eine Feder.
WURM diktiert. »Gnädiger Herr« - Luise schreibt mit zitternder Hand.
17
Zimmer, Thorsten, INTERPRETATIONSHILFE DEUTSCH Friedrich Schiller „Kabale
und Liebe“, STARK, 2003, S.40
18
Zimmer, Thorsten, S.40
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 15 von 22
3.4 Die Sprache Ferdinands, der Lady und Luise
Die Sprache von Ferdinand, der Lady und Luise lässt sich nicht zu einem der Bereiche
(Kleinbürgerliche Welt oder Höfische Welt) zuordnen.
Ihre Sprache ist die Sprache der Liebenden. Sie wechselt häufig zwischen der
standestypischen Sprache, bei Luise die Sprache des Bürgertums und bei Ferdinand und der
Lady die Sprache des Hofes, zu poetischen und metaphorischen Sprachgebrauch. „Das
Leitwort [ihrer Sprache ist das] „Herz“.“19
Hier ein paar Beispiele für die Sprache der Liebenden: (1.Akt, 4. Szene)
FERDINAND. Was ist das? Befremdet. Mädchen! Höre! Wie kommst du auf das? - Du bist
meine Luise! Wer sagt dir, daß du noch etwas sein solltest? Siehst du Falsche, auf welchem
Kaltsinn ich dir begegnen muß. Wärest du ganz nur Liebe für mich, wann hättest du Zeit
gehabt, eine Vergleichung zu machen? Wenn ich bei dir bin, zerschmilzt meine Vernunft in
einen Blick - in einen Traum von dir, wenn ich weg bin, und du hast noch eine Klugheit
neben deiner Liebe? - Schäme dich! Jeder Augenblick, den du an diesen Kummer verlorst,
war deinem Jüngling gestohlen.
……….
FERDINAND. Ich fürchte nichts - nichts - als die Grenzen deiner Liebe. Laß auch
Hindernisse wie Gebürge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin
in Luisens Arme fliegen. Die Stürme des widrigen Schicksals sollen meine Empfindung
emporblasen, Gefahren werden meine Luise nur reizender machen. - Also nichts mehr von
Furcht, meine Liebe. Ich selbst - ich will über dir wachen wie der Zauberdrach über
unterirdischem Golde - Mir vertraue dich. Du brauchst keinen Engel mehr - Ich will mich
zwischen dich und das Schicksal werfen - empfangen für dich jede Wunde - auffassen für
dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude - dir ihn bringen in der Schale der Liebe. Sie
zärtlich umfassend. An diesem Arm soll meine Luise durchs Leben hüpfen, schöner als er
dich von sich ließ, soll der Himmel dich wieder haben und mit Verwunderung eingestehn, daß
nur die Liebe die letzte Hand an die Seelen legte –
………..
LUISE. Ich hatte diese Träume vergessen und war glücklich - Jetzt! Jetzt! Von heut an- der
Friede meines Lebens ist aus - Wilde Wünsche - ich weiß es - werden in meinem Busen rasen.
- Geh - Gott vergebe dirs - Du hast den Feuerbrand in mein junges friedsames Herz geworfen,
und er wird nimmer, nimmer gelöscht werden. Sie stürzt hinaus. Er folgt ihr sprachlos nach.“
Auch Die Lady beherrscht diese Sprechweise (Vgl. 4. Akt, 7. Szene)
LADY die sich jetzt gefaßt hat. Wo bin ich? Wo war ich? Was hab ich merken lassen? Wen hab ichs merken lassen? - O Luise, edle, große, göttliche Seele! Vergibs einer Rasenden - Ich
will dir kein Haar kränken, mein Kind. Wünsche! Fodre! Ich will dich auf den Händen tragen,
deine Freundin, deine Schwester will ich sein - Du bist arm
19
Nordmann, Beate, Königs Erläuterungen und Materialien Erläuterungen zu Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, Bange Verlag, 20031 , S.96
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 16 von 22
3.5 Rhetorische Figuren in „„Kabale und Liebe““
Schillers Drama zieht „aus dem Ineinander „niedriger“, realistischer und „hoher“ pathetischer
Stilelemente seine größte Wirksamkeit.“20 Genauso wirksam sind auch die anderen in
„Kabale und Liebe“ vorkommenden Rhetorischen Figuren:
1. Akt
FIGUREN
Stichomythie (gr. stichos = Vers, metron =
Maß)
Rede und Gegenrede zweier Figuren wechseln
von Vers zu Vers im Dramendialog.
Parataxe (gr. Nebeneinanderstellung,
Beiordnung)
Hauptsätze folgen aufeinander.
Rhetorische Frage
Umwandlung einer Aussage in eine Frage.
Exclamatio (lat. Aufruf, Aufschrei)
Umwandlung einer Aussage in einen Ausruf,
entweder gestisch, durch Tonstärke und
Satzmelodie oder mit Hilfe des Satzbaus.
Alliteration ( gleicher Anlaut aufeinender
folgender Wörter)
Gleicher betonter Anlaut zweier oder mehrerer
Wörter in unmittelbarer Nähe.
Anapher (gr. anaphora = Rückbeziehung,
Wiederaufnahme)
Wiederholung eines Wortes oder einer
Wortgruppe am Anfang aufeinander folgender
Sätze.
Hyperbel (gr. hyperbole = Übermaß)
Oft unglaubwürdige oder unmögliche
Übertreibung zur Darstellung des
Außerordentlichen, meist mit Mitteln der
Metaphorik oder des ausgeführten Vergleichs.
Allegorie (gr. allo agoreuein = etwas anderes
sagen)
Ein Bild veranschaulicht einen Begriff oder eine
Bild- oder Handlungsfolge, einen abstrakten
Zusammenhang.
20
Textbelege aus der Primärliteratur
Vgl. 1. Akt 1. Szene
Miller •Frau
MILLER.
Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter
kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus
wird verrufen.
(S.5, Z.7f.)
FRAU.
Was kann über dich kommen? Wer kann dir was
anhaben? (S.5, Z.22f.)
MILLER.
Dass dich alle Hagel! (S.10, Z.36)
MILLER.
Keller und Koch (S.12, Z.13)
LUISE.
Ich beweine mein Schicksal nicht. Ich will ja nur
wenig - (S.13, Z.14)
LUISE.
Dies Blümchen Jugend - wär es ein Veilchen,
und er träte drauf, und es dürfte bescheiden unter
ihm sterben! (S.13, Z.18f.)
• Vgl. Veilchen- Bild „Blümchen Jugend“
LUISE:
Wenn die Mücke in ihren Strahlen sich sonnt kann sie das strafen, die stolze majestätische
Sonne?
(S.13, Z.20-22)
Herrmann, Hans P.; Herrmann, Martina, GRUNDLAGEN UND GEDANKEN Friedrich
schiller „Kabale und Liebe“, Dieterweg, 19976, S.88
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Vergleich
Zwei Vorstellungen aus unterschiedlichen
Bedeutungszusammenhängen werden
ausdrücklich- durch „wie“ oder „als ob“ –
zueinander in Beziehung gesetzt.
Paradoxon (gr. das Unerwartete)
Eine scheinbar widersinnige Aussage erweist
sich als sinnvoll.
Pathos ( gr. Leid)
Absichtlich kunstvoll gesteigerte Sprache,
Sprachausdruck der feierlichen Ergriffenheit, des
begeisternden Schwungs, der erfüllten/
unerfüllten Empfindung .
Parenthese (gr. parenthesis = Einschub)
Einführung eines Worts , eines selbstständigen,
von Gedankenstrichen, Klammern oder Komas
begrenzten Haupt- oder Nebensatzes in einen
anderen Satz.
Akkumulation (Häufung)
Aneinanderreihung von Wörtern, die zu einem
Oberbegriff gehören.
LUISE.
Tausend junge Gefühle schossen aus meinem
Herzen, wie die Blumen aus dem Erdreich,
wenns Frühling wird.
(S.13- 14, Z.36ff.)21
LUISE:
Ich wusste von keinem Gott mehr, und doch hatt
ich ihn nie so geliebt. (S.14, Z.4f.)
• gemeint ist Ferdinand
Vgl. Dialoge Luise• Ferdinand
(1. Akt 4. Szene)
MILLER.
- den Major - Gott ist mein Zeuge - ich kann dir
ihn nimmer geben.
(S.14, Z.8f.)
LUISE.
Ich seh in die Zukunft - die Stimme des Ruhms deine Entwürfe - dein Vater - mein Nichts. (S.16,
Z.6f.)
Alliteration ( gleicher Anlaut aufeinender
folgender Wörter)
Gleicher betonter Anlaut zweier oder mehrerer
Wörter in unmittelbarer Nähe.
Metapher (gr. metaphora = Übertragung)
Ein Wort aus einem anderen
Bedeutungszusammenhang ersetzt das
eigentlichgemeinte.
Repetitio (Wiederholung)
LUISE.
Wilde Wünsche (S. 17, Z.11)
LUISE.
Du hast den Feuerbrand in mein junges
friedsames Herz geworfen,
(S.17, Z.12f.)
LUISE:
Nimmer, nimmer (S.17, Z.14)
2. Akt
FIGUREN
Klimax (gr. Steigleiter)
Eine Reihe von Wörtern oder Sätzen bringt eine
Steigerung zum Ausdruck.
Antithese (gr. antithesis = Gegen-Satz)
Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe oder
Gedanken.
Textbelege aus der Primärliteratur
SOPHIE.
Den schönsten Mann - den feurigsten Liebhaber den witzigsten Kopf in seinem ganzen Lande!
(S.29, Z.8f.)
LADY.
- ich habe dem Fürsten meine Ehre verkauft, aber
mein Herz habe ich frei behalten(S.29, Z.33f.)
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Paronomasie (gr. = Wortumbildung)
Spiel mit der Bedeutung von Wörtern
LADY.
Belogene Lügner (S.31, Z.16)
•
Desselben Stammes (Figura etymologica
(lat Kunstwort).
Pluralis majestatis ( Majestätsplural)
Bezeichnung der eigenen Person im Plural als
Ausdruck der Macht, eingeschränkt für den
Gebrauch der Monarchen.
Sarkasmus (gr. sarkasmós, = „die
Zerfleischung, der beißende Spott“)
Bittere Ironie
Parallelismus
In Aufeinenderfolgenden Sätzen sind die
Satzglieder in gleicher Weise angeordnet.
Hypotaxe (gr. = Unterordnung)
Nebensatzgefüge
Symbol (gr. symbolon = Kennzeichen)
Ein konkreter Gegenstand verweist auf einen
allgemeinen Sinnzusammenhang.
Synekdoche (gr. Mitverstehen)
Ersetzung eines Begriffs durch einen engeren
oder weiteren desselben Bedeutungsfeldes.
Inversion (lat. inversio = Umkehrung)
Die übliche Wortfolge wird verändert.
Chiasmus (lat.= in der Form des griechischen
Buchstabens chi= •, d.h. in
Überkeuzstellung)
Überkreuzte syntaktische Stellung von Wörtern
zweier aufeinander bezogener Wortgruppen oder
Sätze.
KAMMERDIENER.
Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich
Mylady zu Gnaden,
(S.31, Z.24f.)
KAMMERDIENER.
O Gott - Nein - lauter Freiwillige.
(S.32, Z.13f.)
• Antwort auf die Frage der Lady ob der verkauf
der Landeskinder freiwillig war.
LADY.
Und ich hörte nichts? Und ich merkte nichts?
(S.32, Z.22f.)
FERDINAND.
Es will mir nicht zu Kopfe, Mylady, daß eine
Dame von so viel Schönheit und Geist Eigenschaften, die ein Mann schätzen würde sich an einen Fürsten sollte wegwerfen können,
der nur das Geschlecht an ihr zu bewundern
gelernt hat, wenn sich diese Dame nicht schämte,
vor einem Mann mit ihrem Herzen zu treten.
(S.36, Z.23-29)
LADY.
Lamm (S.39, Z.17)
• Diel Lady half den Bürgern, Lamm steht
vermutlich für die hilflosen Bürger.
FERDINAND.
Der Ewige (S.45, Z.19)
• gemeint ist Gott
FERDINAND.
Zwar die Gewalt des Präsidenten ist groß (S.46, Z.30)
• statt: Die Gewalt des Präsidenten ist zwar
groß.
PRÄSIDENT:
Vater ins Zuchthaus - an den Pranger Mutter und
Metze von Tochter!
(S.49, Z.27-30)
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• sprachliche Veranschaulichung
Apostrophe (gr. Abwendung)
Hinwendung des Rhetors oder Dichters zum
Publikum oder zu anderen, meist abwesenden
(auch toten) Personen.
FERDINAND.
Du, Allmächtiger, bist Zeuge! (S.52, Z.15)
• Rede zu Gott
3. Akt
FIGUREN
Textbelege aus der Primärliteratur
Amplifikation (Erweiterung)
Kunstvolle Aufschwellung einer Aussage über
das zur unmittelbaren Verständigung Nötige
hinaus.
Epiphrasis (gr. = Nachsatz)
Nachtrag zu einem an sich abgeschlossenen Satz
zur emphatischen (gr. emphasis =
Verdeutlichung) Steigerung.
Epitheton (gr. = Zusatz, Beiwort)
Einem Substantiv oder Namen beigefügtes
Adjektiv oder Partizip.
Hyperbel (gr. hyperbole = Übermaß)
Oft unglaubwürdige oder unmögliche
Übertreibung zur Darstellung des
Außerordentlichen, meist mit Mitteln der
Metaphorik oder des ausgeführten Vergleichs.
Aposiopese (gr. Aposiopesis = das Verstummen)
Bewusstes Abbrechen der Rede vor der
entscheidenden Aussage.
Correctio (lat. = Verbesserung)
Unmittelbare Berichtigung einer eigenen
Äußerung.
• Steigerung der Aussage
Interjektion (Einwurf)
In einem Satzzusammenhang eingeschobener
Einwurf.
Hoffmarschall.
Ich beschwöre Sie, Teurer, Goldner!
(S.62, Z. 3)
FERDINAND.
Das schwarze Geheimnis (S.63, Z21f.)
• gemeint ist die Mordtat des Präsidenten
FERDINAND.
Ein Lächeln meiner Luise ist Stoff für
Jahrhunderte (S.64, Z.16f.)
WURM.
Sollte die Närrin etwa? - Teufel! sie wird doch
nicht
(S.69, Z.24f.)
LUISE:
Zu eben dem Herzog, der meinen Vater auf Tod
und Leben will richten lassen - Nein! Nicht will muß richten lassen, weil einige Böswichter
wollen;
(S.69, Z.33ff.)
WURM.
Gehen Sie, o gehen Sie ja. (S.70, Z.19)
•
Einwurf
Repetitio (Wiederholung)
Paronomasie (gr. = Wortumbildung)
Spiel mit der Bedeutung von Wörtern
LUISE.
Bleiben Sie! Bleiben Sie! (S.71 Z.10.)
LUISE.
Reden Sie! Raten Sie! (S.71, Z. 13)
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•
Unterschiedlicher Bedeutung, aber
ähnlicher Lautgestalt
4. Akt
FIGUREN
Periphrase (gr. periphrasis =
Umschreibung)
Umschreibung einer Person, einer Sache oder
eines Begriffs durch kennzeichnende Tätigkeiten,
Eigenschaften oder Wirkungen.
Sentenz (lat. Sententia = Meinung, Gedanke)
Sie drücken allgemein gültige Ideen aus,
überhöhen Sachverhalte sprachlich, Sentenz wird
häufig zum Sprichwort.
Klimax (gr. Steigleiter)
Eine Reihe von Wörtern oder Sätzen bringt eine
Steigerung zum Ausdruck.
Sentenz (lat. Sententia = Meinung, Gedanke)
Sie drücken allgemein gültige Ideen aus,
überhöhen Sachverhalte sprachlich, Sentenz wird
häufig zum Sprichwort.
Textbelege aus der Primärliteratur
FERDINAND.
Richter der Welt! (S.80, Z.25)
• gemeint ist Gott
LUISE.
„Den Anbeter bedauern, Mylady, der einen
Demant kaufte, weil er in Gold schien gefaßt zu
sein.“ (S.85, Z.31 f.)
LADY.
Unerträglich, daß sie mir das sagt!
Unerträglicher, daß sie recht hat! (S.87, Z.9ff)
„Die arme Sünderin auf dem berüchtigten
Henkerstuhl lacht zu Weltuntergang.“ (S.87,
Z.21ff)
Ellipse (gr. , lat. Ellipsis = Auslassung)
Weglassen von Satzgliedern, die zum
Verständnis nicht unbedingt notwendig sind.
• dient der gesteigerten Expression
Synästhesie (gr. = Zusammenempfindung)
Vermischung unterschiedlicher
Sinneswahrnehmungen.
LADY.
Das Geschenk deines Sterberöchelns - das
schauervolle Vermächtnis deiner Verzweiflung!
(S.90, Z. 26f.)
LADY.
Süße goldene Bilder der Liebe (S.91, Z.11)
•
•
schmecken/ sehen
riechen
Metapher (gr. metaphora = Übertragung)
Ein Wort aus einem anderen
Bedeutungszusammenhang ersetzt das eigentlich
gemeinte.
MILLER:
Nur der Gewissenswurm schwärmt mit der Eule.
Sünden und böse Geister scheuen das Licht.
(S.95, Z.28)
5. Akt
FIGUREN
Textbelege aus der Primärliteratur
Antithese (gr. antithesis = Gegen-Satz)
Gegenüberstellung gegensätzlicher Begriffe oder
Gedanken.
LUISE.
Die Buchstaben liegen wie kalte Leichname da
und leben nur Augen der Liebe.
(S.96, Z.30f:)
• Gegensatz „Leichname“ - „leben“.
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Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 21 von 22
Antizipation (lat. Anticipatio = Vorwegnahme)
Vorgriff auf chronologisch spätere
Handlungsteile.
LUISE.
Mich zu ermorden ist er da! (S.101, Z.15)
• Vorgriff auf die Vergiftung Luises durch
Ferdinand.
Metapher (gr. metaphora = Übertragung)
Ein Wort aus einem anderen
Bedeutungszusammenhang ersetzt das eigentlich
gemeinte.
FERDINAND:
- einen Augenblick später, und du schleuderst
die giftige Natter ihrer höllischen Heimat zu,
verfluchst das Geschenk und den Geber, und
fährst mit der Gotteslästerung in die Grube. ...
(S.103, Z.21) 22
4. Literaturverzeichnis
Primärliteratur:
Schiller, Friedrich, Reclam, „Kabale und Liebe“, Reclam, Stuttgart, 2001
Sekundärliteratur:
Diekhans, Johannes, EINFACH DEUTSCH, Friedrich Schiller „Kabale und Liebe“,
Verlag Ferdinand Schöningh, 2003
Friedl, Gerhard, EINFACH DEUTSCH, Unterrichtsmodell Friedrich Schiller „Kabale
und Liebe“, Verlag Ferdinand Schöningh, 2004
Herrmann, Hans P.; Herrmann, Martina, GRUNDLAGEN UND GEDANKEN
Friedrich schiller „Kabale und Liebe“, Dieterweg, 19976
Kopfermann, Thomas, Anregungen für den Literatutunterricht, Klett, 1992
Nordmann, Beate, Königs Erläuterungen und Materialien Erläuterungen zu Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, Bange Verlag, 20031
22
Als Vorlage diente Friedl, Gerhard, EINFACH DEUTSCH, Unterrichtsmodell Friedrich
Schiller „Kabale und Liebe“, Verlag Ferdinand Schöningh, 2004, S. 121-123; Schweikle,
Günther und Irmgard, METZLER LITERATUR LEXIKON Begriffe und Definitionen
Zweite, überarbeitete Auflage, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1990
www.KlausSchenck.de / Deutsch / 12 / Literatur / Schiller: „Kabale & Liebe“
Jan Ziegler: „Aufbau und Sprache“ Seite 22 von 22
Wiese, Benno, DAS DEUTSCHE DRAMA Vom Barock bis zur Gegenwart
Interpretationen, August Bagel Verlag Düsseldorf
Zimmer, Thorsten, INTERPRETATIONSHILFE DEUTSCH Friedrich Schiller
„Kabale und Liebe“, STARK, 2003
Nachschlagwerke:
Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Drosdowski, Dr. Wolfgang Müller, Dr. Werner
Scholze-Stubenrecht, Dr. Matthias Wermke, DUDEN, Die deutsche
Rechtschreibung, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim,
1996
Schweikle, Günther und Irmgard, METZLER LITERATUR LEXIKON Begriffe
und Definitionen Zweite, überarbeitete Auflage, J.B. Metzlersche
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1990
Verwendete Links:
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