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VORTRAGSREIHE 2012 UNBEZAHLT UND DENNOCH ARBEIT Sozialpolitische Aspekte der Familien-, Pflege- und Freiwilligenarbeit ORGANISIERT VOM Fachbereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit (SOPA) Deutschsprachiger Lehrstuhl Universität Freiburg Rte de Bonnesfontaines 11 CH–1700 Fribourg sopa@unifr.ch www.unifr.ch/sopa ZEIT UND ORT: Dienstag: 17:15 – 19:00 Uhr Miséricorde Auditorium C Avenue de l’Europe 20 CH–1700 Fribourg Auditorium C TITELBILD: qa.carbonated.tv/lifestyle/the-secret-to-a-worklife-balance VORTRAGSREIHE UNBEZAHLT UND DENNOCH ARBEIT Sozialpolitische Aspekte der Familien-, Pflege- und Freiwilligenarbeit Frühlingssemester 2012 Prof. Dr. Monica Budowski Prof. Dr. Michael Nollert VORTRAGSREIHE UNBEZAHLT UND DENNOCH ARBEIT Sozialpolitische Aspekte der Familien-, Pflege- und Freiwilligenarbeit EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK UND ORGANISATION 21.02.12 Monica Budowski und Michael Nollert (Universität Fribourg) Gesellschaftliche Relevanz von unbezahlter Arbeit BLOCK 1: GESELLSCHAFTLICHE RELEVANZ VON UNBEZAHLTER ARBEIT 28.02.12 Markus Zürcher (SAGW, Bern) Generationenpolitik oder vom Ende des halbierten und dreigeteilten Lebens 06.03.12 Jacqueline Schön-Bühlmann (Bundesamt für Statistik, Neuchâtel) Das Satellitenkonto Haushaltsproduktion des Bundesamtes für Statistik oder der Versuch, die volkswirtschaftliche Bedeutung der unbezahlten Arbeit zu beziffern 13.03.12 Marc Herkenrath (Universität Zürich) Unbezahltes Engagement in Sozialen Bewegungen und der Zivilgesellschaft BLOCK 2: FREIWILLIGENARBEIT 20.03.12 Isabelle Stadelmann-Steffen (Universität Bern) Freiwilligen Arbeit in der Schweiz 27.03.12 Markus Gmür (Universität Fribourg) Freiwilligenmanagement in Nonprofitorganisationen 17.04.12 Monica Budowski und Michael Nollert (Universität Fribourg) Zusammenfassung und Diskussion Block 1 und 2 BLOCK 3: GENDERASPEKTE UND UNBEZAHLTE ARBEIT 24.04.12 Martin Gasser und Sarah Kersten (Universität Fribourg) Unbezahlte Arbeit von Vätern im kantonalen Vergleich 01.05.12 Ulrike Knobloch (Universität Fribourg) Ökonomische Theorie der bezahlten und unbezahlten Arbeit 08.05.12 Veerle Miranda (OECD, Geneva) Unpaid Work in the OECD 15.05.12 Shahra Razavi (UNSRID, Geneva) Unpaid Care Work in the Developing Countries from a Gender Perspective 22.05.12 Monica Budowski und Michael Nollert (Universität Fribourg) Zusammenfassung und Diskussion Block 3 sowie gesamte Vortragsreihe Markus Zürcher SAGW, Bern Generationenpolitik oder vom Ende des halbierten und dreigeteilten Lebens (28.02.12) Weder das halbierte Leben (Elisabeth Beck-Gernsheim 1980) – die Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit, die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau – noch das dreigeteilte Leben – die sequentielle Taktung von Bildung, Arbeit und Muse – sind zukunftsfähig. Eine wesentliche Voraussetzung einer Neuorganisation des Lebens ist eine grundsätzliche Neubewertung der im Mehrgenerationenverband „Familie“ erbrachten, für die Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbaren Leistungen. Es sind dies der Aufbau, die Pflege und der Erhalt des Humanvermögens und damit eng verzahnt die damit verbundene Sorgearbeit (Care-Arbeit), die aus verschiedenen Gründen nicht über den Markt erbracht werden kann. Wie sich dieses neue Gesellschaftsmodell realisieren liesse, zeigt die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) unter dem Titel „Generationenpolitik“ auf. Drei Aspekte stehen dabei im Zentrum: das Humanvermögen, die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit sowie die Umstellung des sozialen Sicherungssystems auf das „Dual-Earner-Dual-Carer-Modell“. Biografische Angaben Markus Zürcher (*1961) studierte Schweizer Geschichte, Ökonomie und Soziologie an der Universität Bern und als Visiting Student an der University of Lancaster. Er arbeitete als am Institut für Soziologie Universität Bern, wo er 1994 unter der Leitung von Prof. C. Honegger in Geschichte promovierte. Zudem erwarb er den Master of Public Administration (MPA) am Institut de hautes études en administration publique (IDHEAP) in Lausanne. Seit 1995 ist er für die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften tätig, seit 2002 als deren Generalsekretär. Im Jahr 2006 wurde er zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung der neu gegründeten Akademien der Wissenschaften Schweiz ernannt. Er übernahm Lehraufträge für Soziologie und für Geschichte der Sozialwissenschaften an den Universitäten Freiburg und Bern (2000 bis 2010); seit 2007 regelmässiger Lehrauftrag für Forschungsmethodik an der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Verwaltung (PHW). Aktuelle Publikationen: Auf dem Weg zu einer Generationenpolitik (2010); SAGW, Generationenpolitik – Einschätzungen und Stellungnahmen (2011); SAGW, Was ist Generationenpolitik (2012) Webpage: www.sagw.ch/sagw/die-akademie/organisation/generalsekretariat.html Jacqueline Schön-Bühlmann BFS, Neuchâtel Das Satellitenkonto Haushaltsproduktion des Bundesamtes für Statistik oder der Versuch, die volkswirtschaftliche Bedeutung der unbezahlten Arbeit zu beziffern. (06.03.12) Haben Sie gewusst, dass in der Schweiz mehr unbezahlt als bezahlt gearbeitet wird? Wurden im Jahr 2007 gesamthaft 7,3 Milliarden bezahlte Erwerbsarbeitsstunden geleistet, waren es rund 8,7 Milliarden Stunden für unbezahlte Haus-, Familien- und Freiwilligenarbeit. Die unbezahlte Arbeit ist also ein ökonomisch bedeutender Bereich. Im Satellitenkonto Haushaltsproduktion (SHHP) des Bundesamtes für Statistik (BFS) wird die unbezahlte Arbeit monetär bewertet, damit sie in Bezug gesetzt werden kann zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Dies erfolgt mittels der durchschnittlichen Arbeitskosten pro geleistete Arbeitsstunde von vergleichbaren Tätigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Für 2007 ergab das einen geschätzten Geldwert von rund 370 Milliarden Franken. Diese produktiven Leistungen der privaten Haushalte entsprechen rund 45% der Bruttowertschöpfung in der (um die Haushaltsproduktion) erweiterten Gesamtwirtschaft. Folgende Aspekte sollen das Thema umreissen: Die Statistik zur Unbezahlten Arbeit im BFS: Entstehungsgeschichte, Konzept und wichtigste Definitionen. Wozu dient ein Satellitenkonto Haushaltsproduktion (SHHP)? Inwiefern ergänzt die Schätzung der unbezahlten Haushaltsproduktion die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz? Die methodische Grundlagen des SHHP sowie die wichtigsten monetären und nicht monetären Resultate werden vorgestellt. Die Wahl des Lohnkonzeptes hat einen entscheidenden Einfluss. Anhand einer Auswahl unterschiedlicher Äquivalenzlohn-Ansätze werden die Auswirkungen auf die Resultate erläutert. Einige exemplarische Anwendungsmöglichkeiten und ein Blick über die Schweizer Grenzen zeigen Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft auf. Biografische Angaben Jacqueline Schön-Bühlmann (geb. 1957), Lic. Phil I. Sie hat Philosophie, Ethnologie und Neuere Geschichte studiert. Zur Zeit leitet sie den Bereich Unbezahlte Arbeit im Bundesamt für Statistik in der Sektion Demografie und Migration. Ihre Publikationen und Analysen befassen sich mit Themen wie Gleichstellung von Frau und Mann, Rollenteilung im Haushalt, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit, Freiwilligenarbeit in der Schweiz, unbezahlte Care-Leistungen, Satellitenkonto Haushaltsproduktion. Aktuelle Publikationen: Satellitenkonto Haushaltsproduktion. Pilotversuch für die Schweiz (2004); Auf dem Weg zur Gleichstellung (2003). Webpage: www.bfs.admin.ch Marc Herkenrath Universität Zürich Unbezahltes Engagement in Sozialen Bewegungen und der Zivilgesellschaft (13.03.12) Zivilgesellschaftliche Kampagnen, die erfolgreich gesellschaftliche und politische Veränderungen herbeiführen sollen, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Nicht zuletzt sind sie auf die Infrastruktur und das politische Know-how von Nichtregierungsorganisationen (NRO) mit bezahlter Belegschaft angewiesen. Andererseits brauchen sie breit abgestützte Mobilisierungen, wie sie nur Basisbewegungen mit ihren zahlreichen freiwilligen Aktivistinnen und Aktivisten zustande bringen. Die Zusammenarbeit zwischen hierarchisch strukturierten professionalisierten Organisationen und basisdemokratisch ausgerichteten sozialen Bewegungen gestaltet sich jedoch keineswegs einfach. Eine umfassende Forschungsliteratur zeigt, dass sich hier oft unterschiedliche Motivationslagen, Zielsetzungen und Strategien gegenüberstehen. Der Alianza Social Continental – einer langjährigen transkontinentalen Koalition gegen die geplante panamerikanische Freihandelszone FTAA – ist es indes gelungen, eine tragfähige Kooperation von etablierten Gewerkschaften und professionalisierten NRO, die zunächst vergleichsweise pragmatische Anliegen vertraten, mit wesentlich radikaleren Basisgruppierungen zu erreichen. Dieser Beitrag untersucht, unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln das erfolgreiche Zusammengehen so unterschiedlicher Akteure erreicht werden konnte – und welche Konflikte dennoch ungelöst geblieben sind. Biografische Angaben Marc Herkenrath (*1972) ist Privatdozent für Soziologie an der Universität Zürich und Fachverantwortlicher für das Dossier Internationale Finanzmärkte bei Alliance Sud, der entwicklungspolitischen Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Hilfswerke. Er lehrt und forscht in den Bereichen Weltgesellschaft, globales Entwicklungsgefälle, transnationale Wirtschaftsbeziehungen und soziale Bewegungen. Aktuelle Publikationen: Die Globalisierung der sozialen Bewegungen (2011); The Global Economic Crisis: Perceptions and Impacts (Schwerpunktheft der SZfS, 2011). Webpage: www.suz.uzh.ch/herkenrath.html Isabelle Stadelmann-Steffen Universität Bern Freiwilligen-Arbeit in der Schweiz (20.03.12) Vom Engagement in Sport-, Hobby- und Freizeitvereinen, unentgeltlicher Arbeit im sozialen, gesundheitlichen oder kulturellen Bereich, über die freiwillige Übernahme politischer Ämter bis hin zur gegenseitigen Hilfe unter Nachbarn – das freiwillige Engagement ist vielfältig und aus der Schweizer Gesellschaft nur schwerlich wegzudenken. Diese hohe Relevanz widerspiegelt sich im jüngst gesteigerten Interesse an sozialwissenschaftlicher Forschung zum Thema Freiwilligkeit. Die Schweiz verfügt unterdessen mit dem Freiwilligen-Monitor inzwischen über ein wertvolles Instrument zur differenzierten und langfristig angelegten Beobachtung verschiedener Aspekte der Freiwilligkeit sowie der Beweggründe freiwillig Engagierter (Stadelmann-Steffen et al., 2007, 2010). Im Zentrum stehen dabei drei Formen des freiwilligen Engagements: freiwillige Tätigkeiten, die innerhalb von Vereins- oder Organisationsstrukturen ausgeübt werden (formelle Freiwilligkeit), freiwillige Arbeiten wie Nachbarschaftshilfe oder das Hüten fremder Kinder, die ausserhalb solcher Organisationstrukturen stattfinden (informelle Freiwilligkeit), sowie das Spenden von Geld oder Naturalien. Biografische Angaben Isabelle Stadelmann-Steffen (*1979) studierte Politikwissenschaft und Volkwirtschaftslehre an den Universitäten Bern und Genf. Sie promovierte 2007 in Bern zum Thema "Policies, Frauen und der Arbeitsmarkt. Die Frauenerwerbstätigkeit in der Schweiz im internationalen und interkantonalen Vergleich". 2006-2011 war sie – mit einem Unterbruch auf Grund eines PostdocStipendiums des Schweizerischen Nationalfonds – als Projektmitarbeiterin an der „Forschungsstelle Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital“ der Universität Konstanz tätig und dabei massgeblich an der Konzeption und Durchführung des Schweizer Freiwilligen-Monitors beteiligt. Seit Juli 2011 ist Isabelle Stadelmann-Steffen Assistenzprofessorin für Vergleichende Politik am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Publikationen: Making Civil Society Work: Models of Democracy and their Impact on Civic Engagement (2011); Social volunteering in welfare states: where crowding out should occur (2011), Freiwilligen-Monitor Schweiz (2010) Webpage: www.ipw.unibe.ch/content/team/isabelle_stadelmann_steffen/index_ger.html Markus Gmür Universität Fribourg Freiwilligenmanagement in Nonprofitorganisationen (27.03.12) Im Rahmen der Aktivitäten privater Nonprofitorganisationen (NPO) leisten in der Schweiz freiwillig Tätige gegenwärtig Arbeit im Umfang von umgerechnet rund 80‘000 Vollzeitstellen. Gegenüber der zivilgesellschaftlichen Perspektive sind Freiwillige (inklusive der Ehrenamtlichen, also Freiwilligen in Wahlämtern) von einem ökonomischen Standpunkt aus neben Erwerbstätigen und Mitgliedern eine wesentliche personelle Ressource (Human Resources). Trotz fortschreitender Professionalisierung im Management von Nonprofitorganisationen ist der wissenschaftliche Erkenntnisstand darüber, unter welchen Voraussetzungen Freiwillige und Ehrenamtliche am ehesten bereit und in der Lage sind, zur Zielerreichung von NPO beizutragen, noch bescheiden. Im Vortrag werden überblicksartig wesentliche Elemente eines professionellen Freiwilligenmanagement vorgestellt und insbesondere aus motivationstheoretischer Perspektive kritisch beleuchtet. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage: Soll Freiwilligenarbeit finanziell entschädigt werden? Biografische Angaben Markus Gmür, (*1963) Prof. Dr. rer. soc., hat seit Herbst 2008 den Lehrstuhl für NPOManagement an der Universität Fribourg inne und ist seither Forschungsdirektor des Instituts für Verbands-, Stiftungs- und Genossenschaftsmanagement (VMI) an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Seine Arbeitsschwerpunkte in Forschung, Lehre und Weiterbildung sind Managementerfolgsfaktoren in Nonprofitorganisationen mit besonderer Berücksichtigung von Strategie, Organisation, Führung und Personalmanagement sowie der Umgang dieser Organisationen mit gesellschaftlichem Wandel und Legitimierungsverschiebungen. Aktuelle Publikationen: Der Dritte Sektor der Schweiz: Länderstudie zum Johns Hopkins Comparative Nonprofit-Sector Projekt (CNP) (2010); Stichwort NPO-Management. Ein Nachschlagewerk für Vereine, Verbände, Stiftungen, Genossenschaften und NGO / A propos – organisations sans but lucratif: un glossaire destiné aux associations, fondations, coopératives et ONG (2010); Professionalisierung durch Selbstevaluation: Eine Untersuchung bei Vorständen in Schweizer Nonprofit-Organisationen (2010) Webpage: www.vmi.ch/index.php?idnav=385 Martin Gasser und Sarah Kersten Universität Fribourg Unbezahlte Arbeit von Vätern im kantonalen Vergleich (24.04.12) Betrachtet man geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Schweiz, so richtet sich der Blick üblicherweise auf Ungleichheiten in der Erwerbsarbeit und in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Diese enge Betrachtungsweise lässt unbezahlte Arbeit als ausschliessliches Problem der Frauen erscheinen und unterschätzt geschlechtsspezifische Ungleichheiten. Solange aber Haushalt- und Familienarbeit mehrheitlich in der Verantwortung der Frauen stehen, geht Gleichstellung in der Erwerbssphäre einher mit einer Doppelbelastung für Frauen. Gleichzeitig verstellt der Fokus auf die Erwerbsarbeit den Blick auf Ungleichheiten in der Freiwilligenarbeit. Hier sind Frauen besonders in der Basisarbeit und Männer in der prestigeträchtigeren Führungsarbeit übervertreten. Unser Beitrag ergänzt die Forschung zur Erwerbstätigkeit von Frauen durch die Untersuchung unbezahlter Arbeit von Vätern. Dabei gehen wir der Frage nach, welche gesellschaftlichen und institutionellen sowie individuellen Faktoren das Ausmass unbezahlter Arbeit von Vätern beeinflussen. Hauptziel des Vortrages ist ein Überblick über die kantonalen Unterschiede und über die Muster unbezahlter Arbeit von Vätern. Biographische Angaben: Martin Gasser (*1982), lic.phil.hist., Diplomassistent am Departement Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit der Universität Fribourg. Studium der Wissenschaftstheorie und -geschichte und der Soziologie an der Universität Bern. Sarah Kersten (*1983), Dipl.-Soz., Diplomassistentin am Departement Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit der Universität Fribourg. Studium der Soziologie. Studium der Soziologie an den Universitäten Bamberg und Paris X, Schwerpunkt Europastudien. Beide sind seit 2010 Doktoranden im NFP60-Projekt „Geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Schweizerischen Arbeitswelt: politische und institutionelle Einflussfaktoren“. Webpages : lettres.unifr.ch/de/sozialwissenschaften/soziologie-sozialpolitik-und-sozialarbeit/team/martingasser.html lettres.unifr.ch/de/sozialwissenschaften/soziologie-sozialpolitik-und-sozialarbeit/team/sarahkersten.html Ulrike Knobloch Universität Fribourg Ökonomische Theorie der bezahlten und unbezahlten Arbeit (01.05.12) Wirtschaft und Ökonomie konzentrieren sich bis heute weitgehend auf die Erwerbswirtschaft; wirtschafts- und sozialpolitische Untersuchungen sind noch immer stark auf die bezahlte Arbeit ausgerichtet. Mittlerweile wurde zwar sowohl im nationalen wie internationalen Kontext nachgewiesen, dass die unbezahlte Versorgungsarbeit – also Haus- und Familienarbeit ebenso wie informelle und institutionalisierte Freiwilligenarbeit – einen mindestens ebenso grossen Umfang hat wie die bezahlte Erwerbsarbeit. Doch eine ökonomische Theorie, die die gesamte unbezahlte Versorgungswirtschaft systematisch in ihre Untersuchungen einbezieht, steht noch aus. Im Vortrag wird es zum einen darum gehen, aktuelle Ansätze einer Verbindung von Erwerbs- und Versorgungswirtschaft zu diskutieren, z.B. Lebensweltökonomie und Care Economy. Zum anderen werden die drei grundlegenden Aufgaben einer ökonomischen Theorie der bezahlten und unbezahlten Arbeit skizziert, die darin bestehen a) eine dem Thema angemessene erkenntnistheoretische Position zu formulieren, b) einen ökonomischen Gegenstandsbereich zu bestimmen und zu begründen sowie c) das in den Wirtschaftswissenschaften verbreitete Handlungsmodell nicht einfach zu übernehmen, sondern auf seine Plausibilität für die bezahlte wie unbezahlte Ökonomie zu hinterfragen. Biografische Angaben Ulrike Knobloch (*1961), Dr. oec. und Diplom-Volkswirtin, ist Oberassistentin mit Schwerpunkt Gender am Departement Sozialwissenschaften der Universität Fribourg sowie Lehrbeauftragte für Wirtschaftsethik und Gender Studies an der Universität St. Gallen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Wirtschaftsethik und Sozialökonomie, Geschlechterbewusste Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie, Institutionelle Ökonomie und Ordnungspolitik, Sozialwirtschaft und Non-Profit-Management. Aktuelle Publikationen: Sorgeökonomie als allgemeine Wirtschaftstheorie (2009); Ansatzpunkte einer Sorgeökonomie als allgemeine Wirtschaftstheorie: Genderbewusste Wirtschaftsethik – Lebensweltökonomie – Vorsorgendes Wirtschaften (2008); Geschlechterbewusste Wirtschaftsethik (2010) Webpage: www.lettres.unifr.ch/de/sozialwissenschaften/soziologie-sozialpolitik-undsozialarbeit/team/ulrike-knobloch.html Veerle Miranda OECD, Geneva Unpaid Work in the OECD (08.05.12) Household production constitutes an important aspect of economic activity and ignoring it may lead to incorrect inferences about levels and changes in well-being. This paper sheds light on the importance of unpaid work by making use of detailed time-use surveys for 26 OECD member countries and 3 emerging economies. The calculations suggest that between one-third and half of all valuable economic activity in the countries under consideration is not accounted for in the traditional measures of well-being, such as GDP per capita. In all countries, women do more of such work than men, although to some degree balanced – by an amount varying across countries – by the fact that they do less paid work. While unpaid work – and especially the gender division of unpaid work – is to some extent related to a country’s development level, country cross-sectional data suggest that demographic factors and public policies tend to exercise a much larger impact. The regular collection of time-use data can thus be of tremendous value for government agencies to monitor and design public policies, and give a more balanced view of well-being across different societies. Biographical Note Veerle Miranda is Belgian and holds a Ph.D. in Economics from the Catholic University of Leuven. She is presently Economist at the Social Policy Division of the OECD Directorate for Employment, Labour and Social Affairs. She has written on a wide range of labour market and social policy issues, including in the OECD accession countries (Chile, Estonia, Slovenia and Russia). She is responsible for the OECD database of harmonized time-use surveys. She is currently also working on a new project on mental health and work. Recent publications: Cooking, Caring and Volunteering: Unpaid Work Around the World (2011). Website: www.oecd.org/els Shahra Razavi UNRISD, Geneva Unpaid Care Work in the Developing Countries from a Gender Perspective (15.05.12) Unpaid work has particular resonance in developing countries, where coverage of public health and primary education tends to be inadequate and of low quality, and specialized care services (for preschoolers, the elderly, or those who are sick with AIDS) are also often rudimentary. To this must be added the heavy demands that a poor and inaccessible infrastructure (piped water, electricity, sanitation) places on households, especially those in rural and remote areas. Hence, much of the burden of domestic and care work is shifted to the unpaid economy, with women (and girls) putting in a disproportionate amount of work. Developing countries, however, are as diverse as „developed” ones. Yet despite this diversity they also share certain characteristics. One such feature is the relatively high levels of class/income inequality (compared to high-income industrialized countries), which are sometimes compounded by ethnic/racial stratifications. These intersecting inequalities pose particular social and political challenges in articulating and addressing the interests and needs of unpaid care-givers through policy. We know that care has important features of a public good whose contribution to economic growth, social development and social cohesion extends far beyond the individual care recipient. The costs of care must therefore be more evenly distributed among all members of society. In order to increase policy support for care-givers and care-receivers, care must emerge from the private realm and become a public issue. An important step in this direction is to make care work more visible through statistics as well as in public debates and policy deliberations. Biographical Note Shahra Razavi is Senior Researcher at the United Nations Research Institute for Social Development (UNRISD). She obtained her Doctorate (D.Phil.) from Oxford University in 1993. At UNRISD she oversees the Institute’s research programme on Gender and Development. Shahra specializes in the gender dimensions of social development, with a particular focus on livelihoods and social policy. She is a member of the editorial board of Global Social Policy, Journal of Peasants Studies, and Development in Practice, as well as being advisor to a number of global research programmes, including WIEGO (Women in the Informal Economy Globalizing and Organizing) and CROP (Comparative Research Programme on Poverty, Norway). Recent publications: Development and Change, Seen, Heard and Counted: Rethinking Care in a Development Context (2011, special issue of Development and Change); Underpaid and Overworked: A Cross-National Perspective on Care Workers (2010, special issue of International Labour Review); The Gendered Impacts of Liberalization: Towards “Embedded Liberalism”? (2009). Webpage: www.unrisd.org/80256B3C005BC203/(httpPeople)/D978A8DEC0EA8D5680256B5D003919 02?OpenDocument UNBEZAHLT UND DENNOCH ARBEIT „Unbezahlte Arbeit“ umfasst alle Formen der Arbeit, die unentgeltlich in Familien, informellen Netzwerken und Organisationen geleistet wird. Inzwischen wissen wir, dass die sozialpolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung der unbezahlten Arbeit enorm ist. So ist kaum denkbar, was passieren würde, wenn Menschen auf die Kinderbetreuung, Pflege- und Hilfeleistungen für Verwandte und Bekannte sowie das Engagement in Hilfswerken und zivilgesellschaftlichen Organisationen verzichten würden. Dennoch ist die unbezahlte Arbeit im Unterschied zur bezahlten Erwerbsarbeit noch vergleichsweise schwach erforscht. Hinzu kommt, dass sich die Sozialpolitik bislang auf die Risiken der Lohnarbeit konzentriert hat. Aus gleichstellungspolitischer Sicht ist diese einseitige Perspektive insofern problematisch, als der Grossteil der unbezahlten Arbeit von Frauen geleistet wird. Die Vortragsreihe gibt einen Überblick über die Felder der unbezahlten Arbeit, die Bedeutsamkeit dieser Tätigkeit für die Freiwilligen und thematisiert sozialpolitisch relevante Fragestellungen. Monica Budowski und Michael Nollert, Fribourg Studienbereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit www.unifr.ch/sopa