Klinische Pharmazie LAGOJA
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Klinische Pharmazie LAGOJA
Optimierung der Therapie und klinische Pharmazie bei Tuberkulose PD. MMag. Dr. Irene Lagoja Anstaltsapotheke, Pav. 7 Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe Otto Wagner Spital mit Pflegezentrum Baumgartner Höhe 1 1145 Wien Tel: 0043(0)664 813 15 05 Längerfristiges Einhalten einer Medikamenteneinnahme: ein frommes Wunschdenken? Was man in der Medizin anzeigepflichtig nennt, gilt im Geistesleben als Denunziation. Martin Gerhard Reisenberg (*1949) Viel besser als ein guter Wille wirkt manchmal eine gute Pille. Angesichts der vielen Risiken und Nebenwirkungen, von denen in Beipackzetteln die Rede ist, stellt sich die Frage, was schädlicher ist: die Einnahme der Medizin oder der Verzicht darauf. Achim Reichert (*1941) Wilhelm Busch (1832 - 1908) Die Medizin sollte nicht nur dem Leben Jahre geben, sondern auch den Jahren Leben. Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799) Was kann eine klinisch pharmazeutische Beratung zum Therapieerfolg beitragen? Patienten: Aufklärung – warum langwierige Behandlung, Adherence Verbesserung (pflegende) Angehörige: Aufklärung, (Selbst)Schutzmaßnahmen, Hygiene; Adherence Verbesserung Ärzte: Interaktionen und Wechselwirkungen Dosisanpassungen Pflege: Teilbarkeiten und Applikationsmöglichkeiten von Wirkstoffen Welche Projekte laufen zur Zeit im OWS? • Patientenfolder • Infoposter • Kitteltascheninfo für Ärzte Patientenaufklärung: Poster / Folder Kurze Information über die Art der Erkrankung Ansteckung Symptome Patientenaufklärung: Poster / Folder Patientenaufklärung: Poster / Folder Patientenaufklärung: Poster / Folder Ihre Verlässlichkeit als Patient spielt eine große Rolle für den erfolgreichen Ablauf der Therapie !! Um allen Patientinnen und Patienten eine Therapie zu ermöglichen, wird das entsprechende Kassenrezept mit der Aufschrift „MIR“ versehen, dadurch müssen Sie keine Rezeptgebühr bezahlen. Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, besteht in Österreich eine Duldungspflicht, das heißt, Sie müssen sich als Patient der Therapie unterziehen. Bleiben Sie bis zum Ende der Therapie in regelmäßigem Kontakt mit Ihrer Lungenfachärztin, Ihrem Lungenfacharzt! Bei Fragen zur Einnahme oder zu Ihren Medikamenten können Sie sich auch an Ihre Apothekerin, Ihren Apotheker wenden! Die Gesundheitsbehörden kontrollieren die Therapie und führen Umgebungsuntersuchungen durch. Nach abgeschlossener Therapie sollen in größeren zeitlichen Abständen Kontrolluntersuchungen erfolgen. Einschub: Extramurale Verschreibung M.I.R. Rezepte Der Arzt hat nach Feststellung, dass der Patient an einer anzeigepflichtigen übertragbaren Krankheit leidet, das Rezept mit dem Vermerk „M.I.R.“ (morbus infectiosus referendus) oder dem zweiten Aufdruck des Vertragsarztstempels auf dem hierfür vorgesehenen Feld am Rezeptformular zu kennzeichnen. Die Rezeptgebührenbefreiung gilt nur für die jeweilige anzeigepflichtige übertragbare Erkrankung und nur für Arzneimittel, die die jeweilige erkrankte Person für die Behandlung dieser Krankheit benötigt. Einschub: Extramurale Verschreibung M.I.R. Rezepte Beispiel: Antituberkulotika sind Rezeptgebühren befreit. Wenn es eine bekannte, schwerwiegende Nebenwirkung gibt, die durch das entsprechende antituberkulotisch wirksame Medikament verursacht wird und die unbedingt behandelt werden muss (Neurobion), so wird dieses ebenfalls übernommen. CAVE: Blutdruckmittel, Nahrungsergänzungsmittel etc. werden NICHT übernommen!! Bei speziellen Nebenwirkungen (schwere Depressionen etc.) bitte mit dem zuständigen Chefarzt Kontakt aufnehmen. Zusammenhang Adherence und Resistenz Erhöhte Wahrscheinlichkeit der Resistenzentwicklung 80 % Medikamentendruck zu gering um Bildung resistenter Bakterien auszulösen Keine Spiegel Bildung resistenter Bakterien durch mittleren Medikamenten -druck Zunehmende Adherence Vollständige bakterielle Suppression durch hohen Medikamentendruck Optimale Spiegel Welche Möglichkeiten bieten sich an um die Adherence zu gewährleisten? Aufklärung - nur ein Patient der verstanden hat, warum die Behandlung, der er sich unterziehen muss notwendig ist, wird diese auch einhalten. Zu diesem Zweck wurde im Otto Wagner Spital ein Folder bzw. Poster zusammengestellt, der die wichtigsten Punkte zusammenfasst, die ein Patient zum Gelingen der Therapie beitragen kann. Verständnis – wobei mit diesem Begriff nicht nur das intellektuelle Begreifen, sondern auch die Ausräumung von Kommunikationsschwierigkeiten durch sprachliche Hürden (Immigranten) gemeint ist. Nebenwirkungsmanagement – wenn das Auftreten von unangenehmen Nebenwirkungen und dadurch eine negative Beeinflussung der Lebensqualität gering gehalten werden kann, ist ein Patient viel eher bereit Therapietreue zu beweisen. Auch die Verwendung von festen Kombinationspräparaten und damit eine möglichst geringe Anzahl der täglich benötigten Medikamente erhöht die Therapietreue. Welche Möglichkeiten bieten sich an um die Adherence zu gewährleisten? Kontrolle – Überwachung der Medikamenteneinnahme (DOT = directly observed treatment) bzw. Kontrolle der Einnahme durch zum Beispiel Messung des Isoniazidspiegels im Urin mittels Teststreifen oder visuelle Prüfung der Orangeverfärbung des Urins durch Rifampicin. DOT wird vor allem angewendet, wenn Kommunikationsprobleme bestehen (Immigrierende, ältere Personen, psychiatrische Patienten) sowie bei Patienten, die sozial (ohne festen Wohnsitz, noch nicht platzierte Flüchtlinge, Gefängnisinsassen) oder persönlich instabil sind (Persönlichkeitsstörungen, Alkohol oder Drogenmissbrauch, Jugendliche) und bei der Behandlung von Rückfallen oder resistenten Keimen, insbesondere multiresistente Tuberkulose. Eine „mechanische Hilfe“ für eine DOT stellt die Verwendung eines Medikamentenbehälters mit einem elektronischen Zählmechanismus dar, der jede Öffnung des Behälters registriert. Der „Kitteltaschenbrockhaus“ Was steht drinnen? bzw: was soll drinnen stehen wenn das „Werk vollendet ist“ • • • • • • • • • Extramurale Verschreibung von Antituberkulotika Prävention und Arbeitsschutz Medikamentöse Behandlung der TBC Möglichkeiten zur Steigerung der Adherence von TBC Patienten Dosierung, Teilbarkeit, Mörserbarkeit, Einnahmemodalitäten Die wichtigsten Nebenwirkungen der Tuberkulostatika und ihre Behandlung Substanzspezifische NebenwirkungenSupportivtherapie Interaktionen Tuberkulose und HIV Die „Mykobakterien Challenge“ Mycobacterium tuberculosis in der Ziehl-Neelsen-Färbung • Hydrophobe Zellwand mit hohem Anteil wachsartiger Lipide (Ursache der „Säurefestigkeit“) • Langsames Wachstum (im Vgl. zu anderen Erregern Generationszeit ca. 15 – 20 h statt 15 – 20 min (positive Kulturen nach 48 Tagen, statt nach 24-48 h) • Intrazelluläre Langzeitpersistenz in Makrophagen • Leichte Mutation zur Chemoresistenz (Mutationsrate bei 10-5 bis 10-6) Zusätzlich ungünstige Einflüsse in den spezif. granulomatösen Entzündungsherden: • saurer pH Wert in den Phagolysosomen • O2 Mangel u. dadurch langsame / intermittierende Proliferation der Erreger im Zentrum verkäsender Tuberkulome • hohe metabolische Aktivität bei extrazellulären und in belüfteten Kavernen proliferierenden Erregern Stadien der Tuberkulose und Bedingungen für die antituberkulotische Therapie Frisches Granulom: Monozyten sowie Epitheloid- und Riesenzellen mit hoher Zahl aktiver, proliferierender Erreger, meist in saurem Milieu der Phagolysosomen INH, RMP, EMB, PZA Käsig verändertes Granulom: Dichter Randwall aus Monocyten um das nekrotische Zentrum des Granuloms; darin nur wenige, wegen O2Mangels nur gering profilierende Erreger INH, RMP, EMB, PTA Offene Kaverne: Nach Durchbruch des Granuloms in den Bronchus erhöhte Proliferation, auch extrazelluär im kavernösen Sekret INH, RMP, EMB Abgekapselter Kalkherd: Wenige, ruhende, chemotherapeut. nicht erreichbare Mykobakterien EMB =Ethambutol; INH = Isoniazid; PZA= Pyrazinamid; RMP = Rifampizin; PTH =Protionamid Neue Wirkstoffe Reservemedikamente orale 2nd line AM Fluor chino lone InjAM Orale 1st LineMedikamente Wirkstoffe zur Behandlung der TBC Standardtherapie der aktiven TBC 2 Monate INH + RFA + PZA + EMB, gefolgt von 4 Monaten INH + RFA Standardtherapie der aktiven TBC Faktoren, die die Bioverfügbarkeit beeinflussen Halbwertszeit Toxizität Art der Nahrung Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme Arzneimittelwechselwirkungen Therapeutisches Fenster Patientenfaktoren Wirkungslosigkeit MEC: Minimum effective concentration Nach: Presentation by the Department of Sexual Health and HIV Medicine and Birmingham Heartlands HIV Service, 2010. Available at: http://www.sexualhealthbirmingham.nhs.uk/wpcontent/uploads/2010/07/002%20Steve%20what%20is%20potency%20Final.pdf Accessed June 2012 „Patientenabhängige Faktoren“: Einnahme Wirkstoff Applikation Teilbar / mörserbar Anmerkungen Isoniazid V J J Nach Nahrungsaufnahme, insbes. nach Aufnahme KH, Resorption INH ↓. In z.B. Thunfisch, Käse enthaltenen Monoamine können zu Unverträglichkeiten führen, da INH die Histaminase hemmt. Rifampicin 30 min V / 2h N X X Pyrazinamid Ethambutol Rifabutin Levofloxacin V/N U U U J J N J J J J J Moxifloxacin Prothionamid U M J J J J Terizidon 4-Aminosalicylsre M U N N N N Clofazimin Linezolid M U N X N X RFA zumindest 1 Stunde vor Anwendung eines Antazidums einnehmen! Bei Magenunverträglichkeit leichte Mahlzeit Als Einzeldosis einnehmen; nicht mit dem Essen Als Einzeldosis einnehmen tägliche Einzeldosis zu jeder Tageszeit 2 h vor /nach Einnahme von Fe-, Znsalzen, Mg- oder Al-haltige Antazida, Didanosin (Al- od. Mghältige Puffersubstanzen) od. Sucralfat, Resorption ↓.CAVE: i.v. Lsg nicht mit Heparin oder alkalischen Lösungen mischen Metallischer Beigeschmack Tagesgesamtdosis als Einzelgabe kurz vor Schlafengehen. Wahrnehmung von UAW (GI Beschwerden) ↓ Dosis einschleichen; über den Tag verteilt einnehmen Dosis einschleichen; Beutelinhalt in Tomaten- od. Orangensaft (saure Flüssigkeiten!) oder Apfelmus mit Milch oder einer Mahlzeit einnehmen Nahrung mit hohem Tyramin-Gehalt (z.B. reifer Käse, Hefeextrakte, nicht destillierte alkoholische Getränke, Sojasauce)vermeiden – starker Anstieg des Blutdrucks Clarithromycin Amoxicillin/Clavulansäure U M X X X X Nahrungsmittel haben keinen Einfluss auf die Bioverfügbarkei Einnahme zu Beginn Mahlzeit, Magen-Darm- Unverträglichkeit ↓ Bedaquilin M N J Mit Nahrung einnehmen, da dadurch orale Bioverfügbarkeit um das 2-fache erhöht wird Delamanid M N N - J = Ja N = Nein X = abhängig von Produkt, V =vor dem Essen M = mit dem Essen N = Nach dem Essen U = Unabhängig von den Mahlzeiten Arzneimittelwechselwirkungen Protonenpumpen Inhibitoren: die „harmlose“ Co-Medikation Sinn und Unsinn des Magenschutzes Cytochrom Interaktionen Circadianer Ablauf Acidität Mageninhalt vor und während Behandlung mit Omeprazol / Ranitidin Einnahme Omeprazol 1 x tgl 9h Einnahme Ranitidin 2 x tgl 9 h und 22 h Blau: H+ Konzentration unter Omeprazol Rot: H+ Konzentration unter Ranitidin Schwarz: „normaler circadianer Verlauf Nach Lanzon-Miller et.al. Aliment. Pharmacol.Ther. 1987, 1, 239-251 Verminderte Wirkstoffresorption durch Änderung des Magen pH-Wertes Erhöhung des pH-Wert im Magen(>3,5) Resorptionsstörung von schwachen Basen!!! nicht gleichzeitig mit Indinavir, Atazanavir, Nelfinavir Tipranavir, (AUC<40-90%) mit Posaconazol (AUC< 50%) mit Itraconazol (AUC< 80%) mit Sorafenib, Erlotinib (AUC<46%) Cave mit Eisen mit Magnesium mit Vit B12 oral Fachinformation 2010; Ito T et al;Curr Gastroenterol Rep.2010 Verminderte Wirkstoffresorption durch PPI ATV = Atazanavir (Reyataz ®) RTV = Ritonavir (Norvir ®) nach Agarwala S, et al. CROI 2005, Poster 658; Atazanavir SmPC Available at: www.emea.europa.eu/ Accessed June 2012 Veränderte Wirkstoffresorption durch Cytochrominteraktion Substrat von Substrat von CYP2C19 CYP3A4 Esomeprazol +++ ++ Lansoprazol ++ ++ Omeprazol +++ + Pantoprazol ++ + Rabeprazol + + Inhibitor von CYP2C19 ++ +/+++ - Inhibitor von CYP3A4 +/- Fachinformation 2009; Blume. drug safety2006 Nebenwirkungen und Risiken einer PPI Behandlung: Verdauung Magensäure ist notwendig für die Verdauung von Eiweiß aus der Nahrung. Verdauungsenzyme wie Pepsin nur in saurem Milieu effektiv arbeiten. Durch die Erhöhung des pH Wertes im Magen kann es zu Oberbauchbeschwerden wie Bauchschmerzen, Nausea, Diarrhoe, Obstipation oder Blähungen kommen. Protonenpumpenhemmer stehen im Verdacht, die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien zu fördern. Weitere akute UAW (<12W): 1-3% sind: Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Leukopenie, Hauterscheinungen (Ausschlag, Rash, Pruritus, Exanthem, selten Lyell Syndrom) Susanne C. Diesner, Isabella Pali-Schöll, Erika Jensen-Jarolim, Eva Untersmayr: Mechanismen und Risikofaktoren für Typ 1 Nahrungsmittelallergien: Die Rolle der gastrischen Verdauung Wiener Medizinische Wochenschrift , 2012, Volume 162, Issue 23-24, pp 513-518 Nebenwirkungen und Risiken einer PPI Behandlung: Enteritiden Durch den Verlust der natürlichen Säurebarriere kommt es bis zu 3 x häufigerem Auftreten von Enteritiden durch Salmonella oder Campylobacter jejuni und insbesondere Clostridium difficile.1,2 Für Letztere war dies auch unabhängig von einer vorausgegangenen antibiotischen Therapie. 1. Bavishi C, Dupont HL. Systematic review: the use of proton pump inhibitors and increased susceptibility to enteric infection. Aliment Pharmacol Ther 2011; 34:1269-81. 2. Deshpande A, Pant C, Pasupuleti V, et al. Between Proton Pump Inhibitor Therapy and Clostridium difficile Infection in a Meta-Analysis. Clin Gastroenterol Hepatol 2011 Nebenwirkungen und Risiken einer PPI Behandlung: Pneumonien Eine Metaanalyse mit über 120 000 Patienten errechnete ein erhöhtes Risiko (bis zu 1 % ) für ambulant erworbene Pneumonien unter PPIs.1,2 Erstaunlicherweise war dieses Risiko nur mit einer Kurzzeittherapie von bis zu 30 Tagen assoziiert. 1. Herzig, S. J. et al., Acid-suppressive medication use and the risk for hospital acquired pneumonia. J. Am. Med. Ass. 2009, 301, 2110-28 2. Giuliano C, Wilhelm SM, Kale-Pradhan PB. Are proton pump inhibitors associated with the development of community-acquired pneumonia? A meta-analysis. Exp Rev Clin Pharmacology 2012;5:337-344. Wichtige Cytochrom Interaktionen Amiodaron Ciprofloxacin Enoxacin Fluvoxamin Fluorchinolone Isoniazid Mexiletin Naringin* Norfloxacin Perazin Propafenon Ticlopidin Carbazepin Insulin Modafinil Omeprazol Rifampicin Ritonavir Tabakrauch Amiodaron Fluconazol Fluvoxamin Isoniazid Levofloxacin Miconazol Ritonavir Sulfaphenazol Valproinsre Voriconazol Carbamazepin Rifampicin Ritonavir Chloramphenicol Esomeprazol Felbamat Fluoxetin Fluvoxamin Ketoconazol Lansoprazol Miconazol Moclobemid Modafinil Omeprazol SSRI Ticlopidin Ginko Phenytoin Rifampicin Nach: Cascorbi, I. Drug interactions? Principles, Examples and Clinical Consequences. Dtsch Arztebl Int. 2012 (109 ), 546-555; MediQ Rot: ausgeprägte Interaktion orange: mittlere Interaktion schwarz: schwache oder nicht definierte Interaktion Amiodaron Buproprion Chinidin Chlorprothixen Diphenhydramin Duloxetin Fluoxetin Levomepromazin Melperon Metoclopramid Metoprolol Moclobemid Paroxetin Perphenazin Propafenon Propranolol Ritonavir SSRI Thioridazin - Aprepitant Amiodaron Atovastatin Cisaprid Clarithromycin Dilthiazem Erythromycin Fluconazol Indinavir Itraconazol Ketoconazol Makrolide Mifepriston Naringin* Nelfinavir Ritonavir Saquinavir Simvastatin Trolendomycin Verapamil Voriconazol Induktor Inhibitor CYP3A4/5 Induktor CYP2D6 Inhibitor Induktor CYP2C19 Inhibitor Induktor CYP2C9 Inhibitor Induktor Inhibitor CYP1A2 Carbamazepin Dexamethason Efavirenz Hyperforin Oxybutynin Phenobarbital Phenytoin Primidon Rifabutin Rifampicin Dosisanpassung → Behandlung UAW des GI Traktes : Interaktion mit ↓ Metoclopramid N L Q K Dimenhydrinat N Q Dimeticon * Simeticon * Ondansetron L Q K N N * * L Q K Q K N * * * * Rifabutin RFB Amikacin AMK Capreomycin CM Levofloxacin LFX Moxifloxacin MFX Prothionamid PTH Terizidon TRD/CS 4-Aminosalicylsre PAS Clofazimin CFZ Linezolid LZD * N * Q Q Amoxicillin/Clavulansre AMX/CLV Thioacetazon THZ Bedaquilin BDQ Delamanid DLM N Q Imipenem/Cilastatin IMP Clarithromycin CLR N Ethambutol EMB Tuberkulostatika → L Pyrazinamid PZA L K Rifampicin RFA Isoniazid INH Welche Kombinationen sollten aufgrund von CYP Interaktionen vermieden werden? L K L N N N * * L Q K Q K N * * * * N Q * N * Q Q RFA PZA EMB RFB AMK CM LFX MFX PTH TRD/CS PAS CFZ LZD CLR IMP AMX/CLV THZ BDQ DLM Dosisanpassung → INH Welche Kombinationen sollten aufgrund von CYP Interaktionen vermieden werden? Tuberkulostatika → Systemische Behandlung kutaner UAW : Interaktion mit ↓ Bilasten * Cetirizin * Desloratadin * Fexofenadin N Levocetirizin N Loratadin * Montelukast * Zafirlukast L Ciclosporin L Ranitidin * Omalizumab * Psychopharma siehe Psychische UAW Cimetidin N Ketofifen K Aprepitant * Nalfurafin * Naltrexon * Naloxan K Die wichtigsten UAW der Tuberkulostatika Nebenwirkungsmanagement am Beispiel GI Beschwerden GI Beschwerden unterliegen einem starken pharmakodynamischen Einfluss Kombination von Wirkstoffen mit 2 Wirkstoffen mit z.B. dem Risiko einer Diarrhö führt nicht zu einer Verdoppelung der Gefahr der UAW, sondern zu einem synergistischen Effekt. Nicht medikamentöse Intervention: Zeitliche Trennung der Einnahme oder Umstellung des Schemas kann die Beschwerden lindern und somit die Einnahmetreue der Patienten erhöhen. Übelkeit kann gegengesteuert werden durch: • Einnahme von häufigen kleinen Mahlzeiten, • nur mäßiger Konsum von Fett und Milchprodukten • Vermeiden von Kaffee, Nikotin, Alkohol, Aspirin oder auch zu scharfem Essen Nebenwirkungsmanagement am Beispiel GI Beschwerden Medikamentöse Therapieoptionen sind z.B. Metoclopramid. CAVE: Bei regelmäßiger Einnahme oder höheren Dosierungen sind Dyskinesien zu beachten. Weiters kommen in Frage: Dimenhydrinat, Dimeticon, Simeticon oder 5HT3-Antagonisten wie Ondansetron. Antiemetika sollten nicht bei Bedarf, sondern für ein bis zwei Wochen regelmäßig eingenommen werden, am besten 30-45 Minuten vor jeder TuberkulostatikaEinnahme. Persistiert die Übelkeit über einen Zeitraum von zwei Monaten hinaus, so ist eine Therapieumstellung zu erwägen. PPI bringen in dieser Indikation KEINEN Therapievorteil!! Nebenwirkungsmanagement am Beispiel GI Beschwerden Wichtigste Maßnahme bei massivem Durchfall ist der Ausgleich von Flüssigkeitsund Mineralstoffverlusten. Bei Elektrolytverlusten sind Elektrolytlösungen in Pulverform, Sportgetränke oder Kräutertees sinnvoll. Man kann eine Rehydrationslösung selbst herstellen: 5 Orangen auspressen, abgekochtes raumtemperiertes Wasser oder Tee zu einem Liter auffüllen und einen Teelöffel jodiertes Salz und zwei Esslöffel Zucker dazugeben. Sehr oft sind bei Diarrhoen sind Haferkleie-Tabletten wirksam. Sie können gleichzeitig mit der Antimykotischen Medikation eingenommen werden (Tagesdosis 1500 mg). Nebenwirkungsmanagement am Beispiel GI Beschwerden Die orale Gabe von Glutamin (10-30 g/Tag) oder Alanyl-Glutamin (i.v. bis 44 g/Tag) kann Diarrhoen lindern und die Malabsorption tuberkulostischer (und auch antiviraler) Medikamente wesentlich reduzieren. Ebenfalls gut wirksam: Flohsamen (max. 30 g/Tag), CAVE: nicht mit Loperamid oder Opiumtropfen und zeitlich versetzt zu den Tuberkulostatika eingenommen werden, das gilt auch für Ausgleich des Calcium- und Magnesium Haushaltes durch Substitution! HIV und TBC Co-Infektion Die Behandlung HIV-infizierter Tuberkulosekranker wird erschwert durch: • ihr geschwächtes Immunsystem • die vielfältigen Wechselwirkungen, die antituberkulöse Medikamente mit denjenigen Medikamenten haben, die wegen der HIV-Infektion eingesetzt werden müssen • eine erhöhte Nebenwirkungsrate der antituberkulösen Antibiotika • ein gehäuftes Auftreten resistenter Tuberkulose-Bakterien. • Sehr hohe Anzahl an tgl. einzunehmenden Tabletten – Adherence!! HIV und TBC Co-Infektion: TB Behandlungsschema 2 Monate tgl. oralen Einzeldosen Isoniazid (10-15 mg/kg), Rifampicin (10-20 mg /kg), Pyrazinamid (20–40 mg/kg) und Ethambutol (15-25 mg/kg). Bei Sensitivität gegenüber Isoniazid und Rifampicin können Ethambutol und Pyrazinamid nach zwei Monaten abgesetzt werden. Rifabutin (RFB – schwächerer Enzyminduktor ) kann alternativ zu RFA eingesetzt werden minimale Gesamttherapiedauer: pulmonale Tuberkulose 9 Monate extrapulmonale Formen 12 Monate. Kommt es unter TBC-Therapie und ART zu Fieber, einer Zunahme von Lymphknotenschwellungen, pulmonalen und ZNS-Infiltraten, ist dies als Immunrekonstitutionsyndrom zu werten. In diesen Fällen wird eine 1-2-wöchige Therapie mit Steroiden oder nicht-steroidalen antiinflammatorischen Medikamenten empfohlen. HIV und TBC Co-Infektion Bei neu HIV-diagnostizierten Patienten mit TBC sollte die ART erst nach vier Wochen tuberkulostatischer Therapie begonnen werden. ART Therapie: Triple Therapie aus 2 NRTI (Emtriciabin FTV, Tenofovir TDF) + NNRTI (Efavirenz EFV), zusammengefasst als Single Tablet Regime in Atripla ® Interaktionen mit TB Medikation möglich, → Spiegelmessungen nach 2 Wochen empfohlen. Alternativen: Die Kombination von Raltegravir (IN) mit TDF+FTC (NRTI) (Isentress + Truvada) kommt unter engmaschiger Beobachtung als alternative ART in Betracht. HIV und TBC Co-Infektion: Alternativen in ART Medikation? Für Etravirin (Intelence NNRTI) gibt es nur pharmakokinetische Fallberichte (Gagliardini 2014). Reine NRTI-Kombinationen sind suboptimal und stellen nur bei Patienten mit einer Viruslast <100.000 Kopien/ml eine Option zur Überbrückung dar, bis die antituberkulöse Therapie abgeschlossen ist (EACS 2013). EI: Maraviroc (Celsentry) bisher nur wenige klinische Daten. PIs unter Tuberkulosetherapie: nur bei fehlenden anderen Alternativen! Nur mit Ritonavir-Booster, nur in angepasster Dosis in Kombination mit Rifabutin und nur unter Serumspiegelkontrolle verabreicht werden (Loeliger 2012). Geringe Datenlage für z.B. Darunavir (Prezista) Rifabutin-Plasmaspiegel können bei täglicher Therapie (150 mg) in Kombination mit Lopinavir/r (Kaletra) um ca. 1/3 erhöht sein (Lan 2014). Die dreimal wöchentliche Gabe von 150 mg RFB führte zu um 44 % niedrigeren Plasmaspiegeln. Danke für die Aufmerksamkeit! Kontakt: irene.lagoja@wienkav.at Tel: 0664-813 15 05