„Tropische Träume“ Auf der Seychellen-Insel La
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„Tropische Träume“ Auf der Seychellen-Insel La
natur / reise Tropische Träume Autsch!!! Die Stiche jucken ganz schön fies. EREISER? FIEB.travel. FOTOS: REINHARD SCHMID/SCHAPOWALOW, SONJA HÜSLER (3) wwwele.ch t Bilderbuchbucht im Indischen Ozean: Anse Source L’Argent. Auf der Seychellen-Insel La Digue werden Sandfloh-Stiche mit Zitrone behandelt, Velos nicht abgeschlossen und Fünfsternehotels bekämpft. Text und Fotos: Sonja Hüsler 16 Jules und seine Schildkröte: Wer ist der grössere Playboy? MEHR ÜBER TRAUMINSELN AM TV Universum Mauritius – Indischer Ozean DO | 10. Juli | 17.45 | 3sat B esorgt schaut Jules auf mein rechtes Bein. «Sieht nicht gut aus. Hast du dir die Stiche auf Praslin geholt?» Wieso weiss er das? «Auf La Digue gibt’s keine Sandflöhe, da drüben schon.» Jules schaut in Richtung Praslin, der zweitgrössten Seychellen-Insel. «Streich dir ja nichts mehr von diesem rosa Zeug drauf, hier lösen wir das Problem effizienter und vor allem natürlicher.» Jules meint Caladryl-Lotion. Die Tinktur gibt’s auf Praslin in jedem Dorfladen. Genützt hat sie bisher allerdings nicht. Es vergehen keine zwei Minuten, schon steht Jules mit einer Zitrone neben mir, kratzt die juckenden Blasen mit der Schale auf und träufelt Zitronensaft in die Wunde. Der Betrieb in seinem winzigen Strandcafé an der lauschigen Anse Banane kommt derweil zum Erliegen. Die restlichen Gäste scheint das nicht zu stören. Sie haben sich längst dem beschaulichen Trott von La Digue hingegeben. Auf der 5 km langen und 3 km breiten, üppig grünen Insel prägten bis vor ein paar Jahren noch Ochsenkarren den Alltag. Heute gibt es gerade mal 50 Fahrzeuge, denn Fortbewegungsmittel Nummer eins ist das Velo. Einheimische und Touristen pedalen gemütlich über die Insel, auf der man jede Stelle in weniger als einer Stunde erreicht und wo der Weg entweder an einem Strand oder im grünen Nirgendwo endet. Abgeschlossen werden die klapprigen Drahtesel nie – auf La Digue wird nicht geklaut. David, der Sohn der Besitzer der Chalets «Fleur de Lys», die nur einen Kilometer vom Hafen entfernt sind, sitzt auf der Veranda der Réception. Er schmunzelt, als er die Sandflohstichgeschichte hört. Selbstverständlich kennt er Jules. «Wir sind hier wie eine kleine Familie. Und vieles gehen wir auf La Digue etwas anders an als sonst wo auf den Seychellen.» Das fängt damit an, dass 17 natur / reise nicht so unbekannt, steht sie doch in jedem Reiseführer. Trotzdem laufen nur wenige bis dorthin: Die ungestüm tobenden, mannshohen Wellen in den zwei davorliegenden Buchten schrecken die meisten Touristen ab. Missmutig trotten sie von dannen und radeln zurück an die Westküste zur Anse Sévère, wo meist badefreundlicheres Meer lockt. die meisten Unterkünfte auf der Insel Einheimischen gehören, einfache Selbstversorger-Bungalows bzw. preiswerte, familiäre Gasthäuser. Viersternehotels lassen sich an einer Hand abzählen. Ein Fünfsterne-Haus? Gibt es nicht. Ein riesiges Luxushotel-Projekt am weltberühmten Strand Anse Source d’Argent (siehe gr. Bild vorne) konnte der Liverpool-Fan mit Kollegen erfolgreich verhindern. «Die Idylle und die Ursprünglichkeit unserer Insel sind unser Kapital. Wenn das zerstört wird, ist La Digue verloren – und wir ebenso.» Dabei würde sich die Mühe lohnen: Hat man sich erst mal durch einen Vorhang aus Mangroven, Kokospalmen, Takamaka-, Brotfrucht- und indischen Mandelbäumen geschlagen, steht man ganz zuhinterst an der Anse Cocos vor einer Traumbucht, oft menschenleer. Der Indische Ozean zeigt sich hier nicht so klischeehaft türkis wie am Touristenmagnet Anse Source d’Argent. Zu wild, zu wuchtig bricht die Brandung Im puderzuckerfeinen Sand der Anse Source d’Argent darf sich darum nach wie vor jeder unter Kokospalmen verlustieren und die bizarren, wie von Zauberhand gemeisselten Granitblöcke bewundern. Die Anse Source d’Argent ist das Synonym eines Traumstrandes und wohl der berühmteste und meistfotografierte Küstenstreifen der 115 Seychellen-Inseln. Dort räkelte sich seinerzeit schon die holländische Schauspielerin Sylvia Kristel (1952–2012), als der legendäre Erotikstreifen «Emanuelle» gedreht wurde. Inzwischen haben auch Hochzeitspaare die Traumkulisse für sich entdeckt – und natürlich Modefotografen. «Fahr mit dem Velo zur Grand Anse», schlägt David vor, «von da läufst du weiter zur Anse Cocos.» Die schweisstreibenden 30 Minuten über Stock und Stein seien es mehr als wert, wenn man den Touristen-Hotspots entkommen möchte. David kennt jede noch so verborgene Ecke der Insel. Anse Cocos ist aber gar sich am nahen Riff. Das Resultat ist ein verwaschenes Grün, das in ein dunkles Nachtblau übergeht und dem Strand einen eigentümlichen Charme verleiht. In einem kleinen, natürlichen Pool lässt es sich gefahrlos planschen und die Salamander beobachten, die sich auf den heissen Granitblöcken sonnen. Stundenlang. Das Wasser ist angenehm warm, was sehr praktisch ist: Salzwasser soll den Wundheilungsprozess fördern – in Kombination mit dem Zitronensaft. Tatsächlich: Der Tipp hat gewirkt. Schon nach einem Tag hat sich die lädierte Haut spürbar erholt, was Jules froh stimmt. Denn sein Lebensmotto lautet: «Nur wenn ein Mann eine Frau glücklich machen kann, ist er es selber auch.» Mit oder ohne Zitrone ist in diesem Moment völlig egal! n Natürlicher Pool an der Anse Cocos: Rechts und links tobt die Brandung. Sicht über die Insel vom Aussichtspunkt Belle Vue. Ob Touristen oder Einheimische: Auf La Digue fahren alle Velo. WISSENSWERTES Anse Source d'Argent Obwohl jeder Strand auf den Seychellen für jedermann frei zugänglich ist, muss man 100 SR (ca. Fr. 6.90) bezahlen, um an die Anse Source d’Argent zu kommen, da der Weg über L’Union Estate führt. Das Gelände wurde seiner Kolonialgebäude wegen zum Nationalerbe erklärt. Chez Jules Café Das kleine Strandresti befindet sich an der Anse Banane auf der Ostseite der Insel. Drei einfache Holztische stehen direkt an der kaum frequentierten Uferstrasse. Während man köstliche Fisch- und Oktopuscurrys verspeist (ab Fr. 12.–), trippeln einem Hühner über die Füsse, und ab und zu zeigt sich Jules’ Schildkröte «Playboy». Lassen Sie sich nicht von der Unordnung abschrecken: Sie widerspiegelt die typische seychellisch-paradiesische Gelassenheit, Tel. +248-4234287. Anse Cocos Um an diesen Strand an der wilderen Ostseite zu gelangen, ist gutes Schuhwerk empfehlenswert. Turnschuhe reichen. Auf La Digue braucht man sowieso nur zwei Paar Schuhe: Flipflops und Sneakers. Schattenplätze sind an der Anse Cocos rar, es gibt auch keine Beach-Bar, darum unbedingt genügend Trinkwasser mitnehmen. 18 Reiseführer «Seychellen» aus dem DuMont-Verlag (2013, Fr. 42.90). Man spürt, dass sich der erfahrene Reise- führer-Autor Wolfgang Därr in die Seychellen verliebt hat. Die persönlich gefärbten Tipps machen es einfach, seine Ferien auf den Trauminseln zu planen. La Digue Victòria Die Chalets «Fleur de Lys» stehen in einem herrlichen tropischen Garten. Spezialist Manta Reisen ist spezialisiert auf Tauchreisen und Ferien im Indischen Ozean. Nebst Luxushotels hat Manta ein Netz an einfachen und persönlich geführten Gasthäusern und Self-CateringBungalows aufgebaut. Wichtig: Unbedingt frühzeitig reservieren, da die Unterkünfte meistens nur über wenige Zimmer verfügen! Die grossen und rustikalen (in einem gepflegten Garten gelegenen) Chalets «Fleur de Lys» kann man bei Manta ab Fr. 2154.– pro Person buchen: eine Woche inklusive Flug ab/ bis Schweiz, Inlandflug, Flughafentaxen, Transfers, aber ohne Mahlzeiten. manta.ch, 044 277 47 00 FOTOS: SONJA HÜSLER Anreise Mit dem Propeller-Flugi (ca. € 100) von der Hauptinsel Mahé nach Praslin und von dort mit der Fähre (ca. € 14) in 15 Minuten nach La Digue. Wer nicht fliegen mag, nimmt die einstündige, manchmal ziemlich raue Fährenfahrt von Mahé nach Praslin in Kauf. 19