Wissenschaft und Technik im Islam V

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Wissenschaft und Technik im Islam V
W i s s e n s c h a f t u n d Te c h n i k
im Islam
V
Veröffentlichungen des
Institutes für Geschichte der
Arabisch-Islamischen Wissenschaften
Herausgegeben von
Fuat Sezgin
Wissenschaft und Technik
im Islam
V
2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main
WIS S ENSCHAF T UND
TECHNIK IM I S L AM
Band V
K A TA L O G D E R I N S T R U M E N T E N S A M M L U N G
DES INSTITUTES FÜR GESCHICHTE DER
ARABISCH-ISL AMISCHEN WISSENSCHAFTEN
von
Fuat Sezgin
in Zusammenarbeit mit
Eckhard Neubauer
10. P H Y S I K U N D T E C H N I K
11. A R C H I T E K T U R
. 12. K R I E G S T E C H N I K
13. A N T I K E O B J E K T E
2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main
ISBN 3-8298-0072-X (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. I-V)
ISBN 3-8298-0071-1 (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. V)
© 2003
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
Westendstrasse 89, D-60325 Frankfurt am Main
www.uni-frankfurt.de/fb13/igaiw
Federal Republic of Germany
Printed in Germany by
Strauss Offsetdruck
D-69509 Mörlenbach
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 10: Physik und Technik . . . . . . . . . . . . . 1
Waagen und Meßgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Pumpwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Mühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Diverse Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Automaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Schlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Perpetua mobilia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Kapitel 11: Architektur . . . . . . . . . . . . . . 63
Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
Hospitäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Moscheen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Kapitel 12: Kriegstechnik . . . . . . . . . . . . . . . 91
Einleitung . . . . . .
Bliden und Armbruste
Granaten und Raketen
Feuerwaffen . . . . .
Kriegsmaschinen . . .
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. . . . . . . . . . 106
. . . . . . . . . . 120
. . . . . . . . 131
. . . . . . . . . 136
Kapitel 13: Antike Objekte . . . . . . . . . . . . . . . 139
Objekte aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Stein . . . . 141
Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil 177
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . .
Indices . . . . . . . . . . . . . . .
I. Personennamen . . . . . . . . .
II. Ortsnamen und Sachbegriffe
III. Büchertitel . . . . . . . . . .
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207
214
214
219
226
Kapitel 10
P h y s i k u n d Te c h n i k
Waagen
«Die im Altertum und Mittelalter vorkommenden
Wagen sind sämtlich Hebelwagen und bestehen
aus einem um eine horizontale Achse (miΩwar)
drehbaren Balken (‘am‚d, auch qa◊aba), einem
Hebel, dessen Schwerpunkt unterhalb der Achse
gelegen ist. An dem einen Arm des Balkens wird
der zu wägende Gegenstand (die Last) und an dem
anderen die ihn wägenden Gewichte, meist in
Schalen, aufgehängt. Dabei können die Arme
gleichlang sein oder nicht; man hat dann die
gleicharmige oder die ungleicharmige Wage.» 1
«Bei der theoretischen Behandlung der Wage
kommt zunächst in Betracht die Definition des
schweren und leichten Körpers, die Bestimmung
des Schwerpunktes, diejenige des stabilen, labilen
und indifferenten Gleichgewichtes, die durch die
gegenseitige Lage von Schwerpunkt und Unterstützungspunkt gegeben ist, die Untersuchung der
Frage, ob es von Einfluß ist, ob die Gewichte am
Hebelarm selbst angreifen oder an mit diesem verbundenen Stäben, die senkrecht zum Balken stehen und gegen ihn geneigt sind.»2
Daß die Araber vor dem Islam und im Frühislam
eine funktionierende Form der Waage besaßen,
steht außer Zweifel. Sie machen auch kein Hehl
daraus, daß sie die theoretische Betrachtung der
Waage von den Griechen übernommen haben. Der
Literat und Naturphilosoph al-©®Ωi˙ nennt in der
Mitte des 3./9. Jahrhunderts unter den von den
Griechen ererbten Gegenständen die Schnellwaage
oder römische Waage (qarasfl‚n).3
al-Qarasfl‚n (karistíwn) «ist ein zweiarmiger,
ungleicharmiger Hebel, dessen Schwerpunkt unter
dem Unterstützungspunkt liegt. Der zu wägende
Gegenstand, die Last G1, befindet sich an dem kürzeren Arm im Abstand l1 vom Drehpunkt; das zum
Wägen dienende Gewicht G2, das Laufgewicht
(rumm®na), ist auf dem längeren Arm verschiebbar. Tritt Gleichgewicht ein bei einem Abstand l2 ,
1
Eilhard Wiedemann, Artikel Δarasfl‚n, in: Enzyklopädie des
Isl®m, Bd. 2, Leiden und Leipzig 1927, Sp. 810b.
2
Ebd., Sp. 811a.
3
Kit®b al-ºayaw®n, ed. ‘Abdassal®m H®r‚n, Bd. 1, Kairo
1938, S. 81; E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811b.
4
E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811a.
so ist G1. l1 = G2 . l2 oder G1 : G2 = l2 : l1, d.h. die Gewichte G1 und G2 verhalten sich beim Gleichgewicht umgekehrt wie die Abstände l1: l2.»4
Der Satz über die Proportionalität, der allem Anschein nach erstmals von Archimedes formuliert
wurde, scheint im arabisch-islamischen Kulturkreis vom 3./9., vielleicht bereits vom 2./8. Jahrhundert an in seiner vollen Bedeutung erkannt
worden zu sein. Zwar sind die arabischen Werke,
die im 3./9. Jahrhundert dazu geschrieben wurden,
bis auf wenige verloren, doch gehört zu den der
Forschung bisher bekannt gewordenen Überresten
der Gattung einer ihrer bedeutendsten Vertreter.
Es ist das Kit®b al-Qarasfl‚n5 von ˘®bit b. Qurra
(gest. 288/901), einem der größten Gelehrten des
arabisch-islamischen Kulturbereichs.6 Wie viele
seiner Schriften fand auch dieses Buch von ˘®bit
b. Qurra im Abendland in lateinischer Übersetzung eine beträchtliche Nachwirkung, auch wenn
die bedeutendste Leistung des Autors durch die
Ungenauigkeit der Übersetzung dem Leser entgeht. Es ist seine Beweisführung, die in ihrer
Schlußfolgerung zum Begriff des unendlich Kleinen führt, eine infinitesimale Betrachtungsweise,
die den Alten noch unbekannt war.7
Die weitere Entwicklung der theoretischen Behandlung und der praktischen Erfolge in der Beschäftigung mit der Waage im arabisch-islamischen Bereich bis zum Beginn des 6./12. Jahrhunderts läßt sich dank der uns erhaltenen ausgezeichneten Schrift über m¬z®n al-Ωikma, die «Waage
der Weisheit», von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬
5
Ferdinand Buchner, Die Schrift über den Qarastûn von
Thabit b. Qurra, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 52-53/1920-21/141-188
(Nachdruck in: Islamic Mathematics and Astronomy, Bd. 21,
Frankfurt 1997, S. 111-158); Khalil Jaouiche, Le livre du
qarasfl‚n de ˘®bit ibn Qurra. Étude sur l’origine de la notion
de travail et du calcul du moment statique d’une barre homogène, Leiden 1976.
6
F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S.
260 -263; Bd. 5, S. 26 4 -272; Bd. 6, S. 163 -170.
7
F. Buchner, a.a.O. S. 162-163 (Nachdruck, a.a.O. S. 132133).
4
T E C H N I K
m¬z®n Ar·im¬dis nach al-ø®zin¬ (aus Th. Ibel, Die Wage S. 52).
(schrieb 515/1121) verfolgen.8 Das Buch vermittelt auch eine recht gute Übersicht über die vorausgegangene Literatur zum Thema. Zunächst beschreibt al-ø®zin¬ eine als archimedisch bezeichnete Waage (m¬z®n Ar·im¬dis).9 Es ist «eine gewöhnliche gleicharmige Wage mit zwei gleichen
Schalen, die linke für das Gold, die rechte für das
Silber. Auf dem rechten Arm verschiebt sich zur
Herstellung des Gleichgewichtes ein Gewicht.»10
Das richtungweisende Moment für eine kontinuierliche Entwicklung sowohl auf technischem als
auch auf literarischem Gebiet war die Untersuchung von Gold, Silber und weiteren Metallen sowie ihrer Legierungen. Die diesem Zweck dienenden Waagen mit verschiebbaren Schalen und
Laufgewichten, die sicherlich in archimedischer
Tradition standen, führten zum Begriff der «physikalischen Waage» (m¬z®n flab¬‘¬). Möglicherweise
war der Mediziner und Naturphilosoph Ab‚ Bakr
MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ (gest. 313/925) 11
der erste in der islamischen Welt, welcher damit
gearbeitet hat.
8
Nicolas Khanikoff, Analysis and extracts of Kit®b M¬z®n alΩikma [arabisch im Original] «Book of the Balance of Wisdom»,
an Arabic work on the water-balance, written by al-Khâzinî, in
the twelfth century, in: Journal of the American Oriental Society
(New Haven) 6/1860/1-128 (Nachdruck in: Natural Sciences
in Islam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 1-128); Thomas Ibel,
Die Wage im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1908, S. 73 162 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frankfurt 2001, S. 77-166); C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 902. Der Text wurde nach
einer Handschrift einer Moschee in Bombay herausgegeben
in Haidarabad 1940 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 219-510).
9
M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 78-79 (Nachdruck,
a.a.O. S. 392-395).
10
Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 51 (Nachdruck, a.a.O. S. 55).
Die von ar-R®z¬ beschriebene «physikalische Waage». 12
(aus Th. Ibel, Die Wage S. 154).
11
s. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd.
3, S. 274-294; Bd. 4, S. 275-282, 345; Bd. 5, S. 282, Bd. 6,
S. 187-188, Bd. 7, S. 160, 271-272.
12
al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad S. 83, Nachdruck S. 386)
zitiert ar-R®z¬’s Beschreibung folgendermaßen: «Bei der Bestimmung eines jeden Körpers und seines [Gewichts] Überschusses über einen anderen und bei der Ermittelung dieser Eigenschaft durch die physikalische Wage nimmt man eine möglichst sorgfältig geprüfte Wage; unter dem Ausdruck ‹sorgfältiges Prüfen der Wage› versteht man, daß man zwei Wagschalen
nimmt, die ein gleiches Volumen Wasser fassen und sie dem
Gewichte nach gleich macht, und zwar dadurch, daß man sie
auf der Außenseite mit der Feile abfeilt, nicht dadurch, daß man
etwas von ihr abschneidet, da man sonst das Fassungsvermögen
verringern würde. Sind beide Schalen gleich, so nimmt man
einen gleichmäßigen sorgfältig geprüften Balken; der ganze
Balken hat die Gestalt des qabb®n (Schnellwage), der konvex
gemacht ist. Dann hängt man an ihm die eine Schale auf. Der
zweiten Schale weisen wir ihren Ort am Ende des Balkens an,
dieser wird mittelst des Ringes durch das Ende des Fadens an
dieser Schale herabgezogen. Der Ring hat eine Spitze.» (Übers.
Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 153; Nachdruck, a.a.O. S. 157).
«In der linken Wagschale steht ‹Schale des Silbers, sie ist fest›
in der rechten ‹Schale des Goldes, sie ist beweglich› ... In die
feste kommt die zu bestimmende Substanz, in die bewegliche
ein ihr gleiches Gewicht. Die feste Schale wird nun in das Wasser getaucht und die bewegliche so lange, etwa bis h, verschoben, bis die Wage wieder in Ruhe ist. Hat man dann einmal den
Punkt a bezw. b festgesetzt, an dem sich die Schale bei Anwendung von reinem Silber bezw. reinem Golde befindet, so läßt
sich leicht der Gehalt der Legierung bestimmen. Ist nämlich bei
dem Versuche mit der Legierung die Schale in h, so ist das Verhältnis der Menge Goldes zu jener des Silbers wie ah : hb» (Th.
Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck, a.a.O. S. 158).
al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad zwischen S. 86 und 87, Nachdruck S. 380) gibt eine zweite Abbildung von ar-R®z¬’s Waage.
Sie zeigt offenbar die alternative Verwendung von Eisengewichten (vgl. Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck,
a.a.O. S. 158).
W A A G E N
&
5
M E S S G E R Ä T E
«Waage der Weisheit»
(m¬z®n al-Ωikma)
E
D
F
G
B
A
K
J
H
Die «Waage der Weisheit»
(m¬z®n al-Ωikma) von al-ø®zin¬,
nach Enzyklopädie des Islam, Bd. 3,
Sp. 611 (Art. m¬z®n).
Unser Modell:
Gesamthöhe: 135 cm.
Messing, teilweise vergoldet, mit Verzierungen.
Momentenarm mit gravierter Millimeter-Skala und
Zahlen, Länge: 98 cm.
5 vergoldete Waagschalen nebst Gewicht.
(Inventar-Nr. E 1.01)
Als höchste Stufe in der Entwicklung der Waage
erweist sich die eigentliche «Waage der Weisheit»
(m¬z®n al-Ωikma), die gegen 500/1115 von Ab‚
º®tim al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬13 entwikkelt und von seinem Zeitgenossen ‘AbdarraΩm®n
al-ø®zin¬14 vervollkommnet wurde.
13
s. al-Baihaq¬, Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m, Damaskus 19 46, S.
125-126; C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 856. Sein Buch über Waagen mit
dem Titel Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n ist in einer
unvollständigen Handschrift erhalten, Kairo, D®r al-kutub almi◊r¬ya, riy®¥. 1021 (9 ff.).
«Dem Wagbalken A (s. Abb. u.) gibt al-ø®zin¬
eine Dicke von 6 cm und eine Länge von 2 m. In
der Mitte ist er durch ein Stück C verstärkt, offenbar um eine Durchbiegung an dieser Stelle zu vermeiden. Dort ist ein Querstück B (‘ar¬¥a) eingelassen. Ihm steht ein ebensolches Querstück F am
unteren Teil der Schere gegenüber, in der die Zunge D, die etwa 1/2 m lang ist, spielt.»
14
C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1.
Suppl.-Bd., S. 902.
6
T E C H N I K
«Das obere Querstück E ist an Ringen an einem
Stab, der irgendwie befestigt ist, aufgehängt. An
genau gegenüberstehenden Stellen der Querstücke
B und F sind Stifte oder kleine Löcher angebracht,
an denen Fäden angebunden oder durch die solche
hindurchgezogen sind. Man umgeht dadurch die
Reibung an einer Achse, die bei dem großen Gewicht des Balkens recht beträchtlich ist. Der unter
der Mitte unter dem Wagbalken sichtbare Knopf
dient dazu, die Zunge an den Balken zu befestigen
oder, um sie gerade zu richten, herauszunehmen.
Die Zunge hat dazu an ihrem unteren Ende einen
Stift, der durch ein Loch im Balken geht. Alø®zin¬ bemerkt übrigens, daß man auch kürzere
Balken nehmen kann, dann müssen aber auch alle
anderen Abmessungen entsprechend kleiner sein.
Der Wagbalken ist nicht nur auf einer Seite, wie
die Figur angibt, sondern auf beiden geteilt. Die
Schalen sind an sehr zierlichen Ringen (∫ur®b,
«Raben») aus Stahl aufgehängt, deren Spitzen sich
in kleine Einkerbungen auf der Oberfläche des
Balkens einsetzen. Verwendet werden vor allem
bei den spezifischen Gewichtsbestimmungen, d.h.
bei der Untersuchung der Legierungen und Edelsteine, fünf Schalen. Von diesen heißt die Schale
H (Fig. 5a) die kegelförmige, oder al-Ω®kim, der
Richter, da sie zum Unterscheiden von echten und
unechten Stoffen usw. dient. Sie taucht in das
Wasser und ist, um weniger Widerstand beim Sinken zu finden, unten kegelförmig und zugespitzt
gestaltet. Die Schale J heißt die geflügelte
(mu™annaΩ) (Fig. 5b und 5c, Ansicht von der Seite und von oben).»
«Sie besitzt auf beiden Seiten einspringende Wände, damit man sie ganz nahe an die ihr benachbarten Schalen bringen kann. Sie heißt auch die verschiebbare, munaqqal. Außerdem ist noch ein verschiebbares Laufgewicht K (rumm®na saiy®ra)
vorhanden, das zum etwa nötigen Ausgleichen des
Gewichtes des leichteren Balkens dient; daher
heißt es auch die rumm®na des Ausgleichs (ta‘d¬l).
Die anderen Schalen dienen zum Auflegen von
Gewichten. Mit seiner Wage erreichte al-ø®zin¬
eine sehr große Genauigkeit; dies war bedingt
durch die Länge des Wagbalkens, durch die eigentümliche Aufhängung, dadurch, daß Schwerpunkt
Fig. 5a
Fig. 5b
Fig. 5c
Waagschalen nach al-ø®zin¬, aus Enzyklopädie des Islam,
Bd. 3, Sp. 611 (Art. m¬z®n).
und Drehungsachse sehr nahe aneinander lagen
und durch die offenbar sehr sorgfältige technische
Ausführung des Ganzen. Al-ø®zin¬ gibt selbst an,
daß, wenn das ganze Instrument 10 0 0 mi˚q®l wog,
man noch 1 Ωabba = 1/68 mi˚q®l nachweisen kann,
d.h. auf rund 4,5 Kilogramm noch 75 Zentigramm;
wir hätten eine Genauigkeit auf 1/60000 .»
«Al-ø®zin¬ hat seine Wage zu den verschiedensten Zwecken verwendet. Zunächst zur gewöhnlichen Wägung, zu allen Maßnahmen, die mit der
Bestimmung des spez. Gewichtes zusammenhängen, Untersuchung der echten (◊am¬m) und verfälschten Metalle, der Zusammensetzung von Legierungen, Umwandlung von Dirham in D¬n®re
und zu zahlreichen anderen Rechnungen im Handel. Bei all diesen Verfahren werden die Schalen
verschoben, bis Gleichgewicht vorhanden ist und
die gesuchten Größen in vielen Fällen gleich an
den Teilungen abgelesen.»15
15
Eilhard Wiedemann, Artikel m¬z®n, in: Enzyklopädie des
Isl®m, Bd. 3, Leiden und Leipzig 1936, Sp. 610b-612a; alø®zin¬, M¬z®n al-Ωikma, Ed. Haidarabad 1359/1940 S. 92 ff.,
Nachdruck, a.a.O. ab S. 367 rückläufig; gekürzte englische
Übersetzung: Ch. N. Khanikoff, Analysis and Extracts of ...,
Book of the Balance of Wisdom... in: Journal of the American
Oriental Society (New Haven) 6/1860/1-128; Th. Ibel, Die
Wage, a.a.O. S. 112ff.; Nachdruck, a.a.O. S. 116 ff.
W A A G E N
&
M E S S G E R Ä T E
7
Eisen, Spuren von Verzinnung,
Zahlen in Messing eingelegt.
Breite: 135 cm.
(Inventar-Nr. E 1.19)
Waage
Aus den Entwicklungsstadien der Waage in den
frühen Jahrhunderten der arabisch-islamischen
Kultur soll ein Exemplar auf uns gekommen sein.
Das im Science Museum in London befindliche
Stück wird in das 4./10. Jahrhundert datiert (s.
Abb. unten). Die Länge des Balkens beträgt etwa
2,5 m.16
Unsere in Ägypten erworbenen Waage weist eine
frappierende Ähnlichkeit mit dem Londoner Exemplar auf. Ihr Alter ist unbekannt, aber Herkunft,
Abb. aus W.R. Knorr,
a.a.O., pl. 11.
16
s. Wilbur Richard Knorr, Ancient sources of the medieval
tradition of mechanics. Greek, Arabic and Latin studies of
the balance, Florenz 1982, Pl. 11 nach S. 117.
Ausführung und Erhaltungszustand lassen kaum
mehr als 150 Jahre zu. Der Arm ist in 34 Einheiten
zu etwa 2,9 cm geteilt (nach der Beschriftung: 60230), diese sind in je 5 Punkte untergliedert.
8
T E C H N I K
Breite: 74,5 cm.
Eisen, Messing.
(Inventar-Nr. E 1.20)
osmanische
Waage
Waage in der Sammlung Dumbarton Oaks (acc. no. 40.11), angeblich Byzantinisch, 5.-6. Jh.
Nach W. R. Knorr, Ancient Sources..., a.a.O. pl. 4.
W A A G E N
&
Numerische Bestimmungen des
spezifischen Gewichtes
«Die Gelehrten der Antike haben ... zahlreiche
und genaue Messungen angestellt, so Archimedes,
da er sonst nicht die ihm vorgelegte Aufgabe, die
Zusammensetzung des Kranzes des Hiero [der
Krone des Königs Hiero von Sizilien] zu bestimmen, hätte lösen können; so auch Menelaus. Überliefert sind uns keine Zahlen ...»
«Die numerischen Werte, welche die muslimischen Gelehrten, die al Bîrûnî nennt, gewonnen
haben, sind nicht erhalten. Von Abu’l-Fa¥l [©a‘far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬] kennen wir wenigstens die
benützte Methode. Die ersten Angaben und zwar
für Metalle wie Edelsteine, die wir kennen, sind
von al Bîrûnî ...»
«Al Bîrûnî experimentierte mit größter Sorgfalt.
Alle Wägungen und Messungen nahm er an demselben Ort und zu derselben Jahreszeit vor; dadurch vermied er manchen Fehler. Die zu vergleichenden Metalle suchte er möglichst rein darzu-
M E S S G E R Ä T E
9
Unser Modell:
Glasgefäß, Höhe: 34 cm,
mit Meßbecher.
Schnellwaage aus Messing
auf Hartholz, Höhe: 48 cm.
(Inventar-Nr. D 1.23)
stellen. So reinigte er Gold fünfmal im Feuer, bis
es schwer schmolz und leicht erstarrte. Quecksilber preßte er so lange durch Tücher, bis es ihm
ganz rein erschien. Bevor er das gereinigte Blei
verwandte, entfernte er noch die sich bildende
Oxydschicht. Er wußte sehr wohl, daß noch etwas
Silber beigemengt war, doch konnte er dessen
letzte Spuren nicht entfernen. Mit gleicher Sorgfalt behandelte er das Silber, Kupfer, Eisen und
Zinn. Wegen ihrer Wichtigkeit untersucht er auch
zwei Legierungen, die Bronze (◊ufr), die aus Kupfer und Zinn zusammengesetzt ist und das Messing (·abah).»
10
T E C H N I K
«Nach diesen Vorarbeiten stellte sich al Bîrûnî die
Aufgabe, die Gewichte gleicher Volumina zu bestimmen. Dabei benützte er zunächst die Methoden seiner Vorgänger, macht aber nur nähere Angaben über diejenige des AΩmad ibn al Fa¥l [alBu¿®r¬].1 Dieser gebrauchte die beim Metallgießen
übliche Gußform. Die Gußform von al Bîrûnî faßte 40 mi˚q®l 2 Eisen. Die Wahl dieses Volumens
war wohl nur zufällig. Er gab ihr die Gestalt einer
Linse. Den leeren Raum des Modells goß er mit
den verschiedenen Metallen aus und wog sie dann.
Dies wiederholte er mehrmals, um sich von der
Genauigkeit der Resultate zu überzeugen. Jedesmal bekam er andere Werte, da die Form nicht
völlig standhielt. Er ließ deshalb diese Methode
fallen, ‹da sie nur Vermutung, nicht Sicherheit
gab›. Um eine haltbarere Form zu gewinnen, drehte er an einem Amboß aus Stahl eine Höhlung von
der Form einer Halbkugel aus und goß sie mit den
schmelzbaren Stoffen aus, hämmerte die Masse
und feilte den Überschuß ab. Mit einem Lineal
prüfte er, bis die Oberfläche des Metalls mit der
Ebene des Ambosses zusammenfiel. Aber auch
dann erhielt er bei der Wiederholung Resultate,
die nicht völlig übereinstimmten. Nun versuchte al
Bîrûnî nach einem ganz anderen Verfahren Resultate zu erhalten. In zwei Stahlplatten A und B
wurden runde fingerdicke Löcher gebohrt. A und
B wurden dann so auf zwei Eisenzylindern befestigt, daß die Löcher einander genau gegenüber
standen. Die Löcher dienten dazu, um durch sie
Drähte von ganz bestimmter Dicke zu ziehen, denen dann stets dieselbe Länge gegeben wurde. Er
hoffte so Volumina von stets gleicher Größe zu
erhalten. Wiederholte Versuche zeigten ihm jedoch, daß die Gewichte der Drähte desselben Metalls nicht ganz übereinstimmten; darum verließ er
auch diese Methode.»3
1
Lebte wohl im 4./10. Jh., wird zitiert von al-ø®zin¬, M¬z®n
al-Ωikma, Ed. Haidarabad, S. 56 (Nachdruck, a.a.O. S. 437).
2
1 mi˚q®l 5 4,5 g.
3 Heinrich Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1914, S. 2829 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frankfurt 2001, S. 224-225).
al-B¬r‚n¬ wandte sich daher der Möglichkeit zu,
das spezifische Gewicht über die Verdrängung von
Wasser beim Eintauchen des zu messenden Materials in einen Messbecher zu ermitteln:
al-B¬r‚n¬’s Pyknometer aus der Hds. Beirut 223.
«Wie der Erfinder selbst berichtet, gelang es ihm
erst nach vielen Versuchen, dem Gefäße seine
endgültige Gestalt zu geben (s. Abb.).» «Er gab
ihm eine konische Gestalt; durch die große Grundfläche hatte es eine entsprechende Standfestigkeit
und vermochte viel Material aufzunehmen. Oben
ist ein enger Hals von konstanter Weite angebracht. […] Die kleinsten Gegenstände hatten die
Größe einer Hirse. In der Mitte des Halses ist ein
Rohr, das die Form eines Viertelkreises hat, angelötet, dessen Ende sich über einer Schale zum
Auffangen des austretenden Wassers befindet. Löcher, die von oben in das Rohr gebohrt sind, sollen verhindern, daß Wasser im Rohr zurückgehalten wird. Al Bîrûnî bemerkt jedoch, daß dieser
Zweck nicht ganz erreicht wurde.»4 Dabei pflegte
al-B¬r‚n¬ bei seinen Meßverfahren die Beschaffenheit und die Temperatur des Wassers zu berück-
4
H. Bauerreiß, a.a.O. S. 41 (Nachdruck, a.a.O. S. 237).
W A A G E N
&
sichtigen und alle seine Versuche «mit demselben
Wasser und in derselben Jahreszeit» vorzunehmen.5
Die von al-B¬r‚n¬ und, mit unwesentlichen Korrekturen, von weiteren Gelehrten in der islamischen Welt im Laufe der Zeit ermittelten spezifischen Gewichte zahlreicher Metalle und Edelsteine stimmen vollständig oder fast vollständig mit
den entsprechenden modernen Werten überein. 6
Die betreffenden Untersuchungsmethoden des arabisch-islamischen Kulturkreises gelangten nach
Überzeugung von E. Wiedemann auch nach Venedig und von dort zu den Gelehrten Italiens, darunter Galileo Galilei.7 Nach seiner Meinung8 «hat
Galilei in seiner Bilancetta fast genau diejenigen
Methoden benutzt,» die in der islamischen Welt
verbreitet waren.
Das von al-B¬r‚n¬ erfundene Gerät, welches nach
dem Prinzip der Verdrängung des Wasservolumens arbeitet, ist im Grunde nichts anderes als das
zu unserer Zeit geläufige Pyknometer 9, dessen erste bekannte bildliche Darstellung im Abendland
auf Wilhelm Homberg (1699) zurückgeht (s.
Abb.). Hier wird, ähnlich wie bei al-B¬r‚n¬, «die
Flüssigkeit soweit eingefüllt, daß sie gerade bis
zur Spitze des Kapillarröhrchens reicht».10
11
M E S S G E R Ä T E
Frühes europäisches
Pyknometer von Wilhelm
Humberg (1699),
nach Gerland und
Traumüller.
Seine spätere Exaktheit erreichte das Pyknometer
dann bei Johann Heinrich Geißler (1815-1879).11
Eine unserem Modell ähnelnde Waage ist nach der
Ausgabe Lucknow 1893 des §’¬n-i Akbar¬ von
Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ (um 1010/1600) bei Th. Ibel 12
wiedergegeben (s. Abb.).
5
H. Bauerreiß, a.a.O. S. 55 (Nachdruck S. 251).
s. E. Wiedemann, Arabische speci fische Gewichtsbestimmungen, in: Annalen der Physik (Leipzig) 20/1883/539-541
(Nachdruck in: Gesammelte Schriften Bd. 1, S. 30-32); ders.,
Über das Experiment im Altertum und Mittelalter, in: Unterrichtsblätter für Mathematik (Frankfurt) 12/1906/73-79, 97102, 121-129, bes. S. 125 (Nachdruck in: Gesammelte
Schriften Bd. 1, S. 147-168, bes. S. 164).
7 Arabische specifische Gewichtsbestimmungen, a.a.O. S. 541
(Nachdruck S. 32); Über das Experiment im Altertum, a.a.O.
S. 125 (Nachdruck S. 164). Zur Behandlung des Themas von
Galilei in La Bilancetta s. H. Bauerreiß, Zur Geschichte des
spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 62-6 4 (Nachdruck S. 258260); Galileo Galilei. Schriften, Briefe, Dokumente, hrsg. von
Anna Mudry, Bd. 1, München 1987, S. 45- 49.
8
Über das Experiment im Altertum, a.a.O. S. 125 (Nachdruck S. 164).
9 s. E. Wiedemann, Die Naturwissenschaften bei den orientalischen Völkern, in: Erlanger Aufsätze aus ernster Zeit, 1917,
S. 49-58, bes. S. 54 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften
Bd. 2, S. 853-862, bes. S. 858).
10
E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen
Experimentierkunst, Leipzig 1899 (Nachdruck Hildesheim
1965), S. 255.
6
Waage bei Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ nach Th. Ibel.
11
12
Ebd.
Die Wage, a.a.O. S. 111 (Nachdruck S. 115).
12
T E C H N I K
Aräometer
Unser Modell:
Messing, graviert.
Höhe: 304 mm.
Durchmesser: 44 mm.
Spezifische Gewichte
einiger Flüssigkeiten in
arabischer Beschriftung.
Glaszylinder mit Deckel
aus vergoldetem Messing.
Rechts daneben modernes
Aräometer in Glasgefäß.
Hartholzplatte mit Aussparungen für die Gefäße.
(Inventar-Nr. D 1.24)
Der oben mehrfach erwähnte al-ø®zin¬ behandelt
im siebenten Kapitel des ersten Traktates seines
M¬z®n al-Ωikma 1 das zu unserer Zeit Aräometer
genannte Instrument zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten (miqy®s alm®’¬y®t fi ˚-˚iqal wa-l-¿iffa). Als Erfinder des Gerätes nennt er einen Q‚qus ar-R‚m¬, welchen man
sicherlich mit dem um die Wende vom 3. zum 4.
Jahrhundert n. Chr. in Alexandria wirkenden Pappos identifizieren kann. Man scheint ein solches
Instrument in der Spätantike schon vor 415 gekannt zu haben,2 den Namen des Erfinders aber
erfahren wir erst durch al-ø®zin¬.
1
Ed. Haidarabad S. 28-33 (Nachdruck, a.a.O. S. 472-481).
E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen
Experimentierkunst, a.a.O. S. 58; H. Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 96 (Nachdruck, a.a.O. S. 292).
2
Seine Beschreibung des Instrumentes beginnt alø®zin¬ mit dem physikalischen Prinzip, auf welchem es beruht: «Das Verhältnis der in Wasser
untergetauchten Volumina von Körpern gleichen
Gewichts (und gleicher Substanz) verhalten [lies:
verhält] sich umgekehrt wie die [lies: dasjenige
der] spezifischen Gewichte.»3
3
Die Formulierung stammt von H. Bauerreiß (a.a.O. S. 98;
Nachdruck S. 294), der sie als Korrektur der im erhaltenen
Text überlieferten Version vorschlägt. Diese lautet: «Das
Verhältnis des Volumens eines jeden schweren Körpers zu
dem Volumen eines anderen schweren Körpers, wenn sie in
der Luft gleich schwer sind, ist gleich dem umgekehrten
Verhältnis der Schwere zur Schwere im Wasser» (al-ø®zin¬,
M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 28; Nachdruck, a.a.O. S.
481).
W A A G E N
&
«Nimmt man dieses Prinzip an, so kann man ein
Instrument konstruieren, das uns das Verhältnis
der Gewichte aller Flüssigkeiten mit geringster
Mühe anzeigt, wenn die Körper gleiches Volumen
haben. Es bringt auch großen Nutzen bei den Fragen, die für die Gesundheit des menschlichen Körpers vorteilhaft sind; das alles, ohne daß man Gewichte und eine Wage anzuwenden braucht.» 4
«Das Instrument besteht aus einem hohlen Zylinder, der ca. 1/2 Handelle (ca. 28 cm) lang ist und
einen Durchmesser von zwei Fingerbreiten (ca.
4 cm) oder weniger hat. Das Material ist Kupfer
(nuΩ®s, gelegentlich auch für Kupferlegierungen
gebraucht5 ). Der Zylinder ist auf der Drehbank abgedreht und so leicht wie möglich. Seine Enden
sind durch zwei Basen abgeschlossen, die leichten
Rahmentrommeln (duff ) gleichen und auf der
Drehbank so sorgfältig wie möglich aufgepaßt
sind. Auf die untere Fläche ist nach innen ein Kegel aus Blei (ra◊®◊) aufgesetzt ... Setzt man das
Instrument auf eine Flüssigkeit in einem Gefäß, so
steht es genau senkrecht auf deren Oberfläche und
neigt sich nach keiner Seite.»6
Die präzise Beschreibung seines Vorgehens beim
Ziehen der Linien auf dem Instrument 7 illustriert
al-ø®zin¬ mit einer Abbildung. Sie sei hier aus der
Edition des arabischen Textes und aus der Version
von Bauerreiß wiedergegeben (s.r.):
Auf der Oberfläche des Instrumentes zieht man
«zunächst längs des ganzen Zylinders eine Linie
s a b. Etwa 1/6 oder weniger von dem Zylinder befinden sich oberhalb der Wasseroberfläche (bei a).
Zu a b zieht man die parallelen Linien g j, e r, n
m, ¿ ž, die von oben bis unten hindurchgehen. a b
halbiert man in k; n r, d m und l ž, macht man
gleich a k. Durch k, m1, n, l zieht man mit einem
gekrümmten Lineal, das sich an den Zylinder anlegt, eine Kreislinie; ebenso zieht man einen Kreis
durch a g e ¿. Diese Linie heißt der Äquator des
4
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 28 (Nachdruck S. 481); H. Bauerreiß,
a.a.O. S. 98 (Nachdruck S. 294). Im folgenden ist die Übersetzung leicht revidiert.
5
s. J.W. Allan, Persian Metal Technology 700-1300 AD, Oxford 1979, S. 52.
6
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29 (Nachdruck S. 480); H. Bauerreiß,
a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296).
7
al-ø®zin¬, a.a.O. zwischen S. 30 und 31 (Nachdruck S.
477); H. Bauerreiß, a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296).
M E S S G E R Ä T E
13
Beschriftung (Skalen) des Aräometers nach al-ø®zin¬ (aus
arabischer Edition und deutscher Übersetzung von Bauerreiß).
Gleichgewichts. Der oberhalb des Äquators gelegene Teil entspricht spezifischen Gewichten, die
kleiner sind als das des Wassers, der unterhalb gelegene solchen, die größer sind als das des Wassers.»
«Dann teilt man die Linie a b in 10 Teile, die man
mit Buchstaben nach deren Zahlenwert bezeichnet, und zieht durch die Teilpunkte bogenförmige
Linien, die an g j und a b endigen. Den Raum zwischen je zwei Teilstrichen auf g j teilt man wieder
in 10 Teile, so daß g j in 100 Teile geteilt ist. Nun
zieht man durch die 100 Teile von g j kleine äquidistante Bögen, die parallel den Kreisen an den
Basen sind. In die Flächen zwischen den Linien a
b und g j schreibt man die Zahlen in Buchstaben,
die bei b beginnen und nach a fortschreiten; man
14
T E C H N I K
nennt diese die Linie (den Maßstab) der regelmäßig fortlaufenden Zahlen (saflr al-‘adad al-mustaw¬).»
«Um aus diesen Angaben eine Norm für die den
(spezifischen) Gewichten proportionalen Zahlen
zu finden, die dann auf dem Instrument eingetragen werden, verfährt man folgendermaßen. Man
denkt sich ein Gefäß, etwa ein dauraq (Wasserkrug) gegeben [in unserem Modell ein Glaszylinder], der 100 mi˚q®l u.s.w. faßt. Die Höhe des Gefäßes setzen wir gleich 100, entsprechend dem in
ihm enthaltenen Wasser. Um nun die oben erwähnten Proportionalzahlen zu erhalten, multipliziert man 100 mit 100, erhält also 10000 und dividiert in diese Zahl mit den früher auf dem Aräometer angebrachten Zahlen, bis zu denen es in die
Flüssigkeit eintaucht. Die Resultate der Division
8
al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29-30 (Nachdruck S. 479-480); übersetzt von H. Bauerreiß, a.a.O. S. 101-102 (Nachdruck S.
297-298).
9
H. Bauerreiß, a.a.O. S. 102-103 (Nachdruck S. 298-299).
werden in der Tabelle zusammengestellt und zwar
mit den Größen, aus denen sie berechnet sind,
dann auch auf den Aräometer selbst eingetragen
zwischen n m und e r. Die Teilstriche selbst werden mit einem gekrümmten Lineal eingereiht. Die
Zahlen gehen in der Richtung von a nach b fort.
Die oberhalb der Gleichgewichtslinie entsprechen
leichteren, die unterhalb schwereren Flüssigkeiten
im Vergleich zu Wasser. Die Grundlage der Berechnung wird nachher bewiesen. Abu r-RaiΩ®n
[al-B¬r‚n¬] hat auf sie in seiner Abhandlung hingewiesen.»8
«Die Tabelle, welche die den Volumina 110 bis 50
entsprechenden spezifischen Gewichte gibt, ist
sehr sorgfältig nach der Formel berechnet s =
10000 : a, wobei s das spezifische Gewicht, a das
abgelesene Volumen bedeutet.»9
W A A G E N
&
M E S S G E R Ä T E
Holz, Eisen; ’ oben: 5-30 cm
(Inventar-Nr. J 2.27-32)
Sechs
Hohlmaße
Ägypten, 13./19.- frühes 14./20. Jh.?
Die unterschiedlich großen, scheffelartigen Gefäße sind wie sehr dünnwandige Fässer oder Zuber
aus feinen Holzdauben aufgebaut, außen allerdings vollständig mit Eisen beschlagen. Dies läßt
darauf schließen, daß sie zum Messen von Flüssigkeiten bestimmt waren. Ihr Alter läßt sich kaum
abschätzen; ein neuerer Brandstempel (s.r.) des
ägyptischen Ordnungsamtes zeigt, daß sie jedenfalls noch im 14./20 Jh. in Gebrauch waren. Die
Konstruktion dürfte eine ältere Tradition repräsentieren.
15
16
T E C H N I K
Unser Modell: Holz und Kunststoff.
Größe: 101 × 62 cm mit Tisch und Klarsichthaube.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.15)
Schraubenpumpe
Die Schraube wird durch ein Wasserrad in Bewegung gesetzt, das durch die Strömung eines Flusses
angetrieben wird. Die Übertragung geschieht durch
zwei Zahnräder, die eine Neigung der Schraube
von etwa 30 Grad erlauben. Die Schraube selbst ist
drehbar in einem Zylinder aus Holz gelagert. Bei
ihrer Rotation wird Wasser aus dem Fluß auf eine
höhere Ebene geschaufelt, von der es auf die Felder
geleitet werden kann.
Eine einfache Schraubenpumpe ohne Wasserrad
und Zahnräder wird schon von dem römischen Gelehrten Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio, gest. ca.
25.v.Chr.)1 in seinem De architectura 2 beschrieben. In neuerer Zeit (1886) hat Hugo Blümner 3 auf
das Gerät hingewiesen: «Außerdem aber bediente
man sich zur Entleerung der Grubenwässer der sogenannten ägyptischen Schraube (koclíav, coch-
1
s. G. Sarton, Introduction to the History of Science,
Bd. 1, S. 223-225.
2
Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August
Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München
1987), Bd. 2, S. 265-268.
3
Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei
Griechen und Römern, Bd. 4, Leipzig 1887, S. 122-123 mit
Verweisen auf Strabon und Diodor.
lea), einer Erfindung, welche angeblich Archimedes auf einer ägyptischen Reise gemacht haben
soll, die aber höchst wahrscheinlich eine in Ägypten schon längst bekannte Einrichtung war, welche
Archimedes nur nach Europa mitbrachte.»
Im Jahre 1914 gab F. M. Feldhaus4 zu bedenken:
«Schraubenpumpe, auch archimedische Schnecke
oder ägyptische Schraube genannt. Archimedes
lernte während einer Reise in Ägypten um 250
v.Chr. die Schraubenpumpe kennen (Strabon, Buch
17, 807; Diodor. Sicul., Buch I, 34 u. 5, 37;
Vitruvius, Buch 10, 11). Demnach wäre die Maschine eine ägyptische. Sie ist uns aber aus keinem
Gemälde Ägyptens bekannt; Ägypten kennt ja auch
nicht die Schraube.» Zum ersten der beiden hier
geäußerten Bedenken sei gesagt, daß es nichts weiter ist als ein Mißbrauch des argumentum ex silentio. Was das zweite angeht, daß die Ägypter die
Schraube nicht gekannt haben sollen, so steht das
noch nicht fest.
4
Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, ..., a.a.O. Sp. 834-835.
P U M P W E R K E
Im Jahre 1919 meinte wiederum Albert Neuburger 5
im Zusammenhang mit der Verwendung der schiefen Ebene beim Pyramidenbau: «Eine besondere
Bedeutung erlangte die schiefe Ebene durch ihre
Anwendung in Gestalt der Schraube, die von Archimedes auf einer ägyptischen Reise erfunden
worden sein soll. Es ist jedoch anzunehmen, daß
sie dort schon lange und zwar bei der Wasserhaltung in Bergwerken, in Gebrauch stand.»
Im Jahre 1956 vertrat auch E.J. Dijksterhuis6 in
seiner Arbeit über Archimedes die Ansicht, die
Maschine sei möglicherweise viel früher entstanden und Archimedes habe sie in Ägypten lediglich
kennengelernt.
Im gleichen Jahr kam A.G. Drachmann7 zu einem
radikal gegenläufigen Schluß: «So I suggest that in
the absence of even the faintest evidence to the
contrary, and in the presence of both direct and
indirect evidence of the most convincing character,
it is safe to conclude that Archimedes really did
invent the water-snail, and that it is called by rights
the screw of Archimedes.»8
Der Technologiehistoriker R.J. Forbes (1963)9 ,
dem die Diskussion über diese Frage sicherlich
nicht unbekannt war, begnügt sich dagegen mit der
Bemerkung: «It is said that Archimedes, when
visiting Egypt about 220 B.C., saw such screws in
action for pumping water onto the fields, and they
are still in use throughout the Nile Valley for irrigation purposes.»
Ich selbst halte es für unwahrscheinlich, daß Archimedes die Schraubenpumpe auf seiner Reise nach
Ägypten erfunden haben soll. Ihre Entdeckung
dürfte meines Erachtens als Folge langjähriger Erfahrungen der Ägypter mit der Verwendung der
schiefen Ebene beim Pyramidenbau und mit der
Wasserhaltung in Bergwerken 10 zu sehen sein. Archimedes kommt wahrscheinlich das Verdienst zu,
die Bedeutung dieser Errungenschaft erkannt und
einen Anstoß zu ihrer Verbreitung in Europa gegeben zu haben. Schon Strabon11 berichtet über den
5
Die Technik des Altertums, Leipzig 1919, S. 211.
Archimedes, Kopenhagen 1956, S. 21-22.
7
The Screw of Archimedes, in: Actes du VIII e Congrès international d’histoire des sciences Florence -Milan 3-9 septembre
1956, Bd. 3, Florenz 1958, S. 940-943.
8
Ebd. S. 943.
9
Studies in Ancient Technology, Bd. 7, Leiden 1963, S. 213.
10
s. A. Neuburger, Die Technik des Altertums, a.a.O. S. 211.
6
17
Einsatz der Schraubenpumpe in iberischen Bergwerken.
Die von Vitruv beschriebene Schraube wurde
durch ein Tretrad bewegt.12 Auf einem im Jahre
1929 in Pompeji entdeckten Wandbild 13 scheint
eine Schraubenpumpe ebenfalls von einem Tretrad
angetrieben zu werden.
Conrad Kyeser (1405) nennt die Schraube «Testudo» und sagt, man verwende sie zum Entleeren von
Gräben.14 Auf seiner Abbildung15 dient eine Kurbel
als Antrieb.
Obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, daß die
Schraubenpumpe bereits über die Römer ihren
Weg in weitere Teile Europas findet, hat doch die
Vermutung etwas für sich, daß die in der arabischen Welt, vor allem in Ägypten verbreiteten Typen die westeuropäischen Länder erst in islamischer Zeit über Nordafrika erreicht haben.16
Es erstaunt daher, daß Geronimo Cardano in seinem De subtilitate (1550) behaupten konnte, ein
Schmied aus seiner Heimatstadt Pavia, Galeaz de
Rubeis, habe die Schraubenpumpe wiederentdeckt.17
Eine entwickeltere Form des Gerätes mit einem
Wasserrad und zwei Zahnrädern begegnet uns unter den Zeichnungen von Geräten und Maschinen,
die Leonardo da Vinci angefertigt hat:
11
Strabon, Buch 3, 147; The Geography of Strabo (Loeb), Bd.
2, S. 45; Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 835.
12
Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August
Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München
1987), Bd. 2, S. 267.
13
s. R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology,
a.a.O. Bd. 7, S. 213.
14
Conrad Kyeser, Bellifortis nach Feldhaus,
Die Technik, a.a.O. Sp. 835.
15
Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 834.
16
s. Charles Singer et al. (eds.), A History of Technology,
a.a.O. Bd. 2, S. 677.
17
Geronimo Cardano, De subtilitate libri XXI, in: Hieronymus
Cardanus. Opera omnia. Faksimile-Neudruck der Ausgabe
Lyon 1663 mit einer Einleitung von August Buck, Bd. 3, Stuttgart - Bad Cannstatt 1966, S. 366; R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, a.a.O. Bd. 7, S. 215.
18
T E C H N I K
Meiner Meinung nach geben beide, sowohl Leonardo als auch Taq¬yadd¬n, den im arabisch-islamischen Kulturraum entwickelten Typ der
Schraubenpumpe wieder.
Die einfache Ausführung, die von einer Handkurbel bewegt wird, ist bis heute in Ägypten zur Bewässerung der Felder in Gebrauch.
Abb. aus Leonardo da Vinci, a.a.O S. 480.
Seine Schraubenpumpe erinnert deutlich an die
seines jüngeren Zeitgenossen Taq¬yadd¬n (1553)18
in Istanbul:
Abb. bei Taq¬yadd¬n
18
AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya
al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 34; ders. und D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 243.
Zeitgenössische ägyptische Schraubenpumpe.
19
P U M P W E R K E
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maße: 71 × 64 cm.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.14)
Schöpfeimerkette
Einen Vorgänger dieser Vorrichtung kennen wir
bereits von Vitruv (gest. ca. 25 v.Chr.)1, wenn auch
in wesentlich einfacherer Form. Die Beschreibung
unseres Gerätes steht in einem anonymen arabischen Buch, das offenbar nach dem 6./12. Jahrhundert geschrieben wurde. Sein höchst zweifelhafter
Titel lautet: «Das ist, was ¡r‚n (Heron) dem Werke
des Philon und des Archimedes, der beiden Griechen, entnommen hat, nämlich über das Ziehen der
Lasten, die Kugeln, die Gewässer, die Schalen.»2
Wir können vermuten, daß die in diesem Anonymus behandelten Vorrichtungen zum Teil mit den
genannten griechischen Gelehrten als Urheber in
Verbindung standen. Abzuklären ist aber die Frage
nach der Entwicklung, die die genannten Geräte
später, namentlich im arabisch-islamischen Kulturkreis, erfahren haben.
1
Buch 10, Kapitel 9, s. Vitruv: Baukunst, a.a.O., Bd. 2, S. 262.
s. Hans Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in
der Antike und bei den Arabern, Erlangen 1922, S. 2 (Nachdr.
in: Natural Sciences in Islam, Bd. 39, Frankfurt 2001, S. 197247, bes. S. 202).
2
Bei unserem Gerät handelt es sich um eine Vorrichtung zum Heben von Wasser mit zwei Eimerketten, die durch ein Tretrad angetrieben wird. Eine
im Jahre 1903 von Carra de Vaux3 unternommene
graphische Rekonstruktion hat sich später als nicht
ganz korrekt erwiesen. Im Jahre 1918 bezeichnete
E. Wiedemann4 Aspekte seiner Zeichnung als «irrtümlich» oder «willkürlich». Wir sollten uns nicht
wundern, wenn die falsche Darstellung in der Historiographie der Technik Wurzeln geschlagen hat
3
Bernard Carra de Vaux, Le livre des appareils pneumatiques
et des machines hydrauliques, par Philon de Byzance, édité
d’après les versions arabes d’Oxford et de Constantinople et
traduit en français, in: Notices et extraits des manuscrits de la
Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques (Paris) 38/1903/
27-235, bes. S. 209-212 (Nachdr. in: Natural Sciences in Islam
Bd. 37, Frankfurt 2001, S. 101-309, bes. S. 283-286).
4
Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie (Berlin) 8/1918/121-154, bes. S. 151 (Nachdr. in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, Frankfurt 1984, S. 1483-1516, bes. S.
1513).
20
T E C H N I K
und F.M. Feldhaus5 beispielsweise von drei Arten
von Schöpfeimerketten bei Philon spricht, die entweder von einem unterschlägigen Wasserrad, einer
Handkurbel oder einem Tretrad angetrieben wurden.
Eine wesentliche Weiterentwicklung der Schöpfeimerkette erscheint unter den von al-©azar¬6 (um
600/1200) beschriebenen und abgebildeten Wasserhebemaschinen:
Deren dritter Typ (s. Abb.) ist nach seinen Worten
ein Modell, dem er zur Täuschung des Auges die
Figur eines sich drehenden hölzernen Zugrindes
hinzugefügt hat. Der Mechanismus wird nämlich
nicht durch ein Zugtier, sondern durch Wasserkraft
bewegt. Ein Teil des Wassers eines Baches wird
durch ein Rohr in ein Becken geleitet, fällt von dort
auf das tiefer liegende Schwungrad und fließt durch
einen Kanal ab. Das letzte Drittel des zuströmenden Wassers gelangt ganz oder teilweise in die Eimer, die es weiter nach oben befördern.
Unser Modell verkörpert den Höhepunkt in der
bisher bekannten Entwicklungsgeschichte der
Schöpfeimerkette. Es ist quasi eine weiter entwikkelte Abart der von al-©azar¬ beschriebenen Vorrichtung. Der Hauptunterschied liegt darin, daß hier
die Wasserkraft zum Antrieb mit einem Paddelrad
(statt eines Schalenrades) genutzt wird und daß es
sich um fließendes (statt fallendes) Wasser handelt.
Die wesentliche Vorlage für unser Modell ist indes
keine Abbildung oder Beschreibung in einer Quelle, sondern ein originales Schöpfwerk, das von der
ersten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts bis zur Mitte
des vergangenen Jahrhunderts funktionstüchtig
war. Es ist unter dem Namen Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n bekannt, steht am Ufer des Yaz¬d-Flusses im
damaszener Stadtteil a◊-—®liΩ¬ya und versorgte ein
Krankenhaus und eine Moschee mit Wasser, bis es
vor etwa vierzig Jahren außer Betrieb kam (s. folgende S.).
Zum Bau unseres Modells haben wir die ausführlichen Skizzen und die Beschreibung von A.Y. alºasan7 aus Aleppo vom Jahre 1976 benutzt.
Eimerketten-Schöpfwerk bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm
wa-l-‘amal an-n®fi‘ f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal, Faks.-Ed. Frankfurt
2002, S. 486.
5
Die Technik, a.a.O. Sp. 831; s. noch A.P. Usher, A History of
Mechanical Inventions. Revised edition, New York 1954, S. 164.
6
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990, fol.
159b; E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser, a.a.O. S. 141-143 (Nachdr., a.a.O. S. 1503-1505); D.R. Hill,
The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O.
S. 182-183; ders., Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spektrum der Wissenschaft, Juli 1997, S. 80-85, bes. S. 80-81.
7
Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S.
55-70; s. noch A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology,
a.a.O. S. 45-47.
P U M P W E R K E
Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n in Damaskus.
21
22
T E C H N I K
Die älteste uns bekannte bildliche Darstellung einer
ähnlichen Vorrichtung aus Europa findet sich in
dem Buch De re metallica 8 von Georgius Agricola
(1556):
Von Leonardo da Vinci9 (1519) kennen wir die
Zeichnung einer Schöpfeimerkette, die mit einer
Handkurbel angetrieben wird:
Abb. in Agricola, De re metallica S. 173.
8
Georgius Agricola, De re metallica, translated by Herbert
Clark Hoover and Lou Henry Hoover, New York 1950, S. 173;
A.P. Usher, Machines and Mechanisms, in: A History of Technology, ed. Ch. Singer et al., a.a.O. Bd. 3, S. 325.
9
Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 480.
P U M P W E R K E
23
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Größe 68 × 52 cm.
Mit Tisch und Klarsichthaube.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.18)
Tympanum
Ein trommelartiges Schöpfrad, das wahrscheinlich
auf arabisch n®‘‚ra oder s®qiya hieß. Bei diesem
Typ Wasserhebewerk drehen sich spiralige Kammern um die Achse des Rades und nehmen dabei
zugleich Wasser auf und befördern es zu einem
Rohr in der Radnabe. Es ist geeignet, große Wassermengen über einen geringen Höhenunterschied
zu heben, hat einen hohen Wirkungsgrad und ist
besonders arm an Verschleißteilen. Der Ursprung
dieser Konstruktion ist zur Zeit unbekannt.
1
P. J. Müller, Arabische Miniaturen, Genf 1979, Tafel 12.
D.R. Hill, Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spektrum der Wissenschaft (Weinheim), Juli 1991, S. 81; ders.,
Islamic Science and Engeneering, Edinburgh 1993, S. 95-96;
2
Ein von zwei Rindern angetriebenes Wasserrad
dieser Art erscheint unter den Miniaturen in der
Pariser Handschrift der Maq®m®t des al-ºar¬r¬
(634/1237), Bibl. Nat., Ms. arabe 5847, Fol. 69.1
Derartige Wasserräder sollen in Ägypten verbreitet gewesen sein.2
A. Delpeche, F. Girard, G. Robine, M. Roumi, Les norias de
l’Oronte. Analyse technologique d’un élément du patrimoine
Syrien. Damas 1997, S. 226. Thorkild Schiøler, Roman and
Islamic Water-lifting Wheels, Odense University Press 1973,
S. 78-79.
24
T E C H N I K
Abb. eines spiraligen, von Ochsen getriebenen Wasserrades,
Miniatur von YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ zu den Maq®m®t
des al-ºar¬r¬ (634/1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847,
Fol. 69. aus Nach P. J. Müller, Arabische Miniaturen,
Genf 1979.
Der deutsche Architekt Heinrich Schickardt
(1558-1635) skizzierte ein spiraliges Wasserrad
während seiner Italienreise 1558-1600 in der Nähe
von Mailand im Zusammenhang mit den dortigen
Kanälen und Wasserwerken. 3
Skizze des Wasserhebewerks zu Breta (Norditalien),
von H. Schickhardt, 1600. Nach E. Kluckert.
3
s. E. Kluckert, Heinrich Schickhardt, Architekt und Ingenieur, Herrenberg 1992, S. 47.
P U M P W E R K E
Anlage
zum Heben von Wasser aus stehenden
Gewässern mit einem Zugtier
(Göpelwerk)
Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt
im fünften Teil seines Buches über Geräte zum
Heben von Wasser fünf Vorrichtungen, von denen
die ersten vier durch ein Zugtier in Umdrehung
gesetzt werden. Unser Modell stellt die zweite1
der dort beschriebenen Vorrichtungen dar.
1
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990,
S. 310-314; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious
Mechanical Devices, a.a.O. S. 180-181.
25
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Größe 145 × 80 cm mit Tisch und Klarsichthaube.
Mechanik aus Hartholz, versiegelt.
Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.07)
«Auf der wagerechten, über dem Wasserspiegel
zwischen den Pfosten (l und q) gelagerten Achse
(k), welche mittels der senkrechten Achse (w) und
der Zahnräder (h und ž ) von dem Zugtier in Umdrehung versetzt wird, sitzen statt nur einer einzigen, teilweise gezahnten Scheibe vier auf einem
Viertel ihres Umfanges mit Zähnen versehene
Scheiben. Ihre Verzahnungen sind um je 90° gegeneinander versetzt. Unter jeder der vier Schei-
26
T E C H N I K
Abbildung des Göpelwerks
bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain
al-‘ilm wa-l-‘amal an-n®fi‘
f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal. Faks.-Ed.
Frankfurt 2002. S. 481.
ben befindet sich je eine kleine Achse mit den
Triebstockrädern (n, r, y, f ) und den Schöpfkellen
(lm, ip, ou, ba). Die einzelnen Achsen sind in ihrer
gegenseitigen Verlängerung zwischen einer Reihe
von fünf Pfosten (q, r, s, t, l) gelagert.»
«Dadurch, daß die Verzahnungen der auf 1/4 ihres
Umfanges gezahnten Scheiben um je 90° gegeneinander versetzt sind, ist ständig eine derselben in
Wirksamkeit, so daß die Kraft des Zugtieres viel
besser ausgenutzt wird als bei der Anordnung des
vorigen Abschnittes, wo dieses immer nur während 1/4 seines Weges zu arbeiten hat.» 2
2
Übersetzt von E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum
Heben von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur
Geschichte der Technik und Industrie 8/1918/121-154, bes.
S.140-141 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S.
1483-1516, bes. S. 1502-1503).
Umzeichnung der Abbildung von al-©azar¬
durch E. Wiedemann.
P U M P W E R K E
27
Durch ein Wasserrad
angetriebenes
Pumpwerk
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Größe: 100 × 70 cm mit
Tisch und Klarsichthaube.
Pumpen aus Messing.
Elektromotor
zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.08)
Im Anschluß an die durch Zugtiere getriebenen
Göpelwerke beschreibt al-©azar¬1 (um 600/1200)
eine Vorrichtung, die mittels eines Rades Wasser
aus einem Fluß auf eine Höhe von bis zu 20 Ellen
(ca. 11 m) hebt. Diese Vorrichtung wird auch von
Taq¬yadd¬n2 unter den hydraulischen Geräten angeführt.
Die Anlage nutzt die natürliche Strömung eines
Flusses. Ein Wasserrad, das in der Strömung steht,
erzeugt eine gleichmäßige Drehbewegung, die
sich in einer Welle fortsetzt. Ein an der Welle befestigtes Zahnrad übersetzt die Bewegung auf ein
weiteres Zahnrad, an dem ein Zapfen befestigt ist.
Eine Pleuelstange, die beweglich mit dem Zapfen
verbunden ist, wandelt die Drehbewegung mechanisch in eine Schubbewegung. Zwei Kolben, die
mit der Pleuelstange verbunden sind, nutzen die
horizontal verlaufende Schubbewegung, um Wasser aus dem Fluß anzusaugen und in je eine Kammer abzugeben. Bei jeder Bewegung saugt ein
Kolben Wasser an, der andere verdrängt es. Die
Kammern haben je zwei Ventile, ein Einlaß- und
1
al-©azar¬, a.a.O. S. 321-327; D.R. Hill, a.a.O. S. 186-189:
E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser,
a.a.O. S. 145-147 (Nachdruck, S. 1507-1509).
2
AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, Aleppo 1976, Nachdr. 1987, Faks. S. 29-32.
ein Auslaßventil. Nach dem Ansaugen des Kolbens schließt das Einlaßventil die Kammer, beim
Verdrängen gelangt das Wasser in die Steigleitung, die an die Kammer anschließt. Von dort
kann es, wenn sich der Kolben wieder in entgegengesetzter Richtung bewegt, nicht zurückfließen, da sich das Auslaßventil schließt. Währenddessen saugt die zweite Pumpe Wasser an. So entsteht ein gleichmäßiger Wasserstrom in der Steigleitung, die ihrerseits in ein Reservoir führt, von
wo das Wasser dann in die Häuser oder auf die
Felder geleitet werden kann.
Zeichnung zur Konstruktion von al-©azar¬’s Pumpe.
28
T E C H N I K
Pumpe mit sechs Kolben
von Taq¬yadd¬n (1553)
Der osmanische Universalgelehrte arabischen Ursprungs Taq¬yadd¬n MuΩammad b. Ma‘r‚f (gest.
993/1585) beschreibt in seinem 960/1553 verfaßten Buch über pneumatische Vorrichtungen (aflfiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya1) zwei Varianten von Wasserpumpen, von denen die eine mit
zwei Kolben und die andere mit sechs Kolben
Wasser aus einem Fluß nach oben befördert. Die
erstere kennen wir bereits dank des Buches von Ibn
ar-Razz®z al-©azar¬ (s. das vorhergehende Pumpwerk). Die zweite scheint in der jüngeren Entwicklungsphase nach al-©azar¬ entstanden zu sein.
Die natürliche Strömung eines Flusses treibt die
Anlage durch ein Wasserrad an. Die sechs Pumpen
fördern das Wasser auf eine bestimmte Höhe, von
wo es weitergeleitet werden kann.
Die durch das Wasserrad entstandene Drehbewegung wird bei diesem Modell auf eine Nockenwel1
Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 36-38; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill,
Islamic Technology, a.a.O. S. 50-52.
Unser Modell:
Holz und Kunststoff. Ventile aus Messing mit
Lederdichtungen. Gewichte und Nockenwelle
aus Messing. Maße: 89 × 79 cm, mit Tisch und
Klarsichthaube. Elektromotor zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.13)
Seite aus
Taq¬yadd¬n, aflfiuruq...,
Hds.
Dublin,
Chester
Beatty
Lib. 5232.
P U M P W E R K E
le übertragen. Die Nocken betätigen einzelne Hebel, wodurch die Drehbewegung in eine gradlinige
Bewegung umgewandelt wird. Sie sind auf der
Welle versetzt angeordnet, so daß die Wasserkraft
gleichmäßig verteilt wird. Wird einer der Hebel
betätigt, so bewirkt er, daß ein Kolben und ein an
diesem befestigtes Gewicht nach oben gedrückt
werden. Bei diesem Vorgang entsteht ein Vakuum
in der zugehörigen Pumpenkammer, wodurch sich
das Einlaßventil öffnet und Wasser angesaugt wird.
Hat die Nocke den Hebel wieder freigegeben, wird
der Kolben durch das an ihm befestigte Gewicht
nach unten gedrückt. Hierbei schließt sich das Ein-
laßventil, und das Wasser wird über Steigleitungen
nach oben gepumpt. Dabei öffnet sich ein Auslaßventil, das sich nach dem Ende dieses Vorganges
wieder schließt und ein Zurückfließen des Wassers
verhindert. Außerdem bewirkt es bei wiederholtem
Ansaugen der Pumpe einen Luftverschluß, wodurch sich das Vakuum wieder aufbauen und Wasser angesaugt werden kann. Dadurch, daß sechs
Pumpen hintereinander angetrieben werden, ist ein
kontinuierlicher Wasserfluß gewährleistet.
Ein ähnliches Wasserförderwerk mit mehreren
Kolbenpumpen ist im Buch von Agostino Ramelli2
von 1588 beschrieben und abgebildet.
Steigen des Wassers bei sinkendem Kolben.
Pumpwerk bei A. Ramelli (1588).
Ansaugen des Wassers bei steigendem Kolben.
2
The Various and Ingenious Machines of Agostino Ramelli. A
Classic Sixteenth-Century Illustrated Treatise on Technology.
Translated from the Italian and French with a biographical
study of the author by Martha Teach Gnudi. Technical annotations and a pictorial glossary by Eugene S. Ferguson, Baltimore
1976, S. 184 und Tafel 62.
29
30
T E C H N I K
Schiffsmühle
Von einer Schiffsmühle (‘araba) sprechen die drei
«Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) in ihrem um die
Mitte des 3./9. Jahrhunderts verfaßten Traktat
über ein «von selbst spielendes Blasinstrument»1
(zu diesem siehe Teil I des Kataloges, S. 202f).
Der Geograph Ibn ºauqal 2 berichtet im 4./10.
Jahrhundert, daß auf dem Tigris bei Mosul
Schiffsmühlen (hier pl. ‘ur‚b) existierten, «wie
man ihresgleichen selten in der Welt zu sehen bekommt». Sie waren aus Holz und Eisen gebaut,
lagen in der Strömung in der Mitte des Flusses an
Eisenketten und waren mit je zwei Paar Mühlsteinen ausgerüstet. Die von E. Wiedemann zusammengestellten Berichte zeigen, daß Schiffsmühlen
in der islamischen Welt jahrhundertelang verbreitet waren.
1
al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih®, ed. L. Cheikho in: alMa·riq (Beirut) 9/1906/444-458, bes. S. 454 (Nachdruck in:
Natural Sciences in Islam, Bd. 42, Frankfurt 2001, S. 19-33,
bes. S. 29), s. E. Wiedemann, Über Schiffsmühlen in der
muslimischen Welt, in: Geschichtsblätter für Technik, Indu-
Unser Modell:
Schiff aus Hartholz, wasserdicht versiegelt.
Länge: 80 cm.
Seitlich angebrachtes Wasserrad
(zur Demonstration mit Elektromotor
betrieben), durch Übersetzung mit
Mühlsteinen (hier nur ein Paar) verbunden.
Wanne aus Kunststoff in Hartholztisch,
Maße: 120 × 86 × 80 (Höhe) cm.
(Inventar-Nr. E 1.03)
strie und Gewerbe (Leipzig) 4/1917/25-26 (Nachdruck in:
Gesammelte Schriften, Bd. 2, S. 863-864).
2
Kit®b —‚rat al-ar¥, ed. J.H. Kramers, Leiden 1939,
Bd. 1, S. 219.
M Ü H L E N
31
Schiffsmühle bei F. Veranzio (1615).
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeichnet Mariano Taccola Skizzen, die Elemente von Schiffsmühlen
enthalten (Abb. rechts).3
Eine detaillierte Darstellung einer
Mühle mit zwei Paaren von Mühlsteinen, wie von Ibn ºauqal beschrieben, findet sich in den
Machinae novae von Fausto
Veranzio von 1615 4 (Abb. oben).
Aus M. Taccola, De ingeneis.
3
Mariano Taccola, De ingeneis, Bd. 2, Faks.
Wiesbaden 1984, fol. 104 v.
4
Fausto Veranzio, Machinae novae, München
1965, No. 18.
32
T E C H N I K
Windmühle
Unser Modell:
Holz, lackiert.
Höhe: 60 cm.
5 Leinensegel an
vertikaler Achse im Inneren.
Elektrogebläse zur Demonstration.
(Inventar-Nr. E 1.04)
Windmühlen (raΩ®, pl. arΩ®)
waren allem Anschein nach
bereits vor dem Islam in Persien verbreitet, und ihre
Kenntnis erreichte ziemlich
früh auch weitere Teile der islamischen Welt. Wie der Historiker MuΩammad b. ©ar¬r afl-fiabar¬
(gest. 310/923) in seinen Annalen1 berichtet,
soll ‘Umar, der zweite Kalif (reg. 13/634-23/
644), zu dem Perser Ab‚ Lu’lu’a, der als Maler,
Tischler und Schlosser bekannt war und später
zum Mörder dieses Kalifen wurde, gesagt haben:
«Man hat mir berichtet, Du habest behauptet, Du
könnest eine Mühle bauen, die mit Windkraft
mahlt, wenn ich das wünschte», worauf dieser geantwortet habe: «Ja, das ist wahr.» ‘Umar habe
daraufhin gesagt: «Dann baue mir eine solche
Mühle.»2
Hinweise auf Windmühlen in Si™ist®n (oder S¬st®n, Nordostpersien) erhalten wir von mehreren
arabisch schreibenden Geographen wie al-Isfla¿r¬
(1. Hälfte 4./10. Jh.) oder dessen jüngerem Kollegen Ibn ºauqal.3 Ruinen solcher Mühlen finden
sich bis heute in diesem Gebiet.
1
Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k, ed. M.J. de Goeje, Serie 1, Bd.
5, Leiden 1879 (Nachdruck ebd. 1964), S. 2722; E. Wiedemann, Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/1-56, bes. S. 44 (Nachdruck in: Aufsätze
zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228,
bes. S. 216).
2
Zu einer anderen Version der Begebenheit s. al-Mas‘‚d¬,
Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar, ed. C. Barbier de
Meynard, Paris 1864, Bd. 4, S. 227, vgl. ebd. Bd. 2, S. 80; E.
Wiedemann, a.a.O. S. 44 (Nachdruck S. 216).
Windmühlen in S¬st®n, Nordostpersien,
Abb. aus al-‘Ul‚m fi l-isl®m, Tunis 1978, S. 204.
3
E. Wiedemann, a.a.O. S. 217.
M Ü H L E N
Abb. der Windmühle bei al-Dima·q¬
Die ausführlichste Beschreibung einer Windmühle
nebst einer Abbildung verdanken wir dem Geographen ∞amsadd¬n MuΩammad ad-Dima·q¬ (gest.
727/1327)4. Sie lautet in deutscher Übersetzung:
«In Si™ist®n befindet sich eine Gegend, in der die
Winde ... häufig sind. Ihre Einwohner benützen
die Winde zum Drehen der Mühlen ... Bei der
Konstruktion der sich durch den Wind drehenden
Mühlen verfahren sie folgendermaßen. Sie bauen
[ein Gebäude] in die Höhe wie ein Minaret, oder
sie nehmen einen hohen Berggipfel oder einen
33
entsprechenden Hügel oder einen Turm der Burgen. Auf diesen errichten sie einen Raum über einem anderen. In dem oberen befindet sich die
Mühle (raΩ®), die sich dreht und mahlt, in dem
unteren befindet sich ein Rad (daul®b), welches
der dienstbar gemachte Wind dreht. Dreht sich das
Rad unten, so dreht sich die Mühle auf dem Rade
oben. Was für ein Wind auch wehen mag, so drehen sich jene Mühlen, trotzdem nur ein einziger
[Mühl]Stein vorhanden ist, und das Bild ist so,
wie Du dies siehst ...»
«Haben sie den Bau der beiden Räume ausgeführt,
wie es die Abbildung zeigt, so machen sie in den
unteren Raum vier Schießscharten (marm®) wie
die Schießscharten an den Mauern (asw®r), nur
sind sie umgekehrt, indem ihr weiter Teil nach außen und ihr enger Teil nach innen gekehrt ist, ein
Kanal für die Luft, so daß in ihm die Luft kräftig
in das Innere eindringt, wie bei dem Blasebalg des
Goldschmiedes. Das weite Ende befindet sich
nach der Mündung und das enge nach innen zu,
damit es für den Eintritt der Luft geeigneter ist,
die in den Raum der Mühle eintritt, von welcher
Gegend der Wind auch blasen mag.» 5
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die Windmühlen persischen Ursprungs schon früh ihren
Weg in den Westen der islamischen Welt gefunden. Der Geograph Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ aus
dem arabischen Spanien (schrieb 866/1461) erwähnt unter den Besonderheiten der Hafenstadt
Tarragona die Existenz von Mühlen, die mit
Windkraft angetrieben werden. 6
Windmühle im Canterbury
Psalter (1270), aus
Ch. Singer (ed.),
History of
Technology
Bd. 2,
S. 623.
4
Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr, ed. A. Mehren,
Cosmographie de Chems-ed-Din ... ad-Dimichqui, Petersburg
1866 (Nachdruck Islamic Geography, Bd. 203, Frankfurt
1994), S. 181-182; franz. Übers. A.F. Mehren, Manuel de la
cosmographie du Moyen-Âge, Kopenhagen 1874 (Nachdruck
Islamic Geography, Bd. 204, Frankfurt 1994), S. 247.
5
Übersetzt von E. Wiedemann, Zur Mechanik ..., a.a.O. S.
46 (Nachdruck S. 218).
6
ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r, ed. E. Lévi-Provençal,
La Péninsule ibérique au Moyen-Âge, Leiden 1938, S. 126;
franz. Übers. ebd. S. 153.
34
T E C H N I K
‹Horizontale› Windmühlen bei Veranzio (1615).
Was die weitere Verbreitung dieses Typs angeht,
so hat die Vermutung7 etwas für sich, daß er etwa
seit dem 7./13. Jahrhundert China erreicht hat. Die
frühest bekannte Entwicklung der Windmühle in
Europa geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Ein
im Jahre 1270 in Canterbury geschriebenes Psalmenbuch zeigt die ersten englischen Abbildungen
einer Mühle mit vertikalen Flügeln.8
Mehrere Zeichnungen des «persischen» Typs finden sich noch unter den Machinae novae von
Fausto Veranzio (1615).9
Die Frage, ob dieser Typ der Windmühle in Europa tatsächlich auch gebaut wurde, ist noch offen.10
Nach der oben wiedergegebenen Beschreibung
von ad-Dima·q¬ befand sich der Mühlstein im
oberen Teil der Mühle, während der Windapparat
unten installiert war. Die weitere Entwicklung
führte dazu, daß diese Anordnung umgedreht wurde, wie neuere Bilder zeigen (s. Abb. o.). 11
Auf seiner Persienreise konnte Sven Hedin in dem
kleinen Ort Neh in S¬st®n bei einer Gesamtzahl
von 400 Häusern 75 Windmühlen dieses Typs
zählen (vgl. Abb. o. S. 32).12
10
7
Joseph Needham, Science and Civilisation in China, Bd. 4,
Teil 2, Cambridge etc. 1965, S. 560.
8
Rex Wailes, A Note on Windmills, in: Charles Singer et al.
(eds.), A History of Technology, Bd. 2, Oxford 1956, S. 623628, bes. S. 623; Hans E. Wulff, The Traditional Crafts of
Persia, Cambridge (Mass.) 1966, S. 286.
9
Machinae novae, München 1965, No. 11, 13.
s. noch R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, Bd. 2,
Leiden 1955, S. 111-116; Hugo Th. Horwitz, Über das Aufkommen, die erste Entwicklung und die Verbreitung von
Windrädern, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und
Industrie 22/1933/93-102; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill,
Islamic Technology, a.a.O. S. 54-55.
11
H.E. Wulff, a.a.O. S. 286-289.
12
Eine Routenaufnahme durch Ostpersien, Stockholm 1926,
Bd. 2, S. 141; vgl. H.E. Wulff, a.a.O. S. 286.
D I V E R S E
A P P A R A T E
Hebel in Scherenform
Unser Modell:
Holz, kaschiert
und Messing.
Höhe 57cm.
(Inventar-Nr. E 1.17)
Die im deutschen Sprachraum als Nürnberger
Schere bezeichnete Vorrichtung wird in dem oben
(S. 19) erwähnten anonymen arabischen Buch beschrieben, dessen Inhalt teilweise mit griechischen
Gelehrten wie Archimedes, Philon und Heron, aber
auch mit Alexander dem Großen in Verbindung
gebracht wird. Hans Schmeller1, der dazu neigt, in
dem Verfasser einen in Syrien oder im Irak lebenden Araber zu sehen, hat die Beschreibung dieses
Gerätes aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt2 und graphisch dargestellt. Nach Angabe des
Textes soll ein einziger Mann in der Lage sein,
hiermit ein Gewicht von 500 rafll (ca. 220 Kilo)
Wasser auf einmal zu heben.
Auf weitere Funktionen der Nürnberger Schere als
Pontonbrücke, Leiter, oder Schere zur Übertragung von Bewegungen an Maschinen hat Feldhaus4 hingewiesen.
Beim Bau unseres Modells haben wir uns der
Zeichnung von H. Schmeller bedient.
1
Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike
und bei den Arabern, a.a.O. S. 2 (Nachdr., a.a.O. S. 202).
2
Ebd. S. 9-10 (Nachdr., a.a.O. S. 209-210).
3
Die Technik, a.a.O. Sp. 910.
4
Die Technik, a.a.O. Sp. 910.
Zeichnung von H. Schmeller,
Beiträge zur Geschichte der Technik S. 9.
35
36
T E C H N I K
Vorrichtung
zum Heben des Wassers
mittels Feuers.
K.O.Franke
Funktionsschema der
Vakuumpumpe (rekonstruiert).
Unter den uns bekannten vier Handschriften des
anonymen Sammelbandes1, welche mit großen
Abweichungen griechische, pseudogriechische
und arabische Erfindungen aus dem Bereich der
Technik beschreiben, bieten die Codices Gotha
1348 und Leiden, Warn. 499 eine Vorrichtung
zum Heben des Wassers mittels Feuers. 2
Die Funktion der Pumpe, die wir in einem stark
verkleinerten Modell darstellen, beschreibt H.
1
√stanbul, Ayafofya 3187, Oxford, Bodl. Marsh 669, Gotha
1348, Leiden, Warn. 499 (= or. 499, s. P. Voorhoeve, Handlist of Manuscripts, Leiden 1957, S. 116-117).
2 s. H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in
der Antike und bei den Arabern, a.a.O. S. 26 f. (Nachdruck
in: Natural Sciences in Islam, Band 39, S. 197-247, hier
226-227).
Unser Modell:
Holz, kaschiert, Kunststoff,
Kupfer und Messing, Talglicht
Höhe: 61 cm,
(Inventar-Nr. E 1.23)
Schmeller wie folgt: «Infolge der Erwärmung
durch die brennenden Naphtalampen wird die Luft
aus dem oberen Raum ausgetrieben bzw. verzehrt.
Bei der darauffolgenden Abkühlung tritt eine
Druckverminderung ein, sodaß der äußere Luftdruck das Wasser im Kanal in die Höhe drückt.» 3
Nach der Beschreibung unserer Quelle soll diese
Vorrichtung Wasser aus einem 5-25 m tiefen
Brunnen heben können. Die Frage, inwiefern man
von dem Verfahren praktisch Gebrauch machen
konnte, muß offen bleiben.
3
ebd., S. 27.
D I V E R S E
37
A P P A R A T E
Unser Modell:
Kupfer, Messing, Edelstahl.
’ des Kessels 30 cm.
Mit Heizspirale und
Absperrventil.
(Inventar-Nr. E 1.25)
Mit Dampf betriebener
Bratenwender
Der osmanische Astronom und Ingenieur Taq¬yadd¬n beschreibt im 6. Kapitel seines Kit®b afl-fiuruq
as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya vom Jahre 953/1546
drei Vorrichtungen zum Drehen eines Bratspießes.
Die erste wird durch die Nutzung der Dampfkraft
bewegt. Die zweite wird durch ein Gewicht betrieben, dessen Gang durch eine Heißluftturbine reguliert wird. Die dritte wurde nach dem Prinzip gebaut, eine verhältnismäßig kleine Kraft durch
Zahnräder zu übertragen, welche mit einer Handkurbel in Bewegung gesetzt werden.
Bei unserem Modell der ersten Vorrichtung wird
der Spieß zusammen mit einer Schaufelrad-artigen
Turbine durch den Dampf bewegt, der durch ein
Fleisch
Wassertank
Feuerung
Schematische Querschnitte durch unser Modell.
38
T E C H N I K
Abb. 1 (oben): Rekonstruktion des Dampfwagens
von P. M. Grimaldi.
Abb. 2 (rechts): Skizze des
Dampfrades von Giovanni Branca.
Rohr aus einem geschlossenen erhitzten Wasserkessel entweicht. Nach Taq¬yadd¬ns Beschreibung
wird Wasser in den Kessel nachgefüllt, indem man
die Mündung des Rohres in einen Wasserbehälter
steckt. Das reiche aus, um den Kessel wieder zu
füllen. Taq¬yadd¬n berichtet, daß diese Art der
Dampfvorrichtung zu seiner Zeit weit verbreitet
war.
Giovanni Branca1 hat 1629 ein Dampfrad abgebildet (s. Abb. 2), bei dem der Dampf aus einer metallenen Mündung gegen ein Schaufelrad bläst. Die
Vorrichtung soll einen Pulverstampfer in Gang setzen.2
Eine weitere Stufe erreichte die Nutzung der
Dampfkraft anscheinend bei Philippe-Marie Grimaldi. Er soll um 1671 einen durch Dampfkraft
angetriebenen Wagen dem mandschurischen Kaiser K'ang Hsi vorgeführt haben. Eine im 19. Jahrhundert von Giovanni Canestrini (1835-1900) geschaffene Rekonstruktion (s. Abb. 1) befindet sich
in Mailand im Museo Nazionale della Scienza e
della Technica.3
2
1
Le machine. Volume nuovo e di molto artificio da fare effetti
maravigliosi ..., Rom 1629, figura XXV.
s. F.M. Feldhaus, Die Technik, a.a.O. S. 182.
s. J. Needham, Science and Civilisation in China, a.a.O. Bd.
4, Teil 2, S. 225-228.
3
D I V E R S E
A P P A R A T E
39
Mit Heißluft betriebener
Bratenwender
Unser Modell:
Kupfer, Messing, Edelstahl.
’ des Kessels 30 cm.
Mit Heizspirale und
Absperrventil.
(Inventar-Nr. E 1.26)
Abb. aus Leonardo
da Vinci, a.a.O. S.
503.
Die zweite Art Mechanismus zum Drehen eines
Bratspießes, seinerzeit ebenso geläufig wie die erste, beschreibt Taq¬yadd¬n nur knapp. Anstelle der
Dampfturbine wird hier die im Kamin aufsteigende heiße Luft genutzt, um den Spieß zu drehen.
Ähnlich wie bei Wasserschöpfwerken werde zusätzliche Energie von einem Lot aus Blei zugeführt. Dieses kann man sich wohl, wie bei einer
Uhr, als über eine Rolle laufendes Gewicht vorstellen. Die sicherlich über ein Getriebe auf den
Spieß übersetzte Kraft der Heißluftturbine dürfte
also nicht ausgereicht haben, um den Braten hinreichend schnell zu bewegen.
Im Codex Atlanticus des Werkes von Leonardo da
Vinci1 (Fol. 5) ist die Skizze eines Bratenwenders
enthalten (s. Abb. ), welcher durch Rauch oder
vielmehr durch die vom Feuer unter dem Bratspieß
aufsteigende erhitzte Luft betrieben wird.2 Diese
Zeichnung, in welcher auch die Zahnradübersetzung zu sehen ist, war für unsere Rekonstruktion
sehr nützlich. Ich bezweifle jedoch, daß eine nach
seiner Skizze gebaute Vorrichtung funktionieren
würde, da außer der Heißluft offenbar keine weitere Energiequelle vorgesehen ist.
1
Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 503.
Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues,
Berlin 1899, S. 425-426.
2
40
T E C H N I K
Bratenwender
mit Kurbel und Zahnradgetriebe
Nach seiner Beschreibung der beiden ersten mechanischen Bratenwender, wie er sie in √stanbul
kennen gelernt hatte, fügt Taq¬yadd¬n hinzu, er und
sein älterer Bruder hätten daselbst im Jahre 953/
1546 ein Gerät entwickelt, welches leichter transportabel sein sollte als die üblichen Konstruktio-
Unser Modell:
Messing, Edelstahl.
Höhe: 35cm.
(Inventar-Nr. E 1.27)
nen. Der neue Bratenwender funktioniert mit einer
Kurbel und einem Getriebe aus vier Zahnrädern,
welche eine Übersetzung von 1:10 bewirken und
damit das langsame Drehen eines schweren Bratens
erleichtern.
D I V E R S E
A P P A R A T E
Unser Modell:
Holz und Messing,
Kupfergewicht (8 kg).
(Inventar-Nr. E 1.12)
Hebewerk
mit Zahnradgetriebe
Der osmanische Gelehrte Taq¬yadd¬n beschreibt in
seinem 960/1553 verfaßten Buch über pneumatische Vorrichtungen (afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t arr‚Ω®n¬ya1) ein Zahnradsystem (ad-daw®l¬b almutad®¿ilat al-asn®n), das das Anheben eines Gewichtes von 3000 rafll (ca. 1450 Kilo) durch Anwendung eines Tausendstels an Kraft ermöglicht.
Bei unserem Modell mit mehrstufigem Antrieb beträgt das Übersetzungsverhältnis 1 : 150.
Abb. aus Taq¬yadd¬n, afl-fiuruq assan¬ya S. 26
1
Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya
al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 25-26.
41
42
T E C H N I K
Flaschenzug
Von den in arabischen Büchern über Technik oder
Monographien behandelten Arten des Flaschenzuges1 beschreibt der osmanische Gelehrte Taq¬yadd¬n2 einen ziemlich weit entwickelten Typ,
bei dem eine bestimmte Last durch ein Sechzehntel der normalerweise benötigten Kraft
gehoben werden kann. Er verwendet dafür
zweimal acht Holzrollen und kombiniert
sie in Zylinderform. Einem ähnlichen Flaschenzug begegnen wir bei Leonardo da
Vinci:3
Unser Modell:
Messing und Stahl.
Kupfergewicht ca. 15 kg.
Gestell aus Edelstahl,
Höhe: 130 cm.
(Inventar-Nr. E 1.11)
Seite aus
Taq¬yadd¬n,
afl-fiuruq
as-san¬ya,
Hds. Dublin,
Chester Beatty
Lib. 5232.
Die Ansicht von F. M. Feldhaus4, daß man Verbesserungen an den antiken Flaschenzügen erst
im 19. Jahrhundert vorgenommen habe, ist damit
hinfällig.
Bei unserem Modell haben wir nur die Hälfte der
im Original vorgesehenen Rollen berücksichtigt.
Abb. aus Leonardo da
Vinci, a.a.O. S. 490.
1
Sie werden unter den Begriffen bakra («Rolle») oder ™arr ala˚q®l («Ziehen von Gewichten») abgehandelt, s. E. Wiedemann,
Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/
1-56, bes. S. 20 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228, bes. S. 192).
2
Kit®b afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya, Faksimile-Ed.
A. Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 27-28.
3
Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 490.
4
Die Technik, a.a.O. Sp. 332.
D I V E R S E
A P P A R A T E
Vorrichtung
Unser Modell:
Messingzylinder,
Länge: 50 cm,
mittels zweier Scharniere
aufklappbar.
Messingketten.
(Inventar-Nr. E 1.05)
zum Heben
von Gegenständen
aus Gewässern
(Greifbagger)
Die als Ban‚ M‚s® («Söhne des M‚s®») bekannten drei Söhne des M‚s® b. ∞®kir (MuΩammad,
AΩmad und al-ºasan), die in der ersten Hälfte des
3./9. Jahrhunderts lebten, beschreiben in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 als hundertste Vorrichtung ein Gerät,
das zum Heben von Gegenständen aus Gewässern
dient. Sie sagen: «Wir wollen zeigen, wie man ein
Instrument herstellt, mit dem der Mensch, wenn er
es herabläßt, Materie (™auhar) aus dem Meere
hervorholt, und die Gegenstände, die in die Brunnen gefallen und in den Flüssen und Meeren
untergesunken sind. Dazu verfertigen wir die beiden Hälften abjz und wΩde eines [Hohl] Zylinders aus Kupfer, die einander gleich sind; übertrifft die eine Hälfte die andere um ein weniges an
Gewicht, so ist das für den vorliegenden Zweck
besser, damit die eine Hälfte die andere in sich
aufnehme (verschlinge) und [die zweite] in sie ein
wenig hineindringe. Jeder der beiden Zylinder sei
1 Elle lang oder länger ... Die eine der Hälften des
Zylinders wird nach der anderen zugerichtet (gespalten), damit sich zwischen ihnen nicht ein kleiner Zwischenraum befindet. Dann bringt man an
ihnen zwei Scharniere (narm®‰a™at®n) an, ...»2.
Läßt man die Vorrichtung an den vier außen angebrachten Ketten ins Wasser, so klappt der Greifzylinder auf. Am Grund angekommen, zieht man
ihn mit der in der Mitte angebrachten Kette wieder
hinauf. Dadurch schließt sich der Zylinder und
klemmt die Gegenstände ein, die er umschlossen
hat.
2
1
ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 376 -379; engl.
Übers. Donald R. Hill, The Book of Ingenious Devices,
Dordrecht etc. 1979, S. 242-243.
43
Übers. E. Wiedemann (mit geringfügigen Veränderungen)
in: Apparate aus dem Werk fi’l-ºijal der Benû Mûsà (Zur
Technik bei den Arabern. 7), in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/341-348,
bes. S. 343-345 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte Bd. 1, S. 306-313, bes. S. 308-310).
44
T E C H N I K
kommt neu
Greifbagger der Ban‚ M‚s® (Hds. Berlin).
Greifzylinder geöffnet
(vom Ende gesehen)
Konstruktionszeichnungen
(D.R. Hill nach E. Wiedemann)
Greifzylinder geöffnet
(von der Seite gesehen)
Aufriß
(ohne Leinen)
D I V E R S E
A P P A R A T E
45
Eine Leuchte,
die auch bei heftigem Wind
nicht erlischt
Unser Modell:
Messing
Höhe: 63 cm.
(Inventar-Nr. E 1.16 )
Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal
(Hds. Berlin, or. quart. 739).
Um die Mitte des 3./9. Jahrhunderts beschrieben
die Ban‚ M‚s® (MuΩammad, AΩmad und al-ºasan
b. M‚s® b. ∞®kir) in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 eine
Lampe 2, die nicht erlischt, auch wenn sie in starkem Wind steht.
1
Ed. AΩmad Y‚suf al-ºasan, Aleppo 1981, bes. S. 372-373.
Eilhard Wiedemann, Über Lampen und Uhren (Beiträge zur
Geschichte der Naturwissenschaften. XII), in: Sitzungsberichte
der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 39/1907/
200-225, bes. S. 204-205 (Nachdr. in: Aufsätze zur arabischen
Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351-376, bes. S. 355-356);
The Book of Ingenious Devices (Kit®b al-ºiyal) by the Ban‚
(sons of) M‚sà bin Sh®kir. Translated and annotated by Donald
R. Hill, Dordrecht, Boston, London 1979, S. 238-239.
2
Unser Modell entstand nach der Beschreibung und
der Abbildung der Ban‚ M‚s® und nach der Interpretation von E. Wiedemann und D. Hill.
Der Halbzylinder, in dem sich die Leuchte befindet, ist in einem Gestell leicht drehbar gelagert. Die
an ihm befestigte Fahne aus Messing bewirkt, daß
er sich bei Luftbewegungen mit der geschlossenen
Seite dem Wind zuwendet, wodurch das Licht vom
Luftzug nicht gelöscht werden kann. Die Leichtgängigkeit der Lager spielt eine entscheidende Rolle, damit sich die Fahne auch bei leichtem Luftzug
drehen kann.
46
T E C H N I K
Gottesleuchte
(Ewiges Licht)
Unser Modell:
Messing, Höhe: 60 cm.
Glas-Sichtfenster.
Holzwand, Höhe 80 cm.
(Inventar-Nr. E 1.06)
Mit dem arabischen Begriff sir®™ All®h («Leuchte
Gottes») wird eine Öllampe bezeichnet, «deren
Docht von selbst hervorkommt und deren Öl von
selbst hineinfließt. Jeder, der sie sieht, glaubt, daß
durchaus nichts vom Öl und Docht verzehrt
wird.»1
Die drei «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) haben in
der ersten Hälfte des 3./9. Jahrhunderts in ihrem
Kit®b al-ºiyal2 eine solche Lampe beschrieben.
Sie konnte tagelang brennen, ohne daß jemand einen Docht nachschieben mußte. Das Öl floß automatisch nach, scheinbar ohne Abnahme der Menge.
Ein technisch anspruchsvolles System sorgt dafür,
daß sich die Lampe aus einem verborgenen Reservoir selbst nachfüllt. In diesem herrscht nach dem
Befüllen durch das Ventil lwz (s. Abb. S. 47) ein
Vakuum, welches den Ausfluß des Öls über den
Schnabel e hindert. Sobald der sinkende Ölstand
die Öffnung j freilegt, ist das Vakuum aufgehoben, Öl fließt in die Lampe, bis die Öffnung wieder untertaucht und im Reservoir das Vakuum erneuert. Die Füllung der eigentlichen Lampe bleibt
auf diese Weise stets konstant. Der Schwimmer fl
bewirkt, daß der Docht mit sinkendem Ölstand im
Reservoir automatisch nachgeschoben wird.
Über den Verwendungszweck sagen die Ban‚
M‚s®: «Die Lampe brannten die Leute, die mit religiösen Angelegenheiten zu tun haben. Sie glauben, daß man in ihr eine ewige Lampe habe, bei
der das Feuer nicht erlischt, und zwar brennt es
ununterbrochen in dem Rohr des Feuers, das ist
bei den Zoroastriern der Fall und in der Kirche,
das ist bei den Christen der Fall. Stellt man den
Leuchter (den Träger der Lampe) und den Ölbehälter versteckt in der Wand auf, so daß man nur
die Lampe sieht, so macht das auf den Beschauer
einen besseren Eindruck.»3
1
E. Wiedemann, Über Lampen und Uhren, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen)
39/1907/200-225, bes. S. 203-204 (Nachdruck in: Aufsätze
zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351- 376,
bes. S. 354-355).
2
K. al-ºiyal, a.a.O. S. 368-371; engl. Übers. D.R. Hill, The
Book of Ingenious Devices, a.a.O. S. 236-237.
3
Übers. E. Wiedemann, a.a.O. S. 203-204 (Nachdruck S.
354-355).
D I V E R S E
A P P A R A T E
47
Umzeichnung von D.R. Hill.
Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal (Hds. Berlin, or. quart. 739).
Zeichnung eines von D.R. Hill vorgeschlagenen
Funktionsmodells.
Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal, (Hds. √stanbul,
Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474).
48
T E C H N I K
Abb. der Ban‚ M‚s® (Hds. Topkapı Sarayı).
Umzeichnung von D.R. Hill.
Ein
Staunen erregendes
Trinkgefäß
Die «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) schildern in
ihrem Kit®b al-ºiyal 1 fünfzehn Vorrichtungen für
Trinkgefäße und Tafelaufsätze, die zeigen, «in wie
sinnreicher Weise» sie «die mannigfachsten Aufgaben zu lösen wußten.»2 Die elfte ihrer Vorrichtungen diente uns als Vorlage.
Das Trinkgefäß wurde bei gesellschaftlichen Anlässen vorgeführt und diente der Unterhaltung.
Seine Funktionsweise beruht auf hydraulischen
Berechnungen. Gießt man oben langsam Wein ein,
so fließt links Wasser und rechts Wein aus. Gießt
man schnell Wasser ein, so fließt links Wein und
rechts Wasser. Im Original ist der Behälter geschlossen zu denken, um keinen Einblick in die
Funktionsweise zu geben.
Unser Modell:
Holzkasten 43 × 45 × 105 cm.
Zwei verzierte Behälter aus Messing, vergoldet.
Zuleitungen aus Messing und Kunststoff.
(Inventar-Nr. E 1.09)
1
Kit®b al-ºiyal, a.a.O. S. 319-323; D.R. Hill, The Book of
Ingenious Devices, a.a.O. S. 212-213.
2
E. Wiedemann, Über Trinkgefäße und Tafelaufsätze nach
al-©azarî und den Benû Mûsà, in: Der Islam 8/1918/55-93,
268-291, bes. S. 284-286, 291 (Nachdruck in: Gesammelte
Schriften, Bd. 3, S. 1517-1579, bes. S. 1572-1574, 1579).
A U T O M A T E N
Automat
Unser Modell:
Tisch 84 × 62 cm,
Gesamthöhe 170 cm.
Armaturen aus Messing.
(Inventar-Nr. E 1.28)
zum abwechselnden Spenden von
heißem und kaltem Wasser
Die drei Söhne von M‚s® b. ∞®kir mit Namen MuΩammad, AΩmad und al-ºasan, die in der zweiten
Hälfte des 3./9. Jahrhunderts als Mathematiker, Astronomen und Physiker in Ba∫d®d wirkten,1 beschreiben in ihrem Buch über mechanische Vorrichtungen2
ein Gerät, das dazu diente, den Wasserfluß aus zwei
unterschiedlichen Quellen oder Behältern so aufzu-
49
1
s. F. Sezgin, a.a.O. Bd. 5, S. 246-252; Bd. 6, S. 147-148.
K. al-ºiyal, ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 385388; englische Übersetzung Donald R. Hill, The Book of Ingenious Devices, London 1979, S. 246-247.
2
50
T E C H N I K
bereiten und zu regulieren, daß aus je einer von zwei
Leitungen das Wasser in gewissen Intervallen abwechselnd warm oder kalt fließt, während es aus der
anderen Leitung in gleichen Intervallen aber umgekehrter Folge zufließt. Durch die Verkürzung der Intervalle wird ein Effekt erreicht, der an eine Mischbatterie erinnert.
Aus einem Heißwasserbehälter auf der rechten und
einem Kaltwasserbehälter auf der linken Seite der
Vorrichtung fließt das Wasser auf ein Wasserrad, das
horizontal unter den Behältern angebracht ist. Durch
die Drehbewegung des Rades wird eine darunter befestigte Wanne ebenfalls in Drehung versetzt. Die
Wanne ist mittig in zwei Kammern geteilt. Zunächst
fließt heißes Wasser in die rechte Kammer, nach ei-
ner halben Drehung dann kaltes Wasser. Gleichzeitig läuft in die linke Kammer anfangs kaltes und nach
der halben Drehung heißes Wasser.
Aus diesen Kammern läuft das Wasser durch große
Öffnungen in eine darunter liegende Wanne, die ebenfalls in zwei Kammern geteilt ist. Durch die Rotation der oberen Wanne läuft das Wasser wechselseitig
aus. Bereits nach einer viertel Umdrehung der oberen Wanne ändert sich der Zufluß in der unteren.
Aus der unteren Wanne wird das Wasser in ein
Becken geleitet, wo sich nun bei einer einzigen
Umdrehung des Wasserrades und der oberen Wanne vier Mal aus jeder der beiden Wasserleitungen
der Zufluß ändert. In kurzen Intervallen fließt abwechselnd heißes und kaltes Wasser.
Abb. der Ban‚ M‚s®
(Hds. Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474).
A U T O M A T E N
Ein
Unterhaltungsautomat
Es ist das erste von 31 Modellen, die von einem
MuΩammad oder AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ (vermutlich 2. Hälfte 5./11. Jh. in Andalusien) in seinem Buch Kit®b al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r beschrieben und skizziert wurden. Zusammen mit
den folgenden vier Modellen des Buches ähnelt es
einer Wasseruhr, da bestimmte Aktionen in festgelegten Intervallen in Erscheinung treten, doch
fehlt die Funktion einer präzisen Zeitmessung.1
Das Modell wurde nach Erläuterungen und Skizzen von J. Vernet, R. Casals und M.V. Villuendas 2
von Eduard Farré (Barcelona) nachgebaut.3 Be-
Unser Modell:
Breite des Holzkastens: 110 cm.
Wasserbehälter und Zuleitungen
aus Plexiglas.
Schalen aus gehämmertem Kupfer.
Figuren aus gegossenem Zinn.
(Inventar-Nr. B 1.09)
merkenswert ist die Verwendung von Quecksilber
bei diesem Automaten, wodurch sich eine Verbindung zwischen ihm und der Alfonsinischen
Quecksilberuhr (s.o.III, 110f.) ergibt.4 Andererseits
fällt auf, daß typische Elemente arabischer Technik, wie kegelförmige Ventile, Verzögerungssysteme, Rückkoppelungskontrollen oder sensibler
Druckausgleich fehlen.5
1
Donald R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 37.
El capítulo primero del «Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy alafk®r», in: Awr®q (Madrid) 5-6/1982-83/7-18.
3 J. Vernet und J. Samsó (Eds.), El Legado Científico Andalusí S. 304-309.
51
2
4
5
D.R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 39.
Ebd. S. 39.
52
T E C H N I K
Das komplizierte Werk löst nach etwa einer halben Stunde einen Mechanismus aus (im Modell ist
die Zeit auf fünf Minuten verkürzt). Dann öffnen
sich die beiden Türen und zwei Tänzerinnen erscheinen. Gleichzeitig senken vier Ziegenböcke
die Köpfe zum trinken. Daraufhin taucht ein
Schlangenbeschwörer aus einem Brunnen auf und
die Tänzerinnen bewegen sich in das Haus zurück,
wobei sich die Türen wieder schließen. Auch die
Ziegen erheben wieder ihre Köpfe. Sodann steigen
drei Schlangen vor dem Brunnen auf; nach einiger
Zeit verschwindet zunächst der Schlangenbeschwörer, dann die Schlangen.
Zum Buch von al-Mur®d¬: D.R. Hill, A Treatise on Machines
by Ibn Mu‘®dh Ab‚ ‘Abd All®h al-Jayy®n¬, in: Journal for the
History of Arabic Science (Aleppo) 1/1977/33-46; A.I. Sabra, A Note on Codex Biblioteca Medicea-Laurenziana Or.
152, ebd. S. 276-283; M.V. Villuendas, A Further Note on a
Mechanical Treatise Contained in Codex Medicea Laurenziana Or. 152, in: Journal for the History of Arabic Science
(Aleppo) 2/1978/395-396; J. Vernet, Un texto árabe de la
corte de Alfonso X el Sabio. Un tratado de autómatas, in: AlAndalus (Madrid, Granada) 43/1978/405-421; D. R. Hill,
Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 36-46; R. Casals, Consideraciones sobre algunos mecanismos árabes, in: Al-Qanflara
(Madrid) 3/1982/333-345; D.R. Hill, Tecnología andalusí,
in: El Legado Científico Andalusí S. 157ff., hier S. 163-168,
304-309; J. Samsó, Las ciencias de los antiguos en al-Andalus, Madrid 1992, S. 250-257; J. Casulleras, El último capítulo del Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy al-afk®r, in: From Baghdad
to Barcelona. Studies in the Islamic Exact Sciences in Honour of Prof. Juan Vernet, Barcelona 1996, vol. 2, S. 613-653.
Zeichnung aus al-Mur®d¬, Kit®b al-Asr®r
(Hds. Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, orient. 152).
A U T O M A T E N
53
Springbrunnen
mit wechselnder Gestalt
Unser Modell:
Gesamthöhe: 110 cm.
Messingrahmen um Plexiglas.
Verzierte Schale und Deckel,
sowie Wippe aus vergoldetem Messing.
Schwimmer und Rohre aus Kupfer.
(Inventar-Nr. B 1.07)
1.
Dies ist eine von zwei ursprünglich im 3./9. Jahrhundert von den Ban‚ M‚s® beschriebenen Vorrichtungen, die Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/
1200) mangelhaft fand und durch eigene Konstruktionen ersetzte.
Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘, Faksimile Ankara 1990, S.
276-277; E. Wiedemann, Die Konstruktion von Springbrunnen durch muslimische Gelehrte. II. Anordnungen von al
Gazarî für Springbrunnen, die ihre Gestalt wechseln, in:
Festschrift der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte
Naturkunde, Hanau 1908, S. 29-43, hier S. 36ff. (Nachdruck
in: E. Wiedemann, Gesammelte Schriften, Bd. 1, S. 241-255,
hier S. 248ff.; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, S. 158ff.
Das ursprünglich von außen eingeleitete, im Modell aus dem unteren Wasserbehälter rückgeführte
Wasser fließt im oberen Teil über eine Wippe in
die rechte der beiden Kammern. Ist diese vollgelaufen, schwenkt die durch einen Schwimmer gesteuerte Wippe um, so daß sich die linke Kammer
füllt. In dieser Zeit, die genau berechnet ist, fließt
das Wasser der rechten Kammer durch ein Rohr
aus und steigt aus der zentralen Düse des unteren
Beckens als einstrahlige Fontaine auf. Dann
schwenkt die Wippe um, so daß sich aus der linken Kammer das Wasser über das zweite Rohr
entleert und als fünfstrahlige Fontaine aus dem
unteren Düsenring aufsteigt. Das Intervall war ursprünglich eine halbe Stunde, in unserem Modell
ist es auf drei Minuten verkürzt.
54
T E C H N I K
2.
Der zweite der
Springbrunnen,
die al-©azar¬ angefertigt und beschrieben hat.
Unser Modell:
Gesamthöhe: 130 cm.
Messingrahmen um Plexiglas.
Wanne und Schaufeln aus Kupfer.
Verzierter Deckel und
Rohrleitungen vergoldet.
(Inventar-Nr. B 1.08)
Auch hier fließt das Wasser über eine Wippe zunächst in die rechte Kammer. Gleichzeitig füllt
sich eine Schaufel mit Wasser, bis sie so schwer
ist, daß sie kippt und dabei sowohl die Wippe umlegt als auch den Abfluß der Kammer ermöglicht.
Während sich die linke Kammer füllt, sprudelt das
Wasser in zwei Fontänen aus: ein Wasserpilz bildet sich auf der linken, ein Strahl auf der rechten
Seite. Nach einer bestimmten Zeit entleert sich das
Wasser der linken Kammer. Der Wasserpilz ist
nun auf der rechten Seite zu sehen, der Strahl auf
der linken. Das Intervall betrug auch hier ursprünglich eine halbe Stunde und ist in unserem
Modell auf drei Minuten verkürzt.
Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.Ed. Ankara 1990, S. 278-279; E. Wiedemann, Anordnungen
von al Gazarî, a.a.O. S. 36 ff. (Nachdruck, S. 248 ff.); D.R.
Hill, The Book of Knowledge, a.a.O. S. 158ff.
A U T O M A T E N
55
Abbildungen bei al-©azar¬, a.a.O. S. 280, 283.
Auf Blatt 22r seines Bellicorum instrumentorum
liber zeichnet Giovanni Fontana1 (1. Hälfte 15.
Jh.) die Grundlinien eines Springbrunnens, der
die Bekanntschaft mit einer arabischen Vorlage
verrät (s. Abb. rechts).
1
Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di Giovanni Fontana, Milano 1984, S. 118.
56
T E C H N I K
Unser Modell:
Messing, 20 × 12,5 cm.
Acrylglaskasten.
(Inventar-Nr. E 1.02)
Ein
Kombinationsschloß
Im letzten Kapitel seines Buches behandelt Ibn arRazz®z al-©azar¬ (um 600/1200) eine Reihe mechanischer Geräte, darunter ein Buchstabenschloß,
ein «Schloß, das mit zwölf Buchstaben zum Verschließen eines Kastens dient» (qufl yuqfalu ‘al®
◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘™am).1
1
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990,
S. 340-348; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über eine Palasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam 11/
1921/213-251, bes. S. 232-244 (Nachdruck in: Gesammelte
Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1689-1701), engl.
Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. S. 199-201.
Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal,
a.a.O., S. 346.
S C H L Ö S S E R
57
Der Deckel besteht aus zwei Platten, die mit vier
Kombinationsschlössern und einem Drehknauf
verbunden sind. Die Deckplatte dient als Halterung. Die darunterliegende Platte besteht aus zwei
Hälften, die mit dem Drehknauf auseinander geschoben werden können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Schlösser auf eine bestimmte Kombination eingestellt werden. Die Ringe an den
Schlössern geben dann eine Nut frei, in die die Sicherungsstifte, die an der unteren Platte befestigt
sind, gleiten können. Setzt man das Kombinationsschloß auf einen dafür vorgesehenen Kasten,
so kann die untere Platte mittels Drehknauf in
zwei Aussparungen einfahren. Gleichzeitig wird
ein Zylinder in eine seitlich angebrachte Führung
geschoben, so daß sich die untere Platte nicht
mehr zusammenschieben läßt. Durch Verstellen
der Kombinationen wird der Zylinder gesichert.
Die zwölfstellige Buchstabenkombination, die im
Arabischen einem Zahlenwert entspricht, kann bei
geöffnetem Deckel leicht verändert werden.
Seite mit Beschreibung und Illustration des Zahlenschlosses
aus al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed.
Frankfurt 2002, S. 523.
58
T E C H N I K
Ein aus der Zeit von al©azar¬ (um 600/1200)
erhaltenes Elfenbeinkästchen mit arabischem
Buchstabenschloß
(191 × 201 × 375 mm).
Beschläge und Schloß
aus vergoldeter
Kupferlegierung,
Maastricht, Stichting
Schatkamer Sint Servaas
(Belgien).
Zwei weitere Kassetten mit Kombinationsschlössern aus dem
7./13. Jh.; links: Sammlung Khalili, London, a.a.O. Bd. 12,
No. 344. Oben: Teile eines Kästchens von MuΩammad b.
º®mid al-I◊fah®n¬, dat. 597/1200, Copenhagen, David Collection, Ref. No. 1/1984.
S C H L Ö S S E R
59
Türschloß
mit vier Riegeln
Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal,
a.a.O., S. 352.
Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt
im letzten Kapitel seines ©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l‘amal ein Türschloß mit vier Riegeln: «Es sind vier
Riegel aus Holz oder Eisen auf dem Rücken einer
Türe, sie sind nach den vier Seiten, aber verschieden
gerichtet. Sie werden durch einen Schlüssel vorgeschoben und geöffnet. Ein Riegel öffnet nach rechts,
einer nach links, einer nach oben und einer nach unten. In den vier Riegeln ist keine Stelle, in die ein
Bösartiger (fl®riΩ) eindringen kann. Ist der Schlüssel
aus der Öffnung herausgenommen, in die er sich einsetzt, um zu öffnen und die Riegel vorzuschieben, so
ist niemand imstande, das, was mit dem Verriegeln
bezweckt wird, zu erreichen und die Riegel mit der
Hand nach oben oder unten oder rechts oder links zu
bewegen; sie können dann nicht bewegt werden,
weder zum Verriegeln noch zum Öffnen. Das Einzige, womit man sie bewegen kann, ist der Schlüssel.»1
Nach dieser Schilderung der Funktion des Schlüssels gibt al-©azar¬ eine ausführliche Beschreibung
des Mechanismus und seiner Teile.
1
©azar¬, al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal , Faks.-Ed. Ankara 1990, S. 348-352; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über
eine Palasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam
11/1921/213-251, bes. S. 244-250 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1701-1707),
engl. Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious
Mechanical Devices, a.a.O. S. 202-203.
Unser Modell:
Holz, Messing und Plexiglas.
Maße: 51 × 43 × 58 cm.
(Inventar-Nr. E 1.10)
60
T E C H N I K
Unser Modell (a)4:
Holz, Bleigewichte,
Messinglager.
Durchmesser 80 cm.
(Inventar-Nr. E 1.21)
Perpetuum mobile
Die Darstellung verschiedener Formen der Perpetua mobilia in den drei bekannten Handschriften
des anonymen arabischen Sammelbandes technischen Inhaltes (wahrscheinlich aus dem 6./12. Jh.,
s.a.o. 35)1 erweckt den Eindruck, daß der Gedanke
eines ‹dauernd Beweglichen›, einer sich ohne äußere Energiezufuhr drehenden Maschine, schon
damals ziemlich verbreitet war, ja sogar in einer
1
Nach Hds. Gotha 1348, fol. 105 b; Leiden, Warn. 499 (=
or. 499), fol. 80 a. Vgl. H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike und bei den Arabern, Erlangen
1922 S. 21 (Nachdruck a.a.O., S. 221).
gewissen Tradition gestanden hat. Wieweit diese
Tradition auf griechische bzw. byzantinische
Quellen zurückgeht ist zur Zeit nicht bekannt.
Derselbe Gedanke, der Europäer bis ins 19. Jh. so
leidenschaftlich beschätigt hat2, taucht schon kurz
vor der Mitte des 13. Jh. bei dem französischen
Ingenieur Villard de Honnecourt 3 und dann bei
seinem jüngeren Landsmann Peter Peregrinus4 auf.
2 s. F.M. Feldhaus, Ruhmensblätter der Technik, Leipzig
1910, S. 217-230.
3 Sarton, Introduction II, a.a.O. S. 1033.
4 s. E. Grant, in: Dictionary of Scientific Biography X, 1974,
Sp. 536b.
P E R P E T U A
M O B I L I A
61
Unser Modell (b):
Holz und Messing.
Durchmesser 26 cm.
(Inventar-Nr. E 1.22)
Zeichnung aus Mariano Taccola’s Notizbuch (1. Hälfte 15.
Jh.)6. Unten auf der Seite befinden sich Skizzen von Kriegsmaschinen. Das Perpetuum mobile ist durch seine Verblüffende Ähnlichkeit mit dem in unserem Modell vorgestellten
ein weiterer Beleg für die entscheidende Bedeutung älterer
islamischer Quellen für die Protagonisten der ‹Renaissance›.
Die Beschäftigung mit Perpetua Mobilia hat in
Europa später derart zugenommen, daß sich die
Académie Française im Jahre 1775 entschloß,
keine Lösungsvorschläge dieses Problems mehr
zu prüfen.
Nach unserer Kenntnis war der Astronom und
Physiker Taq¬yadd¬n b. Ma‘r‚f in der islamischen
Welt der erste, als er Mitte des 10./16. Jh die Unsinnigkeit des Perpetuum mobile ausgesprochen
hat.5
Unser arabischer Sammelband beschreibt sieben
Arten Perpetua mobilia, wovon vier mit Quecksilber in Schwung gebracht werden sollten.
Obwohl die hier vorgestellten Modelle – deren
Reibungsverluste man freilich noch hätte reduzieren können – per Definition nicht funktionieren,
sind sie doch insofern von Interesse, als sie ein
fortgeschrittenes Verständnis des Hebelgesetzes
und der Momentberechnung dokumentieren.
5
s. Sevim Tekeli. 16’ıncı asırda Osmanlılarda saat, Ankara
1966, S. 218.
6
De ingeneis II, Faks. Wiesbaden 1984, fol. 58a.
Kapitel 11
Architektur
S TAT T E I N E R E I N L E I T U N G
N
I C H T N U R, daß dem Schreiber dieser Zeilen ausreichende
Kompetenz fehlt, eine Einführung in die hier repräsentierte Materie zu verfassen. Es erübrigt sich zudem eine solche bei
der kleinen Zahl unserer Modelle angesichts der zahlreich erhaltenen architektonischen Monumente des arabisch-islamischen Kulturkreises. Unsere Auswahl konzentriert sich auf wenige für ihre Zeit exemplarische öffentliche Zweckbauten, bei
welchen es sich stets um Stiftungen hochgestellter Persönlichkeiten – meist der Herrscher selbst – handelt; sie repräsentieren
also nicht nur jeweils fortgeschrittene Architektur und
Ingenieurleistung, sondern auch die enorme kulturelle Bedeutung, welche neben Moscheen vor allem Krankenhäusern und
Hochschulen beigemessen wurde.
B A U W E R K E
65
HOCHSCHULEN
Die
Mustan◊ir¬ya-Hochschule
in Ba∫d®d
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab etwa 1 : 50.
Maße der Grundplatte:
100 × 60 cm.
Stahlgestell und
Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 05)
Diese große Hochschule wurde im Jahre 625/
1227 vom vorletzten Abbasidenkalifen al-Mustan◊ir bill®h am Tigrisufer in Ba∫d®d gegründet. Sie
dürfte die älteste arabisch-islamische Universität
sein, an der außer dem Lehrstoff der vier orthodoxen Rechtsschulen auch Medizin und mathematische Wissenschaften herangezogen wurden. 1 Die
Versorgung der Hochschule erfolgte durch eine
vom Kalifen gegründete Stiftung. Die Zahl der
Dozenten und der weiteren Mitarbeiter betrug
etwa 400. Die Hochschule besaß eine große und
bedeutende Bibliothek, die nach der Eroberung
Ba∫d®d’s durch die Mongolen geplündert wurde.
Der Kalif besuchte die Hochschule oft und «hörte
von einem besonderen Platz aus die Vorträge und
Disputationen der Gelehrten. Gelegentlich veranstaltete er dort offizielle Empfänge für Staatsgäste».
1 Zu den Quellenangaben s. N®™¬ Ma‘r‚f, T®r¬¿ ‘ulam®’ alMustan◊ir¬ya, 3. Aufl., Kairo o.J., Bd. 1, S. 25, 48.
YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬: Illustration zu den Maq®m®t
von al-ºar¬r¬, Vorlesung in einer Bibliothek zu Basra (634/
1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847, fol. 5.
66
A R C H I T E K T U R
Gesamtansicht unseres
Modells von Osten.
Plan aus Hansjörg Schmid, Die Madrasa des Kalifen al-Mustansir in
Baghdad. Eine baugeschichtliche
Untersuchung der ersten universalen Rechtshochschule des Islam. Mit
einer Abhandlung über den sogenannen Palast in der Zitadelle in
Baghdad, Mainz 1980.
DIE MUSTAN—IR¡YA-HOCHSCHULE
«Der Bau überstand die Zerstörung der Hauptstadt
und den Untergang des abbasidischen Hauses bei
der Eroberung durch die Mongolen 1258, ... » Ein
Jahrzehnt später wurde die Hochschule wieder in
Betrieb genommen. In den letzten Jahrhunderten
scheint sie sehr vernachlässigt worden zu sein.
Nach seiner Restaurierung zwischen 1945 und
1962 steht das Gebäude im Dienste des Museums
für islamische Kultur und Kunst.2
Unser Modell wurde auf der Grundlage des verdienstvollen Werkes von Hansjörg Schmid gebaut.
2
Hansjörg Schmid, Die Madrasa des Kalifen al-Mustansir in
Baghdad, a.a.O. S. 1.
67
Photographie der Fassade und ein Blick in den Hof,
aus Hansjörg Schmid, a.a.O.
68
A R C H I T E K T U R
HOSPITÄLER
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab etwa 1 : 50.
Maße der Grundplatte: 100 × 70 cm.
Stahlgestell und Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 07)
Das
N‚radd¬n-Krankenhaus
in Damaskus
Dieses Krankenhaus, das unter dem Namen alB¬m®rist®n an-N‚r¬ bekannt ist, wurde von Am¬r
N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, der türkischer Abstammung und Vorgänger des Aiyubiden —al®Ωadd¬n (Saladin) war, im Jahre 549/1154 unmittelbar nach der Befreiung der Stadt gegründet.1 Es
gehörte zu den bekanntesten Krankenhäusern der
islamischen Welt und war bis ins 13./19. Jahrhundert hinein in Betrieb. Neben der Großen Moschee
und der Zitadelle zählt es zu den wichtigsten Mo-
numenten der islamischen Periode in Damaskus.
Über die Arbeitsweise und Organisation des Hospitals machte der andalusische Gelehrte Ibn
©ubair (gest. 614/1217) anläßlich seines Besuches in Damaskus im Jahre 580/1184 folgende
Angabe in seinem Reisebericht 2: «In diesem Ort
(Damaskus) gibt es etwa zwanzig Schulen und
zwei Krankenhäuser, ein altes und ein neues. Das
neue wird mehr besucht und ist das größere. Sein
2
1
s. E. Herzfeld, Damascus: Studies in Architecture, in: Ars
Islamica (Ann Arbor) 9/1942/1-53, bes. S. 4.
The Travels of Ibn Jubayr, ed. W. Wright, 2 nd ed. rev. M.J. de
Goeje, Leiden 1907, S. 283; E. Herzfeld, Damascus: Studies,
a.a.O. S. 5.
H O S P I T Ä L E R
69
täglicher Unterhalt kostet ca. fünfzehn Dinar. Es
gibt dort Angestellte, die sich um die Registrierung der Namen der Patienten und der nötigen
Ausgaben für Medikamente, Verpflegung etc.
kümmern. Die Ärzte kommen jeden Tag früh am
Morgen, untersuchen die Patienten und ordnen die
Versorgung mit den erforderlichen Medikamenten
und Speisen an, unter Berücksichtigung des Zustandes eines jeden Kranken ... Es gibt dort auch
eine Behandlung für Geisteskranke ...»
Grundriß des Krankenhauses nach E. Herzfeld
«Im Grundriß dieses ältesten bis heute erhalten
gebliebenen B¬m®rist®n gruppieren sich vier ¡w®ne (Rundbogen-Hallen) symmetrisch um einen Innenhof und bilden zusammen eine Kreuzform. In
der Mitte des Innenhofes liegt ein Wasserbecken.»
«Durch das in einer flachen Nische liegende Muqarna◊-Portal tritt man in einen quadratischen
Vorraum mit einem Muqarna◊-Gewölbe. Von diesem Raum aus betritt man den West¬w®n. Der gegenüber liegende Ost¬w®n war einer Inschrift nach
Untersuchungs- oder Sprechzimmer. Die überwölbten vier Eckräume, die nach außen keine Fenster haben, waren Krankensäle.»3
3 Arslan
Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser
unter Berücksichtigung der Frage nach den ältesten psychiatrischen Anstalten, Diss. Berlin 1968, S. 80; vgl. J. Sauvaget, Les
monuments historiques de Damas, Beirut 1932, S. 49-53.
70
A R C H I T E K T U R
Das
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab etwa 1 : 50.
Stahlgestell und Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 04)
Krankenhaus
der Prinzessin T‚r®n
Das älteste vollständig erhaltene Krankenhaus
Anatoliens wurde im Jahre 625/1228 im Auftrag
von Prinzessin T‚r®n errichtet, einer Tochter von
Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h und Gemahlin von AΩmad
∞®h aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek. Es liegt
in Divriªi (südöstlich von Sivas) neben der von
AΩmad ∞®h errichteten Moschee. Der Krankenhausteil hat eine Fläche von 32 × 24 m; die Fläche
des Gesamtkomplexes mit der Moschee zusammen beträgt 32 × 6 4 m.1
Grundriß und Längsschnitt des Gesamtkomplexes
(nach Terzioªlu)
Innenansicht des
Krankenhauses
(historisches Photo
nach Terzioªlu).
1
Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische
Krankenhäuser, a.a.O. S. 121-125.
H O S P I T Ä L E R
71
Unser Modell
(des erhaltenen Teils):
Holz und Kunststoff
Grundplatte 94 × 119 cm.
(Inventar-Nr. F 08)
Das
Qal®w‚n-Krankenhaus
in Kairo
Zu den bekanntesten und bedeutendsten Krankenhäusern im arabisch-islamischen Kulturkreis gehört zweifellos al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ in
Kairo, das in der neueren Literatur Qal®w‚n-Krankenhaus genannt wird. Sein Gründer war der
Mamlukensultan al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n
Qal®w‚n (reg. 678/1279-689/1290). Inspiriert
wurde er zu dem Bau bei einem Besuch des
B¬m®rist®n an-N‚r¬ in Damaskus im Jahre 675/
1276. Fünf Jahre nach seinem Regierungsantritt in
Kairo, d.h. 683/1284, ließ er mit den Arbeiten
beginnen.1 An das Krankenhaus war eine Madrasa
1
Über die Gründung und den Verlauf der Bauarbeiten unterrichtet uns der Historiker al-Maqr¬z¬ (766/1364-845/1442)
ausführlich in seinem Buch al-øiflafl wa-l-®˚®r (B‚l®q 1270, Bd.
2, S. 406 -408). Sein Bericht, der für die Geschichte der Krankenhäuser einen hohen dokumentarischen Wert besitzt, sei hier
auszugsweise in der Übersetzung von F. Wüstenfeld (Macrizi’s
Beschreibung der Hospitäler in el-Câhira, in: Janus [Breslau]
1/1846/28-39, bes. S. 32-38, Nachdr. in: Islamic Medicine
Bd. 93, S. 126 -145, bes. S. 138 ff.) mit gewissen
Modifikationen wiedergegeben:
«Die Veranlassung zu dem Bau war folgende: als al-Malik alMan◊‚r noch als Am¬r gegen die Franken zu Felde zog unter
der Regierung des Malik a˙-¯®hir Baibars im Jahre 675/1276,
wurde er zu Damaskus von einer heftigen Kolik befallen und
die Ärzte heilten ihn durch Medikamente, welche für ihn aus
dem Hospital des ... N‚radd¬n geholt wurden. Nachdem er wieder hergestellt war, ritt er nach dem Hospitale hin, bewunderte
es und gelobte, wenn ihm Gott die Regierung gäbe, wolle er ein
Hospital bauen. Als er dann Sultan wurde, dachte er an die Ausführung, und seine Wahl fiel auf das Quflb¬ya-Gebäude. Er gab
den Besitzern dafür das ‹Smaragdschloss› und beauftragte den
Am¬r ‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ mit der Leitung des Baues.
Er ließ den Hof wie er war, und richtete ihn zu einem Hospitale
ein; er bestand aus vier Sälen, in jedem Saale war ein Spring-
72
A R C H I T E K T U R
Plan des Gesamtkomplexes
nach Terzioªlu.
1. Säulenhof.
2. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Männer).
3. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Frauen).
4. Saal (¡w®n) für Genesende (Männer).
5. Saal (¡w®n) für Genesende (Frauen).
6. Pflegepersonal.
7. Treppe zur Wohnung des Oberarztes.
8. Küche und Nebenräume.
9. Raum für Särge.
10. Raum zur Waschung von Leichen.
11. Lager.
12. Sitz des Oberarztes.
13. Sitz des Chirurgen.
14. Sitz des Augenarztes.
15. Gedeckter Brunnen.
16. Pfeilerhof.
17. Latrinenhöfe.
18. Zellen für Geisteskranke (Männer).
20. Zellen für Geisteskranke (Frauen).
21. Treppe zur Terrasse.
22. Wasserbecken.
➢
brunnen und in der Mitte des Hofes ein Behälter, in welchen das
Wasser aus den Springbrunnen floß ... Als der Bau vollendet
war, vermachte al-Malik al-Man◊‚r dafür an Grundbesitz in
Ägypten und anderen Ländern so viel, daß daraus jährlich eine
Einnahme von nahe an einer Million Dirhem bezogen wurde,
und er bestimmte die Plätze, an denen das Geld für das Hospital, das Bethaus, die Akademie und die Waisenschule bezahlt
werden sollte. Hierauf ließ er einen Becher mit Wein aus dem
Hospital bringen, trank daraus und sprach: Dieses habe ich gestiftet für meines Gleichen und für Geringere, ich habe es bestimmt zu einer Stiftung für den König und den Diener, den
Soldaten und den Am¬r, den Großen und den Kleinen, den Freien und den Sklaven, Männer und Frauen. Er bestimmte dafür
die Medikamente, die Ärzte und alles übrige, was jemand darin
in irgend einer Krankheit nötig haben konnte. Der Sultan stellte
männliche und weibliche Bettmacher an zur Bedienung der
Kranken und bestimmte ihnen die Gehälter; er errichtete die
Betten für die Kranken und versah sie mit allen Arten von Dekken, die in irgend einer Krankheit nötig waren. Jede Klasse von
Kranken bekam einen besonderen Raum: Die vier Säle des Hospitals bestimmte er für die an fiebern und dergleichen Leidenden, einen Hof sonderte er für die Augenkranken, einen für die
Verwundeten, einen für die, welche an Durchfall litten, und einen für die Frauen; ein Zimmer für diejenigen, die auf dem
Wege der Genesung sind, teilt er in zwei Teile, den einen für
die Männer und den andern für die Frauen. In alle diese Stellen
ist das Wasser geleitet. Ein besonderes Zimmer war für das Kochen der Speisen, Medikamente und Sirupe, ein anderes für das
H O S P I T Ä L E R
73
Details unseres Modells, rechts: Fassade von Nordwesten; links: Rekonstruierter Innenraum (No. 4 auf dem Plan o.).
angebaut, unter der Wüstenfeld treffend eine Akademie versteht. Es steht nicht fest, ob medizinische Vorlesungent darin stattfanden oder in speziellen Räumen des Krankenhauses. Zum Lehrkörper gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit der
Arzt und vielseitige Gelehrte ‘Al¬ b. Abi l-ºazm
Ibn an-Naf¬s (gest. 687/1288), der Entdecker des
Lungenkreislaufes2 , der sein Haus und seine Bibliothek dem Krankenhaus stiftete3 .
Das Krankenhaus befand sich noch im 17. Jahrhundert in gutem Zustand und scheint erst im 18.
Jahrhundert in Verfall geraten zu sein. Heute stehen im wesentlichen noch die tragenden Wände.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde daran anschließend ein neues Krankenhaus unter demselben Namen gebaut.4 Die ägyptische Regierung
plant auch, das alte wieder herzurichten.
Pascal Coste, ein Ingenieur aus Frankreich, der in
den Jahren 1818-1825 von der ägyptischen Regierung mit der Errichtung von Fabriken beauftragt
war, hat einige wertvolle Ansichtszeichnungen
und eine Grundrißskizze des Krankenhauses hinterlassen.5
Die drei Stiftungsurkunden des Krankenhauses
aus den Jahren 684/1285, 685/1286 und 686/
1287 wurden im Jahre 1913 in Kairo wiederentdeckt und befinden sich zur Zeit im dortigen Ministerium für das Stiftungswesen. Die von dem
Medizinhistoriker Ahmed Issa Bey 6 ins Französische übersetzten Auszüge zeugen vom hohen
Stand des Krankenhauswesens im arabisch-islamischen Kulturkreis im 7./13. Jahrhundert.
Mischen der Konfekte, Balsame, Augensalben u. dgl. An verschiedenen Orten wurden die Vorräte aufbewahrt, in einem
Zimmer waren die Sirupe und Medikamente allein, in einem
Zimmer hatte der Oberarzt seinen Sitz, um medizinische Vorlesungen zu halten. Die Zahl der Kranken war nicht begrenzt,
sondern jeder Bedürftige und Arme, welcher dahin kam, fand
darin Aufnahme. Eben so wenig war die Zeit des Aufenthalts
eines Kranken darin bestimmt und es wurde daraus sogar denjenigen, welche zu Haus krank lagen, alles, was sie nötig hatten,
verabreicht.»
2 Zu einigen Arbeiten darüber s. Bd. 79 der Reihe Islamic
Medicine (Frankfurt).
3 Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬, Mas®lik al-ab◊®r f¬ mam®lik alam◊®r, Faks.-Ed. Frankfurt 1988, Bd. 9, S. 350.
4 Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser,
a.a.O. S. 88-106.
5 Architecture arabe ou monuments du Kaire, mesurés et
dessinés de 1818 à 1825, Paris 1839 (Nachdr. Böblingen
1975), S. 74-81.
6 Histoire des bimaristans (hôpitaux) à l’époque islamique,
Kairo 1928, S. 61-72.
74
A R C H I T E K T U R
Das
Krankenhaus
von Sulfl®n B®yez¬d II.
in Edirne
Das Krankenhaus wurde im Jahre 889/1484 zusammen mit einer Akademie (Madrasa), einer Moschee und einer Armenküche (‘Im®rat) am Fluß
Tunca in Edirne gegründet. «Hinter der Moschee
am Flußufer des Tunca hatte Sultan Bayezid II. einen Hafen bauen lassen, um von diesem Baukomplex zu seinem Schloß in Edirne mit dem Schiff
fahren zu können.»1
Das Krankenhaus besteht nach Terzioªlu aus drei
Teilen:
Das «eigentliche Krankenhaus (D®r a·-·if®’) mit
einer großen zentralen und 12 kleinen Kuppeln».
Ein «daneben um einen kleinen Innenhof gruppierter Bauteil, der vorwiegend Verwaltungszwecken dient».
1
A. Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser,
a.a.O. S. 190.
Unser Modell:
Holz und Kunststoff. Maßstab 1 : 50.
Maße der Grundplatte: 103 × 55 cm.
Gestell aus Stahl und Klarsichthaube.
(Inventar-Nr. F 06)
Und «ein an die Medrese anschließender Bauteil
mit großem Innenhof, Küche und Wäscherei».
«Das eigentliche Krankenhaus ist ein im Durchmesser ca. 30 m großer sechseckiger Bau mit
sechs Krankenzimmern als geschlossene Räume
und mit fünf Nischen in Form von ¡w®nen. Die
Krankenzimmer und Nischen umgeben einen
kuppelüberwölbten Mittelsaal. Dadurch wurde die
Möglichkeit geschaffen, daß man mit wenigem
Pflegepersonal mehrere Kranke versorgen konnte
... Hier hat der Architekt Hayreddin an erster Stelle ein zweckentsprechendes Gebäude geschaffen.
Während die danebenliegende Hochschule wieder
den alten Medresetypus zeigt, beweist die eigenartige Form des Krankenhauses, daß der Baumeister
unter Berücksichtigung der Funktion neue Wege
gegangen ist.»
H O S P I T Ä L E R
Dank einer Stiftungsurkunde von 52 Seiten aus
dem Jahre 893/1488 sind wir über die Art und
Weise der Arbeit, Organisation und Finanzierung
des Krankenhauses ausführlich informiert.2 Eine
wertvolle Beschreibung des Krankenhauses gibt
der bekannte Reisende Evliy® Çeleb¬ (11./17. Jh.).
Sie wurde von Georg Jacob im Jahre 1912 ins
Deutsche übersetzt.3 Daraus seien hier, mit einigen Modifikationen, die Ausführungen über die
Musiktherapie der Geisteskranken übernommen:
«Eine merkwürdige Sache habe ich gesehn: Des
seligen Bajezid II Majestät ... hat in der Stiftungsurkunde als Heilmittel für die Kranken, zur Genesung der Schmerzleidenden, um den Geist der
Wahnsinnigen zu stärken und die Galle zurückzutreiben, 10 Musiker angestellt; 3 davon sind Sänger, die übrigen je ein Spieler der Rohrflöte
(n®yzen), der Stachelviola (kem®n¬), der Panflöte
(m‚s¬q®r¬), des Dulcimer (◊ant‚r¬), der Harfe
çeng¬), eines Harfenpsalteriums (? çeng¬-◊ant‚r¬)
und der Laute (‘‚d¬). Sie kommen wöchentlich
dreimal und spielen für die Kranken und Wahnsinnigen. Mit der Erlaubnis des Allmächtigen fühlen
sich viele von ihnen erleichtert. Tatsächlich sind
nach der Wissenschaft von der Musik die Makamen nev®, r®st, düg®h, seg®h, ç®rg®h und s‚zin®k
besonders für diese [Kranke und Wahnsinnige]
bestimmt. Werden jedoch die Makamen zeng‚le
und b‚selik [gespielt und] mit dem Makam r®st
2
Zur Literatur über die Urkunde s. A. Terzioªlu, a.a.O. S. 190191.
75
abgeschlossen, so ist es, als ob sie neues Leben
brächten. In allen Instrumenten und Makamen
liegt Nahrung für die Seele.»
Das Krankenhaus war, mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1876 und 1894 durch den
türkisch-russischen Krieg, bis kurz vor Beginn
des ersten Weltkrieges in Betrieb. Zu Beginn der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es einer radikalen Renovierung unterzogen.
Teilmodell des Kuppelsaals mit den
Räumen 1-13 und 21, 31 × 31 cm.
Grundriß des Krankenhauses von B®yez¬d II.
(nach Terzioªlu)
3 Quellenbeiträge zur Geschichte islamischer Bauwerke, in:
Der Islam 3/1912/358-368, bes. S. 365-368; vgl. W. F. Kümmel, Musik und Medizin, Freiburg und München 1977, S.
258-259.
76
A R C H I T E K T U R
MOSCHEEN
⁄ehz®de-Moschee
in √stanbul
Unser Modell vermittelt die einfachen Linien der
äußeren Gestaltung eines Moscheekomplexes, in
dem viele Architekturhistoriker den Beginn der
Bauperiode der Großmoscheen in √stanbul sehen,
bei deren Entstehungsfrage man zwei wesentliche
Entwicklungsstufen der osmanischen Baukunst
unterscheidet: Die Anfänge seit ca. 700/1300 in
Anatolien und in Edirne bis zur Eroberung von
Byzanz im Jahre 857/1453, sowie danach – angeregt durch die direkte Bekanntschaft mit der Hagia
Sophia und anderen antiken Baudenkmälern der
neuen Hauptstadt – ein origineller, monumentaler
1
Doªan Kuban, Sinan’ın sanatı ve Selimiye, √stanbul 1997, S.
57ff.
➢
Die
Unser Modell:
Holz und Kunststoff,
Kuppeln aus Bleiguß.
Maßstab 1: 50.
Grundplatte 117 × 94 cm.
(Inventar-Nr. F 09)
Stil.1 Die ⁄ehz®de-Moschee ist die erste der drei
großen Moscheen, die Mi‘m®r Sin®n (geb. 895/
1490, gest. 996/1588), der größte Architekt der
Osmanen, gebaut hat. Der Moscheekomplex wurde von Q®n‚n¬ Süleym®n (‹dem Prächtigen›) in
Erinnerung an seinen 950/1543 gestorbenen ersten Sohn Prinz MeΩmed errichtet. Das Jahr des
Baubeginns ist umstritten; vollendet wurde der
Bau im Jahre 955/1548. Mit der Planung und
Ausführung wurde ein höherer Offizier mit Namen
Sin®n beauftragt, der sich als Pionieringenieur ei-
⁄ E H Z Â D E
77
C Â M I ‘ I
7
1
6
2
3
➢
4
Plan der auf Sin®n zurückgehenden Teile des
⁄ehz®de-Komplexes (nach Kuban).
1: Moschee
2: türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de (Kronprinzen) MeΩmed
3: türbe des (Kanzlers) Rüstem Pa¤a
4: mekteb (Grundschule)
5: imaret (Armenküche)
6: Karawanserei
7: Medrese (Hochschule)
5
78
A R C H I T E K T U R
nen Namen gemacht und auch bereits einige kleinere Moscheen gebaut hatte. Er selbst hat später
diese «erste Sultansmoschee von wahrhaft monumentalem Ausmaß» als sein «Lehrlingsstück» bezeichnet.2
«Sin®n, dem von Beginn an eine zentralisierte
Grundrißgestaltung vorgeschwebt hatte, griff zu
der Lösung, den Kuppelraum nicht durch zwei,
sondern durch vier ausgliedernde Halbkuppeln zu
erweitern. Dies war nun allerdings der naheliegendste und logischste Weg, um Zentralisierung
mit Raumerweiterung zu verbinden; indes lag darin aber auch die Gefahr allzu großer Gleichförmigkeit und Übersymmetrie, die leicht ermüdend
wirken konnte. Zudem stehen die vier großen
Hauptpfeiler unter der Kuppel etwas verloren und
isoliert im Raum, wodurch ihre notwendig massive Natur in fast schon untunlich betonter Weise
zur Geltung gelangt. Diese ästhetischen Fragwürdigkeiten scheinen Sin®n nach Abschluß der Bauarbeiten selbst bewußt geworden zu sein – er hat
sie kein zweites Mal mehr wiederholt. Allerdings
ließe sich auch im Hinblick auf das Gesamtwerk,
das ein konsequentes Durchprobieren sämtlicher
Grundrißmöglichkeiten erkennen läßt, die Vermutung anstellen, ob hier nicht so etwas wie eine
Modellmoschee geschaffen werden sollte, aus der
dann in systematischen Schritten eine Vielfalt lebendiger wirkender Grundrisse herauszuentwikkeln gewesen wäre.»3
Die Moschee hat insgesamt 183 Fenster, «die dem
einheitlichen Raume in allen Teilen eine gleichmäßige Helligkeit geben. Die Fenster haben noch
ihre alte Verglasung mit einem zierlichen Sprossenwerk und einigen Teilen bunter Bemalung.»4
Die Länge der Hauptkuppel beträgt 19 m, ihre
Scheitelhöhe 37 m.5
Zum Gesamtkomplex gehören neben der Moschee
eine Akademie (Medrese), eine Kinderschule,
eine Armenküche und ein Karawanserai. Sie
stehen an den Außenseiten der Hofmauer. Im
Moscheehof befindet sich das Mausoleum des
Prinzen MeΩmed.
Abb. Oben: Epitaphe der türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de
MeΩmed sowie derjenigen des Rüstem Pa¤a im ⁄ehz®deKomplex.
3
Ebd. S. 238.
Cornelius Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, Textband,
Berlin 1907, S. 68.
5 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 69.
4
2
John Freely, Hilary Sumner-Boyd, Istanbul, deutsche Übers.
Wolf-Dieter Bach, München 1975, S. 237.
⁄ E H Z Â D E
Innenraum der ⁄ehz®de-Moschee mit Blick in die
Hauptkuppel, aus Yerasimos, √stanbul 6.
6 St. Yerasimos,
2000, S. 257.
√stanbul √mperatorluklar Ba¤kenti, Istanbul
C Â M I ‘ I
79
80
A R C H I T E K T U R
➢
Die
Süleym®n¬ye-Moschee
Die Süleymaniye Camii (so der Name der Moschee im heutigen geschriebenen Türkisch) ist
chronologisch gesehen die zweite große Moschee,
die der Architekt Sin®n gebaut hat. Mit ihren sozialen und kulturellen Einrichtungen bildet sie
vielleicht den größten architektonischen Gesamtkomplex, der im Osmanischen Reich entstanden
ist. Der Bau wurde im Jahre 95 7/1550 begonnen
und im Jahre 964/1557 vollendet.1 Es wird berichtet, daß Sulfl®n Süleym®n selbst den Bauplatz
vorgeschlagen hat und daß er bei der Schlüsselübergabe die feierliche Eröffnung des Baues seinem Baumeister Sin®n anvertraut hat.2
1
D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 78.
S. 78.
2 Ebd.
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Kuppeln aus Bleiguß.
Maßstab etwa 1 : 150.
Maße der Grundplatte: 155 × 125 cm.
Stahlgestell.
(Inventar-Nr. F 01)
Die Zahl der Minarette erhöhte Sin®n auf vier. Die
beiden höheren (je 76 m) an der Hofseite der Moschee haben je drei Umgänge (¤erefe), die beiden
kleineren (je 56 m) an der Außenseite des Hofes
haben je zwei Umgänge.
Im System der Moschee findet Cornelius Gurlitt 3
eine Fortentwicklung zu dem der B®yez¬d-Moschee in √stanbul: «Die Hauptkuppel und zwei
Halbkuppeln als Überdeckung des Mittelraumes.
3
Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69.
81
S Ü L E Y M Â N Î Y E C Â M I‘I
13
14
11
12
10
15
3
2
9
1
4
8
6
5
7
Plan des Süleym®n¬ye-Komplexes
(A. S. Ülgen)
1 - Moschee
2 - Türbe von Sultan Süleym®n
3 - Türbe von øürrem Sultan
4 - Haus der Türbewächter
5 - 1. Medrese
6 - 2. Medrese
7 - Krankenhaus
Die letzteren gestützt durch je zwei diagonal gestellte Halbkuppeln, so daß ein Raum [von] 52,4
Meter überspannt ist. Die Pfeiler, die in ihren Ausladungen 7,44 zu 7,56 Meter Stärke haben, aber
bei aller Ruhe und Wucht infolge der Gliederung
des Umrisses und durch eingestellte Nischen nicht
schwerfällig wirken, sind in sehr geistvoller Weise
so ausgebildet, daß die Seitenschiffe je von fünf
Kuppeln verschiedenen Durchmessers überdeckt
werden konnten. Die Anordnung zeigt die vollste
Beherrschung der Komposition, so daß die Wölbungen überall organisch ausgebildet werden
8 - Armenhaus
9 - Küchentrakt
10 - Sebil (Brunnen) und Türbe von Sin®n
11 - 3. Medrese
12 - 4. Medrese
13 - Karawanserai
14 - Badeanlage (ºamm®m)
15 - Theologische Hochschule (D®r al-Ωad¬˚)
konnten. Renaissancemeister der gleichen Zeit,
etwa ein San Gallo, würde freilich Anstoß daran
genommen haben, daß die Achsen der Bogenstellungen, auf denen die Kuppeln ruhen, nicht mit
jenen der Kuppeln zusammenfallen. Man betrachte die Anordnung der Mittelkuppeln des Seitenschiffes: Durch Einstellen eines Bogens über den
auf den Säulen der Außenseite ruhenden [sic] und
durch die höchst bewegliche Form der Tropfsteinzwickel ist die Schwierigkeit klar und einleuchtend überwunden.»
82
A R C H I T E K T U R
Hauptportal der Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen).
«Die Kuppelräume der vier Ecken dienen als Vorhallen der Moschee. Man betritt sie durch eine
Tür und vor dieser durch eine Arkade von zierlichster Ausbildung. Namentlich die Arkade vor
der Sultanbühne ist mit Sorgfalt ausgeschmückt.
Zwischen den Eckräumen ziehen sich außen und
innen eingebaute Emporen hin; außen in zwei, innen in einem Geschoß. Die Architektur der Säulen
und Bogen gehört zu dem edelsten und an sich
vollendetsten, was die türkische Baukunst geschaffen hat: Ebenso ist das Gegenüberstellen der
edel gegliederten Arkaden mit den Massen des sie
überragenden Hauptbaues von höchster künstlerischer Feinheit.»4
Im ganzen erleuchten 138 Fenster den Raum.5
«Hinter der Moschee, an deren Kiblaseite angelehnt, befindet sich ein Garten, den eine mit vergitterten Fenstern versehene Mauer umgibt. Hier
steht die [974/]1566 vollendete Türbe Süleym®ns,
eines der prächtigsten Werke dieser Art, in der
neben Süleym®n selbst die Sultane Süleym®n
([Sultana] øürrem Sultan, gest. [965/]1558) und
AΩmed II. (gest. [1106/] 16 95) ... begraben sind.»
4
5
C. Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69-70.
Ebd. S. 71.
Innenraum mit Hauptkuppel (Photo: K. O. Franke).
Schnitt durch die Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen).
S Ü L E Y M Â N Î Y E C Â M I‘I
Innenraum mit Blick auf das miΩr®b (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 263).
83
A R C H I T E K T U R
Die Sel¬m¬ye-Moschee
Die in heutigem Türkisch Selimiye Camii geschriebene Moschee in Edirne ist die dritte Großmoschee, die Mi‘m®r Sin®n gebaut hat. Sie entstand im Auftrag des Osmanensultans Sel¬m II.
Der Bau dauerte von 976/1568 bis Ende 982
(März 1575).1 Der schwer erkrankte Sulfl®n war
1
D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 133.
➢
84
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Kuppeln aus Blei.
Maßstab etwa 1 : 100
Maße der Grundplatte: 100 × 10 0 cm
(Inventar-Nr. F 02)
drei Monate vorher gestorben. Die Sel¬m¬ye-Moschee gilt im allgemeinen als Höhepunkt des Lebenswerkes von Sin®n und seiner im Laufe eines
nahezu halben Jahrhunderts durch intensive Arbeit
85
S E L Î M Î Y E C Â M I ‘ I
1
2
3
Plan des Sel¬m¬yeKomplexes
nach D. Kuban;
1: Moschee
2, 3: Schulgebäude.
gewonnenen Erfahrung und Vertrautheit mit der
architektonischen Materie. In diesem Sinne soll er
sich geäußert haben, indem er sagte, er habe die
⁄ehz®de-Moschee in seiner Lehrlingszeit gebaut,
die Süleym®niye-Moschee in seiner Meisterzeit,
den Höhepunkt seines Könnens als Architekt aber
habe er mit dem Bau der Sel¬m¬ye-Moschee zum
Ausdruck gebracht.2
«Die Moschee umfaßt die bei allen größeren Anlagen üblichen Hauptteile: den Vorhof (Haram) und
den Versammlungsraum, Betraum (Djami). Beide
2
D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 127
liegen in gleicher Höhe etwa 1 Meter über dem
Erdboden und bilden zusammen ein geschlossenes
Rechteck von rund 60 m Breite und 95 m Länge,
aus dessen Seiten nur die Unterbauten der Minarets und eine Abside auf der Südseite mäßig hervortreten. Fast die Hälfte dieser Fläche wird von
dem Vorhofe in Anspruch genommen. Derselbe
ist von rechteckiger Form und liegt quer zur
Hauptachse des Gebäudes. Die an allen vier Seiten
befindlichen Bogenhallen von rund 8 m bzw. 9 m
Weite umgeben einen freien Hofraum von 37, 40
zu 24,80 m.»
86
A R C H I T E K T U R
«Die Grundform des Gebetraumes zeigt sich in
ihrem äußeren Umfange ebenfalls als ein zur
Hauptachse quer liegendes Rechteck, in dessen
Mitte jedoch ein regelmäßiges Achteck eingeschrieben ist. Letzteres bildet die
Grundform für die Entwickelung
des eigentlichen Raumkernes. Die
verbleibenden Grundrißteile zu beiden Seiten des Achtecks sind zur Erweiterung des Raumes, Hallen-Anlagen und Emporen verwendet. Die
Lichtmaße des Hauptraumes betragen, zu ebener Erde im Rechteck gemessen, rund 45 zu 35,90 m. Die
Weite des Achtecks ist rund 31, 4 0 m
bei einem Pfeilerabstand von
10,50 m.»3
«Drei mächtige Hauptbögen von
zwei kleineren Zwischenbögen getrennt, erreichen hier von stattlichen
polierten Granitsäulen getragen, in
rythmischem Wechsel, fast die doppelte Höhe der Seitenhallen. Mit drei
Kuppeln über den Hauptbögen bekrönt, von denen die mittlere noch
zu größerer Höhe empor gehoben
und besonders reich rippenförmig
gegliedert ist, bereitet dieser Teil des Vorhofes,
als eine selbständige Vorhalle von edlen Verhältnissen und monumentaler Behandlung auf unvergleichliche Weise den Eintritt zur Stätte der Anbetung vor.»4
«Ein großartiges, in den reichsten Formen ottomanischer Kunst ausgestattetes, durch Stalaktitenbildungen und reiche Ornamentik geschmücktes
Nischenportal führt uns nunmehr durch die Vorhalle in den Hauptraum der Moschee, den Gebetsoder Versammlungsraum. Wir befinden uns sofort
– nach Passieren eines halb dunkeln, von Teppichgehängen gebildeten Windfanges – unter dem weiten Gewölbe der Hauptkuppel. Unsere kühnsten
durch den einleitenden Vorbau gesteigerten Erwartungen sehen wir von diesem sich über uns
wölbenden Dome übertroffen. Aus acht gewaltigen, im Umkreise emporsteigenden Pfeilern von
annähernd zylindrischer, aber vielseitig gegliederter Form entwickeln sich zwei Reihen von mächtigen spitzbogigen Gewölbbögen geschoßweise
über einander, alle dem gemeinsamen Zwecke dienend, die Kuppelwölbung zu tragen und wohl gerade durch diese Einheitlichkeit ihrer Bestimmung
von so eindrucksvoller Wirkung.» 5
Die lichte Länge des Durchmessers der Hauptkuppel, d.h. die Entfernung der die Kuppel tragenden Mauern und Pfeiler, beträgt 31,50 m.6
3
Armin Wegner, Die Moschee Sultan
Selim’s II. zu Adrianopel und ihre Stellung in
der osmanischen Baukunst, in: Deutsche
Bauzeitung (Berlin) 25/1891/329-331,
341-345, 353-355, bes. S. 341.
4
Ebd. S. 3 41.
Ebd. S. 3 41.
6 Ebd. S. 3 42; D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 137. Die
entsprechende Länge der Ayasofya (Hagia Sophia) beträgt
31, 40 m.
5
S E L Î M Î Y E C Â M I ‘ I
Innenraum der Sel¬m¬ye-Moschee, Blick nach Westen, mit
minbar (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 271).
87
88
A R C H I T E K T U R
Die
Sulfl®n AΩmed-Moschee
Die Sulfl®n AΩmed C®mi‘i ist wegen der lichtblauen Färbung ihres Inneren auch als Blaue Moschee
bekannt. Sie wurde im Auftrag des Osmanensulfl®n’s AΩmed I. (reg. 1012/1603-1026/1617)
errichtet. Der Architekt hieß MeΩmed §∫®. Mit
dem Bau wurde im Jahre 1609 begonnen, als der
Bauherr 19 Jahre alt war. Die Vollendung erfolgte
im Jahre 1616, das der Sultan nur um ein Jahr
überlebt hat. Es wird berichtet, daß er sich an der
Grundsteinlegung mit goldener Hacke beteiligt
habe.1
1
Mücteba Ilgürel, Art. Ahmed I, in: Islâm Ansiklopedisi,
Bd. 2, √stanbul: Türkiye Diyanet Vakfı 1989, S. 33.
➢
Unser Modell:
Holz und Kunststoff.
Maßstab 1 : 100.
Maße der Grundplatte: 130 × 100 cm.
Stahlgestell.
(Inventar-Nr. F 03)
«Viele halten diesen Bau für die schönste aller
Sultansmoscheen; mag sein. Sicher gewährt der
Stufenbau der Kuppeln und Halbkuppeln, das silbrig zarte Grau des Steins und der Bleidächer mit
dem Gold der aufgesetzten Zierate an Minaretten
und Kuppeln ein prächtiges Bild. Intensiviert wird
dieser reiche Außeneindruck noch durch die Anzahl der Minarette: es sind deren sechs – also zwei
mehr, als andere Sultansmoscheen Istanbuls aufweisen. So erscheint dieser Bau imposant, ohne an
S U L fi § N
A º M E D
C § M √‘√
89
Plan aus J. Freely und H. Sumner-Boyd,
Istanbul, München 1972, S. 152.
Blick in die Hauptkuppel (Photo: K.O. Franke).
Schwere denken zu lassen, und die Anmut, die der
Betrachter vage verspürt, bleibt mehr atmosphärisch angesichts der Mächtigkeit dieser Formen,
die nur um weniges weicher und verschliffener
sind als jene der Großmoscheen Sin®ns.»2
«Die Blaue Moschee ist ein nahezu quadratischer
Raum (51 m lang, 53 m breit), den eine Kuppel
von 23,5 m Durchmesser und 43 m Scheitelhöhe
überwölbt. Sie wird getragen von vier weiten
Spitzbögen, die das Kuppelrund über vier Zwickel
dem quadratischen Grundriß des Kernraums vermitteln, der durch die mächtigen Stützpfeiler an
seinen Ecken markiert ist.»3
«Licht flutet ins Innere durch 260 Fenster, die früher mit buntem Glas versehen waren, gleich der
Wand des Mihrabs. Es ist geplant, weitere Fenster
wieder mit bunten Glaseinlagen zu versehen, damit wenigstens ungefähr der alte Eindruck eines
zwar nicht dämmerigen, aber doch gedämpft belichteten Raums erzielt wird.»4
«Die zur Moschee gehörenden Stiftungen des Gesamtkomplexes (küll¬ye) hatten einen angemessenen Umfang und schlossen eine Medrese (...), die
Sultanstürbe, Hospital und Karawanserei, Grundschule, Armenküche und Bazar ein. Hospital und
Karawanserei wurden im 19. Jahrhundert abgerissen, die Armenküche wurde in das Gebäude der
Schule für Angewandte Kunst an der Südseite des
At Meydanı einbezogen. Die Grundschule ist
jüngst renoviert worden – es ist das Gebäude an
der Nordseite der äußeren Umfassungsmauer der
Moschee. Die an sich recht große Medrese, die
aber im Verhältnis zur Moschee klein erscheint,
liegt außerhalb der Umfassungsmauern des Komplexes nach Nordosten, ganz nahe bei der ungewöhnlich großen Türbe auf quadratischem Grundriß. In dieser Türbe ... liegt AΩmed I. neben seiner
Gattin Kösem Sultan und drei Söhnen: Mur®d IV.,
‘O–m®n II. und Prinz B®yez¬d.»5
2
4
J. Freely, H. Sumner-Boyd, Istanbul, a.a.O. S. 149.
3 Ebd. S. 151.
5
Ebd. S. 152.
Ebd. 153 -154.
90
A R C H I T E K T U R
Innenraum der Sulfl®n AΩmed C®mi‘i mit Blick auf das miΩr®b, (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 333).
Kapitel 12
Kriegstechnik
Einleitung
Vermutlich werden Kenntnisse und Errungenschaften anderer Kulturkreise auf keinem anderen
Gebiet des Wissens so schnell übernommen wie in
der Kriegstechnik. Die rasche und weite Expansion durch die Eroberungen der Muslime im ersten
Jahrhundert nach ihrem Erscheinen auf der Bühne
der Weltgeschichte erlaubt es vorauszusetzen –
freilich nicht ohne historische Dokumentation –,
daß diese die höhere Qualität der Waffen ihrer
Gegner schnell erkannt und sich die Kenntnis davon zu eigen gemacht haben.
Zu den ihnen zunächst überlegenen Gegnern gehörten neben den Byzantinern auch die Perser. Es
ist daher nicht verwunderlich, daß sich die ältesten
aus dem arabischen Schrifttum bekannten Bücher
über Kriegstechnik als Übersetzungen von Werken von Persern aus der Sasanidenzeit oder von
Indern1 erweisen. Der Wissenschaftshistoriker Ibn
an-Nad¬m, der im 4./10. Jahrhundert lebte, verzeichnet außerdem ein arabisches Buch über die
Verwendung einer Art des griechischen Feuers
(Kit®b al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t
fi l-Ωur‚b 2 ) neben einem Buch über Rammböcke,
Steinschleudern und «Kriegslisten» (Kit®b adDabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-l-mak®yid 3 ). Vor einem solchen Hintergrund können wir
den Bericht des Historikers afl-fiabar¬ (gest. 310/
923) besser bewerten, in dem es heißt, der Abbasidenkalif al-Mu‘ta◊im habe bei der Eroberung der
Stadt Amorium (südwestlich von Ankara) im
Jahre 213/837 fahrbare Rammböcke eingesetzt
(s.u.S. 137 f.).
Ohne den Beitrag, welcher dem arabisch-islamischen Kulturkreis in der universalen Geschichte
der Wissenschaften zukommt, auf diesem Gebiet
unangemessen hoch bewerten zu wollen, muß
doch betont werden, daß auch die Kriegstechnik in
der Periode zwischen der Spätantike und der sogenannten Renaissance im arabisch-islamischen Be1
Fihrist von Ibn an-Nad¬m, ed. G. Flügel, Leipzig 1872, S.
314-315.
2
Ebd. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes
au moyen âge, in: Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193237, bes. S. 196.
3
Fihrist, a.a.O. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire, a.a.O.
S. 196.
reich eine wesentliche Entwicklung durchgemacht
hat. Daß die seit dem 3./9. Jahrhundert in der arabisch-islamischen Welt Jahrhunderte lang kontinuierlich bestehenden Fortschritte in Bereichen
wie Physik, Chemie und Technik nicht ohne Wirkung auf die Kriegstechnik bleiben würden, versteht sich von selbst. Den Beitrag der islamischen
Länder zur Waffentechnik haben Joseph-Toussaint Reinaud und Ildephonse Favé in ihren zwischen 1845 und 1858 erschienenen Arbeiten4
weitgehend herauskristallisieren können. Ihre Ergebnisse, die sie aus dem Studium der ihnen damals zugänglichen Handschriften arabischer Werke über Kriegstechnik und aus Nachrichten in
Geschichtswerken erlangt haben, sind bis heute
weitgehend gültig. Darüber hinaus führen uns einige im Laufe der Zeit bekannt gewordene weitere
wichtige Handschriften und historische Nachrichten heute weiter. Die von Reinaud und Favé erzielten Ergebnisse und die Ansichten, die sie hinsichtlich des arabisch-islamischen Kulturkreises in
der Geschichte der Kriegstechnik vertreten haben,
wurden in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in nicht-arabistischen Studien über das Thema recht gut berücksichtigt. Es fällt dagegen auf, daß in den Studien
aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum
etwas davon zur Kenntnis genommen wurde,5 ausgenommen sind die verdienstvolle History of
4
Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du
feu grégeois, des feux de guerre et des origines de la poudre
à canon, Bd. 1 (texte), Bd. 2 (planches), Paris 1845; Reinaud
und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des
origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et
les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/18 49/257-327;
Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes au moyen âge, in:
Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237; Reinaud, Nouvelles observations sur le feu grégeois et les origines de la
poudre à canon, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/371376.
5 Darüber beklagte sich bereits Kalervo Huuri (Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen Quellen, Helsinki und Leipzig 1941, S. 25): «In dieser
schon erforschten Geschichte des Geschützwesens gibt es
eine Menge Lücken. Erstens beschränkt sie sich ausschließlich auf antike und europäische Verhältnisse und zieht die
morgenländischen nicht mit in Betracht . . . »
9 4
K R I E G S T E C H N I K
Greek Fire and Gunpowder von J.R. Partington
(1960), der entsprechende Teil aus Science and
Civilisation in China (vol. 5, part VI, 1994) von
Joseph Needham und Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen
Quellen von Kalervo Huuri.
Wenn ich jetzt daran gehe, einige neue Elemente
anzuführen, die meiner Ansicht nach in der
Kriegstechnik des arabisch-islamischen Kulturraumes entwickelt oder entdeckt wurden, so beschränke ich mich hier auf die große Armbrust,
die Gegengewichtsblide, das Schießpulver und die
Feuerwaffen. Es sind dies Elemente, die in der
Geschichte der europäischen Kriegstechnik im
13. bzw. 14. Jahrhundert als Neuerungen in Erscheinung treten.
a) Windenarmbrust
Von den unterschiedlichen Arten der Armbrust,
die schon bei den Griechen, den Römern und den
sasanidischen Persern zur Artillerie gehörten, erwähne ich nur die Windenarmbrust, die durch eine
Winde (Welle und Haspel) gespannt wurde. 1 Diese Armbrust, eine Abart der großen Armbrust
(qaus az-ziy®r), wird in der uns erhaltenen, im
Jahre 1948 von Claude Cahen teilweise edierten
und ins Französische übersetzten Tab◊irat arb®b
al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b von Mur¥®
b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ ausführlich beschrieben und mit einer Abbildung versehen.2 Sie hieß
qaus bi-l-laulab. Ihre Beschreibung in diesem unter —al®Ωadd¬n (Saladin reg. 569/1174-589/1193)
verfaßten Buch erweckt den Eindruck, daß sie
schon damals eine bekannte Waffe war. Sie wird
auch von dem Historiker Ibn afl-fiuwair (geb. 524/
1130, gest. 617/1220) unter den Waffen im Arsenal des jüngsten Fatimidenkalifen in Ägypten vom
1
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens und der
Kriegführung in der Ritterzeit von Mitte des 11. Jahrhunderts bis zu den Hussitenkriegen, Bd. 3, Breslau 1887, S.
174.
2 Un traité d’armurerie composé pour Saladin, in: Bulletin
d’Études Orientales 12/1947-48/103-163, bes. S. 110, 131132, 156.
Jahre 467/10 71 aufgeführt.3 Nach seiner Angabe
wog ein Pfeil ca. 2.200 Gramm. Der französische
Historiker Jean de Joinville berichtet, die Ägypter
hätten während des Kreuzzuges von Ludwig IX.
im Jahre 1249 die Franzosen bei Man◊‚ra unter
anderem viermal aus der Windenarmbrust mit
griechischem Feuer beschossen.4
Die Beschreibung unserer arabischen Quellen bestätigt G. Köhlers 5 Vermutung, die Windenarmbrust sei «eine gewöhnliche Armbrust» gewesen,
«die sich nur durch ihre grössern Abmessungen
von der Handarmbrust (Stegreifarmbrust) [arab.
qaus al-yad] unterschied und durch eine Winde
(tour) [arab. laulab] gespannt wurde.» Wir können
uns wohl vorstellen, daß es sich um diesen Typ
handelte, als Kaiser Friedrich II. im Jahre 1239 einem nach Accon segelnden Kapitän auftrug, dort
tres bonas balistas de torno et de duobus pedibus
(arab. qaus al-‘aqq®r) zu kaufen.6
In dem erwähnten arabischen Buch7 über Kriegswesen und -technik, das dem Prinzen —al®Ωadd¬n
(Saladin) gewidmet war, wird eine Armbrust mit
großen Dimensionen ziemlich ausführlich beschrieben. Wenn ich den Verfasser richtig verstehe, meint er, sie sei eine Errungenschaft seines älteren Zeitgenossen Abu l-ºasan al-Abraq¬ alIskandar®n¬ gewesen. Auch Claude Cahen8 , der
den Text ediert, ins Französische übersetzt und
untersucht hat, versteht die Angabe des Autors im
gleichen Sinne und widerlegt, sich darauf stützend, die Ansicht von Kalervo Huuri 9, der behauptet hatte, die Mongolen hätten im 13. Jahrhundert
3 ‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair, Nuzhat almuqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain, ed. A. F. Saiyid, Kairo
1992, S. 134; Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬, al-Maw®‘i˙ wa-li‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r, B‚l®q 1270, Bd. 1, S. 417;
K. Huuri, a.a.O. S. 126.
4 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du
feu grégeois, S. 53-60; Joinville, Histoire du roy saint Loys,
Paris 1668, S. 39ff.; K. Huuri, a. a.O. S. 126; G. Köhler, Die
Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 175, 187.
5 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 174.
6 s. G. Köhler, a. a.O. S. 175.
7 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 106.
8 a.a.O. S. 129.
9 Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
a.a.O. S. 123.
E I N L E I T U N G
chinesische Bügelstandarmbruste nach Persien gebracht.10 Der Sachverhalt sei umgekehrt, die Mongolen hätten diese entwickelte Armbrust von den
Muslimen übernommen.
Jene große Armbrust (qaus az-ziy®r) soll nach der
Beschreibung des Buches die größte an Dimension, die weiteste an Reichweite und die wirksamste
in ihrer Schädlichkeit gewesen sein. Die Kanten
der quadratischen Lafette sollen etwa 5,6 m betragen. Zu ihrer Bedienung brauche man eigentlich
eine Mannschaft von etwa 20 Mann, doch dank
der verwendeten Technik reiche ein einziger Mann
aus, sie in Gang zu setzen. Zur technischen Ausrüstung gehöre eine Windenkonstruktion zum Spannen des Bogens. Die Länge des rechts und links
des Schaftes liegenden Teiles des Bogens betrage
jeweils rund 3, 3 m. Die Bogen seien aus mehreren
Lagen dünner Platten aus Eichenholz und Tierhorn
hergestellt, die zurechtgesägt und zusammengeleimt werden.11
Die Stärke des Bogens betrage bei den großen
Armbrusten ca. 35 cm, bei den mittleren ca. 24 cm
und bei den kleinen 12 cm. Der Verfasser meint,
daß man die Anzahl der Bogen bis auf drei erhöhen konnte, was er mit folgenden Abbildungen
darstellt (Abb. rechts oben):
95
Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira,
Hds. Oxford, Bodl.,
Hunt. 264.
Diese Art der großen Armbrust scheint die Phantasie Leonardo da Vincis angeregt zu haben, an eine
riesenhafte Konstruktion zu denken:12
Abb. aus Leonardo da Vinci, S. 291.
10 Cahen (a.a.O. S. 151) sagt: «Kalvero Huuri, n’ayant
rencontré d’allusion certaine au qaus az-ziy®r que dans des
auteurs postérieurs à l’apparition des Mongols, considérait
cet engin comme apporté par eux. Notre chapitre nous oblige
à adopter une conclusion contraire, et à considérer cette arme
comme née au plus tard sous Saladin, et par conséquent
vraisamblablement apprise des Musulmans par les Mongols
lorsqu’on la trouva employé chez eux. K. H. avait relevé un
certain nombre de mentions du ziy®r dans d’autres auteurs
contemporains de Saladin (... ), mais pensait que le mot avait
un sens vague; nous sommes en droit de conclure qu’il avait
dès lors son sens précis et que l’arme figure donc normalement dans les guerres contre Saladin et les Croisés entre
1187 et 1192, période à laquelle se réfèrent toutes les
citations.»
11 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 108; franz. Übers. S.
129-130; Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter,
Berlin 1928, S. 635; Volker Schmidtchen, Kriegswesen im
späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim
1990, S. 169.
Erhalten ist aus der islamischen Welt ein hölzerner Bogen von ca. 2 m Länge im Musée de
l’Armée (Hôtel National des Invalides) in Paris,
von wo uns die folgende Abbildung freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Der Bogen
soll aus Syrien und aus dem 6./12. Jahrhundert
stammen (s. Abb. S. 96). Kompositbogen (laminiert aus Holz, Horn, Sehnen und Leim) sind seit
vorislamischer Zeit die bevorzugten Jadg- und
Kriegswaffen des Mittleren Ostens gewesen.
12
Leonardo da Vinci. Das Lebensbild eines Genies, Wiesbaden und Berlin: Emil Vollmer 1955, S. 291.
9 6
K R I E G S T E C H N I K
Abb.: Bogen, Paris, Musée de
l’Armée (6./12. Jh.).
Es ist daher unwahrscheinlich,
daß nur für die Bogen sehr
großer Armbruste auf diese
Konstruktionsweise zurückgegriffen wurde. Es besteht ferner Möglichkeit, daß die kleineren Armbruste Bogen aus
Stahl besaßen. Unsere aus dem
12. Jahrhundert stammende
Quelle schweigt darüber, doch
erwecken ihre Abbildungen
den Eindruck, daß die kleineren Armbrustbogen aus Metall
(in unserem Fall aus Stahl) gewesen sein müssen. Die älteste
bisher bekannte Erwähnung
eines stählernen Bogens geht
auf die erste Hälfte des 8./14.
Jahrhunderts zurück. Die aus
jener Zeit stammende anonyme
Quelle führt die stählernen Bogen unter dem Namen «indische Bogen» (qis¬y hind¬ya) in
einer Aufzählung für die Armee unverzichtbarer Waffen
auf.13 Es ist wahrscheinlich,
daß damit Bogen aus Damaszenerstahl gemeint waren.14 Über die älteste bekannte Verwendung stählerner Bügel in Europa
erfahren wir in einem aus dem Jahre 1435 stammenden Inventar.15
b) Gegengewichtsblide
Bei seinem Versuch, die in Europa im 7./13. Jahrhundert nach und nach in Erscheinung tretenden
Fortschritte in der Waffentechnik zu erklären, gab
G. Köhler 1 im Jahre 1887 im Zusammenhang mit
dem neuen Artilleriesystem jener Zeit zu bedenken: «Überall aber treffen wir zu Anfang der Periode die Araber als diejenigen, welche die meiste
Erfahrung in dergleichen Dingen haben.» Doch
hielt er es für notwendig anzumerken: «Obgleich
es sehr wahrscheinlich ist, daß die Byzantiner die
Erfinder der neuen Maschinen gewesen sind und
die Araber sie von ihnen angenommen haben, so
läßt sich der byzantinische Einfluß jedoch in diesem Fall nicht nachweisen.» Im folgenden erklärt
er 2 die Neuerung der seit dem Anfang des 7./13.
Jahrhunderts verwendeten Wurfgeschütze mit Gegengewicht im Vergleich zu den schon bei den
Griechen und den Sasaniden bekannten Steinwurfmaschinen: «Die Menschenkräfte, welche bei der
Petraria am kurzen Hebel wirken, werden durch
ein Gegengewicht ersetzt, wodurch nicht nur die
Bedienungsmannschaft vermindert, sondern auch
die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses wesentlich gesteigert wird, weil das am kurzen
Hebelsarm befindliche herabfallende Gegengewicht in Folge der Fallkraft seine Geschwindigkeit
potenzirt und dieses sich auch dem Geschoss am
langen Hebelsarme mittheilt.»
Im Laufe seiner ziemlich ausführlichen Behandlung des Themas äußerst Köhler die Vermutung,
dieses Geschütz habe Europa über Italien3 und
durch die spanischen Araber 4 erreicht.
Zum Vergleich mit dem auf europäischer Seite
wesentlich umfangreicheren Material stand der
Forschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts an
arabischen Quellen nicht viel zur Verfügung. Zur
chronologischen Bewertung der nach Abbildungen
und Beschreibungen in beiden Kulturbereichen
verwendeten Gegengewichtsbliden bot vor allem
13
s. Ferdinand Wüstenfeld, Das Heerwesen der Muhammedaner nach dem Arabischen, in: Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften (Göttingen) 26/1880,
Historisch-philologische Classe, Abh. 1 und 2, bes. Abh. 2,
S. 2 (Nachdruck in: Ferdinand Wüstenfeld, Schriften zur
arabisch-islamischen Geschichte, Bd. 2, Frankfurt 1986, S.
1-109, bes. S. 79).
14 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a. a.O. S. 120, 208.
15
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S.
181-182.
1
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S.
173-174.
2 Ebd. S. 190.
3 Ebd. S. 194.
4
Ebd. S. 195-196.
E I N L E I T U N G
das Buch über die Kriegstechnik des mamlukischen Turniermeisters ºasan ar-Ramm®Ω (gest.
694/1295) seit 1845 (s.u.S. 99) einen Terminus a
quo bzw. ad quem.
Das in der zweiten Hälfte des 6./12. Jahrhunderts
dem Herrscher Saladin gewidmete Buch, das
Claude Cahen im Jahre 1948 auszugsweise herausgegeben hat, gibt uns knappe Beschreibungen
verschiedener Arten von Steinschleudern, einer
«arabischen«, einer «persischen oder türkischen»
und einer «byzantinischen oder fränkischen». Die
zuverlässigste sei die arabische, am einfachsten zu
bedienen sei die türkische. Leider sind die Beschreibungen sehr knapp und erlauben keine genaue Vorstellung von Einzelheiten. Unter den beigegebenen Profilabbildungen ist lediglich die
Form der Rute einer Gegengewichtsblide bemerkenswert. Dagegen bietet das Buch die vollständige bildliche Darstellung einer «persischen»
Gegengewichtsblide, die als Armbrust und gleichzeitig als Steinschleuder diente. Es ist ein weit
entwickelter Typ. Die knappe Beschreibung und
die Teilabbildung der als «byzantinisch oder fränkisch» bezeichneten Steinschleuder vermitteln den
Eindruck eines Wurfgeschützes mit kleinen Hebeln.5
Deutlichere Abbildungen von Gegengewichtsbliden bietet ein Jahrhundert später der maml‚kische
Turniermeister Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω
(gest. 694/1295, s.u. S. 99). Entwickeltere Formen
dieses Typs erscheinen in al-An¬q fi l-man®™n¬q
von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb 775/1374).
Dieser in mamlukischen Diensten stehende Autor
gibt Abbildungen zweier hochentwickelter Formen von Gegengewichtsbliden. Eine davon nennt
er qar®bu∫® («schwarzer Stier»). Sie diente zum
Schleudern schwerer Steinkugeln und war mit einem Gradmesser zur Regulierung der Reichweite
und Berechnung des Zieles ausgerüstet sowie mit
Flaschenzug und Winde zur Verstärkung der
Wirkkraft.
Nach diesen kurzen Ausführungen über Entstehung und Entwicklung der Gegengewichtsbliden
sei noch auf einige Berichte über ihre weitere Verbreitung auch außerhalb der islamischen Welt hingewiesen.
5 vgl. die Bemerkung von Cl. Cahen zum Text der Tab◊irat
arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 158.
97
Einige Angaben darüber, daß die Gegengewichtsblide schon recht früh, mit Beginn des 7./13. Jahrhunderts, in Europa verwendet wurde, hat K. Huuri 6 zusammengestellt. Er verweist zudem auf mehrere europäische Quellen, in denen der weit entwickelte Typ, über den wir jetzt anhand des Buches von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· Näheres erfahren, bei der Belagerung von Acre (‘Akk®) durch
die Muslime im Jahre 1291 als Aufsehen erregende große Maschine unter dem Namen caraboga
(carabouhas, carabaccani) erwähnt wird.7 Nach
arabischen Quellen hat man bei der Belagerung 92
(oder mehr) man™an¬q zusammengezogen.8
Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zweifellos die Berichte chinesischer und persischer Quellen darüber, wann und wie der Typ
der großen Gegengewichtsblide den chinesischen
Kulturraum erreicht hat. Es wird berichtet, daß
Qubilay ø®n, der Enkel von ≥eng¬z ø®n und
Gründer des östlichen Mongolenreiches, bei seinem im Jahre 1268 begonnenen Versuch,
S‚ng-China zu erobern, auf erbitterten Widerstand
stieß. Diesen Widerstand erfuhr er besonders bei
der Belagerung der beiden nördlichen, strategisch
wichtigen Städte
Hsi®ng-Yáng und
FánChéng. Auf Vorschlag eines seiner Kommandanten ließ Qubilay zwei Ingenieure «vom Westen»,
aus den arabisch-islamischen Gebieten, holen mit
dem Auftrag, große Gegengewichtsbliden zu bauen. Mit Hilfe der von diesen beiden Ingenieuren,
Ì-Ss‚-M ă-Y¬n (arab. Ism®‘¬l) und
À-Lăo-Wă-T¬ng (arab. ‘Al®’add¬n), gebauten Maschinen gelang es dann, die beiden Städte in den
Jahren 1272 und 1273 zu erobern, was den Mongolen die Herrschaft in China sicherte. Die so in
China eingeführte Blide wurde
huí-huí
9
(«muslimisches») phao genannt.
6
Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
a.a.O. S. 62ff.
7
Ebd. S. 174-175.
8 al-Maqr¬z¬, Kit®b as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k, Bd.
1, Teil 3, Kairo 1939, S. 764; E. Quatremère, Histoire des
sultans mamlouks de l’Égypte, Bd. 2, Paris 1842, S. 125; vgl.
K. Huuri, a. a.O. S. 173.
9 Reinaud und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des
origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et
9 8
K R I E G S T E C H N I K
Chèng Ss‚-Hsìao, ein zeitgenössischer
Chronist, schrieb dazu:
«Die [mongolischen] Banditen verwendeten muslimische Bliden gegen die Stadt
Hs¬angYáng, deren Türme und Mauern sie mit erschrekkender Wirkung zerstörten, so daß [der Gouverneur und Kommandant]
[L ü̆] Wén-Huàn
sehr beunruhigt war ... Der Typ der ‹muslimischen
Blide› kam ursprünglich aus den muslimischen
Ländern. Sie war stärker als gewöhnliche Bliden.
Im Falle der größten von ihnen stand der hölzerne
Rahmen über einer Aushöhlung im Boden. Die
Wurfgeschosse maßen mehrere Fuß im Durchmesser. Wenn sie zu Boden fielen, schlugen sie ein
Loch von drei oder vier Fuß Tiefe. Wenn [die
Artelleristen] auf große Distanz schießen wollten,
erhöhten sie das [Gegen-] Gewicht und brachten
es weiter hinten [an der Rute] an; hatten sie ein
kürzeres Ziel, so setzten sie [das Gewicht] weiter
nach vorne, näher [zum Hebelpunkt] hin.»10
Abschließend sei erwähnt, daß Leonardo da Vinci
eine beachtenswerte Zeichnung einer Gegengewichtsblide hinterlassen hat (s. unser Modell s.
119).11 Er setzt darin ein Rad um die Rutenachse,
das die Funktion eines Entfernungsreglers zu erfüllen scheint. D. Hill12 hat bereits auf diese Zeichnung hingewiesen. J. Needham13 meint, Leonardo
habe die Blide durch Mariano Taccola14 (gest. ca.
1458) kennengelernt. Meines Erachtens ist Leonardos Zeichnung jedoch weit von der Darstellung
Taccolas entfernt. Sein Entfernungsregler und die
mit mehreren Bünden aus Schnüren verstärkte
Rute erinnern an ein orientalisches Vorbild.
c) Feuerwaffen
So wie die Muslime in den ersten Dekaden ihrer
Expansion bei der Belagerung von Städten Steinschleudern (man™an¬q) einsetzten, die sie von den
Sasaniden oder den Yemeniten geerbt hatten,1 so
versäumten sie es nicht, auch das von den Byzantinern übernommene ‹griechische Feuer› zu verwenden. Es ist bekannt, daß sie bei der Belagerung von Konstantinopel im Jahre 97/715 von dem
pyrotechnischen Mittel naffl (Naphta) Gebrauch
gemacht haben.2 Wie bereits erwähnt (s.o.S. 94),
entstand in der frühen Abbasidenzeit, jedenfalls
vor dem 4./10. Jh., ein arabisches Buch über das
griechische Feuer.
Für dieses wirksame, nicht nur im arabisch-islamischen Kulturraum jahrhundertelang verwendete
Kampfmittel hat man sicherlich im Laufe der Zeit
unterschiedliche Rezepturen entwickelt. Über eine
recht elaborierte Zusammensetzung aus dem 13.
Jahrhundert werden wir durch das vermutlich gegen Ende des Jahrhunderts entstandene Liber
ignium ad comburendos hostes 3 informiert. Das
auf Latein erhaltene Büchlein, das aus etwa 6 Seiten besteht, wird einem Marcus Graecus zugeschrieben und besteht aus einer Rezeptsammlung
ohne erkennbare Ordnung.4 Nach J.R. Partington 5
war der Verfasser ein «Jude oder Spanier» aus
dem 12. oder 13. Jahrhundert.6 Das Hauptrezept
des Liber ignium besteht aus «reinem Schwefel,
Weinstein, Sarcocolla (das Harz eines persischen
1
les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/1849/257-327,
bes. S. 292-304; J. Needham, Science and Civilisation in
China, Bd. 5, Teil 6, S. 219-221.
10 J. Needham, a.a.O. S. 221.
11 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 294.
12
Trebuchets, in: Viator. Journal of the Center for Medieval
and Renaissance Studies (Los Angeles) 4/1973/99-114 (Nachdruck in: D. R. Hill, Studies in Islamic Technology, Variorum
Collected Studies Series 555, 1998, No. XIX), S. 104.
13 Science and Civilisation in China, Bd. 5, Teil 6, S. 204-205.
14 s. G. Sarton, Introduction to the History of Science, Bd. 3,
Teil 2, S. 1552.
K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a. a.O. S. 134ff.
2 s. Anon., al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq, ed. J.
de Goeje, Leiden 1869, S. 24; Marius Canard, Textes relatifs
à l’emploi du feu grégeois chez les Arabes, in: Bulletin des
Études Arabes (Algier) 6/1946/3-7.
3 Zu den meisten Editionen und Übersetzungen s. Sarton,
Introduction, a. a.O. Bd. 2, Teil 2, S. 1037-1038; die jüngste
Edition mit englischer Übersetzung stammt von Partington,
a. a.O. S. 42-57.
4 Partington, a. a.O. S. 58.
5 Ebd. S. 60.
6 Partington (S. 60) sagt: «[Henry V. L.] Hime thought that
the author or translator was not a Greek or Muslim (who
never used the name ‹Greek fire›), but a Jew or Spaniard who
either did not know the Latin names for some Arabic words
or thought them so familiar that they need not be translated
(alkitran and zembac are untranslated; the Arabic nuΩ®s
aΩmar for copper becomes aes rubicundus not cuprum, ...).»
E I N L E I T U N G
Baumes gleichen Namens), Pech, Kochsalz und
Petroleum (Naphta) nebst gewöhnlichem Öl».7
Das fortschrittlichste Rezept des Liber ignium läßt
die Kenntnis von Salpeter und Schießpulver erkennen. Salpeter steht allerdings nicht im Zusammenhang mit dem griechischen Feuer, sondern
führt «in Verbindung mit Schwefel und Kohle
zum wirklichen Schießpulver», und dieses ist beschränkt auf die «Herstellung der Rakete und des
Kanonenschlages».8
Zur ungefähren Datierung und wissenschaftshistorischen Bewertung des Büchleins haben Joseph-Toussaint Reinaud und Ildefonse Favé in ihren 1845 und 1849 erschienenen Arbeiten9 das
Wesentliche erfaßt. Sie konnten sich auf eine Fülle historischer Berichte aus arabischen, persischen
und chinesischen Quellen berufen, vor allem auf
das Buch über Kriegstechnik von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295), das unter dem Titel Kit®b
al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya10 in unterschiedlichen Redaktionen erhalten ist. Reinaud
und Favé kamen zu einer Datierung oder Entstehung des Liber ignium zwischen 1225 und 1250.11
Nach langjähriger Beschäftigung mit dem Thema
gelangten die beiden Gelehrten über die Frage der
Entstehung der Feuerwaffen zu folgender Ansicht:
«In der Antike verwendeten die Griechen und die
Römer im Kriege gewisse Brandstoffe, deren Zusammensetzungen sich indes auf sehr einfache Rezepturen beschränkten. Die militärische Feuerkunst, die von den Byzantinern in der Spätantike
angewandt wurde und die ihnen zunächst die
größten Dienste erwies, hatte beachtliche Verbesserungen erfahren, doch scheinen die letzten Vervollkommnungen von den Chinesen gekommen zu
sein. Zumindest ist es unzweifelhaft, daß die Chi-
99
nesen als erste die Substanz erkannten, die die
Herstellung der Brandkompositionen verändern
sollte, wir meinen den Salpeter. Als die Araber
von den Chinesen eine gewisse Anzahl an Brandstoffen übernahmen, lernten sie von ihnen, die
drei Substanzen zu mischen, die das Schießpulver
bilden: Salpeter, Schwefel und Kohle.»12 Ihre
Fortschritte auf dem Gebiet der Chemie oder zumindest in ihrer Anwendung hätten die Araber befähigt, die Reinigung des Salpeters beträchtlich zu
verbessern.13 Nach Reinaud und Favé haben die
Chinesen den Salpeter entdeckt und als erste zur
Herstellung von Feuerwerk verwendet. Sie seien
auch die ersten gewesen, die diese Substanz mit
Schwefel und Kohle gemischt und die durch Verbrennen der Mischung entstehende Triebkraft erkannt hätten. Dies habe sie auf die Idee gebracht,
Raketen zu bauen. Was die Araber betrifft, so hätten sie die Explosionskraft des Schießpulvers erkannt und genutzt und damit die Feuerwaffen erfunden.14
Trotz der Feststellung, daß die Chinesen bereits
vor dem 13. Jahrhundert den Salpeter und dessen
Explosionscharakter gekannt haben, bleibt die
Frage bis heute unbeantwortet, ob die Araber diese Kenntnis den Chinesen verdanken, oder ob wir
es bei ihnen mit einer eigenständigen Entwicklung
zu tun haben. Bei der bisherigen Behandlung der
Materie ging man davon aus, daß der Salpeter, das
Hauptelement des Schießpulvers, vor dem 13.
Jahrhundert im arabisch-islamischen Kulturbereich unbekannt war. Die Diskussion stützte sich
vor allem auf die früheste bisher bekannte Erwähnung des Salpeters außerhalb Chinas, im Buch der
einfachen Heilmittel (al-©®mi‘ li-mufrad®t aladwiya wa-l-a∫‰iya) von ‘Abdall®h b. AΩmad Ibn
al-Baifl®r 15 (gest. 646/1248), wo erwähnt wird,
daß bei ma∫ribinischen Gelehrten der Stoff unter
dem Namen b®r‚d bekannt war.
7
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 168.
Ebd. S. 169.
9 Histoire de l’artillerie. 1 ère partie: Du feu grégeois, des
feux de guerre et des origines de la poudre à canon, Paris
1845, und Du feu grégeois, des feux de guerre, et des
origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et
les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4/1849/257-327.
10 s. C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur,
1. Suppl.-Bd., S. 905; hsg. von ‘¡d Øaif al-‘Abb®d¬, Ba∫d®d
1984 und AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1998.
11 Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 282.
8
12
Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 260.
Ebd. S. 261.
14 Ebd. S. 327.
15 Ed. Kairo 1291 H., Bd. 1 (Nachdruck Islamic Medicine,
Bd. 69, Frankfurt 1996), S. 30; franz. Übers. L. Leclerc,
Traité des simples, Bd. 1, Paris 1877 (Nachdruck Islamic
Medicine, Bd. 71, Frankfurt 1996), S. 71; s. Reinaud und
Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois,
a.a.O. S. 14-15.
13
1 0 0
K R I E G S T E C H N I K
Aus einem Zitat der Medizingeschichte von Ibn
Ab¬ U◊aibi‘a (gest. 668/1270) erfahren wir jedoch,
daß der Mediziner ‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih
(gest. um 420/1029) in seinem Buch Kit®b alMuqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ ausführlich die
Verwendung von Salpeter zur Herstellung künstlichen Eises beschrieben hat.16 Darauf hatte bereits
E. O. von Lippmann im Jahre 1906 aufmerksam
gemacht.17
Die älteste soweit bekannte Angabe des arabischen Schrifttums über die Verwendung von Salpeter zur Herstellung von Schießpulver fanden
Reinaud und Favé 18 (Mitte des 19. Jahrhunderts)
in der Pariser Handschrift des Buches von ºasan
ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295). Sie sahen ferner in
der Handschrift eines wichtigen anonymen Buches
der Kriegskunst (al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al-fun‚n), die
in Petersburg erhalten ist,19 die Beschreibung einer
Kanone und eines Gewehres (s.u.S. 133). Dies
führte die beiden Gelehrten zu der Überzeugung,
daß die Entdeckung der Treibkraft des Schießpulvers im arabisch-islamischen Kulturbereich erfolgt
war. Sie mußten ihre Meinung revidieren, wonach
der Ort der ersten Anwendung des Schießpulvers
in Osteuropa, im Gebiet entlang der Donau, gelegen haben sollte.20 Das von Reinaud und Favé anhand der Petersburger Handschrift gewonnene Ergebnis, daß die Triebkraft des Schießpulvers im
16 ‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’, ed. A. Müller, Bd. 1,
Kairo 1299 H. (Nachdruck Islamic Medicine, Bd. 1, Frankfurt 1995), S. 82-83.
17 in: Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte der Naturwissenschaften, Bd. 1, Leipzig 1906, S. 122-123, s. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S. 335.
18 s. besonders Du feu grégeois . . . (1849), a. a.O. S. 261 und
De l’art militaire, a. a.O. S. 200.
19 Derzeitige Signatur C 686, s. A. B. Chalidov, Arabskije
rukopisi Instituta Vostokovedenija, Bd. 1, Moskau 1986, S. 493.
20 Du feu grégeois . . . (1849), a.a.O. S. 309. Zur Analyse der
Handschrift (hier udT. Kit®b al-ma¿z‚n wa-™am¬‘ al-fun‚n)
s. Alexis Olénine, Notice sur un manuscrit du Musée
Asiatique de l’Académie Impériale des Sciences de St.Pétersbourg, in: Bernhard Dorn, Das Asiatische Museum der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg,
St. Petersburg 1846, S. 452-460; J. Reinaud, De l’art
militaire chez les Arabes au moyen âge, in: Journal
Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237, bes. S. 203-205, 218219, 221, 223, 226-227 und Reinaud und Favé, Du feu
grégeois ... (1849), a. a.O. S. 309-314 (wo die Autoren ihre
frühere Ansicht über die Entdeckung der Triebkraft des
Schießpulvers zu Gunsten der Araber korrigieren).
arabisch-islamischen Kulturkreis spätestens in der
zweiten Hälfte des 8./14. Jahrhunderts bekannt gewesen sein muß, hat sich durch die später zutage
gekommene Handschrift des Kit®b al-An¬q fi lman®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb
774/1373) bestätigt. Diese in der Bibliothek des
Topkapı Sarayı (Ahmet III, 3469) erhaltene illuminierte Handschrift 21 enthält Abbildungen von
bereits recht entwickelten Kanonentypen.
Freilich dürfen weder die Lebenszeit von Ibn
Aranbu∫® az-Zardk®· noch die vermutliche Abfassungszeit des anonymen Kit®b al-Ma¿z‚n (8./
14. Jh.) als Obergrenze für die Entstehung der
esten Feuerwaffen gelten. Beide Autoren haben,
wie ihre Vorgänger und Nachfolger, in ihren Büchern die Kenntnisse ihrer Zeit und ihres geographischen Umfeldes niedergelegt. Es ging ihnen
nicht um die Frage nach Herkunft und Entstehungszeit der Objekte, sondern um die Beschreibung des ihnen gegenwärtig bekannten Zustandes.
Folglich gibt uns die Handschrift des Buches von
Ibn Aranbu∫® mit ihrem Datum 774/1372 einen
Terminus ad quem, nicht einen Terminus a quo für
die Entstehung der Feuerwaffen im arabisch-islamischen Kulturkreis.
Der älteste bisher bekannte Hinweis auf die Verwendung einer Feuerwaffe in der arabisch-islamischen Welt findet sich anläßlich der Belagerung
der Stadt Si™ilm®sa im Jahre 672/1273. Der bekannte Historiker Ibn øald‚n berichtet in seinem
Geschichtswerk, der Merinidensultan Ab‚ Y‚suf
Ya‘q‚b (reg. 656/1258-685/1286) habe gegen
Si™ilm®sa man®™n¬q (Gegengewichtsbliden) eingesetzt, ‘arr®d®t (Armbruste) und hind®m an-naffl,
eine Waffe, bei der nach dem Entzünden von
Schießpulver Eisengeschosse aus einem «Magazin» (¿iz®na) geschleudert werden.22 Reinaud und
Favé, die als erste auf diese Angabe aufmerksam
gemacht haben, bezweifelten deren Wahrheitsge-
21
s. H. Ritter, La Parure des Cavaliers und die Literatur
über die ritterlichen Künste, in: Der Islam 18/1929/116-154,
bes. S. 150 -151. Die Datierung auf dem Titelblatt der Handschrift ist irrtümlich, das Buch wurde Mängli Bu∫® (gest.
782/1380) gewidmet; «fol. 58b und 126 a findet sich außerdem je ein Kolophon vom 21. Ram. 774, fol. 181b ein solches vom ©um. II 775» (Ritter).
22 Ta’r¬¿ Ibn øald‚n, ed. øal¬l ∞aΩ®da und Suhail Zakk®r,
Beirut 1981, Bd. 7, S. 249.
E I N L E I T U N G
halt, vor allem deshalb, da sie nicht von zeitgenössischen Quellen bestätigt würde.23
Rund 60 Jahre später, im Jahre 724/1324, beschoß
der Nasridensultan Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I. (reg.
713/1314-725/1325), wie Lis®nadd¬n Ibn al-øafl¬b
in seiner Geschichte von Granada berichtet, die
Festung I·kar (Huescar, ca. 110 km nordöstlich
von Granada), die von den Christen besetzt worden war, «und schleuderte aus dem größten Gerät,
das mit Naphta funktionierte, eine heiße eiserne
Kugel ...» (ram® bi-l-®la al-‘u˙m® al-mutta¿a‰a
bi-n-naffl kurat Ωad¬d muΩm®t ...).24 In einem folgenden Vers wird der Geschützdonner mit dem
Donner des Himmels verglichen.
Die Angabe von Ibn al-øafl¬b hat schon im 18.
Jahrhundert die Aufmerksamkeit von Gelehrten
auf sich gezogen. Der spanische Orientalist M.
Casiri25 übersetzte sie ins Lateinische. Von ihm
übernahm sie unter anderen der Historiker José
Antonio Conde26 (1765-1820). In Casiris Wiedergabe der Passage fehlt, wohl als Folge der von
ihm benutzten Handschrift, das Wort «eisern».
Das trug dazu bei, daß eine Reihe von Gelehrten
die Frage stellten, ob Ibn al-øafl¬b tatsächlich eine
Kanone27 oder nicht eher eine große Blide28 gemeint haben könnte.
Einige Berichte in spanischen Chroniken geben
Kunde von den Feuerwaffen, die in den Kämpfen
zwischen Christen und Muslimen in den Jahren
23
Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a. a.O.
S. 73-77; vgl. J. R. Partington, A History of Greek Fire,
a.a.O. S. 191.
24 al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla, ed. M. ‘A. ‘In®n, Bd. 1, Kairo
1955, S. 398; E. Quatremère, Observations sur le feu
grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/214-274, bes.
S. 255-257; I.-S. Allouche, Un texte relatif au premiers
canons, in: Hespéris (Paris) 32/1945/81-84; G.S. Colin in:
Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 1, Leiden 1960,
Sp. 1057.
25 Bibliotheca Arabico-Hispana Escurialensis, Bd. 2, Madrid
1770, S. 7.
26 Historia de la dominacion de los Arabes en Espana, Paris
1840, S. 593 (nicht gesehen), s. Reinaud und Favé, Histoire
de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a.a.O. S. 70.
27 wie Quatremère, Observations sur le feu grégeois, a. a.O.
S. 258 ff.; G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens,
a.a.O. S. 222-223.
28 s. dazu J. R. Partington, A History of Greek Fire, a.a.O. S.
191-193, 228.
101
1331, 1340 und 1342 verwendet wurden.29 Ich lasse G. Köhler 30 das Schlußwort zu diesem Thema:
«Man muß diese Data im Zusammenhang mit der
arabischen Literatur auffassen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß man es seit 1325 wirklich
mit Feuerwaffen zu thun hat, und daß die Araber
diejenigen sind, welche sie dem Abendlande zugeführt haben.»
Granaten und Handgranaten
Die durch archäologische Ausgrabungen in Mittelasien, Persien und im Wolga-Gebiet bekannt gewordenen sphärisch-konischen Gefäße hat man
lange Zeit für Architekturschmuck, für Quecksilber- oder Weihwasserbehälter, oder auch für Lampen gehalten. Die Vorstellung, daß wir es dabei
mit Granaten und Handgranaten zu tun haben, begann sich erst gegen Ende der zwanziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts durchzusetzen. Der
Vorkämpfer dieser neuen Interpretation war
Wsewolod von Arendt.1 Die in großen Mengen
erhaltenen Gefäße verraten eine ungewöhnliche
Festigkeit und haben einen auffallend dünnen
Hals. Einige in Syrien gefundene Exemplare tragen Inschriften wie fatΩ – fatΩ («Sieg – Sieg»), biºam® («in [der Stadt] ºam®») oder Segenssprüche.
Über die Entstehungs- bzw. Verbreitungsorte dieser Granaten äußert sich Arendt folgendermaßen:
«Der Form der sphärisch-konischen Gefäße begegnen wir auf der ganzen Ausdehnung des muselmännischen Ostens.»
«Der Islam tritt uns tatsächlich wie ein Verbreitungsfaktor dieses Gegenstandes entgegen, dessen
er sich in seinem sieghaften Vorwärtsschreiten als
eines Kriegsmittels solange bedient, bis es durch
die Schießwaffe abgelöst wird.»2
29
Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du
feu grégeois, a.a.O. S. 70 -72; G. Köhler, Die Entwickelung
des Kriegswesens, a. a.O. S. 223; J.R. Partington, A History
of Greek Fire, a. a.O. S. 191, 193-195.
30 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 223.
1 Die sphärisch-konischen Gefäße aus gebranntem Ton, in:
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde (Dresden)
N. F. 3/1931/206-210.
2 Ebd. S. 209.
1 0 2
K R I E G S T E C H N I K
Nach Vermutung von Arendt beinhalteten jene
Gefäße sowohl Brandstoffe wie das «griechische
Feuer» als auch Explosionsstoff: «Die explosive
Wirkung des Granatengehaltes unterliegt keinem
Zweifel; davon zeugen die in den Gräben alter Festungen angehäuften Splitter dieser außerordentlich festen Gefäße. Daher können wir die alten
Tongranaten nicht als bloße Brandgeschosse ansehen. Ihre Wirkung wäre zu gering für asiatische
Städte und Festungen, die zu wenig brennbares
Material besaßen.»3
«Auf die Art des Schleuderns der Granaten läßt
der Umstand Schlüsse zu, daß fast alle Gefäße mit
einem Hals versehen sind, der eine Verengung
aufweist. Diese scheint dazu bestimmt zu sein, um
von einer feinen Schnur umfaßt zu werden. Es ist
recht wahrscheinlich, daß die Granaten im Feldzug an einer Schnur getragen wurden, die den
Hals des Gefäßes umfaßte und deren anderes Ende
am Gürtel oder am Sattel befestigt worden war,
die dann zum Schleudern benutzt wurde.»
«Die Granate dürfte mit einem Kreis-Schwung geschleudert [worden] sein, wobei die Schnur die
Rolle einer Schleuder spielte, die die Flugweite
der Granate steigern mußte.»4
Arendt konnte sich bei seinen Untersuchungen auf
das Material stützen, das ihm im Historischen Museum von Moskau zur Verfügung stand. Zwischen
diesem und dem in Damaskus gefundenen Granatentypus, der ihm indirekt bekannt war, vermutete
er eine Verwandtschaft.5 Die reich ornamentierten
Gefäße datiert er ins 7./ 13. bis 8./14. Jahrhundert.6
Er bedauert es, daß es ihm nicht gelungen sei, «die
winzigen Teilchen zu analysieren, die dem Gefäß
entnommen werden konnten.»7
Dieser Wunsch von Arendt ging in den folgenden
Jahrzehnten dank der Bemühungen von Maurice
Mercier 8 in Erfüllung. Als französischer Marineoffizier in Syrien war er seit 1916 mehrmals mit
den Konservatoren des Kairiner Museums in Kon-
takt gekommen und gelangte in den Besitz einer
Reihe solcher Gefäße, die bei archäologischen
Grabungen in Altkairo gefunden worden waren.9
Im Laufe seiner Untersuchungen kam er zur Überzeugung, daß die in Kairo gefundenen Exemplare
zu den Kampfmitteln gehörten, die die Ägypter
bei der Belagerung der Stadt 10 durch Amalrich I.
im Jahre 1168 verwendet haben.11 Er stützte sich
dabei auf den Bericht des Historikers al-Maqr¬z¬,
wonach ∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬, der Gouverneur
von Oberägypten (gest. 564/1169) zu dem Anlaß
20.000 q®r‚rat naffl und 10.000 ma·‘al n®r nach
Kairo geschickt habe.12 Bei den Granaten unterscheidet er solche mit Schießpulver und solche mit
flüssigem Brandstoff. Er findet beide auch bei der
oben erwähnten Verteidigung al-Man◊‚ras gegen
die Armee Ludwigs IX. im Jahre 12 4 9 (s.o.S.
94).13
Von Mercier veranlaßte chemische Analysen erhaltener Granaten von Kairo, Alexandria, Jerusalem, Damaskus und Tripoli (im heutigen Libanon)
brachten ihn, natürlich nicht ohne die Unterstützung der historischen Zeugnisse, zu der Überzeugung, daß die Bekanntschaft der arabisch-islamischen Länder mit dem Salpeter auf eine wesentlich frühere Zeit zurückgeht, als man allgemein
annimmt. Das Ergebnis der Analyse der im «alten
Schloß des Leuchtturms von Alexandria» im Jahre
1798 gefundenen Granaten veröffentlichte er 14 im
Jahre 1937. Die Berichte der chemischen Institute,
die die erforderlichen Analysen durchgeführt haben, machte er, zusammen mit Photos einer Reihe
erhaltener Granaten aus dem arabisch-islamischen
Kulturkreis, im Anhang seines im Jahre 1952 erschienenen Le feu grégeois der Fachwelt zugänglich.
9
Ebd. S. 94.
s. René Grousset, Histoire des croisades et du Royaume
Franc de Jérusalem, Bd. 2, Paris 1935, S. 525-534.
11 M. Mercier, a.a.O. S. 98ff., 104, 125ff.
12 Kit®b al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r ,
a. a.O. Bd. 1, S. 338; M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 73.
13 M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 77, 125.
14 Quelques points de l’histoire du pétrole. Vérifications par le
laboratoire, in: IIme Congrès Mondial du Pétrole, Paris 1937,
Bd. 4, section 5: Économie et statistique, S. 87-95; s. ders., Le
feu grégeois, a.a.O. S. 99.
10
3
Die sphärisch-konischen Gefäße, a.a.O. S. 209.
Ebd. S. 210.
5
Ebd. S. 209.
6 Ebd. S. 209.
7 Ebd. S. 209.
8
Seine Ergebnisse legte er nieder in seinem Le feu grégeois.
Les feux de guerre depuis l’antiquité. La poudre à canon, Paris
1952.
4
E I N L E I T U N G
Unter den Ansichten, die er gewonnen hat,15 ist
diejenige für uns von Bedeutung, nach der das
Jahr 1168, in dem die Ägypter bei der Belagerung
durch Amalrich I. mit trockenem Sprengstoff gefüllte Granaten verwendet haben, als terminus ad
quem für diesen Typus anzusehen sei. Es sei die
Granate oder Handgranate, die in dem Buch von
ºasan ar-Ramm®Ω als qaw®r¬r (sing. q®r‚ra,
«Krüge») oder als karr®z ·®m¬ («syrischer Krug»)
vorkommt.16
Im Jahre 1959 stellte dann Henri Seyrig17 als Archäologe im Rahmen eines Aufsatzes über Antiquités syriennes die Frage nach der Bewandtnis
dieser sphärisch-konischen Gefäße aus gebranntem Ton, die bis dahin ganz unterschiedlich als
Behälter für Flüssigkeiten (Quecksilber, Parfum
oder Getränke), als Granaten oder als Äolsbälle
(s. u.) aufgefaßt worden waren. Er neigt dazu, die
ersten beiden Erklärungen wegen der physikalischen Beschaffenheit der Gefäße zu verwerfen. Er
weist darauf hin, daß sie erstens unten spitz zulaufen und daher nicht aufrecht hingestellt werden
können, zweitens, daß sie zu wenig Inhalt aufnehmen können, um als Trinkgefäße zu dienen, und
drittens, daß sie sehr schmale Hälse mit einem
Durchmesser von 3 bis 5 mm, meist zwischen 4
und 5 mm haben, so daß man Flüssigkeiten nicht
bequem gießen kann.18
Auch im Falle der Handgranaten sieht Seyrig19 in
dem engen Hals ein Hindernis. Es sei schwierig,
sie in großen Mengen mit Pulver zu füllen und
ihm sei unbekannt, ob man ein solches Experiment
je unternommen habe. M. Mercier, der diese Hypothese verteidige, gebe keinen Hinweis auf einen
praktischen Versuch dieser Art.20 Er gibt weiter zu
bedenken21, daß an den erhaltenen Exemplaren nur
in seltenen Fällen Brennstoffe zu finden seien.
Eine chemische Analyse habe in dieser Hinsicht
enttäuschende Ergebnisse geliefert.
15
Le feu grégeois, a.a.O. S. 123-126.
Ebd. S. 94, 126.
17 in: Syria. Revue d’art oriental et d’archéologie (Paris) 36/
1959/38-89, darin S. 81-89: 75. Flacons? grenades? éolipiles?
18
Ebd. S. 83.
19 Ebd. S. 85.
20 Ebd. S. 85.
21
Ebd. S. 85.
16
103
Zu seinen letzten Einwänden sei gesagt, daß er das
Buch von Mercier 22 nicht vollständig gelesen zu
haben scheint. Auch scheint Seyrig gewissermaßen mit dem Inhalt seiner eigenen diesbezüglichen
Fußnoten in Widerspruch zu stehen.
Seyrig gibt weiter zu bedenken, daß viele Granaten dekoriert sind 23 und daß manche von ihnen Segens- oder Glückwünsche tragen24. Die Antwort
der Anhänger der Granaten-Theorie, «daß einige
Völker ihre Pfeile verzieren,»25 überzeuge ihn
nicht.26 Ohne seine Begründung hier zu wiederholen sei gesagt, daß die meisten Brandgeschosse,
die wir in arabischen Büchern über Kriegstechnik
abgebildet finden, wie in denen von ºasan arRamm®Ω (Ms. Paris) oder Aranbu∫® az-Zardk®·
(Ms. Topkapı Sarayı), aufwendig dekoriert sind.
Seyrig neigt dazu, unter den ihm bekannten «drei
Hypothesen» die des Äols- oder Windballes
(aeolipila) zu favorisieren. Dieses Dampfgebläse
ist «eine mit feiner Öffnung versehene Metallkugel, die mit Wasser gefüllt und dann ins Feuer
gelegt wird, um ‹das heftige Blasen› des Dampfes
zu zeigen».27 Die Äolipile war schon Heron und
Vitruv bekannt. In seinem 1951 erschienenen Aufsatz fragt sich W.L. Hildburgh28, ob unsere Gefäße
aus gebranntem Ton nicht eine Art Äolsball sein
22
Le feu grégeois, a. a.O. S. 131-150, s. noch die Verzeichnisse
der Inhalte der Granaten No. 1-8 aus dem Besitz von Mercier
im Anhang des Buches.
23 Antiquités syriennes, a. a.O. S. 85.
24 Ebd. S. 84.
25 Ebd. S. 85. Er verweist hier auf Fr. Sarre (Das islamische
Milet von Karl Wulzinger, Paul Wittek, Friedrich Sarre, Berlin
und Leipzig 1935, S. 76), der betont, «daß es in besonderem
Maße dem Charakter des islamischen Kunstschaffens entspricht, einen Gegenstand ohne Rücksicht darauf zu verzieren,
ob sein Schmuck in die Augen fällt oder nicht. Oft ist die unsichtbare Unterseite eines Metallgerätes in derselben reichen
Weise wie die Schauseite ausgestaltet.» S. auch die frühere Erklärung von Fr. Sarre, Keramik und andere Kleinfunde der islamischen Zeit von Baalbek, in: Baalbek. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1898 bis 1905, Bd.
3, von H. Kohl, D. Krencker, O. Reuther, Fr. Sarre, M. Sobernheim, Berlin und Leipzig 1925, S. 133-135.
26 Ebd. S. 86.
27 Franz Maria Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit,
der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker, Wiesbaden 1914
(Nachdruck München 1970), Sp. 26.
28 Aelopiles as fire-blowers, in: Archaeologia (Oxford) 94/
1951/27-55; s. H. Seyrig, a. a.O. S. 89.
1 0 4
K R I E G S T E C H N I K
können. Im Jahre 1965 hat dann Richard Ettinghausen29 das Thema aus kunsthistorischer Sicht
aufgegriffen. Nach den «stichhaltigen Einwänden»
von Henri Seyrig, wie er sagt, kam ihm nun die
Erklärung der Gefäße als Handgranaten selbst
recht zweifelhaft vor. Er weist unter anderem auf
einen der von Seyrig erhobenen Einwände hin, auf
das Vorkommen von Segenssprüchen wie der
basmala auf den Gefäßen.30 Unter den ihm bekannten Interpretationen hält er die von E. von
Lenz 31, daß es sich möglicherweise um Quecksilberbehälter handele, für die dem Sachverhalt am
ehesten, wenn auch nicht ausschließlich entsprechende32. Ettinghausen legt sich allerdings nicht
fest und verleiht der Hoffnung Ausdruck, daß das
Studium von Handschriften, chemische Untersuchungen und aerodynamische Versuche in Zukunft Klarheit schaffen mögen.33 Er scheint leider
die von M. Mercier registrierten Ergebnisse der
chemischen Analysen nicht gekannt zu haben.
Die jüngste mir zur Zeit bekannte Studie über das
Thema trägt den Titel A sphero-conical vessel as
fuqq®‘a, or a gourd for «beer» und stammt von A.
Ghouchani und C. Adle.34 In dieser Arbeit erfahren wir mehr als bisher über die verbreitete Verwendung des Wortes fuqq®‘a in der arabisch-persischen Literatur im Sinne eines Trinkgefässes.
Die beiden Autoren unterstreichen jedoch zutreffend die Möglichkeit, daß eine fuqq®‘a auch zu
anderen Zwecken gedient haben kann.35 Sie geben
Fotos einer Reihe von Gefäßen mit der Aufschrift
29 The uses of sphero-conical vessels in the Muslim East, in:
Journal of Near Eastern Studies (Chicago) 24/1965/218-228.
30 Ebd. S. 225.
31 Handgranaten oder Quecksilbergefäße? in: Zeitschrift für
historische Waffenkunde (Dresden) 6/1912-1914/367-376;
Widerlegung von W. Gohlke, Handbrandgeschosse aus Ton,
ebd. S. 378-387.
32
R. Ettinghausen, The use of sphero-conical vessels, a. a.O. S.
224.
33 Ebd. S. 226.
34
erschienen in Muqarnas. An annual on Islamic art and
architecture (Leiden) 9/1992/72-92; s. noch Edward J. Keall,
«One man’s Mede is another man’s Persian; one man’s
coconut is another man’s grenade», in: Muqarnas 10/1993/
275-285.
35 A sphero-conical vessel, a.a.O. S. 73, 76.
i·rab han¬’an («wohl bekomm’s!») und bezeichnen sie als sphärisch-konische Gefäße, die durch
«thick body, narrow opening, and short neck» gekennzeichnet seien. Doch nicht alle von ihnen haben eine sphärisch-konische Form und die angeführten Eigenschaften. Die Autoren lassen meines
Erachtens eines der wichtigsten Merkmale außer
acht. Die für uns als Granaten in Frage kommenden Objekte laufen nämlich unten spitz zu, so daß
man sie ohne Stütze nicht stellen kann. Zweifellos
wurden als fuqq®‘a bezeichnete Gefäße aus gebranntem Ton je nach Form und Größe zu unterschiedlichen Zwecken verwendet.36 Die kleinen
Handgranaten hatten, anders als die von Wurfmaschinen geschleuderten großen Exemplare, eine
ganz enge Mündung von etwa 3 bis 5 mm Durchmesser, die demnach nicht zum Einfüllen von Pulver diente, sondern offenbar dazu, die Zündschnur
aufzunehmen. Wie wir bei fast allen Handgranaten
beobachten können, trennt eine Rille den knopfartigen Hals vom bauchigen Rumpf. Dies läßt
Rückschlüsse auf die Herstellungsweise solcher
Granaten zu. Das bauchige Unterteil wird in zwei
Hälften separat hergestellt und erst später zusammengefügt worden sein. Das ebenfalls einzeln gebrannte Oberteil mit der Zündschnur wird erst
dann auf das Unterteil gesetzt worden sein, nachdem dieses mit Pulver gefüllt war. Die Rille kennzeichnet die Verbindungsstelle der beiden Teile.
Friedrich Sarre37 hat auf einige in den dreißiger
Jahren des 20. Jahrhunderts gefundene und beschriebene Gußformen aus Stein hingewiesen, von
denen er zwei im Photo wiedergegeben hat
(s.Abb.). Sie wurden durch Bleidübel miteinander
verbunden. Eine chemische Untersuchung in Berlin habe ergeben, daß der verwandte Stein aus
Chlorit bestand, der «infolge seiner geringen Härte leicht bearbeitbar» und «relativ widerstandsfähig gegen Hitze» ist.
36 Hiervon geht auch Emilie Savage-Smith aus beim Versuch
einer Typologie solcher Gefäße und ihrer Beschreibung derjenigen in der Khalili-Sammlung. Die Möglichkeit von Granaten
schließt sie aus, s. Sphero-conical vessels: a typology of forms
and functions, in: Science, Tools and Magic. Part Two:
Mundane Worlds, Oxford 1997 (The Nasser D. Khalili
Collection of Islamic Art, vol. 12, part 2), S. 324-337.
37 Das islamische Milet, a.a.O. S. 77-78.
E I N L E I T U N G
Die Ansicht Sarres, es handele sich um Gußformen zur Herstellung von Handgranaten, ist kaum
annehmbar, da die erhaltenen Steinformen zur Gestaltung «reich dekorierter vasenartiger Gefäße»
gedacht sind. Außerdem eignen sich die Formen
wegen der Bleidübel nicht zum Brennen im Ofen,
es handelt sich wohl eher um Metallguß- oder
Glasmodel.
«Eine der Steinformen trägt eine eingeritzte Inschrift mit dem Namen ‹Schech Pascha›».38
Einen Typ von Granate, genannt furq®‘a, beschreibt der Ras‚lidenkönig al-Mu˙affar Y‚suf b.
‘Umar (gest. 694/1294) in seinem Buch alMu¿tara‘ f¬ fun‚n a◊-◊una‘. Er bestand aus einem
38 An dieser Stelle bedanke ich mich bei Frau Gisela Helmecke (Museum für islamische Kunst, Berlin) für ihre wertvollen Erklärungen.
39
Ed. M. ‘¡. —®liΩ¬ya, Kuwait 1989, S. 206-207.
105
besonders präparierten festen Karton, welcher mit
Schießpulver gefüllt und einer Zündschnur versehen wurde.39
Abschließend sei auf eine aufschlußreiche Stelle
im Buch von ºasan ar-Ramm®Ω (Ms. Paris, Bibl.
Nat. 2825) hingewiesen, auf die E. Quatremère40
bereits vor mehr als 150 Jahren aufmerksam gemacht hat. Im Zusammenhang mit der Verwendung des Schießpulvers (b®r‚d) spricht der Verfasser von «Krügen» (k¬z®n fuqq®‘), die «auf den
Spitzen der Lanzen befestigt» wurden (murakkaba
‘al® ru’‚s ar-rim®Ω). So erfahren wir, daß man gegebenenfalls die Granaten (nach dem Zünden)
auch an Lanzen gebunden auf den Feind warf.
40
Observations sur le feu grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4,
15/1850/214-274, bes. S. 246.
1 0 6
K R I E G S T E C H N I K
Zugkraftblide
Unser Modell:
Holz und Stahl.
Länge des Schleuderarms: 82 cm.
(Inventar-Nr. G 1.01)
Die Zugkraftblide wird von az-Zardk®· (um 775/
1374) als «Herrscherblide» (man™an¬q sulfl®n¬) bezeichnet.1 Hier wird die erforderliche Hebelkraft
von Menschenkraft erzeugt.2 Nach unserer Abbildung war das Gerät so konstruiert, daß es von
zehn Soldaten zu bedienen war. Sie spannten den
Schleuderarm an Seilen, die rechts und links an
Ringen befestigt waren.3
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
1
al-An¬q fi l-man®™n¬q, ed. I. Hind¬, Aleppo 1985, S. 100-102.
G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S.
164ff.; K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen
Geschützwesens, a.a.O. S. 171.
3 A. al-Hasan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 100.
2
G E S C H Ü T Z E
107
Unser Modell:
Holz und Stahl.
Länge des Schleuderarms: 70 cm.
(Inventar-Nr. G 1.02)
Gegengewichtsblide
az-Zardk®· (um 775/1374) kennt eine Form der
Blide, die sie als «europäische Wurfmaschine»
(man™an¬q ifran™¬) bezeichnet. Anscheinend haben wir es dabei mit der von den «Franken» verwendeten Gegengewichtsblide (trebuchium) zu
tun. Man vermutet, daß dieser Typ der Schleuder
schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in
Europa bekannt war.1 Als besonderes Merkmal erwähnt az-Zardk®·, daß man sie leicht nach jeder
Richtung drehen kann.2 Zwei mit Steinen gefüllte
Holzkästen bewirken gleiche Schlagkraft bei
gleichbleibendem Schleudermoment.
Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q,
Ms. Topkapı Sarayı,
Ahmed III, 3469, fol. 37.
1 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 64-65.
2 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 97-99.
1 0 8
K R I E G S T E C H N I K
Große
Gegengewichtsblide
Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des
Schleuderarms: 80 cm.
(Inventar-Nr. G 1.03)
Die große, qar®bu∫® («schwarzer Stier») genannte
Wurfmaschine bildet allem Anschein nach die
höchste Entwicklungsstufe der Bliden, die dann
allmählich vom 9./15. Jahrhundert an den Kanonen Platz machen mußten. Die charakteristischen
Merkmale, die sie von ihren ebenso großen Vorgängerinnen unterscheiden, sind die Verwendung
von Kräften, die durch Tretrad und Flaschenzug
erzeugt werden, die Benutzung des Winkelmessers
zum Zielen und eines Nivelliergerätes bei der
Montage. az-Zardk®·1 schildert die Funktion und
den Gebrauch dieser Blide und liefert ziemlich genaue Abbildungen ihrer Teile. Er spricht auch von
einem weiteren Typ dieser großen Schleuder, die
man™an¬q az-ziy®r genannt wurde (s.u.S. 110) und
anscheinend im 7./13. Jahrhundert in der islamischen Welt ziemlich verbreitet war.
Die Blide besteht im wesentlichen aus zwei Gerüsten, zwischen denen eine waagerechte Stange, die
Drehachse, befestigt ist. Um diese Achse kann ein
Schleuderarm schwingen, der durch die Drehachse
1
al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 66-68.
Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469.
G E S C H Ü T Z E
109
Belagerungsszene aus der Weltgeschichte (©®mi‘ at-taw®-r¬¿) von Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h, Ms. Edinburgh University Library,
Or. 20, fol. 124 b. Die Kopie wurde 707/1306, zu Lebzeiten des Verfassers, geschrieben und illustriert.
Abb. aus K. al-Fur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d
von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295);
Paris, Bibliothèque nationale, ar. 2825.
in zwei ungleich lange Teile geteilt ist. Der
Schleuderarm hat an seinem kurzen Ende einen
mit Steinen gefüllten Holzkasten; das Ende des
längeren Hebelarms besitzt eine an einem Seil befestigte Lederschlinge zur Aufnahme eines Steines
oder anderen Geschosses. Wird der lange Hebelarm mit Seilen, Winden und Treträdern nach unten
gezogen, geht gleichzeitig der kurze Arm mit dem
Gegengewicht nach oben und hält den mit einem
Haken verankerten langen Arm unter Spannung.
Wird nun nach dem Einlegen des Wurfgeschosses
die Sperre gelöst, reißt das Gegengewicht den kurzen Arm nach unten, der lange Arm schnellt
gleichzeitig nach oben und schleudert die Ladung,
meist Steine oder Brandgeschosse, in hohem Bogen gegen das Ziel.
1 1 0
K R I E G S T E C H N I K
Unser Modell:
Hartholz; Maßstab: 1:20.
59 × 85 cm.
(Inventar-Nr. G 1.20)
Gegengewichtsblide
mit Pfeilschleuder
Dieser Typus Blide war eine Abart des bereits erwähnten qar®bu∫® und hieß auf Arabisch azziy®r. Der Hauptunterschied zwischen den beiden
bestand darin, daß letztere dazu bestimmt war,
statt Steinen oder anderen voluminösen Gegenständen schwere Pfeile zu schleudern. Zu diesem
Zweck war der als Gegengewicht dienende, mit
Steinen gefüllte Behälter durch einen massiven
Eisenkörper ersetzt. Die Pfeile besaßen flossenartige Stabilisatoren am Ende des Schaftes. Sie
waren so gestaltet, daß sie mittels eines geeigneten
Hakens an einem am Schleuderarm befestigten
Seil in eine Schiene auf dem Fundament der Blide
gezogen werden konnten. Allem Anschein nach
pflegte man die Neigung der Schiene nach dem
Ziel zu regulieren. Wir können vermuten, was der
Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469, fol. 61.
G E S C H Ü T Z E
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Ahmed III,
3469, fol. 65.
Verfasser des K. al-An¬q fi l-man®™n¬q1, azZardk®·, unerwähnt läßt, daß man vorn an der
Schiene eine passende Führung, etwa in Brückenform, anbrachte, damit der Pfeil nicht zu weit in
die Vertikale gezogen wird.
Die Schußrichtung dieser Blide war gegenüber
derjenigen des anderen großen Blidentyps um
180° versetzt.
1
al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 92-96.
111
Versuch einer Rekonstruktion der
Pfeilabschußrampe mit Führung (Montage)
Wir wissen zur Zeit nicht, seit wann man in der
islamischen Welt begonnen hat, beim Schießen
von Pfeilen und anderen Projektilen von der erhöhten Schußkraft der Gegengewichtsblide Gebrauch zu machen. Aus Ausführungen der
Tab◊irat arb®b al-alb®b von Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./
12. Jh.) wird ersichtlich, daß dieses Zusammenwirken zur Zeit von —al®Ωadd¬n (Saladin) bereits
bekannt war (s.u.S. 121 ff.).
1 1 2
K R I E G S T E C H N I K
Gegengewichtsblide
mit Armbrust
Dieses Kriegsgerät gehört zu denen, die der
oben (S. 94) erwähnte Mur¥® b. ‘Al¬ afl-fiars‚s¬
(6./12. Jh.) in seinem dem Herrscher —al®Ωadd¬n (Saladin) gewidmeten Buch Tab◊irat
arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t 1 beschrieben hat. Er nennt es «persische Gegengewichtsblide» (man™an¬q f®ris¬) und sagt, der
Meister Abu l-ºasan al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬
habe ihm das Gerät geschildert und aufgezeichnet.
Hier wird die Winde durch einen doppelten
Flaschenzug ersetzt. Die zum Heben des Gegengewichtes und zum Spannen des Bogens
benötigte Kraft wird durch den Flaschenzug
und den ausreichend lang gehaltenen Arm der
Blide übersetzt. Mit dem Abzug werden
gleichzeitig das Schleudern des Steinprojektils
und der Schuß der Armbrust ausgelöst.
1
Hds. Oxford, Bodleian Library, Hunt. 264 (fol. 133 b-136 b),
s. Cl. Cahen, Un traité d’armurerie, a.a.O. S. 119-120 und
Tafel III, No. 14.
Unser Modell:
Holz und Kaschiermaterial,
100 × 45 × 54 cm.
(Inventar-Nr. G 1.19)
Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira,
Ms. Oxford, Hunt. 264, fol. 129b u. 130.
113
G E S C H Ü T Z E
Windenarmbrust
Unser Modell:
Holz, Metall. 110 × 80 cm.
Sehne zu Demonstrationszwecken aus elastischer Schnur.
(Inventar-Nr. G 1.17)
Diese Art Armbrust, arabisch qaus bi-l-laulab, die
durch eine oder mehrere Winden (Wellen, Haspeln)
gespannt wird, war schon im 5./11. Jahrhundert im
arabisch-islamischen Kulturkreis verbreitet (s.o.S.
94). Im 6./12. Jahrhundert wurde sie von Mur¥® b.
‘Al¬ afl-fiars‚s¬ in seinem dem Herrscher —al®Ωadd¬n (Saladin) gewidmeten Buch der Kriegstechnik
(Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t) ausführlich beschrieben (s.o.S. 94). Bei unserem Modell haben wir uns im wesentlichen nach der Abbildung in al-An¬q fi l-man®™n¬q aus dem 8./14. Jahrhundert gerichtet.
Abb. aus al-An¬q
fi l-man®™n¬q.
Abb. aus Mur¥®,
Tab◊ira, Ms. Oxford,
Hunt. 264, fol. 112b.
Die Ansicht scheint von
oben die Mauern des
Turms, auf welchem
diese große Armbrust
installiert ist, mit einzuschließen.
1 1 4
K R I E G S T E C H N I K
Unser Modell:
Holz, Rohr, Messing, Schnur.
55 × 45 cm.
(Inventar-Nr. G 1.18)
große
Tripelarmbrust
(Ballista)
Unter den verschiedenen Armbrust-Typen, welche
Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./12. Jh., s.o.S. 94) in seinem
Buch Tab◊irat arb®b al-alb®b1 beschreibt, besteht
die elaborierteste Form aus drei großen Wallarmbrusten (qaus az-ziy®r bi-l-laulab),
welche übereinander gebaut und mit einer einzigen Winde gespannt und also von einer Person
alleine bedient werden konnten.
Unser Modell ist vereinfacht.
1
Hds. Oxford, fol. 80 b; Übers. von Cl. Cahen, a.a.O. S. 131.
Abb. aus
Mur¥®, Tab◊ira,
Hds. Oxford, Bodl., Hunt. 264.
G E S C H Ü T Z E
Arabische
Gegengewichtsbliden
in abendländischer Überlieferung
Der im arabisch-islamischen Kulturbereich gegenüber dem aus der römischen Kaiserzeit bekannten
Vorgänger (onager) weiterentwickelte Typ der
Wurfmaschine, dessen Existenz seit dem 6./12.
Jahrhundert anhand von Beschreibungen, Abbildungen und Quellenzeugnissen nachweisbar ist,
scheint spätestens in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts im Westen bekannt gewesen zu sein
(s.o.S. 108). Zum Vergleich mit den arabischen
Vorgängern stehen im Museum des Institutes für
Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften vier Modelle abendländischer Bliden, die
Werner Freudemann um 1990 angefertigt hat.
1.
Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des
Schleuderarms: 50 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 05)
Eine nach Angaben von Villard de Honnecourt (1.
Hälfte 13. Jh., s.o.S. 60) rekonstruierte Blide. Die
verbreitete Rekonstruktionszeichnung von Eugène
Emmanuel Viollet le Duc (1814-1879)1 erwies
sich als unzuverlässig. Unser Modell wurde von
W. Freudemann nach verbesserten technischen
Daten gebaut.
G1
1
abgebildet beispielsweise bei Liliane und Fred Funcken, Rüstungen und Kriegsgerät im Mittelalter, Gütersloh 1985, S. 54.
115
Abb. aus R. A.
Brown, Castles. A
History and Guide,
Poole 1980, S. 81.
1 1 6
K R I E G S T E C H N I K
2.
Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarms: 62 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 04)
Europäische Blide von ca. 1405, gebaut nach einer
Abbildung in Bellifortis1 von Konrad Kyeser aus
Eichstätt (vollendet 1405). W. Freudemann hat das
Modell gegenüber der Abbildung verbessert, um
es funktionstüchtig zu machen.2
1
hsg. von Götz Quarg, Düsseldorf 1967 (s. Hermann Heimpel,
Rez. in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 223/1971/115-148); V.
Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, Soest 1983, S.
123, 192.
2 Freudemann merkt an, daß ein streng nach der Abbildung gebautes Modell nicht funktionieren könne, denn 1.: «Das am linken Ende die Schienenbalken abschließende Verbindungsstück
über der Rutsche würde den Schleudervorgang unmöglich machen» und 2.: «Die Schleuder ist viel zu lang. Die Schleuderseile laufen nicht frei unter der Windenwelle hindurch.» Ferner
hat er notwendige Details ergänzt und die Proportionen, besonders der Treträder, «zurechtgerückt».
Abb. aus Kyeser, Bellifortis (Göttingen, Univ. Bibl.,
Cod. MS. philos. 63, fol. 48a) nach W. Gohlke,
Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters,
in: Zeitschrift für Historische Waffenkunde V, 12
(Dresden 1909-1911) S. 385, Abb. 41.
117
G E S C H Ü T Z E
Unser Modell:
Hartholz.
Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarmes: 87 cm.
(Inventar-Nr. G 1.06)
3.
Eine weitere europäische Blide von ca. 1405.
Auch sie ist abgebildet sowie mit Maßen versehen
in Bellifortis (Ms. Göttingen, fol. 30) von Konrad
Kyeser aus Eichstätt und wurde um 1990 von W.
Freudemann angefertigt. Von besonderem Interesse ist hierbei zudem, daß der Auslösemechanismus
deutlich in der Abb. zu erkennen ist und exakt
nachgebaut werden konnte.
Abb. aus Kyeser, Bellifortis,
Göttingen, Univ. Bibl.,
Cod. MS. philos. 63, fol. 30 a.
1 1 8
K R I E G S T E C H N I K
Abb. aus Hds. Wien, Cpv 3069, nach Schmidtchen,
Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a.a.O., S. 189.
Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20.
Länge des Schleuderarms: 100 cm.
(Inventar-Nr. G 1.07)
4.
Europäische Blide, gebaut von W. Freudemann auf Grund folgender Vorlagen: Konrad Kyeser, Bellifortis (Ms. fol. 30 und 77)
und je eine Zeichnung aus Cod. germ. 600
der Bayerischen Staatsbibliothek, München (um 1390)1 und der Handschrift Cpv
3069 in Wien 2.
Abb. aus Cod.
germ. 600 der
Bayerischen
Staatsbibliothek, München
(um 1390).
1 Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, Berlin
1928 (Nachdruck Düsseldorf 1987), S. 626-627, 719, Abb. 2.
2
V. Schmidtchen, a.a.O. S. 189, Abb. 58.
G E S C H Ü T Z E
119
Abb.: Aus Leonardo da Vinci, S. 294.
Blide
mit Entfernungsregler
Unser Modell:
Holz, Metall, Garn.
Höhe mit vertikalem Wurfarm: 1,17 m.
(Inventar-Nr. G 1.21)
Die Zeichnung dieser Blide von Leonardo da Vinci
wurde oben (S. 98) bereits besprochen. Sie liegt
unserem Modell zugrunde. Es sei daran erinnert,
daß bei diesem Geschütz ein Entfernungsregler
verwendet wird, wie wir es von arabischen Vorbil-
dern her spätestens seit dem 8./14. Jahrhundert
kennen (s.u.S. 134). Ein gewisser Fortschritt zeigt
sich insofern, als der Entfernungsregler hier in
Form eines Rades an der Blide befestigt ist.
1 2 0
K R I E G S T E C H N I K
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Brandtopf
und ‹biologische›
Granate
Ein Feuertopf (qidr) mit Umrandung, gefüllt mit
einer salpeterhaltigen Mischung, wurde vor allem
zum Zweck sprengender Wirkung gebaut. Er besitzt drei mit Brandsätzen gefüllte Röhrchen
(ikr¬¿) und wird nach der Zündung von einer Blide
oder mit Hilfe einer Lanze geworfen.1
1
Unsere Modelle:
Steingut, Schlickerbemalung.
a) ’ 19cm (Inventar-Nr. G 2.18).
b) ’ 18,5 cm (Inventar-Nr. G 2.19).
Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. S. 44; Abbildungsteil pl. II, fig. 23; S.J. von Romocki, Geschichte der
Modell b) repräsentiert eine frühe Form von
‹B-Waffe›, eine mit gefährlichen Tieren wie
Skorpionen oder Schlangen gefüllte Granate,
welche durch zahlreiche kleine Luftlöcher
gekennzeichnet ist.
Explosivstoffe. I. Geschichte der Sprengstoffchemie, der
Sprengtechnik und des Torpedowesens bis zum Beginn der
neuesten Zeit, Berlin 1895, S. 71-72.
G R A N A T E N
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Abb. von qaw®r¬r (sing. q®r‚ra, «Krüge») aus
ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris,
Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 88.
Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘
al-fun‚n, Ms. Leningrad C 686,
fol. 146.
121
1 2 2
K R I E G S T E C H N I K
Unsere Modelle:
Steingut, braune Engobe, Docht.
Höhe 17-19,5 cm (Inventar-Nr. G 2.03-06).
Granaten
alle Abb. aus Khalili Collection, a.a.O.
Bd. 12,2 S. 324, 334 f.
G R A N A T E N
123
Unsere Modelle:
Steingut, braune Engobe, Lunte.
Höhe 10-16cm (Inventar-Nr. G 2.11-17).
Abb. von Kriegsschiffen mit Brand- und/oder Sprengsätzen,
aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,
Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 100.
1 2 4
K R I E G S T E C H N I K
Flammenwerfer
(◊and‚q mu¿®safa)
Unser Modell:
Kupfer, gelötet. Länge: 30 cm.
(Inventar-Nr. G 2.22)
Im K. Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·1 (774/1373) wird ein Flammenwerfer (◊and‚q [al-] mu¿®safa) beschrieben, der im Nahkampf verwendet wurde und
eine Flamme von der Länge
einer Lanze erzeugen konnte. Er
besteht aus einem länglichen
Petroleumreservoir aus Metall,
welches über zwei Röhren mit
einer zylindrischen Düse verbunden ist. Aus dieser spritzt
man mit einer Pumpe den
Brandstoff, während er von einer kleinen Zündvorrichtung in
Brand gesetzt wird.
Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q,
Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469, fol. 99.
1
Hds. a.a.O. S. 98-99, A.Y. Hassan, D.R. Hill, Islamic
Technology, a.a.O. S. 108.
R A K E T E N
125
Abb. aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,
Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 101 b.
afl-flaiy®r al-ma™n‚n
(Torpedo oder Rakete)
Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω1, der bekannte
Turniermeister der Mamlukenzeit (gest. 694/
1295), beschreibt im Zuge seiner Ausführungen
über die mit Treibsätzen aus Salpeter, Schwefel
und Kohle funktionierenden Raketen und Projektile «eine Vorrichtung, die er ‹sich bewegendes
und verbrennendes Ei› nennt. In dem illustrierten
Exemplare ist sie auch abgebildet. Text und Bild
(s. Abb.) lassen, namentlich mit im Späteren anzuführenden abendländischen Angaben zusammengestellt, keinen Zweifel, daß es sich um einen
1
Kit®b al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya, Ms. Paris,
Bibl. Nat., ar. 2825, fol. 101 b; Reinaud und Favé, Du feu
grégeois, a.a.O. S. 45, Abbildungsteil pl. II, fig. 32.
Unser Modell:
Kupfer, gelötet. Länge: 36 cm.
(Inventar-Nr. G 2.07)
zwar primitiven, aber in seinem Wesen völlig ausgebildeten automobilen Torpedo handelt.»
«Zwei konkave Eisenbleche ... werden zusammengefügt und mit Filz abgedichtet, so daß sie einen
abgeflacht-birnenförmigen Hohlkörper (...) bilden,
der mit ‹Naphta, Metallspänen und guten Mischungen› – unter den letzteren versteht Hassan
stets stark salpeterhaltige – geladen und mit zwei
Stangen (...) und einer großen Rakete (...) versehen wird. In welchem Element sich das ‹sich be-
1 2 6
K R I E G S T E C H N I K
In diesem Zusammenhang läßt es
aufhorchen, daß sich eine recht einfache Beschreibung eines RaketenTorpedos in Bellifortis von Konrad
Kyeser (1405) findet.3 Noch beachtenswerter scheint es zu sein, daß
Torpedos mit Raketen im Bellicorum
instrumentorum liber von Giovanni
Fontana (1. Hälfte 15. Jh.) auftauchen.4
S. J. von Romocki 5 war gegen Ende
des 19. Jahrhunderts der Ansicht,
Fontana sei hierin ºasan ar-Ramm®Ω gefolgt. Nach unserer Ansicht
muß nicht unbedingt ºasan ar-Ramm®Ω’s Buch die Quelle von Fontana
gewesen sein. Sein Buch ist lediglich
die naheliegendste uns zur Zeit bekannte Schrift über das Thema, die
wir beim Vergleich heranziehen können. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß im arabisch-islamischen
Kulturkreis zahlreiche Abhandlungen
über Kriegswesen und Waffen geschrieben wurden, von denen manche, vor allem während der Kreuzzüge, Europa erreichten. Auch ist der
Einfluß der arabisch-islamischen
Kultur auf Fontana und andere europäische Gelehrte, was Kriegsgerät
Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 126. und weitere technische Errungenschaften angeht, sicher nicht auf die
wegende und verbrennende Ei› bewegen soll, sagt
Auswertung von Büchern beschränkt geblieben. In
Hassan im Text nicht; doch dürfte ein Blick auf die
diesem Zusammenhang haben die Kreuzzüge
Zeichnung genügend darthun, daß die Vorrichtung
zweifellos eine große Rolle gespielt.
weder, wie Reinaud und Favé wollen, zum Fliegen,
noch etwa zum Fortrutschen selbst auf günstigstem
S. auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O.,
Terrain bestimmt sein konnte ... ».2
S. 311-313.
2 S. J. von Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie,
a.a.O. S. 70-71; A.Y. al-Hassan und D. R. Hill, Islamic Technology, a. a.O. S. 118; J. R. Partington, A History of Greek
Fire and Gunpowder, a.a.O. S. 203.
3
vgl. Romocki, a.a.O. S. 153, wo der Autor, statt an eine
Abhängigkeit vom arabisch-islamischen Kulturbereich zu
denken, folgert: «Hier haben wir die Urform des bei Hassan
Alrammah schon weiter fortgeschrittenen Raketen-Torpedos.
Auch hier beruht aber die Beschreibung offenbar schon auf
einem Versuch, nicht nur auf einem Plan; denn theoretisch
hätte der Verfasser wohl kaum finden können, daß, um eine
Rakete auf dem Wasser in gerader Richtung zu halten, eine
weit kürzere Rute genügt, als um in der Luft dasselbe zu erzielen.»
4 E. Battisti und G. Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di
Giovanni Fontana, Mailand 1984, S. 126.
5
Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, a.a.O.,
S. 230, 236, 240.
R A K E T E N
127
2 Abb.
aus azZardk®·,
al-An¬q,
Ms. Topkapı Sarayı,
Ahmed III,
3469.
Granate
Unser Modell:
Kupfer, gelötet.
Länge: 55 cm.
(Inventar-Nr. G 1.12)
mit chemischen Kampfstoffen
Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./ 14. Jh.) wird
ein aus verschiedenen Bestandteilen, darunter
Opium und Arsen, zubereiteter Inhalt eines «Topfes» (qidr) – Topf im Sinne einer Bombe bzw.
Granate – beschrieben, mit der man beim Gegner
eine erstickende Wirkung erzielte. Die Bombe
wurde al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa genannt 2.
Man schleuderte sie wahrscheinlich von Bliden,
schoß sie mit der Armbrust oder warf sie auch gegebenenfalls mit der Hand.3
1
Ed. Aleppo, a. a.O. S. 174.
In der Hds. qidr muntin al-mu¿®safa.
3 Auch das Buch von ºasan ar-Ramm®Ω enthält «Vorschriften zur Herstellung giftiger und einschläfernder Dämpfe, deren wirksame Bestandteile Arsenik und Opium sind» (s.
ºasan ar-Ramm®Ω, al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya,
a. a.O. S. 141, 156, 161, 162, 163; Romocki, Geschichte der
Sprengstoffchemie, a. a.O. S. 74).
2
1 2 8
K R I E G S T E C H N I K
Osmanische
Raketen
Sicherlich arabisch-islamischer Tradition folgend baute der osmanische Ingenieur L®gar¬
ºasan Çeleb¬ unter Sultan Mur®d IV. (reg.
1032/1623-1049/1640) eine Rakete mit sieben kleinen Seitenflossen. Der Treibstoff der
Rakete soll aus ca. 50 Okka (ca. 60 kg)
Schießpulver bestanden haben. Wie der zeitgenössische türkische Historiker Evliy®
Çeleb¬1 berichtet, soll ºasan Çeleb¬ dem Sultan demonstriert haben, daß er mit seiner Rakete über den Bosporus fliegen und mit Hilfe
zusätzlicher Flügel habe landen können. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß
bereits Ogier Ghislain de Busbecq, der zwischen 1555 und 1562 habsburgischer Gesandter in √stanbul war, von Flugversuchen
unter Sulfl®n Süleym®n (‹dem Prächtigen›,
reg. 926/1520-974/1566) berichtete, wie
John Wilkins (1638) mitteilt 2.
Ausführliche Angaben über osmanische Raketen mit interessanten Abbildungen gibt der
Ingenieur ‘Al¬ §∫®, der unter Sultan AΩmed
III. (reg. 1115/1703-1143/1730) tätig war, in
seinem Buch Umm al-∫az®.3 Die Länge der
von ihm gebauten Raketen soll 7-8 m betragen haben. Zu ihrem Umfang sagt er, daß ein
Mensch sie kaum umfassen konnte.
Da dieses Buch bisher kaum bekannt ist, erschien es angebracht, noch einige weitere Illustrationen von militär- bzw. technikgeschichtlichem Interesse beizufügen.
Unsere beiden Modelle:
Kupfer, gelötet.
Länge: 67 cm.
(Inventar-Nr. G 1. 13)
1
Seyâhatnâme, √stanbul 1969, Bd. 2, S. 335-336; Arslan
Terzioªlu, Türk-islâm kültür çevresinde IX. yy.’dan XVIII. yy.
sonuna kadar uçma denemeleri ve tekniªe ait elyazma eserler,
in: Ilim ve sanat (√stanbul) 8/1986/54-63, bes. S. 61-62; ders.,
Handschriften aus dem Gebiet der Technik und Aerodynamik
sowie der ersten Flugversuche im IX.-XVII. Jhd. im islamisch-
türkischen Kulturbereich, in: Istorija aviacionnnoj, raketnoj i
kosmi≤eskoj nauki i techniki, Moskau 1974, S. 246-256, bes. S.
253-255; Mustafa Kaçar in: Islâm Ansiklopedisi (√stanbul: Türkiye Diyanet Vakfı), Bd. 16, 1997, S. 315-316.
2 John Wilkins, Discovery of a New World, London 1638 (nicht
gesehen, s. H. K. Cook, The Birth of Flight, London 1941, S. 29,
s. A. Terzioªlu, a.a.O.).
3 Handschrift √stanbul, Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368.
R A K E T E N
Abbildungen aus ‘Al¬ §∫®, Umm al-∫az®, Hds. Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368.
129
1 3 0
K R I E G S T E C H N I K
Abbildungen aus ‘Al¬
§∫®, Umm al-∫az®,
Hds. Topkapı Sarayı,
Baªdad Kö¤kü no. 368.
F E U E R W A F F E N
131
Unser Modell:
Edelstahl, Höhe: 30 cm.
Lauf höhenverstellbar.
Projektil, Länge 17cm.
(Inventar-Nr. G 1.16)
Kanone
In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q (8./14. Jh.) ist
eine Kanone mit ihren Bestandteilen abgebildet.
Sie entstammt einer Entwicklungsstufe, die wir im
arabisch-islamischen Kulturbereich bis zur zweiten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts hinauf verfolgen
können (s.o.S. 100). Die Kanone hieß midfa‘ oder
mikΩala. Das Buch al-An¬q zeigt drei Typen, die
sich durch die Graduierung ihrer Entfernungsskala
unterscheiden. Die Skala des ersten Typs hat eine
Elferteilung (Abb. a), die des zweiten eine
Vierzehnerteilung (Abb. b) und die des dritten
eine Zehnerteilung, die noch einmal unterteilt
wird (Abb. c). Der graduierte Zielmechanismus
heißt qund®q, ein türkisches Wort, das bis heute
im Sinne von Zündmechanismus von Feuerwaffen
gebraucht wird. In der knappen Beschreibung wird
darauf hingewiesen, daß die Distanzen bei der
Zieleinstellung von unten nach oben stufenweise
ansteigen.
Eine weitere Ansicht unseres Modells in
geladenem Zustand, nebst Skizze aus al-An¬q.
1 3 2
K R I E G S T E C H N I K
(Abb. b)
(Abb. a)
(Abb. c)
Oben: Abbildungen aus
az-Zardk®·, al-An¬q, Ms.
Ahmed III, 3469.
Abb. einer frühen europäischen Kanone mit pfeilartigem Projektil, aus:
Walter of Milimete, De nobilitatibus
sapientiis et prudenciis regum, um
1326; Hds. Oxford, Christ-Church
Library Nr. 92. Fol. 70 b.
Eine weitere Darstellung aus al-An¬q,
mit deutlicher Abgrenzung der Büchse.
F E U E R W A F F E N
Handfeuerwaffe
Die älteste uns zur Zeit bekannte Beschreibung
einer Handfeuerwaffe befindet sich in der oben
(S. 100) erwähnten Petersburger Handschrift. Die
französische Übersetzung von Reinaud und Favé
aus dem Jahre 1849 wurde in der Geschichtsschreibung der Waffenktechnik leider nicht mit
der gebührenden Aufmerksamkeit zur Kenntnis
genommen. O. Baarmann1 macht dabei, soweit ich
sehe, eine rühmliche Ausnahme: «Die ältesten,
orientalischen, als Vorläufer der sich im zweiten
Viertel des 14. Jahrhunderts in Europa mehr und
mehr ausbreitenden Feuerwaffen zu bezeichnenden, durch Feuerwerkssätze wirkenden Waffen,
die Feuerlanze und der Madfaa, waren Einrichtungen einfachster Art, welche zu ihrer Handhabung
mit Stielen versehen waren. Viele Jahrzehnte hindurch blieb diese Art der Handlichmachung der
Feuerwaffen die einzige und erhielt sich neben neuaufkommenden anderen noch sehr lange.
Fig. 1 (nach der aus
dem Anfang des 14.
Jahrhunderts stammenden arabischen
Handschrift des asiatischen Museums zu
Petersburg) zeigt die
Handhabung der
letztgenannten kurzen, hölzernen, mörserartigen Waffe.»
Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al-
133
Unser Modell:
Stahl, Länge: 81 cm
(Inventar-Nr. G 2.21)
Allerdings betrachtet Baarmann die Abbildung,
welche sich in der Handschrift auf eine Kanone
bezieht, irrtümlich und wohl durch die unvorteilhafte Zeichnung beeinflußt, als mörserartige
Handfeuerwaffe. Auf die Einzelheiten der dort beschriebenen «Feuerlanze» geht er nicht ein.
Bei dieser handelt es sich um eine kombinierte
Handfeuerwaffe. Im hinteren Teil einer Lanze
wird ein ausreichender Raum ausgehöhlt, um dort
eine Schießpulverladung einbringen zu können.
Das Projektil hat die Form eines Pfeiles oder Bolzens. Die Lanze wird von ca. 10 cm vor ihrem hinteren Ende bis zur Spitze entsprechend ausgehöhlt.
Diese und weitere Einzelheiten des Textes ermöglichten uns den Bau des obigen Modells.
An diese älteste Feuerhandwaffe aus dem arabisch-islamischen Kulturkreis erinnert die Abbildung eines aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen
«Feuerrohres», das sich zu Beginn des vorigen
Jahrhunderts im Besitz von Robert Forrer in
Deutschland befand.2
Abb. aus Forrer, S. 26.
fun‚n, Ms. Leningrad C 686, fol.
156.
1
Die Entwicklung der Geschützlafette bis zum Beginn des
16. Jahrhunderts und ihre Beziehungen zu der des Gewehrschaftes, in: Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen.
Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Moritz Thierbach, Dresden 1905, S. 54-86, bes. S. 55.
2 Meine gotischen Handfeuerrohre, in: Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen. Festschrift zum achtzigsten
Geburtstag von Moritz Thierbach, Dresden 1905, S. 23-31.
Siehe auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a. a.O.,
S. 311-313.
1 3 4
K R I E G S T E C H N I K
Unser Modell:
Holz, gebeizt und
Messing, geätzt.
Länge: 40 cm.
(Inventar-Nr. G 1.14)
Ballistischer
Gradmesser
In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./
14. Jh.) finden wir die älteste bisher bekannte Abbildung eines ballistischen
Gradmessers. Man verwendete ein solches Gerät, das m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d
hieß, bei der Zieleinrichtung von Gegengewichtsbliden.
Unser Modell:
1
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Ed. Aleppo, a. a.O. S. 48-49.
F E U E R W A F F E N
135
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Ballistisches
Nivelliergerät
Nachdem die groß dimensionierten Gegengewichtsbliden in der arabisch-islamischen Welt
eine hohe Entwicklungsstufe erreicht hatten, bediente man sich beim Aufstellen der Wurfmaschinen eines speziellen Gerätes zum Nivellieren des Bodens. Das Gerät hieß m¬z®n al-ar¥.1
Unser Modell:
Messing, poliert.
Höhe: 32 cm.
(Inventar-Nr. G 1.15)
1
az-Zardk®·, al-An¬q fi l-man®™n¬q, Ed. Aleppo, a.a.O.
S. 48- 49.
1 3 6
K R I E G S T E C H N I K
Befestigungstürme
Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 aus
dem 8./14. Jahrhundert, finden sich einige Abbildungen von Befestigungs- und
Burgtürmen, von denen einer im Modell
dargestellt wird.
1
Ed. Aleppo, a.a.O. S. 107-118.
Unser Modell:
Holz, lackiert.
75 × 75 × 75 cm.
(Inventar-Nr. G 2. 01)
rechts:
3 Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
Unten: Abb. aus ºasan
ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya,
Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825.
137
K R I E G S M A S C H I N E N
Unser Modell:
Holz mit Stahlverkleidung.
Höhe: 45 cm.
(Inventar-Nr. G 2.02)
zaΩΩ®fa
(Panzerwagen mit Rammbock)
Kriegstechnisch aufschlußreich ist ein Bericht aus
den Anfängen des 4./10. Jahrhunderts, aus dem
hervorgeht, daß die abbasidische Armee bei der
Eroberung der Stadt Amorium1 im Jahre 213/837
Geschütztürme eingesetzt hat, die aus fahrbaren
Bliden (man™an¬q) auf Räderlafetten (kar®s¬ taΩtah® ‘a™al) bestanden.2 Die beweglichen Geschütztürme hießen dabb®ba.3
1 Heute Asar Kale, ein Ruinenort südwestlich von Ankara, s.
M. Canard in: Encyclopaedia of Islam, New Edition, Bd. 1,
1960, S. 499.
2 afl-fiabar¬, Ta’r¬¿, ed. de Goeje, 3. series, Bd. 2, S. 1248; K.
Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens,
a.a.O. S. 152.
3 K. Huuri, a. a.O. S. 152.
Abb. aus az-Zardk®·,
al-An¬q, Ms. Topkapı
Sarayı, Ahmed III, 3469.
1 3 8
K R I E G S T E C H N I K
In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, daß
bereits auf einem 880-865 v.Chr. entstandenen
Relief aus Nimrud bei Ninive ein fahrbarer
Rammbock dargestellt ist.4
Die Frage der Entwicklungsstufen dieses Kriegsgerätes in der islamischen Welt ist noch nicht untersucht worden. Eine recht weit entwickelte Form
des Rammbockes, zaΩΩ®fa genannt, begegnet uns
in dem aus dem 8./14. Jahrhundert stammenden
al-An¬q fi l-man®™n¬q.5 Er diente zum Aufbrechen
von Toren und Mauern von Befestigungen. In dem
meist verkleideten und gegen Geschosse und
Brandsätze geschützten Innenraum gab es eine
Bedienungsmannschaft. Diese stieß einen gewaltigen eisernen Kolben in kontinuierlichem Rhythmus auf Tor oder Mauer, bis diese einbrachen.
Die uns erhaltene Abbildung macht deutlich, daß
der Rammbock vollständig gepanzert war. Er besaß eine klappbare Brücke, die vorn an der Bodenplatte mit Gelenken befestigt war und zur Überbrückung von Wassergräben an Eisenketten heruntergelassen werden konnte.
Große Ähnlichkeit mit diesem Typ Rammbock
zeigen die beiden folgenden Abbildungen aus der
Handschrift Bayerische Staatsbibliothek, München, cod. germ. 734 6:
Abb. aus J. Würschmidt, Kriegsinstrumente..., S. 260.
Es ist bemerkenswert, daß Giovanni Fontana (1.
Hälfte 15. Jh.) am Anfang seines Bellicorum instrumentorum liber 7 einen fahrbaren Rammbock
abbildet, den er mit der Beischrift versieht:
«Kriegsgerät, das auf arabisch alphasat heißt».
Ich vermute, daß das Wort alphasat aus einer Entstellung des arabischen Begriffes az-zaΩΩ®fa entstanden ist.
Abb. aus V. Schmidtchen, Mittelalterliche
Kriegsmaschinen, a.a.O. S. 152, Abb. 21.
4 s. Franz M. Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon ... a.a.O.
S. 1318; J. Würschmidt, Kriegsinstrumente im Altertum und
Mittelalter, in: Monatshefte für den naturwissenschaftlichen
Unterricht aller Schulgattungen (Leipzig und Berlin), 8/
1915/256-265, bes. S. 260.
5 Ed. Aleppo, a. a.O. S. 122.
6 V. Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a. a.O.
S. 152, Abb. 21.
Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 101.
7
s. Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di Giovanni Fontana, a. a.O., S. 101.
Kapitel 13
Antike Objekte
aus Metall, Glas,
Keramik, Holz und Stein
ANTIKE
OBJEKTE
141
kosmetische Utensile
spätantik/byzantinisch?
Fundort: Anatolien
Bronze, Bein.
(Inventar-Nr. J 239-58)
142
ANTIKE
Ein Satz medizinischer
Instrumente
umaiyadisch-früh‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.)
OBJEKTE
Acht Objekte aus Messing:
1. geschwungene Pinzette
Länge: 7,4 cm
(Inventar-Nr. J 39-4)
2. Pinzette
Länge: 8 cm
(Inventar-Nr. J 39-5)
3. Pinzette
Länge: 7,7 cm
(Inventar-Nr. J 39-6)
4. Pinzette
Länge: 8 cm
(Inventar-Nr. J 39-7)
5. Pinzette mit Haken?
Länge: 6 cm
(Inventar-Nr. J 39-8)
6. Schere
Länge: 12,4 cm
(Inventar-Nr. J 39-1)
7. V-förmiges Instrument mit zwei Löchern
Länge: 10,6 cm
(Inventar-Nr. J 39-2)
8. Nadel
Länge: 10 cm
(Inventar-Nr. J 39-3)
ANTIKE
OBJEKTE
143
6 Pinzetten /
Zangen
5.-6./11.-12. Jh.
N¬·®p‚r
Bronze
Länge: 12,5-21,4 cm
(Inventar-Nr. J 22-27)
vgl. Khalili Collection, Bd.12,
Nr. 364, S. 398.
Spatel
frühislamisch
Nordanatolien
Bronze, Länge: 27,6 cm.
(Inventar-Nr. J 64)
Gabel
sasanidisch oder
umaiyadisch (1.-2./7-8. Jh.)
Nordiran (fiabarist®n)
Bronze, Länge: 28 cm.
(Inventar-Nr. J 61)
Kelle und Haken
‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.)
Syrien
Bronze, Länge: 53 cm,
mit Gelenkscharnier.
(Inventar-Nr. J 63)
144
1.
Silber,
Länge: 20,3 cm
(InventarNr. J 37)
ANTIKE
2.
Kupfer,
Länge: 17,6 cm
(InventarNr. J 32)
5 flache Löffel
øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.)
vgl. James W. Allan, Nishapur, Metalwork of the
Early Islamic Period, New York 1982, S. 90.
OBJEKTE
3. (Spatel)
Kupfer,
Länge: 16,7 cm
(InventarNr. J 36)
4.
Bronze,
Länge: 18,2 cm
(InventarNr. J 35)
5.
Bronze?,
Länge: 14,3 cm
(InventarNr. J 34)
ANTIKE
1. Messlöffel?
Silber,
Länge: 26 cm
(Inventar-Nr. J 38)
2.
Kupfer,
Länge: 18,3 cm
(Inventar-Nr. J 33)
OBJEKTE
3.
Kupfer,
Länge: 15,5 cm
Volumen: 25 ml
(Inventar-Nr. J 31)
4 tiefe Löffel
øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.)
Zur Frage der Bronze im Iran in islamischer Zeit s.: J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300
AD, London 1979, S. 45-55.
145
4. Messlöffel?
Kupferlegierung,
Inschrift
Länge: 14,5 cm
Volumen: 25 ml
(Inventar-Nr. J 30)
146
ANTIKE
flacher Löffel
sasanidisch oder umaiyadisch (1.-2./7.-8. Jh.)
Nordiran (fiabarist®n)
Silber,
Länge: 19 cm
(Inventar-Nr. J 62)
OBJEKTE
ANTIKE
OBJEKTE
147
Mörser
sal™‚qisch (6.-7./12.-13. Jh.)
N¬·®p‚r?
Kupferlegierung (batruy?), rote Patina.
2 Schriftbänder (wiederholt: al-‘®fiya, «Gesundheit») vor floralem Hintergrund, von
figürlichen Medaillons unterbrochen.
’: 13 cm
(Inventar-Nr. J 29)
Publiziert: Sotheby’s, Islamic Works of Art, London April 1990.
Vgl.: Khalili Collection, Bd.12, Nr. 197, S. 314;
für die Form ließ sich kein Gegenstück benennen.
Zur Kupferlegierung mit Blei, Zink und Zinn, oft
verwirrend als Bronze bezeichnet, vgl.:
J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300
AD, a.a.O., S. 53f.
Mörser
(osmanisch, 12./18. Jh.?)
Verbreitete traditionelle Form des Mörsers.
Messing,
’: n cm
(Inventar-Nr. J 365)
vgl. À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps
des califes, S. 136 f.
A.U. Pope, A Survey of Persian Art, Bd. 13,
S. 1280 (Berlin, Staatl. Mus.);
Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, √stanbul
1994, S. 27.
148
ANTIKE
OBJEKTE
Tintenfäßchen (miΩbara)
sal™‚qisch (6./12. Jh.)
N¬·®p‚r
Kupferlegierung,
2 Bänder mit dekorativen Inschriften.
’: 7,5 cm,
Spuren von Tinte.
(Inventar-Nr. J 40)
Häufiger Typ eines mit drei Ösenpaaren verschließbaren Tintenfasses aus øor®s®n; während
die Form vieler erhaltener Exemplare auffällig
invariant ist, zeigen die Décors die gesammte
Breite zeitgenössischer Techniken (abgesehen
natürlich von Durchbrechungen): Gußrelief, Gravur, Einlagen aus verschiedenfarbigem Metall
(bzw. Niello und Harzmassen); geometrisch,
floral und figürlich, bevorzugt freilich literarisch.
Die Legierung von Messing aus Kupfer mit dem
Zusatz von t‚t¬y® (Zinkoxid) sowie die aufwendige Darstellung des letzteren beschreibt al-B¬r‚n¬
(362/973-440/1048) im K. al-©am®hir f¬ ma‘rifat
al-™aw®hir. Bronze (i.e. eine Legierung von
Kupfer mit Zinn und geringen Beimengungen
anderer Metalle) ist in der islamischen Tradition
selten verwendet worden, häufiger dagegen eine
stark bleihaltige Kupferverbindung, vgl. R.
Ward, Islamic Metalwork, London 1993, S. 29 f.,
sowie J. W. Allan, Persian Metal Technology
vgl. A.U. Pope, A Survey of Persian Art, a.a.O. Bd. 13,
S. 1311f. und 1335; Christie’s London, Katalog
Islamic Art…, Oktober 1997, No. 237 sowie Oktober
1999, No. 306. Masterpieces of Islamic Art in the
Hermitage Museum, Kuwait 1990, No. 29; K. v.
Folsach, Islamic Art: the David Collection,
Copenhagen 1990, No. 320-32.
ANTIKE
OBJEKTE
2 Mörser
Ägypten, frühes 15./spätes 20. Jh.
Messing,
’: 13 cm, Höhe: 19cm;
Stössel: 23,5 cm.
(Inventar-Nr. J 224)
Messing, Buntmetalleinlagen.
’: 12 cm, Höhe: 14,5 cm;
Stössel: 22 cm.
(Inventar-Nr. J 225)
149
150
ANTIKE
OBJEKTE
3 Schalen
osmanisch
verzinntes Kupfer,
’: 7,5 cm,
(Inventar-Nr. J 234-36)
ANTIKE
OBJEKTE
151
3 Zündstahle
zum Funken schlagen
◊afawidisch (11./17. Jh.)
Stahl, geschmiedet
Länge: 12,2-15 cm,
(Inventar-Nr. J 57-59)
Glas-Schneider
◊afawidisch (11./17. Jh.)
Diamant, in Stahl eingesetzt,
Griff aus Achat.
Länge: 9,3 cm,
(Inventar-Nr. J 60)
Siegel
sal™‚qisch (6./12. Jh.)
N¬·®p‚r
Bronze?, Hexagramm-Stempel
’: 1,6 cm,
(Inventar-Nr. J 55)
vgl. James W. Allan, Nishapur, a.a.O., S.72
(Metropolitan Mus. 39.40.135).
152
ANTIKE
OBJEKTE
Schröpfköpfe
Ma∫rib, älter.
Messing, gelötet,
Höhe: 9,6 cm,
(Inventar-Nr. J 90-1 und -2)
vgl. À l’ombre d’Avicenne.
La médecine au temps
des califes, a.a.O., S. 293.
Schmiege
Ma∫rib (?), älter.
Messing, graviert, 50°-Skala
Höhe: 11,2 cm.
(Inventar-Nr. J 91)
Lot
mit Spule
sal™‚qisch (6./12. Jh.)
Ostanatolien
Bronze?,
Länge des Lots: 16,7 cm, Breite der Spule: 8,3 cm.
(Inventar-Nr. J 65)
vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, a.a.O., S. 40.
ANTIKE
OBJEKTE
153
2 zahnmedizinische?
Zangen
Alter und Herkunft unbekannt.
Stahl, Länge: 16 und 17 cm.
(Inventar-Nr. J 93 und 94)
Dochtzange
◊afawidisch (11./17. Jh.)
Iran
Stahl, Länge: 16,5 cm,
(Inventar-Nr. J 28)
3 Angelhaken
angebl. frühislamisch
Südiran
Bronze?,
Länge: 33-43 mm
(Inventar-Nr. J 84-1, 2 und 3)
154
ANTIKE
2 kleine Waagen aus Messing:
1. Breite des Balkens: 11 cm, ’ der Schalen: 7,5 cm.
2. Breite des Balkens: 17 cm, ’ der Schalen: 6,5 cm.
OBJEKTE
9 runde Gewichte:
1, 3, 5, 7, 12, 16, 21, 45, 92 g.
6 viereckige Gewichte: 0,3-1,6 g.
Pinzette, Stahl, Länge: 10,5 cm.
Goldwaagen-Set
q®™®risch (13./19. Jh.)
I◊fah®n
ausgestochener Kasten,
beschnitzt,
23,5 × 14,5 × 4,5 cm
(Inventar-Nr. J 88)
vgl. Khalili Collection, Bd.12,
Nr. 380, S. 404.
ANTIKE
OBJEKTE
155
Goldwaagen-Set
osmanisch?
ausgestochener Kasten,
12,5 × 7,3 × 2,2 cm
(Inventar-Nr. J 233)
156
ANTIKE
OBJEKTE
9 Gewichte
Anatolien?
Messing,
’: 56-160 mm.
(Inventar-Nr. J 237 1-9)
ANTIKE
OBJEKTE
157
6 Gewichte
Alter und Herkunft unbekannt.
Kupferlegierungen,
’: 16-64 mm.
(Inventar-Nr. J 238 1-6)
9 Gewichte
‘abb®sidisch?
Kupferlegieruungen.
’: 15-25 mm,
14, 26, 26, 28, 28, 29, 29, 30, 57 g.
(Inventar-Nr. J 86 1-9)
vgl. J. W. Allan: Nishapur, a.a.O., S. 90 f.
158
ANTIKE
OBJEKTE
Fußbecher
3./9.-5./11. Jh.
N¬·®p‚r
grünliches Glas mit aufgeschmolzenen Zierfäden,
repariert;
Höhe: 12,5 cm
(Inventar-Nr. J 21)
vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst,
Katalog, Islamische Kunst, Bd. 1, Glas, No. 136;
J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 152 (4./11. Jh.), ähnliche
Applikationen an No. 160.
Lampe
umaiyadisch?
Syrien
frei geblasenes, grünliches Glas; Versinterungen, sonst
unbeschädigt;
angeblich Teil eines 6-armigen Polychands.
Höhe: 8 cm
(Inventar-Nr. J 20)
vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog Bd. 1,
Glas, No. 13. Der Lampentyp mit freischwimmendem Docht
dürfte eine spätantike Tradition sein, s.a. Chr. Clairmont,
Benaki Museum. Catalogue of Ancient and Islamic Glass,
Athen 1977, No. 91-93.
ANTIKE
OBJEKTE
2 Schröpfköpfe?
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r
grünes Glas, geblasen mit
angesetztem Saugrohr,
beschädigt;
’: 4,5 und 3,5 cm
(Inventar-Nr. J 03
und 05)
al-ºar¬r¬, Maq®m®t, Hds.
Leningrad, fol. 165a
√
Trichter?
früh‘abb®sidisch
Syrien
grünliches, blasiges Glas;
unbeschädigt anscheinend ohne Gegenstück.
Länge: 27 cm.
(Inventar-Nr. J 01)
vgl. Science Museum, London: No. A79640, A79571, A638600,
A6073.
vgl.: Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog
Bd. 1, Glas, No. 14-15. Qaddoumi, La varieté dans
l'unité, Kuwait 1987, S. 108; Khalili Collection,
a.a.O., Bd.12-1, S. 42f; À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, a.a.O., S. 168; Chr. Clairmont, Benaki Museum Catalogue of Ancient and Islamic Glass, a.a.O., No. 387; Sotheby’s Katalog Islamic Works of Art, London 10./11. Oktober 1990,
No. 45; A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, Düsseldorf 1974, No. 236 (Syrien 2.-3.
Jh.); J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 239-243 (3./9.5./11. Jh.).
159
160
ANTIKE
OBJEKTE
Trichter
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r
grünliches Glas, nur leicht beschädigte Tülle,
Höhe: 10 cm.
(Inventar-Nr. J 04)
Ein Gegenstück ist uns nicht bekannt.
ANTIKE
Schröpfkopf ?
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r
OBJEKTE
161
blaues Glas, abgebrochene Tülle,
Länge: 9 cm.
(Inventar-Nr. J 02)
vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O.,
Bd. 1, Glas, No. 15 mit viel weitgehender erhaltener Tülle.
3 Näpfchen und eine kleine Flasche
3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r?
farbloses Glas, stark irisiert, rechts außen mit eingepreßtem Dekor,
Höhe: 5, 3, 4,5 und 3,5 cm.
(Inventar-Nr. J 09, 10, 11, 12)
vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, No. 25, 92-94, 164-165; À l’ombre d’Avicenne.
La médecine au temps des califes, No. 150; Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic Glass, a.a.O.,
No. 274, 311; alle als levantinisch angesehen; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 42 und 100 (3./9.-4./10. Jh.).
162
ANTIKE
OBJEKTE
Tintenfäßchen
3./9.-4./10. Jh.?
N¬·®p‚r?
grünes, formgeblasenes Glas,
Höhe: 8 cm.
(Inventar-Nr. J 15)
Sehr ähnlich: A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O. No. 397 («Naher
Osten, 6.-8. Jh.?»);
Iran Bastan Museum, Tehran No. 6849: «Persia,
9th-10th c.» (s. The Arts of Islam, Hayward Gallery:
The Arts Council of Great Britain, 1976, No. 118);
Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd.
1, Glas, No. 90 mit weiterer Literatur.
Lampe
frühislamisch
Westanatolien
dickwandiges, grünliches Glas,
2 Ösen, Bruchstelle einer dritten.
Höhe: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 17)
ANTIKE
OBJEKTE
163
Hängelampe
umaiyadisch?
Syrien (Aleppo?)
grünliches Glas, geklebt.
3 Ösen, innen aufgesetzter zylindrischer Dochthalter.
Aufhängung wohl nicht original.
’: 8 cm
(Inventar-Nr. J 18)
vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas,
No. 12, 135; K. v. Folsach, David Collection, a.a.O., No. 226
und 227; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 235 (10.-11. Jh.).
Tintenfaß?
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r
grünes Glas, stark erodiert;
zwei angekniffene Henkelchen.
’: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 16)
vgl. The Arts of Islam, Hayward Gallery, a.a.O., No.
118 (Derek Hill Coll., «Inkwell of blue glass, Persia
9th-10th c.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 229.
164
ANTIKE
OBJEKTE
Kleine Flasche
umaiyadisch?
Syrien?
gelbliches Glas mit schwarzbraunen
Aufschmelzungen (‹Kuhhaut›-Décor,
hier dreieckig).
Höhe: 12 cm.
(Inventar-Nr. J 14)
vgl.: A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und
Islam, a.a.O., No. 332 (Iraq/Syrien? 7.-9. Jh.); Berlin,
Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O.,
No. 128 mit weiterer Literatur.
Da es sich bei diesem und den folgenden Stücken um
Beispiele von in frühislamischer Zeit bruchlos
fortgesetzten antiken Techniken handelt, ist eine
Datierung notorisch schwierig.
Becher
3./9.-4./10. Jh.?
N¬·®p‚r?
marmoriertes Glas, angesetzter Henkel;
ausgezeichneter Zustand.
Höhe: 15 cm.
(Inventar-Nr. J 06)
Eine der ältesten bekannten Formen von Glasgefäß, gewöhnlich als Alabastron oder Salbgefäß
angesprochen; meist, wie hier, ohne Standfuß. Vgl.
Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic
Glass, a.a.O., No. 388; A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 399
(«Krug, N.-O. Iran?, 7.-8. Jh.»); Europäisches und
außereuropäisches Glas, Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 1980, No. 1 (antik) mit weiterer Literatur.
ANTIKE
OBJEKTE
165
Flasche
5./11.-6./12. Jh.
øor®s®n?
gelbliches, (optisch) formgeblasenes Glas mit
faltigen Vertikalrillen («Dattelflasche»),
Höhe: 22,5 cm.
(Inventar-Nr. J 08)
vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich:
Antike und Islam, a.a.O., No. 45 und 46 (Syrien 1. Jh.);
Chr. Clairmont, Benaki Museum, Ancient and Islamic Glass,
a.a.O., No. 211; Berlin, Museum für Islamische Kunst,
a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O., No. 40-46.
kleine Flasche
9.-11. Jh.
øor®s®n
grünes, formgeblasenes Glas,
kreuzgerippt (Buckelmuster).
Exzellenter Zustand.
Höhe: 8,5 cm.
(Inventar-Nr. J 07)
vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und
Islam, a.a.O., No. 41 und 286 («Naher Osten, 8.-10. Jh.»);
C.-P. Haase et al. (Hs): Morgenländische Pracht, Islamische
Kunst aus deutschem Privatbesitz, Hamburg 1993, No. 87;
Europäisches und außereuropäisches Glas, Museum für
Kunsthandwerk, Frankfurt, a.a.O., No. 79 («Persien? 8.-10.
Jh.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 120 und 121 (4./10.5./11. Jh.).
166
ANTIKE
OBJEKTE
kleine Flasche
umaiyadisch?
Syrien?
Glas (stark erodiert) mit
aufgeschmolzenen braunen
Girlanden.
Höhe: 9 cm.
(Inventar-Nr. J 13)
Quadrupel
Pigmentnapf
3./9.-4./10. Jh.
N¬·®p‚r
Stein
6,5 × 7 × 3 cm.
(Inventar-Nr. J 42)
Mehrfach-Näpfe für Gewürze,
Chutney, Naschwerk etc. sind
zahlreich belegt (etwa: Art islamique
dans les collections privées libanaises,
Beyrouth 1974, No. 36), meist jedoch
aus Keramik oder Metall. Nach A.
Schopen (mündliche Mitteilung) soll
es sich hier um einen Tuschkasten
handeln.
ANTIKE
OBJEKTE
167
Tintenfaß?
6./12.-7./13. Jh.
N¬·®p‚r?
Quarzfritte-Keramik (Scherben nicht aus
natürlicher Tonerde, sondern einer Mischung
aus gemahlenen Mineral- und Glasanteilen mit
weißem Ton und Pottasche); monochrome,
kobaltblaue Feldspatglasur.
’: 11 cm.
(Inventar-Nr. J 41)
vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd. 9, No. 179-182.
Für die Form kein Gegenstück.
Beispiel einer wichtigen Keramiktechnik, bei der vor
allem durch Zusatz von gemahlenem Glas eine dem
hochgebrannten Steinzeug der S‚ng ähnliche Wirkung erzielt wurde.
168
ANTIKE
OBJEKTE
4 Ringsteine
Zand/Q®™®r (12./18.-13./19 Jh.)
Iran
Karneol, fromme Inschriften in weißem Lack.
Breite: 23-28 mm.
(Inventar-Nr. J 75, 77, 78, 79)
obere Reihe:
2 Ringsteine:
links:
Zand/Q®™®r
(12./18.-13./19. Jh.)
Iran
Nephrit, graviert,
Breite: 33mm.
(Inventar-Nr. J 76)
rechts:
Timuridisch (9./15. Jh.)?
Iran.
Jade, graviert, anscheinend mit
einem Drillbohrer. Stark
abgenutzt (aufpoliert?);
undeutliche geometrische KufiInschrift erscheint negativ.
Breite: 28 mm.
(Inventar-Nr. J 74)
untere Reihe:
2 Siegelringsteine
Zand/Q®™®r (12./18.-13./19. Jh.)
Iran
Karneol, graviert
Breite: 17 und 20 mm.
(Inventar-Nr. J 72 und 73)
vgl. Khalili Collection, Bd.16, No. 587
(dort in Ring gefaßt).
ANTIKE
84 Glas-Siegel
umaiyadisch und später,
Ägypten und andere Provenienzen.
Glas, mit eingeprägten Inschriften und Mustern.
Einige ägyptische Stücke aus der Umaiyadenzeit sind anhand der Inschrift datierbar1; andere
aus bläulichem, irisierten Glas mit einfachen
Mustern (wie sie Siegelstempel der Art unserer
Inventar-Nr. J 55 erzeugen) dürften aus dem
Iran stammen.
1 W. Dudzus: Umaiyadische gläserne Gewichte und
Eichstempel aus Ägypten … in: Aus der Welt der
islamischen Kunst, Festschrift für Ernst Kühnel,
Berlin 1957, S. 274-282.
OBJEKTE
’: 9-33 mm.
(Inventar-Nr. J 87 1-84)
Derartige Plaketten wurden seit der frühen
Umaiyadenzeit speziell zum amtlichen Versiegeln
genormter und abgewogener Medikamente resp.
Nahrungsmittel verwendet.2
Unser frühestes datierbares Exemplar stammt vom
kairinischen Finanzdirektor ‘Ubaidall®h b. alºabΩ®b (102-116/720-734).
2
S. K. Hamarneh und H. A. Awad: Arabic Glass Seals
on Early Eighth-Century Containers For Materia Medica, in: ‘§diy®t ºalab, vol. III, Aleppo 1977, S. 32-41.
169
170
ANTIKE
OBJEKTE
Amulett ?
3./9.-6./12. Jh.?
N¬·®p‚r?
Kalkstein, gravierte kufische Inschrift
li-◊®Ωibih¬ barakatun min All®h,
(«Seinem Besitzer Segen von All®h»)
und Tierfigur. Erinnert an vorislamische Siegel.
6,4 × 6,4 × 1,5 cm
(Inventar-Nr. J 52)
vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd.12, Nr. 79 (aus
Metall), sehr ähnlich: Bibl. nat. de France, Cabinet des
médeailles, Chab. 2262, in: À l’ombre d’Avicenne. La
médecine au temps des califes, a.a.O., No. 185.
Siegel
6./12. Jh.?
N¬·®p‚r?
Kupferlegierung, Inschrift.
3,2 × 3,2 × 0,4 cm
(Inventar-Nr. J 54)
ANTIKE
OBJEKTE
Breite: 16 mm
(Inventar-Nr. J 83)
20 × 20 × 16 mm
(Inventar-Nr. J 81)
10 × 10 × 16 mm
(Inventar-Nr. J 82)
171
Breite: 34 mm
(Inventar-Nr. J 80)
4 Siegel
13./19. Jh.
øor®s®n
Bergkristall, graviert, teils mit Bohrungen.
Zu islamischem Bergkristall im Allgemeinen vgl.
R. Pinder-Wilson, Studies in Islamic Art, London
1985, S. 145-150.
4 Gewichte
angeblich neobabylonisch (-7. Jh.)
Mesopotamien/Elam
Hämatit,
Breite: 18-25 mm; Gewicht: 4, 5, 7 und 16 g.
(Inventar-Nr. J 85 1-4)
Gewichte aus polierten Halbedelsteinen sind auch in
islamischer Zeit üblich gewesen; vgl. etwa Khalili
Collection, Bd.12, Nr. 381 (Mo∫ul-Indien 13./19. Jh.).
Hämatitgewichte,
‹Old Babylonian, 2000-1600 BC,
provenance unknown›,
British Museum, WA 117891-900.
172
ANTIKE
OBJEKTE
Ledermodel
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r
Kalkstein, graviert, Bruchstück;
7,5 × 10 cm.
(Inventar-Nr. J 51)
Vgl. R. Pinder-Wilson, Stone press-moulds and leatherworking
in Khurasan, in: Khalili Collection, Bd.12, S. 338-355.
Juweliers-Werkzeug ?
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r
Kalkstein, auf alle 4 Längsseiten mit
variierenden Figuren graviert;
2,8 × 5,4 × 2,1 cm.
(Inventar-Nr. J 47)
ANTIKE
OBJEKTE
173
Gußform ?
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r
Gußform
Stein,
7 × 5 × 2,5 cm.
(Inventar-Nr. J 50)
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r
Stein, beidseitig graviert
9 × 8,5 × 1,1 cm.
(Inventar-Nr. J 46)
3 Gußformen
3./9.-6./12. Jh.
N¬·®p‚r
Stein,
9 × 5,5 × 1,5 cm.
(Inventar-Nr. J 43)
Stein,
6,5 × 5 × 1,5 cm.
(Inventar-Nr. J 44)
Stein,
4,5 × 7,2 × 1,5 cm.
(Inventar-Nr. J 45)
174
ANTIKE
OBJEKTE
Schlagstück
Messing,
3,4 × 1,5 × 0,8 cm.
(Inventar-Nr. J 56)
und
3 Gußformen
für Projektile
N¬·®p‚r?
3./9.-6./12. Jh.
Kupferlegierung,
7,1 × 2,4 × 0,4 cm.
(Inventar-Nr. J 53)
vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı,
a.a.O., S. 10 (Anatolien 13./19. Jh.).
Stein,
4,2 × 2,4 × 1,3 cm.
(Inventar-Nr. J 49)
Stein,
6 × 6 × 2,5 cm.
(Inventar-Nr. J 48)
Form/Model ?
spätes 12./18. Jh. (Zand)
∞¬r®z
Stein, graviert, mit Wachsabdruck,
’: 9,5 cm, Stärke: 3 cm.
(Inventar-Nr. J 69)
ANTIKE
OBJEKTE
Zeugdruckstempel
frühes 13./19. Jh. (Q®™®r)
I◊fah®n
Holz, ausgestochen: Kampf
Rustam’s mit dem Drachen.
18 × 20 × 5,5 cm.
(Inventar-Nr. J 66)
Zeugdruckstempel
frühes 13./19. Jh. (Q®™®r)
I◊fah®n
Holz, ausgestochen,
15,5 × 19 × 5,5 cm.
(Inventar-Nr. J 67)
175
176
ANTIKE
Waren- oder Zollstempel
‹No. 64› im Namen von
Wak¬laddaula
datiert [1]137 d.H. (=1725)
Kirm®n·®h ?
Holz, geschnitzt,
13 × 8 × 6 cm.
(Inventar-Nr. J 68)
OBJEKTE
Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil
Einleitung*
Im 19. Jahrhundert wurden sich europäische Kunsthandwerker bewußt, daß das bisher produzierte
Kunstgewerbe nicht mehr der Zeit entsprach. Durch
die französische Revolution waren neue Käuferschichten zu Hauptabnehmern von Kunstgewerbe
geworden. So begann die Produktion industriell
gefertigter Ware mit niedrigen Preisen, um der größeren Zahl von Käufern gerecht zu werden.
Private Produzenten, aber auch staatliche Gremien
empfanden, daß es zu einer übergreifenden Reformbewegung innerhalb des Kunstgewerbes kommen
müsse. Nur so konnten in einer Zeit der entstehenden Nationalstaaten auch Nationalstile gefördert
werden. Im Verlauf dieser Entwicklung wurden
staatliche Kunstgewerbeschulen gegründet.
Zur Förderung und Präsentation nationaler Stile
und des internationalen Handels wurden seit 1851
Weltausstellungen veranstaltet, an denen nicht nur
europäische Länder teilnahmen, sondern auch solche aus dem Nahen und Fernen Osten und anderen
Gebieten der Welt. Als besonders vorbildlich wurde dabei die Kunst der islamischen Länder entdeckt. Kunstobjekte dieser Länder kauften die vielen Kunstgewerbeschulen und die neuentstandenen
Kunstgewerbemuseen. Es entstanden aber auch
große Privat- und Firmensammlungen. Künstler
und Theoretiker beachteten alle Kunstgattungen
und studierten Materialtechnik, Dekorationssysteme und Farbgestaltung.
Jede Theoriebewegung braucht Publikationen, um
die Stücke, die als vorbildlich gelten, in ausgewählten Beispielen vorzustellen und zu erklären. So entstand ein Markt für Vorlagenwerke, die der Fortbildung dienten. Die bekanntesten Werke waren die
von Christopher Dresser1, Adalbert de Beaumont
und Eugène Collinot2, Albert Racinet 3 und Achille
* Einleitung und Beschreibung der Objekte von Annette
Hagedorn, Berlin, redaktionell bearbeitet am Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften.
1
The Art of Decorative Design, London 1862.
2
Recueil de dessins pour l’art et l’industrie, Paris 1859 und
Encyclopédie des arts décoratifs de l’Orient, 6 Bde., Paris 1883.
Prisse d’Avennes4, die im Anschluß an Owen
Jones’ Grammar of Ornament 5 erschienen.
Keramik und Glas waren Gattungen, die großen
Einfluß auf den europäischen Markt hatten. Für die
Ausstattung von Häusern und Wohnungen waren
Keramikfliesen beliebt (Minton Hollins & Co.,
Fliesen, Inv. Nr. J 360, s.u.S. 200). Die Produkte
der europäischen Firmen wurden aber nicht nur auf
dem europäischen Markt abgesetzt, sondern fanden
auch Auftraggeber in den orientalischen Ländern.
So weiß man von Aufträgen des ägyptischen
Khediven für die Keramikschöpfer Ulisse
Cantagalli (Florenz), William de Morgan (London), Vilmos Zsolnay (Pècs) und für den New Yorker Glaskünstler Louis Comfort Tiffany. Die Osmanischen Sultane beauftragten für die Ausstattung
ihrer Paläste und Mausoleen, aber auch für Moscheen Keramiker wie Théodore Deck. 1865 erhielt
Eugène Collinot (Paris) für seine Bemühungen um
die Neubelebung der persischen Keramik von
Na◊¬radd¬n, dem Schah von Persien, eine Ehrenmedaille. Hippolyte Boulenger (Choisy-le-Roi)
wurde bei der Ausstattung eines Teils der Yeni
Cami («Neuen Moschee») in √stanbul hinzugezogen.
Betrachtet man heute die europäischen Keramikund Glasobjekte in ihrem Verhältnis zur islamischen Welt, ist ein Befund auffällig: der überwiegende Teil der von europäischen Firmen produzierten Stücke wurde in osmanischem Stil und in davon
abgeleiteten Dekorformen ausgeführt. Dies lag vor
allem daran, daß die Blumendekore der osmanischen Kunst durch ihre in vorbildlich zweidimensional ausgeführter Malweise bestachen. Dabei waren sie für die europäischen Käufer wegen der wie-
3
L’ornement polychrome. Recueil historique et pratique, 2
Bde., Paris 1869.
4
L’art arabe d’après les monuments du Kaire depuis le VIIe
siècle jusqu’à la fin du X VIIIe siècle, Paris 1869-1877.
5
The Grammar of Ornament, London 1856.
1 7 8
I N D U S T R I E
derzuerkennenden Blumen (Rosen, Hyazinthen,
Nelken, Tulpen) attraktiv. Solche Dekormotive
konnten entweder direkt übernommen oder Details
der Dekore in eigene Schöpfungen integriert werden.
In der Sammlung des Instituts für Geschichte der
Arabisch-Islamischen Wissenschaften befinden sich
Beispiele für die wesentlichen Umsetzungsmöglichkeiten der Kunst der islamischen Welt in
Europa. Sie sollen hier benannt werden: Ein Teller,
wie der von Théodore Deck (Inv. Nr. J 358, s.u.S.
198) entstand in unmittelbarer Nähe zur osmanischen Keramik des 10./16. und 11./17. Jahrhunderts. Ph.J. Brocard stellte eine Kopie einer
maml‚kischen Glasarbeit her (Vase J 340, s.u.S.
180). Andere Stücke verwendeten nur Details in
direkter Kopie von Vorbildern, und nur die Zusammenstellung dieser Elemente war eine eigene Leistung. Solche Objekte dienten oft dazu, an den Vorbildern zu lernen, um die Prinzipien ihrer Dekoration zu verstehen und auf dieser Grundlage Neues
schaffen zu können. Bezeichnenderweise gab die
Firma Lobmeyr auf der Unterseite ihrer Gläser jeweils die deutsche Übersetzung der arabischen Texte an und gab dadurch den Stücken einen akademischen Charakter.
Innovativ und für die Zukunft des europäischen
Kunsthandwerks entscheidend waren in dieser Zeit
entwickelte neue Techniken, die nur bei einer derart
intensiven Auseinandersetzung entwickelt werden
konnten (vgl. Th. Deck,Teller J 361, u.S. 201; Lobmeyr, verschiedene Formen: J 343-345, 347 und
349 u.S. 184-186, 188, 190).
Die dritte Variante der Umsetzung wird durch Stükke dokumentiert, für deren Dekor Motive Verwendung fanden, die üblicherweise in der islamischen
Kunst Teil eines Gesamtentwurfs sind, hier aber
zum freistehenden Einzelmotiv gemacht wurden.
So wurden sie regelrecht «monumentalisiert». Sol-
che Dekorationen entsprachen dem Zeitgeist des
Historismus. In der Sammlung des Instituts für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften
ist dies der Pokal der Firma Pfulb & Pottier (Inv.
Nr. J 342, u.S. 183).
In der vierten Art der Umsetzung wurde sichtbar
auf islamische Vorbilder zurückgegriffen, aber dennoch Eigenes geschaffen, dazu gehören die Vase
der Firma von Fritz Heckert (Inv. Nr. J 348, u.S.
189) und die Vase der Delfter Firma De Porceleyne
Fles (Inv. Nr. J 363, u.S. 202). Gerade diese Stücke
zeigen, daß die Designer eine tiefere Kenntnis islamischer Kunst besaßen. Sie bereisten dafür Europa
und studierten die Objekte in öffentlichen und privaten Sammlungen, aber auch in Ländern der islamischen Welt, um ihre Sachkenntnis zu verbessern.
Wichtige Stücke in der Sammlung, die eine Weiterentwicklung zur Kunst der Moderne zeigen, besitzen einen eigenen Stil, auch wenn sie noch sichtbar
Bezüge zur orientalischen Kunst haben. Dabei fällt
auf, daß nicht nur die Kunst der islamischen Welt
als Ideengeber wirkte, sondern auch die Kunst Ostasiens. Bei dem Stück aus der Produktion von
Clément Massier zeigt sich deutlich, welchen Einfluß auf die moderne Keramik die arabische Schrift
haben konnte, wenn sie als von ihrer Bedeutung
losgelöstes abstraktes Musterrepertoir diente (Inv.
Nr. J 364, u.S. 203). Die Langhalsvasen der Firma
Lobmeyr (Inv. Nr. J 357-1 und 357-2, u.S. 197)
zeigen demgegenüber Einflüsse aus dem ostasiatischen Kulturraum und kommen in ihrer Dekoration
dem Jugendstil sehr nah.
Insgesamt belegten die Objekte der Sammlung den
Weg von der direkten Kopie des Vorbildes im Zeitalter des Historismus zu neuen Dekorformen, die
bereits dem Vorfeld des Jugendstils entsprechen.
Sie zeigen die Bedeutung der Kunst der islamischen
und der ostasiatischen Welt bei der Entwicklung
eines modernen Dekorstils im europäischen Kunstgewerbe.
G L A S
&
K E R A M I K
179
Vase
in Form einer Moscheeampel
Anonym, vermutlich Frankreich,
zweite Hälfte 19. Jh.
Formgeblasenes, farbloses Glas,
Emailmalerei in Blau, Rot und Gold.
Rote Konturlinien.
Auf dem Boden ausgeschliffene Signatur
oder Firmenmarke.
Höhe: 23,5 cm; Durchmesser: 19,5cm.
(Inv. Nr. J 339)
Die Vase folgt der gängigen Form und
Dekoration ägyptischer Moscheeampeln des 8./14. und frühen 9./15.
Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden im
maml‚kischen Ägypten hunderte von
Hängelampen für Moscheebauten von
Herrschern und Mitgliedern des Hofes
in Auftrag gegeben. 1 Wegen der Qualität der Technik des Emailglases und
der Goldmalerei wurden die Moscheeampeln seit der Renaissance in Europa
bewundert. Im 19. Jahrhundert wurden
viele der Lampen aus Ägypten nach
Europa gebracht und insbesondere auf
dem Pariser Kunstmarkt verkauft. So
fanden sie Eingang in Privatsammlungen, waren aber auch gesuchte Studienobjekte für die Sammlungen
der neu enstehenden Museen für
Kunstgewerbe in ganz Europa.
Die Lampen wurden von vielen europäischen Glasmanufakturen entweder
kopiert oder mehr oder weniger frei dem
maml‚kischen Stil folgend nachgeahmt. Im späten
19. Jahrhundert entstanden schließlich Vasen in
Form von Moscheeampeln mit gänzlich neuen, europäischen Dekoren.
Der Dekor der Vase kann mit einer originalen
Moscheeampel der Pariser Sammlung Spitzer in
Verbindung gebracht werden, die Pfulb & Pottier in
der Pariser Sammlung persönlich gesehen haben
können.2 Diese Ampel war um 760/1360 in Kairo
entstanden. Übernommen wurden hier die Form
sowie die beiden Schriftbänder und die Medaillons
mit floralen Motiven. Der Dekor wurde verändert.
Die Vase ist sehr stark mit Gold dekoriert, und am
Halsansatz wurde ein Band aus Vielpaßblüten von
Gold hinzugefügt. Auch dieses Motiv wird bei der
Oberflächengestaltung der maml‚kischen Moscheeampeln häufig verwendet, wenn auch nicht mit
Goldgrund.
Vergleichbare Moscheeampeln wurden im 19. Jahrhundert oft kopiert. Die bekannten und größeren
Glasproduzenten wie Brocard (Paris)3, Lobmeyr
2
Vgl. La collection Friedrich Spitzer, Bd. 3, Paris 1893.
Vgl. Hartford, Wadsworth Atheneum (Abb. in: Katharina
Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, in: The
Connoisseur 205/1980/278-281, hier S. 280).
3
1
Gaston Wiet, Lampes et bouteilles en verre émaillé, Kairo
1912 (= Catalogue générale du Musée Arabe du Caire).
1 8 0
I N D U S T R I E
(Wien) 4, Heckert (Petersdorf) 5, Gallé (Nancy) 6 und
Inberton (Paris) 7 signierten ihre Kopien. Es entstanden aber auch nicht gezeichnete Stücke anderer
Firmen. Diese gelangten dann oft als Fälschungen
auf den Kunstmarkt. Das hier beschriebene Objekt
war ursprünglich mit einem Markenzeichen aus
einer Rundform mit umlaufendem Band auf dem
Boden versehen. Die Signatur wurde jedoch zu einer nicht bekannten Zeit ausgeschliffen, um das
Stück als Original verkaufen zu können.
4
Vgl. oben innerhalb der Beschreibung als Vergleichsbeispiel.
Vgl. Hirschberg, Kreismuseum, Inv. Nr. MJG 203/s (Foto d.
Verf.; Abb. in: Schlesisches Glas aus der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts: zur Sammlung schlesischen Glases im Kreis5
Vase
Philippe-Joseph Brocard, Paris
Freigeblasenes1, grünliches, transparentes Glas.
Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün.
Innerhalb des Emaildekors Goldlinien.
Auf dem Boden Signatur in roter Schrift:
Brocard Paris 1869.
Höhe: 31,8 cm.
(Inv. Nr. J 340)
Von einem niedrigen, profilierten Fußring steigt der
Vasenbauch eiförmig auf und geht ohne Übergang
in den gerade nach oben steigenden Vasenhals
über, der in seinem oberen Abschluß mit einem
gestauchten Ring profiliert ist und in einem napfartigen Ausguß endet.
Dekoriert ist die Vase durch zwei Horizontalbänder
mit Schmuck aus Gabelblattranken, ausgeführt in
rotem, blauem und grünem Email.
Das breitere untere Band auf dem Bauch der Vase
ist durch drei weißgrundige Medaillons unterbrochen, deren Dekor ebenfalls aus Gabelblattranken
zusammengesetzt ist. Diese Motivik entstand in
einer Abfolge von Entwicklungsstufen seit spätantiker Zeit und fand Eingang in die islamische
Kunst. Sie wurde in der Architekturdekoration, in
der Buchmalerei sowie bei den Dekorationen vieler
Gattungen der angewandten Kunst im gesamten
Gebiet der islamischen Welt verwendet.
Vergleichbare Objekte in anderen Sammlungen
unter vielen anderen:
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Inv.
Nr. Gl 553 (Abb. in: Waltraud Neuwirth, Orientalisierende
Gläser. Bd. 1: J. & L. Lobmeyr, Wien 1981, S. 54); Nürnberg,
Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern, Inv. Nr.
1623/1 (Abb. in: Horst Ludwig, Moscheeampeln und ihre
Nachahmungen, in: Weltkulturen und moderne Kunst, München 1972, S. 80-93, hier S. 83).
museum Hirschberg (Riesengebirge) und zur Ausstellung im
Haus Schlesien, Königswinter 1992, Kat. Nr. 50.
6
Vgl. Nancy, Musée de l’Ecole de Nancy, Inv. Nr. 171 (Abb.
in: Doris Moellers, Der islamische Einfluß auf Glas und Keramik im französischen Historismus, Frankfurt/Main u.a. 1992,
Kat. Nr. 56).
7
Vgl. Kunstmarkt 1988 (Abb. in: Auktionskatalog Sotheby’s
vom 13.7.1987, Lot 272).
G L A S
&
K E R A M I K
181
Aus den Medaillons auf dem Bauch entspringen
Pflanzenmotive, die in stilisierten Tierköpfen enden. Solche Motive wurden seit dem 5./11. Jahrhundert in der seldschukischen Kunst entwickelt
und gehörten seit dieser Zeit zum Dekorrepertoire
in allen Gattungen der islamischen Kunst.
Die Vase ist eine Kopie einer maml‚kischen Langhalsflasche des 8./14. Jahrhunderts.2 In der Zeit, in
der Brocard seine Vase herstellte, gehörte diese
maml‚kische Vase zur großen Sammlung islamischer Kunst von Baron Edmond de Rothschild
(1827-1905) in Paris.3 Bei einem Besuch der
Sammlung wird Brocard auf die Vase aufmerksam
geworden sein.
Brocards Vase ist in der Form eine genaue Kopie
des maml‚kischen Vorbildes. Auch die Dekore folgen in ihrer Struktur dem Original. Brocard änderte
aber die Dekorelemente, indem er die Linienführung der Pflanzenmotive innerhalb der Dekor-
streifen und der Medaillons vereinfachte. Ein identisches Stück (jedoch ohne Signatur) wurde 1873
für das Östereichische Museum für angewandte
Kunst auf der Wiener Weltausstellung erworben. 4
Da die Vase in der hier bearbeiteten Sammlung
bereits 1869 produziert wurde, erweist sich, daß
Brocard einmal gefundene Vorbilder über Jahre
hinweg kopierte. Ob die Herstellung von Stücken
ohne Signatur darauf schließen läßt, daß
Brocardgläser von einigen seiner Kunden entweder
als echte Orientgläser verschenkt oder verkauft
wurden, ist nicht zu ermitteln, aber denkbar. In einigen wichtigen Glassammlungen von Museen oder
in privatem Besitz wurden Glasarbeiten, wie die
hier besprochene, als authentische mittelalterliche
Gläser eingeschätzt. Solche Gläser befanden sich
auch in der Sammlung von Baron Edmond de
Rothschild.
1
K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival,
a.a.O. S. 280.
2
Carl Johan Lamm, Mittelalterliche Gläser und Steinschnittarbeiten aus dem Nahen Osten, 2 Bde. Berlin 1929, Tafel 115,
Nr. 14.; Gaston Migeon, Arts plastiques et industriels, Paris
1927 (= Manuel d’art musulman, Bd. 2); Ernst Kühnel, Die
Arabeske. Sinn und Wandlung eines Ornaments, Wiesbaden
1949, S. 223-227.
3
Annette Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser der Firma
Fritz Heckert im europäischen Kontext, in: Mergl, Jan (Hrsg.),
Böhmisches Glas – Phänomen der mitteleuropäischen Kultur
des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Passau 1995 (= Schriften
des Passauer Glasmuseums, Bd. 1), S. 84-89, hier S. 86f.;
Auktionskatalog Christie’s, London 14. 10. 2000, S. 46.
4
Inv. Nr. Gl 1052; W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser,
a.a.O. Abb. 36.
1 8 2
I N D U S T R I E
Schale
Philippe-Joseph Brocard
Freigeblasenes1, farbloses Glas.
Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün. Innerhalb
des Emaildekors in Gold ausgeführte Schmuckelemente.
Auf dem Boden Signatur in roter Schrift:
J. Brocard, Meudon2 (1867 und später).
Durchmesser: 20,5 cm; Höhe: 11,5cm.
(Inv. Nr. J 341)
Ohne Fußring steigt die Schale, gering gebaucht,
darüber mit steil ansteigend einziehender Wandung
bis zu einem senkrechten Streifen auf. Den oberen
Abschluß bildet ein schmaler, senkrechter Streifen
sowie ein schmaler, profilierter Mündungsrand.
1
K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival,
a.a.O. S. 280.
2
Südöstlich von Paris. Hier war seit 1756 in einem Nebengebäude des Schlosses von Madame Pompadour der Glasveredelungsbetrieb «Cristalleries de Sèvres» etabliert, der nach
ihrem Tod von ihrem Bruder unter dem Namen «Royales de
Sèvres» weitergeführt wurde. 1870 ging die Firma in den Be-
Mit dieser Schale bezog sich Brocard auf syrische
Metallarbeiten des 8./14. Jahrhunderts, ohne diese
regelrecht zu kopieren.3 Er lehnte sich bei seinem
Gefäß zwar an eine allgemein übliche Beckenform
Syriens und Ägyptens an, veränderte aber den islamischen Dekor in einen vermeintlich «verbesserten
orientalischen Stil» (eine gern verwendete Bezeichnung im 19. Jahrhundert). Unüblich in der islamischen Kunst der früheren Jahrhunderte waren Überschneidungen von Dekormotiven wie Medaillon
und Kartusche, die nebeneinenandergestellt und nur
durch umlaufende Ränder miteinander verflochten
wurden, um so die Dekorelemente miteinander zu
verbinden. Mehrschichtigkeit gab es lediglich in der
Dekoration einzelner Flächensegmente. Eine
Verwobenheit, wie sie Brocard bei diesem Stück
wählte, wurde erst in der spanisch-maurischen
Kunst gesucht und verwendet. Ein gutes Beispiel
sitz von Alfred Landier und Charles Haudaille über. Die Signatur will zu verstehen geben, daß J. Brocard auch in Meudon
tätig war.
3
Vergleichsbeispiel für die Form ist ein Wasserbecken aus
dem 8./14. Jahrhundert aus Syrien/Ägypten (Berlin, Museum
für Islamische Kunst, Inv. Nr. I.921, s. Klaus Brisch (Hrsg.),
Islamische Kunst, Mainz 1985).
G L A S
&
dafür sind die Stuckdekorationen der Alhambra.
Diese Dekore stellte Owen Jones 1856 in seiner
Grammar of Ornaments als vorbildlich in
Oberflächenaufteilung und Farbe dar. Von Brocard
wurde die Diskussion über die Kunstgewerbereform anscheinend aufmerksam verfolgt. So produzierte auch er Stücke in dem von Owen Jones
bewunderten spanisch-maurischen Stil.4
K E R A M I K
183
Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Vergleichbare Stücke: In gleicher Form, aber anderem Dekor
und größer: Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Inv.
Nr. 1981-3.5 In etwas anderer Form: Paris, Privatsammlung.
Pokalglas
Pfulb & Portier, Paris und Nizza
Formgeblasenes, farbloses Glas.
Farbige Emailmalerei auf Goldgrund.
Auf dem Boden Signatur in roter Emailfarbe:
A. Pfulb 1877 170 [Modellnummer].
Höhe: 25,0 cm.
(Inv. Nr. J 342)
Für das Pokalglas von Pfulb & Pottier wurde eine
von direkten Vorbildern nicht abzuleitende Form
entwickelt. Auf einen weit ausladenden Fuß wurde
ein fast senkrecht von einem angelegten Fußring
aufsteigendes Becherglas aufgesetzt. Auch wenn
die Form des oberen Teils des Trinkgefäßes an syrische Stangengläser der zweiten Hälfte des 7./13.
Jahrhunderts erinnert, so ist doch zu beobachten,
daß die Proportionen verändert sind, weil das
Becherglas hier enger und höher geformt wurde.
Die Dekoration besteht aus fünf auf Fuß und
Becherglas aufgeblendete Goldflächen mit emaillierten Dekormotiven. Das Hauptmotiv des Glases
ist ein Sternflechtmedaillon mit oben gerundeten
Abschlüssen.
Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Warschau, Nationalmuseum, Inv. Nr. 157.478 (Abb. in: A.
Wesenberg und W. Hennig, Historismus und die Historismen
um 1900, Berlin 1977, S. 99.); Limoges, Musée National
Adrien Dubouché, Inv. Nr. V 330, 331 (Abb. in D. Moellers,
Der islamische Einfluß, a.a.O. Nr. 77).
4
5
Vgl. Frankfurt, Museum für Angewandte Kunst.
Abb. D. Moellers, Der islamische Einfluß, a.a.O. Abb.15.
1 8 4
I N D U S T R I E
Teller
J. & L. Lobmeyr, Wien (Nr. 3873)1
(Entwurf Johann Machytka und Franz Schmoranz 1878)
Farbloses, sog. ”Krystallglas”2 .
Goldmalerei, blaue Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe.
Durchmesser: 38,0 cm.
(Inv. Nr. J 343)
Der Dekor des Tellers besteht aus 12 spitzovalen
Feldern, deren Ränder sich in der unteren Hälfte
zum Teil überschneiden. Abwechselnd sind die
Spitzovale mit blauem Email- oder mit Golddekor
geschmückt. Die blauen Felder sind mit abstrakter
Schrift versehen, die von beiden Spitzen nach innen
von Schriftansätzen ausgehen und deren Hasten
geometrisch verknotet sind. Die goldenen Felder
mit blauen Motiven sind durch einen floralen Dekor
gefüllt, der aus zwei übereinander stehenden
Palmettblüten gebildet wird, an deren Seiten sich
weitere Phantasieblüten in Gold und Blau befinden.
In den Zwickeln zwischen den Spitzovalen
befinden sich ebensolche Blütendekore. Die Spitzovale sind jeweils von Schriftdekoren in Goldmalerei umgeben.
Das Zentrum des Tellers ist mit einem kreisrunden
Feld überzogen, das von einem Dekor aus einem
Sechspaß-Stern gebildet wird. Die Zwickel der
Spitzen des Sterns werden jeweils von Kreisformationen überschnitten. Um das Feld läuft ein Schriftband mit dem Text: «Der Verstand ist das beste
Fundament, und die Gottesfurcht das beste Gewand».3 Die zwölf Spitzovalfelder werden von
folgender Inschrift eingefaßt: «Wer zu einer Sache
etwas sagt, die ihn nichts angeht, hört, was ihm
nicht gefällt.»4
1
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst,
Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV, Blatt P.
2
Angabe auf einer Entwurfskizze, Wien, Österreichisches
Museum für angewandte Kunst.
3
Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften und
die wörtliche Übersetzung bei Frau Dipl.-phil. G. Helmecke
(Berlin, Museum für Islamische Kunst) und Herrn Prof. Dr.
A. Karoumi (Berlin). Auf der Entwurfskizze in Wien, Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Lobmeyr Werkverzeichnis, Bd. XV, Blatt P ist folgende (unkorrekte) Übersetzung angegeben: «Die Klugheit ist das beste Fundament
und die Gottesfurcht das Trefflichste der Menschen.» Auf
der Rückseite des Tellers wird in weißer Emailfarbe folgende
(ebenfalls unrichtige) Übersetzung angegeben: «Die Klugheit ist die mächtigste Stütze des Menschen und die Rechtschaffenheit ist seine beste Eigenschaft.» Wer diese Übersetzung im 19. Jahrhundert vorschlug, ist nicht bekannt. In
beiden Fällen wurde statt lib®s (Kleid, Gewand) an-n®s (der
Mensch) gelesen.
4
Auf der gleichen Entwurfskizze wird diese Inschrift folgendermaßen übersetzt: «Wer sich in fremde Dinge mengt,
hat den Schaden davon.»
G L A S
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K E R A M I K
185
Platte
im ‹arabischen Stil› (Nr. 5524)
J. & L. Lobmeyr, Wien
(Entwurf J. Machytka und F. Schmoranz 1878)
Farbloses Glas.
Goldmalerei, blaue Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Durchmesser: 29,0 cm.
(Inv. Nr. J 344)
Die Platte wird dekoriert von einem System aus
zwei Schriftbändern (am Rand und um den Spiegel
laufend), die durch vier, die Schriftfriese überschneidende Kreise mit einander verbunden sind.
Der Mittelpunkt des Tellers ist von einem Sternmotiv auf undekoriertem Glas belegt. Zwischen
den Kreisen werden die Flächen mit Emaildekor
aus Gabelblattmotiven überzogen.
Die Dekorformatierung geht auf maml‚kische Metall- oder Glasarbeiten1 zurück. Schon Prisse
d’Avennes hatte in seinem Werk über die mittelalterliche Kunst Kairos eine solche Platte abgebildet.2 Ob der hier bearbeitete große Teller sich auf
ein konkretes Beispiel bezieht, oder ein Pasticcio
aus mehreren von Machytka und Schmoranz studierten maml‚kischen Originalen darstellt, ist
nicht bekannt. Die Dekormotivik der Schriftbänder
und der Gabelblätter war zur Zeit der Entstehung
dieses Tellers in vielen Vorlagenwerken, aber auch
durch Originale im Wiener Kunstgewerbemuseum
derart bekannt, daß die Designer eine Zusammenstellung von Motiven auswählen und zu Dekoren
zusammenstellen konnten. Die farbliche Zusammenstellung von Gold und Blau ist aus der spanischen Keramikkunst des 15. und 16. Jahrhunderts
bekannt und kann für die farbliche Gestaltung von
Objekten wie der hier besprochenen Platte gedient
haben. Beispiele spanischer Keramiken des 15. und
16. Jahrhunderts, die im deutschen Sprachraum
besonders beliebt waren, befanden sich in sämtlichen Kunstgewerbemuseen.3 Machytka und
Schmoranz versuchten wohl, in ihren Entwürfen
verschiedene Stilrichtungen der islamischen Welt
zu verbinden, um so ihre Vorbilder zu übertreffen.
Die Inschrift im Zentrum des Tellers lautet übersetzt: «Die Herrschaft ist Gottes, des Einzigen, des
Bezwingers.»4 In den Umrandungen der vier Kreismedaillons steht je zweimal: «Rette uns vor der
Heuchelei!»5
3
1
Glas: Platte, Mitte 14. Jh., Durchmesser 21,6 cm (New
York, Metropolitan Museum, Bequest of Edward C. Moore,
Inv. Nr. 1891 91.1.1533), Abb. in: Stefano Carboni und David Whitehouse, Glass of the Sultans, New York u.a. 2001,
S. 273. Metall: Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les
monuments du Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Arabia. Prisse d’Avennes. Foreword by Charles Newton, London
1989, Plate 84.
2
Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les monuments du
Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Arabia, a.a.O., Plate
84.
Die umfangreiche Sammlung des Pariser Musée de Cluny,
die von allen europäischen Produzenten angewandter Kunst
im 19. Jahrhundert studiert wurde, wurde zuletzt publiziert
in: Robert Montagut, El reflejo de Manises: cerámica hispano-moresca del Museo de Cluny de Paris, Madrid 1996.
4
Eine freie Übersetzung wird auf der Rückseite des Objekts
in weißer Emailfarbe in deutscher Sprache wiedergegeben:
«Gott ist leutseelig. Gott ist gut – rette uns vor der Heuchelei».
5
Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften
dieses Objektes und die wörtliche Übersetzung bei Frau
Dipl.-phil. G. Helmecke (Berlin, Museum für Islamische
Kunst).
1 8 6
I N D U S T R I E
Teller
J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf von J. Machytka
und F. Schmoranz 1778/79)
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Gold- und Emailmalerei in blau.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Durchmesser: 18,0 cm.
(Inv. Nr. J 345)
1
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Entwürfe in Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV. Bei Walter
Spiegl, Glas des Historismus, Braunschweig 1980, S. 264 wird
ein identischer Teller unter «im persischen Stil» eingeordnet.
Der Dekor des Tellers ist durch vier aus sogenannten Boteh-Mustern (pers., geschrieben b‚tah, gesprochen b¨te) zusammengefaßten Dekorelementen
strukturiert. Das Boteh-Muster ist ein wichtiges
Motiv in der persischen Teppich- und Stoffkunst.
Es erinnert in seiner Form an einen nach der Seite
geneigten Wipfel oder einen Tropfen; das Wort
bedeutet Busch.
Der Teller stammt aus einer Gruppe von Entwürfen, die auf den Entwurfskizzen als «Arab. decorirt
[sic]» bezeichnet werden.1
Einige der Entwurfszeichnungen von Machytka & Schmoranz
sind zwar als «persisch» bezeichnet, die Entwürfe unterscheiden sich aber im Stil ihrer Blumendekore.
G L A S
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187
Vase
J. & L. Lobmeyr, Wien
Farbloses Glas,
Goldmalerei, Emailmalerei
in hell- und dunkelblau.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Entwurf um 1878.
Höhe: 13, 5 cm; Durchmesser: 14, 5 cm.
(Inv. Nr. J 346)
Kleine Vase auf breitem Fuß mit zylindrischem,
nach oben leicht ausgeweitetem Körper, der in einen breit ausladenden Rand übergeht.
Der Dekor der Vase folgte Entwürfen, die von
Machytka & Schmoranz ohne Angabe des Vorbildes als persisch bezeichnet wurden.1 Dabei wurde
der Fuß von einer Gabelblattranke, zwischen die
stilisierte Blattmotive gesetzt sind, dekoriert. Die
Dekoration des Körpers beginnt mit einer Ranke
aus stilisierten Blütenmotiven. Diese Ranke wird
mit dichterer Füllung als Abschluß des Körpers
wiederholt. Auf dem Körper alternieren Medaillons
mit einer Komposition aus Blatt und Blüten in
Goldmalerei. Die Medaillons sind mit Arabesken
gefüllt. Sie werden von einem Band aus goldenen
Kreisen gerahmt. Innerhalb der Blatt- und Blütenmalerei sind einige abstrakte, kreisrunde Ringe mit
eingestellten Perlformen eingefügt. Den Vasenrand
schmückt eine mit Rosettblüten gefüllte Wellenranke.
Das Besondere des Dekors ist das Nebeneinander
von unterschiedlichen orientalischen und europäischen Motiven. Kennzeichnend für den Entwurf ist
ferner die Tatsache, daß auch die maurisch inspirierten Arabesken2 von dem Künstler eigenständig
ausgeführt wurden, da er die Fläche symmetrisch
und mit weiten Zwischenräumen füllte.
1
2
Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV, z.B. Blatt FF.
Vgl. zur maurischen Kunst: Montagut, El reflejo de Manises,
a.a.O.
1 8 8
I N D U S T R I E
Doppelhenkelvase
J. & L. Lobmeyr, Wien (entworfen wahrsch. 1878
von Johann Machytka und Franz Schmoranz)1
Freigeblasenes, farbloses Glas,
Gold- und Emailmalerei in Dunkel- und Hellblau,
Lindgrün, Rot, Gelb.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 22,5 cm.
(Inv. Nr. J 347)
Die Vase gehört zu den von Lobmeyr vertriebenen
orientalisierenden Gläsern. Mit der Serie im arabischen Stil ist es verwandt,2 doch ist von dieser Vase
keine Modellnummer bekannt. Lobmeyr stellte
oftmals auch Probestücke sowie Stücke her, die als
Präsente an europäische und orientalische Museen
gingen. Solche Exemplare waren nicht für den Verkauf gedacht; sie dienten zur Demonstration der
Leistungsfähigkeit der Firma und in den beschenkten Museen als Studienexemplare.
Auf einen niedrigen Fuß ist ein ausladender Vasenbauch aufgesetzt, der mit einem Profilring beendet
wird und dann in den gerade aufsteigenden, zylindrischen Hals übergeht. Abgeschlossen wird die
Vase von einem Profilring und einem nach außen
ausgeweiteten Halsrand. Zwei undekorierte Henkel verbinden Bauch und Hals.3 Die Henkel erscheinen durch die goldenen Endungen wie von
Metallstützen gehalten. Hals und Bauch sind mit
Feldern dekoriert, die von goldenen Rahmen umgeben werden. Ein aus blauen Stegen mit eingesetz-
1
Das Designerteam war von 1878-1880 (oder länger) für die
Firma tätig. Da unter den Archivalien der Firma Lobmeyr im
Wiener Österreichischen Museum für angewandte Kunst
keine Entwurfszeichnung des hier besprochenen Gefäßes
erhalten ist, kann nur aus stilistisch ähnlichen Objekten von
Machytka und Schmoranz geschlossen werden, daß sie die
Entwerfer waren. Zum Vergleich sind Entwurfskizzen von
Gläsern der gleichen Form, aber in anderen Dekoren in Anlehnung an die osmanische Kunst ebenfalls im oben genannten Museum erhalten.
2
Vgl. W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser, a.a.O., Abbn.
S. 33, 36, 37, 44. Waltraud Neuwirth, Lobmeyr. Schöner als
Bergkristall, Wien 1999, Abbn. S. 239, 358f.
3
Die Vasenform wurde mit mindestens vier verschiedenen
Dekoren ausgeführt. Vgl. Abbn. in: W. Neuwirth, Lobmeyr,
a.a.O. S. 239, 358. W. Neuwirth Orientalisierende Gläser,
a.a.O. Abb. 14, Berlin, Kunstgewerbemuseum.
ten lindgrünen, quadratischen Schmuckfeldern gebildetes Rahmenwerk strukturiert die Flächen von
Bauch und Hals. Die Felder sind alternierend dekoriert mit Stauden aus geschwungen aufsteigenden Stämmen mit lindgrünen stilisierten Blättern,
auf denen gelbe Rosettblüten sitzen, und solchen
mit einer Art stilisierter Nelkenblüten auf Stengeln,
aus denen dunkelblaue Blätter wachsen. Beide
Dekortypen gehen auf die osmanische Dekorkunst
des 10./16. bis 12./18. Jahrhunderts zurück.4
Der Fuß und die Profilringe sind mit geometrischen
Dekormotiven geschmückt.
Der Gesamtdekor besteht aus additiv nebeneinandergesetzten Bildern.
4
Atasoy, Nurhan und Julian Raby, Iznik. The Pottery of
Ottoman Turkey, London 1989.
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189
Vase
Fritz Heckert, Petersdorf/Piechowice,
Kreis Hirschberg/Jelenia Góra
(ehem. Schlesien, heute Polen)
1879/80 bis um 1900.
Formgeblasenes, farbloses Glas.
Emailmalerei in Blau, Grün, Lilarot,
Goldfarbe in geschnittenen Konturlinien.
Auf dem Boden Signatur in Gold:
FH Co 67 [Seriennummer].
Höhe: 24,0 cm; Durchmesser
des Vasenbauches: 17 cm.
(Inv. Nr. J 348)
Vase mit kreisrundem Bauch und zwei
Schmuckhenkeln am Hals. Die Vase ist
an allen zur Verfügung stehenden Flächen mit Emailfarben in Rot, Blau,
Gelb, Blattgrün sowie Goldkonturen in
einem dichten, farbigen Dekor versehen.
Alle Elemente der Pflanzenmotive sind
in sehr flächiger, zweidimensionaler
Weise umgesetzt. Inspirieren ließ sich
Heckert beim Schmuck dieses Objekts
von persisch-indischer Kunst, deren
Elemente er eigenständig zu einem
wohl geordneten Dekorsystem komponiert hat.
In den bei dieser Vase verwendeten Farben bezog
Heckert sich offensichtlich auf die Theorien, die
Owen Jones in seiner Grammatik der Ornamente
entwickelt hatte. Dort betonte Jones, wie wichtig
die Verwendung der drei Grundfarben Rot, Blau
und Gelb sei, die nur in Ausnahmefällen mit
Sekundärfarben bereichert werden könne.1 Hier
benutzte Heckert als dezente Füllfarbe bei den weniger bedeutenden Motiven ein helles Blattgrün.
Jones folgend führte er die Konturlinien der
Ornamentdetails in Gold aus, gemäß dessen Anweisung: «Wo verschiedene Farben auf farbigem
Grund gebraucht werden, ist das Ornament mittels
Conturen von Gold […] vom Grunde abgesondert.»2 Diese Farbgestaltung betrifft vor allem den
zentralen Bereich der Oberflächengestaltung.
1
O. Jones, Grammatik der Ornamente, London 1856, S. 6-8,
Präposition [Regel] 14-28.
Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Wichtige Vergleichsbeispiele der Firma Heckert, wenn auch
in gänzlich anderen Formen, sind heute in verschiedenen
Kunstgewerbemuseen erhalten.3
2
Ebd. S. 81. Vgl. A. Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser
der Firma Fritz Heckert, a.a.O. S. 84f.
3
Eine umfangreiche Sammlung befindet sich im Kreismuseum in Hirschberg. In einer Ausstellung im «Haus Schlesien»
(Königswinter) wurden 1992 101 Objekte schlesischer Glaskunst des 19. und frühen 20. Jahrhundert aus dem Museum
(davon 26 Heckert-Gläser) ausgestellt und in einem Begleitheft katalogisiert, vgl. Schlesisches Glas …, Königswinter
1992. Bedeutende Stücke im islamischen Stil besitzt das Kunstgewerbemuseum Berlin, s. Barbara Mundt, Kunsthandwerk
und Industrie im Zeitalter der Weltausstellungen, Berlin 1973
(= Kataloge des Kunstgewerbemuseums Berlin, Bd. 6), Kat.
Nr. 70, 71, 72.
1 9 0
I N D U S T R I E
Doppelhenkelvase
J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf J. Machytka
und F. Schmoranz, 1878/79)
Farbloses Glas,
Goldmalerei, Emailmalerei in Hellblau, Schwarz, Grün.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 17,5 cm.
(Inv. Nr. J 349)
Auf einen goldgefaßten Standring wurde ein flachgedrückt-kugeliger Gefäßkörper aufgesetzt, der von
reichem Dekor überzogen ist: Auf beiden Frontseiten befindet sich im Zentrum jeweils ein Mehr-
paßmedaillon mit einer Blütenstaude aus in Emailfarben ausgeführten Tulpen- und Nelkenmotiven
vor einem in Gold gemalten Blattwerk. In die freien
Flächen zwischen den Medaillons wurden Nelkenmotive in anderen Farbstellungen gesetzt. Die Stengel sind realistisch grün gefärbt, die Blüten weiß
und hellblau. Auf den Vasenhals wurde eine Ranke
aus vergleichbaren Motiven aufgesetzt.
Die Schulter umschließt ein breites Schriftband, das
viermal die Worte m® ·®’ All®h («was Gott will»)
trägt, einen Ausruf der Bewunderung.1 Auf dem
Schulterband sind die beiden Rundhenkel angesetzt.
1
Auf dem Boden erscheint in weißem Email als deutsche Übersetzung «Der Wille Gottes geschehe».
G L A S
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191
Beistelltisch
aus zwei Glasplatten gehalten
von einem Messinggestell
Philippe-Joseph Brocard, Paris
Opakes Glas,
Emailmalerei in Blau, Hellblau,
Weiß, Rot, Grün.
Am Rand der unteren Platte Signatur
in roter Schrift: Brocard 1876 achat.
Höhe insg. 78,0 cm.
(Inv. Nr. J 350)
Jede der zwei 12-paßförmig geschweiften Platten
ist mit einem Dekor versehen aus einem Medaillonring aus acht Rundformen mit zwei verschiedenen Mustertypen, die sich abwechseln. In der Mitte
jeder Platte befindet sich parallel zum Rand der
Platte eine geschweifte 12-Paß-Kartusche mit einer
Dekorfüllung aus Arabeskwerk.
Diese arabisch anmutenden Dekorelemente aus
abstrahierenden Pflanzenmotiven liegen innerhalb
einer Dekoration, die aus Motiven der osmanischen
Iznik-Keramik des 9./15.-10./16. Jahrhunderts ge-
wählt sind. Auffälligste Bestandteile dieser
Dekorationskomposition sind verschiedene
Fantasieblüten, die an schwingenden Stielen mit
reichem Blattwerk wachsen. Bestandteile des Blattwerks sind Blätter, die dem osmanischen s®z-Motiv
entsprechen.
Der ungewöhnliche Tisch, für den bisher keine
Vergleichsbeispiele bekannt sind, beweist, wie
groß die Formenvielfalt war, die Brocard seinen
Kunden liefern konnte.
1 9 2
I N D U S T R I E
Zylindrischer Krug
mit Henkel
J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1875
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Goldauflagen, Emailmalerei in Blau, Weiß.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 15,0 cm.
(Inv. Nr. J 351)
Der Krug folgt einer Form, die sich seit dem 16.
Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet entwickelt
hat und seitdem als Humpen bezeichnet wird.1
Der Dekor im unteren Bereich des Glases besteht
aus Mehrpaßbögen, die mit floralen Elementen gefüllt sind.
Obwohl der Krug seine Entstehung in der Zeit des
Historismus offenbart, zeigt sich, welche Möglichkeiten es gab, sich vom überbordenden Dekor zu
trennen und sehr schlicht zu dekorieren.2
1
Vgl. Hugh Tait, European: Middle Ages to 1862, in:
Masterpieces of Glass, London: British Museum 1968, S.
127-192, hier S. 160, 167.
2
Vgl. B. Mundt, Kunsthandwerk und Industrie im Zeitalter
der Weltausstellungen, a.a.O., o. Pag., Neurenaissance.
G L A S
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K E R A M I K
193
Vase
J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1880
Farbloses Glas,
Goldmalerei, Emailmalerei in Hellund Ultramarinblau, Weiß.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm
in weißer Emailfarbe.
Höhe: 23,0 cm.
(Inv. Nr. J 352)
Die Vase mit eingezogenem Fuß, ausladendem
Bauch und trichterförmigem Hals ist dekoriert
durch eine Zusammenstellung von Motiven verschiedener Herkunft. Vasenbauch und Hals werden
überzogen von einer Struktur von Mehrpaßmedaillons, in die nach unten offene Vierpässe gestellt werden. Über die Vase laufen vier Dekorbänder. Die Friese auf dem Vasenfuß und auf der
Übergangszone von Bauch zu Hals sind geometrische, antike Motive: auf dem Fuß sich überschneidende, oben offene Sechsecke, in die zwei Giebel-
formen eingesetzt sind. Am Hals wurde ein
Meandermotiv aufgebracht. Der Fries auf dem
Vasenbauch gibt eine Gabelblattranke wieder, am
Hals wurde ein Gabelblattfries aufgebracht. Die
Motive dieser Vase gehören zu denjenigen, die den
Vorlagenwerken entnommen werden konnten. Jedes Motiv führt ein Eigenleben, es kommt zu keiner Verbindung der verschiedenen Musterregister.
So entstand kein einheitliches Gesamtkonzept für
die Vase.
1 9 4
I N D U S T R I E
Schale
Vermutlich J. & L. Lobmeyr,
Wien, um 1880, nicht signiert
Freigeblasenes, farbloses Glas.
Goldmalerei, Emailmalerei in Blau
und Weiß.
Höhe: 10,0 cm; Durchmesser
der Trinkschale: 10,5 cm.
(Inv. Nr. J 353)
Die Form geht von einem weit ausladenden Fuß
aus, von dem eine breite, niedrige Röhre aufsteigt.
Direkt unterhalb der Schale teilt ein Profilring die
Röhre. Sie mündet oben in eine flache Trinkschale.
Der Dekor des Glases wird von braunen, an Lüster
erinnernden Ranken gebildet. Die Trinkschale wird
von einem Kranz aus blauen, stiftförmigen Mustersegmenten scheinbar gehalten.
Das auffälligste an diesem Glas ist der kalligraphisch ansprechend gestaltete Vers innerhalb der
beiden rechteckigen, schmalen Schriftfriese (s.
Abb., zweiter Halbvers). Es ist der viel zitierte Anfangsvers aus einem Gasel (∫azal) des persischen
Dichters º®fi˙ aus ∞¬r®z (gest. 792/1390 oder 791),
der in Übersetzung lautet: «Erleuchte, Schenke,
unseren Kelch mit dem Licht des Weins. Singe,
Sänger: ‹Die Dinge der Welt gehen nach unserem
Wunsch›».
G L A S
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Krug mit zwei Gläsern
J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1885
Freigeblasenes, mittelblaues Glas.
Schnitt, Gold-und Silberdekor.
Auf dem Boden geschnittenes Lobmeyr-Monogramm.
Höhe: Krug: 26,0 cm; Becher: 10,5 cm.
(Inv. Nr. J 354-1, 354-2, 354-3)
Die hier beschriebenen Gläser wurden in verschieden gefärbten Glassorten produziert. Bekannt sind
Gläser in den Farben Mittelblau, Gelblich und
Grün.
Der Dekor zeigt hochstehende Blütenzweige in
durch Stege abgetrennten Feldern. Auf dem Krug
K E R A M I K
195
wachsen die Blütenzweige aus einer aus Bändern
gebildeten Staude. Der Dekor wird bei den Bechern
oben und unten durch umlaufende Zierstreifen abgeschlossen. Beim Krug verlaufen diese Zierbänder
am Fuß, oberhalb des Pflanzendekors auf dem
Bauch sowie am Hals des Gefäßes.
Gläser wie diese wurden auch in verschiedenen
orientalischen Ländern vertrieben oder als diplomatische Geschenke übergeben. Man weiß zum
Beispiel von einem Geschenk der Firma an den
osmanischen Sultan ‘AbdülΩam¬d II. (reg. 1293/
1876-1327/1909).1
1
Vgl. Göksen Sonat, Bohemian Glassware, in: Antika (Istanbul) 2/1985/8-10, hier S. 10.
1 9 6
I N D U S T R I E
Vase und Henkelkrug
mit Goldnetzdekor
J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1875
Leicht irisierendes, farbloses Glas, eingeblasen
mit Goldnetz.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in Gold.
Krug: Höhe: 29,5 cm.
(Inv. Nr. J 355)
Vase: Höhe 14,5 cm.
(Inv. Nr. J 356)
Auf den eingezogen aufsteigenden Fuß der
Vase folgt ein bauchiger, schalenförmiger
Körper. Der kurze Hals mündet in einen
weitausschwingenden Rand.
Die Vase ist im oberen Teil dekoriert mit einem wie über den Vasenkörper geworfen wirkenden Goldnetz mit stilisierter Quastenborte.
Am oberen Ende bildet eine aus gestauchten
Kreisen zusammmengesetzte Reihe ein
Schmuckband. Der Fuß wird dekoriert mit
einem Band aus ovalen, sich überschneidenden Formen. In der Literatur werden entsprechend dekorierte Gläser dem Stil der Neorenaissance zugeordnet. Im Verhältnis zu ähnlich dekorierten Gläsern der Firma Lobmeyr
besticht dieses Glas durch die Sparsamkeit
seines Dekores und die stilisierten Dekorelemente.1
Der Krug gehört zur gleichen Serie.
1
W. Neuwirth, Lobmeyr, a.a.O. S. 377 bildet Beispiele
aus der Serie «braun, grün gestreift eingeblasen mit
Emailnetz» ab. Hier sind die Quasten der Behangborte
noch plastisch.
G L A S
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K E R A M I K
197
Paar gleicher Vasen
J. & L. Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh.
Mattes Glas,
Goldmalerei, farbige Emailmalerei.
Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer
Emailfarbe.
Höhe: 42,0 cm.
(Inv. Nr. J 357-1, 357-2)
Die Vasen enstsprechen in ihrer Grundform Langhalsvasen, wie sie aus dem 18. und 19. Jahrhundert
aus China bekannt sind.1 Die hier besprochenen
Exemplare stehen auf einem Standring, auf den ein
leicht ovaler Vasenbauch gesetzt wurde. Vom
Bauch der Vasen steigt ein kreisrunder Vasenhals
senkrecht in die Höhe. Der Vasenfuß ist mit einem
Band von geschwungenen Motiven dekoriert. Innerhalb dieses Bandes befindet sich ein an ostasiatische Signaturen erinnerndes Motiv. Der sehr bewegte Blumendekor auf dem Bauch besteht aus
durcheinander wirbelnden Blüten aus kleinen
Gabelblättern an Stegen mit kreisrunden Blattformen. Diese wurden leicht geneigt auf die Vase
gesetzt. Der Hals ist von säulenartig aufsteigenden,
geometrisch aneinandergesetzten Motiven geschmückt. Die Motive erscheinen inspiriert zu sein
von der ostasiatischen Kunst, die seit der Öffnung
einiger japanischer Häfen nach 1854 auf den europäischen und nordamerikanischen Markt kam.
Schon 1867 publizierte Owen Jones deshalb einen
Ergänzungsband2 zu seiner Grammar of Ornament
von 1856 und revidierte somit seine frühere Ablehnung der ostasiatischen Kunst.
Den oberen Halsabschluß umläuft ein schmaler
Ring aus diagonal gestellten Gabelblattmotiven.
Die einzelnen Teile der Vase werden von fünf
Goldbändern von einander getrennt. Durch diese
Goldbänder wird die Tektonik der Vase vollständig
ausgeschaltet. Die Emailfarben sind nicht wie bei
anderen Lobmeyrgläsern einfarbig dick aufgetragen, sondern zum Teil malerisch schattiert.
1
Vgl. Donald B. Harden, Masterpieces of Glass, London
1968, Nr. 169.
2
Owen Jones, Examples of Chinese Ornament selected
from Objects in the South Kensington Museum and other
Collections, London 1867.
Bei den Vasen ist der Dekor aus Details islamischer (am Halsrand) und ostasiatischer Motive additiv zusammengesetzt. Gläser wie diese stehen mit
ihrer Dekoration trotz des Fortlebens von Vorbildern dem Jugendstil sehr nahe. Sie sind ein Beispiel dafür, daß die Designer weiterhin aus gesehenen Vorbildern eigene Dekorationen entwickelten,
nun aber neue Dekortypen schufen.3 Der Dekor auf
dem Bauch nähert sich dem linear geschwungenen
floralen, die geometrisch abstrakten Motive des
Vasenhalses den puristischen Dekorvariationen der
Jugendstilbewegung. Die Vasen deuten also den
Weg der Firma Lobmeyr in die moderne Zeit an.
1 9 8
I N D U S T R I E
Abb. aus N. Atasoy und J. Raby,
√znik, a.a.O., No. 404 und 255.
Teller
Théodore Deck, Paris, um 1860/65
Quarzfritte Keramik.
Polychrome Unterglasurmalerei.
Auf der Rückseite eingravierte Signatur TH • Deck •
Durchmesser: 30,5 cm.
(Inv. Nr. J 358)
Der Teller wurde von Deck im Stil der osmanischen Iznik-Keramik ausgeführt; er folgt Beispielen, wie sie um 970/1560 produziert wurden.1 Beispiele dieser Keramik waren im 19. Jahrhundert
wegen ihres ausgewogenen Dekors und ihrer perfekten Glasurtechnik gesuchte Sammelobjekte.
Gerahmt wird das Ornamentfeld im Spiegel des
Tellers durch ein Schmuckband auf dem Tellerrand. Ornamente ziehen sich auch beim überwiegenden Teil der osmanischen Teller oder Schalen
1
Vgl. Teller der Ex-Adda Sammlung in Rackham. Abb. in:
N. Atasoy und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey,
a.a.O., Abb. 404.
um den Rand zur Bereicherung des Schmuckes.
Mit ihrer starken Stilisierung entspricht die
Ornamentik dieses Teils des Decktellers nicht mehr
den osmanischen Vorlagen.2 Hier versuchte Deck
innovative Elemente einzuführen.
Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Keramiken von Théodore Deck in osmanischem Stil befinden
sich in einer Vielzahl von Sammlungen in Europa. In
Deutschland werden bedeutende Stücke in Berlin (Kunstgewerbemuseum) und Köln (Museum für Angewandte Kunst)
aufbewahrt.
2
Vgl. die Beispiele in N. Atasoy und J. Raby, a.a.O., passim.
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K E R A M I K
199
Flache quadratische
Schale
mit eingezogenen Ecken
Théodore Deck, Paris, um 1870
Quarzfritte Keramik.
Polychrome Unterglasurmalerei in
Blau, Rot,
Blau-Grün, Grün, Violett,
Schwarz.
Auf dem Boden rote Stempelmarke TH • Deck • , eine Reliefmarke
mit dem Potrait des Herstellers
nach einem Entwurf von Fr.
Levillain1 mit leicht erhöhten
Konturlinien, sowie ein Motiv aus
einem Punkt und einer Formation
drei kleinerer Punkte.
Maße: 21,5 x 21.5 cm.
(Inv. Nr. J 359)
Die Komposition ist aus Elementen der Dekoration
der türkischen Iznik-Keramik des 10./16. Jahrhunderts zusammengestellt, ohne ein bestimmtes Beispiel zu kopieren. Deck stellte hier vielmehr eine
eigene Kombination aus beliebten Motiven der
Iznik-Keramik zusammen. Er wählte für seine
Schale eine Komposition aus Tulpen, Nelken,
Pflaumenblüten und einem nicht näher zu bestimmenden sechsteiligen Bütentypus. Vor dieses Motiv wird eine zentral angebrachte kreisrunde
Rosettblüte geblendet. Die Blütenstaude folgt der
osmanischen Typologie. Auch dort kam es zu willkürlich erscheinenden Überschneidungen einzelner
Dekorelemente.2
Die Form der Schale ist unüblich in der islamischen Kunst und läßt eine Inspiration aus der ostasiatischen Kunst vermuten. Wegen der quadratischen Form könnte die Schale auch mit Fliesen
verglichen werden. In der osmanischen Fliesenkeramik sind jedoch abgeschlossene Dekore unüblich, da die einzelnen Fliesen zumeist Teil eines
größeren Dekorsystems waren.
Insgesamt kann die Schale als Komposition aus
unterschiedlichen Stilen als typisches Beispiel des
europäischen Historismus im 19. Jahrhundert bewertet werden, in der Deck seine Vertrautheit mit
verschiedenartigen außereuropäischen Stilen beweist.
1
Ferdinand Levillain gehörte in einer nicht bekannten Zeit
zu den Mitarbeitern im Atelier von Th. Deck (s. Sandor
Kuthy, Albert Anker. Fayencen in Zusammenarbeit mit
Théodore Deck, Zürich 1985, S. 23).
2
Vgl. Paris, Louvre, Inv. Nr. 6643 (Abb. 363 in: N. Atasoy
und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey, a.a.O.).
3
Vgl. Wandteller im ostasiatischen Stil, Sammlung Heuser.
Hamburg, München 1974, Kat. Nr. 30.
Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen:
Keramiken von Théodore Deck mit aus der osmanischen
Kunst abgeleiteten Dekoren befinden sich in einer Vielzahl
von Sammlungen in Europa.
Ein in der Form vergleichbares Stück ist bis heute nicht bekannt. Es ist aber bekannt, daß Deck Wandteller und andere
Dekorkeramiken in den verschiedensten Stilen und Formen
produziert hat.3
2 0 0
I N D U S T R I E
Fliesenfeld
aus vier Fliesen
in Rahmen aus
neuerer Zeit
Minton, Hollins and Co.,
Stoke on Trent
Gepresste Tonmasse.
Glasurfarben in Rot, Blau, Gelb,
Rotbraun, Pink, Blaugrün,
Blattgrün, auf Weiß.
Auf der Rückseite in Stempeltiefdruck: Minton, Hollins & Co.
Patent Tile Works,
Stoke on Trent.
Fliesen jeweils 20,0 x 20,0 cm.
(Inv. Nr. J 360)
Das Feld besteht aus vier quadratischen Fliesen.
Der Dekor folgt sichtbar Vorbildern aus der islamischen Welt. Durch die Plastizität der Blätter und
Blüten sowie wegen der starken Farbigkeit zeigen
die Fliesen aber eindeutig ihre europäische Provenienz.
Die Oberflächenaufteilung besteht aus zwei spitzovalen Mustersystemen, die mit Palmett- und Lotosblüten, Rosetten und Lanzettblättern besetzt
sind. Wenngleich Dekordetails an osmanische und
mogul-indische Typen des 10./16. und 11./17. Jahrhunderts erinnern, ist hier doch eine Neuschöpfung
durch freie Behandlung der Inspirationsquellen und
vor allem eine völlig eigenständige Farbpalette gelungen.1
Der Fliesenentwurf konnte innerhalb des umfangreichen Archivmaterials der Firma Minton in Stoke
on Trent weder unter den Vorzeichnungen, noch in
vorhandenen Verkaufskatalogen nachgeweisen
werden. Wegen der gelungenen Neukonzeption des
Dekors könnte es möglich sein, den Entwurf als
frühe Arbeit von Christopher Dresser einzuordnen,
als dieser für die Firma Minton als Designer tätig
war. Dresser setzte in seinen Entwürfen die orientalischen Vorbilder in sehr stilisierter Form um. Das
hier besprochene Beispiel verbindet Vorbilder aus
der osmanischen und der indischen Kunst zu einer
einheitlichen Oberflächengestaltung. Die Farbgestaltung der Fliesen steht den mogul-indischen Beispielen sehr nah, was beweist, wie stark die englischen Künstler und Kunsttheoretiker mit der Kunst
dieses Teils der islamischen Welt vertraut waren.
Das Beispiel von Minton ist ein Pasticcio verschiedener künstlerischer Stile der islamischen Welt.
Vergleichsbeispiele in anderen Sammlungen:
Stoke on Trent, City Museum, Inv. Nr. 54 P 1954 und Stoke
on Trent, Archiv und Museum der Firma Minton, o. Inv. Nr.
Die Fliese hat die gleiche Dekoration, ist aber in anderer
Farbstellung gehalten.
1
Beispiele türkischer und indischer Kunst kannten die Designer des 19. Jahrhunderts aus den oben (S. 177) genannten
Vorlagenwerken von Jones, Racinet, Collinot/Beaumont,
Prisse d’Avennes und Parvillée. Viele von ihnen waren aber
auch in der islamischen Welt gereist.
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201
Zwei flache Schalen
mit breitem, abgeflachten Rand
Théodore Deck, Paris, um 1865
Quarzfritte Keramik. Polychrome Unterglasurmalerei.
Flachreliefdekor in zentralem Rundfeld, drei umlaufende Schmuckbänder.
1. In Dunkel- und Hellblau, Dunkelviolett, Rot und
Honigfaben, zwei weiße Trennbänder. Rückseite mit
nichtstrukturiertem Linienmuster in den Farben der
Oberseite. Durchmesser: 22,0 cm.
(Inv. Nr. J 361)
2. In Dunkel- und Hellblau, zwei weiße Trennbänder.
Einfarbige Rückseite. Durchmesser: 21,5 cm.
(Inv. Nr. J 362)
Auf dem Boden beider Stücke Stempelmarke THD aus
miteinander verbundenen Buchstaben in Dunkelviolett.
Beim Dekor der Schalen wurden verschiedene Elemente der maml‚kischen Kunst Ägyptens aus der
Zeit um 665/1265 miteinander verbunden. Das
Band aus einem freistehenden Dekormotiv auf dem
äußeren Rand war aber vermutlich eine Erfindung
der Werkstatt von Théodore Deck: ein Blatt wird
so zusammengeschnürt, daß es frei auf dem Blattansatz stehend dargestellt werden kann.
Das Hauptmotiv des Tellers ist ein Schriftband im
Nas¿¬-Duktus. Darin wird je zweimal der Name
des maml‚kischen Sultans as-Sulfl®n al-Malik a˙¯®hir (Baibars, reg. 658/1260-676/1277) mit dem
Zusatz «der Gerechte, der Glaubenskämpfer» genannt, bevor sich die Inschrift in einen
‹Buchstabensalat› auflöst. Es scheint, daß das
Deck-Atelier nach konkreten Vorbildern oder Abbildungen aus Vorlagenwerken arbeitete. Da bis
1865 nur die erste Ausgabe des Werkes von
Beaumont und Collinot publiziert war1 und das
Vorbild für das Stück von Deck mit den Beispielen
in diesem Werk nicht übereinstimmt, arbeitete
Deck möglicherweise vor Originalen, jedenfalls
nicht nach diesem Vorlagenwerk.2 Im Zentrum des
Tellers ist in einem Kreisfeld eine Gabelblattranke
aus Weinblättern und Trauben zu erkennen. In das
Zentrum dieser Ranke wurde eine freistehende
Wirbelrosette eingeblendet. Zwischen Schriftband
und Weinranke wurden Bänder aus einzelnen Blättern gefügt. Diese Blätter sind ebenfalls aus dem
maml‚kischen Dekorrepertoire bekannt, sie sind
hier aber stilisiert.
1
A. Beaumont und E.V. Collinot, Recueil de dessins pour
l’art et l’industrie, Paris 1859.
Da Decks Atelier auch Probestücke für Dekor und
Farbgestaltung herstellte, kann man wegen der unterschiedlichen Farbgebung davon ausgehen, daß
es sich bei diesen Exemplaren um solche Lehrstükke handelt.
Vergleichbares Stück in anderen Museen:
Ein identisches Stück in Dunkelblau und Weiß befindet sich
in Guebwiller, Musée Florial.
2
Bedanken möchte sich die Autorin sehr herzlich bei Stefan
Heidemann, Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft, Universität Jena, für die Beurteilung der Inschrift.
2 0 2
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Vase
in Form eines persischen
oder syrischen Gießgefäßes
De Porceleyne Fles, Delft (Niederlande), nach 1910
Steingut, Dekor in Lüster (Nieuw Delfts Luster),
Unterglasurfarben in Weiß, Türkis.
Auf dem Boden Signatur in Blau und Firmensignet in
Form einer ausgußlosen Flasche, unter einem Strich:
Delft.
Höhe 15,0 cm.
(Inv. Nr. J 363)
Die Vase folgt in Form und Farbgestaltung iranischen Keramiken des 6./12.-7./13. Jahrhunderts.
Der Ausguß stimmt überein mit dem eines Kruges
aus dem 6./12. Jahrhundert aus K®·®n (Iran).1 In
dieser Zeit wurden in K®·®n und anderen Städten
Irans eine Vielzahl neuer Keramiktechnologien und
Gefäßformen entwickelt, doch trotz der Vielfalt der
iranischen Gefäße dieser Zeit konnte kein genaues
Gegenstück ermittelt werden. Es ist anzunehmen,
daß die Designer der Firma De Porceleyne Fles aus
vielen Studienobjekten eine eigene Dekoration entwickelten.
Weitere Stücke der Firma in anderen Sammlungen:
Den Haag, Gemeentemuseum (verschiedene Stücke).
Firmenmuseum der Firma De Porcelyne Fles, Delft (verschiedene Stücke).
Abbildungen in Herboren Oriënt. Islamitischen Nieuw Delfts
Aardewerk, Den Haag 1984, passim.
1
Vgl. Krug, Washington, D.C., Freer Gallery of Art, Inv.
Nr. 09.370 (Abb. in: Richard Ettinghausen, Medieval Near
Eastern Ceramics in the Freer Gallery of Art, Washington
1960, Fig. 21 und E. Atil, Ceramics of the World of Islam,
a.a.O., Nr. 32).
G L A S
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Vase
in Form eines Wasserbeckens
Clément Massier, Golfe-Juan (bei Cannes)
Quarzfrittekeramik,
Lüsterglasur über einer ockerfarbenen
ebenfalls lüstrierten Engobe.
Auf dem Boden Signatur in Lüster:
C.M. Golfe Juan A.M. [=Al maritimes] France 1892.
Höhe: 23,0 cm; Durchmesser 38,0 cm.
(Inv. Nr. J 364)
Die Form der Vase ist abzuleiten von tauschierten
Wasserbecken, die in Iran und Ägypten vom 7./13.
bis zum frühen 9./15. Jahrhundert entstanden.1
Massier wandelt die Form insofern ab, als sie insgesamt eleganter wirkt und er zu einer einheitlicheren
Formkonzeption kommt.
Die Dekoration besteht aus an arabische Schriftzeichen angenäherten Elementen, die aber keinen lesbaren Text ergeben; die Buchstaben wirken eher
wie auf die Vase geschüttete Wort- und
Buchstabenfragmente. Wegen der Verwendung
arabischer Schrift entsteht zwar ein
orientalisierender Dekor, der aber durch sein vollkommen freies Umgehen mit dem Vorbild die
Möglichkeiten für die Entwicklung eines modernen
Dekorstils offenbart. Die arabische Schrift wurde
nun zur Grundlage für abstrakte Dekor-
K E R A M I K
203
konzeptionen. Die Auseinandersetzung mit der arabischen Schrift wurde auch bei Malern des frühen
20. Jahrhundert für Verfremdungseffekte verwendet.2
Die Technik der Glasur mit ihrer Verbindung von
zweilagig aufgebrachtem Lüster wurde von Massier
seit der Weltausstellung 1889 präsentiert. 3
Stücke der Firma in anderen Sammlungen:
Lüstertechnik: Berlin, Bröhanmuseum, Kat. Nr. 469 (Karl H.
Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende und der zwanziger Jahre. Sammlung Karl H. Bröhan, Berlin. Bd. 2, Teil 1, Berlin
1976); Sammlung Heuser, Kat. Nr. 101 (Sammlung Heuser
1976); Orientalischer Dekor: Sammlung Giorgio Silzer, Köln
1976, Abb. 273.
1
Beispiele: Ägypten, 1290-1310: Paris, Musée du Louvre, Inv.
Nr. 331. Im 19. Jahrhundert in der Sammlung Vasselot, Paris,
Abb. in: E. Atil, Renaissance of Islam, a.a.O. S. 74f.; Iran,
frühes 15. Jahrhundert: London, Victoria und Albert Museum,
Inv. Nr. 1872-1874, Ankauf im Jahr 1874 von einer Londoner
Privatsammlerin, Abb. in: Assadullah Melikian-Chirvani, Islamic Metalwork from the Iranian World, 8th - 18th Century,
London 1982, S. 334.
2
Maler, die arabische Schrift zu abstrakten Bildkonzepten
umsetzten waren z.B. Paul Klee und Wassily Kandinsky.
Vgl. dazu Horst Ludwig, Aspekte zur orientalischen Ornamentik und zur Kunst des 20. Jahrhunderts, in: Weltkulturen
und moderne Kunst, München 1972, S. 122-138, hier S. 125129. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.), Die Tunisreise. Klee Macke - Moilliet, Stuttgart 1982.
3
K.H. Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende, a.a.O. S. 334.
Literaturverzeichnis
und Indices
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2 1 4
I N D E X
Index
I . Pe r s o ne nnam e n
A – ‘A
al-‘Abb®d¬, ‘¡d Øaif 99 n.
‘Abdall®h b. AΩmad Ibn al-Baifl®r al-M®laq¬ Ab‚ MuΩammad 99
‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih 100
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬ 3, 4, 4 n., 5, 6, 10 n., 12, 12 n.,
13, 13 n., 14 n.
‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad b. MuΩammad Ibn øald‚n
Ab‚ Zaid 100
‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair 94, 94 n.
AbdülΩ®m¬d II., osmanischer Sultan 195
Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ s. MuΩammad b.
‘Abdalmun‘im
Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ 11
Abu l-Fa¥l ad-Dima·q¬ s. ©a‘far b. ‘Al¬
Abu l-ºasan (b.?) al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬ 94, 112
Ab‚ Lu’lu’a 32
Abu r-RaiΩ®n al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad
Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I., Nasridensultan 101
Ab‚ Y‚suf Ya‘q‚b, Merinidensultan 100
Adle, Chahryar 104
Agricola, Georgius 22
AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir al-Maqr¬z¬ Taq¬yadd¬n 71
n., 94 n., 97 n., 102
AΩmad b. al-Fa¥l al-Bu¿®r¬ 10
AΩmad b. ©a‘far b. Ya‘q‚b al-F®ris¬ al-Isfla¿r¬ Ab‚
IsΩ®q 32
AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf
AΩmad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
AΩmad b. al-Q®sim Ibn Ab¬ U◊aibi‘a 100
AΩmad ∞®h (aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek) 70
AΩmad b. YaΩy® Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ 73 n.
AΩmed I., osmanischer Sultan 88, 89
AΩmed II., osmanischer Sultan 82
AΩmed III., osmanischer Sultan 128
‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ 71 n.
A-Lao-Wa-Ting (arab. ‘Al®’add¬n) 97
Alexander der Große 35
‘Al¬ b. Abi l-ºazm al-Qura·¬ Ibn an-Naf¬s ‘Al®’add¬n
Abu l-ºasan 73
‘Al¬ §∫® 128, 129
‘Al¬ b. al-ºusain b. ‘Al¬ al-Mas‘‚d¬ Abu l-ºasan 32 n.
‘Al¬ b. Zaid b. Abi l-Q®sim al-Baihaq¬ ¯ah¬radd¬n Abu lºasan 5 n.
Allan, James W. 13 n., 144, 145, 148, 151, 157
Allouche, Ichoua-Sylvain 101 n.
Amalrich I. 102, 103
‘Amr b. BaΩr al-©®Ωi˙ Ab‚ ‘U˚m®n 3
Aranbu∫® s. Ibn Aranbu∫®
Archimedes 3, 4, 16, 17, 19, 35
von Arendt, Wsewolod 100, 101, 102
Atasoy, Nurhan 188 n., 198, 198 n., 199 n.
Atıl, Esin 202 n., 203 n.
Awad, Henry A. 169 n.
B
Baarmann, O. 133
Bach, Wolf-Dieter 78 n.
Ban‚ M‚s® (die drei ‹Söhne des M‚s®› b. ∞®kir: MuΩammad, AΩmad und al-ºasan) 30, 43, 44, 45, 46,
47, 48, 49, 53
Barbier de Meynard, Charles Adrien Casimir 32 n.
Battisti, Eugenio 55, 126 n., 138 n.
Bauerreiß, Heinrich 10 n., 11 n., 12 n., 13, 13 n., 14 n.
B®yez¬d, osmanischer Prinz 89
B®yez¬d II., osmanischer Sultan 74, 75
de Beaumont, Adalbert 177, 200 n., 201, 201 n.
Beck, Theodor 39 n.
al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad
Blümner, Hugo 16
Boulenger, Hippolyte 177
Branca, Giovanni 38
Brisch, Klaus 182 n.
Brocard, Philippe-Joseph 178, 180, 181, 182, 183, 191
Brockelmann, Carl 4 n., 5 n., 99 n.
Bröhan, Karl H. 203, 203 n.
Buchner, Ferdinand 3 n.
Buck, August 17 n.
C–≥
Cahen, Claude 94, 95 n., 97, 97 n., 112 n., 114 n.
Canard, Marius 98 n., 137 n.
Canestrini, Giovanni 38
Cantagalli, Ulisse 177
Carboni, Stefano 185 n.
Cardano, Geronimo (lat. Hieronymus Cardanus) 17
Carra de Vaux, Bernard 19, 19 n.
Casals, R. 31, 51, 52
Casiri, Michael 101
Casulleras, Josep 52
≥eng¬z ø®n 97
Chalidov, Anas B. 100 n.
Chêng Ssu-Hsiao 98
Cheikho, Louis 30 n.
P E R S O N E N N A M E N
Clairmont, Chr. 158, 159, 160, 161, 164, 165
Colin, Georges S. 101 n.
Collinot, Eugène 177, 200 n., 201, 201 n.
Conde, José Antonio 101
Cook, Hartley Kemball 128 n.
Coste, Pascal 73
D
Deck, Théodore 177, 178, 198, 199, 200, 201 n.
Delpeche, Anette 23 n.
Dijksterhuis, Eduard Jan 17
ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m
Diodorus Siculus 16, 16 n.
Dorn, Bernhard 100 n.
Drachmann, Aage Gerhardt 17
Dresser, Christopher 177, 200
Dudzus, Wolfgang 169 n.
E
Ettinghausen, Richard 104, 104 n., 202 n.
Evliy® Çeleb¬ 75, 128
F
Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h 70
Farré(-Olivé), Eduard 51
Favé, Ildephonse 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99, 99 n., 100,
100 n., 101 n., 120 n., 125 n., 133 n., 126
Feldhaus, Franz Maria 16, 17 n., 20, 35, 38 n., 42, 60 n.,
103 n., 138 n.
Ferguson, Eugene S. 29 n.
Flügel, Gustav 93 n.
von Folsach, Kjeld 148, 153
Fontana, Giovanni 55, 126, 138
Forbes, Robert James 17, 17 n., 34 n.
Forrer, Robert 133
Franke, K.O. 82, 89
Freely, John 78 n., 89, 89 n.
Freudemann, Werner 115, 116, 116 n., 117, 118
Friedrich II., römischer Kaiser, König von Sizilien und
Jerusalem 94
Funcken, Liliane u. Fred 115 n.
G–©
©a‘far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬ Abu l-Fa¥l 9
al-©®Ωi˙ s. ‘Amr b. BaΩr
Galilei, Galileo 11
Gallé 181
215
©®w¬·, øal¬l bzw. Khalil Jaouiche 3 n.
al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z
Geißler, Johann Heinrich 11
Gerland, Ernst 11 n., 12 n.
Ghislain de Busbecq, Ogier 128
Ghouchani, A. 104
Girard, François 23 n.
Gnudi, Martha Teach 29 n.
de Goeje, Michael Jan 32 n., 68 n.
Gohlke, Wilhelm 104 n., 116, 132 n.
Græcus, Marcus 98
Grant, Edward 60 n.
Grinaldi, Philippe-Marie 38
Grousset, René 102 n.
Güse, Ernst-Gerhard 203 n.
Gurlitt, Cornelius 78 n., 80
H–º–ø
Haase, Claus-Peter 165
º®fi˙ (pers. Dichter) 194
Hagedorn, Annette 177, 181 n., 189 n.
Hamarneh, Sami K. 169 n.
Harden, Donald B. 197 n.
al-ºar¬r¬ s. al-Q®sim b. ‘Al¬
H®r‚n, ‘Abdassal®m 3 n.
al-ºasan, AΩmad Y‚suf oder Ahmed Y. al-Hassan 18 n.,
20, 20 n., 26, 27 n., 28 n., 34 n., 41 n., 42 n., 43 n.,
45 n., 49 n., 99 n., 106 n., 124 n., 125 n.
ºasan Çeleb¬ 128
al-ºasan b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
ºasan ar-Ramm®Ω al-AΩdab Na™madd¬n 97, 99, 103,
107, 109, 121, 123, 125, 126, 126 n., 127 n., 136
al-Hassan, Ahmed Y. s. al-ºasan, AΩmad
Haudaille, Charles 182 n.
Hayreddin (Hayrettin, osmanischer Architekt) 74
al-ø®zin¬ s. ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬
Heckert, Fritz 178, 180, 189
Hedin, Sven 34
Heidemann, Stefan 201 n.
Heimpel, Hermann 116 n.
Helmecke, Gisela 104 n., 184n., 185 n.
Hennig, Wolfgang 183 n.
Heron (arab. ¡r‚n) 19, 35, 103
Herzfeld, Ernst 68, 68 n., 69
Hiero II., König von Syracus 9
Hildburgh, Walter Leo 103
Hill, Donald Routledge 18 n., 20 n., 23 n., 25 n., 27 n.,
28 n., 34 n., 43 n., 44, 45, 45 n., 46 n., 47, 48, 48 n.,
49 n., 51 n., 52, 53, 54, 56, 59 n., 98, 98 n., 106 n.,
124 n., 125 n.
Hime, Henry V. L. 98 n
al-ºimyar¬ s. MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im
Hind¬, IΩs®n 106 n.
Homberg, Wilhelm 11
2 1 6
I N D E X
Hoover, Herbert Clark 22 n.
Hoover, Lou Henry 22 n.
Horwitz, Hugo Th. 34 n.
øürrem Sultan 82
Huuri, Kalervo 93 n., 94, 94 n., 95 n., 96 n., 97, 97 n., 98
n., 106 n., 107 n., 137 n.
I – ‘I
Ibel, Thomas 4, 4 n., 6 n., 11
Ibn Ab¬ U◊aibi‘a s. AΩmad b. al-Q®sim
Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· 97, 100, 103, 106, 107, 108,
110, 111, 120, 121, 124, 127, 132, 134, 136, 137
Ibn Ba¿tawaih s. ‘Abdall®h b. ‘¡s®
Ibn al-Baifl®r s. ‘Abdall®h b. AΩmad
Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy®
Ibn ©ubair s. MuΩammad b. AΩmad
Ibn øald‚n s. ‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad
Ibn al-øafl¬b s. MuΩammad b. ‘Abdall®h
Ibn ºauqal s. MuΩammad b. ‘Al¬
Ibn an-Nad¬m s. MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b
Ibn an-Naf¬s s. ‘Al¬ b. Abi l-ºazm
Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z
Ibn afl-fiuwair s. ‘Abdassal®m b. al-ºasan
Ilgürel, Mücteba 88 n., 101 n.
‘In®n, MuΩammad ‘Abdall®h 101 n.
Inberton 180
Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ Abu l-‘Izz Ab‚ Bakr
Bad¬‘azzam®n 20, 25, 26, 27, 27 n., 28, 53, 54, 56,
57, 58, 59, 59 n.
Issa Bey, Ahmed 73
I-Ssu-Ma-Yin (arab. Ism®‘¬l) 97
al-Isfla¿r¬ s. AΩmad b. ©a‘far
J
Jacob, Georg 75
Jaouiche, Khalil s. ©®w¬·
de Joinville, Jean 94, 94 n.
Jones, Owen 177, 183, 189, 189 n., 197, 197 n., 200 n.
K
Kaçar, Mustafa 128 n.
Kandinsky, Wassily 203 n.
Karoumi, Awni 184 n.
Keall, Edward J. 104 n.
Khanikoff, Nicolas 4 n., 6 n.
Klee, Paul 203 n.
Kluckert, E. 24, 24 n.
Knorr, Wilbur Richard 7, 7 n., 8
Köhler, Gustav 94, 94 n., 96, 96 n., 99 n., 101, 101 n.,
106 n.
Kösem Sultan 89
Kohl, Heinrich 103 n.
Kramers, Johannes Hendrik 30 n.
Krencker, Daniel 103 n.
Kröger, Jens 158, 159, 160, 161, 163, 165
Kuban, Doªan 76 n., 77, 78 n., 80 n., 84 n., 85, 85 n., 86 n.
Küçükerman, Önder 147, 152, 174
Kühnel, Ernst 169 n., 181 n.
Kümmel, Werner Friedrich 75 n.
Kunitzsch, Paul 75 n.
Kuthy, Sandor 299 n.
Kyeser, Konrad 17, 17 n., 116, 117, 118, 126
L
L®gar¬ ºasan Çeleb¬ 128
Lamm, Carl Johan 181 n.
Landier, Alfred 182 n.
Leclerc, Lucien 99 n.
von Lenz, Eduard 104
Lévi-Provençal, Evariste 33 n.
Levillain, Ferdinand 199, 199 n.
von Lippmann, Edmund Oskar 100
Lobmeyr, J.& L. 178, 180, 184, 184 n., 186, 186 n., 187,
187 n., 188, 188 n., 190, 192, 193, 194, 195, 196, 197
Ludwig IX., der Heilige 94, 102
Ludwig, Horst 180, 203 n.
Lü Wén-Huàn 98
M
Machytka, Johann 184, 185, 186, 186 n., 187, 188, 188
n., 190
Mängli Bu∫® 100 n.
al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n Qal®w‚n, Mamlukensultan
71, 71 n., 72 n.
al-Malik a˙-¯®hir Baibars 71 n., 204
Malikian-Chirvani, Assadullah 203 n.
al-Man◊‚r, Abbasidenkalif 98
al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬
Ma‘r‚f, N®™¬ 65 n.
Massier, Clément 178, 203
al-Mas‘‚d¬ s. ‘Al¬ b. al-ºusain
McClinton, Katharina Morrison 179 n., 181 n., 182 n.
MeΩmed, Prinz (⁄ehz®de, 2. Sohn von Süleym®n dem
Prächtigen) 76, 78
MeΩmed §∫®, osmanischer Architekt 88
Mehren, August Ferdinand 33 n.
Menelaos (Menelaus) 9
Mercier, Maurice 102, 102 n., 103, 103 n., 104
Mergl, Jan 181 n.
Migeon, Gaston 181 n.
Minton Hollins & Co. 177, 200, 201
Moellers, Doris 180 n., 183 n.
P E R S O N E N N A M E N
Montagut, Robert 185 n., 187 n.
de Morgan, William 177
Mudry, Anna 11 n.
Müller, August 100 n.
Müller, Paul Johannes 23 n., 24
MuΩammad b. ‘Abdall®h b. Sa‘¬d Ibn al-øafl¬b
Lis®nadd¬n 101
MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im al-ºimyar¬ Ab‚ ‘Abdall®h
33
MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b b. IsΩ®q an-Nad¬m al-Warr®q
al-Ba∫d®d¬ Abu l-Fara™ 93, 93 n.
MuΩammad b. AΩmad al-B¬r‚n¬ Abu r-RaiΩ®n 9, 10, 11,
14, 148
MuΩammad b. AΩmad Ibn ©ubair al-Kin®n¬ Abu lºusain 68
MuΩammad b. ‘Al¬ Ibn ºauqal an-Na◊¬b¬ Abu l-Q®sim
30, 31, 32
MuΩammad b. ©ar¬r b. Yaz¬d afl-fiabar¬ Ab‚ ©a‘far 32,
93, 137 n.
MuΩammad (oder AΩmad) b. øalaf al-Mur®d¬ 51, 52
MuΩammad b. º®mid al-I◊fah®n¬ 58
MuΩammad b. Ibr®h¬m b. Ab¬ fi®lib al-An◊®r¬ a◊-—‚f¬
∞ai¿ ar-Rabwa ad-Dima·q¬ ∞amsadd¬n Ab‚ ‘Abdall®h 33, 34
MuΩammad b. Ma‘r‚f al-Mi◊r¬ ar-Ra◊◊®d Taq¬yadd¬n 18,
28, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 61
MuΩammad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ Ab‚ Bakr, lat. Rhazes
oder Albuchasir 4, 4 n.
Mundt, Barbara 189 n., 192 n.
Mur®d IV., osmanischer Sultan 18, 89
al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf
Mur¥® b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ 94, 95, 111, 112, 113,
114
M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s®
al-Mustan◊ir bill®h, Abbasidenkalif 65
al-Mu‘ta◊im, Abbasidenkalif 93
al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬ Ab‚ º®tim 5
al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘Umar, Ras‚lide 105
N
N®◊iradd¬n (Q®™®r), Schah von Persien 177
Needham, Joseph 34 n., 38 n., 98, 98 n.
Neuburger, Albert 17, 17 n.
Neuwirth, Waltraud 180, 181 n., 188 n., 196 n.
Newton, Charles 185 n.
N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, Zengidenherrscher in
Syrien 68
O
Olénine, Alexis 100 n.
‘O–m®n II., osmanischer Sultan 89
217
P
Pappos 12
Partington, James Riddick 94, 98, 98 n., 101 n., 125 n.
Parvillée 200 n.
Peter Peregrinus 60
Pfulb & Pottier 178, 179, 183
Philon 19, 20, 35
Pinder-Wilson, Ralph 171, 172
Pompadour, Jeanne-Antoinette Poisson 182 n.
Pope, Arthur Upham 147, 148
De Porceleyne Fles 178, 202
Prisse d’Avennes, (Achille-Constant-Théodore-) Émile
177, 185 n., 200 n.
Q
Qaddoumi 159
al-Q®sim b. ‘Al¬ b. MuΩammad al-ºar¬r¬ 23, 24, 65, 159
Quarg, Götz 116 n.
Quatremère, Étienne 97 n., 101 n., 105
Qubilai ø®n 97
Q‚qus ar-R‚m¬ (Pappos) 12
R
Raby, Julian 188 n., 198, 198 n., 199 n.
Racinet, Albert 177, 200 n.
Ramelli, Agostino 29
Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h 109
Rathgen, Bernhard 95 n., 118 n.
ar-R®z¬ s. MuΩammad b. Zakar¬y®’
Reinaud, Joseph-Toussaint 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99,
99 n., 100, 100 n., 101 n., 120 n., 133 n., 125 n., 126
Reuther, Oskar 103 n.
Rhazes s. MuΩammad b. Zakar¬y®’
Ritter, Hellmut 100 n.
Robine, Gérard 23 n.
Rode, August 16 n., 17 n.
von Romocki, S. J. 120 n., 125 n., 126, 126 n., 127 n.
de Rothschild, Edmond 181
Roumi, Muhammad 23 n.
de Rubeis, Galeaz 17
Rüstem Pa¤a 78
S–∞–—
Sabra, Abdalhamid I. 52
Saccaro Battisti, Giuseppa 55, 126 n., 138 n.
∞aΩ®da, øal¬l 100 n.
Saiyid, Aiman Fu’®d 94 n.
—al®Ωadd¬n Y‚suf b. Aiy‚b al-Malik an-N®◊ir (Saladin),
Aiyubidenherrscher 68, 94, 95 n., 111, 112, 113
2 1 8
I N D E X
von Saldern, Axel 159, 162, 164, 165
—®liΩ¬ya, MuΩammad ‘¡s® 105 n.
∞amsadd¬n ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m
Samsó, Julio 51 n., 52
da San Gallo, Giuliano 81
Sarre, Friedrich 103 n., 104
Sarton, George 6 n., 60 n., 98 n.
Sauvaget, Jean 69 n.
Savage-Smith, Emilie 104 n.
∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬ 102
Schickard, Heinrich 24
Schiøler, Thorkild 23 n.
Schmeller, Hans 19 n., 35, 36, 36 n., 60 n.
Schmid, Hansjörg 66, 67
Schmidtchen, Volker 95 n., 116 n., 118, 118 n., 138 n.
Schmoranz, Franz 184, 185, 186, 186 n., 187, 188,
188 n., 190
Sel¬m II., osmanischer Sultan 84
Seyrig, Henri 103, 104
Sezgin, Fuat 8, 49 n., 100 n., 150
Sin®n, Mi‘m®r (osmanischer Architekt) 76, 77, 78, 80,
84, 89
Singer, Charles 17 n., 22 n., 34 n.
Sobernheim, Moritz 103 n.
Sonat, Göksen 195 n.
Spiegl, Walter 186 n.
Strabon 16, 16 n., 17, 17 n.
Süleyman der Prächtige (Q®n‚n¬ Süleym®n) 76, 80, 82,
128
Sumner-Boyd, Hilary 78 n., 89, 89 n.
T–˘
˘®bit Ibn Qurra b. Zahr‚n al-ºarr®n¬ Abu l-ºasan 3
Taccola, Mariano 31, 31 n., 61, 98
Tait, Hugh 192 n.
Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir
Taq¬yadd¬n (al-Mi◊r¬) s. MuΩammad b. Ma‘r‚f
Tekeli, Sevim 61 n.
Terzioªlu, Arslan 69 n., 70, 70 n., 72, 73 n., 74, 74 n.,
75 n., 128 n.
Thierbach, Moritz 133 n.
Tiffany, Louis Comfort 177
Traumüller, Friedrich 11 n., 12 n.
T‚r®n, Prinzessin (Tochter von Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h) 70
U – ‘U
‘Ubaidall®h b. al-ºabΩ®b 169
Ülgen, Ali Saim 81, 82
‘Umar, 2. Kalif 32
al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy®
Usher, Abbott Payson 20 n., 22 n.
V
Veranzio, Fausto 31, 31 n., 34
Vernet, Juan 51, 51 n., 52
Villard de Honnecourt 60, 115
Villuendas, María Victoria 51, 52
Viollet le Duc, Eugène Emmanuel 115
da Vinci, Leonardo 17, 18, 22, 39, 42, 95, 95 n., 98, 119
Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio) 16, 16 n., 17 n., 19, 103
Voorhoeve, Petrus 36 n.
W
Ward, Rachel 148
Wailes, Rex 34 n.
Wak¬laddaula 176
Walter of Milimete 132
al-W®sifl¬ s. YaΩy® b. MaΩm‚d
Wegner, Armin 86 n.
Welch, Rachel 148
Wesenberg, Angelika 183 n.
Whitehouse, David 185 n.
Wiedemann, Eilhard 3 n., 6 n., 11, 11 n., 19, 20 n., 26,
26 n., 27 n., 30, 30 n., 32 n., 33 n., 42 n., 43 n., 44,
45, 45 n., 46 n., 48 n., 53, 54, 56, 59 n.
Wiet, Gaston 179 n.
Wilkins, John 128, 128 n.
Wittek, Paul 103 n.
Wright, William 68 n.
Würschmidt, Joseph 138 n.
Wüstenfeld, Ferdinand 71 n., 73, 96 n.
Wulff, Hans E. 34 n.
Wulzinger, Karl 103 n.
Y
YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ 24, 65
Yerasimos, Stefanos 79, 83, 87, 90
Z
Zakk®r, Suhail 100 n.
Zardk®· s. Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·
Zsolnay, Vilmos 177
SACHBEGRIFFE
II. Sachbegriffe und Ortsnamen
A – ‘A
Accon s. Akkon
Ägypten 7, 16, 94, 179, 182, 201
«Ägyptische Schraube» (Schraubenpumpe) 16-18
Äols- oder Windball (aeolipila) 103
Äquator des Gleichgewichts (am Aräometer) 13
AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70
Akademie s. Madrasa
Akkon, Accon, Acre (‘Akk®) 94, 97
al-®la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® («von selbst spielendes Blasinstrument» von den Ban‚ M‚s®) 30
Alexandria 12, 102
Alhambra 183
alphasat (= vermutlich az-zaΩΩ®fa) 138
Anatolien, antike Objekte 141, 143, 152, 156, 162
Amorium (bei Ankara) 93, 137
‘am‚d (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3
Amulett (3./9.-6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170
Angelhaken (frühislamisch, Südiran) 153
Anlage zum Heben von Wasser aus stehenden Gewässern mit einem Zugtier (Göpelwerk) nach al-©azar¬
25-26
Antike Objekte (aus Metall, Glas, Keramik, Holz und
Stein) 141-176
‘araba (Schiffsmühle) 30
Arabesken (Motiv auf einer Vase) 187
Arabische Schrift als Dekor auf europäischer Keramik
178
Aräometer (zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes
von Flüssigkeiten) 12-14
«Archimedische Schnecke» (cochlea, Schraubenpumpe)
16
Architektur 64-90
‘ar¬¥a (Querstück an der Waage von ‘AbdarraΩm®n alø®zin¬) 6
Armbrust (‘arr®da) 94-96, 100, 112, 114, 127
Armbrust, Bügelstandarmbrust 95
Armbrust, große Armbrust (qaus az-ziy®r) 94, 95
Armbrust, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112
Armbrust mit Granaten als Geschoß 127
Armbrust, Handarmbrust (qaus al-yad, Stegreifarmbrust) 94
Armbrust, Tripelarmbrust (Ballista) 114
Armbrust, Windenarmbrust 94-96
Armbrust bei Leonardo da Vinci 95
Armenküche (‘Im®rat angeschlossen an Moscheen) 74,
89
‘arr®da s. Armbrust
Asar Kale (Ruinenort bei Ankara) 137 n.
At Meydanı (Platz in √stanbul) 89
Automat zum abwechselndem Spenden von heißem und
kaltem Wasser (nach den Ban‚ M‚s®) 49-50
UND
ORTSNAMEN
219
B
Bagdad (Ba∫d®d) 65, 66, 67
bakra («Rolle», Flaschenzug) 42 n.
balista de torno (qaus bi-l-laulab) 94
Ballista (Tripelarmbrust) 114
Ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d) an
Gegengewichtsbliden 134
Ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen
Gegengewichtsblide 108, 135
b®r‚d (Schießpulver) 99, 105
B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80
Becher, Fußbecher (3./9.-5./11. Jh., N¬·®p‚r) 158
Becher, Meßbecher (3./9.-4./10. Jh.?, N¬·®p‚r?) 164
Befestigungstürme 136
Beistelltisch aus zwei Glasplatten gehalten von einem
Messinggestell (Ph.-J. Brocard, Paris 1876) 191
Berlin 188, 198, 203
Bibliothèque nationale, Paris 23
bilancetta (Pyknometer, benutzt von Galilei) 11
al-B¬m®rist®n an-N‚r¬ s. N‚radd¬n-Krankenhaus
«Biologische» Granate 120
Blaue Moschee s. Sulfl®n AΩmed-Moschee
Blei 9
Blide (Ibn al-øafl¬b) 101
Blide, arabische Gegengewichtsblide in abendländischer
Überlieferung 115
Blide, ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-lba‘¬d) an Gegengewichtsbliden 134
Blide, ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der
großen Gegengewichtsblide 108, 135
Blide, europäische Bliden (K. Kyeser) 116-118
Blide, Gegengewichtsblide 94, 96-98
Blide, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112
Blide, Gegengewichtsblide mit Pfeilschleuder 110-111
Blide, Gegengewichtsblide mit Entfernungsregler bei
Leonardo da Vinci 98, 119
Blide, Gegengewichtsblide bei az-Zardk®· 107
Blide mit Granaten als Geschoß 127
Blide, qar®bu∫® («schwarzer Stier», große Gegengewichtsblide) 97, 108-109
Blide, Zugkraftblide 106
Blide s. auch Steinwurfmaschine
Blumendekore der osmanischen Kunst 177, 191
Bogen, älteste Erwähnung eines stählernen Bogens in
Europa 96
Bogen, «indische Bogen» (qis¬y hind¬ya) 96
Bogen, islamisch (Musée de l’Armée, Paris) 95-96
Bosporus 128
Boteh-Muster (pers. b‚tah, Dekormotiv) 186
Brandtopf, Granate 120
Bratenwender mit Dampf betrieben (nach Taq¬yadd¬n)
37-38
Bratenwender mit Heißluft betrieben (nach Taq¬yadd¬n)
39
2 2 0
I N D E X
Bratenwender mit Kurbel und Zahnradgetriebe (nach
Taq¬yadd¬n) 40
Breta (Ort in Norditalien) 24
Bröhanmuseum, Berlin 203
Bronze (◊ufr) 9
Buchstabenschloß s. Kombinationsschloß
b‚selik (Maq®m) 75
Byzanz 76
C
Canterbury 33
caraboga (carabouhas, carabaccani, Blide) 97
ç®rg®h (Maq®m) 75
China, Gegengewichtsblide 97-98
China, Windmühle 34
China, Salpeter 99
Chlorit 104
cochlea (Schraubenpumpe) 16
Cristalleries de Sèvres 182
D
dabb®ba (Rammbock, beweglicher Geschützturm) 93,
137, 138
Damaskus (Dima·q) 20, 21, 68, 71, 102
Damaszenerstahl 96
Dampfkraft 37-38
D®r a·-·if®’ s. Krankenhaus
daulab (Rad an der Windmühle) 33
dauraq (Wasserkrug) 14
David-Kollection, Kopenhagen 58
daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n (Zahnradgetriebe) 40, 41
Dekorkunst, osmanisch 188
Dekormotive, osmanische 177
Dekorstil im europäischen Kunstgewerbe 178
Delft 202
Den Haag 202
D¬n®r 6
Dirham 6
Divriªi 70
Dochtzange (safawidisch, 11./17. Jh., Iran) 153
Donau 100
Doppelhenkelvase (Lobmeyer, Wien 1878) 188, 190
Drehbank 13
Druckausgleich, sensibler 51
düg®h (Maq®m) 75
Dulcimer (◊anfl‚r) 75
E
Edelsteine 9, 11
Edirne 74, 76, 84
Eimerketten-Schöpfwerk s. Schöpfeimerkette
Eisen 9, 10
Emailglas 181
Entfernungsregler 119, 134
Epitaphe der Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78
Europa 17, 22, 34, 61, 179, 199
Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem
Stil 177-203
Ewiges Licht s. Gottesleuchte
F
Fáng-Chéng (Stadt in China) 97
Feuer als Hilfsmittel zum Wasserpumpen 36
Feuerlanze (Waffe) 133
«Feuerrohr» (Waffe) 133
Feuerwaffe 94, 98-101
Feuerwerk 99
Flasche (øor®s®n, 5./11.-6./12. Jh.) 165
Flasche, klein (øor®s®n, 3./9.-5./11. Jh.) 165
Flasche, klein (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161
Flasche, klein (Syrien, umaiyadisch?) 164
Flammenwerfer (◊and‚q al-mu¿®safa bei az-Zardk®·)
124
Flaschenzug (an der Gegengewichtsblide mit Armbrust)
112
Flaschenzug (an der großen Gegengewichtsblide) 97, 108
Flaschenzug nach Taq¬yadd¬n 42
Fliesenfeld aus 4 Fliesen in Rahmen aus neuerer Zeit
(Minton, Hollins and Co., Stoke on Trent) 200
fuqq®‘a (Gefäß) 104
furq®‘a (Granatentyp) 105
G–©–π
Gabel (sasanidisch oder umaiyadisch, Nordiran) 143
Gabelblattranken (Dekormotiv) 180, 185, 187, 193, 197,
201
™arr al-a˚q®l («Ziehen von Gewichten», Flaschenzug)
42 n.
Gasel (∫azal), Anfangsvers auf einer Schale 194
Gegengewichtsblide s. Blide
Geisteskranke 69, 75
Gemeentemuseum, Den Haag 202
Geschützturm, beweglicher bzw. fahrbarer Rammbock
(dabb®ba) 93, 137, 138
Gewehr 100
Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern,
Nürnberg 182
Gewichte (antik) 156-157, 171
SACHBEGRIFFE
Glas, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203
Glasarbeit, maml‚kisch 178
Glasproduzenten, europäische 179
Glasschneider (safawidisch, 11./17. Jh.) 151
Göpelwerk, durch Zugtier getrieben (nach al-©azar¬)
25-26
Gold 9
Goldmalerei 179, 184
Golfe-Juan (bei Cannes) 203
Gottesleuchte (sir®™ All®h, Ewiges Licht, nach den
Ban‚ M‚s®) 46-47
Granada 101
Granate 101-105, 120-123
Granate mit chemischen Kampfstoffen 127
Greifbagger (zum Bergen von Gegenständen aus
Gewässern) 43-44
Griechisches Feuer 94, 98, 102
Guebwiller 201
∫ur®b («Rabe», Ring an der Waage von ‘AbdarraΩm®n
al-ø®zin¬) 6
Gußformen (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 173, 174
H–º–ø
Ωabba (Gewichtseinheit) 6
Hagia Sofia 76
al-Ωak¬m («der Richter» an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6
ºam® (Stadt in Syrien) 101
Handfeuerwaffe 133
Handgranaten 101-105
Handkurbel (an einer Schöpfeimerkette) 22
Harfe (çeng) 75
Hebel in Scherenform 35
Hebelgesetz 61
Hebelwagen 3
Hebevorrichtung, Greifbagger (zum Bergen von Gegenständen aus Gewässern) 43-44
Hebewerk mit Zahnradgetriebe 41
Heißluftturbine 39
hind®m an-naffl (Waffe) 100
Historisches Museum, Moskau 102
Historismus (europäische Stilepoche) 178, 192, 199
¿iz®na («Magazin» an einer Waffe) 100
Hochschule, Mustan◊ir¬ya-Hochschule in Bagdad 65-67
Hohlmaße, ägyptisch (ca. 19./20. Jh.) 15
øor®s®n, antike Objekte 144-145, 165, 171
øor®s®n, Tintenfaß 148
Hospitäler s. Krankenhäuser
Hsi®ng-Yáng (Stadt in China) 97
Huescar (I·kar bei Granada) 101
Humpen 192
UND
ORTSNAMEN
221
I – ‘I
ikr¬¿ (Röhrchen an der Granate) 120
‘Im®rat s. Armenküche
Infinitesimale Betrachtungsweise 3
Isfahan (I◊fah®n), antike Objekte 154, 175, 175
I·kar (Huesca bei Granada) 101
√stanbul bzw. Konstantinopel 18, 40, 76, 80, 88
Italien 11, 96
¡w®ne (Rundbogen-Hallen) 69, 74
√znik-Keramik 191, 198, 199
J
Jerusalem 102
Jugendstil 180, 199
Juwelierswerkzeug (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172
K
Kairo 71, 102, 179, 185
Kanone (midfa‘, mikΩala) 100, 101, 131-132
Kanonenschlag 99
g_límofti (qarasfl‚n) 3
kar®s¬ taΩtah® ‘a™al (Räderlafetten) 137
karr®z ·®m¬ («syrischer Krug»), Granate 103
K®·®n (im Iran) 205
Kelle und Haken (abbasidisch, Syrien 8-9. Jh.) 143
Keramik, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203
Keramik, √znik-Keramik 191, 198, 199
Keramik, osmanisch 199
Keramik, persisch (iranisch) 177, 202
Keramik, spanisch 185
Keramikfliesen europäischer Firmen 177
Khalili-Sammlung, London 58
kiz®n fuqq®‘ («Krüge») 105
Kochsalz 99
Köln 198
Kohle 99, 125
Kombinationsschloß (Buchstabenschloß, qufl yuqfalu
‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘™am) von al-©azar¬ 56-58
Konstantinopel s. √stanbul
Kopenhagen 58
Kosmetische Utensile (aus Anatolien, spätantik/byzantinisch?) 141
Krankenhäuser (architektonisch) 68-75
Krankenhaus (D®r a·-·if®’) von Sultan B®yez¬d II.
(Edirne) 74-75
Krankenhaus, N‚radd¬n-Krankenhaus (Damaskus) 68-69
Krankenhaus, Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo) 71-73
Krankenhaus der Prinzessin T‚r®n (Divriªi) 70
«Kranz des Hiero» (Krone des Hiero von Sizilien) 9
Kreuzzüge 126
2 2 2
I N D E X
Kriegslisten (Ωiyal) 93
Kriegsschiffe mit Sprensätzen 123
Kriegstechnik 93-138
Krug mit zwei Gläsern (Lobmeyr, Wien um 1885) 195
Krug, zylindrisch mit Henkel (Lobmeyer, Wien um
1875) 192
Kunstgewerbemuseen, europäische 177, 179, 185
Kunstgewerbemuseum, Berlin 188 n., 198
Kupfer 9
L
Lampe (frühislamisch, Westanatolien) 162
Lampe (umaiyadisch, Syrien) 158
Lampe, Hängelampe (umaiyadisch?, Syrien) 163
Langhalsvasen (Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh.) 178, 197
Langhalsvasen aus China 197
Langhalsvasen, mamlukisch (14. Jh.) 181
laulab (Winde an der Armbrust) 94
Laute (‘‚d) 75
Ledermodel (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172
Leuchte, die auch bei heftigem Wind nicht erlischt
(nach den Ban‚ M‚s®) 45
Leuchte, Gottesleuchte (sir®™ All®h nach den Ban‚
M‚s®) 46-47
Leuchtturm von Alexandria 102
Limoges 183
Löffel, flach (øor®s®n 11.-15. Jh.) 144
Löffel, flach (sasanidisch oder umaiyadisch 7.-8. Jh.,
fiabarist®n) 146
Löffel, tief (øor®s®n 11.-15. Jh.) 145
London 7, 58, 203
Lot mit Spule (seldschukisch 12. Jh., Ostanatolien) 152
Lungenkreislauf 73
M
Maastricht 58
Madfaa (Feuerwaffe) 133
Madrasa (Akademie) am Krankenhaus von Sultan
B®yez¬d II. (Edirne) 74
Madrasa (Akademie) am Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo)
71, 72, 73
Madrasa (Medrese) an der ⁄ehz®de-Moschee (Istanbul)
78
Madrasa (Medrese) an der Sulfl®n AΩmed-Moschee
(Blaue Moschee, Istanbul) 89
Madrasa s. Mustan◊ir¬ya-Hochschule
Mailand 24, 38
Makamen (Maqam®t, musikalische Modi) 75
Maml‚kische Kunst 201
Maml‚kische Langhalsvasen 181
Maml‚kische Metall- und Glasarbeiten 185
Maml‚kische Moscheeampeln 179
man™an¬q, pl. man™®n¬q®t, man®™n¬q (Steinwurfmaschine, Blide) 93, 97, 98, 100, 137
man™an¬q f®ris¬ («persische Gegengewichtsblide») 112
man™an¬q ifran™¬ («europäische Wurfmaschine») 107
man™an¬q sulfl®n¬ («Herrscherblide») 106
man™an¬q az-ziy®r 108, 110
Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n (Schöpfwerk in a◊-—®liΩ¬ya,
Damaskus) 20-21
al-Man◊‚ra (Ort in Ägypten) 94, 102
al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ s. Qal®w‚n-Krankenhaus
marm® (Maueröffnungen in Form von Schießscharten
an der Windmühle) 33
ma·‘al n®r 102
Mausoleum s. Türbe
Meandermotiv (auf einer Vase, um 1880) 193
Medizinische Instrumente (antik, Anatolien, Persien,
Syrien) 143
Medizinische Instrumente (umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142
Medrese s. Madrasa
Messing (·abah) 9
Meßinstrumente 3-14
Metalle 6, 9, 11
Metallarbeiten, syrische 184
Metropolitan Museum, New York 185 n.
Meudon (Ort bei Paris) 182, 182 n.
midfa‘ s. Kanone
miΩbara (Tintenfäßchen, sal™‚qisch 6./12. Jh.) 148
miΩwar (Achse an der Hebelwaage) 3
mikΩala s. Kanone
miqy®s al-m®’¬y®t fi ˚-˚iq®l wa-l-¿iffa (Aräometer zur
Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten) 12-14
mi˚q®l (Gewichtseinheit) 6, 10, 14
m¬z®n al-ar¥ (ballistisches Nivelliergerät an der großen
Gegengewichtsblide) 108, 135
m¬z®n Ar·im¬dis 4
m¬z®n al-Ωikma («Waage der Weisheit», vollendet von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6
m¬z®n al-Ωikma (‹Waage der Weisheit›, entwickelt von
Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5
m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d (ballistischer Gradmesser an
Gegengewichtsbliden) 134
m¬z®n flab¬‘¬ (‹physikalische Waage› bei Ab‚ Bakr arR®z¬) 4
Mörser (ägyptisch, spätes 20. Jh.) 149
Mörser (osmanisch, 18. Jh.?) 147
Mörser (sal™‚qisch, N¬·®p‚r) 147
Model (18. Jh., ∞¬r®z) 174
Momentberechnung 61
Mongolen in Ba∫d®d (1258) 65, 67
Moschee 76-90
Moschee, AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70
Moschee, B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80
Moschee, ⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79
SACHBEGRIFFE
Moschee, Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne)
84-87
Moschee, Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii,
√stanbul) 80-83
Moschee, Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee,
√stanbul) 88-90
Moscheeampeln, ägyptisch 179
Moskau 102
Mosul 30
mu™annaΩ («geflügelt», Schale an der Waage von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6
munaqqal («verschiebbar», Schale an der Waage von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6
Muqarna◊ (in der Architektur) 69
Musée de l’Armée (Hôtel National des Invalides) in
Paris 95, 96
Musée de Cluny, Paris 185 n.
Musée du Louvre, Paris 203
Musée Florial, Guebwiller 201
Musée National Adrien Dubouché, Limoges 183
Museo Nazionale della Scienza e della Tecnica, Mailand 38
Museum für Angewandte Kunst, Köln 198
Museum für islamische Kultur und Kunst, Ba∫d®d 67
Musiktherapie bei Geisteskranken 75
Mustan◊ir¬ya-Hochschule (al-Madrasa al-Mustan◊ir¬ya)
in Ba∫d®d 65
N
Nadel (medizinisches Instrument, umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142
Näpfchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161
Nancy 180
Naphta (naffl), Petroleum 98, 99, 101, 125
Naphtalampen an einer Vorrichtung zum Heben des
Wassers 36
narm®‰a™ (Scharnier) 43
Nationalmuseum, Warschau 183
n®‘‚ra (noria, Schöpfrad) 23
Neh (Ort in S¬st®n) 34
Neorenaissance 196
nev® (Maq®m) 75
New York 185 n.
Nimrud (bei Ninive) 138
Nishapur (N¬·®p‚r), antike Objekte 143, 147, 148, 158,
159, 160, 161, 163, 164, 166, 170, 172, 173, 174
Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen Gegengewichtsblide 108, 135
Nizza 183
Nockenwelle 28
Nürnberg 180
Nürnberger Schere 35
N‚radd¬n-Krankenhaus (al-B¬m®rist®n an-N‚r¬) in
Damaskus 68-69
UND
ORTSNAMEN
223
O
Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien
180, 181, 184, 184 n., 185, 186 n., 188 n., 197
onager (römische Wurfmaschine) 115
Osmanische Dekorkunst 188, 199
Osmanische Fliesenkeramik 199
Osmanische Sultane 177
P
Paddelrad (an der Schöpfeimerkette) 20
Palmettblüten (Dekor auf einem Teller) 184
Panflöte (m‚s¬q®r) 75
Panzerwagen mit Rammbock (zaΩΩ®fa) 93, 137-138
Parfum 103
Paris 95, 96, 179, 182 n., 183, 185 n., 201, 203 n.
Pavia 17
Pech 99
Perpetuum mobile 60-61
Persien, Windmühlen 32
Persisch-indische Kunst 191
Petersdorf (in Schlesien) 180, 189
Petraria 96
Petroleum s. Naphta
phao (Blide, aus dem arabisch-islamischen
Kulturraum in China eingeführt) 97
Physik 3-61
«Physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬, bei Ab‚ Bakr arR®z¬) 4
Pigmentnapf (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 166
Pinzetten (umaiyadisch-frühabbasidisch) 142
Pinzetten (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142
Platte «im arabischen Stil» (Lobmeyr, Wien 1878) 185
Pokalglas (Pfulb & Pottier 1877) 178, 183
Pompeji 17
Projektile, Gußformen (3./9.-6./12. Jh., N¬·®p‚r?) 174
Proportionalität (Archimedes) 3
Pumpe mit sechs Kolben von Taq¬yadd¬n (1553) 28-29
Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben nach al-©azar¬
27
Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben bei A. Ramelli
29
Pyknometer bei al-B¬r‚n¬ 10, 11
Pyknometer bei J. H. Geißler 11
Pyknometer bei W. Hornberg 11
Pyramidenbau 17
Q
qabb®n (Schnellwaage) 4 n.; s. auch Schnellwaage
Qal®w‚n-Krankenhaus (al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬) in Kairo 71-73
qar®bu∫®, caraboga («schwarzer Stier», Blide) 97
2 2 4
I N D E X
al-qarasfl‚n (römische Waage) 3
q®r‚ra («Krug») = Granate (bei ºasan ar-Ramm®Ω)
103, 121
q®r‚rat naffl 102
qa◊aba (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3
qaus al-‘aqq®r (Windenarmbrust?) 94
qaus bi-l-laulab (Windenarmbrust) 94, 113
qaus al-yad (Handarmbrust) 94
qaus az-ziy®r (große Armbrust) 94, 95
qaus az-ziy®r bi-l-laulab (Wallarmbrust) 114
qidr («Topf»), Granate 120
al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa 127
qis¬y hind¬ya («indische Bogen») 96
Quecksilber 9, 51, 61, 103, 104
Quecksilberuhr, spanisch-arabisch 51
qufl yuqfalu ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f
al-mu‘™am (Buchstabenschloß von al-©azar¬) 56-58
qund®q (Zielmechanismus an der Kanone) 131
Quflb¬ya-Gebäude, Kairo 71 n.
R
raΩ® (Windmühle) 32-34
Rakete 99
Rakete, osmanisch 128-130
Rakete (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω)
125-126
Rammbock, fahrbarer (dabb®ba) 93, 137, 138
r®st (Makam) 75
rafll (Gewichtseinheit) 41
Ringsteine (18.-19. Jh., Iran) 168
Römische Waage (qarasfl‚n) 3
Rohrflöte (n®y) 75
Royales de Sèvres 182
Rückkopplungskontrolle 51
rumm®na (Laufgewicht an der Hebelwaage) 3
rumm®na saiy®ra, rumm®nat ta‘d¬l (Lauf- und Ausgleichsgewicht an der Waage von ‘AbdarraΩm®n alø®zin¬) 6
S–∞–⁄–—
·abah (Messing) 9
a◊-—®liΩ¬ya (Stadtteil von Damaskus) 20
Salpeter 99, 100, 102, 125
◊and‚q al-mu¿®safa (Flammenwerfer bei az-Zardk®·)
124
s®qiya (Schöpfrad) 23
Sarcocolla (Baumharz) 98
Sasaniden, sasanidisches Persien 93, 94, 96
saflr al-‘adad al-mustaw¬ (am Aräometer) 13
s®z-Motiv (osmanisch) 193
Schale (Ph.-J. Brocard, Meudon 1867) 182
Schale (Th. Deck, Paris um 1870), flache quadratische
Schale mit eingezogenen Ecken 199
Schale (vermutlich Lobmeyer, Wien um 1880) 194
Schalen (flach) mit breitem, abgeflachtem Rand (Th.
Deck, Paris um 1865) 201
Schalen, osmanisch 150
Schalenrad 20
Scharnier (narm®‰a™) 43
Schere (medizinisches Instrument, umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142
Schießpulver (b®r‚d) 94, 99, 100, 102, 105
Schiffsmühle (‘araba) 30-31
Schlangenbeschwörer an einem Unterhaltungsautomaten von al-Mur®d¬ 51-52
Schmiege (aus dem Ma∫rib) 152
Schnellwaage (qabb®n) 3, 4 n.
Schöpfeimerkette 19-22
Schöpfrad s. Tympanum
Schraubenpumpe 16-18
Schröpfköpfe (aus dem Ma∫rib) 152
Schröpfköpfe (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 159, 161
«Schwarzer Stier» s. qar®bu∫®
Schwefel 98, 99, 125
Science Museum, London 7
seg®h (Maq®m) 75
⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79
Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne) 84-87
Sicherheitsschloß s. Buchstabenschloß
Siegel (6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170
Siegel (seldschukisch, 6./12. Jh., N¬·®p‚r) 151
Siegel (13./19. Jh., øor®s®n) 171
Siegel, Glas-Siegel (umaiyadisch etc.) 169
Siegelringsteine (Zand/Q®™®r, Iran) 168
Si™ilm®sa 100
Si™ist®n (S¬st®n, Nordostpersien) 32, 33, 34
Silber 9
sir®™ All®h («Gottesleuchte», Ewiges Licht nach den
Ban‚ M‚s®) 46-47
∞¬r®z 196
S¬st®n s. Si™ist®n
Sivas 70
Spanisch-maurische Kunst 182, 183
Spatel (frühislamisch, Nordanatolien) 143
Spezifisches Gewicht, Bestimmung des spezifischen
Gewichts 6, 9-14
Spezifisches Gewicht von Flüssigkeiten
Springbrunnen von al-©azar¬ 53-55
St. Servaas, Maastricht 58
Stachelviola (kem®n) 75
Stangengläser, syrische (7./13. Jh.) 183
Steinwurfmaschine, Steinschleuder, Blide (man™an¬q)
93, 97, 98
Steinwurfmaschine der Griechen und Sasaniden 96
Stempel, Brandstempel des ägyptischen Ordnungsamtes
15
SACHBEGRIFFE
Stempel, Waren- oder Zollstempel (1725, Kirm®n·®h?)
176
Stempel, Zeugdruckstempel (19. Jh., Isfahan) 175
Sternflechtmedaillon auf Pokalglas (Pfulb & Pottier,
Paris und Nizza 1877) 183
Sternmotiv (Dekor) 185
Stiftungsurkunde des Krankenhauses (D®r a·-·if®’) von
Sultan B®yez¬d II. (Edirne) 75
Stiftungsurkunden des Qal®w‚n-Krankenhauses (Kairo)
73
Stoke on Trent 200
Stuttgart 183
Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii, √stanbul)
80-83
◊ufr (Bronze) 9
Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, √stanbul) 88-90
S‚ng Dynastie 97
s‚zin®k (Maq®m) 75
Syrien 143, 182
Syrische Stangengläser (13. Jh.) 183
T–fi
fiabarist®n, antike Objekte 143, 146
afl-flaiy®r al-ma™n‚n (Torpedo oder Rakete bei ºasan arRamm®Ω) 125-126
Tarragona 33
Technik 3-61
Teller (Th. Deck, Paris um 1860/65) 178, 198
Teller (Lobmeyr, Wien 1878) 184
Teller mit Boteh-Muster (Lobmeyr, Wien 1878/79) 186
«Testudo» (Schraubenpumpe bei K. Kyeser) 17
Tigris 30
Tintenfäßchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 162
Tintenfäßchen (miΩbara), seldschukisch (6./12. Jh.) 148
Tintenfaß (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 163
Tintenfaß (N¬·®p‚r, 6./12.-7./13. Jh.) 167
Torpedo (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω)
125-126
trebuchium (Gegengewichtsblide) 107
Tretrad (an der Schraubenpumpe) 17
Tretrad (an der großen Gegengewichtsblide) 108
Trichter (frühabbasidisch, Syrien) 159
Trichter (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 160
Trinkgefäß, das Staunen erregt (nach den Ban‚ M‚s®) 48
Tripoli (Libanon) 102
Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78
Türbe an der Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee,
√stanbul) 89
Türbe des Sultans Süleym®n (√stanbul) 82
Türschloß mit vier Riegeln (von al-©azar¬) 59
Tunca (Fluß) 74
t‚t¬y® (Zinkoxid) 148
Tympanum (trommelartiges Schöpfrad) 23-24
UND
ORTSNAMEN
225
U
Unendlich klein, Begriff des unendlich Kleinen 3
Unterhaltungsautomat von al-Mur®d¬ 51-52
V
Vase (Ph.-J. Brocard, Paris 1869) 180
Vase (Heckert, Petersdorf in Schlesien, 1879 bis um
1900) 178, 189
Vase (Lobmeyr, Wien um 1878) 187
Vase (Lobmeyr, Wien um 1880) 193
Vase in Form einer Moscheeampel (vermutlich französisch, 2. Hälfte 19. Jh.) 179
Vase in Form eines persischen oder syrischen Gießgefäßes (De Porceleyne Fles, Delft) 178, 202
Vase in Form eines Wasserbeckens (Clément Massier,
Golf-Juan 1892) 203
Vase und Henkelkrug mit Goldnetzdekor (Lobmeyr,
Wien um 1875) 196
Vase, Paar gleicher Vasen (Lobmeyr, Wien Ende 19.
Jh.) 178, 197
Vase s. auch Doppelhenkelvase, Langhalsvase
Ventil, kegelförmiges 51
Verzögerungssystem 51
Victoria und Albert Museum, London 203 n.
Vorrichtung zum Heben des Wassers mittels Feuer 36
Vorrichtung zum Heben von Gegenständen aus Gewässern (Greifbagger) 43-44
W
Waage, Waagen 3-14
Waage aus Ägypten (ca. 13./19.-14./20. Jh.) 7
Waage, Goldwaagen-Set (osmanisch?) 155
Waage, Goldwaagen-Set (q®™®risch, I◊fah®n) 154
Waage, numerische Bestimmungen des spezifischen
Gewichtes 9-11
Waage, osmanisch (aus √stanbul) 8
Waage, «physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬ bei Ab‚
Bakr ar-R®z¬) 4
«Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, vollendet von
‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6
«Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, entwickelt von
Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5
Warschau 183
Wasser, Beschaffenheit und Temperatur 10
Wasserbecken (Iran, Ägypten) 203
Wassermischer (Automat zum abwechselden Spenden
von heißem und kaltem Wasser nach den Ban‚
M‚s®) 49-50
Wasserrad 16, 20, 23, 24, 27, 28, 20
2 2 6
I N D E X
Wasserschöpfwerke bzw. -pumpen s. auch Gölpelwerk,
Pumpe, Pumpwerk, Schöpfeimerkette, Schraubenpumpe, Tympanum, Vorrichtung zum Heben des
Wassers
Weinstein 98
Weltausstellungen 177, 181, 203
Wien 179, 180, 181, 184, 184 n., 185, 190, 192, 193,
194, 195, 196, 197
Windenarmbrust (qaus bi-l-laulab) 94-96, 113
Windmühle (raΩ®, pl. arΩ®) 32-34
Windmühle, Abbildung im Canterbury Psalter (1270)
33
Windmühle, Abbildung bei al-Dima·q¬ 33
Windmühle, Abbildung bei Veranzio 34
Winkelmesser (an der großen Gegengewichtsblide) 108
Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 183
III. B ü c h e r t i t e l
Y
Yaz¬d (Fluß in Syrien) 20
Yeni Cami, √stanbul 177
Z
zaΩΩ®fa (Panzerwagen mit Rammbock) 93, 137-138
Zahnradgetriebe (daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n) 40, 41
Zangen, medizinisch (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142
Zangen, zahnmedizinisch 153
zeng‚le (Maq®m) 75
Zinn 9
az-ziy®r (Blide) 110
Zündstahle (zum Funken Schlagen, ◊afawidisch 11./17.
Jh.) 151
Zugkraftblide s. Blide
Zylindrischer Flaschenzug (nach Taq¬yadd¬n) 42
C
Codex Atlanticus (Leonardo da Vinci) 39
A – ‘A
al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® (Ban‚ M‚s®) 30
K. al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t fi l-Ωur‚b
(anon.) 93
al-An¬q fi l-man®™n¬q (Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·) 97,
100, 106, 107, 108, 110, 111, 113, 120, 124, 127,
131, 132. 134, 135, 136, 137, 138
K. al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r (al-Mur®d¬) 51, 52
B
Bellicorum instrumentorum liber (Giovanni Fontana)
55, 126, 138
Bellifortis (Konrad Kyeser) 17, 115, 116, 117, 118, 126
Bibliotheca historica (Diodorus Siculus) 16
La Bilancetta (Galileo Galilei) 11
D
K. ad-Dabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-lmak®yid (anon.) 93
De architectura (Vitruvius) 16, 17, 19
De ingeneis (Mariano Taccola) 31, 61
De re metallica (Georgius Agricola) 22
De nobilitatibus sapientiis et prudenciis regum (Walter
of Milimete) 132
De subtilitate (Geronimo Cardano) 17
Le diverse ed artificios machine (Agostino Ramelli) 29
F
Fihrist (Ibn an-Nad¬m) 93
K. al-Fur‚s¬ya wa-l-man®sib al-Ωarb¬ya oder K. alFur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d (ºasan ar-Ramm®Ω) 97,
99, 103, 105, 109, 121, 123, 125, 127
B Ü C H E R T I T E L
G–©
al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal an-n® fi‘ f¬ ◊in®‘at alΩiyal (al-©azar¬) 20, 25, 26, 27, 53, 54, 56, 57, 58
al-©®mi‘ li-mufrad®t al-adwiya wa-l-a∫‰iya (Ibn alBaifl®r) 99
©®mi‘ at-taw®r¬¿ (Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h) 109
Geographica (Strabo) 16, 17
227
N
Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr (∞amsadd¬n
ad-Dima·q¬) 33
Nuzhat al-muqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain (Ibn aflfiuwair) 94 n.
P
H
Histoire du roy saint Loys (Jean de Joinville) 94 n.
K. al-ºiyal (Ban‚ M‚s®) 43, 45, 46, 47, 48, 49
Psalmenbuch (Canterbury 1270) 33, 34
Q
K. al-Qarasfl‚n (˘®bit b. Qurra) 3
I – ‘I
al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla (Ibn al-øafl¬b) 101
Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n (Ab‚ º®tim alMu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬) 5
R
ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r (al-ºimyar¬) 33
ar-RiΩla (Ibn ©ubair) 68
K
S
Kanz al-aflibb®’ s. K. al-Muqaddim®t
SeyâΩatnâme (Evliy® Çeleb¬) 75, 128
K. as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k (al-Maqr¬z¬) 97 n.
L
Liber ignium ad comburendos hostes (Marcus Græcus?)
98, 99
M
Machinæ novæ (Fausto Veranzio) 31, 34
Le machine (Giovanni Branca) 38
al-Ma¿z‚n f¬ ™am¬‘ al-fun‚n (anon., 8./14. Jh.?) 100,
121, 133
al-Maq®m®t (al-ºar¬r¬) 23, 24, 65, 159
al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r (alMaqr¬z¬) 71 n., 72 n., 94 n., 102
M¬z®n al-Ωikma (al-ø®zin¬) 3, 4 n., 6, 10 n., 12, 12 n.,
13 n., 14 n.
al-Mu¿tara‘ fi fun‚n a◊-◊una‘ (al-Mu˙affar Y‚suf b.
‘Umar) 105
K. al-Muqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ (Ibn
Ba¿tawaih) 100
Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar (al-Mas‘‚d¬)
32 n.
T–fi
Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b
(Mur¥® afl-fiars‚s¬) 94, 95, 97 n., 111, 112, 113, 114
Ta’r¬¿ (Ibn øald‚n) 100 n.
Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m (al-Baihaq¬) 5 n.
Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k (afl-fiabar¬) 32 n., 137 n.
afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya (Taq¬yadd¬n)
28, 37, 41, 42
U
Umm al-∫az® (‘Al¬ §∫®) 129
‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’ (Ibn Ab¬ U◊aibi‘a)
100
al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq (anon.) 98 n.