Wissenschaft und Technik im Islam V
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Wissenschaft und Technik im Islam V
W i s s e n s c h a f t u n d Te c h n i k im Islam V Veröffentlichungen des Institutes für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften Herausgegeben von Fuat Sezgin Wissenschaft und Technik im Islam V 2003 Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main WIS S ENSCHAF T UND TECHNIK IM I S L AM Band V K A TA L O G D E R I N S T R U M E N T E N S A M M L U N G DES INSTITUTES FÜR GESCHICHTE DER ARABISCH-ISL AMISCHEN WISSENSCHAFTEN von Fuat Sezgin in Zusammenarbeit mit Eckhard Neubauer 10. P H Y S I K U N D T E C H N I K 11. A R C H I T E K T U R . 12. K R I E G S T E C H N I K 13. A N T I K E O B J E K T E 2003 Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ISBN 3-8298-0072-X (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. I-V) ISBN 3-8298-0071-1 (Wissenschaft und Technik im Islam, Bd. V) © 2003 Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften Westendstrasse 89, D-60325 Frankfurt am Main www.uni-frankfurt.de/fb13/igaiw Federal Republic of Germany Printed in Germany by Strauss Offsetdruck D-69509 Mörlenbach Inhaltsverzeichnis Kapitel 10: Physik und Technik . . . . . . . . . . . . . 1 Waagen und Meßgeräte . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Pumpwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Diverse Apparate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Automaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Schlösser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Perpetua mobilia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Kapitel 11: Architektur . . . . . . . . . . . . . . 63 Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Hospitäler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Moscheen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 Kapitel 12: Kriegstechnik . . . . . . . . . . . . . . . 91 Einleitung . . . . . . Bliden und Armbruste Granaten und Raketen Feuerwaffen . . . . . Kriegsmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 . . . . . . . . . . 106 . . . . . . . . . . 120 . . . . . . . . 131 . . . . . . . . . 136 Kapitel 13: Antike Objekte . . . . . . . . . . . . . . . 139 Objekte aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Stein . . . . 141 Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil 177 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . Indices . . . . . . . . . . . . . . . I. Personennamen . . . . . . . . . II. Ortsnamen und Sachbegriffe III. Büchertitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 214 214 219 226 Kapitel 10 P h y s i k u n d Te c h n i k Waagen «Die im Altertum und Mittelalter vorkommenden Wagen sind sämtlich Hebelwagen und bestehen aus einem um eine horizontale Achse (miΩwar) drehbaren Balken (‘am‚d, auch qa◊aba), einem Hebel, dessen Schwerpunkt unterhalb der Achse gelegen ist. An dem einen Arm des Balkens wird der zu wägende Gegenstand (die Last) und an dem anderen die ihn wägenden Gewichte, meist in Schalen, aufgehängt. Dabei können die Arme gleichlang sein oder nicht; man hat dann die gleicharmige oder die ungleicharmige Wage.» 1 «Bei der theoretischen Behandlung der Wage kommt zunächst in Betracht die Definition des schweren und leichten Körpers, die Bestimmung des Schwerpunktes, diejenige des stabilen, labilen und indifferenten Gleichgewichtes, die durch die gegenseitige Lage von Schwerpunkt und Unterstützungspunkt gegeben ist, die Untersuchung der Frage, ob es von Einfluß ist, ob die Gewichte am Hebelarm selbst angreifen oder an mit diesem verbundenen Stäben, die senkrecht zum Balken stehen und gegen ihn geneigt sind.»2 Daß die Araber vor dem Islam und im Frühislam eine funktionierende Form der Waage besaßen, steht außer Zweifel. Sie machen auch kein Hehl daraus, daß sie die theoretische Betrachtung der Waage von den Griechen übernommen haben. Der Literat und Naturphilosoph al-©®Ωi˙ nennt in der Mitte des 3./9. Jahrhunderts unter den von den Griechen ererbten Gegenständen die Schnellwaage oder römische Waage (qarasfl‚n).3 al-Qarasfl‚n (karistíwn) «ist ein zweiarmiger, ungleicharmiger Hebel, dessen Schwerpunkt unter dem Unterstützungspunkt liegt. Der zu wägende Gegenstand, die Last G1, befindet sich an dem kürzeren Arm im Abstand l1 vom Drehpunkt; das zum Wägen dienende Gewicht G2, das Laufgewicht (rumm®na), ist auf dem längeren Arm verschiebbar. Tritt Gleichgewicht ein bei einem Abstand l2 , 1 Eilhard Wiedemann, Artikel Δarasfl‚n, in: Enzyklopädie des Isl®m, Bd. 2, Leiden und Leipzig 1927, Sp. 810b. 2 Ebd., Sp. 811a. 3 Kit®b al-ºayaw®n, ed. ‘Abdassal®m H®r‚n, Bd. 1, Kairo 1938, S. 81; E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811b. 4 E. Wiedemann, a.a.O. Sp. 811a. so ist G1. l1 = G2 . l2 oder G1 : G2 = l2 : l1, d.h. die Gewichte G1 und G2 verhalten sich beim Gleichgewicht umgekehrt wie die Abstände l1: l2.»4 Der Satz über die Proportionalität, der allem Anschein nach erstmals von Archimedes formuliert wurde, scheint im arabisch-islamischen Kulturkreis vom 3./9., vielleicht bereits vom 2./8. Jahrhundert an in seiner vollen Bedeutung erkannt worden zu sein. Zwar sind die arabischen Werke, die im 3./9. Jahrhundert dazu geschrieben wurden, bis auf wenige verloren, doch gehört zu den der Forschung bisher bekannt gewordenen Überresten der Gattung einer ihrer bedeutendsten Vertreter. Es ist das Kit®b al-Qarasfl‚n5 von ˘®bit b. Qurra (gest. 288/901), einem der größten Gelehrten des arabisch-islamischen Kulturbereichs.6 Wie viele seiner Schriften fand auch dieses Buch von ˘®bit b. Qurra im Abendland in lateinischer Übersetzung eine beträchtliche Nachwirkung, auch wenn die bedeutendste Leistung des Autors durch die Ungenauigkeit der Übersetzung dem Leser entgeht. Es ist seine Beweisführung, die in ihrer Schlußfolgerung zum Begriff des unendlich Kleinen führt, eine infinitesimale Betrachtungsweise, die den Alten noch unbekannt war.7 Die weitere Entwicklung der theoretischen Behandlung und der praktischen Erfolge in der Beschäftigung mit der Waage im arabisch-islamischen Bereich bis zum Beginn des 6./12. Jahrhunderts läßt sich dank der uns erhaltenen ausgezeichneten Schrift über m¬z®n al-Ωikma, die «Waage der Weisheit», von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬ 5 Ferdinand Buchner, Die Schrift über den Qarastûn von Thabit b. Qurra, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 52-53/1920-21/141-188 (Nachdruck in: Islamic Mathematics and Astronomy, Bd. 21, Frankfurt 1997, S. 111-158); Khalil Jaouiche, Le livre du qarasfl‚n de ˘®bit ibn Qurra. Étude sur l’origine de la notion de travail et du calcul du moment statique d’une barre homogène, Leiden 1976. 6 F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S. 260 -263; Bd. 5, S. 26 4 -272; Bd. 6, S. 163 -170. 7 F. Buchner, a.a.O. S. 162-163 (Nachdruck, a.a.O. S. 132133). 4 T E C H N I K m¬z®n Ar·im¬dis nach al-ø®zin¬ (aus Th. Ibel, Die Wage S. 52). (schrieb 515/1121) verfolgen.8 Das Buch vermittelt auch eine recht gute Übersicht über die vorausgegangene Literatur zum Thema. Zunächst beschreibt al-ø®zin¬ eine als archimedisch bezeichnete Waage (m¬z®n Ar·im¬dis).9 Es ist «eine gewöhnliche gleicharmige Wage mit zwei gleichen Schalen, die linke für das Gold, die rechte für das Silber. Auf dem rechten Arm verschiebt sich zur Herstellung des Gleichgewichtes ein Gewicht.»10 Das richtungweisende Moment für eine kontinuierliche Entwicklung sowohl auf technischem als auch auf literarischem Gebiet war die Untersuchung von Gold, Silber und weiteren Metallen sowie ihrer Legierungen. Die diesem Zweck dienenden Waagen mit verschiebbaren Schalen und Laufgewichten, die sicherlich in archimedischer Tradition standen, führten zum Begriff der «physikalischen Waage» (m¬z®n flab¬‘¬). Möglicherweise war der Mediziner und Naturphilosoph Ab‚ Bakr MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ (gest. 313/925) 11 der erste in der islamischen Welt, welcher damit gearbeitet hat. 8 Nicolas Khanikoff, Analysis and extracts of Kit®b M¬z®n alΩikma [arabisch im Original] «Book of the Balance of Wisdom», an Arabic work on the water-balance, written by al-Khâzinî, in the twelfth century, in: Journal of the American Oriental Society (New Haven) 6/1860/1-128 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 1-128); Thomas Ibel, Die Wage im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1908, S. 73 162 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frankfurt 2001, S. 77-166); C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 902. Der Text wurde nach einer Handschrift einer Moschee in Bombay herausgegeben in Haidarabad 1940 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 47, Frankfurt 2001, S. 219-510). 9 M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 78-79 (Nachdruck, a.a.O. S. 392-395). 10 Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 51 (Nachdruck, a.a.O. S. 55). Die von ar-R®z¬ beschriebene «physikalische Waage». 12 (aus Th. Ibel, Die Wage S. 154). 11 s. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S. 274-294; Bd. 4, S. 275-282, 345; Bd. 5, S. 282, Bd. 6, S. 187-188, Bd. 7, S. 160, 271-272. 12 al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad S. 83, Nachdruck S. 386) zitiert ar-R®z¬’s Beschreibung folgendermaßen: «Bei der Bestimmung eines jeden Körpers und seines [Gewichts] Überschusses über einen anderen und bei der Ermittelung dieser Eigenschaft durch die physikalische Wage nimmt man eine möglichst sorgfältig geprüfte Wage; unter dem Ausdruck ‹sorgfältiges Prüfen der Wage› versteht man, daß man zwei Wagschalen nimmt, die ein gleiches Volumen Wasser fassen und sie dem Gewichte nach gleich macht, und zwar dadurch, daß man sie auf der Außenseite mit der Feile abfeilt, nicht dadurch, daß man etwas von ihr abschneidet, da man sonst das Fassungsvermögen verringern würde. Sind beide Schalen gleich, so nimmt man einen gleichmäßigen sorgfältig geprüften Balken; der ganze Balken hat die Gestalt des qabb®n (Schnellwage), der konvex gemacht ist. Dann hängt man an ihm die eine Schale auf. Der zweiten Schale weisen wir ihren Ort am Ende des Balkens an, dieser wird mittelst des Ringes durch das Ende des Fadens an dieser Schale herabgezogen. Der Ring hat eine Spitze.» (Übers. Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 153; Nachdruck, a.a.O. S. 157). «In der linken Wagschale steht ‹Schale des Silbers, sie ist fest› in der rechten ‹Schale des Goldes, sie ist beweglich› ... In die feste kommt die zu bestimmende Substanz, in die bewegliche ein ihr gleiches Gewicht. Die feste Schale wird nun in das Wasser getaucht und die bewegliche so lange, etwa bis h, verschoben, bis die Wage wieder in Ruhe ist. Hat man dann einmal den Punkt a bezw. b festgesetzt, an dem sich die Schale bei Anwendung von reinem Silber bezw. reinem Golde befindet, so läßt sich leicht der Gehalt der Legierung bestimmen. Ist nämlich bei dem Versuche mit der Legierung die Schale in h, so ist das Verhältnis der Menge Goldes zu jener des Silbers wie ah : hb» (Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck, a.a.O. S. 158). al-ø®zin¬ (arab. Text Haidarabad zwischen S. 86 und 87, Nachdruck S. 380) gibt eine zweite Abbildung von ar-R®z¬’s Waage. Sie zeigt offenbar die alternative Verwendung von Eisengewichten (vgl. Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 154; Nachdruck, a.a.O. S. 158). W A A G E N & 5 M E S S G E R Ä T E «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma) E D F G B A K J H Die «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma) von al-ø®zin¬, nach Enzyklopädie des Islam, Bd. 3, Sp. 611 (Art. m¬z®n). Unser Modell: Gesamthöhe: 135 cm. Messing, teilweise vergoldet, mit Verzierungen. Momentenarm mit gravierter Millimeter-Skala und Zahlen, Länge: 98 cm. 5 vergoldete Waagschalen nebst Gewicht. (Inventar-Nr. E 1.01) Als höchste Stufe in der Entwicklung der Waage erweist sich die eigentliche «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma), die gegen 500/1115 von Ab‚ º®tim al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬13 entwikkelt und von seinem Zeitgenossen ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬14 vervollkommnet wurde. 13 s. al-Baihaq¬, Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m, Damaskus 19 46, S. 125-126; C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 856. Sein Buch über Waagen mit dem Titel Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n ist in einer unvollständigen Handschrift erhalten, Kairo, D®r al-kutub almi◊r¬ya, riy®¥. 1021 (9 ff.). «Dem Wagbalken A (s. Abb. u.) gibt al-ø®zin¬ eine Dicke von 6 cm und eine Länge von 2 m. In der Mitte ist er durch ein Stück C verstärkt, offenbar um eine Durchbiegung an dieser Stelle zu vermeiden. Dort ist ein Querstück B (‘ar¬¥a) eingelassen. Ihm steht ein ebensolches Querstück F am unteren Teil der Schere gegenüber, in der die Zunge D, die etwa 1/2 m lang ist, spielt.» 14 C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 902. 6 T E C H N I K «Das obere Querstück E ist an Ringen an einem Stab, der irgendwie befestigt ist, aufgehängt. An genau gegenüberstehenden Stellen der Querstücke B und F sind Stifte oder kleine Löcher angebracht, an denen Fäden angebunden oder durch die solche hindurchgezogen sind. Man umgeht dadurch die Reibung an einer Achse, die bei dem großen Gewicht des Balkens recht beträchtlich ist. Der unter der Mitte unter dem Wagbalken sichtbare Knopf dient dazu, die Zunge an den Balken zu befestigen oder, um sie gerade zu richten, herauszunehmen. Die Zunge hat dazu an ihrem unteren Ende einen Stift, der durch ein Loch im Balken geht. Alø®zin¬ bemerkt übrigens, daß man auch kürzere Balken nehmen kann, dann müssen aber auch alle anderen Abmessungen entsprechend kleiner sein. Der Wagbalken ist nicht nur auf einer Seite, wie die Figur angibt, sondern auf beiden geteilt. Die Schalen sind an sehr zierlichen Ringen (∫ur®b, «Raben») aus Stahl aufgehängt, deren Spitzen sich in kleine Einkerbungen auf der Oberfläche des Balkens einsetzen. Verwendet werden vor allem bei den spezifischen Gewichtsbestimmungen, d.h. bei der Untersuchung der Legierungen und Edelsteine, fünf Schalen. Von diesen heißt die Schale H (Fig. 5a) die kegelförmige, oder al-Ω®kim, der Richter, da sie zum Unterscheiden von echten und unechten Stoffen usw. dient. Sie taucht in das Wasser und ist, um weniger Widerstand beim Sinken zu finden, unten kegelförmig und zugespitzt gestaltet. Die Schale J heißt die geflügelte (mu™annaΩ) (Fig. 5b und 5c, Ansicht von der Seite und von oben).» «Sie besitzt auf beiden Seiten einspringende Wände, damit man sie ganz nahe an die ihr benachbarten Schalen bringen kann. Sie heißt auch die verschiebbare, munaqqal. Außerdem ist noch ein verschiebbares Laufgewicht K (rumm®na saiy®ra) vorhanden, das zum etwa nötigen Ausgleichen des Gewichtes des leichteren Balkens dient; daher heißt es auch die rumm®na des Ausgleichs (ta‘d¬l). Die anderen Schalen dienen zum Auflegen von Gewichten. Mit seiner Wage erreichte al-ø®zin¬ eine sehr große Genauigkeit; dies war bedingt durch die Länge des Wagbalkens, durch die eigentümliche Aufhängung, dadurch, daß Schwerpunkt Fig. 5a Fig. 5b Fig. 5c Waagschalen nach al-ø®zin¬, aus Enzyklopädie des Islam, Bd. 3, Sp. 611 (Art. m¬z®n). und Drehungsachse sehr nahe aneinander lagen und durch die offenbar sehr sorgfältige technische Ausführung des Ganzen. Al-ø®zin¬ gibt selbst an, daß, wenn das ganze Instrument 10 0 0 mi˚q®l wog, man noch 1 Ωabba = 1/68 mi˚q®l nachweisen kann, d.h. auf rund 4,5 Kilogramm noch 75 Zentigramm; wir hätten eine Genauigkeit auf 1/60000 .» «Al-ø®zin¬ hat seine Wage zu den verschiedensten Zwecken verwendet. Zunächst zur gewöhnlichen Wägung, zu allen Maßnahmen, die mit der Bestimmung des spez. Gewichtes zusammenhängen, Untersuchung der echten (◊am¬m) und verfälschten Metalle, der Zusammensetzung von Legierungen, Umwandlung von Dirham in D¬n®re und zu zahlreichen anderen Rechnungen im Handel. Bei all diesen Verfahren werden die Schalen verschoben, bis Gleichgewicht vorhanden ist und die gesuchten Größen in vielen Fällen gleich an den Teilungen abgelesen.»15 15 Eilhard Wiedemann, Artikel m¬z®n, in: Enzyklopädie des Isl®m, Bd. 3, Leiden und Leipzig 1936, Sp. 610b-612a; alø®zin¬, M¬z®n al-Ωikma, Ed. Haidarabad 1359/1940 S. 92 ff., Nachdruck, a.a.O. ab S. 367 rückläufig; gekürzte englische Übersetzung: Ch. N. Khanikoff, Analysis and Extracts of ..., Book of the Balance of Wisdom... in: Journal of the American Oriental Society (New Haven) 6/1860/1-128; Th. Ibel, Die Wage, a.a.O. S. 112ff.; Nachdruck, a.a.O. S. 116 ff. W A A G E N & M E S S G E R Ä T E 7 Eisen, Spuren von Verzinnung, Zahlen in Messing eingelegt. Breite: 135 cm. (Inventar-Nr. E 1.19) Waage Aus den Entwicklungsstadien der Waage in den frühen Jahrhunderten der arabisch-islamischen Kultur soll ein Exemplar auf uns gekommen sein. Das im Science Museum in London befindliche Stück wird in das 4./10. Jahrhundert datiert (s. Abb. unten). Die Länge des Balkens beträgt etwa 2,5 m.16 Unsere in Ägypten erworbenen Waage weist eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Londoner Exemplar auf. Ihr Alter ist unbekannt, aber Herkunft, Abb. aus W.R. Knorr, a.a.O., pl. 11. 16 s. Wilbur Richard Knorr, Ancient sources of the medieval tradition of mechanics. Greek, Arabic and Latin studies of the balance, Florenz 1982, Pl. 11 nach S. 117. Ausführung und Erhaltungszustand lassen kaum mehr als 150 Jahre zu. Der Arm ist in 34 Einheiten zu etwa 2,9 cm geteilt (nach der Beschriftung: 60230), diese sind in je 5 Punkte untergliedert. 8 T E C H N I K Breite: 74,5 cm. Eisen, Messing. (Inventar-Nr. E 1.20) osmanische Waage Waage in der Sammlung Dumbarton Oaks (acc. no. 40.11), angeblich Byzantinisch, 5.-6. Jh. Nach W. R. Knorr, Ancient Sources..., a.a.O. pl. 4. W A A G E N & Numerische Bestimmungen des spezifischen Gewichtes «Die Gelehrten der Antike haben ... zahlreiche und genaue Messungen angestellt, so Archimedes, da er sonst nicht die ihm vorgelegte Aufgabe, die Zusammensetzung des Kranzes des Hiero [der Krone des Königs Hiero von Sizilien] zu bestimmen, hätte lösen können; so auch Menelaus. Überliefert sind uns keine Zahlen ...» «Die numerischen Werte, welche die muslimischen Gelehrten, die al Bîrûnî nennt, gewonnen haben, sind nicht erhalten. Von Abu’l-Fa¥l [©a‘far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬] kennen wir wenigstens die benützte Methode. Die ersten Angaben und zwar für Metalle wie Edelsteine, die wir kennen, sind von al Bîrûnî ...» «Al Bîrûnî experimentierte mit größter Sorgfalt. Alle Wägungen und Messungen nahm er an demselben Ort und zu derselben Jahreszeit vor; dadurch vermied er manchen Fehler. Die zu vergleichenden Metalle suchte er möglichst rein darzu- M E S S G E R Ä T E 9 Unser Modell: Glasgefäß, Höhe: 34 cm, mit Meßbecher. Schnellwaage aus Messing auf Hartholz, Höhe: 48 cm. (Inventar-Nr. D 1.23) stellen. So reinigte er Gold fünfmal im Feuer, bis es schwer schmolz und leicht erstarrte. Quecksilber preßte er so lange durch Tücher, bis es ihm ganz rein erschien. Bevor er das gereinigte Blei verwandte, entfernte er noch die sich bildende Oxydschicht. Er wußte sehr wohl, daß noch etwas Silber beigemengt war, doch konnte er dessen letzte Spuren nicht entfernen. Mit gleicher Sorgfalt behandelte er das Silber, Kupfer, Eisen und Zinn. Wegen ihrer Wichtigkeit untersucht er auch zwei Legierungen, die Bronze (◊ufr), die aus Kupfer und Zinn zusammengesetzt ist und das Messing (·abah).» 10 T E C H N I K «Nach diesen Vorarbeiten stellte sich al Bîrûnî die Aufgabe, die Gewichte gleicher Volumina zu bestimmen. Dabei benützte er zunächst die Methoden seiner Vorgänger, macht aber nur nähere Angaben über diejenige des AΩmad ibn al Fa¥l [alBu¿®r¬].1 Dieser gebrauchte die beim Metallgießen übliche Gußform. Die Gußform von al Bîrûnî faßte 40 mi˚q®l 2 Eisen. Die Wahl dieses Volumens war wohl nur zufällig. Er gab ihr die Gestalt einer Linse. Den leeren Raum des Modells goß er mit den verschiedenen Metallen aus und wog sie dann. Dies wiederholte er mehrmals, um sich von der Genauigkeit der Resultate zu überzeugen. Jedesmal bekam er andere Werte, da die Form nicht völlig standhielt. Er ließ deshalb diese Methode fallen, ‹da sie nur Vermutung, nicht Sicherheit gab›. Um eine haltbarere Form zu gewinnen, drehte er an einem Amboß aus Stahl eine Höhlung von der Form einer Halbkugel aus und goß sie mit den schmelzbaren Stoffen aus, hämmerte die Masse und feilte den Überschuß ab. Mit einem Lineal prüfte er, bis die Oberfläche des Metalls mit der Ebene des Ambosses zusammenfiel. Aber auch dann erhielt er bei der Wiederholung Resultate, die nicht völlig übereinstimmten. Nun versuchte al Bîrûnî nach einem ganz anderen Verfahren Resultate zu erhalten. In zwei Stahlplatten A und B wurden runde fingerdicke Löcher gebohrt. A und B wurden dann so auf zwei Eisenzylindern befestigt, daß die Löcher einander genau gegenüber standen. Die Löcher dienten dazu, um durch sie Drähte von ganz bestimmter Dicke zu ziehen, denen dann stets dieselbe Länge gegeben wurde. Er hoffte so Volumina von stets gleicher Größe zu erhalten. Wiederholte Versuche zeigten ihm jedoch, daß die Gewichte der Drähte desselben Metalls nicht ganz übereinstimmten; darum verließ er auch diese Methode.»3 1 Lebte wohl im 4./10. Jh., wird zitiert von al-ø®zin¬, M¬z®n al-Ωikma, Ed. Haidarabad, S. 56 (Nachdruck, a.a.O. S. 437). 2 1 mi˚q®l 5 4,5 g. 3 Heinrich Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes im Altertum und Mittelalter, Erlangen 1914, S. 2829 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 45, Frankfurt 2001, S. 224-225). al-B¬r‚n¬ wandte sich daher der Möglichkeit zu, das spezifische Gewicht über die Verdrängung von Wasser beim Eintauchen des zu messenden Materials in einen Messbecher zu ermitteln: al-B¬r‚n¬’s Pyknometer aus der Hds. Beirut 223. «Wie der Erfinder selbst berichtet, gelang es ihm erst nach vielen Versuchen, dem Gefäße seine endgültige Gestalt zu geben (s. Abb.).» «Er gab ihm eine konische Gestalt; durch die große Grundfläche hatte es eine entsprechende Standfestigkeit und vermochte viel Material aufzunehmen. Oben ist ein enger Hals von konstanter Weite angebracht. […] Die kleinsten Gegenstände hatten die Größe einer Hirse. In der Mitte des Halses ist ein Rohr, das die Form eines Viertelkreises hat, angelötet, dessen Ende sich über einer Schale zum Auffangen des austretenden Wassers befindet. Löcher, die von oben in das Rohr gebohrt sind, sollen verhindern, daß Wasser im Rohr zurückgehalten wird. Al Bîrûnî bemerkt jedoch, daß dieser Zweck nicht ganz erreicht wurde.»4 Dabei pflegte al-B¬r‚n¬ bei seinen Meßverfahren die Beschaffenheit und die Temperatur des Wassers zu berück- 4 H. Bauerreiß, a.a.O. S. 41 (Nachdruck, a.a.O. S. 237). W A A G E N & sichtigen und alle seine Versuche «mit demselben Wasser und in derselben Jahreszeit» vorzunehmen.5 Die von al-B¬r‚n¬ und, mit unwesentlichen Korrekturen, von weiteren Gelehrten in der islamischen Welt im Laufe der Zeit ermittelten spezifischen Gewichte zahlreicher Metalle und Edelsteine stimmen vollständig oder fast vollständig mit den entsprechenden modernen Werten überein. 6 Die betreffenden Untersuchungsmethoden des arabisch-islamischen Kulturkreises gelangten nach Überzeugung von E. Wiedemann auch nach Venedig und von dort zu den Gelehrten Italiens, darunter Galileo Galilei.7 Nach seiner Meinung8 «hat Galilei in seiner Bilancetta fast genau diejenigen Methoden benutzt,» die in der islamischen Welt verbreitet waren. Das von al-B¬r‚n¬ erfundene Gerät, welches nach dem Prinzip der Verdrängung des Wasservolumens arbeitet, ist im Grunde nichts anderes als das zu unserer Zeit geläufige Pyknometer 9, dessen erste bekannte bildliche Darstellung im Abendland auf Wilhelm Homberg (1699) zurückgeht (s. Abb.). Hier wird, ähnlich wie bei al-B¬r‚n¬, «die Flüssigkeit soweit eingefüllt, daß sie gerade bis zur Spitze des Kapillarröhrchens reicht».10 11 M E S S G E R Ä T E Frühes europäisches Pyknometer von Wilhelm Humberg (1699), nach Gerland und Traumüller. Seine spätere Exaktheit erreichte das Pyknometer dann bei Johann Heinrich Geißler (1815-1879).11 Eine unserem Modell ähnelnde Waage ist nach der Ausgabe Lucknow 1893 des §’¬n-i Akbar¬ von Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ (um 1010/1600) bei Th. Ibel 12 wiedergegeben (s. Abb.). 5 H. Bauerreiß, a.a.O. S. 55 (Nachdruck S. 251). s. E. Wiedemann, Arabische speci fische Gewichtsbestimmungen, in: Annalen der Physik (Leipzig) 20/1883/539-541 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften Bd. 1, S. 30-32); ders., Über das Experiment im Altertum und Mittelalter, in: Unterrichtsblätter für Mathematik (Frankfurt) 12/1906/73-79, 97102, 121-129, bes. S. 125 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften Bd. 1, S. 147-168, bes. S. 164). 7 Arabische specifische Gewichtsbestimmungen, a.a.O. S. 541 (Nachdruck S. 32); Über das Experiment im Altertum, a.a.O. S. 125 (Nachdruck S. 164). Zur Behandlung des Themas von Galilei in La Bilancetta s. H. Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 62-6 4 (Nachdruck S. 258260); Galileo Galilei. Schriften, Briefe, Dokumente, hrsg. von Anna Mudry, Bd. 1, München 1987, S. 45- 49. 8 Über das Experiment im Altertum, a.a.O. S. 125 (Nachdruck S. 164). 9 s. E. Wiedemann, Die Naturwissenschaften bei den orientalischen Völkern, in: Erlanger Aufsätze aus ernster Zeit, 1917, S. 49-58, bes. S. 54 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften Bd. 2, S. 853-862, bes. S. 858). 10 E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst, Leipzig 1899 (Nachdruck Hildesheim 1965), S. 255. 6 Waage bei Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ nach Th. Ibel. 11 12 Ebd. Die Wage, a.a.O. S. 111 (Nachdruck S. 115). 12 T E C H N I K Aräometer Unser Modell: Messing, graviert. Höhe: 304 mm. Durchmesser: 44 mm. Spezifische Gewichte einiger Flüssigkeiten in arabischer Beschriftung. Glaszylinder mit Deckel aus vergoldetem Messing. Rechts daneben modernes Aräometer in Glasgefäß. Hartholzplatte mit Aussparungen für die Gefäße. (Inventar-Nr. D 1.24) Der oben mehrfach erwähnte al-ø®zin¬ behandelt im siebenten Kapitel des ersten Traktates seines M¬z®n al-Ωikma 1 das zu unserer Zeit Aräometer genannte Instrument zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten (miqy®s alm®’¬y®t fi ˚-˚iqal wa-l-¿iffa). Als Erfinder des Gerätes nennt er einen Q‚qus ar-R‚m¬, welchen man sicherlich mit dem um die Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert n. Chr. in Alexandria wirkenden Pappos identifizieren kann. Man scheint ein solches Instrument in der Spätantike schon vor 415 gekannt zu haben,2 den Namen des Erfinders aber erfahren wir erst durch al-ø®zin¬. 1 Ed. Haidarabad S. 28-33 (Nachdruck, a.a.O. S. 472-481). E. Gerland, F. Traumüller, Geschichte der physikalischen Experimentierkunst, a.a.O. S. 58; H. Bauerreiß, Zur Geschichte des spezifischen Gewichtes, a.a.O. S. 96 (Nachdruck, a.a.O. S. 292). 2 Seine Beschreibung des Instrumentes beginnt alø®zin¬ mit dem physikalischen Prinzip, auf welchem es beruht: «Das Verhältnis der in Wasser untergetauchten Volumina von Körpern gleichen Gewichts (und gleicher Substanz) verhalten [lies: verhält] sich umgekehrt wie die [lies: dasjenige der] spezifischen Gewichte.»3 3 Die Formulierung stammt von H. Bauerreiß (a.a.O. S. 98; Nachdruck S. 294), der sie als Korrektur der im erhaltenen Text überlieferten Version vorschlägt. Diese lautet: «Das Verhältnis des Volumens eines jeden schweren Körpers zu dem Volumen eines anderen schweren Körpers, wenn sie in der Luft gleich schwer sind, ist gleich dem umgekehrten Verhältnis der Schwere zur Schwere im Wasser» (al-ø®zin¬, M¬z®n al-Ωikma, ed. Haidarabad, S. 28; Nachdruck, a.a.O. S. 481). W A A G E N & «Nimmt man dieses Prinzip an, so kann man ein Instrument konstruieren, das uns das Verhältnis der Gewichte aller Flüssigkeiten mit geringster Mühe anzeigt, wenn die Körper gleiches Volumen haben. Es bringt auch großen Nutzen bei den Fragen, die für die Gesundheit des menschlichen Körpers vorteilhaft sind; das alles, ohne daß man Gewichte und eine Wage anzuwenden braucht.» 4 «Das Instrument besteht aus einem hohlen Zylinder, der ca. 1/2 Handelle (ca. 28 cm) lang ist und einen Durchmesser von zwei Fingerbreiten (ca. 4 cm) oder weniger hat. Das Material ist Kupfer (nuΩ®s, gelegentlich auch für Kupferlegierungen gebraucht5 ). Der Zylinder ist auf der Drehbank abgedreht und so leicht wie möglich. Seine Enden sind durch zwei Basen abgeschlossen, die leichten Rahmentrommeln (duff ) gleichen und auf der Drehbank so sorgfältig wie möglich aufgepaßt sind. Auf die untere Fläche ist nach innen ein Kegel aus Blei (ra◊®◊) aufgesetzt ... Setzt man das Instrument auf eine Flüssigkeit in einem Gefäß, so steht es genau senkrecht auf deren Oberfläche und neigt sich nach keiner Seite.»6 Die präzise Beschreibung seines Vorgehens beim Ziehen der Linien auf dem Instrument 7 illustriert al-ø®zin¬ mit einer Abbildung. Sie sei hier aus der Edition des arabischen Textes und aus der Version von Bauerreiß wiedergegeben (s.r.): Auf der Oberfläche des Instrumentes zieht man «zunächst längs des ganzen Zylinders eine Linie s a b. Etwa 1/6 oder weniger von dem Zylinder befinden sich oberhalb der Wasseroberfläche (bei a). Zu a b zieht man die parallelen Linien g j, e r, n m, ¿ , die von oben bis unten hindurchgehen. a b halbiert man in k; n r, d m und l , macht man gleich a k. Durch k, m1, n, l zieht man mit einem gekrümmten Lineal, das sich an den Zylinder anlegt, eine Kreislinie; ebenso zieht man einen Kreis durch a g e ¿. Diese Linie heißt der Äquator des 4 al-ø®zin¬, a.a.O. S. 28 (Nachdruck S. 481); H. Bauerreiß, a.a.O. S. 98 (Nachdruck S. 294). Im folgenden ist die Übersetzung leicht revidiert. 5 s. J.W. Allan, Persian Metal Technology 700-1300 AD, Oxford 1979, S. 52. 6 al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29 (Nachdruck S. 480); H. Bauerreiß, a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296). 7 al-ø®zin¬, a.a.O. zwischen S. 30 und 31 (Nachdruck S. 477); H. Bauerreiß, a.a.O. S. 100 (Nachdruck S. 296). M E S S G E R Ä T E 13 Beschriftung (Skalen) des Aräometers nach al-ø®zin¬ (aus arabischer Edition und deutscher Übersetzung von Bauerreiß). Gleichgewichts. Der oberhalb des Äquators gelegene Teil entspricht spezifischen Gewichten, die kleiner sind als das des Wassers, der unterhalb gelegene solchen, die größer sind als das des Wassers.» «Dann teilt man die Linie a b in 10 Teile, die man mit Buchstaben nach deren Zahlenwert bezeichnet, und zieht durch die Teilpunkte bogenförmige Linien, die an g j und a b endigen. Den Raum zwischen je zwei Teilstrichen auf g j teilt man wieder in 10 Teile, so daß g j in 100 Teile geteilt ist. Nun zieht man durch die 100 Teile von g j kleine äquidistante Bögen, die parallel den Kreisen an den Basen sind. In die Flächen zwischen den Linien a b und g j schreibt man die Zahlen in Buchstaben, die bei b beginnen und nach a fortschreiten; man 14 T E C H N I K nennt diese die Linie (den Maßstab) der regelmäßig fortlaufenden Zahlen (saflr al-‘adad al-mustaw¬).» «Um aus diesen Angaben eine Norm für die den (spezifischen) Gewichten proportionalen Zahlen zu finden, die dann auf dem Instrument eingetragen werden, verfährt man folgendermaßen. Man denkt sich ein Gefäß, etwa ein dauraq (Wasserkrug) gegeben [in unserem Modell ein Glaszylinder], der 100 mi˚q®l u.s.w. faßt. Die Höhe des Gefäßes setzen wir gleich 100, entsprechend dem in ihm enthaltenen Wasser. Um nun die oben erwähnten Proportionalzahlen zu erhalten, multipliziert man 100 mit 100, erhält also 10000 und dividiert in diese Zahl mit den früher auf dem Aräometer angebrachten Zahlen, bis zu denen es in die Flüssigkeit eintaucht. Die Resultate der Division 8 al-ø®zin¬, a.a.O. S. 29-30 (Nachdruck S. 479-480); übersetzt von H. Bauerreiß, a.a.O. S. 101-102 (Nachdruck S. 297-298). 9 H. Bauerreiß, a.a.O. S. 102-103 (Nachdruck S. 298-299). werden in der Tabelle zusammengestellt und zwar mit den Größen, aus denen sie berechnet sind, dann auch auf den Aräometer selbst eingetragen zwischen n m und e r. Die Teilstriche selbst werden mit einem gekrümmten Lineal eingereiht. Die Zahlen gehen in der Richtung von a nach b fort. Die oberhalb der Gleichgewichtslinie entsprechen leichteren, die unterhalb schwereren Flüssigkeiten im Vergleich zu Wasser. Die Grundlage der Berechnung wird nachher bewiesen. Abu r-RaiΩ®n [al-B¬r‚n¬] hat auf sie in seiner Abhandlung hingewiesen.»8 «Die Tabelle, welche die den Volumina 110 bis 50 entsprechenden spezifischen Gewichte gibt, ist sehr sorgfältig nach der Formel berechnet s = 10000 : a, wobei s das spezifische Gewicht, a das abgelesene Volumen bedeutet.»9 W A A G E N & M E S S G E R Ä T E Holz, Eisen; oben: 5-30 cm (Inventar-Nr. J 2.27-32) Sechs Hohlmaße Ägypten, 13./19.- frühes 14./20. Jh.? Die unterschiedlich großen, scheffelartigen Gefäße sind wie sehr dünnwandige Fässer oder Zuber aus feinen Holzdauben aufgebaut, außen allerdings vollständig mit Eisen beschlagen. Dies läßt darauf schließen, daß sie zum Messen von Flüssigkeiten bestimmt waren. Ihr Alter läßt sich kaum abschätzen; ein neuerer Brandstempel (s.r.) des ägyptischen Ordnungsamtes zeigt, daß sie jedenfalls noch im 14./20 Jh. in Gebrauch waren. Die Konstruktion dürfte eine ältere Tradition repräsentieren. 15 16 T E C H N I K Unser Modell: Holz und Kunststoff. Größe: 101 × 62 cm mit Tisch und Klarsichthaube. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.15) Schraubenpumpe Die Schraube wird durch ein Wasserrad in Bewegung gesetzt, das durch die Strömung eines Flusses angetrieben wird. Die Übertragung geschieht durch zwei Zahnräder, die eine Neigung der Schraube von etwa 30 Grad erlauben. Die Schraube selbst ist drehbar in einem Zylinder aus Holz gelagert. Bei ihrer Rotation wird Wasser aus dem Fluß auf eine höhere Ebene geschaufelt, von der es auf die Felder geleitet werden kann. Eine einfache Schraubenpumpe ohne Wasserrad und Zahnräder wird schon von dem römischen Gelehrten Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio, gest. ca. 25.v.Chr.)1 in seinem De architectura 2 beschrieben. In neuerer Zeit (1886) hat Hugo Blümner 3 auf das Gerät hingewiesen: «Außerdem aber bediente man sich zur Entleerung der Grubenwässer der sogenannten ägyptischen Schraube (koclíav, coch- 1 s. G. Sarton, Introduction to the History of Science, Bd. 1, S. 223-225. 2 Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München 1987), Bd. 2, S. 265-268. 3 Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Bd. 4, Leipzig 1887, S. 122-123 mit Verweisen auf Strabon und Diodor. lea), einer Erfindung, welche angeblich Archimedes auf einer ägyptischen Reise gemacht haben soll, die aber höchst wahrscheinlich eine in Ägypten schon längst bekannte Einrichtung war, welche Archimedes nur nach Europa mitbrachte.» Im Jahre 1914 gab F. M. Feldhaus4 zu bedenken: «Schraubenpumpe, auch archimedische Schnecke oder ägyptische Schraube genannt. Archimedes lernte während einer Reise in Ägypten um 250 v.Chr. die Schraubenpumpe kennen (Strabon, Buch 17, 807; Diodor. Sicul., Buch I, 34 u. 5, 37; Vitruvius, Buch 10, 11). Demnach wäre die Maschine eine ägyptische. Sie ist uns aber aus keinem Gemälde Ägyptens bekannt; Ägypten kennt ja auch nicht die Schraube.» Zum ersten der beiden hier geäußerten Bedenken sei gesagt, daß es nichts weiter ist als ein Mißbrauch des argumentum ex silentio. Was das zweite angeht, daß die Ägypter die Schraube nicht gekannt haben sollen, so steht das noch nicht fest. 4 Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, ..., a.a.O. Sp. 834-835. P U M P W E R K E Im Jahre 1919 meinte wiederum Albert Neuburger 5 im Zusammenhang mit der Verwendung der schiefen Ebene beim Pyramidenbau: «Eine besondere Bedeutung erlangte die schiefe Ebene durch ihre Anwendung in Gestalt der Schraube, die von Archimedes auf einer ägyptischen Reise erfunden worden sein soll. Es ist jedoch anzunehmen, daß sie dort schon lange und zwar bei der Wasserhaltung in Bergwerken, in Gebrauch stand.» Im Jahre 1956 vertrat auch E.J. Dijksterhuis6 in seiner Arbeit über Archimedes die Ansicht, die Maschine sei möglicherweise viel früher entstanden und Archimedes habe sie in Ägypten lediglich kennengelernt. Im gleichen Jahr kam A.G. Drachmann7 zu einem radikal gegenläufigen Schluß: «So I suggest that in the absence of even the faintest evidence to the contrary, and in the presence of both direct and indirect evidence of the most convincing character, it is safe to conclude that Archimedes really did invent the water-snail, and that it is called by rights the screw of Archimedes.»8 Der Technologiehistoriker R.J. Forbes (1963)9 , dem die Diskussion über diese Frage sicherlich nicht unbekannt war, begnügt sich dagegen mit der Bemerkung: «It is said that Archimedes, when visiting Egypt about 220 B.C., saw such screws in action for pumping water onto the fields, and they are still in use throughout the Nile Valley for irrigation purposes.» Ich selbst halte es für unwahrscheinlich, daß Archimedes die Schraubenpumpe auf seiner Reise nach Ägypten erfunden haben soll. Ihre Entdeckung dürfte meines Erachtens als Folge langjähriger Erfahrungen der Ägypter mit der Verwendung der schiefen Ebene beim Pyramidenbau und mit der Wasserhaltung in Bergwerken 10 zu sehen sein. Archimedes kommt wahrscheinlich das Verdienst zu, die Bedeutung dieser Errungenschaft erkannt und einen Anstoß zu ihrer Verbreitung in Europa gegeben zu haben. Schon Strabon11 berichtet über den 5 Die Technik des Altertums, Leipzig 1919, S. 211. Archimedes, Kopenhagen 1956, S. 21-22. 7 The Screw of Archimedes, in: Actes du VIII e Congrès international d’histoire des sciences Florence -Milan 3-9 septembre 1956, Bd. 3, Florenz 1958, S. 940-943. 8 Ebd. S. 943. 9 Studies in Ancient Technology, Bd. 7, Leiden 1963, S. 213. 10 s. A. Neuburger, Die Technik des Altertums, a.a.O. S. 211. 6 17 Einsatz der Schraubenpumpe in iberischen Bergwerken. Die von Vitruv beschriebene Schraube wurde durch ein Tretrad bewegt.12 Auf einem im Jahre 1929 in Pompeji entdeckten Wandbild 13 scheint eine Schraubenpumpe ebenfalls von einem Tretrad angetrieben zu werden. Conrad Kyeser (1405) nennt die Schraube «Testudo» und sagt, man verwende sie zum Entleeren von Gräben.14 Auf seiner Abbildung15 dient eine Kurbel als Antrieb. Obwohl die Möglichkeit bestanden hätte, daß die Schraubenpumpe bereits über die Römer ihren Weg in weitere Teile Europas findet, hat doch die Vermutung etwas für sich, daß die in der arabischen Welt, vor allem in Ägypten verbreiteten Typen die westeuropäischen Länder erst in islamischer Zeit über Nordafrika erreicht haben.16 Es erstaunt daher, daß Geronimo Cardano in seinem De subtilitate (1550) behaupten konnte, ein Schmied aus seiner Heimatstadt Pavia, Galeaz de Rubeis, habe die Schraubenpumpe wiederentdeckt.17 Eine entwickeltere Form des Gerätes mit einem Wasserrad und zwei Zahnrädern begegnet uns unter den Zeichnungen von Geräten und Maschinen, die Leonardo da Vinci angefertigt hat: 11 Strabon, Buch 3, 147; The Geography of Strabo (Loeb), Bd. 2, S. 45; Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 835. 12 Buch 10, Kapitel 11, s. Vitruv: Baukunst, Übers. August Rode, 2 Bde., Leipzig 1796 (Nachdr. Zürich und München 1987), Bd. 2, S. 267. 13 s. R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, a.a.O. Bd. 7, S. 213. 14 Conrad Kyeser, Bellifortis nach Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 835. 15 Feldhaus, Die Technik, a.a.O. Sp. 834. 16 s. Charles Singer et al. (eds.), A History of Technology, a.a.O. Bd. 2, S. 677. 17 Geronimo Cardano, De subtilitate libri XXI, in: Hieronymus Cardanus. Opera omnia. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Lyon 1663 mit einer Einleitung von August Buck, Bd. 3, Stuttgart - Bad Cannstatt 1966, S. 366; R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, a.a.O. Bd. 7, S. 215. 18 T E C H N I K Meiner Meinung nach geben beide, sowohl Leonardo als auch Taq¬yadd¬n, den im arabisch-islamischen Kulturraum entwickelten Typ der Schraubenpumpe wieder. Die einfache Ausführung, die von einer Handkurbel bewegt wird, ist bis heute in Ägypten zur Bewässerung der Felder in Gebrauch. Abb. aus Leonardo da Vinci, a.a.O S. 480. Seine Schraubenpumpe erinnert deutlich an die seines jüngeren Zeitgenossen Taq¬yadd¬n (1553)18 in Istanbul: Abb. bei Taq¬yadd¬n 18 AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 34; ders. und D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 243. Zeitgenössische ägyptische Schraubenpumpe. 19 P U M P W E R K E Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maße: 71 × 64 cm. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.14) Schöpfeimerkette Einen Vorgänger dieser Vorrichtung kennen wir bereits von Vitruv (gest. ca. 25 v.Chr.)1, wenn auch in wesentlich einfacherer Form. Die Beschreibung unseres Gerätes steht in einem anonymen arabischen Buch, das offenbar nach dem 6./12. Jahrhundert geschrieben wurde. Sein höchst zweifelhafter Titel lautet: «Das ist, was ¡r‚n (Heron) dem Werke des Philon und des Archimedes, der beiden Griechen, entnommen hat, nämlich über das Ziehen der Lasten, die Kugeln, die Gewässer, die Schalen.»2 Wir können vermuten, daß die in diesem Anonymus behandelten Vorrichtungen zum Teil mit den genannten griechischen Gelehrten als Urheber in Verbindung standen. Abzuklären ist aber die Frage nach der Entwicklung, die die genannten Geräte später, namentlich im arabisch-islamischen Kulturkreis, erfahren haben. 1 Buch 10, Kapitel 9, s. Vitruv: Baukunst, a.a.O., Bd. 2, S. 262. s. Hans Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike und bei den Arabern, Erlangen 1922, S. 2 (Nachdr. in: Natural Sciences in Islam, Bd. 39, Frankfurt 2001, S. 197247, bes. S. 202). 2 Bei unserem Gerät handelt es sich um eine Vorrichtung zum Heben von Wasser mit zwei Eimerketten, die durch ein Tretrad angetrieben wird. Eine im Jahre 1903 von Carra de Vaux3 unternommene graphische Rekonstruktion hat sich später als nicht ganz korrekt erwiesen. Im Jahre 1918 bezeichnete E. Wiedemann4 Aspekte seiner Zeichnung als «irrtümlich» oder «willkürlich». Wir sollten uns nicht wundern, wenn die falsche Darstellung in der Historiographie der Technik Wurzeln geschlagen hat 3 Bernard Carra de Vaux, Le livre des appareils pneumatiques et des machines hydrauliques, par Philon de Byzance, édité d’après les versions arabes d’Oxford et de Constantinople et traduit en français, in: Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothèque Nationale et autres bibliothèques (Paris) 38/1903/ 27-235, bes. S. 209-212 (Nachdr. in: Natural Sciences in Islam Bd. 37, Frankfurt 2001, S. 101-309, bes. S. 283-286). 4 Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie (Berlin) 8/1918/121-154, bes. S. 151 (Nachdr. in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, Frankfurt 1984, S. 1483-1516, bes. S. 1513). 20 T E C H N I K und F.M. Feldhaus5 beispielsweise von drei Arten von Schöpfeimerketten bei Philon spricht, die entweder von einem unterschlägigen Wasserrad, einer Handkurbel oder einem Tretrad angetrieben wurden. Eine wesentliche Weiterentwicklung der Schöpfeimerkette erscheint unter den von al-©azar¬6 (um 600/1200) beschriebenen und abgebildeten Wasserhebemaschinen: Deren dritter Typ (s. Abb.) ist nach seinen Worten ein Modell, dem er zur Täuschung des Auges die Figur eines sich drehenden hölzernen Zugrindes hinzugefügt hat. Der Mechanismus wird nämlich nicht durch ein Zugtier, sondern durch Wasserkraft bewegt. Ein Teil des Wassers eines Baches wird durch ein Rohr in ein Becken geleitet, fällt von dort auf das tiefer liegende Schwungrad und fließt durch einen Kanal ab. Das letzte Drittel des zuströmenden Wassers gelangt ganz oder teilweise in die Eimer, die es weiter nach oben befördern. Unser Modell verkörpert den Höhepunkt in der bisher bekannten Entwicklungsgeschichte der Schöpfeimerkette. Es ist quasi eine weiter entwikkelte Abart der von al-©azar¬ beschriebenen Vorrichtung. Der Hauptunterschied liegt darin, daß hier die Wasserkraft zum Antrieb mit einem Paddelrad (statt eines Schalenrades) genutzt wird und daß es sich um fließendes (statt fallendes) Wasser handelt. Die wesentliche Vorlage für unser Modell ist indes keine Abbildung oder Beschreibung in einer Quelle, sondern ein originales Schöpfwerk, das von der ersten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts funktionstüchtig war. Es ist unter dem Namen Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n bekannt, steht am Ufer des Yaz¬d-Flusses im damaszener Stadtteil a◊-—®liΩ¬ya und versorgte ein Krankenhaus und eine Moschee mit Wasser, bis es vor etwa vierzig Jahren außer Betrieb kam (s. folgende S.). Zum Bau unseres Modells haben wir die ausführlichen Skizzen und die Beschreibung von A.Y. alºasan7 aus Aleppo vom Jahre 1976 benutzt. Eimerketten-Schöpfwerk bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal an-n®fi‘ f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal, Faks.-Ed. Frankfurt 2002, S. 486. 5 Die Technik, a.a.O. Sp. 831; s. noch A.P. Usher, A History of Mechanical Inventions. Revised edition, New York 1954, S. 164. 6 al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990, fol. 159b; E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser, a.a.O. S. 141-143 (Nachdr., a.a.O. S. 1503-1505); D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. S. 182-183; ders., Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spektrum der Wissenschaft, Juli 1997, S. 80-85, bes. S. 80-81. 7 Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 55-70; s. noch A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 45-47. P U M P W E R K E Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n in Damaskus. 21 22 T E C H N I K Die älteste uns bekannte bildliche Darstellung einer ähnlichen Vorrichtung aus Europa findet sich in dem Buch De re metallica 8 von Georgius Agricola (1556): Von Leonardo da Vinci9 (1519) kennen wir die Zeichnung einer Schöpfeimerkette, die mit einer Handkurbel angetrieben wird: Abb. in Agricola, De re metallica S. 173. 8 Georgius Agricola, De re metallica, translated by Herbert Clark Hoover and Lou Henry Hoover, New York 1950, S. 173; A.P. Usher, Machines and Mechanisms, in: A History of Technology, ed. Ch. Singer et al., a.a.O. Bd. 3, S. 325. 9 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 480. P U M P W E R K E 23 Unser Modell: Holz und Kunststoff. Größe 68 × 52 cm. Mit Tisch und Klarsichthaube. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.18) Tympanum Ein trommelartiges Schöpfrad, das wahrscheinlich auf arabisch n®‘‚ra oder s®qiya hieß. Bei diesem Typ Wasserhebewerk drehen sich spiralige Kammern um die Achse des Rades und nehmen dabei zugleich Wasser auf und befördern es zu einem Rohr in der Radnabe. Es ist geeignet, große Wassermengen über einen geringen Höhenunterschied zu heben, hat einen hohen Wirkungsgrad und ist besonders arm an Verschleißteilen. Der Ursprung dieser Konstruktion ist zur Zeit unbekannt. 1 P. J. Müller, Arabische Miniaturen, Genf 1979, Tafel 12. D.R. Hill, Mechanik im Orient des Mittelalters, in: Spektrum der Wissenschaft (Weinheim), Juli 1991, S. 81; ders., Islamic Science and Engeneering, Edinburgh 1993, S. 95-96; 2 Ein von zwei Rindern angetriebenes Wasserrad dieser Art erscheint unter den Miniaturen in der Pariser Handschrift der Maq®m®t des al-ºar¬r¬ (634/1237), Bibl. Nat., Ms. arabe 5847, Fol. 69.1 Derartige Wasserräder sollen in Ägypten verbreitet gewesen sein.2 A. Delpeche, F. Girard, G. Robine, M. Roumi, Les norias de l’Oronte. Analyse technologique d’un élément du patrimoine Syrien. Damas 1997, S. 226. Thorkild Schiøler, Roman and Islamic Water-lifting Wheels, Odense University Press 1973, S. 78-79. 24 T E C H N I K Abb. eines spiraligen, von Ochsen getriebenen Wasserrades, Miniatur von YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ zu den Maq®m®t des al-ºar¬r¬ (634/1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847, Fol. 69. aus Nach P. J. Müller, Arabische Miniaturen, Genf 1979. Der deutsche Architekt Heinrich Schickardt (1558-1635) skizzierte ein spiraliges Wasserrad während seiner Italienreise 1558-1600 in der Nähe von Mailand im Zusammenhang mit den dortigen Kanälen und Wasserwerken. 3 Skizze des Wasserhebewerks zu Breta (Norditalien), von H. Schickhardt, 1600. Nach E. Kluckert. 3 s. E. Kluckert, Heinrich Schickhardt, Architekt und Ingenieur, Herrenberg 1992, S. 47. P U M P W E R K E Anlage zum Heben von Wasser aus stehenden Gewässern mit einem Zugtier (Göpelwerk) Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt im fünften Teil seines Buches über Geräte zum Heben von Wasser fünf Vorrichtungen, von denen die ersten vier durch ein Zugtier in Umdrehung gesetzt werden. Unser Modell stellt die zweite1 der dort beschriebenen Vorrichtungen dar. 1 al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990, S. 310-314; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. S. 180-181. 25 Unser Modell: Holz und Kunststoff. Größe 145 × 80 cm mit Tisch und Klarsichthaube. Mechanik aus Hartholz, versiegelt. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.07) «Auf der wagerechten, über dem Wasserspiegel zwischen den Pfosten (l und q) gelagerten Achse (k), welche mittels der senkrechten Achse (w) und der Zahnräder (h und ) von dem Zugtier in Umdrehung versetzt wird, sitzen statt nur einer einzigen, teilweise gezahnten Scheibe vier auf einem Viertel ihres Umfanges mit Zähnen versehene Scheiben. Ihre Verzahnungen sind um je 90° gegeneinander versetzt. Unter jeder der vier Schei- 26 T E C H N I K Abbildung des Göpelwerks bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal an-n®fi‘ f¬ ◊in®‘at al-Ωiyal. Faks.-Ed. Frankfurt 2002. S. 481. ben befindet sich je eine kleine Achse mit den Triebstockrädern (n, r, y, f ) und den Schöpfkellen (lm, ip, ou, ba). Die einzelnen Achsen sind in ihrer gegenseitigen Verlängerung zwischen einer Reihe von fünf Pfosten (q, r, s, t, l) gelagert.» «Dadurch, daß die Verzahnungen der auf 1/4 ihres Umfanges gezahnten Scheiben um je 90° gegeneinander versetzt sind, ist ständig eine derselben in Wirksamkeit, so daß die Kraft des Zugtieres viel besser ausgenutzt wird als bei der Anordnung des vorigen Abschnittes, wo dieses immer nur während 1/4 seines Weges zu arbeiten hat.» 2 2 Übersetzt von E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser in der islamischen Welt, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie 8/1918/121-154, bes. S.140-141 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 1483-1516, bes. S. 1502-1503). Umzeichnung der Abbildung von al-©azar¬ durch E. Wiedemann. P U M P W E R K E 27 Durch ein Wasserrad angetriebenes Pumpwerk Unser Modell: Holz und Kunststoff. Größe: 100 × 70 cm mit Tisch und Klarsichthaube. Pumpen aus Messing. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.08) Im Anschluß an die durch Zugtiere getriebenen Göpelwerke beschreibt al-©azar¬1 (um 600/1200) eine Vorrichtung, die mittels eines Rades Wasser aus einem Fluß auf eine Höhe von bis zu 20 Ellen (ca. 11 m) hebt. Diese Vorrichtung wird auch von Taq¬yadd¬n2 unter den hydraulischen Geräten angeführt. Die Anlage nutzt die natürliche Strömung eines Flusses. Ein Wasserrad, das in der Strömung steht, erzeugt eine gleichmäßige Drehbewegung, die sich in einer Welle fortsetzt. Ein an der Welle befestigtes Zahnrad übersetzt die Bewegung auf ein weiteres Zahnrad, an dem ein Zapfen befestigt ist. Eine Pleuelstange, die beweglich mit dem Zapfen verbunden ist, wandelt die Drehbewegung mechanisch in eine Schubbewegung. Zwei Kolben, die mit der Pleuelstange verbunden sind, nutzen die horizontal verlaufende Schubbewegung, um Wasser aus dem Fluß anzusaugen und in je eine Kammer abzugeben. Bei jeder Bewegung saugt ein Kolben Wasser an, der andere verdrängt es. Die Kammern haben je zwei Ventile, ein Einlaß- und 1 al-©azar¬, a.a.O. S. 321-327; D.R. Hill, a.a.O. S. 186-189: E. Wiedemann, Über Vorrichtungen zum Heben von Wasser, a.a.O. S. 145-147 (Nachdruck, S. 1507-1509). 2 AΩmad Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, Aleppo 1976, Nachdr. 1987, Faks. S. 29-32. ein Auslaßventil. Nach dem Ansaugen des Kolbens schließt das Einlaßventil die Kammer, beim Verdrängen gelangt das Wasser in die Steigleitung, die an die Kammer anschließt. Von dort kann es, wenn sich der Kolben wieder in entgegengesetzter Richtung bewegt, nicht zurückfließen, da sich das Auslaßventil schließt. Währenddessen saugt die zweite Pumpe Wasser an. So entsteht ein gleichmäßiger Wasserstrom in der Steigleitung, die ihrerseits in ein Reservoir führt, von wo das Wasser dann in die Häuser oder auf die Felder geleitet werden kann. Zeichnung zur Konstruktion von al-©azar¬’s Pumpe. 28 T E C H N I K Pumpe mit sechs Kolben von Taq¬yadd¬n (1553) Der osmanische Universalgelehrte arabischen Ursprungs Taq¬yadd¬n MuΩammad b. Ma‘r‚f (gest. 993/1585) beschreibt in seinem 960/1553 verfaßten Buch über pneumatische Vorrichtungen (aflfiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya1) zwei Varianten von Wasserpumpen, von denen die eine mit zwei Kolben und die andere mit sechs Kolben Wasser aus einem Fluß nach oben befördert. Die erstere kennen wir bereits dank des Buches von Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (s. das vorhergehende Pumpwerk). Die zweite scheint in der jüngeren Entwicklungsphase nach al-©azar¬ entstanden zu sein. Die natürliche Strömung eines Flusses treibt die Anlage durch ein Wasserrad an. Die sechs Pumpen fördern das Wasser auf eine bestimmte Höhe, von wo es weitergeleitet werden kann. Die durch das Wasserrad entstandene Drehbewegung wird bei diesem Modell auf eine Nockenwel1 Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 36-38; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 50-52. Unser Modell: Holz und Kunststoff. Ventile aus Messing mit Lederdichtungen. Gewichte und Nockenwelle aus Messing. Maße: 89 × 79 cm, mit Tisch und Klarsichthaube. Elektromotor zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.13) Seite aus Taq¬yadd¬n, aflfiuruq..., Hds. Dublin, Chester Beatty Lib. 5232. P U M P W E R K E le übertragen. Die Nocken betätigen einzelne Hebel, wodurch die Drehbewegung in eine gradlinige Bewegung umgewandelt wird. Sie sind auf der Welle versetzt angeordnet, so daß die Wasserkraft gleichmäßig verteilt wird. Wird einer der Hebel betätigt, so bewirkt er, daß ein Kolben und ein an diesem befestigtes Gewicht nach oben gedrückt werden. Bei diesem Vorgang entsteht ein Vakuum in der zugehörigen Pumpenkammer, wodurch sich das Einlaßventil öffnet und Wasser angesaugt wird. Hat die Nocke den Hebel wieder freigegeben, wird der Kolben durch das an ihm befestigte Gewicht nach unten gedrückt. Hierbei schließt sich das Ein- laßventil, und das Wasser wird über Steigleitungen nach oben gepumpt. Dabei öffnet sich ein Auslaßventil, das sich nach dem Ende dieses Vorganges wieder schließt und ein Zurückfließen des Wassers verhindert. Außerdem bewirkt es bei wiederholtem Ansaugen der Pumpe einen Luftverschluß, wodurch sich das Vakuum wieder aufbauen und Wasser angesaugt werden kann. Dadurch, daß sechs Pumpen hintereinander angetrieben werden, ist ein kontinuierlicher Wasserfluß gewährleistet. Ein ähnliches Wasserförderwerk mit mehreren Kolbenpumpen ist im Buch von Agostino Ramelli2 von 1588 beschrieben und abgebildet. Steigen des Wassers bei sinkendem Kolben. Pumpwerk bei A. Ramelli (1588). Ansaugen des Wassers bei steigendem Kolben. 2 The Various and Ingenious Machines of Agostino Ramelli. A Classic Sixteenth-Century Illustrated Treatise on Technology. Translated from the Italian and French with a biographical study of the author by Martha Teach Gnudi. Technical annotations and a pictorial glossary by Eugene S. Ferguson, Baltimore 1976, S. 184 und Tafel 62. 29 30 T E C H N I K Schiffsmühle Von einer Schiffsmühle (‘araba) sprechen die drei «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) in ihrem um die Mitte des 3./9. Jahrhunderts verfaßten Traktat über ein «von selbst spielendes Blasinstrument»1 (zu diesem siehe Teil I des Kataloges, S. 202f). Der Geograph Ibn ºauqal 2 berichtet im 4./10. Jahrhundert, daß auf dem Tigris bei Mosul Schiffsmühlen (hier pl. ‘ur‚b) existierten, «wie man ihresgleichen selten in der Welt zu sehen bekommt». Sie waren aus Holz und Eisen gebaut, lagen in der Strömung in der Mitte des Flusses an Eisenketten und waren mit je zwei Paar Mühlsteinen ausgerüstet. Die von E. Wiedemann zusammengestellten Berichte zeigen, daß Schiffsmühlen in der islamischen Welt jahrhundertelang verbreitet waren. 1 al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih®, ed. L. Cheikho in: alMa·riq (Beirut) 9/1906/444-458, bes. S. 454 (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Bd. 42, Frankfurt 2001, S. 19-33, bes. S. 29), s. E. Wiedemann, Über Schiffsmühlen in der muslimischen Welt, in: Geschichtsblätter für Technik, Indu- Unser Modell: Schiff aus Hartholz, wasserdicht versiegelt. Länge: 80 cm. Seitlich angebrachtes Wasserrad (zur Demonstration mit Elektromotor betrieben), durch Übersetzung mit Mühlsteinen (hier nur ein Paar) verbunden. Wanne aus Kunststoff in Hartholztisch, Maße: 120 × 86 × 80 (Höhe) cm. (Inventar-Nr. E 1.03) strie und Gewerbe (Leipzig) 4/1917/25-26 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 2, S. 863-864). 2 Kit®b —‚rat al-ar¥, ed. J.H. Kramers, Leiden 1939, Bd. 1, S. 219. M Ü H L E N 31 Schiffsmühle bei F. Veranzio (1615). In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeichnet Mariano Taccola Skizzen, die Elemente von Schiffsmühlen enthalten (Abb. rechts).3 Eine detaillierte Darstellung einer Mühle mit zwei Paaren von Mühlsteinen, wie von Ibn ºauqal beschrieben, findet sich in den Machinae novae von Fausto Veranzio von 1615 4 (Abb. oben). Aus M. Taccola, De ingeneis. 3 Mariano Taccola, De ingeneis, Bd. 2, Faks. Wiesbaden 1984, fol. 104 v. 4 Fausto Veranzio, Machinae novae, München 1965, No. 18. 32 T E C H N I K Windmühle Unser Modell: Holz, lackiert. Höhe: 60 cm. 5 Leinensegel an vertikaler Achse im Inneren. Elektrogebläse zur Demonstration. (Inventar-Nr. E 1.04) Windmühlen (raΩ®, pl. arΩ®) waren allem Anschein nach bereits vor dem Islam in Persien verbreitet, und ihre Kenntnis erreichte ziemlich früh auch weitere Teile der islamischen Welt. Wie der Historiker MuΩammad b. ©ar¬r afl-fiabar¬ (gest. 310/923) in seinen Annalen1 berichtet, soll ‘Umar, der zweite Kalif (reg. 13/634-23/ 644), zu dem Perser Ab‚ Lu’lu’a, der als Maler, Tischler und Schlosser bekannt war und später zum Mörder dieses Kalifen wurde, gesagt haben: «Man hat mir berichtet, Du habest behauptet, Du könnest eine Mühle bauen, die mit Windkraft mahlt, wenn ich das wünschte», worauf dieser geantwortet habe: «Ja, das ist wahr.» ‘Umar habe daraufhin gesagt: «Dann baue mir eine solche Mühle.»2 Hinweise auf Windmühlen in Si™ist®n (oder S¬st®n, Nordostpersien) erhalten wir von mehreren arabisch schreibenden Geographen wie al-Isfla¿r¬ (1. Hälfte 4./10. Jh.) oder dessen jüngerem Kollegen Ibn ºauqal.3 Ruinen solcher Mühlen finden sich bis heute in diesem Gebiet. 1 Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k, ed. M.J. de Goeje, Serie 1, Bd. 5, Leiden 1879 (Nachdruck ebd. 1964), S. 2722; E. Wiedemann, Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/1-56, bes. S. 44 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228, bes. S. 216). 2 Zu einer anderen Version der Begebenheit s. al-Mas‘‚d¬, Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar, ed. C. Barbier de Meynard, Paris 1864, Bd. 4, S. 227, vgl. ebd. Bd. 2, S. 80; E. Wiedemann, a.a.O. S. 44 (Nachdruck S. 216). Windmühlen in S¬st®n, Nordostpersien, Abb. aus al-‘Ul‚m fi l-isl®m, Tunis 1978, S. 204. 3 E. Wiedemann, a.a.O. S. 217. M Ü H L E N Abb. der Windmühle bei al-Dima·q¬ Die ausführlichste Beschreibung einer Windmühle nebst einer Abbildung verdanken wir dem Geographen ∞amsadd¬n MuΩammad ad-Dima·q¬ (gest. 727/1327)4. Sie lautet in deutscher Übersetzung: «In Si™ist®n befindet sich eine Gegend, in der die Winde ... häufig sind. Ihre Einwohner benützen die Winde zum Drehen der Mühlen ... Bei der Konstruktion der sich durch den Wind drehenden Mühlen verfahren sie folgendermaßen. Sie bauen [ein Gebäude] in die Höhe wie ein Minaret, oder sie nehmen einen hohen Berggipfel oder einen 33 entsprechenden Hügel oder einen Turm der Burgen. Auf diesen errichten sie einen Raum über einem anderen. In dem oberen befindet sich die Mühle (raΩ®), die sich dreht und mahlt, in dem unteren befindet sich ein Rad (daul®b), welches der dienstbar gemachte Wind dreht. Dreht sich das Rad unten, so dreht sich die Mühle auf dem Rade oben. Was für ein Wind auch wehen mag, so drehen sich jene Mühlen, trotzdem nur ein einziger [Mühl]Stein vorhanden ist, und das Bild ist so, wie Du dies siehst ...» «Haben sie den Bau der beiden Räume ausgeführt, wie es die Abbildung zeigt, so machen sie in den unteren Raum vier Schießscharten (marm®) wie die Schießscharten an den Mauern (asw®r), nur sind sie umgekehrt, indem ihr weiter Teil nach außen und ihr enger Teil nach innen gekehrt ist, ein Kanal für die Luft, so daß in ihm die Luft kräftig in das Innere eindringt, wie bei dem Blasebalg des Goldschmiedes. Das weite Ende befindet sich nach der Mündung und das enge nach innen zu, damit es für den Eintritt der Luft geeigneter ist, die in den Raum der Mühle eintritt, von welcher Gegend der Wind auch blasen mag.» 5 Mit großer Wahrscheinlichkeit haben die Windmühlen persischen Ursprungs schon früh ihren Weg in den Westen der islamischen Welt gefunden. Der Geograph Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ aus dem arabischen Spanien (schrieb 866/1461) erwähnt unter den Besonderheiten der Hafenstadt Tarragona die Existenz von Mühlen, die mit Windkraft angetrieben werden. 6 Windmühle im Canterbury Psalter (1270), aus Ch. Singer (ed.), History of Technology Bd. 2, S. 623. 4 Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr, ed. A. Mehren, Cosmographie de Chems-ed-Din ... ad-Dimichqui, Petersburg 1866 (Nachdruck Islamic Geography, Bd. 203, Frankfurt 1994), S. 181-182; franz. Übers. A.F. Mehren, Manuel de la cosmographie du Moyen-Âge, Kopenhagen 1874 (Nachdruck Islamic Geography, Bd. 204, Frankfurt 1994), S. 247. 5 Übersetzt von E. Wiedemann, Zur Mechanik ..., a.a.O. S. 46 (Nachdruck S. 218). 6 ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r, ed. E. Lévi-Provençal, La Péninsule ibérique au Moyen-Âge, Leiden 1938, S. 126; franz. Übers. ebd. S. 153. 34 T E C H N I K ‹Horizontale› Windmühlen bei Veranzio (1615). Was die weitere Verbreitung dieses Typs angeht, so hat die Vermutung7 etwas für sich, daß er etwa seit dem 7./13. Jahrhundert China erreicht hat. Die frühest bekannte Entwicklung der Windmühle in Europa geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Ein im Jahre 1270 in Canterbury geschriebenes Psalmenbuch zeigt die ersten englischen Abbildungen einer Mühle mit vertikalen Flügeln.8 Mehrere Zeichnungen des «persischen» Typs finden sich noch unter den Machinae novae von Fausto Veranzio (1615).9 Die Frage, ob dieser Typ der Windmühle in Europa tatsächlich auch gebaut wurde, ist noch offen.10 Nach der oben wiedergegebenen Beschreibung von ad-Dima·q¬ befand sich der Mühlstein im oberen Teil der Mühle, während der Windapparat unten installiert war. Die weitere Entwicklung führte dazu, daß diese Anordnung umgedreht wurde, wie neuere Bilder zeigen (s. Abb. o.). 11 Auf seiner Persienreise konnte Sven Hedin in dem kleinen Ort Neh in S¬st®n bei einer Gesamtzahl von 400 Häusern 75 Windmühlen dieses Typs zählen (vgl. Abb. o. S. 32).12 10 7 Joseph Needham, Science and Civilisation in China, Bd. 4, Teil 2, Cambridge etc. 1965, S. 560. 8 Rex Wailes, A Note on Windmills, in: Charles Singer et al. (eds.), A History of Technology, Bd. 2, Oxford 1956, S. 623628, bes. S. 623; Hans E. Wulff, The Traditional Crafts of Persia, Cambridge (Mass.) 1966, S. 286. 9 Machinae novae, München 1965, No. 11, 13. s. noch R.J. Forbes, Studies in Ancient Technology, Bd. 2, Leiden 1955, S. 111-116; Hugo Th. Horwitz, Über das Aufkommen, die erste Entwicklung und die Verbreitung von Windrädern, in: Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie 22/1933/93-102; A.Y. al-Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 54-55. 11 H.E. Wulff, a.a.O. S. 286-289. 12 Eine Routenaufnahme durch Ostpersien, Stockholm 1926, Bd. 2, S. 141; vgl. H.E. Wulff, a.a.O. S. 286. D I V E R S E A P P A R A T E Hebel in Scherenform Unser Modell: Holz, kaschiert und Messing. Höhe 57cm. (Inventar-Nr. E 1.17) Die im deutschen Sprachraum als Nürnberger Schere bezeichnete Vorrichtung wird in dem oben (S. 19) erwähnten anonymen arabischen Buch beschrieben, dessen Inhalt teilweise mit griechischen Gelehrten wie Archimedes, Philon und Heron, aber auch mit Alexander dem Großen in Verbindung gebracht wird. Hans Schmeller1, der dazu neigt, in dem Verfasser einen in Syrien oder im Irak lebenden Araber zu sehen, hat die Beschreibung dieses Gerätes aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt2 und graphisch dargestellt. Nach Angabe des Textes soll ein einziger Mann in der Lage sein, hiermit ein Gewicht von 500 rafll (ca. 220 Kilo) Wasser auf einmal zu heben. Auf weitere Funktionen der Nürnberger Schere als Pontonbrücke, Leiter, oder Schere zur Übertragung von Bewegungen an Maschinen hat Feldhaus4 hingewiesen. Beim Bau unseres Modells haben wir uns der Zeichnung von H. Schmeller bedient. 1 Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike und bei den Arabern, a.a.O. S. 2 (Nachdr., a.a.O. S. 202). 2 Ebd. S. 9-10 (Nachdr., a.a.O. S. 209-210). 3 Die Technik, a.a.O. Sp. 910. 4 Die Technik, a.a.O. Sp. 910. Zeichnung von H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik S. 9. 35 36 T E C H N I K Vorrichtung zum Heben des Wassers mittels Feuers. K.O.Franke Funktionsschema der Vakuumpumpe (rekonstruiert). Unter den uns bekannten vier Handschriften des anonymen Sammelbandes1, welche mit großen Abweichungen griechische, pseudogriechische und arabische Erfindungen aus dem Bereich der Technik beschreiben, bieten die Codices Gotha 1348 und Leiden, Warn. 499 eine Vorrichtung zum Heben des Wassers mittels Feuers. 2 Die Funktion der Pumpe, die wir in einem stark verkleinerten Modell darstellen, beschreibt H. 1 √stanbul, Ayafofya 3187, Oxford, Bodl. Marsh 669, Gotha 1348, Leiden, Warn. 499 (= or. 499, s. P. Voorhoeve, Handlist of Manuscripts, Leiden 1957, S. 116-117). 2 s. H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike und bei den Arabern, a.a.O. S. 26 f. (Nachdruck in: Natural Sciences in Islam, Band 39, S. 197-247, hier 226-227). Unser Modell: Holz, kaschiert, Kunststoff, Kupfer und Messing, Talglicht Höhe: 61 cm, (Inventar-Nr. E 1.23) Schmeller wie folgt: «Infolge der Erwärmung durch die brennenden Naphtalampen wird die Luft aus dem oberen Raum ausgetrieben bzw. verzehrt. Bei der darauffolgenden Abkühlung tritt eine Druckverminderung ein, sodaß der äußere Luftdruck das Wasser im Kanal in die Höhe drückt.» 3 Nach der Beschreibung unserer Quelle soll diese Vorrichtung Wasser aus einem 5-25 m tiefen Brunnen heben können. Die Frage, inwiefern man von dem Verfahren praktisch Gebrauch machen konnte, muß offen bleiben. 3 ebd., S. 27. D I V E R S E 37 A P P A R A T E Unser Modell: Kupfer, Messing, Edelstahl. des Kessels 30 cm. Mit Heizspirale und Absperrventil. (Inventar-Nr. E 1.25) Mit Dampf betriebener Bratenwender Der osmanische Astronom und Ingenieur Taq¬yadd¬n beschreibt im 6. Kapitel seines Kit®b afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya vom Jahre 953/1546 drei Vorrichtungen zum Drehen eines Bratspießes. Die erste wird durch die Nutzung der Dampfkraft bewegt. Die zweite wird durch ein Gewicht betrieben, dessen Gang durch eine Heißluftturbine reguliert wird. Die dritte wurde nach dem Prinzip gebaut, eine verhältnismäßig kleine Kraft durch Zahnräder zu übertragen, welche mit einer Handkurbel in Bewegung gesetzt werden. Bei unserem Modell der ersten Vorrichtung wird der Spieß zusammen mit einer Schaufelrad-artigen Turbine durch den Dampf bewegt, der durch ein Fleisch Wassertank Feuerung Schematische Querschnitte durch unser Modell. 38 T E C H N I K Abb. 1 (oben): Rekonstruktion des Dampfwagens von P. M. Grimaldi. Abb. 2 (rechts): Skizze des Dampfrades von Giovanni Branca. Rohr aus einem geschlossenen erhitzten Wasserkessel entweicht. Nach Taq¬yadd¬ns Beschreibung wird Wasser in den Kessel nachgefüllt, indem man die Mündung des Rohres in einen Wasserbehälter steckt. Das reiche aus, um den Kessel wieder zu füllen. Taq¬yadd¬n berichtet, daß diese Art der Dampfvorrichtung zu seiner Zeit weit verbreitet war. Giovanni Branca1 hat 1629 ein Dampfrad abgebildet (s. Abb. 2), bei dem der Dampf aus einer metallenen Mündung gegen ein Schaufelrad bläst. Die Vorrichtung soll einen Pulverstampfer in Gang setzen.2 Eine weitere Stufe erreichte die Nutzung der Dampfkraft anscheinend bei Philippe-Marie Grimaldi. Er soll um 1671 einen durch Dampfkraft angetriebenen Wagen dem mandschurischen Kaiser K'ang Hsi vorgeführt haben. Eine im 19. Jahrhundert von Giovanni Canestrini (1835-1900) geschaffene Rekonstruktion (s. Abb. 1) befindet sich in Mailand im Museo Nazionale della Scienza e della Technica.3 2 1 Le machine. Volume nuovo e di molto artificio da fare effetti maravigliosi ..., Rom 1629, figura XXV. s. F.M. Feldhaus, Die Technik, a.a.O. S. 182. s. J. Needham, Science and Civilisation in China, a.a.O. Bd. 4, Teil 2, S. 225-228. 3 D I V E R S E A P P A R A T E 39 Mit Heißluft betriebener Bratenwender Unser Modell: Kupfer, Messing, Edelstahl. des Kessels 30 cm. Mit Heizspirale und Absperrventil. (Inventar-Nr. E 1.26) Abb. aus Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 503. Die zweite Art Mechanismus zum Drehen eines Bratspießes, seinerzeit ebenso geläufig wie die erste, beschreibt Taq¬yadd¬n nur knapp. Anstelle der Dampfturbine wird hier die im Kamin aufsteigende heiße Luft genutzt, um den Spieß zu drehen. Ähnlich wie bei Wasserschöpfwerken werde zusätzliche Energie von einem Lot aus Blei zugeführt. Dieses kann man sich wohl, wie bei einer Uhr, als über eine Rolle laufendes Gewicht vorstellen. Die sicherlich über ein Getriebe auf den Spieß übersetzte Kraft der Heißluftturbine dürfte also nicht ausgereicht haben, um den Braten hinreichend schnell zu bewegen. Im Codex Atlanticus des Werkes von Leonardo da Vinci1 (Fol. 5) ist die Skizze eines Bratenwenders enthalten (s. Abb. ), welcher durch Rauch oder vielmehr durch die vom Feuer unter dem Bratspieß aufsteigende erhitzte Luft betrieben wird.2 Diese Zeichnung, in welcher auch die Zahnradübersetzung zu sehen ist, war für unsere Rekonstruktion sehr nützlich. Ich bezweifle jedoch, daß eine nach seiner Skizze gebaute Vorrichtung funktionieren würde, da außer der Heißluft offenbar keine weitere Energiequelle vorgesehen ist. 1 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 503. Theodor Beck, Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues, Berlin 1899, S. 425-426. 2 40 T E C H N I K Bratenwender mit Kurbel und Zahnradgetriebe Nach seiner Beschreibung der beiden ersten mechanischen Bratenwender, wie er sie in √stanbul kennen gelernt hatte, fügt Taq¬yadd¬n hinzu, er und sein älterer Bruder hätten daselbst im Jahre 953/ 1546 ein Gerät entwickelt, welches leichter transportabel sein sollte als die üblichen Konstruktio- Unser Modell: Messing, Edelstahl. Höhe: 35cm. (Inventar-Nr. E 1.27) nen. Der neue Bratenwender funktioniert mit einer Kurbel und einem Getriebe aus vier Zahnrädern, welche eine Übersetzung von 1:10 bewirken und damit das langsame Drehen eines schweren Bratens erleichtern. D I V E R S E A P P A R A T E Unser Modell: Holz und Messing, Kupfergewicht (8 kg). (Inventar-Nr. E 1.12) Hebewerk mit Zahnradgetriebe Der osmanische Gelehrte Taq¬yadd¬n beschreibt in seinem 960/1553 verfaßten Buch über pneumatische Vorrichtungen (afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t arr‚Ω®n¬ya1) ein Zahnradsystem (ad-daw®l¬b almutad®¿ilat al-asn®n), das das Anheben eines Gewichtes von 3000 rafll (ca. 1450 Kilo) durch Anwendung eines Tausendstels an Kraft ermöglicht. Bei unserem Modell mit mehrstufigem Antrieb beträgt das Übersetzungsverhältnis 1 : 150. Abb. aus Taq¬yadd¬n, afl-fiuruq assan¬ya S. 26 1 Ed. A.Y. al-ºasan in Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 25-26. 41 42 T E C H N I K Flaschenzug Von den in arabischen Büchern über Technik oder Monographien behandelten Arten des Flaschenzuges1 beschreibt der osmanische Gelehrte Taq¬yadd¬n2 einen ziemlich weit entwickelten Typ, bei dem eine bestimmte Last durch ein Sechzehntel der normalerweise benötigten Kraft gehoben werden kann. Er verwendet dafür zweimal acht Holzrollen und kombiniert sie in Zylinderform. Einem ähnlichen Flaschenzug begegnen wir bei Leonardo da Vinci:3 Unser Modell: Messing und Stahl. Kupfergewicht ca. 15 kg. Gestell aus Edelstahl, Höhe: 130 cm. (Inventar-Nr. E 1.11) Seite aus Taq¬yadd¬n, afl-fiuruq as-san¬ya, Hds. Dublin, Chester Beatty Lib. 5232. Die Ansicht von F. M. Feldhaus4, daß man Verbesserungen an den antiken Flaschenzügen erst im 19. Jahrhundert vorgenommen habe, ist damit hinfällig. Bei unserem Modell haben wir nur die Hälfte der im Original vorgesehenen Rollen berücksichtigt. Abb. aus Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 490. 1 Sie werden unter den Begriffen bakra («Rolle») oder ™arr ala˚q®l («Ziehen von Gewichten») abgehandelt, s. E. Wiedemann, Zur Mechanik und Technik bei den Arabern, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/ 1-56, bes. S. 20 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 173-228, bes. S. 192). 2 Kit®b afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya, Faksimile-Ed. A. Y. al-ºasan, Taq¬yadd¬n wa-l-handasa al-m¬k®n¬k¬ya al-‘arab¬ya, a.a.O. S. 27-28. 3 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 490. 4 Die Technik, a.a.O. Sp. 332. D I V E R S E A P P A R A T E Vorrichtung Unser Modell: Messingzylinder, Länge: 50 cm, mittels zweier Scharniere aufklappbar. Messingketten. (Inventar-Nr. E 1.05) zum Heben von Gegenständen aus Gewässern (Greifbagger) Die als Ban‚ M‚s® («Söhne des M‚s®») bekannten drei Söhne des M‚s® b. ∞®kir (MuΩammad, AΩmad und al-ºasan), die in der ersten Hälfte des 3./9. Jahrhunderts lebten, beschreiben in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 als hundertste Vorrichtung ein Gerät, das zum Heben von Gegenständen aus Gewässern dient. Sie sagen: «Wir wollen zeigen, wie man ein Instrument herstellt, mit dem der Mensch, wenn er es herabläßt, Materie (™auhar) aus dem Meere hervorholt, und die Gegenstände, die in die Brunnen gefallen und in den Flüssen und Meeren untergesunken sind. Dazu verfertigen wir die beiden Hälften abjz und wΩde eines [Hohl] Zylinders aus Kupfer, die einander gleich sind; übertrifft die eine Hälfte die andere um ein weniges an Gewicht, so ist das für den vorliegenden Zweck besser, damit die eine Hälfte die andere in sich aufnehme (verschlinge) und [die zweite] in sie ein wenig hineindringe. Jeder der beiden Zylinder sei 1 Elle lang oder länger ... Die eine der Hälften des Zylinders wird nach der anderen zugerichtet (gespalten), damit sich zwischen ihnen nicht ein kleiner Zwischenraum befindet. Dann bringt man an ihnen zwei Scharniere (narm®‰a™at®n) an, ...»2. Läßt man die Vorrichtung an den vier außen angebrachten Ketten ins Wasser, so klappt der Greifzylinder auf. Am Grund angekommen, zieht man ihn mit der in der Mitte angebrachten Kette wieder hinauf. Dadurch schließt sich der Zylinder und klemmt die Gegenstände ein, die er umschlossen hat. 2 1 ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 376 -379; engl. Übers. Donald R. Hill, The Book of Ingenious Devices, Dordrecht etc. 1979, S. 242-243. 43 Übers. E. Wiedemann (mit geringfügigen Veränderungen) in: Apparate aus dem Werk fi’l-ºijal der Benû Mûsà (Zur Technik bei den Arabern. 7), in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 38/1906/341-348, bes. S. 343-345 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte Bd. 1, S. 306-313, bes. S. 308-310). 44 T E C H N I K kommt neu Greifbagger der Ban‚ M‚s® (Hds. Berlin). Greifzylinder geöffnet (vom Ende gesehen) Konstruktionszeichnungen (D.R. Hill nach E. Wiedemann) Greifzylinder geöffnet (von der Seite gesehen) Aufriß (ohne Leinen) D I V E R S E A P P A R A T E 45 Eine Leuchte, die auch bei heftigem Wind nicht erlischt Unser Modell: Messing Höhe: 63 cm. (Inventar-Nr. E 1.16 ) Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal (Hds. Berlin, or. quart. 739). Um die Mitte des 3./9. Jahrhunderts beschrieben die Ban‚ M‚s® (MuΩammad, AΩmad und al-ºasan b. M‚s® b. ∞®kir) in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 eine Lampe 2, die nicht erlischt, auch wenn sie in starkem Wind steht. 1 Ed. AΩmad Y‚suf al-ºasan, Aleppo 1981, bes. S. 372-373. Eilhard Wiedemann, Über Lampen und Uhren (Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. XII), in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 39/1907/ 200-225, bes. S. 204-205 (Nachdr. in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351-376, bes. S. 355-356); The Book of Ingenious Devices (Kit®b al-ºiyal) by the Ban‚ (sons of) M‚sà bin Sh®kir. Translated and annotated by Donald R. Hill, Dordrecht, Boston, London 1979, S. 238-239. 2 Unser Modell entstand nach der Beschreibung und der Abbildung der Ban‚ M‚s® und nach der Interpretation von E. Wiedemann und D. Hill. Der Halbzylinder, in dem sich die Leuchte befindet, ist in einem Gestell leicht drehbar gelagert. Die an ihm befestigte Fahne aus Messing bewirkt, daß er sich bei Luftbewegungen mit der geschlossenen Seite dem Wind zuwendet, wodurch das Licht vom Luftzug nicht gelöscht werden kann. Die Leichtgängigkeit der Lager spielt eine entscheidende Rolle, damit sich die Fahne auch bei leichtem Luftzug drehen kann. 46 T E C H N I K Gottesleuchte (Ewiges Licht) Unser Modell: Messing, Höhe: 60 cm. Glas-Sichtfenster. Holzwand, Höhe 80 cm. (Inventar-Nr. E 1.06) Mit dem arabischen Begriff sir®™ All®h («Leuchte Gottes») wird eine Öllampe bezeichnet, «deren Docht von selbst hervorkommt und deren Öl von selbst hineinfließt. Jeder, der sie sieht, glaubt, daß durchaus nichts vom Öl und Docht verzehrt wird.»1 Die drei «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) haben in der ersten Hälfte des 3./9. Jahrhunderts in ihrem Kit®b al-ºiyal2 eine solche Lampe beschrieben. Sie konnte tagelang brennen, ohne daß jemand einen Docht nachschieben mußte. Das Öl floß automatisch nach, scheinbar ohne Abnahme der Menge. Ein technisch anspruchsvolles System sorgt dafür, daß sich die Lampe aus einem verborgenen Reservoir selbst nachfüllt. In diesem herrscht nach dem Befüllen durch das Ventil lwz (s. Abb. S. 47) ein Vakuum, welches den Ausfluß des Öls über den Schnabel e hindert. Sobald der sinkende Ölstand die Öffnung j freilegt, ist das Vakuum aufgehoben, Öl fließt in die Lampe, bis die Öffnung wieder untertaucht und im Reservoir das Vakuum erneuert. Die Füllung der eigentlichen Lampe bleibt auf diese Weise stets konstant. Der Schwimmer fl bewirkt, daß der Docht mit sinkendem Ölstand im Reservoir automatisch nachgeschoben wird. Über den Verwendungszweck sagen die Ban‚ M‚s®: «Die Lampe brannten die Leute, die mit religiösen Angelegenheiten zu tun haben. Sie glauben, daß man in ihr eine ewige Lampe habe, bei der das Feuer nicht erlischt, und zwar brennt es ununterbrochen in dem Rohr des Feuers, das ist bei den Zoroastriern der Fall und in der Kirche, das ist bei den Christen der Fall. Stellt man den Leuchter (den Träger der Lampe) und den Ölbehälter versteckt in der Wand auf, so daß man nur die Lampe sieht, so macht das auf den Beschauer einen besseren Eindruck.»3 1 E. Wiedemann, Über Lampen und Uhren, in: Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Sozietät (Erlangen) 39/1907/200-225, bes. S. 203-204 (Nachdruck in: Aufsätze zur arabischen Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 351- 376, bes. S. 354-355). 2 K. al-ºiyal, a.a.O. S. 368-371; engl. Übers. D.R. Hill, The Book of Ingenious Devices, a.a.O. S. 236-237. 3 Übers. E. Wiedemann, a.a.O. S. 203-204 (Nachdruck S. 354-355). D I V E R S E A P P A R A T E 47 Umzeichnung von D.R. Hill. Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal (Hds. Berlin, or. quart. 739). Zeichnung eines von D.R. Hill vorgeschlagenen Funktionsmodells. Abb. aus Ban‚ M‚s®, K. al-ºiyal, (Hds. √stanbul, Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474). 48 T E C H N I K Abb. der Ban‚ M‚s® (Hds. Topkapı Sarayı). Umzeichnung von D.R. Hill. Ein Staunen erregendes Trinkgefäß Die «Söhne des M‚s®» (Ban‚ M‚s®) schildern in ihrem Kit®b al-ºiyal 1 fünfzehn Vorrichtungen für Trinkgefäße und Tafelaufsätze, die zeigen, «in wie sinnreicher Weise» sie «die mannigfachsten Aufgaben zu lösen wußten.»2 Die elfte ihrer Vorrichtungen diente uns als Vorlage. Das Trinkgefäß wurde bei gesellschaftlichen Anlässen vorgeführt und diente der Unterhaltung. Seine Funktionsweise beruht auf hydraulischen Berechnungen. Gießt man oben langsam Wein ein, so fließt links Wasser und rechts Wein aus. Gießt man schnell Wasser ein, so fließt links Wein und rechts Wasser. Im Original ist der Behälter geschlossen zu denken, um keinen Einblick in die Funktionsweise zu geben. Unser Modell: Holzkasten 43 × 45 × 105 cm. Zwei verzierte Behälter aus Messing, vergoldet. Zuleitungen aus Messing und Kunststoff. (Inventar-Nr. E 1.09) 1 Kit®b al-ºiyal, a.a.O. S. 319-323; D.R. Hill, The Book of Ingenious Devices, a.a.O. S. 212-213. 2 E. Wiedemann, Über Trinkgefäße und Tafelaufsätze nach al-©azarî und den Benû Mûsà, in: Der Islam 8/1918/55-93, 268-291, bes. S. 284-286, 291 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 1517-1579, bes. S. 1572-1574, 1579). A U T O M A T E N Automat Unser Modell: Tisch 84 × 62 cm, Gesamthöhe 170 cm. Armaturen aus Messing. (Inventar-Nr. E 1.28) zum abwechselnden Spenden von heißem und kaltem Wasser Die drei Söhne von M‚s® b. ∞®kir mit Namen MuΩammad, AΩmad und al-ºasan, die in der zweiten Hälfte des 3./9. Jahrhunderts als Mathematiker, Astronomen und Physiker in Ba∫d®d wirkten,1 beschreiben in ihrem Buch über mechanische Vorrichtungen2 ein Gerät, das dazu diente, den Wasserfluß aus zwei unterschiedlichen Quellen oder Behältern so aufzu- 49 1 s. F. Sezgin, a.a.O. Bd. 5, S. 246-252; Bd. 6, S. 147-148. K. al-ºiyal, ed. AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1981, S. 385388; englische Übersetzung Donald R. Hill, The Book of Ingenious Devices, London 1979, S. 246-247. 2 50 T E C H N I K bereiten und zu regulieren, daß aus je einer von zwei Leitungen das Wasser in gewissen Intervallen abwechselnd warm oder kalt fließt, während es aus der anderen Leitung in gleichen Intervallen aber umgekehrter Folge zufließt. Durch die Verkürzung der Intervalle wird ein Effekt erreicht, der an eine Mischbatterie erinnert. Aus einem Heißwasserbehälter auf der rechten und einem Kaltwasserbehälter auf der linken Seite der Vorrichtung fließt das Wasser auf ein Wasserrad, das horizontal unter den Behältern angebracht ist. Durch die Drehbewegung des Rades wird eine darunter befestigte Wanne ebenfalls in Drehung versetzt. Die Wanne ist mittig in zwei Kammern geteilt. Zunächst fließt heißes Wasser in die rechte Kammer, nach ei- ner halben Drehung dann kaltes Wasser. Gleichzeitig läuft in die linke Kammer anfangs kaltes und nach der halben Drehung heißes Wasser. Aus diesen Kammern läuft das Wasser durch große Öffnungen in eine darunter liegende Wanne, die ebenfalls in zwei Kammern geteilt ist. Durch die Rotation der oberen Wanne läuft das Wasser wechselseitig aus. Bereits nach einer viertel Umdrehung der oberen Wanne ändert sich der Zufluß in der unteren. Aus der unteren Wanne wird das Wasser in ein Becken geleitet, wo sich nun bei einer einzigen Umdrehung des Wasserrades und der oberen Wanne vier Mal aus jeder der beiden Wasserleitungen der Zufluß ändert. In kurzen Intervallen fließt abwechselnd heißes und kaltes Wasser. Abb. der Ban‚ M‚s® (Hds. Topkapı Sarayı, Ahmet III, 3474). A U T O M A T E N Ein Unterhaltungsautomat Es ist das erste von 31 Modellen, die von einem MuΩammad oder AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ (vermutlich 2. Hälfte 5./11. Jh. in Andalusien) in seinem Buch Kit®b al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r beschrieben und skizziert wurden. Zusammen mit den folgenden vier Modellen des Buches ähnelt es einer Wasseruhr, da bestimmte Aktionen in festgelegten Intervallen in Erscheinung treten, doch fehlt die Funktion einer präzisen Zeitmessung.1 Das Modell wurde nach Erläuterungen und Skizzen von J. Vernet, R. Casals und M.V. Villuendas 2 von Eduard Farré (Barcelona) nachgebaut.3 Be- Unser Modell: Breite des Holzkastens: 110 cm. Wasserbehälter und Zuleitungen aus Plexiglas. Schalen aus gehämmertem Kupfer. Figuren aus gegossenem Zinn. (Inventar-Nr. B 1.09) merkenswert ist die Verwendung von Quecksilber bei diesem Automaten, wodurch sich eine Verbindung zwischen ihm und der Alfonsinischen Quecksilberuhr (s.o.III, 110f.) ergibt.4 Andererseits fällt auf, daß typische Elemente arabischer Technik, wie kegelförmige Ventile, Verzögerungssysteme, Rückkoppelungskontrollen oder sensibler Druckausgleich fehlen.5 1 Donald R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 37. El capítulo primero del «Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy alafk®r», in: Awr®q (Madrid) 5-6/1982-83/7-18. 3 J. Vernet und J. Samsó (Eds.), El Legado Científico Andalusí S. 304-309. 51 2 4 5 D.R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 39. Ebd. S. 39. 52 T E C H N I K Das komplizierte Werk löst nach etwa einer halben Stunde einen Mechanismus aus (im Modell ist die Zeit auf fünf Minuten verkürzt). Dann öffnen sich die beiden Türen und zwei Tänzerinnen erscheinen. Gleichzeitig senken vier Ziegenböcke die Köpfe zum trinken. Daraufhin taucht ein Schlangenbeschwörer aus einem Brunnen auf und die Tänzerinnen bewegen sich in das Haus zurück, wobei sich die Türen wieder schließen. Auch die Ziegen erheben wieder ihre Köpfe. Sodann steigen drei Schlangen vor dem Brunnen auf; nach einiger Zeit verschwindet zunächst der Schlangenbeschwörer, dann die Schlangen. Zum Buch von al-Mur®d¬: D.R. Hill, A Treatise on Machines by Ibn Mu‘®dh Ab‚ ‘Abd All®h al-Jayy®n¬, in: Journal for the History of Arabic Science (Aleppo) 1/1977/33-46; A.I. Sabra, A Note on Codex Biblioteca Medicea-Laurenziana Or. 152, ebd. S. 276-283; M.V. Villuendas, A Further Note on a Mechanical Treatise Contained in Codex Medicea Laurenziana Or. 152, in: Journal for the History of Arabic Science (Aleppo) 2/1978/395-396; J. Vernet, Un texto árabe de la corte de Alfonso X el Sabio. Un tratado de autómatas, in: AlAndalus (Madrid, Granada) 43/1978/405-421; D. R. Hill, Arabic Water-Clocks, a.a.O. S. 36-46; R. Casals, Consideraciones sobre algunos mecanismos árabes, in: Al-Qanflara (Madrid) 3/1982/333-345; D.R. Hill, Tecnología andalusí, in: El Legado Científico Andalusí S. 157ff., hier S. 163-168, 304-309; J. Samsó, Las ciencias de los antiguos en al-Andalus, Madrid 1992, S. 250-257; J. Casulleras, El último capítulo del Kit®b al-asr®r f¬ nat®’iy al-afk®r, in: From Baghdad to Barcelona. Studies in the Islamic Exact Sciences in Honour of Prof. Juan Vernet, Barcelona 1996, vol. 2, S. 613-653. Zeichnung aus al-Mur®d¬, Kit®b al-Asr®r (Hds. Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, orient. 152). A U T O M A T E N 53 Springbrunnen mit wechselnder Gestalt Unser Modell: Gesamthöhe: 110 cm. Messingrahmen um Plexiglas. Verzierte Schale und Deckel, sowie Wippe aus vergoldetem Messing. Schwimmer und Rohre aus Kupfer. (Inventar-Nr. B 1.07) 1. Dies ist eine von zwei ursprünglich im 3./9. Jahrhundert von den Ban‚ M‚s® beschriebenen Vorrichtungen, die Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/ 1200) mangelhaft fand und durch eigene Konstruktionen ersetzte. Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘, Faksimile Ankara 1990, S. 276-277; E. Wiedemann, Die Konstruktion von Springbrunnen durch muslimische Gelehrte. II. Anordnungen von al Gazarî für Springbrunnen, die ihre Gestalt wechseln, in: Festschrift der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde, Hanau 1908, S. 29-43, hier S. 36ff. (Nachdruck in: E. Wiedemann, Gesammelte Schriften, Bd. 1, S. 241-255, hier S. 248ff.; D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, S. 158ff. Das ursprünglich von außen eingeleitete, im Modell aus dem unteren Wasserbehälter rückgeführte Wasser fließt im oberen Teil über eine Wippe in die rechte der beiden Kammern. Ist diese vollgelaufen, schwenkt die durch einen Schwimmer gesteuerte Wippe um, so daß sich die linke Kammer füllt. In dieser Zeit, die genau berechnet ist, fließt das Wasser der rechten Kammer durch ein Rohr aus und steigt aus der zentralen Düse des unteren Beckens als einstrahlige Fontaine auf. Dann schwenkt die Wippe um, so daß sich aus der linken Kammer das Wasser über das zweite Rohr entleert und als fünfstrahlige Fontaine aus dem unteren Düsenring aufsteigt. Das Intervall war ursprünglich eine halbe Stunde, in unserem Modell ist es auf drei Minuten verkürzt. 54 T E C H N I K 2. Der zweite der Springbrunnen, die al-©azar¬ angefertigt und beschrieben hat. Unser Modell: Gesamthöhe: 130 cm. Messingrahmen um Plexiglas. Wanne und Schaufeln aus Kupfer. Verzierter Deckel und Rohrleitungen vergoldet. (Inventar-Nr. B 1.08) Auch hier fließt das Wasser über eine Wippe zunächst in die rechte Kammer. Gleichzeitig füllt sich eine Schaufel mit Wasser, bis sie so schwer ist, daß sie kippt und dabei sowohl die Wippe umlegt als auch den Abfluß der Kammer ermöglicht. Während sich die linke Kammer füllt, sprudelt das Wasser in zwei Fontänen aus: ein Wasserpilz bildet sich auf der linken, ein Strahl auf der rechten Seite. Nach einer bestimmten Zeit entleert sich das Wasser der linken Kammer. Der Wasserpilz ist nun auf der rechten Seite zu sehen, der Strahl auf der linken. Das Intervall betrug auch hier ursprünglich eine halbe Stunde und ist in unserem Modell auf drei Minuten verkürzt. Literatur: al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.Ed. Ankara 1990, S. 278-279; E. Wiedemann, Anordnungen von al Gazarî, a.a.O. S. 36 ff. (Nachdruck, S. 248 ff.); D.R. Hill, The Book of Knowledge, a.a.O. S. 158ff. A U T O M A T E N 55 Abbildungen bei al-©azar¬, a.a.O. S. 280, 283. Auf Blatt 22r seines Bellicorum instrumentorum liber zeichnet Giovanni Fontana1 (1. Hälfte 15. Jh.) die Grundlinien eines Springbrunnens, der die Bekanntschaft mit einer arabischen Vorlage verrät (s. Abb. rechts). 1 Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di Giovanni Fontana, Milano 1984, S. 118. 56 T E C H N I K Unser Modell: Messing, 20 × 12,5 cm. Acrylglaskasten. (Inventar-Nr. E 1.02) Ein Kombinationsschloß Im letzten Kapitel seines Buches behandelt Ibn arRazz®z al-©azar¬ (um 600/1200) eine Reihe mechanischer Geräte, darunter ein Buchstabenschloß, ein «Schloß, das mit zwölf Buchstaben zum Verschließen eines Kastens dient» (qufl yuqfalu ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘™am).1 1 al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Ankara 1990, S. 340-348; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über eine Palasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam 11/ 1921/213-251, bes. S. 232-244 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1689-1701), engl. Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. S. 199-201. Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, a.a.O., S. 346. S C H L Ö S S E R 57 Der Deckel besteht aus zwei Platten, die mit vier Kombinationsschlössern und einem Drehknauf verbunden sind. Die Deckplatte dient als Halterung. Die darunterliegende Platte besteht aus zwei Hälften, die mit dem Drehknauf auseinander geschoben werden können. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Schlösser auf eine bestimmte Kombination eingestellt werden. Die Ringe an den Schlössern geben dann eine Nut frei, in die die Sicherungsstifte, die an der unteren Platte befestigt sind, gleiten können. Setzt man das Kombinationsschloß auf einen dafür vorgesehenen Kasten, so kann die untere Platte mittels Drehknauf in zwei Aussparungen einfahren. Gleichzeitig wird ein Zylinder in eine seitlich angebrachte Führung geschoben, so daß sich die untere Platte nicht mehr zusammenschieben läßt. Durch Verstellen der Kombinationen wird der Zylinder gesichert. Die zwölfstellige Buchstabenkombination, die im Arabischen einem Zahlenwert entspricht, kann bei geöffnetem Deckel leicht verändert werden. Seite mit Beschreibung und Illustration des Zahlenschlosses aus al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, Faks.-Ed. Frankfurt 2002, S. 523. 58 T E C H N I K Ein aus der Zeit von al©azar¬ (um 600/1200) erhaltenes Elfenbeinkästchen mit arabischem Buchstabenschloß (191 × 201 × 375 mm). Beschläge und Schloß aus vergoldeter Kupferlegierung, Maastricht, Stichting Schatkamer Sint Servaas (Belgien). Zwei weitere Kassetten mit Kombinationsschlössern aus dem 7./13. Jh.; links: Sammlung Khalili, London, a.a.O. Bd. 12, No. 344. Oben: Teile eines Kästchens von MuΩammad b. º®mid al-I◊fah®n¬, dat. 597/1200, Copenhagen, David Collection, Ref. No. 1/1984. S C H L Ö S S E R 59 Türschloß mit vier Riegeln Zeichnung bei al-©azar¬, al-©®mi‘ bain al-‘ilm wa-l-‘amal, a.a.O., S. 352. Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ (um 600/1200) beschreibt im letzten Kapitel seines ©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l‘amal ein Türschloß mit vier Riegeln: «Es sind vier Riegel aus Holz oder Eisen auf dem Rücken einer Türe, sie sind nach den vier Seiten, aber verschieden gerichtet. Sie werden durch einen Schlüssel vorgeschoben und geöffnet. Ein Riegel öffnet nach rechts, einer nach links, einer nach oben und einer nach unten. In den vier Riegeln ist keine Stelle, in die ein Bösartiger (fl®riΩ) eindringen kann. Ist der Schlüssel aus der Öffnung herausgenommen, in die er sich einsetzt, um zu öffnen und die Riegel vorzuschieben, so ist niemand imstande, das, was mit dem Verriegeln bezweckt wird, zu erreichen und die Riegel mit der Hand nach oben oder unten oder rechts oder links zu bewegen; sie können dann nicht bewegt werden, weder zum Verriegeln noch zum Öffnen. Das Einzige, womit man sie bewegen kann, ist der Schlüssel.»1 Nach dieser Schilderung der Funktion des Schlüssels gibt al-©azar¬ eine ausführliche Beschreibung des Mechanismus und seiner Teile. 1 ©azar¬, al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal , Faks.-Ed. Ankara 1990, S. 348-352; deutsche Übers. E. Wiedemann, Über eine Palasttüre und Schlösser nach al-©azar¬, in: Der Islam 11/1921/213-251, bes. S. 244-250 (Nachdruck in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, S. 1670-1708, bes. S. 1701-1707), engl. Übers. D.R. Hill, The Book of Knowledge of Ingenious Mechanical Devices, a.a.O. S. 202-203. Unser Modell: Holz, Messing und Plexiglas. Maße: 51 × 43 × 58 cm. (Inventar-Nr. E 1.10) 60 T E C H N I K Unser Modell (a)4: Holz, Bleigewichte, Messinglager. Durchmesser 80 cm. (Inventar-Nr. E 1.21) Perpetuum mobile Die Darstellung verschiedener Formen der Perpetua mobilia in den drei bekannten Handschriften des anonymen arabischen Sammelbandes technischen Inhaltes (wahrscheinlich aus dem 6./12. Jh., s.a.o. 35)1 erweckt den Eindruck, daß der Gedanke eines ‹dauernd Beweglichen›, einer sich ohne äußere Energiezufuhr drehenden Maschine, schon damals ziemlich verbreitet war, ja sogar in einer 1 Nach Hds. Gotha 1348, fol. 105 b; Leiden, Warn. 499 (= or. 499), fol. 80 a. Vgl. H. Schmeller, Beiträge zur Geschichte der Technik in der Antike und bei den Arabern, Erlangen 1922 S. 21 (Nachdruck a.a.O., S. 221). gewissen Tradition gestanden hat. Wieweit diese Tradition auf griechische bzw. byzantinische Quellen zurückgeht ist zur Zeit nicht bekannt. Derselbe Gedanke, der Europäer bis ins 19. Jh. so leidenschaftlich beschätigt hat2, taucht schon kurz vor der Mitte des 13. Jh. bei dem französischen Ingenieur Villard de Honnecourt 3 und dann bei seinem jüngeren Landsmann Peter Peregrinus4 auf. 2 s. F.M. Feldhaus, Ruhmensblätter der Technik, Leipzig 1910, S. 217-230. 3 Sarton, Introduction II, a.a.O. S. 1033. 4 s. E. Grant, in: Dictionary of Scientific Biography X, 1974, Sp. 536b. P E R P E T U A M O B I L I A 61 Unser Modell (b): Holz und Messing. Durchmesser 26 cm. (Inventar-Nr. E 1.22) Zeichnung aus Mariano Taccola’s Notizbuch (1. Hälfte 15. Jh.)6. Unten auf der Seite befinden sich Skizzen von Kriegsmaschinen. Das Perpetuum mobile ist durch seine Verblüffende Ähnlichkeit mit dem in unserem Modell vorgestellten ein weiterer Beleg für die entscheidende Bedeutung älterer islamischer Quellen für die Protagonisten der ‹Renaissance›. Die Beschäftigung mit Perpetua Mobilia hat in Europa später derart zugenommen, daß sich die Académie Française im Jahre 1775 entschloß, keine Lösungsvorschläge dieses Problems mehr zu prüfen. Nach unserer Kenntnis war der Astronom und Physiker Taq¬yadd¬n b. Ma‘r‚f in der islamischen Welt der erste, als er Mitte des 10./16. Jh die Unsinnigkeit des Perpetuum mobile ausgesprochen hat.5 Unser arabischer Sammelband beschreibt sieben Arten Perpetua mobilia, wovon vier mit Quecksilber in Schwung gebracht werden sollten. Obwohl die hier vorgestellten Modelle – deren Reibungsverluste man freilich noch hätte reduzieren können – per Definition nicht funktionieren, sind sie doch insofern von Interesse, als sie ein fortgeschrittenes Verständnis des Hebelgesetzes und der Momentberechnung dokumentieren. 5 s. Sevim Tekeli. 16’ıncı asırda Osmanlılarda saat, Ankara 1966, S. 218. 6 De ingeneis II, Faks. Wiesbaden 1984, fol. 58a. Kapitel 11 Architektur S TAT T E I N E R E I N L E I T U N G N I C H T N U R, daß dem Schreiber dieser Zeilen ausreichende Kompetenz fehlt, eine Einführung in die hier repräsentierte Materie zu verfassen. Es erübrigt sich zudem eine solche bei der kleinen Zahl unserer Modelle angesichts der zahlreich erhaltenen architektonischen Monumente des arabisch-islamischen Kulturkreises. Unsere Auswahl konzentriert sich auf wenige für ihre Zeit exemplarische öffentliche Zweckbauten, bei welchen es sich stets um Stiftungen hochgestellter Persönlichkeiten – meist der Herrscher selbst – handelt; sie repräsentieren also nicht nur jeweils fortgeschrittene Architektur und Ingenieurleistung, sondern auch die enorme kulturelle Bedeutung, welche neben Moscheen vor allem Krankenhäusern und Hochschulen beigemessen wurde. B A U W E R K E 65 HOCHSCHULEN Die Mustan◊ir¬ya-Hochschule in Ba∫d®d Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maßstab etwa 1 : 50. Maße der Grundplatte: 100 × 60 cm. Stahlgestell und Klarsichthaube. (Inventar-Nr. F 05) Diese große Hochschule wurde im Jahre 625/ 1227 vom vorletzten Abbasidenkalifen al-Mustan◊ir bill®h am Tigrisufer in Ba∫d®d gegründet. Sie dürfte die älteste arabisch-islamische Universität sein, an der außer dem Lehrstoff der vier orthodoxen Rechtsschulen auch Medizin und mathematische Wissenschaften herangezogen wurden. 1 Die Versorgung der Hochschule erfolgte durch eine vom Kalifen gegründete Stiftung. Die Zahl der Dozenten und der weiteren Mitarbeiter betrug etwa 400. Die Hochschule besaß eine große und bedeutende Bibliothek, die nach der Eroberung Ba∫d®d’s durch die Mongolen geplündert wurde. Der Kalif besuchte die Hochschule oft und «hörte von einem besonderen Platz aus die Vorträge und Disputationen der Gelehrten. Gelegentlich veranstaltete er dort offizielle Empfänge für Staatsgäste». 1 Zu den Quellenangaben s. N®™¬ Ma‘r‚f, T®r¬¿ ‘ulam®’ alMustan◊ir¬ya, 3. Aufl., Kairo o.J., Bd. 1, S. 25, 48. YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬: Illustration zu den Maq®m®t von al-ºar¬r¬, Vorlesung in einer Bibliothek zu Basra (634/ 1237), Bibl. Nat. Paris, Ms. arabe 5847, fol. 5. 66 A R C H I T E K T U R Gesamtansicht unseres Modells von Osten. Plan aus Hansjörg Schmid, Die Madrasa des Kalifen al-Mustansir in Baghdad. Eine baugeschichtliche Untersuchung der ersten universalen Rechtshochschule des Islam. Mit einer Abhandlung über den sogenannen Palast in der Zitadelle in Baghdad, Mainz 1980. DIE MUSTAN—IR¡YA-HOCHSCHULE «Der Bau überstand die Zerstörung der Hauptstadt und den Untergang des abbasidischen Hauses bei der Eroberung durch die Mongolen 1258, ... » Ein Jahrzehnt später wurde die Hochschule wieder in Betrieb genommen. In den letzten Jahrhunderten scheint sie sehr vernachlässigt worden zu sein. Nach seiner Restaurierung zwischen 1945 und 1962 steht das Gebäude im Dienste des Museums für islamische Kultur und Kunst.2 Unser Modell wurde auf der Grundlage des verdienstvollen Werkes von Hansjörg Schmid gebaut. 2 Hansjörg Schmid, Die Madrasa des Kalifen al-Mustansir in Baghdad, a.a.O. S. 1. 67 Photographie der Fassade und ein Blick in den Hof, aus Hansjörg Schmid, a.a.O. 68 A R C H I T E K T U R HOSPITÄLER Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maßstab etwa 1 : 50. Maße der Grundplatte: 100 × 70 cm. Stahlgestell und Klarsichthaube. (Inventar-Nr. F 07) Das N‚radd¬n-Krankenhaus in Damaskus Dieses Krankenhaus, das unter dem Namen alB¬m®rist®n an-N‚r¬ bekannt ist, wurde von Am¬r N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, der türkischer Abstammung und Vorgänger des Aiyubiden —al®Ωadd¬n (Saladin) war, im Jahre 549/1154 unmittelbar nach der Befreiung der Stadt gegründet.1 Es gehörte zu den bekanntesten Krankenhäusern der islamischen Welt und war bis ins 13./19. Jahrhundert hinein in Betrieb. Neben der Großen Moschee und der Zitadelle zählt es zu den wichtigsten Mo- numenten der islamischen Periode in Damaskus. Über die Arbeitsweise und Organisation des Hospitals machte der andalusische Gelehrte Ibn ©ubair (gest. 614/1217) anläßlich seines Besuches in Damaskus im Jahre 580/1184 folgende Angabe in seinem Reisebericht 2: «In diesem Ort (Damaskus) gibt es etwa zwanzig Schulen und zwei Krankenhäuser, ein altes und ein neues. Das neue wird mehr besucht und ist das größere. Sein 2 1 s. E. Herzfeld, Damascus: Studies in Architecture, in: Ars Islamica (Ann Arbor) 9/1942/1-53, bes. S. 4. The Travels of Ibn Jubayr, ed. W. Wright, 2 nd ed. rev. M.J. de Goeje, Leiden 1907, S. 283; E. Herzfeld, Damascus: Studies, a.a.O. S. 5. H O S P I T Ä L E R 69 täglicher Unterhalt kostet ca. fünfzehn Dinar. Es gibt dort Angestellte, die sich um die Registrierung der Namen der Patienten und der nötigen Ausgaben für Medikamente, Verpflegung etc. kümmern. Die Ärzte kommen jeden Tag früh am Morgen, untersuchen die Patienten und ordnen die Versorgung mit den erforderlichen Medikamenten und Speisen an, unter Berücksichtigung des Zustandes eines jeden Kranken ... Es gibt dort auch eine Behandlung für Geisteskranke ...» Grundriß des Krankenhauses nach E. Herzfeld «Im Grundriß dieses ältesten bis heute erhalten gebliebenen B¬m®rist®n gruppieren sich vier ¡w®ne (Rundbogen-Hallen) symmetrisch um einen Innenhof und bilden zusammen eine Kreuzform. In der Mitte des Innenhofes liegt ein Wasserbecken.» «Durch das in einer flachen Nische liegende Muqarna◊-Portal tritt man in einen quadratischen Vorraum mit einem Muqarna◊-Gewölbe. Von diesem Raum aus betritt man den West¬w®n. Der gegenüber liegende Ost¬w®n war einer Inschrift nach Untersuchungs- oder Sprechzimmer. Die überwölbten vier Eckräume, die nach außen keine Fenster haben, waren Krankensäle.»3 3 Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser unter Berücksichtigung der Frage nach den ältesten psychiatrischen Anstalten, Diss. Berlin 1968, S. 80; vgl. J. Sauvaget, Les monuments historiques de Damas, Beirut 1932, S. 49-53. 70 A R C H I T E K T U R Das Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maßstab etwa 1 : 50. Stahlgestell und Klarsichthaube. (Inventar-Nr. F 04) Krankenhaus der Prinzessin T‚r®n Das älteste vollständig erhaltene Krankenhaus Anatoliens wurde im Jahre 625/1228 im Auftrag von Prinzessin T‚r®n errichtet, einer Tochter von Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h und Gemahlin von AΩmad ∞®h aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek. Es liegt in Divriªi (südöstlich von Sivas) neben der von AΩmad ∞®h errichteten Moschee. Der Krankenhausteil hat eine Fläche von 32 × 24 m; die Fläche des Gesamtkomplexes mit der Moschee zusammen beträgt 32 × 6 4 m.1 Grundriß und Längsschnitt des Gesamtkomplexes (nach Terzioªlu) Innenansicht des Krankenhauses (historisches Photo nach Terzioªlu). 1 Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser, a.a.O. S. 121-125. H O S P I T Ä L E R 71 Unser Modell (des erhaltenen Teils): Holz und Kunststoff Grundplatte 94 × 119 cm. (Inventar-Nr. F 08) Das Qal®w‚n-Krankenhaus in Kairo Zu den bekanntesten und bedeutendsten Krankenhäusern im arabisch-islamischen Kulturkreis gehört zweifellos al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ in Kairo, das in der neueren Literatur Qal®w‚n-Krankenhaus genannt wird. Sein Gründer war der Mamlukensultan al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n Qal®w‚n (reg. 678/1279-689/1290). Inspiriert wurde er zu dem Bau bei einem Besuch des B¬m®rist®n an-N‚r¬ in Damaskus im Jahre 675/ 1276. Fünf Jahre nach seinem Regierungsantritt in Kairo, d.h. 683/1284, ließ er mit den Arbeiten beginnen.1 An das Krankenhaus war eine Madrasa 1 Über die Gründung und den Verlauf der Bauarbeiten unterrichtet uns der Historiker al-Maqr¬z¬ (766/1364-845/1442) ausführlich in seinem Buch al-øiflafl wa-l-®˚®r (B‚l®q 1270, Bd. 2, S. 406 -408). Sein Bericht, der für die Geschichte der Krankenhäuser einen hohen dokumentarischen Wert besitzt, sei hier auszugsweise in der Übersetzung von F. Wüstenfeld (Macrizi’s Beschreibung der Hospitäler in el-Câhira, in: Janus [Breslau] 1/1846/28-39, bes. S. 32-38, Nachdr. in: Islamic Medicine Bd. 93, S. 126 -145, bes. S. 138 ff.) mit gewissen Modifikationen wiedergegeben: «Die Veranlassung zu dem Bau war folgende: als al-Malik alMan◊‚r noch als Am¬r gegen die Franken zu Felde zog unter der Regierung des Malik a˙-¯®hir Baibars im Jahre 675/1276, wurde er zu Damaskus von einer heftigen Kolik befallen und die Ärzte heilten ihn durch Medikamente, welche für ihn aus dem Hospital des ... N‚radd¬n geholt wurden. Nachdem er wieder hergestellt war, ritt er nach dem Hospitale hin, bewunderte es und gelobte, wenn ihm Gott die Regierung gäbe, wolle er ein Hospital bauen. Als er dann Sultan wurde, dachte er an die Ausführung, und seine Wahl fiel auf das Quflb¬ya-Gebäude. Er gab den Besitzern dafür das ‹Smaragdschloss› und beauftragte den Am¬r ‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ mit der Leitung des Baues. Er ließ den Hof wie er war, und richtete ihn zu einem Hospitale ein; er bestand aus vier Sälen, in jedem Saale war ein Spring- 72 A R C H I T E K T U R Plan des Gesamtkomplexes nach Terzioªlu. 1. Säulenhof. 2. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Männer). 3. Saal (¡w®n) für bettlägerige Patienten (Frauen). 4. Saal (¡w®n) für Genesende (Männer). 5. Saal (¡w®n) für Genesende (Frauen). 6. Pflegepersonal. 7. Treppe zur Wohnung des Oberarztes. 8. Küche und Nebenräume. 9. Raum für Särge. 10. Raum zur Waschung von Leichen. 11. Lager. 12. Sitz des Oberarztes. 13. Sitz des Chirurgen. 14. Sitz des Augenarztes. 15. Gedeckter Brunnen. 16. Pfeilerhof. 17. Latrinenhöfe. 18. Zellen für Geisteskranke (Männer). 20. Zellen für Geisteskranke (Frauen). 21. Treppe zur Terrasse. 22. Wasserbecken. ➢ brunnen und in der Mitte des Hofes ein Behälter, in welchen das Wasser aus den Springbrunnen floß ... Als der Bau vollendet war, vermachte al-Malik al-Man◊‚r dafür an Grundbesitz in Ägypten und anderen Ländern so viel, daß daraus jährlich eine Einnahme von nahe an einer Million Dirhem bezogen wurde, und er bestimmte die Plätze, an denen das Geld für das Hospital, das Bethaus, die Akademie und die Waisenschule bezahlt werden sollte. Hierauf ließ er einen Becher mit Wein aus dem Hospital bringen, trank daraus und sprach: Dieses habe ich gestiftet für meines Gleichen und für Geringere, ich habe es bestimmt zu einer Stiftung für den König und den Diener, den Soldaten und den Am¬r, den Großen und den Kleinen, den Freien und den Sklaven, Männer und Frauen. Er bestimmte dafür die Medikamente, die Ärzte und alles übrige, was jemand darin in irgend einer Krankheit nötig haben konnte. Der Sultan stellte männliche und weibliche Bettmacher an zur Bedienung der Kranken und bestimmte ihnen die Gehälter; er errichtete die Betten für die Kranken und versah sie mit allen Arten von Dekken, die in irgend einer Krankheit nötig waren. Jede Klasse von Kranken bekam einen besonderen Raum: Die vier Säle des Hospitals bestimmte er für die an fiebern und dergleichen Leidenden, einen Hof sonderte er für die Augenkranken, einen für die Verwundeten, einen für die, welche an Durchfall litten, und einen für die Frauen; ein Zimmer für diejenigen, die auf dem Wege der Genesung sind, teilt er in zwei Teile, den einen für die Männer und den andern für die Frauen. In alle diese Stellen ist das Wasser geleitet. Ein besonderes Zimmer war für das Kochen der Speisen, Medikamente und Sirupe, ein anderes für das H O S P I T Ä L E R 73 Details unseres Modells, rechts: Fassade von Nordwesten; links: Rekonstruierter Innenraum (No. 4 auf dem Plan o.). angebaut, unter der Wüstenfeld treffend eine Akademie versteht. Es steht nicht fest, ob medizinische Vorlesungent darin stattfanden oder in speziellen Räumen des Krankenhauses. Zum Lehrkörper gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit der Arzt und vielseitige Gelehrte ‘Al¬ b. Abi l-ºazm Ibn an-Naf¬s (gest. 687/1288), der Entdecker des Lungenkreislaufes2 , der sein Haus und seine Bibliothek dem Krankenhaus stiftete3 . Das Krankenhaus befand sich noch im 17. Jahrhundert in gutem Zustand und scheint erst im 18. Jahrhundert in Verfall geraten zu sein. Heute stehen im wesentlichen noch die tragenden Wände. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde daran anschließend ein neues Krankenhaus unter demselben Namen gebaut.4 Die ägyptische Regierung plant auch, das alte wieder herzurichten. Pascal Coste, ein Ingenieur aus Frankreich, der in den Jahren 1818-1825 von der ägyptischen Regierung mit der Errichtung von Fabriken beauftragt war, hat einige wertvolle Ansichtszeichnungen und eine Grundrißskizze des Krankenhauses hinterlassen.5 Die drei Stiftungsurkunden des Krankenhauses aus den Jahren 684/1285, 685/1286 und 686/ 1287 wurden im Jahre 1913 in Kairo wiederentdeckt und befinden sich zur Zeit im dortigen Ministerium für das Stiftungswesen. Die von dem Medizinhistoriker Ahmed Issa Bey 6 ins Französische übersetzten Auszüge zeugen vom hohen Stand des Krankenhauswesens im arabisch-islamischen Kulturkreis im 7./13. Jahrhundert. Mischen der Konfekte, Balsame, Augensalben u. dgl. An verschiedenen Orten wurden die Vorräte aufbewahrt, in einem Zimmer waren die Sirupe und Medikamente allein, in einem Zimmer hatte der Oberarzt seinen Sitz, um medizinische Vorlesungen zu halten. Die Zahl der Kranken war nicht begrenzt, sondern jeder Bedürftige und Arme, welcher dahin kam, fand darin Aufnahme. Eben so wenig war die Zeit des Aufenthalts eines Kranken darin bestimmt und es wurde daraus sogar denjenigen, welche zu Haus krank lagen, alles, was sie nötig hatten, verabreicht.» 2 Zu einigen Arbeiten darüber s. Bd. 79 der Reihe Islamic Medicine (Frankfurt). 3 Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬, Mas®lik al-ab◊®r f¬ mam®lik alam◊®r, Faks.-Ed. Frankfurt 1988, Bd. 9, S. 350. 4 Arslan Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser, a.a.O. S. 88-106. 5 Architecture arabe ou monuments du Kaire, mesurés et dessinés de 1818 à 1825, Paris 1839 (Nachdr. Böblingen 1975), S. 74-81. 6 Histoire des bimaristans (hôpitaux) à l’époque islamique, Kairo 1928, S. 61-72. 74 A R C H I T E K T U R Das Krankenhaus von Sulfl®n B®yez¬d II. in Edirne Das Krankenhaus wurde im Jahre 889/1484 zusammen mit einer Akademie (Madrasa), einer Moschee und einer Armenküche (‘Im®rat) am Fluß Tunca in Edirne gegründet. «Hinter der Moschee am Flußufer des Tunca hatte Sultan Bayezid II. einen Hafen bauen lassen, um von diesem Baukomplex zu seinem Schloß in Edirne mit dem Schiff fahren zu können.»1 Das Krankenhaus besteht nach Terzioªlu aus drei Teilen: Das «eigentliche Krankenhaus (D®r a·-·if®’) mit einer großen zentralen und 12 kleinen Kuppeln». Ein «daneben um einen kleinen Innenhof gruppierter Bauteil, der vorwiegend Verwaltungszwecken dient». 1 A. Terzioªlu, Mittelalterliche islamische Krankenhäuser, a.a.O. S. 190. Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maßstab 1 : 50. Maße der Grundplatte: 103 × 55 cm. Gestell aus Stahl und Klarsichthaube. (Inventar-Nr. F 06) Und «ein an die Medrese anschließender Bauteil mit großem Innenhof, Küche und Wäscherei». «Das eigentliche Krankenhaus ist ein im Durchmesser ca. 30 m großer sechseckiger Bau mit sechs Krankenzimmern als geschlossene Räume und mit fünf Nischen in Form von ¡w®nen. Die Krankenzimmer und Nischen umgeben einen kuppelüberwölbten Mittelsaal. Dadurch wurde die Möglichkeit geschaffen, daß man mit wenigem Pflegepersonal mehrere Kranke versorgen konnte ... Hier hat der Architekt Hayreddin an erster Stelle ein zweckentsprechendes Gebäude geschaffen. Während die danebenliegende Hochschule wieder den alten Medresetypus zeigt, beweist die eigenartige Form des Krankenhauses, daß der Baumeister unter Berücksichtigung der Funktion neue Wege gegangen ist.» H O S P I T Ä L E R Dank einer Stiftungsurkunde von 52 Seiten aus dem Jahre 893/1488 sind wir über die Art und Weise der Arbeit, Organisation und Finanzierung des Krankenhauses ausführlich informiert.2 Eine wertvolle Beschreibung des Krankenhauses gibt der bekannte Reisende Evliy® Çeleb¬ (11./17. Jh.). Sie wurde von Georg Jacob im Jahre 1912 ins Deutsche übersetzt.3 Daraus seien hier, mit einigen Modifikationen, die Ausführungen über die Musiktherapie der Geisteskranken übernommen: «Eine merkwürdige Sache habe ich gesehn: Des seligen Bajezid II Majestät ... hat in der Stiftungsurkunde als Heilmittel für die Kranken, zur Genesung der Schmerzleidenden, um den Geist der Wahnsinnigen zu stärken und die Galle zurückzutreiben, 10 Musiker angestellt; 3 davon sind Sänger, die übrigen je ein Spieler der Rohrflöte (n®yzen), der Stachelviola (kem®n¬), der Panflöte (m‚s¬q®r¬), des Dulcimer (◊ant‚r¬), der Harfe çeng¬), eines Harfenpsalteriums (? çeng¬-◊ant‚r¬) und der Laute (‘‚d¬). Sie kommen wöchentlich dreimal und spielen für die Kranken und Wahnsinnigen. Mit der Erlaubnis des Allmächtigen fühlen sich viele von ihnen erleichtert. Tatsächlich sind nach der Wissenschaft von der Musik die Makamen nev®, r®st, düg®h, seg®h, ç®rg®h und s‚zin®k besonders für diese [Kranke und Wahnsinnige] bestimmt. Werden jedoch die Makamen zeng‚le und b‚selik [gespielt und] mit dem Makam r®st 2 Zur Literatur über die Urkunde s. A. Terzioªlu, a.a.O. S. 190191. 75 abgeschlossen, so ist es, als ob sie neues Leben brächten. In allen Instrumenten und Makamen liegt Nahrung für die Seele.» Das Krankenhaus war, mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1876 und 1894 durch den türkisch-russischen Krieg, bis kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges in Betrieb. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde es einer radikalen Renovierung unterzogen. Teilmodell des Kuppelsaals mit den Räumen 1-13 und 21, 31 × 31 cm. Grundriß des Krankenhauses von B®yez¬d II. (nach Terzioªlu) 3 Quellenbeiträge zur Geschichte islamischer Bauwerke, in: Der Islam 3/1912/358-368, bes. S. 365-368; vgl. W. F. Kümmel, Musik und Medizin, Freiburg und München 1977, S. 258-259. 76 A R C H I T E K T U R MOSCHEEN ⁄ehz®de-Moschee in √stanbul Unser Modell vermittelt die einfachen Linien der äußeren Gestaltung eines Moscheekomplexes, in dem viele Architekturhistoriker den Beginn der Bauperiode der Großmoscheen in √stanbul sehen, bei deren Entstehungsfrage man zwei wesentliche Entwicklungsstufen der osmanischen Baukunst unterscheidet: Die Anfänge seit ca. 700/1300 in Anatolien und in Edirne bis zur Eroberung von Byzanz im Jahre 857/1453, sowie danach – angeregt durch die direkte Bekanntschaft mit der Hagia Sophia und anderen antiken Baudenkmälern der neuen Hauptstadt – ein origineller, monumentaler 1 Doªan Kuban, Sinan’ın sanatı ve Selimiye, √stanbul 1997, S. 57ff. ➢ Die Unser Modell: Holz und Kunststoff, Kuppeln aus Bleiguß. Maßstab 1: 50. Grundplatte 117 × 94 cm. (Inventar-Nr. F 09) Stil.1 Die ⁄ehz®de-Moschee ist die erste der drei großen Moscheen, die Mi‘m®r Sin®n (geb. 895/ 1490, gest. 996/1588), der größte Architekt der Osmanen, gebaut hat. Der Moscheekomplex wurde von Q®n‚n¬ Süleym®n (‹dem Prächtigen›) in Erinnerung an seinen 950/1543 gestorbenen ersten Sohn Prinz MeΩmed errichtet. Das Jahr des Baubeginns ist umstritten; vollendet wurde der Bau im Jahre 955/1548. Mit der Planung und Ausführung wurde ein höherer Offizier mit Namen Sin®n beauftragt, der sich als Pionieringenieur ei- ⁄ E H Z  D E 77 C  M I ‘ I 7 1 6 2 3 ➢ 4 Plan der auf Sin®n zurückgehenden Teile des ⁄ehz®de-Komplexes (nach Kuban). 1: Moschee 2: türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de (Kronprinzen) MeΩmed 3: türbe des (Kanzlers) Rüstem Pa¤a 4: mekteb (Grundschule) 5: imaret (Armenküche) 6: Karawanserei 7: Medrese (Hochschule) 5 78 A R C H I T E K T U R nen Namen gemacht und auch bereits einige kleinere Moscheen gebaut hatte. Er selbst hat später diese «erste Sultansmoschee von wahrhaft monumentalem Ausmaß» als sein «Lehrlingsstück» bezeichnet.2 «Sin®n, dem von Beginn an eine zentralisierte Grundrißgestaltung vorgeschwebt hatte, griff zu der Lösung, den Kuppelraum nicht durch zwei, sondern durch vier ausgliedernde Halbkuppeln zu erweitern. Dies war nun allerdings der naheliegendste und logischste Weg, um Zentralisierung mit Raumerweiterung zu verbinden; indes lag darin aber auch die Gefahr allzu großer Gleichförmigkeit und Übersymmetrie, die leicht ermüdend wirken konnte. Zudem stehen die vier großen Hauptpfeiler unter der Kuppel etwas verloren und isoliert im Raum, wodurch ihre notwendig massive Natur in fast schon untunlich betonter Weise zur Geltung gelangt. Diese ästhetischen Fragwürdigkeiten scheinen Sin®n nach Abschluß der Bauarbeiten selbst bewußt geworden zu sein – er hat sie kein zweites Mal mehr wiederholt. Allerdings ließe sich auch im Hinblick auf das Gesamtwerk, das ein konsequentes Durchprobieren sämtlicher Grundrißmöglichkeiten erkennen läßt, die Vermutung anstellen, ob hier nicht so etwas wie eine Modellmoschee geschaffen werden sollte, aus der dann in systematischen Schritten eine Vielfalt lebendiger wirkender Grundrisse herauszuentwikkeln gewesen wäre.»3 Die Moschee hat insgesamt 183 Fenster, «die dem einheitlichen Raume in allen Teilen eine gleichmäßige Helligkeit geben. Die Fenster haben noch ihre alte Verglasung mit einem zierlichen Sprossenwerk und einigen Teilen bunter Bemalung.»4 Die Länge der Hauptkuppel beträgt 19 m, ihre Scheitelhöhe 37 m.5 Zum Gesamtkomplex gehören neben der Moschee eine Akademie (Medrese), eine Kinderschule, eine Armenküche und ein Karawanserai. Sie stehen an den Außenseiten der Hofmauer. Im Moscheehof befindet sich das Mausoleum des Prinzen MeΩmed. Abb. Oben: Epitaphe der türbe (Mausoleum) des ⁄ehz®de MeΩmed sowie derjenigen des Rüstem Pa¤a im ⁄ehz®deKomplex. 3 Ebd. S. 238. Cornelius Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, Textband, Berlin 1907, S. 68. 5 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 69. 4 2 John Freely, Hilary Sumner-Boyd, Istanbul, deutsche Übers. Wolf-Dieter Bach, München 1975, S. 237. ⁄ E H Z  D E Innenraum der ⁄ehz®de-Moschee mit Blick in die Hauptkuppel, aus Yerasimos, √stanbul 6. 6 St. Yerasimos, 2000, S. 257. √stanbul √mperatorluklar Ba¤kenti, Istanbul C  M I ‘ I 79 80 A R C H I T E K T U R ➢ Die Süleym®n¬ye-Moschee Die Süleymaniye Camii (so der Name der Moschee im heutigen geschriebenen Türkisch) ist chronologisch gesehen die zweite große Moschee, die der Architekt Sin®n gebaut hat. Mit ihren sozialen und kulturellen Einrichtungen bildet sie vielleicht den größten architektonischen Gesamtkomplex, der im Osmanischen Reich entstanden ist. Der Bau wurde im Jahre 95 7/1550 begonnen und im Jahre 964/1557 vollendet.1 Es wird berichtet, daß Sulfl®n Süleym®n selbst den Bauplatz vorgeschlagen hat und daß er bei der Schlüsselübergabe die feierliche Eröffnung des Baues seinem Baumeister Sin®n anvertraut hat.2 1 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 78. S. 78. 2 Ebd. Unser Modell: Holz und Kunststoff. Kuppeln aus Bleiguß. Maßstab etwa 1 : 150. Maße der Grundplatte: 155 × 125 cm. Stahlgestell. (Inventar-Nr. F 01) Die Zahl der Minarette erhöhte Sin®n auf vier. Die beiden höheren (je 76 m) an der Hofseite der Moschee haben je drei Umgänge (¤erefe), die beiden kleineren (je 56 m) an der Außenseite des Hofes haben je zwei Umgänge. Im System der Moschee findet Cornelius Gurlitt 3 eine Fortentwicklung zu dem der B®yez¬d-Moschee in √stanbul: «Die Hauptkuppel und zwei Halbkuppeln als Überdeckung des Mittelraumes. 3 Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69. 81 S Ü L E Y M  N Î Y E C  M I‘I 13 14 11 12 10 15 3 2 9 1 4 8 6 5 7 Plan des Süleym®n¬ye-Komplexes (A. S. Ülgen) 1 - Moschee 2 - Türbe von Sultan Süleym®n 3 - Türbe von øürrem Sultan 4 - Haus der Türbewächter 5 - 1. Medrese 6 - 2. Medrese 7 - Krankenhaus Die letzteren gestützt durch je zwei diagonal gestellte Halbkuppeln, so daß ein Raum [von] 52,4 Meter überspannt ist. Die Pfeiler, die in ihren Ausladungen 7,44 zu 7,56 Meter Stärke haben, aber bei aller Ruhe und Wucht infolge der Gliederung des Umrisses und durch eingestellte Nischen nicht schwerfällig wirken, sind in sehr geistvoller Weise so ausgebildet, daß die Seitenschiffe je von fünf Kuppeln verschiedenen Durchmessers überdeckt werden konnten. Die Anordnung zeigt die vollste Beherrschung der Komposition, so daß die Wölbungen überall organisch ausgebildet werden 8 - Armenhaus 9 - Küchentrakt 10 - Sebil (Brunnen) und Türbe von Sin®n 11 - 3. Medrese 12 - 4. Medrese 13 - Karawanserai 14 - Badeanlage (ºamm®m) 15 - Theologische Hochschule (D®r al-Ωad¬˚) konnten. Renaissancemeister der gleichen Zeit, etwa ein San Gallo, würde freilich Anstoß daran genommen haben, daß die Achsen der Bogenstellungen, auf denen die Kuppeln ruhen, nicht mit jenen der Kuppeln zusammenfallen. Man betrachte die Anordnung der Mittelkuppeln des Seitenschiffes: Durch Einstellen eines Bogens über den auf den Säulen der Außenseite ruhenden [sic] und durch die höchst bewegliche Form der Tropfsteinzwickel ist die Schwierigkeit klar und einleuchtend überwunden.» 82 A R C H I T E K T U R Hauptportal der Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen). «Die Kuppelräume der vier Ecken dienen als Vorhallen der Moschee. Man betritt sie durch eine Tür und vor dieser durch eine Arkade von zierlichster Ausbildung. Namentlich die Arkade vor der Sultanbühne ist mit Sorgfalt ausgeschmückt. Zwischen den Eckräumen ziehen sich außen und innen eingebaute Emporen hin; außen in zwei, innen in einem Geschoß. Die Architektur der Säulen und Bogen gehört zu dem edelsten und an sich vollendetsten, was die türkische Baukunst geschaffen hat: Ebenso ist das Gegenüberstellen der edel gegliederten Arkaden mit den Massen des sie überragenden Hauptbaues von höchster künstlerischer Feinheit.»4 Im ganzen erleuchten 138 Fenster den Raum.5 «Hinter der Moschee, an deren Kiblaseite angelehnt, befindet sich ein Garten, den eine mit vergitterten Fenstern versehene Mauer umgibt. Hier steht die [974/]1566 vollendete Türbe Süleym®ns, eines der prächtigsten Werke dieser Art, in der neben Süleym®n selbst die Sultane Süleym®n ([Sultana] øürrem Sultan, gest. [965/]1558) und AΩmed II. (gest. [1106/] 16 95) ... begraben sind.» 4 5 C. Gurlitt, Die Baukunst Konstantinopels, a.a.O. S. 69-70. Ebd. S. 71. Innenraum mit Hauptkuppel (Photo: K. O. Franke). Schnitt durch die Süleym®n¬ye (A. S. Ülgen). S Ü L E Y M  N Î Y E C  M I‘I Innenraum mit Blick auf das miΩr®b (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 263). 83 A R C H I T E K T U R Die Sel¬m¬ye-Moschee Die in heutigem Türkisch Selimiye Camii geschriebene Moschee in Edirne ist die dritte Großmoschee, die Mi‘m®r Sin®n gebaut hat. Sie entstand im Auftrag des Osmanensultans Sel¬m II. Der Bau dauerte von 976/1568 bis Ende 982 (März 1575).1 Der schwer erkrankte Sulfl®n war 1 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 133. ➢ 84 Unser Modell: Holz und Kunststoff. Kuppeln aus Blei. Maßstab etwa 1 : 100 Maße der Grundplatte: 100 × 10 0 cm (Inventar-Nr. F 02) drei Monate vorher gestorben. Die Sel¬m¬ye-Moschee gilt im allgemeinen als Höhepunkt des Lebenswerkes von Sin®n und seiner im Laufe eines nahezu halben Jahrhunderts durch intensive Arbeit 85 S E L Î M Î Y E C  M I ‘ I 1 2 3 Plan des Sel¬m¬yeKomplexes nach D. Kuban; 1: Moschee 2, 3: Schulgebäude. gewonnenen Erfahrung und Vertrautheit mit der architektonischen Materie. In diesem Sinne soll er sich geäußert haben, indem er sagte, er habe die ⁄ehz®de-Moschee in seiner Lehrlingszeit gebaut, die Süleym®niye-Moschee in seiner Meisterzeit, den Höhepunkt seines Könnens als Architekt aber habe er mit dem Bau der Sel¬m¬ye-Moschee zum Ausdruck gebracht.2 «Die Moschee umfaßt die bei allen größeren Anlagen üblichen Hauptteile: den Vorhof (Haram) und den Versammlungsraum, Betraum (Djami). Beide 2 D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 127 liegen in gleicher Höhe etwa 1 Meter über dem Erdboden und bilden zusammen ein geschlossenes Rechteck von rund 60 m Breite und 95 m Länge, aus dessen Seiten nur die Unterbauten der Minarets und eine Abside auf der Südseite mäßig hervortreten. Fast die Hälfte dieser Fläche wird von dem Vorhofe in Anspruch genommen. Derselbe ist von rechteckiger Form und liegt quer zur Hauptachse des Gebäudes. Die an allen vier Seiten befindlichen Bogenhallen von rund 8 m bzw. 9 m Weite umgeben einen freien Hofraum von 37, 40 zu 24,80 m.» 86 A R C H I T E K T U R «Die Grundform des Gebetraumes zeigt sich in ihrem äußeren Umfange ebenfalls als ein zur Hauptachse quer liegendes Rechteck, in dessen Mitte jedoch ein regelmäßiges Achteck eingeschrieben ist. Letzteres bildet die Grundform für die Entwickelung des eigentlichen Raumkernes. Die verbleibenden Grundrißteile zu beiden Seiten des Achtecks sind zur Erweiterung des Raumes, Hallen-Anlagen und Emporen verwendet. Die Lichtmaße des Hauptraumes betragen, zu ebener Erde im Rechteck gemessen, rund 45 zu 35,90 m. Die Weite des Achtecks ist rund 31, 4 0 m bei einem Pfeilerabstand von 10,50 m.»3 «Drei mächtige Hauptbögen von zwei kleineren Zwischenbögen getrennt, erreichen hier von stattlichen polierten Granitsäulen getragen, in rythmischem Wechsel, fast die doppelte Höhe der Seitenhallen. Mit drei Kuppeln über den Hauptbögen bekrönt, von denen die mittlere noch zu größerer Höhe empor gehoben und besonders reich rippenförmig gegliedert ist, bereitet dieser Teil des Vorhofes, als eine selbständige Vorhalle von edlen Verhältnissen und monumentaler Behandlung auf unvergleichliche Weise den Eintritt zur Stätte der Anbetung vor.»4 «Ein großartiges, in den reichsten Formen ottomanischer Kunst ausgestattetes, durch Stalaktitenbildungen und reiche Ornamentik geschmücktes Nischenportal führt uns nunmehr durch die Vorhalle in den Hauptraum der Moschee, den Gebetsoder Versammlungsraum. Wir befinden uns sofort – nach Passieren eines halb dunkeln, von Teppichgehängen gebildeten Windfanges – unter dem weiten Gewölbe der Hauptkuppel. Unsere kühnsten durch den einleitenden Vorbau gesteigerten Erwartungen sehen wir von diesem sich über uns wölbenden Dome übertroffen. Aus acht gewaltigen, im Umkreise emporsteigenden Pfeilern von annähernd zylindrischer, aber vielseitig gegliederter Form entwickeln sich zwei Reihen von mächtigen spitzbogigen Gewölbbögen geschoßweise über einander, alle dem gemeinsamen Zwecke dienend, die Kuppelwölbung zu tragen und wohl gerade durch diese Einheitlichkeit ihrer Bestimmung von so eindrucksvoller Wirkung.» 5 Die lichte Länge des Durchmessers der Hauptkuppel, d.h. die Entfernung der die Kuppel tragenden Mauern und Pfeiler, beträgt 31,50 m.6 3 Armin Wegner, Die Moschee Sultan Selim’s II. zu Adrianopel und ihre Stellung in der osmanischen Baukunst, in: Deutsche Bauzeitung (Berlin) 25/1891/329-331, 341-345, 353-355, bes. S. 341. 4 Ebd. S. 3 41. Ebd. S. 3 41. 6 Ebd. S. 3 42; D. Kuban, Sinan’ın sanatı, a.a.O. S. 137. Die entsprechende Länge der Ayasofya (Hagia Sophia) beträgt 31, 40 m. 5 S E L Î M Î Y E C  M I ‘ I Innenraum der Sel¬m¬ye-Moschee, Blick nach Westen, mit minbar (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 271). 87 88 A R C H I T E K T U R Die Sulfl®n AΩmed-Moschee Die Sulfl®n AΩmed C®mi‘i ist wegen der lichtblauen Färbung ihres Inneren auch als Blaue Moschee bekannt. Sie wurde im Auftrag des Osmanensulfl®n’s AΩmed I. (reg. 1012/1603-1026/1617) errichtet. Der Architekt hieß MeΩmed §∫®. Mit dem Bau wurde im Jahre 1609 begonnen, als der Bauherr 19 Jahre alt war. Die Vollendung erfolgte im Jahre 1616, das der Sultan nur um ein Jahr überlebt hat. Es wird berichtet, daß er sich an der Grundsteinlegung mit goldener Hacke beteiligt habe.1 1 Mücteba Ilgürel, Art. Ahmed I, in: Islâm Ansiklopedisi, Bd. 2, √stanbul: Türkiye Diyanet Vakfı 1989, S. 33. ➢ Unser Modell: Holz und Kunststoff. Maßstab 1 : 100. Maße der Grundplatte: 130 × 100 cm. Stahlgestell. (Inventar-Nr. F 03) «Viele halten diesen Bau für die schönste aller Sultansmoscheen; mag sein. Sicher gewährt der Stufenbau der Kuppeln und Halbkuppeln, das silbrig zarte Grau des Steins und der Bleidächer mit dem Gold der aufgesetzten Zierate an Minaretten und Kuppeln ein prächtiges Bild. Intensiviert wird dieser reiche Außeneindruck noch durch die Anzahl der Minarette: es sind deren sechs – also zwei mehr, als andere Sultansmoscheen Istanbuls aufweisen. So erscheint dieser Bau imposant, ohne an S U L fi § N A º M E D C § M √‘√ 89 Plan aus J. Freely und H. Sumner-Boyd, Istanbul, München 1972, S. 152. Blick in die Hauptkuppel (Photo: K.O. Franke). Schwere denken zu lassen, und die Anmut, die der Betrachter vage verspürt, bleibt mehr atmosphärisch angesichts der Mächtigkeit dieser Formen, die nur um weniges weicher und verschliffener sind als jene der Großmoscheen Sin®ns.»2 «Die Blaue Moschee ist ein nahezu quadratischer Raum (51 m lang, 53 m breit), den eine Kuppel von 23,5 m Durchmesser und 43 m Scheitelhöhe überwölbt. Sie wird getragen von vier weiten Spitzbögen, die das Kuppelrund über vier Zwickel dem quadratischen Grundriß des Kernraums vermitteln, der durch die mächtigen Stützpfeiler an seinen Ecken markiert ist.»3 «Licht flutet ins Innere durch 260 Fenster, die früher mit buntem Glas versehen waren, gleich der Wand des Mihrabs. Es ist geplant, weitere Fenster wieder mit bunten Glaseinlagen zu versehen, damit wenigstens ungefähr der alte Eindruck eines zwar nicht dämmerigen, aber doch gedämpft belichteten Raums erzielt wird.»4 «Die zur Moschee gehörenden Stiftungen des Gesamtkomplexes (küll¬ye) hatten einen angemessenen Umfang und schlossen eine Medrese (...), die Sultanstürbe, Hospital und Karawanserei, Grundschule, Armenküche und Bazar ein. Hospital und Karawanserei wurden im 19. Jahrhundert abgerissen, die Armenküche wurde in das Gebäude der Schule für Angewandte Kunst an der Südseite des At Meydanı einbezogen. Die Grundschule ist jüngst renoviert worden – es ist das Gebäude an der Nordseite der äußeren Umfassungsmauer der Moschee. Die an sich recht große Medrese, die aber im Verhältnis zur Moschee klein erscheint, liegt außerhalb der Umfassungsmauern des Komplexes nach Nordosten, ganz nahe bei der ungewöhnlich großen Türbe auf quadratischem Grundriß. In dieser Türbe ... liegt AΩmed I. neben seiner Gattin Kösem Sultan und drei Söhnen: Mur®d IV., ‘O–m®n II. und Prinz B®yez¬d.»5 2 4 J. Freely, H. Sumner-Boyd, Istanbul, a.a.O. S. 149. 3 Ebd. S. 151. 5 Ebd. S. 152. Ebd. 153 -154. 90 A R C H I T E K T U R Innenraum der Sulfl®n AΩmed C®mi‘i mit Blick auf das miΩr®b, (aus St. Yerasimos, √stanbul, a.a.O. S. 333). Kapitel 12 Kriegstechnik Einleitung Vermutlich werden Kenntnisse und Errungenschaften anderer Kulturkreise auf keinem anderen Gebiet des Wissens so schnell übernommen wie in der Kriegstechnik. Die rasche und weite Expansion durch die Eroberungen der Muslime im ersten Jahrhundert nach ihrem Erscheinen auf der Bühne der Weltgeschichte erlaubt es vorauszusetzen – freilich nicht ohne historische Dokumentation –, daß diese die höhere Qualität der Waffen ihrer Gegner schnell erkannt und sich die Kenntnis davon zu eigen gemacht haben. Zu den ihnen zunächst überlegenen Gegnern gehörten neben den Byzantinern auch die Perser. Es ist daher nicht verwunderlich, daß sich die ältesten aus dem arabischen Schrifttum bekannten Bücher über Kriegstechnik als Übersetzungen von Werken von Persern aus der Sasanidenzeit oder von Indern1 erweisen. Der Wissenschaftshistoriker Ibn an-Nad¬m, der im 4./10. Jahrhundert lebte, verzeichnet außerdem ein arabisches Buch über die Verwendung einer Art des griechischen Feuers (Kit®b al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t fi l-Ωur‚b 2 ) neben einem Buch über Rammböcke, Steinschleudern und «Kriegslisten» (Kit®b adDabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-l-mak®yid 3 ). Vor einem solchen Hintergrund können wir den Bericht des Historikers afl-fiabar¬ (gest. 310/ 923) besser bewerten, in dem es heißt, der Abbasidenkalif al-Mu‘ta◊im habe bei der Eroberung der Stadt Amorium (südwestlich von Ankara) im Jahre 213/837 fahrbare Rammböcke eingesetzt (s.u.S. 137 f.). Ohne den Beitrag, welcher dem arabisch-islamischen Kulturkreis in der universalen Geschichte der Wissenschaften zukommt, auf diesem Gebiet unangemessen hoch bewerten zu wollen, muß doch betont werden, daß auch die Kriegstechnik in der Periode zwischen der Spätantike und der sogenannten Renaissance im arabisch-islamischen Be1 Fihrist von Ibn an-Nad¬m, ed. G. Flügel, Leipzig 1872, S. 314-315. 2 Ebd. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes au moyen âge, in: Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193237, bes. S. 196. 3 Fihrist, a.a.O. S. 315; J. Reinaud, De l’art militaire, a.a.O. S. 196. reich eine wesentliche Entwicklung durchgemacht hat. Daß die seit dem 3./9. Jahrhundert in der arabisch-islamischen Welt Jahrhunderte lang kontinuierlich bestehenden Fortschritte in Bereichen wie Physik, Chemie und Technik nicht ohne Wirkung auf die Kriegstechnik bleiben würden, versteht sich von selbst. Den Beitrag der islamischen Länder zur Waffentechnik haben Joseph-Toussaint Reinaud und Ildephonse Favé in ihren zwischen 1845 und 1858 erschienenen Arbeiten4 weitgehend herauskristallisieren können. Ihre Ergebnisse, die sie aus dem Studium der ihnen damals zugänglichen Handschriften arabischer Werke über Kriegstechnik und aus Nachrichten in Geschichtswerken erlangt haben, sind bis heute weitgehend gültig. Darüber hinaus führen uns einige im Laufe der Zeit bekannt gewordene weitere wichtige Handschriften und historische Nachrichten heute weiter. Die von Reinaud und Favé erzielten Ergebnisse und die Ansichten, die sie hinsichtlich des arabisch-islamischen Kulturkreises in der Geschichte der Kriegstechnik vertreten haben, wurden in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in nicht-arabistischen Studien über das Thema recht gut berücksichtigt. Es fällt dagegen auf, daß in den Studien aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum etwas davon zur Kenntnis genommen wurde,5 ausgenommen sind die verdienstvolle History of 4 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, des feux de guerre et des origines de la poudre à canon, Bd. 1 (texte), Bd. 2 (planches), Paris 1845; Reinaud und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/18 49/257-327; Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes au moyen âge, in: Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237; Reinaud, Nouvelles observations sur le feu grégeois et les origines de la poudre à canon, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/371376. 5 Darüber beklagte sich bereits Kalervo Huuri (Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen Quellen, Helsinki und Leipzig 1941, S. 25): «In dieser schon erforschten Geschichte des Geschützwesens gibt es eine Menge Lücken. Erstens beschränkt sie sich ausschließlich auf antike und europäische Verhältnisse und zieht die morgenländischen nicht mit in Betracht . . . » 9 4 K R I E G S T E C H N I K Greek Fire and Gunpowder von J.R. Partington (1960), der entsprechende Teil aus Science and Civilisation in China (vol. 5, part VI, 1994) von Joseph Needham und Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens aus orientalischen Quellen von Kalervo Huuri. Wenn ich jetzt daran gehe, einige neue Elemente anzuführen, die meiner Ansicht nach in der Kriegstechnik des arabisch-islamischen Kulturraumes entwickelt oder entdeckt wurden, so beschränke ich mich hier auf die große Armbrust, die Gegengewichtsblide, das Schießpulver und die Feuerwaffen. Es sind dies Elemente, die in der Geschichte der europäischen Kriegstechnik im 13. bzw. 14. Jahrhundert als Neuerungen in Erscheinung treten. a) Windenarmbrust Von den unterschiedlichen Arten der Armbrust, die schon bei den Griechen, den Römern und den sasanidischen Persern zur Artillerie gehörten, erwähne ich nur die Windenarmbrust, die durch eine Winde (Welle und Haspel) gespannt wurde. 1 Diese Armbrust, eine Abart der großen Armbrust (qaus az-ziy®r), wird in der uns erhaltenen, im Jahre 1948 von Claude Cahen teilweise edierten und ins Französische übersetzten Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b von Mur¥® b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ ausführlich beschrieben und mit einer Abbildung versehen.2 Sie hieß qaus bi-l-laulab. Ihre Beschreibung in diesem unter —al®Ωadd¬n (Saladin reg. 569/1174-589/1193) verfaßten Buch erweckt den Eindruck, daß sie schon damals eine bekannte Waffe war. Sie wird auch von dem Historiker Ibn afl-fiuwair (geb. 524/ 1130, gest. 617/1220) unter den Waffen im Arsenal des jüngsten Fatimidenkalifen in Ägypten vom 1 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit von Mitte des 11. Jahrhunderts bis zu den Hussitenkriegen, Bd. 3, Breslau 1887, S. 174. 2 Un traité d’armurerie composé pour Saladin, in: Bulletin d’Études Orientales 12/1947-48/103-163, bes. S. 110, 131132, 156. Jahre 467/10 71 aufgeführt.3 Nach seiner Angabe wog ein Pfeil ca. 2.200 Gramm. Der französische Historiker Jean de Joinville berichtet, die Ägypter hätten während des Kreuzzuges von Ludwig IX. im Jahre 1249 die Franzosen bei Man◊‚ra unter anderem viermal aus der Windenarmbrust mit griechischem Feuer beschossen.4 Die Beschreibung unserer arabischen Quellen bestätigt G. Köhlers 5 Vermutung, die Windenarmbrust sei «eine gewöhnliche Armbrust» gewesen, «die sich nur durch ihre grössern Abmessungen von der Handarmbrust (Stegreifarmbrust) [arab. qaus al-yad] unterschied und durch eine Winde (tour) [arab. laulab] gespannt wurde.» Wir können uns wohl vorstellen, daß es sich um diesen Typ handelte, als Kaiser Friedrich II. im Jahre 1239 einem nach Accon segelnden Kapitän auftrug, dort tres bonas balistas de torno et de duobus pedibus (arab. qaus al-‘aqq®r) zu kaufen.6 In dem erwähnten arabischen Buch7 über Kriegswesen und -technik, das dem Prinzen —al®Ωadd¬n (Saladin) gewidmet war, wird eine Armbrust mit großen Dimensionen ziemlich ausführlich beschrieben. Wenn ich den Verfasser richtig verstehe, meint er, sie sei eine Errungenschaft seines älteren Zeitgenossen Abu l-ºasan al-Abraq¬ alIskandar®n¬ gewesen. Auch Claude Cahen8 , der den Text ediert, ins Französische übersetzt und untersucht hat, versteht die Angabe des Autors im gleichen Sinne und widerlegt, sich darauf stützend, die Ansicht von Kalervo Huuri 9, der behauptet hatte, die Mongolen hätten im 13. Jahrhundert 3 ‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair, Nuzhat almuqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain, ed. A. F. Saiyid, Kairo 1992, S. 134; Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬, al-Maw®‘i˙ wa-li‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r, B‚l®q 1270, Bd. 1, S. 417; K. Huuri, a.a.O. S. 126. 4 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, S. 53-60; Joinville, Histoire du roy saint Loys, Paris 1668, S. 39ff.; K. Huuri, a. a.O. S. 126; G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 175, 187. 5 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 174. 6 s. G. Köhler, a. a.O. S. 175. 7 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 106. 8 a.a.O. S. 129. 9 Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 123. E I N L E I T U N G chinesische Bügelstandarmbruste nach Persien gebracht.10 Der Sachverhalt sei umgekehrt, die Mongolen hätten diese entwickelte Armbrust von den Muslimen übernommen. Jene große Armbrust (qaus az-ziy®r) soll nach der Beschreibung des Buches die größte an Dimension, die weiteste an Reichweite und die wirksamste in ihrer Schädlichkeit gewesen sein. Die Kanten der quadratischen Lafette sollen etwa 5,6 m betragen. Zu ihrer Bedienung brauche man eigentlich eine Mannschaft von etwa 20 Mann, doch dank der verwendeten Technik reiche ein einziger Mann aus, sie in Gang zu setzen. Zur technischen Ausrüstung gehöre eine Windenkonstruktion zum Spannen des Bogens. Die Länge des rechts und links des Schaftes liegenden Teiles des Bogens betrage jeweils rund 3, 3 m. Die Bogen seien aus mehreren Lagen dünner Platten aus Eichenholz und Tierhorn hergestellt, die zurechtgesägt und zusammengeleimt werden.11 Die Stärke des Bogens betrage bei den großen Armbrusten ca. 35 cm, bei den mittleren ca. 24 cm und bei den kleinen 12 cm. Der Verfasser meint, daß man die Anzahl der Bogen bis auf drei erhöhen konnte, was er mit folgenden Abbildungen darstellt (Abb. rechts oben): 95 Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira, Hds. Oxford, Bodl., Hunt. 264. Diese Art der großen Armbrust scheint die Phantasie Leonardo da Vincis angeregt zu haben, an eine riesenhafte Konstruktion zu denken:12 Abb. aus Leonardo da Vinci, S. 291. 10 Cahen (a.a.O. S. 151) sagt: «Kalvero Huuri, n’ayant rencontré d’allusion certaine au qaus az-ziy®r que dans des auteurs postérieurs à l’apparition des Mongols, considérait cet engin comme apporté par eux. Notre chapitre nous oblige à adopter une conclusion contraire, et à considérer cette arme comme née au plus tard sous Saladin, et par conséquent vraisamblablement apprise des Musulmans par les Mongols lorsqu’on la trouva employé chez eux. K. H. avait relevé un certain nombre de mentions du ziy®r dans d’autres auteurs contemporains de Saladin (... ), mais pensait que le mot avait un sens vague; nous sommes en droit de conclure qu’il avait dès lors son sens précis et que l’arme figure donc normalement dans les guerres contre Saladin et les Croisés entre 1187 et 1192, période à laquelle se réfèrent toutes les citations.» 11 Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 108; franz. Übers. S. 129-130; Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, Berlin 1928, S. 635; Volker Schmidtchen, Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim 1990, S. 169. Erhalten ist aus der islamischen Welt ein hölzerner Bogen von ca. 2 m Länge im Musée de l’Armée (Hôtel National des Invalides) in Paris, von wo uns die folgende Abbildung freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Der Bogen soll aus Syrien und aus dem 6./12. Jahrhundert stammen (s. Abb. S. 96). Kompositbogen (laminiert aus Holz, Horn, Sehnen und Leim) sind seit vorislamischer Zeit die bevorzugten Jadg- und Kriegswaffen des Mittleren Ostens gewesen. 12 Leonardo da Vinci. Das Lebensbild eines Genies, Wiesbaden und Berlin: Emil Vollmer 1955, S. 291. 9 6 K R I E G S T E C H N I K Abb.: Bogen, Paris, Musée de l’Armée (6./12. Jh.). Es ist daher unwahrscheinlich, daß nur für die Bogen sehr großer Armbruste auf diese Konstruktionsweise zurückgegriffen wurde. Es besteht ferner Möglichkeit, daß die kleineren Armbruste Bogen aus Stahl besaßen. Unsere aus dem 12. Jahrhundert stammende Quelle schweigt darüber, doch erwecken ihre Abbildungen den Eindruck, daß die kleineren Armbrustbogen aus Metall (in unserem Fall aus Stahl) gewesen sein müssen. Die älteste bisher bekannte Erwähnung eines stählernen Bogens geht auf die erste Hälfte des 8./14. Jahrhunderts zurück. Die aus jener Zeit stammende anonyme Quelle führt die stählernen Bogen unter dem Namen «indische Bogen» (qis¬y hind¬ya) in einer Aufzählung für die Armee unverzichtbarer Waffen auf.13 Es ist wahrscheinlich, daß damit Bogen aus Damaszenerstahl gemeint waren.14 Über die älteste bekannte Verwendung stählerner Bügel in Europa erfahren wir in einem aus dem Jahre 1435 stammenden Inventar.15 b) Gegengewichtsblide Bei seinem Versuch, die in Europa im 7./13. Jahrhundert nach und nach in Erscheinung tretenden Fortschritte in der Waffentechnik zu erklären, gab G. Köhler 1 im Jahre 1887 im Zusammenhang mit dem neuen Artilleriesystem jener Zeit zu bedenken: «Überall aber treffen wir zu Anfang der Periode die Araber als diejenigen, welche die meiste Erfahrung in dergleichen Dingen haben.» Doch hielt er es für notwendig anzumerken: «Obgleich es sehr wahrscheinlich ist, daß die Byzantiner die Erfinder der neuen Maschinen gewesen sind und die Araber sie von ihnen angenommen haben, so läßt sich der byzantinische Einfluß jedoch in diesem Fall nicht nachweisen.» Im folgenden erklärt er 2 die Neuerung der seit dem Anfang des 7./13. Jahrhunderts verwendeten Wurfgeschütze mit Gegengewicht im Vergleich zu den schon bei den Griechen und den Sasaniden bekannten Steinwurfmaschinen: «Die Menschenkräfte, welche bei der Petraria am kurzen Hebel wirken, werden durch ein Gegengewicht ersetzt, wodurch nicht nur die Bedienungsmannschaft vermindert, sondern auch die Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses wesentlich gesteigert wird, weil das am kurzen Hebelsarm befindliche herabfallende Gegengewicht in Folge der Fallkraft seine Geschwindigkeit potenzirt und dieses sich auch dem Geschoss am langen Hebelsarme mittheilt.» Im Laufe seiner ziemlich ausführlichen Behandlung des Themas äußerst Köhler die Vermutung, dieses Geschütz habe Europa über Italien3 und durch die spanischen Araber 4 erreicht. Zum Vergleich mit dem auf europäischer Seite wesentlich umfangreicheren Material stand der Forschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts an arabischen Quellen nicht viel zur Verfügung. Zur chronologischen Bewertung der nach Abbildungen und Beschreibungen in beiden Kulturbereichen verwendeten Gegengewichtsbliden bot vor allem 13 s. Ferdinand Wüstenfeld, Das Heerwesen der Muhammedaner nach dem Arabischen, in: Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften (Göttingen) 26/1880, Historisch-philologische Classe, Abh. 1 und 2, bes. Abh. 2, S. 2 (Nachdruck in: Ferdinand Wüstenfeld, Schriften zur arabisch-islamischen Geschichte, Bd. 2, Frankfurt 1986, S. 1-109, bes. S. 79). 14 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a. a.O. S. 120, 208. 15 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 181-182. 1 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S. 173-174. 2 Ebd. S. 190. 3 Ebd. S. 194. 4 Ebd. S. 195-196. E I N L E I T U N G das Buch über die Kriegstechnik des mamlukischen Turniermeisters ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295) seit 1845 (s.u.S. 99) einen Terminus a quo bzw. ad quem. Das in der zweiten Hälfte des 6./12. Jahrhunderts dem Herrscher Saladin gewidmete Buch, das Claude Cahen im Jahre 1948 auszugsweise herausgegeben hat, gibt uns knappe Beschreibungen verschiedener Arten von Steinschleudern, einer «arabischen«, einer «persischen oder türkischen» und einer «byzantinischen oder fränkischen». Die zuverlässigste sei die arabische, am einfachsten zu bedienen sei die türkische. Leider sind die Beschreibungen sehr knapp und erlauben keine genaue Vorstellung von Einzelheiten. Unter den beigegebenen Profilabbildungen ist lediglich die Form der Rute einer Gegengewichtsblide bemerkenswert. Dagegen bietet das Buch die vollständige bildliche Darstellung einer «persischen» Gegengewichtsblide, die als Armbrust und gleichzeitig als Steinschleuder diente. Es ist ein weit entwickelter Typ. Die knappe Beschreibung und die Teilabbildung der als «byzantinisch oder fränkisch» bezeichneten Steinschleuder vermitteln den Eindruck eines Wurfgeschützes mit kleinen Hebeln.5 Deutlichere Abbildungen von Gegengewichtsbliden bietet ein Jahrhundert später der maml‚kische Turniermeister Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295, s.u. S. 99). Entwickeltere Formen dieses Typs erscheinen in al-An¬q fi l-man®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb 775/1374). Dieser in mamlukischen Diensten stehende Autor gibt Abbildungen zweier hochentwickelter Formen von Gegengewichtsbliden. Eine davon nennt er qar®bu∫® («schwarzer Stier»). Sie diente zum Schleudern schwerer Steinkugeln und war mit einem Gradmesser zur Regulierung der Reichweite und Berechnung des Zieles ausgerüstet sowie mit Flaschenzug und Winde zur Verstärkung der Wirkkraft. Nach diesen kurzen Ausführungen über Entstehung und Entwicklung der Gegengewichtsbliden sei noch auf einige Berichte über ihre weitere Verbreitung auch außerhalb der islamischen Welt hingewiesen. 5 vgl. die Bemerkung von Cl. Cahen zum Text der Tab◊irat arb®b al-alb®b, a. a.O. S. 158. 97 Einige Angaben darüber, daß die Gegengewichtsblide schon recht früh, mit Beginn des 7./13. Jahrhunderts, in Europa verwendet wurde, hat K. Huuri 6 zusammengestellt. Er verweist zudem auf mehrere europäische Quellen, in denen der weit entwickelte Typ, über den wir jetzt anhand des Buches von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· Näheres erfahren, bei der Belagerung von Acre (‘Akk®) durch die Muslime im Jahre 1291 als Aufsehen erregende große Maschine unter dem Namen caraboga (carabouhas, carabaccani) erwähnt wird.7 Nach arabischen Quellen hat man bei der Belagerung 92 (oder mehr) man™an¬q zusammengezogen.8 Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zweifellos die Berichte chinesischer und persischer Quellen darüber, wann und wie der Typ der großen Gegengewichtsblide den chinesischen Kulturraum erreicht hat. Es wird berichtet, daß Qubilay ø®n, der Enkel von ≥eng¬z ø®n und Gründer des östlichen Mongolenreiches, bei seinem im Jahre 1268 begonnenen Versuch, S‚ng-China zu erobern, auf erbitterten Widerstand stieß. Diesen Widerstand erfuhr er besonders bei der Belagerung der beiden nördlichen, strategisch wichtigen Städte Hsi®ng-Yáng und FánChéng. Auf Vorschlag eines seiner Kommandanten ließ Qubilay zwei Ingenieure «vom Westen», aus den arabisch-islamischen Gebieten, holen mit dem Auftrag, große Gegengewichtsbliden zu bauen. Mit Hilfe der von diesen beiden Ingenieuren, Ì-Ss‚-M ă-Y¬n (arab. Ism®‘¬l) und À-Lăo-Wă-T¬ng (arab. ‘Al®’add¬n), gebauten Maschinen gelang es dann, die beiden Städte in den Jahren 1272 und 1273 zu erobern, was den Mongolen die Herrschaft in China sicherte. Die so in China eingeführte Blide wurde huí-huí 9 («muslimisches») phao genannt. 6 Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 62ff. 7 Ebd. S. 174-175. 8 al-Maqr¬z¬, Kit®b as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k, Bd. 1, Teil 3, Kairo 1939, S. 764; E. Quatremère, Histoire des sultans mamlouks de l’Égypte, Bd. 2, Paris 1842, S. 125; vgl. K. Huuri, a. a.O. S. 173. 9 Reinaud und Favé, Du feu grégeois, des feux de guerre, et des origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et 9 8 K R I E G S T E C H N I K Chèng Ss‚-Hsìao, ein zeitgenössischer Chronist, schrieb dazu: «Die [mongolischen] Banditen verwendeten muslimische Bliden gegen die Stadt Hs¬angYáng, deren Türme und Mauern sie mit erschrekkender Wirkung zerstörten, so daß [der Gouverneur und Kommandant] [L ü̆] Wén-Huàn sehr beunruhigt war ... Der Typ der ‹muslimischen Blide› kam ursprünglich aus den muslimischen Ländern. Sie war stärker als gewöhnliche Bliden. Im Falle der größten von ihnen stand der hölzerne Rahmen über einer Aushöhlung im Boden. Die Wurfgeschosse maßen mehrere Fuß im Durchmesser. Wenn sie zu Boden fielen, schlugen sie ein Loch von drei oder vier Fuß Tiefe. Wenn [die Artelleristen] auf große Distanz schießen wollten, erhöhten sie das [Gegen-] Gewicht und brachten es weiter hinten [an der Rute] an; hatten sie ein kürzeres Ziel, so setzten sie [das Gewicht] weiter nach vorne, näher [zum Hebelpunkt] hin.»10 Abschließend sei erwähnt, daß Leonardo da Vinci eine beachtenswerte Zeichnung einer Gegengewichtsblide hinterlassen hat (s. unser Modell s. 119).11 Er setzt darin ein Rad um die Rutenachse, das die Funktion eines Entfernungsreglers zu erfüllen scheint. D. Hill12 hat bereits auf diese Zeichnung hingewiesen. J. Needham13 meint, Leonardo habe die Blide durch Mariano Taccola14 (gest. ca. 1458) kennengelernt. Meines Erachtens ist Leonardos Zeichnung jedoch weit von der Darstellung Taccolas entfernt. Sein Entfernungsregler und die mit mehreren Bünden aus Schnüren verstärkte Rute erinnern an ein orientalisches Vorbild. c) Feuerwaffen So wie die Muslime in den ersten Dekaden ihrer Expansion bei der Belagerung von Städten Steinschleudern (man™an¬q) einsetzten, die sie von den Sasaniden oder den Yemeniten geerbt hatten,1 so versäumten sie es nicht, auch das von den Byzantinern übernommene ‹griechische Feuer› zu verwenden. Es ist bekannt, daß sie bei der Belagerung von Konstantinopel im Jahre 97/715 von dem pyrotechnischen Mittel naffl (Naphta) Gebrauch gemacht haben.2 Wie bereits erwähnt (s.o.S. 94), entstand in der frühen Abbasidenzeit, jedenfalls vor dem 4./10. Jh., ein arabisches Buch über das griechische Feuer. Für dieses wirksame, nicht nur im arabisch-islamischen Kulturraum jahrhundertelang verwendete Kampfmittel hat man sicherlich im Laufe der Zeit unterschiedliche Rezepturen entwickelt. Über eine recht elaborierte Zusammensetzung aus dem 13. Jahrhundert werden wir durch das vermutlich gegen Ende des Jahrhunderts entstandene Liber ignium ad comburendos hostes 3 informiert. Das auf Latein erhaltene Büchlein, das aus etwa 6 Seiten besteht, wird einem Marcus Graecus zugeschrieben und besteht aus einer Rezeptsammlung ohne erkennbare Ordnung.4 Nach J.R. Partington 5 war der Verfasser ein «Jude oder Spanier» aus dem 12. oder 13. Jahrhundert.6 Das Hauptrezept des Liber ignium besteht aus «reinem Schwefel, Weinstein, Sarcocolla (das Harz eines persischen 1 les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 14/1849/257-327, bes. S. 292-304; J. Needham, Science and Civilisation in China, Bd. 5, Teil 6, S. 219-221. 10 J. Needham, a.a.O. S. 221. 11 Leonardo da Vinci, a.a.O. S. 294. 12 Trebuchets, in: Viator. Journal of the Center for Medieval and Renaissance Studies (Los Angeles) 4/1973/99-114 (Nachdruck in: D. R. Hill, Studies in Islamic Technology, Variorum Collected Studies Series 555, 1998, No. XIX), S. 104. 13 Science and Civilisation in China, Bd. 5, Teil 6, S. 204-205. 14 s. G. Sarton, Introduction to the History of Science, Bd. 3, Teil 2, S. 1552. K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a. a.O. S. 134ff. 2 s. Anon., al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq, ed. J. de Goeje, Leiden 1869, S. 24; Marius Canard, Textes relatifs à l’emploi du feu grégeois chez les Arabes, in: Bulletin des Études Arabes (Algier) 6/1946/3-7. 3 Zu den meisten Editionen und Übersetzungen s. Sarton, Introduction, a. a.O. Bd. 2, Teil 2, S. 1037-1038; die jüngste Edition mit englischer Übersetzung stammt von Partington, a. a.O. S. 42-57. 4 Partington, a. a.O. S. 58. 5 Ebd. S. 60. 6 Partington (S. 60) sagt: «[Henry V. L.] Hime thought that the author or translator was not a Greek or Muslim (who never used the name ‹Greek fire›), but a Jew or Spaniard who either did not know the Latin names for some Arabic words or thought them so familiar that they need not be translated (alkitran and zembac are untranslated; the Arabic nuΩ®s aΩmar for copper becomes aes rubicundus not cuprum, ...).» E I N L E I T U N G Baumes gleichen Namens), Pech, Kochsalz und Petroleum (Naphta) nebst gewöhnlichem Öl».7 Das fortschrittlichste Rezept des Liber ignium läßt die Kenntnis von Salpeter und Schießpulver erkennen. Salpeter steht allerdings nicht im Zusammenhang mit dem griechischen Feuer, sondern führt «in Verbindung mit Schwefel und Kohle zum wirklichen Schießpulver», und dieses ist beschränkt auf die «Herstellung der Rakete und des Kanonenschlages».8 Zur ungefähren Datierung und wissenschaftshistorischen Bewertung des Büchleins haben Joseph-Toussaint Reinaud und Ildefonse Favé in ihren 1845 und 1849 erschienenen Arbeiten9 das Wesentliche erfaßt. Sie konnten sich auf eine Fülle historischer Berichte aus arabischen, persischen und chinesischen Quellen berufen, vor allem auf das Buch über Kriegstechnik von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295), das unter dem Titel Kit®b al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya10 in unterschiedlichen Redaktionen erhalten ist. Reinaud und Favé kamen zu einer Datierung oder Entstehung des Liber ignium zwischen 1225 und 1250.11 Nach langjähriger Beschäftigung mit dem Thema gelangten die beiden Gelehrten über die Frage der Entstehung der Feuerwaffen zu folgender Ansicht: «In der Antike verwendeten die Griechen und die Römer im Kriege gewisse Brandstoffe, deren Zusammensetzungen sich indes auf sehr einfache Rezepturen beschränkten. Die militärische Feuerkunst, die von den Byzantinern in der Spätantike angewandt wurde und die ihnen zunächst die größten Dienste erwies, hatte beachtliche Verbesserungen erfahren, doch scheinen die letzten Vervollkommnungen von den Chinesen gekommen zu sein. Zumindest ist es unzweifelhaft, daß die Chi- 99 nesen als erste die Substanz erkannten, die die Herstellung der Brandkompositionen verändern sollte, wir meinen den Salpeter. Als die Araber von den Chinesen eine gewisse Anzahl an Brandstoffen übernahmen, lernten sie von ihnen, die drei Substanzen zu mischen, die das Schießpulver bilden: Salpeter, Schwefel und Kohle.»12 Ihre Fortschritte auf dem Gebiet der Chemie oder zumindest in ihrer Anwendung hätten die Araber befähigt, die Reinigung des Salpeters beträchtlich zu verbessern.13 Nach Reinaud und Favé haben die Chinesen den Salpeter entdeckt und als erste zur Herstellung von Feuerwerk verwendet. Sie seien auch die ersten gewesen, die diese Substanz mit Schwefel und Kohle gemischt und die durch Verbrennen der Mischung entstehende Triebkraft erkannt hätten. Dies habe sie auf die Idee gebracht, Raketen zu bauen. Was die Araber betrifft, so hätten sie die Explosionskraft des Schießpulvers erkannt und genutzt und damit die Feuerwaffen erfunden.14 Trotz der Feststellung, daß die Chinesen bereits vor dem 13. Jahrhundert den Salpeter und dessen Explosionscharakter gekannt haben, bleibt die Frage bis heute unbeantwortet, ob die Araber diese Kenntnis den Chinesen verdanken, oder ob wir es bei ihnen mit einer eigenständigen Entwicklung zu tun haben. Bei der bisherigen Behandlung der Materie ging man davon aus, daß der Salpeter, das Hauptelement des Schießpulvers, vor dem 13. Jahrhundert im arabisch-islamischen Kulturbereich unbekannt war. Die Diskussion stützte sich vor allem auf die früheste bisher bekannte Erwähnung des Salpeters außerhalb Chinas, im Buch der einfachen Heilmittel (al-©®mi‘ li-mufrad®t aladwiya wa-l-a∫‰iya) von ‘Abdall®h b. AΩmad Ibn al-Baifl®r 15 (gest. 646/1248), wo erwähnt wird, daß bei ma∫ribinischen Gelehrten der Stoff unter dem Namen b®r‚d bekannt war. 7 G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 168. Ebd. S. 169. 9 Histoire de l’artillerie. 1 ère partie: Du feu grégeois, des feux de guerre et des origines de la poudre à canon, Paris 1845, und Du feu grégeois, des feux de guerre, et des origines de la poudre à canon chez les Arabes, les Persans et les Chinois, in: Journal Asiatique, sér. 4/1849/257-327. 10 s. C. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, 1. Suppl.-Bd., S. 905; hsg. von ‘¡d Øaif al-‘Abb®d¬, Ba∫d®d 1984 und AΩmad Y. al-ºasan, Aleppo 1998. 11 Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 282. 8 12 Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. (1849), S. 260. Ebd. S. 261. 14 Ebd. S. 327. 15 Ed. Kairo 1291 H., Bd. 1 (Nachdruck Islamic Medicine, Bd. 69, Frankfurt 1996), S. 30; franz. Übers. L. Leclerc, Traité des simples, Bd. 1, Paris 1877 (Nachdruck Islamic Medicine, Bd. 71, Frankfurt 1996), S. 71; s. Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a.a.O. S. 14-15. 13 1 0 0 K R I E G S T E C H N I K Aus einem Zitat der Medizingeschichte von Ibn Ab¬ U◊aibi‘a (gest. 668/1270) erfahren wir jedoch, daß der Mediziner ‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih (gest. um 420/1029) in seinem Buch Kit®b alMuqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ ausführlich die Verwendung von Salpeter zur Herstellung künstlichen Eises beschrieben hat.16 Darauf hatte bereits E. O. von Lippmann im Jahre 1906 aufmerksam gemacht.17 Die älteste soweit bekannte Angabe des arabischen Schrifttums über die Verwendung von Salpeter zur Herstellung von Schießpulver fanden Reinaud und Favé 18 (Mitte des 19. Jahrhunderts) in der Pariser Handschrift des Buches von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295). Sie sahen ferner in der Handschrift eines wichtigen anonymen Buches der Kriegskunst (al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al-fun‚n), die in Petersburg erhalten ist,19 die Beschreibung einer Kanone und eines Gewehres (s.u.S. 133). Dies führte die beiden Gelehrten zu der Überzeugung, daß die Entdeckung der Treibkraft des Schießpulvers im arabisch-islamischen Kulturbereich erfolgt war. Sie mußten ihre Meinung revidieren, wonach der Ort der ersten Anwendung des Schießpulvers in Osteuropa, im Gebiet entlang der Donau, gelegen haben sollte.20 Das von Reinaud und Favé anhand der Petersburger Handschrift gewonnene Ergebnis, daß die Triebkraft des Schießpulvers im 16 ‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’, ed. A. Müller, Bd. 1, Kairo 1299 H. (Nachdruck Islamic Medicine, Bd. 1, Frankfurt 1995), S. 82-83. 17 in: Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte der Naturwissenschaften, Bd. 1, Leipzig 1906, S. 122-123, s. F. Sezgin, Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3, S. 335. 18 s. besonders Du feu grégeois . . . (1849), a. a.O. S. 261 und De l’art militaire, a. a.O. S. 200. 19 Derzeitige Signatur C 686, s. A. B. Chalidov, Arabskije rukopisi Instituta Vostokovedenija, Bd. 1, Moskau 1986, S. 493. 20 Du feu grégeois . . . (1849), a.a.O. S. 309. Zur Analyse der Handschrift (hier udT. Kit®b al-ma¿z‚n wa-™am¬‘ al-fun‚n) s. Alexis Olénine, Notice sur un manuscrit du Musée Asiatique de l’Académie Impériale des Sciences de St.Pétersbourg, in: Bernhard Dorn, Das Asiatische Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, St. Petersburg 1846, S. 452-460; J. Reinaud, De l’art militaire chez les Arabes au moyen âge, in: Journal Asiatique, sér. 4, 12/1848/193-237, bes. S. 203-205, 218219, 221, 223, 226-227 und Reinaud und Favé, Du feu grégeois ... (1849), a. a.O. S. 309-314 (wo die Autoren ihre frühere Ansicht über die Entdeckung der Triebkraft des Schießpulvers zu Gunsten der Araber korrigieren). arabisch-islamischen Kulturkreis spätestens in der zweiten Hälfte des 8./14. Jahrhunderts bekannt gewesen sein muß, hat sich durch die später zutage gekommene Handschrift des Kit®b al-An¬q fi lman®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· (schrieb 774/1373) bestätigt. Diese in der Bibliothek des Topkapı Sarayı (Ahmet III, 3469) erhaltene illuminierte Handschrift 21 enthält Abbildungen von bereits recht entwickelten Kanonentypen. Freilich dürfen weder die Lebenszeit von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· noch die vermutliche Abfassungszeit des anonymen Kit®b al-Ma¿z‚n (8./ 14. Jh.) als Obergrenze für die Entstehung der esten Feuerwaffen gelten. Beide Autoren haben, wie ihre Vorgänger und Nachfolger, in ihren Büchern die Kenntnisse ihrer Zeit und ihres geographischen Umfeldes niedergelegt. Es ging ihnen nicht um die Frage nach Herkunft und Entstehungszeit der Objekte, sondern um die Beschreibung des ihnen gegenwärtig bekannten Zustandes. Folglich gibt uns die Handschrift des Buches von Ibn Aranbu∫® mit ihrem Datum 774/1372 einen Terminus ad quem, nicht einen Terminus a quo für die Entstehung der Feuerwaffen im arabisch-islamischen Kulturkreis. Der älteste bisher bekannte Hinweis auf die Verwendung einer Feuerwaffe in der arabisch-islamischen Welt findet sich anläßlich der Belagerung der Stadt Si™ilm®sa im Jahre 672/1273. Der bekannte Historiker Ibn øald‚n berichtet in seinem Geschichtswerk, der Merinidensultan Ab‚ Y‚suf Ya‘q‚b (reg. 656/1258-685/1286) habe gegen Si™ilm®sa man®™n¬q (Gegengewichtsbliden) eingesetzt, ‘arr®d®t (Armbruste) und hind®m an-naffl, eine Waffe, bei der nach dem Entzünden von Schießpulver Eisengeschosse aus einem «Magazin» (¿iz®na) geschleudert werden.22 Reinaud und Favé, die als erste auf diese Angabe aufmerksam gemacht haben, bezweifelten deren Wahrheitsge- 21 s. H. Ritter, La Parure des Cavaliers und die Literatur über die ritterlichen Künste, in: Der Islam 18/1929/116-154, bes. S. 150 -151. Die Datierung auf dem Titelblatt der Handschrift ist irrtümlich, das Buch wurde Mängli Bu∫® (gest. 782/1380) gewidmet; «fol. 58b und 126 a findet sich außerdem je ein Kolophon vom 21. Ram. 774, fol. 181b ein solches vom ©um. II 775» (Ritter). 22 Ta’r¬¿ Ibn øald‚n, ed. øal¬l ∞aΩ®da und Suhail Zakk®r, Beirut 1981, Bd. 7, S. 249. E I N L E I T U N G halt, vor allem deshalb, da sie nicht von zeitgenössischen Quellen bestätigt würde.23 Rund 60 Jahre später, im Jahre 724/1324, beschoß der Nasridensultan Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I. (reg. 713/1314-725/1325), wie Lis®nadd¬n Ibn al-øafl¬b in seiner Geschichte von Granada berichtet, die Festung I·kar (Huescar, ca. 110 km nordöstlich von Granada), die von den Christen besetzt worden war, «und schleuderte aus dem größten Gerät, das mit Naphta funktionierte, eine heiße eiserne Kugel ...» (ram® bi-l-®la al-‘u˙m® al-mutta¿a‰a bi-n-naffl kurat Ωad¬d muΩm®t ...).24 In einem folgenden Vers wird der Geschützdonner mit dem Donner des Himmels verglichen. Die Angabe von Ibn al-øafl¬b hat schon im 18. Jahrhundert die Aufmerksamkeit von Gelehrten auf sich gezogen. Der spanische Orientalist M. Casiri25 übersetzte sie ins Lateinische. Von ihm übernahm sie unter anderen der Historiker José Antonio Conde26 (1765-1820). In Casiris Wiedergabe der Passage fehlt, wohl als Folge der von ihm benutzten Handschrift, das Wort «eisern». Das trug dazu bei, daß eine Reihe von Gelehrten die Frage stellten, ob Ibn al-øafl¬b tatsächlich eine Kanone27 oder nicht eher eine große Blide28 gemeint haben könnte. Einige Berichte in spanischen Chroniken geben Kunde von den Feuerwaffen, die in den Kämpfen zwischen Christen und Muslimen in den Jahren 23 Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a. a.O. S. 73-77; vgl. J. R. Partington, A History of Greek Fire, a.a.O. S. 191. 24 al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla, ed. M. ‘A. ‘In®n, Bd. 1, Kairo 1955, S. 398; E. Quatremère, Observations sur le feu grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/214-274, bes. S. 255-257; I.-S. Allouche, Un texte relatif au premiers canons, in: Hespéris (Paris) 32/1945/81-84; G.S. Colin in: Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 1, Leiden 1960, Sp. 1057. 25 Bibliotheca Arabico-Hispana Escurialensis, Bd. 2, Madrid 1770, S. 7. 26 Historia de la dominacion de los Arabes en Espana, Paris 1840, S. 593 (nicht gesehen), s. Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a.a.O. S. 70. 27 wie Quatremère, Observations sur le feu grégeois, a. a.O. S. 258 ff.; G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S. 222-223. 28 s. dazu J. R. Partington, A History of Greek Fire, a.a.O. S. 191-193, 228. 101 1331, 1340 und 1342 verwendet wurden.29 Ich lasse G. Köhler 30 das Schlußwort zu diesem Thema: «Man muß diese Data im Zusammenhang mit der arabischen Literatur auffassen, um die Überzeugung zu gewinnen, daß man es seit 1325 wirklich mit Feuerwaffen zu thun hat, und daß die Araber diejenigen sind, welche sie dem Abendlande zugeführt haben.» Granaten und Handgranaten Die durch archäologische Ausgrabungen in Mittelasien, Persien und im Wolga-Gebiet bekannt gewordenen sphärisch-konischen Gefäße hat man lange Zeit für Architekturschmuck, für Quecksilber- oder Weihwasserbehälter, oder auch für Lampen gehalten. Die Vorstellung, daß wir es dabei mit Granaten und Handgranaten zu tun haben, begann sich erst gegen Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts durchzusetzen. Der Vorkämpfer dieser neuen Interpretation war Wsewolod von Arendt.1 Die in großen Mengen erhaltenen Gefäße verraten eine ungewöhnliche Festigkeit und haben einen auffallend dünnen Hals. Einige in Syrien gefundene Exemplare tragen Inschriften wie fatΩ – fatΩ («Sieg – Sieg»), biºam® («in [der Stadt] ºam®») oder Segenssprüche. Über die Entstehungs- bzw. Verbreitungsorte dieser Granaten äußert sich Arendt folgendermaßen: «Der Form der sphärisch-konischen Gefäße begegnen wir auf der ganzen Ausdehnung des muselmännischen Ostens.» «Der Islam tritt uns tatsächlich wie ein Verbreitungsfaktor dieses Gegenstandes entgegen, dessen er sich in seinem sieghaften Vorwärtsschreiten als eines Kriegsmittels solange bedient, bis es durch die Schießwaffe abgelöst wird.»2 29 Reinaud und Favé, Histoire de l’artillerie. 1ère partie: Du feu grégeois, a.a.O. S. 70 -72; G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 223; J.R. Partington, A History of Greek Fire, a. a.O. S. 191, 193-195. 30 Die Entwickelung des Kriegswesens, a. a.O. S. 223. 1 Die sphärisch-konischen Gefäße aus gebranntem Ton, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde (Dresden) N. F. 3/1931/206-210. 2 Ebd. S. 209. 1 0 2 K R I E G S T E C H N I K Nach Vermutung von Arendt beinhalteten jene Gefäße sowohl Brandstoffe wie das «griechische Feuer» als auch Explosionsstoff: «Die explosive Wirkung des Granatengehaltes unterliegt keinem Zweifel; davon zeugen die in den Gräben alter Festungen angehäuften Splitter dieser außerordentlich festen Gefäße. Daher können wir die alten Tongranaten nicht als bloße Brandgeschosse ansehen. Ihre Wirkung wäre zu gering für asiatische Städte und Festungen, die zu wenig brennbares Material besaßen.»3 «Auf die Art des Schleuderns der Granaten läßt der Umstand Schlüsse zu, daß fast alle Gefäße mit einem Hals versehen sind, der eine Verengung aufweist. Diese scheint dazu bestimmt zu sein, um von einer feinen Schnur umfaßt zu werden. Es ist recht wahrscheinlich, daß die Granaten im Feldzug an einer Schnur getragen wurden, die den Hals des Gefäßes umfaßte und deren anderes Ende am Gürtel oder am Sattel befestigt worden war, die dann zum Schleudern benutzt wurde.» «Die Granate dürfte mit einem Kreis-Schwung geschleudert [worden] sein, wobei die Schnur die Rolle einer Schleuder spielte, die die Flugweite der Granate steigern mußte.»4 Arendt konnte sich bei seinen Untersuchungen auf das Material stützen, das ihm im Historischen Museum von Moskau zur Verfügung stand. Zwischen diesem und dem in Damaskus gefundenen Granatentypus, der ihm indirekt bekannt war, vermutete er eine Verwandtschaft.5 Die reich ornamentierten Gefäße datiert er ins 7./ 13. bis 8./14. Jahrhundert.6 Er bedauert es, daß es ihm nicht gelungen sei, «die winzigen Teilchen zu analysieren, die dem Gefäß entnommen werden konnten.»7 Dieser Wunsch von Arendt ging in den folgenden Jahrzehnten dank der Bemühungen von Maurice Mercier 8 in Erfüllung. Als französischer Marineoffizier in Syrien war er seit 1916 mehrmals mit den Konservatoren des Kairiner Museums in Kon- takt gekommen und gelangte in den Besitz einer Reihe solcher Gefäße, die bei archäologischen Grabungen in Altkairo gefunden worden waren.9 Im Laufe seiner Untersuchungen kam er zur Überzeugung, daß die in Kairo gefundenen Exemplare zu den Kampfmitteln gehörten, die die Ägypter bei der Belagerung der Stadt 10 durch Amalrich I. im Jahre 1168 verwendet haben.11 Er stützte sich dabei auf den Bericht des Historikers al-Maqr¬z¬, wonach ∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬, der Gouverneur von Oberägypten (gest. 564/1169) zu dem Anlaß 20.000 q®r‚rat naffl und 10.000 ma·‘al n®r nach Kairo geschickt habe.12 Bei den Granaten unterscheidet er solche mit Schießpulver und solche mit flüssigem Brandstoff. Er findet beide auch bei der oben erwähnten Verteidigung al-Man◊‚ras gegen die Armee Ludwigs IX. im Jahre 12 4 9 (s.o.S. 94).13 Von Mercier veranlaßte chemische Analysen erhaltener Granaten von Kairo, Alexandria, Jerusalem, Damaskus und Tripoli (im heutigen Libanon) brachten ihn, natürlich nicht ohne die Unterstützung der historischen Zeugnisse, zu der Überzeugung, daß die Bekanntschaft der arabisch-islamischen Länder mit dem Salpeter auf eine wesentlich frühere Zeit zurückgeht, als man allgemein annimmt. Das Ergebnis der Analyse der im «alten Schloß des Leuchtturms von Alexandria» im Jahre 1798 gefundenen Granaten veröffentlichte er 14 im Jahre 1937. Die Berichte der chemischen Institute, die die erforderlichen Analysen durchgeführt haben, machte er, zusammen mit Photos einer Reihe erhaltener Granaten aus dem arabisch-islamischen Kulturkreis, im Anhang seines im Jahre 1952 erschienenen Le feu grégeois der Fachwelt zugänglich. 9 Ebd. S. 94. s. René Grousset, Histoire des croisades et du Royaume Franc de Jérusalem, Bd. 2, Paris 1935, S. 525-534. 11 M. Mercier, a.a.O. S. 98ff., 104, 125ff. 12 Kit®b al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r , a. a.O. Bd. 1, S. 338; M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 73. 13 M. Mercier, Le feu grégeois, a. a.O. S. 77, 125. 14 Quelques points de l’histoire du pétrole. Vérifications par le laboratoire, in: IIme Congrès Mondial du Pétrole, Paris 1937, Bd. 4, section 5: Économie et statistique, S. 87-95; s. ders., Le feu grégeois, a.a.O. S. 99. 10 3 Die sphärisch-konischen Gefäße, a.a.O. S. 209. Ebd. S. 210. 5 Ebd. S. 209. 6 Ebd. S. 209. 7 Ebd. S. 209. 8 Seine Ergebnisse legte er nieder in seinem Le feu grégeois. Les feux de guerre depuis l’antiquité. La poudre à canon, Paris 1952. 4 E I N L E I T U N G Unter den Ansichten, die er gewonnen hat,15 ist diejenige für uns von Bedeutung, nach der das Jahr 1168, in dem die Ägypter bei der Belagerung durch Amalrich I. mit trockenem Sprengstoff gefüllte Granaten verwendet haben, als terminus ad quem für diesen Typus anzusehen sei. Es sei die Granate oder Handgranate, die in dem Buch von ºasan ar-Ramm®Ω als qaw®r¬r (sing. q®r‚ra, «Krüge») oder als karr®z ·®m¬ («syrischer Krug») vorkommt.16 Im Jahre 1959 stellte dann Henri Seyrig17 als Archäologe im Rahmen eines Aufsatzes über Antiquités syriennes die Frage nach der Bewandtnis dieser sphärisch-konischen Gefäße aus gebranntem Ton, die bis dahin ganz unterschiedlich als Behälter für Flüssigkeiten (Quecksilber, Parfum oder Getränke), als Granaten oder als Äolsbälle (s. u.) aufgefaßt worden waren. Er neigt dazu, die ersten beiden Erklärungen wegen der physikalischen Beschaffenheit der Gefäße zu verwerfen. Er weist darauf hin, daß sie erstens unten spitz zulaufen und daher nicht aufrecht hingestellt werden können, zweitens, daß sie zu wenig Inhalt aufnehmen können, um als Trinkgefäße zu dienen, und drittens, daß sie sehr schmale Hälse mit einem Durchmesser von 3 bis 5 mm, meist zwischen 4 und 5 mm haben, so daß man Flüssigkeiten nicht bequem gießen kann.18 Auch im Falle der Handgranaten sieht Seyrig19 in dem engen Hals ein Hindernis. Es sei schwierig, sie in großen Mengen mit Pulver zu füllen und ihm sei unbekannt, ob man ein solches Experiment je unternommen habe. M. Mercier, der diese Hypothese verteidige, gebe keinen Hinweis auf einen praktischen Versuch dieser Art.20 Er gibt weiter zu bedenken21, daß an den erhaltenen Exemplaren nur in seltenen Fällen Brennstoffe zu finden seien. Eine chemische Analyse habe in dieser Hinsicht enttäuschende Ergebnisse geliefert. 15 Le feu grégeois, a.a.O. S. 123-126. Ebd. S. 94, 126. 17 in: Syria. Revue d’art oriental et d’archéologie (Paris) 36/ 1959/38-89, darin S. 81-89: 75. Flacons? grenades? éolipiles? 18 Ebd. S. 83. 19 Ebd. S. 85. 20 Ebd. S. 85. 21 Ebd. S. 85. 16 103 Zu seinen letzten Einwänden sei gesagt, daß er das Buch von Mercier 22 nicht vollständig gelesen zu haben scheint. Auch scheint Seyrig gewissermaßen mit dem Inhalt seiner eigenen diesbezüglichen Fußnoten in Widerspruch zu stehen. Seyrig gibt weiter zu bedenken, daß viele Granaten dekoriert sind 23 und daß manche von ihnen Segens- oder Glückwünsche tragen24. Die Antwort der Anhänger der Granaten-Theorie, «daß einige Völker ihre Pfeile verzieren,»25 überzeuge ihn nicht.26 Ohne seine Begründung hier zu wiederholen sei gesagt, daß die meisten Brandgeschosse, die wir in arabischen Büchern über Kriegstechnik abgebildet finden, wie in denen von ºasan arRamm®Ω (Ms. Paris) oder Aranbu∫® az-Zardk®· (Ms. Topkapı Sarayı), aufwendig dekoriert sind. Seyrig neigt dazu, unter den ihm bekannten «drei Hypothesen» die des Äols- oder Windballes (aeolipila) zu favorisieren. Dieses Dampfgebläse ist «eine mit feiner Öffnung versehene Metallkugel, die mit Wasser gefüllt und dann ins Feuer gelegt wird, um ‹das heftige Blasen› des Dampfes zu zeigen».27 Die Äolipile war schon Heron und Vitruv bekannt. In seinem 1951 erschienenen Aufsatz fragt sich W.L. Hildburgh28, ob unsere Gefäße aus gebranntem Ton nicht eine Art Äolsball sein 22 Le feu grégeois, a. a.O. S. 131-150, s. noch die Verzeichnisse der Inhalte der Granaten No. 1-8 aus dem Besitz von Mercier im Anhang des Buches. 23 Antiquités syriennes, a. a.O. S. 85. 24 Ebd. S. 84. 25 Ebd. S. 85. Er verweist hier auf Fr. Sarre (Das islamische Milet von Karl Wulzinger, Paul Wittek, Friedrich Sarre, Berlin und Leipzig 1935, S. 76), der betont, «daß es in besonderem Maße dem Charakter des islamischen Kunstschaffens entspricht, einen Gegenstand ohne Rücksicht darauf zu verzieren, ob sein Schmuck in die Augen fällt oder nicht. Oft ist die unsichtbare Unterseite eines Metallgerätes in derselben reichen Weise wie die Schauseite ausgestaltet.» S. auch die frühere Erklärung von Fr. Sarre, Keramik und andere Kleinfunde der islamischen Zeit von Baalbek, in: Baalbek. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1898 bis 1905, Bd. 3, von H. Kohl, D. Krencker, O. Reuther, Fr. Sarre, M. Sobernheim, Berlin und Leipzig 1925, S. 133-135. 26 Ebd. S. 86. 27 Franz Maria Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker, Wiesbaden 1914 (Nachdruck München 1970), Sp. 26. 28 Aelopiles as fire-blowers, in: Archaeologia (Oxford) 94/ 1951/27-55; s. H. Seyrig, a. a.O. S. 89. 1 0 4 K R I E G S T E C H N I K können. Im Jahre 1965 hat dann Richard Ettinghausen29 das Thema aus kunsthistorischer Sicht aufgegriffen. Nach den «stichhaltigen Einwänden» von Henri Seyrig, wie er sagt, kam ihm nun die Erklärung der Gefäße als Handgranaten selbst recht zweifelhaft vor. Er weist unter anderem auf einen der von Seyrig erhobenen Einwände hin, auf das Vorkommen von Segenssprüchen wie der basmala auf den Gefäßen.30 Unter den ihm bekannten Interpretationen hält er die von E. von Lenz 31, daß es sich möglicherweise um Quecksilberbehälter handele, für die dem Sachverhalt am ehesten, wenn auch nicht ausschließlich entsprechende32. Ettinghausen legt sich allerdings nicht fest und verleiht der Hoffnung Ausdruck, daß das Studium von Handschriften, chemische Untersuchungen und aerodynamische Versuche in Zukunft Klarheit schaffen mögen.33 Er scheint leider die von M. Mercier registrierten Ergebnisse der chemischen Analysen nicht gekannt zu haben. Die jüngste mir zur Zeit bekannte Studie über das Thema trägt den Titel A sphero-conical vessel as fuqq®‘a, or a gourd for «beer» und stammt von A. Ghouchani und C. Adle.34 In dieser Arbeit erfahren wir mehr als bisher über die verbreitete Verwendung des Wortes fuqq®‘a in der arabisch-persischen Literatur im Sinne eines Trinkgefässes. Die beiden Autoren unterstreichen jedoch zutreffend die Möglichkeit, daß eine fuqq®‘a auch zu anderen Zwecken gedient haben kann.35 Sie geben Fotos einer Reihe von Gefäßen mit der Aufschrift 29 The uses of sphero-conical vessels in the Muslim East, in: Journal of Near Eastern Studies (Chicago) 24/1965/218-228. 30 Ebd. S. 225. 31 Handgranaten oder Quecksilbergefäße? in: Zeitschrift für historische Waffenkunde (Dresden) 6/1912-1914/367-376; Widerlegung von W. Gohlke, Handbrandgeschosse aus Ton, ebd. S. 378-387. 32 R. Ettinghausen, The use of sphero-conical vessels, a. a.O. S. 224. 33 Ebd. S. 226. 34 erschienen in Muqarnas. An annual on Islamic art and architecture (Leiden) 9/1992/72-92; s. noch Edward J. Keall, «One man’s Mede is another man’s Persian; one man’s coconut is another man’s grenade», in: Muqarnas 10/1993/ 275-285. 35 A sphero-conical vessel, a.a.O. S. 73, 76. i·rab han¬’an («wohl bekomm’s!») und bezeichnen sie als sphärisch-konische Gefäße, die durch «thick body, narrow opening, and short neck» gekennzeichnet seien. Doch nicht alle von ihnen haben eine sphärisch-konische Form und die angeführten Eigenschaften. Die Autoren lassen meines Erachtens eines der wichtigsten Merkmale außer acht. Die für uns als Granaten in Frage kommenden Objekte laufen nämlich unten spitz zu, so daß man sie ohne Stütze nicht stellen kann. Zweifellos wurden als fuqq®‘a bezeichnete Gefäße aus gebranntem Ton je nach Form und Größe zu unterschiedlichen Zwecken verwendet.36 Die kleinen Handgranaten hatten, anders als die von Wurfmaschinen geschleuderten großen Exemplare, eine ganz enge Mündung von etwa 3 bis 5 mm Durchmesser, die demnach nicht zum Einfüllen von Pulver diente, sondern offenbar dazu, die Zündschnur aufzunehmen. Wie wir bei fast allen Handgranaten beobachten können, trennt eine Rille den knopfartigen Hals vom bauchigen Rumpf. Dies läßt Rückschlüsse auf die Herstellungsweise solcher Granaten zu. Das bauchige Unterteil wird in zwei Hälften separat hergestellt und erst später zusammengefügt worden sein. Das ebenfalls einzeln gebrannte Oberteil mit der Zündschnur wird erst dann auf das Unterteil gesetzt worden sein, nachdem dieses mit Pulver gefüllt war. Die Rille kennzeichnet die Verbindungsstelle der beiden Teile. Friedrich Sarre37 hat auf einige in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gefundene und beschriebene Gußformen aus Stein hingewiesen, von denen er zwei im Photo wiedergegeben hat (s.Abb.). Sie wurden durch Bleidübel miteinander verbunden. Eine chemische Untersuchung in Berlin habe ergeben, daß der verwandte Stein aus Chlorit bestand, der «infolge seiner geringen Härte leicht bearbeitbar» und «relativ widerstandsfähig gegen Hitze» ist. 36 Hiervon geht auch Emilie Savage-Smith aus beim Versuch einer Typologie solcher Gefäße und ihrer Beschreibung derjenigen in der Khalili-Sammlung. Die Möglichkeit von Granaten schließt sie aus, s. Sphero-conical vessels: a typology of forms and functions, in: Science, Tools and Magic. Part Two: Mundane Worlds, Oxford 1997 (The Nasser D. Khalili Collection of Islamic Art, vol. 12, part 2), S. 324-337. 37 Das islamische Milet, a.a.O. S. 77-78. E I N L E I T U N G Die Ansicht Sarres, es handele sich um Gußformen zur Herstellung von Handgranaten, ist kaum annehmbar, da die erhaltenen Steinformen zur Gestaltung «reich dekorierter vasenartiger Gefäße» gedacht sind. Außerdem eignen sich die Formen wegen der Bleidübel nicht zum Brennen im Ofen, es handelt sich wohl eher um Metallguß- oder Glasmodel. «Eine der Steinformen trägt eine eingeritzte Inschrift mit dem Namen ‹Schech Pascha›».38 Einen Typ von Granate, genannt furq®‘a, beschreibt der Ras‚lidenkönig al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘Umar (gest. 694/1294) in seinem Buch alMu¿tara‘ f¬ fun‚n a◊-◊una‘. Er bestand aus einem 38 An dieser Stelle bedanke ich mich bei Frau Gisela Helmecke (Museum für islamische Kunst, Berlin) für ihre wertvollen Erklärungen. 39 Ed. M. ‘¡. —®liΩ¬ya, Kuwait 1989, S. 206-207. 105 besonders präparierten festen Karton, welcher mit Schießpulver gefüllt und einer Zündschnur versehen wurde.39 Abschließend sei auf eine aufschlußreiche Stelle im Buch von ºasan ar-Ramm®Ω (Ms. Paris, Bibl. Nat. 2825) hingewiesen, auf die E. Quatremère40 bereits vor mehr als 150 Jahren aufmerksam gemacht hat. Im Zusammenhang mit der Verwendung des Schießpulvers (b®r‚d) spricht der Verfasser von «Krügen» (k¬z®n fuqq®‘), die «auf den Spitzen der Lanzen befestigt» wurden (murakkaba ‘al® ru’‚s ar-rim®Ω). So erfahren wir, daß man gegebenenfalls die Granaten (nach dem Zünden) auch an Lanzen gebunden auf den Feind warf. 40 Observations sur le feu grégeois, in: Journal Asiatique, sér. 4, 15/1850/214-274, bes. S. 246. 1 0 6 K R I E G S T E C H N I K Zugkraftblide Unser Modell: Holz und Stahl. Länge des Schleuderarms: 82 cm. (Inventar-Nr. G 1.01) Die Zugkraftblide wird von az-Zardk®· (um 775/ 1374) als «Herrscherblide» (man™an¬q sulfl®n¬) bezeichnet.1 Hier wird die erforderliche Hebelkraft von Menschenkraft erzeugt.2 Nach unserer Abbildung war das Gerät so konstruiert, daß es von zehn Soldaten zu bedienen war. Sie spannten den Schleuderarm an Seilen, die rechts und links an Ringen befestigt waren.3 Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. 1 al-An¬q fi l-man®™n¬q, ed. I. Hind¬, Aleppo 1985, S. 100-102. G. Köhler, Die Entwickelung des Kriegswesens, a.a.O. S. 164ff.; K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 171. 3 A. al-Hasan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 100. 2 G E S C H Ü T Z E 107 Unser Modell: Holz und Stahl. Länge des Schleuderarms: 70 cm. (Inventar-Nr. G 1.02) Gegengewichtsblide az-Zardk®· (um 775/1374) kennt eine Form der Blide, die sie als «europäische Wurfmaschine» (man™an¬q ifran™¬) bezeichnet. Anscheinend haben wir es dabei mit der von den «Franken» verwendeten Gegengewichtsblide (trebuchium) zu tun. Man vermutet, daß dieser Typ der Schleuder schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Europa bekannt war.1 Als besonderes Merkmal erwähnt az-Zardk®·, daß man sie leicht nach jeder Richtung drehen kann.2 Zwei mit Steinen gefüllte Holzkästen bewirken gleiche Schlagkraft bei gleichbleibendem Schleudermoment. Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469, fol. 37. 1 K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 64-65. 2 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 97-99. 1 0 8 K R I E G S T E C H N I K Große Gegengewichtsblide Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20. Länge des Schleuderarms: 80 cm. (Inventar-Nr. G 1.03) Die große, qar®bu∫® («schwarzer Stier») genannte Wurfmaschine bildet allem Anschein nach die höchste Entwicklungsstufe der Bliden, die dann allmählich vom 9./15. Jahrhundert an den Kanonen Platz machen mußten. Die charakteristischen Merkmale, die sie von ihren ebenso großen Vorgängerinnen unterscheiden, sind die Verwendung von Kräften, die durch Tretrad und Flaschenzug erzeugt werden, die Benutzung des Winkelmessers zum Zielen und eines Nivelliergerätes bei der Montage. az-Zardk®·1 schildert die Funktion und den Gebrauch dieser Blide und liefert ziemlich genaue Abbildungen ihrer Teile. Er spricht auch von einem weiteren Typ dieser großen Schleuder, die man™an¬q az-ziy®r genannt wurde (s.u.S. 110) und anscheinend im 7./13. Jahrhundert in der islamischen Welt ziemlich verbreitet war. Die Blide besteht im wesentlichen aus zwei Gerüsten, zwischen denen eine waagerechte Stange, die Drehachse, befestigt ist. Um diese Achse kann ein Schleuderarm schwingen, der durch die Drehachse 1 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 66-68. Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469. G E S C H Ü T Z E 109 Belagerungsszene aus der Weltgeschichte (©®mi‘ at-taw®-r¬¿) von Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h, Ms. Edinburgh University Library, Or. 20, fol. 124 b. Die Kopie wurde 707/1306, zu Lebzeiten des Verfassers, geschrieben und illustriert. Abb. aus K. al-Fur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d von ºasan ar-Ramm®Ω (gest. 694/1295); Paris, Bibliothèque nationale, ar. 2825. in zwei ungleich lange Teile geteilt ist. Der Schleuderarm hat an seinem kurzen Ende einen mit Steinen gefüllten Holzkasten; das Ende des längeren Hebelarms besitzt eine an einem Seil befestigte Lederschlinge zur Aufnahme eines Steines oder anderen Geschosses. Wird der lange Hebelarm mit Seilen, Winden und Treträdern nach unten gezogen, geht gleichzeitig der kurze Arm mit dem Gegengewicht nach oben und hält den mit einem Haken verankerten langen Arm unter Spannung. Wird nun nach dem Einlegen des Wurfgeschosses die Sperre gelöst, reißt das Gegengewicht den kurzen Arm nach unten, der lange Arm schnellt gleichzeitig nach oben und schleudert die Ladung, meist Steine oder Brandgeschosse, in hohem Bogen gegen das Ziel. 1 1 0 K R I E G S T E C H N I K Unser Modell: Hartholz; Maßstab: 1:20. 59 × 85 cm. (Inventar-Nr. G 1.20) Gegengewichtsblide mit Pfeilschleuder Dieser Typus Blide war eine Abart des bereits erwähnten qar®bu∫® und hieß auf Arabisch azziy®r. Der Hauptunterschied zwischen den beiden bestand darin, daß letztere dazu bestimmt war, statt Steinen oder anderen voluminösen Gegenständen schwere Pfeile zu schleudern. Zu diesem Zweck war der als Gegengewicht dienende, mit Steinen gefüllte Behälter durch einen massiven Eisenkörper ersetzt. Die Pfeile besaßen flossenartige Stabilisatoren am Ende des Schaftes. Sie waren so gestaltet, daß sie mittels eines geeigneten Hakens an einem am Schleuderarm befestigten Seil in eine Schiene auf dem Fundament der Blide gezogen werden konnten. Allem Anschein nach pflegte man die Neigung der Schiene nach dem Ziel zu regulieren. Wir können vermuten, was der Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469, fol. 61. G E S C H Ü T Z E Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469, fol. 65. Verfasser des K. al-An¬q fi l-man®™n¬q1, azZardk®·, unerwähnt läßt, daß man vorn an der Schiene eine passende Führung, etwa in Brückenform, anbrachte, damit der Pfeil nicht zu weit in die Vertikale gezogen wird. Die Schußrichtung dieser Blide war gegenüber derjenigen des anderen großen Blidentyps um 180° versetzt. 1 al-An¬q fi l-man®™n¬q, a.a.O. S. 92-96. 111 Versuch einer Rekonstruktion der Pfeilabschußrampe mit Führung (Montage) Wir wissen zur Zeit nicht, seit wann man in der islamischen Welt begonnen hat, beim Schießen von Pfeilen und anderen Projektilen von der erhöhten Schußkraft der Gegengewichtsblide Gebrauch zu machen. Aus Ausführungen der Tab◊irat arb®b al-alb®b von Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./ 12. Jh.) wird ersichtlich, daß dieses Zusammenwirken zur Zeit von —al®Ωadd¬n (Saladin) bereits bekannt war (s.u.S. 121 ff.). 1 1 2 K R I E G S T E C H N I K Gegengewichtsblide mit Armbrust Dieses Kriegsgerät gehört zu denen, die der oben (S. 94) erwähnte Mur¥® b. ‘Al¬ afl-fiars‚s¬ (6./12. Jh.) in seinem dem Herrscher —al®Ωadd¬n (Saladin) gewidmeten Buch Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t 1 beschrieben hat. Er nennt es «persische Gegengewichtsblide» (man™an¬q f®ris¬) und sagt, der Meister Abu l-ºasan al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬ habe ihm das Gerät geschildert und aufgezeichnet. Hier wird die Winde durch einen doppelten Flaschenzug ersetzt. Die zum Heben des Gegengewichtes und zum Spannen des Bogens benötigte Kraft wird durch den Flaschenzug und den ausreichend lang gehaltenen Arm der Blide übersetzt. Mit dem Abzug werden gleichzeitig das Schleudern des Steinprojektils und der Schuß der Armbrust ausgelöst. 1 Hds. Oxford, Bodleian Library, Hunt. 264 (fol. 133 b-136 b), s. Cl. Cahen, Un traité d’armurerie, a.a.O. S. 119-120 und Tafel III, No. 14. Unser Modell: Holz und Kaschiermaterial, 100 × 45 × 54 cm. (Inventar-Nr. G 1.19) Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira, Ms. Oxford, Hunt. 264, fol. 129b u. 130. 113 G E S C H Ü T Z E Windenarmbrust Unser Modell: Holz, Metall. 110 × 80 cm. Sehne zu Demonstrationszwecken aus elastischer Schnur. (Inventar-Nr. G 1.17) Diese Art Armbrust, arabisch qaus bi-l-laulab, die durch eine oder mehrere Winden (Wellen, Haspeln) gespannt wird, war schon im 5./11. Jahrhundert im arabisch-islamischen Kulturkreis verbreitet (s.o.S. 94). Im 6./12. Jahrhundert wurde sie von Mur¥® b. ‘Al¬ afl-fiars‚s¬ in seinem dem Herrscher —al®Ωadd¬n (Saladin) gewidmeten Buch der Kriegstechnik (Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t) ausführlich beschrieben (s.o.S. 94). Bei unserem Modell haben wir uns im wesentlichen nach der Abbildung in al-An¬q fi l-man®™n¬q aus dem 8./14. Jahrhundert gerichtet. Abb. aus al-An¬q fi l-man®™n¬q. Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira, Ms. Oxford, Hunt. 264, fol. 112b. Die Ansicht scheint von oben die Mauern des Turms, auf welchem diese große Armbrust installiert ist, mit einzuschließen. 1 1 4 K R I E G S T E C H N I K Unser Modell: Holz, Rohr, Messing, Schnur. 55 × 45 cm. (Inventar-Nr. G 1.18) große Tripelarmbrust (Ballista) Unter den verschiedenen Armbrust-Typen, welche Mur¥® afl-fiars‚s¬ (6./12. Jh., s.o.S. 94) in seinem Buch Tab◊irat arb®b al-alb®b1 beschreibt, besteht die elaborierteste Form aus drei großen Wallarmbrusten (qaus az-ziy®r bi-l-laulab), welche übereinander gebaut und mit einer einzigen Winde gespannt und also von einer Person alleine bedient werden konnten. Unser Modell ist vereinfacht. 1 Hds. Oxford, fol. 80 b; Übers. von Cl. Cahen, a.a.O. S. 131. Abb. aus Mur¥®, Tab◊ira, Hds. Oxford, Bodl., Hunt. 264. G E S C H Ü T Z E Arabische Gegengewichtsbliden in abendländischer Überlieferung Der im arabisch-islamischen Kulturbereich gegenüber dem aus der römischen Kaiserzeit bekannten Vorgänger (onager) weiterentwickelte Typ der Wurfmaschine, dessen Existenz seit dem 6./12. Jahrhundert anhand von Beschreibungen, Abbildungen und Quellenzeugnissen nachweisbar ist, scheint spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Westen bekannt gewesen zu sein (s.o.S. 108). Zum Vergleich mit den arabischen Vorgängern stehen im Museum des Institutes für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften vier Modelle abendländischer Bliden, die Werner Freudemann um 1990 angefertigt hat. 1. Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20. Länge des Schleuderarms: 50 cm. (Inventar-Nr. G 1. 05) Eine nach Angaben von Villard de Honnecourt (1. Hälfte 13. Jh., s.o.S. 60) rekonstruierte Blide. Die verbreitete Rekonstruktionszeichnung von Eugène Emmanuel Viollet le Duc (1814-1879)1 erwies sich als unzuverlässig. Unser Modell wurde von W. Freudemann nach verbesserten technischen Daten gebaut. G1 1 abgebildet beispielsweise bei Liliane und Fred Funcken, Rüstungen und Kriegsgerät im Mittelalter, Gütersloh 1985, S. 54. 115 Abb. aus R. A. Brown, Castles. A History and Guide, Poole 1980, S. 81. 1 1 6 K R I E G S T E C H N I K 2. Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20. Länge des Schleuderarms: 62 cm. (Inventar-Nr. G 1. 04) Europäische Blide von ca. 1405, gebaut nach einer Abbildung in Bellifortis1 von Konrad Kyeser aus Eichstätt (vollendet 1405). W. Freudemann hat das Modell gegenüber der Abbildung verbessert, um es funktionstüchtig zu machen.2 1 hsg. von Götz Quarg, Düsseldorf 1967 (s. Hermann Heimpel, Rez. in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 223/1971/115-148); V. Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, Soest 1983, S. 123, 192. 2 Freudemann merkt an, daß ein streng nach der Abbildung gebautes Modell nicht funktionieren könne, denn 1.: «Das am linken Ende die Schienenbalken abschließende Verbindungsstück über der Rutsche würde den Schleudervorgang unmöglich machen» und 2.: «Die Schleuder ist viel zu lang. Die Schleuderseile laufen nicht frei unter der Windenwelle hindurch.» Ferner hat er notwendige Details ergänzt und die Proportionen, besonders der Treträder, «zurechtgerückt». Abb. aus Kyeser, Bellifortis (Göttingen, Univ. Bibl., Cod. MS. philos. 63, fol. 48a) nach W. Gohlke, Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, in: Zeitschrift für Historische Waffenkunde V, 12 (Dresden 1909-1911) S. 385, Abb. 41. 117 G E S C H Ü T Z E Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20. Länge des Schleuderarmes: 87 cm. (Inventar-Nr. G 1.06) 3. Eine weitere europäische Blide von ca. 1405. Auch sie ist abgebildet sowie mit Maßen versehen in Bellifortis (Ms. Göttingen, fol. 30) von Konrad Kyeser aus Eichstätt und wurde um 1990 von W. Freudemann angefertigt. Von besonderem Interesse ist hierbei zudem, daß der Auslösemechanismus deutlich in der Abb. zu erkennen ist und exakt nachgebaut werden konnte. Abb. aus Kyeser, Bellifortis, Göttingen, Univ. Bibl., Cod. MS. philos. 63, fol. 30 a. 1 1 8 K R I E G S T E C H N I K Abb. aus Hds. Wien, Cpv 3069, nach Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a.a.O., S. 189. Unser Modell: Hartholz. Maßstab: 1:20. Länge des Schleuderarms: 100 cm. (Inventar-Nr. G 1.07) 4. Europäische Blide, gebaut von W. Freudemann auf Grund folgender Vorlagen: Konrad Kyeser, Bellifortis (Ms. fol. 30 und 77) und je eine Zeichnung aus Cod. germ. 600 der Bayerischen Staatsbibliothek, München (um 1390)1 und der Handschrift Cpv 3069 in Wien 2. Abb. aus Cod. germ. 600 der Bayerischen Staatsbibliothek, München (um 1390). 1 Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, Berlin 1928 (Nachdruck Düsseldorf 1987), S. 626-627, 719, Abb. 2. 2 V. Schmidtchen, a.a.O. S. 189, Abb. 58. G E S C H Ü T Z E 119 Abb.: Aus Leonardo da Vinci, S. 294. Blide mit Entfernungsregler Unser Modell: Holz, Metall, Garn. Höhe mit vertikalem Wurfarm: 1,17 m. (Inventar-Nr. G 1.21) Die Zeichnung dieser Blide von Leonardo da Vinci wurde oben (S. 98) bereits besprochen. Sie liegt unserem Modell zugrunde. Es sei daran erinnert, daß bei diesem Geschütz ein Entfernungsregler verwendet wird, wie wir es von arabischen Vorbil- dern her spätestens seit dem 8./14. Jahrhundert kennen (s.u.S. 134). Ein gewisser Fortschritt zeigt sich insofern, als der Entfernungsregler hier in Form eines Rades an der Blide befestigt ist. 1 2 0 K R I E G S T E C H N I K Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Brandtopf und ‹biologische› Granate Ein Feuertopf (qidr) mit Umrandung, gefüllt mit einer salpeterhaltigen Mischung, wurde vor allem zum Zweck sprengender Wirkung gebaut. Er besitzt drei mit Brandsätzen gefüllte Röhrchen (ikr¬¿) und wird nach der Zündung von einer Blide oder mit Hilfe einer Lanze geworfen.1 1 Unsere Modelle: Steingut, Schlickerbemalung. a) 19cm (Inventar-Nr. G 2.18). b) 18,5 cm (Inventar-Nr. G 2.19). Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. S. 44; Abbildungsteil pl. II, fig. 23; S.J. von Romocki, Geschichte der Modell b) repräsentiert eine frühe Form von ‹B-Waffe›, eine mit gefährlichen Tieren wie Skorpionen oder Schlangen gefüllte Granate, welche durch zahlreiche kleine Luftlöcher gekennzeichnet ist. Explosivstoffe. I. Geschichte der Sprengstoffchemie, der Sprengtechnik und des Torpedowesens bis zum Beginn der neuesten Zeit, Berlin 1895, S. 71-72. G R A N A T E N Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Abb. von qaw®r¬r (sing. q®r‚ra, «Krüge») aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 88. Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al-fun‚n, Ms. Leningrad C 686, fol. 146. 121 1 2 2 K R I E G S T E C H N I K Unsere Modelle: Steingut, braune Engobe, Docht. Höhe 17-19,5 cm (Inventar-Nr. G 2.03-06). Granaten alle Abb. aus Khalili Collection, a.a.O. Bd. 12,2 S. 324, 334 f. G R A N A T E N 123 Unsere Modelle: Steingut, braune Engobe, Lunte. Höhe 10-16cm (Inventar-Nr. G 2.11-17). Abb. von Kriegsschiffen mit Brand- und/oder Sprengsätzen, aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 100. 1 2 4 K R I E G S T E C H N I K Flammenwerfer (◊and‚q mu¿®safa) Unser Modell: Kupfer, gelötet. Länge: 30 cm. (Inventar-Nr. G 2.22) Im K. Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q von Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·1 (774/1373) wird ein Flammenwerfer (◊and‚q [al-] mu¿®safa) beschrieben, der im Nahkampf verwendet wurde und eine Flamme von der Länge einer Lanze erzeugen konnte. Er besteht aus einem länglichen Petroleumreservoir aus Metall, welches über zwei Röhren mit einer zylindrischen Düse verbunden ist. Aus dieser spritzt man mit einer Pumpe den Brandstoff, während er von einer kleinen Zündvorrichtung in Brand gesetzt wird. Abb. aus az-Zardk®·, K. al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469, fol. 99. 1 Hds. a.a.O. S. 98-99, A.Y. Hassan, D.R. Hill, Islamic Technology, a.a.O. S. 108. R A K E T E N 125 Abb. aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825, fol. 101 b. afl-flaiy®r al-ma™n‚n (Torpedo oder Rakete) Na™madd¬n ºasan ar-Ramm®Ω1, der bekannte Turniermeister der Mamlukenzeit (gest. 694/ 1295), beschreibt im Zuge seiner Ausführungen über die mit Treibsätzen aus Salpeter, Schwefel und Kohle funktionierenden Raketen und Projektile «eine Vorrichtung, die er ‹sich bewegendes und verbrennendes Ei› nennt. In dem illustrierten Exemplare ist sie auch abgebildet. Text und Bild (s. Abb.) lassen, namentlich mit im Späteren anzuführenden abendländischen Angaben zusammengestellt, keinen Zweifel, daß es sich um einen 1 Kit®b al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya, Ms. Paris, Bibl. Nat., ar. 2825, fol. 101 b; Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O. S. 45, Abbildungsteil pl. II, fig. 32. Unser Modell: Kupfer, gelötet. Länge: 36 cm. (Inventar-Nr. G 2.07) zwar primitiven, aber in seinem Wesen völlig ausgebildeten automobilen Torpedo handelt.» «Zwei konkave Eisenbleche ... werden zusammengefügt und mit Filz abgedichtet, so daß sie einen abgeflacht-birnenförmigen Hohlkörper (...) bilden, der mit ‹Naphta, Metallspänen und guten Mischungen› – unter den letzteren versteht Hassan stets stark salpeterhaltige – geladen und mit zwei Stangen (...) und einer großen Rakete (...) versehen wird. In welchem Element sich das ‹sich be- 1 2 6 K R I E G S T E C H N I K In diesem Zusammenhang läßt es aufhorchen, daß sich eine recht einfache Beschreibung eines RaketenTorpedos in Bellifortis von Konrad Kyeser (1405) findet.3 Noch beachtenswerter scheint es zu sein, daß Torpedos mit Raketen im Bellicorum instrumentorum liber von Giovanni Fontana (1. Hälfte 15. Jh.) auftauchen.4 S. J. von Romocki 5 war gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Ansicht, Fontana sei hierin ºasan ar-Ramm®Ω gefolgt. Nach unserer Ansicht muß nicht unbedingt ºasan ar-Ramm®Ω’s Buch die Quelle von Fontana gewesen sein. Sein Buch ist lediglich die naheliegendste uns zur Zeit bekannte Schrift über das Thema, die wir beim Vergleich heranziehen können. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß im arabisch-islamischen Kulturkreis zahlreiche Abhandlungen über Kriegswesen und Waffen geschrieben wurden, von denen manche, vor allem während der Kreuzzüge, Europa erreichten. Auch ist der Einfluß der arabisch-islamischen Kultur auf Fontana und andere europäische Gelehrte, was Kriegsgerät Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 126. und weitere technische Errungenschaften angeht, sicher nicht auf die wegende und verbrennende Ei› bewegen soll, sagt Auswertung von Büchern beschränkt geblieben. In Hassan im Text nicht; doch dürfte ein Blick auf die diesem Zusammenhang haben die Kreuzzüge Zeichnung genügend darthun, daß die Vorrichtung zweifellos eine große Rolle gespielt. weder, wie Reinaud und Favé wollen, zum Fliegen, noch etwa zum Fortrutschen selbst auf günstigstem S. auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a.a.O., Terrain bestimmt sein konnte ... ».2 S. 311-313. 2 S. J. von Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, a.a.O. S. 70-71; A.Y. al-Hassan und D. R. Hill, Islamic Technology, a. a.O. S. 118; J. R. Partington, A History of Greek Fire and Gunpowder, a.a.O. S. 203. 3 vgl. Romocki, a.a.O. S. 153, wo der Autor, statt an eine Abhängigkeit vom arabisch-islamischen Kulturbereich zu denken, folgert: «Hier haben wir die Urform des bei Hassan Alrammah schon weiter fortgeschrittenen Raketen-Torpedos. Auch hier beruht aber die Beschreibung offenbar schon auf einem Versuch, nicht nur auf einem Plan; denn theoretisch hätte der Verfasser wohl kaum finden können, daß, um eine Rakete auf dem Wasser in gerader Richtung zu halten, eine weit kürzere Rute genügt, als um in der Luft dasselbe zu erzielen.» 4 E. Battisti und G. Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di Giovanni Fontana, Mailand 1984, S. 126. 5 Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, a.a.O., S. 230, 236, 240. R A K E T E N 127 2 Abb. aus azZardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Granate Unser Modell: Kupfer, gelötet. Länge: 55 cm. (Inventar-Nr. G 1.12) mit chemischen Kampfstoffen Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./ 14. Jh.) wird ein aus verschiedenen Bestandteilen, darunter Opium und Arsen, zubereiteter Inhalt eines «Topfes» (qidr) – Topf im Sinne einer Bombe bzw. Granate – beschrieben, mit der man beim Gegner eine erstickende Wirkung erzielte. Die Bombe wurde al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa genannt 2. Man schleuderte sie wahrscheinlich von Bliden, schoß sie mit der Armbrust oder warf sie auch gegebenenfalls mit der Hand.3 1 Ed. Aleppo, a. a.O. S. 174. In der Hds. qidr muntin al-mu¿®safa. 3 Auch das Buch von ºasan ar-Ramm®Ω enthält «Vorschriften zur Herstellung giftiger und einschläfernder Dämpfe, deren wirksame Bestandteile Arsenik und Opium sind» (s. ºasan ar-Ramm®Ω, al-Fur‚s¬ya wa-l-man®◊ib al-Ωarb¬ya, a. a.O. S. 141, 156, 161, 162, 163; Romocki, Geschichte der Sprengstoffchemie, a. a.O. S. 74). 2 1 2 8 K R I E G S T E C H N I K Osmanische Raketen Sicherlich arabisch-islamischer Tradition folgend baute der osmanische Ingenieur L®gar¬ ºasan Çeleb¬ unter Sultan Mur®d IV. (reg. 1032/1623-1049/1640) eine Rakete mit sieben kleinen Seitenflossen. Der Treibstoff der Rakete soll aus ca. 50 Okka (ca. 60 kg) Schießpulver bestanden haben. Wie der zeitgenössische türkische Historiker Evliy® Çeleb¬1 berichtet, soll ºasan Çeleb¬ dem Sultan demonstriert haben, daß er mit seiner Rakete über den Bosporus fliegen und mit Hilfe zusätzlicher Flügel habe landen können. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß bereits Ogier Ghislain de Busbecq, der zwischen 1555 und 1562 habsburgischer Gesandter in √stanbul war, von Flugversuchen unter Sulfl®n Süleym®n (‹dem Prächtigen›, reg. 926/1520-974/1566) berichtete, wie John Wilkins (1638) mitteilt 2. Ausführliche Angaben über osmanische Raketen mit interessanten Abbildungen gibt der Ingenieur ‘Al¬ §∫®, der unter Sultan AΩmed III. (reg. 1115/1703-1143/1730) tätig war, in seinem Buch Umm al-∫az®.3 Die Länge der von ihm gebauten Raketen soll 7-8 m betragen haben. Zu ihrem Umfang sagt er, daß ein Mensch sie kaum umfassen konnte. Da dieses Buch bisher kaum bekannt ist, erschien es angebracht, noch einige weitere Illustrationen von militär- bzw. technikgeschichtlichem Interesse beizufügen. Unsere beiden Modelle: Kupfer, gelötet. Länge: 67 cm. (Inventar-Nr. G 1. 13) 1 Seyâhatnâme, √stanbul 1969, Bd. 2, S. 335-336; Arslan Terzioªlu, Türk-islâm kültür çevresinde IX. yy.’dan XVIII. yy. sonuna kadar uçma denemeleri ve tekniªe ait elyazma eserler, in: Ilim ve sanat (√stanbul) 8/1986/54-63, bes. S. 61-62; ders., Handschriften aus dem Gebiet der Technik und Aerodynamik sowie der ersten Flugversuche im IX.-XVII. Jhd. im islamisch- türkischen Kulturbereich, in: Istorija aviacionnnoj, raketnoj i kosmi≤eskoj nauki i techniki, Moskau 1974, S. 246-256, bes. S. 253-255; Mustafa Kaçar in: Islâm Ansiklopedisi (√stanbul: Türkiye Diyanet Vakfı), Bd. 16, 1997, S. 315-316. 2 John Wilkins, Discovery of a New World, London 1638 (nicht gesehen, s. H. K. Cook, The Birth of Flight, London 1941, S. 29, s. A. Terzioªlu, a.a.O.). 3 Handschrift √stanbul, Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368. R A K E T E N Abbildungen aus ‘Al¬ §∫®, Umm al-∫az®, Hds. Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368. 129 1 3 0 K R I E G S T E C H N I K Abbildungen aus ‘Al¬ §∫®, Umm al-∫az®, Hds. Topkapı Sarayı, Baªdad Kö¤kü no. 368. F E U E R W A F F E N 131 Unser Modell: Edelstahl, Höhe: 30 cm. Lauf höhenverstellbar. Projektil, Länge 17cm. (Inventar-Nr. G 1.16) Kanone In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q (8./14. Jh.) ist eine Kanone mit ihren Bestandteilen abgebildet. Sie entstammt einer Entwicklungsstufe, die wir im arabisch-islamischen Kulturbereich bis zur zweiten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts hinauf verfolgen können (s.o.S. 100). Die Kanone hieß midfa‘ oder mikΩala. Das Buch al-An¬q zeigt drei Typen, die sich durch die Graduierung ihrer Entfernungsskala unterscheiden. Die Skala des ersten Typs hat eine Elferteilung (Abb. a), die des zweiten eine Vierzehnerteilung (Abb. b) und die des dritten eine Zehnerteilung, die noch einmal unterteilt wird (Abb. c). Der graduierte Zielmechanismus heißt qund®q, ein türkisches Wort, das bis heute im Sinne von Zündmechanismus von Feuerwaffen gebraucht wird. In der knappen Beschreibung wird darauf hingewiesen, daß die Distanzen bei der Zieleinstellung von unten nach oben stufenweise ansteigen. Eine weitere Ansicht unseres Modells in geladenem Zustand, nebst Skizze aus al-An¬q. 1 3 2 K R I E G S T E C H N I K (Abb. b) (Abb. a) (Abb. c) Oben: Abbildungen aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Ahmed III, 3469. Abb. einer frühen europäischen Kanone mit pfeilartigem Projektil, aus: Walter of Milimete, De nobilitatibus sapientiis et prudenciis regum, um 1326; Hds. Oxford, Christ-Church Library Nr. 92. Fol. 70 b. Eine weitere Darstellung aus al-An¬q, mit deutlicher Abgrenzung der Büchse. F E U E R W A F F E N Handfeuerwaffe Die älteste uns zur Zeit bekannte Beschreibung einer Handfeuerwaffe befindet sich in der oben (S. 100) erwähnten Petersburger Handschrift. Die französische Übersetzung von Reinaud und Favé aus dem Jahre 1849 wurde in der Geschichtsschreibung der Waffenktechnik leider nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen. O. Baarmann1 macht dabei, soweit ich sehe, eine rühmliche Ausnahme: «Die ältesten, orientalischen, als Vorläufer der sich im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts in Europa mehr und mehr ausbreitenden Feuerwaffen zu bezeichnenden, durch Feuerwerkssätze wirkenden Waffen, die Feuerlanze und der Madfaa, waren Einrichtungen einfachster Art, welche zu ihrer Handhabung mit Stielen versehen waren. Viele Jahrzehnte hindurch blieb diese Art der Handlichmachung der Feuerwaffen die einzige und erhielt sich neben neuaufkommenden anderen noch sehr lange. Fig. 1 (nach der aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammenden arabischen Handschrift des asiatischen Museums zu Petersburg) zeigt die Handhabung der letztgenannten kurzen, hölzernen, mörserartigen Waffe.» Abb. aus al-Ma¿z‚n f¬ ™®mi‘ al- 133 Unser Modell: Stahl, Länge: 81 cm (Inventar-Nr. G 2.21) Allerdings betrachtet Baarmann die Abbildung, welche sich in der Handschrift auf eine Kanone bezieht, irrtümlich und wohl durch die unvorteilhafte Zeichnung beeinflußt, als mörserartige Handfeuerwaffe. Auf die Einzelheiten der dort beschriebenen «Feuerlanze» geht er nicht ein. Bei dieser handelt es sich um eine kombinierte Handfeuerwaffe. Im hinteren Teil einer Lanze wird ein ausreichender Raum ausgehöhlt, um dort eine Schießpulverladung einbringen zu können. Das Projektil hat die Form eines Pfeiles oder Bolzens. Die Lanze wird von ca. 10 cm vor ihrem hinteren Ende bis zur Spitze entsprechend ausgehöhlt. Diese und weitere Einzelheiten des Textes ermöglichten uns den Bau des obigen Modells. An diese älteste Feuerhandwaffe aus dem arabisch-islamischen Kulturkreis erinnert die Abbildung eines aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen «Feuerrohres», das sich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts im Besitz von Robert Forrer in Deutschland befand.2 Abb. aus Forrer, S. 26. fun‚n, Ms. Leningrad C 686, fol. 156. 1 Die Entwicklung der Geschützlafette bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts und ihre Beziehungen zu der des Gewehrschaftes, in: Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen. Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Moritz Thierbach, Dresden 1905, S. 54-86, bes. S. 55. 2 Meine gotischen Handfeuerrohre, in: Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen. Festschrift zum achtzigsten Geburtstag von Moritz Thierbach, Dresden 1905, S. 23-31. Siehe auch Reinaud und Favé, Du feu grégeois, a. a.O., S. 311-313. 1 3 4 K R I E G S T E C H N I K Unser Modell: Holz, gebeizt und Messing, geätzt. Länge: 40 cm. (Inventar-Nr. G 1.14) Ballistischer Gradmesser In dem Buch al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 (8./ 14. Jh.) finden wir die älteste bisher bekannte Abbildung eines ballistischen Gradmessers. Man verwendete ein solches Gerät, das m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d hieß, bei der Zieleinrichtung von Gegengewichtsbliden. Unser Modell: 1 Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Ed. Aleppo, a. a.O. S. 48-49. F E U E R W A F F E N 135 Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Ballistisches Nivelliergerät Nachdem die groß dimensionierten Gegengewichtsbliden in der arabisch-islamischen Welt eine hohe Entwicklungsstufe erreicht hatten, bediente man sich beim Aufstellen der Wurfmaschinen eines speziellen Gerätes zum Nivellieren des Bodens. Das Gerät hieß m¬z®n al-ar¥.1 Unser Modell: Messing, poliert. Höhe: 32 cm. (Inventar-Nr. G 1.15) 1 az-Zardk®·, al-An¬q fi l-man®™n¬q, Ed. Aleppo, a.a.O. S. 48- 49. 1 3 6 K R I E G S T E C H N I K Befestigungstürme Im Kit®b al-An¬q fi l-man®™n¬q 1 aus dem 8./14. Jahrhundert, finden sich einige Abbildungen von Befestigungs- und Burgtürmen, von denen einer im Modell dargestellt wird. 1 Ed. Aleppo, a.a.O. S. 107-118. Unser Modell: Holz, lackiert. 75 × 75 × 75 cm. (Inventar-Nr. G 2. 01) rechts: 3 Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. Unten: Abb. aus ºasan ar-Ramm®Ω, K. al-Fur‚s¬ya, Ms. Paris, Bibl. Nat. ar. 2825. 137 K R I E G S M A S C H I N E N Unser Modell: Holz mit Stahlverkleidung. Höhe: 45 cm. (Inventar-Nr. G 2.02) zaΩΩ®fa (Panzerwagen mit Rammbock) Kriegstechnisch aufschlußreich ist ein Bericht aus den Anfängen des 4./10. Jahrhunderts, aus dem hervorgeht, daß die abbasidische Armee bei der Eroberung der Stadt Amorium1 im Jahre 213/837 Geschütztürme eingesetzt hat, die aus fahrbaren Bliden (man™an¬q) auf Räderlafetten (kar®s¬ taΩtah® ‘a™al) bestanden.2 Die beweglichen Geschütztürme hießen dabb®ba.3 1 Heute Asar Kale, ein Ruinenort südwestlich von Ankara, s. M. Canard in: Encyclopaedia of Islam, New Edition, Bd. 1, 1960, S. 499. 2 afl-fiabar¬, Ta’r¬¿, ed. de Goeje, 3. series, Bd. 2, S. 1248; K. Huuri, Zur Geschichte des mittelalterlichen Geschützwesens, a.a.O. S. 152. 3 K. Huuri, a. a.O. S. 152. Abb. aus az-Zardk®·, al-An¬q, Ms. Topkapı Sarayı, Ahmed III, 3469. 1 3 8 K R I E G S T E C H N I K In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, daß bereits auf einem 880-865 v.Chr. entstandenen Relief aus Nimrud bei Ninive ein fahrbarer Rammbock dargestellt ist.4 Die Frage der Entwicklungsstufen dieses Kriegsgerätes in der islamischen Welt ist noch nicht untersucht worden. Eine recht weit entwickelte Form des Rammbockes, zaΩΩ®fa genannt, begegnet uns in dem aus dem 8./14. Jahrhundert stammenden al-An¬q fi l-man®™n¬q.5 Er diente zum Aufbrechen von Toren und Mauern von Befestigungen. In dem meist verkleideten und gegen Geschosse und Brandsätze geschützten Innenraum gab es eine Bedienungsmannschaft. Diese stieß einen gewaltigen eisernen Kolben in kontinuierlichem Rhythmus auf Tor oder Mauer, bis diese einbrachen. Die uns erhaltene Abbildung macht deutlich, daß der Rammbock vollständig gepanzert war. Er besaß eine klappbare Brücke, die vorn an der Bodenplatte mit Gelenken befestigt war und zur Überbrückung von Wassergräben an Eisenketten heruntergelassen werden konnte. Große Ähnlichkeit mit diesem Typ Rammbock zeigen die beiden folgenden Abbildungen aus der Handschrift Bayerische Staatsbibliothek, München, cod. germ. 734 6: Abb. aus J. Würschmidt, Kriegsinstrumente..., S. 260. Es ist bemerkenswert, daß Giovanni Fontana (1. Hälfte 15. Jh.) am Anfang seines Bellicorum instrumentorum liber 7 einen fahrbaren Rammbock abbildet, den er mit der Beischrift versieht: «Kriegsgerät, das auf arabisch alphasat heißt». Ich vermute, daß das Wort alphasat aus einer Entstellung des arabischen Begriffes az-zaΩΩ®fa entstanden ist. Abb. aus V. Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a.a.O. S. 152, Abb. 21. 4 s. Franz M. Feldhaus, Die Technik. Ein Lexikon ... a.a.O. S. 1318; J. Würschmidt, Kriegsinstrumente im Altertum und Mittelalter, in: Monatshefte für den naturwissenschaftlichen Unterricht aller Schulgattungen (Leipzig und Berlin), 8/ 1915/256-265, bes. S. 260. 5 Ed. Aleppo, a. a.O. S. 122. 6 V. Schmidtchen, Mittelalterliche Kriegsmaschinen, a. a.O. S. 152, Abb. 21. Abb. aus Fontana, Le macchine cifrate, S. 101. 7 s. Eugenio Battisti und Giuseppa Saccaro Battisti, Le macchine cifrate di Giovanni Fontana, a. a.O., S. 101. Kapitel 13 Antike Objekte aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Stein ANTIKE OBJEKTE 141 kosmetische Utensile spätantik/byzantinisch? Fundort: Anatolien Bronze, Bein. (Inventar-Nr. J 239-58) 142 ANTIKE Ein Satz medizinischer Instrumente umaiyadisch-früh‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.) OBJEKTE Acht Objekte aus Messing: 1. geschwungene Pinzette Länge: 7,4 cm (Inventar-Nr. J 39-4) 2. Pinzette Länge: 8 cm (Inventar-Nr. J 39-5) 3. Pinzette Länge: 7,7 cm (Inventar-Nr. J 39-6) 4. Pinzette Länge: 8 cm (Inventar-Nr. J 39-7) 5. Pinzette mit Haken? Länge: 6 cm (Inventar-Nr. J 39-8) 6. Schere Länge: 12,4 cm (Inventar-Nr. J 39-1) 7. V-förmiges Instrument mit zwei Löchern Länge: 10,6 cm (Inventar-Nr. J 39-2) 8. Nadel Länge: 10 cm (Inventar-Nr. J 39-3) ANTIKE OBJEKTE 143 6 Pinzetten / Zangen 5.-6./11.-12. Jh. N¬·®p‚r Bronze Länge: 12,5-21,4 cm (Inventar-Nr. J 22-27) vgl. Khalili Collection, Bd.12, Nr. 364, S. 398. Spatel frühislamisch Nordanatolien Bronze, Länge: 27,6 cm. (Inventar-Nr. J 64) Gabel sasanidisch oder umaiyadisch (1.-2./7-8. Jh.) Nordiran (fiabarist®n) Bronze, Länge: 28 cm. (Inventar-Nr. J 61) Kelle und Haken ‘abb®sidisch (2.-3./8.-9. Jh.) Syrien Bronze, Länge: 53 cm, mit Gelenkscharnier. (Inventar-Nr. J 63) 144 1. Silber, Länge: 20,3 cm (InventarNr. J 37) ANTIKE 2. Kupfer, Länge: 17,6 cm (InventarNr. J 32) 5 flache Löffel øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.) vgl. James W. Allan, Nishapur, Metalwork of the Early Islamic Period, New York 1982, S. 90. OBJEKTE 3. (Spatel) Kupfer, Länge: 16,7 cm (InventarNr. J 36) 4. Bronze, Länge: 18,2 cm (InventarNr. J 35) 5. Bronze?, Länge: 14,3 cm (InventarNr. J 34) ANTIKE 1. Messlöffel? Silber, Länge: 26 cm (Inventar-Nr. J 38) 2. Kupfer, Länge: 18,3 cm (Inventar-Nr. J 33) OBJEKTE 3. Kupfer, Länge: 15,5 cm Volumen: 25 ml (Inventar-Nr. J 31) 4 tiefe Löffel øor®s®n (5.-9./11.-15. Jh.) Zur Frage der Bronze im Iran in islamischer Zeit s.: J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300 AD, London 1979, S. 45-55. 145 4. Messlöffel? Kupferlegierung, Inschrift Länge: 14,5 cm Volumen: 25 ml (Inventar-Nr. J 30) 146 ANTIKE flacher Löffel sasanidisch oder umaiyadisch (1.-2./7.-8. Jh.) Nordiran (fiabarist®n) Silber, Länge: 19 cm (Inventar-Nr. J 62) OBJEKTE ANTIKE OBJEKTE 147 Mörser sal™‚qisch (6.-7./12.-13. Jh.) N¬·®p‚r? Kupferlegierung (batruy?), rote Patina. 2 Schriftbänder (wiederholt: al-‘®fiya, «Gesundheit») vor floralem Hintergrund, von figürlichen Medaillons unterbrochen. : 13 cm (Inventar-Nr. J 29) Publiziert: Sotheby’s, Islamic Works of Art, London April 1990. Vgl.: Khalili Collection, Bd.12, Nr. 197, S. 314; für die Form ließ sich kein Gegenstück benennen. Zur Kupferlegierung mit Blei, Zink und Zinn, oft verwirrend als Bronze bezeichnet, vgl.: J. W. Allan: Persian Metal Technology 700-1300 AD, a.a.O., S. 53f. Mörser (osmanisch, 12./18. Jh.?) Verbreitete traditionelle Form des Mörsers. Messing, : n cm (Inventar-Nr. J 365) vgl. À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, S. 136 f. A.U. Pope, A Survey of Persian Art, Bd. 13, S. 1280 (Berlin, Staatl. Mus.); Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, √stanbul 1994, S. 27. 148 ANTIKE OBJEKTE Tintenfäßchen (miΩbara) sal™‚qisch (6./12. Jh.) N¬·®p‚r Kupferlegierung, 2 Bänder mit dekorativen Inschriften. : 7,5 cm, Spuren von Tinte. (Inventar-Nr. J 40) Häufiger Typ eines mit drei Ösenpaaren verschließbaren Tintenfasses aus øor®s®n; während die Form vieler erhaltener Exemplare auffällig invariant ist, zeigen die Décors die gesammte Breite zeitgenössischer Techniken (abgesehen natürlich von Durchbrechungen): Gußrelief, Gravur, Einlagen aus verschiedenfarbigem Metall (bzw. Niello und Harzmassen); geometrisch, floral und figürlich, bevorzugt freilich literarisch. Die Legierung von Messing aus Kupfer mit dem Zusatz von t‚t¬y® (Zinkoxid) sowie die aufwendige Darstellung des letzteren beschreibt al-B¬r‚n¬ (362/973-440/1048) im K. al-©am®hir f¬ ma‘rifat al-™aw®hir. Bronze (i.e. eine Legierung von Kupfer mit Zinn und geringen Beimengungen anderer Metalle) ist in der islamischen Tradition selten verwendet worden, häufiger dagegen eine stark bleihaltige Kupferverbindung, vgl. R. Ward, Islamic Metalwork, London 1993, S. 29 f., sowie J. W. Allan, Persian Metal Technology vgl. A.U. Pope, A Survey of Persian Art, a.a.O. Bd. 13, S. 1311f. und 1335; Christie’s London, Katalog Islamic Art…, Oktober 1997, No. 237 sowie Oktober 1999, No. 306. Masterpieces of Islamic Art in the Hermitage Museum, Kuwait 1990, No. 29; K. v. Folsach, Islamic Art: the David Collection, Copenhagen 1990, No. 320-32. ANTIKE OBJEKTE 2 Mörser Ägypten, frühes 15./spätes 20. Jh. Messing, : 13 cm, Höhe: 19cm; Stössel: 23,5 cm. (Inventar-Nr. J 224) Messing, Buntmetalleinlagen. : 12 cm, Höhe: 14,5 cm; Stössel: 22 cm. (Inventar-Nr. J 225) 149 150 ANTIKE OBJEKTE 3 Schalen osmanisch verzinntes Kupfer, : 7,5 cm, (Inventar-Nr. J 234-36) ANTIKE OBJEKTE 151 3 Zündstahle zum Funken schlagen ◊afawidisch (11./17. Jh.) Stahl, geschmiedet Länge: 12,2-15 cm, (Inventar-Nr. J 57-59) Glas-Schneider ◊afawidisch (11./17. Jh.) Diamant, in Stahl eingesetzt, Griff aus Achat. Länge: 9,3 cm, (Inventar-Nr. J 60) Siegel sal™‚qisch (6./12. Jh.) N¬·®p‚r Bronze?, Hexagramm-Stempel : 1,6 cm, (Inventar-Nr. J 55) vgl. James W. Allan, Nishapur, a.a.O., S.72 (Metropolitan Mus. 39.40.135). 152 ANTIKE OBJEKTE Schröpfköpfe Ma∫rib, älter. Messing, gelötet, Höhe: 9,6 cm, (Inventar-Nr. J 90-1 und -2) vgl. À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, a.a.O., S. 293. Schmiege Ma∫rib (?), älter. Messing, graviert, 50°-Skala Höhe: 11,2 cm. (Inventar-Nr. J 91) Lot mit Spule sal™‚qisch (6./12. Jh.) Ostanatolien Bronze?, Länge des Lots: 16,7 cm, Breite der Spule: 8,3 cm. (Inventar-Nr. J 65) vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, a.a.O., S. 40. ANTIKE OBJEKTE 153 2 zahnmedizinische? Zangen Alter und Herkunft unbekannt. Stahl, Länge: 16 und 17 cm. (Inventar-Nr. J 93 und 94) Dochtzange ◊afawidisch (11./17. Jh.) Iran Stahl, Länge: 16,5 cm, (Inventar-Nr. J 28) 3 Angelhaken angebl. frühislamisch Südiran Bronze?, Länge: 33-43 mm (Inventar-Nr. J 84-1, 2 und 3) 154 ANTIKE 2 kleine Waagen aus Messing: 1. Breite des Balkens: 11 cm, der Schalen: 7,5 cm. 2. Breite des Balkens: 17 cm, der Schalen: 6,5 cm. OBJEKTE 9 runde Gewichte: 1, 3, 5, 7, 12, 16, 21, 45, 92 g. 6 viereckige Gewichte: 0,3-1,6 g. Pinzette, Stahl, Länge: 10,5 cm. Goldwaagen-Set q®™®risch (13./19. Jh.) I◊fah®n ausgestochener Kasten, beschnitzt, 23,5 × 14,5 × 4,5 cm (Inventar-Nr. J 88) vgl. Khalili Collection, Bd.12, Nr. 380, S. 404. ANTIKE OBJEKTE 155 Goldwaagen-Set osmanisch? ausgestochener Kasten, 12,5 × 7,3 × 2,2 cm (Inventar-Nr. J 233) 156 ANTIKE OBJEKTE 9 Gewichte Anatolien? Messing, : 56-160 mm. (Inventar-Nr. J 237 1-9) ANTIKE OBJEKTE 157 6 Gewichte Alter und Herkunft unbekannt. Kupferlegierungen, : 16-64 mm. (Inventar-Nr. J 238 1-6) 9 Gewichte ‘abb®sidisch? Kupferlegieruungen. : 15-25 mm, 14, 26, 26, 28, 28, 29, 29, 30, 57 g. (Inventar-Nr. J 86 1-9) vgl. J. W. Allan: Nishapur, a.a.O., S. 90 f. 158 ANTIKE OBJEKTE Fußbecher 3./9.-5./11. Jh. N¬·®p‚r grünliches Glas mit aufgeschmolzenen Zierfäden, repariert; Höhe: 12,5 cm (Inventar-Nr. J 21) vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog, Islamische Kunst, Bd. 1, Glas, No. 136; J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 152 (4./11. Jh.), ähnliche Applikationen an No. 160. Lampe umaiyadisch? Syrien frei geblasenes, grünliches Glas; Versinterungen, sonst unbeschädigt; angeblich Teil eines 6-armigen Polychands. Höhe: 8 cm (Inventar-Nr. J 20) vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog Bd. 1, Glas, No. 13. Der Lampentyp mit freischwimmendem Docht dürfte eine spätantike Tradition sein, s.a. Chr. Clairmont, Benaki Museum. Catalogue of Ancient and Islamic Glass, Athen 1977, No. 91-93. ANTIKE OBJEKTE 2 Schröpfköpfe? 3./9.-4./10. Jh. N¬·®p‚r grünes Glas, geblasen mit angesetztem Saugrohr, beschädigt; : 4,5 und 3,5 cm (Inventar-Nr. J 03 und 05) al-ºar¬r¬, Maq®m®t, Hds. Leningrad, fol. 165a √ Trichter? früh‘abb®sidisch Syrien grünliches, blasiges Glas; unbeschädigt anscheinend ohne Gegenstück. Länge: 27 cm. (Inventar-Nr. J 01) vgl. Science Museum, London: No. A79640, A79571, A638600, A6073. vgl.: Berlin, Museum für Islamische Kunst, Katalog Bd. 1, Glas, No. 14-15. Qaddoumi, La varieté dans l'unité, Kuwait 1987, S. 108; Khalili Collection, a.a.O., Bd.12-1, S. 42f; À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, a.a.O., S. 168; Chr. Clairmont, Benaki Museum Catalogue of Ancient and Islamic Glass, a.a.O., No. 387; Sotheby’s Katalog Islamic Works of Art, London 10./11. Oktober 1990, No. 45; A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, Düsseldorf 1974, No. 236 (Syrien 2.-3. Jh.); J. Kröger: Nishapur, a.a.O., No. 239-243 (3./9.5./11. Jh.). 159 160 ANTIKE OBJEKTE Trichter 3./9.-4./10. Jh. N¬·®p‚r grünliches Glas, nur leicht beschädigte Tülle, Höhe: 10 cm. (Inventar-Nr. J 04) Ein Gegenstück ist uns nicht bekannt. ANTIKE Schröpfkopf ? 3./9.-4./10. Jh. N¬·®p‚r OBJEKTE 161 blaues Glas, abgebrochene Tülle, Länge: 9 cm. (Inventar-Nr. J 02) vgl. Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O., Bd. 1, Glas, No. 15 mit viel weitgehender erhaltener Tülle. 3 Näpfchen und eine kleine Flasche 3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r? farbloses Glas, stark irisiert, rechts außen mit eingepreßtem Dekor, Höhe: 5, 3, 4,5 und 3,5 cm. (Inventar-Nr. J 09, 10, 11, 12) vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, No. 25, 92-94, 164-165; À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, No. 150; Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic Glass, a.a.O., No. 274, 311; alle als levantinisch angesehen; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 42 und 100 (3./9.-4./10. Jh.). 162 ANTIKE OBJEKTE Tintenfäßchen 3./9.-4./10. Jh.? N¬·®p‚r? grünes, formgeblasenes Glas, Höhe: 8 cm. (Inventar-Nr. J 15) Sehr ähnlich: A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O. No. 397 («Naher Osten, 6.-8. Jh.?»); Iran Bastan Museum, Tehran No. 6849: «Persia, 9th-10th c.» (s. The Arts of Islam, Hayward Gallery: The Arts Council of Great Britain, 1976, No. 118); Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, No. 90 mit weiterer Literatur. Lampe frühislamisch Westanatolien dickwandiges, grünliches Glas, 2 Ösen, Bruchstelle einer dritten. Höhe: 11 cm. (Inventar-Nr. J 17) ANTIKE OBJEKTE 163 Hängelampe umaiyadisch? Syrien (Aleppo?) grünliches Glas, geklebt. 3 Ösen, innen aufgesetzter zylindrischer Dochthalter. Aufhängung wohl nicht original. : 8 cm (Inventar-Nr. J 18) vgl. Berlin, Museum f. Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, No. 12, 135; K. v. Folsach, David Collection, a.a.O., No. 226 und 227; J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 235 (10.-11. Jh.). Tintenfaß? 3./9.-4./10. Jh. N¬·®p‚r grünes Glas, stark erodiert; zwei angekniffene Henkelchen. : 11 cm. (Inventar-Nr. J 16) vgl. The Arts of Islam, Hayward Gallery, a.a.O., No. 118 (Derek Hill Coll., «Inkwell of blue glass, Persia 9th-10th c.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 229. 164 ANTIKE OBJEKTE Kleine Flasche umaiyadisch? Syrien? gelbliches Glas mit schwarzbraunen Aufschmelzungen (‹Kuhhaut›-Décor, hier dreieckig). Höhe: 12 cm. (Inventar-Nr. J 14) vgl.: A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 332 (Iraq/Syrien? 7.-9. Jh.); Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O., No. 128 mit weiterer Literatur. Da es sich bei diesem und den folgenden Stücken um Beispiele von in frühislamischer Zeit bruchlos fortgesetzten antiken Techniken handelt, ist eine Datierung notorisch schwierig. Becher 3./9.-4./10. Jh.? N¬·®p‚r? marmoriertes Glas, angesetzter Henkel; ausgezeichneter Zustand. Höhe: 15 cm. (Inventar-Nr. J 06) Eine der ältesten bekannten Formen von Glasgefäß, gewöhnlich als Alabastron oder Salbgefäß angesprochen; meist, wie hier, ohne Standfuß. Vgl. Chr. Clairmont, Benaki Mus., Ancient and Islamic Glass, a.a.O., No. 388; A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 399 («Krug, N.-O. Iran?, 7.-8. Jh.»); Europäisches und außereuropäisches Glas, Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 1980, No. 1 (antik) mit weiterer Literatur. ANTIKE OBJEKTE 165 Flasche 5./11.-6./12. Jh. øor®s®n? gelbliches, (optisch) formgeblasenes Glas mit faltigen Vertikalrillen («Dattelflasche»), Höhe: 22,5 cm. (Inventar-Nr. J 08) vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 45 und 46 (Syrien 1. Jh.); Chr. Clairmont, Benaki Museum, Ancient and Islamic Glass, a.a.O., No. 211; Berlin, Museum für Islamische Kunst, a.a.O. Bd. 1, Glas, a.a.O., No. 40-46. kleine Flasche 9.-11. Jh. øor®s®n grünes, formgeblasenes Glas, kreuzgerippt (Buckelmuster). Exzellenter Zustand. Höhe: 8,5 cm. (Inventar-Nr. J 07) vgl. A. v. Saldern: Glassammlung Hentrich: Antike und Islam, a.a.O., No. 41 und 286 («Naher Osten, 8.-10. Jh.»); C.-P. Haase et al. (Hs): Morgenländische Pracht, Islamische Kunst aus deutschem Privatbesitz, Hamburg 1993, No. 87; Europäisches und außereuropäisches Glas, Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt, a.a.O., No. 79 («Persien? 8.-10. Jh.»); J. Kröger, Nishapur, a.a.O., No. 120 und 121 (4./10.5./11. Jh.). 166 ANTIKE OBJEKTE kleine Flasche umaiyadisch? Syrien? Glas (stark erodiert) mit aufgeschmolzenen braunen Girlanden. Höhe: 9 cm. (Inventar-Nr. J 13) Quadrupel Pigmentnapf 3./9.-4./10. Jh. N¬·®p‚r Stein 6,5 × 7 × 3 cm. (Inventar-Nr. J 42) Mehrfach-Näpfe für Gewürze, Chutney, Naschwerk etc. sind zahlreich belegt (etwa: Art islamique dans les collections privées libanaises, Beyrouth 1974, No. 36), meist jedoch aus Keramik oder Metall. Nach A. Schopen (mündliche Mitteilung) soll es sich hier um einen Tuschkasten handeln. ANTIKE OBJEKTE 167 Tintenfaß? 6./12.-7./13. Jh. N¬·®p‚r? Quarzfritte-Keramik (Scherben nicht aus natürlicher Tonerde, sondern einer Mischung aus gemahlenen Mineral- und Glasanteilen mit weißem Ton und Pottasche); monochrome, kobaltblaue Feldspatglasur. : 11 cm. (Inventar-Nr. J 41) vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd. 9, No. 179-182. Für die Form kein Gegenstück. Beispiel einer wichtigen Keramiktechnik, bei der vor allem durch Zusatz von gemahlenem Glas eine dem hochgebrannten Steinzeug der S‚ng ähnliche Wirkung erzielt wurde. 168 ANTIKE OBJEKTE 4 Ringsteine Zand/Q®™®r (12./18.-13./19 Jh.) Iran Karneol, fromme Inschriften in weißem Lack. Breite: 23-28 mm. (Inventar-Nr. J 75, 77, 78, 79) obere Reihe: 2 Ringsteine: links: Zand/Q®™®r (12./18.-13./19. Jh.) Iran Nephrit, graviert, Breite: 33mm. (Inventar-Nr. J 76) rechts: Timuridisch (9./15. Jh.)? Iran. Jade, graviert, anscheinend mit einem Drillbohrer. Stark abgenutzt (aufpoliert?); undeutliche geometrische KufiInschrift erscheint negativ. Breite: 28 mm. (Inventar-Nr. J 74) untere Reihe: 2 Siegelringsteine Zand/Q®™®r (12./18.-13./19. Jh.) Iran Karneol, graviert Breite: 17 und 20 mm. (Inventar-Nr. J 72 und 73) vgl. Khalili Collection, Bd.16, No. 587 (dort in Ring gefaßt). ANTIKE 84 Glas-Siegel umaiyadisch und später, Ägypten und andere Provenienzen. Glas, mit eingeprägten Inschriften und Mustern. Einige ägyptische Stücke aus der Umaiyadenzeit sind anhand der Inschrift datierbar1; andere aus bläulichem, irisierten Glas mit einfachen Mustern (wie sie Siegelstempel der Art unserer Inventar-Nr. J 55 erzeugen) dürften aus dem Iran stammen. 1 W. Dudzus: Umaiyadische gläserne Gewichte und Eichstempel aus Ägypten … in: Aus der Welt der islamischen Kunst, Festschrift für Ernst Kühnel, Berlin 1957, S. 274-282. OBJEKTE : 9-33 mm. (Inventar-Nr. J 87 1-84) Derartige Plaketten wurden seit der frühen Umaiyadenzeit speziell zum amtlichen Versiegeln genormter und abgewogener Medikamente resp. Nahrungsmittel verwendet.2 Unser frühestes datierbares Exemplar stammt vom kairinischen Finanzdirektor ‘Ubaidall®h b. alºabΩ®b (102-116/720-734). 2 S. K. Hamarneh und H. A. Awad: Arabic Glass Seals on Early Eighth-Century Containers For Materia Medica, in: ‘§diy®t ºalab, vol. III, Aleppo 1977, S. 32-41. 169 170 ANTIKE OBJEKTE Amulett ? 3./9.-6./12. Jh.? N¬·®p‚r? Kalkstein, gravierte kufische Inschrift li-◊®Ωibih¬ barakatun min All®h, («Seinem Besitzer Segen von All®h») und Tierfigur. Erinnert an vorislamische Siegel. 6,4 × 6,4 × 1,5 cm (Inventar-Nr. J 52) vgl. Khalili Collection, a.a.O., Bd.12, Nr. 79 (aus Metall), sehr ähnlich: Bibl. nat. de France, Cabinet des médeailles, Chab. 2262, in: À l’ombre d’Avicenne. La médecine au temps des califes, a.a.O., No. 185. Siegel 6./12. Jh.? N¬·®p‚r? Kupferlegierung, Inschrift. 3,2 × 3,2 × 0,4 cm (Inventar-Nr. J 54) ANTIKE OBJEKTE Breite: 16 mm (Inventar-Nr. J 83) 20 × 20 × 16 mm (Inventar-Nr. J 81) 10 × 10 × 16 mm (Inventar-Nr. J 82) 171 Breite: 34 mm (Inventar-Nr. J 80) 4 Siegel 13./19. Jh. øor®s®n Bergkristall, graviert, teils mit Bohrungen. Zu islamischem Bergkristall im Allgemeinen vgl. R. Pinder-Wilson, Studies in Islamic Art, London 1985, S. 145-150. 4 Gewichte angeblich neobabylonisch (-7. Jh.) Mesopotamien/Elam Hämatit, Breite: 18-25 mm; Gewicht: 4, 5, 7 und 16 g. (Inventar-Nr. J 85 1-4) Gewichte aus polierten Halbedelsteinen sind auch in islamischer Zeit üblich gewesen; vgl. etwa Khalili Collection, Bd.12, Nr. 381 (Mo∫ul-Indien 13./19. Jh.). Hämatitgewichte, ‹Old Babylonian, 2000-1600 BC, provenance unknown›, British Museum, WA 117891-900. 172 ANTIKE OBJEKTE Ledermodel 3./9.-6./12. Jh. N¬·®p‚r Kalkstein, graviert, Bruchstück; 7,5 × 10 cm. (Inventar-Nr. J 51) Vgl. R. Pinder-Wilson, Stone press-moulds and leatherworking in Khurasan, in: Khalili Collection, Bd.12, S. 338-355. Juweliers-Werkzeug ? 3./9.-6./12. Jh. N¬·®p‚r Kalkstein, auf alle 4 Längsseiten mit variierenden Figuren graviert; 2,8 × 5,4 × 2,1 cm. (Inventar-Nr. J 47) ANTIKE OBJEKTE 173 Gußform ? 3./9.-6./12. Jh. N¬·®p‚r Gußform Stein, 7 × 5 × 2,5 cm. (Inventar-Nr. J 50) 3./9.-6./12. Jh. N¬·®p‚r Stein, beidseitig graviert 9 × 8,5 × 1,1 cm. (Inventar-Nr. J 46) 3 Gußformen 3./9.-6./12. Jh. N¬·®p‚r Stein, 9 × 5,5 × 1,5 cm. (Inventar-Nr. J 43) Stein, 6,5 × 5 × 1,5 cm. (Inventar-Nr. J 44) Stein, 4,5 × 7,2 × 1,5 cm. (Inventar-Nr. J 45) 174 ANTIKE OBJEKTE Schlagstück Messing, 3,4 × 1,5 × 0,8 cm. (Inventar-Nr. J 56) und 3 Gußformen für Projektile N¬·®p‚r? 3./9.-6./12. Jh. Kupferlegierung, 7,1 × 2,4 × 0,4 cm. (Inventar-Nr. J 53) vgl. Ö. Küçükerman, Maden Döküm Sanatı, a.a.O., S. 10 (Anatolien 13./19. Jh.). Stein, 4,2 × 2,4 × 1,3 cm. (Inventar-Nr. J 49) Stein, 6 × 6 × 2,5 cm. (Inventar-Nr. J 48) Form/Model ? spätes 12./18. Jh. (Zand) ∞¬r®z Stein, graviert, mit Wachsabdruck, : 9,5 cm, Stärke: 3 cm. (Inventar-Nr. J 69) ANTIKE OBJEKTE Zeugdruckstempel frühes 13./19. Jh. (Q®™®r) I◊fah®n Holz, ausgestochen: Kampf Rustam’s mit dem Drachen. 18 × 20 × 5,5 cm. (Inventar-Nr. J 66) Zeugdruckstempel frühes 13./19. Jh. (Q®™®r) I◊fah®n Holz, ausgestochen, 15,5 × 19 × 5,5 cm. (Inventar-Nr. J 67) 175 176 ANTIKE Waren- oder Zollstempel ‹No. 64› im Namen von Wak¬laddaula datiert [1]137 d.H. (=1725) Kirm®n·®h ? Holz, geschnitzt, 13 × 8 × 6 cm. (Inventar-Nr. J 68) OBJEKTE Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil Einleitung* Im 19. Jahrhundert wurden sich europäische Kunsthandwerker bewußt, daß das bisher produzierte Kunstgewerbe nicht mehr der Zeit entsprach. Durch die französische Revolution waren neue Käuferschichten zu Hauptabnehmern von Kunstgewerbe geworden. So begann die Produktion industriell gefertigter Ware mit niedrigen Preisen, um der größeren Zahl von Käufern gerecht zu werden. Private Produzenten, aber auch staatliche Gremien empfanden, daß es zu einer übergreifenden Reformbewegung innerhalb des Kunstgewerbes kommen müsse. Nur so konnten in einer Zeit der entstehenden Nationalstaaten auch Nationalstile gefördert werden. Im Verlauf dieser Entwicklung wurden staatliche Kunstgewerbeschulen gegründet. Zur Förderung und Präsentation nationaler Stile und des internationalen Handels wurden seit 1851 Weltausstellungen veranstaltet, an denen nicht nur europäische Länder teilnahmen, sondern auch solche aus dem Nahen und Fernen Osten und anderen Gebieten der Welt. Als besonders vorbildlich wurde dabei die Kunst der islamischen Länder entdeckt. Kunstobjekte dieser Länder kauften die vielen Kunstgewerbeschulen und die neuentstandenen Kunstgewerbemuseen. Es entstanden aber auch große Privat- und Firmensammlungen. Künstler und Theoretiker beachteten alle Kunstgattungen und studierten Materialtechnik, Dekorationssysteme und Farbgestaltung. Jede Theoriebewegung braucht Publikationen, um die Stücke, die als vorbildlich gelten, in ausgewählten Beispielen vorzustellen und zu erklären. So entstand ein Markt für Vorlagenwerke, die der Fortbildung dienten. Die bekanntesten Werke waren die von Christopher Dresser1, Adalbert de Beaumont und Eugène Collinot2, Albert Racinet 3 und Achille * Einleitung und Beschreibung der Objekte von Annette Hagedorn, Berlin, redaktionell bearbeitet am Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften. 1 The Art of Decorative Design, London 1862. 2 Recueil de dessins pour l’art et l’industrie, Paris 1859 und Encyclopédie des arts décoratifs de l’Orient, 6 Bde., Paris 1883. Prisse d’Avennes4, die im Anschluß an Owen Jones’ Grammar of Ornament 5 erschienen. Keramik und Glas waren Gattungen, die großen Einfluß auf den europäischen Markt hatten. Für die Ausstattung von Häusern und Wohnungen waren Keramikfliesen beliebt (Minton Hollins & Co., Fliesen, Inv. Nr. J 360, s.u.S. 200). Die Produkte der europäischen Firmen wurden aber nicht nur auf dem europäischen Markt abgesetzt, sondern fanden auch Auftraggeber in den orientalischen Ländern. So weiß man von Aufträgen des ägyptischen Khediven für die Keramikschöpfer Ulisse Cantagalli (Florenz), William de Morgan (London), Vilmos Zsolnay (Pècs) und für den New Yorker Glaskünstler Louis Comfort Tiffany. Die Osmanischen Sultane beauftragten für die Ausstattung ihrer Paläste und Mausoleen, aber auch für Moscheen Keramiker wie Théodore Deck. 1865 erhielt Eugène Collinot (Paris) für seine Bemühungen um die Neubelebung der persischen Keramik von Na◊¬radd¬n, dem Schah von Persien, eine Ehrenmedaille. Hippolyte Boulenger (Choisy-le-Roi) wurde bei der Ausstattung eines Teils der Yeni Cami («Neuen Moschee») in √stanbul hinzugezogen. Betrachtet man heute die europäischen Keramikund Glasobjekte in ihrem Verhältnis zur islamischen Welt, ist ein Befund auffällig: der überwiegende Teil der von europäischen Firmen produzierten Stücke wurde in osmanischem Stil und in davon abgeleiteten Dekorformen ausgeführt. Dies lag vor allem daran, daß die Blumendekore der osmanischen Kunst durch ihre in vorbildlich zweidimensional ausgeführter Malweise bestachen. Dabei waren sie für die europäischen Käufer wegen der wie- 3 L’ornement polychrome. Recueil historique et pratique, 2 Bde., Paris 1869. 4 L’art arabe d’après les monuments du Kaire depuis le VIIe siècle jusqu’à la fin du X VIIIe siècle, Paris 1869-1877. 5 The Grammar of Ornament, London 1856. 1 7 8 I N D U S T R I E derzuerkennenden Blumen (Rosen, Hyazinthen, Nelken, Tulpen) attraktiv. Solche Dekormotive konnten entweder direkt übernommen oder Details der Dekore in eigene Schöpfungen integriert werden. In der Sammlung des Instituts für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften befinden sich Beispiele für die wesentlichen Umsetzungsmöglichkeiten der Kunst der islamischen Welt in Europa. Sie sollen hier benannt werden: Ein Teller, wie der von Théodore Deck (Inv. Nr. J 358, s.u.S. 198) entstand in unmittelbarer Nähe zur osmanischen Keramik des 10./16. und 11./17. Jahrhunderts. Ph.J. Brocard stellte eine Kopie einer maml‚kischen Glasarbeit her (Vase J 340, s.u.S. 180). Andere Stücke verwendeten nur Details in direkter Kopie von Vorbildern, und nur die Zusammenstellung dieser Elemente war eine eigene Leistung. Solche Objekte dienten oft dazu, an den Vorbildern zu lernen, um die Prinzipien ihrer Dekoration zu verstehen und auf dieser Grundlage Neues schaffen zu können. Bezeichnenderweise gab die Firma Lobmeyr auf der Unterseite ihrer Gläser jeweils die deutsche Übersetzung der arabischen Texte an und gab dadurch den Stücken einen akademischen Charakter. Innovativ und für die Zukunft des europäischen Kunsthandwerks entscheidend waren in dieser Zeit entwickelte neue Techniken, die nur bei einer derart intensiven Auseinandersetzung entwickelt werden konnten (vgl. Th. Deck,Teller J 361, u.S. 201; Lobmeyr, verschiedene Formen: J 343-345, 347 und 349 u.S. 184-186, 188, 190). Die dritte Variante der Umsetzung wird durch Stükke dokumentiert, für deren Dekor Motive Verwendung fanden, die üblicherweise in der islamischen Kunst Teil eines Gesamtentwurfs sind, hier aber zum freistehenden Einzelmotiv gemacht wurden. So wurden sie regelrecht «monumentalisiert». Sol- che Dekorationen entsprachen dem Zeitgeist des Historismus. In der Sammlung des Instituts für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften ist dies der Pokal der Firma Pfulb & Pottier (Inv. Nr. J 342, u.S. 183). In der vierten Art der Umsetzung wurde sichtbar auf islamische Vorbilder zurückgegriffen, aber dennoch Eigenes geschaffen, dazu gehören die Vase der Firma von Fritz Heckert (Inv. Nr. J 348, u.S. 189) und die Vase der Delfter Firma De Porceleyne Fles (Inv. Nr. J 363, u.S. 202). Gerade diese Stücke zeigen, daß die Designer eine tiefere Kenntnis islamischer Kunst besaßen. Sie bereisten dafür Europa und studierten die Objekte in öffentlichen und privaten Sammlungen, aber auch in Ländern der islamischen Welt, um ihre Sachkenntnis zu verbessern. Wichtige Stücke in der Sammlung, die eine Weiterentwicklung zur Kunst der Moderne zeigen, besitzen einen eigenen Stil, auch wenn sie noch sichtbar Bezüge zur orientalischen Kunst haben. Dabei fällt auf, daß nicht nur die Kunst der islamischen Welt als Ideengeber wirkte, sondern auch die Kunst Ostasiens. Bei dem Stück aus der Produktion von Clément Massier zeigt sich deutlich, welchen Einfluß auf die moderne Keramik die arabische Schrift haben konnte, wenn sie als von ihrer Bedeutung losgelöstes abstraktes Musterrepertoir diente (Inv. Nr. J 364, u.S. 203). Die Langhalsvasen der Firma Lobmeyr (Inv. Nr. J 357-1 und 357-2, u.S. 197) zeigen demgegenüber Einflüsse aus dem ostasiatischen Kulturraum und kommen in ihrer Dekoration dem Jugendstil sehr nah. Insgesamt belegten die Objekte der Sammlung den Weg von der direkten Kopie des Vorbildes im Zeitalter des Historismus zu neuen Dekorformen, die bereits dem Vorfeld des Jugendstils entsprechen. Sie zeigen die Bedeutung der Kunst der islamischen und der ostasiatischen Welt bei der Entwicklung eines modernen Dekorstils im europäischen Kunstgewerbe. G L A S & K E R A M I K 179 Vase in Form einer Moscheeampel Anonym, vermutlich Frankreich, zweite Hälfte 19. Jh. Formgeblasenes, farbloses Glas, Emailmalerei in Blau, Rot und Gold. Rote Konturlinien. Auf dem Boden ausgeschliffene Signatur oder Firmenmarke. Höhe: 23,5 cm; Durchmesser: 19,5cm. (Inv. Nr. J 339) Die Vase folgt der gängigen Form und Dekoration ägyptischer Moscheeampeln des 8./14. und frühen 9./15. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden im maml‚kischen Ägypten hunderte von Hängelampen für Moscheebauten von Herrschern und Mitgliedern des Hofes in Auftrag gegeben. 1 Wegen der Qualität der Technik des Emailglases und der Goldmalerei wurden die Moscheeampeln seit der Renaissance in Europa bewundert. Im 19. Jahrhundert wurden viele der Lampen aus Ägypten nach Europa gebracht und insbesondere auf dem Pariser Kunstmarkt verkauft. So fanden sie Eingang in Privatsammlungen, waren aber auch gesuchte Studienobjekte für die Sammlungen der neu enstehenden Museen für Kunstgewerbe in ganz Europa. Die Lampen wurden von vielen europäischen Glasmanufakturen entweder kopiert oder mehr oder weniger frei dem maml‚kischen Stil folgend nachgeahmt. Im späten 19. Jahrhundert entstanden schließlich Vasen in Form von Moscheeampeln mit gänzlich neuen, europäischen Dekoren. Der Dekor der Vase kann mit einer originalen Moscheeampel der Pariser Sammlung Spitzer in Verbindung gebracht werden, die Pfulb & Pottier in der Pariser Sammlung persönlich gesehen haben können.2 Diese Ampel war um 760/1360 in Kairo entstanden. Übernommen wurden hier die Form sowie die beiden Schriftbänder und die Medaillons mit floralen Motiven. Der Dekor wurde verändert. Die Vase ist sehr stark mit Gold dekoriert, und am Halsansatz wurde ein Band aus Vielpaßblüten von Gold hinzugefügt. Auch dieses Motiv wird bei der Oberflächengestaltung der maml‚kischen Moscheeampeln häufig verwendet, wenn auch nicht mit Goldgrund. Vergleichbare Moscheeampeln wurden im 19. Jahrhundert oft kopiert. Die bekannten und größeren Glasproduzenten wie Brocard (Paris)3, Lobmeyr 2 Vgl. La collection Friedrich Spitzer, Bd. 3, Paris 1893. Vgl. Hartford, Wadsworth Atheneum (Abb. in: Katharina Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, in: The Connoisseur 205/1980/278-281, hier S. 280). 3 1 Gaston Wiet, Lampes et bouteilles en verre émaillé, Kairo 1912 (= Catalogue générale du Musée Arabe du Caire). 1 8 0 I N D U S T R I E (Wien) 4, Heckert (Petersdorf) 5, Gallé (Nancy) 6 und Inberton (Paris) 7 signierten ihre Kopien. Es entstanden aber auch nicht gezeichnete Stücke anderer Firmen. Diese gelangten dann oft als Fälschungen auf den Kunstmarkt. Das hier beschriebene Objekt war ursprünglich mit einem Markenzeichen aus einer Rundform mit umlaufendem Band auf dem Boden versehen. Die Signatur wurde jedoch zu einer nicht bekannten Zeit ausgeschliffen, um das Stück als Original verkaufen zu können. 4 Vgl. oben innerhalb der Beschreibung als Vergleichsbeispiel. Vgl. Hirschberg, Kreismuseum, Inv. Nr. MJG 203/s (Foto d. Verf.; Abb. in: Schlesisches Glas aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts: zur Sammlung schlesischen Glases im Kreis5 Vase Philippe-Joseph Brocard, Paris Freigeblasenes1, grünliches, transparentes Glas. Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün. Innerhalb des Emaildekors Goldlinien. Auf dem Boden Signatur in roter Schrift: Brocard Paris 1869. Höhe: 31,8 cm. (Inv. Nr. J 340) Von einem niedrigen, profilierten Fußring steigt der Vasenbauch eiförmig auf und geht ohne Übergang in den gerade nach oben steigenden Vasenhals über, der in seinem oberen Abschluß mit einem gestauchten Ring profiliert ist und in einem napfartigen Ausguß endet. Dekoriert ist die Vase durch zwei Horizontalbänder mit Schmuck aus Gabelblattranken, ausgeführt in rotem, blauem und grünem Email. Das breitere untere Band auf dem Bauch der Vase ist durch drei weißgrundige Medaillons unterbrochen, deren Dekor ebenfalls aus Gabelblattranken zusammengesetzt ist. Diese Motivik entstand in einer Abfolge von Entwicklungsstufen seit spätantiker Zeit und fand Eingang in die islamische Kunst. Sie wurde in der Architekturdekoration, in der Buchmalerei sowie bei den Dekorationen vieler Gattungen der angewandten Kunst im gesamten Gebiet der islamischen Welt verwendet. Vergleichbare Objekte in anderen Sammlungen unter vielen anderen: Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Inv. Nr. Gl 553 (Abb. in: Waltraud Neuwirth, Orientalisierende Gläser. Bd. 1: J. & L. Lobmeyr, Wien 1981, S. 54); Nürnberg, Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern, Inv. Nr. 1623/1 (Abb. in: Horst Ludwig, Moscheeampeln und ihre Nachahmungen, in: Weltkulturen und moderne Kunst, München 1972, S. 80-93, hier S. 83). museum Hirschberg (Riesengebirge) und zur Ausstellung im Haus Schlesien, Königswinter 1992, Kat. Nr. 50. 6 Vgl. Nancy, Musée de l’Ecole de Nancy, Inv. Nr. 171 (Abb. in: Doris Moellers, Der islamische Einfluß auf Glas und Keramik im französischen Historismus, Frankfurt/Main u.a. 1992, Kat. Nr. 56). 7 Vgl. Kunstmarkt 1988 (Abb. in: Auktionskatalog Sotheby’s vom 13.7.1987, Lot 272). G L A S & K E R A M I K 181 Aus den Medaillons auf dem Bauch entspringen Pflanzenmotive, die in stilisierten Tierköpfen enden. Solche Motive wurden seit dem 5./11. Jahrhundert in der seldschukischen Kunst entwickelt und gehörten seit dieser Zeit zum Dekorrepertoire in allen Gattungen der islamischen Kunst. Die Vase ist eine Kopie einer maml‚kischen Langhalsflasche des 8./14. Jahrhunderts.2 In der Zeit, in der Brocard seine Vase herstellte, gehörte diese maml‚kische Vase zur großen Sammlung islamischer Kunst von Baron Edmond de Rothschild (1827-1905) in Paris.3 Bei einem Besuch der Sammlung wird Brocard auf die Vase aufmerksam geworden sein. Brocards Vase ist in der Form eine genaue Kopie des maml‚kischen Vorbildes. Auch die Dekore folgen in ihrer Struktur dem Original. Brocard änderte aber die Dekorelemente, indem er die Linienführung der Pflanzenmotive innerhalb der Dekor- streifen und der Medaillons vereinfachte. Ein identisches Stück (jedoch ohne Signatur) wurde 1873 für das Östereichische Museum für angewandte Kunst auf der Wiener Weltausstellung erworben. 4 Da die Vase in der hier bearbeiteten Sammlung bereits 1869 produziert wurde, erweist sich, daß Brocard einmal gefundene Vorbilder über Jahre hinweg kopierte. Ob die Herstellung von Stücken ohne Signatur darauf schließen läßt, daß Brocardgläser von einigen seiner Kunden entweder als echte Orientgläser verschenkt oder verkauft wurden, ist nicht zu ermitteln, aber denkbar. In einigen wichtigen Glassammlungen von Museen oder in privatem Besitz wurden Glasarbeiten, wie die hier besprochene, als authentische mittelalterliche Gläser eingeschätzt. Solche Gläser befanden sich auch in der Sammlung von Baron Edmond de Rothschild. 1 K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, a.a.O. S. 280. 2 Carl Johan Lamm, Mittelalterliche Gläser und Steinschnittarbeiten aus dem Nahen Osten, 2 Bde. Berlin 1929, Tafel 115, Nr. 14.; Gaston Migeon, Arts plastiques et industriels, Paris 1927 (= Manuel d’art musulman, Bd. 2); Ernst Kühnel, Die Arabeske. Sinn und Wandlung eines Ornaments, Wiesbaden 1949, S. 223-227. 3 Annette Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser der Firma Fritz Heckert im europäischen Kontext, in: Mergl, Jan (Hrsg.), Böhmisches Glas – Phänomen der mitteleuropäischen Kultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Passau 1995 (= Schriften des Passauer Glasmuseums, Bd. 1), S. 84-89, hier S. 86f.; Auktionskatalog Christie’s, London 14. 10. 2000, S. 46. 4 Inv. Nr. Gl 1052; W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser, a.a.O. Abb. 36. 1 8 2 I N D U S T R I E Schale Philippe-Joseph Brocard Freigeblasenes1, farbloses Glas. Emailmalerei in Rot, Blau, Weiß und Grün. Innerhalb des Emaildekors in Gold ausgeführte Schmuckelemente. Auf dem Boden Signatur in roter Schrift: J. Brocard, Meudon2 (1867 und später). Durchmesser: 20,5 cm; Höhe: 11,5cm. (Inv. Nr. J 341) Ohne Fußring steigt die Schale, gering gebaucht, darüber mit steil ansteigend einziehender Wandung bis zu einem senkrechten Streifen auf. Den oberen Abschluß bildet ein schmaler, senkrechter Streifen sowie ein schmaler, profilierter Mündungsrand. 1 K. Morrison McClinton, Brocard and the Islamic Revival, a.a.O. S. 280. 2 Südöstlich von Paris. Hier war seit 1756 in einem Nebengebäude des Schlosses von Madame Pompadour der Glasveredelungsbetrieb «Cristalleries de Sèvres» etabliert, der nach ihrem Tod von ihrem Bruder unter dem Namen «Royales de Sèvres» weitergeführt wurde. 1870 ging die Firma in den Be- Mit dieser Schale bezog sich Brocard auf syrische Metallarbeiten des 8./14. Jahrhunderts, ohne diese regelrecht zu kopieren.3 Er lehnte sich bei seinem Gefäß zwar an eine allgemein übliche Beckenform Syriens und Ägyptens an, veränderte aber den islamischen Dekor in einen vermeintlich «verbesserten orientalischen Stil» (eine gern verwendete Bezeichnung im 19. Jahrhundert). Unüblich in der islamischen Kunst der früheren Jahrhunderte waren Überschneidungen von Dekormotiven wie Medaillon und Kartusche, die nebeneinenandergestellt und nur durch umlaufende Ränder miteinander verflochten wurden, um so die Dekorelemente miteinander zu verbinden. Mehrschichtigkeit gab es lediglich in der Dekoration einzelner Flächensegmente. Eine Verwobenheit, wie sie Brocard bei diesem Stück wählte, wurde erst in der spanisch-maurischen Kunst gesucht und verwendet. Ein gutes Beispiel sitz von Alfred Landier und Charles Haudaille über. Die Signatur will zu verstehen geben, daß J. Brocard auch in Meudon tätig war. 3 Vergleichsbeispiel für die Form ist ein Wasserbecken aus dem 8./14. Jahrhundert aus Syrien/Ägypten (Berlin, Museum für Islamische Kunst, Inv. Nr. I.921, s. Klaus Brisch (Hrsg.), Islamische Kunst, Mainz 1985). G L A S & dafür sind die Stuckdekorationen der Alhambra. Diese Dekore stellte Owen Jones 1856 in seiner Grammar of Ornaments als vorbildlich in Oberflächenaufteilung und Farbe dar. Von Brocard wurde die Diskussion über die Kunstgewerbereform anscheinend aufmerksam verfolgt. So produzierte auch er Stücke in dem von Owen Jones bewunderten spanisch-maurischen Stil.4 K E R A M I K 183 Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen: Vergleichbare Stücke: In gleicher Form, aber anderem Dekor und größer: Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Inv. Nr. 1981-3.5 In etwas anderer Form: Paris, Privatsammlung. Pokalglas Pfulb & Portier, Paris und Nizza Formgeblasenes, farbloses Glas. Farbige Emailmalerei auf Goldgrund. Auf dem Boden Signatur in roter Emailfarbe: A. Pfulb 1877 170 [Modellnummer]. Höhe: 25,0 cm. (Inv. Nr. J 342) Für das Pokalglas von Pfulb & Pottier wurde eine von direkten Vorbildern nicht abzuleitende Form entwickelt. Auf einen weit ausladenden Fuß wurde ein fast senkrecht von einem angelegten Fußring aufsteigendes Becherglas aufgesetzt. Auch wenn die Form des oberen Teils des Trinkgefäßes an syrische Stangengläser der zweiten Hälfte des 7./13. Jahrhunderts erinnert, so ist doch zu beobachten, daß die Proportionen verändert sind, weil das Becherglas hier enger und höher geformt wurde. Die Dekoration besteht aus fünf auf Fuß und Becherglas aufgeblendete Goldflächen mit emaillierten Dekormotiven. Das Hauptmotiv des Glases ist ein Sternflechtmedaillon mit oben gerundeten Abschlüssen. Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen: Warschau, Nationalmuseum, Inv. Nr. 157.478 (Abb. in: A. Wesenberg und W. Hennig, Historismus und die Historismen um 1900, Berlin 1977, S. 99.); Limoges, Musée National Adrien Dubouché, Inv. Nr. V 330, 331 (Abb. in D. Moellers, Der islamische Einfluß, a.a.O. Nr. 77). 4 5 Vgl. Frankfurt, Museum für Angewandte Kunst. Abb. D. Moellers, Der islamische Einfluß, a.a.O. Abb.15. 1 8 4 I N D U S T R I E Teller J. & L. Lobmeyr, Wien (Nr. 3873)1 (Entwurf Johann Machytka und Franz Schmoranz 1878) Farbloses, sog. ”Krystallglas”2 . Goldmalerei, blaue Emailmalerei. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Durchmesser: 38,0 cm. (Inv. Nr. J 343) Der Dekor des Tellers besteht aus 12 spitzovalen Feldern, deren Ränder sich in der unteren Hälfte zum Teil überschneiden. Abwechselnd sind die Spitzovale mit blauem Email- oder mit Golddekor geschmückt. Die blauen Felder sind mit abstrakter Schrift versehen, die von beiden Spitzen nach innen von Schriftansätzen ausgehen und deren Hasten geometrisch verknotet sind. Die goldenen Felder mit blauen Motiven sind durch einen floralen Dekor gefüllt, der aus zwei übereinander stehenden Palmettblüten gebildet wird, an deren Seiten sich weitere Phantasieblüten in Gold und Blau befinden. In den Zwickeln zwischen den Spitzovalen befinden sich ebensolche Blütendekore. Die Spitzovale sind jeweils von Schriftdekoren in Goldmalerei umgeben. Das Zentrum des Tellers ist mit einem kreisrunden Feld überzogen, das von einem Dekor aus einem Sechspaß-Stern gebildet wird. Die Zwickel der Spitzen des Sterns werden jeweils von Kreisformationen überschnitten. Um das Feld läuft ein Schriftband mit dem Text: «Der Verstand ist das beste Fundament, und die Gottesfurcht das beste Gewand».3 Die zwölf Spitzovalfelder werden von folgender Inschrift eingefaßt: «Wer zu einer Sache etwas sagt, die ihn nichts angeht, hört, was ihm nicht gefällt.»4 1 Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV, Blatt P. 2 Angabe auf einer Entwurfskizze, Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst. 3 Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften und die wörtliche Übersetzung bei Frau Dipl.-phil. G. Helmecke (Berlin, Museum für Islamische Kunst) und Herrn Prof. Dr. A. Karoumi (Berlin). Auf der Entwurfskizze in Wien, Österreichisches Museum für Angewandte Kunst, Lobmeyr Werkverzeichnis, Bd. XV, Blatt P ist folgende (unkorrekte) Übersetzung angegeben: «Die Klugheit ist das beste Fundament und die Gottesfurcht das Trefflichste der Menschen.» Auf der Rückseite des Tellers wird in weißer Emailfarbe folgende (ebenfalls unrichtige) Übersetzung angegeben: «Die Klugheit ist die mächtigste Stütze des Menschen und die Rechtschaffenheit ist seine beste Eigenschaft.» Wer diese Übersetzung im 19. Jahrhundert vorschlug, ist nicht bekannt. In beiden Fällen wurde statt lib®s (Kleid, Gewand) an-n®s (der Mensch) gelesen. 4 Auf der gleichen Entwurfskizze wird diese Inschrift folgendermaßen übersetzt: «Wer sich in fremde Dinge mengt, hat den Schaden davon.» G L A S & K E R A M I K 185 Platte im ‹arabischen Stil› (Nr. 5524) J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf J. Machytka und F. Schmoranz 1878) Farbloses Glas. Goldmalerei, blaue Emailmalerei. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Durchmesser: 29,0 cm. (Inv. Nr. J 344) Die Platte wird dekoriert von einem System aus zwei Schriftbändern (am Rand und um den Spiegel laufend), die durch vier, die Schriftfriese überschneidende Kreise mit einander verbunden sind. Der Mittelpunkt des Tellers ist von einem Sternmotiv auf undekoriertem Glas belegt. Zwischen den Kreisen werden die Flächen mit Emaildekor aus Gabelblattmotiven überzogen. Die Dekorformatierung geht auf maml‚kische Metall- oder Glasarbeiten1 zurück. Schon Prisse d’Avennes hatte in seinem Werk über die mittelalterliche Kunst Kairos eine solche Platte abgebildet.2 Ob der hier bearbeitete große Teller sich auf ein konkretes Beispiel bezieht, oder ein Pasticcio aus mehreren von Machytka und Schmoranz studierten maml‚kischen Originalen darstellt, ist nicht bekannt. Die Dekormotivik der Schriftbänder und der Gabelblätter war zur Zeit der Entstehung dieses Tellers in vielen Vorlagenwerken, aber auch durch Originale im Wiener Kunstgewerbemuseum derart bekannt, daß die Designer eine Zusammenstellung von Motiven auswählen und zu Dekoren zusammenstellen konnten. Die farbliche Zusammenstellung von Gold und Blau ist aus der spanischen Keramikkunst des 15. und 16. Jahrhunderts bekannt und kann für die farbliche Gestaltung von Objekten wie der hier besprochenen Platte gedient haben. Beispiele spanischer Keramiken des 15. und 16. Jahrhunderts, die im deutschen Sprachraum besonders beliebt waren, befanden sich in sämtlichen Kunstgewerbemuseen.3 Machytka und Schmoranz versuchten wohl, in ihren Entwürfen verschiedene Stilrichtungen der islamischen Welt zu verbinden, um so ihre Vorbilder zu übertreffen. Die Inschrift im Zentrum des Tellers lautet übersetzt: «Die Herrschaft ist Gottes, des Einzigen, des Bezwingers.»4 In den Umrandungen der vier Kreismedaillons steht je zweimal: «Rette uns vor der Heuchelei!»5 3 1 Glas: Platte, Mitte 14. Jh., Durchmesser 21,6 cm (New York, Metropolitan Museum, Bequest of Edward C. Moore, Inv. Nr. 1891 91.1.1533), Abb. in: Stefano Carboni und David Whitehouse, Glass of the Sultans, New York u.a. 2001, S. 273. Metall: Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les monuments du Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Arabia. Prisse d’Avennes. Foreword by Charles Newton, London 1989, Plate 84. 2 Prisse d’Avennes, L’art arabe d’après les monuments du Kaire, s. Abb. in The Decorative Art of Arabia, a.a.O., Plate 84. Die umfangreiche Sammlung des Pariser Musée de Cluny, die von allen europäischen Produzenten angewandter Kunst im 19. Jahrhundert studiert wurde, wurde zuletzt publiziert in: Robert Montagut, El reflejo de Manises: cerámica hispano-moresca del Museo de Cluny de Paris, Madrid 1996. 4 Eine freie Übersetzung wird auf der Rückseite des Objekts in weißer Emailfarbe in deutscher Sprache wiedergegeben: «Gott ist leutseelig. Gott ist gut – rette uns vor der Heuchelei». 5 Die Autorin bedankt sich für das Lesen der Inschriften dieses Objektes und die wörtliche Übersetzung bei Frau Dipl.-phil. G. Helmecke (Berlin, Museum für Islamische Kunst). 1 8 6 I N D U S T R I E Teller J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf von J. Machytka und F. Schmoranz 1778/79) Freigeblasenes, farbloses Glas. Gold- und Emailmalerei in blau. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Durchmesser: 18,0 cm. (Inv. Nr. J 345) 1 Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Entwürfe in Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV. Bei Walter Spiegl, Glas des Historismus, Braunschweig 1980, S. 264 wird ein identischer Teller unter «im persischen Stil» eingeordnet. Der Dekor des Tellers ist durch vier aus sogenannten Boteh-Mustern (pers., geschrieben b‚tah, gesprochen b¨te) zusammengefaßten Dekorelementen strukturiert. Das Boteh-Muster ist ein wichtiges Motiv in der persischen Teppich- und Stoffkunst. Es erinnert in seiner Form an einen nach der Seite geneigten Wipfel oder einen Tropfen; das Wort bedeutet Busch. Der Teller stammt aus einer Gruppe von Entwürfen, die auf den Entwurfskizzen als «Arab. decorirt [sic]» bezeichnet werden.1 Einige der Entwurfszeichnungen von Machytka & Schmoranz sind zwar als «persisch» bezeichnet, die Entwürfe unterscheiden sich aber im Stil ihrer Blumendekore. G L A S & K E R A M I K 187 Vase J. & L. Lobmeyr, Wien Farbloses Glas, Goldmalerei, Emailmalerei in hell- und dunkelblau. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Entwurf um 1878. Höhe: 13, 5 cm; Durchmesser: 14, 5 cm. (Inv. Nr. J 346) Kleine Vase auf breitem Fuß mit zylindrischem, nach oben leicht ausgeweitetem Körper, der in einen breit ausladenden Rand übergeht. Der Dekor der Vase folgte Entwürfen, die von Machytka & Schmoranz ohne Angabe des Vorbildes als persisch bezeichnet wurden.1 Dabei wurde der Fuß von einer Gabelblattranke, zwischen die stilisierte Blattmotive gesetzt sind, dekoriert. Die Dekoration des Körpers beginnt mit einer Ranke aus stilisierten Blütenmotiven. Diese Ranke wird mit dichterer Füllung als Abschluß des Körpers wiederholt. Auf dem Körper alternieren Medaillons mit einer Komposition aus Blatt und Blüten in Goldmalerei. Die Medaillons sind mit Arabesken gefüllt. Sie werden von einem Band aus goldenen Kreisen gerahmt. Innerhalb der Blatt- und Blütenmalerei sind einige abstrakte, kreisrunde Ringe mit eingestellten Perlformen eingefügt. Den Vasenrand schmückt eine mit Rosettblüten gefüllte Wellenranke. Das Besondere des Dekors ist das Nebeneinander von unterschiedlichen orientalischen und europäischen Motiven. Kennzeichnend für den Entwurf ist ferner die Tatsache, daß auch die maurisch inspirierten Arabesken2 von dem Künstler eigenständig ausgeführt wurden, da er die Fläche symmetrisch und mit weiten Zwischenräumen füllte. 1 2 Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Lobmeyr Werkverzeichnis, Band XV, z.B. Blatt FF. Vgl. zur maurischen Kunst: Montagut, El reflejo de Manises, a.a.O. 1 8 8 I N D U S T R I E Doppelhenkelvase J. & L. Lobmeyr, Wien (entworfen wahrsch. 1878 von Johann Machytka und Franz Schmoranz)1 Freigeblasenes, farbloses Glas, Gold- und Emailmalerei in Dunkel- und Hellblau, Lindgrün, Rot, Gelb. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Höhe: 22,5 cm. (Inv. Nr. J 347) Die Vase gehört zu den von Lobmeyr vertriebenen orientalisierenden Gläsern. Mit der Serie im arabischen Stil ist es verwandt,2 doch ist von dieser Vase keine Modellnummer bekannt. Lobmeyr stellte oftmals auch Probestücke sowie Stücke her, die als Präsente an europäische und orientalische Museen gingen. Solche Exemplare waren nicht für den Verkauf gedacht; sie dienten zur Demonstration der Leistungsfähigkeit der Firma und in den beschenkten Museen als Studienexemplare. Auf einen niedrigen Fuß ist ein ausladender Vasenbauch aufgesetzt, der mit einem Profilring beendet wird und dann in den gerade aufsteigenden, zylindrischen Hals übergeht. Abgeschlossen wird die Vase von einem Profilring und einem nach außen ausgeweiteten Halsrand. Zwei undekorierte Henkel verbinden Bauch und Hals.3 Die Henkel erscheinen durch die goldenen Endungen wie von Metallstützen gehalten. Hals und Bauch sind mit Feldern dekoriert, die von goldenen Rahmen umgeben werden. Ein aus blauen Stegen mit eingesetz- 1 Das Designerteam war von 1878-1880 (oder länger) für die Firma tätig. Da unter den Archivalien der Firma Lobmeyr im Wiener Österreichischen Museum für angewandte Kunst keine Entwurfszeichnung des hier besprochenen Gefäßes erhalten ist, kann nur aus stilistisch ähnlichen Objekten von Machytka und Schmoranz geschlossen werden, daß sie die Entwerfer waren. Zum Vergleich sind Entwurfskizzen von Gläsern der gleichen Form, aber in anderen Dekoren in Anlehnung an die osmanische Kunst ebenfalls im oben genannten Museum erhalten. 2 Vgl. W. Neuwirth, Orientalisierende Gläser, a.a.O., Abbn. S. 33, 36, 37, 44. Waltraud Neuwirth, Lobmeyr. Schöner als Bergkristall, Wien 1999, Abbn. S. 239, 358f. 3 Die Vasenform wurde mit mindestens vier verschiedenen Dekoren ausgeführt. Vgl. Abbn. in: W. Neuwirth, Lobmeyr, a.a.O. S. 239, 358. W. Neuwirth Orientalisierende Gläser, a.a.O. Abb. 14, Berlin, Kunstgewerbemuseum. ten lindgrünen, quadratischen Schmuckfeldern gebildetes Rahmenwerk strukturiert die Flächen von Bauch und Hals. Die Felder sind alternierend dekoriert mit Stauden aus geschwungen aufsteigenden Stämmen mit lindgrünen stilisierten Blättern, auf denen gelbe Rosettblüten sitzen, und solchen mit einer Art stilisierter Nelkenblüten auf Stengeln, aus denen dunkelblaue Blätter wachsen. Beide Dekortypen gehen auf die osmanische Dekorkunst des 10./16. bis 12./18. Jahrhunderts zurück.4 Der Fuß und die Profilringe sind mit geometrischen Dekormotiven geschmückt. Der Gesamtdekor besteht aus additiv nebeneinandergesetzten Bildern. 4 Atasoy, Nurhan und Julian Raby, Iznik. The Pottery of Ottoman Turkey, London 1989. G L A S & K E R A M I K 189 Vase Fritz Heckert, Petersdorf/Piechowice, Kreis Hirschberg/Jelenia Góra (ehem. Schlesien, heute Polen) 1879/80 bis um 1900. Formgeblasenes, farbloses Glas. Emailmalerei in Blau, Grün, Lilarot, Goldfarbe in geschnittenen Konturlinien. Auf dem Boden Signatur in Gold: FH Co 67 [Seriennummer]. Höhe: 24,0 cm; Durchmesser des Vasenbauches: 17 cm. (Inv. Nr. J 348) Vase mit kreisrundem Bauch und zwei Schmuckhenkeln am Hals. Die Vase ist an allen zur Verfügung stehenden Flächen mit Emailfarben in Rot, Blau, Gelb, Blattgrün sowie Goldkonturen in einem dichten, farbigen Dekor versehen. Alle Elemente der Pflanzenmotive sind in sehr flächiger, zweidimensionaler Weise umgesetzt. Inspirieren ließ sich Heckert beim Schmuck dieses Objekts von persisch-indischer Kunst, deren Elemente er eigenständig zu einem wohl geordneten Dekorsystem komponiert hat. In den bei dieser Vase verwendeten Farben bezog Heckert sich offensichtlich auf die Theorien, die Owen Jones in seiner Grammatik der Ornamente entwickelt hatte. Dort betonte Jones, wie wichtig die Verwendung der drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb sei, die nur in Ausnahmefällen mit Sekundärfarben bereichert werden könne.1 Hier benutzte Heckert als dezente Füllfarbe bei den weniger bedeutenden Motiven ein helles Blattgrün. Jones folgend führte er die Konturlinien der Ornamentdetails in Gold aus, gemäß dessen Anweisung: «Wo verschiedene Farben auf farbigem Grund gebraucht werden, ist das Ornament mittels Conturen von Gold […] vom Grunde abgesondert.»2 Diese Farbgestaltung betrifft vor allem den zentralen Bereich der Oberflächengestaltung. 1 O. Jones, Grammatik der Ornamente, London 1856, S. 6-8, Präposition [Regel] 14-28. Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen: Wichtige Vergleichsbeispiele der Firma Heckert, wenn auch in gänzlich anderen Formen, sind heute in verschiedenen Kunstgewerbemuseen erhalten.3 2 Ebd. S. 81. Vgl. A. Hagedorn, Die orientalisierenden Gläser der Firma Fritz Heckert, a.a.O. S. 84f. 3 Eine umfangreiche Sammlung befindet sich im Kreismuseum in Hirschberg. In einer Ausstellung im «Haus Schlesien» (Königswinter) wurden 1992 101 Objekte schlesischer Glaskunst des 19. und frühen 20. Jahrhundert aus dem Museum (davon 26 Heckert-Gläser) ausgestellt und in einem Begleitheft katalogisiert, vgl. Schlesisches Glas …, Königswinter 1992. Bedeutende Stücke im islamischen Stil besitzt das Kunstgewerbemuseum Berlin, s. Barbara Mundt, Kunsthandwerk und Industrie im Zeitalter der Weltausstellungen, Berlin 1973 (= Kataloge des Kunstgewerbemuseums Berlin, Bd. 6), Kat. Nr. 70, 71, 72. 1 9 0 I N D U S T R I E Doppelhenkelvase J. & L. Lobmeyr, Wien (Entwurf J. Machytka und F. Schmoranz, 1878/79) Farbloses Glas, Goldmalerei, Emailmalerei in Hellblau, Schwarz, Grün. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Höhe: 17,5 cm. (Inv. Nr. J 349) Auf einen goldgefaßten Standring wurde ein flachgedrückt-kugeliger Gefäßkörper aufgesetzt, der von reichem Dekor überzogen ist: Auf beiden Frontseiten befindet sich im Zentrum jeweils ein Mehr- paßmedaillon mit einer Blütenstaude aus in Emailfarben ausgeführten Tulpen- und Nelkenmotiven vor einem in Gold gemalten Blattwerk. In die freien Flächen zwischen den Medaillons wurden Nelkenmotive in anderen Farbstellungen gesetzt. Die Stengel sind realistisch grün gefärbt, die Blüten weiß und hellblau. Auf den Vasenhals wurde eine Ranke aus vergleichbaren Motiven aufgesetzt. Die Schulter umschließt ein breites Schriftband, das viermal die Worte m® ·®’ All®h («was Gott will») trägt, einen Ausruf der Bewunderung.1 Auf dem Schulterband sind die beiden Rundhenkel angesetzt. 1 Auf dem Boden erscheint in weißem Email als deutsche Übersetzung «Der Wille Gottes geschehe». G L A S & K E R A M I K 191 Beistelltisch aus zwei Glasplatten gehalten von einem Messinggestell Philippe-Joseph Brocard, Paris Opakes Glas, Emailmalerei in Blau, Hellblau, Weiß, Rot, Grün. Am Rand der unteren Platte Signatur in roter Schrift: Brocard 1876 achat. Höhe insg. 78,0 cm. (Inv. Nr. J 350) Jede der zwei 12-paßförmig geschweiften Platten ist mit einem Dekor versehen aus einem Medaillonring aus acht Rundformen mit zwei verschiedenen Mustertypen, die sich abwechseln. In der Mitte jeder Platte befindet sich parallel zum Rand der Platte eine geschweifte 12-Paß-Kartusche mit einer Dekorfüllung aus Arabeskwerk. Diese arabisch anmutenden Dekorelemente aus abstrahierenden Pflanzenmotiven liegen innerhalb einer Dekoration, die aus Motiven der osmanischen Iznik-Keramik des 9./15.-10./16. Jahrhunderts ge- wählt sind. Auffälligste Bestandteile dieser Dekorationskomposition sind verschiedene Fantasieblüten, die an schwingenden Stielen mit reichem Blattwerk wachsen. Bestandteile des Blattwerks sind Blätter, die dem osmanischen s®z-Motiv entsprechen. Der ungewöhnliche Tisch, für den bisher keine Vergleichsbeispiele bekannt sind, beweist, wie groß die Formenvielfalt war, die Brocard seinen Kunden liefern konnte. 1 9 2 I N D U S T R I E Zylindrischer Krug mit Henkel J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1875 Freigeblasenes, farbloses Glas. Goldauflagen, Emailmalerei in Blau, Weiß. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Höhe: 15,0 cm. (Inv. Nr. J 351) Der Krug folgt einer Form, die sich seit dem 16. Jahrhundert im deutschen Sprachgebiet entwickelt hat und seitdem als Humpen bezeichnet wird.1 Der Dekor im unteren Bereich des Glases besteht aus Mehrpaßbögen, die mit floralen Elementen gefüllt sind. Obwohl der Krug seine Entstehung in der Zeit des Historismus offenbart, zeigt sich, welche Möglichkeiten es gab, sich vom überbordenden Dekor zu trennen und sehr schlicht zu dekorieren.2 1 Vgl. Hugh Tait, European: Middle Ages to 1862, in: Masterpieces of Glass, London: British Museum 1968, S. 127-192, hier S. 160, 167. 2 Vgl. B. Mundt, Kunsthandwerk und Industrie im Zeitalter der Weltausstellungen, a.a.O., o. Pag., Neurenaissance. G L A S & K E R A M I K 193 Vase J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1880 Farbloses Glas, Goldmalerei, Emailmalerei in Hellund Ultramarinblau, Weiß. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Höhe: 23,0 cm. (Inv. Nr. J 352) Die Vase mit eingezogenem Fuß, ausladendem Bauch und trichterförmigem Hals ist dekoriert durch eine Zusammenstellung von Motiven verschiedener Herkunft. Vasenbauch und Hals werden überzogen von einer Struktur von Mehrpaßmedaillons, in die nach unten offene Vierpässe gestellt werden. Über die Vase laufen vier Dekorbänder. Die Friese auf dem Vasenfuß und auf der Übergangszone von Bauch zu Hals sind geometrische, antike Motive: auf dem Fuß sich überschneidende, oben offene Sechsecke, in die zwei Giebel- formen eingesetzt sind. Am Hals wurde ein Meandermotiv aufgebracht. Der Fries auf dem Vasenbauch gibt eine Gabelblattranke wieder, am Hals wurde ein Gabelblattfries aufgebracht. Die Motive dieser Vase gehören zu denjenigen, die den Vorlagenwerken entnommen werden konnten. Jedes Motiv führt ein Eigenleben, es kommt zu keiner Verbindung der verschiedenen Musterregister. So entstand kein einheitliches Gesamtkonzept für die Vase. 1 9 4 I N D U S T R I E Schale Vermutlich J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1880, nicht signiert Freigeblasenes, farbloses Glas. Goldmalerei, Emailmalerei in Blau und Weiß. Höhe: 10,0 cm; Durchmesser der Trinkschale: 10,5 cm. (Inv. Nr. J 353) Die Form geht von einem weit ausladenden Fuß aus, von dem eine breite, niedrige Röhre aufsteigt. Direkt unterhalb der Schale teilt ein Profilring die Röhre. Sie mündet oben in eine flache Trinkschale. Der Dekor des Glases wird von braunen, an Lüster erinnernden Ranken gebildet. Die Trinkschale wird von einem Kranz aus blauen, stiftförmigen Mustersegmenten scheinbar gehalten. Das auffälligste an diesem Glas ist der kalligraphisch ansprechend gestaltete Vers innerhalb der beiden rechteckigen, schmalen Schriftfriese (s. Abb., zweiter Halbvers). Es ist der viel zitierte Anfangsvers aus einem Gasel (∫azal) des persischen Dichters º®fi˙ aus ∞¬r®z (gest. 792/1390 oder 791), der in Übersetzung lautet: «Erleuchte, Schenke, unseren Kelch mit dem Licht des Weins. Singe, Sänger: ‹Die Dinge der Welt gehen nach unserem Wunsch›». G L A S & Krug mit zwei Gläsern J. & L. Lobmeyr, Wien, um 1885 Freigeblasenes, mittelblaues Glas. Schnitt, Gold-und Silberdekor. Auf dem Boden geschnittenes Lobmeyr-Monogramm. Höhe: Krug: 26,0 cm; Becher: 10,5 cm. (Inv. Nr. J 354-1, 354-2, 354-3) Die hier beschriebenen Gläser wurden in verschieden gefärbten Glassorten produziert. Bekannt sind Gläser in den Farben Mittelblau, Gelblich und Grün. Der Dekor zeigt hochstehende Blütenzweige in durch Stege abgetrennten Feldern. Auf dem Krug K E R A M I K 195 wachsen die Blütenzweige aus einer aus Bändern gebildeten Staude. Der Dekor wird bei den Bechern oben und unten durch umlaufende Zierstreifen abgeschlossen. Beim Krug verlaufen diese Zierbänder am Fuß, oberhalb des Pflanzendekors auf dem Bauch sowie am Hals des Gefäßes. Gläser wie diese wurden auch in verschiedenen orientalischen Ländern vertrieben oder als diplomatische Geschenke übergeben. Man weiß zum Beispiel von einem Geschenk der Firma an den osmanischen Sultan ‘AbdülΩam¬d II. (reg. 1293/ 1876-1327/1909).1 1 Vgl. Göksen Sonat, Bohemian Glassware, in: Antika (Istanbul) 2/1985/8-10, hier S. 10. 1 9 6 I N D U S T R I E Vase und Henkelkrug mit Goldnetzdekor J. & L. Lobmeyr, Wien, Entwurf um 1875 Leicht irisierendes, farbloses Glas, eingeblasen mit Goldnetz. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in Gold. Krug: Höhe: 29,5 cm. (Inv. Nr. J 355) Vase: Höhe 14,5 cm. (Inv. Nr. J 356) Auf den eingezogen aufsteigenden Fuß der Vase folgt ein bauchiger, schalenförmiger Körper. Der kurze Hals mündet in einen weitausschwingenden Rand. Die Vase ist im oberen Teil dekoriert mit einem wie über den Vasenkörper geworfen wirkenden Goldnetz mit stilisierter Quastenborte. Am oberen Ende bildet eine aus gestauchten Kreisen zusammmengesetzte Reihe ein Schmuckband. Der Fuß wird dekoriert mit einem Band aus ovalen, sich überschneidenden Formen. In der Literatur werden entsprechend dekorierte Gläser dem Stil der Neorenaissance zugeordnet. Im Verhältnis zu ähnlich dekorierten Gläsern der Firma Lobmeyr besticht dieses Glas durch die Sparsamkeit seines Dekores und die stilisierten Dekorelemente.1 Der Krug gehört zur gleichen Serie. 1 W. Neuwirth, Lobmeyr, a.a.O. S. 377 bildet Beispiele aus der Serie «braun, grün gestreift eingeblasen mit Emailnetz» ab. Hier sind die Quasten der Behangborte noch plastisch. G L A S & K E R A M I K 197 Paar gleicher Vasen J. & L. Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh. Mattes Glas, Goldmalerei, farbige Emailmalerei. Auf dem Boden Lobmeyr-Monogramm in weißer Emailfarbe. Höhe: 42,0 cm. (Inv. Nr. J 357-1, 357-2) Die Vasen enstsprechen in ihrer Grundform Langhalsvasen, wie sie aus dem 18. und 19. Jahrhundert aus China bekannt sind.1 Die hier besprochenen Exemplare stehen auf einem Standring, auf den ein leicht ovaler Vasenbauch gesetzt wurde. Vom Bauch der Vasen steigt ein kreisrunder Vasenhals senkrecht in die Höhe. Der Vasenfuß ist mit einem Band von geschwungenen Motiven dekoriert. Innerhalb dieses Bandes befindet sich ein an ostasiatische Signaturen erinnerndes Motiv. Der sehr bewegte Blumendekor auf dem Bauch besteht aus durcheinander wirbelnden Blüten aus kleinen Gabelblättern an Stegen mit kreisrunden Blattformen. Diese wurden leicht geneigt auf die Vase gesetzt. Der Hals ist von säulenartig aufsteigenden, geometrisch aneinandergesetzten Motiven geschmückt. Die Motive erscheinen inspiriert zu sein von der ostasiatischen Kunst, die seit der Öffnung einiger japanischer Häfen nach 1854 auf den europäischen und nordamerikanischen Markt kam. Schon 1867 publizierte Owen Jones deshalb einen Ergänzungsband2 zu seiner Grammar of Ornament von 1856 und revidierte somit seine frühere Ablehnung der ostasiatischen Kunst. Den oberen Halsabschluß umläuft ein schmaler Ring aus diagonal gestellten Gabelblattmotiven. Die einzelnen Teile der Vase werden von fünf Goldbändern von einander getrennt. Durch diese Goldbänder wird die Tektonik der Vase vollständig ausgeschaltet. Die Emailfarben sind nicht wie bei anderen Lobmeyrgläsern einfarbig dick aufgetragen, sondern zum Teil malerisch schattiert. 1 Vgl. Donald B. Harden, Masterpieces of Glass, London 1968, Nr. 169. 2 Owen Jones, Examples of Chinese Ornament selected from Objects in the South Kensington Museum and other Collections, London 1867. Bei den Vasen ist der Dekor aus Details islamischer (am Halsrand) und ostasiatischer Motive additiv zusammengesetzt. Gläser wie diese stehen mit ihrer Dekoration trotz des Fortlebens von Vorbildern dem Jugendstil sehr nahe. Sie sind ein Beispiel dafür, daß die Designer weiterhin aus gesehenen Vorbildern eigene Dekorationen entwickelten, nun aber neue Dekortypen schufen.3 Der Dekor auf dem Bauch nähert sich dem linear geschwungenen floralen, die geometrisch abstrakten Motive des Vasenhalses den puristischen Dekorvariationen der Jugendstilbewegung. Die Vasen deuten also den Weg der Firma Lobmeyr in die moderne Zeit an. 1 9 8 I N D U S T R I E Abb. aus N. Atasoy und J. Raby, √znik, a.a.O., No. 404 und 255. Teller Théodore Deck, Paris, um 1860/65 Quarzfritte Keramik. Polychrome Unterglasurmalerei. Auf der Rückseite eingravierte Signatur TH • Deck • Durchmesser: 30,5 cm. (Inv. Nr. J 358) Der Teller wurde von Deck im Stil der osmanischen Iznik-Keramik ausgeführt; er folgt Beispielen, wie sie um 970/1560 produziert wurden.1 Beispiele dieser Keramik waren im 19. Jahrhundert wegen ihres ausgewogenen Dekors und ihrer perfekten Glasurtechnik gesuchte Sammelobjekte. Gerahmt wird das Ornamentfeld im Spiegel des Tellers durch ein Schmuckband auf dem Tellerrand. Ornamente ziehen sich auch beim überwiegenden Teil der osmanischen Teller oder Schalen 1 Vgl. Teller der Ex-Adda Sammlung in Rackham. Abb. in: N. Atasoy und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey, a.a.O., Abb. 404. um den Rand zur Bereicherung des Schmuckes. Mit ihrer starken Stilisierung entspricht die Ornamentik dieses Teils des Decktellers nicht mehr den osmanischen Vorlagen.2 Hier versuchte Deck innovative Elemente einzuführen. Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen: Keramiken von Théodore Deck in osmanischem Stil befinden sich in einer Vielzahl von Sammlungen in Europa. In Deutschland werden bedeutende Stücke in Berlin (Kunstgewerbemuseum) und Köln (Museum für Angewandte Kunst) aufbewahrt. 2 Vgl. die Beispiele in N. Atasoy und J. Raby, a.a.O., passim. G L A S & K E R A M I K 199 Flache quadratische Schale mit eingezogenen Ecken Théodore Deck, Paris, um 1870 Quarzfritte Keramik. Polychrome Unterglasurmalerei in Blau, Rot, Blau-Grün, Grün, Violett, Schwarz. Auf dem Boden rote Stempelmarke TH • Deck • , eine Reliefmarke mit dem Potrait des Herstellers nach einem Entwurf von Fr. Levillain1 mit leicht erhöhten Konturlinien, sowie ein Motiv aus einem Punkt und einer Formation drei kleinerer Punkte. Maße: 21,5 x 21.5 cm. (Inv. Nr. J 359) Die Komposition ist aus Elementen der Dekoration der türkischen Iznik-Keramik des 10./16. Jahrhunderts zusammengestellt, ohne ein bestimmtes Beispiel zu kopieren. Deck stellte hier vielmehr eine eigene Kombination aus beliebten Motiven der Iznik-Keramik zusammen. Er wählte für seine Schale eine Komposition aus Tulpen, Nelken, Pflaumenblüten und einem nicht näher zu bestimmenden sechsteiligen Bütentypus. Vor dieses Motiv wird eine zentral angebrachte kreisrunde Rosettblüte geblendet. Die Blütenstaude folgt der osmanischen Typologie. Auch dort kam es zu willkürlich erscheinenden Überschneidungen einzelner Dekorelemente.2 Die Form der Schale ist unüblich in der islamischen Kunst und läßt eine Inspiration aus der ostasiatischen Kunst vermuten. Wegen der quadratischen Form könnte die Schale auch mit Fliesen verglichen werden. In der osmanischen Fliesenkeramik sind jedoch abgeschlossene Dekore unüblich, da die einzelnen Fliesen zumeist Teil eines größeren Dekorsystems waren. Insgesamt kann die Schale als Komposition aus unterschiedlichen Stilen als typisches Beispiel des europäischen Historismus im 19. Jahrhundert bewertet werden, in der Deck seine Vertrautheit mit verschiedenartigen außereuropäischen Stilen beweist. 1 Ferdinand Levillain gehörte in einer nicht bekannten Zeit zu den Mitarbeitern im Atelier von Th. Deck (s. Sandor Kuthy, Albert Anker. Fayencen in Zusammenarbeit mit Théodore Deck, Zürich 1985, S. 23). 2 Vgl. Paris, Louvre, Inv. Nr. 6643 (Abb. 363 in: N. Atasoy und J. Raby, The Pottery of Ottoman Turkey, a.a.O.). 3 Vgl. Wandteller im ostasiatischen Stil, Sammlung Heuser. Hamburg, München 1974, Kat. Nr. 30. Weitere Objekte der Firma in anderen Sammlungen: Keramiken von Théodore Deck mit aus der osmanischen Kunst abgeleiteten Dekoren befinden sich in einer Vielzahl von Sammlungen in Europa. Ein in der Form vergleichbares Stück ist bis heute nicht bekannt. Es ist aber bekannt, daß Deck Wandteller und andere Dekorkeramiken in den verschiedensten Stilen und Formen produziert hat.3 2 0 0 I N D U S T R I E Fliesenfeld aus vier Fliesen in Rahmen aus neuerer Zeit Minton, Hollins and Co., Stoke on Trent Gepresste Tonmasse. Glasurfarben in Rot, Blau, Gelb, Rotbraun, Pink, Blaugrün, Blattgrün, auf Weiß. Auf der Rückseite in Stempeltiefdruck: Minton, Hollins & Co. Patent Tile Works, Stoke on Trent. Fliesen jeweils 20,0 x 20,0 cm. (Inv. Nr. J 360) Das Feld besteht aus vier quadratischen Fliesen. Der Dekor folgt sichtbar Vorbildern aus der islamischen Welt. Durch die Plastizität der Blätter und Blüten sowie wegen der starken Farbigkeit zeigen die Fliesen aber eindeutig ihre europäische Provenienz. Die Oberflächenaufteilung besteht aus zwei spitzovalen Mustersystemen, die mit Palmett- und Lotosblüten, Rosetten und Lanzettblättern besetzt sind. Wenngleich Dekordetails an osmanische und mogul-indische Typen des 10./16. und 11./17. Jahrhunderts erinnern, ist hier doch eine Neuschöpfung durch freie Behandlung der Inspirationsquellen und vor allem eine völlig eigenständige Farbpalette gelungen.1 Der Fliesenentwurf konnte innerhalb des umfangreichen Archivmaterials der Firma Minton in Stoke on Trent weder unter den Vorzeichnungen, noch in vorhandenen Verkaufskatalogen nachgeweisen werden. Wegen der gelungenen Neukonzeption des Dekors könnte es möglich sein, den Entwurf als frühe Arbeit von Christopher Dresser einzuordnen, als dieser für die Firma Minton als Designer tätig war. Dresser setzte in seinen Entwürfen die orientalischen Vorbilder in sehr stilisierter Form um. Das hier besprochene Beispiel verbindet Vorbilder aus der osmanischen und der indischen Kunst zu einer einheitlichen Oberflächengestaltung. Die Farbgestaltung der Fliesen steht den mogul-indischen Beispielen sehr nah, was beweist, wie stark die englischen Künstler und Kunsttheoretiker mit der Kunst dieses Teils der islamischen Welt vertraut waren. Das Beispiel von Minton ist ein Pasticcio verschiedener künstlerischer Stile der islamischen Welt. Vergleichsbeispiele in anderen Sammlungen: Stoke on Trent, City Museum, Inv. Nr. 54 P 1954 und Stoke on Trent, Archiv und Museum der Firma Minton, o. Inv. Nr. Die Fliese hat die gleiche Dekoration, ist aber in anderer Farbstellung gehalten. 1 Beispiele türkischer und indischer Kunst kannten die Designer des 19. Jahrhunderts aus den oben (S. 177) genannten Vorlagenwerken von Jones, Racinet, Collinot/Beaumont, Prisse d’Avennes und Parvillée. Viele von ihnen waren aber auch in der islamischen Welt gereist. G L A S & K E R A M I K 201 Zwei flache Schalen mit breitem, abgeflachten Rand Théodore Deck, Paris, um 1865 Quarzfritte Keramik. Polychrome Unterglasurmalerei. Flachreliefdekor in zentralem Rundfeld, drei umlaufende Schmuckbänder. 1. In Dunkel- und Hellblau, Dunkelviolett, Rot und Honigfaben, zwei weiße Trennbänder. Rückseite mit nichtstrukturiertem Linienmuster in den Farben der Oberseite. Durchmesser: 22,0 cm. (Inv. Nr. J 361) 2. In Dunkel- und Hellblau, zwei weiße Trennbänder. Einfarbige Rückseite. Durchmesser: 21,5 cm. (Inv. Nr. J 362) Auf dem Boden beider Stücke Stempelmarke THD aus miteinander verbundenen Buchstaben in Dunkelviolett. Beim Dekor der Schalen wurden verschiedene Elemente der maml‚kischen Kunst Ägyptens aus der Zeit um 665/1265 miteinander verbunden. Das Band aus einem freistehenden Dekormotiv auf dem äußeren Rand war aber vermutlich eine Erfindung der Werkstatt von Théodore Deck: ein Blatt wird so zusammengeschnürt, daß es frei auf dem Blattansatz stehend dargestellt werden kann. Das Hauptmotiv des Tellers ist ein Schriftband im Nas¿¬-Duktus. Darin wird je zweimal der Name des maml‚kischen Sultans as-Sulfl®n al-Malik a˙¯®hir (Baibars, reg. 658/1260-676/1277) mit dem Zusatz «der Gerechte, der Glaubenskämpfer» genannt, bevor sich die Inschrift in einen ‹Buchstabensalat› auflöst. Es scheint, daß das Deck-Atelier nach konkreten Vorbildern oder Abbildungen aus Vorlagenwerken arbeitete. Da bis 1865 nur die erste Ausgabe des Werkes von Beaumont und Collinot publiziert war1 und das Vorbild für das Stück von Deck mit den Beispielen in diesem Werk nicht übereinstimmt, arbeitete Deck möglicherweise vor Originalen, jedenfalls nicht nach diesem Vorlagenwerk.2 Im Zentrum des Tellers ist in einem Kreisfeld eine Gabelblattranke aus Weinblättern und Trauben zu erkennen. In das Zentrum dieser Ranke wurde eine freistehende Wirbelrosette eingeblendet. Zwischen Schriftband und Weinranke wurden Bänder aus einzelnen Blättern gefügt. Diese Blätter sind ebenfalls aus dem maml‚kischen Dekorrepertoire bekannt, sie sind hier aber stilisiert. 1 A. Beaumont und E.V. Collinot, Recueil de dessins pour l’art et l’industrie, Paris 1859. Da Decks Atelier auch Probestücke für Dekor und Farbgestaltung herstellte, kann man wegen der unterschiedlichen Farbgebung davon ausgehen, daß es sich bei diesen Exemplaren um solche Lehrstükke handelt. Vergleichbares Stück in anderen Museen: Ein identisches Stück in Dunkelblau und Weiß befindet sich in Guebwiller, Musée Florial. 2 Bedanken möchte sich die Autorin sehr herzlich bei Stefan Heidemann, Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft, Universität Jena, für die Beurteilung der Inschrift. 2 0 2 I N D U S T R I E Vase in Form eines persischen oder syrischen Gießgefäßes De Porceleyne Fles, Delft (Niederlande), nach 1910 Steingut, Dekor in Lüster (Nieuw Delfts Luster), Unterglasurfarben in Weiß, Türkis. Auf dem Boden Signatur in Blau und Firmensignet in Form einer ausgußlosen Flasche, unter einem Strich: Delft. Höhe 15,0 cm. (Inv. Nr. J 363) Die Vase folgt in Form und Farbgestaltung iranischen Keramiken des 6./12.-7./13. Jahrhunderts. Der Ausguß stimmt überein mit dem eines Kruges aus dem 6./12. Jahrhundert aus K®·®n (Iran).1 In dieser Zeit wurden in K®·®n und anderen Städten Irans eine Vielzahl neuer Keramiktechnologien und Gefäßformen entwickelt, doch trotz der Vielfalt der iranischen Gefäße dieser Zeit konnte kein genaues Gegenstück ermittelt werden. Es ist anzunehmen, daß die Designer der Firma De Porceleyne Fles aus vielen Studienobjekten eine eigene Dekoration entwickelten. Weitere Stücke der Firma in anderen Sammlungen: Den Haag, Gemeentemuseum (verschiedene Stücke). Firmenmuseum der Firma De Porcelyne Fles, Delft (verschiedene Stücke). Abbildungen in Herboren Oriënt. Islamitischen Nieuw Delfts Aardewerk, Den Haag 1984, passim. 1 Vgl. Krug, Washington, D.C., Freer Gallery of Art, Inv. Nr. 09.370 (Abb. in: Richard Ettinghausen, Medieval Near Eastern Ceramics in the Freer Gallery of Art, Washington 1960, Fig. 21 und E. Atil, Ceramics of the World of Islam, a.a.O., Nr. 32). G L A S & Vase in Form eines Wasserbeckens Clément Massier, Golfe-Juan (bei Cannes) Quarzfrittekeramik, Lüsterglasur über einer ockerfarbenen ebenfalls lüstrierten Engobe. Auf dem Boden Signatur in Lüster: C.M. Golfe Juan A.M. [=Al maritimes] France 1892. Höhe: 23,0 cm; Durchmesser 38,0 cm. (Inv. Nr. J 364) Die Form der Vase ist abzuleiten von tauschierten Wasserbecken, die in Iran und Ägypten vom 7./13. bis zum frühen 9./15. Jahrhundert entstanden.1 Massier wandelt die Form insofern ab, als sie insgesamt eleganter wirkt und er zu einer einheitlicheren Formkonzeption kommt. Die Dekoration besteht aus an arabische Schriftzeichen angenäherten Elementen, die aber keinen lesbaren Text ergeben; die Buchstaben wirken eher wie auf die Vase geschüttete Wort- und Buchstabenfragmente. Wegen der Verwendung arabischer Schrift entsteht zwar ein orientalisierender Dekor, der aber durch sein vollkommen freies Umgehen mit dem Vorbild die Möglichkeiten für die Entwicklung eines modernen Dekorstils offenbart. Die arabische Schrift wurde nun zur Grundlage für abstrakte Dekor- K E R A M I K 203 konzeptionen. Die Auseinandersetzung mit der arabischen Schrift wurde auch bei Malern des frühen 20. Jahrhundert für Verfremdungseffekte verwendet.2 Die Technik der Glasur mit ihrer Verbindung von zweilagig aufgebrachtem Lüster wurde von Massier seit der Weltausstellung 1889 präsentiert. 3 Stücke der Firma in anderen Sammlungen: Lüstertechnik: Berlin, Bröhanmuseum, Kat. Nr. 469 (Karl H. Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende und der zwanziger Jahre. Sammlung Karl H. Bröhan, Berlin. Bd. 2, Teil 1, Berlin 1976); Sammlung Heuser, Kat. Nr. 101 (Sammlung Heuser 1976); Orientalischer Dekor: Sammlung Giorgio Silzer, Köln 1976, Abb. 273. 1 Beispiele: Ägypten, 1290-1310: Paris, Musée du Louvre, Inv. Nr. 331. Im 19. Jahrhundert in der Sammlung Vasselot, Paris, Abb. in: E. Atil, Renaissance of Islam, a.a.O. S. 74f.; Iran, frühes 15. Jahrhundert: London, Victoria und Albert Museum, Inv. Nr. 1872-1874, Ankauf im Jahr 1874 von einer Londoner Privatsammlerin, Abb. in: Assadullah Melikian-Chirvani, Islamic Metalwork from the Iranian World, 8th - 18th Century, London 1982, S. 334. 2 Maler, die arabische Schrift zu abstrakten Bildkonzepten umsetzten waren z.B. Paul Klee und Wassily Kandinsky. Vgl. dazu Horst Ludwig, Aspekte zur orientalischen Ornamentik und zur Kunst des 20. Jahrhunderts, in: Weltkulturen und moderne Kunst, München 1972, S. 122-138, hier S. 125129. Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.), Die Tunisreise. Klee Macke - Moilliet, Stuttgart 1982. 3 K.H. Bröhan, Kunst der Jahrhundertwende, a.a.O. S. 334. 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Pe r s o ne nnam e n A – ‘A al-‘Abb®d¬, ‘¡d Øaif 99 n. ‘Abdall®h b. AΩmad Ibn al-Baifl®r al-M®laq¬ Ab‚ MuΩammad 99 ‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn Ba¿tawaih 100 ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬ 3, 4, 4 n., 5, 6, 10 n., 12, 12 n., 13, 13 n., 14 n. ‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad b. MuΩammad Ibn øald‚n Ab‚ Zaid 100 ‘Abdassal®m b. al-ºasan Ibn afl-fiuwair 94, 94 n. AbdülΩ®m¬d II., osmanischer Sultan 195 Ab‚ ‘Abdall®h al-ºimyar¬ s. MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im Abu l-Fa¥l ‘All®m¬ 11 Abu l-Fa¥l ad-Dima·q¬ s. ©a‘far b. ‘Al¬ Abu l-ºasan (b.?) al-Abraq¬ al-Iskandar®n¬ 94, 112 Ab‚ Lu’lu’a 32 Abu r-RaiΩ®n al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad Abu l-Wal¬d Ism®‘¬l I., Nasridensultan 101 Ab‚ Y‚suf Ya‘q‚b, Merinidensultan 100 Adle, Chahryar 104 Agricola, Georgius 22 AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir al-Maqr¬z¬ Taq¬yadd¬n 71 n., 94 n., 97 n., 102 AΩmad b. al-Fa¥l al-Bu¿®r¬ 10 AΩmad b. ©a‘far b. Ya‘q‚b al-F®ris¬ al-Isfla¿r¬ Ab‚ IsΩ®q 32 AΩmad b. øalaf al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf AΩmad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® AΩmad b. al-Q®sim Ibn Ab¬ U◊aibi‘a 100 AΩmad ∞®h (aus der Lokaldynastie der Mengü≤ek) 70 AΩmad b. YaΩy® Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ 73 n. AΩmed I., osmanischer Sultan 88, 89 AΩmed II., osmanischer Sultan 82 AΩmed III., osmanischer Sultan 128 ‘Alamadd¬n San™ar a·-∞u™®‘¬ 71 n. A-Lao-Wa-Ting (arab. ‘Al®’add¬n) 97 Alexander der Große 35 ‘Al¬ b. Abi l-ºazm al-Qura·¬ Ibn an-Naf¬s ‘Al®’add¬n Abu l-ºasan 73 ‘Al¬ §∫® 128, 129 ‘Al¬ b. al-ºusain b. ‘Al¬ al-Mas‘‚d¬ Abu l-ºasan 32 n. ‘Al¬ b. Zaid b. Abi l-Q®sim al-Baihaq¬ ¯ah¬radd¬n Abu lºasan 5 n. Allan, James W. 13 n., 144, 145, 148, 151, 157 Allouche, Ichoua-Sylvain 101 n. Amalrich I. 102, 103 ‘Amr b. BaΩr al-©®Ωi˙ Ab‚ ‘U˚m®n 3 Aranbu∫® s. Ibn Aranbu∫® Archimedes 3, 4, 16, 17, 19, 35 von Arendt, Wsewolod 100, 101, 102 Atasoy, Nurhan 188 n., 198, 198 n., 199 n. Atıl, Esin 202 n., 203 n. Awad, Henry A. 169 n. B Baarmann, O. 133 Bach, Wolf-Dieter 78 n. Ban‚ M‚s® (die drei ‹Söhne des M‚s®› b. ∞®kir: MuΩammad, AΩmad und al-ºasan) 30, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 53 Barbier de Meynard, Charles Adrien Casimir 32 n. Battisti, Eugenio 55, 126 n., 138 n. Bauerreiß, Heinrich 10 n., 11 n., 12 n., 13, 13 n., 14 n. B®yez¬d, osmanischer Prinz 89 B®yez¬d II., osmanischer Sultan 74, 75 de Beaumont, Adalbert 177, 200 n., 201, 201 n. Beck, Theodor 39 n. al-B¬r‚n¬ s. MuΩammad b. AΩmad Blümner, Hugo 16 Boulenger, Hippolyte 177 Branca, Giovanni 38 Brisch, Klaus 182 n. Brocard, Philippe-Joseph 178, 180, 181, 182, 183, 191 Brockelmann, Carl 4 n., 5 n., 99 n. Bröhan, Karl H. 203, 203 n. Buchner, Ferdinand 3 n. Buck, August 17 n. C–≥ Cahen, Claude 94, 95 n., 97, 97 n., 112 n., 114 n. Canard, Marius 98 n., 137 n. Canestrini, Giovanni 38 Cantagalli, Ulisse 177 Carboni, Stefano 185 n. Cardano, Geronimo (lat. Hieronymus Cardanus) 17 Carra de Vaux, Bernard 19, 19 n. Casals, R. 31, 51, 52 Casiri, Michael 101 Casulleras, Josep 52 ≥eng¬z ø®n 97 Chalidov, Anas B. 100 n. Chêng Ssu-Hsiao 98 Cheikho, Louis 30 n. P E R S O N E N N A M E N Clairmont, Chr. 158, 159, 160, 161, 164, 165 Colin, Georges S. 101 n. Collinot, Eugène 177, 200 n., 201, 201 n. Conde, José Antonio 101 Cook, Hartley Kemball 128 n. Coste, Pascal 73 D Deck, Théodore 177, 178, 198, 199, 200, 201 n. Delpeche, Anette 23 n. Dijksterhuis, Eduard Jan 17 ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m Diodorus Siculus 16, 16 n. Dorn, Bernhard 100 n. Drachmann, Aage Gerhardt 17 Dresser, Christopher 177, 200 Dudzus, Wolfgang 169 n. E Ettinghausen, Richard 104, 104 n., 202 n. Evliy® Çeleb¬ 75, 128 F Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h 70 Farré(-Olivé), Eduard 51 Favé, Ildephonse 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99, 99 n., 100, 100 n., 101 n., 120 n., 125 n., 133 n., 126 Feldhaus, Franz Maria 16, 17 n., 20, 35, 38 n., 42, 60 n., 103 n., 138 n. Ferguson, Eugene S. 29 n. Flügel, Gustav 93 n. von Folsach, Kjeld 148, 153 Fontana, Giovanni 55, 126, 138 Forbes, Robert James 17, 17 n., 34 n. Forrer, Robert 133 Franke, K.O. 82, 89 Freely, John 78 n., 89, 89 n. Freudemann, Werner 115, 116, 116 n., 117, 118 Friedrich II., römischer Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem 94 Funcken, Liliane u. Fred 115 n. G–© ©a‘far b. ‘Al¬ ad-Dima·q¬ Abu l-Fa¥l 9 al-©®Ωi˙ s. ‘Amr b. BaΩr Galilei, Galileo 11 Gallé 181 215 ©®w¬·, øal¬l bzw. Khalil Jaouiche 3 n. al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z Geißler, Johann Heinrich 11 Gerland, Ernst 11 n., 12 n. Ghislain de Busbecq, Ogier 128 Ghouchani, A. 104 Girard, François 23 n. Gnudi, Martha Teach 29 n. de Goeje, Michael Jan 32 n., 68 n. Gohlke, Wilhelm 104 n., 116, 132 n. Græcus, Marcus 98 Grant, Edward 60 n. Grinaldi, Philippe-Marie 38 Grousset, René 102 n. Güse, Ernst-Gerhard 203 n. Gurlitt, Cornelius 78 n., 80 H–º–ø Haase, Claus-Peter 165 º®fi˙ (pers. Dichter) 194 Hagedorn, Annette 177, 181 n., 189 n. Hamarneh, Sami K. 169 n. Harden, Donald B. 197 n. al-ºar¬r¬ s. al-Q®sim b. ‘Al¬ H®r‚n, ‘Abdassal®m 3 n. al-ºasan, AΩmad Y‚suf oder Ahmed Y. al-Hassan 18 n., 20, 20 n., 26, 27 n., 28 n., 34 n., 41 n., 42 n., 43 n., 45 n., 49 n., 99 n., 106 n., 124 n., 125 n. ºasan Çeleb¬ 128 al-ºasan b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® ºasan ar-Ramm®Ω al-AΩdab Na™madd¬n 97, 99, 103, 107, 109, 121, 123, 125, 126, 126 n., 127 n., 136 al-Hassan, Ahmed Y. s. al-ºasan, AΩmad Haudaille, Charles 182 n. Hayreddin (Hayrettin, osmanischer Architekt) 74 al-ø®zin¬ s. ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬ Heckert, Fritz 178, 180, 189 Hedin, Sven 34 Heidemann, Stefan 201 n. Heimpel, Hermann 116 n. Helmecke, Gisela 104 n., 184n., 185 n. Hennig, Wolfgang 183 n. Heron (arab. ¡r‚n) 19, 35, 103 Herzfeld, Ernst 68, 68 n., 69 Hiero II., König von Syracus 9 Hildburgh, Walter Leo 103 Hill, Donald Routledge 18 n., 20 n., 23 n., 25 n., 27 n., 28 n., 34 n., 43 n., 44, 45, 45 n., 46 n., 47, 48, 48 n., 49 n., 51 n., 52, 53, 54, 56, 59 n., 98, 98 n., 106 n., 124 n., 125 n. Hime, Henry V. L. 98 n al-ºimyar¬ s. MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im Hind¬, IΩs®n 106 n. Homberg, Wilhelm 11 2 1 6 I N D E X Hoover, Herbert Clark 22 n. Hoover, Lou Henry 22 n. Horwitz, Hugo Th. 34 n. øürrem Sultan 82 Huuri, Kalervo 93 n., 94, 94 n., 95 n., 96 n., 97, 97 n., 98 n., 106 n., 107 n., 137 n. I – ‘I Ibel, Thomas 4, 4 n., 6 n., 11 Ibn Ab¬ U◊aibi‘a s. AΩmad b. al-Q®sim Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· 97, 100, 103, 106, 107, 108, 110, 111, 120, 121, 124, 127, 132, 134, 136, 137 Ibn Ba¿tawaih s. ‘Abdall®h b. ‘¡s® Ibn al-Baifl®r s. ‘Abdall®h b. AΩmad Ibn Fa¥lall®h al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy® Ibn ©ubair s. MuΩammad b. AΩmad Ibn øald‚n s. ‘AbdarraΩm®n b. MuΩammad Ibn al-øafl¬b s. MuΩammad b. ‘Abdall®h Ibn ºauqal s. MuΩammad b. ‘Al¬ Ibn an-Nad¬m s. MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b Ibn an-Naf¬s s. ‘Al¬ b. Abi l-ºazm Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ s. Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z Ibn afl-fiuwair s. ‘Abdassal®m b. al-ºasan Ilgürel, Mücteba 88 n., 101 n. ‘In®n, MuΩammad ‘Abdall®h 101 n. Inberton 180 Ism®‘¬l Ibn ar-Razz®z al-©azar¬ Abu l-‘Izz Ab‚ Bakr Bad¬‘azzam®n 20, 25, 26, 27, 27 n., 28, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 59 n. Issa Bey, Ahmed 73 I-Ssu-Ma-Yin (arab. Ism®‘¬l) 97 al-Isfla¿r¬ s. AΩmad b. ©a‘far J Jacob, Georg 75 Jaouiche, Khalil s. ©®w¬· de Joinville, Jean 94, 94 n. Jones, Owen 177, 183, 189, 189 n., 197, 197 n., 200 n. K Kaçar, Mustafa 128 n. Kandinsky, Wassily 203 n. Karoumi, Awni 184 n. Keall, Edward J. 104 n. Khanikoff, Nicolas 4 n., 6 n. Klee, Paul 203 n. Kluckert, E. 24, 24 n. Knorr, Wilbur Richard 7, 7 n., 8 Köhler, Gustav 94, 94 n., 96, 96 n., 99 n., 101, 101 n., 106 n. Kösem Sultan 89 Kohl, Heinrich 103 n. Kramers, Johannes Hendrik 30 n. Krencker, Daniel 103 n. Kröger, Jens 158, 159, 160, 161, 163, 165 Kuban, Doªan 76 n., 77, 78 n., 80 n., 84 n., 85, 85 n., 86 n. Küçükerman, Önder 147, 152, 174 Kühnel, Ernst 169 n., 181 n. Kümmel, Werner Friedrich 75 n. Kunitzsch, Paul 75 n. Kuthy, Sandor 299 n. Kyeser, Konrad 17, 17 n., 116, 117, 118, 126 L L®gar¬ ºasan Çeleb¬ 128 Lamm, Carl Johan 181 n. Landier, Alfred 182 n. Leclerc, Lucien 99 n. von Lenz, Eduard 104 Lévi-Provençal, Evariste 33 n. Levillain, Ferdinand 199, 199 n. von Lippmann, Edmund Oskar 100 Lobmeyr, J.& L. 178, 180, 184, 184 n., 186, 186 n., 187, 187 n., 188, 188 n., 190, 192, 193, 194, 195, 196, 197 Ludwig IX., der Heilige 94, 102 Ludwig, Horst 180, 203 n. Lü Wén-Huàn 98 M Machytka, Johann 184, 185, 186, 186 n., 187, 188, 188 n., 190 Mängli Bu∫® 100 n. al-Malik al-Man◊‚r Saifadd¬n Qal®w‚n, Mamlukensultan 71, 71 n., 72 n. al-Malik a˙-¯®hir Baibars 71 n., 204 Malikian-Chirvani, Assadullah 203 n. al-Man◊‚r, Abbasidenkalif 98 al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬ Ma‘r‚f, N®™¬ 65 n. Massier, Clément 178, 203 al-Mas‘‚d¬ s. ‘Al¬ b. al-ºusain McClinton, Katharina Morrison 179 n., 181 n., 182 n. MeΩmed, Prinz (⁄ehz®de, 2. Sohn von Süleym®n dem Prächtigen) 76, 78 MeΩmed §∫®, osmanischer Architekt 88 Mehren, August Ferdinand 33 n. Menelaos (Menelaus) 9 Mercier, Maurice 102, 102 n., 103, 103 n., 104 Mergl, Jan 181 n. Migeon, Gaston 181 n. Minton Hollins & Co. 177, 200, 201 Moellers, Doris 180 n., 183 n. P E R S O N E N N A M E N Montagut, Robert 185 n., 187 n. de Morgan, William 177 Mudry, Anna 11 n. Müller, August 100 n. Müller, Paul Johannes 23 n., 24 MuΩammad b. ‘Abdall®h b. Sa‘¬d Ibn al-øafl¬b Lis®nadd¬n 101 MuΩammad b. ‘Abdalmun‘im al-ºimyar¬ Ab‚ ‘Abdall®h 33 MuΩammad b. Ab¬ Ya‘q‚b b. IsΩ®q an-Nad¬m al-Warr®q al-Ba∫d®d¬ Abu l-Fara™ 93, 93 n. MuΩammad b. AΩmad al-B¬r‚n¬ Abu r-RaiΩ®n 9, 10, 11, 14, 148 MuΩammad b. AΩmad Ibn ©ubair al-Kin®n¬ Abu lºusain 68 MuΩammad b. ‘Al¬ Ibn ºauqal an-Na◊¬b¬ Abu l-Q®sim 30, 31, 32 MuΩammad b. ©ar¬r b. Yaz¬d afl-fiabar¬ Ab‚ ©a‘far 32, 93, 137 n. MuΩammad (oder AΩmad) b. øalaf al-Mur®d¬ 51, 52 MuΩammad b. º®mid al-I◊fah®n¬ 58 MuΩammad b. Ibr®h¬m b. Ab¬ fi®lib al-An◊®r¬ a◊-—‚f¬ ∞ai¿ ar-Rabwa ad-Dima·q¬ ∞amsadd¬n Ab‚ ‘Abdall®h 33, 34 MuΩammad b. Ma‘r‚f al-Mi◊r¬ ar-Ra◊◊®d Taq¬yadd¬n 18, 28, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 61 MuΩammad b. M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® MuΩammad b. Zakar¬y®’ ar-R®z¬ Ab‚ Bakr, lat. Rhazes oder Albuchasir 4, 4 n. Mundt, Barbara 189 n., 192 n. Mur®d IV., osmanischer Sultan 18, 89 al-Mur®d¬ s. MuΩammad b. øalaf Mur¥® b. ‘Al¬ b. Mur¥® afl-fiars‚s¬ 94, 95, 111, 112, 113, 114 M‚s® b. ∞®kir s. Ban‚ M‚s® al-Mustan◊ir bill®h, Abbasidenkalif 65 al-Mu‘ta◊im, Abbasidenkalif 93 al-Mu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬ Ab‚ º®tim 5 al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘Umar, Ras‚lide 105 N N®◊iradd¬n (Q®™®r), Schah von Persien 177 Needham, Joseph 34 n., 38 n., 98, 98 n. Neuburger, Albert 17, 17 n. Neuwirth, Waltraud 180, 181 n., 188 n., 196 n. Newton, Charles 185 n. N‚radd¬n MaΩm‚d b. Zang¬, Zengidenherrscher in Syrien 68 O Olénine, Alexis 100 n. ‘O–m®n II., osmanischer Sultan 89 217 P Pappos 12 Partington, James Riddick 94, 98, 98 n., 101 n., 125 n. Parvillée 200 n. Peter Peregrinus 60 Pfulb & Pottier 178, 179, 183 Philon 19, 20, 35 Pinder-Wilson, Ralph 171, 172 Pompadour, Jeanne-Antoinette Poisson 182 n. Pope, Arthur Upham 147, 148 De Porceleyne Fles 178, 202 Prisse d’Avennes, (Achille-Constant-Théodore-) Émile 177, 185 n., 200 n. Q Qaddoumi 159 al-Q®sim b. ‘Al¬ b. MuΩammad al-ºar¬r¬ 23, 24, 65, 159 Quarg, Götz 116 n. Quatremère, Étienne 97 n., 101 n., 105 Qubilai ø®n 97 Q‚qus ar-R‚m¬ (Pappos) 12 R Raby, Julian 188 n., 198, 198 n., 199 n. Racinet, Albert 177, 200 n. Ramelli, Agostino 29 Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h 109 Rathgen, Bernhard 95 n., 118 n. ar-R®z¬ s. MuΩammad b. Zakar¬y®’ Reinaud, Joseph-Toussaint 93, 93 n., 94 n., 97 n., 99, 99 n., 100, 100 n., 101 n., 120 n., 133 n., 125 n., 126 Reuther, Oskar 103 n. Rhazes s. MuΩammad b. Zakar¬y®’ Ritter, Hellmut 100 n. Robine, Gérard 23 n. Rode, August 16 n., 17 n. von Romocki, S. J. 120 n., 125 n., 126, 126 n., 127 n. de Rothschild, Edmond 181 Roumi, Muhammad 23 n. de Rubeis, Galeaz 17 Rüstem Pa¤a 78 S–∞–— Sabra, Abdalhamid I. 52 Saccaro Battisti, Giuseppa 55, 126 n., 138 n. ∞aΩ®da, øal¬l 100 n. Saiyid, Aiman Fu’®d 94 n. —al®Ωadd¬n Y‚suf b. Aiy‚b al-Malik an-N®◊ir (Saladin), Aiyubidenherrscher 68, 94, 95 n., 111, 112, 113 2 1 8 I N D E X von Saldern, Axel 159, 162, 164, 165 —®liΩ¬ya, MuΩammad ‘¡s® 105 n. ∞amsadd¬n ad-Dima·q¬ s. MuΩammad b. Ibr®h¬m Samsó, Julio 51 n., 52 da San Gallo, Giuliano 81 Sarre, Friedrich 103 n., 104 Sarton, George 6 n., 60 n., 98 n. Sauvaget, Jean 69 n. Savage-Smith, Emilie 104 n. ∞®wir b. Mu™¬r as-Sa‘d¬ 102 Schickard, Heinrich 24 Schiøler, Thorkild 23 n. Schmeller, Hans 19 n., 35, 36, 36 n., 60 n. Schmid, Hansjörg 66, 67 Schmidtchen, Volker 95 n., 116 n., 118, 118 n., 138 n. Schmoranz, Franz 184, 185, 186, 186 n., 187, 188, 188 n., 190 Sel¬m II., osmanischer Sultan 84 Seyrig, Henri 103, 104 Sezgin, Fuat 8, 49 n., 100 n., 150 Sin®n, Mi‘m®r (osmanischer Architekt) 76, 77, 78, 80, 84, 89 Singer, Charles 17 n., 22 n., 34 n. Sobernheim, Moritz 103 n. Sonat, Göksen 195 n. Spiegl, Walter 186 n. Strabon 16, 16 n., 17, 17 n. Süleyman der Prächtige (Q®n‚n¬ Süleym®n) 76, 80, 82, 128 Sumner-Boyd, Hilary 78 n., 89, 89 n. T–˘ ˘®bit Ibn Qurra b. Zahr‚n al-ºarr®n¬ Abu l-ºasan 3 Taccola, Mariano 31, 31 n., 61, 98 Tait, Hugh 192 n. Taq¬yadd¬n al-Maqr¬z¬ s. AΩmad b. ‘Al¬ b. ‘Abdalq®dir Taq¬yadd¬n (al-Mi◊r¬) s. MuΩammad b. Ma‘r‚f Tekeli, Sevim 61 n. Terzioªlu, Arslan 69 n., 70, 70 n., 72, 73 n., 74, 74 n., 75 n., 128 n. Thierbach, Moritz 133 n. Tiffany, Louis Comfort 177 Traumüller, Friedrich 11 n., 12 n. T‚r®n, Prinzessin (Tochter von Fa¿radd¬n Bahr®m ∞®h) 70 U – ‘U ‘Ubaidall®h b. al-ºabΩ®b 169 Ülgen, Ali Saim 81, 82 ‘Umar, 2. Kalif 32 al-‘Umar¬ s. AΩmad b. YaΩy® Usher, Abbott Payson 20 n., 22 n. V Veranzio, Fausto 31, 31 n., 34 Vernet, Juan 51, 51 n., 52 Villard de Honnecourt 60, 115 Villuendas, María Victoria 51, 52 Viollet le Duc, Eugène Emmanuel 115 da Vinci, Leonardo 17, 18, 22, 39, 42, 95, 95 n., 98, 119 Vitruv (Marcus Vitruvius Pollio) 16, 16 n., 17 n., 19, 103 Voorhoeve, Petrus 36 n. W Ward, Rachel 148 Wailes, Rex 34 n. Wak¬laddaula 176 Walter of Milimete 132 al-W®sifl¬ s. YaΩy® b. MaΩm‚d Wegner, Armin 86 n. Welch, Rachel 148 Wesenberg, Angelika 183 n. Whitehouse, David 185 n. Wiedemann, Eilhard 3 n., 6 n., 11, 11 n., 19, 20 n., 26, 26 n., 27 n., 30, 30 n., 32 n., 33 n., 42 n., 43 n., 44, 45, 45 n., 46 n., 48 n., 53, 54, 56, 59 n. Wiet, Gaston 179 n. Wilkins, John 128, 128 n. Wittek, Paul 103 n. Wright, William 68 n. Würschmidt, Joseph 138 n. Wüstenfeld, Ferdinand 71 n., 73, 96 n. Wulff, Hans E. 34 n. Wulzinger, Karl 103 n. Y YaΩy® b. MaΩm‚d al-W®sifl¬ 24, 65 Yerasimos, Stefanos 79, 83, 87, 90 Z Zakk®r, Suhail 100 n. Zardk®· s. Ibn Aranbu∫® az-Zardk®· Zsolnay, Vilmos 177 SACHBEGRIFFE II. Sachbegriffe und Ortsnamen A – ‘A Accon s. Akkon Ägypten 7, 16, 94, 179, 182, 201 «Ägyptische Schraube» (Schraubenpumpe) 16-18 Äols- oder Windball (aeolipila) 103 Äquator des Gleichgewichts (am Aräometer) 13 AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70 Akademie s. Madrasa Akkon, Accon, Acre (‘Akk®) 94, 97 al-®la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® («von selbst spielendes Blasinstrument» von den Ban‚ M‚s®) 30 Alexandria 12, 102 Alhambra 183 alphasat (= vermutlich az-zaΩΩ®fa) 138 Anatolien, antike Objekte 141, 143, 152, 156, 162 Amorium (bei Ankara) 93, 137 ‘am‚d (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3 Amulett (3./9.-6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170 Angelhaken (frühislamisch, Südiran) 153 Anlage zum Heben von Wasser aus stehenden Gewässern mit einem Zugtier (Göpelwerk) nach al-©azar¬ 25-26 Antike Objekte (aus Metall, Glas, Keramik, Holz und Stein) 141-176 ‘araba (Schiffsmühle) 30 Arabesken (Motiv auf einer Vase) 187 Arabische Schrift als Dekor auf europäischer Keramik 178 Aräometer (zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten) 12-14 «Archimedische Schnecke» (cochlea, Schraubenpumpe) 16 Architektur 64-90 ‘ar¬¥a (Querstück an der Waage von ‘AbdarraΩm®n alø®zin¬) 6 Armbrust (‘arr®da) 94-96, 100, 112, 114, 127 Armbrust, Bügelstandarmbrust 95 Armbrust, große Armbrust (qaus az-ziy®r) 94, 95 Armbrust, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112 Armbrust mit Granaten als Geschoß 127 Armbrust, Handarmbrust (qaus al-yad, Stegreifarmbrust) 94 Armbrust, Tripelarmbrust (Ballista) 114 Armbrust, Windenarmbrust 94-96 Armbrust bei Leonardo da Vinci 95 Armenküche (‘Im®rat angeschlossen an Moscheen) 74, 89 ‘arr®da s. Armbrust Asar Kale (Ruinenort bei Ankara) 137 n. At Meydanı (Platz in √stanbul) 89 Automat zum abwechselndem Spenden von heißem und kaltem Wasser (nach den Ban‚ M‚s®) 49-50 UND ORTSNAMEN 219 B Bagdad (Ba∫d®d) 65, 66, 67 bakra («Rolle», Flaschenzug) 42 n. balista de torno (qaus bi-l-laulab) 94 Ballista (Tripelarmbrust) 114 Ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d) an Gegengewichtsbliden 134 Ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen Gegengewichtsblide 108, 135 b®r‚d (Schießpulver) 99, 105 B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80 Becher, Fußbecher (3./9.-5./11. Jh., N¬·®p‚r) 158 Becher, Meßbecher (3./9.-4./10. Jh.?, N¬·®p‚r?) 164 Befestigungstürme 136 Beistelltisch aus zwei Glasplatten gehalten von einem Messinggestell (Ph.-J. Brocard, Paris 1876) 191 Berlin 188, 198, 203 Bibliothèque nationale, Paris 23 bilancetta (Pyknometer, benutzt von Galilei) 11 al-B¬m®rist®n an-N‚r¬ s. N‚radd¬n-Krankenhaus «Biologische» Granate 120 Blaue Moschee s. Sulfl®n AΩmed-Moschee Blei 9 Blide (Ibn al-øafl¬b) 101 Blide, arabische Gegengewichtsblide in abendländischer Überlieferung 115 Blide, ballistischer Gradmesser (m¬z®n al-qar¬b wa-lba‘¬d) an Gegengewichtsbliden 134 Blide, ballistisches Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen Gegengewichtsblide 108, 135 Blide, europäische Bliden (K. Kyeser) 116-118 Blide, Gegengewichtsblide 94, 96-98 Blide, Gegengewichtsblide mit Armbrust 112 Blide, Gegengewichtsblide mit Pfeilschleuder 110-111 Blide, Gegengewichtsblide mit Entfernungsregler bei Leonardo da Vinci 98, 119 Blide, Gegengewichtsblide bei az-Zardk®· 107 Blide mit Granaten als Geschoß 127 Blide, qar®bu∫® («schwarzer Stier», große Gegengewichtsblide) 97, 108-109 Blide, Zugkraftblide 106 Blide s. auch Steinwurfmaschine Blumendekore der osmanischen Kunst 177, 191 Bogen, älteste Erwähnung eines stählernen Bogens in Europa 96 Bogen, «indische Bogen» (qis¬y hind¬ya) 96 Bogen, islamisch (Musée de l’Armée, Paris) 95-96 Bosporus 128 Boteh-Muster (pers. b‚tah, Dekormotiv) 186 Brandtopf, Granate 120 Bratenwender mit Dampf betrieben (nach Taq¬yadd¬n) 37-38 Bratenwender mit Heißluft betrieben (nach Taq¬yadd¬n) 39 2 2 0 I N D E X Bratenwender mit Kurbel und Zahnradgetriebe (nach Taq¬yadd¬n) 40 Breta (Ort in Norditalien) 24 Bröhanmuseum, Berlin 203 Bronze (◊ufr) 9 Buchstabenschloß s. Kombinationsschloß b‚selik (Maq®m) 75 Byzanz 76 C Canterbury 33 caraboga (carabouhas, carabaccani, Blide) 97 ç®rg®h (Maq®m) 75 China, Gegengewichtsblide 97-98 China, Windmühle 34 China, Salpeter 99 Chlorit 104 cochlea (Schraubenpumpe) 16 Cristalleries de Sèvres 182 D dabb®ba (Rammbock, beweglicher Geschützturm) 93, 137, 138 Damaskus (Dima·q) 20, 21, 68, 71, 102 Damaszenerstahl 96 Dampfkraft 37-38 D®r a·-·if®’ s. Krankenhaus daulab (Rad an der Windmühle) 33 dauraq (Wasserkrug) 14 David-Kollection, Kopenhagen 58 daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n (Zahnradgetriebe) 40, 41 Dekorkunst, osmanisch 188 Dekormotive, osmanische 177 Dekorstil im europäischen Kunstgewerbe 178 Delft 202 Den Haag 202 D¬n®r 6 Dirham 6 Divriªi 70 Dochtzange (safawidisch, 11./17. Jh., Iran) 153 Donau 100 Doppelhenkelvase (Lobmeyer, Wien 1878) 188, 190 Drehbank 13 Druckausgleich, sensibler 51 düg®h (Maq®m) 75 Dulcimer (◊anfl‚r) 75 E Edelsteine 9, 11 Edirne 74, 76, 84 Eimerketten-Schöpfwerk s. Schöpfeimerkette Eisen 9, 10 Emailglas 181 Entfernungsregler 119, 134 Epitaphe der Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78 Europa 17, 22, 34, 61, 179, 199 Europäisches Glas und Keramik in orientalisierendem Stil 177-203 Ewiges Licht s. Gottesleuchte F Fáng-Chéng (Stadt in China) 97 Feuer als Hilfsmittel zum Wasserpumpen 36 Feuerlanze (Waffe) 133 «Feuerrohr» (Waffe) 133 Feuerwaffe 94, 98-101 Feuerwerk 99 Flasche (øor®s®n, 5./11.-6./12. Jh.) 165 Flasche, klein (øor®s®n, 3./9.-5./11. Jh.) 165 Flasche, klein (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161 Flasche, klein (Syrien, umaiyadisch?) 164 Flammenwerfer (◊and‚q al-mu¿®safa bei az-Zardk®·) 124 Flaschenzug (an der Gegengewichtsblide mit Armbrust) 112 Flaschenzug (an der großen Gegengewichtsblide) 97, 108 Flaschenzug nach Taq¬yadd¬n 42 Fliesenfeld aus 4 Fliesen in Rahmen aus neuerer Zeit (Minton, Hollins and Co., Stoke on Trent) 200 fuqq®‘a (Gefäß) 104 furq®‘a (Granatentyp) 105 G–©–π Gabel (sasanidisch oder umaiyadisch, Nordiran) 143 Gabelblattranken (Dekormotiv) 180, 185, 187, 193, 197, 201 ™arr al-a˚q®l («Ziehen von Gewichten», Flaschenzug) 42 n. Gasel (∫azal), Anfangsvers auf einer Schale 194 Gegengewichtsblide s. Blide Geisteskranke 69, 75 Gemeentemuseum, Den Haag 202 Geschützturm, beweglicher bzw. fahrbarer Rammbock (dabb®ba) 93, 137, 138 Gewehr 100 Gewerbemuseum der Landesgewerbeanstalt Bayern, Nürnberg 182 Gewichte (antik) 156-157, 171 SACHBEGRIFFE Glas, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203 Glasarbeit, maml‚kisch 178 Glasproduzenten, europäische 179 Glasschneider (safawidisch, 11./17. Jh.) 151 Göpelwerk, durch Zugtier getrieben (nach al-©azar¬) 25-26 Gold 9 Goldmalerei 179, 184 Golfe-Juan (bei Cannes) 203 Gottesleuchte (sir®™ All®h, Ewiges Licht, nach den Ban‚ M‚s®) 46-47 Granada 101 Granate 101-105, 120-123 Granate mit chemischen Kampfstoffen 127 Greifbagger (zum Bergen von Gegenständen aus Gewässern) 43-44 Griechisches Feuer 94, 98, 102 Guebwiller 201 ∫ur®b («Rabe», Ring an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 Gußformen (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 173, 174 H–º–ø Ωabba (Gewichtseinheit) 6 Hagia Sofia 76 al-Ωak¬m («der Richter» an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 ºam® (Stadt in Syrien) 101 Handfeuerwaffe 133 Handgranaten 101-105 Handkurbel (an einer Schöpfeimerkette) 22 Harfe (çeng) 75 Hebel in Scherenform 35 Hebelgesetz 61 Hebelwagen 3 Hebevorrichtung, Greifbagger (zum Bergen von Gegenständen aus Gewässern) 43-44 Hebewerk mit Zahnradgetriebe 41 Heißluftturbine 39 hind®m an-naffl (Waffe) 100 Historisches Museum, Moskau 102 Historismus (europäische Stilepoche) 178, 192, 199 ¿iz®na («Magazin» an einer Waffe) 100 Hochschule, Mustan◊ir¬ya-Hochschule in Bagdad 65-67 Hohlmaße, ägyptisch (ca. 19./20. Jh.) 15 øor®s®n, antike Objekte 144-145, 165, 171 øor®s®n, Tintenfaß 148 Hospitäler s. Krankenhäuser Hsi®ng-Yáng (Stadt in China) 97 Huescar (I·kar bei Granada) 101 Humpen 192 UND ORTSNAMEN 221 I – ‘I ikr¬¿ (Röhrchen an der Granate) 120 ‘Im®rat s. Armenküche Infinitesimale Betrachtungsweise 3 Isfahan (I◊fah®n), antike Objekte 154, 175, 175 I·kar (Huesca bei Granada) 101 √stanbul bzw. Konstantinopel 18, 40, 76, 80, 88 Italien 11, 96 ¡w®ne (Rundbogen-Hallen) 69, 74 √znik-Keramik 191, 198, 199 J Jerusalem 102 Jugendstil 180, 199 Juwelierswerkzeug (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172 K Kairo 71, 102, 179, 185 Kanone (midfa‘, mikΩala) 100, 101, 131-132 Kanonenschlag 99 g_límofti (qarasfl‚n) 3 kar®s¬ taΩtah® ‘a™al (Räderlafetten) 137 karr®z ·®m¬ («syrischer Krug»), Granate 103 K®·®n (im Iran) 205 Kelle und Haken (abbasidisch, Syrien 8-9. Jh.) 143 Keramik, europäisch in orientalisierendem Stil 177-203 Keramik, √znik-Keramik 191, 198, 199 Keramik, osmanisch 199 Keramik, persisch (iranisch) 177, 202 Keramik, spanisch 185 Keramikfliesen europäischer Firmen 177 Khalili-Sammlung, London 58 kiz®n fuqq®‘ («Krüge») 105 Kochsalz 99 Köln 198 Kohle 99, 125 Kombinationsschloß (Buchstabenschloß, qufl yuqfalu ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘™am) von al-©azar¬ 56-58 Konstantinopel s. √stanbul Kopenhagen 58 Kosmetische Utensile (aus Anatolien, spätantik/byzantinisch?) 141 Krankenhäuser (architektonisch) 68-75 Krankenhaus (D®r a·-·if®’) von Sultan B®yez¬d II. (Edirne) 74-75 Krankenhaus, N‚radd¬n-Krankenhaus (Damaskus) 68-69 Krankenhaus, Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo) 71-73 Krankenhaus der Prinzessin T‚r®n (Divriªi) 70 «Kranz des Hiero» (Krone des Hiero von Sizilien) 9 Kreuzzüge 126 2 2 2 I N D E X Kriegslisten (Ωiyal) 93 Kriegsschiffe mit Sprensätzen 123 Kriegstechnik 93-138 Krug mit zwei Gläsern (Lobmeyr, Wien um 1885) 195 Krug, zylindrisch mit Henkel (Lobmeyer, Wien um 1875) 192 Kunstgewerbemuseen, europäische 177, 179, 185 Kunstgewerbemuseum, Berlin 188 n., 198 Kupfer 9 L Lampe (frühislamisch, Westanatolien) 162 Lampe (umaiyadisch, Syrien) 158 Lampe, Hängelampe (umaiyadisch?, Syrien) 163 Langhalsvasen (Lobmeyr, Wien, Ende 19. Jh.) 178, 197 Langhalsvasen aus China 197 Langhalsvasen, mamlukisch (14. Jh.) 181 laulab (Winde an der Armbrust) 94 Laute (‘‚d) 75 Ledermodel (9.-12. Jh., N¬·®p‚r) 172 Leuchte, die auch bei heftigem Wind nicht erlischt (nach den Ban‚ M‚s®) 45 Leuchte, Gottesleuchte (sir®™ All®h nach den Ban‚ M‚s®) 46-47 Leuchtturm von Alexandria 102 Limoges 183 Löffel, flach (øor®s®n 11.-15. Jh.) 144 Löffel, flach (sasanidisch oder umaiyadisch 7.-8. Jh., fiabarist®n) 146 Löffel, tief (øor®s®n 11.-15. Jh.) 145 London 7, 58, 203 Lot mit Spule (seldschukisch 12. Jh., Ostanatolien) 152 Lungenkreislauf 73 M Maastricht 58 Madfaa (Feuerwaffe) 133 Madrasa (Akademie) am Krankenhaus von Sultan B®yez¬d II. (Edirne) 74 Madrasa (Akademie) am Qal®w‚n-Krankenhaus (Kairo) 71, 72, 73 Madrasa (Medrese) an der ⁄ehz®de-Moschee (Istanbul) 78 Madrasa (Medrese) an der Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, Istanbul) 89 Madrasa s. Mustan◊ir¬ya-Hochschule Mailand 24, 38 Makamen (Maqam®t, musikalische Modi) 75 Maml‚kische Kunst 201 Maml‚kische Langhalsvasen 181 Maml‚kische Metall- und Glasarbeiten 185 Maml‚kische Moscheeampeln 179 man™an¬q, pl. man™®n¬q®t, man®™n¬q (Steinwurfmaschine, Blide) 93, 97, 98, 100, 137 man™an¬q f®ris¬ («persische Gegengewichtsblide») 112 man™an¬q ifran™¬ («europäische Wurfmaschine») 107 man™an¬q sulfl®n¬ («Herrscherblide») 106 man™an¬q az-ziy®r 108, 110 Man·a’at ∞ai¿ MuΩyidd¬n (Schöpfwerk in a◊-—®liΩ¬ya, Damaskus) 20-21 al-Man◊‚ra (Ort in Ägypten) 94, 102 al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬ s. Qal®w‚n-Krankenhaus marm® (Maueröffnungen in Form von Schießscharten an der Windmühle) 33 ma·‘al n®r 102 Mausoleum s. Türbe Meandermotiv (auf einer Vase, um 1880) 193 Medizinische Instrumente (antik, Anatolien, Persien, Syrien) 143 Medizinische Instrumente (umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142 Medrese s. Madrasa Messing (·abah) 9 Meßinstrumente 3-14 Metalle 6, 9, 11 Metallarbeiten, syrische 184 Metropolitan Museum, New York 185 n. Meudon (Ort bei Paris) 182, 182 n. midfa‘ s. Kanone miΩbara (Tintenfäßchen, sal™‚qisch 6./12. Jh.) 148 miΩwar (Achse an der Hebelwaage) 3 mikΩala s. Kanone miqy®s al-m®’¬y®t fi ˚-˚iq®l wa-l-¿iffa (Aräometer zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten) 12-14 mi˚q®l (Gewichtseinheit) 6, 10, 14 m¬z®n al-ar¥ (ballistisches Nivelliergerät an der großen Gegengewichtsblide) 108, 135 m¬z®n Ar·im¬dis 4 m¬z®n al-Ωikma («Waage der Weisheit», vollendet von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6 m¬z®n al-Ωikma (‹Waage der Weisheit›, entwickelt von Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5 m¬z®n al-qar¬b wa-l-ba‘¬d (ballistischer Gradmesser an Gegengewichtsbliden) 134 m¬z®n flab¬‘¬ (‹physikalische Waage› bei Ab‚ Bakr arR®z¬) 4 Mörser (ägyptisch, spätes 20. Jh.) 149 Mörser (osmanisch, 18. Jh.?) 147 Mörser (sal™‚qisch, N¬·®p‚r) 147 Model (18. Jh., ∞¬r®z) 174 Momentberechnung 61 Mongolen in Ba∫d®d (1258) 65, 67 Moschee 76-90 Moschee, AΩmad ∞®h-Moschee (Divriªi) 70 Moschee, B®yez¬d-Moschee (√stanbul) 80 Moschee, ⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79 SACHBEGRIFFE Moschee, Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne) 84-87 Moschee, Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii, √stanbul) 80-83 Moschee, Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, √stanbul) 88-90 Moscheeampeln, ägyptisch 179 Moskau 102 Mosul 30 mu™annaΩ («geflügelt», Schale an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 munaqqal («verschiebbar», Schale an der Waage von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 6 Muqarna◊ (in der Architektur) 69 Musée de l’Armée (Hôtel National des Invalides) in Paris 95, 96 Musée de Cluny, Paris 185 n. Musée du Louvre, Paris 203 Musée Florial, Guebwiller 201 Musée National Adrien Dubouché, Limoges 183 Museo Nazionale della Scienza e della Tecnica, Mailand 38 Museum für Angewandte Kunst, Köln 198 Museum für islamische Kultur und Kunst, Ba∫d®d 67 Musiktherapie bei Geisteskranken 75 Mustan◊ir¬ya-Hochschule (al-Madrasa al-Mustan◊ir¬ya) in Ba∫d®d 65 N Nadel (medizinisches Instrument, umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142 Näpfchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 161 Nancy 180 Naphta (naffl), Petroleum 98, 99, 101, 125 Naphtalampen an einer Vorrichtung zum Heben des Wassers 36 narm®‰a™ (Scharnier) 43 Nationalmuseum, Warschau 183 n®‘‚ra (noria, Schöpfrad) 23 Neh (Ort in S¬st®n) 34 Neorenaissance 196 nev® (Maq®m) 75 New York 185 n. Nimrud (bei Ninive) 138 Nishapur (N¬·®p‚r), antike Objekte 143, 147, 148, 158, 159, 160, 161, 163, 164, 166, 170, 172, 173, 174 Nivelliergerät (m¬z®n al-ar¥) an der großen Gegengewichtsblide 108, 135 Nizza 183 Nockenwelle 28 Nürnberg 180 Nürnberger Schere 35 N‚radd¬n-Krankenhaus (al-B¬m®rist®n an-N‚r¬) in Damaskus 68-69 UND ORTSNAMEN 223 O Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien 180, 181, 184, 184 n., 185, 186 n., 188 n., 197 onager (römische Wurfmaschine) 115 Osmanische Dekorkunst 188, 199 Osmanische Fliesenkeramik 199 Osmanische Sultane 177 P Paddelrad (an der Schöpfeimerkette) 20 Palmettblüten (Dekor auf einem Teller) 184 Panflöte (m‚s¬q®r) 75 Panzerwagen mit Rammbock (zaΩΩ®fa) 93, 137-138 Parfum 103 Paris 95, 96, 179, 182 n., 183, 185 n., 201, 203 n. Pavia 17 Pech 99 Perpetuum mobile 60-61 Persien, Windmühlen 32 Persisch-indische Kunst 191 Petersdorf (in Schlesien) 180, 189 Petraria 96 Petroleum s. Naphta phao (Blide, aus dem arabisch-islamischen Kulturraum in China eingeführt) 97 Physik 3-61 «Physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬, bei Ab‚ Bakr arR®z¬) 4 Pigmentnapf (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 166 Pinzetten (umaiyadisch-frühabbasidisch) 142 Pinzetten (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142 Platte «im arabischen Stil» (Lobmeyr, Wien 1878) 185 Pokalglas (Pfulb & Pottier 1877) 178, 183 Pompeji 17 Projektile, Gußformen (3./9.-6./12. Jh., N¬·®p‚r?) 174 Proportionalität (Archimedes) 3 Pumpe mit sechs Kolben von Taq¬yadd¬n (1553) 28-29 Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben nach al-©azar¬ 27 Pumpwerk, durch Wasserrad angetrieben bei A. Ramelli 29 Pyknometer bei al-B¬r‚n¬ 10, 11 Pyknometer bei J. H. Geißler 11 Pyknometer bei W. Hornberg 11 Pyramidenbau 17 Q qabb®n (Schnellwaage) 4 n.; s. auch Schnellwaage Qal®w‚n-Krankenhaus (al-M®rist®n al-kab¬r al-Man◊‚r¬) in Kairo 71-73 qar®bu∫®, caraboga («schwarzer Stier», Blide) 97 2 2 4 I N D E X al-qarasfl‚n (römische Waage) 3 q®r‚ra («Krug») = Granate (bei ºasan ar-Ramm®Ω) 103, 121 q®r‚rat naffl 102 qa◊aba (drehbarer Balken an der Hebelwaage) 3 qaus al-‘aqq®r (Windenarmbrust?) 94 qaus bi-l-laulab (Windenarmbrust) 94, 113 qaus al-yad (Handarmbrust) 94 qaus az-ziy®r (große Armbrust) 94, 95 qaus az-ziy®r bi-l-laulab (Wallarmbrust) 114 qidr («Topf»), Granate 120 al-qidr al-muntin li-l-mu¿®safa 127 qis¬y hind¬ya («indische Bogen») 96 Quecksilber 9, 51, 61, 103, 104 Quecksilberuhr, spanisch-arabisch 51 qufl yuqfalu ‘al® ◊and‚q bi-Ωur‚f i˚n® ‘a·ar min Ωur‚f al-mu‘™am (Buchstabenschloß von al-©azar¬) 56-58 qund®q (Zielmechanismus an der Kanone) 131 Quflb¬ya-Gebäude, Kairo 71 n. R raΩ® (Windmühle) 32-34 Rakete 99 Rakete, osmanisch 128-130 Rakete (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω) 125-126 Rammbock, fahrbarer (dabb®ba) 93, 137, 138 r®st (Makam) 75 rafll (Gewichtseinheit) 41 Ringsteine (18.-19. Jh., Iran) 168 Römische Waage (qarasfl‚n) 3 Rohrflöte (n®y) 75 Royales de Sèvres 182 Rückkopplungskontrolle 51 rumm®na (Laufgewicht an der Hebelwaage) 3 rumm®na saiy®ra, rumm®nat ta‘d¬l (Lauf- und Ausgleichsgewicht an der Waage von ‘AbdarraΩm®n alø®zin¬) 6 S–∞–⁄–— ·abah (Messing) 9 a◊-—®liΩ¬ya (Stadtteil von Damaskus) 20 Salpeter 99, 100, 102, 125 ◊and‚q al-mu¿®safa (Flammenwerfer bei az-Zardk®·) 124 s®qiya (Schöpfrad) 23 Sarcocolla (Baumharz) 98 Sasaniden, sasanidisches Persien 93, 94, 96 saflr al-‘adad al-mustaw¬ (am Aräometer) 13 s®z-Motiv (osmanisch) 193 Schale (Ph.-J. Brocard, Meudon 1867) 182 Schale (Th. Deck, Paris um 1870), flache quadratische Schale mit eingezogenen Ecken 199 Schale (vermutlich Lobmeyer, Wien um 1880) 194 Schalen (flach) mit breitem, abgeflachtem Rand (Th. Deck, Paris um 1865) 201 Schalen, osmanisch 150 Schalenrad 20 Scharnier (narm®‰a™) 43 Schere (medizinisches Instrument, umaiyadischfrühabbasidisch, 2./8.-3./9. Jh.) 142 Schießpulver (b®r‚d) 94, 99, 100, 102, 105 Schiffsmühle (‘araba) 30-31 Schlangenbeschwörer an einem Unterhaltungsautomaten von al-Mur®d¬ 51-52 Schmiege (aus dem Ma∫rib) 152 Schnellwaage (qabb®n) 3, 4 n. Schöpfeimerkette 19-22 Schöpfrad s. Tympanum Schraubenpumpe 16-18 Schröpfköpfe (aus dem Ma∫rib) 152 Schröpfköpfe (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 159, 161 «Schwarzer Stier» s. qar®bu∫® Schwefel 98, 99, 125 Science Museum, London 7 seg®h (Maq®m) 75 ⁄ehz®de-Moschee (√stanbul) 76-79 Sel¬m¬ye-Moschee (Selimiye Camii, Edirne) 84-87 Sicherheitsschloß s. Buchstabenschloß Siegel (6./12. Jh.?, N¬·®p‚r?) 170 Siegel (seldschukisch, 6./12. Jh., N¬·®p‚r) 151 Siegel (13./19. Jh., øor®s®n) 171 Siegel, Glas-Siegel (umaiyadisch etc.) 169 Siegelringsteine (Zand/Q®™®r, Iran) 168 Si™ilm®sa 100 Si™ist®n (S¬st®n, Nordostpersien) 32, 33, 34 Silber 9 sir®™ All®h («Gottesleuchte», Ewiges Licht nach den Ban‚ M‚s®) 46-47 ∞¬r®z 196 S¬st®n s. Si™ist®n Sivas 70 Spanisch-maurische Kunst 182, 183 Spatel (frühislamisch, Nordanatolien) 143 Spezifisches Gewicht, Bestimmung des spezifischen Gewichts 6, 9-14 Spezifisches Gewicht von Flüssigkeiten Springbrunnen von al-©azar¬ 53-55 St. Servaas, Maastricht 58 Stachelviola (kem®n) 75 Stangengläser, syrische (7./13. Jh.) 183 Steinwurfmaschine, Steinschleuder, Blide (man™an¬q) 93, 97, 98 Steinwurfmaschine der Griechen und Sasaniden 96 Stempel, Brandstempel des ägyptischen Ordnungsamtes 15 SACHBEGRIFFE Stempel, Waren- oder Zollstempel (1725, Kirm®n·®h?) 176 Stempel, Zeugdruckstempel (19. Jh., Isfahan) 175 Sternflechtmedaillon auf Pokalglas (Pfulb & Pottier, Paris und Nizza 1877) 183 Sternmotiv (Dekor) 185 Stiftungsurkunde des Krankenhauses (D®r a·-·if®’) von Sultan B®yez¬d II. (Edirne) 75 Stiftungsurkunden des Qal®w‚n-Krankenhauses (Kairo) 73 Stoke on Trent 200 Stuttgart 183 Süleym®n¬ye-Moschee (Süleymaniye Camii, √stanbul) 80-83 ◊ufr (Bronze) 9 Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, √stanbul) 88-90 S‚ng Dynastie 97 s‚zin®k (Maq®m) 75 Syrien 143, 182 Syrische Stangengläser (13. Jh.) 183 T–fi fiabarist®n, antike Objekte 143, 146 afl-flaiy®r al-ma™n‚n (Torpedo oder Rakete bei ºasan arRamm®Ω) 125-126 Tarragona 33 Technik 3-61 Teller (Th. Deck, Paris um 1860/65) 178, 198 Teller (Lobmeyr, Wien 1878) 184 Teller mit Boteh-Muster (Lobmeyr, Wien 1878/79) 186 «Testudo» (Schraubenpumpe bei K. Kyeser) 17 Tigris 30 Tintenfäßchen (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 162 Tintenfäßchen (miΩbara), seldschukisch (6./12. Jh.) 148 Tintenfaß (N¬·®p‚r, 3./9.-4./10. Jh.) 163 Tintenfaß (N¬·®p‚r, 6./12.-7./13. Jh.) 167 Torpedo (afl-flaiy®r al-ma™n‚n bei ºasan ar-Ramm®Ω) 125-126 trebuchium (Gegengewichtsblide) 107 Tretrad (an der Schraubenpumpe) 17 Tretrad (an der großen Gegengewichtsblide) 108 Trichter (frühabbasidisch, Syrien) 159 Trichter (3./9.-4./10. Jh., N¬·®p‚r) 160 Trinkgefäß, das Staunen erregt (nach den Ban‚ M‚s®) 48 Tripoli (Libanon) 102 Türbe des ⁄ehz®de MeΩmed 78 Türbe an der Sulfl®n AΩmed-Moschee (Blaue Moschee, √stanbul) 89 Türbe des Sultans Süleym®n (√stanbul) 82 Türschloß mit vier Riegeln (von al-©azar¬) 59 Tunca (Fluß) 74 t‚t¬y® (Zinkoxid) 148 Tympanum (trommelartiges Schöpfrad) 23-24 UND ORTSNAMEN 225 U Unendlich klein, Begriff des unendlich Kleinen 3 Unterhaltungsautomat von al-Mur®d¬ 51-52 V Vase (Ph.-J. Brocard, Paris 1869) 180 Vase (Heckert, Petersdorf in Schlesien, 1879 bis um 1900) 178, 189 Vase (Lobmeyr, Wien um 1878) 187 Vase (Lobmeyr, Wien um 1880) 193 Vase in Form einer Moscheeampel (vermutlich französisch, 2. Hälfte 19. Jh.) 179 Vase in Form eines persischen oder syrischen Gießgefäßes (De Porceleyne Fles, Delft) 178, 202 Vase in Form eines Wasserbeckens (Clément Massier, Golf-Juan 1892) 203 Vase und Henkelkrug mit Goldnetzdekor (Lobmeyr, Wien um 1875) 196 Vase, Paar gleicher Vasen (Lobmeyr, Wien Ende 19. Jh.) 178, 197 Vase s. auch Doppelhenkelvase, Langhalsvase Ventil, kegelförmiges 51 Verzögerungssystem 51 Victoria und Albert Museum, London 203 n. Vorrichtung zum Heben des Wassers mittels Feuer 36 Vorrichtung zum Heben von Gegenständen aus Gewässern (Greifbagger) 43-44 W Waage, Waagen 3-14 Waage aus Ägypten (ca. 13./19.-14./20. Jh.) 7 Waage, Goldwaagen-Set (osmanisch?) 155 Waage, Goldwaagen-Set (q®™®risch, I◊fah®n) 154 Waage, numerische Bestimmungen des spezifischen Gewichtes 9-11 Waage, osmanisch (aus √stanbul) 8 Waage, «physikalische Waage» (m¬z®n flab¬‘¬ bei Ab‚ Bakr ar-R®z¬) 4 «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, vollendet von ‘AbdarraΩm®n al-ø®zin¬) 3-4, 5-6 «Waage der Weisheit» (m¬z®n al-Ωikma, entwickelt von Ab‚ º®tim al-Isfiz®r¬) 5 Warschau 183 Wasser, Beschaffenheit und Temperatur 10 Wasserbecken (Iran, Ägypten) 203 Wassermischer (Automat zum abwechselden Spenden von heißem und kaltem Wasser nach den Ban‚ M‚s®) 49-50 Wasserrad 16, 20, 23, 24, 27, 28, 20 2 2 6 I N D E X Wasserschöpfwerke bzw. -pumpen s. auch Gölpelwerk, Pumpe, Pumpwerk, Schöpfeimerkette, Schraubenpumpe, Tympanum, Vorrichtung zum Heben des Wassers Weinstein 98 Weltausstellungen 177, 181, 203 Wien 179, 180, 181, 184, 184 n., 185, 190, 192, 193, 194, 195, 196, 197 Windenarmbrust (qaus bi-l-laulab) 94-96, 113 Windmühle (raΩ®, pl. arΩ®) 32-34 Windmühle, Abbildung im Canterbury Psalter (1270) 33 Windmühle, Abbildung bei al-Dima·q¬ 33 Windmühle, Abbildung bei Veranzio 34 Winkelmesser (an der großen Gegengewichtsblide) 108 Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 183 III. B ü c h e r t i t e l Y Yaz¬d (Fluß in Syrien) 20 Yeni Cami, √stanbul 177 Z zaΩΩ®fa (Panzerwagen mit Rammbock) 93, 137-138 Zahnradgetriebe (daw®l¬b mutad®¿ilat al-asn®n) 40, 41 Zangen, medizinisch (N¬·®p‚r, 5./11.-6./12 Jh.) 142 Zangen, zahnmedizinisch 153 zeng‚le (Maq®m) 75 Zinn 9 az-ziy®r (Blide) 110 Zündstahle (zum Funken Schlagen, ◊afawidisch 11./17. Jh.) 151 Zugkraftblide s. Blide Zylindrischer Flaschenzug (nach Taq¬yadd¬n) 42 C Codex Atlanticus (Leonardo da Vinci) 39 A – ‘A al-§la allat¬ tuzammiru bi-nafsih® (Ban‚ M‚s®) 30 K. al-‘Amal bi-n-n®r wa-n-naffl wa-z-zarr®q®t fi l-Ωur‚b (anon.) 93 al-An¬q fi l-man®™n¬q (Ibn Aranbu∫® az-Zardk®·) 97, 100, 106, 107, 108, 110, 111, 113, 120, 124, 127, 131, 132. 134, 135, 136, 137, 138 K. al-Asr®r f¬ nat®’i™ al-afk®r (al-Mur®d¬) 51, 52 B Bellicorum instrumentorum liber (Giovanni Fontana) 55, 126, 138 Bellifortis (Konrad Kyeser) 17, 115, 116, 117, 118, 126 Bibliotheca historica (Diodorus Siculus) 16 La Bilancetta (Galileo Galilei) 11 D K. ad-Dabb®b®t wa-l-man™an¬q®t wa-l-Ωiyal wa-lmak®yid (anon.) 93 De architectura (Vitruvius) 16, 17, 19 De ingeneis (Mariano Taccola) 31, 61 De re metallica (Georgius Agricola) 22 De nobilitatibus sapientiis et prudenciis regum (Walter of Milimete) 132 De subtilitate (Geronimo Cardano) 17 Le diverse ed artificios machine (Agostino Ramelli) 29 F Fihrist (Ibn an-Nad¬m) 93 K. al-Fur‚s¬ya wa-l-man®sib al-Ωarb¬ya oder K. alFur‚s¬ya f¬ rasm al-™ih®d (ºasan ar-Ramm®Ω) 97, 99, 103, 105, 109, 121, 123, 125, 127 B Ü C H E R T I T E L G–© al-©®mi‘ baina l-‘ilm wa-l-‘amal an-n® fi‘ f¬ ◊in®‘at alΩiyal (al-©azar¬) 20, 25, 26, 27, 53, 54, 56, 57, 58 al-©®mi‘ li-mufrad®t al-adwiya wa-l-a∫‰iya (Ibn alBaifl®r) 99 ©®mi‘ at-taw®r¬¿ (Ra·¬dadd¬n Fa¥lall®h) 109 Geographica (Strabo) 16, 17 227 N Nu¿bat ad-dahr f¬ ‘a™®’ib al-barr wa-l-baΩr (∞amsadd¬n ad-Dima·q¬) 33 Nuzhat al-muqlatain f¬ a¿b®r ad-daulatain (Ibn aflfiuwair) 94 n. P H Histoire du roy saint Loys (Jean de Joinville) 94 n. K. al-ºiyal (Ban‚ M‚s®) 43, 45, 46, 47, 48, 49 Psalmenbuch (Canterbury 1270) 33, 34 Q K. al-Qarasfl‚n (˘®bit b. Qurra) 3 I – ‘I al-IΩ®fla f¬ a¿b®r πarn®fla (Ibn al-øafl¬b) 101 Ir·®d ‰awi l-‘irf®n il® ◊in®‘at al-qabb®n (Ab‚ º®tim alMu˙affar b. Ism®‘¬l al-Isfiz®r¬) 5 R ar-Rau¥ al-mi‘fl®r f¬ ¿abar al-aqfl®r (al-ºimyar¬) 33 ar-RiΩla (Ibn ©ubair) 68 K S Kanz al-aflibb®’ s. K. al-Muqaddim®t SeyâΩatnâme (Evliy® Çeleb¬) 75, 128 K. as-Sul‚k li-ma‘rifat duwal al-mul‚k (al-Maqr¬z¬) 97 n. L Liber ignium ad comburendos hostes (Marcus Græcus?) 98, 99 M Machinæ novæ (Fausto Veranzio) 31, 34 Le machine (Giovanni Branca) 38 al-Ma¿z‚n f¬ ™am¬‘ al-fun‚n (anon., 8./14. Jh.?) 100, 121, 133 al-Maq®m®t (al-ºar¬r¬) 23, 24, 65, 159 al-Maw®‘i˙ wa-l-i‘tib®r bi-‰ikr al-¿iflafl wa-l-®˚®r (alMaqr¬z¬) 71 n., 72 n., 94 n., 102 M¬z®n al-Ωikma (al-ø®zin¬) 3, 4 n., 6, 10 n., 12, 12 n., 13 n., 14 n. al-Mu¿tara‘ fi fun‚n a◊-◊una‘ (al-Mu˙affar Y‚suf b. ‘Umar) 105 K. al-Muqaddim®t oder Kanz al-aflibb®’ (Ibn Ba¿tawaih) 100 Mur‚™ a‰-‰ahab wa-ma‘®din al-™auhar (al-Mas‘‚d¬) 32 n. T–fi Tab◊irat arb®b al-alb®b f¬ kaif¬yat an-na™®t fi l-Ωur‚b (Mur¥® afl-fiars‚s¬) 94, 95, 97 n., 111, 112, 113, 114 Ta’r¬¿ (Ibn øald‚n) 100 n. Ta’r¬¿ Ωukam®’ al-isl®m (al-Baihaq¬) 5 n. Ta’r¬¿ ar-rusul wa-l-mul‚k (afl-fiabar¬) 32 n., 137 n. afl-fiuruq as-san¬ya fi l-®l®t ar-r‚Ω®n¬ya (Taq¬yadd¬n) 28, 37, 41, 42 U Umm al-∫az® (‘Al¬ §∫®) 129 ‘Uy‚n al-anb®’ f¬ flabaq®t al-aflibb®’ (Ibn Ab¬ U◊aibi‘a) 100 al-‘Uy‚n wa-l-Ωad®’iq f¬ a¿b®r al-Ωaq®’iq (anon.) 98 n.