12-01-23_Untersuchung Medebach - Hallenberg
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12-01-23_Untersuchung Medebach - Hallenberg
Der Buslinienverkehr in Medebach und Hallenberg Analyse des Angebots und Handlungsempfehlungen Brilon, Dezember 2011 Gliederung 1 Einleitung 2 Vorgehensweise 3 Der Untersuchungsraum 4 Fahrtzwecke 4.1 Arbeiten 4.2 Ausbildung 4.3 Einkaufen und Besorgungen 4.4 Freizeitgestaltung 5 ÖPNV-Angebot im Untersuchungsraum 5.1 Liniennetz 5.2 Fahrtenangebot 5.2.1 Fahrtenangebot von Montag bis Freitag 5.2.2 Fahrtenangebot am Samstagvormittag 5.2.3 Fahrtenangebot am Samstagnachmittag 5.2.4 Fahrtenangebot NachtBus-Verkehr 5.2.5 Fahrtenangebot an Sonn- und Feiertagen 5.3 Anschlussbeziehungen 5.3.1 Zug-Bus-Anschlüsse 5.3.2 Bus-Bus-Anschlüsse 6 Analyse der Verkehrsbedienung 6.1 Bewertungskriterien 6.2 Ausreichende Verkehrsbedienung gemäß Nahverkehrsplan 6.3 Erschließungsqualität 6.4 Verbindungsqualität 6.4.1 Bedienungshäufigkeit 6.4.2 Umsteigevorgänge 6.4.3 Reisegeschwindigkeit 6.4.4 Bewertung der Verbindungsqualität 6.5 Angebotsqualität 7 Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen 7.1 Bewertung des Angebots im Busverkehr 7.2 Handlungsspielräume 7.3 Anbindung von Braunshausen 7.4 Angebotsausweitung im Schwachverkehr 7.5 Stellungnahme zum AST-Angebot der EWF 7.6 Maßnahmen im Rahmen des Vorhabens mobil4you 7.7 Einsatz von BürgerBussen Seite 2/32 1 Einleitung Auf Initiative des Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Düdinghausen, Herrn Frese, hat die Energie Waldeck-Frankenberg GmbH (EWF)1 der Stadt Medebach im Februar 2011 ein Linienkonzept und eine Kostenschätzung für einen bedarfsgesteuerten Verkehr mit Anrufsammeltaxen (AST) zwischen Medebach und Willingen vorgelegt. Mit der Stadt Hallenberg steht die EWF schon seit längerer Zeit in Kontakt hinsichtlich einer Anbindung an das bestehende AST-Angebot auf hessischer Seite der Landesgrenze. Am 12. Mai 2011 trafen sich in Medebach die Bürgermeister der beiden Städte Herr Grosche und Herr Kronauge sowie Herr Frese aus Düdinghausen mit Herrn Heberling vom Hochsauerlandkreis als Aufgabenträger für den ÖPNV sowie Herrn Greulich von der Busverkehr Ruhr-Sieg GmbH (BRS) und Herrn Möller von der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG), um das Angebot der EWF zu erörtern und die weitere Vorgehensweise festzulegen. In diesem Gespräch wurde vereinbart, dass die RLG eine Gesamtbetrachtung des ÖPNVAngebots unter besonderer Berücksichtigung des Fahrtenangebots zu Schwachlastzeiten am Abend und am Wochenende erstellt und Handlungsempfehlungen erarbeitet. 2 Vorgehensweise Einleitend werden in Kapitel 3 die zentralörtliche Einordung des Untersuchungsraums und die Bevölkerungsstruktur dargestellt. Als Ausgangspunkt für die Betrachtungen zum ÖPNV-Angebot folgt in Kapitel 4 eine Beschreibung der verschiedenen Fahrtzwecke unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im ländlichen Raum. Im nächsten Schritt wird in Kapitel 5 das vorhandene ÖPNV-Angebot in den Städten Medebach und Hallenberg dargestellt, bevor dann in Kapitel 6 eine Bewertung dieses Angebots auf der Grundlage der Nahverkehrspläne des Hochsauerlandkreises und des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV)2 erfolgt. Den Schluss der Untersuchung bilden die Zusammenfassung der Bewertungsergebnisse sowie die Ableitung von Möglichkeiten zur Verbesserung des ÖPNV-Angebots. 1 2 Die EWF ist Aufgabenträgerin für den lokalen ÖPNV einschließlich AST im Kreis Waldeck-Frankenberg. Der NVV ist Aufgabenträger für den überregionalen Busverkehr sowie den SPNV in Nordhessen. Seite 3/32 3 Der Untersuchungsraum Die Städte Medebach und Hallenberg liegen am südöstlichen Rand des Hochsauerlandkreises an der Landesgrenze zu Hessen. Beide Städte befinden sich abseits der großräumigen Entwicklungsachsen. Als Grundzentren decken die Kernorte der beiden Städte jeweils den täglichen Grundbedarf ab. Die nächstgelegenen Mittelzentren sind Winterberg, Brilon, Korbach und Frankenberg. Zusätzlich übernimmt Olsberg mit seinen Schulstandorten mittelzentrale Funktionen für Medebach und Hallenberg. Die nächsten Oberzentren sind Dortmund, Paderborn, Kassel und Marburg. Kartengrundlage: OpenStreetMap Zentralörtliche Einordnung des Untersuchungsraums Darstellung in der Karte: betrachtete Grundzentren Medebach und Hallenberg umliegende Mittelzentren Winterberg, Brilon, Korbach und Frankenberg Oberzentren Dortmund, Paderborn, Kassel und Marburg Seite 4/32 Einwohnerzahlen: Medebach (Kernstadt) Oberschledorn Medelon Düdinghausen Dreislar Deifeld Referinghausen Küstelberg Titmaringhausen Berge 4.703 855 630 447 356 279 252 231 194 136 Medebach gesamt 8.083 (Stand 31.12.2010, nur Hauptwohnsitz, absteigend nach Größe sortiert) Hallenberg (Kernstadt) Hesborn Liesen Braunshausen 2.502 979 729 313 Hallenberg gesamt 4.523 (Stand 31.12.2010, nur Hauptwohnsitz, absteigend nach Größe sortiert) Gemäß Nahverkehrsplan des Hochsauerlandkreises wird eine ausreichende Verkehrsbedienung für alle Siedlungsbereiche mit mehr als 250 Einwohnern und/oder Beschäftigten angestrebt.3 Mit Ausnahme der drei kleinsten Ortsteile von Medebach überschreiten die Einwohnerzahlen in allen Siedlungsbereichen des Untersuchungsraums diesen Wert. Für Küstelberg, dessen Einwohnerzahl nur knapp unterhalb des Grenzwertes liegt, kann angenommen werden, dass der Grenzwert durch Beschäftigte und Gäste noch erreicht bzw. überschritten wird. 3 Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005-2009, Kap. 2.3 auf S. 15 Seite 5/32 4 Fahrtzwecke4 4.1 Arbeiten Die Wege zur Arbeit werden in der Regel montags bis freitags täglich zurückgelegt und gehören damit zu den am häufigsten zurückgelegten Wegen. Der Hinweg findet bei Vollzeitbeschäftigten überwiegend morgens zwischen 06:00 Uhr und 08:30 Uhr statt, der Rückweg überwiegend zwischen 14:30 Uhr und 18:30 Uhr. Für Teilzeitbeschäftigte können Beginn und Ende der Arbeitszeit sehr unterschiedlich aussehen, in Einzelfällen kann eine Person auch zwei oder mehrere Arbeitsverhältnisse in Teilzeit ausüben. In der Tendenz wird ein Großteil der Teilzeitbeschäftigte aber zu mindestens einen Arbeitsweg ebenfalls innerhalb der genannten Zeitintervalle zurücklegen. Die verschiedenen Arbeitsstätten liegen als Fahrtziele verteilt an verschiedensten Standorten sowohl in den Kernstädten als auch in den Ortsteilen, vielfach abgesetzt in Gewerbegebieten am Rand der Siedlungsbereiche. Räumliche Bündelungseffekte treten kaum auf. Arbeitsbeginn und Arbeitsende werden mittlerweile häufig sehr flexibel gehandhabt. Insbesondere im touristischen Bereich und bei Schichtarbeit wie zum Beispiel in Krankenhäusern und großen Industriebetrieben wird auch an Wochenenden und Feiertagen gearbeitet. Gleichzeitig ist der tägliche Arbeitsweg aufgrund seiner Häufigkeit sehr zeitsensibel. Die Bindung an einen Fahrplan, ein Angebot im Stundentakt und damit womöglich längere Wartezeiten werden nur sehr begrenzt akzeptiert. Potentiale im Berufsverkehr können mit dem Busverkehr im ländlichen Raum daher nur sehr schwer erschlossen werden. 4.2 Ausbildung Der Ausbildungsverkehr ist das Rückgrat des ÖPNV im ländlichen Raum. Schülerinnen und Schüler, deren Wohnort nicht in unmittelbarer Nähe zum Schulstandort liegt, sind überwiegend auf die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln angewiesen. Mit einem Anteil von insgesamt rund zwei Dritteln sind Schülerinnen und Schüler bei RLG und BRS die zahlen- und umsatzmäßig stärkste Fahrgastgruppe. Je mehr die Betrachtung in die Fläche geht, desto höher ist der Anteil des Ausbildungsverkehrs und desto geringer ist die Bedeutung des sogenannten Jedermannverkehrs. Einige Bereiche des Verkehrsgebiets werden nur an Schultagen und nur zu den schulrelevanten Zeiten morgens und mittags mit Bussen bedient. Im Betrachtungsraum ist dies zum Beispiel für den Medebacher Ortsteil Berge der Fall. 4 Betrachtet werden hier regelmäßig auftretende Fahrtzwecke, die im Zusammenhang mit der Analyse des ÖPNV-Angebots und der ÖPNV-Nachfrage von Bedeutung sind. Seite 6/32 Fahrplan Linie 562 Medebach – Berge (Stand 29.05.2011) Bei der Gestaltung der Fahrpläne wird im Betrachtungsraum gerade auf die Belange des Schülerverkehrs so weit wie möglich Rücksicht genommen. Natürlich muss dabei das Gebot der Wirtschaftlichkeit beachtet werden. Ein Zielkonflikt kann sich außerdem zum Taktangebot für den sogenannten Jedermannverkehr ergeben. Öffentliche Verkehrsmittel fahren nach Möglichkeit im Taktverkehr. Die über den Tagesverlauf gleichbleibende Abfahrtzeit an der Haltestelle soll für eine gute Merkbarkeit sorgen und so den Zugang zum ÖPNV insbesondere für sporadische Kunden erleichtern. Die Taktlagen des Fahrtenangebots orientieren sich häufig an den Anschlüssen zwischen den Buslinien und zur Schiene. Sie können daher nicht frei an die Anfangs- und Endzeiten der Schulen angepasst werden. Ein Zielkonflikt ergibt sich außerdem aus der Diskrepanz zwischen dem 60-Minuten-Zeitraster des ÖPNV sowie der 45-minütigen Dauer einer „Schulstunde“ und den variierenden Pausenlängen. Wegen der hohen Bedeutung des Schülerverkehrs setzt das vertaktete Fahrtenangebot im Betrachtungsraum häufig erst nach Schulbeginn gegen 08:00 Uhr ein und wird teilweise Seite 7/32 mittags zum Schulschluss zwischen ca. 11:30 Uhr und 14:00 Uhr durch Fahrten außerhalb der Taktlagen unterbrochen. Dieses Verfahren wird seit langem angewandt und ist im Kundenkreis weitgehend bekannt. Der Schwerpunkt des Jedermannverkehrs, für den das Taktangebot vorgesehen ist, liegt am Vormittag und Nachmittag und ist daher von diesen schulbedingten Anpassungen nicht betroffen. Die zunehmende Verlagerung der Schulschlusszeiten in den Nachmittag führt in letzter Zeit vermehrt zu Konflikten zwischen der Forderung nach zeitgerechten Rückfahrtmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler und dem Taktangebot des Busverkehrs. Fahrplan Linie 361 Hallenberg – Medebach (Stand 29.05.2011, Ausschnitt); farblich markiert sind Taktverkehr (blau) und schulorientiertes Angebot (rot). Relevante Schulstandorte für den Betrachtungsraum: • Grundschule Medebach • Grundschule Oberschledorn • Grundschule Hallenberg • Schulzweckverband Medebach – Hallenberg (Verbundschule mit Haupt- und Realschulzweig) • Hauptschule Siedlinghausen (Ganztagshauptschule) • Realschule Olsberg (Realschule mit Ganztagsangebot) • Schulzweckverband Winterberg – Medebach (Gymnasium) • Uplandschule Willingen (Gesamtschule) • Mittelpunktschule Goddelsheim (Grund-, Haupt- und Realschule) • Berufskollegs in Olsberg, Brilon, Korbach und Frankenberg Zu allen hier genannten Schulstandorten gibt es zeitgerechte Hin- und Rückfahrtmöglichkeiten für den ganz überwiegenden Teil der jeweiligen Schülerschaft. Seite 8/32 4.3 Einkaufen und Besorgungen Unter dem Fahrtzweck „Einkaufen und Besorgungen“ werden hier Fahrten zur Beschaffung des täglichen Bedarfs (insbesondere Lebensmittel) und für gelegentliche Einkäufe (z.B. Kleidung) sowie Fahrten zur Erledigung von Bank- und Behördengeschäften zusammengefasst.5 Diese Fahrten finden überwiegend tagsüber zu den Öffnungszeiten der entsprechenden Einrichtungen statt. Für den Betrachtungsraum liegt dieses Zeitfenster montags bis freitags etwa zwischen 08:30 Uhr und 18:30 Uhr – zum Teil unterbrochen von einer Mittagspause – und samstags etwa zwischen 08:30 Uhr und 14:00 Uhr. Der Einkaufs- und Besorgungsverkehr ist damit wie im vorangegangenen Abschnitt bereits angesprochen weitgehend komplementär zum Schülerverkehr. Die Zielorte für den Einkaufs- und Besorgungsverkehr ergeben sich aus der oben dargestellten zentralörtlichen Gliederung. Der kurzfristige tägliche Bedarf wird in den Grundzentren befriedigt, hier die Kernorte Medebach und Hallenberg. Zum Teil ist eine Grundversorgung auch in den Ortsteilen möglich: Düdinghausen: Bäckerei Oberschledorn: Einzelhandelsgeschäft, Friseursalon, Tankstelle, Zweigstelle der Volksbank, SB-Automat der Sparkasse Medelon: Bäckerei mit Grundsortiment an Lebensmitteln Dreislar: Einzelhandelsgeschäft Hesborn: Einzelhandelsgeschäft mit Paketannahme, Friseursalon, Bäckerei, Zweigstelle der Volksbank Liesen: Zweigstelle der Sparkasse Die zeitliche Verteilung der Nachfrage und die räumliche Ausrichtung auf Grund- und Mittelzentren sorgen dafür, dass der ÖPNV eine realistische Alternative für die Abdeckung der Mobilitätsbedürfnisse im Einkaufs- und Besorgungsverkehr sein kann. Dies gilt gerade dann, wenn kein Führerschein vorhanden ist oder ein Pkw nicht oder nur zeitweilig zur Verfügung steht. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gewinnt die medizinische Versorgung zunehmend an Bedeutung. Fahrten zum Arzt, ins Krankenhaus sowie zu RehaEinrichtungen können als weiterer Teilaspekt sicherlich ebenfalls unter den Fahrtzweck „Einkaufen und Besorgungen“ gefasst werden. 5 Manchmal wird zwischen den Fahrtzwecken „Einkaufen“ auf der einen Seite und „Besorgungen“ oder „Erledigungen“ auf der anderen Seite noch weiter unterschieden. Eine solche Detaillierung erscheint für diese Untersuchung aber nicht sinnvoll. Seite 9/32 Abgesehen von Notfällen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit eine schnelle Beförderung erfordern und daher eigentlich grundsätzlich nicht mit dem ÖPNV durchgeführt werden können, finden Fahrten zur medizinischen Versorgung in einem vergleichbaren Zeitfenster statt, wie der übrige Einkaufs- und Besorgungsverkehr. Auch die Fahrtziele gleichen sich. Arztpraxen und Apotheken haben ihre Standorte in den Kernorten Medebach und Hallenberg bzw. in den benachbarten Grund- und Mittelzentren. Die nächstgelegenen Krankenhäuser befinden sich in Winterberg, Korbach, Frankenberg, Olsberg und Brilon. 4.4 Freizeitgestaltung Ein weiterer Anlass für mehr oder weniger regelmäßige Ortsveränderungen ist die Freizeitgestaltung. Als Ausflugs- und Urlaubsregion ist im Betrachtungsraum neben der Freizeitgestaltung der heimischen Bevölkerung auch das Mobilitätsverhalten von Tagesgästen und Urlaubern von großer Bedeutung. Beide Kommunen beteiligen sich an der SauerlandCard, die von den Beherbergungsbetrieben kostenlos an Übernachtungsgäste ausgegeben wird und neben anderen Vergünstigungen die kostenlose Nutzung des ÖPNV einschließlich der lokalen Schienenstrecken ermöglicht. Hierdurch wird eine erhebliche Nachfrage generiert. Wie bei keinem anderen Fahrtzweck ist die Nachfrage im Freizeitverkehr zeitlich und räumlich sehr diffus verteilt. Tagesgäste und Urlauber sind von Montag bis Freitag tagsüber unterwegs, am Abend und am Wochenende kommt die heimische Bevölkerung hinzu. Auswärtige Besucher steuern vor allem Sehenswürdigkeiten, Sport- und Freizeitstätten sowie die Grund- und Mittelzentren an. Beim Freizeitverkehr der einheimischen Bevölkerung tritt nahezu jede mögliche Fahrtrelation auf, zum Beispiel beim Besuch von Freunden und Bekannten. Bündelungseffekte gibt es im Freizeitverkehr gerade bei der einheimischen Bevölkerung nur selten. Stärker nachgefragte Relationen ergeben sich bei Großveranstaltungen wie zum Beispiel Kirmes, Schützenfesten, Sportveranstaltungen oder Konzerten. Während für solche Veranstaltungen häufig Bus-Sonderverkehre eingerichtet werden, lässt sich die Freizeitmobilität der einheimischen Bevölkerung ansonsten nur schwer mit dem ÖPNV abdecken. Urlauber können den ÖPNV im Tagesverkehr hingegen gut nutzen, mit der SauerlandCard steht hier ein attraktives Angebot und eine gute Alternative zum privaten Pkw zur Verfügung. Seite 10/32 5 5.1 ÖPNV-Angebot im Untersuchungsraum Liniennetz Liniennetzplan HSK 2010 (Ausschnitt Südost) mit Einwohnerzahlen; Betrachtungsraum markiert Seite 11/32 Innerhalb des Untersuchungsraumes gibt es keinen direkten Bahnanschluss. Die Zuganschlüsse – insbesondere in Olsberg und Winterberg – können mit den Bussen erreicht werden (siehe Kapitel 5.3.1). Wichtige Buslinien für die Städte Medebach und Hallenberg sind im Tagesverkehr • die SchnellBus-Linie S30 Medebach – Olsberg – Brilon, • die RegioBus-Linien R46 Medebach – Düdinghausen – Willingen, • die RegioBus-Linien R48 Düdinghausen – Küstelberg – Winterberg, • die Regionalbuslinie 356 Hallenberg – Winterberg – Olsberg, • die Regionalbuslinie 361 Medebach – Hallenberg, • die Regionalbuslinie 510 Medebach – Korbach, • die Regionalbuslinie 520 Hallenberg - Frankenberg und • die Regionalbuslinie 530 Medebach – Frankenberg. In Medebach stellt die Linie 562 die innerörtliche Erschließung des Ortsteils Berge her. In Hallenberg wird der Ortsteil Braunshausen mit der Linie 364 erschlossen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag sowie vor bestimmten Feiertagen wird dieses Angebot ergänzt durch • die NachtBus-Linie N7 Medebach – Willingen, • die NachtBus-Linie N8 Hallenberg – Winterberg – Olsberg und • die NachtBus-Linie N9 Medebach – Winterberg. Von Ende April bis Anfang November ergänzt der WanderRufBus am Wochenende mit fünf Linien das Verkehrsangebot zwischen Brilon, Olsberg, Willingen, Medebach und Winterberg. Der WanderRufBus ist ein bedarfsgesteuertes Angebot, er fährt nur nach telefonischer Voranmeldung. Im Betrachtungsraum werden auf der WanderRufBus-Linie WRB 3 samstags zwei und sonntags drei Fahrtenpaare zwischen Medebach und Willingen angeboten. Außerdem ergänzt diese Linie das bestehende Angebot zwischen Dreislar, Medelon und Medebach sowie durch die Medebacher Grafschaft nach Küstelberg und Winterberg am Samstagnachmittag und am Sonntagvormittag. Da der WanderRufBus mit der SauerlandCard genutzt werden kann und ein großer Teil der Fahrgäste Urlauber sind, werden mit diesem Angebot nur sehr geringe Einnahmen erzielt. Die Finanzierung der Fahrten erfolgt überwiegend durch den Bergwanderpark, einem gemeinsamen Projekt der Touristikorganisationen der beteiligten Kommunen. Seite 12/32 5.2 Fahrtenangebot 5.2.1 Fahrtenangebot von Montag bis Freitag Montags bis Freitags werden alle Hauptlinien im Hochsauerlandkreis im Stundentakt bedient. Auf den Verbindungen nach Korbach und Frankenberg besteht ein zweistündliches Fahrtenangebot. Nach Willingen werden jeweils im Stundentakt drei Fahrtenpaare am Vormittag und drei Fahrtenpaare am Nachmittag angeboten. 5.2.2 Fahrtenangebot am Samstagvormittag Am Samstagvormittag besteht nahezu das gleiche Angebot wie in der Woche von Montag bis Freitag. Der Medebacher Ortsteil Berge und der Hallenberger Ortsteil Braunshausen werden am Wochenende nicht mit dem ÖPNV erreicht. Zwischen Hallenberg und Frankenberg gibt es am Samstag zwei Fahrtenpaare. Eine Verbindung nach Willingen wird nur während der Wandersaison mit dem WanderRufBus angeboten. Seite 13/32 5.2.3 Fahrtenangebot am Samstagnachmittag Am Samstagnachmittag verkehrt die Linie 356 zwischen Hallenberg, Winterberg und Olsberg noch bis ca. 17:00 Uhr im Stundentakt mit einem weiteren Fahrtenpaar gegen 19:00 Uhr, danach geht das Angebot über in die NachtBus-Linie N8. Auf den Linien S30, R46/R48 und 361 zwischen Olsberg, Medebach, Hallenberg und Winterberg wird der Stundentakt bis etwa 15:30 Uhr angeboten. Danach gibt es in der Wandersaison noch eine Fahrtmöglichkeit mit dem WanderRufBus. Zwischen Medebach und Korbach besteht ein zweistündliches Angebot. 5.2.4 Fahrtenangebot NachtBus-Verkehr In der Nacht von Samstag auf Sonntag sowie vor einigen Feiertagen sind im Hochsauerlandkreis die NachtBusse unterwegs. Ein Angebot besteht zwischen ca. 18:30 Uhr abends und ca. 04:00 Uhr am nächsten Morgen. Die Linien verkehren etwa zweistündlich, ausgerichtet auf die Ankunftszeiten 20:00 Uhr und 22:00 Uhr an den Zielorten und mit Rückfahrtmöglichkeiten gegen 00:00 Uhr und 02:00 Uhr. Seite 14/32 5.2.5 Fahrtenangebot an Sonn- und Feiertagen An Sonn- und Feiertagen beginnt das Busangebot gegen Mittag. Fahrten werden nicht vertaktet, aber innerhalb des Taktrasters angeboten. Während der Wandersaison gibt es morgens zusätzliche Verbindungen zwischen Medebach und Willingen sowie durch die Medebacher Grafschaft mit Winterberg. Die Ortsteile Medelon, Dreislar, Hesborn und Liesen werden an Sonn- und Feiertagen nicht mit Bussen bedient, nach Frankenberg gibt es an Sonn- und Feiertagen ebenfalls keine Busverbindung. 5.3 Anschlussbeziehungen 5.3.1 Zug-Bus-Anschlüsse Die SchnellBus-Linie S30 verbindet Medebach mit dem Zuganschluss in Olsberg an den Regionalexpress RE17 „Obere Ruhrtalbahn“ in Richtung Arnsberg / Hagen und Warburg / Kassel. Aus Richtung Hallenberg stellt die Linie 356 diesen Anschluss her: • Ankunft S30 aus Medebach und 356 aus Hallenberg zur Minute .21/.24; • Zugkreuz RE17 am Bahnhof Olsberg zur Minute .29/.30; • Abfahrt S30 nach Medebach und 356 nach Hallenberg zur Minute .35. Busanschlüsse an den Regionalexpress RE57 „Dortmund-Sauerland-Express“ in Winterberg gibt es montags bis freitags nur in Einzelfällen. Zum Wochenende wechselt die Taktlage dieser Regionalexpress-Linie und es besteht eine gute Anschlussbeziehung zur Linie 356 von und nach Hallenberg: • Ankunft RE57 aus Dortmund zur Minute .14; • Abfahrt 356 nach Hallenberg zur Minute .21; • Ankunft 356 aus Hallenberg zur Minute .43; • Abfahrt RE57 nach Dortmund zur Minute .46. Seite 15/32 Weitere Zug-Bus-Anschlüsse gibt es für Medebach mit der Buslinie 510 in Korbach an die Regionalbahn R4 von und nach Bad Arolsen und Kassel sowie für Hallenberg mit der Buslinie 520 und für Medebach mit der Buslinie 530 in Frankenberg an die Regionalbahn R42 von und nach Marburg. In Usseln bzw. Willingen haben einzelne Fahrten der Buslinie R46 Anschluss an die Regionalbahn R55 in Richtung Brilon-Wald bzw. Korbach6. 5.3.2 Bus-Bus-Anschlüsse Die RegioBus-Linien R46 und R48 sind in Düdinghausen miteinander verknüpft: • aus Richtung Medebach hat die Linie R46 Anschluss an die Linie R48 in Richtung Medebacher Grafschaft und Winterberg – zahlreiche Fahrten sind umstiegsfrei durchgebunden; • aus Richtung Winterberg und Medebacher Grafschaft hat die Linie R48 Anschluss an die Linie R46 in Richtung Medebach – wiederum sind zahlreiche Fahrten umstiegsfrei durchgebunden. In Küstelberg bestehen Anschlussbeziehungen zwischen den Linien S30 und R48: • zwischen der Linie S30 aus Medebach und der Linie R48 aus der Medebacher Grafschaft bestehen Umsteigemöglichkeiten in Richtung Winterberg (R48) bzw. Olsberg / Brilon (S30); • in Gegenrichtung bestehen Umsteigemöglichkeiten zwischen der Linie S30 aus Richtung Olsberg / Brilon und der Linie R48 aus Richtung Winterberg in Richtung Medebacher Grafschaft (R48) bzw. Medebach (S30). Weitere Linienverknüpfungen mit kurzen Übergängen gibt es in Medebach zwischen den Linien R46 und 361 und in Hallenberg zwischen den Linien 356 und 361. 6 einzelne Züge durchgehend nach/von Kassel Seite 16/32 6 Analyse der Verkehrsbedienung 6.1 Bewertungskriterien Kriterien für die Bewertung eines Verkehrsangebots können den Nahverkehrsplänen entnommen werden, die von den Aufgabenträgern für den ÖPNV aufgestellt werden. Nahverkehrspläne enthalten üblicherweise • eine Bestandsanalyse und Entwicklungsperspektiven für das ÖPNV-Angebot, • Qualitätsstandards für Fahrzeuge und Haltestellen, • Anforderungen an die Gestaltung des Fahrpreistarifs sowie • eine Darstellung zur Finanzierung von Leistungsangebot und Infrastruktur. Für den betrachteten Verkehrsraum ist zunächst einmal der Nahverkehrsplan des Hochsauerlandkreises in seiner aktuellen Fassung maßgeblich.7 Mit Korbach und Frankenberg liegen zwei Mittelzentren allerdings außerhalb des Kreisgebiets des Hochsauerlandkreises im Kreis Waldeck-Frankenberg. Die Buslinien von Medebach und Hallenberg nach Korbach bzw. Frankenberg verlassen schon nach kurzer Fahrstrecke das Kreisgebiet des Hochsauerlandkreises und verlaufen zum ganz überwiegenden Teil im Kreis WaldeckFrankenberg. Die Zuständigkeit für diese Linien liegt beim NVV als Aufgabenträger für den überregionalen Busverkehr. Für die Verbindungen nach Korbach und Frankenberg müssen daher auch die Anforderungen des Nahverkehrsplans des NVV berücksichtigt werden.8 6.2 Ausreichende Verkehrsbedienung gemäß Nahverkehrsplan Im Nahverkehrsplan des Hochsauerlandkreises sind unter anderem die Kriterien für eine ausreichende Verkehrsbedienung festgelegt, und zwar unterteilt nach • der Erschließungsqualität in Form von Zielwerten für die Fußwegeentfernung zur Haltestelle, die in Kapitel 6.3 dargestellt wird, • der Verbindungsqualität mit den Unterkriterien Bedienungshäufigkeit, Umsteigevorgänge und Reisegeschwindigkeit, die in Kapitel 6.4 untersucht werden sowie • der Angebotsqualität als Zusammenspiel verschiedener Betriebsformen im Rahmen des differenzierten Bedienungsmodells9, auf die in Kapitel 6.5 eingegangen wird. Die Anforderungen gelten für Raumeinheiten mit mehr als 250 Einwohnern und Beschäftigten. 7 siehe Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009 Regionaler Nahverkehrsplan NVV Stand 04.08.2010 als nicht endabgestimmte Entwurfsfassung 9 marktorientiertes Angebot verschiedener Produkte für unterschiedliche Verkehrsanforderungen bestehend aus SchnellBus, DirektBus, RegioBus, StadtBus, NachtBus, TaxiBus, AnrufSammelTaxi und BürgerBus 8 Seite 17/32 6.3 Erschließungsqualität Quelle: Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, S. 16 Die Zielwerte für die Fußwegeentfernung zur Haltestelle werden für den betrachteten Verkehrsraum ganz überwiegend eingehalten, die Erschließungsqualität gemäß Nahverkehrsplan ist damit gegeben. In den nachfolgenden Kartenausschnitten sind für die zentralen Haltestellen der verschiedenen Siedlungsbereiche Radiuslinien von ca. 400m eingezeichnet, die die angestrebte Obergrenze des Einzugsbereichs für Haltestellen in zentralen Bereichen bilden. Ein Großteil der Wohnstandorte liegt jeweils bereits innerhalb dieser Radiuslinien bzw. gegebenenfalls innerhalb entsprechender Abstände zu benachbarten Haltestellen. Für Kernrandbereiche und Ortsteile akzeptiert der Nahverkehrsplan weitere Entfernungen bis 600m bzw. 700m. Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Medebach, Kernstadt (Radius ca. 400m für zentrale Haltestelle „Marktplatz“ eingezeichnet) Seite 18/32 Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Küstelberg, Wissinghausen (Radius ca. 400m für zentrale Haltestelle „Küstelberg“ eingezeichnet) Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Medebacher Grafschaft (Radius ca. 400m für zentrale Haltestellen „Deifeld, Dorfplatz“ und „Referinghausen“ eingezeichnet) Seite 19/32 Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Düdinghausen und Oberschledorn (Radius ca. 400m für zentrale Haltestellen „Referinghausen“, „Düdinghausen, Kirche“ und „Oberschledorn, Mitte“ eingezeichnet) Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestelle „Medelon“ (Radius ca. 400m eingezeichnet) Seite 20/32 Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Dreislar (Radius ca. 400m für zentrale Haltestelle „Ortsmitte“ eingezeichnet) Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Hallenberg (Radius ca. 400m für zentrale Haltestelle „Heinrich-Hugo-Platz“ eingezeichnet) Seite 21/32 Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Hesborn und Liesen (Radius ca. 400m für zentrale Haltestellen „Hesborn, Ortsmitte“ und „Liesen, Ortsmitte“ eingezeichnet) Kartengrundlage: www.efa.de / OpenStreetMap.org Haltestellen Braunshausen (Radius ca. 400m für zentrale Haltestelle „Dreschplatz“ eingezeichnet) Seite 22/32 6.4 Verbindungsqualität Die Zielwerte für die Verbindungsqualität ergeben sich aus der folgenden Tabelle: Quelle: Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, S. 18 Für den Betrachtungsraum sind bei den lokalen Verbindungen die Zielwerte bezogen auf zentrale Bereiche < 15.000 Einwohner zu beachten. Die heute tatsächlich erreichten Werte für die Unterkriterien • Bedienungshäufigkeit, • Umsteigehäufigkeit und • Geschwindigkeit sind in den nachfolgenden Tabellen dargestellt. Seite 23/32 6.4.1 Bedienungshäufigkeit Doppelte Zeitangaben: erste Zeit für Zielort (erste Spalte), zweite Zeit für betrachtete Stadt (Medebach oder Hallenberg); Vor 08:00 Uhr und mittags zwischen 11:00 und 14:00 Uhr Fahrtenangebot z.T. außerhalb Taktgefüge. Seite 24/32 6.4.2 Umsteigevorgänge Weitere Fahrtalternativen mit zwei bis drei Umstiegen sind möglich. Seite 25/32 6.4.3 Reisegeschwindigkeit Angaben für Küstelberg: Fahrtalternative S30 über Schlossberg oder R46/R48 durch die Medebacher Grafschaft. Seite 26/32 6.4.4 Bewertung der Verbindungsqualität Bei der Verbindungsqualität werden die Zielwerte des Nahverkehrsplans des Hochsauerlandkreises für die Umsteigehäufigkeit und für die Reisegeschwindigkeit im Betrachtungsraum auf allen einschlägigen Relationen eingehalten: • Die meisten Verbindungen sind umsteigefreie, keine Verbindung benötigt mehr als einen Umstieg. • Die Reisegeschwindigkeit liegt für alle Verbindungen höher als die Mindestvorgabe. Die Zielwerte des Nahverkehrsplans des Hochsauerlandkreises für die Bedienungshäufigkeit werden im Haupt- und Normalverkehr montags bis freitags und am Samstagvormittag für die meisten Verbindungen innerhalb des Kreisgebiets eingehalten. Lediglich für den Hallenberger Ortsteil Braunshausen wird kein Stundentakt angeboten, und das Fahrtangebot endet dort bereits kurz vor 16:00 Uhr. Die kreisgrenzenüberschreitenden regionalen Verbindungen nach Korbach und Frankenberg werden abweichend von den Zielwerten des Nahverkehrsplans des Hochsauerlandkreises nicht im Stundentakt sondern lediglich zweistündig bedient. Allerdings unterliegen diese Verkehre wie oben erwähnt den Vorgaben des Nahverkehrsplans des NVV. Dieser sieht für die Bedienungshäufigkeit im ländlichen Raum ein zweistündiges Angebot montags bis freitags zwischen 06:00 und 19:00 Uhr und samstags zwischen 08:00 und 19:00 Uhr als Mindeststandard vor. Diesen Vorgaben entspricht das Angebot auf den Linien 510, 520 und 530 im Haupt- und Normalverkehr. Im Schwachverkehr montags bis freitags zwischen 19:00 und 23:00 Uhr sowie am Samstagnachmittag und an Sonn- und Feiertagen werden die Zielwerte des Nahverkehrsplans des Hochsauerlandkreises für die Bedienungshäufigkeit nicht ganz erreicht: • Montags bis freitags enden die letzten Fahrten im Betrachtungsraum bis gegen 21:00 Uhr. Zwischen 21:00 und 23:00 Uhr werden keine Busverbindungen mehr angeboten. • Am Samstagnachmittag enden die letzten Fahrten auf vielen Relationen bis gegen15:30 Uhr, bevor am Abend ab etwa 18:30 Uhr der Nachtbusverkehr beginnt. Die Bedienlücke ist in vielen Fällen größer 120 Minuten. Während der Wandersaison bestehen allerdings Fahrtmöglichkeiten mit dem WanderRufBus. • Sonntags wird häufig kein regelmäßiger Taktverkehr angeboten. Die Abfahrtzeiten der Linien S30 und R46/R48 liegen zwar im Taktraster, die Abstände der Fahrten variieren aber zwischen einer Stunde, zwei Stunden und drei Stunden. 6.5 Angebotsqualität Das differenzierte Bedienungsmodell wurde im Hochsauerlandkreis ab Herbst 1998 eingeführt und ist mittlerweile Standard im gesamten Kreisgebiet. Damit und durch weitere Anstrengungen von RLG und BRS, einen qualitativ hochwertigen und kundengerechten ÖPNV anzubieten, wird im Betrachtungsraum eine vergleichsweise hohe Angebotsqualität erreicht. Seite 27/32 7 Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen 7.1 Bewertung des Angebots im Busverkehr Im Haupt- und Normalverkehr montags bis freitags und am Samstagvormittag werden die Zielwerte des Nahverkehrsplans des Hochsauerlandkreises ganz überwiegend eingehalten und es besteht ein für den ländlichen Raum vergleichsweise gutes Grundangebot. Morgens vor Schulbeginn und mittags nach Schulende wird auf die Belange des Ausbildungsverkehrs nach Möglichkeit Rücksicht genommen, grundsätzlich gibt es aber ein weitgehend vertaktetes Fahrtenangebot, das gut für den Einkaufs- und Besorgungsverkehr genutzt werden kann und attraktive Ausflugsmöglichkeiten für Gäste in der Urlaubsregion bietet. Fahrten im Berufsverkehr sind ebenfalls möglich, aus den in Kapitel 4.1 genannten Gründen lassen sich Potentiale hier aber nur sehr schwer erschließen. Bedienlücken gibt es im Betrachtungsraum montags bis freitags am späteren Abend sowie am Samstagnachmittag und am Sonntagmorgen. Abgesehen von einzelnen Fahrten im Berufsverkehr (Schichtarbeit) findet zu diesen Zeiten ganz überwiegend Freizeitverkehr statt. Wie in Kapitel 4.4 dargestellt ist dieser Verkehr räumlich sehr diffus verteilt, Bündelungseffekte treten kaum auf. Während der Wandersaison wurden die Bedienlücken für einige Relationen am Wochenende mit den Fahrtenangeboten des WanderRufBusses zu mindestens teilweise geschlossen. 7.2 Handlungsspielräume Gemäß Nahverkehrsplan des Hochsauerlandkreises soll das erreichte Niveau des ÖPNV erhalten und ausgebaut werden.10 Gleichzeitig steht der ÖPNV aber auch unter der Vorgabe der sparsamen und effizienten Mittelverwendung.11 Eine Aufwandsmehrung ist nicht vorgesehen. Stattdessen geht es darum, die erreichte Angebotsqualität nach Möglichkeit zu erhalten und den Finanzierungsbedarf stabil zu halten.12 Verbesserungen im ÖPNV sind nur dann möglich, wenn sie kostenneutral umgesetzt werden können.13 Die Finanzierung von Mehrleistungen kann neben den Erträgen aus Fahrgeldeinnahmen aus Beiträgen der Kommunen am Linienweg erfolgen oder durch Beiträge Dritter.14 Handlungsspielräume sind aber auch hier kaum gegeben. Möglich ist die Einbringung bürgerschaftlichen, ehrenamtlichen Engagements. Auf diese Alternative wird nachfolgend in Kapitel 7.3 zur Anbindung von Braunshausen und in Kapitel 7.7 zum BürgerBus eingegangen. 10 Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, Kap. 2.1.1 auf S. 9 Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, Kap. 2.1.4 auf S. 11 12 Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, Kap. 5.1 auf S. 39 13 Nahverkehrsplan Hochsauerlandkreis 2005 – 2009, Kap. 7 auf S. 82 14 Ein Beispiel ist der vom Bergwanderpark mitfinanzierte WanderRufBus. Ebenso werden die NachtBusLinien von den Kommunen am Linienweg mitfinanziert. 11 Seite 28/32 7.3 Anbindung von Braunshausen Bis Ende der 90er-Jahre wurden auf der Linie 364 zwischen Hallenberg und Braunshausen montags bis freitags sechs Fahrtenpaare sowie vier weitere Fahrten nur an Schultagen und samstags zwei Fahrtenpaare angeboten. Zum Fahrplanwechsel im Oktober 1998 wurde für die meisten Fahrten eine telefonische Voranmeldung eingeführt („bedarfsgesteuertes Angebot“). Ab Mai 2000 wurde das Fahrtenangebot für den Schülerverkehr umorganisiert. Außerdem entfielen mangels entsprechender Nachfrage die letzte Fahrt montags bis freitags gegen 18:00 Uhr und die beiden Fahrten am Samstag. Auf die telefonische Voranmeldung von Fahrtwünschen wurde ab diesem Zeitpunkt wieder verzichtet. Bis auf kleinere Anpassungen insbesondere für den Schülerverkehr wurde das Angebot seitdem im Wesentlichen unverändert beibehalten. Die Angebotsreduzierungen auf der Linie 364 vor etwa 11 Jahren waren durch Fahrgastrückgänge begründet. Die Einführung eines bedarfsgesteuerten Angebots, mit dem Fahrtmöglichkeiten beibehalten werden können, aber Kosten nur bei tatsächlicher Nachfrage entstehen, wurde damals bereits versucht. Ein erneuter Vorstoß in diese Richtung erscheint wenig erfolgsversprechend: das heutige Fahrtenangebot ist weitgehend auf die Schülerbeförderung zu und von den Schulstandorten in Hallenberg, Medebach und Winterberg ausgerichtet und wird entsprechend regelmäßig nachgefragt. Die Fahrten, die nicht überwiegend der Schülerbeförderung dienen, sind Füllleistungen, bei deren Entfall kaum Einsparungen erzielt werden können. Ein moderates Fahrgastpotential könnte im Freizeitverkehr bei Gästen der in Braunshausen ansässigen Beherbergungsbetriebe erschlossen werden. Aufgrund der SauerlandCard wären hier aber keine zusätzlichen Fahrgeldeinnahmen zu erwarten. Für eine Erschließung weiterer nennenswerter Potentiale in der örtlichen Bevölkerung mit dem ÖPNV wird derzeit keine Perspektive gesehen. Als kostengünstige Alternative wäre zu prüfen, in welcher Form die Anbindung von Braunshausen unter Einbeziehung ehrenamtlichen Engagements verbessert werden könnte. Es gibt bereits eine Initiative „Braunshausen aktiv“, die neben anderen Aktivitäten Mitfahrmöglichkeiten für ältere Bürger koordiniert. Im Rahmen des Projektes „Stadt- und Dorfentwicklungsplanung Medebach – Hallenberg“ wurde diese Initiative in der ThemenWerkstatt „Infrastruktur, Mobilität, Umwelt, Energie“ am 05.12.2011 in Hesborn vorgestellt. Diese Initiative zeigt, dass es offenbar eine Nachfrage nach Mobilität gibt, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, die heute nicht durch das bestehende ÖPNV-Angebot abgedeckt wird. Allerdings gibt es offene Verfahrensfragen und versicherungsrechtliche Bedenken. Der Ansatz von „Braunshausen aktiv“ lässt sich vielleicht nutzen, um eine Verkehrsform basierend auf ehrenamtlichem Engagement aber unterhalb des Aufwands für einen BürgerBus (siehe Kapitel 7.7) einzuführen. Neben den angesprochenen Fragen des Versicherungsschutzes wären unter anderem zu klären • die Frage der rechtlichen Einordnung dieser Verkehrsform sowie ggf. einer Konzessionierung, • der Ablauf von Fahrtwunschanmeldung und die Koordination der Mitnahme sowie ggf. eine EDV-Unterstützung und Automatisierung dieser Vorgänge, Seite 29/32 • die Ausstattungs- und Sicherheitsanforderungen an die eingesetzten Fahrzeuge, • der Fahrpreistarif und die Vergütung für die mitnehmenden Fahrerinnen und Fahrer, • die Integration des Angebots in die bestehende Fahrgastinformation (Printmedien, Internet, Service-Hotline). Eine verbesserte Erschließung von Braunshausen nach diesem Ansatz könnte sich sehr gut als Modell für vergleichbare Situationen an anderen Orten im ländlichen Raum eignen. 7.4 Angebotsausweitung im Schwachverkehr Die Fahrgastnachfrage auf den heute angebotenen letzten Fahrten am Abend bis etwa 20:30 Uhr sowie am Samstagnachmittag ist sehr gering. Eine Ausweitung des Fahrtenangebots zu diesen Zeiten erscheint daher zunächst nicht sinnvoll. Kunden sehen die letzten Fahrtmöglichkeiten aber vielleicht als Rückfallebene und nutzen zur Sicherheit die vorletzte Fahrt. Eine Ausweitung des Betriebszeitfensters könnte daher gegebenenfalls auch für spätere Fahrten zu einer Nachfrage führen. Allerdings entstünden erhebliche Mehrkosten, bevor nennenswerte Neupotentiale erschlossen werden könnten. Ohne zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit sollte es das Ziel sein, die heutigen Fahrten in den Schwachlastzeiten trotz niedriger Nachfrage zu erhalten. 7.5 Stellungnahme zum AST-Angebot der EWF Das in der Einleitung angesprochene Angebot der EWF an die Stadt Medebach zur Ausweitung des AST-Verkehrs bezieht sich auf die Relation Willingen – Medebach. Es sieht für das Zeitfenster 05:30 Uhr bis 01:30 Uhr (Folgetag) bedarfsgesteuerte Fahrten im Stundentakt vor unter Vermeidung einer Parallelbedienung zu bestehenden Linienverkehren. Dieses Angebot wurde von der RLG kalkulatorisch nachvollzogen. Unter den von EWF getroffenen Annahmen erscheint der von EWF genannte Ausgleichsbedarf realistisch. Allerdings hängen die Kosten eines bedarfsgesteuerten Angebots in hohem Maße von der tatsächlichen Nachfrage und damit vom Abrufgrad der angebotenen Fahrten ab. Ein zeitlich ergänzendes AST-Angebot auf der Relation Willingen – Medebach würde dem heute bestehenden Regelangebot mit den Linien R46 und N7 voraussichtlich nicht schaden. Mögliche Verkehrsverlagerungen vom heutigen Linienverkehr auf das neue AST-Angebot würden durch einen Anstieg der Gesamtnachfrage wahrscheinlich mindestens ausgeglichen. Das Angebot der EWF betrifft aber eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung, in Medebach würden lediglich zwei von acht Ortsteilen bedient. Außerdem entstünden in jedem Fall ungedeckte Zusatzkosten. Aufgrund der in Kapitel 7.2 geschilderten finanziellen Rahmenbedingungen und vor dem Hintergrund der Aussagen zum Schwachlastverkehr in Kapitel 7.4 erscheint die Einführung eines zusätzlichen AST-Verkehrs gemäß Angebot der EWF zur Zeit nicht sinnvoll. EWF hat auch die Ausweitung der AST-Verkehre nach Hallenberg vorgeschlagen. Allerdings sind hierfür keine Linienwege und Fahrzeiten bekannt. Unter der Annahme, dass Seite 30/32 die Randbedingungen denen des Angebots für Medebach entsprechen, erscheint es auch hier nicht sinnvoll, diese punktuelle Angebotsausweitung insbesondere zu Schwachlastzeiten weiter zu verfolgen. 7.6 Maßnahmen im Rahmen des Vorhabens mobil4you Im Rahmen des Projektes mobil4you wurden Ansätze entwickelt, mit denen der Busverkehr in der Fläche auf Dauer gesichert und als echte Alternative ausgebaut werden soll. Der Teufelskreis aus sinkenden Fahrgastzahlen, einer Reduzierung des Angebots und dann in der Folge weiter sinkender Nachfrage soll durchbrochen werden. Auf der Grundlage eines zeitlich umfassenden und verlässlichen Fahrtenangebots sollen mit innovativen Verkehrskonzepten, neuen Kommunikationsansätzen und attraktiven Tarifangeboten Stammkunden gehalten und neue Kundenpotentiale erschlossen werden. Mobil4you ist ein Projekt des Hochsauerlandkreises und des Kreises Soest in Zusammenarbeit mit der RLG (Projektleitung) und der BRS. Begleitet wird das Projekt von der Planungsgesellschaft Verkehr Köln, Hoppe & Co. GmbH. Die Stadt Medebach gehört zu einem der fünf Referenzräume des Projektes, in denen Maßnahmen eingeführt und erprobt werden sollen. Für Medebach sind die folgenden Bausteine vorgesehen: • Verbesserung der Fahrgastinformation; • Einführung von MobilitätsPaten, die Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechpartner und Kontaktperson Fragen zum ÖPNV beantworten können und so den Zugang zum ÖPNV erleichtern. Gleichzeitig können sie den Verkehrsunternehmen ein Feedback aus der Bevölkerung geben; • Verdichtung der örtlichen Erschließung in der Kernstadt durch ein Ortsbussystem (Arbeitstitel „MedeBus“ – Finanzierung noch offen). Die Umsetzung des Vorhabens soll ab 2012 beginnen. Eine Übertragung einzelner Bausteine auf das Gebiet der Stadt Hallenberg ist bei entsprechender Finanzierung vorstellbar und möglich. 7.7 Einsatz von BürgerBussen BürgerBusse sind Kleinbusse, die von einem BürgerBus-Verein betrieben und von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern gefahren werden. Der BürgerBus-Verein wird in organisatorischen, betrieblichen, rechtlichen und versicherungstechnischen Belangen von einem örtlichen Verkehrsunternehmen unterstützt und beraten. BürgerBus-Verkehre sind im Hochsauerlandkreis mittlerweile recht weit verbreitet.15 Grundvoraussetzung für die Einrichtung eines BürgerBus-Verkehrs ist bürgerschaftliches Engagement und die Bereitschaft von ausreichend Bürgerinnen und Bürgern, sich als 15 BürgerBus-Angebote gibt es in Sundern (zwei Linien), Eslohe, Schmallenberg, Meschede, Bestwig, Brilon und Marsberg. Seite 31/32 ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung zu stellen. Je nach Angebotsumfang sollten mindestens etwa 20 Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung stehen. Die Gründung eines BürgerBus-Vereins kann von Politik, Verwaltung und Verkehrsunternehmen gefördert und unterstützt werden, die Initiative muss aber letztlich aus der Bevölkerung kommen. BürgerBusse haben den Auftrag, das Angebot im Buslinienverkehr zu ergänzen. Sie sollen vor allem Bereiche anbinden, die mit regulären Bussen fahrtechnisch oder aus wirtschaftlichen Gründen nicht erreicht werden können. In den meisten Fällen sind BürgerBusse montags bis freitags tagsüber für etwa vier bis acht Stunden im Einsatz, manchmal variiert das Angebot auch an einzelnen Wochentagen. Für eine Angebotsausweitung im Schwachlastverkehr abends und am Wochenende sind BürgerBus-Systeme in der Regel nicht geeignet, da kaum Bereitschaft der ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer für einen Einsatz zu diesen Zeiten vorhanden sein dürfte. Für BürgerBusse ist außerdem die begrenzte Beförderungskapazität der Fahrzeuge zu berücksichtigen (maximal acht Sitzplätze). Ein BürgerBus-Angebot könnte im Kernbereich von Medebach zusätzlich zum heutigen Linienangebot eine Feinerschließung der Siedlungsbereiche übernehmen (siehe Kapitel 7.6, „MedeBus“). In Ergänzung könnte gegebenenfalls die Anbindung des Medebacher Ortsteils Berge durch diesen BürgerBus erfolgen. Datei: „12-01-23_Untersuchung Medebach – Hallenberg.pdf“ Seite 32/32