TECHNISCHE BERUFSAUSBILDUNG
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TECHNISCHE BERUFSAUSBILDUNG
TECHNISCHE BERUFSAUSBILDUNG GRUNDLAGEN MECHANIK Fertigungsverfahren BLECHBEARBEITUNG Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 1 von 41 Impressum Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH, 82178 Puchheim Grundlagen Mechanik, Fertigungsverfahren Blechbearbeitung In Zusammenarbeit mit kik AG, bildungswerkstatt, CH-5430 Wettingen Version 01 / 2013 Version 01, 2013 Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 2 von 41 VERFAHRENSTECHNIK Blechbearbeitung Vorwort Die Blechbearbeitung ist die entscheidende und zentrale Fertigungstechnik, die der (die) als IndustierIsolierer/in tätige Fachmann (-frau) perfekt beherrschen muss, um in diesem Beruf zu bestehen. Lernziele Durch diese Ausbildungseinheit soll sich der Auszubildende die erforderlichen Grundlagen der Blechbearbeitung aneignen. Metallurgie Grundlagen (separates Lehrmittel) o Werkstoffe o Blechherstellung Mechanische Grundlagen (separatee Lehrmittel) Detaillierte Kenntnis der Blechbearbeitung für den Isolierer o Messen o Anfertigen von Skizzen o Anreißen und Abwinkeln o Zuschneiden o Blechscheren (Handblechscheren, Elektrohandblechscheren, Kreisblechscheren, Hebelscheren, Tafelscheren) o Kanten o Runden o Bördeln o Sicken o Falzen o Schweifen o Durchsetzen o Schrauben o Nieten Arbeitstechnik o Arbeitsvorbereitung (selbständiges Bereitstellen von Werkzeugen, Werkstücken, Hilfsmitteln, Mess- und Prüfzeugen und Zeichnungen) o Arbeitsplatz einrichten o Messen und Prüfen o Herstellen von Werkstücken nach Zeichnung in vorgegebener Zeit o Arbeitssicherheitsvorgaben einhalten o Aufräumen, Werkzeug- und Maschinenpflege o Selbstkontrolle o Fremdkontrolle o Arbeitsübersicht (Logbuch) Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 3 von 41 Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 4 von 41 VERFAHRENSTECHNIKEN FÜR ISOLIERER Zur Herstellung fertiger Gebrauchsgegenstände und von Gewerken im Bauwesen aus Blech sind Trennungs-, Formänderungs-, Verbindungs- und Vervollkommnungsarbeiten erforderlich. Trennungsarbeiten bei der Blechbearbeitung Hierher gehören das Schneiden mittels Scheren zur Herstellung gerader und kurvenförmiger Schnitte, das Aushauen runder Löcher oder beliebig geformter Ausschnitte mit dem Aushauer, das Lochen und Durchstoßen mit dem Durchschlag und dem Lochstempel der Lochstanzen zur Erzeugung von Niet- und Schraubenlöchern und zur Herstellung von Siebböden und Zierblechen. Das Sägen findet zur Erzeugung tiefer, seiner Einschnitte Anwendung, das Hobeln zur Bearbeitung von Blechkanten, das Bohren zur Erzeugung von Niet- und Schraubenlöchern. Formänderungsarbeiten in drei Gruppen Eine Gruppe bilden das Biegen von Kanten und Rundungen, das Richten oder Geradestrecken von Blechen, das Sicken zur Herstellung halbrunder, rinnenförmiger Vertiefungen, das Bördeln zur Herstellung eines Hohlrandes an Blechgefäßen, das Falzen zum Zwecke der Verbindung von Blechen, wobei die umgebogenen und zusammengedrückten Blechränder ineinander greifen. Eine zweite Gruppe umfasst das Drücken zur Herstellung von Gefäßen, das Treiben mit dem Hammer oder mit Punzen zur Erzeugung von Blechgefäßen und Schmuckgegenständen und zur Darstellung erhabener Figuren (getriebener Arbeiten). Daneben steht eine dritte Gruppe mit Pressen, Stanzen, Ziehen und Prägen, die ein besonderes Gebiet für sich bilden und die in ihrer Wirkung ineinander übergehen. Es kommt bei ihnen darauf an, dass ein Stempel durch Druck- oder Schlagwirkung gegen ein über einer Matrize liegendes Blech gepreßt wird. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 5 von 41 Verbindungsarbeiten Das Falzen findet Anwendung bei Herstellung von Gefäßen, Ofenröhren und Dachdeckungen aus dünnem Blech, das Löten (Weich- und Hartlöten) zur Herstellung dichter Verbindungen, das Schweißen besonders zur Herstellung von Röhren. Das Nieten ist die häufigste Verbindungsarbeit und kommt bei Blechen jeder Stärke zur Ausführung. Oft findet zur Erzeugung fester und dichter Verbindungen Löten und Falzen (wasserdichte Gefäße) oder Löten und Nieten (Dampfrohre) statt. Andererseits werden bereits in vielen technischen Bereichen Werkstoffe durch Kleben mit speziell auf die Werkstoffe abgestimmten Klebstoffen mit einander verbunden, so auch bei den Blechen. Und auch dabei treten die verschiedenen Techniken in Kombination auf. Vervollkommnungsarbeiten Diese haben den Zweck, den Blechwaren ein gutes Aussehen zu geben oder sie gegen Rost zu schützen, oder sie bezwecken beides zugleich. Hierher gehören das Polieren mit Polierpulver oder dem Polierstahl und das Glätten, Abschlichten und Ausschlichten mit dem Polier- oder Ausschlichthammer bei getriebenen Gegenständen. Aber auch das Überziehen mit Oxydschichten bei der Herstellung von Glanzblechen und das Brünieren gehören dazu; ferner das Überziehen mit Glasflüssen (Emaillieren) bei Koch- und Küchengeschirren und die Herstellung von Metallüberzügen. Diese werden auf mechanischem Wege hergestellt beim Verzinnen (s. Weißblechfabrikation), Verzinken (galvanisiertes Eisen) und Verbleien, auf mechanischem oder galvanischem Wege beim Verkupfern, Vernickeln, Versilbern, Vergolden. Das Plattieren findet besonders bei Kupferblech mit Gold, Silber und Platin, bei Eisenblech mit Kupfer und Silber statt. Im Folgenden wird die Blechbearbeitung vor allem unter den Berufsaspekt und aus dem Blickwinkel des Industrie-Isolierers betrachtet. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 6 von 41 DURCHDRINGUNGS- UND ABWICKLUNGSLEHRE Da die im Ausbildungsprogramm aufgeführten Blechkörper verschiedenartigste Formen annehmen und meist aus ebenen Flächen zusammengesetzt sind, ist es zu ihrer Fertigung notwendig, sie in die Ebene zurückzuführen d.h. sie abzuwickeln. Das Herstellen einer Abwicklung setzt deshalb neben gutem räumlichem Vorstellungsvermögen auch die Kenntnis der Durchdringungslehre und die Abwicklungsverfahren voraus. Durchdringungslehre Von einer Durchdringung spricht man, wenn sich zwei geometrische Körper durchdringen, d.h. wenn ein Teilkörper einer Gesamtkonstruktion von einem anderen abzweigt oder in einen anderen Teilkörper einmündet. Stoßen z.B. schräggeschnittene Zylinder aneinander, wie das bei einem Rohrbogen der Fall ist, so entstehen sogenannte Gehrungsschnitte. Es ist deshalb notwendig, dass die Konstruktion von Durchdringungskurven oder Gehrungsschnitten der Abwicklung vorausgehen. Es gibt verschiedene Verfahren zur Ermittlung dieser Kurven und auch zur Bestimmung der Abwicklungen. Die wichtigsten Abwicklungsverfahren sind: Mantellinienverfahren Dreiecksverfahren Kugelschnittverfahren. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 7 von 41 Das Mantellinienverfahren Der Industrieisolierer hat es vornehmlich mit zylindrischen Körpern zu tun. Um diese Körperform in die Ebene zu bringen und abzuwickeln, ist es zweckmäßig das Mantellinienverfahren anzuwenden. Zunächst sollte man sich von dem Grundsatz leiten lassen, nur das aufzureißen, was unbedingt zum Erreichen einer Abwicklung erforderlich ist. Der abzuwickelnde Körper soll nach Möglichkeit nur in einer Ansicht aufgerissen werden. Anwendung Rohrbogen. Bei einem geraden Rohrabzweig reicht schon die Hälfte einer Ansicht. Es wird zunächst die geeignete Ansicht oder Teilansicht festgelegt. Nach dem Schlagen von Halboder Viertelkreisen in einer dieser Ansichten werden diese in entsprechende Teile eingeteilt (Zwölferteilung). So ist es möglich, die Mantellinien in den Körper einzuzeichnen, die zum Erreichen der Durchdringungskurve oder der Gehrungsschnitte führen. Zur Ermittlung der Abwicklung legt man zunächst die Flächengröße und den Umfang des Zylindermantels fest. Auf einer Geraden sind nach der Zwölfereinteilung die Mantellinien einzuzeichnen. Jetzt können die wahren Längen aus der Ansicht in die Abwicklung zum Erreichen der Schnittpunkte abgetragen werden. Das Dreiecksverfahren Das Verfahren wird vornehmlich bei Abwicklungen solcher Blechkörper angewendet, deren Form sich nicht ohne weiteres auf einfache geometrische Grundkörper zurückführen lässt, also bei sogenannten Übergangskörpern. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 8 von 41 Man zerlegt die Mantelfläche in Dreiecke und reiht diese bei der Konstruktion der Abwicklung aneinander. Die Länge der Dreiecksseiten ist der Draufsicht zu entnehmen. Soweit sie Mantellinien sind, muss man ihre wahre Länge jedoch erst ermitteln. Die wahren Längen werden in die Vorderansicht eingetragen oder daneben aufgerissen. Bei unregelmäßigen Übergangskörpern muss die ganze Mantelfläche im Dreiecksverfahren abgewickelt werden. Sind die Übergangskörper symmetrisch, wiederholen sich die Teile der Abwicklung spiegelbildlich. Anwendung: Zunächst werden die äußeren Umrisse der Drauf- und Vorderansicht festgelegt. Nach der Zwölfereinteilung des Kreises in der Draufsicht verbinden wir die Eckpunkte A mit den ermittelten Punkten 0 bis 3. So erhalten wir die Mantellinien des Übungsstückes, welche nicht in ihren wahren Längen erscheinen. Um die wahren Längen zu ermitteln, wird ein Dreieck mit der Höhe des Übungsstückes gezeichnet. Auf der Grundlinie werden vom rechten Winkel aus die einzelnen Abstände Al, A3, B3 und CO aus der Draufsicht abgetragen. Für die Abwicklung ist die Grundlinie A B A zu zeichnen. In B ist die Senkrechte zu errichten und die wahre Länge B3 abzutragen, A mit 3 verbinden und man erhält die Mantellinie A3. Dann wird mit 3-2 aus der Draufsicht um 3 nach links und rechts ein Kreisbogen geschlagen, die wahre Länge A2 abgenommen und damit um A der Gegenkreis geschlagen. Man erhält Punkt 2. Mit den Punkten 2 und A wird ebenso verfahren. Abschließend wird links und rechts das Dreieck A C 0 konstruiert: mit der Strecke A C aus der Draufsicht um A in Richtung C einen Kreisbogen geschlagen, die wahre Länge C 0 übernommen und um 0 in Richtung C der Gegenkreis geschlagen. Die Verbindung von A mit C und C mit 0 ergibt das Dreieck. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 9 von 41 Kugelschnittverfahren Es ist das einfachste Verfahren zum Festlegen einer Durchdringungskurve. Es hat den Vorteil, dass nur die Vorderansicht benötigt wird. Es lässt sich anwenden bei Durchdringungen von Zylinder mit Zylinder, wovon in diesem Ausbildungsprogramm kein Gebrauch gemacht wird. Das Kugelschnittverfahren sollte auf jeden Fall bei Durchdringungen Zylinder mit Kegel und Kegel mit Kegel angewandt werden. Folgende Voraussetzungen müssen gegeben sein: Die Körper, die sie durchdringen, müssen Rotationskörper (Rundkörper) sein. Die Rotationsachsen der Körper müssen sich geradlinig schneiden, nicht nur kreuzen. Die Rotationsachsen der Körper müssen parallel zur Zeichenebene verlaufen. Anwendung: Zum Beispiel bei der Durchbringung zweier Kegel mit sich schneidenden Achsen. Um den Schnittpunkt S beider Achsen werden beliebige Radien (Kugelschnitte) durch den Körper gelegt. Dort, wo die Kreise die Schräge des Kegels schneiden, zeichnen wir waagerechte Linien. In den Schnittpunkten der Kreise mit dem abzweigenden Kegel zeichnen wir ebenfalls Linien, diese jedoch parallel zur Abschlusskante des abzweigenden Kegels. Wo sich diese waagerechten und schrägen Linien schneiden, liegen die Punkte der Durchdringungskurve. Das Verfahren wird mit einer beliebigen Anzahl von weiteren Radien (Kugelschnitten) wiederholt. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 10 von 41 BLECHBEARBEITUNG Messzeug Ummantelung Wer mit Isolierung zu tun hat, muss die Blechbearbeitung beherrschen, denn praktisch alle Isolierungen erhalten einen Oberflächenschutz, meist einen Blechmantel. Seine Aufgabe besteht darin, die Dämmschicht zusammenzuhalten, sie vor mechanischen Einwirkungen und chemischen Einflüssen zu schützen und das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Das Herstellen eines Blechmantels erfordert vielseitige Kenntnisse in den einzelnen Arbeitstechniken der Blechbearbeitung. Die wichtigsten Techniken sollen hier erläutert werden. Gliedmaßstab Messen: Gliedmaßstab Da dem Isolierer zur Anfertigung von Blechummantelungen in den wenigsten Fällen Zeichnungen, Skizzen, Modelle oder Schablonen zur Verfügung stehen, muss er sich nach den selbst ermittelten Maßen der zu isolierenden Objekte Skizzen anfertigen. Häufig kommt es vor, dass die zu isolierenden Rohrleitungen oder der Behälter in einem vorgegebenen Isometrieblatt eingezeichnet werden müssen. Bandmaß, Rollmeter Werkzeuge zum Ausmessen: Gliedmaßstab Bandmaß Taster Stahlband Schneider-Bandmaß Auf Zeichnungen sind die Maße in der Regel durch Maßzahlen ohne Angabe der Einheit festgelegt. Im Metallgewerbe bedeuten die Maßzahlen auf einer Zeichnung ohne nähere Angaben gewöhnlich mm. Bauzeichnungen und Lagepläne von Gebäuden und Grundstücken enthalten die Maße in m. Höhenangaben erfolgen in m über NN (Normalnull). Mauerdicken sind in cm (also ohne Null und Komma) angegeben. Rollbandmaß Rohrleitungen gibt man die Länge in m, Durchmesser und Wanddicke jedoch in mm an. Längenmessgeräte Die Gliedermaßstäbe (oder Zollstöcke) aus Holz, Kunststoff oder Metall sind 1 m oder 2 m lang. Die Gelenke machen das Messgerät zusammenlegbar, vermindern aber auch etwas die Messgenauigkeit. Der Gliedermaßstab besitzt eine Millimeterskala (ev. mit zusätzlicher Zollskala; 1 engl. Zoll = 23,4 mm. Rollbandmaß Elektronisch-manuelles Bandmaß Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 11 von 41 Messzeug Taster mit Anzeige Elektronische Bügelmessschraube Winkeltaster Eletronischer Messschieber Schieblehre Detail Schieblehre Distanzlehre Bei Rollbandmaßen entfällt die durch die Gelenke bedingte Ungenauigkeit. Die Rollmaßstäbe gestatten das Messen von Rohrumfängen und Krümmungen an Rohrbögen und Behältern. — Auf der Baustelle misst man größere Längen mit Hilfe von längeren Bandmaßen aus Leinen oder Stahl. (Länge bis zu 100 m). Es werden auch Messlatten von 3 bis 5 m Länge verwendet. Die Taster sind verstellbare Messzeuge zur Maßübertragung vom Werkstück auf den Maßstab. Die Taster sollen sich ohne größeren Kraftaufwand einstellen lassen und das Maß festhalten. Man benutzt sie insbesondere zum Messen von Rohrdurchmessern in Verbindung mit einem Maßstab. Die Messlehren. Für sich wiederholende Messungen gleicher Art verwendet man Lehren. Blechdicken kann man mit einer Blechlehre messen, indem man das Blech in die passende Aussparung legt und den angegebenen Wert abliest. In ähnlicher Weise benutzt man Drahtlehren zum Messen von Draht- und Bohrerdurchmessern. Der Messschieber (die Schieblehre, Schublehre) ist ein Feinmesszeug, das gewissermaßen Taster und Maßstab in sich vereinigt. Man verwendet den Messschieber zum Messen von Dicken, Außen-und Innendurchmessern (Drähte, Bohrer, Rohre) und Tiefen. Die Maße können auf 1/10 oder 1/20 mm (manchmal auch 1/00 mm) genau abgelesen werden. Der Nonius des Messschiebers ist ein Hilfsmaßstab auf dem Schieber. Der im Bild gezeigte Zehnernonius hat eine Länge von 9 mm, die in 10 gleiche Teile unterteilt ist. Jede Noniusteilstrecke ist 0,1 mm kleiner als 1 mm. So wird das Ablesen von Zehntelmillimetern möglich. Der links vom Nonius befindliche Teilstrich der Millimeterskala zeigt die Millimeter an. Der Teilstrich des Nonius, Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 12 von 41 der mit einem Millimeterstrich der Hauptteilung in einer Linie liegt, gibt die Zehntelmillimeter an. Diese sind den ganzen Millimetern hinzuzuzählen. Messzeug Zu beachten: Bei Nullstellung des Messschiebers (Ablese-Ergebnis = 0,0 mm) sollen sich die beiden Messschenkel ohne Lichtspalt berühren. Beim Messen dürfen die Messschenkel nicht nur anschnäbeln. Das Werkstück soll möglichst weit eingeschoben werden. Die Messschraube (auch Mikrometer) besitzt eine große Messgenauigkeit. Gewöhnlich hat man eine Ablesemöglichkeit von 1/100 mm und einen Messbereich von 25 mm. Die Messschraube eignet sich z. B. zum genauen Messen von Blechdicken. Die in Bild gezeigte Bügelmessschraube besteht aus einem Bügel mit einer festen Messfläche und einer Gewindehülse mit Millimeterskala. Die Gewindehülse besitzt ein Innengewinde. In diesem bewegt sich die Messspindel, die mit der Messtrommel fest verbunden ist. Diese hat eine Einteilung zum Ablesen von 1/1 mm. Die Spindel kann durch einen Klemmring festgestellt werden. Die Ratsche ermöglicht das Einstellen des richtigen Messdrucks unabhängig vom Gefühl des Messenden. Die Messspindel hat ein Gewinde mit 0,5 mm Steigung, so dass sich Messspindel und Messtrommel bei einer Umdrehung axial um 0,5 mm verschieben. Der kegelförmige Trommelumfang ist in 50 Teile geteilt. Dreht man die Trommel um einen Teilstrich (1/50 Drehung), so verschiebt sich die Messspindel um 0,5 mm : 50 = 0,01 mm. Messschieber Präzisions-Messschieber Metermass und Winkelmesser Wasserwaage mit Winkelmesser Zu beachten: Feinmessgeräte dürfen nicht zwischen andere Werkzeuge geworfen werden. Sie sind getrennt auf einen sauberen Lappen zu legen. Die Aufbewahrung geschieht in besonderen Kästen oder Taschen. Weil Handschweiß Rosten verursacht, sollen die Messflächen möglichst nicht berührt werden. Vor dem Messen ist das Werkstück von Verunreinigungen zu säubern. Die Messzeuge nach dem Gebrauch reinigen und dünn einölen. Die Messgeräte von Zeit zu Zeit auf ihre Messgenauigkeit prüfen. Winkelmessung. Die Einheit für Winkelmessungen ist vom Kreis abgeleitet. Der volle Kreis ist in 360° (Grad) unterteilt. 1° = 60' (Minuten). 1' = 60" (Sekunden). Der Viertelkreis entspricht einem rechten Winkel = 90°. Winkelmesser Tipps zum WinkelDreieck (105°, 120°, 105 °, 90°, 75°, 60°, 45°, 30°…) Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 13 von 41 Messzeug Zum Messen bzw. Ermitteln häufig vorkommender Winkel (insbesondere 90°) benutzt man feste Messzeuge. Im Metallgewerbe benutzt man meistens Stahlwinkel. Sie dienen zum Festlegen und Prüfen des rechten Winkels = L = 90° und zur Prüfung von Flächen auf Ebenheit. Messzeug Der Anschlagwinkel darf nur an gerade Werkstückkanten angelegt werden. Anschlagwinkel Senklot Mit verstellbarem Messzeugs kann man beliebige Winkel abgreifen und übertragen, z. B. den Abkantwinkel von Rinneneisen. Der Winkel von Rohrkrümmern, die von 90° abweichen, wird mit Hilfe eines Zollstocks ermittelt. Man notiert sich den Zahlenwert der Millimeterskala, auf den der geöffnete Schenkel des Zollstocks zeigt. Wird der Zollstock später bis zum gleichen Millimeterwert geöffnet, so ergibt sich auch der gemessene Winkel. Das Senklot dient zum Feststellen der senkrechten Richtung. Es besteht aus einer Schnur und dem Lastgewicht. Man benutzt das Lot z.B. beim Einschlagen von Regenrohrschellen nach der Schnur. Wasserwaage mit zwei Libellen Die Wasserwaage verwendet man zum Prüfen der waagerechten oder senkrechten Lage von Flächen, z. B. beim Anbringen von sanitären Geräten und Aufstellen von Kühlraumtüren. Für Gefällemessungen beim Verlegen von Rohrleitungen benutzt man Wasserwaagen mit einer Gefälleskala. Wasserwaage mit drei Libellen (und Gefälleskale) Wasserwaagen bestehen aus Metall oder Holz. Zum Messen dient die Libelle, eine gebogene, geschlossene, mit einer Strichteilung versehene Glasröhre, die mit Alkohol oder Äther gefüllt ist. Über der leicht beweglichen Flüssigkeit liegt eine Luftblase. Sie nimmt im Röhrchen stets die höchste Stelle ein. Bei waagerechter Lage befindet sich das Bläschen in der Mitte. Um auch die Senkrechte zu ermitteln, benötigt man eine Wasserwaage mit Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 14 von 41 zwei Libellen. Prüfung auf Genauigkeit: Zeigt die Wasserwaage die senkrechte oder waagerechte Lage einer Fläche an, so wird sie um 180° gewendet. Dann muss sich die Luftblase wieder in der Mitte befinden. Durch Mörtel und anderes verschmutzte Flächen sind vor dem Anlegen der Wasserwaage zu reinigen. Der Messbereich einer Wasserwaage lässt sich durch Unterlegen einer entsprechend langen Messlatte (Richtscheit) erweitern, die zwei genau parallele Flächen haben muss. Die Schlauchwasserwaage ist ein nützliches Gerät, wenn Höhenmaße über größere Entfernungen zu übertragen sind. Wo im Rohrleitungsbau Leitungen mit Gefälle verlegt werden sollen, kann die Gefällehöhe mit Hilfe der Schlauchwasserwaage in Millimetern und Zentimetern direkt abgelesen werden. Ebenso lassen sich zwei Messpunkte auf gleiche Höhe bringen, denn die Flüssigkeitsspiegel der Schlauchwaage liegen stets in einer horizontalen Ebene. Die Wirkungsweise der Schlauchwasserwaage beruht auf dem Prinzip der verbundenen Röhren (kommunizierende Röhren). Hebt oder senkt man ein Schlauchende, so fällt oder steigt der Flüssigkeitsspiegel im Glasrohr. Messzeug Wasserwaage mit drei Libellen (mit einer verstellbaren Winkellibelle und Gefälleskala) Schlauchwasserwaage Zubehör Römisches Aquädukt (vor 2000 Jahren) mit druchgehend präzisem Gefälle Die beiden Wasserspiegel liegen aber auf gleicher Höhe. Beim Gebrauch der Schlauchwaage ist zu beachten, dass im Schlauch keine Luftblasen verbleiben. Am besten eignet sich darum ein durchsichtiger Plastikschlauch. Damit die Wasserfüllung beim Transport nicht ausläuft, werden Schlauchwaagen an beiden Schlauchenden mit einem Hahn verschließbar eingerichtet. Uhr als Zeitmesser und einfaches Winkelmesszeug Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 15 von 41 Schneiden Das Schneiden, auch Scheren genannt, ist ein spanloses Trennverfahren. Dabei bewegen sich zwei Schneiden gegeneinander und kerben den Werkstoff ein. Der Vorteil gegenüber dem Sägen ist, dass hierbei keinerlei Metallspäne entstehen. Zuschneiden Besonders beim Trennen von Blechen kommt das Zuschneiden mit Scheren zur Anwendung. Beim Schervorgang dringen zwei Schneiden aus entgegengesetzten Richtungen in den Werkstoff ein. Die zum Trennen mit der Schere benötigte Kraft nennt man Schub- oder Scherkraft. Der Widerstand, den der Werkstoff den eindringenden Schneiden entgegensetzt, heißt Scherfestigkeit. Die Scherfestigkeit der einzelnen Werkstoffe ist verschieden groß. Beim Abscheren von Metallen werden die Werkstoffkristalle durch die Schubkraft der Scherbacken gereckt und gegeneinander verschoben, bis sie abreißen. Bleche bis ca. 1,0 mm Dicke können mit einer Handschere geschnitten werden. Für unterschiedliche Einsatzbereiche werden verschiedene Ausführungen benötigt. Es gibt Blechscheren als Handwerkzeug und als Elektro-Blechschere – z. B. als Kurvenschere. Blechscheren gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, wie Handblechscheren zum Schneiden von dünnen und nicht zu harten Blechen, Elektro-Blechscheren, die weniger Kraftaufwand erfordern, Hebelblechschere oder Hebelschere für dickere Bleche, die Durchlaufschere für lange und gerade Schnitte und die Idealschere, die sowohl für durchlaufende Schnitte wie auch für große und kleine Konturen oder Radien einsetzbar ist. Bei einigen Ausführungen sind die Schneiden gezahnt, um zu vermeiden, dass die Schere abrutscht. Phasen des Schervorgangs Die Schneiden der Schere haben die Form eines Keils (Keilwinkel). Die Scherbacken sind unter dem kleinen Freiwinkel hinterschliffen. Hierdurch wird die Reibung vermindert, so dass die Schere frei schneidet. Schervorgang Durch die entgegengesetzt aneinander vorbei wirkenden Schubkräften der beiden Scherbacken entsteht im Blech ein Drehmoment (Kippwirkung). Daher wird beim Schneiden mit der Handschere ein entsprechender Gegendruck von Hand ausgeübt. Stationäre Scheren sind mit einem Niederhalter ausgerüstet. Der Schneidspalt zwischen den beiden Schneiden darf nicht zu groß sein, da sich sonst am Werkstück ein Grat bildet. Dünne Bleche können sich zwischen die Schneiden klemmen. Daher ist bei den Handscheren darauf zu achten, dass die Schraube genügend fest angezogen ist. Bei den herkömmlichen Handscheren bewegen sich beide Scherbacken um einen gemeinsamen Drehpunkt. Bei der Betätigung wird die erforderliche Scherkraft mit Hilfe einer Hebelübersetzung erzielt. Nach dem Hebelgesetz ist Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 16 von 41 die Wirkung der Kraft umso größer, je kürzer der Lastarm im Vergleich zum Kraftarm ist. Je weiter am Ende die Schenkel der Schere gefasst werden und je näher die Schnittstelle an den Drehpunkt herangeführt wird, desto größer ist die Scherkraft. Bei weit geöffneter Schere (kurzer Lastarm) wirken aber die Schnittkräfte so schräg auf das Blech, dass es evtl. zunächst etwas herausgeschoben wird. Erst unter einem genügend kleinen Scherwinkel fasst die Schere und schneidet. Einige Scheren arbeiten zur Vergrößerung der Scherkraft mit mehrfacher Hebelübersetzung. Scheren Gerade Blechschere Schneiden mit verschiedenen Scheren Die auf den Blechtafeln aufgerissenen Abwicklungen müssen abgeschnitten oder aus dem Werkstoff herausgeschnitten werden. Die Schnittkanten müssen genau den Anrissen folgen, um passgerechte Blechmäntel zu erhalten. Zum Schneiden benutzt man Handscheren, Elektro-Handblechscheren, Kreisscheren, HebelTafelscheren und Hebelscheren. Lochschere Handblechscheren Sie sind nur für kurze Schnittlängen geeignet und haben eine Länge von 290 bis 340 mm. Durchlaufschere Nach der Lage der Schnittbacken unterscheidet man rechte und linke Scheren. Bei der rechten Form liegt die untere Backe, in Schnittrichtung gesehen, rechts. Bei der Linksschere ist es umgekehrt. Arten der Handblechscheren: Gerade Blechscheren werden zur Ausführung gerader und runder Schnitte benutzt. Durchlaufscheren eignen sich wegen des abgewinkelten Griffes gut für lange und schwach gekrümmte Schnitte. Loch- und Figurenscheren verwendet man für Ausschnitte. Idealscheren besitzen durch mehrfache Hebelübersetzungen eine größere Scherkraft. Die Idealschere eignen sich zum Schneiden von dicken und harten Blechen. Handschere für Links- und Rechtshänder Idealschere Zu beachten sind: Die Schneidbacken sollen leicht eingefettet sein. Rostige Scheren schneiden schlecht. Die für die betreffende Schere zugelassene Blechdicke darf nicht überschritten werden. Mit Handscheren sollen nur Blechdicken geschnitten werden, soweit die Muskelkraft ausreicht. Drahtschere Figurenschere Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 17 von 41 Schneiden Hebelschere Trennscheibe Diamantscheide Scheidemaschine Schneidetisch Rostfreie Stahlbleche schneidet man mit Scheren aus legiertem Edelstahl. Drähte dürfen nicht mit Blechscheren geschnitten werden. Sie beschädigen die Schneiden, so dass der Schnitt unsauber wird. Drahtgeflecht schneidet man mit einer Drahtgeflechtschere oder mit einer ausgedienten Blechschere. Die Risslinie soll an der Innenseite der Scherbacke liegen, so dass sie beim Schneiden genau beobachtet werden kann. Daher führt man die Rechtsschere beim Schneiden eines Kreises im Uhrzeigersinn. Die Schnittlänge einer Schere soll beim Schneiden nicht ganz bis zur Spitze ausgenutzt werden, da die Schere sonst „zwicken“ und das Blech einreißen kann. Nur scharfe Scheren ergeben einen sauberen, gratfreien Schnitt. Der Hohlschliff einer Handschere soll nur von einem Fachmann nachgeschliffen werden. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 18 von 41 Elektro-Handblechscheren Schneiden Größere Schneidleistungen werden mit der Elektro-Handblechschere erzielt. Diese Schneidwerkzeuge besitzen ein feststehendes Untermesser und ein bewegliches Obermesser. Die Messer können leicht abgeschraubt und ersetzt werden. Elektro-Handblechscheren eignen sich besonders gut zum Ausschneiden kurvenförmig verlaufender Abwicklungen. Maschinelles Schneiden Kreisscheren: Kreisrunde Blechböden für Stirnscheiben, Stoßkappen, Flanschenkappe usw. werden auf einer Kreisschere aus Blechstücken herausgeschnitten. Kreisscheren gibt es als Handbetrieb, aber zur Erhöhung der Schnittleistung auch mit einem Motorantrieb. Forciertes Schneiden mit der Trennscheibe Hebel-Tafelscheren: (Schlagschere) Hebel-Tafelscheren mit 1 m Schnittlänge werden zum Aufteilen von Blechtafeln in Streifen, quadratische oder rechteckige Blechstücke verwendet. Schneiden mit Diamantscheiben Hebelscheren: Hebelscheren werden zum Schneiden von Flach- und Bandstahl verwendet. Schneiden mit Laser Kanten Unter Kanten versteht man das Auf-, Ab-, Ein- und Umkanten von Blechrändern zu jedem beliebigen Winkel. Das Kanten kann von Hand oder mit der Abkantbank vorgenommen werden. Das Kanten von Hand geschieht mit dem Holzhammer in einem Schraubstock mit Hilfe einer Blechkluppe. Komplexe Kanten und Faltungen Auch können in besonderen Fällen Falzzangen, Deckzangen und Schaleisen zum Kanten verwendet werden. Halbzeug nach Kanten und Falzen Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 19 von 41 Kanten Abkantlehre Abkantmaschine Weit schneller, einfacher und genauer als von Hand lassen sich die Bleche maschinell kanten. Die Abkantbank besteht aus einer Unterwange, Oberwange und der Biegewange. Das Blech wird zwischen Oberwange und Unterwange der Maschine eingespannt. Zum Kanten wird die Biegewange angehoben. In die Oberwange setzt man gewöhnlich eine kantige 45 ° Biegeschiene ein, sie kann in besonderen Fällen aber auch gegen eine runde Schiene ausgewechselt werden. Zu beachten sind: Biegeschiene Komplexe Kanten: fertiges Halbzeug Die Biegewange muss parallel zu Oberwange eingestellt werden, also links und rechts gleich. Sonst erhält die Kante verschiedene Biegeradien. Die Biegewange ist auf die Blechdicke einzustellen. Bei zu geringem Abstand wird das Blech gequetscht und die Biegewange kann sich verbiegen. Ist der Abstand zu groß, dann wird der Biegeradius zu groß. Das Auswechseln der kantigen Biegeschiene gegen die runde kann eine Neueinstellung der Biegewange erforderlich machen. Ein Anschlag ermöglicht das Kanten mehrerer Teile genau im gleichen Winkel. Durch das Kanten eines Probestreifens lässt sich die maßgerechte Einstellung genau ermitteln. Die Abkantbank besitzt an der Seite eine Aussparung zur Aufnahme der ersten Kantung, wenn das Blech rechtwinklig dazu eine zweite Kante erhält. Bei Benutzung eines Holzeinsatzes kann man das Blech an allen vier Seiten kastenförmig aufkanten. Runden: Viele Blechummantelungen für Isolierungen haben eine zylindrische Form. Die Herstellung dieser Teile erfolgt auf der Rundmaschine oder von Hand. Man bezeichnet diesen Arbeitsvorgang als Runden. Gerundeter Zylinder Detail: Zahnräder Rundmaschine Das Runden von Hand Bandstahl kann man mit einem Gummihammer zwischen zwei Unterlagen mit abgerundeten Kanten runden. — Kleinere Bleche werden zylindrisch auf einem Sperrhaken und kegelförmig auf einem Trichterhorn gerundet. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 20 von 41 Bandstahl kann man mit einem Gummihammer zwischen zwei Unterlagen mit abgerundeten Kanten runden. — Kleinere Bleche werden zylindrisch auf einem Sperrhaken und kegelförmig auf einem Trichterhorn gerundet. Größere Bleche rundet man auf beiderseits gelagerten Rohren entsprechenden Durchmessers. Zuerst müssen die Enden des Bleches mit einem Holzhammer angerundet werden. Dann zieht man das Blech mit den Händen über die Unterlage, bis die gewünschte Rundung erreicht ist. Die Rundmaschine Sie besteht im Wesentlichen aus zwei Zuführwalzen und einer Biegewalze. Die Einstellung der Zuführwalzen muss der zu verarbeitenden Blechdicke entsprechen. Stellt man sie zu eng ein, wird das Blech an den Rändern gequetscht (Anliegesicke wird platt). Außerdem wird die Maschine in den Walzenlagern übermäßig beansprucht. Bei zu weiter Einstellung wird das Blech nicht mitgenommen. Den gewünschten Durchmesser stellt man an der Biegewalze ein. Je näher sie an die Zuführwalze herangedrückt wird, desto kleiner wird der Rohrdurchmesser. Bei Schrägstellung. der Biegewalze kann man auch Trichter runden. Sicherheit an der Rundmaschine Sicherheit Rundmaschine (siehe unten lks.) Verkleidung der Antriebszahnräder nicht entfernen (1) Bei Rundmaschinen mit ausschwenkbaren Oberwalzen darf die Verkleidung der Zahnräder schwenkbar sein (2). Bei handbetriebenen Rundmaschinen muss das Zahnradpaar neben der Handkurbel mit einer Abdeckung versehen sein (3). Kraftbetriebene Rundmaschinen sind mit Handschutzeinrichtungen in Form von Schaltern ohne Selbsthaltung und Not-Aus-Schalter auszurüsten: Betätigung evtl. über Reißleine (4) oder Fußschalter (5). Kraftbetriebene Rundmaschinen mit Spannhubbegrenzung von 8 mm oder Zweihandschaltung oder Drei-StufenSicherheitsschalter ausrüsten. Soweit möglich, Handabweiser, z. B. Stangen, Abdeckbleche usw., vorsehen. Bei der Aufstellung von Rundmaschinen auf mögliche Quetsch- und Scherstellen – auch während des Biegevorganges – achten. Niemals Handschuhe tragen. Unterarmschutz mit Schutz der Handflächen empfohlen. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 21 von 41 Biegen und Runden Zum Anrunden wird das Blech kurz zwischen die Zuführwalzen gespannt und dann angehoben. Die obere Zuführwalze ist ausschwenkbar, so dass enge Rohre nach der Seite herausgezogen werden können. Zwei Walzen haben Rillen zum Runden von Drähten. Die obere Zuführwalze besitzt eine Längsnut zum Anbiegen von Blechteilen. Sie ist zudem ausschwenkbar, so dass Rohre seitlich herausgezogen werden können. Drahtbiegezange Zu beachten Rundungsmaschine Korrekt gebogenes Halbzeug Weißbleche und plattierte Bleche müssen vor dem Runden diagonal in wechselnder Richtung über dem Knie bzw. einer weichen, runden Unterlage hinund hergezogen werden, da sonst Knicke im Blech entstehen. Die Deckschicht dieser Werkstoffe hat gegenüber der Kernschicht eine unterschiedliche Elastizität. Die beiden Metalle federn beim Runden verschieden stark zurück. Die Spannungen gleichen sich durch zahlreiche Knicke aus. Dagegen werden die Bleche durch vorheriges Ziehen geschmeidiger, so dass die Knickbildung vermieden wird. Der Rinneneisen-Biegeapparat dient in der Bauklempnerei zum Abbiegen und Runden von Rinneneisen. Er wird auf der Werkbank und am Bau auch auf einem Balken oder ähnlichem befestigt. Unter Verwendung der entsprechenden Biegeeinsätze können Rinneneisen für alle gebräuchlichen Rinnen hergestellt werden. Wulsten Verschiedene, gebogene Formteile Rundungen sehr kleinen Durchmessers kann man an der Rundmaschine nicht herstellen. Dann kommt das Wulsten in Betracht. In der Bauklempnerei kommt die Wulst hauptsächlich als Blechrandform zur Anwendung. Halbzeug gewulstet Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 22 von 41 Die Herstellung des Wulsts erfolgt an der Wulstmaschine. Sie wird in Nutzlängen von 1 bis 2 m geliefert. Man steckt das zu wulstende Blech in die Nute des Wulststabes. Mit Hilfe zweier Kurbeln wird der Wulststab in seiner Führung gedreht. Dabei wird das Blech mitgenommen, eingekantet und in die runde Form gezogen. Es können Wulste vom 12 bis 32 mm hergestellt werden. Dabei wird jeweils der im Durchmesser passende Wulststab eingesetzt und die Führung entsprechend eingestellt. Der runde Wulststab dreht sich zur Verminderung der Reibung nicht in einem zylindrischen, sondern in einem prismatischen Hohlraum. Zu beachten Die Blechkante muss gerade geschnitten sein, da das Blech sonst leicht aus der Wulststange herausspringt. Eine Tafelschere benutzen! Zinkbleche möglichst quer zur Walzfaser wulsten! Andernfalls ist das Blech anzuwärmen, damit die Kante nicht bricht. Beim Wulsten muss man die Blechdicke und das Zurückfedern des Bleches berücksichtigen. Der Durchmesser des Wulststabes soll 2 mm kleiner sein als der gewünschte Wulstdurchmesser. Die Führung nicht zu eng und an beiden Seiten gleichmäßig einstellen. Führung und Wulststab sind zur Verminderung der Reibung von Zeit zu Zeit leicht einzuölen. Niemals mit nur einer Kurbel wulsten! Beide Kurbeln sollen in die gleiche Richtung zeigen und sind gleichmäßig zu betätigen. Sonst kann die Wulststange verdreht werden, insbesondere bei kleinem Durchmesser. Beim Wulsten darf das Blech nicht zu weit eingerollt werden, damit kein Knick entsteht. Wulsten Halbzeug gewulstet Bleche mit Wulsten Halbzeug mit Wulsten Wulstmaschine Beispiele verschiedener Wulstarten Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 23 von 41 Biegen und Runden Biegehandmaschine Schwere Biegemaschine Walzen der Biegemaschine Biegen Beim Biegen verlängert sich die Außenseite der Biegung; hier wird der Werkstoff gedehnt bzw. gestreckt. Dagegen verkürzt sich die Innenseite; hier wird der Werkstoff gestaucht. Die Mittellinie bleibt in der Länge unverändert: neutrale Faser (neutral = unbeteiligt). Bei kleinem Biegeradius verlagert sich die neutrale Faser etwas zur Innenseite. Beim Überschreiten der Streck- bzw. Stauchfähigkeit des Werkstoffes entstehen an der Außenseite Risse und an der Innenseite Falten. Daher muss der Biegeradius groß genug gewählt werden. Je dehnbarer und zäher der Werkstoff ist, desto kleiner darf der Biegeradius sein. Je dicker das zu biegende Blech oder Rohr ist, desto größer muss der Biegeradius sein. Das Biegen von Blechen Schweres Halbzeug gebogen nennt man bei großem Biegeradius Runden und bei kleinem Biegeradius Kanten. Die Abwicklungs- bzw. Zuschnittlänge eines zu kantenden Bleches ist etwa gleich der Länge der neutralen Faser. Das Biegen von Draht Ösen, Haken und Ringe aus dünnem Draht biegt man mit einer Rundzange. Drahtbiegemaschine Bei großem Biegedurchmesser lässt man den Draht durch die entsprechenden Rillen der Rundmaschine laufen. Dickere Drähte biegt man über einem passenden Dorn oder dem Ambosshorn, soweit nötig mit einem Hammer. Rohrbiegemaschine Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 24 von 41 Biegen von Rohren Das Biegen von Rohren Je größer der Rohrdurchmesser, desto größer ist auch der Längenunterschied zwischen Außen- und Innenlinie des Bogens, und desto mehr muss der Werkstoff außen gestreckt und innen gestaucht werden. Das Rohr neigt dazu, diesen Beanspruchungen auszuweichen, und nimmt dann einen flachen Querschnitt an, insbesondere bei dünner Rohrwandung, oder es knickt ein. Es soll aber der kreisrunde Querschnitt erhalten bleiben. Daher werden Rohre größeren Durchmessers mit Sand gefüllt. Der Biegesand soll vorher gesiebt und geglüht werden. Dadurch entfernt bzw. verbrennt man Fremdkörper wie z. B. kleine Holzstücke und treibt die Feuchtigkeit aus. Feuchter Sand würde beim Erhitzen des Rohres Dampf bilden, der den Holzstopfen herausschleudert. Der eingefüllte Biegesand ist zu verdichten. Das erfolgt durch Klopfen gegen das Rohr (unten beginnend) oder mit einer Rüttelvorrichtung. Das Schließen der Rohrenden geschieht mit Holzpflöcken. Nach dem Biegen im Rohr gebliebene Sandreste können sich u. U. später in den Armaturen festsetzen. Daher füllt man Kupferrohre auch anstelle des Sandes mit heißflüssigem Kolophonium von etwa 130 °C, das dann erstarrt. Nach dem Biegen wird das Kolophonium durch Erwärmen ausgeschmolzen; den am Rohr haftenden Rest kann man mit Terpentinöl lösen. — Kupferrohre und Bleiabflussrohre werden auch mit Hilfe von Biegefedern gebogen. Die Biegefeder ist vor dem Einlegen einzuölen, damit sie sich nach dem Biegen leicht herausziehen lässt. Rohre größeren Durchmessers erwärmt man gewöhnlich, um das Biegen zu erleichtern. Kupferrohre werden vorher in der Biegezone weichgeglüht und dann kalt gebogen. Stahlrohre biegt man bei etwa 900 °C (Hellrotglut). Dabei erwärmt man den Werkstoff an der Rohrbiegemaschine Rohrbiegemaschine Rohrbiegemaschine Rohre unbehandelt Rohre gebogen Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 25 von 41 Biegen von Rohren Biegezange Isolierte und ummantelte Rohre Rohr als Ummantelungen Innenseite des Bogens etwas mehr als an der Außenseite, damit er außen nicht zu sehr gestreckt und geschwächt wird. — Bei Rohren mit Längsnaht soll diese beim Biegen möglichst wenig beansprucht werden. Die Naht liegt am günstigsten an der neutralen Faser. Der Biegeradius muss groß genug sein, damit der Bogen an der Außenseite nicht reißt und an der Innenseite keine Falten wirft. Der Biegeradius von Stahl- und Kupferrohren soll nicht kleiner sein als 3 Rohrinnendurchmesser (3 d). Günstiger ist ein Biegeradius von 4 d. Zahlreiche Biegevorrichtungen ermöglichen ein schnelles und einfaches Biegen der Rohre im kalten Zustand ohne Füllung. Für Kupferrohre und Wicu-Rohre kleineren Durchmessers eignet sich eine Biegezange. Für Stahl- und Kupferrohre größeren Durchmessers werden Rohrbiegemaschinen auf einem Gestell verwendet. Zur Berücksichtigung des Rohrdurchmessers setzt man das passende Biegesegment in die Vorrichtung ein und steckt die Seitenbacken in die entsprechenden Öffnungen. Es ergibt sich jeweils ein bestimmter Biegeradius (etwa 3 d bis 4 d). Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 26 von 41 Bördeln Bördeln Bördeln gleicht in seiner Formgebung dem Abkanten. Der Unterschied besteht darin, dass statt einer geradlinigen eine krummlinige begrenzte Blechkante vorliegt. Der Bord ist also ein aufgekanteter Rand an einem Blechboden. Einen derart hochgestellten Bord nennt man Stehfalz. Er dient als Vorarbeit zu Blechverbindungen wie Einsprengen und Falzen. Bördeln im Behälter Zusammen mit dem Pittsburghfalz entsteht die in der Luftkanalherstellung gebräuchliche PittsburghfalzVerbindung. Nockenaufsatz: In einem weiteren Durchlauf kann der hochgestellte Bord mit Hilfe einer Zusatzvorrichtung stellenweise eingeschnitten und ausgeprägt werden. Dabei entsteht der Nockenstehfalz, der zusammen mit dem Schnappfalz die ebenfalls sehr gebräuchliche Schnappfalz-Verbindung ergibt. Handmaschine Bördelmaschine Das Herstellen eines Bördels geschieht auf der Sicken- und Bördelmaschine. Eine Bördelmaschine stellt 90-Grad-Borde (Stehfalze) her, wie sie an Bogensegmenten von Blechen für Luftkanäle benötigt werden. Bördelmaschine mit Fixationen In der Oberwelle der Sickenmaschine wird gewöhnlich eine schmale Bördelrolle benutzt. Die untere abgesetzte Bördelrolle unterstützt das Aufrichten des Bördels. Der Absatz ist gegenüber der oberen Rolle in axialer Richtung um eine Blechdicke versetzt einzustellen. Nach dem Einstellen der Bördelbreite am Anschlag wird der Boden waagerecht zwischen die Walzen gespannt und in mehreren Umläufen allmählich angehoben. Bördeln von Hand Zu beachten sind: Der Bord soll stets in einem rechten Winkel stehen. Die Bördelhöhe kann nicht beliebig groß ausgebildet werden. Die günstigste Bördelhöhe beträgt 4-5 mm. Beim Bördeln unterliegt das Werkstück starken Stauchungen, deshalb ist ein Ausrichten erforderlich; es kann bei Verwendung geeigneter Rollen an der Sickenmaschine erfolgen. Rohr-Halbzeug mit fachmännische Borden für die Weiterverarbeitung Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 27 von 41 Sicken Sicken Sicken sind erhöhte oder vertiefte Rillen in Blechen, Zylindern, Rohren, Gefäßen, Drähten, Konservendosen usw., die zur Erhöhung der Steifigkeit und für Verbindungen von Einzelteilen oder Konstruktionen dienen. Sickenmaschine Die Sicke kann halbrund, dreieckig oder kastenförmig sein. Sicken werden sowohl manuell wie auch maschinell auf der Sickenmaschine hergestellt. Sicken von Haben und Wannen Saubere Sicken zur Rohrverbindung Die Wirksamkeit einer Sicke hängt ab von: Lage der Sicke Form Verlauf Radien Anordnung von verschiedenen Sicken zueinander Ferner muss geprüft werden, welcher Belastung ein versicktes Formteil ausgesetzt ist. Die wichtigsten Belastungsartensind: Torsion, Schub und Normalkraft. Sicken dienen in der Isolierklempnerei in der Hauptsache zum Versteifen und dem Verbinden von Blechteilen. Große Flächen mit Sicken Detail Sickenmaschine und Walzen Zu unterscheiden sind: Anliegesicken Verbindungssicken Anschlagsicken Ziersicken Sicken zur Aufnahme von Drahteinlagen Die Kastensicke dient als Vorarbeit zur Einsprengung. In der Dreiecksform findet die Sicke kaum Anwendung. Detail Walzen Bauteile aus Feinblech zeichnen sich durch geringes Gewicht aus, haben jedoch aufgrund der geringen Blechdicke und des damit verbundenen Trägheitsmomentes auch nur eine verhältnismäßig geringe Formsteifigkeit. Eine Versteifung derartiger Bleche ist möglich mittels Rippen, Stegen und Sicken. Dadurch erreicht man eine Verbesserung der Biegesteifigkeit und Knicksteifigkeit. Schräge Sicke Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 28 von 41 Verschiedene Möglichkeiten zur Versteifung von Blechrändern: Walzen-Paare an der Sickenmaschine zum Sicken, Bördeln, Schweifen Bei Randversteifungen von Blechteilen gehen vielfach Sicke und Falz ineinander über. Versteifung und Verbindung mit verschiedenen Sickenarten Halbrunde Sicken Formsicken Kastensicken Trapez- / Dreieckssicken Anliege- und Anschlagsicken Verbindungs- und Ziersicken Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 29 von 41 Walzen-Paare an der Sickenmaschine zum Sicken, Bördeln, Schweifen Es gibt keine „ideale“ Sicke, doch gilt es zu beachten: Ein gedachter Schnitt durch ein versicktes Blech muss immer mindestens eine Sicke schneiden. Bleche mit Rechteckumfang sollten mit rund verlaufenden Sicken versehen werden und umgekehrt. Bei Torsionsbeanspruchung sind geschlossene Querschnitte anzustreben, da geschlossene Querschnitte die Steifigkeit stark erhöhen! Linienartige Sicken - wenn möglich - im Blechrand auslaufen lassen. Scharfkantige Sickenenden vermeiden. Bei großen Blechen unregelmäßige Sickenformen mit krummlinigen Begrenzungen bevorzugen (Beispiel: Containerwand). Je ungleichmäßiger eine Sicke verläuft, desto höher ist die Versteifung. Knotenpunkte bei sich kreuzenden Sicken wegen des Auftretens von Spannungsspitzen vermeiden. Lange Diagonalversteifungen an flachen Blechen wegen „Schneider“ vermeiden; umlaufende flächenartige Sicken mit kurzen dornartigen Ausläufen bevorzugen. Kreuzungen von Diagonal-Sicken sind zu vermeiden, da sie unter Umständen die Steifigkeit herabsetzen und in den Knotenpunkten Spannungsspitzen entstehen (die gern verwendete X-Sicke ist demnach eine konstruktiv ungünstige Lösung). Bei dynamischer Beanspruchung des Blechteils aufgelöstes Sickenbild wählen; sonst besteht Dauerbruchgefahr an den Sickenrändern. Bei Z- und U-förmigen Abstandsstegen linienartige und flächige Sicken wegen Knickgefahr vermeiden; räumliche Sicken vorsehen. Behälterbefestigungen mit Entspannungssicke versehen; sonst besteht Dauerbruchgefahr bei dynamischer Beanspruchung. Faltenbildung durch sinnvoll angebrachte Hilfssicken vermeiden. Eine nicht genau in Kraftrichtung liegende Sicke wirkt negativ. Herstellung der Sicken Die Herstellung der Sicken erfolgt durch Walzen auf Sicken- und Bördelmaschinen. Diese Maschinen haben zwei übereinander liegende Wellen, die von Hand oder durch einen Elektromotor angetrieben werden und auf die Sickenwalzen, die es in verschiedenen Größen gibt, aufgeschoben werden. Die Oberwelle ist vertikal verstellbar, während die Unterwelle in horizontaler Richtung verstellt werden kann, damit Ober- und Unterwalze genau miteinander ausgerichtet werden können. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 30 von 41 Die der benötigten Sickengröße entsprechenden Walzen werden an den beiden Wellen der Maschine festgeschraubt. Das zusammengehörende Sickenwalzenpaar ist mit der gleichen Nummer gekennzeichnet. Die untere Sickenwalze muss im Profil etwa 2 mm breiter sein als die obere, damit das Blech nicht gequetscht wird. Die Sickenwalzen sind so auszurichten, dass sich Profilmitte unter Profilmitte befindet. Sonst wird das Blech einseitig gequetscht und reißt. — Ein verstellbarer Anschlag legt den Abstand der Sicke vom Blechrand fest und dient der Führung. Die obere Welle lässt sich auf- und abwärts bewegen, zustellen. Dadurch kann man. Blechrohre zwischen die Rollen schieben und die Sicke flacher oder tiefer eindrehen. Beim Sicken wird das Blech von den beiden, gegenläufig rotierenden Walzen erfasst, hindurchgezogen und geformt. Die beiden Wellen werden durch Kurbeln von Hand oder durch einen Elektromotor in Drehung versetzt. Sicken Sickenmaschine: Eine Sickenmaschine ist eine Vorrichtung zum Bilden geradliniger Ausbuchtungen auf einem geraden Blech oder an Rohren aus Blech. Sie besteht aus zwei Walzen, von denen eine die Positivform, die andere die Negativform der Ausbuchtungen aufweist. Doppelsickenwalze Zu beachten sind: Beim Sicken krümmt sich das Blech zusammen, so dass sich das betreffende Maß des Werkstücks verkleinert. Dadurch können Zuschnittzugaben erforderlich werden. Die Anschlagkante des Blechs muss genau zugeschnitten sein, sonst wird die Sicke ungleichmäßig. Nach der Einstellung sind der Anschlag und gegebenenfalls die Unterwelle mit Hilfe der Feststellschrauben gegen unbeabsichtigtes Verschieben zu sichern. Die Sicken werden nach dem Verwendungszweck flacher oder tiefer eingedreht. Anliegesicken dürfen flach sein. Dagegen müssen Verbindungssicken tief sein, damit die Naht nicht aufspringt. Tiefe Sicken sollen in mehreren Umläufen allmählich hergestellt werden, um die Maschine und den Werkstoff nicht zu überlasten. Das Blech ist beim ersten Umlauf fest gegen den Anschlag zu drücken. Bei den folgenden Umläufen wird das Werkstück weitgehend durch die Sicke geführt. Die Haltemuttern der Rollen können sich lösen. Sie sind von Zeit zu Zeit auf festen Sitz zu prüfen und nötigenfalls festzuziehen. Urne, hergestellt mit Doppelsickenwalze Bördelwalze Einziehwalzen mit Anschlag HandsickenKurbelmaschine Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 31 von 41 Falze Das Falzen Verschiedene Falze Das Falzen ist ein mechanisches Fügeverfahren, bei dem Blechkanten in einem meist mehrstufigen bördelartigen Prozess umgelegt werden. Dieses falzartige Ankanten der Blechenden und das nachträgliche Ineinanderhaken der so vorgerichteten Bleche, dient meist dazu, die die Bleche untereinander oder mit einem anderen Baustoff zu verbinden. Falzverbindungen sind unlösbare, formschlüssige Verbindungen, die dauerhaft fest, dauerhaft und regendicht sind. Durch Falzen werden dünne Bleche zusammengefügt. Gerade Blechränder werden dabei an- und umgekantet, eingehakt, zugeschlagen und durchgesetzt. Falze an runden Blechrändern werden durch Bördeln und Schweifen vorgerichtet. Spezialfalz mit Klebstoff-Füllung: Blech (1) wird um die Kante eines zweiten Blechs (2) gebogen und zusätzlich im Bereich des Falzes in den Kontaktbereich zwischen den Blechen (1,2) ein Klebstoff (4) eingebracht, wobei die zwei Bleche (1,2) zusätzlich im Bereich der Falz geclincht (5) werden. Beispiel: Pittburghfalz + Stehfalz Es eignen sich Bleche bis 1 mmm Blechdicke, wie z. B. Stahl-, Kupfer-, Aluminium-, Zink- und Bleibleche. Besonders gut können Bleche mit Schutzbeschichtung gefalzt werden, wie z. B. Weißbleche, verzinkte, verbleite und kunststoffüberzogene Stahlbleche, weil dabei die Schutzschicht nicht beschädigt wird. Man unterscheidet je nach Werkstück, Anforderung an die Festigkeit und der Nahtform liegende, stehende, einfache und doppelte Falze. Gebördelte Weißblechdosen sind in der Regel „dicht“ und auslaufsicher, und auch in Großserie z.B. das Transportmittel für Ananas oder andere Lebensmittel. Gefalzte Dosen werden jedoch nicht 100%ig dicht. Diese sind also für den Transport vorrangig von Non-food Artikeln, oder Schokolade, Plätzchen geeignet … also Lebensmittel welche nicht so leicht verderblich und auslaufsicher sind. Wichtigste Falze: gerade Rohrfalze (Zargenfalze) Schwedenfalze (Längsfalze) Schiebefalze Eckfalze Bodenfalze (Einsprengungen) Mantelfalze In der Isolierklempnerei kommen in der Regel zwei Falzarten in Frage: Bodenfalz Mantelfalz Beide Falze werden maschinell hergestellt, der Bodenfalz an der Sicken- und Bördelmaschine und der Mantelfalz auf der Abkantbank. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 32 von 41 Der Bodenfalz (Die Einsprengung) Boden und Mantel einer Kappe werden durch Einsprengen verbunden. einfach liegend (innen) einfach liegend (außen) doppelt stehend einfach stehend doppelt liegend Ausführung: Zunächst wird der Boden der Kappe gebördelt. Dann dreht man an der Sickenmaschine mit besonderen Kastenrollen eine Kastensicke in den Mantel der Kappe. Der gebördelte Boden wird in eine Kastensicke eingelegt und mit einer Zange festgeheftet. Das eigentliche Einsprengen des Bodens in den Mantel geschieht durch Zufahren der Kastensicke an der Sickenmaschine. Der Mantelfalz einfach stehend doppelt liegend Ausführung: An die zu verbindenden Blechteile werden auf der Abkantbank die Falze abgekantet. Die Falzbreite ist vom Verwendungszweck abhängig und sollte zwischen 5 mm und 10 mm liegen. Die Falze sind nach dem Abkanten so zusammenzudrücken, dass die Bleche leicht ineinander gehakt und auf einer festen Unterlage mit dem Holzhammer zusammengeschlagen werden können. Der so entstandene einfache Falz genügt nicht den Anforderungen, da er leicht herausspringt. Um das zu verhindern wird der Falz mit dem Falzmeißel durchgesetzt. Die Rille des Falzmeißels muss die gleiche Breite wie der Falz haben. Der Falzmeißel wird auf den Falz aufgesetzt und durch Schläge auf den Falzmeißel mit dem Schlosserhammer setzt sich das Blech neben dem Falz durch. Mit dem Falzmeißel ist jedoch ein Durchsetzen des Falzes nur nach außen möglich. Das Durchsetzen nach innen wird folgendermaßen vorgenommen. Das gefalzte Blech wird so auf eine feste Unterlage gelegt, dass der Falz neben der Kante der Unterkante liegt. Mit dem Schlosserhammer wird gleichmäßig auf den Falz geschlagen, der sich dabei nach unten durchsetzt. Das Durchsetzen des Falzes kann jedoch bereits vor dem Ineinanderhaken vorgenommen werden. Nach dem Abkanten und leichtem Zudrücken wird der Falz in der Sickenmaschine durchgesetzt. Anschließend wird der Falz ineinander gehakt und zusammengeschlagen. Werkstatt Impressionen Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 33 von 41 Werkstatt Impressionen Außer dem Boden- und Mantelfalz gibt es noch zahlreiche Formen. Bei der industriellen Massenanfertigung werden die umfangreichen Falzarbeiten mit speziellen Falzmaschinen angefertigt. Zu beachten sind: Meistens sind gerundete zylindrische Werkstücke zu. Beispiele: Ein Behälterrumpf wird geschweift, um einen Boden unterzufalzen. Rohr- und Rinnenstutzen, die festgenietet oder gelötet werden, benötigen eine Überlappung in Form eines Schweifrandes. Hier bildet der Schweif eine Kurve. Der Stutzenrand ist mit verschiedenen Schweifwinkeln der Rundung des Hauptrohrs oder der Rinne anzupassen. Die zu falzenden Teile müssen genau zugeschnitten sein. Andernfalls kann der Falz aufspringen. Beim Vorrichten eines geraden Falzes sind die beiden Blechränder in entgegengesetzten Richtungen anzukanten. Die Ankantungen dürfen nicht zu fest zugedrückt werden, damit man sie leicht zusammenhaken kann. Das Durchsetzen eines geraden Falzes mit dem Falzmeißel geschieht vorsichtig unter (zunächst) schwächeren Hammerschlägen, damit das Blech nicht durch Einkerbungen beschädigt wird. Das Schweifen Beim Schweifen wird der Blechrand gestreckt (im Gegensatz zum Bördeln, bei dem der bearbeitete Werkstoff gestaucht wird). Meistens vergrößert sich der Durchmesser, also auch der Umfang des Blechrandes. Meistens sind in der Isolierklempnerei zylindrische Werkstücke, Einsätze oder verschiedenartige Rohrstutzen zu schweifen. Schweifen von Hand Damit sich der Blechrand streckt, muss er beim Schweifen von Hand mit einem Stahlhammer auf einer Stahlunterlage ausgeschweift werden. Die Bahn des Schweifhammers soll der Krümmung des Werkstücks entsprechen. Als Unterlage dient eine Kante des Polierstocks oder am Bau behelfsmäßig eine Trägerkante. Ausführung: Schweifen ist kein Kanten. Der Blechrand muss gleichmäßig gestreckt werden. Das Werkstück wird langsam bewegt bzw. gedreht und erhält dicht an dicht gleich starke Hammerschläge. Die Bahn des Schweifhammers soll auf den Krümmungsmittelpunkt zeigen. Der Hammer ist ein wenig zu neigen, so dass er etwa drei Viertel der Schweifbreite trifft. Das restliche, innere Viertel streckt sich mit; außerdem bleibt die Schweifkante beim Hämmern unverletzt. Schweifen von Hand zahlreiche Hammerschläge und viel Übung voraussetzt, werden in der industriellen Fertigung die Schweifränder in der Regel maschinell mit speziellen Walzen an der Sicken- und Bördelmaschine hergestellt. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 34 von 41 Schweifen mit der Maschine Für schmale Schweifränder (6-8 mm) sollte die Oberwelle an der Sickenmaschine mit einer Kastenrolle versehen werden. Dabei wird das Werkstück allmählich angehoben. Breite Ränder lassen sich besser mit zwei zylindrischen Walzen schweifen. Dann wird das Werkstück allmählich gesenkt. Bei zu starkem Walzendruck! wird der Werkstoff über die notwen-dige Vergrößerung hinaus bean-sprucht, wobei das Werkstück sich unrund ausbildet. Diese Fehlerquelle ist zu vermeiden, da ein Zurückholen nur sehr schwer möglich ist. Zu beachten sind: Der zu schweifende Rand muss einwandfrei zugeschnitten sein, so dass er weder Einschnitte noch Kerben aufweist, da sonst der Rand einreißt. Der Schweifrand soll nicht zu breit sein. Denn je breiter der Schweif ist, desto mehr muss der Werkstoff gestreckt werden. Breite Schweifränder lassen sich besser mit zwei zylindrischen Walzen schweifen. Für schmale Schweifränder sollte die Oberwelle mit einer Kastenrolle (6-8 mm) benutzt werden. Beim Schweifen, von Hand als auch an der Sickenmaschine, soll der Blechrand in mehreren Umläufen allmählich gestreckt werden, bis der nötige Schweifwinkel erreicht ist. Beim Schweifen muß der Blechrand genügend gestreckt werden, so dass er sich nicht einzieht oder wenigstens nur geringfügig. Werkstatt Impressionen Im Bereich Blecharbeiten stößt man vor allem bei Umformarbeiten immer wieder auf die Technik des Streckens oder Stauchens. Mit diesen Techniken überwindet man die bestehende Elastizität des Metalls und es wird eine neue Form annehmen und behalten. Beide Techniken verformen allerdings nicht nur das Material, sondern verändern auch dessen Struktur, d.h. bei diesen Umformtechniken muss sehr bedacht gearbeitet werden, sonst wird das Metall zu weich und reißt sehr leicht. Um einen eventuellen StrukturRiss zu vermeiden, bei dem das Metall regelrecht platzt, da die MolekularStruktur zu eng wird, kann das Metall zwischendurch erhitzt werden. Dies geschieht am besten mit einer heißen Flamme. Um eine Überhitzung zu vermeiden, ist es ratsam mittels einer Kerze Ruß auf das Metall aufzutragen. Dieser dient als Indikator. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 35 von 41 Werkstatt Impressionen Das Durchsetzen Sollen ebene oder gekrümmte Flächen aus mehreren Einzelteilen so zusammengesetzt werden (auf Stoss mit Über-lappung), dass die Nahtstellen keine sichtbaren Erhöhungen erhalten, sind die zu verbindenden Einzelteile an den Nahtstellen durchzusetzen. Man muss folglich Blechkanten abkröpfen. Dadurch entsteht an einer Blechüberlappung keine Erhöhung. Das Durchsetzen kann an der Sickenmaschine ausgeführt werden. Dabei ist in der Oberwelle der Sickenmaschine die Bördelwalze und in der Unterwelle eine zylindrische Walze einzubauen. Beim Einstellen der Walzen an der Sickenmaschine ist darauf zu achten, dass der Abstand zwischen den Walzen entsprechend der Blechdicke eingestellt wird. Das Durchsetzen geschieht in mehreren Folgen, wobei jeweils die Durchsetztiefe zu verändern ist. Beim Durchsetzen in einem Arbeitsgang besteht wegen der auftretenden Kräfte sowie der scharfkantigen Walzen die Gefahr des Abscherens. Das Schrauben Die Schrauben verwendet man zur Herstellung lösbarer Verbindungen. Zylinderblechschrauben gehören heute zu den häufigsten Verbindungsmittel in der Isoliertechnik. Es handelt sich hierbei um gehärtete Stahlschrauben, deren Gewinde konisch gedreht sind. Sie haben die Eigenschaften, ihr Gewinde selbstständig zu schneiden. Sie verrichten die Arbeit, die sonst ein Gewindebohrer versieht. Beispiel: Daten Blechschraube Die gestanzten oder gebohrten Löcher sollen je nach Blechdicke 0,8 bis 1 mm kleiner sein, als die äußere Schraubendicke. Die Zylinderschrauben müssen die gleichen Eigenschaften wie das zu verarbeitende Material haben. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 36 von 41 Schrauben Die Schrauben sind so anzuordnen, dass eine einfache Handhabung möglich ist. Bei einem Oberflächenschutz aus Aluminium sollten es kupferfreie Hartaluminiumschrauben sein, da es sonst bei verschiedenen metallischen Werkstoffen zur Kontaktkorrosion kommt. Bei einer Bohrung mit einem Durchmesser von 3,25 mm und normalem verzinkten Stahlblech (0,5 — 1 mm) kommt eine Zylinderblechschraube von 4,2 x13 mm zur Anwendung. Anzahl der Blechschrauben: Bei Wärmeisolierung 5-7 Stck / lfdm Kälteisolierung 6-8 Stck / Ifdm Nieten Die Nietverbindung ist eine unlösbare bzw. bedingt lösbare (Zerstörung des Niets) Verbindung. Sie wird in der Regel als feste Verbindung ausgeführt, in Einzelfällen werden auch bewegliche, führende Verbindungen eingesetzt. Nietverbindungen sind meist formschlüssige Verbindungen, bei geeigneter Ausführung (Warmnietung) ist auch Kraftübertragung durch Kraftschluss anteilmässig oder vollständig möglich. Nietverbindungen übertragen Kräfte und Momente (bei Momenten sind mehrere Niete erforderlich). Nach dem Verwendungszweck werden verschiedene Anforderungen gestellt. Die Nietverbindung soll: o o o fest sein (Kräfteübertragung bei Stahlkonstruktionen wie beim Kranbau) dicht sein (Behälter für Flüssigkeiten oder Gase) dicht und fest sein (unter Druck stehende Behälter wie Dampfkessel). Die Schraube soll die Bauteile fest miteinander verbinden und darf sich bei Schwingungen und Erschütterungen nicht lockern. Die Schrauben unterscheiden sich durch die Kopf- und Schaftform, das Gewinde und den Werkstoff. Man unterscheidet u. a. folgende Schraubenarten: Sechskant-, Innensechskant-, Vierkant-, HammerRundkopf-, Senk-, Schlitz-, Stift-, Verschluss-, Blech-, Gewindeschneid-, Holz-, Flügel- und Rändelschrauben. Die Schraube wird entweder mit einer Mutter versehen, oder das Gegengewinde ist im Werkstück eingeschnitten. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 37 von 41 Nietarten Beim Niet unterscheidet man den Setzkopf, den Schaft und den beim Nieten entstehenden Schließkopf. Die Dicke der zu verbindenden Teile heißt Klemmlänge (s). Der Überstand des Schaftes über den zu nietenden Blechen dient zur Bildung des Schließkopfes; er soll beim Halbrundschließkopf etwa 1,5mal d des Nietschafts und Senkschließkopf etwa 1 d betragen. Nach der Form des Setzkopfes unterscheidet man verschiedene Niete. Wird eine ebene bzw. glatte Oberfläche gefordert, so verwendet man Senkniete. Sie setzen aber ein genügend dickes Material (z. B. Bandstahl) mit gesenktem Nietloch voraus. Zum Nieten dünner Bleche sind Flachrundniete gut geeignet; sie tragen etwas weniger auf als Halbrundniete. Nietwerkstoffe sollen gut umformbar sein und bestehen meist aus Stahl, Kupfer, Kupferlegierungen, Aluminium und Al-Legierungen. Der Werkstoff soll so gewählt werden, dass keine Kontaktkorrosion mit dem Bauteil auftritt und der Einfluss ungleicher Wärmedehnung beachtet wird. Herstellen 1. Zu verbindende Teile werden gebohrt und entgratet. 2. Vorgefertigter Niet wird eingesetzt. 3. Zu verbindende Teile werden zusammengefasst. 4. Schliesskopf wird geschlagen. (Schlagen, Pressen, Taumeln) 5. Stahlniete mit mehr als 10 mm Durchmesser werden warm geschlagen. 6. Kleinere Stahl-, Messing-, Kupfer- und Leichtmetallniete werden kalt geschlagen. Die Nietverbindungen besitzen in der Isoliertechnik weniger Bedeutung als im Maschinenbau. Im Maschinenbau werden an einer Nahtverbindung verschiedene Forderungen wie Festigkeit, Dichtheit usw. gestellt. In der Isoliertechnik treten diese Anforderungen nicht so stark auf, da das Nieten lediglich für das Verlängern von Blechmänteln über eine bestimmte Länge Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 38 von 41 hinaus, für das Anbringen von Schiebeleisten bei ebenen Flächen, sowie zur Herstellung von Einsätzen genutzt wird. Vorteile des Nietens Bei diesen Verbindungen treten nur geringe Belastungen durch einwirkende Kräfte auf. Keine Wärmebeeinflussung der Bauteile (Nieten wird aus diesem Grunde noch heute in sicherheitsrelevanten Teilen des Flugzeugbaus bevorzugt) Kein thermisches Verziehen Zur Fertigung von Unterkonstruktionen und zum Annieten von Klemmhebelverschlüssen, wobei Kräfte auftreten, die eine Berechnung erfordern, genügen die allgemeinen Erfahrungswerte und Faustformeln. Niet und Werkstoff sollen grundsätzlich aus dem gleichen Stoff bestehen, da sonst bei Auftreten von Feuchtigkeit sich elektrische Ströme ausbilden, die eine Korrosion hervorrufen. Anwendungen Kraftverbindung im Stahlbau, Leichtmetallbau, Flugzeugbau, Bremsen, Kupplungen dichte Kraftverbindung im Kesselund Rohrleitungsbau dichte Verbindung im Behälter- und Leitungsbau Heftverbindung an Blechteilen, Flugzeugbau, Fahrzeugbau In weiten Anwendungsgebieten wurde die Nietverbindung durch die stoffschlüssigen Schweiß- und Klebeverbindungen verdrängt. Schweißverbindungen sind meist kostengünstiger, aber die damit einhergehenden Erwärmung kann für Werkstoffe kritisch sein! Anwendbar, wo Schweißen durch die Materialpaarung technisch nicht möglich ist: unterschiedliche Materialien, zu starke Blechdickenunterschiede, nicht schweißbare Werkstoffe Verbindung ist u. U. notfalls lösbar durch Zerstören des Niets Niet ist gut kontrollierbar Nachteile des Nietens Nieten ist vergleichsweise aufwändiger, kostenintensiver Das Bauteil ist durch Löcher geschwächt Kraftflüsse sind meist stark ausgelenkt und somit auch Kerbwirkungen vorhanden Meist schwere Konstruktionen (z. B. kein Stumpfstoss möglich) Hervorragende Nietköpfe Lösen nur durch Abschleifen oder Abmeisseln der Köpfe möglich Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 39 von 41 Vorteile des Nietens Keine Wärmebeeinflussung der Bauteile (Nieten wird aus diesem Grunde noch heute in sicherheitsrelevanten Teilen des Flugzeugbaus bevorzugt) Kein thermisches Verziehen Anwendbar, wo Schweißen durch die Materialpaarung technisch nicht möglich ist: unterschiedliche Materialien, zu starke Blechdickenunterschiede, nicht schweißbare Werkstoffe Verbindung ist u. U. notfalls lösbar durch Zerstören des Niets Niet ist gut kontrollierbar Nachteile des Nietens Nieten ist vergleichsweise aufwändiger, kostenintensiver Das Bauteil ist durch Löcher geschwächt Kraftflüsse sind meist stark ausgelenkt und somit auch Kerbwirkungen vorhanden Meist schwere Konstruktionen (z. B. kein Stumpfstoss möglich) Hervorragende Nietköpfe Blindnietung Wenn die eine Seite der Nietung nicht zugänglich ist, werden Blindnietsysteme (Rohrniete, Sprengniete) eingesetzt, wobei der Niet mit einem Dorn verbunden ist, über welchen die Schliesskraft indirekt auf den Niet übertragen wird und der Dorn bei einer Sollbruchstelle abbricht. Die Blindnietung ist ein Sonderverfahren. Dabei wird ein Hohlniet zusammen mit einem Zugdorn in ein Nietloch eingeführt, das 0,1 mm größer ist als der Niet. Dann wird mit einer Spezialzange der Nietdorn angezogen. Dieser zieht dann von selbst von der anderen Seite her die Bleche zusammen und an den Setzkopf heran und dornt den Hohlniet auf, so dass sich der Schließkopf bildet. Anschließend reißt der Nietdorn an seiner Sollbruchstelle ab, und die Nietung ist fertig. Blindnieten mit Schaftbruchdorn bleibt ein Teil des Nietnagels als Füllung im Hohlniet und verbessert unter Umständen die Festigkeit. Nietengruppen Nieten werden selten einzeln verwendet, sondern meist in Gruppen: man unterscheidet einreihige, zweireihige oder mehrreihige Nietungen und unterteilt sie in Überlappungsnietung und Laschennietung; entsprechend der Anzahl Blechtrennstellen unterscheidet man einschnittige und zweischnittige Verbindungen. Vorteile: Das Nieten geschieht einfach und schnell in einem einzigen Arbeitsgang. Zu Beginn des Nietens werden die Bleche fest angezogen. Die Blindniete verarbeitet man nur von der Setzkopfseite her. Das Verfahren eignet sich besonders gut für Werkstücke, deren Rückseite unzugänglich ist (blinde Seite). So können bereits montierte Blechmäntel von Isolierungen nachträglich genietet werden. Die Blindnietungen sind gewöhnlich durch Ausbohren leicht lösbar, da der Bohrer durch den Hohlniet zentriert wird. Nachteile: Lösen nur durch Abschleifen oder Abmeisseln der Köpfe möglich Blindnieten haben eine etwas geringere Festigkeit als gewöhnliche Nieten. Die Blindniete und das benötigte spezielle Nietwerkzeug sind sehr teuer. Andererseits spart man aber auch an Arbeitslohn, wenn in kurzer Zeit zahlreiche Nietungen ausgeführt werden. Bilfinger OKI Isoliertechnik GmbH Lehrgang Isolierer – Blechbearbeitung Seite 40 von 41 KAPPENARTEN Kappen sind leicht abnehmbar zwei- oder mehrteilige Blechhauben mit meist fest eingearbeiteter Füllung aus Matten oder loser Wolle, die durch Drahtgeflecht und Haften an der Haube gehalten werden. Sie dienen zur Dämmung von Flanschen, Ventilen und anderen Absperrorganen sowie für Teile von Apparaten, die aus betrieblichen Gründen öfter entfernt werden müssen. Die Kappen sollen deshalb mehrmals verwendet und ohne Umstände schnell wieder angebracht werden können. Sie erhalten deshalb zur Befestigung an den Anlageteilen statt der üblichen Verschraubung leicht lösbare Klemmhebelverschlüsse, die entweder fest an Kappenhälften oder aber an Stahlbändern angebracht sind. Verschiedene Kappenarten: Flanschenkappen sind zweiteilige gerade zylindrische Kappen mit 2 Stirnscheiben. Formkappen sind mehr als zweiteilige Flanschenkappen oder Flanschenkappen mit nicht kreisrunden Stirnscheiben. Stutzenkappen sind zweiteilige Flanschenkappen mit einem rechtwinklig zum Rumpf angebrachten Stutzen, deren Durchmesser gleich oder kleiner sind als die Rumpfdurchmesser. Fassonkappen sind komplizierte Flanschen-, Form- oder Stutzenkappen, z.B. Stutzenkappen mit nicht rechtwinkligem Stutzen, Stutzenkappen deren Stutzendurchmesser größer sind als der Rumpfdurchmesser, Stutzenkappen deren Aufsätze oder Rümpfe keine kreisrunden Querschnitte haben, sowie alle Bogen- und Kalottenkappen. Stoßkappen sind halbe leere Flanschenkappen mit einer eingesprengten oder gefalzten Stirnscheibe. Sie werden oft bei Behältern als glatter Abschluß des zylindrischen Teils oder bei Rohrleitungen als Abschlüsse vor Flanschen ange-bracht. Die Länge der Zargen soll mindestens gleich der Dämmdicke sein. Leerkappen sind Blechhauben ohne Füllung und Halfen, die gewöhnlich bei Kälteisolierung Verwendung finden. Sie werden aber auch bei hohen Temperaturen angewendet, die dicke und somit schwere Dämmungen erforderlich machen. In beiden Fällen werden die zu isolierenden Objektteile fest einisoliert und darüber als Schutz die Leerkappe angebracht. Kappen