Gewalt in der Erziehung - stark-durch-erziehung
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Gewalt in der Erziehung - stark-durch-erziehung
Gewalt in der Erziehung Eine repräsentative Befragung von und Gewalt in der Erziehung Befragung von 1.003 deutschsprachigen Personen ab 18 Jahre in Deutschland mit mindestens einem eigenen Kind bis 14 Jahre im Haushalt Befragungszeitraum: 10. bis 24. November 2011 Institut: forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH Seite 2 Es wird immer noch geschlagen Basis: Gesamt; Angaben in Prozent Vier von zehn Eltern geben ihrem Kind eins auf den Po „Wenn Sie jetzt einmal an die letzten 12 Monate denken: Wie häufig ist es in dieser Zeit vorgekommen, dass Sie Ihr Kind/ Ihre Kinder mit folgenden Maßnahmen bestraft haben?“ mindestens 1-2 mal 40 Klaps auf den Po 10 Ohrfeige Hintern versohlen 4 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 3 Ganz ohne Strafen kommt niemand aus Basis: Gesamt; Angaben in Prozent Laut werden und Verbote – das sind die häufigsten „körperlosen“ Sanktionen „Es gibt ja auch noch andere Formen, wie man auf unerwünschtes Verhalten von Kindern reagieren kann. Auf den folgenden Seiten sind einige dieser Verhaltensweisen aufgeführt. Bitte geben Sie jeweils an, wie häufig diese bei Ihnen vorkommen. Wie häufig kommt es vor, dass Sie ...“ häufig/ gelegentlich 93 laut werden Verbote aussprechen (z.B. Fernsehen, Süßigkeiten, Freunde treffen) 85 eine Auszeit verordnen ("Stiller Stuhl") 47 43 auf den Tisch hauen Ihr Kind/ Ihre Kinder kräftig anfassen bzw. festhalten 38 nicht mehr mit dem Kind/ den Kindern reden und es/ sie ignorieren Ihr Kind/ Ihre Kinder niederbrüllen 26 19 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 4 Jungen bekommen die Hand eher zu spüren Mädchen werden nicht so häufig bestraft 39 % der Eltern von Mädchen geben ihren Kindern einen Klaps auf den Po, von den Jungseltern machen das 45 % Jungen bekommen doppelt so häufig den Hintern versohlt wie Mädchen (Jungseltern: 6 %, Mädcheneltern 3 %) Von den Eltern, die ausschließlich Töchter haben, geben nur 31 % an zu klapsen, und 1 %, den Hintern zu versohlen Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 5 Mehr Kinder, mehr Gewalt Basis: Gesamt; Angaben in Prozent Eltern von drei oder mehr Kindern ohrfeigen doppelt so häufig wie Einzelkind-Eltern „Wenn Sie jetzt einmal an die letzten 12 Monate denken: Wie häufig ist es in dieser Zeit vorgekommen, dass Sie Ihr Kind/ Ihre Kinder mit folgenden Maßnahmen bestraft haben?“ mindestens 1-2 mal 34 Klaps auf den Po 44 47 8 Ohrfeige 11 18 3 Hintern versohlen 6 3 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 1 Kind 2 Kinder 3 oder mehr Kinder Seite 6 Der Osten straft anders Basis: Gesamt; Angaben in Prozent Im Westen gibt’s häufiger den Klaps – im Osten etwas häufiger Ohrfeigen „Wenn Sie jetzt einmal an die letzten 12 Monate denken: Wie häufig ist es in dieser Zeit vorgekommen, dass Sie Ihr Kind/ Ihre Kinder mit folgenden Maßnahmen bestraft haben?“ mindestens 1-2 mal 42 Klaps auf den Po 32 9 Ohrfeige 14 4 Hintern versohlen 4 West Ost Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 7 Warum Eltern die Hand ausrutscht Basis: mind. eine der Maßnahmen mind. 1-2 mal angewandt (n = 433); Top 7; Angaben in Prozent „Unverschämtheit“ wird am häufigsten als Grund angegeben „Welche dieser Anlässe waren Grund dafür, dass Sie Ihr(e) Kind(er) bestraft haben?“ Mein(e) Kind(er)… 51 war(en) unverschämt hat/ haben nicht gehorcht 40 war(en) mir gegenüber aggressiv 40 27 war(en) aggressiv gegen andere Geschwister 17 hat/ haben gelogen 16 hat/ haben sich in Gefahr gebracht hat/ haben großen Schaden angerichtet 12 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 8 Überforderung spielt eine große Rolle „Wie steht Ihr zu körperlichen Strafen?“ Die ELTERN-Redaktion bat Mütter und Väter auf Eltern.de und Facebook um Kommentare: „Ja, ich habe meinem Sohn schon eine Ohrfeige gegeben. Aus purer Verzweiflung, Hilflosigkeit und Überforderung. Ich schreie meinen Sohn auch gelegentlich an. Das ist alles total ätzend und beschämend. Aber: Wer steht mir denn im Alltag bei? Meine Familie lebt in einem anderen Bundesland. Mein Kinderarzt ist ständig ausgebucht. Mein Mann tut jeden Tag sein Möglichstes.“ Fr. W., auf Eltern.de „Ich muss gestehen, dass ich meinem Sohn mal eins auf den Hintern gegeben habe. Ich war total gestresst, und er hat mich gereizt. Ich stand regelrecht neben mir.“ Tina, auf Eltern.de „Diese Situation kennt doch jeder: Du hast Ärger im Job gehabt, zu Hause stapelt sich die Wäsche, und dann schreit deine Dreijährige wild herum, schlägt nach dir – und du möchtest den kleinen Trotzbrocken am liebsten an die Wand werfen. Jetzt kommt es drauf an, sich zu beherrschen.“ Hanny, auf Eltern.de „Nicht, dass ich es gut finden würde. Aber auch mir ist es schon passiert. Wenn man den Kindern erklärt, dass Eltern auch mal überfordert sind, werden sie das überleben.“ S. R. auf Facebook Seite 9 Erfreulich: Die Mehrheit kommt heute ohne Strafen aus Basis: Gesamt; Angaben in Prozent Die körperlichen Bestrafungen sind in den letzten Jahren weiter zurückgegangen „Wenn Sie jetzt einmal an die letzten 12 Monate denken: Wie häufig ist es in dieser Zeit vorgekommen, dass Sie Ihr Kind/ Ihre Kinder mit folgenden Maßnahmen bestraft haben?“ mindestens 1-2 mal 40 Klaps auf den Po 46 10 Ohrfeige 11 4 Hintern versohlen 6 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 2011 2006/07 Seite 10 Keine hohe Meinung von der Wirksamkeit „Die pädagogische Wirkung ist begrenzt“ – sagt über die Hälfte der Eltern, die schlagen 17 % geben zu, dass es „eigentlich gar keine Wirkung“ hatte. Und 37 % sagen, die Wirkung hat nur „ein paar Stunden“ oder „ein paar Tage“ angehalten. 33 % sagen, die Wirkung hat „ein paar Wochen“ oder „ein paar Monate“ angehalten. Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 Seite 11 Das schlechte Gewissen nimmt zu Basis: mind. eine der Maßnahmen mind. 1-2 mal angewandt (2011: n=433; 2006/07: n=485); „trifft voll und ganz/ überwiegend zu“; Angaben in Prozent Heute haben die Eltern etwas häufiger negative Gefühle als vor fünf Jahren „Wie haben Sie sich gefühlt, wenn Sie Ihr(e) Kind(er) mit diesen Maßnahmen bestraft haben?“ 75 Ich hatte ein schlechtes Gewissen 71 74 Ich habe mich über mich selbst geärgert Ich war froh, dass ich mich durchgesetzt habe 69 23 33 Quelle: ELTERN-Studie „Gewalt in der Erziehung“, November 2011 2011 2006/07 Seite 12 Eltern machen sich selbst die meisten Vorwürfe „Wie steht Ihr zu körperlichen Strafen?“ Die ELTERN-Redaktion bat Mütter und Väter auf Eltern.de und Facebook um Kommentare: „Ja, mir ist es auch schon passiert, und ja, mir ging es danach schlechter als meinem Buben, der das nach einer halben Stunde vergessen hatte.“ Pukki, auf Eltern.de „Meine Tochter hat mir irgendwann auf dem Wickeltisch so doll ins Gesicht gehauen, dass ich sie einfach zurückgehauen habe. Das war der schlimmste Moment in meiner Zeit als Mutter. Ich wusste sofort, dass es falsch war. Seitdem weiß ich aber auch, dass mir das nicht noch mal passieren wird.“ Franziska, auf Eltern.de „Als mein Sohn noch ganz klein war, habe ich ihm mal einen Klaps auf den Po gegeben. Nur einen Klaps, er hat ihn kaum gespürt. Aber mir ging es danach noch schlechter als vorher. Ich habe mich so geschämt. Ich habe mich hundertmal bei ihm entschuldigt.“ LeoMama, auf Eltern.de „Hinterher hatte ich das Gefühl, ich sei die schlimmste Mutter aller Zeiten.“ Tina, auf Eltern.de Seite 13 Vieles wird besser Fazit und Blick nach vorn Im Bewusstsein der Eltern hat sich etwas verändert – nicht zuletzt durch das „Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung“. Eltern schlagen heute fast immer aus Stress und Hilflosigkeit – aber kaum noch, weil sie glauben, ihrem Kind damit etwas Gutes zu tun. Aufgabe für die Zukunft: Die Gesellschaft muss sich stärker um junge Familien kümmern. Wir brauchen mehr frühe Hilfe nach der Geburt, mehr Elterntrainings, eine bessere Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule mit dem Elternhaus. Seite 14