Eine Stufe weiter unten neu Anlauf nehmen

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Eine Stufe weiter unten neu Anlauf nehmen
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62 01.02.2007
02.02.07 08:32:57
REGIONALSPORT
62
Tages-Anzeiger · Donnerstag, 1. Februar 2007
Eine Stufe weiter unten neu Anlauf nehmen
Mario Casamento
ebenfalls zu Hinwil
Für Stefan Trafelet dreht sich nach
einer Vollbremsung im 2006 das
Rad wieder. Den Profivertrag ist
der Gossauer los, nicht aber den
ungebrochenen Optimismus.
Fussball. – Nach der Verpflichtung von
Giovanni Montalbano (36) als neuen Spieler-Trainer (TA vom 23. 1.) ist Drittligist
Hinwil auch auf der Suche nach einem
Assistenz-Coach fündig geworden. Mit
Mario Casamento kommt einer aufs Hüssenbüel, der unter anderem beim FCZ und
YB unter Vertrag stand. Der 36-jährige
ehemalige Rüti-Spieler wohnt in Dürnten
und kickte zuletzt – nach acht Jahren bei
den Erstligisten Tuggen und RapperswilJona – beim FC Glarus in der 2. Liga. Casamento, ein Freund Montalbanos, möchte
beim FCH erste Erfahrungen im TrainerBusiness sammeln und nur im Notfall selber in die Hosen steigen.
Weiter wurde bekannt, dass Giovanni
Montalbano vorerst bis Ende Saison in
Hinwil bleibt, aber eine Option auf eine
weitere Spielzeit besitzt. Der Vorstand
hofft, dass das Duo Montalbano/Casamento – das die Nachfolge vom erfolglosen Gespann Jürg Knecht/Gino Balducci
antritt – mit seiner Routine die junge
Mannschaft führt, auf und neben dem
Platz die nötige Ruhe ausstrahlt und das
Optimum aus ihr herausholt. (rek)
Von Deborah Bucher
Rad. – 2005 war es Fabrizio Guidi, der der
Karriere Stefan Trafelets indirekt in die
Quere kam. Am 31. Juli wurde der Italiener
in Phonaks Diensten bei einer Trainingskontrolle positiv auf EPO getestet. Der
Stäfner Rennstall hatte eine neuerliche
Dopingaffäre am Hals und vertröstete als
Konsequenz alle in der Warteschlange
stehenden Nachwuchsfahrer auf unbestimmte Zeit. Im Folgejahr der nächste
Schlag ins Gesicht, der weitaus präziser
sass: Firmenpatron Andy Rihs platzt vor
lauter unerlaubter Substanzen der Kragen,
desillusioniert macht er den Laden dicht.
Damals seien die Verhandlungen sogar
noch weiter fortgeschritten gewesen, er
noch näher an einem Vertrag gestanden,
erinnert sich der Oberländer. Wiederum
zerschlugen sich die Möglichkeiten. Diesmal beraubte der kurzzeitig zum Tour-deFrance-Sieger ausgerufene Floyd Landis
Trafelet aller Chancen. Beim Aufrollen
der Ereignisse wirkt die Stimme des gelernten Sportartikelverkäufers, der den
Vize-Schweizer-Meister-Titel 2002 bei
den Junioren auf der Strasse als bislang
grössten Erfolg bezeichnet, leicht bedrückt. Groll verspürt er aber keinen.
Nicht sein persönliches Schicksal stellt er
in den Vordergrund. Schmerzhafter sei die
Tatsache, dass in der Schweiz kein Berufsteam für Radsportler mehr existiert. «Eine
Katastrophe» nennt er den Untergang.
Er lässt sich nicht entmutigen
Trafelet ging im Herbst nicht nur ein
lockendes Angebot bei Phonak durch die
Lappen. Nach einer Saison im Profilager
beim italienischen Nachwuchsteam Milram Continental wurde sein Kontrakt
nicht verlängert. Vergeblich hielt er Ausschau nach einem neuen Engagement.
Zwar fährt er nach wie vor ausschliesslich
Velo, gleichwohl musste er zurück in den
Amateurstatus und beim Veloclub Mendrisio frisch Anlauf nehmen. Angelangt an
diesem Punkt, hätten viele andere aufgegeben. Nicht so der Gossauer: «Ich pedale
seit klein auf, bin seit dem achten Lebens-
Endlich im Renndress
Ski alpin. – Der regionale Nachwuchs
gelangte endlich zu seinem ersten Renneinsatz. Das Warten auf den Winter hatte
die Schneesportler auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Mitte Januar konnte im
Rahmen der Rennserie für heranwachsende Ski-Talente, dem zum siebten Mal
durchgeführten Zürcher-Oberländer-Cup,
der herbeigesehnte Auftakt stattfinden.
Auch bei den Mitgliedern der Renngruppe
Zürcher Oberland (RGZO) ging bislang
vieles drunter und drüber. Die Saison war
vor allem durch Improvisieren und Verschieben als durch das Bestreiten von
Wettkämpfen gekennzeichnet.
In Elm nun durfte nach Herzenslust
über die Piste gestiebt werden. Der ZOCup ging im Heimatort von Vreni Schneider in seine erste Runde. Bei den Jahrgängen 1995/96 stand am Ende ein bekanntes
Gesicht zuoberst auf dem Podest: Demian
Schmucki (Oberdürnten) hatte schon
2006 die Cup-Gesamtwertung gewonnen.
Auch bei den Neun- bis Zehnjährigen ging
dank Raphael Beghetto der Sieg nach
Oberdürnten. Bei den Jüngsten war Tim
Nussle aus Wila der Schnellste. (TA)
TERMINE
Basketball
Männer, 2. Liga. Am Donnerstag: Rüti Basket - Zürich Akademika Wildcats 2 (Roosriet, 20.00).
Korbball
Frauen, 1. Liga, Kategorie A, Wintermeisterschaft. Am Donnerstag: 15. Runde mit Langnau - Illnau, Wil - Wetzikon, Langnau - Grafstal, Wetzikon - Dürnten, Illnau - Grafstal und Wil Dürnten (Turnhalle Dürnten, ab 20.00).
Handball
Männer, Regionalcup Zürcher Handball-Verband (ZHV), Viertelfinal. Am Donnerstag: Bülach (3. Liga) - Uster 2 (2. Liga)
(Mehrzweckhalle, 20.30).
Tischtennis
Männer, Verbandsliga, Gruppe 1. Am Freitag: Wetzikon - Rapperswil (Turnhalle Berufsschulen, 20.00).
Seewen setzt ein Zeichen
BILD CHRISTOPH KAMINSKI
In Stefan Trafelets Leben dreht sich alles ums Rad. Nun will er diesem wieder zu Schwung verhelfen.
jahr in einem Klub eingebunden. Es handelt sich dabei um meine Leidenschaft. Die
kann ich doch nicht einfach aufgeben,
ohne vorher alles probiert zu haben», sagt
er und lebt seinen Traum von einer Teilnahme an der Tour de France weiter.
Der 23-Jährige musste in der Hierarchieleiter eine Stufe nach unten klettern.
Trotzdem will er die Neulancierung seiner
Laufbahn nicht als Rückschritt verstanden
haben. Im Gegenteil: Er preist sie als Fortschritt an. Dabei verschweigt er nicht,
lieber heute als erst morgen wieder einen
Vertrag als Profi unterschreiben zu wollen. «Ich fühle mich wohl. Hier steht der
Athlet im Zentrum. Die Verantwortlichen
nehmen mich als Menschen und nicht als
Maschine wahr. Auch bei der Rennplanung gingen sie auf meine Wünsche ein.»
Zudem hätten jüngst Grégory Rast, Steve
Morabtio oder Michael Albasini exakt
diese Lösung als Sprungbrett genutzt.
Der Allrounder mit einem Flair für
Rundfahrten und Berge, nicht aber für
Sprints, durchlebte im Vorjahr auch ge-
sundheitlich schwere Zeiten. «Alles
zusammengerechnet, war ich während
dreier Monate ausser Gefecht. Zu keinem
Zeitpunkt konnte ich auch nur ansatzweise 100 Prozent meines Leistungsvermögens ausschöpfen», blickt Trafelet zurück, der auf privater Basis von Nicole
Brändlis Ehemann, Dmitri Sedoun, betreut
wird. So blieben ein fünfter Rang beim GP
von Waregem früh im März, die WM-Qualifikation und zum Abschluss Platz 6 bei
der U-23-Paris-Tour die raren Highlights.
Strampeln in Alicante
Krampfhaft suchte er nach Erklärungen,
die seine zahlreichen diskreten Auftritte
begründen würden. Er zweifelte an seinen
Fähigkeiten. Solche negativen Gedanken
sind längst verflogen. «Die Befunde des
Arztes, dass ich an Leistungsasthma leiden
würde, meine Stirnhöhle chronisch entzündet gewesen sei und ich mir zusätzlich
einen Infekt eingefangen gehabt hätte,
liessen mich aufhorchen und neu hoffen.»
Vor Weihnachten unterzog sich Trafelet einem «körperlichen Vollservice». Er
liess sich seine Nasenwände künstlich vergrössern, um endlich wieder beschwerdefrei trainieren zu können. Im gleichen Aufwisch wurden ihm zwei Weisheitszähne
gezogen. Nach der Genesung ist der Oberländer mit Kollegen zu einem vierwöchigen Aufenthalt mit Grundlagentraining
nach Alicante aufgebrochen. «Ich fühle
mich bereits recht gut, arbeite täglich an
meinem Formaufbau und kann dabei die
Umfänge regelmässig steigern», berichtet
er. Der erste wettkampfmässige Einsatz ist
für den 4. März vorgesehen. «Vor allem in
Italien werde ich Rennen bestreiten. Das
Land des Radsports bietet beinahe eine
grenzenlose Auswahl. Ich könnte fast täglich irgendwo mitfahren.» Ein weiterer
Beweis dafür, dass Trafelet nur auf dem
Papier als Amateur abgestempelt wird. In
Wirklichkeit ist er Profi durch und durch
und wartet gebannt auf die Chance, um
auch praktisch im Berufslager wieder Aufnahme zu finden.
Eishockey. – In der Erstliga-Gruppe 1, in
der auch Dübendorf und Wetzikon spielen, hat Seewen (9.) vor dem entscheidenden letzten Qualifikationsspiel gegen Wil
(8.) Trainer Werner Meier freigestellt. Per
sofort leiten Röbi Küttel und Gion Veraguth die Geschicke des Fanionteams. (rek)
Zaugg-Team: DNA-Tests
Rad. – Nach der Rabobank-Mannschaft
hat auch das deutsche Team Gerolsteiner,
wie unter den Teamchefs vereinbart, eine
Einverständniserklärung aller 26 Profis zu
einem DNA-Abgleich beim Weltverband
vorgelegt. Für Gerolsteiner fährt neu auch
der Pfäffiker Oliver Zaugg. (SI)
Oberländer verlieren
Tennis. – Am Turnier des ITF Junior Circuits in Leuggern verabschiedeten sich die
Oberländer Protagonisten bereits in der
ersten Runde. Der 17-jährige Jannis Liniger
(R1) vom TC Uster unterlag dem Franzosen Romain Sichez 2:6, 6:4, 4:6. Die ein Jahr
jüngere Illnauerin Seraphine Buchmann
(N4) verlor gegen die Österreicherin Julia
Breuss mit 1:6 und 2:6. (rek)
FRAG-WÜRDIG: LORENZO BIASIO FIEBERT DER SUPER BOWL ENTGEGEN
«Es tut gut, dass Football mehr Beachtung findet»
Roethlisberger in dieser Saison weit weniger erfolgreich war als letztes Jahr. Aber es
tut zweifelsohne gut, dass unsere Sportart
mehr Beachtung findet.
In der Nacht auf Montag steigt
in Miami die 41. Super Bowl.
Lorenzo Biasio aus Russikon,
Spieler bei Schweizer Meister
Winterthur Warriors, setzt auf
die Chicago Bears als Sieger.
Trotzdem ist diese nach wie vor ein Klacks
im Vergleich zu den USA. Sind Sie neidisch, dass die Vorbilder in Nordamerika
zig Millionen Dollar pro Jahr verdienen?
Das Geld macht nicht unbedingt neidisch. Keiner hier schielt auf einen Profivertrag. Schön wäre es allerdings, wenn
bei uns Football einen ähnlichen Stellenwert in der Gesellschaft hätte wie in den
USA. Ich war 2004 in Übersee und habe
mir ein College-Spiel von Ohio State angeschaut. Da waren 105000 Zuschauer im
Stadion. Beim Europacup im Deutweg waren es bei uns gerade mal 200 Fans.
Mit Lorenzo Biasio sprach Reto Kägi
American Football. – Die Super Bowl,
eine der weltweit grössten Eintages-Sportveranstaltungen, geht seit 1967 jedes Jahr
am ersten Sonntag im Februar über die
Bühne. In drei Tagen (um Mitternacht
MEZ) stehen sich das Überraschungsteam
aus Indianapolis, die Colts (Revolver), und
die Bears (Bären) aus Chicago gegenüber.
Während in Nordamerika am so genannten Super Bowl Sunday die Strassen wie
leer gefegt sind, lockt das Spiel hier zu
Lande nicht bloss wegen der ungünstigen
Sendezeit weit weniger Fans vor die TVBildschirme. Einer, der sich den Final sicher live im Fernsehen anschauen wird, ist
der Russiker Lorenzo Biasio (20). Der Biologiestudent spielt seit fünf Jahren bei den
Winterthur Warriors und wurde mit den
Eulachstädtern in seiner ersten Saison in
der 1. Mannschaft gleich Schweizer Meister im American Football.
Lorenzo Biasio, wo werden Sie sich die
Super Bowl anschauen?
Im Tres Amigos in Winterthur, wo unser
Verein eine Super-Bowl-Party organisiert.
Wer gewinnt? Die Colts oder die Bears?
Schwierig zu sagen. Ich tippe auf die
Chicago Bears.
Wieso?
Im Football sagt man: «Defense wins
Championships» (Die Verteidigung gewinnt Meisterschaften; Anm. d. Red.). Aus
diesem Grunde ist für mich Chicago der
Favorit.
In den USA ist Football im Schulsport fest
verankert. Wie sieht das in der Schweiz
aus?
Flag-Football ist eine Form, die absolut
für die Schule und Kinder geeignet ist. Gespielt wird ohne Körperkontakt, und der
ballführende Spieler wird gestoppt, indem
die Verteidiger ihm einen Stoffstreifen, die
Flag, aus der Hose ziehen. So können Kids
ans richtige American Football herangeführt werden. Es gibt auch eine Flag-Football-Meisterschaft für Erwachsene.
BILD PD
Nicht neidisch auf die Dollarmillionäre: Lorenzo Biasio.
Sie kommen als Linebacker ebenfalls in der
Verteidigung zum Einsatz. Welches sind
Ihre Aufgaben?
In erster Linie müssen wir das Laufspiel
der gegnerischen Runningbacks unterbinden. Falls der Erfolg mit einem Pass
gesucht wird, versuchen wir auch dort zu
intervenieren.
Vor einem Jahr gewann Ben Roethlisberger,
ein Quarterback mit Schweizer Wurzeln,
mit Pittsburgh die Super Bowl. Seither findet
Football in den Schweizer Medien mehr
Beachtung als auch schon. Macht sich das
im Klub bemerkbar?
Ja, ich denke schon. Einerseits haben
wir vermehrt Interessierte, die in ein Training oder ein Spiel «reinschauen». Andererseits weiss heutzutage fast jeder, wovon ich spreche, wenn ich sage, mein
Hobby sei American Football. Ob dieser
Trend lange anhält, ist fraglich. Zumal
Ende März startet die neue Saison. Welches
sind die Ziele der Winterthur Warriors?
Wir wollen sicherlich unseren Schweizer-Meister-Titel verteidigen und im Europacup mindestens ein Spiel gewinnen.
Die Saison dauert nur bis Juli. Was macht
ein Football-Spieler in den restlichen acht
Monaten?
Die meisten Spieler halten sich während
der Wettkampfpause individuell mit Laufen oder im Kraftraum fit. Ab November/
Dezember wird gemeinsam in der Halle
trainiert. Zudem besteht vor allem im
Herbst die Möglichkeit, mit der Mannschaft an Turnieren teilzunehmen.