Russland - Germanistisches Seminar
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Russland 1. Siedlungs- und Sprachgeschichte Wir befassen uns in diesem Kapitel ausschließlich mit den Siedlungsgebieten, die sich auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation befinden, wohl wissend, dass der Begriff „Russlanddeutsche“ ebenso wie der Terminus „Russland“ in der Regel weiter gefasst ist und sich beispielsweise die Geschichte der Deutschen in der Ukraine kaum von derjenigen der Deutschen in Russland trennen lässt. Andererseits fällt somit auch ein Gebiet unter dieses Kapitel, das mit der Geschichte des restlichen Russlands nur wenig gemein hat: Die ostpreußische Stadt Königsberg wurde im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden gegründet und gehörte seit 1525 zu Preußen. Nach 1945 wurde sie unter sowjetische Verwaltung gestellt und war jahrzehntelang militärisches Sperrgebiet. Seit 1992 ist das Gebiet um Königsberg (Kaliningradskaja Oblast‘) eine Exklave der Russischen Föderation. Die Geschichte der Deutschen im Gebiet des heutigen Russlands (ohne Königsberg) geht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Vor allem hansische Kaufleute, später auch Ärzte und zu den verschiedenen Zeiten benötigte Spezialisten siedelten sich in den Städten des Russischen Reiches an. Die große Mehrheit der deutschsprachigen Siedler bildeten jedoch die vor allem aus dem rheinhessisch-pfälzischen Raum stammenden Kolonisten, die sich aufgrund des Einwanderungsdekrets der ebenfalls deutschstämmigen Zarin Katharina II. von 1763 vor allem in der Wolgaregion ansiedelten. Weitere deutsche Siedlungen entstanden im Nordkaukasus im Schwarzmeergebiet, im Ural und in Westsibirien. Das kulturelle und wissenschaftliche Zentrum der russischen wie der deutschsprachigen Bevölkerung war St. Petersburg mit der 1724 gegründeten Akademie der Wissenschaften.1 Infolge des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Sommer 1941 gerieten die Russlanddeutschen pauschal unter Kollaborationsverdacht und wurden innerhalb weniger Wochen in den sowjetischen Osten (Kasachstan, Sibirien, Ural) deportiert. Ab Ende der 1960er Jahre und verstärkt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 reisten über zwei Millionen Deutsche in die Bundesrepublik Deutschland aus. Im Jahr 2002 lebten in der Russischen Föderation noch ca. 600 000 Russlanddeutsche. 2. Mediengeschichte Die Anfänge des deutschsprachigen Pressewesens führen in Königsberg bis in das Jahr 1623 zurück, im Russischen Reich liegen sie im frühen 18. Jahrhundert. Nach dem Vorspiel der bei Lorenz Segebade gedruckten Avisen Oder Wöchentliche Zeitung, die nicht erhalten scheinen, beginnt die eigentliche Königsberger Zeitungsgeschichte mit dem Buchdrucker Johann Reußner, der 1660 das Privileg zur alleingen Herausgabe eine Zeitung in Preußen erhielt. Er gab seit 1656 Zeitungen heraus, aus denen später die (Königsberger) Hartungsche Zeitung hervorging (Reske 2007: 486f.; Schmidt 1903: 382). Unter verschiedenen Titeln hatte diese Zeitung fast 300 Jahre Bestand, bis sie 1933 aus politischen Gründen ihr Erscheinen einstellen musste. In den übrigen ehemals ostpreußischen Städten, die heute zum Kaliningradskaja Oblat‘ gehören, beginnt die Pressegeschichte im 19. Jahrhundert. Am Anfang stehen Gumbinnen (1811: Amtsblatt der Königlichen Litthauischen Regierung) und Tilsit (1821: Gemeinnütziges Wochenblatt für die Provinz Litthauen). 1 Zur wissenschaftgeschichtlichen Rolle St. Petersburgs und ihren soziokulturellen Hintergründen vgl. man Gottzmann/Hörner (2007), S. 13-27. 1 In Russland entwickelte sich St. Petersburg im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der deutschsprachigen Presse. Bis 1850 waren in der Hauptstadt des Russischen Reiches bereits 22 deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften gegründet worden, bis Ende des Jahrhunderts hatte sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Viele der Periodika waren allerdings zunächst nur sehr kurzlebig, was vor allem an der geringen Auflage und dem daraus resultierenden hohen Kaufpreis lag. Nach 1850 gelang es jedoch immer mehr deutschsprachigen Zeitungen, in der russischen Presselandschaft Fuß zu fassen, unter ihnen der St. Petersburger Herold (1876-1914) und das St. Petersburger Evangelische Sonntagsblatt (1858-1914). Die älteste deutsche Zeitung St. Petersburgs und damit die zweitälteste Zeitung Russlands überhaupt (zuerst Sankt-Peterburgskie Vedomosti, St. Petersburg 1703) war die St. Petersburger Zeitung. Sie erschien ohne Unterbrechung von 1727 bis 1915. Dagegen erschien in Moskau die erste deutschsprachige Zeitung – die Moskauische Zeitung – erst im Jahre 1811; bereits ein Jahr später musste sie ihr Erscheinen wieder einstellen. Die erste Zeitung von längerer Dauer war die 1870 gegründete Moskauer Deutsche Zeitung. Während die deutschen Zeitungen in den beiden Hauptstädten St. Petersburg und Moskau vor allem von dort lebenden deutschen Kaufleuten, Wissenschaftlern und Offizieren sowie von gebildeten Russen gelesen wurden, richteten sich die erst im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Kolonien an der Wolga, im Kaukasus, am Schwarzen Meer und in Sibirien erscheinenden Periodika vor allem an deutsche Bauern und Handwerker. Als erstes Kolonistenblatt gilt die 1866 gegründete Saratower Deutsche Zeitung. Doch wurden auch die großen deutschsprachigen Zeitungen aus Moskau und Petersburg in der russischen Provinz gelesen. Bis 1865 unterlagen Presseerzeugnisse einer rigiden Vorzensur durch die Behörden, die häufig willkürlich und massiv in die Texte eingriffen. Die Aufhebung dieser Vorzensur beendete zwar nicht die Zensur insgesamt, führte aber dennoch zu einer vorsichtigen Liberalisierung des Pressewesens. Bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Aufgabe der deutschen Zeitungen „in der Integration der Deutschen in die russische Gesellschaft“ (Sittig 2005: 492), so wandelte sich ihr Charakter mit der Russifizierungspolitik Zar Alexander III. grundlegend: „ihre Hauptaufgabe war nun die Verteidigung deutscher Kultur und Eigenart“ (Sittig 2005: 493). Zwei wichtige Einschnitte prägen die deutsch-russische Pressegeschichte: Der Beginn des 1. Weltkriegs bedeutete gleichzeitig das vorläufige Ende des deutschsprachigen Pressewesens. Deutsche Zeitungen wurden bis auf drei Ausnahmen verboten. Nach der Revolution von 1917 baute sich zwar allmählich ein neues deutschsprachiges Pressewesen auf, allerdings unter sozialistischen Vorzeichen. Die „Zeitungen verkündeten die Erfolge der kommunistischen Idee, propagierten die Kollektivierung der Landwirtschaft und unterstützten die Erfüllung der Fünf-Jahres-Pläne“ (Sittig 2005: 494). Ab Mitte der 1920er Jahre wurde die Presse in Russland immer stärker zentralisiert, viele kleinere Zeitungen stellten ihr Erscheinen ein. In den 1930er Jahren gingen das deutsche Verlagswesen und damit auch die deutschsprachige Presse allmählich ein. Den zweiten massiven Einschnitt markiert das Jahr 1941. Mit der Deportation der deutschen Bevölkerung verschwand auch die deutsche Sprache in gedruckter Form weitgehend aus der sowjetischen Öffentlichkeit. Während des Zweiten Weltkriegs erschienen lediglich zwei Arten deutscher Periodika: auf sowjetischer Seite wurden sozialistische Propagandablätter für Kriegsgefangene gedruckt, während in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten mit deutschsprachigen Zeitungen nationalsozialistische Propaganda unter der deutschen Bevölkerung betrieben wurde. Erst Mitte der 1950er Jahre kam es zu ersten Neugründungen, das Pressewesen war allerdings ebenfalls stark zentralisiert. Ende der 1980er Jahre setzte dann eine allmähliche Liberalisierung ein, auch die Inhalte änderten sich. Seit Anfang der 1990er gibt es wieder eine größere Vielfalt, allerdings sinken inzwischen die Auflagen. 2 ERSCHEINUNGSORTE: RUSSLAND: St. Petersburg (ab 1727), Moskau (ab 1811), Saratov (ab 1864), Kamyschin (1906), Halbstadt/Galbschtadt, Altai (1917/18), Engels/Pokrovsk (ab 1918), Omsk (ab 1924). GROßFÜRSTENTUM FINNLAND: Wiburg/Wyborg (ab 1823). OSTPREUßEN/ KALININGRADSKAJA OBLAST‘: Königsberg/Kaliningrad (ab 1623/1661), Gumbinnen/Gussev (ab 1811), Tilsit/Sovetsk (ab 1818), Fischhausen/Primorsk (ab 1833), Insterburg/Tschernjachovsk (ab 1834), Preußisch Eylau/Bagrationovsk (ab 1835), Heiligenbeil/Mamonovo (ab 1837), Wehlau/Snamensk (ab 1839), Stallupöhnen (Ebenrode)/Nesterov (ab 1844), Labiau/Polessk (ab 1845), Ragnit/Neman (ab 1845), Darkehmen (Angerapp)/Osjorsk (ab 1846), Gerdauen/Schelesnodoroschny (ab 1848), Friedland/Ptavdinsk (ab 1857), Pillkallen (Schloßberg)/Dobrovolsk (ab um 1858), Pillau/Baltisk (ab 1868), Heinrichswalde/Slawsk (ab 1871), Nordenburg/Krylovo (ab um 1876), Zinten/Kornevo (ab um 1888), Eydtkuhnen (Eydtkau)/Tschernyschewskoje (ab um 1892), Tapiau/Gvardeisk (ab 1904). BEITRÄGER (in Auswahl): ANDREAS ALEXANDER ASCHARIN (*1843 in Pernau, Livland – †1896 in Riga): Schriftsteller und Übersetzer der Werke Puschkins, Lermontovs, Tolstojs und Gogols ins Deutsche; Schachspieler. Gedichte; „Schach-Humoresken“, Riga 1894. → St. Petersburger Zeitung (St. Petersburgische Zeitung), → St. Petersburger Herold (ca. 1875-1879); auch → Rigaer Tageblatt, → Düna-Zeitung [Gottzmann/Hörner 2007, 1, 156] JOHANN GEORG HAMANN (*1730 in Königsberg – †1788 in Münster): Philosoph und Schriftsteller. „Sokratische Denkwürdingeiten“, Amsterdam 1759. Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen (1764-1779); auch → Mitausche Zeitung [NDB 7 (1966), S. 573-577]. WALTHER HARICH (*1888 in Mohrungen – †1931 in Wuthenow): Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Herausgeber einer 15-bändigen E.T.A. Hoffmann-Ausgabe; Romane, u.a. „Angst“, Berlin 1927. → Königsberger Allgemeine Zeitung: „Briefe aus Berlin“ (ab 1922) [Marianne Jabs-Kriegsmann: Walther Harich. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte der zwanziger Jahre. Bonn 1971]. JOHANN GOTTFRIED HERDER (*1744 in Mohrungen – †1803 in Weimar): Philosoph. „Kritische Wälder. Oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend“, Riga 1769. Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen. Rezensionen und Gedichte; auch → Rigische Anzeigen [NDB 8 (1969), S. 595-603]. IMMANUEL KANT (*1724 in Königsberg – †1804 ebd.): Philosoph. „Critik der reinen Vernunft“, Riga 1781. Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen (1776-1777) [NDB 11 (1977), S. 110-125]. ALFRED KERR (*1867 in Breslau – †1948 in Hamburg): Schriftsteller, Jornalist. „Die Welt im Drama“, 5 Bde. Berlin 1917. → Königsberger Allgemeine Zeitung (1897-1922): „Berliner Plauderbriefe“; eine Ausgabe der Alfred Kerr-Biographin Deborah Vietor-Engländer ist in Vorbereitung; u.a. auch → Breslauer Zeitung, Berliner Tageblatt, Neue Rundschau Vossische Zeitung. [NDB 11 (1977), S. 532-534]. JOHANN GOTTHELF LINDNER (*1729 in Schmolsin bei Stolp – †1776 in Königsberg): Professor und Schriftsteller. Geistliche Lieder und Schuldramen; „Abhandlung von der Sprache überhaupt, und insbesondre eines Landes, nebst einer Sammlung einiger Liefländischen Provinzialwörter und Ausdrücke“, Königsberg 1762. Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen; auch → Rigische Anzeigen [ADB 18 (1883), S. 704f.]. CLEMENS FRIEDRICH MEYER (*1824 in Arolsen – †1899 in Heidelberg): Redakteur, Schriftsteller, ab 1885 Honorar-Professor für deutsche Sprache und Literatur, Universität Heidelberg; Goethe Forscher. Er3 zählungen, Schauspiele, Gedichte; „Goethes Märchendichtung“, Heidelberg 1879. → St. Petersburger Zeitung (St. Petersburgische Zeitung) [ADB 52 (1906), S. 333-337; IGL 2,1210f.]. AGNES MIEGEL (*1879 in Königsberg – †1964 in Bad Salzuflen): Schriftstellerin. Gedichte, Erzählungen. → Königsberger Allgemeine Zeitung (ab 1926) [NDB 17 (1994), S. 471-473]. ERNST WIECHERT (*1887 bei Sensburg – †1950 in Uerikon bei Zürich): Schriftsteller, Journalist. Romane und Erzäglungen, „Das einfache Leben“, München 1939. → Königsberger Allgemeine Zeitung: Literaturkritiken, „Zwischen Licht und Stern“ (1929) [Hans-Dieter Horn: Ernst Wiechert als Lehrer und Erzieher, http://www.ernstwiechert.de/Ernst_Wiechert_Bibliografie/Hans_Dieter_Horn_Ernst_Wiechert_als_Lehrer_und_Erzie her.pdf.]. 3. Literatur BAUR, Wiolfgang Dieter (1911): Johann Georg Hamann als Publizist. Berlin/ New York. BEREND, Nina (2011): Die Aufnahme deutscher Siedler und die Bildung von Sprachinseln in Russland seit Katharina II. In: Ulrich AMMON/ Dirk KEMPER (Hg.): Die deutsche Sprache in Russland: Geschichte, Gegenwart, Zukunftsperspektiven. München, S. 60-72. EICHHORN, Carl (1902): Die Geschichte der St. Petersburger Zeitung (1727–1902). St. Petersburg. EISHEUER, Fritz (1944): Handbuch der deutschen Tagespresse. Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin. Leipzig 1944. FORSTREUTER, Kurt (1972): Königsberger Hartungsche Zeitung (1660-1933). In: Heinz-Dietrich FISCHER (Hg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts. München. GOTTZMANN, Carola L. [Hg.] (2010): Deutschsprachige Literatur im Baltikum und in Sankt Petersburg. Berlin (= Literarische Landschaften 11), S. 11-25. GOTTZMANN, Carola L./ HÖRNER, Petra [Hg.] (2007): Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3 Bde., Berlin/ New York. GROSBERG, Oskar (1927): Die Presse Lettlands. Mit einem geschichtlichen Rückblick. Riga. - (1928): Paul von Kügelgen und die St. Petersburger Zeitung zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Erinnerungen. Berlin. - (1953): Der Untergang der „St. Petersburger Zeitung“. In: Baltische Rundschau 4, S. 3-4. HEIDE, Walther [Hg.] (21940): Handbuch der deutschsprachigen Zeitungen im Ausland. Essen. ILARIONOWA, Tatjana (1994a): Die deutsche Presse in Russland und an der Wolga vor 1914. In: Dittmar DAHLMANN/Ralph TUCHTENHAGEN (Hg.): Zwischen Reform und Revolution. Die Deutschen an der Wolga 1860-1917. Essen, S. 190-204. – (1994b): Die deutsche Presse in Moskau von den 1860er Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. In: Nordost-Archiv. Zeitschrift für Regionalgeschichte. Bd.3, H.1: Deutsche in St. Petersburg und Moskau vom 18. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Lüneburg, S. 113-132. – (1995): Das rußlanddeutsche Pressewesen zwischen Oktoberrevolution und Ende des Zweiten Weltkriegs. In: Reinhard OLT (Hg.): Der Riese erwacht. Osteuropa nach 1989. Facetten aus Gesellschaft, Politik und Medien. Frankfurt a. M., S. 308-317. 4 KOZONKOVA, OLGA (2009): Die Presse der Wolgadeutschen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Sibylle Schönborn (Hg.): Grenzdiskurse. Zeitungen deutschsprachiger Minderheiten und ihr Feuilleton in Mitteleuropa bis 1939. Essen, S. 41-56. KRATZ, Gottfried (2005): Die „Moskauer deutsche Zeitung“. 1870-1914. [„Московская немецкая газета“. 1870-1914. На нем. языке]. In: Newspapers in Central and Eastern Europe. Papers, presented at an IFLA conference held in Berlin, August 2003. München 2005, S. 55-64. (= IFLA publications 110). KÜGELGEN, Carlo (1925): Die deutsche Zeitung der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. In: Der deutsche Gedanke. 2. Jg. Berlin 1925, S. 1193-1194. KÜGELGEN, Carlo von (1939): Die deutschsprachige Presse in der Sowjetunion. In: Deutschtum im Ausland 6. Stuttgart, S. 372-375. KÜGELGEN, Carlo (1942/43): Die „St. Petersburger Zeitung“. Zum 100. Geburtstag Paul von Kügelgens. In: Ostland 1, S. 20-25. LISTOWSKY, Paul (1922): Ein halbes Jahrhundert. Aus der Geschichte der Königsberger Hartungschen Zeitung und Verlagsdruckerei. Königsberg. MEYER, Clemens Friedrich (1853-1855): Belletristische Blätter aus Rußland. Aus dem Feuilleton der St. Petersburger Zeitung, gesammelt u. hg. v. Clemens Friedrich Meyer, 3 Bde. Nachdruck Leipzig 1975. NAGEL, Michael (2008): Deutschsprachige Presse außerhalb des deutschen Sprachraumes: Entwicklungen, Perspektiven, Forschungsansätze. In: Andrei CORBEA-HOIŞIE/ Ion LIHACIU /Alexander RUBEL, (Hg.): Deutschsprachige Öffentlichkeit und Presse in Mittelost- und Südosteuropa (1848-1948). Konstanz (= Jassyer Beiträge zur Germanistik), S. 15-44. N.N. (1954): Kurzgefasste Darstellung der deutschen Kolonistenpresse in Rußland. In: Heimatbuch der Ostumsiedler: Kalender hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft der Ostumsiedler. Stuttgart, S. 38-42. N.N. (1975): Königsberger Allgemeine Zeitung. Festschrift zum 100. Gründungstag. 1. November 1875-1975. Frankfurt/ Main: Arbeitsgemeinschaft ehemaliger KAZ-Mitarbeiter. OLHAUSEN, Manuela (2005): Politische Kommunikation im Wandel. Die deutschsprachige Presse des (ehemaligen) Ostblocks zwischen 1980 und 2000; eine Inhaltsanalyse der Zeitungen; „Neue Zeitung“, Ungarn – „Prager Volkszeitung“, Tschechoslowakei/Tschechien – „Neuer Weg“/„Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“, Rumänien – „Neues Leben“, Sowjetunion/Russland in den Jahren 1980, 1989, 1990 und 2000. Hamburg REHBERG, Bruno (1942): Geschichte der Königsberger Zeitungen und Zeitschriften. Königsberg. RESKE, Christoph (2007): Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Wiesbaden. RIECKE, Jörg/ SCHUSTER, Britt-Marie [Hg.] (2005): Deutschsprachige Zeitungen in Mittel- und Osteuropa. Sprachliche Gestaltung, historische Einbettung und kulturelle Traditionen. Berlin (= Germanistische Arbeiten zur Sprachgeschichte 3). SCHAEWEN, Erich (1925): Die ostdeutsche Presse. Königsberg. SCHMIDT, Rudolf (1903): Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker, Bd. 2, Berlin/Eberswalde. 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WILHELM, Karl/ SINNER, Peter (1927): Aus der Geschichte der deutschen Presse Rußlands. In: Deutsche Arbeit. Jg.26. H. 8. Berlin, S. 223-228. ZEITUNGSBIBLIOGRAPHIE FÜR OST- UND WESTPREUßEN SOWIE DAS BALTIKUM: http://home.arcor.de/fritigern/ostpreussen/ztg/ZtgenBibl.htm 6 4. Periodika (in Auswahl) 4.1 Petersburgische Zeitung Abbildung 1: Titelblatt der St.Petersburgischen Zeitung vom 3.1.1813, Nr. 1. Quelle: Staatsbibliothek Berlin. 7 Titel St. Petersburgische Zeitung Zeitraum 1727-1915; Neugründung 1991 Ort St. Petersburg/ St. Peterburg/ Leningrad/ Petrograd Weitere Titel St. Petersburger Zeitung (1852-1915); Petrograder Zeitung (1915); Nordische Zeitung (1915) Beilagen Industrielle Beilage; Land- und Hauswirtschaftliche Beilage; Intelligenzblatt; Beiblatt der St. Petersburger Zeitung; Intelligenzblatt; Amtliche Bekanntmachungen; Gerichtliche Bekanntmachungen Herausgeber St. Petersburger Akademie der Wissenschaften (insbes. Jakob Stählin-(Storcksburg) 1735-1737, 1747-1768, 1783-1785), ab 1874 Ministerium für Kultur und Volksbildung Redakteure Laurentius Blumentrost; H. Schmalz (1839-1852); Clemens Friedrich Meyer [Friedrich Meyer v. Waldeck] (1852-1874); Paul von Kügelgen (1874-1904); Oskar Grosberg (ab 1892; s.u.); Paul Siegwart v. Kügelgen (Gottzmann/ Hörner 2, 788) und Carlo v. Kügelgen (1904-1915; (Gottzmann/ Hörner 2, 782-784); Juri Kotscherewsky Periodizität wöchentlich (1727); zweimal wöchentlich (1728-1830); täglich (seit 1831) Auflage zunächst 500 Exemplare Charakteristik Stellung innerhalb der russischen Presselandschaft: Die Zeitung der städtischen deutschsprachigen Bevölkerung in Russland, die auch in den deutschen Kolonien und im westlichen Ausland gelesen wurde; sie ist zugleich die älteste deutschsprachige Zeitung, die im östlichen Europa außerhalb des deutschen Sprachraums erschienen ist und die zweitälteste Zeitung ganz Russlands. Nachdem sie zu Beginn des 1. Weltkriegs verboten wurde, erscheint sie seit 1991 erneut, jetzt zweisprachig russisch und deutsch. Im späten 19. Jahrhundert stand sie in Konkurrenz zum St. Petersburger Herold, der im Gegensatz zur St. Petersburger Zeitung von den deutschen Kolonisten wohl kaum gelesen wurde. Organisation: Sie wurde 1727 von der Petersburger Akademie der Wissenschaften gegründet und bis 1859 von deutschen Professoren, die an der Akademie beschäftigt waren, herausgegeben. Sie erschien bis 1828 in paralleler russischer Übersetzung. Zwischen 1859 und 1874 übernahm Clemens Meyer die Redaktion und modernisiert den Namen in St. Petersburger Zeitung. Nach dem Ausscheiden Meyers wurde sie von der baltendeutschen Journalistenfamilie Kügelgen gepachtet und mit der kurz zuvor neu gegründeten Nordischen Presse zusammen gelegt. Das Verbot der Zeitung im 1. Weltkrieg wollte der Herausgeber dadurch umgehen, dass er 1915 die Nordische Zeitung als 189. Jahrgang der St. Petersburger Zeitung erscheinen ließ. Diese Nordische Zeitung wurde aber nach nur zwei Ausgaben verboten. Nach der Neugründung 1991 erscheint sie zweisprachig in deutscher und russischer Sprache. Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Die Gründung steht in Zusammenhang mit den Bemühungen Peters des Großen, das Land kulturell, wirtschaftlich und gesellschaftlich an die von ihm bereisten und als vorbildlich angesehenen westeuropäischen Staaten heranzuführen. Das inhaltliche Konzept folgt der russischen Vedomosti: politische Nachrichten aus Westeuropa 8 und vor allem aus Russland, gelehrte Anteile; eine Rubrik mit dem Titel „Neue Bücher“. Dazu kommen ein stets unparteilicher Standpunkt und humane Toleranz in Nationalitäts- und Glaubensfragen. Sie stand in stetem Kampf mit der nationalistischen russischen Presse und zeitweise in scharfem Gegensatz zur Regierung. Die Folge waren Geldstrafen und Bedrohungen. Sie entwickelte sich spätestens unter der Leitung von Clemens Friedrich Meyer zu einem angesehenen politischen Tageblatt mit Ausrichtung auf den gesamten Ostseeraum. Zudem trat sie für die Interessen der Deutschen in Russland, besonders für die der Deutschbalten ein. Meyer bemühte sich auch, seine Leser auf den Gebieten Belletristik, Kunst und Wissenschaft zu orientieren (ADB 52, 1906, S. 333-337). Die St. Petersburger Zeitung hatte Austausch- und Mittlerfunktion zwischen der russischen und deutschen Kulturwelt. Format: Unterschiedliche Formate zwischen 39 cm, 42 cm und A5 Bibliothek 1 Staatsbibliothek Berlin (D) Bibliothek 2 Institut für Zeitungsforschung Dortmund (D) Bibliothek 3 Nationalbibliothek Finnland, Helsinki (FIN) Bibliothek 4 Seminar für Osteuropäische Geschichte Heidelberg (D) Bibliothek 5 Nationalbibliothek Schweden, Stockholm (S) Bibliothek 5 Nationalbibliothek Russland, St. Petersburg (RU) – (1729-1914, lückenhaft) Digitalisiert nein Literatur Gottzmann (2010); Nagel (2008); Gottzmann/ Hörner (2007); N.N. (1954); Hötzsch (1928); Kügelgen (1925); Eichhorn (1902) Kommentar Als Korrespondent arbeitet ab 1858 der spätere lettische Schriftsteller Christian Woldemar [Krišjānis Valdemārs]; 1862 wurde er Herausgeber der lettischsprachigen Zeitung Pēterburgas Avīzes, eine Stimme der Bewegung der „Jungletten“; 1870 fungiert er als Herausgeber der → Moskauer Deutschen Zeitung. Auszüge aus dem Feuilleton hat Clemens Friedrich Meyer in drei Bänden zusammengestellt: „Magazin für die Kunde des geistigen und sittlichen Lebens in Russland. Wissenschaftliche Mitteilungen aus den Beilagen der St. Petersburger Zeitung“ 1 (1853) bis 3 (1885). Hier finden sich u.a. deutschsprachige literarische Beiträge (Gedichte, Erzählungen, Humoresken) von Max Gregor Cambecq (1828 Dorpat – 1856 St. Petersburg) und Jegór von Sivers (1823 Fellin – 1879 Riga). Der 3. Band (S. 239247) enthält u.a. „Erinnerungen an Ludwig Tieck, aus dessem letzten Lebensjahre“ von Jegór Sievers, Dichter, Literaturhistoriker und Landwirt [ADB 38 (1892), S. 436438) Zwischen 1875 und 1897 finden sich Beiträge des baltisch-russischen Schriftstellers Andreas Ascharin (vgl. auch → St. Petersburger Herold, → Rigaer Tageblatt, → Düna-Zeitung). Ab 1892 Theater- und Balettkritiken von Oskar Grosberg (Gottzmann/ Hörner 1, 497f., vgl. auch → St. Petersburger Herold, → Rigasche Rundschau). Die Digitalisierung der ältesten und langlebigsten deutschsprachigen Zeitung Russlands scheint dringend geboten. 9 4.2 St. Petersburger Herold Abbildung 2: Titelblatt des St. Petersburger Herolds vom 1.(13.) 7.1879, Nr. 182, 4. Jg. Quelle: Nationalbibliothek Finnland. 10 Titel St. Petersburger Herold Zeitraum 1876-1915; Neugründung 2008 Ort St. Petersburg/ St. Peterburg/ Leningrad/ Petrograd Weitere Titel Petrograder Herold (1914-1915) Beilagen Herold-Almanach; Mode und Haus; Landwirthschaftliche Beilage Herausgeber k.A. Redakteure Franz Gesellius; Gustav Pipirs (→ Düna Zeitung); Oskar Grosberg (→ St. Petersburger Zeitung, → Rigasche Rundschau) Periodizität täglich Auflage k.A. Charakteristik Stellung innerhalb der russischen Presselandschaft: Ein liberales Konkurrenzblatt zur St. Petersburger Zeitung für die sich ausbreitende Mittelschicht mit kritischer Berichterstattung; konfessionell und politisch unabhängig. Organisation: k.A. Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Besonderer Wert wurde auf eine kritische Berichterstattung gelegt, da der Herold als liberales Konkurrenzblatt zu der von der Regierung unterstützten konservativen St. Petersburger Zeitung verstanden werden wollte. Neben einer exklusiven Presseschau über die Nachrichten aus den größten russischen Tageszeitungen bot sie lokale, regionale und internationale Meldungen, aber auch kulturelle Angebote. Da das Blatt mit Beginn der 1890er Jahre die Russifizierungspolitik der Regierung befürwortete, löste es Konflikte innerhalb der deutschen Volksgruppe aus. Format: 46x32 cm (1879), 65x46 (1905), zwischen 6 und 12 Seiten Bibliothek 1 Nationalbibliothek Russland, St. Petersburg (RU) Bibliothek 2 Staatsbibliothek zu Berlin (D) Bibliothek 3 Nationalbibliothek Finnland, Helsinki (FI) Bibliothek 4 Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart (D) Digitalisiert nein Literatur Gottzmann/Hörner (2007: 26); N.N. (1954); http://www.spzeitung.ru/uber-uns/ (26.9.2011, 13:05) enthält Informationen zur Geschichte des Herold. Kommentar Zwischen 1875 und 1897 finden sich Beiträge des baltisch-russischen Schriftstellers Andreas Ascharin (vgl. auch → St. Peterburger Zeitung, → Rigaer Tageblatt). 11 Der Redakteur Gustav Pipirs ist auch als Autor von Novellen („Am Arysee“, „Sirenenstimmen“ u.a.) hervorgetreten. Bibliographische Angaben konnten nicht ermittelt werden; vgl. http://www.slavistik.uni-potsdam.de/petersburg/pipirs.html mit weiterer Literatur. Heute gibt es eine gleichnamige Online-Zeitung unter http://www.spzeitung.ru/ (26.9.2011, 13:00 Uhr). Hier finden sich unterschiedliche Angaben zum Erscheinungszeitraum, so wird neben 1871 auch 1873 als erstes Erscheinungsjahr angegeben. ZEYFS (http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/zdb/titelnachweis/title/ 01617934X/, 26.9.2011, 13:10 Uhr) verweist auf 1876 als erstes Erscheinungsjahr. 12 4.3 Moskauer Deutsche Zeitung Abbildung 3: Titelblatt der Moskauer Deutschen Zeitung vom 3. (15.) 1.1880. Quelle: Prof. Dr. M. Volodina, Moskau. 13 Titel Moskauer Deutsche Zeitung Zeitraum 1870-1914; Neugründung 1998 Ort Moskau/ Moskwa Weitere Titel k.A. Beilagen k.A. Herausgeber Theodor Ries (1870); Christian Woldemar [Krišjānis Valdemārs] (1870); Christian Kicherer, Gustav Hannemann (1871-1900); A. I. Mamontov (1900-1913) Redakteure Christian Woldemar (1870); Theodor Ries (ab 1871); Christian Kicherer, Gustav Hannemann (ab 1875-1890); K. Fenner (1907) Periodizität monatlich, später: 14-täglich; bis 1914: 3x wöchentlich Auflage k.A. Charakteristik Stellung innerhalb der russischen Presselandschaft: Nach dem Vorspiel der Moskauischen Zeitung (1811-1812) die erste deutschsprachige Zeitung mit längerer und regelmäßiger Erscheinungsdauer in Moskau. Ihre erste Ausgabe enthält den Beginn einer Übersetzung von Tolstojs „Krieg und Frieden“. Sie wurde das wichtigste Presseorgan für die Moskauer Deutschen. Organisation: Die Meldungen wurden anderen deutschen und westeuropäischen Medien entnommen, es finden sich bis zum 1. Weltkrieg kaum eigene Kommentare und Berichte. Veröffentlicht wurde auch Werbung anderer deutscher Zeitungen. Der Verleger Theodor Ries wurde 1871 verantwortlicher Redakteur der Zeitung, den Verlag übernahmen G. Hannemann und Chr. Kicherer, danach wechselten Redakteure und Herausgeber regelmäßig, wobei Kicherer stets einer der beiden Funktionen verbunden blieb. Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Wichtiges Informationsmedium mit Nachrichten über Politik, gesellschaftliches und kulturelles Leben, über aktuelles politisches Geschehen, Anzeigen. Charakteristisch wird die Dreiteilung in: 1. Innen- und Außenpolitik, 2. Wirtschafts- und Kulturteil mit Feuilleton, 3. Lokal- und Anzeigenteil. Sie stellte ihr Erscheinen mit Beginn des 1. Weltkrieges ein und distanzierte sich von Parteien und konfessionellen Vereinigungen. Eine Zeitung von europäischer Ausrichtung mit hoher Konzentration auf das Leben in Deutschland. Format: k.A. Bibliothek 1 Nationalbibliothek Russland, St. Petersburg (RU) Bibliothek 2 Staatsbibliothek zu Berlin (D) Bibliothek 3 Nationalbibliothek Finnland, Helsinki (FI) 14 Digitalisiert nein Literatur Kratz (2005); Sittig (2005); Volodina (2005); Ilarinova (1994°), (1994b); Stumpp (1970) Kommentar Die Moskauer Deutsche Zeitung wurde 1998 vom „Internationalen Verband der Deutschen Kultur“ wiedergegründet, vgl. (http://www.mdz-moskau.eu/, 26.9.2011, 12:16). 15 4.4 Saratowsche Deutsche Zeitung Abbildung 4: Titelblatt der Saratower Deutschen Zeitung (Probenummer) vom 25.1.1906. Quelle: Prof. Dr. M. Volodina, Moskau. 16 Titel Saratowsche Deutsche Zeitung Zeitraum 1864-1866; 1906-1916; 1917-1918 Ort Saratow Weitere Titel Saratowser Deutsche Zeitung, Deutsche Volkszeitung (1906-1912), Volkszeitung (1912-1915); Saratower Deutsche Volkszeitung (1917-1918) Beilagen k.A. Herausgeber Gottlieb Bauer (Autor einer „Geschichte der deutschen Ansiedler an der Wolga“ 1908), E. Exe; G. H. Schellhorn, A. I. Wacker; Zentralkomitee der Wolgadeutschen Redakteure K. Resch; Joh. Schleuning Periodizität zweimal wöchentlich Auflage k.A. Charakteristik Stellung innerhalb der russischen Presselandschaft: Erste Kolonistenzeitung Russlands. Organisation: Ab 1917 herausgegeben vom Zentralkomitee der Wolgadeutschen Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Das Erscheinen der Saratowschen Deutschen Zeitung wurde nach nur zwei Jahren eingestellt, wohl weil wegen fehlender Leserschaft die finanzielle Grundlage fehlte. 1906 wurde sie zunächst unter dem Namen Saratower Deutsche Zeitung erneut herausgegeben. Wengleich die nicht-russische Herkunft der Leserschaft nicht thematisiert wird, bildet die deutsche Kultur und ihre Pflege den thematischen Schwerpunkt der Zeitung. Daher erfolgte 1906 die Umbenennung in Deutsche Volkszeitung; vor allem Pastor Joh. Schleuning setzte sich als Redakteur für die Rechte der Wolgadeutschen ein. Es finden sich bis 1916 politische Nachrichten, Beiträge zur wolgadeutschen Kultur und Erzählungen wolgadeutscher Schriftsteller. Mit Beginn des 1. Weltkrieges erscheinen nur noch russisch-patriotische Beiträge. Die Wiederauflage nach der Februarrevolution 1917 unter dem Titel Saratower Deutscher Volkszeitung wurde 1918 durch die Bolschewisten endgültig verboten. Format: k.A. Bibliothek 1 Nationalbibliothek Russland, St. Petersburg (RU) Bibliothek 3 Bibliothek der Staatlichen Universität Tscheljabinsk (RU) Bibliothek 3 Staatsbibliothek zu Berlin (D) [schlechter Erhaltungszustand] Digitalisiert nein Literatur Kozonkova (2009); Spack (2008); Sittig (2004); ILARIONOWA (1994°), (1994b); N.N. (1954) 17 4.5 Königsberger Hartungsche Zeitung Abbildung 5: Titelblatt der Königsberger Hartungschen Zeitung vom 1.7.1851, Nr. 150. Quelle: Staatsbibliothek Berlin. 18 Titel Königsberger Hartungsche Zeitung (Titel ab 1850) Zeitraum 1660-1850 (mehrere Titelwechsel); 1850-1933 Ort Königsberg/ Kaliningrad/ Królewiec Weitere Titel Europaeische Wochentliche Zeitung (1656) Europaeische Ordinarij Postzeitung (1657-1659) Europäischer Mercurius (1660-1674) Königsberger Ordinari Postzeitung (1674-1709) Königlich preußische Fama (1709-1740) Königsbergsche Zeitung (1740-52) Königlich privilegierte preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung Streikersatzbl.: Nachrichtenblatt (31.03.-18.04.1928) Beilagen Sonntagsblatt; Der Sonntag; Soziale Rundschau; Frauenrundschau; Welt im Bild; Ostdeutsche Sport-und Turnzeitung; Ostdeutsche Blätter für Leibesübungen; Ostdeutsche Blätter; Ostdeutsche Hochschulblätter; Deutsche Ostmesse; Bilderblatt; Die Schau; Die moderne Dame; Deutsch-russische Blätter; Gedenk-Blatt zur Jahrhundertfeier der Befreiungskriege (1913); Kant-Blatt (1924) Herausgeber Johann Reußner; Johann Heinrich Hartung (seit 1751); Gottlieb Lebrecht Hartung (seit 1771); Sophie Christiane Hartung (seit 1797); Georg Friedrich Hartung (seit 1801); Johann Friedrich Hermann Hartung; Aktiengesellschaft Redakteure Xaver von Hasenkamp, Ernst Wichert; Erwin Kroll (Leiter des Feuilletons ab 1930) Periodizität zweimal täglich; dreimal täglich im Jahre 1807 Auflage k.A. Charakteristik Stellung innerhalb der Presselandschaft: Eine der ältesten deutschsprachigen Tageszeitungen überhaupt, die – bezieht man ihre Vorgänger ein – über einen deutlich längeren Zeitraum erschien als die übrigen deutschen Zeitungen des Nordens, beispielsweise auch die Sankt Petersburgische Zeitung. Organisation: Der Vorgänger der Königsberger Hartungschen Zeitung wurde von dem aus Rostock stammenden Buchdrucker Johann Reußner ab 1660 unter dem Titel Europäischer Mercurius gedruckt, es folgten mehrere Titelwechsel in den ersten 200 Jahren des Bestehens, u.a. 1752 durch den Übergang in den Besitz des Druckers Hartung. Zensor war im Jahre 1807 Johann Gottlieb Fichte. 1872 wurden Verlag und Druckhaus in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die u.a. das Königsberger Tagblatt herausgab. Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Liberale Ausrichtung; Erwähnung in Thomas Manns Buddenbrooks: „Sie geht nicht sehr glimpflich mit der Regierung um, mit den Adligen, mit Pfaffen und Junkern, sie weiß allzu geschickt die Zensur an der Nase herumzuführen“; Gesinnungswechsel: vor 1807 finden sich Artikel gegen Napoleon und die Franzosen, während der fran19 zösischen Besatzungszeit erscheint sie eher angepasst. Sie wird während der Befreiungskriege wieder ein politisch einflussreiches Organ. In der Weimarer Republik stand sie der „Deutschen Demokratischen Partei“ nahe und war berühmt für ihre Musikkritiken, insbesondere von Louis Köhler (1820-1886), Gustav Dömpke (18531923, auch für die → Königsberger Allgemeine Zeitung), Otto Besch (1885-1966, auch für die → Königsberger Allgemeine Zeitung) und Erwin Kroll (1886-1976). Format: k.A Bibliothek 1 Staatsbibliothek zu Berlin (D) Bibliothek 2 Herder-Institut Marburg (D) Bibliothek 3 Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin (D) Bibliothek 4 Institut für Zeitungsforschung Dortmund (D) Bibliothek 5 Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaft, Vilnius (1897-1932) Digitalisiert nein Literatur FORSTREUTER (1972); LISTOWSKY (1922); Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 389 (http://images.zeno.org/Meyers-1905/K/big/meyers-1905011-0389.png, 26.9.2011; 13:52) Kommentar Nicht eindeutig zu rekonstruieren ist der Erscheinungszeitraum der Königsberger Hartungschen Zeitung. Während ZEYFS (http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/zdb/ titelnachweis/title/01521334X/, 26.9.2011, 13:25 Uhr) angibt, die Zeitung erscheine von 1850-1933; verweist die Forschungsliteratur – z.B. Forstreuter (1972) – auf einen bis ins im 17. Jahrhundert zurückreichenden Erscheinungszeitraum, d.h. sie bezieht die Vorgänger der Zeitung mit in die Zählung ein. Es bedarf einer genaueren Untersuchung, die neben Inhalten und Organisation auch die Verwandtschaftsverhältnisse der Vorgänger und Nachfolger zu klären vermag. 20 4.6 Königsberger Allgemeine Zeitung Abbildung 6: Titelblatt der Königsberger Allgemeinen Zeitung vom 1.5.1942, Nr. 119, 67. Jg., 6 Seiten, Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin. (http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/dfg-viewer/?set[mets]=http%3A%2F%2Fzefys.staatsbibliothekberlin.de%2Foai%2F%3Ftx_zefysoai_pi1%255Bidentifier%255D%3Df864bbe1-1b23-4fce-adc0-f76cf832607a, 1.9.2011, 12:06 Uhr). 21 Titel Königsberger Allgemeine Zeitung Zeitraum 1875-1945 Ort Königsberg/ Kaliningrad/ Królewiec Weitere Titel Communalblatt für Königsberg und die Provinz Ostpreußen (1875-1882) Königsberger Allgemeine Zeitung (seit 1882) Die Morgenzeitung Ostpreußens (Zusatztitel 1942) Beilagen Kinderland; Junges Volk; Das illustrierte Blatt; Landwirtschaftliche Beilage; Königsberger Blätter; Sonntagsbeilage; Mittwochsbeilage; Königsberger Frauenblatt Herausgeber Alfred Hausbrand; Alexander Wyneken (nach 1875-1929); Robert Volz Redakteure Alexander Wyneken; Martin Müller-Haeseler; Leo Holstein; Ulrich Balzer; Paul Anton; Otto Besch Periodizität zweimal täglich (lt. ZDB), täglich (lt. Zeyfs) Auflage 58.000 Charakteristik Stellung innerhalb der Presselandschaft: Eine über die lokalen Grenzen hinaus wirkende Tageszeitung; zugleich eine der auflagenstärksten und einflussreichsten Zeitungen Ostpreußens. Organisation: Sie wurde 1875 unter anderem Titel von dem Inhaber der „Kochschen Buchhandlung“ gegründet; nach dem Tod Hausbrands ging sie in den Besitz des Bankhauses Simon über und wurde 1882 in Königsberger Allgemeine Zeitung umbenannt. Inhaltliche Schwerpunkte und (politische) Zielsetzung: Nationalliberale Grundeinstellung und politische Nähe zur Deutschen Volkspartei. Format: k.A. Bibliothek 1 Staatsbibliothek zu Berlin (D) Bibliothek 2 Deutsche Nationalbibliothek Leipzig (D) Digitalisiert Staatsbibliothek zu Berlin (Ausgaben für das Jahr 1942): http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/24340649/1942/, 26.9.2011 Literatur N.N. (1875) Kommentar Mitarbeit Alfred Kerrs 1897 bis 1922: „Berliner Plauderbriefe“; danach fortgesetzt durch die „Briefe aus Berlin“ von Walther Harich, des Schwiegersohns Wynekens. Ab 1926 ist Agnes Migel freie Mitarbeiterin. Zudem Musikkritiken von Gustav Dömpke (ab 1897) und Otto Best (1922-1939), beide auch Hartungsche Zeitung. Seit 2009 erscheint in Kaliningrad eine Neuauflage: (http://www.ostdeutschesforum.net/preussen/ostpreussen/Koenigsberg/Koenigsberger-Allgemeine.htm, 26.9.2011, 14:25 Uhr). 22 4.7 Wiburgs Wochenblatt Abbildung 7: Titelblatt des Wiburgs Wochenblatt vom 1. Januar 1823, 4 Seiten, Quelle: Nationalbibliothek Finnland (http://digi.kansalliskirjasto.fi/sanomalehti/secure/showPage.html?conversationId=1&action=entryPage&id =468274, 1.9.2011, 12:09 Uhr). 23 Titel Wiburgs Wochenblatt Zeitraum 1823-1832 (NB FI) Ort Wiburg/ Wyborg/ Viipuri/ Wiborg/ Viborg Weitere Titel Viburgs Wochenblatt Fortsetzung: Sanan Saattaja Wiipurista (1833-1841) Beilagen Beilage (1823-1824) Herausgeber Kirjanpainaja Anders Cedervaller Redakteure k.A. Periodizität wöchentlich Auflage k.A. Charakteristik k.A. Bibliothek 1 Nationalbibliothek Finnland, Helsinki (FI) Digitalisiert Nationalbibliothek Finnland (komplett): http://digi.kansalliskirjasto.fi/sanomalehti/secure/browse.html?action=year&id=14 57-4578&name=Wiburgs%20Wochenblatt, 7.10.2011, 10:45 Uhr Literatur k.A. Kommentar Sowohl in der Forschungsliteratur als auch in den unterschiedlichen Bibliothekskatalogen finden sich kaum Angaben zum Wiburger Wochenblatt. Wünschenswert wäre eine eingehende Untersuchung des lokalen Wochenblatts nicht zuletzt wegen der Besonderheit seines Erscheinungsortes Wiburg, der im Laufe seines Bestehens seit dem Mittelalter mehrfach seine Staatenzugehörigkeit wechselte. 24