Shinobi-News Ausgabe 02 2006

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Shinobi-News Ausgabe 02 2006
Ausgabe2
Dezember2006
Shinobi News
Magazin für Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu
Vorwort
Dieses Magazin soll für alle österreichischen Buyu sein und es lebt von allen. So wäre es sicher
nicht verkehrt, wenn ihr über Themen die euch beschäftigen schreiben würdet.
Die Stärke der Schattenkrieger lag schon immer im Sammeln und Auswerten von Informationen,
und viele Informationen schufen für diese Krieger des alten Japans die Basis dafür, für sich, die
Familie und die Gemeinschaft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
So kann sich aus einer eurer Fragen oder aus einem Bericht eine fülle an Wissen und
Informationen anhäufen und nicht zuletzt unser eigenes Wissen und unsere eigenen Fähigkeiten
vergrößern.
Also versucht dieses Projekt zu unterstützen. Wir alle können nur Wachsen!
Bufu Ikkan!
Markus Behmer
Bujinkan Dojos Österreich
Inhalt
▪ Vorwort
▪ Aktuelles
▪ Seminare
▪ Kukishinden Ryu
▪ Die Geschichte der 47 Ronin
▪ Training
▪ Ninjutsu Hiketsu Bun
▪ Kotora und Kanzaki
▪ Faszination Kampfkunst
▪ Sudoko
▪ Sachen zum Lachen
Ausgabe 2 – Dezember 2006
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Shinobi News
Magazin für Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu
Aktuelles
Nach zweijähriger Pause gibt es ab sofort wieder 4 x jährlich die Shinobi News zum
Download in unserem Forum www.bujinkan.at/forum
Hatsumi Sensei hat für das Jahr 2007 Kukishinden-Ryu als Jahresthema bestimmt.
Das Bujinkan Dojo Kufstein hat einen neuen Shodan! Ich möchte an dieser Stelle Thomas
Lehner recht herzlich zur bestandenen Prüfung gratulieren.
Herzliche Gratulation auch an Markus Oberndorfer (Bujinkan Shinzan Dojo Wien) zur
bestandenen Shodan-Prüfung!
Wir wünschen allen Buyu ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue
Jahr.
Die nächste Ausgabe der Shinobi News erscheint Ende März 2007. Bitte sendet eure Artikel
und News bis spätestens 15. März an markus@bujinkan.at
Seminare
Monat
Lehrer / Thema
Ort
Januar
06./07.
Dojo Eröffnungsseminar in München
mit Jürgen Bieber & Dino Geri
13./14
Ninpo Kai Austria mit Shihan Dean Rostohar 15.
Dan - Thema: Kukishinden Ryu
München
Graz
Februar
März
31.03./01.04. Shihan Sveneric Bogsäter - Thema des Jahres
Ausgabe 2 – Dezember 2006
Wels
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Magazin für Bujinkan Budo Taijutsu / Ninjutsu
Kukishinden-Ryu
Kukishinden-ryu wurde um 1180 (Kamakura Ära) in den Bergen von Kumano (im Südwesten von
Japan) von Izumo Kanja Yoshiteru gegründet, während die Techniken ihren Ursprung in China
(Kumano Provinz) gehabt haben sollen. Der Name wurde vom Kaiser Go Daigo (1319-1339)
nach erfolgreicher Zurückeroberung des Thrones, mit Hilfe der beiden Kukishinden-ryu Samurai
Yasushimaru Takazane (auch bekannt als Yasushimaru Kurando) und Kagoshima, vergeben.
Der Kaiser meinte, dass man mit den Techniken dieser Schule wie 9 Dämonen kämpft.
Kukishinden-ryu wurde auch von Japanischen Seeleuten und Piraten angewendet, die dadurch
einen sehr grossen Einfluss auf dessen Weiterentwicklung hatten. Deswegen beinhaltet das
Kukishinden-ryu Happo Hiken auch Waffen wie das Daisharin (eine 10 Fuss lange Radachse, die
benutzt wurde um Schiffe vom Stapel laufen zu lassen), oder das Nyo Ibo (ähnlich einem
Schiffsmast, auch Takelagen fanden ihre Anwendung).
Wegen dieser Seeleute beinhaltet Kukishinden-ryu sehr viele Techniken mit dem Seil. Ein oft
wiederholter Ausspruch vom derzeitigen Soke Hatsumi war auch, dass man sich in dieser Ryu
wie ein Seil bewegen soll. Auch das Kaginawa (Seil und Haken) stammt aus dieser Ryu und soll
der Vorgänger des Kusarigama (Seil und Sichel) gewesen sein.
Kukishinden-ryu wurde auch von ein paar anderen Ryu beeinflusst. Neben einigen nicht mehr
existierenden Ryu, die mit dieser Schule „verwandt“ sind, wurden Kukishinden-ryu und Takagi
Yoshin Ryu eine zeitlang zusammen unterrichtet. So haben diese beiden Ryu die Bo- (Stock),
Shuriken- (Wurfgeschosse aus Metall, z.B. Wurfsterne) und Jutte-Techniken miteinander
ausgetauscht. Auch Ueshiba, der Begründer des moderenen Aikido, soll seine Fertigkeiten mit
dem Hanbo (Kurzstock) und dem Katana (Schwert) dieser Ryu verdanken.
Das Kukishinden-ryu Happo Hiken (auch Happo Biken, achtteilige Trainingsmethode und
geheime Waffentechniken) vereint einige Künste in sich:
1. Taijutsu (Körpertechniken) , Hichojutsu (Sprungtechniken), Nawanage (Seilwerfen)
2. Karate, Koppojutsu (Knochenbrechtechniken), Jutaijutsu (Greiftechniken)
3. Sojutsu (oder Yarijutsu, Speertechniken), Naginatajutsu (Hellebarde)
4. Bojutsu (Stocktechniken, 1.80 m Stock), Jojutsu (1.30 m lang), Hanbojutsu (0.90 m lang)
5. Senbannage (Senbanshuriken), Tokenjutsu (Wurfklingen), Shurikenjutsu (Wurfgeschosse)
6. Kajutsu (Umgang mit Gewehr), Suijutsu (Kampfschwimmen)
7. Chikujo Gunryaku Heiho (Kampfstrategie, Eindringen in Festungen sowie Erkunden deren
Architektur)
8. Onshinjutsu (Kunst des Unsichtbarmachens), Hensojutsu (Verkleiden).
Die Techniken und Kamae dieser Ryu sind für schwer gerüstete Samurai ausgelegt. Dies schlägt
sich in den Kamae durch einen höheren Stand und bei Hicho-no-Kamae durch Benutzen des
Fussballens zur Stütze nieder.
Die Bewegungen dieser Ryu sind etwas langsamer, aber dafür wuchtiger wie in den anderen
Ryu-Ha. In der Kukishinden-ryu ist das Schlagen mit Fudo-Ken nicht möglich, da es wegen des
Handschutzes nur relativ wenig Wirkung gezeigt hätte. Das Risiko des Verbiegens der Rüstung
und damit die Gefahr der Selbstverletztung und -behinderung wäre so auch zu gross. Deswegen
schlägt man stattdessen mit Shikan-Ken.
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Die Geschichte der 47 Ronin
Verlor ein Samurai aus den verschiedensten Gründen (sei es durch die
Hand des Feindes während einer Schlacht, durch Selbstmord oder durch
natürlichem Tod) seinen Herrn, wurde er zum Ehren- und Mittellosen ohne
Heimat - ein Ronin, der sich selbst durchschlagen musste. Wurde er nicht
durch einen neuen Herren "angestellt", blieb ihm nur noch die Möglichkeit,
sich als Söldner,als Räuber oder mit Gelegenheitsarbeiten den
Lebensunterhalt zu verdienen.
Viele solcher herrenloser Samurai waren daher auch an der
Weiterentwicklung und der Verbreitung der verschiedenen Kampfkünste
maßgeblich beteiligt. Selbst als Ronin blieben sie Samurai und durften
keinen anderen Beruf ausüben. Sie verdienten sich daher ihren
Lebensunterhalt als Leibwächter, oder unterrichteten wohlhabende Bürger
in jenen Kriegskünsten, die sie beherrschten.
So waren sie aber nicht nur für die Verbreitung der unterschiedlichsten
Kampfstile verantwortlich, sie trugen auch ihre geistige Einstellung (den
Bushido) unter das Volk.
Der Bushido ist in Japan dermaßen tief in der traditionellen Denkweise
verwurzelt, dass er selbst heute noch spürbar ist. Eine Geschichte, welche
einen ganz spezifischen Teil dieser Geisteshaltung veranschaulicht ist jene
der berühmten 47 Ronin.
Diese Legende nimmt ihren Anfang zu Beginn des Jahres 1701 unter dem
Shogunat von Tokugawa Tsunayoshi, als der damalige Kaiser Boten an
den Hof des Shogun in Edo (heute Tokyo) schickte. Die höfische Etikette
schrieb vor, dass diese kaiserlichen Abgesandten nach einem bestimmten
Zeremoniell und mit ausgesuchter Höflichkeit empfangen und unterhalten
werden mussten. Für diese Aufgabe hatte der Shogun mehrere Daimyo
vom Lande ausersehen, die mit diesen höchst komplizierten höfischen
Gepflogenheiten nicht sehr vertraut waren. Einer dieser Daimyos war
Asano Naganori (1667 bis 1701), ein jugendlicher Heißsporn aus Ako, in
der Provinz Harima.
Um diese Daimyo in die Zeremonien einzuführen und schlechtes
Benehmen gegen über den Höflingen zu vermeiden, engagierte der Shogun
Tokugawa einen weiteren Daimyo, Kira Yoshinaka, einen Experten in
höfischer Etikette. Kira wird als habgieriger undboshafter Mensch
beschrieben. Für seine Dienste erwartete er von den jungen Daimyo teure
und zahlreiche Geschenke für seine Mühe. Asano hingegen hielt die
Unterweisungen für Kiras Pflicht, und ließ ihm nur kleine Aufmerksamkeiten
zukommen, die dessen Habgier nicht befriedigten. Aus diesem Hintergrund
heraus begann Kira während des mehrere Wochen dauernden Unterrichts
Asano stetig zu provozieren und zu beleidigen. Irgendwann konnte sich
Asano nicht mehr zurückhalten, zog sein Kurzschwert und fügte Kira einen
oberflächlichen Kratzer an der Stirn zu. Am Hof des Shogun eine Waffe zu
ziehen und das noch dazu gegen einen seiner eigenen Leute war ein
schweres Verbrechen, das der Shogun nicht ungestraft lassen konnte. Er
verurteilte Asano zum Tod durch Seppuku, einer rituellen Selbsttötung. Sein
Hab und Gut wurde konfisziert, seine Frau schor sich die Haare und wurde
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Nonne, seine Samurai wurden zu mittellosen Ronin.
Einige Ronin, 47 an der Zahl, versammelten sich auf die Initiative von Oishi
Kuranosuke, mit dem Plan, den Tod ihres Herrn zu rächen und Kira
umzubringen, um damit die Ehre ihres Herrn und auch ihre eigene
wiederherzustellen. Da Kira ahnte, dass die Anhänger Asanos derartiges im
Schilde führten, verstärkte er seine Leibgarde und ließ die Ronin
beobachten. Um ihn in Sicherheit zu wiegen, zerstreuten sich diese in alle
Himmelsrichtungen, wurden Kaufleute, Tagediebe und Söldner. Oishi trieb
es soweit, dass er zum stadtbekannten Trunkenbold wurde, sich scheiden
ließ und seine Zeit mit käuflichen Frauen verbrachte. Als einer der Spione
Kiras ihn betrunken im Strassengraben liegen sah, beschimpfte er sein
Verhalten als eines Samurai unwürdig, bespuckte ihn und meldete diesen
Zwischenfall seinem Herrn, woraufhin Kira sich in Sicherheit wiegte, seine
Bewachung zusehens lockerte und schließlich ganz aufgab.
In der Nacht des 14. Dezember 1702, also fast zwei Jahre später, scharrte
Oishi alle 47 Getreuen um sich und plante den Angriff auf Kiras Burg. Sie
griffen das Anwesen zeitgleich, koordiniert durch ein Trommelzeichen, von
der Vorder- und Rückseite aus an. Obwohl sich Kiras Anhänger tapfer zur
Wehr setzten, wurden angeblich alle überwältigt, wohingegen die Ronin
selbst der Legende nach nur einen Mann verloren.
Kira war allerdings in der Zwischenzeit geflüchtet und versteckte sich feige
mit seinen Frauen ohne zu kämpfen in einer Kammer, die mittels einer
Geheimtür mit seinem Schlafzimmer verbunden war. Nachdem sie ihn nach
langer Suche aufgespürt hatten, forderten sie ihn zunächst aus Rücksicht
auf seine Stellung auf, ebenfalls ehrenvoll den Tod durch Seppuku zu
finden. Da Kira nicht reagierte, schlug ihm Oishi mit demselben
Kurzschwert, mit dem ihn Asano verletzt hatte, den Kopf ab.
In einem Korb trugen sie Kiras Kopf zu Asanos Ruhestätte in Sengaku-ji,
wuschen ihn und legten ihn als Opfergabe auf das Grab ihres Herrn, um
seine Ehre wiederherzustellen und zu zeigen, dass damit ihr letzter Auftrag
erledigt war. Dann lieferten sie sich freiwillig den Behörden aus. Obwohl der
Shogun Sympathie und Verständnis f ür die Tat hatte, steckte er in einem
Dilemma. Sie hatten gegen ein weltliches Gesetz verstoßen. Er verurteilte
sie zu Seppuku, das heißt sie mussten sterben, aber ehrenvoll - als Krieger.
Zu dieser Zeit war der älteste dieser Samurai 77, der jüngste 16 Jahre alt.
Sie wurden neben ihrem Herrn begraben.
Noch heute sind in der Tempelanlage des Sengaku-ji in Tokyo ihre
Grabstätten und sogar die Quelle zu sehen, in der der Kopf Kiras
gewaschen wurde. Jährlich besuchen viele tausend Japaner diese
Ruhestätte, um den heldenhaften Ronin und ihrem Herrn Ehre und Respekt
zu erweisen und ihrer durch Gebete und das Entz ünden von Räucherwerk
zu gedenken. Außerdem inspirierte diese Geschichte den Kabuki-Autor
Chikamatsu zu einem sehr berühmten Stück namens " Chushin-gura", das
bis in die heutige Zeit mit großem Erfolg an japanischen Theatern gespielt
wird.
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In Anbetracht dieser Geschichte lässt sich die Frage, ob die 47 Ronin dem
Bushido folgten, nur mit einem eindeutigen "Ja" beantworten. Der
Grundsatz "absolute Loyalität gegen über dem direkten Vorgesetzten" und
"Verteidigung der Ehre des Namens und des Clans" wurde in vollstem
Umfang Genüge getan. Im Dilemma des Shogun zeigt sich aber auch die
Spannung zwischen Bushido und weltlicher Gesetzgebung, die sich wohl
auch den meisten Lesern dieser Geschichte erschließt. Es war nicht immer
möglich, beidem gerecht zu werden. Diese Frage stellte sich den Ronin
aber nicht, sie folgten strikt ihrem Ehrenkodex, wohl wissend, dass sie
diese Tat mit Ihrem Leben bezahlen würden.
Darin zeigt sich auch, wie wichtig das Bushido für sie war. Sie brachten die
Geduld auf, lange genug zu warten, bis sie sicher waren, Ihr Plan mit Erfolg
ausführen zu können, trennten sich von ihren Familien, nahmen öffentlichen
Ehrverlust in Kauf und opferten vor allen Dingen ihr höchstes Gut, um die
Ehre ihres Herrn wiederherzustellen - ihr Leben.
Das ist der Weg des Kriegers in höchster Vollendung.
Die Namen der 47 Ronin
Kayano Sanpei Shigetsugu
Sadayu Takano
Otaka Gengo Tadao
Mimura Jiroemon Kanetsune
Okano Kin'emon Kanehide
Shioda Matanijo Takanori
Kayano Wasuke Tsunenari
Agakaki Genzo Shigekata
Oishi Kuranosuke Yoshio
Mase Magoshiro Magatatsu
Obishi Sezaemon Nobukiyo
Oboshi Rikiya Yoshikane
Onodera Junai Hidetomo
Oribe Yasubei Taketsune
Kimura Okaemon Sadayuki
Mase Kudayu Masaaki
Uramatsu Kihei Hidenao
Sumino Juheiji Tsugufusa
Onodera Toemon Hidetome
Kataoka Dengoemon Takafusa
Yagoshira Ueshichi
Tokuda Shigemori
Isoai Masahisa
Fukaji Uemon Masatane
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Yoshida Kanesuke
Hayami Mitsutaka
Yazama Mitsunobu
Hazama Jujiro Mitsuoki
Kaiga Yazaemon Tomonobu
Hazama Shinrokuro Mitsukaze
Maehara Isuke Munefusa
Fuwa Kazuemon Masatane
Okajima Yasoemon Tsuneki
Chikamatsu Kanroku Yukishige
Terasaka Kichiuemon Nobuyuki
Kanzaki Yogorou Sokutai
Yokokawa Kanpei Munetoshi
Nakamura Kansuke Masatatsu
Horibe Urahei Kanamaru
Tomimori Sukeemon
Hara Souemon Gentatu
Yoshida Chuuemon Douryou
Semma Saburo
Okuda Sadauemon Gyoutaka
Horibe Yasubei
Yada Goroe
Katsuta Shinzaemon Taketaka
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Training
Nachdem ich nun bereits über 10 Jahre Ninjutsu trainiere und auch schon eine Weile unterrichte,
möchte ich hier eine Sammlung meiner Gedanken und Meinungen zu diesem Thema
aufschreiben. Das Material hierzu stammt aus Beobachtungen beim Training und bei Seminaren.
Einige der folgenden Dinge habe ich bei anderen gesehen, viele davon machte oder mache ich
leider selbst immer wieder.
Natürlich gibt es zu fast jedem dieser Punkte andere Meinungen. Aber wie ein lieber Freund und
Trainigskollege gerne sagt: “Opinion is like an asshole, everybody has one.“ Und das hier ist eben
meine(s).
Mich würde es freuen wenn für den einen oder anderen etwas dabei ist, dass ihn auf seinem Weg
weiterbringt.
1. Partnertraining
Partnertraining ist bei uns die am meisten verwendete Trainingsform. Es herrscht oft die Meinung,
dass dabei nur der Technikausführende trainiert. Mit dieser Einstellung hat man selbst die eigene
Trainingszeit halbiert. Beim Partnertraining wird nicht abwechselnd sondern gleichzeitig trainiert.
Als Uke trainiere ich den Angriff, als Tori die Abwehr.
Ein guter Uke zu sein ist nicht leicht aber dafür sehr lehrreich. Das Wichtigste und Schwerste dabei
ist den Angriff gut auszuführen und “natürlich“ darauf zu reagieren. “Natürlich“ heißt in diesem
Zusammenhang so zu agieren als ob ich nicht wüsste was der andere tun wird.
Es gehört schon sehr viel dazu beim 10. Mal noch immer gleich anzugreifen im Bewusstsein jedes
Mal in eine Faust zu laufen. Aber das ist notwendig damit der Partner trainieren kann. Dieser sollte
sich jedoch nicht dadurch revanchieren, indem er jedes Mal probiert wie fest er maximal schlagen
kann. Ein Uke ist kein Ersatz für einen Sandsack! Außerdem sollte man nie vergessen, dass die
Rollen sich bald ändern...
Essentiell ist die Kommunikation zwischen Uke und Tori. Der Uke ist das wichtigste
Rückmeldungssystem im Training! Daher ist es nötig sich als Uke korrekt zu verhalten und diese
Rückmeldung auch zu geben. Der Tori muss das aber auch ermöglichen und mitteilen was er
gerade trainieren will. Von einfach mitgehen über etwas Widerstand leisten, bis hin zum Ausnutzen
jedes kleinen Fehlers für einen Konter, ist alles möglich und erlaubt. Es sollten nur beide wissen
worum es gerade geht. Sonst bringt das Training außer Schwitzen und ärgern gar
nichts.
2. Solotraining
Solotraining ist im Gegensatz zum Partnertraining leider die am seltensten verwendete
Trainingsform. Allerdings völlig zu unrecht. Wer die Geschichte von japanischer (und anderer)
Kampfkunst studiert, wird immer wieder auf große Meister stoßen, die sich häufig längere Zeit in
die Berge zurückzogen um alleine in und mit der Natur zu trainieren. Wie zum Beispiel auch
Takamatsu Sensei.
Im Solotraining lernt man Schlagen, Treten, Kamae, Balance, Technikabläufe, Waffen, ...
Eigentlich lässt sich (fast) alles alleine trainieren und das Meiste sogar besser und effizienter als
mit Partner. Es ist eine gute Vorbereitung und hilft das Partnertraining auf höheres Niveau zu
bringen.
Viele grundlegende Probleme können sehr gut alleine abgeklärt werden und das spart wertvolle
Trainingszeit. Wenn nicht mehr darüber nachgedacht werden muss wo welcher Fuß hin gehört,
erlaubt das, sich auf Aspekte zu konzentrieren für die der Partner wirklich nötig ist.
Der Vorteil des Solotrainings ist weder an Personen, Zeiten, Orte oder Ausrüstung gebunden zu
sein. Dies ermöglicht auch eine einfache Integration in den Alltag. Vom Supermarkt bis hin zur
Bushaltestelle – überall gibt es Gelegenheiten zu trainieren.
Der Nachteil allerdings ist die alleinige Abhängigkeit vom eigenen Willen. Hier gibt es keinen
äußeren Zwang der einen dazu bringt zu üben. Man muss es leider selber wollen und Spaß daran
haben.
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3. Immer beide Seiten trainieren
Meiner Erfahrung nach ist das einer der am meisten vernachlässigten Aspekte beim Training. Man
möchte Techniken auf einer Seite (halbwegs) können und hat dann im Training oft nicht die Zeit zu
wechseln. Beim nächsten Mal wird wieder auf der bessern Seite begonnen, usw. Es sollte jedoch
darauf geachtet werden keine Seite zu vernachlässigen. Ein Gegner lässt sich nicht vorschreiben
wie er angreifen soll und außerdem entsteht dadurch ein Ungleichgewicht in Körper und Hirn.
Hierzu existiert natürlich auch der Standpunkt, dass die andere Seite von selbst mitlernt. Bis zu
einem gewissen Grad ist das auch korrekt. Ist eine Seite trainiert, lernt die andere tatsächlich
etwas leichter. Wer aber schon einmal versucht hat mit der anderen Hand seine Zähne zu putzen,
weiß aus leidvoller Selbsterfahrung, dass von selbst leider gar nichts gelernt wird. Und Zähne
geputzt haben wir alle sicher schon öfters als jede Technik im Ninjutsu.
4. Train hard - Fight easy
Es wird zwar verlangt “Realitätsnah“ zu trainieren, was meiner Meinung nach aber keinesfalls
bedeutet sich gegenseitig verprügeln zu müssen. Training dieser Art geht auf Kosten der
Grundschule und der Gesundheit. Außerdem hat es meist eher den Charakter einer Rauferei als
von Ninjutsu.
Hier geht es mehr darum “reale Szenarien“ nachzustellen und zu überlegen welche Möglichkeiten
existieren. Das Training sollte (meistens) im Komfortbereich ablaufen. Damit ist sicher gestellt,
dass der Stress nicht überhand nimmt und Lernen erfolgreich verhindert. Wird dieser Stress zu
groß, kommen nur alte gewohnheitsmäßige Muster zum Vorschein. Der Sinn eines
Kampfkunsttrainings ist es aber, diese Muster und Gewohnheiten zu durchbrechen.
Damit werden Wahlmöglichkeiten geschaffen, die es erlauben auf den Angriff eines Gegners
einzugehen.
Ab und zu sollte aber auch aus diesen Bereich hinausgegangen werden (Schneller, härter,
Sparring, etc.). Das legt eben diese gewohnheitsmäßigen Muster und Defizite frei und ermöglicht
an ihnen zu arbeiten.
5. Henka - der eigene Weg
Es ist sehr wichtig zu machen WAS der Lehrer vorzeigt und WIE er es vorzeigt. Immer wieder sieht
man auf Seminaren und bei Trainings Leute, die Techniken gewohnheitsmäßig immer gleich
ausführen. Hiermit ist sichergestellt das nichts gelernt wird und ich nur das mache was ich schon
kann. Wenn ich jedoch etwas Neues lernen möchte ist ein solches Training sinnlos.
Das hängt teilweise mit dem vor allem im Bujinkan verbreiteten Gedanken zusammen, das
Techniken adaptiert und an die eigenen Verhältnisse angepasst werden müssen. Dieser Gedanke
mag seine Berechtigung haben – aber wie kann ich etwas anpassen was ich gar nicht kann? Der
Zeitpunkt ist erst dann erreicht, wenn der Lehrer bei einer Technik nichts mehr zu korrigieren
findet. Vorher die eigenen Interpretationen zu verwirklichen ist daher nicht besonders zielführend.
Diese Anpassungen treten in den verschiedensten Formen im Training auf. Die triviale Lösung ist
hierbei einfach eine andere Technik zu machen. Am besten eine gewohnte Version, aber auch
selbst kreierte Variationen sind sehr beliebt. Eine andere Möglichkeit ist Techniken einfach
schneller zu machen. Allerdings sagt schon unser Chef: Avoid fast movements. Allerdings hat es
überhaupt keinen Sinn etwas schnell zu machen was langsam schon nicht funktioniert und klar ist.
Techniken werden dadurch nur schneller - nicht besser! Weiters steigt die Verletzungsgefahr
erheblich an, weil schneller meistens auch unkontrollierter bedeutet. Vor allem wenn dann noch
etwas mehr zusätzliche Muskelkraft hinzugenommen wird. Mit genug Power und schnellem
Reißen lässt sich fast jede fehlende Feinkoordination ausgleichen. (Wer sagte noch einmal den
Blödsinn: Always apply your technique without power?)
Falls man nicht in der Lage ist ein Technik richtig auszuführen und zum Beispiel das Gleichgewicht
brechen nicht funktioniert, hat sich die Methode sehr bewährt, einfach noch ein paar Schläge
zusätzlich einzufügen. Da ein braver Uke sich nicht wehren sollte stellt das kein Problem dar und
ist auch viel befriedigender als sich mit der Originaltechnik auseinanderzusetzen. Und wenn die
Technik schon zu Ende ist, ist ein kleiner Boshiken in die Rippen recht aufbauend. Wenn schon
sonst nichts geklappt hat, kann man dem anderem zumindest noch weh tun!
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Will man etwas lernen wäre es aber sinnvoller die Fragestellung zu verändern. Vom
egozentrischen “Wie verändere ich die Technik, dass sie zu mir passt“ zu “Wie muss ich mich und
meine Vorstellungen verändern, dass sie zur Technik passen und diese funktioniert“. Und zwar so
wie sie ist, ohne Änderungen. Natürlich gehört das Henka Training auch dazu. Damit wird das
Eingehen auf veränderte Situationen trainiert usw. Alle oben genannten Maßnahmen kann und
sollte man probieren. Allerdings erst wenn die Grundform funktioniert. Nicht vorher!
6. First you learn the form - THEN you break the form
Mir ist klar, vieles von dem was ich hier sage scheint teilweise im Widerspruch zu Sokes Aussagen
zu stehen. Aber dabei darf nie vergessen werden WER diese macht und von welchem Standpunkt
aus. Alte Aufnahmen von Soke zeigen tiefe Kamae, exakte Formen usw. Heute kann er daher von
“natural movement“ sprechen und wie leicht es eigentlich ist. Er hat dieses Movement auch
jahrzehntelang trainiert bis es “natural“ wurde! Bei IHM stimmt das!
Die Idee Taijutsu zu lernen indem man sich einfach hinstellt und sich “natural“ bewegt ist einfach
lächerlich. Wer käme auf die Idee einem Klavierspieler einfach improvisieren zu lassen - wenn er
nicht einmal imstande ist eineTonleitern richtig zu spielen? Und beim Bujinkan sollte das auf
wundersame Weise möglich sein???
Meiner Meinung nach stellt man sich damit nicht nur selbst als Idiot hin. Es werden auch alle
verhöhnt, die Jahrzehnte ihres Lebens dem Training gewidmet haben und teilweise dafür auf dem
Schlachtfeld gestorben sind um dieses Wissen zu erwerben und zu erhalten. Bei unserem Weg
gibt es keinen Shortcut! Allerdings jede Menge Möglichkeiten ihn länger zu gestalten. Ich möchte
daher mit einem Zitat von Ishizuka Sensei schließen:
“I am sorry - you have to practice!“
Martin Lechner
Bujinkan Dojo Ninpo Bujutsu Club Graz
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Ninjutsu Hiketsu Bun
Die Essenz aller Kampfkünste und Militärstrategien sind Selbstverteidigung und die Abwendung
von Gefahr. Ninjutsu verkörpert hierbei das vollständigste Konzept, nicht nur auf das rein
körperliche reduziert, sondern auch den Verstand und Geist miteinbeziehend.
Der Weg des Ninja ist ein Weg der Ausdauer, des Überlebens und ein Vorherrschen über alles
was jemanden vernichten kann. Mehr als nur das Entwickeln von Schlägen und Hieben, und von
tieferer Bedeutung als das einfache Überlisten eines Gegners.
Ninjutsu ist der Weg all das zu erreichen, was immer in man erreichen will, während man versucht
die Welt lebenswerter zu gestalten.
Die Fertigkeit des Ninja ist die Kunst des Gewinnens !
Wenn man beginnt eine Kampfkunst zu erlernen, ist die richtige
Einstellung dazu entscheidend. Ohne die entscheidende
Geisteshaltung kann de ununterbrochene Aufnahme von
Kampftechniken ins Verberben führen, anstatt zur Selbstentwicklung.
Aber diese Tatsache unterscheidet sich nicht von
Gewohnheiten im Leben, die ins Extrem getrieben werden.
anderen
Medizinische Forschung ist der Verbesserung der Gesundheit und
der Linderung von Leiden gewidmet, und doch kann der Mißbrauch
von Drogen und die Inanspruchnahme von ärztlichen Fertigkeiten
dazu führen, daß man an eine Stelle kommt, wo die individuelle
Gesundheit nicht mehr unter der eigenen persönlichen Kontrolle
steht.
Eine nahrhafte, ausgewogene Diät hilft jemanden lebend, vital und gesund zu halten, aber
übermäßiges Essen und Trinken oder zu viele chemische Mittel sind ein sicherer Weg um den
Körper zu vergiften.
Regierungen sind eingesetzt worden um, die harmonische Zusammenarbeit aller sozialer
Schichten zu beaufsichtigen, aber wenn die Herrscher gierig und machthungrig werden, ihnen die
Weisheit fehlt, wird ein Land unsinnigen Kriegen, Aufruhr oder zivilem und wirtschaftlichem Chaos
ausgesetzt.
Eine Re1igion die auf gewachsenem Glauben basiert, ein weiter und suchender Geist und die
Beschäftigung mit Allerweltsangelegenheiten, bringt Inspiration und Behaglichkeit. Wenn eine
Religion ihre Grundeinstellung verliert (warum dies auch immer ?!), wird aus ihr eine tödliche
Sache mit der Menschen betrogen und kontrolliert werden, und deren Glauben und Ängste durch
Manipu1ation in Anspruch genommen. Genauso ist es bei den Kampfkünsten !
Die Fertigkeiten der Selbstverteidigung, welche den Kampfkünstler mit dem Gefühl von innerem
Frieden und Sicherheit versorgen sollen, werden oft weiterentwickelt ohne das eine ausbalancierte
Persönlichkeit vorhanden ist und führen den wenig gefestigten Kampfkünstler in verzerrte
Bereiche, unaufhör1iche Konflikte und Wettbewerbe, die ihn eventuell verzehren werden.
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Wenn ein Experte der Kampfkünste aufrichtig das Wesen des Ninjutsu verfolgt, ohne von den
eigenen Wünschen beeinflußt zu werben, wird, dieser fortschreiten und das letzte Geheimnis,
nämlich das der Unsichtbarkeit erkennen, die Kenntnis des „göttlichen Geistes und der göttlichen
Augen“.
Derjenige Kämpfer welcher gewinnen will, muß in Harmonie mit dem Schema der Gesamtheit sein
und von einer intuitiven Kenntnis geführt werden, wie man das Schicksal austricksen kann.
In Harmonie mit der Vorsehung des Himmels und der unparteiische
Gerechtigkeit der Natur und einem reinen klaren Herzen voll von Vertrauen in
das Unvermeidliche, erhält der Ninja eine Einsicht die ihn erfolgreich im Kampf
führen wird; dann wenn er erobern muß oder sich schützend vor Feindseligkeit
verbergen.
Das gewaltige Universum, schön in seiner kalten, unpersönlichen Gesamtheit
beinhaltet alles was wir gut oder schlecht nennen. alle Antworten auf alle
Widersprüche die wir um uns sehen.
Dadurch das er seine Augen und seinen Geist öffnet. kann der Ninja verantwortungsvoll und
scharfsinnig den Zeiten und Gründen des Himmels folgen, sich verändern wenn dies erforderlich
ist, sich jederzeit anpassen, bis es für den Ninja letztendlich so etwas wie Überraschung nicht
mehr gibt ! ...
Yoshiteru Takamatsu
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Kotora und Kanzaki
Als er etwa 15 Jahre alt war und eine englische Schule in Kobe besuchte, nannte man Takamatsu
Sensei Kotora (kleiner Tiger). Eines Tages, auf dem Heimweg hielt er bei der Trainingshalle von
Shinryuken Toda Sensei an.
Toda Sensei sagte zu Kotora, "Du bist gerade rechtzeitig gekommen. Hitotsubashi und Kanzaki,
beide Taijutsu - Meister der Musashi Schule, haben uns zu einem Kampf herausgefordert Kotora,
willst du gegen sie antreten? "Ja, das werde ich." sagte Kotora.
Kotora griff zuerst Hitotsubashi an und überwand ihn durch geistige Kraft. Es sah so aus als ob er
eine Form von Shirabegata gebrauchte oder die Bewegung des Gegners beobachtete. Kotora
baute eine geistige Spannung langsam aber sicher gegen ihn auf Hitotsubashi war überwältigt und
versuchte mit einem rechten Faustschlag einen empfindlichen Punkt auf Kotoras Brust zu treffen.
Kotora wehrte diesen Schlag mit seiner rechten Hand ab und nahm eine tiefe Position - die Form
Sensei - an, um ihn niederzuschlagen. Hitotsubashi sprang.
In genau dem Moment als Hitotsubashi aus der Luft im Gegenangriff mit seinen Händen und
Füßen Kotora packen wollte, stieß Kotora einen starken Kiai aus Hitotsubashi fiel der Länge nach
mit einem derartigen Aufprall hin, daß es sich anhörte, als ob der Boden eingebrochen war.
Hitotsubashi fiel in Ohnmacht.
Kanzaki, der die Szene beobachtet hatte, stand auf. Wie im vorhergegangenen Kampf starrten
sich Kotora und sein Gegner an und wendeten spirituelle Kraft an. Kanzaki war ein 29 jähriges
Genie, der der Kishin der Musashi - Schule genannt wurde. Er hatte sogar die Erlaubnis, einen
vollen Meistergrad im Taijutsu der Kanzaki Musashi - Schule auszugeben. Beide dachten: Der ist
mir ebenbürtig. "Eine Weile lang maßen sie sich mit dem Auge und der geistigen Kraft. Plötzlich
schwang Kanzakis rechte Hand aus, aber das war eine Täuschung. Kotora, der jung und voller
Selbstvertrauen war, reagierte, da er einen Schlag von Kanzakis rechter Hand erwartete, indem er
seine linke Hand schwang, so ging er in die Falle. Kanzaki schlug stark auf das linke Ellenbogengelenk mit der Seite seiner Hand. Den gebrochenen Ellenbogen außer Acht gelassen, ging Kotora
sofort zum Gegenangriff über mit einer Technik die Gyaku Ganseki Otoshi (den Gegner mit dem
Kopf nach vorne zu Boden werfen) genannt wird. Kanzaki hielt das nicht aus, er brach zusammen.
Kotora dachte "Ich habe es geschafft", jedoch wurde ihm in diesem Moment schwindelig und er fiel
zu Boden.
Im Taijutsu der Musashi - Schule erlaubt man seinem Gegner das Gefühl zu besitzen, gewonnen
zu haben. Der Gegner denkt "Ich habe es geschafft" und läßt in dem Moment seine Vorsicht außer
acht, man nutzt diesen unachtsamen Augenblick aus und erringt den endgültigen Sieg. Jedoch
konnte Kanzaki dem zerschmetternden Gyaku Ganseki Otoshi, den Kotora angewendet hatte,
nicht ausweichen und er war zusammengebrochen. Auf der anderen Seite war Kotora, von dem
Angriff auf die Ohren und den linken Arm, stark benommen. Das Gelenk war ausgerenkt und er
war auch in Ohnmacht gefallen. Toda Sensei brachte beide Kämpfer wieder zur Besinnung.
Nachdem sie wieder bei sich waren teilten sie die Freude, einen guten Kampf gehabt zu haben.
Kanzaki sagte: "Ich habe auf meinem Weg von Tokyo nach Kyoto sieben oder acht Kämpfe gehabt
und bin nie besiegt worden. Ich bin sehr über meine Niederlage überrascht, umso mehr, da Toda
Sensei mir gesagt hat, daß du erst fünfzehn Jahre alt bist." Dann diskutierten Kotora und Kanzaki
angeregt über die Eigenschaften des Taijutsu der Musashi - Schule.
"KOTORA UND KANZAKI", entnommen aus dem Buch Essence of Ninjutsu von Soke Hatsumi.
Ausgabe 2 – Dezember 2006
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Faszination Kampfkunst
Kampfkünste sind brutal, nur Schläger lernen Kampfkünste. Wenn man eine Kampfkunst trainiert,
kann einem nichts mehr passieren da man sich ja selbst verteidigen kann. Bei Kampfkünsten lernt
man mit Handkanten Ziegel zu zerschlagen.
Die Vorstellungen vieler Menschen bezüglich Kampfkünsten sind vage bis klischeehaft. Entweder
Kampfkünste werden auf reine Gewalt reduziert oder mythisch verklärt wie z.B. im Film Tiger &
Dragon.
Hier geht es um eine Beleuchtung verschiedener Aspekte von Kampfkünsten. Gleichzeitig wird
versucht, die Faszination die Kampfkunst auf viele Menschen ausübt zu erklären.
Die Wurzel der Kampfkunst ist der Kampf. Dabei kann es prinzipiell um zwei Dinge gehen:
gewinnen und überleben. Es ist wichtig zu verstehen, dass das NICHT das Gleiche sein muss! In
den Kampfkünsten hat man das erkannt, und das wichtigere Ziel gewählt: überleben - was eine
Kampfkunst nicht unbeträchtlich von Kampfsport unterscheidet!
In Kampfsportarten gibt es typischerweise Wettkämpfe, man hat sich auf ein bestimmtes
Regelsystem geeinigt an das sich die Beteiligten halten. Eine(r) gewinnt, beide halten sich an die
Regeln. Es wird fair nach bester körperlicher und geistiger Fitness und Beherrschen der Techniken
entschieden. Im Gegensatz dazu gibt es keine Fairness und keine Regeln wenn es ums überleben
geht. Diese Art von Kämpfen entzieht sich dem sportlichen Wettbewerb. Damit ist nicht gemeint
daß man in Kampfkünsten keine körperliche Kondition braucht. Aber in Kampfkünsten kann man
sich nicht auf Techniken und Regeln beschränken wenn man den Anspruch erhebt, überleben zu
lehren.
Was also lernt man konkret in einer Kampfkunst? Grundkonstitution, Körperbeherrschung und
verschiedene Techniken bilden natürlich die Basis für jede weitere Entwicklung. Hier beginnt sich
allerdings schon ein Unterschied zum Kampfsport abzuzeichnen. In Kampfkünsten werden zumeist
umfassende Gebiete gelernt: anstatt sich auf Würfe und Hebel, oder Schläge und Tritte zu
konzentrieren, muß der Kampfkünstler alles können. Anstatt nur mit dem Schwert zu üben,
müssen auch kurze und lange Stöcke, flexibleWaffen undWurfgeschoße trainiert werden.
Darüber muß die/der Trainierende aber hinausgehen: sie/er muß Prinzipien, immer gleiche Muster
erkennen und trainieren und in verschiedenen Situationen flexibel und angemessen reagieren.
Die/der Trainierende muß sich körperich und geistig mit dem Thema des überlebens, der
Extremsituation auseinandersetzen. Masaaki Hatsumi, Großmeister von Bujinkan, betont immer: ”I
don’t teach you how to fight, I teach you how to survive”. Das kann genauso gut weglaufen,
ausweichen, oder zuschlagen heißen. Kampfkunst erlaubt, diese Wahl zu treffen.
Das Ziel von Kampfkunst ist es, angemessen auf alle Situationen reagieren zu können, möglichst
bevor diese passieren. Darin unterscheidet sich Kampfkunst auch stark von herkömmlicher
Selbstverteidigung, in der meistens das gelehrt wird was erst der letzte Ausweg ist.
Bei der Selbstverteidigung geht es darum, einige wenige aber effektive Tricks und Techniken zu
lernen; die übenden sollen Hemmungen abbauen, schreien und zuschlagen lernen. Kampfkunst
geht darüber hinaus. Es gibt keine zwei Situationen oder Angriffe die gleich sind. Daher ist es
notwendig, sich und seine Technik an jede Situation von neuem anzupassen, und sich nicht
überraschen zu lassen.
Folgende kleine Geschichte illustriert das:
Bokuden Tsukahara, einer der größten Schwertmeister des alten Japan, hatte drei Söhne.
Alle drei hatten ihres Vaters große Begabung geerbt und beherrschten die Kunst des
Schwertfechtens. Gegen Ende seines Lebens wollte Bokuden die Fähigkeit seiner Söhne
prüfen. Dafür befestigte er über der Tür seines Zimmers ein Kissen, das herunterfallen
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musste, wenn jemand hereinkam. Er rief zuerst seinen jüngsten Sohn. Der sprang wie ein
Blitz zurück, als das Kissen herunter fiel, zog sein Schwert und schnitt das Kissen in der
Luft durch. Der zweite Sohn sah das Kissen herunterfallen, fing es auf und legte es
sorgsam an seinen Platz zurück. Der älteste Sohn spürte intuitiv das Kissen über der Tür
und nahm es mit der Hand herunter. Bokuden machte nun seinem jüngsten Sohn bittere
Vorwürfe, er solle sich schämen, so erregt gewesen zu sein. Dem zweiten Sohn riet er zu
weiterer Übung. Dem ältesten Sohn aber offenbarte er freudig, dass er würdig sei, seine
Nachfolge anzutreten.
Kampfkunst zu trainieren ist sowohl eine körperliche als auch eine geistige Herausforderung. Die
Betonung liegt darauf, dass beides gefragt ist: den eigenen Körper beherrschen, aber auch den
eigenen Geist. Bei gutem Training lernt man, Verantwortung sowohl für sich selber als auch für
die/den TrainingspartnerIn zu übernehmen. Man lernt, seine eigenen körperlichen und geistigen
Grenzen ebenso kennen wie die des anderen.
Was aber nützt einem die Kampfkunst in einem so friedlichen Land wie Österreich?
Kampfkunst lehrt alles was man im ”normalen” Leben braucht. Aufmerksamkeit, Fokussierung,
Erfassen einer Situation, flexibles und schnelles Reagieren, eingehen auf den (Gesprächs-)
Partner, Selbsterkenntnis. Alles Dinge, die man an der Uni, im Privatleben oder im Straßenverkehr
hervorragend gebrauchen kann. Je nach Kampfkunst kommt für RadfahrerIn und SkaterIn
natürlich noch die Fallschule dazu.
Für welche spezifische Kampfkunst sich die/der Einzelne am Ende entscheidet hängt meist von
pragmatischen Gründen ab: In welcher Gruppe fühlt man sich wohl? Welche Trainingszeiten
passen am besten zum restlichen Leben? (obwohl sich da nach einiger Zeit die Prioritäten
verschieben können: Welches restliche Leben passt am besten zu den Trainingszeiten...)
Die Faszination der Kampfkunst liegt wahrscheinlich am ehesten in der umfassenden
Herangehensweise, in der Verbindung von körperlichen und geistigen Aspekten des (über)Lebens.
Viktoria Pammer
Bujinkan Dojo Ninpo Bujutsu Club Graz
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Lösung vom letzten Rätsel:
1.Blasrohr – FUKIYA
2.Flugdrachen – YAMIDOKO
3.Speer – YARI
4.Welche Schule begründete „Daisuke Nisbina“ – TOKAGURE RYU
5.Höchster Befehlshaber eines Ninja – Clans - JONIN
6.Jap. Großmeister - SOKE
7.Jap. Eins - ICHI
8.Jap. Geist - SHIN
9.Jap. Schwertlanze - NAGINATA
10.Landmine der Ninja - JIRAI
11.Handkantenschlag mit nach unten ger. Handflächen - URASHUTO
12.Kletterkralle - ASHIKO
13.Reiseapotheke - INRO
14.Langer Stab - BO
Sachen zum Lachen
Warum trinkt der Russe Wodka, der Schotte Whiskey, der Italiener Wein und der Deutsche Bier?
Damit man die einzelnen Völker an Ihrer Fahne erkennt.
Sagt Lilo zu Ihrem Mann: „Schatz, ich möchte so furchtbar gerne ein Baby haben.“
Brummt er: „Na und? Bin ich vielleicht der Storch?“
Eine Katze sieht das erste Mal eine Fledermaus.
„VERDAMMT NOCH MAL!!!“ schimpft Sie “Jetzt haben Sie schon die Luftüberlegenheit.“
Martin Krobath
Bujinkan Shinzan Dojo Wien
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