Editorial - Banger Service
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Editorial - Banger Service
Editorial W enn ich Post vom Finanzamt bekomme und darin als „sehr geehrter Steuerbürger“ begrüßt werde, dann muß ich 2mal hinsehen, bis ich mir glaube, was ich lese. Der alte Steuerzahler war jemand, der Steuern gezahlt hat - und das war’s. Jetzt aber machen die Steuern etwas mit mir: ein Steuer-Bürger ist jemand, dessen Bürger-Sein vom Steuernzahlen kommt. Oder jemand, den das FA dezent fragt, ob ich denn, nun mal (Endlich!) meine verdammten Steuern abdrücke oder doch nicht – solange kann es mich ja schlecht als Steuerzahler ansprechen, der ich am Ende womöglich faktisch nicht bin. Jedenfalls finde ich diese Sprachschöpfungen so feinsinnig wie George Orwells effiziente Sprache der Diktatur in »1984«, das sogenannte ‚Neusprech’. A propos 1984… diesen Herbst haben wir die Wahl. Was ich auffällig finde: SPD und CDU definieren die gesunde Mitte der »Demokratie«, den Status Quo im Politik–mainstream der Bundesrepublik. Was sie sagen und tun, gilt als normal. Nicht, weil es strategisch weitblickend, klug oder besonders bürgernah wäre, das kann man ihnen wirklich nicht unterstellen. Sondern einfach, weil man ihre Parolen tagaus, tagein hört, sind sie vertraut. Doch dieser Vorsprung schmilzt dahin im Kampf gegen die Außenseiter der Linken und Rechten. Sie stellen den Status Quo in Frage, und das überzeugender als in der Vergangenheit. Ob ihre höhere Akzeptanz an der Globalisierung liegt, die simple Lösungen selten und darum um so attraktiver macht… oder woran sonst – jedenfalls muß die Mitte aufpassen, die Außenseiter nicht zu stärken. Das neue Linksbündnis oder die NPD könnten nämlich davon profitieren, daß sie so direkt als Gegner (und damit als echte Alternative) eingestuft werden. Es gibt Umfragen, denen zufolge 30 Prozent der Deutschen für eine Rückkehr zur Monarchie sind. Diese Option geht dramatisch über die bange Wahl zwischen Schröder und Merkel hinaus: Eine Monarchie ist einem System, das nur in Vier-Jahres-Zyklen plant, weit überlegen. Schon deshalb, weil ein Monarch in Zeiträumen von Generationen plant. Heute gilt es als intellektueller Quantensprung, wenn man unter dem Stichwort »Nachhaltigkeit« 5 oder 10 Jahre voraus denkt… Ein Monarch maßte sich auch nicht an, das Geld anderer Leute auszugeben, sondern wenn er pleite war, mußte er versuchen, sich was zu leihen. Staatsverschuldung in Milliardenhöhe? Vor 1914 undenkbar. Aber lassen wir die Frage, ob eine Monarchie heute noch möglich wäre, beiseite. Die entscheidende Frage ist: welche politische Ordnung führt ins neue Äon? Der Parteienmachtkampf? Sollte alle vier Jahre ein Kreuz auf einem Stimmzettel das Mittel sein, um die Gesellschaft (um) zu gestalten? Während letztlich das selbstgenügsame Beamtenheer darüber entscheidet, wie ein Gesetz zur Anwendung kommt? Während sich die Menschen ins Private zurückziehen, hoffend, daß wenigstens hier ihr Leben dem Chaos standhält? Im »Zusammenschluß gegen das Chaos« gibt Stephen Mace spannende neue Antworten darauf. Und er zeigt, daß Parteiendemokratie das Ende einer Epoche nicht aufhalten wird, sondern beschleunigt. Btw… Ob ich wählen gehe, wenn der Bundestag neu ausgewürfelt wird? Ich werd’ mich hüten! Euch noch einen ozonarmen Sommer, Knut Gierdahl PS: Wir haben einen neuen Telefonanschluß. Ihr erreicht uns unter 05845 – 9697 111 AHA 4/05 4 Zusammenschluß gegen das Chaos: Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush Teil II von Stephen Mace, deutsche Übersetzung von Cherok 12 Deutsche Gründlichkeit am Stuhl Petri? Nun ist er also da, der deutsche Papst von Spectator 14 Thanatos Der gewalttätige Tod von Knut Gierdahl 18 Henochische Magie nach Dr. John Dee Buchvorschau von Michael D. Eschner 24 AHA Magick und das zweifache Gesetz Über die hermetische und bisher sträflichst vernachlässigte Dimension einiger Kerngedanken des Liber Legis von Sirentro AHA 4/05 Licht! Liebe! Olivenöl! 32 von Fürst Claas vom Mars Einführung in Weiße Magie 40 von Susanne, Die Weisse Hexe Edelsteine als wichtige Begleiter im Leben 42 von Kai Figdor Vorübergehend unvollendet: Golem Das Geheimnis menschlichen Schaffens Teil I - Die Knetmasse 48 AHA 4/05 Der Magus 38 Musics always magic... 50 Neues vom Buchmarkt 54 Rezensionen 56 Olds & News 58 AHA von Dominik Irtenkauf Kopfzeile AHA 4/05 Kopfzeile Zusammenschluß gegen das Chaos: Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush Teil II von Stephen Mace Deutsche Übersetzung von Cherok Copyright © 2005 by Stephen Mace V. Das »Als Ob« U m magisch zu arbeiten, betrachten wir den Glauben am besten nicht als »was wir über Realität verstehen können«, sondern statt dessen als ein Werkzeug, um Wirklichkeit von Grund auf zu machen. Glaube gibt der Energie des Bewußtseins Form, und das Ergebnis ist die Realität, die wir auf profane und okkulte Weise durchsetzen, einzeln, mit unseren Mitmenschen, oder als Teilnehmer in der Biosphäre als ganzer. Glauben sind dem Kontext angepaßt, dem sich zu widmen sie entworfen wurden. Sie können schwierig und sogar selbstzerstörerisch werden, wenn außerhalb dessen gebraucht, oder wenn der Kontext sich ändert und diese Überzeugungen nicht. AHA 4/05 »Als ein Beispiel einer wirksamen – sogar grundlegenden – Fiktion können wir die im Alltag am häufigsten gebrauchte anbieten: die Zahl Null. Anders als die natürlichen Zahlen kann sie nicht in der tatsächlichen Erfahrung gezeigt werden.« M onotheismus, zum Beispiel, ist sehr effektiv wenn du eine Gruppe zusammenschweißen willst, die ihren anderen Zusammenhalt verloren hat, oder nie einen als Ausgangspunkt hatte. Abgesehen vom Einigen einer Gruppe durch Brauch, Ritual und gemeinsamen Erwartungen, macht die Annahme der monotheistischen Haltung Konflikt mit anderen Gruppen wahrscheinlicher, und das wird eine Stärkung der Gruppensolidarität erfordern einfach um zu überleben. Und auf der psychischen Ebene öffnet der Glaube an einen personalen Gott »der einen Plan für dich hat«, eine Allee für effektive magische Arbeit. Andererseits sind monotheistische Glaubensformen schädlich, wenn du in deinem Staat eine große Vielfalt tolerieren mußt. Und mit dem kürzlichen Triumph der Transport- und Kommunikationstechnologie sind wir jetzt alle eine Welt, und Vielfalt ist die die operative Bedingung. Folglich ist der Glaube, daß Menschen, die nicht exakt das glauben, was du glaubst, alle ewig in der Hölle leiden, nicht mehr effektiv. Wir müssen verhandeln mit Gläubigen aller Richtungen, und es scheint, daß, wenn wir damit zurecht kommen müssen, müssen wir die Mechanismen des Glaubens direkt angehen. Das ist keine Aufgabe, die eine Religion zu lösen in der Lage ist. Obwohl oft Experte in der Manipulation psychischer Energie, sind Praktizierende einer Religion generell begeistert von der Aussicht, den Wahren Glauben zu finden und darin aufzugehen, und so haben sie keine Neigung, die Mechanismen des Glaubens selbst nüchtern zu betrachten. Magier und Hexer andererseits, die statt dessen begeistert vom Besitz der Macht sind, sind überaus geeignet, Glauben zu manipulieren, um alle möglichen Netze der Macht zu erschaffen, die sie brauchen. Das ist genau das, was Austin Spare in seinem Zugang zu Magick tut. Wie Kenneth Grant ihn in Bilder und Orakel zitiert: »Ich glaube an die Macht des Glaubens, und daß Ehrlichkeit genug Wille für unsere Zwecke integriert. Ich akzeptiere das ‚als ob’, um von meinem unbekannten Selbst ein Mittel des Transzendentalismus und die Magie des dynamischen Wechsels zu evozieren. (S. 52)« Wenn wir an etwas mit genügend Aufrichtigkeit glauben, werden wir reflexartig den einheitlichen psychischen Anstoß generieren, der es real werden läßt. Der Weg, wie wir diese Aufrichtigkeit erzeugen, ist, voller Energie so zu handeln, als ob der Glaube wahr wäre, folglich durch unsere Handlungen den Glauben auf den tiefsten Ebenen des Bewußtseins durchsetzend. Und mit dieser Einführung zu den Worten »als ob« können wir die Tatsache vorstellen, daß Spare die erkenntnistheoretischen Prinzipien des deutschen Philosophen Hans Vaihinger übernommen hatte, sie dann auf den Kopf stellte und magisch machte! Austin Spare lernte Vaihingers Denken 1949 kennen, als ihm Kenneth Grant eine Kopie der englischen Übersetzung von Vaihingers Die Philosophie des Als Ob. System der theoretischen, praktischen und religiösen Fiktionen der Menschheit gab. Nach Vaihinger haben viele der logischen Propositionen, die wir als wahr akzeptieren und die essentiell für die Erhaltung unserer kulturellen Realität sind, keinerlei Fundament in »Wahrheit« überhaupt, sind lediglich nützliche Fiktionen. Vaihinger verurteilt das Vertrauen in Fiktionen nicht, sondern versucht einfach, ihr charakteristisches Verhalten in Gedanken zu beschreiben und verschreibt Methoden für ihre fehlerfreie Anwendung. Für Vaihinger sind die erkenntnistheoretischen Regeln zur Anwendung von Fiktionen verschieden von denen, die zu Propositionen mit Wahrheitsanspruch gehören. Fiktionen müssen nicht wahr, sondern nur nützlich sein. Ihre Wirksamkeit bestimmt ihren Wert. Als ein Beispiel einer wirksamen – sogar grundlegenden – Fiktion können wir die im Alltag am häufigsten gebrauchte anbieten: die Zahl Null. Anders als die natürlichen Zahlen kann sie nicht in der tatsächlichen Erfahrung gezeigt werden. Wenn du drei Äpfel hast, kannst du sie, eins, zwei, drei, zählen. Nimm drei weg und du hast nichts zum zählen, ja nicht einmal irgendeinen Weg, um das Konzept »Apfel« zu demonstrieren. Genau genommen, ist »Null« eine Abstraktion, und Abstraktionen sind nicht real. Wir können nur handeln, als ob sie wahr wären, und wenn sie effektiv darin sind, die Ergebnisse zu produzieren, die wir brauchen, ist das genug. Vaihinger hält fest, daß der Gebrauch einer Fiktion Widerspruch erzeugt, und im Falle von Null ist das die Erzeugung des Unendlichen – das jedes mal hergestellt wird, wenn wir eine positive Zahl durch Null dividieren. Aber Unendlichkeit existier nicht, weder das unendlich Kleine noch das unendlich Große. Das Universum ist sehr groß, aber wahrscheinlich nicht viel größer als 1010 Lichtjahre; Quantenwissenschaftler sagen, daß es nichts Kleineres als die Plancklänge, ca. 10-33 Zentimeter, geben kann AHA 4/05 Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush – sehr winzig, aber nicht nichts – was die Realität »schaumig« macht auf den kleinsten Ebenen. Nichtsdestoweniger ist das Konzept der Unendlichkeit nützlich in philosophischer Hinsicht, und die Null als Zahl ist essentiell für alles von der Buchführung bis zum Brückenbau. Davon ausgehend können wir kompliziertere Fiktionen erzeugen, wofür die Differentialrechnung ein Paradebeispiel ist. Hier ist die Annahme die, daß Kurvenlinien so behandelt werden können, als ob sie aus einer unendlichen Reihe von dünnen kleinen Geraden bestünden. Natürlich tun sie das nicht, aber indem sie behandelt werden als ob sie sie daraus bestünden, können Probleme mit diesen Graphen mit größter Genauigkeit gelöst werden. Indem wir ein falsches Konzept benutzen als ob es wahr wäre, erhalten wir ein akkurates Ergebnis, aber nochmals, eine Fiktion muß nicht wahr, sondern effektiv sein. Differentialrechnung ist natürlich das Fundament aller modernen Technologie. Unsere Technik ist real genug, um die Welt zu zerstören, aber die mentalen Werkzeuge, die wir erschufen, um sie zu beherrschen, sind reine Fantasie, real nur in dem Grad, den unser Gebrauch davon ihnen gibt. Der entscheidende Unterschied, den Vaihinger macht, ist zwischen dem epistemologischen Status einer Hypothese und einer Fiktion. Eine Hypothese gibt vor, eine Äußerung darüber zu sein, wie Dinge sind, und wird danach bewertet, ob sie wahr oder falsch ist. Die Gasgesetze sind ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Hypothese. Und genauso, trotz Vaihingers reaktionärem Widerstand, die Atomtheorie. Aber eine Fiktion hofft nur, hilfreich zu sein und wird nach ihrem Erfolg darin bewertet. Helfen dir Differentialgleichungen dabei, Brücken zu bauen, die nicht einstürzen? Hilft dir eine Invokation der Venus, das Mädchen deiner Träume zu gewinnen? Das ist genug! Indem du deinen Geist aktivierst, die korrekten Berechnungen anzustellen oder die korrekte Art psychischer Energie zu rufen und zu fokussieren, ist dein Wille erfüllt, und es interessiert nicht, ob Unendlichkeiten oder die Göttin Venus ‚real’ existieren oder nicht. die Zuschauer eines Theaterstücks, in die Illusion zu schlüpfen, daß die Handlung auf der Bühne real ist, und die Tendenz überträgt sich auf unsere mentale Bühne, wenn wir ihr erlauben, Abstraktionen als Realität zu präsentieren, die nur Denkerleichterungen sind und nichts mit dem, was da draußen wirklich ist, zu tun haben. Und obwohl Vaihinger scheinbar nicht damit herausrücken und es sagen will1, gilt dasselbe von jedem religiösen Glauben, der eine Behauptung zur exklusiven Wahrheit macht. Wie wir bisher geklärt haben, ist das kein Problem mit moderner Magick, die damit beschäftigt ist, wie am effektivsten mit dem realen Grund psychischer Energie umzugehen ist. Es ist jedoch ein sehr ernstes Problem mit jeder Art Monotheismus, der den schädlichsten Gedanken-Virus darstellt, der je in das menschliche Bewußtsein gelegt wurde. Um das verhindern zu helfen, verschrieb Vaihinger einen korrigierenden Mechanismus, der angewendet werden muß, entweder bewußt oder unbewußt, wann immer Fiktionen benutzt werden. Im Grunde führt die Korrektur dazu, die Fiktion zu entfernen, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hat, so daß sie kein Teil des Endergebnisses ist, und die Technik dafür nannte Vaihinger »die Methode der entgegengesetzten Fehler«. Um zum Beispiel eine algebraische Gleichung zu lösen, kannst du einen zusätzlichen Term einführen, z. Danach, wenn du sie zu deiner Zufriedenheit gelöst hast, kannst du festlegen, daß z = o, und die leeren Terme entfernen. Wenn du Differentialrechnung benutzt, wird dein Gebrauch von Infinitesimalen limitiert sein durch den Akt der Erzeugung einer regulären Funktion. Die Infinitesimalen sind das Werkzeug, und wenn du das Werkzeug nicht wegräumen kannst, ehe du das fertige Produkt gewinnst, machst du es nicht korrekt. Spares Leistung hier war seine Erkenntnis, daß Vaihingers Annäherung an Fiktion genauso hilfreich ist in der Beschäftigung mit roher psychischer Energie, wie in der Beschäftigung mit logischen Überlegungen, und kann daher gewinnbringend auf die symbolischen Werkzeuge des Magiers angewandt werden. Logisches Denken und Magick betreffen beide den Der schädlichste Fehler hierbei ist, seiner logischen Wachsamkeit zu erlauben nachzulassen und zu beginnen, Fiktion als Hypothese zu behandeln, letzten Endes vielleicht gar zum Rang eines Dogmas zu erheben. Dieser letzte Fehler scheint eine generelle menschliche Tendenz zu sein. Vaihinger erklärt: »das ist der historisch großartige Trugschluß der Menschheit gewesen, aus der Wichtigkeit auf die Richtigkeit zu schließen.« (S. 100) Er schreibt, daß es leicht ist für AHA 4/05 Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush Gebrauch psychischer Konstruktionen – entweder logische Strukturen, die uns helfen, durchdachte Schlüsse bezüglich der besten Anwendung einer bewußten Anstrengung zu ziehen, oder symbolische Strukturen, die den Fluß ungeformter psychischer Energie durch unbekannte Kanäle innerhalb des Unbewußten manipulieren. Spare realisierte, daß das, was Magier taten, folgendes war: symbolische Pläne zu fabrizieren und dann zu handeln, als ob sie von wirklichen Wesen bevölkert wären, die die Macht besaßen, die reale Realität zu verändern. Durch die Etablierung eines solchen Modells erschaffen wir mentale Maschinen zur Formung psychischer Energie – nicht, wie sie sich in rationalen Überlegungen zeigt, sondern als ursprünglichere Energien wie Gefühl, Sexualität und die erweckte Kundalini, die in der Lage sind, magische Veränderungen zu erreichen. deswegen erscheint er in konzentrierter Form, bereit, unsere Willen auszuführen. Aber obwohl der Geist fiktiv ist, ist die Energie real, und so braucht man Kontrollmechanismen – um ihn abzuhalten, in unser Bewußtsein in diesem überschwenglichen Zustand einzudringen und es zu übernehmen – dafür haben wir alle die Werkzeuge der Zauberei: die Kreise, Waffen und Weihen für kompliziertere Arbeiten, und die unentbehrlichen Werkzeuge des täglichen Gebrauchs wie Bannungen. Bannen ist essentiell, um dich in einem klaren mentalen Raum zu halten, wenn du irgendeine Operation beginnst, und genauso wichtig, um irgendeinen psychischen Rest wegzuräumen, wenn du beendet hast. Außerdem begünstigt gewohnheitsmäßiges Bannen, die Aura zu definieren und zu härten, eine gute Einleitung für jede Arbeit mit dem feinstofflichen Körper. Vaihingers Sicherheitsschaltung beim Umgang mit Fiktionen – die Methode der entgegengesetzten Fehler – ist auch ein Gemeinplatz in der Magie – der ziemlich elegant in Jahrhunderten magischer Praxis ausgebaut wurde. Um zu diesem fiktionalen Ort namens Astralebene zu reisen, muß ich zuerst meinen Astralkörper von meinem physischen Körper trennen. Dann wenn ich zurückkehre, muß ich mit gleicher Vorsicht Astralund physischen Körper wieder zusammenbringen, um die Fiktionen in ihrem Platz zu belassen. Bannen ist nicht ausreichend mächtig, um irgendeinen bestehenden Aspekt der Psyche auszuschließen, also brauchst du dich nicht zu sorgen, daß du irgendeinen Teil von dir durch bannen unterdrückst. Es bewirkt lediglich einen klaren Raum zum Arbeiten, und gewährleistet, daß das, was du angerufen hast, wirklich gegangen ist, wenn du beendet hast. Bannen in der Zauberei ist wie eine Küche sauber zu halten. Es befreit nicht von einer Invasion von Küchenschaben, aber wenn du es nicht tust, und du aber kochst, wirst du schließlich eine Invasion von Schaben haben. Aber dann gibt es mehr als einen Weg, unbewußt zu handeln. Wann immer ich einen Geist beschwöre – ob im Astral, in meiner Vorstellung, oder in einem physikalischen Kreis – achte ich darauf, ihn zu bannen, nachdem ich mit ihm fertig bin. Ich versetze dieses Werkzeug zurück in seinen virtuellen Zustand, selbst wenn die reale Energie, die ich damit beschwor, in der Welt wirkt, um meinen Wunsch zu erfüllen. Dann wenn die Energie sich entlädt als ein Ereignis, das dazu dient, diesen Willen zu befördern, wird der Geist nirgends mehr zu sehen sein, und ich kann dieses Ereignis ausbeuten ohne Bezugnahme auf seinen okkulten Ursprung. Aber obwohl psychische Energie etwas Reales ist und die symbolischen Werkzeuge, die wir benutzen, um sie zu manipulieren, nur Fiktionen sind, sind sie nichtsdestoweniger effektiv zum Bewegen psychischer Energie. Wenn wir unter ihren Bedingungen arbeiten, verhält sich unsere psychische Energie entsprechend, und wir nehmen die Folgen auf uns, als ob die Symbole so real wie Steine wären. Und so können sie uns weh tun, wenn wir sie schlecht benutzen. Wenn jemand beispielsweise die Fiktion des Geistmodells benutzt, adressiert man psychische Energie, als ob es immer personifiziert wäre durch eine diskrete Entität, vermutlich selbst-gewiß, die dem eigenen Willen unterworfen werden muß. Wir nutzen unsere eigene psychische Energie, um den Geist zu beleben, 1 zumindest in der englischen Übersetzung, die die rund die Hälfte des Originaltextes enthält Es gibt einen absichtlichen Weg, den ich Magick genannt habe, und es gibt den gewöhnlichen Weg, wo man alles durch seit der Geburt programmierte Gewohnheiten tut. Die durch so festsitzenden Glauben erzeugten Formen sind so real wie die durch die beste Magie erzeugten, und um vieles weiter verbreitet, aber es ist unmöglich, die Methode der entgegengesetzten Fehler auf sie anzuwenden. Wie allgemein angenommen, machen sie unsere ganze Kultur aus. Aber wenn Erwartungen ihren Zusammenhang verlieren, wird der Energiefluß diffus, und sogar die ehrwürdigsten Formen beginnen, zweifelhaft auszusehen. Und wenn die Zivilisation selbst beginnt, zweifelhaft auszusehen, wird die Realität des Chaos, das unmittelbar darunter liegt, das Gewissere. Und so kommen wir zurück auf den politischen Aspekt dieses Essays, und müssen ein weiteres mal das unvermeidliche Schicksal des Westens betrachten. VI. Psychischer Raum W ir haben Oswald Spengler, um die Wiederwahl von George Bush zu erklären, und Austin Spare und Hans Vaihinger, um uns vielleicht zu helfen, den Zusammenstoß rivalisierender Gewißheiten zu AHA 4/05 vermeiden, der die Welt zu verzehren droht. Die Ereignisse während des letzten Jahrhunderts haben nur Spenglers Vision bestätigt. Ihm zufolge sind die letzten Jahrhunderte der tausendjährigen Lebensspanne einer Kultur Kriegen gewidmet, die bestimmen, welche der Nationen innerhalb einer Kultur die imperiale Herrschaft über die anderen behaupten wird. Das 20. Jahrhundert hat diesen Prozeß für die faustische Kultur bestätigt, indem die Vereinigten Staaten diese Rolle übernahmen trotz größter Aversion seiner Bevölkerung. Mit der Einrichtung der Pax Americana wurde das Schicksal erreicht und es gibt keinen weiteren Impuls in dieser Richtung. Verlangen wurde durch Sättigung ersetzt, das psychodynamische Äquivalent der Entropie. Es gibt keinen Ausweg aus diesem Energieloch, sowohl die Suche nach Sicherheit als auch die Suche nach Profit verlangen, daß wir noch tiefer in es hinabsteigen. Innerhalb des Faustischen Raumes gibt es keine Hoffnung mehr. Aber der Faustische Raum ist deutlich subjektiv, seine sechs festen Richtungen eröffnen einen engen Blick auf das, was wirklich geschieht. Es ist eine Abstraktion, wie der ägyptische, der magische und der antike Raum zuvor auch. Und die Herstellung und Übertragung von Abstraktionen verlangt psychische Technologie – das heißt, Magick. Kulturelle Räume sind Fiktionen, und die Menschen einer Kultur erobern sie alle zusammen mit ihren eigenen Geistern (i. Sinne von Verstand). Diese Fiktionen sind so tief eingebunden, daß sie mehr als Glaubensformen sind, indem sie Gewohnheiten der Wahrnehmung und Reaktion geworden sind. Im Anvisieren der objektiven Welt, als ob sie tatsächlich organisiert wäre in den Ausdrücken des jeweiligen Raumes, und indem der Schicksalskurs gesehen wird, als ob er innerhalb dieses Raumes geplant wäre, fügen die Menschen ihre Gesellschaft so fest zusammen, daß diese die Formen und Artefakte der Hochkultur aus ihren kollektiven Absichten hervorbringt. Die fiktive Natur dieser Räume ist offensichtlich beim ägyptischen und magischen Raum, die vollständig in ihrer Religion aufgingen, und auch in der Antike, wo die Fiktion vom unrealistischen Fokus verlagert wird auf das, was wahrgenommen werden kann. Aber was ist mit der faustischen Kultur, die mit der Manipulation von physikalischem Stoff beschäftigt ist? Wie kann das als kulturelle Abstraktion, die zur Überalterung verdammt ist, gedacht werden? Nun, der Stoff selbst liegt an einem anderen Ort als der Raum, den wir beherrscht haben als Weg, um diesen Stoff zu kontrollieren. Was wir kontrollieren, ist unsere Fähigkeit, ein akkurates Modell in unserem Geist zu erschaffen, ein Modell, von dem Verfahren zur Manipulation dieses Stoffes abgeleitet sind, der außerhalb unserer Bewußtseine liegt und damit sowohl außerhalb des Modells als auch außerhalb des kulturellen Raumes. Der AHA 4/05 »Es gibt einen absichtlichen Weg, den ich Magick genannt habe, und es gibt den gewöhnlichen Weg, wo man alles durch seit der Geburt programmierte Gewohnheiten tut.« Stoff ist wirklich, aber wir können ihn nur auf dem Weg über das Modell erreichen. Indem dieses Modell größtenteils perfektioniert wurde, werden seine inneren Widersprüche auffallend und der kulturelle Raum verliert seine Aura der Gewißheit. Von hier aus braucht es nicht allzuviel Vorstellungsvermögen, um zu realisieren, daß unter dem Raum nur Chaos sein könnte. Und so kann es kommen, wenn kein neuer Zusammenhalt geformt wird, der die Macht hat, die produktiven menschlichen Bestrebungen anzuziehen. Gegenwärtig sind wir mit einer Frage des Timing konfrontiert: wie lange wird die faustische Kultur zusammenhalten, ehe sie unlebbar wird? Nach Spenglers Auffassung tendieren Kulturen zur Erfüllung ihres Schicksals in einigen tausend Jahren, Zivilisationen variieren in ihren Vermögen fortzubestehen. Wenn sie mit räumlicher Isolation gesegnet sind, wie das alte Ägypten, oder wenn sie groß und reich genug sind, ihre möglichen Zerstörer zu assimilieren, wie das alte China, können sie sich für weitere Jahrtausende erhalten. Die faustische Kultur scheint nicht so starke Standbeine zu haben. Ihre Aufgabe war der Einsatz physikalischer Technik, um sich die ganze Welt zu unterwerfen, sie ist keineswegs isoliert und seit jedermann mit Geld ihre Techniken übernehmen und genauso gut weiterführen kann wie sie selbst, liegt auch hierin kein spezieller Vorteil mehr. Alles, was sie hat, ist eine Attitüde, und die ist träge geworden. Indem sie andererseits ihren Glanz in der ganzen Welt durchgesetzt hat, wurde die ganze Welt davon verdorben und muß in irgendeiner Hinsicht an ihrem Untergang teilhaben. Natürlich kann das einige hundert Jahre dauern – die faustische Kultur tritt gerade in ihre Zeit des Imperiums und Caesarentums ein – aber was kommt danach? Eines ist sicher: ohne Intervention von außen wird die ganze faustische Infrastruktur entweder zerstört oder bedeutungslos, riesige Gebiete entweder geplündert oder dem Verfall preisgegeben, weil die »Und nachdem wir heute die drei Raumdimensionen kontrollieren, müssen wir anfangen, uns selbst zu kontrollieren, damit wir in unserer leidenschaftlichen Stärke nicht unsere diesbezügliche Meisterschaft nutzen, um uns selbst zu zerstören.« elektrische Energie und das Wasser, die man bräuchte, um sie zu nutzen, nicht verfügbar sein werden. Und große Mengen technischen Wissens werden aus dem gleichen Grund verloren gehen. Und dann wird nach Jahrhunderten der Barbarei eine neue Kultur aus der Wildnis aufsteigen und sich auf die Suche nach ihrem eigenen, einzigartigen Schicksal machen. Aber niemals wird sie in der Lage sein, die physikalische Großartigkeit der Faustianer zu erreichen, einfach weil die leicht beschaffbaren Ressourcen aufgebraucht sein werden, und so wird es unmöglich sein, physikalische Größe aus dem Nichts zu erreichen. Folglich muß der Zenit der menschlichen Spezies vorbei sein, außer wenn wir jetzt, am Anfang vom Faustischen Niedergang, anfangen, die neue Kultur zu erzeugen. Wenn wir, egal wie, eine frische Kultur innerhalb der alten erschaffen können, können wir die alte Infrastruktur als Werkzeug zum Aufziehen der neuen nutzen, solange sie noch ausreichend intakt ist, um nützlich zu sein. Und es gibt einen historischen Präzedenzfall für diesen Prozeß. Nach Spenglers Berechnung liegen die Anfänge der magischen Kultur um das Jahr 1 herum, mitten in der antiken (d.h. römischen) Zivilisation. Obwohl es durch die Härten der antiken Formen zuerst entstellt war, profitierte sie auch davon, indem sie in der Lage war, physikalisch dort weiterzumachen, wo die Antike aufhörte. Aus diesem Grund hatte das Byzantinische Reich nie unter dem Frühen Mittelalter zu leiden, das der Westen zu ertragen hatte, und behielt seinen Wohlstand und soziale Energie, bis die magische Kultur ihren eigenen Niedergang nach dem Jahr 1000 zu erleiden begann. Nun glaubte Spengler, daß jede Kultur einzigartig war, erstanden aus sich selbst und dann in Vergessenheit verfallen, ohne Auswirkung oder Anstoß für die nachfolgenden Kulturen. Ich bin hier anderer Ansicht, indem ich jede Kultur als einen Stein sehe, auf den wir hinaufsteigen, während die Menschheit zu ihrem ultimativen Ziel fortschreitet (worin immer das bestehen mag); jede neue Kultur bemüht sich um das, was als nächstes erreichbar ist, was durch den Fortschritt, den ihre Vorgänger erlangt haben, erst ermöglicht wird. Und nachdem wir heute die drei Raumdimensionen kontrollieren, müssen wir anfan- 10 gen, uns selbst zu kontrollieren, damit wir in unserer leidenschaftlichen Stärke nicht unsere diesbezügliche Meisterschaft nutzen, um uns selbst zu zerstören. Natürlich ist in Spenglers Plan die fundamentale Aufgabe jeder Kultur, eine einzigartige Art Raum anzuvisieren und zu erobern. Für Spengler ist dieser Raum niemals direkt von jenen anvisiert, die eigentlich das Schicksal erreichen. Es bleibt unterschwellig, aber es ist der Kontext für jede Leistung dieser Kultur. Nun da Spengler alles gezeigt hat, ist es nicht mehr realistisch für uns, uns dieses notwendigen Rahmens nicht bewußt zu sein. Besser ist, ihm direkt zu begegnen, so daß wir ihn maßgeblicher beherrschen könnten, solange noch Zeit ist. I n diesem Sinne schlage ich psychischen Raum als Kontext für die nächste Kultur vor, worin wir lernen können, psychische Energie und die Strukturen des Glaubens zu kontrollieren, sowohl unterschwellige als bewußte, die jedwedes Ereignis in unseren Psychen und außerhalb hervorrufen. Psychischer Raum ist als ein Bereich zum Erlangen eines tausendjährigen Schicksals gerechtfertigt, weil es ein effektiver Weg ist, psychische Energie zu organisieren und zu manipulieren, die wirklich ist… • genauso, wie die Eroberung des dreidimensionalen Raumes berechtigt war, weil es ein effektiver Weg ist, Materie zu organisieren und zu manipulieren, die wirklich ist… • genauso, wie die Eroberung des magischen Dogma-Raumes berechtigt war, weil es ein effektiver Weg ist, sich selbst erhaltende Gemeinschaften dazu zu bringen, sich zusammenzuschließen, soziale Übereinstimmung, Zusammenarbeit und Einheit zu erschaffen, die wirklich sind… • genauso, wie die Eroberung des antiken unmittelbaren Raumes eine effektive Einführung in rationales Leben war, das die Menschheit lehrte, wie logisch mit der sinnlichen Welt umzugehen sei, die wirklich ist. Psychischer Raum mag als fiktiv und subjektiv angesehen werden, als Modell, das als Kontext für unsere Arbeit dient, aber dann sind es auch die anderen Räume, und er ist komplex genug, daß die Eroberung jeder seiner Auswirkungen eine tausendjährige Aufgabe ist, die alle bisherigen übersteigt. Wir können das Ergebnis nicht vorhersagen, denn um dies zu schaffen, heißt eine Welt zu schaffen, die uns so unkenntlich ist, wie es das Rom Catos und Gracchis für Agamemnon wäre. Doch nur, wenn wir daran arbeiten, kann das menschliche Verhalten gemeistert werden, und ohne diese Meisterschaft können wir nur Chaos und ultimates Unheil erwarten. Den Glauben zu meistern erfordert eine Meisterschaft der Maschinen der Psyche. Die Werkzeuge, um das AHA 4/05 Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush zu bewerkstelligen, findet man in den Traditionen der Magick und Zauberei, und der erkenntnistheoretische Standard, an dem wir festhalten müssen, ist der des »als ob«, der für alle Abstraktionen und Fiktionen gilt, ob nun jene, die ihn benutzen, sich dessen bewußt sind oder nicht. Indem wir uns auf diesen Standard verlassen, können wir Fragen von Wahrheit und Falschheit beiseite lassen und statt dessen Wirksamkeit ergreifen. So gestärkt können wir den Glauben ausnutzen als Werkzeug, um Absicht in Realität zu verwandeln, statt uns ihm als Annäherung daran, wie die Dinge laufen müssen, zu unterwerfen. Aber genug Abstraktion! Damit ein Volk einen kulturellen Raum erobert, muß es das tun wollen, also wenn das Eigeninteresse irgendwie fehlt, ist der Raum unrealistisch als Bereich, in dem das Schicksal liegt. Wenn es keinen persönlichen Vorteil irgendeiner Art gibt, der aus der tagtäglichen Arbeit auf dieses Schicksal hin entspringt, wird sich keiner je bemühen, also wenn es für die Mehrheit keine Aussicht auf Gewinn gibt, ist der Raum unrealistisch, einfach weil er nicht realisiert wird. Jene, die nach einem Glauben ohne Zwang handeln, weil sie es wollen, können handeln »als ob« und die Erfindung zu einer wirklichen Sache machen, ihre psychische Energie wird vom Glauben geformt und wird sich als solides Werk niederschlagen. Jene, die in einen Glauben gezwungen werden und gezwungen, entsprechend zu handeln, handeln nicht »als ob«. Sogar wenn sie die Handlungen ausführen und die Fiktionen wie angeordnet aussprechen, funktioniert es nicht auf der vorbewußten Ebene, wo unbewußtes Verlangen Resultate formt. Auf der unbewußten Ebene ist dann statt dessen Abscheu und Rebellion – Kampf gegen die zwingende Autorität – und dann ist die entstandene Realität entweder Bosheit und Chaos oder Apathie und Stagnation. Folglich müssen wir das Design unserer Magick so wählen, daß sie ein größtmögliches Publikum reizt. Es ist der ständige Glaube der Masse der Menschheit, der den Raum konkretisiert, in dem das Schicksal verfolgt wird, nachdem die Pioniere der Kultur es einmal definiert haben. Folglich scheint es, daß die Aufgabe für uns Theoretiker des psychischen Raumes einfach darin besteht, die Menschen zu ermutigen, ihre »selbstsüchtigen« Handlungen so magisch wie möglich zu gestalten. Wenn die Massen ihre Ziele durch Magick erreichen können, wird das Gebiet der Magick – psychischer Raum – in ihren tiefsten Überzeugungen konkretisiert, wodurch es zu einem Königreich wird, das solide genug ist, daß seine Vorherrschaft eine wertvolle Aufgabe für Jahrtausende wird. wird unsere Arbeit die Obsession einer esoterischen Clique bleiben ohne jegliche reale Bedeutung für irgendwen. Einige Beispiele: Wenn jemand LKW-Fahrer ist, laß ihn die psychischen Werkzeuge erschaffen, um Kraftpunkte entlang der einsameren Abschnitte seiner Route ausfindig zu machen, so daß die Strecke selbst ein Verbündeter wird, ihr Geist gebunden zu seinem Dienst. Dann könnte er die Kraftdynamiken von allem wahrnehmen, vom Wetter zum Verkehrsfluß zu den menschlichen und natürlichen Ökologien, die er unterwegs antrifft, sich in Übereinstimmung damit bringen, wie es ihm passend scheint, und ihre Kraft herausziehen, um seinem Willen zu dienen. Wenn sie Koch ist, laß sie die Magick haben, um die Lebenskraft in allen Nahrungsmitteln wahrzunehmen, die sie bereitet, so daß ihre Küche ein magischer Kreis wird, und ihre Mahlzeiten Eucharistien, die ihre Gäste stärken und inspirieren, so daß sie es ihr vergelten mögen und ihr von ihrem Wohlstand und ihrer Macht geben. Wenn er oder sie Mathematiker oder Wissenschaftler oder Ingenieur ist, laß ihn oder sie durchgängig des fiktionalen Netzes bewußt sein, daß er oder sie um das jeweilige Thema weben, einschließlich der Unwirklichkeit dieses Netzes, egal wie effektiv es sein mag in der Manipulation des realen Verhaltens seiner Materie. Laß ihn oder sie seine wahre Freude an dieser Fiktionalität haben, und betone es sogar, ohne dadurch deren Effektivität zu mindern. Laßt unsere einzige Ermahnung sein, daß wir die Situationen, in die wir geraten, in Ausdrücken psychischer Energie erfassen müssen. Wir müssen betrachten, wie unsere magischen Werkzeuge sie manipulieren, und wie diese Manipulationen sich auf die psychischen Energie«budgets« der Umstände in ihrer Gesamtheit auswirken. Das heißt, wir sollten uns bewußt sein, woher die Energie kommt, wieviel wir speichern können, wieviel wir ausgeben müssen, schließlich, welche Realitäten diese Investition erzeugt und ob wir tatsächlich diese Realitäten überhaupt erzeugen wollen. In jedem Fall sollten auch die nüchternsten Berufe der magischen Erlangung geöffnet werden, und wenn wir keine Techniken dafür anbieten, AHA 4/05 11 Deutsche Gründlichkeit am Stuhl Petri? Nun ist er also da, der deutsche Papst von Spectator B enedikt XVI., der Stellvertreter Gottes auf Erden, Vikarius Christi, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Erzbischof von Latium, Bischof von Rom und Diener der Diener Gottes. Bevor wir uns der Person des Joseph Ratzinger zuwenden, wollen wir ein wenig die Wochen betrachten, in denen sich dieser Karrieresprung des Sohnes einen kleinen Beamten aus Marktl am Inn abgespielt hat. Denn diese Zeit war ein Lehrbeispiel dafür, wie eine einst wahrhaft das Schicksal der Welt in Händen haltende Institution wie das Papsttum zu seiner eigenen Karikatur werden kann. Ich werde mir auch erlauben, liebe Leser, Ihnen in diesen wenigen Zeilen ein paar Glanzstücke des Papstamtes aus der Historie zu zeigen… Wie z.B. einen Namenskollege des jetzigen Papstes, nämlich Papst Benedikt IX. der es geschafft hat, 3 mal mit Unterbrechungen Papst zu werden - und er wird auch im päpstlichen Jahrbuch 3 mal als jeweils neuer Papst geführt. Er hat es auch geschafft, ich glaube es war im Jahr 904, das Papstamt zu verkaufen an seinen direkten Nachfolger Sylvester III. Aber bleiben wir zunächst in der Gegenwart. Johannes Paul II., den sogar der »Spiegel« für unsterblich hielt, amüsanterweise erschien die Nummer, die diesen Titel hatte, gerade in der Woche, in der er sich entschloß, diese Welt zu verlassen, war ja die letzten 2 Jahre nur mehr seine eigene Ikone, völlig vereinigt mit dem Schmerzensmann von Golgatha. Sein Sterben wurde zum öffentlichen Akt. Der Karfreitag, wo er nur in seiner Privatkapelle mit einem Holzkreuz in der Hand für die Welt zu sehen war, war der Anlaß, das man im Internet spekulierte, 12 er ist ersetzt worden: er ist bereits tot. Am Ostersonntag aber kam der dramatische Höhepunkt – ein stummer Papst, der segnen will und nicht kann. Dann die Agonie 4 Tage später, die eine Massenbewegung nach Rom in Bewegung setzte; die Jugend der Welt pilgerte zu einem ‚Poster’, denn mehr war er nicht. Die Jugend dieser Welt hat sich nie an das gehalten, was er predigte. Wie mir selbst ein Freund aus Rom erzählte, waren die großen Plätze, wo die Jugendlichen bei den Weltjugendtagen lagerten, immer dann zum guten Schluß übersäht mit Kondomen (»Gott sei Dank«, muß man sagen). Der Tod des polnischen Schauspielers, der die Rolle seines Lebens perfekt bis zum Ende spielte, hatte auch beinahe komische Aspekte, so ließ ihn sein Stellvertreter für die Vatikanstadt 24 Stunden früher sterben, was zu peinlichen Dementis führte. Unmittelbar nach dem Tod und dem Spektakel des Begräbnisses trat Kardinal Ratzinger immer mehr in den Vordergrund als Dekan des Hl. Kollegiums. Bei der Messe zu Beginn des Konklaves wirkte er gebeugt und unsicher, vielleicht dachte der hochgebildete Kardinal an Bonifats. VIII, der im Konklave gebrechlich wirkte und als er dann gewählt war, alles andere als gebrechlich war. Bei der Messe zu Beginn predigte der Kardinal scharf gegen die modernen Untugenden wie Relativismus, Subjektivismus etc.; da dürfte bereits eine Vorentscheidung gefallen sein. Als er dann am nächsten Abend gar nicht bedrückt auf der Benediktions – Loggia von St. Peter stand, habe ich in seinen Augen genau das selbe gesehen wie vor etlichen Jahren bei einer Sommerakademie, wo wir gemeinsam am Tisch beim Mittagessen saßen: genau das gleiche Leuchten hatte er in den Augen, als das delikate Dessert serviert wurde. Ja, der gute Mann freute sich. Wahrscheinlich hat er im Saal der Tränen, wo normalerweise die Päpste nach Ihrer Wahl Tränen vergießen, ob des übergroßen Amtes geklatscht und Freudentränen in den Augen gehabt. Ich nehme nicht an, daß er Luftsprünge absolviert hat – das ist mit 78 doch etwas schwer. Nun, persönlich hat er ja allen Grund zur Freude: er übernimmt ein Amt, in dem die Inhaber seit 130 Jahren alle Hemmungen haben fallen lassen und theologisch buchstäblich alles tun und lassen, was ihnen gerade lustig ist. Denn das Dogma der Unfehlbarkeit hat zwar klare Grenzen, aber die Päpste haben alles getan, daß diese Grenzen in Vergessenheit geraten. Es wäre jetzt hier sehr reizvoll, so genannte fehlbare theologische Entscheidungen der Päpste aufzuzählen – dazu ist jedoch leider hier jetzt kein Platz. Nur ganz kurz ein besonderer Fall, der zeigt, daß der katholische Gott Humor hat: der Papst des Unfehlbarkeitsdogmas, der selige Pius IX., hatte 16 Jahre zuvor das Dogma der unbefleckten Empfängnis verkündet. Bei den erläuternden Bemerkungen ist dem guten Mann ein Fehler unterlaufen, der ihn an den Rand der Häresie brachte. Also beinahe wäre er Ketzer geworden, er schrieb nämlich, daß jeder, der auch nur im Herzen anders denkt, aus der Kirche ausgeschlossen sei. Nun es ist uralter Grundsatz der Moraltheologie, daß die Kirche nicht über Geheimes urteilen kann, sondern nur über Geäußertes. Dieser Mann hat dann 16 Jahre später das Unfehlbarkeitsdogma verkündet, das zeugt doch vom Humor des katholischen Gottes. AHA 4/05 Deutsche Gründlichkeit am Stuhl Petri? Kommen wir aber jetzt zurück zu unserem hocherfreuten Bayern. Wie ist er zu beurteilen? Er ist sicher der größte Intellektuelle auf dem Stuhl Petri seit dem Hochgebildeten Leo XIII., Papst von 1878-1903. Ich denke im übrigen nicht, daß der Papst bei der Namenswahl seinen Vorgänger Papst Benedikt XV. – von 19141922 Papst, der zwar Friedensinitiativen startete, im 1. Weltkrieg damit aber kläglich scheiterte und leider die katastrophale Ostpolitik des Vatikans einleitete, die erst unter dem verstorbenen Papst ihr Ende fand – sondern, daß Ratzinger einen andere vor Augen hatte, nämlich Prospero Lorenzo Lambertini, Papst Benedikt XIV. Er war ein hochgebildeter Humanist im 18 Jhd., der mit Voltaire in Kontakt stand der ihm sogar ein Buch widmete. Ich denke, Ratzinger sieht in ihm ein Vorbild Was wird uns wohl unter dem neuen Papst erwarten? AHA 4/05 »Freie Presse« vom 23.7. N un, er selbst hat eine eher apokalyptische Sicht der Kirche, er träumt nicht wie sein Vorgänger von einer allgemeinen Erlösung, jeder ist automatisch erlöst, ob er will oder nicht… Nein, Papst Benedikt sieht die Kirche in einem Existenzkampf, umgeben von einer Gesellschaft, die ihr christliches Fundament nicht verliert, nein – sie zerstört es selbst, bricht es ab und emanzipiert sich. Gegen diese Emanzipation ist der Papst bereit, dem Kampf aufzunehmen. Er will ihn nicht wie sein Vorgänger gegen eine anonyme »Kultur des Todes« führen; nein, er kämpft realer: siehe den größten Widerstand der spanischen Kirche gegen die so genannte Homo – Ehe, wo Bischöfe sogar zum zivilen Ungehorsam aufgerufen haben. Wie man hört, ist ein Dokument in Ausarbeitung, das Homosexualität zu einem Weihehindernis für die Priesterweihe erklären soll. nun das wäre wieder mal eine fehlbare Entscheidung, denn die Voraussetzung für ein Sakrament kann nicht verändert werden. Wir sehen also, daß er bereit ist zu kämpfen, er spricht von einem »Überzeugungschristentum«. Verfolgung ist für ihn eine absolute Möglichkeit, aber er glaubt auch daran, daß die Kirche auch jetzt wieder triumphieren wird. Diesmal könnte er sich irren. Aber er ist es ja gewöhnt, einen aussichtslosen und unverstandenen Kampf zu kämpfen: schon als Universitäts- professor stand er fassungslos vor den Studentenbewegungen von 1968, das war ein Dreh- und Angelpunkt im Leben des Vicarios Christi. Er zog sich nach äußerst unschönen Ereignissen in seinen Vorlesungen zurück unter den Schutz der Kirchenführung. Er ging an die Theologische Hochschule in Regensburg. Paul VI. machte ihn schließlich zum Erzbischof von München und zum Kardinal, dann holte ihn der polnische Papst nach Rom… der Rest der Geschichte ist bekannt. Lassen Sie mich also zusammenfassen: die römische Kirche hat sich einen wirklich hochgebildeten Konkursverwalter gegeben. Er wird die Kirche vielleicht zurück in die Katakomben führen, die Katakomben der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit – durch eine falsche Morallehre und ein falsches Menschenbild eines abhängigen Menschen. Ich möchte schließen mit einem Zitat des Papstes des Unfehlbarkeitsdogmas. Der Widerstand gegen dieses Dogma war damals groß; Teile der französischen Bischöfe verstiegen sich zu einer Übertreibung, so sagte damals ein Bischof, Christus wurde auf 3 fache substantielle Weise gegenwärtig: in der Menschwerdung, an Weihnachten im Altarsakrament und im Papst – was so dumm ist, daß es nicht mal Gotteslästerung ist, wie ein großer Dominikaner-Theologe sagte. Aber es gab, wie bereits gesagt, auch Widerstand gegen die Unfehlbarkeit, vor allem im deutschsprachigen Raum. Der damalige Fürstbischof von Brixen, Gasser, fragte voller Zweifel den Papst Pius IX., der das Dogma verkündet hatte: »Heiligkeit, was sollen wir aber tun, wenn ein unfehlbarer Papst etwas falsches lehrt«? Mit der Antwort des Papstes, die kurz und einfach ist, möchte ich schließen. Der Unfehlbahre Papst antwortete: »Dann hört nicht auf ihn.« Mailkontakt zum Autor: spectator@chello.at 13 Kopfzeile Thanatos Der gewalttätige Tod von Knut Gierdahl Abschied und Neuanfang D Die legendäre Nullausgabe der ABRAHADABRA as AHA Magazin wird 18. Wir haben, wie auf der Titelseite ins Auge springt, ein neues, unser altes Logo. Wir haben wieder zum Thanatos zurückgefunden, der dem Magazin ja schon seit dessen Gründung voranging. Für diejenigen unter euch, die ihn nicht kennen, seien einige erläuternde Worte dazu gesagt. Mir geht es im folgenden nur darum, einige Schwerpunkte aufzuzeigen, nicht um Vollständigkeit. Damals .... vor achtzehn Jahren I n der Nullausgabe der ABRAHADABRA konnte man folgende Erläuterung zu dem geheimnisvollen Begleiter, vulgo: dem AHA-Logo oder -Wappentier, lesen: »Der Löwe in der unteren Ecke des Titelbildes ist Thanatos, eine Figur aus der griechischen Mythologie, in einer Verarbeitung Austin Osman Spares, übersetzt etwa: »der gewalttätige Tod«. Er steht für das Absterben des Alten und die Geburt des Neuen, die Vorbedingung für jede Weiterentwicklung bzw. Evolution. Gewalttätig deshalb, weil man den »Tod« selbst herbeiführen muß, und das ist für die meisten Leute eine harte Angelegenheit.« Antike Bezüge W erfen wir noch einen Blick auf die antiken Wurzeln, an die Spare sich -zumindest namentlich- anlehnte. In der griechischen Mythologie ist Thanatos, der Gott des Todes, der Sohn der Nyx (Göttin der Nacht). Nyx war die erste Tochter des ungebärdigen Chaos. Nyx gebar Erebos (»Finsternis«), den Herrn der Unterwelt, und paarte sich mit ihrem Sohn-Gatten, um den Himmelsäther zu erzeugen, das erste Licht, den Schlaf die Hesperiden und andere. Auch der Tod (Thanatos!) und die Moira waren ihre Kinder, wie auch Eris und Nemesis. Schon die Griechen kannten jedenfalls Thanatos als beflügelten Daimon. Ihm kommt die Aufgabe zu, die Verstorbenen in den Hades zu tragen. Hesiod zufolge wohnt Thanatos dort, wo Nacht und Tag sich begegnen und wo Atlas das Himmelsgewölbe trägt. Dies ist der Kreuzungspunkt von Himmel und Erde, Tag und Nacht, der Zentrumspunkt zwischen den grundlegendsten Gegensätzen, die die Griechen kannten - wir kommen darauf zurück. Indem er an der Grenze steht, gehört er weder zum Tag noch zur 14 AHA 4/05 Thanatos Nacht, er ist jenseits von beidem - er ist selbst diese Grenze. Hier, wohin nie die Strahlen der Sonne dringen, wohnt auch Hypnos (in etwa: ‚Schlaf’), aber während der von hier aus seine Streifzüge über Erde und Meer unternimmt, friedlich und freundlich zu den Menschen, hat Thanatos »ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen Sinn«. Einen einmal gepackten Menschen gibt er nicht mehr frei. Selbst den unsterblichen Göttern ist er feind, so Hesiod in der Theogonie. Das mag, gerade bei den dem Chaos nächsten Urwesen, den Erstgeborenen des Kosmos, verwundern. Die Bedeutung dieser Feindschaft wird jedoch verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Thanatos der Umbruch, das gewaltsame Ende, der Tod vor jedem Neuanfang ist - und das kann er nur sein, wenn er nichts und niemandem anhaftet und sich nicht parteiergreifend für eine Seite - egal welche - entscheidet. Das Ende der Feindschaft, das duldendliebende Bejahen einer Fraktion im kosmischen Drama wäre die Selbstaufgabe Thanatos›, denn er verlöre seine Macht des ‹Dazwischen›, die Kraft des Übergangs. und auch am gleichen Ort das RauschhaftWilde. Dionysos und Apoll sind die beiden Mächte, die von den Griechen »aus tiefster Nöthigung« gegen die »titanischen Mächte der Natur« gestellt werden - um leben zu können. Als zwei gegensätzliche, sich wechselseitig herausfordernde Mächte gestalten sie das Ganze des Lebens. Apollo setzt dem Chaos Ordnung und Maß entgegen, im Trieb nach Licht und Schönheit überwindet er das Leiden und ruft »die Kunst in›s Leben«: »als die zum Weiterleben verführende Ergänzung und Vollendung des Daseins«, so Nietzsche. Für Apoll gibt es keine gefährlichere Macht als Dionysos. Denn gerade in der Zerstörung der einheitlichen Gestalten, in der auflösenden Entgrenzung der Individualität, in der rauschhaften Überwindung aller Ordnung zeigt sich Dionysos. Angesichts orgiastischer Triebe erhebt sich Apoll zur »starren Majestät« und tritt in einen Kampf, der in immer wechselnden Formen die Kunst der Griechen vom Homerischen Epos bis zur klassischen Tragödie hervortreibt. Zerstörung, nicht Dekadenz Übergang der Äonen W as gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist. Ich liebe Die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden. Ich liebe die grossen Verachtenden, weil sie die grossen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem andern Ufer.« - So kündet Nietzsche-Zarathustra. Nietzsche, exzellenter Kenner der Antike, zeigt hier, was für ein Übergang der gewollte Tod ist: vom Menschen zum Übermenschen. Im Thanatos kommt die Zumutung einer neuen Lebensform genauso zum Ausdruck, nein: zum Aus-Bruch, wie die Bankrotterklärung der Gegenwart. Einer Gegenwart, die alles so behalten will, wie sie es übernommen hat, aber keine Quest, keine Herausforderung, kein Wagnis annimmt, wenn das die Sicherheit liebgewordener Routinen angreifen könnte. Der Ausgangspunkt von Nietzsches Denken ist die griechische Antike. Hier findet er die Strenge eiserner Disziplin AHA 4/05 D amit haben wir die ‹Parteien›, die beiden gegensätzlichen Seiten benannt, die im Streit miteinander stehen. Es fehlt noch der Hinweis, daß dieser Streit nur bestritten werden kann, eben weil Dionysos und Apoll aufeinanderstoßen. So trivial das klingen mag: sie bilden eine Grenze und erst über die Grenze hinweg können sie zu ewigen Konkurrenten werden. Erinnern wir uns, daß Thanatos nach griechischer Auffassung am Kreuzungspunkt von Nacht und Tag und von Himmel und Erde lebt. Damit ist er die Grenze schlechthin, der treibende Nullpunkt, der zu Nichts und zu niemandem gehört. Er ist Tod und nichtet das Feste, Geordnete, indem er die ursprünglichen Differenzen setzt. Er ist Tod, indem er erst alle Kontraste ermöglicht. Er ist Tod, indem er die Trennung von Einheiten bewirkt, die dadurch wirksam werden können. Der magisch Vorbelastete sei an das Weder-nochPrinzip (»Neither-Neither«) von Austin Spare erinnert. (s. a. »Zusammenschluß…« v. S. Mace in diesem Heft) Ich hoffe, daß diese Ausführungen soweit überzeugen, daß der Thanatos niemals auf 15 Thanatos – Der gewalttätige Tod Bisherige Autoren und Interview-Partner ∗ Akron ∗ Allax Adevo ∗ Arkis ∗ Aufsteigender Adler ∗ Rick Alfonds ∗ Frank Amberland ∗ Aurora ∗ Joe Asmodo ∗ Athena ∗ Fra. AvZ ∗ Andreas Baar ∗ Sam Baddy ∗ Nicole Baison ∗ Heinz Bama ∗ Fra. Tau Baphometh ∗ Hicdus Batonky ∗ Ute & Christian Berlinghoff ∗ Ulla von Bernus ∗ Michael Paul Bertiaux ∗ Ben-Alexander Bohnke ∗ Bea Borchert ∗ Karin Born ∗ Brajanne ∗ Priska Buchner ∗ Vidar-Vali Bund ∗ Frank Cebulla ∗ Cheru ∗ Paul A. Clark ∗ Con ∗ Sor. Conata ∗ Hans Cousto ∗ Daelach ∗ Joachim Dautert ∗ Fearrac Dearraich ∗ Georg Dehn ∗ Magister Demian ∗ Prof. Wolfgang Deppert ∗ Peter Dexheimer ∗ Lars Dickhoff ∗ Alexander Diekmeyer ∗ Zarah Dietrich ∗ Arvid Dittmann ∗ Otmar Domainko ∗ Josef Dvorak ∗ Uwe Ecker ∗ Eizi ∗ Emor, CoH ∗ Myradin Emris ∗ Eremor ∗ Theo Erlemann ∗ Der Esser ∗ Michael D. Eschner ∗ Linda Falorio ∗ Janet & S. Farr ∗ Oliver Fehn ∗ Michael Frantz ∗ St. Friedrich ∗ Friedrich Delgado-Friedrichs ∗ Ian Fries ∗ Uwe Friese ∗ Sven Fuchs ∗ Robin Gates ∗ Genia ∗ Knut Gierdahl ∗ H.R. Giger ∗ Alwin Gillessen-Rokahr ∗ Olaf v. Glehn ∗ Ulrich Goetz ∗ Alexander Graeff ∗ Greutunge ∗ Axel M. Gruner ∗ Eduard Gugenberger ∗ Sandy Lee Hackney-Riepe ∗ Nick Hall ∗ Matthias Haller ∗ Michael Hamm ∗ Andreas Hartwig ∗ Phil Hine ∗ Headless ∗ Soror Hel ∗ A. Hellmuth ∗ Dieter Natas-Hellson ∗ Grit Hermann ∗ Hal von Hofe ∗ Claas Hoffmann (aka Claas vom Mars) ∗ Dr. Johannes Holler ∗ Gerhard Höller ∗ Thorsten Höser ∗ Tula von Irminsul ∗ Dominik Irtenkauf ∗ Wilfried Jaensch ∗ Walter Jantschik ∗ Angela Jekosch ∗ Kate ∗ Kane ∗ Claudia Kasparides ∗ W.D. Kaufmann ∗ Markus Klose ∗ Marion Kloskowski ∗ Thomas Kovacs ∗ Timo Kölling ∗ P.R. König ∗ Silke Kratschmer ∗ Kurt C. Krause ∗ A. Krunic ∗ Dr. Gundl Kutschera ∗ Manuel C. Lamparter ∗ HansJürgen Lange ∗ Michael Langner ∗ Marlene Leander ∗ Marian Lee ∗ Legion ∗ U. Leinhos ∗ John Lenti ∗ Friedrich Levke ∗ Arvid Leyh ∗ John Lodge ∗ Ralf Löffler ∗ Fra. Loki ∗ Lotrimar ∗ Romanè Lyserg ∗ Stephen Mace ∗ Magdalena ∗ Alberta Magna ∗ Steven Maier ∗ James Martin ∗ Wilfried Meyer ∗ Hamid Mizrae ∗ Mizrael ∗ Mo ∗ Marc Montana ∗ Max More ∗ Soror Akhkhanandi Moriamis ∗ Josef Müller ∗ Wolfgang Müller ∗ Nahema ∗ nebucephallos ∗ Geza von Nemenyi ∗ Soror Nema ∗ Nemo ∗ Nergal ∗ Thomas Nieber ∗ Thomas Nolte ∗ Norak ∗ Dorota Anna Nowaczyk ∗ Onubis ∗ Onuris ∗ Winfried Paarmann ∗ PAN ∗ Tau Pan ∗ Pandula ∗ Obeah Papa ∗ Matthias Pauschel ∗ Erik Pearl ∗ Gitta Peyn ∗ Perdulon ∗ Frater Phoenix ∗ Stephan Pockrandt ∗ Fra. Poincare ∗ Helga Pompe ∗ Ramgar ∗ Chris Redstar ∗ enigma research ∗ Theodor Reuss ∗ Elena Rice ∗ Oliver Riebe ∗ Barbara Roca ∗ Berthold Röth ∗ rvs ∗ Marilù Sanchez ∗ Jörg Scholz ∗ Michelle Schöbitz ∗ Benedictus Schultz ∗ Petra Schulze ∗ Harald Schmidt ∗ Marcus Schmieke ∗ Roman Schweidlenka ∗ Frater S.D.A. ∗ Harro von Senger ∗ Fra. Set-Horus ∗ Steffen Siegert ∗ Daimon Sinister ∗ Sirentro ∗ SKC ∗ Soluna ∗ spectator ∗ George Spencer-Brown ∗ Sperber ∗ K. Steinhilber ∗ Der Sultan ∗ Petra Sütterlin ∗ Georg Temme ∗ Quentin Tindale ∗ Federico Tolli ∗ Olaf Thorbrügge ∗ Damien Thorn ∗ Fra. T.R.I.N.C. ∗ Andrey Tschernow ∗ Sabrina Ulbrich ∗ Manfred Upnmoor ∗ Fra. Scindor Velorum ∗ Shiri Premji Vijay ∗ Voenix ∗ Volkert Volkmann ∗ Hans Wagner ∗ Wanda ∗ S.J. Waters ∗ Anke Wender ∗ Stephan B. Wendlandt ∗ Matthias Wenger ∗ D.T. Wolf ∗ Thomas Wollmann ∗ Frater XON ∗ M. Yilmaz ∗ Zebulon ∗ Tibor Zelikovics ∗ Mephistopheles Zodiacus ∗ 16 der Ebene morbider Friedhofsgrusel mit Marmorstatuen und Mondlicht zu erfassen ist. Diese Vorstellung ist die Todesglorifizierung des alten Äons, was daran erkennbar ist, daß Tod dabei ein Rätsel ist, das man lediglich romantisch fühlen möchte. Man nähert sich ihm an, indem man sich selbst aufgibt. Genau diese Schwäche gilt es, im neuen Äon zu überwinden. Der Thanatos steht für die Transformation, die nur gelingt, wenn wir uns nicht aufgeben, sondern um sie: um uns kämpfen. Es mag in diesem Zusammenhang überraschen, dabei ist es naheliegend: gerade die wichtigen Veränderungen an uns selbst gelingen nur, wenn wir sie willentlich - handelnd anstreben, wenn wir die Veränderung wollen, bei uns bleiben und mit aller Kraft (Gewalt) dahin wirken. Romantische Verzückung (in der Gothicszene verbreitet) macht den entscheidenden Wechsel, um den es geht: den Tod, zu etwas Äußerlichem, uns Fremdem. Sobald er außen ist, können wir uns im Kitzel der ästhetischen Anschauung erregen. Natürlich, ohne dabei die Contenance zu verlieren… Thanatos ist die zwingende Gewalt der Differenzen, das ‹Außerhalb› des menschlich geordneten Kosmos. Er hat kein physisches Fundament. Die Mächte, die ihre Einheit in Frage stellen und aufgeben, äußern sich in einer Art produktiven Kampfes: Im Streit mit einer Gegenmacht sind sie schöpferisch. Begleiter der AHA I st aber nach alldem der Thanatos nicht doch zu negativ für ein Magazin des neuen Aeons? Mehrere richtige Antworten sind meines Erachtens möglich... Wählen Sie bitte:) · Nein, ganz im Gegenteil: das AHA Magazin ist noch viel zu 'positiv' dem alten Äon verbunden. · Solange wir Gewalt und Tod als etwas ansehen, das mit dem Leben nichts zu tun hat, sind sie vermutlich negativ im Sinne von ‚böse’, ‚schlecht’. Doch allein, wenn wir beim Lesen dieser Zeilen unser Frühstücksbrötchen oder auch nur eine Tasse Tee zu uns nehmen und uns verdeutlichen, was wir damit tun, wenn wir die Nahrung zerkleinern und verdauen, ... dann wird solch generelle Ablehnung absurd. Ohne gewaltsame Zerstörung, ohne Tod und Transformation können wir nicht mal biologisch überleben. · Das Absterben des Alten und die Geburt des Neuen Zeitalters sind - und das drückt der Thanatos aus – ein und derselbe Prozeß. Es ist nie die eine Seite wichtiger/ besser/ leichter als die andere. · Negativ? Hast du übersehen, wie potent er ist? Nicht, was die Menschheit ablösen soll in der Reihenfolge der Wesen, ist das Problem, das ich hiermit stelle (- der Mensch ist ein Ende -): sondern welchen Typus Mensch man züchten soll, wollen soll, als den höherwerthigeren, lebenswürdigeren, zukunftsgewisseren. Friedrich Nietzsche AHA 4/05 Veranstaltungskalender - Thelema Society Reiki Erster Grad (Sho Den) Nietzsche Wegbereiter des Neuen Aeons Zarathustra Kunst der Deutung Referent: Frauke Marx Kontakt: iden631@yahoo.de Kursbeschreibung: Reiki-Kurs mit ReikimeisterIn Frauke Marx – ausgebildet nach der traditionellen Methode von Dr. Mikao Usui (Reiki Alliance & Reiki Assoziation International). Während des Kurses wird dein Reiki – Kanal geöffnet und gereinigt. Die 5 Prinzipien des Reiki werden wir praktisch hinterfragen und erläutern. Handpositionen, Selbstund Fremdbehandlung werden praxisnah geübt und erforscht. Zu guter letzt: jede Menge Tipps zur Anwendung von Reiki. Themen: • Die Reiki Legende • Einweihung in den 1. Grad • Die 5 Prinzipien des Reiki • Diverse Anwendungsmethoden Ziel des Kurses: Die Teilnehmer erlangen den 1. Reiki-Grad Wann?: Beginn: Samstag, den 27.08.05 um 10:00 Uhr Ende: Sonntag, den 28.08.05 um 18:00 Uhr Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65 Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 8 Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung Kosten: (excl. Essen und Übernachtung) 1. Kreis 31,- EUR 2. Kreis 93,- EUR 3. Kreis 111,- EUR Referent: Die Nomaden Kontakt: mary@thelema-society.de Kursbeschreibung: Friedrich Nietzsches Philosophie vom »Willen zur Macht« wirft ein neues Licht auf Thelema. Bisher wurden die Möglichkeiten dieses Kerns seiner Philosophie und sein daraus folgendes Konzept der »grossen Vernunft des Leibes« für die Magie des Neuen Aeon noch wenig bedacht. Dabei liegen sie so nahe: »‹Ich› sagst du und bist stolz auf diess Wort. Aber das Grössere ist, woran du nicht glauben willst, - dein Leib und seine grosse Vernunft: die sagt nicht Ich, aber thut Ich.« (Zarathustra, Von den Verächtern des Leibes) Themen: 1. Einführung zu Nietzsches Leben und seinem Denkweg hin zu seinen vier zentralen Begriffe: »Wille zur Macht«, »Übermensch«, »Ewige Wiederkehr des Gleichen« und “Die grosse Vernunft des Leibes” (Überblick) 2. »Es gibt nur ‹Willen zur Macht› - und nichts außerdem!« - sobald wir das begreifen, beginnen wir förmlich zu spüren, wie alles mit allem in einem stets neu sich bildenden Zusammenhang steht: »Alles von neuem, Alles ewig, Alles verkettet, verfädelt, verliebt, oh so liebtet ihr die Welt, - ihr Ewigen, liebt sie ewig und allezeit: und auch zum Weh sprecht ihr: vergeh, aber komm zurück! Denn alle Lust will - Ewigkeit!« Zarathustra, Das Nachtwandler-Lied/10) 3. Das »Jenseits« zurück ins »Diesseits« holen - die paradoxe Situation allem menschlichen Lebens zwischen der uns vertrauten »kleinen Vernunft« und »der grossen Vernunft des Leibes«. Natürlich, zum Thema passend bieten wir im WEProgramm nicht nur das Denk-Thema »Nietzsche« an, sondern gleichermaßen Meditationen und Leiberfahrungen! Ziel des Kurses: Die Teilnehmer nehmen die Frage mit nach Hause, wie die Einsicht in »Wille zur Macht« ihr Leben verändern könnte. Wann?: Beginn: Samstag, den 24.09.05 um 10:00 Uhr Ende: Sonntag, den 25.09.05 um 18:00 Uhr Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65 Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 12 Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung Kosten: (excl. Essen und Übernachtung) 1. Kreis 31,- EUR 2. Kreis 93,- EUR 3. Kreis 111,- EUR Nicht-Mitglieder 156,- EUR Referent: ManofEarth Kontakt: tony@kuen-fu.de Kursbeschreibung: In diesem Seminar werden wir gemeinsam mit dem Teilnehmer eine Deutung von Nietzsches Zarathustra (erster Teil) erarbeiten. Wir beginnen mit einer praktischen Einführung in Lesetechniken, um ein Feeling für die Sprache Zarathustras zu erwerben. Zudem werden wir uns mit verschiedenen Deutungsmethoden beschäftigen und Techniken zur Kontemplation von heiligen Texten vorstellen. Themen: • Einführung in Nietzsches Leseanweisungen für Zarathustra • Lesetechniken einüben • Einführung in Kontemplation und Deutungsmethoden • Assioziatives und kohärentes Deuten • Beispielhaftes Deuten einzelner Kapitel des ersten Teils • Übertragen von Zarathustras Lehren ins eigene Leben Ziel des Kurses: Ziel des Seminars ist die Teilnehmer soweit in die Kunst der Deutung einzuführen, daß sie selbst diese Techniken bei inspirierten Texten anwenden können. Wann?: Beginn: Samstag, den 22.10.05 um 10:00 Uhr Ende: Sonntag, den 23.10.05 um 18:00 Uhr Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65 Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 10 Mitbringen: Buch Nietzsches Zarathustra, Schreibutensilien Kosten: (excl. Essen und Übernachtung) 1. Kreis 31,- EUR 2. Kreis 93,- EUR 3. Kreis 111,- EUR Nicht-Mitglieder 156,- EUR Nicht-Mitglieder 156,- EUR Reiki Zweiter Grad (Oku Den) Referent: Frauke Marx Kontakt: iden631@yahoo.de Kursbeschreibung: Aufbaukurs mit ReikimeisterIn Frauke Marx – ausgebildet nach der traditionellen Methode von Dr. Mikao Usui (Reiki Alliance & Reiki Assoziation International).Der Kurs ist für alle, die über den ersten Grad Reiki verfügen, darin praktische Erfahrung gesammelt haben und einen vertieften Umgang mit Reiki erlernen wollen. Teilnehmer sollten in den 1. Grad seit mindestens ½ Jahr eingeweiht sein. Du wirst während des Kurses in die drei Symbole des zweiten Grades eingeweiht. Das erste Symbol wird Reiki quantitativ verstärken. Du lernst dabei die vorhandene Reiki-Energie um ein Vielfaches zu steigern. Mit dem zweiten Symbol hast du die Möglichkeit störende Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster unterstützend aufzulösen. Mit dem dritten Symbol bist du mit Reiki nicht mehr an Ort und Zeit gebunden. Themen: • Reiki-Energie verstärken • Mentalreiki • Fernreiki • Arbeit mit Symbolen Ziel des Kurses: Die Teilnehmer erlangen den 2. Reiki-Grad Wann?: Beginn: Samstag, den 11.02.06 um 10:00 Uhr Ende: Sonntag, den 12.02.06 um 18:00 Uhr Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65 Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 8 Mitbringen: Lockere, bequeme Kleidung Kosten: (excl. Essen und Übernachtung) 1. Kreis 31,- EUR 2. Kreis 93,- EUR 3. Kreis 111,- EUR Nicht-Mitglieder 156,- EUR AHA 4/05 Erlange die Stele der Offenbarung selbst Referent: Joachim Dautert, Elena Rice, Marion Kontakt: j.a.h.d@web.de Kursbeschreibung: Die Stele der Offenbarung ist einerseits wesentlicher Bestandteil des Liber L, andererseits ein wirkungsvoller magischer Schutz, der in keinem Thelemitenhaushalt fehlen sollte. Wie bei allen magischen Gegenständen ist die Wirkung der Stele am größten, wenn du sie selbst herstellst. Hier hast du die Möglichkeit, deine eigene Stele der Offenbarung im Kreis einer kleinen verschworenen Gemeinschaft herzustellen. Themen: • Kleiner Zeichenkurs: Wie zeichne ich eine gerade Linie? • Übersetzung der Stelen - Texte • Der Holzkorpus und der Bezug aus Bimsstein und Knochenleim • Die Grundierung der Stele • Das Bemalen der Stele • Das Schreiben der Hieroglyphen Ziel des Kurses: Jeder Teilnehmer hat seine Stele fertig gestellt. Wann?: Beginn: Montag, den 09.01.06 um 16:00 Uhr Ende: Donnerstag, den 19.01.06 um 16:00 Uhr Wo? Bergen/ Dumme, Breitestraße 65 Teilnehmerzahl: Min.: 4, Max.: 12 Mitbringen: Gute Laune ;-)) Kosten: (excl. Essen und Übernachtung) 1. Kreis 140,- EUR 2. Kreis 418,- EUR 3. Kreis 493,- EUR Nicht-Mitglieder 616,- EUR 17 Kopfzeile 18 AHA 4/05 Kopfzeile Henochische Magie nach Dr. John Dee von Michael D. Eschner Wir freuen uns, euch einen exklusiven Vorgeschmack auf eine vielversprechende Buch-Neuerscheinung über Henochische Magie geben zu können. Im Herbst erscheint im Kersken-Canbaz Verlag in zwei Bänden »Die Henochische Magie nach Dr. John Dee« von Michael D. Eschner. Egal, ob man sich mit dem »Hermetic Order of the Golden Dawn«, mit Crowley oder der Magie der Renaissance beschäftigt – das Henochische System gilt als eines der wichtigsten und geheimnisvollsten. Wir konnten das Manuskript des ersten Bandes schon in Augenschein nehmen – umfassend recherchiert, kompetent erklärt, räumt es mit vielen Mißverständnissen auf, läßt anscheinend Bekanntes in neuem Licht erscheinen und erlaubt endlich, Fact und Fancy zu trennen. Und nun – viel Spaß! – d. Red. Dr. John Dee Eine kleine Biographie D r. John Dee wurde am 13. Juli 1527 um 16 Uhr und 11 Minuten in Tower Ward, London, geboren. Er starb in Mortlake, zu dieser Zeit eine Stadt an der Themse außerhalb Londons. Als Sterbedatum sind der Dezember 1608 und der 26. März 1609 überliefert. Da weder ein Grabstein bekannt noch das Gemeinderegister überliefert ist, kann die Frage des genauen Todesdatums nicht geklärt werden. AHA 4/05 John Dee war der Sohn des Londoner Kaufmanns Rowland Dee und seiner Frau Jane (Johanna), Tochter von William Wild, der seinen Stammbaum auf Roderic den Großen, Prinz von Wales zurückführte. Rowland Dee handelte mit Textilien und war Herrenschneider am Hof von Heinrich VIII. Als er Jane 1524 heiratete, war diese gerade 15 Jahre alt. Drei Jahre später wurde ihr erstes und einziges Kind geboren: John Dee. Der Name »Dee« soll sich aus dem walisischen »du«, »schwarz«, ableiten. Dee besuchte von 1535 bis 1542 die »Chantry School« in Chelmsford, Essex. 19 Henochische Magie nach Dr. John Dee »Chantry schools« waren im Mittelalter die wichtigsten Quellen von Bildung und Erziehung. Es waren gewöhnlich »grammar schools«, manchmal aber auch »elementary schools«. Ab November 1942 studierte Dee am St. John´s College in Cambridge Griechisch, Latein, Philosophie, Geometrie, Arithmetik and Astronomie. »In the years 1543, 1544, 1545, I was so vehemently bent to studie, that for those years I did inviolably keep this order: only to sleep four houres every night; to allow to meate and drink (and some refreshing after) two houres every day; and of the other eighteen houres all (except the tyme of going to and being at divine service) was spent in my studies and learning.« [In den Jahren 1543, 1544 und 1545 widmete ich mich so intensiv dem Studium, daß ich unvermeidlich folgende Ordnung einhielt: nur vier Stunden Schlaf jede Nacht, jeden Tag nur zwei Stunden für Essen und trinken (und etwas Erholung danach) und die verbleibenden 18 Stunden widmete ich gänzlich (ausgenommen die Zeit für den Gottesdienst) meinen Studien und dem lernen.] Anfang 1546 erwarb er den B.A. (Bakkalaureus Artium, Bachelor of Arts, Abschluß eines Grundstudiums). Als Ende desselben Jahres Heinrich VIII. das Trinity College gründete, wurde Dee eines der Gründungsmitglieder und zum Dozenten für Griechisch ernannt. 1547 verbrachte Dee einige Monate in den Niederlanden und schloß enge Freundschaften mit Gerard Mercator, dem bedeutendsten Geographen und Kartographen des 16. Jahrhunderts, Gemma Frisius, dem Kosmographen Kaiser Karls V., dem Orientalisten Antonius Gogava und anderen Philosophen von Weltruf. In Löwen freundete sich Dee mit den großen Geographen, Kosmographen und Kartographen seiner Zeit an, z. B. Gemma Frisius, Gerard Mercator, dem Mathematiker und Astronomen Pedro Nunez, Abraham Ortelius, der den ersten Weltatlas, den »Theatrum Orbis Terrarum«, veröffentlichte. Es waren Freundschaften, die ein Leben lang halten sollten. Was er von diesen Freunden lernte, gab er an die großen englischen 20 Seefahrer (Chancellor, Jenkinson, Frobisher, Gilbert, Ralegh und Drake) weiter. Es wird angenommen, daß er in Löwen zum Doktor graduiert wurde. Am 20. Juli 1550 traf Dee in Paris ein. Auf Anfrage einige englischer Gentleman und zur Ehre seines Landes hielt er freie öffentliche Vorlesungen über Euklid, “Mathematice, Physice et Pythagorice” an der Universität von Rheims. Er zog die Zuhörer in Scharen an, so daß die Menge oft noch von der Straße aus durch die Fenster seinen Ausführungen lauschte. In Paris wurden ihm mehrere gut dotierte Stellen, u.a. eine königliche Professur, angeboten, aber Dee lehnte alle Angebote ab, weil er nach England zurückkehren wollte. 1551 kehrte Dee nach England zurück, wo er von John Cheke, dem Tutor Edward´s VI. dem König vorgestellt wurde. Von diesem erhielt Dee ein Jahresgehalt von 100 Kronen, welches später durch den Landsitz Upton-on-Severn ersetzt wurde. Ein sehr schlechtes Geschäft, weil dieser Landsitz weniger als 50 Kronen jährlich einbrachte. Von 1551 bis 1583 war Dee Berater in Navigationsfragen für die »Muskovy Company«. Ebenso lange war er Ratgeber bei den Vorbereitungen zu allen englischen Entdeckungsreisen Richtung Nordwesten und Nordosten, die in jener Zeit auf den Weg gebracht wurden. Er beaufsichtigte wohl auch die berühmte Reise von Francis Drake 1577. 1555 wurde Dee aufgrund der Anschuldigungen eines gewissen George Ferrys inhaftiert. Ferrys beschuldigte Dee, eines seiner Kinder durch Magie mit Blindheit geschlagen und ein anderes getötet zu haben. Weiterhin beschuldigte er Dee, mit seinen Zaubereien Königin Mary das Leben nehmen zu wollen. Dee verbrachte einige Zeit im Gefängnis und wurde dann auf Intervention der Königin und ihres Mannes Philipp II. am 29. August 1555 von allen Anklagepunkten freigesprochen, jedoch Bischof Bonner zur Befragung in religiösen Angelegenheiten überstellt, welche er am 19. November 1555 problemlos überstand. Als 1559 Elisabeth I. ihrer Schwester Maria auf den Thron folgte, gewann Dee sehr schnell ihre Gunst. Er schrieb ihr Horoskope, errechnete einen günstigen AHA 4/05 Henochische Magie nach Dr. John Dee Termin für den Krönungstag, den 14. Januar 1559, und erhielt von ihr den Titel eines königlichen Astrologen. 1562 ging Dee nach Antwerpen, um einige seiner Werke in Druck zu geben. Im nächsten Jahr war er in Venedig. Er vollendete in dieser Zeit seine berühmte »Monas Hieroglyphica«, deren einleitende Widmung an Kaiser Maximilian II. vom 29. Januar 1564 in Antwerpen datiert. Das Buch erschien im April und Dee reiste sofort nach Presburg, um Maximilian ein Exemplar zu übergeben. ßen Quelle magischer Philosophie in der Renaissance -Zeit. Damals begann Dees magische Zusammenarbeit mit Edward Kelly. Ein Mann mit zweifelhaftem Leumund, der Dee schamlos ausnutzte. Enttäuscht von der mangelnden Förderung durch Königin Elisabeth ging Dee schließlich 1583 auf das Angebot des polnischen Prinzen Laski ein, ihm in seiner Heimat Experimente und alchemistische Studien finanzieren zu wollen. Am 21. September verließ Dee, Kelly im Schlepptau, England. Kurz nach der Abreise stürmte eine Volksmenge Dees Haus in Mortlake und zerstörte den größten Teil seiner Bücher, Instrumente und Einrichtung, weil sie in ihm einen Zauberer sah. (…) Über Dees Familienleben ist wenig bekannt, außer daß er zweimal verheiratet war und daß er von seiner zweiten Frau acht Kinder hatte. Dee starb im Dezember 1608 oder im März 1609 in Mortlake. Er war ein profilierter Schriftsteller und einer der ersten englischen Tagebuchautoren. Man schreibt ihm die Wortschöpfung “The British Empire” zu. 1584 / 85 wurde er von der Regierung damit beauftragt, den Nutzen und die Auswirkungen der möglichen Einführung des neuen Gregorianischen Kalenders zu untersuchen. Er stellte sehr genaue Berechnungen an und entdeckte, daß statt der 10 Tage, die der Gregorianische Kalender übersprang, eigentlich 11 Tage notwendig seien, um die in den vergangenen Jahrhunderten aufgetretenen Fehler zu beseitigen. Die Königin forderte Dee allerdings auf, dem römischen Kompromiß von 10 Tagen zu folgen, um mit anderen europäischen Ländern uniform zu gehen. Zu dieser Zeit widmete sich Dee verstärkt seinen alchemistischen Experimenten. Er befragte die Kristallkugel, nahm über ein Medium Kontakt zu Geistern auf. Zeugnis über diese Dinge legen seine spirituellen Tagebücher ab. Dees Interesse an der Alchemie rührte unter anderem von seiner Verehrung für die Schriften des Hermes Trismegistus her, der gro- AHA 4/05 Es wäre falsch, Dee einen Scharlatan zu nennen. Er war für das 17. Jhd. ein Experte auf vielen wissenschaftlichen Gebieten. Mathematik, Geographie, Geschichte, Astronomie aber auch Magie, Alchemie und Astrologie galten seine Studien. Dee war im wahrsten Sinn des Wortes ein echter “Renaissance Man”, ein umfassend gebildeter Humanist. Periode 3: Henochische Magie D ie Bezeichnung »henochische Magie« wurde von Dee und Kelly nie benutzt. Sie scheint aus der Zeit seines Gebrauchs im Orden »Golden Dawn« zu stammen. Dee und Kelly nannten das System »engelisch« (»angelic«) oder Engels-Magie. Die Bezeichnung »Henochisch« verweist auf den Ursprung, den die Engel für diesen Teil der Magie angaben. Sie sagten, daß diese Magie dem Patriarchen Henoch (»Enoch«) von Gott gegeben worden sei. Da die Magie von späteren Generationen unwürdiger Nachfolger mißbraucht wurde, ließ Gott die Bücher Johannes Dee Anglus Londinensis Aet suae 67. Original im Ashmolean Museum, Oxford 21 Henochische Magie nach Dr. John Dee der henochischen Magie verloren gehen und sandte Geister, um falsche magische Systeme unter den Menschen zu verbreiten. Dees lange und inbrünstige Anrufungen und Gebete stimmten Gott schließlich gnädig, so daß er dieses System der Magie wieder offenbarte. Das ganze System der Henochischen Magie wurde Kelly und Dee in folgender Reihenfolge übermittelt: · Die Tafel Gottes auch Tafel von Nalvage genannt · die ersten vier Rufe und ihre Übersetzungen · der fünfte bis 18. Ruf ohne Übersetzungen · die Namen der 91 Teile der Erde in »Liber Scientiae« mit der Anzahl der sie bewohnenden Minister und der Zahl des regierenden Zodiakalen Königs · Die Beziehung der Teile zu den Regionen der Erde · die vier henochischen Elementar-Tafeln · die Übersetzung der vorher gegebenen Rufe und deren genaue Reihenfolge · der Ruf des »Ayres« oder »Aethyrs« · die Namen der »Aethyre« Interessant ist, daß die Übersetzung des fünften bis 18. Rufes, die erst etwa sechs Wochen nach deren Diktat übermittelt wurde, dennoch konsistent mit der Übersetzung der ersten vier Rufe ist. Man kann das als Indiz dafür lesen, daß diese Sprache nicht nur die flüchtige Erfindung eines abgedrehten Spiritisten ist. Nachdem nun Kelly und Dee dieses ausführliche umfassende magische System mit allen erforderlichen magischen Werkzeugen erhalten hatten - wir schreiben den 13. Juli 1584 - sollte man erwarten, daß sie sich glücklich, ernsthaft und forschend in die Arbeit stürzen. Nichts dergleichen. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß sie - ausgenommen Kellys Tabula Recensa, wir kommen später darauf zurück - irgendwann einmal mit der henochischen Magie gearbeitet hätten und die Engel, welche ihnen dieses Wissen übermittelten, tauchten nie wieder auf. Faktisch wäre es auch schwierig gewesen, mit diesem System zu arbeiten, denn es ist tatsächlich nur das rohe Skelett eines magischen Arbeitssystems. So gibt es kaum Hinweise auf die Art der Engel, der Kräfte und der Gottesnamen, die Beziehungen der Elemente zueinander, noch nicht einmal eine Gebrauchsanweisung, wie die verschiedenen Elemente zu benutzen sind. Aus den wenigen Hinweisen kann man in etwa folgendes entnehmen. Der Magier soll sich ein Buch mit Gebeten zu den Göttern und Engeln anfertigen. Vier Tage, nachdem dieses Buch fertiggestellt ist, soll er anfangen, die Namen Gottes, wie sie in den Tafeln genannt sind anzurufen. Am 14. Tag soll er die gewünschten Engel und den diese beherrschenden Gottesnamen anrufen. Am 15. Tag soll er sich in weißes Leinen kleiden und die angerufenen Kräfte werden erscheinen. Wie die magischen "Tools" verwendet werden sollen, ist nicht erwähnt, insbesondere sind die 18 Rufe nicht erwähnt. Maybe - wollten die Engel damit nur ein Ausschlußverfahren entwickeln: für intelligente, experimentierfreudige und kreative Magier mögen die knappen Hinweise ausreichen. Dumpfe Dogmatiker, die nur genaue Gebrauchsanweisungen nachvollziehen wollen, halten sich die Engel so vom Halse - und Kelly und Dee hätten sich somit ihr eigenes Urteil gesprochen. Die Tafel Gottes oder Nalvage D ie Tafel Gottes erhielt in den Aufzeichnungen keinen Namen, wird aber, wegen ihres Inhalts, den Gottesnamen, gewöhnlich die Tafel Gottes oder, weil sie von dem Engel Nalvage mitgeteilt wurde, Tafel von Nalve 22 AHA 4/05 Henochische Magie nach Dr. John Dee genannt. Wozu diese Tafel benutzt werden soll, ist nicht angegeben, aber sie könnte ein Lamen sein, zur Benutzung bei henochischen magischen Operationen. Die Tafel besteht aus einem Hauptteil von sechs mal sechs Feldern, umrundet von vier vierbuchstabigen Namen. Der Hauptteil teilt sich in vier Teile zu drei mal drei Feldern, genannt »Kontinente«. In jeder Ecke des Hauptteils stehen die Buchstaben des henochischen Wortes IAD, welches Gott bedeutet. Jeder Kontinent enthält drei diagonal geschriebene henochische Wörter, welche die Art des Kontinents beschreiben. Liest man die Zeilen eines Kontinents horizontal, erhält man die Namen dreier Engelschöre. Dee wurde mitgeteilt, daß von den Kontinenten zwei würdig (»dignified«), eins unwürdig, aber würdig zu machen und eins ohne Würde seien. Sodann wurden ihm für jeden Kontinent drei lateinische Wörter gegeben: · Oben links: Gaudium (Freude), Presentia (Gegenwart, Anwesenheit), Laudantes (loben) oder Triumphantes (triumphieren) · Unten links: Potestas (Macht, Amtsgewalt, Möglichkeit), Motus (Bewegung, Erschütterung, Erregung), Ministrantes (dienen) · Oben rechts: Actio (Ausführung, Verrichtung, Handlung), Factum (machen, tun), Confirmantes (stärken, versichern) · Unten rechts: Luctus (Trauer), Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht), Confundantes (Vermengen, Verwirren) Danach erhielt er die Buchstaben der Kontinente. Jeder enthält das Wort IAD und zwei weitere dreibuchstabige henochische Wörter. Oben links: IAD, MOZ, ZIR Unten links: IAD, BAB, ZNA Oben rechts: IAD, SOR, GRV Unten rechts: IAD, SER, OSF Dann wurden ihm die Namen an den Seiten der Tafel mitgeteilt: LVAH, LANG, SACH, URCH Die Übersetzung der henochischen Wörter sind die lateinischen Wörter: AHA 4/05 MOR = Gaudium, ZIR = Presentia, LVAH = Laudantes. BAB = Potestas, ZNA = Motus, LANG = Ministrantes SOR = Actio, GRV = Factum, SACH = Confirmantes SER = Luctus, OSF = Discordia, URCH = Confundantes Nalvage sagte von der Tafel: »1. Its substance is attributed to God the Father. »2. The first circular mover, the circumference, God the Son, the finger of the Father, and the mover of all things. »3. The order and knitting together of the parts in their due and perfect proportion, God the Holy Ghost. Lo, in the beginning and end of all things.« Die vier äußeren Namen sind also mit dem Sohn-Aspekt Gottes verbunden und bilden mit den “I” in den Ecken zusammen sozusagen einen göttlichen Ring um das innere der Tafel, welches dem Heiligen Geist zugeordnet ist. Berücksichtigt man, daß diese Tafel das erste überlieferte Stück der Henochischen Magie war, so wird man wohl nicht fehl gehen in der Annahme, daß sie die Quelle ist, aus der sich die Henochische Magie manifestierte. Aus dem Inhalt: · Dr. John Dee - eine Biographie · Die Tagebücher des Dr. Joihn Dee Auszug aus den Aufzeichnungen des Dr. Dee Periode 1: Heptarchische Magie Periode 2: Liber Loagaeth und das Alphabeth der Engel Periode 3: Henochische Magie · Der Zweck der Henochischen Magie · Weitere Geschichte der Henochischen Magie · Bibliographie Kersken-Canbaz Verlag im Netz: www.kc-verlag.de Homepage des Autors: www.mde-net.de 23 Kopfzeile 24 AHA 4/05 Kopfzeile Magick und das zweifache Gesetz Über die hermetische und bisher sträflichst vernachlässigte Dimension einiger Kerngedanken des Liber Legis von Sirentro 1. Der König ist tot! Es lebe der König! »Wer immer sagt Du Narr, der soll den Gefahren des Höllenfeuers ausgesetzt werden.« Matthäus, 5:22 D ie Schlüssel zum Dogma von Magick sind in den Werken Crowleys verstreut vorhanden, manchmal deutlicher, manchmal undeutlicher, je nach der gewählten Symbolik, je nach Offenbarungsgrad... je nach Absicht - und Ansicht - des Verfassers. Eine Studie zu diesem Thema in dieser Form muß daher unvollständig bleiben. Das konsistente Dogma, das Magick ausdrückt, liegt fernab auch von den von Crowley selbst angestellten Idealisierungen der Philosophie Thelemas, wie wir sie z.B. in seinen »Confessions« finden. Allzu »utopisch« und »humanistisch verklärt« muten sie heute, viele Jahrzehnte nach Crowleys Tod an. Obwohl der als philosophisch verstandene thelemitische »Gedanke« einen unterschwelligen, aber nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die mentale Entwicklung der Nachkriegsgesellschaft hatte, scheint AHA 4/05 er heute fast vollständig abgeklungen. Thelema scheint im Sande der Zeit verlaufen, und das Bild, das sich heute von Thelema »als gesellschaftliche Alternative« zeigt, ist von den Idealvorstellungen einer »vollkommenen« Magiokratie derart weit entfernt, daß es nicht mehr möglich ist, Übereinstimmendes zwischen dem, was sich Crowley erhoffte und dem, was heute »gelebt« wird, zu erkennen. Diese Magiokratie, die die innere - die spirituelle, nicht die materielle - Entwicklung des Individuums hin zu einer magisch-bewußten Ganzheitlichkeit als Ziel versteht, ist soweit von der heute gelebten Realität entfernt wie schon Platons Idealstaat; und man mag sich die Frage stellen, inwieweit beide Modelle überhaupt »jemals« dazu bestimmt waren, gesellschaftlich umgesetzt zu werden. Mit anderen Worten: Dient das »utopische« Element, das Crowley mit Magick zumindest nach »außen« hin koppelte, vielleicht nur dazu, die Aufmerksamkeit der unzufriedenen Masse auf sich zu lenken. Ist dieses »utopische« Element, das stets mit einem verklärten Humanismus gepaart auftaucht, nur jenes »Opium« für den magisch Interessierten? Soll damit nur seine menschliche Dimension, der »menschliche Resonanzkörper« also,... sollen damit 25 Magick und das zweifache Gesetz nur seine Hoffnungen, seine Wünsche möglichst positiv angesprochen werden. Die »magisch erlernte« Verantwortung des Einzelnen gegenüber dem Ganzen, die Crowley über die Transzendenz überkommener Denk- und Verhaltensstrukturen, resümiert im wörtlichen Sinne des Mottos »Tu, was Du willst«, zu erwirken hoffte, gibt es heute nicht. Denn dies wäre die gelebte Magiokratie. War seine Sicht verblendet? Erlag er seiner unleugbaren Leidenschaft zur Verbreitung einer Botschaft, nämlich der des Liber AL, die allerdings bei rechtem Lichte betrachtet, überhaupt nicht dafür geeignet ist, weiter verbreitet zu werden? Oder haben ihm die Secret Chiefs eine derartige Möglichkeit der Entwicklung der Menschheit im Neuen Äon nur vorgegaukelt, um aus ihm einen funktionierenden Boten dessen zu machen, was Thelema verbirgt? Hat man ihm nur den Spiegel seiner eigenen, vielleicht doch »untranszendierten« Bürgerlichkeit des 19. Jahrhunderts vorgehalten? Auf alle Fälle war er in der Leidenschaft zu seiner Mission der Verbreitung des Inhalts des Liber Legis manchmal »zu« verfallen, um unmißverständlich mitteilen zu können, daß der Mensch von heute - und auch schon von damals im übrigen - nur ein Sklave ist, der König sein will. Der Mensch in seiner gegenwärtigen Form ist kein Übermensch, doch von Übermenschlichkeit ist im Liber AL in gewisser Weise die Rede... jene Übermenschlichkeit im magischen Sinne, die darin besteht, seine eigene »äußere« Existenz vollständig aufzugeben, sie vollständig dem Grossen Werk der planetaren Transformation zu überantworten und unterzuordnen. Die thelemitische Gesellschaft ist der Traum Crowleys, wie der Idealstaat der Traum Platons war, sofern wir beide wörtlich nehmen. Thelema ist ein hehrer Fluchtgedanke, hinter dem sich allerdings auch ein Refugium, eine Zuflucht magischer und transzendenter Natur verbirgt. Dies ist die ambivalente Natur jener Offenbarungen, die Crowley über viele Jahre hinweg zuteil wurden. Das Liber AL hat seine Tages- und Nachtseite; und besonders die Nachtseite wollen wir im Folgenden etwas mehr erhellen... 26 2. Schlachtfeld Zero »Begone! ye mockers; even though ye laugh in my honour ye shall laugh not long.« Liber Al, 2, 56 D ie Bedeutung des Liber AL ist immer wieder in politischer Hinsicht interpretiert worden und manches von dem, was geschrieben worden ist, trifft wohl auch tatsächlich zu. Doch verharren viele Autoren, die die Botschaft Aiwass› in Hinblick auf diesen Aspekt untersuchen, in der Sphäre der »bloßen« Historie, jenem Bereich, in dem eine okkulte Aktivität, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient, hineinwirkt, um die äußere Weltsphäre nach ihrem Willen zu gestalten. Hier ist die Wirklichkeit des magischen Willens angesiedelt. Es sollte daher die Aufgabe des ernsthaften Praktikers von Magick sein, diese okkulte Wirkkraft zu ihrer Quelle zurückzuverfolgen, soweit dies überhaupt im Einzelfalle gegeben oder möglich ist. Doch in den meisten Fällen, in denen etwas Derartiges unternommen wurde und wird, offenbart sich jene Instanz, die der Enthüllung dienen sollte, das menschliche Bewußtsein nämlich, als gerade die verhüllende Kraft. Hier schützt sich das Mysterium durch einen Mechanismus, der der menschlichen Spezies zueigen ist. Die »historische« Bedeutung des AL ist umstritten. Doch wie verhält es sich mit seiner »metahistorischen« Bedeutung? Wir wollen einen Aspekt des AL beleuchten, der, obwohl naheliegend, bisher in der Regel unerwähnt geblieben ist. Eine jede universelle oder auch trans-universelle Wahrheit findet ihr unvollkommenes oder vollkommenes Spiegelbild in der Zeit, jener Dimension, zu welcher der Mensch durch die Existenz der fühlenden Seele potentiellen Zugang erhalten hat. Diese »Spiegelung« oder Janusartigkeit der Wahrheit erkennen wir sehr gut in dem Zeitraum, in welchem das Liber AL Crowley in Cairo übermittelt wurde. Aiwass, der dem Adepten den Weg der Sonne zurück in den Schoß der Mutter anzeigt, diktierte das AL jeweils zwischen 12 und 13 Uhr. Und da im Liber Legis zwei Bewußtseinsströme einander berühren bzw. durchdringen, müssen wir bereits in diesen Angaben eine Mitteilung erkennen, die auf eine verborgene Wirklichkeit hindeuten soll, welche gerade für das Verständnis der AHA 4/05 »Die thelemitische Gesellschaft i s t d e r Tr a u m C r o w l e y s , w i e d e r I d e a l s t a a t d e r Tr a u m P l a t o n s w a r, sofern wir beide wörtlich nehmen.« Spiegelhaftigkeit des AL von fundamentaler Bedeutung ist. Ein so mancher mag sich vielleicht an tiefgründige Worte aus dem Zohar erinnern, in dem es heißt1: »Ihre Frucht ist Liebe. Wenn sie sich vereinen, ist der eine in eine Richtung, der andere in die andere Richtung aktiv.« Warum zwischen 12 und 13 Uhr? Die »Mittagsstunde« durchtrennt den Tag, die Sonne steht in ihrem Zenith. Doch diese Zeit ist in gewisser Hinsicht trügerisch, vergeht das Licht der Sonne doch wieder im weiteren Verlauf des Tages, bis schließlich der Mond an ihre Stelle tritt, der sinnbildlich für die Rückkehr der Sonne in den Schoß der Mutter steht. Die Mittagsstunde hat ihr Gegenstück in der Mitternachtsstunde. Für die magische Bedeutung dieser Symbolik ist wichtig: Während der Mittag die Zeit der Sonne ist, ist die Mitternacht die Zeit der Gegensonne, des Mondes also, weshalb das Wort »Mitternacht« ursprünglich Mutter-Nacht hieß. Lesen wir nach dem Gesagten doch 12 und 13 Uhr auf eine andere Weise, zeigt sich: 12 ist O Uhr und 13 Uhr ist 1 Uhr oder, noch deutlicher gesagt: Der Zeitraum des Diktats des AL durch Aiwass drückt glyphisch den Übergang von der 0 zur 1 aus. Es kann somit symbolisch - und natürlich auch nicht symbolisch - mit jenem Lichtausfluß gleichgesetzt werden, der »am Anfang« der universellen Schöpfung stand und steht, da er sie und damit auch sich selbst ernährt. 3. Kairo: Die Wütende Hand »Ah! Ah! What do I feel? Is the word exhausted?« Liber Al, II, 69 K ommen wir zu einem weiteren wichtigen Detail im Kontext des Erhalts des Liber Legis. Es wurde der Überlieferung zufolge in Cairo übermittelt. Wie sehr Historie und AHA 4/05 Metahistorie miteinander verknüpft sind und demjenigen, welcher auch in der situativen Symbolik eines »herkömmlichen« Ereignisses lesen kann, zeigt ein kurzer aber intensiver Blick auf das Wort Cairo selbst, wodurch sich das Ereignis des Empfangens des »Buches des Gesetzes« aufgrund seiner »bloßen« äußeren Umstände erhellt. Cairo oder Kairo wird von der CR- oder KR-Wurzel dominiert, zu der Albert Pike in seinem bekannten Werk »Morals and Dogma« Folgendes zu schreiben wußte2: »Das hebräische Wort ChI, Khi, bedeutet ‹lebendig›; und RAM, ‹wurde oder wird erhoben werden.› Dieses ist dasselbe wie RUM, ARUM, ChRM, woraus Aram für Syrien oder Aramaea für Hochland entstand. Khairum bedeutet daher ‹wurde ins Leben erhoben oder lebendig.›« ChI oder Khi und Ram müssen gemeinsam gelesen und verstanden werden, dann gelangt man weiter3: »Khurum wird unrichtigerweise Hiram genannt; ist Khur-om, dasselbe wir Her-ra, Her-mes, Her-acles... Aus dem Ägyptischen Wort Ra entstand das koptische Ouro and das hebräische Aur, Licht. Har-oeri ist Hor oder Har, der Herr oder Meister.« Har ist Horus, Symbol des durch Magick promulgierten, gegenwärtigen Äons. Als Aur oder Aor, das übrigens in (C)a(i)ro enthalten ist (im übrigen ergeben die zwei griechischen Buchstaben Chi und Rho, anstelle von Ram, phonetisch-cabalistisch das Wort cheiron, »Hand«) ist Horus der phos anthropos, der »Lichtmensch« der Hermetiker, Symbol des Ausgleichs der Kräfte, in dem wir den hypersensorischen Führer verstehen müssen, von dem die Sufis z.B. immer dann sprechen, wenn sie sich auf wirkliche Einweihung beziehen. Doch der Weg von Magick führt zurück, führt jenseits des Schleiers, der in einem gewissen Sinne das Licht selbst ist, und dies zwar gemäß der Formel 2 = 0. Aus 1 wird 2 und aus 2 muß wieder 1. Vgl. »Zohar«, »Temurah«, IV; Soncino Press, 1984; Seite 15. 2. Albert Pike, »Morals and Dogma of Ancient and Accepted Freemasonry«, Kessinger; Seite 79. 3. Dto. Seite 79. 4. Vgl. W.H. Müller, »Necronomicon - Dem Tod einen Namen Geben«, Edition Ka im Hadit-Verlag, 2004. 27 »Diese Schwingung (Wort) wird währ e n d i h r e r M a n i f e s t a t i o n u n w e i g e rlich verfälscht, da sie, um überhaupt formuliert zu werden, aus Nichts (Nuit) etwas (Hadit) werden muß.« 0 werden. Übertragen wir nun die glyphisch-numerische Formel 2 = 0 in die hebräische Sprache, erhalten wir Beth für 2 und Ayin für 0 bzw. den O-Laut oder Beth-Ayin »gesprochen« Beth-On4. Drachenschlange. Wähle gut! Er, mein Prophet hat die Wahl getroffen, da er das Gesetz der Festung und das große Geheimnis des Hauses Gottes kennt.« Crowley, »The Book of Thoth« Wollen wir Beth-On in Worten ausdrücken, heißt es: Das Haus Gottes ist das Haus der Negativität. Dies ist die Formel, die dem Liber AL untergelegt ist, sie befindet sich »hinter« der Formel, die den magischen Erhalt seines Inhalts charakterisiert und welche 0-1 lautet, in der »äußeren« Welt signalisiert durch den Zeitraum zwischen 12 (0) und 13 (1) Uhr. Und wie erläutert, stellt 0-1 das genaue Gegenteil der Beth-On-Formel, d.h. 2 = 0 dar. Diese Negativität ist Nuit, die Ordnung »ohne« das Licht des »anderen« Gottes, »ohne« den Oppressor, wie das Solare, das Seelische manchmal genannt wird. Das »Licht«, was dem Adepten gereicht wird, ist daher ein anderes, und es unterliegt nicht dem Willen Gottes oder dem universellen »Schöpfungsplan«. Es unterliegt dem Anderen Willen, den die Menschen als »böse« bezeichnet haben, weil er sich vollständig von der Natur des menschlichen Willen unterscheidet. piegelung und Entspiegelung bzw. Entspiegelheit sind Sinnbilder für Begrenzung und Unbegrenzheit. Begrenzung erschafft Furcht, Furcht ist Begrenzung. Dies gilt für Gott als Prinzip genauso wie für den Menschen als sein kreatürliches Organ. Wer sich begrenzt, fürchtet sich, da er die Furcht Gottes in sich reproduziert; wer sich fürchtet, kann Gott als Ureinheit, als Unbegrenztheit nicht wahrnehmen, denn diese Einheit, diese von der Begrenzung »entleerte« Gottheit ist nur jenseits dessen zu finden, was der Mensch am meisten verehrt: Sein Ego. Wir erkennen hier, daß die Seele in Relation zur Negativität eine Lüge ist; und zwar weil sie nach der Formel 0-1 entsteht, was, sofern man eine andere Perspektive annimmt, auch 1-0 geschrieben werden kann. Es wäre nun ein Irrtum anzunehmen, die 0 wäre der Spiegel, in dem sich das – phallische - Ego, I, erkennt. Das Ego geht in der 0 auf, indem es diese befruchtet. Der Spiegel ist hier das Ego, die 0 dagegen signalisiert das Zerbrechen dieses Spiegels oder das Überschreiten des Abyss. 0 selbst ist ewiglich ungespiegelt. »Hier« gibt es »Leben«, Aor Chaiim, das »am Anfang« war und ist, und immer dort sein will, obwohl es der »Tod« ist, der dem Leben sein Gesetz auferlegt, indem er sich mit letzterem vernetzt. Die Kabbalisten sprechen in diesem Kontext davon, daß, wo und wann immer das Böse, welches hier mit dem Tod synonymisch aufgefaßt wird, in diese Welt gelangt, das Böse, der Tod also, eine überwiegende Macht ausübt. Das ist die Furcht, die »am Anfang« gewesen sein soll, denn es ist das Leben, das sich fürchtet. Daher: Pachad, »Angst« gleich Achad, »Einheit«, »Individualität«. Doch da alle Symbolik unterhalb des Abyss »doppelsinnig« sein muß, können wir Achad auch als das Wort verstehen, welches die protokosmische Ureinheit bezeichnet, kann Achad = Pachad als eine 4. Alle Furcht ist Begrenzung... 5. Vgl. Kenneth Grant, »Nightside of Eden«, Skook Books, 1994; Seite 48. 28 »Rufe mich unter meinen Sternen herbei!...Es gibt die Taube, und es gibt die S Im Folgenden nun wollen wir von zwei Einheiten sprechen, einer richtigen und einer falschen, einer Wahrheit und einer Lüge, die nichtsdestotrotz miteinander vernetzt sind, ja das Fundament kosmischer Existenz ist auf dieser Doppelsinnigkeit errichtet. AHA 4/05 Magick und das zweifache Gesetz Wortformel verstanden werden, die in ihrer genannten Doppelsinnigkeit einen riskanten Übergang, einen problematischen Gesetzeswechsel bezeichnet, der, sofern wir beim Hebräischen bleiben, immer dann angezeigt wird, wenn wir dem Wort Achad ein P(e) hinzufügen. Das hebräische Pe, p, nun, das symbolisch »Mund« oder »Öffnung« bedeutet, besteht im wesentlichen aus einem Beth, das symbolisch ein »Behältnis« bezeichnet. Es gibt daher Kabbalisten, die mit Blick auf das Pe betonen, die Welt sei nicht durch das Aleph, sondern das Beth erschaffen worden; und tatsächlich finden wir es als den Anfangsbuchstaben von Bereshith, des mysteriösen, vieldeutigen Wortes, mit denen das Sepher Bereshith oder das biblische Buch Genesis beginnt. Wir können den Übergang von Achad zu Pachad auch als die Einzwängung der Einheit, der Unendlichen Ewigkeit in das Behältnis eines kosmischen, eines zeitlichen Körpers verstehen. Diese Einzwängung würde dann der sogenannten Selbstbeschränkung Gottes gleichkommen, von der in der Kabbala im Kontext des »anfänglichen« Tzimtzum gesprochen wird. Wir sprechen also von zwei Einheiten, einer protokosmischen Ureinheit und einer Einheit, die als »anfängliche«, kosmische Schöpferkraft verehrt wird. Diese Schöpferkraft tritt zyklisch aus der Ureinheit hervor. Dieser Akt wird als das Fiat Lux, »es werde Licht«, bezeichnet, obwohl wir selbst hier eine »naturgemäße« Doppelsinnigkeit feststellen können, die sich erhellen mag, wenn wir daran denken, daß die Bedeutung der Begriffe »Licht« und »Dunkelheit«, »gut« und »böse« stets davon abhängig ist, von welcher Perspektive man sie betrachtet. Bekanntlich wird das »Leben« in der Materie, im Kosmos also, oft mit der »Dunkelheit« und sein Gegenteil, der Tod, die Erlösung aus derselben, mit dem »Licht« gleichgesetzt. 5. Nuit – Göttin der Nacht »I see thee hate the hand & the pen; but I am stronger.« Liber Al, II, 11 D ie eine Einheit ist die Abspaltung von einer anderen Einheit, was zur Vernetzung zweier Gesetze geführt hat. Darum heißt es in Magick, das Aleph = Null sei. Dieses Aleph ist der AHA 4/05 Narr, der am Abgrund seiner eigenen Existenz wandelt, jene blinde, zentrifugale Kraft, die das Wort äußert, sich lossagen will von einer bestehenden Urordnung, die Maat oder Nuit genannt wird. Denn die Ordnung Maats, das »Maat-Äon«, das »Äon der Nacht«, das »Äon der Äonen«, ist das Gegenteil dieser universellen Wortäußerung, ist das Gegenteil des sich durch das Wort offenbarenden Gottes. Das Diesseits ist die Abspaltung vom Jenseits, und diese Abspaltung nun wird in Magick und in der hermetischen Symbolik im allgemeinen durch den Turm angezeigt5: »Diese Schwingung (Wort) wird während ihrer Manifestation unweigerlich verfälscht, da sie, um überhaupt formuliert zu werden, aus Nichts (Nuit) etwas (Hadit) werden muß.« Bleiben wir bei dieser angesprochenen, sub-abyssalen Doppelsinnigkeit, können wir sagen, daß es die Furcht Gottes ist - »ihres« Gottes vor dem, was nicht ist, denn das, was nicht ist, ist nicht »Gott« -, die im einschränkenden, begrenzenden Sinne das Subjekt und nicht das Objekt darstellt, das in Magick als Gott als Nuit verehrt wird und es wird im Folgenden auch erläutert werden, warum dies so ist. Nuit wird in Magick als der Raum der unendlichen Sterne bezeichnet, eine Begrifflichkeit, die sehr leicht mißzuverstehen ist, besonders, wenn seine Exegeten unbewußt einem »Ego-Kult« angehören, die in diesem »Raum« nur das sichtbare Weltall sehen können und zu verstehen hoffen. Nuit ist bekanntermaßen das französische Wort für »Nacht«, das sich etymologisch direkt aus dem Ägyptischen Nut herleiten läßt, weshalb man diese Nacht mit dem Weltall gleichgesetzt hat. Nuit bezeichnet für den Adepten, der auf diesem Planeten, in diesem Weltall existent geworden ist, sein genaues Gegenteil: Nuit ist die Nacht, in welcher der Keim des Lichts, die Sterne als Potential enthalten sind, weshalb Nuit ihr »Raum«, ihr Behältnis ist: Die Mutternacht. Entfaltet sich diese Solare Kraft, verlassen ihre Keime die Quelle der Quellen, die Mutterwelt, wie die Sufis z.B. den vorweltlichen Ursprung, die Negativität in Relation zu dem, was »kosmisch«, was »positiv« existent ist, nennen. Hierbei 29 Magick und das zweifache Gesetz findet der angesprochene Gesetzeswechsel statt, von dem alle Religionen der Menschheit auf die eine oder andere Weise sprechen. In der Kabbala wird in diesem Kontext von der Gestrigen Nacht, »Emesh«, gesprochen, ein Wort, das aus den drei Mutterbuchstaben, Aleph, Mem, Shin, gebildet wird, die dem bekannten Kabbalisten und Physiker Aryeh Kaplan zufolge ein noch größeres Geheimnis als das Tetragrammatons oder Gottes darstellen würden. Dies ist nur verständlich, ist die Mutternacht doch das Ungeoffenbarte, die Unendliche Ewigkeit, die Negative Trinität, ist »Gott« das Geoffenbarte, die positive Trinität. Diese Mutterwelt ist der Protokosmos, der vor dem vermeintlichen Anfang ist. Sie ist nun Objekt, das Absolute im Sinne des nicht mehr menschlich-subjektiv, eingeschränkt Erkennbaren. Nuit kann so auch als das Reine Objekt bezeichnet werden, das, wie oben bereits gesagt, entspiegelt ist, d.h. kein Subjekt mehr existent ist, in welchem es sich spiegeln, sich reproduzieren, sich vervielfältigen kann. »Gott« dagegen ist das SolarSeelische, das Subjekt, die Ich- oder Ego-Wahrnehmung, und dies in seiner spezifischen Relation zum Absoluten, dem Letzten und Ersten, der Quelle der Quellen, aus dem das Licht, »Gott« also als Subjekt, als sich vom Kollektiv abspaltene, schöpferische Kraft hervortritt. Ein jede Spaltung führt zur Entstehung von Subjekt und Objekt, und die Entstehung des Universums ist das Ergebnis einer derartigen Spaltung, der phasenweisen Abtrennung von dem vorweltlichen ich-losen und daher als »leer« bezeichneten Objekt, der Reinen Nuit, denn Reinheit steht in der Magie und Hermetik immer in Beziehung zum 30 Leer- oder Entleertsein (man beachte, daß der Name »Kali«, auf »Kälte« hinweist. »Kälte« und »Schwärze« sind magisch synonym. Hier kommen wir zur Bedeutung eines Schwarzen Loches) Daher ist das Objekt hier die NichtIch-Wahrnehmung, jenseits des »göttlichen« Ich-Rahmens...Objekt also, weil es zu »nichts« anderem in einer Ich-Beziehung steht, weil es kein Ich, keine Ich-Bezugsmöglichkeit, kein sich als getrennt von dem Objekt wahrnehmendes und dadurch »Schmerz« oder Furcht empfindendes« Ich mehr gibt. Und dieser Schmerz ist der Schmerz der Begrenzung, der, wie eingangs gesagt, zur Furcht Gottes führt, die am »Anfang« steht, der bei eingehenderem Verständnis gar kein »Anfang«, sondern ein Übergang ist. Jenseits der Auflösung der Ich-Kraft ist alles nur Einheit im Sinne ich-loser Ganzheit, in Magick ausgedrückt durch die Formel 2 = 0. Noch einmal zusammengefaßt, können wir sagen: • Subjekt bedeutet innerhalb dieses übergeordneten Referenzrahmens: Ich, Universum, Expansion, Peripherie. • Objekt dagegen bedeutet Nicht-Ich, Protokosmos, Implosion, Zentrum. Dies ist die dem Kosmos inhärente Wirklichkeit der zwei möglichen Richtungen, der zwei möglichen Wege, einer rechts, einer links, einer explosiv, einer implosiv, einer evolutionär, einer involutionär. Und in dieser Vernetztheit besteht auch das kosmische Drama, denn der Mensch, der in der Mitte der Welten steht, da sich in ihm einst der Abyss öffnete, wird dort, wo er physisch angesiedelt ist, zerrissen, zerrissen von zwei Kräften, die um die Vorherrschaft kämpften. Er wird zerrissen von den Zweifeln des Choronzon, von seinem Schmerz des Abgespaltenseins, der Isoliertheit in der Dämmerung eines Niemandslandes, symbolisiert durch die solitären Pylonen der Schwarzen Bruderschaft. Der Mensch muß daher den Abyss überqueren, um jenen Lichtfunken zu bergen, der droht im Chaos zu versinken. Er muß These und Antithese, die in einer universellen »Zerreißprobe« begriffen sind, durch eine Synthese befrieden. Erst dann kann er jene »vorzeitliche« Harmonie wieder- AHA 4/05 »Manche Physiker scheinen dieser Gleichsetzung unbewußt nahe zu kommen, wenn sie behaupten, ein Schwarzes Loch wäre mit einem See zu vergleichen, der an seiner Oberfläche zugefroren sei.« finden, die auch das Universum selbst vor seiner Geburt kannte. Bei Crowley heißt es daher unmißverständlich6: »Hör auf zu streben! Zerstöre dieses partielle Ich, jenes Murren eines verwundeten Tieres! ... In der Tat, dieses Ich, das nicht Gott ist, ist nur ein Löwe auf der Strasse.« Der Weg, der zu dieser »vorzeitlichen« Harmonie führt, führt erst nach links und nicht nach rechts, denn alle Elementarteilchen im Universum weisen einen Right-Hand-Spin auf7: »Laß dich nicht in diesem Netz einfangen, O Kind der Freiheit! Verirre dich nicht in der universellen Lüge, O Kind der Wahrheit!« Dieser Weg ist die Zerstörung des Universums in einem sehr esoterischen Sinne, womit auf eine gewisse Praxis hingewiesen wird8: »Nach Liber 474 muß das Universum zerstört werden. Doch es gibt hier eine wichtigen, zu beachtenden Umstand, denn es besagt weiter: ‹mit dem Begriff Universum meinen Wir nicht jenes schmächtige Universum, das sich das Bewußtsein des Menschen vorstellen mag, sondern das, was der Seele im Zustand des Samadhi von Atmadarshan offenbart wird.« Nuit ist das Objekt des Grossen Werkes, das in diesem übergeordneten Referenzrahmen subjektiv nicht erfahren werden kann, denn alle Subjektivität ist nicht grundlegende Negativität im Sinne von Magick. Nuit, die Leere, angezeigt durch die Null, die »leere Zahl«, ist das Ziel des Alchemisten, und es liegt jenseits der ich-fühlenden und ich-bezogenen Welt. Die Null, Zero, ist daher vermittelnd, doch brachte sie auch Chaos in die antike Zahlenreihe, bei der die Null am Ende und nicht am Anfang stand, d.h. nach der 9 ge- AHA 4/05 zählt wurde. Die Sequenz 01 anstelle von 10 bedingt die Entwicklung vielfältiger Zahlenarten, die letztendlich alle eines gemeinsam haben: Ganz im Gegensatz zur antiken Mathematik sind die Zahlen- und Formelkonstrukte der zeitgenössischen Physiker nicht mehr geometrisch darstellbar, und dies gegen die Hauptrichtlinie eines Platon oder Pythagoras, daß alle wirklich im Kosmos existenten Dinge auch geometisch darstellbar sein müßten. Die Null, die Nuit anzeigt, bringt die Nacht in das Zahlengebäude der Menschheit, in einer Mathematik, die von ihren Begründern als ein Licht zum Wohle einer progressiven Menschheit gerühmt worden ist. War dies ein Irrtum? Oder war dies nur kurzsichtig gedacht? Obwohl die Zero ein Zahlenchaos anrichtete, was man als Narrenspiel verstehen kann oder nicht, ist sie der Schlüssel für eine zukünftige Mathematik, bei der es vielleicht darum gehen könnte, jene Dinge und jene Wirklichkeit darzustellen, die sich jenseits des Gesetzeshorizontes, jenseits von Raum und Zeit befinden? Nuit ist jenseits dieses Gesetzes horizontes, der Raum jenseits von Raum und Zeit, das Unbegrenzte, der Unendlich Ewige Raum, die Nacht, Keim- und Grabstätte der endlichen Sternenwelten. Ist Nuit daher mit dem Prinzip des Schwarzen Lochs gleichzusetzen? Ist Nuit der die Welt umspannende Urozean, von dem bereits die ältesten Mythen der Menschheit sprechen? Manche Physiker scheinen dieser Gleichsetzung unbewußt nahe zu kommen, wenn sie behaupten, ein Schwarzes Loch wäre mit einem See zu vergleichen, der an seiner Oberfläche zugefroren sei. Oder werden sie zu dieser Gleichsetzung von einer in ihnen wirkenden, unbekannten Kraft hingetrieben? Werden sie gar von derselben, »ungeoffenbarten« Kraft getrieben, die vor nunmehr über einhundert Jahren auch Crowley das Liber AL übermittelt haben soll und welche Aiwass genannt wird? 6. Vgl. Aleister Crowley, »AHA!«, New Falcon Publications, 1996; Seite 76. 7. Vgl. Aleister Crowley, »The Book of Lies«, Weiser, 1981; Seite 50. 8. Zitiert in “Nightside of Eden”; Seite 34. 31 Kopfzeile »Es hatte alles damit angefangen, dass ich nach Füssen fahren wollte, zum »Stamm der Likatier«. So kommt am Ende auch noch Schloss Neuschwanstein, Richard Wagner, König Ludwig II & Parzival ins Spiel. Aber, fangen wir von vorne an.« 32 AHA 4/05 Kopfzeile Licht! Liebe! Olivenöl! von Fürst Claas vom Mars Jesus an der Bar I ch habe einen ganz normalen Job in einer Bar auf einem Schiff im Hamburger Hafen. Ich wohne in einer ganz normalen Wohnung in der Stadt in einer 2er WG. Ich schlafe, esse, trinke, mache Musik mit Freunden. Alles ganz normal. Aber irgendwie beschleicht mich dieses Gefühl, dieses ganz, ganz merkwürdige Gefühl, etwas ausserordentlich ungewöhnliches sei in mein Leben getreten, etwas eigenartig unmodernes, befremdliches. Es fühlt sich gar an, als hätte es mein Leben gänzlich übernommen: Gott ist in mein Leben getreten. Er ist überaus kreativ & humorvoll. Einfach, weil ich ein Gewohnheitstier bin und dieser plötzliche, unmittelbare Kontakt mit Gott etwas ist, worauf ich mich gar nicht recht vorbereitet fühle, muß ich gestehen, dass ich heimlich nach Möglichkeiten suche, ihn zu ignorieren. Das nimmt er mir noch nicht einmal übel. Ich muss sagen, mir ist noch nie jemand untergekommen, der ein vergleichbar zuvorkommend und verständnisvolles Wesen an den Tag legt. Ich denke, er amüsiert sich ein klein wenig darüber, wie ich versuche ihn zu ignorieren, fühlt sich aber nicht persönlich angegriffen, oder auf den Schlips getreten. Vielleicht weiss er auch einfach nur, dass AHA 4/05 es mir unmöglich gelingen wird, meine Fluchtversuche erfolgreich in die Tat umzusetzen. Und vielleicht weiss er auch, dass mein ganzer Fluchtimpuls einzig auf mein Dasein als Gewohnheitstier zurückzuführen ist und nicht auf Unwillen oder gar Feindseeligkeit. Ich bin es eben nicht gewohnt, von Gott zu wissen. Ich bin es nicht gewohnt zu wissen, dass ich eine Seele habe. Ich habe eine Seele und Gott ist bei mir. Punkt. Keine Diskusion. Das ist halt erstmal schwer zu verdauen. Damit rechnet man halt nicht. Vorher hatte es immer nur die Möglichkeit gegeben, dass ich vielleicht eine Seele haben könnte und es vielleicht einen Gott geben könnte mit dem man irgendwie in Kontakt zu treten versuchen möchte, halt jemand, von dem man denkt, dass es eine gute Sache wäre, mit ihm in Verbindung zu stehen, wenn es ihn denn gibt. Und nun ist alles anders. Er ist da & ich bin da. Er hört mich und ich höre ihn & ich bin voll geplättet und gefläsht. Meine Herren! Das ist ja der Hammer! Es hatte alles damit angefangen, dass ich nach Füssen fahren wollte, zum »Stamm der Likatier«. So kommt am Ende auch noch Schloss Neuschwanstein, Richard Wagner, König Ludwig II & Parzival ins Spiel. Aber, fangen wir von vorne an. Ich hatte mir also vorgenommen nach Füssen zu fahren und die Gemeinschaft »Stamm der Likatier« zu besuchen Ich 33 Kopfzeile »Dann kam von schräg unten links die Intuition in meinen Geist, das Wort Ego sei von ausserordentlicher Bedeutung. Ein Schlüssel. Das große geheime magische Wort, welches, verbunden mit unserem Alphabet kosmische Türen in alle Himmelsrichtungen öffnet.«. hatte mir auch fest vorgenommen, auf die eine oder andere Art selbst ein »Likatier« zu werden, das heisst, ein »Stammesmitglied« & vielleicht sogar nach Füssen zu ziehen. Likatien ist wunderbar! Schau es dir an: www.likatien.de Auf meinem Weg in den südlichsten Süden der Republik wollte ich 2 Nächte Zwischenstation bei meiner Freundin Varscha in München machen. Varscha hatte ich im »Osho-Parimal« kenengelernt, wo ich letztes Jahr 3 Wochen als »Worker« gearbeitet hatte. Auch ein wunderbarer Ort: Schau ihn Dir an: www.parimal.de Im Nachtzug nach München habe ich mehrere Dosen Bier getrunken und mir dann bei einem sehr unruhigen Schlaf ordentlich Zug im Zug geholt. Ich bin mit einem fürchterlich verspannten Hals & Luftblasen im Kopf in München aufgewacht. Nachmittags habe ich dann Varscha zu einem evangelischen Zentrum begleitet wo sie für 2 Stunden eine Theatergruppe für Kinder geleitet hat. Ich bin kurz mit hineingekommen und habe mich dann entschieden mich für 2 Stunden in ein Brauhaus zu setzen. Mache also 3 Minuten Spaziergang zum Brauhaus, setze mich an einen großen Tisch, bestelle mit ein Bier und ein »Brezen« & noch ein Bier und noch ein »Brezen«, lege mein Tagebuch auf den Tisch & schreibe vor mich hin, wie es mir so geht. Im Brauhaus scheinen ausser mir in erster Linie rauchende und trinkende Rentner zu sitzen. Ich weiss nicht, ob ich paranoid bin, oder ob sie mich wirklich anschauen, als käme ich vom anderen Stern. Ich fühle mich auf eine eigenartige Weise müde und inspiriert zugleich. 34 In der Nacht in der Bahn hatte ich ich in der aktuellen »AHA« gelesen, den Artikel »Die Welt ist Klang« überflogen und mir den Artikel »Magick und die schwarze Bruderschaft« vollständig zu Gemüte geführt. Es ist Donnerstag der 24. Februar. 4 Tage zuvor war ich rituell in die Hamburger »Makaschana- Oase« des O.T.O. aufgenommen worden. Ein licht- und kraftvolles Ritual, aus dem ich gestärkt und inspiriert hervorkam. I ch beisse also von meinem »Brezen« ab, nehme einen Schluck Bier & »Die Welt ist Klang«, »Magick und die schwarze Bruderschaft«, die O.T.O. initiation & mein Wunsch »Likatier« zu werden wobern gleichzeitig aus unterschiedlichen Richtungen durch meinen Geist. In mein Tagebuch schreibe ich: »... Um so mehr ich vergesse, um so größer die Verwandlung. Vergessen - Tod - Verwandlung. Paradox: Erinnerung - Erstarrung - Tod. Vergessen - Tod - Verwandlung - Leben. Erkannt werden. Ego Auflösung. Ego Stärkung. Ego erschlagen. Ego für immer etabliert.« Dann kam von schräg unten links die Intuition in meinen Geist, das Wort Ego sei von ausserordentlicher Bedeutung. Ein Schlüssel. Das große geheime magische Wort, welches, verbunden mit unserem Alphabet kosmische Türen in alle Himmelsrichtungen öffnet. Und das Schloss, in das der Schlüssel gesteckt werden muss, um diese große Zauberei zu bewerkstelligen, ist der Lebensbaum Ich beisse also noch einmal von meinem »Brezen« ab, spüle ihn mit einem Schluck Bier herunter und schreibe unser Alphabet mit dem Wort Ego als Ausgangspunkt für AHA 4/05 Licht! Liebe! Olivenöl! Ich habe den »Spruch des Ra-HoorKhut«, permutiert durch das Wort Ego auf den Lebensbaum übertragen und der Zauber entfaltet seine ganze Macht! Um die Zahl Sechs im Zentrum des Baumes, also um »Tipheret«, finden wir nun die Worte Music & Ohr im Kreis herum geschrieben. (s. Abb. 3) Auch die Worte ich, sich und sichert (phonetisch sichrt).Die letzten Worte, die ich vor der finalen Intuition in das Tagebuch schrieb, waren »Ego für immer etabliert.« Das scheint mir, in anderen Worten, auch »Ich sich sichert« zu bedeuten. Es ist überaus harmonisch, ja geradezu künstlerische Vollkommenheit, das sich nun in den oberen 3 Pfaden von Tiphereth das Ich befindet, als eine Antwort oder ein Spiegel der 3 Pfade der Krone des Baumes, auf welchen Ego geschrieben steht. Die 9 Buchstaben auf den 8 Pfaden um Tiphereth addieren sich in der Numerologie unseres Alphabetes zu 810. M+U+S+I+C+O+H+R+T= 810 (s. Abb. 4) In meiner Erlebniswelt birgt jede Zahl eine eigenständige Energieform. Jede Zahl AHA 4/05 Wir finden im »Liber 777« unter 810 das Wort Oktava. Dieses Wort, geschrieben »Schin-Mem-JudNun-Jud-Tau« und steht im Langenscheidts Handwörterbuch Hebräisch-Deutsch übersetzt als »Ein achtel«. Zu Tiphereth führen 8 Pfade. Der 8. Vers des »Liber AL vel Legis« lautet: »Das Khabs ist in dem Khu, nicht das Khu in dem Khabs.« Abb. 1 Somit ist es in meinem kabbalistischen Universum folgerichtig, für die 810, die ich aus Lateinischen Buchstaben errechnet habe, in Crowleys Hebräischem »Liber 777« nach Entsprechungen zu suchen. Abb. 2 Weil es auf dem Lebensbaum nur 22 Pfade gibt, unser Alphabet aber 26 Buchstaben hat, fange ich, als ich bei meinem 23. Buchstaben angekommen bin, noch einmal wieder von vorne an, stelle also den 23. Buchstaben meiner Permutation auch auf Platz Nr.1, den 24. auch auf Platz Nr.2, den 25. auf 3 und den 26. auf 4. Fertig! Ein Griechisches Wort, welches 666 ergibt, wird einen energetischen Bezug zum Biest innehaben. Das gleiche gilt für ein Hebräisches Wort, welches 666 ergibt, oder ein Lateinisches. Im Deutsch-Hebräisch Wörterbuch befindet sich auf der Seite, die das Wort Oktave (aus den Gesetzen der Musik) enthält, auch das Wort Ohr und das Öhr, welches dem Hebräischen Wort Qoph entspricht. Das Orakel »Sich ich Ohr« ist leicht als »Höre Dich selbst« oder »Höre deine innere Stimme« zu deuten. Khabs bezeichnet in der Ägyptischen Mythologie das Haus, in welchem unsere Seele wohnt. Das Khu steht für den feinstofflichen Körper, in welchem sich unser Gefühlsleben abspielt. »Das Khabs ist in dem Khu, nicht das Khu in dem Khabs.« kann also gedeutet werden als: »Das Haus deiner Seele befindet sich in mitten all Deiner Gefühle, aber all deine Gefühle befinden sich nicht im Haus deiner Seele.« Gleichsam kann das Khu identifiziert Abb. 3 Schließlich übertrage ich diese Reihenfolge auf den Lebensbaum, so als wären die Buchstaben Spielsteine & der Lebensbaum das Spielbrett. Ich halte mich streng an die alte, überlieferte Reihenfolge in welcher eigentlich das Hebräische Alphabet auf dem Lebensbaum erscheint. Das »E« von Ego kommt nun also als Nr.1 dorthin, wo eigentlich das »Aleph« steht, das »G« kommt als Nr.2 dorthin, wo sich eigentlich das »Beth« befindet, das »O« kommt als Nr.3 auf den Platz von »Gimmel« usw.. ist in gewissem Sinne eine Persönlichkeit, egal, in welchem kabbalistischen System sie uns begegnet. Wenn du eine Reise nach Jerusalem machst, bist Du immer noch DU, ebenso wenn du am Strand einer Griechischen Insel liegst, oder den Petersdom in Rom besichtigst. Abb. 4 die Permutation in mein Buch: (s. Abb. 1) Dann numeriere ich die Buchstaben mit Ego beginnend in der mir logisch & offensichtlich erscheinenden Reihenfolge: (s. Abb. 2) 35 Licht! Liebe! Olivenöl! werden mit dem Buchstaben Qoph, welcher (im Aramäischen) Hinterkopf und Ohr bedeutet. »Das Khabs ist in dem Khu, nicht das Khu in dem Khabs.« besagt darum ebenfalls: »Das Haus deiner Seele befindet sich im Ohr, nicht aber dein Ohr im Haus deiner Seele.« Dies wird von Aiwass offenbart, welcher Crowley das »Liber AL vel Legis« diktierte und sich als Gesandter des Herrn des Schweigens und der Stille zu erkennen gab. Das Orakel ist, um ein paar Adjektive auszuschöpfen, harmonisch, intelligent, inspirierend, lustig und leuchtend. Wenn ich darüber nachdenke, was der gute ausserirdische Autor alles bedacht haben muß, damit es ist, wie es ist, komme ich gar nicht wieder auf den Teppich zurück. Das Orakel funktioniert nur, weil Ego eben Ego bedeutet und das Alphabet in der Reihenfolge existiert, in der es existiert. Der Liebe Gott hat also beim erschaffen des Alphabetes das Wort Ego bedacht und den Lebensbaum als Schloss zum Schlüssel kreirt. Meine Herren! Meine Damen! Verehrte Erdenbürger! Das ist ja der Hammer! Ein Brief vom lieben Gott, erschaffen aus Alphabet, Lebensbaum und Ego. Wer hätte das gedacht? Mich überkommt ein inneres Grinsen, welches mich beglückt & beängstigt, weil es mir keine Fluchtmöglichkeit offen läßt. Boing! Da ist es! Zack! I ch fuhr also nach Füssen und verbrachte eine wunderbare Woche in den verschneiten Alpen. Der Stamm der Likatier ist ein solcher Lichtblick in unserer lebensverneinenden Gesellschaft, das mir regelrecht die Worte fehlen. Grotte auf Schloss Neuschwanstein Dass ich nicht nach Füssen gezogen bin, liegt, auf den Punkt gebracht, an einer Frage, die mir das Stammesmitglied David Brown stellte. Er fragte mich in der Stammeskneipe im »Merk-Haus«: »Was suchst Du?« Nun, das ist weiss Gott keine aussergewöhnlich komplizierte, geniale oder erschütternd fremdartige Frage. Ich denke, es ist eine Frage, die, in 36 fortgeschrittenem Alter, jeder jeden schon einmal gefragt hat. Eine Frage, die jedem Menschen irgendwann einmal gestellt worden ist. Es ist eine »esoterische« Frage aus dem StandartWörterbuch des Wassermann-zeitalters. Es war etwas in der Art, wie David mir die Frage stellte und etwas darin, wie ich in der Lage war, die Frage zu hören. Ich hörte die Frage. Ich hörte, dass mich jemand fragte. Ich hörte Jemanden und die Frage. Ich hörte das Herz der Frage. Das verrückte ist das profane daran: Ich wusste, dass, um zu finden, was ich suchte, ich nicht aus Hamburg fortgehen musste. Es ist schon da. Ich machte einen Spaziergang zum Schloß Neuschwanstein und eine Schlossbesichtigung. In einem Weltentrückten Zustand, vielleicht gleichsam verrückt wie der König. Im inneren des Schlosses gibt es all die Gemälde zu Wageners Opern: Viele Räume Neuschwansteins ließ Ludwig II ganz wie Bühnenbilder zu Wagners Opern gestalten. Ich sehe Parzival: Der Schlüssel zum Parzival ist jene Frage, die Parzival versäumt hatte zu stellen. Die Frage, mit der er den König hätte erlösen können. Im Herzen der Erzählung von Wolfram von Eschenbach (die die Grundlage zu Wagners Oper bildet), steht die Frage danach, was es ist, das den König quält. Die Frage nach dem Grund für seinen Schmerz und sein Weh. Einzig und allein diese Frage konnte den verwundeten Amfortas schließlich heilen. In meinem persönlichen Mysterienspiel war es David, der mir die Frage stellte. Das mystische am ganzen ist das profane daran. Der 9. Vers des Liber AL lautet: »Verehret darum das Khabs und sehet mein Licht über euch ausgegossen.« In der Numerologie des Lateinischen Alphabetes addiert sich Khabs zu 131. Das sind die Buchstaben S (100), L (30) und A (1). Im Hebräischen entsprechen dieses Zahlen Qoph (100), Lamed (30) und Aleph (1). So habe ich phonetisch Als, Las, Sal, AHA 4/05 Kopfzeile Cal, Call, Cla, Alk, Callas und Claas. »Khabs im Khu« bedeutet somit in meiner persönlichen Oper: »Claas im Ohr«. Aiwass will nichts anderes, als dass ich mich selber höre, meine innere Stimme, die Stimme der Stille, die Stimme meines Herzens. Das Heilige daran ist das Profane. Auf meiner Rückfahrt nach Hamburg las ich wieder in der »AHA«: Den Artikel von MDE zum »Liber L«, wie Crowley das »Liber AL« unmittelbar nach dem Diktat genannt hatte. MDEs Artikel beinhaltet eine Abbildung vom Ursprünglichen Buchcover des »Liber L« in Crowleys Handschrift Darauf zu finden sind unter anderem ein großes »L«, so wie die Worte: »given from the mouth of Aiwass to the ear of The Beast.« Vor dem Wort für »achte / 8.« stehen die Worte »himmlisch & Himmels«. Im Langenscheidts DeutschHebräisch Handwörterbuch stehen auf Seite 480 die Worte von »Ohr« bis »Ölstand«. Auf dieser Seite stehen auch die Worte »Oktave« (Mus.), »Öl« und »Olivenbaum«. Auf der darauffolgenden Seite 481 finden wir unter anderem die »Ölung«, das »Opfer« und die »Opferung«. Ich denke an Jesus Christus: Der Menschensohn, das Fleisch gewordene Wort Gottes. In der Numerologie des Griechischen Alphabetes ergibt Jesus 888, und Christus 1480. Das ist in wunderbarer Dieses Cover hatte ich mir zuvor nie genau angeschaut. An keiner anderen Stelle des »Liber AL« oder »Liber L« steht das Wort Ohr (ear) geschrieben. Ich betrachte das Langenscheidts Handwörterbuch, in dem ich nach »Oktave« geschaut hatte. Auf dem Cover befindet sich ein großes »L«. Ich denke an »Listen« (engl. »höre«) und »Language« (engl. »Sprache«). Was ist Gott doch für ein wundervoller Künstler! Im Langenscheidts HebräischDeutsch finde ich nach dem Wort für »Achtel« (Scheminit), das 810 ergibt, die Worte »hörbar, Gehör & hören«. AHA 4/05 Harmonie mit der »Oktave« und den Seitenzahlen 480 und 481! Halleluja! Aiwass! Lam! Licht, Liebe, Olivenöl! Auf dass ein jeder von uns seine innere Stimme hören möge, die Musik des Herzens. Fürst Claas vom Mars, der Priester der Prinzessinen, Hamburg, 8. April 2005. »Meine Herren! Meine D a m e n ! Ve r e h r t e Erdenbürger! Das ist ja der Hammer! Ein Brief vom lieben Gott, erschaffen aus Alphabet, Lebensbaum und Ego. Wer hätte das gedacht?« 37 Der Magus ...hat Wünsche Kopfzeile 38 AHA 4/05 Tradition und Neues Aeon »Vor jedweder Bildung, du Glücklicher, hisse die Segel und meide sie.« Epikur G anz genau! Also warum das Rad zweimal erfinden? Ist es nur thelemische Ideologie, die Antwort auf die Probleme der Gegenwart im neuen, noch nie getanen Ansatz lösen zu wollen, statt die verschütteten Wurzeln freizulegen? Geht etwa beides? Gefahren Der Ausspruch Epikurs mag manchem platt oder nicht ernst zu nehmen vorkommen. Epikur weist auf Differenz hin, auf zwei ideale Lebensalternativen: den Weg des Gebildeten werden wir heute treffender mit Weg des Weisen oder Philosophen übersetzen: der fragende Suchende, der nach Weisheit in seiner Lebenspraxis Strebende. Die heutige Universitätsphilosophie kennt diese Dimension nicht. Die zweite Möglichkeit, die Epikur in Aussicht stellt, ist die des Heimatverbundenen, der die unsichere Weisheitssuche meidet. »Hisse die Segel« heißt: Fliehe die fremden Horizonte der Bildung! Positiv gewendet, steht es für die Bevorzugung der heimatlichen Scholle, der vertrauten Umgebung und der Verwurzelung in Familie und Stamm. Die Gefahr der Entfremdung davon ist die Gefahr, aus dem sicheren Netz der Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten herauszufallen. Darum: wenden, Segel setzen und schnellstens in den heimatlichen Hafen! Die Griechen mißtrauten den Städten, die am Meer liegen und rieten, die Polis im Landesinneren zu errichten, wo die Gefahr der Überfremdung, die mit dem Fernhandel und florierender Wirtschaft einherging, geringer war. Noch deutlicher finden wir diese antike Sichtweise bei Lukrez› »Von der Natur«: Wonnevoll ist›s bei wogender See, wenn der Sturm die Gewässer/ Aufwühlt, ruhig vom Lande zu sehen, wie ein anderer sich abmüht/ ... Doch nichts Süßeres gibt›s als die sicheren Tempel zu hüten/ Welche die Lehre der Weisen auf sicheren Höhen errichtet./ Ruhevoll kannst du von dort auf das Treiben der andern herabsehen ... Später und in direkter Entgegensetzung zu Epikurs Rat formuliert Heidegger die Maxime: Das Denken bleibe hart am Wind der Sache. Er knüpft damit an einer langen Tradition an, die sich um die Gleichsetzung von Philosophie und Schiffahrt rankt. Schon AHA 4/05 in der antiken Philosophie ist die Seefahrt eine Daseinsmetapher, ein Bild für das menschliche Leben überhaupt in seinen Gefährdungen und Unvorhersehbarkeiten. Demgegenüber gilt die Philosophie als sicherer Hafen, der Schutz und Ruhe gewährt. Der unberechenbare Sturm, »... jedwede Bildung«, gilt als bedrohliche Herausforderung in physischer und geistiger Hinsicht, da es in unbekannte Gefilde und weg vom Heimischen treibt. Der Hafen der Philosophie sichert vor der Odyssee. Vor den Bedrohungen des Lebens schützt die Philosophie. Das heißt nicht, die Augen schließen, nichts mitbekommen - sondern das Ziel ist Erkenntnis, um durch die Wirrnisse des Lebens den Weg in den heimatlichen Hafen wieder zu finden. Man will die bewegenden Elemente im Leben erkennen und somit - bannen. Der Philosoph schaut den Schiffbruch der anderen, er selbst gewinnt durch seine Distanzierung die Souveränität der theoria, der reinen Schau. Das ideale Leben der philosophischen Schau beobachtet von sicherem Hort aus die gefährliche Reise anderer - und bestätigt sich an Untergängen derer, die in den Stürmen des Lebens den Überblick verloren. Dreht man das ehrwürdig-antike Verhältnis zwischen Hafen, Ufer und Meer um (aus satanischer Leidenschaft), ist das Philosophieren nicht mehr der sichere Hafen, der Weise segelt nicht in der Nähe der sicheren Küste. Mehr noch: die heimische Küste, den Griechen Sinnbild des erstrebenswerten Lebens, ist nicht mehr sicher. Sie ist der »stets bebende(n) Boden einer philosophischen Problematik«, in dessen ‹Erschütterungen› man selbst mithineingerissen werden muß. Das Heil ist dann, wenn überhaupt, im unsicheren Denker-Boot der Fraglichkeit zu erreichen. Die ‚Küste’ ist der Ausgangspunkt der Tradition. Wer hier bleibt, kann auf das Fremde: auf das Meer schauen. Von hier aus bekommt man nie nasse Füße, aber erfährt auch nicht, was Wind und Wellen sind. Der zukunftsoffene Denker gibt die Küste auf und trennt sich vom sicheren Boden, wenn er in See sticht. Es geht ihm um existentielle Fragen: Um Fragen, die der Denkende nicht vor sich hin stellt, um sie von außen zu sezieren, sondern Fragen, die den Fragenden selbst betreffen, die ihn treffen und verändern. KG 39 Kopfzeile Einführung in Weiße Magie von Susanne, Die Weisse Hexe Teil III Liebe Leserinnen und Leser, es freut mich sehr, euch zu einer weiteren magischen Übungsstunde begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, ihr habt schon fleißig an euerer Visualisierung gearbeitet und euch mit den Energien von Göttin und Gott vertraut gemacht. Heute möchte ich euch das Element Feuer vorstellen. Das Element Feuer I n vielen Sagen und Legenden der ganzen Welt kann man nachlesen, dass das Feuer unter großen Gefahren und mit List von den Göttern geraubt wurde. Wie dunkel muss die Welt gewesen sein, bevor die Menschheit das Feuer beherrschte. Von Beginn an wurden dem Feuer magische Fähigkeiten zugesprochen. Feuer hat die Aufgabe zu reinigen, zu verbinden und auch zu zerstören. Die faszinierendste Eigenschaft des Feuers ist jedoch die Transformation. Feuer ist Lebenskraft und es steht für den Willen, die Leidenschaft, die Begeisterungsfähigkeit. Das Feuer wird dem Gott zugeordnet und ist somit eine männliche Energie. Bei der Lichtkraftstauung wird es als heiß und trocken empfunden. Die Herrschaftswesen des Feuers sind die Salamander, wobei ich persönlich auch gerne mit den Drachen oder dem Phönix arbeite. Die zugeordnete Himmelsrichtung ist Süden. Die Farbe des Feuers ist Rot. Im menschlichen Körper entspricht das Feuer dem Fluss des Blutes und dem Schlagen des Herzens. Nimm die 40 Energien des Feuers in dir auf: Schließe deine Augen und stelle dir vor, mitten in einem lodernden Feuer zu sitzen. Spüre die Hitze, fühle wie die Flammen an deinem Körper entlang züngeln. Nimm die Wärme in dir auf. Stelle dir vor, wie die rote, heiße Energie in deinem Körper pulsiert. Nimm immer mehr dieser Kraft auf, bis Du vollkommen davon ausgefüllt bist. Diesen Vorgang nennt man Lichtkraftstauung. Wenn Du einige Zeit geübt hast, solltest Du dazu in der Lage sein, deine Körpertemperatur willentlich ansteigen zu lassen. Was zu beachten ist A m wirkungsvollsten arbeitest Du mit Feuer, wenn die Mondin in einem der drei Feuerzeichen Widder, Löwe oder Schütze steht. Für Feuerzauber besonders geeignet sind die Tage Sonntag und Dienstag. Da sonntags die Heilenergie der Sonne besonders stark wirkt, ist es ein guter Tag, um heilerische Feuermagie zu betreiben. Zum Beispiel die Lebensenergie zu stärken oder Krankheiten zu bekämpfen. Wenn Du gegen besonders aggressive Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs kämpfst, dann wähle dazu besser den Dienstag. Um Feuermagie zu betreiben, eignen sich auch alle Tage, an denen es besonders heiß ist. Zusätzlich zur Mars- oder Sonnenstunde ist die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht, ein guter Zeitpunkt, um Feuermagie zu wirken. Um mit dem Feuer zu arbeiten, hast Du zwei Möglichkeiten: entweder Du arbeitest mit Kerzen, oder Du zündest dir ein richtiges Feuer an. Dazu brauchst Du nicht unbedingt einen großen Garten. Wenn Du einen Grill benutzt, reicht ein Balkon schon aus, um ein wunderbares, magisches Feuer zu entzünden. Wenn Du öfters Feuermagie betreibst, dann empfehle ich dir, einen Grill anzuschaffen, den Du ausschließlich für magische Zwecke benutzen solltest. Wenn Du künstlerisch begabt bist und Freude daran hast, dann kannst Du deinen Grill mit Salamandern und/oder Drachen bemalen, um die Feuerenergie zu symbolisieren. Zum Schluß möchte ich hier noch darauf hinweisen, mit dem Feuer immer sehr vorsichtig zu arbeiten. Es ist von allen Elementen das Gefährlichste und kann innerhalb von Sekunden außer Kontrolle geraten. Arbeite immer mit großer Konzentration und denke daran, dass auch langjährige Erfahrung nicht vor Unachtsamkeit schützt. Im Gegenteil, meine Erfahrung zeigt: Je größer die Gewöhnung, desto mehr wird die Gefahr unterschätzt! Das Element Luft V on allen Elementen ist die Luft das beweglichste und unbeständigste. Sie weht mal hierhin und mal dorthin und läßt sich einfach nicht fassen. Die Luft ist unstet und wendig und wird deshalb mit den Gedanken in Verbindung gebracht. Sie steht außerdem für Kommunikation, denn Worte werden durch die Luft übertragen. Auch Reisen, Autos und sonstige Fortbewegungsmittel stehen AHA 4/05 Einführung in Weiße Magie unter der Herrschaft der Luft. Arbeite ebenfalls mit der Luft, wenn es um Zauber geht, die mit dem Presse- oder Druckereiwesen zu tun haben. Die Luft kann dir außerdem helfen, wenn es sich um Prüfungen, Schreibarbeiten oder intellektuelle Fragen handelt. Sie bringt buchstäblich frischen Wind in deine Gedanken. Die Luft wird dem Gott zugeordnet und ist somit eine männliche Energie. Bei der Lichtkraftstauung wird sie als warm und trocken empfunden. Die Herrschaftswesen der Luft sind die Sylphen. Die zugeordnete Himmelsrichtung ist Osten. Die Farbe der Luft ist Gelb. Im menschlichen Körper entspricht die Luft den Gedanken, dem Geist und natürlich dem Atem des Lebens. Nimm die Energien der Luft in dir auf: Hierzu wartest Du am besten auf einen windigen Tag oder gehst an einen stets windigen Ort. Setze dich entspannt hin, schließe deine Augen und spüre, wie die Luft dich umweht. Öffne dich dieser Energie, so dass sie in dich eindringen kann. Spüre die Leichtigkeit, die sich in deinem Körper breit macht. Nimm immer mehr dieses luftigen Elementes in dir auf, solange, bis du vollkommen ausgefüllt bist. Nach einiger Zeit des Übens wirst Du feststellen, dass die Waage weniger Gewicht anzeigt, wenn Du eine Lichtkraftstauung mit der Luft vorgenommen hast. Was beim arbeiten mit der Luft zu beachten ist A m wirkungsvollsten arbeitest Du mit der Luft, wenn die Mondin in einem der drei Luftzeichen Zwillinge, Waage oder Wassermann steht. Auch der Mittwoch ist für Luftzauber gut geeignet, denn dieser Tag steht unter der Herrschaft des Gottes Merkur, der ebenfalls für Kommunikation, das Überbringen von Nachrichten, den Intellekt und die Fortbewegung zuständig ist. Aber auch ein Tag, an dem eine kräftige Brise weht, ist wunderbar für Luftzauber geeignet. Meine besten Arbeiten mit der Luft habe ich an besonders stürmischen Tagen ausgeführt. Je näher Du an dem Element dran bist, mit dem Du arbeitest, desto besser ist es für deinen Zauber. Wenn Du also die Sylphen um Hilfe bitten möchtest, dann AHA 4/05 suche dir am besten einen hochgelegenen Ort, an dem ein kräftiger Wind weht. Das kann eine erhöht gelegene Ebene sein oder die Steilwand eines Berges. Vielleicht gibt es in deiner Nähe auch einen öffentlich zugänglichen Turm, auf dem Du arbeiten kannst. Mangels anderer Möglichkeiten habe ich den Hochsitz eines Jägers dazu auserkoren, mich dem luftigen Element etwas näher zu bringen, und er hat mir schon viele gute Dienste geleistet. Wie ich vorhin schon erwähnte, bringt die Luft frischen Wind in unsere Gedanken. Dies ist durchaus positiv zu sehen. Der Nachteil ist allerdings, dass es passieren kann, dass dir die Luft deine Gedanken so durcheinander wirbelt, dass Du Schwierigkeiten hast, die Konzentration zu halten. Diese Gefahr wird umso größer, je stärker die Energien der Luft aspektiert sind. Glaubt mir, ihr Lieben, denn ich spreche aus Erfahrung. Ich wollte einen, für mich sehr wichtigen Zauber ausführen, und da es dabei um das Thema Öffentlichkeitsarbeit ging, entschied ich mich für das Element Luft. Ich wartete auf die zunehmende Mondphase, wählte den Mittwoch, der sich im Zeichen der Zwillinge befand und bemerkte erfreut, dass es an diesem Tage ein besonders stürmischer Ostwind wehte. Zur Merkurstunde machte ich mich in Richtung Hochsitz auf, und bat dort die Sylphen um Hilfe und lud auch Merkur ein, den Ritus zu begleiten. Die Energie, die sich freisetzte, hat mich fast umgehauen. Eine unglaubliche Leichtigkeit erfasste meinen Körper und ich hatte den Eindruck, tatsächlich abzuheben. Ich war Teil der Luft, hatte ihre Energien völlig absorbiert. Meine Gedanken flogen, wollten sich kaum halten lassen. Die tollsten Ideen kamen mir in den Sinn. Meine Gedanken wirbelten hin und her und dabei hätte ich fast den eigentlichen Grund des Zaubers vergessen. Deshalb mein guter Rat an Euch: Haltet euere Gedanken zusammen, wenn ihr mit dem Element Luft arbeitet! du lernen, diese Energie zu fühlen und zu beherrschen: Achte darauf, dass Du die nächsten 20 Minuten ungestört bist. Atme tief ein und aus, komme zur Ruhe und zentriere dich. Reibe für ca. eine Minute deine Handflächen fest aneinander. Halte dann deine Handflächen in einem Abstand von ca. 5cm gegeneinander. Fühle das Kribbeln, das zwischen deinen Handflächen entsteht. Dies ist deine eigene Körperenergie. Führe die Handflächen ein bisschen näher zusammen. Kannst du spüren, wie die Energie sich verdichtet? Lasse nun die Handflächen wenig auseinander streben. Fühlst Du, wie die Energiedichte abnimmt? Wenn Du die Energie richtig wahrnehmen kannst, dann versuche doch mal, die gefühlte Energie mit Hilfe deiner Vorstellungskraft zu einer kleinen Energiekugel zu verdichten. Bei täglicher Übung wirst Du es bis zur nächsten Ausgabe schaffen, die Energiekugel von einer Hand in die andere rollen zu lassen. Viel Spass beim Üben wünscht euch Susanne, Die Weisse Hexe SUSANNE, DIE WEISSE HEXE Kartenlegen... und mehr! Spirituelle Beratung. Terminvereinbarung unter: 06824/709800 Die Erreichbarkeit ist wegen privater Kundenbetreuung flexibel. Bitte mehrmals probieren. Besuche auch meine Homepage: www.Susannes-magische-Hexenwelt.de Magische Geistes-Schulung E rste praktische Energie-Übung: Beim magischen Arbeiten verwenden wir nicht nur die natürlichen Energien, die uns umgeben. Es ist wichtig, auch von uns selbst etwas in den Zauber hineinzulegen: unsere eigene Körperenergie. So kannst 41 Kopfzeile 42 4/05 Kopfzeile »...und der Besitzer kann sich eines langen Lebens erfreuen, Ehre der gesamten Familie, Ruhm und Reichtum«. Edelsteine als wichtige Begleiter im Leben von Kai Figdor B etrachten wir die Geschichte des Abendlandes, des alten Ägyptens, des Judentums oder der alten indischen Kulturen, spielte das Tragen oder Besitzen von Edelsteinen immer eine große Rolle. Sie dienten als Schutz vor Unheil, schlechtem Karma und Krankheiten. Sie wurden auch zu Medizin oder Lebenselixieren verarbeitet. 1879 erschien in Kalkutta das »Mani Mala«. Der Autor Sourindro Mohun Tagore fasste in seinem Werk das Wissen über Edelsteine der alten indischen Literatur zusammen. Dort heißt es u.a.: »Fehler, die die Qualität mindern, bringen dem Eigentümer Unglück. Farbtönungen und Farblöcher bringen den Tod von Freundschaften und führen zum Verlust der Familienehre. Risse führen zu Bissen. Ein perfekter Stein hingegen gibt selbst inmitten von Feinden Sicherheit. Glückbringend ist immer ein Stein ohne Fehler. Ein (blauer) Safir von absoluter 4/05 Reinheit findet die Gnade von Gott Narayana (Transzendenz) und der Besitzer kann sich eines langen Lebens erfreuen, Ehre der gesamten Familie, Ruhm und Reichtum«. In der heutigen Zeit werden Edelsteine fast ausschließlich zu Schmuckzwecken verwendet. Ganz langsam entwickelt sich aber wieder ein Bewusstsein über die Kräfte, die in diesen Steinen verborgen sind. Hier noch zwei Zitate aus der vedischen Literatur: Garuda Purana: Chapter 68, Verse 17: »Pure, flawless gems have auspicious powers which can protect one from demons, snakes, poisons, diseases, sinful reactions, and other dangers, while flawed stones have the opposite effect.« Agni Purana: Chapter 246, Verse 7 and 8: »A gem free from all impurities and radiating its characteristic internal 43 Kopfzeile »Die astrologischen Edelsteine nehmen die kosmische Strahlung des jeweiligen Planeten auf und neutralisieren negative Einflüsse.«. luster should be looked upon as an escort of good luck. A gem which is cracked, fissured, devoid of luster, or appearing rough or sandy, should not be used at all.« Warum Edelsteine? Naturgesetz: E inen Gedanken, den wir denken oder eine Handlung, die wir ausführen, breitet sich wellenförmig im ganzen Universum aus; wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Aufgrund der Gesetzmäßigkeiten der Resonanz werden nun diese Schwingungen von den für diese Lebensbereiche zuständigen Planeten aufgenommen und gespeichert. Diese Planeten sind sozusagen die »Hüter« unseres Karmas. Während unseres Daseins auf der Erde durchlaufen wir unterschiedliche ZeitZyklen. Je nach Zyklus »herrschen« bestimmte Planeten vor und teilen uns unser Karma für die jeweiligen Lebensbereiche zu. Wir bekommen dadurch die Möglichkeit altes Karma zu bereinigen und zu lernen. Der vedische Astrologe kann aufgrund des Horoskops sehen, zu welcher Zeit wir die »süßen« und »sauren« Früchte unserer vergangenen Gedanken und Handlungen ernten werden. 1 Bis auf Korallen und Perlen sind die verwendeten Edelsteine Kristalle. Das Kristallgitter unterliegt einer strengen Ordnung. Kristalle sind stofflich einheitliche Körper mit regelmäßigem oder gleichmäßigem Gitterbau. 44 Ein Freund steht Ihnen bei privaten Angelegenheiten zur Seite. Ein Steuerberater hilft bei geschäftlichen Fragen. Ein Arzt steht Ihnen bei einem gesundheitlichem Problem zur Seite. Diese Personen können Ihnen nicht Ihre Lernaufgabe und die Verantwortung im jeweiligen Lebensbereich abnehmen; aber wenn es die Rich- tigen sind, bekommen Sie von ihnen eine förderliche Unterstützung. Die astrologischen Edelsteine funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie nehmen die kosmische Strahlung des jeweiligen Planeten auf und neutralisieren negative Einflüsse. So entsteht durch das Tragen dieser Edelsteine ein Schutz vor schlechtem Karma. Positive Einflüsse können sich nun besser entfalten. Ein Beispiel: A us der Stellung des Mondes im Horoskop kann der vedische Astrologe Aussagen über das Gefühlsleben machen. Sieht der vedische Astrologe eine Problematik in diesem Lebensbereich, kann er das Tragen einer Perle empfehlen, da sie dem Mond zugeordnet wird. Auf der körperlichen Ebene ist vor allem der Hypothalamus für unser Gefühlsleben zuständig. Der Mond und der Hypothalamus stehen in Beziehung zueinander. Das Tragen einer geeigneten Perle strukturiert nun mehr und mehr Ihr Gefühlsleben da negative Einflüsse neutralisiert werden. Es kommt zu einer Verbesserung der hormonellen Tätigkeit des Hypothalamus, mit dem Ergebnis, dass Sie auf psychischer und körperlicher Ebene ausgeglichener werden. Geeignete Edelsteine • Edelsteine, die für astrologische Zwecke geeignet sind, sollten ihre Energie optimal entfalten können. Dazu 4/05 Edelsteine müssen sie eine sehr hohe Reinheit aufweisen. Die handelsübliche Bezeichnung »Augenrein« für die farbigen Edelsteine ist hier nicht ausreichend. Starke Einschlüsse und Risse stellen eine Verletzung der inneren Ordnung1 dar. Die Reinheit ist ein sehr wichtiges Kriterium und schließt schon 80-90% der im Handel erhältlichen Ware aus. • Außerdem sollten die astrologischen Edelsteine keine starken Farbwechsel oder Farblöcher haben. • Die meisten Edelsteine werden nachträglich behandelt um Farbe und Reinheit besser erscheinen zu lassen. Hier gibt es Verfahren, auf welche ich nicht näher eingehen möchte, die sich negativ auf die Wirkung der Edelsteine auswirken. • Unterstützend ist eine symmetrische Schliffform, die ideale Proportionen aufweist. • Bereits von einer anderen Person getragene Edelsteine, können nur verwendet werden, wenn Sie »gereinigt« wurden. • Synthetisch hergestellte Steine sind grundsätzlich nicht geeignet. Navaratna: E s gibt auch die Möglichkeit alle neun astrologischen Edelsteine in einem Ring oder Anhänger zu verwenden. Hierbei ist es wichtig das alle Edelsteine entsprechend Ih- rer Himmelsrichtung positioniert und in den ihn zugeordneten Metallen bzw. Legierungen gefasst werden. Wie finde ich meinen Edelstein? A ls erstes sollten Sie wissen, welchen Edelstein in welcher Größe Sie brauchen. Nach dem Prinzip »Heyam duhkham anaagatam«, vermeide die Gefahr bevor sie da ist (Yoga Sutra 2.16. des Maharishi Patanjali), verschreibt der Jyotishi einen oder mehrere Edelsteine. Wird Ihnen z.B. ein Smaragd empfohlen, heißt das nicht, dass alle Smaragde verwendet werden können. Sie müssen nun unter den Smaragden, Ihren persönlichen Edelstein herausfinden. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten: • Sie können jemanden fragen, der die Fähigkeit besitzt, mit seiner Wahrnehmung den richtigen Edelstein für Sie auszuwählen. • Sie können sich über die Kinesiologie (das Testen über die Muskulatur) testen lassen. • Sie können sich aber auch selbst testen. Beobachten Sie, zu welchem Stein Sie zuerst greifen, wenn Sie mehrere vor sich haben und bei welchem Stein das Herz vor Freude höher springt. Diesen Edelstein können Sie für 5-15 Min. unter die Zunge legen und spüren, wie Sie sich fühlen. Sie können aber auch den Edelstein für ein paar Tage in einem Seidenbeutel um den Hals »Probetragen«. Wie fühlen Sie sich damit? Sie können dabei auch auf Nimitt1 (Vorzeichen während dieser Zeit) − achten. Der Kauf von astrologischen Edelsteinen: • Wenn Sie einen astrologischen Edelstein kaufen, dann nur dort, wo man sich speziell mit diesen Edelsteinen auskennt und wo Sie ein gutes Gefühl haben. • Seien Sie vorsichtig mit Händlern, die nur handeln. Gerade der Einkauf von astrologischen Edelsteinen erfordert nicht nur Kenntnis der Materie, sondern auch eine gute Intuition, ob ein Edelstein gute Wirkungen hervorbringt oder nicht. Die handelsüblichen Kri- 4/05 1 Vorhersagen, die auf Vorzeichen, Gesten und Merkmalen der Umgebung basieren, sind ein Bereich der vedischen Astrologie. Alles in der Natur ist mit allem verbunden und steht immer in Kommunikation zueinander. Man muss die Zeichen nur deuten können. 45 Kopfzeile »Der Einkauf von astrologischen Edelsteinen erfordert eine gute Intuition, ob ein Edelstein gute Wirkungen hervorbringt oder nicht.« terien, wie Reinheit und Farbe, sagen noch nichts über die Wirkungen aus. • Ein seriöser Händler gibt bei höherwertigen Steinen immer ein international anerkanntes Echtheitszertifikat mit. • Aufgrund meiner Erfahrung als Sachverständiger lege ich Ihnen ans Herz, als Laie niemals einen Edelstein im Urlaub zu kaufen, egal wie günstig das Angebot auch sein mag. Was ist noch zu beachten? D as Tragen eines astrologischen Edelsteines erfolgt entweder als Anhänger oder als Ring an einem dafür bestimmten Finger. Dabei gilt es zu beachten, in welchem Metall er gefasst werden soll. Beides wird eben- falls von Ihrem vedischen Astrologen bei der Edelsteinempfehlung angegeben. Die Goldschmiedearbeit sollte von jemanden ausgeführt werden, der sich mit dem Fassen von astrologischen Edelsteinen auskennt, denn hier gibt es auch einige Punkte zu beachten. Weiterhin ist jedem astrologischen Edelstein ein Tag zugeordnet, an dem man anfängt, ihn zu tragen (siehe: Die Edelsteine und Ihre Zuordnungen). Edelsteine in der vedische Architektur: D er Mensch, das Haus und die Kräfte des Kosmos stehen in einer engen Beziehung zueinander. Im Sthapatya Veda, der vedischen Architektur, wird beschrieben, wie der Mensch im Einklang mit den ewigen Gesetzen der Die Edelsteine in der vedischen Astrologie und Ihre Zuordnungen Rubin gelber Safir blauer Safir Perle rote Koralle Smaragd Diamant Hessonit (Granatart) Chrysoberyll (Katzenauge) 46 Sonne Jupiter Saturn Mond Mars Merkur Venus aufsteigender Mondknoten absteigender Mondknoten Surya Guru Shani Chandra Mangala Buddha Shukra Rahu Sy Gu Sa Ch Ma Bu Sk Ra Sonntag Donnerstag Samstag Montag Dienstag Mittwoch Freitag Samstag Norden Westen Südosten Süden Nordosten Osten Südwesten Ketu Ke Dienstag Nordwesten 4/05 Edelsteine Natur bauen und wohnen kann. Auch hier spielen Edelsteine eine wichtige Rolle. Bei der Garbhonyasa-Zeremonie werden die Edelsteine, die den neun Planeten zugeordnet sind, in einem kleinen Silbergefäß mit anderen glückverheißenden Gegenständen angeordnet und in der Mitte des Hauses eingelassen. Diese Silberschatulle, die speziell berechnete Maße und Proportionen besitzt, wird als die Seele des Hauses betrachtet. Daher gilt diese Zeremonie als sehr wichtig. Autor: Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften absolvierte ich 1989 eine Ausbildung zum Diamantsachverständigen bei der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft für Edelsteinkunde (DGemG) in Idar-Oberstein. Den Zugang zum internationalen Edelsteinhandel, in dem ich mehr als 10 Diamant: Reinheit: Lupenrein Farbe: feines Weiß (G) Gewicht: 0,93 Karat Form/Schliff: Smaragdschliff Herkunft: Afrika? Maße:6,15 – 4,76 x 3,47 mm 4/05 Jahre tätig war, bekam ich durch die Familie. Während dieser Zeit war ich Mitglied der Diamant- und Edelsteinbörse in Idar-Oberstein und arbeite auch heute noch mit den Diamantbörsen in Antwerpen und London zusammen. Die farbigen Edelsteine kaufe ich direkt an den internationalen Märkten ein. Zu den astrologischen Edelsteinen kam ich über mein Interesse an den verschiedenen vedischen Disziplinen1, mit denen ich mich seit nunmehr 15 Jahren beschäftige. So verlagerte sich meine Aktivität aus dem Großhandel immer mehr in den Bereich der astrologischen Edelsteine. Hier arbeite ich mit Edelsteinen, die gegenüber der kommerziellen Ware etwas Außergewöhnliches sind. Sie bereiten nicht nur Freude sondern geben den Menschen auch eine Unterstützung in ihrem Leben. Kai Figdor, 35117 Münchhausen Tel.: 06452-9110290 email. figdor@web.de www.jyotish-edelsteine.de 1 Jyotish, Ayurveda, die philosophischen Systeme Indiens sowie geistige und körperliche Yoga-Techniken. Die Edelsteine in der vedischen Astrologie und Ihre Zuordnungen Koralle: Farbe: mittel – dunkel rot Gewicht:3,75 Karat Form/Schliff: eckig Herkunft: Mittelmeer Maße:10,8 x 8,85 x 4,3 mm Hessonit: Farbe: gold - braun Gewicht:5,23 Form/Schliff: oval Herkunft: Madagaskar Maße:12,3 x 10,1 x 5,4 Rubin: Farbe: Gewicht: 1,41 Karat Form/Schliff: oval Herkunft: Thailand Maße: Katzenauge: Farbe: grün-gelb Gewicht: 2,51 Form/Schliff: Cabochon Herkunft: Madagaskar Maße:8,6 x ,6 x 4,7 mm Gelber Safir: Farbe: Honig Gewicht:2,16 Karat Form/Schliff: oval Herkunft: Shri Lanka Maße:8,7 x 6,7 x 3,9 mm Perle: Farbe: silber Gewicht:4,31 Karat Form/Schliff: rund Herkunft: Japan Maße:8,3 x 8,9 mm Blauer Safir: Farbe: mittelblau Gewicht: 2,03 Form/Schliff: oval Herkunft: Vietnam Maße:9,12 x 6,9 x 4 mm Smaragd: Farbe: Gewicht: 2,86 Form/Schliff: Smaragdschliff Herkunft: Kolumbien Maße:8,5 x 8,4 mm 47 Kopfzeile Vorübergehend unvollendet: Golem Das Geheimnis menschlichen Schaffens Teil I Die Knetmasse von Dominik Irtenkauf 48 AHA 4/05 Golem - Das Geheimnis menschlichen Schaffens D ie Sage sei kurz nachgezeichnet, um einen gemeinsamen Ausgangspunkt einzunehmen. Der Rabbi Löw ben Bezaleel (1513-1609) soll sich angeblich einen Golem, einen Diener aus Lehm ohne eigenen Verstand, geschaffen haben. Zur Belebung wird ihm ein Schriftstück auf die Stirn geheftet oder in den Mund gelegt, das die Worte “Gott ist Wahrheit” trägt. Wie es die Sage will, entwindet sich der Golem der Kontrolle seines Herrn und er muß schließlich wieder zu Lehm werden. Die Belebung unbelebten Stoffs zu einem dienerischen Wesen rechtfertigt sich in der Beherrschung der göttlichen Worte, die alles Leben schaffen. In dieser Rubrik soll das Augenmerk aber von einem außer uns liegenden Knecht weg und auf unsere eigene Gestaltbarkeit gerichtet werden. Aus den Stoffen, die täglich auftauchen, kann der magisch arbeitende Mensch künstliche Formen bilden, die allmählich die Gestalt eines Homonculus, eines kleinen Menschen neben uns, eines unserer alter egos annehmen. Wie ein Doppelgänger geht er neben uns her – wir können ihm für uns zunächst unlösbare Aufgaben auftragen. Löst er sie zufriedenstellend, können wir seinem Beispiel folgen. Diese Reihe wird einem Sauerteig gleich zu einer beträchtlichen Größe anschwellen. Es geht trotz der Suche nach den vegetativen Quellen des künstlichen Menschen um eine Perspektivierung des kulturschaffenden Triebes, des künstlerischen Menschen also. Vom künstlichen zum künstlerischen Menschen führt der Weg über die Praxis. In der Kunst wird der künstliche Mensch seiner Grenzen und Bedingtheiten bewußt; durch die Reflexion über und durch sich selbst gelangt er zum künstlerischen Menschen. Da wir vom Alltag ausgehen wollen, stützen wir uns auf Knetmasse, aus der wir leicht Figuren unserer Phantasie kreieren können. Heute, in diesem Jahr, das so scheint wie jedes vor oder nach ihm, gilt die Kunst nicht mehr viel. Taucht sie nicht im Medienzirkus auf, verwirkt sie jedes Recht auf Artistentum. Sie darbt ein kümmerliches Dasein am Rande der Gesellschaft, denn eines steht fest: Sie bringt keine Goldmünzen ein. Und die Vergoldung des menschlichen Charakters interessiert nicht länger. Die Taxonomie des Ökonoms herrscht unbarmherzig. Der Golem aus Knetmasse soll wie einst in der Sage uns Dienste erfüllen. Er soll AHA 4/05 unter die (trägen) Menschen gehen, ihnen Begeisterung und Kraft einhauchen, ihnen zuweilen auch den Schrecken auf die Brust setzen, auf daß sie mit ihrem Jammern und Leid augenblicklich aufhören. Seinem Beispiel folgen: tätig werden und aus dem Lehm etwas neues kneten. Lehm kann alles sein: das Leben, die Beziehungen, der Beruf, die Metaphysik, die Sandburgen oder auch die Motorflieger. Wir werden in loser Reihenfolge diesen Tätigkeiten nachgehen und ihre (oft geheime) Verbundenheit mit dem Golem der Sage nachweisen. Es entsteht durch einzelne Zutaten über das Jahr hinweg ein ganz besonderer Lehmkuchen, der nur in Stücken genießbar ist. In den Einzelheiten werden wir kleine Freuden entdecken, die uns ob ihrer Winzigkeit zuvor als banal gegolten haben. Nur Stück für Stück läßt sich die Bitterkeit des Sauerteigkuchens vertragen. Schlingen wir das ganze Stück innerhalb kürzester Zeit in uns hinein, wird sich unser Magen bald mit Schmerzen beklagen. Die Vernunft lehrt uns, besonnen zu Werke zu gehen. Indem wir unseren Golem vorstellen, modellieren wir an einer zweiten Schöpfung, die sich täglich erneuert. Entgegen der geläufigen Wahrnehmung, unser Leben wiederhole sich Tag für Tag, ja, wir wachten stets als der alte Mensch auf, der am Vorabend zu Bett gegangen ist, setzen wir eine ständige Neuerfindung der eigenen Existenz, eine reflektierte Lebenskunst. Diese Beschäftigung mit dem Golem-Mythos und die Aneignung seiner Kernthesen und –emotionen stellt eine Form von GolemMagie dar. Unser Golem besitzt in seinen Muskeln eine Vitalität, die ihn über gesetzte Grenzen drängt. Aus diesem Grund kann er nicht auf dem Stuhl der Magie sitzen bleiben, er läßt seinen okkulten Anfang hinter sich und bewegt sich mit unaufhaltsamen Schritt auf angrenzende Felder zu. Er gerät außer Kontrolle, verläßt seinen früheren Meister. Er wütet, verausgabt sich. Schließlich werden die Fesseln der Zivilisation um ihn gewunden. Er lernt dazu, und konzentriert sich erneut auf das, wozu er geschaffen wurde: auf die Hausarbeit. Wir beziehen uns im Verlauf der Reihe immer wieder auf die Sage als Kontrafaktur, d.h. sie bietet uns eine Unterlage. Wir schreiben auf ihr weiter. Auf dieser Unterlage können wir den Golem in unserer Gegenwart wahrnehmen. 49 Music‘s always Kopfzeile magic... [by Joe Asmodo] _StonerRock ^The Great Escape °Nothing Happens Without A Dream [Nasoni Rec.] D ie Aschaffenburger Truppe schwelgt mit ihrem neuen Album in einem selbstbewussten Gigantismus, den man ihr erst mal nachmachen muss. Das Konzeptalbum ist mit einigen mehr als langen Songs ein Tusch gegen die Langeweile, eine mächtige Maschinereie der Kurzweil. Mal wird in Black-Sabbath-Manier nah an der Infrasschallgrenze gerockt, bis sich die Balken biegen, mal geht es psychedelisch zur Sache, dass man abzuheben glaubt, und mal, wie etwa im Titelsong wird es fast schon bedrückend und unheilvoll sanft. Das Trio holt ohne Zweifel das Beste aus sich und seinen Instrumenten heraus und muss sich hinter Kollegen wie etwa Mother Tongue wahrlich nicht verstecken. _Prog ^Thomas Bodin °I Am [InsideOut/SPV] T homas Bodin ist nicht nur Keyboarder der schwedischen Progrock-Institution The Flower Kings, sondern auch Komponist und Instrumentalist. Mit »I Am« veröffentlicht er seine dritte SoloScheibe. Spielte er vorher ausschließlich Instrumentals ein, so überrascht er nun mit einem fulminanten Konzeptalbum. Mit seinem langjährigen Band-Gefährten Jonas Reingold (Bass), dem neuen FlowerKings-Drummer Marcus Liliequist, Jocke JJ Marsh (Glen-Hughes-Gitarrist) und drei Vokalisten entstand die wohl komplexeste Rock-Oper, die bisher das Licht der Welt erblickte, aus drei Teilen bestehend, alle um die zwanzig Minuten lang und mehrere 50 Songs enthaltend. Da blitzen Trio-Passagen auf, die Emerson, Lake & Palmer zur Ehre gereichten. Da wetteifern Keyboards und Bass unisono um die behendesten Finger. Da gibt es Soli, die in puncto Virtuosität und dramaturgisch kaum zu überbieten sind. Und schwergewichtiger Bluesrock à la Cream wird ebenso zelebriert wie zäh wühlender Jazzrock à la King Crimson. Ein Dichter eingeflüsterten Texten über eine feste Melodiebasis improvisiert wird, und die aufgrund der Melismen stark an den Flamenco erinnert. Traditionelle Rhythmen der iberischen Halbinsel und der Einsatz von archaischer wie populärer Perkussion sind die Grundlage der Musik. Für die ausgefeiltere Rhythmik aus der indischen Musik ist das neue Mitglied der Gruppe Osvaldo Jorge zuständig, der sich packende musikalische Dialoge mit dem iranischen Musiker Masur und Diego López liefert. Auch diesmal hat der Multiinstrumentalist Efrén López wieder zahlreiche neue Instrumente in das Klanguniversum von L’Ham de Foc aufgenommen. So ist die türkische Saz in das Repertoire eingeflossen und hat die Musik maßgeblich beeinflusst. Ein musikalischer Hochgenuss! _Pure Psychedelic ^Polytoxicomane Philharmonie °Psycho Erectus [Nasoni Rec.] Album, das den Fans alles abverlangt und mit dem sich der Meister selbst übertroffen hat. _Weltmusik/Mittelalter ^L’Ham de Foc °Cor de Porc [Galileo] L ’Ham de Foc aus Valencia bietet die beste Mischung aus Weltmusik, Folk und Mittelalter, die es derzeit zu kaufen gibt. Drei Jahre nach »Cançó de Dona i Home«, das vier Monate lang unter den Top 10 Worldmusic Charts Europe vertreten war, erscheint nun ihr dritter Longplayer »Cor de Porc«. Erstmals verarbeiten L’Ham de Foc die valencianische Tradition des Cant d›estil, bei der mit von einem D er Bandname spricht ja schon Bände und lässt uns erahnen, wohin bei dieser Gruppe aus Frankfurt am Main die Reise geht. Dass ihre herrlich verträumte und verrückte Psychedelic aber auch mit künstlerischen Ambitionen und handwerklicher Meisterschaft daherkommt, ist dann aber doch eine mehr als positive Überraschung. Ebenso wie die Tatsache, dass dieser hervorragende Sound eine Eigenproduktion sein soll. Hut ab! Was diese Formation auf über 70 Minuten Spiellänge alles an Ideen, Klängen, Effekten und Stimmungen hervorbringt, glänzt schlicht an Zauberei: Erstklassige Psychedelic, die den Geist von Canterbury ebenso in sich trägt wie gegenwärtige Entwicklungen auf dem Elektroniksektor. Superklasse! AHA 4/05 Musics always magic... bisher noch nicht von Mary Lorson gehört hat. Ein sehr schönes und stilles Album. _JazzProg-Legende ^Van Der Graaf Generator °Present [Virgin/EMI] E _Progrock ^Without Ending °Without Ending [Progrock Rec.] D iese australische Band liefert mit ihrem selbst betitelten Debütalbum eine ganz eigenwillige Interpretation zeitgenössischen Progrocks. Düstere Texte bilden die Grundlage für eine Musik voller melancholischer Melodien, düsterer Metalelemente und anspruchsvoller Rhythmusarbeit, die auf hohem musikalischem und songwriterischem Level irgendwo zwischen Dream Theater und Marillion angesiedelt ist. Dabei erreichen die neun Songs zum Teil eine Dichte und Intensität, die man in diesem Genre nur selten hört. Eine wirklich viel versprechende Band, die man im auge behalten sollte. _Songwriting ^Mary Lorson & Saint Low °Realistic [Cooking Vinyl/Indigo] M it ihrer neuen CD verarbeitet die Songwriterin und Sängerin den Brustkrebs, der bei ihr 2003 diagnostiziert, behandelt aber nicht ganz verdrängt werden konnte. Entsprechend ambivalent kommen die Songs rüber: einerseits sehr melancholisch und zerbrechlich, andererseits voller dezenter Hoffnung. Auf jeden Fall wirken alle zwölf Lieder sehr warm und offenherzig, auch wenn sie bisweilen eine geheimnisvolle oder zerbrechliche Note aufweisen. Neben countrybeladenem Songwriting gibt es aber auch „neutralere“ Stile und Stimmen und an mancher Stelle fast schon epische Momente zu bestaunen, wie man sie AHA 4/05 s gibt keine Band, auf deren Reunion ich mit mehr Spannung gewartet habe. Umso größer ist die Enttäuschung. Klar, das ist immer noch das markante und kantige Saxophonspiel von David Jackson, die unverwechselbare Stimme von Peter Hammill und das beeindruckend erdrückende Orgelspiel von Guy Evans. Aber wo ist das Songwriting geblieben? Gab es auf früheren VdGG-Alben klare Songstrukturen, so muten die sechs neuen Stücke eher wie Improvisationen und Klangexperimente an (die ich nicht mal für besonders inspiriert halte). Da macht dann die Bonus-CD mit „Improvisationen“ doch einen eher schlechten Beigeschmack. Als wolle man demonstrieren, dass die sechs Stücke eben doch nicht ganz ohne Strukturen seien. Da bleibt nur der Trost, dass alle früheren Veröffentlichungen demnächst remastert neu aufgelegt werden. Man darf gespannt sein. _ArtRock ^Little Atlas °Wanderlust [ProgRock Rec.] D as neue Album der Artrocker aus Miami ist ein echter Hammer und musikalisch das bisher Beste, was das Quartett je abgeliefert hat. Sieben Stücke, die alles haben, was man von zeitgemäßen Proggern wie Porcupine Tree oder Spock’s Beard erwartet, und die alles verinnerlicht haben, was es von Genesis, Rush oder Yes zu lernen gab. Bei Little Atlas kommen außerdem noch folkige und ethnische Elemente dezent und clever zum Tragen, so dass man in diesem Fall von einer wirklich individuellen und originellen band sprechen kann, die vor Kreativität nur so strotzt. _Guitar-Legend ^Steve Howe °Spectrum [InsideOut/SPV] S teve Howe ist aus der Rockmusik nicht mehr wegzudenken. Sein ausdrucksstarkes Spiel ist Vorbild für viele Musikerkollegen. Neben seinen Veröffentlichungen mit Yes, Asia und GTR spickt eine stattliche Reihe von Soloalben seine Karriere, in denen er neben dem Progrock vor allem seine Vorlieben für Jazz, Blues und Country pflegt. Gab er sich mit dem ätherischen „Skyline“ (2002) richtig relaxt und zeigte er sich mit „Elements“ (2003) eher traditionell orientiert, so überzeugt der Gitarrist auf „Spectrum“ mit seiner gesamten musikalischen Palette und überrascht gar mit Anleihen aus anderen Kulturen. Vielen seiner Stücke haftet zudem eine sommerliche Unbeschwertheit an, die man von ihm in dieser Form bis dato noch nicht kannte. Ansonsten lässt Steve in bekannter Manier Klassische Gitarre auf Rock treffen („Labyrinth«), zaubert sehnsuchtsvolle Melodien aus den Saiten („Without Doubt“) und zelebriert kleine, aber feine, von Blues- und Country inspirierte Stücke, die trotz ihrer Verbundenheit zur Tradition unverwechselbar Steve Howe sind und mit denen der Saitenmagier einmal mehr seinen Ideenreichtum und seine Klasse beweist. _Ethno/Neofolk ^Moon Far Away °Belovodie [Prikosnovenie] I n seiner russischen Heimat ist dieses Duo schon recht bekannt und beliebt wegen seines wunderbar spirituellen Neofolks. Man lässt sich von nahezu authentischer Folklore aus dem Norden Russlands inspirieren, um mit vorwiegend traditionellen Instrumenten religiöse und sibirische Stimmungen zu kreieren. Die ätherische Stimme von Anastasia erinnert an die feingliedrigen Interpretationen bei Fleur, die beim gleichen Label sind. Eine betörende Kombination klassischer traditioneller Europäischer Kultur und moderner Avantgarde. _ProgRock ^Man On Fire °Habitat [ProgRock Rec.] D ie amerikanischen Prog- und Artrocker haben Verstärkung bekommen: Gitarrenlegende Adrian Belew (King Crimson) sorgt mit seinem eigenwilligen Saitenspiel für ganz neue Momente und Texturen in der songorientierten Musik des Sextetts und liefert außerdem so manches beeindruckende Solo ab. Ansonsten dominieren mehrstimmige Melodien und zugängliche Strukturen, deren Würze in den Details, sprich in der Zusammenarbeit zwischen den Instrumenten oder in kleinen Arrangement-Kunststücken liegt. Ein Album, das mit dem ersten Hören gefangen nimmt, aber sein Pulver damit noch längst nicht verschossen hat. _Prog & Artrock ^X Dimension / Hamadryad °So This Is Earth / Safe In Conformity [Unicorn digital] D as kanadische Progrock-Label Unicorn digital steht erneut mit zwei klasse Releases auf der Matte. Die Formation Dimension X gibt es unter diesem Namen schon seit 2001. Das Album „So ... This Is Earth“ besticht durch hervorragendes Songwriting, eine ausgewogene Mischung aus metallischer Härte und epischer Breite, vor allem aber durch erstklassige Pianopassagen, die immer wieder durch den komplexen Klangteppich dringen. Viele Stimmungs-, Tempo- und Taktwechsel lassen das Album zunächst etwas 51 Musics always magic... sperrig wirken, doch das gibt sich nach dem zweiten Hören, bei dem sich wachsende Begeisterung breit macht. Etwas gewöhnungsbedürftiger, aber sehr originell und von Song zu Song besser werdend präsentieren sich Hamadryad mit ihrem zweiten Longplayer. Die vier Kanadier orientieren sich, was die Klänge und Stimmungen angeht, unüberhörbar an Genesis‘ erste Alben (wobei der Gesang dem von Peter Gabriel verblüffend nahe kommt). Sie bleiben eine Spur weniger melodisch und märchenhaft als ihre Vorgänger, bleiben dafür aber umso mysteriöser. _Fusion/Avantgarde ^Van Der Graaf Generator °3 Re-Releases [Virgin] V an Der Graaf Generator waren die Speerspitze des Siebziger Avantgarde-Progrock. Peter Hammills skurril-düstere Songtexte und sein spröder (Sprech-) Gesang, Hugh Bantons bedrohliche Orgelklänge und David Jacksons wütend intonierte Saxophon-Kaskaden waren jahrelang Markenzeichen dieser Ausnahmeformation. Virgin veröffentlicht nun rechtzeitig zur Reunion der Band den Backkatalog. Der erste Schwung bringt uns die frühen Alben „The Least We Can Do is Wave To Each Other«, „H To He Who Am The Only One“ (beide 1970) sowie „Pawn Hearts“ (1971) mit liebevoll gestalteten und mit biografischen- wie Song-Texten versehenen Booklets, vor allem aber mit einer deutlich verbesserten Tonqualität näher, die die Klasse dieser Band noch einmal eindrucksvoll belegt. Waren die ersten beiden noch sehr von Klangexperimenten bestimmt (z. B. „Pioneers Over C“ oder After The Flood“), so beginnt sich auf „Pawn Hearts“ das songwriterische Potenzial des Quintetts durchzusetzen. Alle drei CDs enthalten bisher unveröffentlichtes Bonusmaterial, für das sich die Anschaffung der CDs fast schon von sich aus lohnt. Fazit: Ein unbedingtes Muss. _Noisy Psychedelic ^Oneida °The Wedding [Sanctuary/RTD] D ie 1997 in New York gegründete Formation hatte bereits 2001 die Idee für „The Wedding“. Nun ist es endlich da, das Album, das die Zusammenarbeit des psychedelischen Trios mit verschiedenen Gästen dokumentiert. So sind unter anderem Phil Manley von Trans Am, Adam Davison von Company und Brian Coughlin (Kopf des Fireworks Ensembles) mit von der Partie. Die Stücke sind allesamt kürzer, als man es von Oneida gewohnt ist, doch verlieren sie dadurch nichts von ihrer Eigenwilligkeit und Sogwirkung. So winden sich zwischen den Soundattacken immer wieder einzigartige Streicherarrangements hindurch, treffen minimalistische Klangmotive auf Garage-Gitarren und wummernde Drums und wabern verfremdete Orgelcluster über dilierenden Sprechgesängen. Geräuschvolle Psychedelic trifft Trans-Am-Minimalismen und neoklassische Orchesterschnipsel, nicht ganz einfach zu verdauen, aber von Bissen zu Bissen leckerer. _Avant Progressive Rock ^Miriodor °Parade + live [Cuneiform] A us französisch Kanada kommen immer wieder fantastische Avantrockbands. Die in Montreal ansässigen Miriodor sind ja schon lange eine feste Größe. Ihre gewitzte, komplexe und erstklassig performte Musik hat sie in einschlägigen Kreisen schnell zu Kultfiguren gemacht, die man in einem Atemzug mit Art Zoyd, Univers Zero oder Fred Frith nennt. Mit ihrem sechsten Album übertrifft sich die Band mit ihren Dauergästen Madame Belanger (Violine) und Leclerc (Drums, Electronics) wieder einmal selbst. Außerdem sind diesmal noch Lise Millet (Fagott) und der mit dem Grammy-Award ausgezeichnete schwedische Composer und Tastenplayer Lars Hollmer mit dabei. Und wenn Miriodor jemals mit ihren kontrapunktischen Kompositionen an Gentle Giant herangekommen sind, dann mit dieser CD – Atem beraubend schrill und schön. (Als Zugabe gibt es auf dem zweiten Silberling einen Mitschnitt ihres Konzerts im Rahmen des „NEARfest 2002“, mit dem das Quartett samt Gästen auch seine Live-Qualitäten beweist. _Dark Elektropop ^Melotron °Cliché [SPV] D treu. Mit „Alles gesagt“ gelingt Melotron die perfekte Fusion zwischen Elektropop und Düsterwave, „Einfach so“ glänzt mit verträumten Sphärenklängen, und von dem avantgardistischen Industrial-Soundtrack „Sandström“, hätte ich gerne noch mehr gehabt. Doch dann wären Melotron bald keine Elektropopper mehr ... _Eclectic Prog ^Frogg Cafe °Fortunate Observer Of Time °Same & Creatures [ProgRock Rec.] M it seinem dritten Studioalbum ist der Fünfer aus New York noch einmal deutlich über sich hinaus gewachsen. Seine anspruchsvolle Mixtur aus klassischem Kontrapunkt, JambandVirtuosität und Progrock-Komplexität ist zugänglicher und melodischer geworden, zugleich aber auch musikalisch gereift. Keiner anderen Band gelingt es auf so überzeugende Weise, die Lager von Avantgarde- und Symphonic-Fans zu versöhnen. Man überzeuge sich davon mit dem Stück „Eternal Optimist“ oder dem Titeltrack. Am packensten ist aber das 14-minütige „Abyss Of Dissension“ mit dem ehemaligen Zappa-Percussionisten Ed Mann an Marimba und Vibraphon, das fast schon eine kleine Symphonie ist. Erstklassig! Die ersten beiden Alben sind zum Glück noch bzw. wieder zu haben: das selbst betitelte Debüt, das inzwischen remastert wurde, und „Creatures“ aus dem Jahre 2003. Das Debüt lässt mit zahlreichen kompliziert phrasierten und jazzig inspirierten Passagen erahnen, dass diese Band einst als Zappa-Coverkapelle begann. Die Violine ist noch das alles dominierende Instrument, manchmal klingen Canterbu- as soll das nette neubrandenburger Elektropop-Trio sein? Nicht etwa die Residents mit endlich mal neuen Ideen? So denke ich beim Intro des Openers „Marlene“, der freilich schon bald in den typischen, schwelgenden, satten und lupenreinen Sound der Band übergeht. Dennoch waren die drei noch nie so kompromisslos und experimentierfreudig wie auf diesem Werk. Da werden clevere Anleihen bei Klassik und da wird vor Dance nicht Halt gemacht und einige Zitate aus anderen Genres blitzen auf, doch immer bleibt die Band sich dabei 52 AHA 4/05 Musics always magic... mitglied John Wetton ersetzt. Ansonsten blieb aber alles, wie es war: glänzender, bombastischer, perfekt arrangierter Melodicrock mit virtuosen Elementen und satten Keyboards. „Anthology“ erschien 1997 mit einem neuen Track, diversen neu eingespielten Asia-Hits und Songs von den Alben „Aqua“, „Arena“ und „Aria“, die einmal mehr das Können von Steve Howe, Carl Palmer und Co. unter Beweis stellten. ry-Stimmungen an und viele Gesangsparts lassen an King Crimson denken. „Creatures“ ist klanglich wesentlich vielfältiger, enthält öfter auch sphärische, bisweilen sogar düstere Momente und wirkt insgesamt songorientierter, ohne auch nur in einem einzigen Takt nicht tief vom Geist des Progrocks durchwirkt zu sein. Genial: das 21-minütige „Waterfall Carnival“, das ebenso ereignis- und geheimnisvoll ist wie die Epen der frühen Genesis. _Modern Spacerock-Electronic ^Radio Massacre International °Emissaries [Cuneiform] S pace-Music gibt es seit 30 Jahren, Namen wie Tangerine Dream, Hawkwind oder Pink Floyd sind wohlbekannt. Mitte der Neunziger begann eine neue Generation mit der Aufarbeitung des Überlieferten und seiner Transformation ins neue Jahrtausend. Dazu gehört auch RMI. Mit seiner Mischung aus analogem und digitalem Equipment und unter Hinzunahme von Percussion, Gitarren und allerlei Noises kreiert man episch angelegte, hypnotische Soundscapes, die an eine Mischung aus Philip Glass und Klaus Schulze erinnern, also neben traumwandlerischen Elementen durchaus auch klug inszenierte Rhythmen und „Vexierbilder“ zur Verwirrung der Ratio einsetzen. Das Album enthält als 60-minütige Studioproduktion die Vertonung eines Comics von Matt Howarth sowie auf einer zweiten CD die Live-Improvisation für die Radioshow „Star‘s End“. Bitte nicht zuviel dabei rauchen. Die Klänge gehen auch so schon tief genug. _Bombastrock-Legende ^Asia °Aqua &Anthology [InsideOut/SPV] I nsideOut legt in einer Special Edition fünf Alben der weltberühmten Melodicrocker digital remastert und mit Bonusmaterial versehen neu wieder auf. Die Reissues erscheinen alle in Schubern mit Prägedruck und aufwändig gestalteten Booklets, die exklusive Fotos und neue Linernotes enthalten. „Aqua“ erschien ursprünglich 1992 und damit zehn Jahre nach Asias Multimillionen-Debüt. Sänger und Bassist John Payne hatte Gründungs- AHA 4/05 _Artrock ^Esmerine °Aurora [Madrona Records] E in Cello weint seinen bitteren Weltschmerz hinaus in die Wirklichkeit, getröstet von Piano und Violinen. So beginnt in kammermusikalischer Manier das zweite Album dieses spannenden Projekts, das aus Mitgliedern von Godspeed You Black Emperor und Thee Silver besteht. Zusammen bedient man fast ein ganzes Orchester, zelebriert mit klassischen und modernen Instrumenten sowie viel Percussion eine aufregende Mischung aus Artrock, Symphonicrock und Klassik. Mal erinnert das ans Penguin Cafe Orchestra, dann wieder eher an Zappa, Gentle Giant oder auch King Crimson, oder auch an Steve Reich. Im großen und ganzen herrscht jedoch ein ganz individueller Ton vor, der irgendwie fremdartig, entrückt, verzaubernd wirkt. Epische Instrumentalmusik, opulent und verführerisch, filigran und zärtelnd, poetisch und melancholisch, schön. _Krautrock-Experiment ^Eroc °2 Alben [Universal] D er Keyboarder von Grobschnitt arbeitete immer nebenher als Soundbastler, wobei er sich wesentlich mehr Raum zum Experimentieren ließ, als das bei der Band möglich war. Dennoch war auch er einer derjenigen Grobschnitter, der den Spaßfaktor kräftig voran trieb. Beides findet sich auf seinen ersten zwei Soloalben wieder, die hervorragend remastert und mit insgesamt dreizehn Bonustracks versehen wurden. Liebevoll gestaltete Booklets geben viele Detailinformationen vom Künstler selbst zur Entstehung der Stücke. Musikalisch ist hier praktisch alles zu haben, was auch Grobschnitt auszeichnete, nur eben eine Nummer experimenteller, aber auch eine Romantik und Nostalgie, die es bei Grobschnitt eben nicht (oder erst später, etwa mit „Rockpommel‘s Land“) gab, etwa in „Kleine Eva“ auf „Eroc“ oder „Der Traum vom Wald“ auf „Eroc 2“, in dem er sich nicht nur kritisch mit dem Fortschritt auseinandersetzt, sondern gleichsam in Nebensätzen auch mit dem Kommerz im Popbusiness abrechnet. Zwei Scheiben mit viel Unterhaltungswert, die so wohl nur in den Siebzigern entstehen konnten. _Songwriterpop ^Eels °Blinking Lights And Other Revelations [Universal] V on Eels darf man immer Neues erwarten. Der Singer, Songwriter und Multitausendsassa Mark Oliver Everett aus L.A. ist so etwas wie ein SuperChamäleon der Alternative Pops. Diesmal überrascht er mit einem Doppelalbum von über neunzig Minuten, deren 33 Stücke über die Jahre entstanden und allesamt die Bedingungen des Lebens „in all seiner schönen, entsetzlichen Pracht“ reflektieren. Nach seinem 98er „Electro-Shock Blues“ dürfte dies sein persönlichstes Album sein. Meist sind die Songs ruhig und melancholisch, können aber auch schon mal etwas mehr aus sich heraus gehen. Insgesamt versprühen sie aber alle eine seltene Zufriedenheit und Abgeklärtheit, von der man sich gerne mitnehmen lässt. Klasse Arrangements, der Einsatz von Bläsern und Streichern und die Mitwirkung von Kollegen wie Tom Waits, John Sebastioan und Peter Buck sorgen für reichlich Kurzweil und Abwechslung. Das leiseste und bisher beste Album von Eels, eine echte Songwriter-Perle mit nostalgischem Touch. _Dreampop ^The American Analog Set °Set Free [morr music/Indigo] W as für eine Entdeckung! Dieses transatlantische Bündnis gibt es bereits seit zehn Jahren und diversen Veröffentlichungen und dennoch hat kaum jemand von ihm gehört. Das muss sich ändern! Was hier ganz schwerelos und fragil, aber nichtsdestotrotz detailreich und vielschichtig aus den Boxen kommt, ist der verträumte, dezente, verspielte Songwriter-Pop, den ich mir schon immer gewünscht habe. Zwölf perfekte Songs, minimalistisch und dennoch ausdrucksstark, perfekt komponiert und inszeniert und alles aus einem Guss. Klasse, wie sich in „Born On The Cusp“ sanfte Vocals mit beschwingtem Rhythmus verbinden, klasse die melancholischen Keyboard-Tupfer in „Immaculate Fools“, klasse die unterdrückte Wut in „Play Hurt“. Was sage ich? Das ganze Album ist einfach – klasse! 53 Neues vom Buchmarkt Neues vom Buchmarkt R von Berthold Röth 54 echtschreibreform und kein Ende. Derzeit werden erneut die neuen Regeln vereinheitlicht, wobei der tatsächliche Schreibgebrauch berücksichtigt wird. Viel Zeit bis zum 1.August, wenn das Regelwerk in Kraft treten wird, bleibt nicht mehr. Ob es gelingt, den erbitterten Kampf um die Regeln zur Getrenntund Zusammenschreibung zu beenden, ist noch dahingestellt. Klar ist schon jetzt, dass aus den bisherigen Modifikationen wieder Änderungen bei den Titeln der Schulbuchverlage erforderlich sein werden. Schulbuchverleger Michael Klett dazu: »Mich ärgert auch der Eingriff in die Sprache mit politischer Macht. Als Unternehmer bin ich geschädigt durch die dauernden Änderungen, die wirtschaftlich unnötig sind«. Der Börsenverein beschäftigt sich mit dem EUBeitritt der Türkei. Nur 4 % der Türken lesen gelegentlich ein Buch. Lesen wird vom türkischen Staat nicht gefördert. Erschwerend kommt auch hinzu, dass ein funktionierender Buchhandel samt Vertrieb nur in Großstädten wie Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa und Antalya vorhanden ist. Die Verlage stehen wirtschaftlich schlecht da: der türkische Staat ist Groß-Verleger und produziert über Ministerien und Institute sehr viele Bücher – er ist damit der größte Konkurrent der privaten Verlage. Der türkische Verlegerverband hat gerade mal 230 Mitglieder und ist schlecht organisiert. Interessant auch, dass trotz der engen Verbindungen zwischen Deutschland und der Türkei – viele Türken haben in Deutschland gearbeitet – keine deutschen Schriftsteller in der Türkei bekannt sind. Das gilt umgekehrt genauso für türkische Autoren in Deutschland. Der schweizerische Unions-Verlag will das ändern, er startet im Herbst mit einer zwanzigbändigen »Türkischen Bibliothek«. www.unionsverlag.com/info/tbdefault.asp Paulo Coelhos im April erschienene Novelle »Der Zahir« (auf deutsch bei Diogenes) ist im Iran verboten worden. »SZ-Cinemathek« gestartet. 20 000 Kunden der »SZ« hatten in den ersten vier Wochen bereits die ganze Edition beim Süddeutschen Verlag komplett abonniert. 60 000 Stück der jeweiligen Filme wurden an den Handel geliefert. Der empfohlene Preis von 9,90 Euro wurde schnell unterschritten. Diese Zusatzgeschäfte – bis 2007 sind 25 Projekte geplant – haben dem Medienkonzern 2004 einen Umsatz von 26 Millionen Euro erbracht. Allein die »SZ-Bibliothek« wurde 80 000mal abonniert und insgesamt sind mehr als zehn Millionen Bücher abgesetzt worden. Die Zahl der verkauften CDEditionen zur klassischen Musik werden auf 75 000 beziffert und die Zahl der verkauften DVDs ist nach wenigen Wochen bereits auf über 600 000 verkaufte Exemplare gestiegen. Comic-Sommer. »Bild« und »Weltbild« starten eine zwölfbändige Reihe mit Klassikern des Gen- res. Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« wird eine Reihe »Meilensteine der Comic-Literatur« herausgeben. Und bei der »Berliner Zeitung« ist auch eine neunteilige Comic-Edition geplant. Das Magazin »Focus«, das sich auf den Frankfurter und Leipziger Buchmessen für Hörbücher in den letzten Jahren sehr stark eingesetzt hat wird im Oktober ins Download-Geschäft einsteigen. Bislang gibt es zwei weitere Audiobook-Portale: www.audible.de und www.soforthoeren.de Nach dem geglückten Start mit der »Brigitte«Hörbuch-Edition steigt die Frauenzeitschrift mit der Brigitte-Edition nun auch ins Buchgeschäft ein. Ende August erscheint eine zunächst auf 26 Titel beschränkte vierzehntägige Reihe. Die Titel wurden von Elke Heidenreich ausgewählt. Bewusst wird man sich aber von den NiedrigpreisBibliotheken abheben: Die Bücher, die mit Halbleinen-Einband und Lesebändchen ausgestattet sind, kosten zehn Euro pro Band. Zurückhaltend ist man auch bei der Startauflage mit 50 000 Exemplaren. Vertriebspartner im Buchhandel ist der Hanser Verlag. Random House hat wie erwartet sattes Plus im Umsatz. 2004 wurde dieser um 57 Millionen Euro gesteigert. Das Plus ergibt sich durch die Anfang 2004 getätigten Verlagszukäufe. Angaben zum Gewinn werden aber nicht gemacht. Der Umsatz von insgesamt 195,8 Millionen Euro betrifft nur die Bundesrepublik. Im Hardcover liegt das Plus bei sieben Prozent, im Jugendbuch bei mehr als 30 Prozent und vor allem im Hörbuch wurden mehr als 50 Prozent erwirtschaftet. Der Umsatz bei den Taschenbuchverlagen allerdings stagniert, was Random House unter anderem auf die BilligHardcover zurückführt. Der Frankfurter Campus Verlag begeht 30jähriges Jubiläum. Die Themen des Verlages haben in den letzten Jahren eine Wandlung erhalten. Mittlerweile wird mehr als 50 % des Umsatzes durch Lebenshilfe-Ratgeber erwirtschaftet. Auch die Hörbücher sind bei Campus im Aufwind. Das traditionelle Programm dagegen ist in der Wissenschaft bei Geschichte und Soziologie ähnlich dem von Suhrkamp oder C.H. Beck. Mit den Wirtschafts- und Bewerbungsbüchern rangiert man auf Platz 2 hinter Gabler. Der sechste Harry Potter-Band bei Carlsen erscheint am 1.Oktober zum Ladenpreis von 22,50 Euro. Die Starauflage beträgt zwei Millionen Exemplare. Die Buchhandlungen erhalten kein Remissionsrecht. Von den bisherigern fünf deutschen Potter-Bänden wurden bislang 21 Millionen Exemplare verkauft. Weltweit beläuft sich die Zahl der verkauften Potter-Bände auf ca. 260 Millionen Exemplaren in 61 Sprachen. Der Verlag Fantasy Productions startete mit dem Titel »Vor Adam« von Jack London die Ta- AHA 4/05 Neues vom Buchmarkt schenbuchreihe »Paläo Fiction«, Geschichten aus der Vorzeit. Unterstützt wird die Reihe vom Neanderthal Museum in Mettmann. Der verstorbene Papst Paul II. begeisterte sich für Literatur und schrieb selber Lyrik, Dramen und Texte. Von ihm sind 62 Werke in deutscher Sprache lieferbar. Dazu kommen mehr als 100 Buchtitel, die sich mit seiner Person befassen. Nach seinem Tod im April aktualisierten die Verlage natürlich ihre Biografien und Bildbände. Mit dem gewaltigen Ansturm der Kunden hatten sie allerdings nicht gerechnet. Natürlich folgten dann auch schnell die Titel über den neu gewählten Papst Joseph Ratzinger, von dem vor seiner Wahl bereits 29 Bücher vorlagen und zählt man seine Ko-Autor-Titel hinzu, kommt man sogar auf 57 Titel. In vielen Buchhandlungen waren die sofort ausverkauft und zwar lässt das natürlich bald wieder nach, aber wenn der Papst im Sommer nach Köln kommen wird erwartet der Handel die nächste Nachfrage-Welle. Ratzinger hat ein richtiges Chart-Wunder vollbracht. Mit gleich vier Titeln war er in die Verkaufshitlisten eingedrungen, mit seiner »Einführung ins Christentum« auf Anhieb auf Platz 1 der Sachbuch-Charts und bescherte damit dem Kösel-Verlag zum erstenmal einen Nummer 1-Titel. Ratzinger ist der erste Autor, dem es gelang, aus dem Stand heraus mit vier Positionen die Bestseller-Listen zu erobern. Im April verstarb Marie Louise Fischer im Alter von 82 Jahren. Die Autorin hat mehr als 150 Liebesromane und 75 Kinderbücher verfasst, die in bis zu 23 Sprachen übersetzt wurden und erreichte mit ihrer Trivialliteratur damit ein Millionenpublikum. Allein in Deutschland verzeichnete sie eine Gesamtauflage von mehr als 70 Millionen Büchern. Am 22.April ist im Alter von 98 Jahren Erika Fuchs gestorben. Sie war die erste Chefredakteurin des »Micky Maus« - Magazins, langjährige Barks-Übersetzerin und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Am 17.März ist der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels von 1982, George F. Kennan, im Alter von 101 Jahren gestorben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der einflussreiche USDiplomat einer der Initiatoren des so genannten Marshall-Plans zum Wiederaufbau Europas. Als Gegner der atomaren Aufrüstung quittierte er später den diplomatischen Dienst, wirkte als Wissenschaftler und Publizist. Seine Einsicht, dass der Massenexport von Waffen in andere Länder, insbesondere in die Dritte Welt, Frieden verhindert, ist aktueller denn je. Am 7. April ist Heinrich Hugendubel, der sicherlich bedeutendste deutsche Buchhändler, im Alter von 68 Jahren verstorben. Er führte das Buchhandels-Imperium in vierter Generation. Gegenwärtig zählt das Unternehmen 32 Filialen AHA 4/05 an 16 Standorten, ist mit 50 % an Weltbildplus beteiligt, hält 40 % Beteiligung an Orell Füssli in der Schweiz und ebenso je 50 % an den Verlagen Ariston, Diederichs, Irisiana und Kailash. Nach seinem Tode bleibt das Unternehmen in fünfter Generation bei der Hugendubel-Familie. Die Deutsche Bibliothek soll umbenannt werden in Deutsche Nationalbibliothek. Das sieht ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, den das Bundeskabinett am 11.Mai unter Federführung von Kulturstaatsministerin Christina Weiss beschlossen hat. Das »Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek« kann in seiner Neufassung erst in Kraft treten, wenn nach den parlamentarischen Beratungen auch der Bundestag zustimmt. Mit der neuen Leitung der Frankfurter Buchmesse soll die Messe ab 2006 noch internationaler als bisher werden. Man ging ein Joint Venture mit dem Südafrikanischen Verlegerverband für eine Buchmesse in Kapstadt ein. Die neue Messe ist besonders für die englischsprachige Welt interessant, ebenso aber auch für die indischen Verleger – ein großer Teil der Bevölkerung Südafrikas ist indischer Herkunft. Neben der Fachmesse wird es ein großes Lesefestival geben. Betreffs der Leseförderung werden Schulen und Universitäten einbezogen und es wird große Events fürs Publikum geben. Die südafrikanische Regierung unterstützt die Messe, um das Lesen zu popularisieren und die Alphabetisierung voranzutreiben. Schriftsteller aus der ganzen Welt sollen nach Südafrika kommen. Die Frankfurter Messe war bereits Pate für nationale Messen, das waren allerdings alles Starthilfen. Für die wirtschaftliche Beteiligung ist Kapstadt der Präzedenzfall. Südafrika gilt auch als geplantes Gastland für die Frankfurter Buchmesse. Die Einladung des diesjährigen Gastlandes Korea bleibt weiterhin ernüchternd. Nach all den schon geschilderten Vorfällen hat nun Nordkorea endgültig seine Teilnahme abgesagt und damit ist auch der große politische Versuch, kultur- und friedenspolitisch für dieses geteilte Land Akzente zu setzen, vollkommen gescheitert. Ungeachtet der Absage versucht die Messeleitung, zusammen mit Südkorea Nordkorea zu bewegen, diese Absage wieder zurückzunehmen. Neu im Netz sind nun drei Landesverbände des Börsenvereins: www.boersenverein-hessen.de, www.boersenverein-rheinland-pfalz.de und www.boersenverein-saarland.de . Das Börsenblatt, das die hauptsächliche Quelle für diese Essayreihe darstellt, ist selbstverständlich auch im Internet zu finden, mit ausgewählten Artikeln der Printausgabe, täglicher Presseschau, TV-Tipps und vielem mehr: http://www.boersenblatt.net/. Berthold Röth 55 Rezensionen John Selby »Befreie Jesus in dir!« Spiritualität jenseits der Kirchen Atmosphären Verlag, München 2004 230 S., geb., EUR 14,90 J ohn Selby war presbyterianischer Priester, als er 1972 aus dem Priesterseminar ausgeschlossen und exkommuniziert wurde. Denn er war »irgendein heidnischer Pantheist«. Dieses einschneidende Erlebnis setzt er an den Anfang des Buches, um von hier aus die ganze Tragweite ‚seines’ Christentums darzustellen. Es geht um die Loslösung aus kirchlichen Dogmen, es geht darum, das eigene Erleben und den eigenen Glauben über die Vorschriften anderer zu stellen. So beschreibt der Autor seinen Kontakt mit asiatischen Religionen und immer wieder seinen gefühlten Bezug zu Jesus und den Wurzeln der christlichen Lehre, die er sich in der Meditation erschließt. Selby spricht leidenschaftlich – oder schwülstig – vom Weg des Herzens und die Zugänge – z.B., »Ich atme mit Gott« – über die man meditieren soll, sind hochideologische Vorgaben darüber, was man dann erleben (soll und) wird, wenn man darüber meditiert. Aber: Dieses Buch entmachtet den verordneten Glauben und setzt eigenes Erleben, Gefühl und Intuition sowie gesunden Menschenverstand an seine Stelle. Der Autor ermahnt den Leser immer wieder, seine (Selbys) Wahrheit unter Vorbehalt zu stellen und selbst zu entscheiden, was man annimmt. Das Buch sucht dramatisch einen Neuanfang am Ende des alten Äons… »Wir haben uns von der Religion gelöst, sehnen uns aber trotzdem nach Spiritualität.« KG Claas Hoffmann »Nuit. Aleister Crowleys Liber Al and the Thoth Tarot. Band 1« Akron Verlag, Arbon 2004, 25,- EUR D ieses Buch verbindet das Liber Legis und das Thoth Tarot völlig neu. Daß dieser Tarot ein Kommentar zum ‚Buch des Gesetzes’ sein soll, sagte ja schon Crowley 56 selbst – aber wie ist das zu verstehen? Vor Claas Hoffmann hat wohl niemand diese Aussage so wörtlich ernst genommen. Doch Hoffmann fand in der projektiven synthetischen Geometrie (s. AHA 4/ 2000) ein sozusagen ‚technisches’ Fundament für die Übertragung der Textverse in Tarotcollagen. Die außerordentlich kreativen Deutungen werden so immer wieder an Harris` Linienführung festgemacht – das Ergebnis sind Collagen, die neue Blickwinkel auf die verwendeten Karten eröffnen und alte Sehgewohnheiten irritieren. Mit dem Vers (wie der Titel sagt: in diesem Buch ist das 1. Kapitel, »Nuit« interpretiert) und der dazu gehörigen Collage hat der Autor ein wechselseitig aufeinander verweisendes Muster kreiert. Wäre das alles, hätte man als Leser wegen der übergroßen Komplexität keinerlei Orientierungspunkte. Die findet man aber durch eine kurze Erklärung, bzw. Interpretation: eine Überschrift faßt Bildcollage und Vers in einem prägnanten Satz zusammen; der Kommentar gibt Hinweise auf die jeweils verwendeten Karten sowie eine kabbalistische Lesart der Symbole. Das Buch ist durchgehend deutsch/ englisch, die Collagen werden sämtlich in Farbe gezeigt. Vervollständigt wird dieser Zugang zum Liber Legis und dem ‚neuen Zeitalter’ durch 3 Artikel, in denen der Autor die projektive synthetische Geometrie der Frieda Harris, sowie eine Synthese der Anthroposophie mit Crowleys Lehre vorstellt. Auf die nächsten Bände zu den Kapiteln »Hadit« und »Ra Hoor Khuit« dürfen wir gespannt sein! KG Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk. Hrsg. von Walter Pape CD-ROM, Directmedia Publishing ISBN: 3-89853-521-5; 30,00 EUR J oachim Ringelnatz (1883–1934) hat als Humorist, Erzähler, Kabarettist und Zeichner ein facettenreiches Werk hinterlassen. Am 7.8. ist sein 122. Geburtstag. Die vorliegende CD-ROM präsentiert das Gesamtwerk des Dichters. Die Ausgabe basiert auf der von Walter Pape herausgegebenen und AHA 4/05 Rezensionen ausführlich kommentierten siebenbändigen Edition. Sie enthält neben allen Werken – darunter viele erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht – eine umfangreiche Auswahl aus den Briefen, faksimilierte Original-Handschriften und gut 230 Zeichnungen und Gemälde. Joachim Ringelnatz, 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren, zeigte als Hans Bötticher schon früh Spürsinn fürs Abenteuerliche und Skurrile. Nach der Schulzeit fuhr er vier Jahre lang zur See, war im Ersten Weltkrieg Kommandant eines Minensuchbootes. 1920 tauchte er in der Münchner Boheme auf und rezitierte im Simpl. Dort entdeckte ihn Hans von Wolzogen für seine Berliner Kleinkunstbühne Schall und Rauch. Entscheidenden Erfolg errang Ringelnatz mit den Turngedichten und den Liedern vom Seemann Kuttel Daddeldu. Als reisender Artist trug er überall seine Verse vor und wurde zu einem Klassiker des deutschen Humors. 1933 Auftrittsverbot und Beschlagnahme seiner Bücher. Völlig mittellos geworden, starb er 1934. Es gibt wohl kaum einen anderen Dichter, der so in die Extreme ging; Ringelnatz schrieb Werbetexte, Aphorismen, Gedichte, die die heile Welt des Kleinbürgers idealisieren, wie auch Geschichten, Gedichte und Dramen, die in ihrer scheinbaren Normalität einen Bruch haben, der unter die Haut geht. Die Tragik im Alltäglichen war seine Stärke, mal erheiternd und mal voll Bitterkeit. Marco Heyden Damen Conversations Lexikon CD-ROM, Directmedia Publishing 45,00 EUR D ie Kulturgeschichte der Frauen ist zugleich die der ganzen Menschheit; denn die Frauen sind der Hebel, ihre Bildung ist der Maßstab für jede Kultur. Wo das Weib die Sclavin des Mannes, wo sie ohne höhere Liebe an ihn gefesselt, wo sie ausgeschlossen ist vom öffentlichen Leben, wo sie keine berathende Stimme hat im großen Familienverbande der Nation, da gibt es keine Kultur! (Damen Conversations Lexikon, Artikeleintrag »Frauen«) Daß Konversationslexika speziell für weibliche Bildungsbedürfnisse geschrieben wurden, ist ein Phänomen des 19. Jahrhunderts. Ihr Erfolg belegt die gewachsene gesellschaftliche Bedeutung der Frau, doch ihr Inhalt zeigt gleichzeitig ihre untergeordnete soziale Stellung. Das Damen Conversations Lexikon vermittelt Wissen in plauderndem Ton und legt – wie es in der Vorbemerkung heißt – Wert auf eine romantische Darstellung bei historischen Stoffen. Die kurzweilige Lektüre diente auch zur Vorbereitung auf die Konversation in den Lesezirkeln. Wenn man ein neues Zeitalter verstehen will, AHA 4/05 ist das gewachsene Selbstverständnis des Mann-Frau-Verhältnisses wohl eines der wichtigsten Themen dafür. Denn es betrifft uns jederzeit praktisch. Dieses Lexikon zeigt in seiner Mischung aus Plüschsofa und Weltbürgertum wie wir wurden, wer wir sind. Eine Perle! Marco Heyden Ania Losinger »New Ballet For Xala« DVD, Tonus Music Records www.tonus-music-records.com E ine bemerkenswerte Performance, die eigentlich kein wirkliches Ballet enthält – obwohl solch eine Produktion sehr passend für die sonntägliche Reihe auf «ARTE” wäre -, sondern eine außergewöhnliche Art von Musikdarbietung darstellt. Die Komposition ist sehr meditativ gehalten und gehört zum Bereich der minimalistischen Musik und erinnert zudem in manchen Passagen an balinesische Gamelanmusik. »Xala« selbst ist ein Instrument und zwar das erste Bodenxylophon der Welt. Die Tanz- und Musikperformerin Ania Losinger und der Erfinder Hamper von Niederhäusern haben dies 1998 erschaffen. Das akustische Instrument besteht aus 24 Klangstäben aus Holz und Metall, ist 400 Kilogramm schwer, 4,5 Quadratmeter groß und wird tanzend mit Füßen und Stöcken zum Klingen gebracht. Aus der Idee, tanzend zu musizieren, ist mittels komplexer Umsetzung das Xala entstanden. Deswegen nennt Losinger ihre Musikdarbietung wohl auch Ballett, denn es ist eine sehr ästhetische Choreografie – archaisch anmutend – mittels der das Instrument zum Klingen gebracht wird. Eine solch kreative Ausdrucksform, die Tanz und Musik gleichgewichtig vereint, ist eine künstlerische Rarität. Der Komponist Don Li ist Urheber des musikalischen Konzepts der Tonus-Musik und gleichzeitig Label-Gründer. In seinen Werken befasst er sich mit der bewussten Strukturierung der Zeit und seine Werke dauern exakt 60 Minuten und integrieren bewegte Bilder. Er selbst vergleicht seine Musik mit japanischen Haikus und bezeichnet sie als musikalische Skulpturen. Mit seinem Tonus String Streichquartett und dem Computer ergänzt er auf dieser Produktion Ania Losingers spielende Stöcke und Schuhe auf dem Xala und hebt die zu Grunde liegenden akustischen Elemente von Holz und Metall hervor. Auf der DVD kann man über die Fernbedienung auf drei Kameraperspektiven wechseln, ohne dass dies den Musikton beeinflusst. Ein einzigartiges Seh- und Hörerlebnis, sowohl was die Darbietung wie auch das Instrument selbst angeht. Berthold Röth 57 & Olds News Wissenschaft & Forschung MP3 wird 10 Jahre (Foto: das Audioteam 1987 (v.l.): Harald Popp, Stefan Krägeloh, Hartmut Schott, Bernhard Grill, Heinz Gerhäuser, Ernst Die klassischen Atommächte bringen dadurch, dass sie ständig gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen, die Solidarität der Staaten in Gefahr. Noch immer lagern in Ost und West Tausende nuklearer Sprengköpfe, davon allein 150 Nuklearbomben in Deutschland. Zudem wird die Entwicklung neuer Atomwaffen vorbereitet. Einsteins und Russels Zweifel am Urteilsvermögen der Verantwortlichen in aller Welt gelten deshalb weiterhin: »Die breite Öffentlichkeit, ja sogar viele Personen in verantwortlichen Positionen, haben nicht begriffen, was in einem Krieg mit nuklearen Bomben auf dem Spiele steht.« Gesellschaft Eberlein, Karlheinz Brandenburg und Thomas Sporer.) A m 14. Juli 2005 wurde der Name »MP3« zehn Jahre alt. mp3, das Kürzel zum überall verwendeten ISO Standard IS 11172-3 »MPEG Audio Layer 3«. Das Audiokom pressionsverfahren filtert die für Menschen unhörbaren Frequenzen aus dem Gesamtspektrum eines Klanges, wodurch die Klangdateien um ein Vielfaches kleiner werden. Bei der Standardisierung 1992 war MP3 seiner Zeit so weit voraus, dass die Industrie die Technologie für praktisch nicht einsetzbar hielt. Aber die Entwicklung war der entscheidende technologische Schritt, und bis heute konnte kein anderes Verfahren MP3 als den Standard für digitale Musik auf dem Computer und im Internet verdrängen. 50 Jahre Russell-Einstein-Manifest A uch ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung des »Russell-EinsteinManifests« bleibt die Forderung des Pazifisten Einstein nach der Ächtung aller Kriege eine Utopie. Vor 50 Jahren, am 9. Juli 1955, veröffentlichten der Philosoph Bertrand Russell und der Physiker Albert Einstein ihre berühmte Erklärung, in der sie gemeinsam mit neun weiteren namhaften Wissenschaftlern vor den Gefahren eines Krieges mit Nuklearwaffen warnten und die Regierungen der Welt aufforderten, Wege für eine friedliche Lösung aller ihrer Kontroversen zu finden. 58 Macht Arbeitslosigkeit krank? A rbeitslosigkeit spiegelt sich auch im Gesundheitszustand der Deutschen: Arbeitslose beurteilen ihre eigene Gesundheit deutlich schlechter als Erwerbstätige. Zum einen sind Menschen, die kränker sind, eher von Arbeitslosigkeit bedroht als Gesunde. Zum anderen scheint Arbeitslosigkeit Krankheit zu bedingen - schon durch finanzielle Unsicherheit und den Wegfall der Tagesstruktur. Das zeigten bereits Studien vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise 1931-1933, die eine höhere Morbidität arbeitsloser Menschen ergaben. Insgesamt zeigen sich die gesundheitlichen Auswirkungen bei Männern drastischer als bei Frauen. Detail am Rande: Arbeitslose rauchen zwar mehr als Erwerbstätige und treiben weniger Sport, doch dieses Verhalten – z.B. Sport, Ernährung sowie Alkohol- und Tabakkonsum - zeigt im Vergleich zum Faktor Arbeitslosigkeit kaum Einfluss auf die subjektive Gesundheit. Die Veteranen bringen’s… B etriebe schätzen das Potenzial ihrer älteren Mitarbeiter/innen und halten es innerbetrieblich für sehr wichtig: Lediglich 18% der Betriebe sehen einen ansteigenden Qualifizierungsbedarf bei über 50-Jährigen, knapp 30% halten eine Qualifizierung teilweise für erforderlich - und über 50% haben wenig oder keinen Handlungsbedarf. Dies ergab eine AHA 4/05 Olds&News vom Bundesinstitut für Berufsbildung durchgeführte Befragung. Wird Qualifizierungsbedarf bei Älteren gesehen, • so wird er vor allem bei Fachkräften für hoch (52,7%) bzw. sehr hoch (4,1%) gehalten; bei An- und Ungelernten wird er von 34,2% als hoch und von 12,8% als sehr hoch eingeschätzt; • werden als Qualifizierungsbereiche insbesondere Kenntnisse bei den neuen Informationstechnologien (73,4%), bei neuen Verfahren (65,3%) und bei neuen Produkten (59,1%) genannt; Wassermangel Sahelzone droht eine neue Dürre W estafrika droht in den nächsten 20 Jahren eine verheerende Dürre, sollte die Zerstörung der Wälder weiter voran schreiten. Der Einfluss der Vegetation auf das Klima ist sogar größer als der des Treibhauseffekts. (siehe Bild rechts oben) Um mehr als 100 Millimeter könnte die jährliche Niederschlagsmenge in Benin, Guinea oder Mali in den nächsten 20 Jahren abnehmen – bis zu einem Viertel weniger als heute. Zum Vergleich: In der letzten großen Dürreperiode Mitte der 80er Jahre fielen an der Küste Guineas bis zu 150 Millimeter weniger Regen als im langjährigen Mittel. Gleichzeitig steigen die Temperaturen im Sommer und Herbst um zwei bis drei Grad. Die Extremwerte lägen dann sogar sieben Grad höher als heute. Soziale Konflikte sind absehbar: In der ohnehin schon trockenen Sahelzone geht der Niederschlag weiter zurück – wenn die Bevölkerung abwandert, erhöht sich andernorts der Bevölkerungsdruck noch mehr. Der Verlust der Vegetationsdecke würde zu noch dramatischeren Niederschlagseinbußen führen. Gerade Gebiete wie das Kongobecken, die sich im Moment noch nicht über Regenmangel beklagen können, müssten dann mit einem starken Rückgang rechnen. Grund: Gerade Wälder geben Tag für Tag riesige Wassermengen an die Luft ab. In ihrer Umgebung fällt daher erheblich mehr Regen. Die Welternährungsorganisation rechnet damit, dass die Waldfläche in Westafrika bis 2020 auf 68 Prozent gegenüber heute zurückgeht. Wasserversorgung in Peking: Chinesisch-deutsches Gemeinschafts projekt D as Gebiet um Peking liegt in der nordchinesischen Ebene. Die Gesamtniederschlagsmenge im Jahresdurchschnitt entspricht in etwa der von Karlsruhe, allerdings fallen in Peking 75% der Jahresniederschläge während 2 Monaten des Monsuns, was zu Überschwemmungen führt. Im Rest des Jahres herrscht dagegen Trockenheit. Die schnell wachsende Megapole mit inzwischen 14 Mio. Einwohnern bemüht sich schon seit mehreren Jahrzehnten, den steigenden Bedarf an Wasser zu decken. Vor allem für die Landwirtschaft werden große Wasser-Mengen zur Erzielung von 2 Ernten pro Jahr benötigt. Bisher hat man die Brachialmethode gesetzt, doch irgendwann erlahmt auch der stärkste Arm… In gewaltigen Baumaßnahmen entstanden in den Bergen rund um Peking riesige Stauseen als Reservoir, das Grundwasser wurde in immer größeren Tiefen angezapft, und zur Zeit baut das Land den Süd-Nord-TransferKanal, der Wasser aus dem Yangtze über eine Strecke von 1200 km in die Region Peking bringen soll. (siehe Bild rechts unten) Da Peking Ausrichter und Gastgeber der olympischen Spiele im Jahr 2008 ist, besteht hier eine zusätzliche Motivation, eine nachhaltige Lösung für die Wasserversorgung zu finden. Quelle: idw Stichwort Nachhaltigkeit. AHA: wir schlagen „nachhaltige Lösung“ oder „Nachhaltigkeit“ für das jährlich zu wählende Unwort vor – so erfreulich es ist, wenn man entdeckt, daß nicht nur der augenblickliche Maximalgewinn zählt, sondern auch die Folgen in einem Jahr oder der nächsten Generation einbezogen werden, gerade in einer ‚zeitlosen’ Konsumgesellschaft. Statt aber wonnevoll Nachhaltigkeit zu verbreiten, könnten wir auch die beginnende kollektive Heilung vom Schwachsinn zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen. Und bitteschön, wem’s gefällt, zur nachhaltigen Tagesordnung, wenn sich dabei jemand besser fühlt. Stunde der ‚Astrologen’ D ie Zeit vor Bundestagswahlen ist die Stunde der Meinungsforscher und -visionäre. Die Sterne sollen jetzt besonders günstig für die Kanzlerkandidatin Angela Merkel stehen. Dieser Auffassung sind - so ein Bericht der Berliner »BZ« - »Deutschlands führende Astrologen«. Für die politische Zukunft von Bundeskanzler Schröder sehe es eher düster aus. »StarAstrologin« Jeanne Philippi weist auf »drei negative Aspekte im Sternenbild« hin. Besonders das Uranus-Quadrat soll ihm zu schaffen machen, stünde es doch für Trennung und Popularitätsverlust. Ein TV-Astrologe prophezeit, daß Frau Merkel die Regierungskrise beendet: »Deutschland ist notleidend. (…) Wenn wir berücksichtigen, daß der Aszendent des Gründungshoroskops der Bundesrepublik Deutschland eine Konjunktion zum Medium Coeli im Horoskop von Angela Merkel bildet, könnte man sagen, daß unser Land nur auf diese Frau gewartet hat, damit sie seine Not lindert.« Abb.1: nach der Brandrodung. Die extensive und nur kurze Zeit ergiebige Bodennutzung in der Sahelzone verschärft die Probleme der ohnehin dürregeplagten Gebiete. Abb.2: Wassermangel in China. In einem ausgetrockneten See in der Region Peking liegen die Vergnügungsboote auf dem Trockenen. AHA 4/05 59 Olds&News AHA: kein Kommentar. Das Wort hat Herr Crowley: „Astrologen irren sich gelegentlich. Aus dieser Tatsache, die zu bestreiten selbst Astrologen kaum die Frechheit besitzen, läßt sich mit mathematischer Sicherheit schließen, daß Astrologie keine Wissenschaft, sondern Täuschung, Scharlatanerie, Lug und Trug ist. Man stelle nur einmal ihre erbärmliche Unzuverlässigkeit solchen Wissenschaften wie Medizin, Jurisprudenz oder Politik gegenüber: Hat man je gehört, daß ein Arzt einen Patienten, ein Jurist einen Fall oder gar ein Stratege eine Schlacht verloren hätte?“ Der Untergang des Abendlandes M arktl. Sündiges Treiben im Geburtsort von Papst Benedikt XVI.: Ausgerechnet die oberbayerische Gemeinde Marktl am Inn hat sich zum Geheimtipp für Sexorgien und Homosexuellentreffs entwickelt: Als beliebtes FKK-Gebiet sind die Kiesbänke an der Alz schon längst bekannt, in jüngster Zeit jedoch … Einheimische klagen über „Zustände wie in Sodom und Gomorrha”. Es gebe an der Alz Plätze, „wo Leute an schönen Tagen sich so verhalten, wie es nicht sein sollte”, formuliert der Pressesprecher des zuständigen Landratsamts vorsichtig. Und er fügt hinzu: „Es scheint in letzter Zeit krasser zu werden. … Es ist durchaus so, dass es zu Geschlechtsverkehr kommt – vielfach zwischen Männern.” … angesichts des wachsenden Interesses an Marktl als Papst-Geburtsort sei die Geschichte „um so ärgerlicher”. Die Zahl der Verbotsschilder wurde bereits erhöht. (Freie Presse, 23.7.) 60 Wir sagen: Na, das ist doch was!, Verbotsschilder helfen immer:) Geschichte Ischtar-Tor vor Zerfall? D as im Berliner Pergamonmuseum befindliche 2.500 Jahre alte Ischtar-Tor, das als Teil der Prozessionsstrasse von Nebukadnezar II. erbaut wurde, ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der spätbabylonischen Kunst. Seine mit glasierten Ziegeln verkleideten Wände zeigen auf dunkelblauem Grund Reliefs schreitender Stiere und Schlangendrachen. Trotz der Unterbringung in geschlossenen Räumlichkeiten zeigen sich dramatische Zerfallserscheinungen an den Glasuren: die glänzend blaue Färbung verblasst, Glasur und Ziegel verlieren ihren Zusammenhalt. Drum wurde es von Physikern der Universität Oldenburg mittels Laseroptik untersucht. Da die Präzisionsmessungen bereits Bewegungen von deutlich weniger als einem tausendstel Millimeter erfassen, können schon Schadensabläufe untersucht und Behandlungsverfahren beurteilt werden, lange bevor ständig wiederkehrende Materialbeanspruchungen zu sichtbaren Zerstörungen führen. Die Untersuchungen an Laborproben haben gezeigt, dass die Dehnungen bei Temperaturschwankungen durch eine neue Konservierungsmethode und durch geringe Luftfeuchtigkeit drastisch reduziert werden können. Nun sollen diese Erkenntnisse umgesetzt werden. AHA 4/05 Leserbrief Liebe AHA-Redaktion M it Begeisterung habe ich den ersten Teil von Stephen Mace’ Essay in der letzten Ausgabe der AHA (Nr. 3/2005) zur Kenntnis genommen. Mace beschreibt meines Erachtens eine wichtige, reflektierte Auffassung von Okkultismus, der eben nicht auf dogmatische Wahrheitspostulate und einen exklusiv-esoterischen Zugang setzt, sondern – ganz nach meinem Geschmack – den Erleuchtungs- bzw. Erkenntnismodus okkulter Lehren und praktischer Magick als operationale Handlungsdispositionen zur Erfahrung subjektiver Effektivität begreift. Ich arbeite bereits seit geraumer Zeit an einem vergleichbaren Konzept des Okkultismus. Ich versuche dabei, die okkulten und persönlichen Erkenntnisse aus einer künstlerischen Identität, anstelle nachdrücklicher Objektivierungssüchte, heraus zu begreifen. Das Problem vieler esoterischer Gruppen liegt m.E. nämlich an der grundlegenden Annahme, im Besitz des Schlüssels – wie auch Mace deutlich herausstellte – zur einen, göttlichen Wahrheit zu sein. Theosophie, Anthroposophie und Rosenkreuzer haben dabei historische Vorbereitungsarbeit geleistet, denn ihr elitärer Wunsch, im Sinne der Naturwissenschaften esoterische Praxis und kosmologische Magiekonzepte zu objektivieren, hatte zur Folge, dass jedwedes Tun dieser Protagonisten an der Lebenspraxis der Menschen vorbeizusteuern schien. Sehr interessant in dem Zusammenhang der Transformation magischer Erkenntnis und künstlerischem Wirken in den lebensweltlichen Bereich, scheint mir – wie auch von Mace erkannt – Austin Osman Spare zu sein. Er kann ohne Abstriche als Vorreiter einer reflektierten Esoterik und einer genreüberg- AHA 4/05 reifenden Kunst bezeichnet werden. Die verschiedenen Facetten des Impetus’ der sich entwickelnden Modernen, die Stephen Mace in seinem Essay vorstellt (Weltpolitik, Ästhetik, Gesellschaftsmodelle,...), treffen meiner Meinung nach eine wichtige Synthese –besser bekannt als Ganzheitlichkeitsforderung –, die für unsere Zeit und vor allem für den grenzwissenschaftlich arbeitenden Menschen unentbehrlich ist. Im Sinne Mace’ Aufruf, den er mit einem Zitat von Crowley untermauerte, kann ich mich persönlich nur anschließen: der Okkultismus des 21. Jahrhunderts hat sich gelöst von überkommenen Heilsbotschaften, pseudoreligiöser Wahrheitsansprüche und einem mechanistischen Korsett zur mundgerechteren Konsumption seitens seiner Empfänger! Der Okkultismus unserer Zeit ist in meinem Verständnis eine Grenz- und Integrationswissenschaft, welche mittels transdisziplinärer und kreativer Methoden die subjektive Erleuchtung des Individuums erforscht. Denn erst durch die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen – die Selbstreform – können und werden sich adäquate Auswirkungen im sozialen Gefüge in der Gestalt einer Sozialreform bemerkbar machen. Der Weg ist zu beachten! Im Ganzen stellte sich mir die letzte Ausgabe der AHA – mit kleineren Ausnahmen – als ein in sich konsistentes und anspruchsvolles Magazin vor. Auch hier scheinen enorme Wandlungsprozesse im Gang zu sein – gut für die Leser, gut für unser Neues Aeon! Alexander Graeff Treuer AHA-Leser und -Autor 61 Impressum, Annoncen Impressum Herausgeber und Verlag Tiphareth-Verlag, Breite Str. 65, 29468 Bergen/Dumme, ISSN 0943 - 4208 Fon 05845/9697111 redaktion@aha-zeitschrift.de www.aha-zeitschrift.de Redaktion Knut Gierdahl Autoren Stephen Mace, Dominik Irtenkauf, , Knut Gierdahl, Sirentro, Michael D. Eschner, Spectator, Claas Hoffmann, Kai Figdor, Susanne, die Weisse Hexe, Voenix, Berthold Röth, Joe Asmodo Satz und Layout Steven Maier Illustrationen Voenix Druck Druck- & Kopierzentrum Dagmar Kahl, Uelzen, Tel. 0581/17433 dk-zentrum@t-online.de Anzeigen Knut Gierdahl Anzeigenpreise Es gilt die Preisliste Nr. 6 Erscheinungsweise 6x jährlich (jeweils Anfang Februar, April, Juni, August, Oktober, Dezember) Bezugspreise Einzelbezugspreis 7,00 Euro Jahresabo Inland 37,- Euro Jahresabo Ausland 37,- +Versandkosten Probeabonnement (3 Ausg.): 17,- Euro Mails & Leserbriefe Leserbriefe sind herzlichst willkommen. Der Verlag behält sich Kürzungen vor. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Datenträger und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Die Zustimmung zum Abdruck wird vorausgesetzt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Copyright Die in der AHA veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Bank Konto Nr 1020254, BLZ 25851335, KSK Lüchow-Dannenberg, Int. Konto-Nr (IBAN), DE 42 2585 1335 0001 0202 54, Int. Bankidentifikation (BIC), NOLADE21DAN 62 Magie - Macht - Kunst: Der Weg der freien Selbsterschaffung. Jenseits von Religion, Wissenschaft und Esoterik - wartet das Erbe der toten Götter. Wir gehen den Weg der Gottwerdung. Wir zaubern ein Leben und bezaubern eine Welt, die wach sein will, die freudig überfließt und für die Menschen lebt. Du bist herzlich eingeladen den Weg eines Neuen Aeons THELEMA mit uns zu gehen. Unser Re–Herachte Tempel erwartet dich! Wann? Jeden Samstag 17h – 22h Wo? In Berlin/ Neukölln Nähe S-Bahn Treptower Park Kontakt & Anmeldung: Harald hs@invoked.de Thelema Society AHA 4/05 Annoncen , 4 0 0 2 Neu auf g ! n a line w w w. a h a - z e i t s c h r i f t . de g r t on h a J 2 is e t t 00 e Alle 18 Ausgaben unter: l p 2 m nd o k www.aha-zeitschrift.de/index.php?archiv u r De 003 2 AHA 4/05 63 Kopfzeile Rückblick... Rückblick... die Hefte des letzten Jahres die Hefte des letzten Jahres Themen Heft 3/ 2005 • Zusammenschluß gegen das Chaos - Spengler, Spare und die Wiederwahl von George W. Bush, von Stephen Mace, deutsche Übersetzung von Cherok • Thelema und das Abendland - Form und Kraft, von Jörg Scholz • Die Abenteuer von Phrast Ambix - XI: Ohnmacht, von Dominik Irtenkauf • Warum das Huhn die Straße überquert... • Hupe, wenn du Jesus liebst... • Über Wirklichkeits(de)montage, von Alexander Graeff • Die Offenbarung des Raumes - ein Wegweiser zur Richtigstellung der Raum-Zeichen, von Knut Gierdahl • Einführung in Weiße Magie - Teil II Juni/Juli 05, von Susanne, die Weisse Hexe • Der Magus • Neues vom Buchmarkt • Olds & News • Musics always magic... Themen Heft 2/ 2005 • Osiris ist ein schwarzer Gott, von Knut Gierdahl • Die Scharlachfrau und das Tier – Form und Kraft, von Cassandra • Ist Erkennen Handlung? Ist Handlung Erkennen? von Alexander Graeff • Das Sein zum Tode – zum Todesverständnis in Martin Heideggers »Sein und Zeit«, von Knut Gierdahl • Einführung in Weiße Magie – Der Onyx – Das Pentagramm, von Susanne, der Weißen Hexe • Der Tod und des Menschen Sein zum Tode – (eine meditatio mortis), von Uwe Friese • Die Abenteuer von Phrast Ambix – X: Das Notenzepter schwingt!, von Dominik Irtenkauf • Der Magus • Neues vom Buchmarkt • Olds & News • Musics always magic... Themen Heft 1/ 2005 • Die Welt ist Klang, von Markus Schmieke • Liber L vel Legis, von MDE • Der Kanon des Gesetzes, von MDE • Trinksprüche, von Fr. Eremor • Der Mensch als Beobachter – Radikalkonstruktivistische Annäherungen zur Skizzierung einer nachhaltigen Ethik, von Alexander Graeff • Die Abenteuer von Phrast Ambix – IX: Totenmesse, von Dominik Irtenkauf • Magick und die Schwarze Bruderschaft, von Sirentro • Musics always magic... – Musik-Rezensionen von Joe Asmodo • Der Magus von Voenix • Neues vom Buchmarkt, von Berthold Röth • Olds&News Themen Heft 6/ 2004 • Die Kelten – Jenseits neopaganer Romantik, von Soror Hel • Maat – Wieder-holung Ägyptens in Thelema, von Magdalena • Magick un d das Kreuz mit den Christen, von Sirentro • Das IEK Berlin – Eine transdisziplinäre Institution, von Alexander Graeff • Die Geschichte des Kriegerwesens – Aufstieg und Verfall einer Vision, von Sperber • Kulturkampf, Christlicher Aufbruch, Neues Aeon – oder was?, Gedanken des erheiterten Spectator • Die Abenteuer von Phrast Ambix – VIII: Scheiben abschneiden, von Dominik Irtenkauf • Die Frage nach einem ursprünglichen Zeitbegriff, von Timo Kölling Themen Heft 5/ 2004 • Der Teufel steckt im Detail – Ein Stimmungsbild zum Wave-Gotik-Treffen 2004 in Leipzig, von Dominik Irtenkauf • Von Mesopotamien zum Irak – Kleine Geschichte eines alten Landes, von Berthold Röth • Sexenu, von Frater Eremor NVR .’. vira Setos • Monte Verità, von Georg Temme • Satanismus und der Pfad zur Linken Hand, von Ulrich Alexander Goetz • Sprachmagie – VII: Offenbar scheint es hier!, von Dominik Irtenkauf Themen Heft 4/ 2004 • Chruch of Satan, von Chris Redstar, CoS-Agent and Media-Representative • Der setianische Pfad, von Eremor • Einfach zum Nachdenken, von P. • Gnostischer Satanismus, von Damien Thorn • Literarischer Satanismus, von Nahema • LOKI, von Voenix • Satanismus ohne Dogma – ein Hirngespinst, von Oliver Fehn • Satanismus und Neosatanismus, von Spectator • thiannen – ein Beispiel für Xeper, von Daelach • Xeper – Über den Sehianismus, von Daelach 64 AHA 4/05