flughafenbranche: lahr will startklar bleiben / der euroairport hebt ab
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flughafenbranche: lahr will startklar bleiben / der euroairport hebt ab
Flughafenbranche Lahr will startklar bleiben Der Flugplatz wird nun von Unternehmern wie Martin Herrenknecht und Roland Mack betrieben L ahr kämpft zäh um seinen Flugplatz: Ein Jahr nach der Insolvenz des letzten von mehreren Betreibern, die mangels Erfolg abgestürzt sind, haben nun die Unternehmer Martin Herrenknecht, Roland Mack und die Sanitärfirma Hansgrohe das Heft in der Hand. Die im Oktober 2013 von ihnen neu gegründete Betreibergesellschaft „Lahrer Flugbetriebs GmbH & Co. KG“ mit 17 Beschäftigten arbeite solide und werde von den Gesellschaftern so lange gestützt, bis ein neuer Investor gefunden sei, der vor allem den Frachtflugbetrieb wieder auf nennenswerte Dimensionen bringen soll. So die Botschaft der Betreiber und der Stadt Lahr. Zurzeit landen auf der Piste des ehemaligen Nato-Militärflugplatzes vorwiegend Firmenjets der regionalen Unternehmer mit internationaler Kundschaft. Manchmal auch Flugzeuge mit VIPs wie dem Bundespräsidenten oder dem Papst. Nach einer jahrelangen Hängepartie hat die Stadt Lahr im vergangenen Jahr die Landebahn sowie die Fluglizenzen gekauft, für zusammen 3,6 Millionen Euro. Der Flugplatz Lahr ist lizenziert für Maschinen bis 20 Tonnen, im Frachtbetrieb auch darüber. Passagierflüge sind nur für Personen zugelassen, die zugleich ein Ticket für den Europapark haben. Diese Sondergenehmigung hat jedoch noch nie eine Rolle gespielt, weil keine Fluggesellschaft eine Linie dafür eröffnet hat. „Wir wollen den Flughafen nicht selber betreiben“, sagt Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang Müller (SPD). Auch Martin Herrenknecht will bei seinen Leisten, respektive Bohrmaschinen, bleiben und sich nur vorübergehend engagieren. Doch den OB und den Unternehmer verbindet das Interesse an einem größeren Plan, den auch der Ortenauer Landrat Frank Scherer plausibel findet. „Wir haben hier einen Logistikstandort mitten in Europa von unschätzbarem Wert“, schwärmt Scherer. In der Tat: Lahr hat weit außerhalb der Stadt eine 3000 Meter lange Landebahn, die für alle Flugzeugtypen geeignet ist, einschließlich der Cargoriesen von Airbus und Antonow. Das alles direkt an der Autobahn A5, umgeben von hunderten Hektar meist unbebauter Gewerbefläche und zudem nicht weit vom Kehler Rheinhafen und von Straßburg entfernt. 10 | chilli | business im breisgau | 02.2014 Stop? Von wegen: Der Lahrer Flughafen soll in eine gewinnbringende Zukunft geführt werden. Fotos: © Neithard Schleier Lahr ist ein „mulitimodaler Netzwerkknoten“, der auf allen denkbaren Wegen erreichbar ist und deshalb auch ins interregionale Projekt „Code 24“ der EU aufgenommen wurde, betont OB Wolfgang Müller. Mit Code 24 will die Europäische Union die Verkehrsachse zwischen Rotterdam und Genua, zwischen Nordsee und Mittelmeer ertüchtigen. Der im Vergleich zu anderen Landeplätzen in der Region – Basel-Freiburg-Mulhouse im Süden, Straßburg und Söllingen weiter nördlich – vergleichsweise kleine Lahrer Flugplatz spiele in diesem Gesamtkonzept eine wesentliche Rolle. Herrenknecht präzisiert schnörkellos, warum man jetzt nicht aufgeben kann: „Wenn die Lizenz einmal weg ist und Gras auf der Piste wächst, ist es vorbei.“ Es ist Herrenknecht, auf dessen internationales Gewicht und seine blendenden Kontakte sich die Lahrer Stadtspitze verlässt. Herrenknecht ist präsent in Osteuropa, in Asien, in Arabien und in Lateinamerika. Einen Investor glaubte er bereits an der Angel gehabt zu haben. Doch die aserbaidschanische Frachtfluglinie „Silkway“ (Seidenstraße) hat sich dann doch lieber in Hahn bei Frankfurt niedergelassen. „Wir brauchen etwas länger“, räumt Herrenknecht ein. Aber es gebe Interessenten aus Katar, Dubai und aus Saudi-Arabien. Finanzstark muss ein Investor sein, allein die Einrichtung eines Frachtflugzentrums werde 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Geregelter Passagierflug braucht noch mehr. Heinz Siebold Flughafenbranche Der EuroAirport hebt ab Passagierzahlen steigen, neues Frachtzentrum im Oktober W Fotos: © Euroairport, Steve Przybilla ährend andere regionale Flughäfen wie die in Karlsruhe/Baden-Baden oder Lahr turbulente Tage erleben, befindet sich der EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) weiter auf dem Höhenflug: Nach 5,3 Millionen Passagieren in 2012 fertigte der EAP im vergangenen Jahr bei 87.319 Flugbewegungen knapp 5,9 Millionen Gäste ab – ein kräftiges Plus von zehn Prozent, ein Wachstum weit über dem europäischen Durchschnitt. Der Umsatz blieb aufgrund von Kostensenkungen stabil bei rund 107 Millionen Euro. Die Triebwerke des Wachstums sind die Ausweitung des Angebots, zusätzliche Frequenzen auf erfolgreichen Strecken, der Einsatz größerer Flugzeuge und die insgesamt bessere Auslastung. So kamen 2013 neu hinzu die Destinationen Calvi, Dalaman, Figari, Krakau, Sevilla und Tuzla. Die Frequenz wurde etwa bei den Ferienfliegern nach Antalya, Palma oder auch Tel Aviv erhöht. Das Frachtgeschäft blieb mit 94.000 Tonnen stabil. Die Zahl der Beschäftigten stieg um vier Prozent auf 6100 – damit ist der EAP für den Arbeitsmarkt durchaus von Bedeutung. Nicht um gute Nachrichten verlegen: Mario Eland. Um die nächste gute Nachricht ist EAP-Marketingdirektor Mario Eland nicht verlegen. Mit Ryanair kommt jetzt Europas größte Airline zurück nach Basel. Neue Arbeitsplätze wird das aber nicht bringen: „Ryanair hat keine stationierten Flugzeuge bei uns und nur dann ist das arbeitsmarktrelevant.“ Ein A320 von easyJet etwa benötige 35 Mitarbeiter in Cockpit und Kabine, die vor Ort wohnen müssen. Hinzu kommen Beschäftigungseffekte für Catering, Bodenabfertigung oder das Auftanken. Eland verweist rückblickend zudem auf die Wiedereröffnung der EuroAirport Skyview Lounge, die Neueröffnung des EuroAirport-Business-Center, das neue Gastronomiekonzept mit drei neuen Läden, auf Fortschritte in Sachen Schienenanbindung (www. eapbyrail.org), ein energetisch modernisiertes Heizkraftwerk und nicht zuletzt auf den Startschuss für den Bau des neuen Cargo-Terminals (Bezug im Herbst) mit klimatisierten An- lagen und einem Investitionsvolumen von über 40 Millionen Euro. Zudem hat das Unternehmen AMAC Aerospace einen Bauantrag für einen vierten Hangar für den Umbau und die Wartung von Flugzeugen eingereicht. Und: Zehn weitere neue Läden sollen heuer eröffnet werden. Der EAP ist auch auf der Startbahn weiter im Aufwind: Auch in diesem Jahr kommen neue Ziele hinzu: easyJet fliegt nach Larnaka, Bastia, Brindisi, Montpellier und Reykjavik, Ryanair nach Dublin und London Stansted. Air Méditerranée fliegt ab Sommer Split an. Die Verbindungen nach Edinburgh, Antalya, Istanbul und Skopje werden verdichtet. Eland rechnet für 2014 mit einem Passagier- und Umsatzwachstum „um die fünf Prozent“ – mithin auch mit dem Überfliegen der SechsMillionen-Passagiere-Grenze. Der den Staaten Schweiz und Frankreich gehörende EAP, auf dem am 2. Mai 1946 das erste Zivilflugzeug gelandet war, bedient mit 20 Fluggesellschaften mittlerweile mehr als 100 Destinationen mit direkten Linienoder Ferienflügen. Die Investitionssumme 2014 liegt insgesamt bei 54 Millionen Euro. Die Geschäftslage darf nach einer merklichen Entschuldung als sehr robust bezeichnet werden. Lars Bargmann chilli | business im breisgau | 02.2014 | 11