Erschienen in der az Nordwestschweiz.

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Erschienen in der az Nordwestschweiz.
Leben & Wissen
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Nordwestschweiz | Freitag, 11. Oktober 2013
Einmal
volltanken mit
Algen, bitte!
Sole und North oder Emma und Otto?
Kindernamen Die Namen von Prominentenkindern werden immer extravaganter
VON URSULA BURGHERR, DAVOS
Davos ist weltberühmt für das WEF,
das World Economic Forum. Weniger
bekannt, aber ebenso spannend ist
das WRF, das World Resources Forum,
das dieses Jahr ebenfalls in Davos
stattfand. Diese Woche waren über
500 internationale Experten und Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Bergstadt zu Gast. Sie diskutierten mögliche Lösungswege für den schonenden
Umgang mit Rohstoffen und zeigten
neue Wege mit erneuerbaren Energiequellen auf.
Einen innovativen Lösungsansatz
stellte das aargauische Paul-Scherrer-Institut (PSI) vor: In Zukunft
könnten wir unsere Energie von Algen produzieren lassen. Diese bilden
nämlich das wertvolle, energiereiche
Gas Methan. Treibende Kraft des sogenannten «SunCHem»-Projektes ist
der Chemiker Christian Ludwig. Er
meint zu dessen Vorzügen: «Methan
ist ein wesentlicher Bestandteil von
Erdgas. Deshalb könnte man damit
ganz unkompliziert die bereits bestehende Infrastruktur im Erdgasverteilnetz mitbenutzen.»
Algen wachsen zudem sehr viel
schneller als Pflanzen – sofern genügend Sonne und Wasser vorhanden
ist. Geht bei der Zucht von Algen für
Methan nicht kostbares Trinkwasser
verloren? «Damit dies nicht der Fall
wird, planen wir, sie in Brack- oder
Abwasser zu züchten, das weder
trinkbar ist noch in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann»,
meint Ludwig.
Michelle Hunziker und Tomaso Trussardi nennen ihr Töchterchen Sole – für Prominente wie sie eine eher wenig überraschende Wahl.
VON RAMONA THOMMEN
KEY
Wenn Stars Namen geben ...
Nach neun Monaten, etlichen Babybauch-Bildern und Spekulationen ist
sie endlich da: die Tochter von Fernsehstar Michelle Hunziker und Textilerbe Tomaso Trussardi. Bereits
Stunden nach der Geburt vorgestern
Mittwoch in einer Mailänder LuxusKlinik wurde ihr Name bekannt: Sole
– Sonne auf Italienisch. Die Namenswahl überrascht nicht, obschon sie
speziell ist. Die Erstgeborene von Michelle Hunziker – mittlerweile 17
Jahre alt – wurde auf den Namen Aurora getauft, was im Italienischen so
viel heisst wie Morgenröte.
Damit reiht sich La Hunziker in eine Reihe Prominenter ein, die ihren
Kindern auffällige Namen gegeben
haben. Der Nachwuchs von Fussballstar David Beckham und dessen Ehefrau Victoria hört auf Brooklyn Joseph, Cruz David, Romeo James und
Harper Seven. Die Töchter von Rockmusiker Bob Geldof heissen Fifi Trixibelle, Pixie Frou-Frou, Peaches Honeyblossom und Heavenly Hiraani Tiger Lily. Und das Kind von Hip-HopMogul Kanye West und Reality-Star
Kim Kardashian darf sich künftig als
North West vorstellen.
Gegentrend zu Altmodischem
Während sich Prominente gar
Wortwitze erlauben bei der Namensgebung, scheint der Trend bei Normalsterblichen in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Nicht nur feiern Bärte, Nerd-Brillen und Wohnungseinrichtungen
aus
dem
Brockenhaus
ein
Comeback, auch die
Namenswahl erinnert wieder mehr
an die Generation
unserer Grosseltern.
In
Deutschland
schafften es seit Anfang Jahr Mädchennamen wie Johanna, Emma,
Charlotte und Sofie unter die 25 beliebtesten Namen. Buben werden gerne Jacob, Emil, Maximilian oder Oscar
genannt. In der Schweiz gibt es für
dieses Jahr noch keine Auswertung.
2012 gehörten laut Bundesamt für
Name des Kindes
Fuchsia
Gaia
Hopper
Moon Unit
Joda
Don Hugo
Bronx Mowgli
Mirabella Bunny
Zuma Nesta Rock
Kai-El
Eltern
Sting und Frances Tomelty
Emma Thompson und Greg Wise
Sean Penn und Robin Wright
Frank Zappa
Nick Heidfeld
Franziska van Almsick
und Jürgen B. Harder
Ashlee Simpson und Pete Wentz
Bryan Adams und Alicia Grimaldi
Gwen Stefani und Gavin Rossdale
Nicolas Cage und Alice Kim
buch der Vornamen», in dem etwa folgende Namen als verboten gelten: Satan, Bierstübl, Puhbert, Pillula, Sputnik, Störenfried, Oma und Verleihnix.
Genau wegen dieses Handbuches
kam auch ein deutsches Ehepaar fast
in die Bredouille, das seine Tochter
Emma Tiger nennen wollte – genau
wie das Kind des deutschen Schauspielers Til Schweiger. Während ihm
diese Namenswahl in Amerika erlaubt war, musste das deutsche Paar
bis vors Oberlandgericht ziehen, bis
der Name endlich anerkannt wurde.
Auch sie liess bei der Namensgebung Kreativität walten: Sängerin Gwen
Stefani mit ihren Kindern Kingston (links) und Zuma Nesta Rock.
KEY
Statistik Noah, Luca und David sowie
Mia, Aline und Laura zu den beliebtesten Vornamen. Allerdings
scheint
auch
hierzulande
der Trend zu altmodischen Namen immer mehr zu greifen: Elisa, Hannah
und Lina sind genau
so in der Liste vertreten, wie auch Hugo, Adam und Dylan. Paare, die ihre Kinder Paul, Bruno, Emma oder Otto nennen, sind keine Seltenheit mehr.
Doch, wo liegt die Grenze des guten Geschmacks? Gewisse Vornamen
werden heuer nur noch mit einem
fast mitleidigen Lächeln abgestraft.
Fraglich bleibt, ob die
Kreativität der Eltern
dem Kind nicht doch
irgendwann schadet.
Bei jungen Männern um die 20 mit
dem Namen Kevin ist klar, dass deren Eltern sich Anfang der 90er-Jahre
von dem Hype um den gleichnamigen Film haben anstecken lassen.
Auch verbindet man im deutschsprachigen Raum Jeremy Pascal, Maya
Jane, Diego, Chanel, Cheyenne oder
Justin eher mit RTL-Nachmittagssendungen als mit Amerika.
Und dann gibt es noch die Namen,
die verboten sind. Den Schweizer Zivilstandesämtern ist es vorbehalten, Babynamen abzulehnen, sollten aus diesen das Geschlecht des Kindes nicht
hervorgehen oder sollten sie an Orte,
Tiere, Marken oder Vereine erinnern.
Man richtet sich hierzulande aber
auch nach dem «Internationalen Hand-
Wer heisst schon gerne «Apfel» ...
Fraglich bleibt aber, ob die Kreativität gewisser Eltern nicht irgendwann doch dem Kind schadet. Der
britische Fernsehkoch Jamie Oliver
nannte seine vier Kinder Buddy Bear
Maurice, Poppy Honey Rosie, Daisy
Boo Pamela und Petal Blossom Rainbow. Zu Kleinkindern mögen niedliche Ausdrücke wie Bär, Honig, Gänseblümchen und Regenbogen ja noch
passen. Aber wie angenehm ist es,
wenn man sich im Erwachsenenalter
als Egypt Daoud Dean vorstellen
muss? So haben Sängerin Alicia Keys
und Rapper Swizz Beatz ihren Sohn
genannt. Oder wird es Apple Blythe
Alison Martin – die Tochter von
Schauspielerin Gwyneth Paltrow und
Coldplay-Frontmann Chris Martin –
freuen, dass sie so heisst, wie eine
Frucht? Es bleibt zu bezweifeln. Auch
die Tochter von Michelle Hunziker
dürfte wohl mit einigen Spässen aufgrund ihres Namens zu rechnen haben. Oder kommt Ihnen bei Sole
nicht auch gleich das Lied «’O sole
mio» in den Sinn?
Zurück in den Wertstoffkreislauf
Um Algen in Methan umzuwandeln, wird die Biomasse bei hohen
Temperaturen und unter viel Druck
(in sogenanntem «superkritischen»
Wasser) in Einzelteile zerlegt. Die
daraus entstehenden Gase wie Was-
«Es gehen keine
Nährstoffe verloren. Das
ist einer der Vorteile unseres Verfahrens.»
Christian Ludwig, Chemiker
serstoff und Kohlenmonoxid wandeln die Forscher des PSI mithilfe eines Katalysators chemisch zu Erdgas
um. Während dieses Prozesses werden die wertvollen Mineralien und
das verwendete Wasser extrahiert
und der nächsten Algenpopulation
wieder zugefügt. Ludwig: «Keine
Nährstoffe gehen verloren, alles wandert in den Wertstoffkreislauf zurück. Das ist einer der Vorteile unseres Verfahrens.»
Tests im In- und Ausland laufen an
Die kommerzielle Herstellung von
Methangas aus Algen ist im Moment
noch zu kostspielig. Wegen ihrer
Wirkstoffe werden sie jedoch schon
seit Jahren für vielfältige Zwecke eingesetzt und liefern der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie
wichtige Komponenten. «Wenn man
das Biogas aus der Restmasse produzieren würde, die durch diese Verarbeitungsvorgänge entsteht, wäre die
Herstellung wesentlich kostengünstiger», erklärt Ludwig.
Der Experte schätzt, dass erneuerbares Biogas in naher Zukunft 20% des
Treibstoffbedarfs für Mobilität abdecken könnte. Ein wichtiger Bestandteil davon könnte von Algen stammen, die im SunCHem-Verfahren zu
Methan umgewandelt werden. Momentan ist das PSI-Team daran, die
Testanlage in einen transportierbaren
Container einzubauen, und die Forscher prüfen ihre Vorgehensweise an
verschiedenen Orten mit Algenzuchtstationen. Dies sind zum Beispiel die
Fachhochschule in Wädenswil und eine Algenherstellungs-Firma in Stuttgart. Aber auch sonnenreiche Länder
wie Kolumbien, Israel und Portugal
stehen zur Diskussion.