RUBRIK SÜDSCHWEDEN

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RUBRIK SÜDSCHWEDEN
SÜDSCHWEDEN
RUBRIK
Die Region um den Vätternsee fordert nicht mit Höhenmetern, sondern lockt zum genussvollen
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TOUR 5/ 2005
LEICHTER
SEEGANG
Gleiten, einsam und ruhig. Schön ruhig
Schweden rollt:
ungestört unterwegs auf der
Insel Visingsö
im Vätternsee
SÜDSCHWEDEN
TEXT UND FOTOS: JÖRG SPANIOL
ibt es die ideale Bevölkerungsdichte? Eine bestimmte Zahl
von Bewohnern pro Quadratkilo meter – so gering, dass sich die
Menschen nicht wie Käfig hühner
zerfleddern, aber so groß, dass nicht
jeder Haushalt seine eigene Religion,
Sprache und Währung entwickelt?
Vermutlich kommt Schweden diesem
Ideal sehr nahe. In dem 1.600 Kilometer langen Land teilen sich etwa 20
Bewohner einen Quadratkilometer; in
Deutschland sind es mehr als 200.
Und so kommt es, dass Göran, der
Sohn der Pensionswirtin in Gränna,
G
Ein paar Kilometer später bleibt die
bescheidene Hauptstraße hinter einem lichten Eichenwäldchen zurück.
Ruhe wird zur Stille. Ohne Seitenoder gar Mittelstreifen schwingt das
dunkelgraue Asphaltband über lange
Bodenwellen waldwärts, sumpfwärts,
seewärts. Immer wieder seewärts, denn
in Südschwedens Provinz Småland gibt
es nicht nur den Vätternsee – dreimal so groß wie der Bodensee – zu
bewundern, sondern Hunderte, ja
Tausende von Seen. Jeder einzelne
wäre prachtvoll genug, um im dicht
besiedelten Deutschland von einem
eigenen Schutzzaun umstellt zu sein,
mitsamt Verbotsschilderwald.
Gränna ist das nördlichste Obstanbaugebiet des Landes und markiert
eine weitere botanische Grenze: Nach
Norden weichen die niedrigen, hellen
Laubwälder zusehends der Tundramischung aus Fichte, Birke und Kiefer,
die sich bis jenseits des fernen Polarkreises zieht. Eine rare Landschaft
also, und für schwedische Verhältnisse
eher lieblich. Das Idyll wird perfekt,
wenn aus Waldlichtungen und von
Mein Haus, mein Steg, mein Boot: schwedischer Standard
Das Land der Seen sehen: schwedische Perspektiven am Ufer des riesigen Vätternsees
einer Kleinstadt am Vätternsee in
Südschweden, eine von uns anvisierte
Straße als „pretty busy“ einstuft – und
wir uns auf dieser Straße fragen, ob wir
überhaupt richtig sind. Das soll „geschäftig“ sein? Nur alle halbe Minute
brummt eines dieser großen, kantigen
Schwedenautos vorbei. Sicher, die Straße ist breit und gut einsehbar, also für
Raser reizvoll. Doch überall begrenzen
Schilder die Höchstgeschwindigkeit –
und es scheint, als sei Schweden das
einzige Land, in dem die Autofahrer
die Limits freiwillig noch unterschreiten. Das fängt wirklich gut an!
Auf Straßen wie dieser und ein paar
stärker befahrenen Abschnitten rollen
Mitte Juni 17.000 Vättern-Rundfahrer
um den See. Zugegeben, eine aussichtsund ruhmreiche Runde. Doch davon
abgesehen, ist das Umland schöner.
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An einem dieser hübschen Seen, im
kleinen Ort Bunn, haben das auch die
Schweden erkannt. Nicht, dass dort
viele Schilder stünden. Doch da, wo
die Straße sich ausnahmsweise völlig
flach am Ufer entlangzieht, haben die
Menschen die prächtige Landschaft
sichtbar genutzt. Ein Schweden-Idyll
reiht sich ans nächste: ein Haus, ein Steg,
ein Boot; ein Haus, ein Steg, ein Boot.
Und noch einmal, und noch einmal.
Zwischendrin stehen ein paar Angler,
werfen ihre Köder ins klare Wasser, um
dann gelassen auf den Biss zu warten.
Bei Wassertemperaturen von lediglich
15 bis 20 Grad eine nachvollziehbare
Form des Wassersports.
Das Radrevier „Vätternsee Südost“
liegt im Dreieck zwischen den größten
Schwedenstädten Malmö, Göteborg
und Stockholm. Die Gegend um
Reizvoll auch im Regen: schwedische Einsamkeit bei Borgh
den Seeufern her immer wieder das
warme Braunrot eines Holzhauses mit
weißen Fensterrahmen hervorleuchtet. Mit einem Zaun drum herum, der
die Häuser lediglich dekorativ vom
Nachbargrundstück oder den Wäldern
trennt. Wer hier umherfährt, so scheint
es, hat nichts Böses im Sinn und viel Zeit.
Småland ist Freizeitland. Insbesondere
an den Wochenenden versickert ein
ruhiger Strom schwedischer Kombinationskraftwagen – vulgo Kombis, ergo
Volvos – unauffällig in den Wäldern.
Die Insassen sperren die Holztüren
und Mückengitter ihrer Häuser auf,
trinken Kaffee auf Verandas mit Aussicht und atmen ein paar Tage lang
tief durch. In anderen Ländern stellen
Tourismusverbände und Gemeinden
großformatige Plakate in die Landschaft, um für deren Schönheit zu
werben; hier und da fühlt sich der
Gast dann von Werbeflächen mit
Versprechen wie „Fun“, „Spaß“ und
„Gaudi“ regelrecht angeplärrt. In Südschweden aber können die Wälder
noch schweigen.
KNURREN IN DER STILLE
Dass dies auch Nachteile haben kann,
merkt der Unbedachte nach ein paar
Stunden stillen Kurbelns. Dann, wenn
aus den Tiefen des Oberkörpers ein
lautes Magenknurren dringt. Dann,
wenn sich Landkartenpunkte namens
„Duvebo“ oder „Vireda“ zu Ortschaften formen sollten – ja müssten, weil
der Hungerast unaufhörlich wächst!
Spätestens dann fällt auf, dass Ortsnamen auf der Karte nicht zwingend
ein tatsächliches Ensemble aus Holzkirche, Kaufmannsladen und Wohnhäusern bedeuten. Oft ist der vermeintliche Ort nur ein Gebiet, auf dem sich
einige rote Holzhäuser in Geradenoch-so-Sichtweite verteilen.
Also weiter, aus den Wäldern hinab
in die große Stadt, im Sturzflug nach
Jönköping. Durch das Industriegebiet
von Huskvarna, am Vättern-Ufer entlang auf einem Radweg ins Zentrum
der 100.000-Einwohner-Stadt. Dort
gibt es alles, und reichlich davon – nur
kein Stadtzentrum, das die Schönheit
der Landschaft fortschreiben würde. Mit ein paar Pizzastücken auf der
Hand am Yachthafen hockend, lassen
sich ganz entspannt historische Vermutungen ausspinnen. Nur wenige alte
Gemäuer und erst recht kein prächtiger Holzbau in einer schon so lange
bestehenden Stadt – woran das wohl
liegt? Die Stadt ist in fataler Regelmäßigkeit abgebrannt und wurde nach
1835 größtenteils neu erbaut. Ironie
der Geschichte: Im vorletzten Jahrhundert wurde in Jönköping das klassische
Zündelwerkzeug namens „Schwedenholz“ erfunden, das Streichholz. Die
Fabrik von 1848 beherbergt heute ein
Streichholzmuseum. In dem kleinen
Badeort Gränna, ein Stück seeaufwärts,
amn. So einsam, dass sich an solchen Plätzen auch mal ein Elch über die Straße trauen könnte...
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Schmucke schwedische Behaglichkeit: Rotbraune Holzhäuser mit weißen Fensterrahmen
füllt hingegen der Verkauf harmloser
Zuckerstangen, die für die Touristen
in Schauwerkstätten von Hand gerollt
werden, die Kassen – und manches
schöne Holzhaus aus dem 18. Jahrhundert steht noch heute.
Tag. „Viele sind es nicht, die bei uns
Rennrad fahren“, gesteht sie, „dabei
haben wir perfekte Bedingungen; wenn
nur der Sommer etwas länger wäre!“
Da er es nicht ist, hat sich im Jahreslauf der „Schwedische Klassiker“ herausgebildet, der die Reize der anderen
Jahreszeiten betont: Zu dieser vierteiligen Ausdauersport-Kombination
gehören neben der Vätternsee-Rundfahrt über 300 Kilometer noch der 30
Kilometer lange Lidingö-Crosslauf,
das Drei-Kilometer-Schwimmen von
Vansbro und der weltberühmte VasaLauf – 90 Kilometer auf Skiern. Es
scheint, dass die Schweden eine besondere Vorliebe für Sportarten pflegen,
bei denen große Distanzen zurückgelegt werden.
Zurück in den ruhigen Wellen der
Wälder kreiseln die Beine ums Tretlager, kreisen die Gedanken um die
Gründe für die schwedische Liebe zur
Langstrecke. Ein kleiner Bauernhof
zieht vorbei, dann Bäume – Bäume,
Lichtung, Bäume. Eine ganze Weile
später erst ein weiterer Hof. Und ein
Verdacht steigt auf: Ohne überzeugende Ausdauer wären die Schweden längst
ausgestorben – sie hätten es nicht einmal
bis zum nächsten Nachbarn geschafft.
KURZES VERGNÜGEN
In der Touristeninformation von
Jönköping muss Anneli Svensson nur
eine Vierteldrehung auf ihrem Bürostuhl vollführen, um die Sonne zu
sehen. Doch deren mittäglicher Glanz
lässt sie seufzen. Am Vortag, als sie mit
ihrem Freund eine Feierabendrunde
auf dem Rennrad drehen wollte, tobte
eine schwarze Wolkenwand über den
See heran und raubte der kurzen
schwedischen Radsaison einen weiteren
Wunderschöner
Wasserweg:
Östlich des
großen Vättern
reihen sich
ungezählte
kleinere Seen
entlang
der Straßen
DIE VÄTTERNSEE-RUNDFAHRT
Am Wochenende vor Mittsommernacht ticken in der Kleinstadt
Motala, am Nordostufer des Vätternsees, die Uhren anders:
Sie ticken wie Tausende von Freiläufen. Nicht aus 60 Sekunden
besteht dann eine Minute, sondern aus 60 Radfahrern, die als
Pulk im Minutentakt zur Vättern-Rundfahrt aufbrechen – der
angeblich größten RTF der Erde. Fast 17.000 Radler machen sich
zwischen 20 Uhr abends und 5 Uhr früh auf die 300-KilometerRunde um den See. Deutsche Gäste stellen mit rund 3.000 Teilnehmern regelmäßig das stärkste ausländische Kontingent.
Da die Strecke zum Teil auf Hauptstraßen verläuft und nicht
abgesperrt ist, müssen die Veranstalter ihre Teilnehmer derart
dosiert auf die See-Runde schicken. Beleuchtung am Rad ist
übrigens Pflicht. Nur wer nach drei Uhr früh startet, darf ohne
Licht fahren, denn dann ist es im Juni bereits hell.
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Die Vättern-Runde geht auf eine Idee des Professors Sten-Otto
Liljedahl zurück. Der Mediziner bemerkte eines Tages, dass sein
Lebensstil der Gesundheit eher abträglich war und begann mit
einem befreundeten Fußballspieler und einem Musiker regelmäßig Rad zu fahren. Unterstützt vom örtlichen Radhändler
planten sie die See-Umrundung, spulten sie 1965 zum ersten
Mal ab und traten mit dem Konzept an den Sportverein von
Motala heran, der die Fahrt seit 1966 veranstaltet. Sie wird –
anders als die ein Jahr jüngere Fernfahrt Trondheim-Oslo in
Norwegen – nicht als Rennen ausgetragen. Sten-Otto Liljedahl
selbst trat bis zu seinem Tod 1982 mit der Startnummer eins an,
die seitdem nicht mehr vergeben wird.
Info über die Vättern-Rundfahrt 2005 (17. und 18. Juni) unter
www.vaetternrundan.se oder Telefon 00 46/1 41/22 32 90.
INFO
ZUR ORIENTIERUNG
Der Vätternsee liegt auf einer gedachten
Linie zwischen Göteborg an der Westküste
Südschwedens und Stockholm an der Ostküste. Von Nord nach Süd erstreckt er sich
über etwa 130 Kilometer. Mit 1.800 Quadratkilometern Fläche ist er mehr als dreimal
so groß wie der Bodensee, aber nur ein
Drittel so groß wie der westlich gelegene
TOURENCHARAKTERISTIK
Die Touren verlaufen fast durchgängig in
welligem Gelände ohne lange Anstiege,
meist auf sehr verkehrsarmen Straßen.
Im Uferbereich des Vätternsees kann
es windig werden, die übrigen Strecken
führen weitgehend geschützt durch
Wälder. Die wechselnde Asphaltqualität
(im Vergleich zu deutschen Verhältnissen
„gut“ bis „befriedigend“) lässt Reifen ab
23 Millimeter Breite angenehm erscheinen.
Ein Zweifach-Kettenblatt mit Standardübersetzung reicht völlig. Nicht alle
Nebenstrecken sind asphaltiert, doch die
Erdstraßen sind von allerfeinster Qualität.
Sie könnten auch dazu reizen, gezielt mit
dem Crossrad anzureisen und asphaltfreie
Runden zusammenzustellen.
als 20 Kilo, ist der Radtransport kostenlos,
andernfalls kostet er 80 Euro.
Vor Ort: Ein Kombi der gehobenen Klasse
kostet pro Woche inklusive Kilometer ab
etwa 400 Euro. Da man nicht unbedingt ein
Auto braucht, sind die Busverbindungen
Göteborg – Gränna eine preiswerte Alternative; einfache Strecke: rund 25 Euro.
SPRACHE
Englisch hilft überall weiter, auch Deutsch
wird häufig verstanden.
WÄHRUNG
ANREISE
Immer mit Aussicht: Blick auf den Vättern
Vänernsee. Vom Standort Gränna am südöstlichen Ufer sind es etwa 300 Kilometer
bis Stockholm und gut 150 Kilometer nach
Göteborg. Gränna eignet sich aufgrund
seiner Lage und touristischen Infrastruktur
besonders gut als Startort. Zudem besitzt
es als einer der wenigen Orte der Region
einen historischen Stadtkern aus dem
späten 17. Jahrhundert.
BESTE REISEZEIT
Mai bis Mitte September. Im wärmsten
Monat Juli erreicht die Durchschnittstemperatur fast 16 Grad (Freiburg 19 Grad,
München 17 Grad) – immerhin fünf Grad
höher als im Mai oder September. Gleichzeitig ist der Juli der regenreichste Monat
des Jahres – und derjenige mit dem stärksten Touristenandrang. Wegen der bisweilen
raschen Wetterwechsel gehört auch im
Sommer eine Windjacke ins Trikot. Die
Statistik der Vättern-Region rechtfertigt
das Vorurteil vom regenreichen Schweden
aber nicht: Der Jahresniederschlag liegt mit
etwas über 600 Millimetern deutlich unter
den 800 Millimetern des Kaiserstuhls.
Trotz der Zugehörigkeit zur Europäischen
Auto: Von Norddeutschland ist eine
Union ist Schweden kein Euro-Land.
Anreise mit Pkw und Fähre sinnvoll.
Gezahlt wird mit Schwedischen Kronen.
Die wichtigsten Fährverbindungen:
Etwa neun davon entsprechen einem Euro.
Kiel – Göteborg: 13 Stunden über Nacht;
Eurocheque-Karten funktionieren am GeldPreis für vier Personen mit Kabine und
automaten, aber nicht unbedingt an der
Pkw für Hin- und Rückfahrt ab 360 Euro
Tankstellen- oder Supermarktkasse. Hier
(Info: www.stenaline.de); von Göteborg bis
sind Kreditkarten oder Bargeld gefragt.
Gränna sind es etwa 200 Kilometer.
UNTERKUNFT
Lübeck – Travemünde oder Rostock –
Gränna und Umgebung bieten von CamTrelleborg: 7 bis 9,5 Stunden, mehrmals
pingplatz und Jugendherberge (ab 20 Euro)
täglich; Preis für Pkw und Insassen bei
am See über diverse Bed-&-BreakfastHin- und Rückfahrt ab 190 Euro (Info:
Unterkünfte bis zum Nobelhotel alles. Die
www.ttline.com). Die Strecke Trelleborg –
Preise für Übernachtung mit Frühstück im
Gränna beträgt etwa 360 Kilometer.
B&B mit Familienanschluss beginnen bei
Sassnitz – Trelleborg: 3,75 Stunden,
etwa 20 Euro, Hotel-Doppelzimmer mittleAbfahrt mehrmals täglich; Preis ab 170
rer Kategorie kosten 60 bis 100 Euro.
Euro für Hin- und Rückfahrt (Pkw und
Eine Auswahl: Hotel „Smålandsgården“,
Insassen); Info: www.scandlines.de
Frederikshavn (Dänemark) – Göteborg:
Örserum, Telefon 00 46/3 90/3 00 14;
2 bis 3,5 Stunden, Preis für die Hinwww.smalandsgarden.nu
und Rückfahrt ab 120 Euro für Pkw und
Stilvolles, ruhiges Hotel mit kleinem Park
Insassen; Infos: www.stenaline.de
und Bootssteg, zehn Kilometer östlich
Bahn: Die kürzeste
von Gränna an einem See.
Kein Alkoholausschank,
Fahrzeit mit Fahrraddas Haus gehört der Heilsmitnahme von Frankfurt
armee. Doppelzimmer mit
nach Jönköping dauert
Frühstücksbüffet kosten
etwa 16 Stunden; ab
80 Euro, Touristenlager mit
Jönköping Bustransport.
Frühstück 30 Euro.
Flugzeug: Von Deutsch„Amalias Hus“,
land nach Göteborg, von
Brahegatan, Gränna,
dort per Mietwagen oder
Telefon 00 46/3 90/4 13 23;
Bus nach Gränna. Preisbeispiel für Direktflüge:
www.amaliashus.se
Frankfurt – Göteborg
Historisches Holzgebäude
mit SAS ab 270 Euro
im Zentrum von Gränna, ei(www.scandinavian.
nige Zimmer mit Blick über
net); wiegt das Gepäck
den Vätternsee. DoppelzimVor dem Rathaus in Björkenäs
inklusive Rad weniger
mer mit Frühstück: 105 Euro.
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INFO
SÜDSCHWEDEN
„Gyllene Uttern“, E4, Gränna,
Telefon 00 46/3 90/1 08 00;
www.gylleneuttern.se
Der „Goldene Otter“ ist ein Nobelhotel mit Restaurant, untergebracht in
den ausladenden Gemäuern eines
(nachempfundenen) Schlosses mit
der besten Vätternsee-Aussicht des
südlichen Sees. Doppelzimmer mit
Frühstück: 105 bis 250 Euro.
ESSEN UND TRINKEN
Wahrscheinlich gibt es eine typisch
schwedische Küche, vielleicht auch
am Vätternsee – allein, sie drängt sich
nicht auf. In den preiswerteren Restaurants am Hafen (Hauptgerichte ab
etwa zehn Euro), serviert man internationale Mainstream-Küche von Pizza
über gegrillten Fisch bis Gyros. Edlere
Restaurants wie der „Goldene Otter“
bieten gehobene Speisen zu gehobenen Preisen. Ein guter Mittelweg kann
das „Smörgåsbord“ mancher Hotelrestaurants sein, ein oft reich bestücktes Büffet mit warmen Speisen, das
gegen Einheitspreis (ab etwa 20 Euro)
mitsamt alkoholfreien Kaltgetränken
und Kaffee offen steht.
Erfreulicher als die Abendmahlzeit –
die dort „Middag“ heißt – sieht der
falls unter öffentlicher Anteilnahme
entsteht. Die Delikatesse aus frisch
gemahlenem Mehl und vielen Samenkörnern wird inzwischen bis Paris
exportiert. Bei den Getränken liegt der
Hauptunterschied zu Deutschland in
den Preisen für Alkoholika: Bier kostet
im Restaurant etwa das Doppelte,
Wein ebenso. Kein Grund, aufs Feierabendbier zu verzichten: Die lange
geöffneten Supermärkte führen auch
Biersorten mit geringerem Alkoholgehalt zu zivileren Preisen.
Seefahrer: Uferstraße am Vättern-Nachbar Ören
Berühmt: die bunten Zuckerstangen
Insel-Hopping
FAHRRAD-SERVICE
„Team Sportia“, Smedjegatan 7,
Jönköping, Telefon 00 46/36/16 05 06
Kleinere Reparaturen auch bei:
„Lindblom Cykel & Motor“, Gränna/
Ölmstad, Telefon 00 46/36/5 21 03.
INFORMATIONEN
In Deutschland: Schwedenwerbung,
Michaelisstraße 22, 20495 Hamburg,
Telefon 0 08 00/30 80 30 80 (gebührenfrei); www.visit-sweden.com
Am Ort: Gränna Turistbyrå,
Brahegatan 38-40, Telefon
00 46/3 90/4 10 10; www.grenna.se
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Begehrt: Knäckebrot aus Gränna
KARTEN UND
LITERATUR
Start in den Tag aus: Frühstücksbüffets sind gut sortiert, von Müsli bis
Heringssalat. Tagescafés säumen vor
allem Grännas Hauptstraße. Hübsch
nostalgisch, mit gutem (italienischem)
Kaffee und einer Terrasse zum See
fällt das „Fiket“ (www.fiket.se) in der
Ortsmitte besonders auf.
Die touristisch am stärksten propagierte Spezialität sind die spiralig
dekorierten, bunten Zuckerstangen
(„Polkagriser“), die in Schauwerkstätten von Hand gerollt werden.
Infos: www.polkapojkarna.se
Für Sportler interessanter dürfte das
Knäckebrot sein, das in Gränna eben-
Reiseführer: HB Bildatlas Nr. 250
„Südschweden“, 114 Seiten, HB-Verlag, ISBN 3-616-06155-5; 8,50 Euro.
„Südschweden“, Reihe „On Tour“,
108 Seiten, Polyglott-Verlag 2004,
ISBN 3493589077; 7,95 Euro.
Karten: „Südschweden (West)“,
1:250.000, Kümmerly & Frey, ISBN
3-259-01262-1; 11,90 Euro. Präzise,
allerdings unzureichend in Sachen
Fahrbahnoberfläche.
„Gröna Kartan“,1:50.000, Nummer
7E NO/7E SV/7E NV. Präzise topografische Wanderkarten, vor Ort zu
beziehen. Bei Bestellung in Deutschland zirka 10,50 Euro.
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DIE ROUTEN
32 Kilometer, 25 Höhenmeter
Gränna – Fähre nach Tunnerstad – Ed – Näs –
Tunnerstad – Fähre nach Gränna
Die völlig flache, überwiegend landwirtschaftlich
genutzte Insel Visingsö ist eine der Attraktionen des
Vätternsees. Alle 20 Minuten setzt eine Fähre vom
Hafen in Gränna über. Radfahrern gefällt neben der
freien Sicht vor allem der geringe Autoverkehr. Ideal
für einen entspannten Kurzausflug.
Am Hafen in Visingsö der Hauptstraße Richtung
Tunnerstad folgen, nach einem Kilometer rechts ab
Richtung Norden (links geht es nach Näs am Südende). Km 9,3: Ende der Teerstraße, Wendepunkt,
bei km 16,5 rechts Richtung Näs. An der Südspitze
der Insel folgt man der Straße nach rechts, biegt bei
km 29 rechts ab. Km 30: An der Einmündung am
„Konsum“-Supermarkt rechts abbiegen und zurück
zum Hafen.
Auf die Klippe
121 Kilometer, 580 Höhenmeter,
maximal sieben Prozent Steigung
Gränna – Örserum – Adelöv – Duvebo – St. Åby –
Heda – Omberg – Borghamn – Rogslösa –
Ödeshög – Gränna
Der nördliche Bereich um den Vätternsee ist flacher
und stärker landwirtschaftlich genutzt als der
Süden. Vor allem ein Aussichtspunkt mit schmaler Einbahnstraße lockt hierher: der Omberg,
ein steiler Felsenberg, gut 100 Meter über dem
Wasser. Hier gibt es sogar einen Skilift! Nach der
Abfahrt wartet ein schöner Rastplatz im kleinen
Hafen von Borghamn.
Am Marktplatz in Gränna südwärts, nach 1,5 Kilometern der Hauptstraße Nummer 133 links unter der
Autobahn hindurch folgen. Bei km 17 links Richtung
Adelöv. Zwei Kreuzungen überqueren: bei km 25
und 34 (Wegweiser: „St. Åby“). An einer T-Kreuzung
bei km 45,5 links Richtung Ödeshög und nach 1.200
Metern rechts ab nach Heda. Dort an der Kirche links
bis zur Einmündung auf die Vorfahrtsstraße (km
55), wo man rechts dem Wegweiser „Omberg“ folgt.
Km 56,5: bergauf zum „Omberg Naturum“. Am
Wanderparkplatz mit Gasthaus (km 60) rechts hinab; die kleine Straße mündet bei km 74 in die Hauptstraße, der man rechts nach Ödeshög folgt. Dort, im
Zentrum (km 92,5), rechts zurück nach Gränna.
See-Fahrt nach Tranås
103 Kilometer, 700 Höhenmeter,
maximal fünf Prozent Steigung
Wenige Kilometer hinter Gränna klettert die Straße mehr als 100 Meter empor in eine wellige Waldlandschaft mit vielen kleinen Weilern. Tranås selbst
versprüht keinen besonderen Charme. Hinweis: Die
eingezeichnete Route direkt südlich von Tranås ist
extrem ruhig, verläuft aber phasenweise auf rauem
Asphalt. Wer deshalb lieber die Hauptstraße 32 fährt,
findet dort teilweise einen neuen Radweg vor.
Marktplatz Gränna: Elf Kilometer südwärts bis
Ölmstad, dort im Kreisverkehr links Richtung Bunn.
Bei km 25,5 rechts Richtung Vireda. Nach vier
Kilometern, an der Kreuzung bei Noby, rechts. Über
Frynnarid nach Sundhultsbrunn (km 49). Dort, an der
Einmündung zur Hauptstraße (Nr. 32), kurz rechts, nach wenigen
hundert Metern gleich wieder links Richtung Gunnarsmalen
(Alternative: gleich links der Hauptstraße nach Tranås folgen). Bei
km 52,7 links der Beschilderung „Tranås“ folgen; die verkehrsarme Straße stößt bei km 63,3 auf die Hauptstraße 32. Rechts ins
Zentrum von Tranås. Am Kreisverkehr (km 66) links, unter der Bahnlinie hindurch, und am nächsten Kreisverkehr links Richtung Vågn.
Über Duvebo (km 86,7) nach Uppgränna (km 99), dort links auf die
Hauptstraße nach Gränna.
Zum Vättern-Südpol
CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN
Gränna – Ölmstad – Bunn – Vireda – Sundhultsbrunn – Tranås – Duvebo – Uppgränna – Gränna
einbiegt. Bei km 54 erreicht man den Ort, überquert geradeaus den
Kreisverkehr und fährt bei km 55,8 rechts bergauf in die „Smedstorpsgatan“-Straße Richtung „IKHP Stugan/Egnahem“. Km 58,5:
Weiter geradeaus, nicht links (IKHP Stugan)! Km 59,4: Rechts (geradeaus Sackgasse!), nach 300 Metern wieder rechts Richtung
Gissebo. An der Hauptstraße (km 64) dieser rechts nach Ölmstad
folgen, wo man die Kreuzung bei km 78,8 geradeaus überquert.
Bei km 83,8 links aufwärts Richtung Skinnarp, Sandvik, Golfplatz –
dem Sträßchen über den Golfplatz hinweg und schließlich unter
der Autobahn hindurch Richtung See folgen. Am Ende der Abfahrt
rechts durch die historische Siedlung Röttle, zurück nach Gränna.
93 Kilometer, 580 Höhenmeter, max. sieben Prozent Steigung
Gränna – Örserum – Vireda – Lekeryd – Huskvarna – Kaxholmen –
Ölmstad – Gränna
Jönköping, die größte Stadt am See, kann in diese schöne Radrunde
eingebunden werden – problemlos von Huskvarna aus über einen
Radweg am Seeufer. Wer jedoch die Stadt, unserer Beschreibung
folgend, umgeht, gerät auf ein verwunschenes Sträßchen hoch
über dem See. Ein ebensolches hält der Abzweig kurz vor Gränna
parat. Selbstverständlich kann man die letzten Kilometer auch auf
der Hauptstraße abspulen.
Von Gränna auf Hauptstraße 133 kurz nach Süden, dann wie bei
Tour 2 unter der Autobahn hindurch ostwärts. Nach zwölf Kilometern rechts abbiegen nach Vireda, dort (km 24) rechts nach Lekeryd, wo man bei km 47,3 rechts in die Hauptstraße nach Huskvarna
Häuser als Randerscheinung: Schweden mögen‘s gern einsam
TOUR 5/ 2005
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